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Schauen und lernen

Die Idee, den Film für den lebenspraktischen Gebrauch, insbesondere für die didaktische Wissensvermittlung zu nutzen, ist fast so alt wie das Medium selbst. Ausgehend von Großbritannien, wo der Filmpionier Charles Urban ab 1902 Aufnahmen chirurgischer Operationen international vertrieb, verbreiteten sich Lehr- und Instruktionsfilme zu diversen Tätigkeitsbereichen noch vor dem Ersten Weltkrieg in weiten Teilen Europas. Wenngleich ihr Anteil an der gesamten Filmproduktion gering blieb, trug die Existenz solcher erzieherisch und wissenschaftlich orientierter Filme durchaus dazu bei, das Medium gesellschaftlich breiter zu verankern.

Überlegungen, Filme auch im Rahmen der militärischen Ausbildung einzusetzen, wurden bereits vor 1914 angestellt, aber zunächst nicht in die Tat umgesetzt. Erst während des Weltkriegs und der damit entstandenen Notwendigkeit, große Soldatenmassen auszubilden, begannen Militär- und Propagandabehörden von kriegführenden Staaten, Lehrfilme zu produzieren. Filme dieser Art instruierten Soldaten etwa im Einsatz von Waffen (z. B. Infanterie-Nahkampf, Deutschland 1918) oder in der Bedienung komplexer Technologien (Smoke Apparatus, Großbritannien 1918). Andere veranschaulichten technische Funktionsweisen (Déformations d‘hélice, Frankreich 1918) oder dokumentierten Experimente der Rüstungsforschung (Mitrailleuse contre tanks, Frankreich ca. 1917).

Filme der letztgenannten Art sind in größerer Zahl aus Frankreich überliefert, wo die 1915 entstandene Forschungsabteilung Direction des inventions intéressant la défense nationale viele ihrer Versuche auf Film festhielt. Eine weitere Sub-Gattung militärischer Lehrfilme sollte Soldaten im Erkennen von feindlichen Kriegstechnologien schulen, etwa von U-Booten (From a Look-outs Point of View, Großbritannien 1916). Gedreht wurden Lehrfilme abseits der Front auf Übungsarealen. Zumindest das Bild- und Filmamt der deutschen Obersten Heeresleitung verfolgte darüber hinaus Pläne, Lehrfilme auch bei Kampfeinsätzen aufzunehmen und dadurch praxisnäher zu gestalten. Sie erwiesen sich aber als nicht realisierbar.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom
Deutschen Filminstitut

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