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Im Fokus: Masken und Mythen der Kágaba

Konrad Theodor Preuss erwarb – unter aus heutiger Sicht recht fragwürdigen Umständen – zwei Masken der Kágaba für die Berliner Sammlungen: die Maske Mama Uakai (Sonnen Maske) und die Maske Mama Nuikukui Uakai oder Malkutše (Groß-Sonnen-Maske). Die beiden Objekte konnten mit modernen materialwissenschaftlichen Methoden in die Mitte des 15. Jahrhunderts datiert werden. Sie sind somit, was Preuss nicht bewusst war, vor der spanischen Eroberung angefertigt worden.

Ahnen und Naturphänomene

Die Masken stellen mythische Ahnen und Naturphänomene dar und ermöglichen dadurch dem Träger, deren Perspektive einzunehmen.

In einem der von Preuss aufgezeichneten und übersetzten Gesänge wird die Mythe des Maskenmachers Duginaui erzählt: „Priester Seižakua sang und begann eine Maske anzufertigen. Darauf nannten er und Duguinaui sich Freunde und sprachen zueinander: ‚Freund, laß uns Masken machen, Masken aller Art, um sie im Tempel niederzulegen.‘“

Maske als Zugang in eine andere Welt

Durch die Maske bekommt der Kágaba-Tänzer Einblick in eine Sphäre, die sich jenseits der für die Sterblichen sichtbaren Welt befindet. Es ist die Welt der mythischen Ahnen  und der Naturgewalten, die durch die jeweilige Maske betrachtet  als Menschen gesehen werden.

„Sonnen-Maske ging nun zu Priester Bunalyiue und sagte zu ihm: ‚Mein Enkel, wie konntest Du mir das antun?‘ – ‚Mein Enkel, wie habe ich dir etwas getan, da ich nichts [Übles] gegen dich sinne?‘ … darauf sagte Guaveižu zu Sonnen-Maske: ‚Treffe mich in Noavaka und rufe Priester Kualakultše und Priester Seižatana.‘ Nun sagte Guaveižu zur Sonne-Maske: ‚Nimm dir das Gesicht ab. ‘  … Darauf sagte die Trockenzeit-Maske zu Sonnen-Taiku: ‚Sonne erweise mir die Gefälligkeit‘, und bat um vier Tage Regen. … und es fiel Regen, wie Sonnen Taiku gebot. Es begannen dann alle den Feldfrüchten zu tanzen, damit Bohnen, Mais und Kartoffeln nicht welk würden und verfaulten. Das tat Sonnen-Taiku-Maske, wie die Väter und Priester berichtet haben.“

Mythos und Wirklichkeit

Das Tragen der Maske verschränkt also die Wirklichkeitsebenen von Mythos und Wirklichkeit. Durch die Augen der Maske sieht der Tänzer die Bewohner der mythischen Lebenswelt so, wie diese sich selbst sehen: als Menschen. Diese sehen wiederum den Maskenträger als Ihresgleichen an, da er sich durch die Maske ihnen "anverwandelt" hat. Aufgrund dieses Perspektivenwechsels kann er wie ein mythisches Wesen agieren und im Auftrag der Kágaba bei den mythischen Ahnen und Naturgeistern aktiv werden. So treten die Tänzer und Maskenträger in den Ritualen des Jahreszyklus mit den außermenschlichen Wesen und Mächten in Verbindung, um für Regen oder Trockenheit zu sorgen.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom
Ethnologischen Museum, Berlin

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