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Forschung als Abenteuer?

Vor allem die zweite große Forschungsreise, die 1913 begonnene Expedition nach Kolumbien, von der Preuss wegen des Ersten Weltkriegs erst 1919 zurückkehrte, erscheint aus heutiger Sicht als echtes Abenteuer. Zu Fundstätten und Siedlungsplätzen indigener Gruppen gelangte er mit Maultieren auf Dschungelpfaden, monatelang lebte er unter einfachsten Bedingungen in abgelegenen Indianerdörfern.

Herausforderung Wissenschaft

Allerdings sah Preuss sich nicht als „Entdecker“, denn er war sich durchaus bewusst, dass er nicht mehr zu den Pionieren der Ethnologie gehörte, denen das Verdienst zugesprochen wurde, der westlichen Welt bislang unbekannte Gebiete erstmals zu erkunden und zu dokumentieren.

... das Nächstliegende für mich war natürlich, zunächst  einen Eindruck von den prähistorisch bedeutsamen Stätten zu gewinnen ... ohne daß vorläufig daran zu denken war, in dem von Regen aufgeweichten, öfters sumpfartigen Gelände sogleich eingehende Arbeiten vorzunehmen. Dazu mußte erst an den Hauptstellen, namentlich in der Meseta Wald und Busch niedergeschlagen, von der Sonne der Trockenzeit ausgedörrt und mit Vorsicht verbrannt werden.Preuss, Monumentale vorgeschichtliche Kunst

Die Forschungsreisen zur Gewinnung wissenschaftlicher Informationen waren für Preuss kein Selbstzweck, sondern eine „unumgängliche Unterbrechung“ seiner eigentlichen wissenschaftlichen Arbeit. Der Ethnologe erreicht, führt Preuss weiter aus, „um so mehr …, je länger er an einzelnen Stellen arbeitet, und damit ändert sich die glänzende Außenseite einer Forschungsreise bedeutend.“ Gefordert war die geduldige wissenschaftliche Arbeit nach klaren methodischen Vorstellungen. Für Preuss war es deshalb eine Selbstverständlichkeit, seine Reise ganz nach seinen „Erfolgen auf wissenschaftlichem Gebiet“ auszurichten.

Akribische Planung

Ungeachtet der Gefahren und Unwägbarkeiten, denen er sich bei seinen Expeditionen auszusetzen hatte, war Preuss also ganz sicher kein romantischer Abenteurer. Er bereitete seine Reisen sehr gründlich von Deutschland aus vor, und er versuchte, sich allen Widrigkeiten zum Trotz mit großer Konsequenz an den selbst gesetzten Arbeitsplan zu halten.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom
Ethnologischen Museum, Berlin

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Zum Reisenotizbuch von Konrad Theodor Preuss (Online-Ausgabe)
Heft 1

Forschung als Abenteuer?