Website-Kopfzeile

Schöpfformenpaare

Im 13. Jahrhundert war italienischen Papiermachern ein entscheidender technologischer Durchbruch gelungen. Sie hatten nicht nur die Aufbereitung des Fasermaterials durch den Einsatz wasserradgetriebener Lumpenstampfwerke revolutioniert, sondern auch die Blattbildung. Die Papierbogen wurden nun mit neuartigen Formen mit metallenen Siebdrähten aus einer Bütte voller aufgeschwemmter Fasern geschöpft. Das Schöpfformenmachen wurde zur Tätigkeit hochspezialisierter Handwerker.

Schöpfsieb mit aufgenähtem Wasserzeichen für schattenloses Papier. Wasserzeichen: kursives RVW in ellipsenförmiger Umrahmung. Formenmacher war vermutlich Johann G. Stein. Dieses Schöpfsieb wurde paarweise mit dem hier ebenfalls gezeigten (links teilweise erkennbaren) Schöpfsieb verwendet. Es gibt zu zwei baugleichen Sieben einen Rahmen.

Ein Blick auf die Unterseite der Schöpfform offenbart, wie die einzelnen Hölzer so miteinander verbunden sind, dass die Siebfläche eben bleibt, obwohl sie allerhand Belastungen ausgesetzt ist. Zum einen müssen die Hölzer den Wechsel zwischen feucht und trocken aushalten, wenn sie nachts und am Wochenende austrocknen, zum anderen sind sie beim Abgautschen jedes einzelnen Papierbogens erheblichen mechanischen Belastungen ausgesetzt.

Die Rippdrähte der Schöpfform, die im handgeschöpften Papier ihre charakteristische Struktur als deutlich erkennbare Rippung hinterlassen, werden durch Kettdrähte in ihrer Position fixiert.

Das aus Rippdrähten und Kettdrähten bestehende Sieb wird mit einem weiteren Draht an den Querleisten der Schöpfform, den sogenannten Stegen, festgenäht.

Auf dem Sieb wird mit einem weiteren Nähdraht die ebenfalls aus Draht gebogene Figur befestigt, die dann im damit gebildeten Papierbogen jene dünneren Stellen verursacht, die anschließend im durchscheinenden Licht als Wasserzeichen wahrgenommen werden können.

Zu den zwei Formen, die zusammen das Schöpfformenpaar bilden, gehört außerdem ein hölzerner Rahmen, der abwechselnd auf die beiden Formen gesetzt werden kann. Dieser Rahmen definiert eine bestimmte Menge Papierzeug, die aus der Schöpfbütte entnommen wird und einen Bogen Papier bildet, indem das Wasser nach unten aus der Schöpfform abfließt. Dieser Rahmen gibt dem einzelnen Papierbogen sein Format und zudem durch den charakteristischen Büttenrand ein unverwechselbares Zeichen des Entstehungsprozesses.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom

Deutschen Buch- und Schriftmuseum der Deutschen Nationalbibliothek

exihibition banner