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100 Jahre Georg-Büchner-Preis

Stadtarchiv Darmstadt

Am 11. August 1923 wurde in Darmstadt erstmals der Georg-Büchner-Preis verliehen. Das Stadtarchiv Darmstadt nahm dieses Datum 2023 zum Anlass, eine Ausstellung zum Thema „100 Jahre Georg-Büchner-Preis“ zu gestalten.

Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt im Zeitraum 1923-1950, als der Georg-Büchner-Preis als allgemeiner Kunstpreis vom Land Hessen und der Stadt Darmstadt an Schriftsteller, Maler, Bildhauer, Schriftkünstler und Musiker vergeben wurde. Von 1923 bis 1932 erfolgte diese Verleihung jeweils an zwei Preisträger.

Nach der Übergabe an die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung wurde der Georg-Büchner-Preis in einen reinen Literaturpreis umgewandelt. Diese letzte und sehr bekannte Phase des Georg-Büchener-Preises wird in thematischen Ausschnitten präsentiert.



01

DIE RENAISSANCE GEORG BÜCHNERS ZU BEGINN DES 20. JAHRHUNDERTS



Georg Büchner

1879

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Georg Büchner’s gesammelte Werke, hg. von Karl Emil Franzos, Frankfurt a. M. 1879

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Georg Büchner war im 19. Jahrhundert lange ein Vergessener. Mehr Aufsehen erregten die literarisch tätigen Geschwister Ludwig, Luise und Alexander oder der PfungstädterFirmengründer Wilhelm Büchner. Vor allem Ludwig und Luise Büchner spielten in der Darmstädter Gesellschaft durch ihre Schriften und Initiativen eine herausragende Rolle.

In Georg hingegen sah man eher den Revolutionär und Gegner des politischen Systems, der nur durch Flucht seiner – gerechten? – Strafe entgangen war.



Die Wiederentdeckung für Theater und Literatur fand erst in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg statt. Ab 1909 erschienen eine Reihe von Gesamt- und Einzelausgaben von Büchners Werken. „Leonce und Lena“ erlebte die Uraufführung 1911 in Wien, wenn man von der als private Freilicht-Aufführung in München 1895 veranstalteten Liebhaberaufführung absieht.

Weitere Aufführungen folgten 1912 in Düsseldorf und 1913 in Berlin. „Dantons Tod“ feierte nach den Erstaufführungen in Berlin kurz nach der Jahrhundertwende weitere Erfolge, etwa 1910 am Thalia-Theater Hamburg und 1916 am Deutschen Theater in Berlin. Als letztes der drei dramatischen
Werke Georg Büchners erfuhr der „Woyzeck“ seine Uraufführung am 8. November 1913 im Münchener Residenztheater.





„Leonce und Lena“; Erstaufführung am Hessischen Landestheater, 23. Januar 1923

19.01.2023, Hessisches Landestheater Darmstadt

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

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Kurzbeschreibung
„Leonce und Lena“; Erstaufführung am Hessischen Landestheater, 23. Januar 1923

Erst nach dem Ersten Weltkrieg kam Georg Büchner endlich auch auf der Darmstädter Bühne zu Ehren. Am 24. September 1919 kam es zur Erstaufführung des „Woyzeck“.

Büchners Großneffe Anton Büchner (1887 – 1985) sprach einen Prolog. „Leonce und Lena“, 1919 zurückgestellt, wurde Anfang 1923 unter Gustav Hartung (1887 – 1946) erstaufgeführt, „Dantons Tod“ folgte zu Beginn der Spielzeit 1925/26, „Woyzeck“ in der Opernbearbeitung von Alban Berg im November 1931.

02

DER GEORG-BÜCHNER-PREIS 1922 BIS 1932



Gründungsmanifest der „Darmstädter Sezession“, veröffentlicht im Heft 6 der Zeitschrift „Tribunal“, Juni 1919, unterzeichnet von sechs späteren Büchnerpreisträgern

Juni 1919, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Neue Künstlervereinigungen wie die 1919 gegründete „Darmstädter Sezession“ oder die im selben Jahr begründete Zeitschrift „Das Tribunal“ stellten sich bewusst in die Tradition Georg Büchners.

Sie traten in die Nachfolge seines „Hessischen Landboten“, der 1919 erstmals im Druck erschien. Für die neue republikanische Landesregierung des Volksstaates Hessen stand die Förderung von Kunst und Wissenschaft weit oben auf der Agenda.



Eduard Dingeldey (1886 – 1942)

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Hessen, Hessisches Staatsarchiv Darmstadt

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Unterstützt wurden gerade Neuansätze im kulturellen Leben wie die expressionistische Strömung um das Tribunal und die Sezession sowie die moderne Bühnenarbeit des Hessischen Landestheaters.Und zu den von der Regierung geförderten Projekten gehörte auch der Georg-Büchner-Preis.

Im Sommer 1922 stellte der demokratische Landtagsabgeordnete Julius Reiber einen Antrag auf Stiftung eines „Georg-Büchner-Preises“ für hessische oder in Hessen wirkende Künstler. Er beantragte dafür Gelder im Etat Kunstförderung. Das Thema wurde der Landesregierung zur Bearbeitung aufgegeben und damit vertagt. Bei der erneuten Behandlung am 19. Juni 1923 traf der Antrag Reibers auf erheblichen Widerstand.





Erste Erwähnung des Georg-Büchner-Preises in der Darmstädter Zeitung vom 7. Juli 1922

7. Juli 1922, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Die Fraktionsvorsitzenden der beiden rechten Parteien DVP und DNVP, Eduard Dingeldey und Ferdinand Werner, störten sich sich vor allem an der Namensgebung nach einem in der Bürgerschaft lange verpöntem Revolutionär und hätten Goethe oder einen anderen Dichter vorgezogen.

Nach erregter Debatte wurde die Namensgebung nach Georg Büchner beschlossen. Dies ist die Geburtsstunde des Georg-Büchner-Preises, der künftig immer am 11. August, dem Jahrestag der Weimarer Reichsverfassung verliehen wurde. Der Tag der Verleihung ist vor dem Hintergrund der Situation Deutschlands im Jahr 1923 zu sehen.



Ankunft von Reichseisenbahnern, die aus der französischen Zone ausgewiesen worden waren, auf dem Vorplatz des Darmstädter Hauptbahnhofs, Juni 1923

Juni 1923, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Teile des Volksstaates Hessen waren französisch besetzt, zeitweise auch Darmstadt selbst. Die französische und belgische Besetzung des Ruhrgebiets und von Teilen des Rheinlands wegen ausbleibender Reparationszahlungen sowie der als Folge von der Reichsregierung ausgerufene passive Widerstand bewirkten die Ausweisung vieler Arbeiter bei der Eisenbahn und der öffentlichen Verwaltung aus den französisch besetzten Gebieten; dies verschärfte die Wohnungsnot in Darmstadt und Hessen.

Die durch die galoppierende Inflation angeheizte Wirtschafts- und Versorgungskrise führte 1923 zu einer Verarmung breiter Bevölkerungskreise und als Folge zu einer weit verbreiteten Kritik an der Republik. In dieser Situation bildete ein Bekenntnis zum Staat von Weimar und seiner Verfassung ein wichtiges Zeichen und einen Appell an die Bevölkerung, der Republik treu zu bleiben.



Urkunde zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Arnold Mendelssohn

11. August 1923 , Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Die Verleihung des Georg-Büchner-Preises vollzog sich immer in kleinem Rahmen vor geladenen Gästen durch die Staatsregierung, dazu gehörten Repräsentanten von Staat und Stadt sowie frühere Preisträger.

Lob- und Dankesreden gab es nicht. Die jeweils zwei Preisträger wurden immer erst kurz vor dem 11. August öffentlich bekannt gegeben, die Auswahl nicht begründet. Die Preisurkunden, die der Schriftkünstler Rudolf Koch schrieb und illustrierte, übergab der hessische Staatspräsident, zunächst Carl Ulrich, ab 1928 sein Nachfolger Bernhard Adelung. 



Satzung für den Georg-Büchner-Preis vom 28. März 1929

6. Mai 1929, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Das Preisgeld, 1923 inflationsbedingt 3 Millionen Mark, belief sich ab 1924 immer auf 500 RM. Sechs Jahre lang hatte der Georg-Büchner-Preis keine schriftliche Satzung, sondern bestand nur in einer Kostenstelle im Landesetat. Dies entspreche nicht mehr seinem mittlerweile erreichten Ansehen, stellte das Kultusministerium im Februar 1929 fest. Am 28. März 1929 wurde die „Stiftung, den Georg-Büchner-Preis betreffend“, als Satzung veröffentlicht.

Gegen Ende der Weimarer Republik avancierten die Preisverleihungen zunehmend zu Bekenntnissen zur republikanischen Tradition. Die Preisträger seien nicht nur für ihre Kunst ausgezeichnet worden, sondern auch als Repräsentanten des republikanischen Gedankens in der Nachfolge Georg Büchners, stellte Staatspräsident Bernhard Adelung 1930 fest.



Eröffnung des Hessischen Landtags am 16. Mai 1933, vor dem Landtagsgebäude am Luisenplatz Gauleiter Jakob Sprenger (auf dem Trittbrett), links neben ihm Staatspräsident Ferdinand Werner

16. Mai 1933, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Die Verleihung 1932 stand ganz im Zeichen der fast bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen zwischen Linken und Rechten, die die Republik ins Wanken brachten. In seiner Ansprache betonte Staatspräsident Adelung die „feierliche Verbindung dieses Preises“ mit dem Verfassungstag. Keiner der Anwesenden hat vermutlich geahnt, dass dies die letzte Verleihung des Preises für viele Jahre war.

Die nationalsozialistische Landesregierung verlieh den Preis nicht mehr. Eine offizielle Aufhebung der Satzung ist nicht bekannt.

03

PREISTRÄGER 1923 BIS 1932



Portrait von Arnold Mendelssohn

um 1900

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Arnold Mendelssohn

Arnold Mendelssohn, geboren 1855 in Ratibor, studierte ab 1876 in Berlin am Königlichen Institut für Kirchenmusik sowie an der akademischen Hochschule für Musik (1876 – 1880).

Nach ersten beruflichen Stationen in Bonn, Bielefeld und Köln wurde er 1891 auf die neu eingerichtete Stelle als Kirchenmusikmeister nach Darmstadt berufen.



Urkunde zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Arnold Mendelssohn

11. August 1923 , Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Gleichzeitig trat er die Stelle eines „Gesangslehrers an den Darmstädter Gymnasien“ an und wirkte ab 1922 als Dozent an der neu gegründeten Akademie für Tonkunst. Als Kirchenmusikmeister hielt Mendelssohn Orgelkurse für Organisten und Kantoren ab, wirkte als Orgelbausachverständiger und Leiter des Chores der Stadtkirche Darmstadt sowie als musikalischer Leiter der Jahresfeste des hessischen Kirchengesangsvereins.

Zudem war er Mitarbeiter am Gesangbuch der evangelischen Kirche im Großherzogtum Hessen. Zeit seines Lebens war Arnold Mendelssohn auch als Komponist tätig.



Wenngleich sein Œu­v­re zahlreiche weltliche Werke – drei Opern, Kammermusik, Orchesterwerke, zahlreiche Liedvertonungen – umfasste, wird sein Name heute vor allem mit der Erneuerung der Evangelischen Kirchenmusik in Verbindung gebracht. Seine geistlichen Kompositionen galten als stilprägend, gerade seine Motetten erfuhren eine weite Verbreitung.

Für sein musikalisches Wirken erhielt Arnold Mendelssohn zahlreiche Auszeichnungen, darunter den Georg-Büchner-Preis 1923 und die Ehrenbürgerschaft der Stadt Darmstadt (1930). Er starb am 18. Februar 1933 in Darmstadt.





Adam Karrillon

Anfang 20. Jahrhundert

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Adam Karillon

Adam Karrillon, geboren 1853 in Waldmichelbach, studierte 1873 – 1878 Medizin in Gießen und Würzburg und promovierte 1879 in Freiburg. Mit seiner Familie lebte er seit 1883 in Weinheim als Arzt. Er unternahm viele Reisen innerhalb Europas, aber auch ins Heilige Land, nach Kamerun und Togo sowie nach Ostasien, zum Teil als Schiffsarzt. 1918 siedelte er nach Wiesbaden über. Karrillon begann erst spät zu schreiben.





Anzeige des Litera-Verlags anlässlich der Neuerscheinung der Publikation von "Adam Karillon. Altes und Neues über ihn und von ihm" von Karl Esselborn

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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1898 erschien die Reisebeschreibung „Eine moderne Kreuzfahrt“, 1900 sein erster Roman „Michael Hely, der Dorfteufel“, der ihn bekannt machte. Es folgten weitere Romane und Erzählungen, 1917 schließlich der biographische Roman „Adams Großvater“. Der Text der Verleihungsurkunde zum Georg-Büchner-Preis sprach von Karrillon als  „warmherzigem Schilderer des heimatlichen Odenwalds“, und dem Mehrer und Pfleger „der geistigen Volksgüter.“ Adam Karrillon starb am 14. September 1938 in Wiesbaden.



Alfred Bock, gemalt anlässlich seines 70. Geburtstags 1929 im Auftrag der Stadt Gießen von Hanns Krauß

1929

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Alfred Bock

Alfred Bock, 1859 in Gießen geboren, lebte bis zu seinem Tod 1932 in seinem Elternhaus. Er unternahm viele Reisen in ferne Länder und verkehrte ausgiebig mit den Mitgliedern der Hessen-Darmstädter Gesellschaft.

Eine langjährige enge Beziehung verband ihn mit Großherzog Ernst Ludwig und seinem letzten Hofmarschall Kuno Graf von Hardenberg. Alfred Bock begann als Lyriker und veröffentlichte 1889 seine ersten Gedichte. 1898 erschien ein erster Band mit Erzählungen aus seiner Heimatstadt „Wo die Straßen enger werden“.



Alfred Bock: Der Flurschütz. Gedruckt zum 70. Geburtstag von Bock 1929 als Geschenk der Landesregierung bei der Ernst-Ludwig-Presse in Mainz durch Christian Heinrich Kleukens

1929

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Sein Roman „Der Flurschütz“ (1901) wurde von Karl Wolfskehl (1869 – 1948) sehr gelobt und 1929 anlässlich des 70. Geburtstages von Bock auf Veranlassung von Staatpräsident Bernhard Adelung (1876 – 1943) neu herausgegeben und von Christian Heinrich Kleukens (1880 – 1954) in der Ernst-Ludwig-Presse gedruckt.

Insgesamt erschienen von Bock 12 Romane und vier Bände Erzählungen. Obwohl selbst aus großbürgerlichem Hause stammend, schilderte er in seinen Werken das Leben der Bauern und Kleinbürger. Für seine literarischen Leistungen wurde ihm am 11. August 1924 der Georg-Büchner-Preis verliehen.



Paul Thesing, Selbstporträt, 1947

1947

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Quelle

Paul Thesing

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Paul Thesing

Paul Thesing, geboren 1882 im westfälischen Anholt,  studierte ab 1902 Chemie in Darmstadt und Zürich. In der Schweiz zeichnete er erste Karikaturen für Zeitschriften. 1909 ging Thesing zum Studium der Malerei nach Paris, wo er bis 1914 blieb.

Während des Ersten Weltkriegs lebte er auf Mallorca, wo er neben Karikaturen für spanische Tageszeitungen auch Landschaften, Stillleben und Porträts malte. In Darmstadt, wo er seit 1920 lebte, gehörte er dem Künstler- und Literatenkreis um die Zeitschrift „Das Tribunal“ und die „Sezession“ an.





Staatspräsident Carl Ulrich, Gemälde von Paul Thesing, 1922

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesmuseum Darmstadt

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Quelle

Fotograf: Wolfgang Fuhrmannek

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Hier arbeitete er als Karikaturist für den Hessischen Volksfreund und kommentierte das Zeitgeschehen der Weimarer Republik; außerdem war er als Bühnenbildner am Hessischen Landestheater tätig.

Seit 1949 widmete sich Paul Thesing bis zu seinem Tod 1954 wieder der Malerei und der politischen Zeichnung. 1926 erhielt er seine erste Einzelausstellung in der Kunsthalle. Bereits zwei Jahre zuvor, 1924, hatte er den Georg-Büchner-Preis erhalten.

Seine wirtschaftliche Situation bewog Thesing dazu, wieder ins Ausland zu gehen. 1929 – 1939 lebte er in Paris, auf Ibiza und auf Ischia. Obwohl einige seiner Werke als „Entartete Kunst“ aus deutschen Sammlungen entfernt wurden, kehrte Thesing 1940 nach Deutschland zurück und arbeitete in Berlin als künstlerischer Berater für die Filmgesellschaft Tobis.

Am kulturellen Wiederaufbau Darmstadts nach 1945 hatte Paul Thesing entscheidenden Anteil als Mitbegründer und erster Präsident der „Neuen Darmstädter Sezession“. Maßgeblich beteiligt war er 1947 an der Gründung der Werkkunstschule, deren erster Direktor er wurde.





Wilhelm Michel

Aus der Sammlung von

Sammlung Netuschil

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Quelle

Sammlung Netuschil

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Wilhelm Michel

Mit Wilhelm Michel wurde 1925 zum ersten Mal ein Essayist mit dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnet. Als Schriftsteller, Kunstkritiker und Feuilletonist war er vielseitig tätig. Geboren 1877 in Metz, studierte er 1896 – 1900 Rechtswissenschaften in München; dort erschienen seine ersten Veröffentlichungen. 1913 kam Michel als Schriftleiter der Kunstzeitschriften des Darmstädter Verlegers Alexander Koch nach Darmstadt.

1914 bis 1918 war er Soldat im Ersten Weltkrieg, zunächst bei der Infanterie, dann übernahm er bis Kriegsende die Schriftleitung der von der deutschen Heeresleitung herausgegebenen „Gazette des Ardennes“.



Wilhelm Michel: Darmstadts Zukunft als Kunststadt

1919

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Kurzbeschreibung
Michel beschrieb hier, Darmstadt habe sich gegen die geistigen Leistungen, die es selbst hervorbrachte, stiefmütterlich verhalten, hingegen hätten Staat und Stadt die Pflicht, den Geist nach Kräften zu verwirklichen.
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 1919 war Michel Mitbegründer der „Darmstädter Sezession“ und veröffentlichte im gleichen Jahr den programmatischen Essay „Darmstadts Zukunft als Kunststadt“.

Als Mitarbeiter am „Tribunal“ hatte er enge Beziehungen zu Carlo Mierendorff, Hans Schiebelhuth, Kasimir Edschmid und anderen Protagonisten der Darmstädter „Expressionismusszene“. Seit 1920 war er Mitarbeiter beim Hessischen Volksfreund und schrieb vor allem Kunst- und Theaterkritiken.



In den 1920er Jahren hatte sich Wilhelm Michel, der auch Mitglied des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold war, wiederholt für die Republik und gegen Antisemitismus und Nationalismus ausgesprochen.

Dazu kontrastiert erheblich, dass er als Mitglied der Reichsschrifttumskammer auch in der NS-Zeit bis zu seinem Tod am 16. April 1942 ununterbrochen publizieren durfte.





Rudolf Koch

Mitte der 1920er Jahre

Aus der Sammlung von

Sammlung Netuschil

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Quelle

Sammlung Netuschil

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Rudolf Koch

Rudolf Koch, geboren 1876 in Nürnberg, lernte in Hanau das Handwerk des Ziseleurs. Nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule in Nürnberg, der Technischen Hochschule in München sowie Stationen in Leipzig und London trat Koch 1906 in die Rudhardsche Schriftgießerei (später Gebrüder Klingspor) in Offenbach ein. Hier entwarf er in den folgenden Jahrzehnten einige wegweisende neue Schriften.

Seine Arbeit wurde unterbrochen durch seine Zeit als Soldat im Ersten Weltkrieg 1915 – 1917. Seit 1921 leitete Koch eine Schreibwerkstatt an der Technischen Lehranstalt Offenbach, später war er Professor an der Klasse für Schriftkunst an der Offenbacher Werkkunstschule.





Rudolf Koch: Das Schreib-Büchlein

1930, Offenbach

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Als ihm am 11. August 1925 der Georg-Büchner-Preis verliehen wurde, fehlte in der Würdigung der Hinweis darauf, dass Koch seit 1923 und auch in den folgenden Jahren alle Preisträgerurkunden schrieb und illustrierte.

Neben vielen Bemühungen um die Erneuerung der deutschen Schreibschrift, für die er charaktervolle Alphabete entwarf, galt Rudolf Kochs Interesse auch der Erneuerung des kirchlichen Kunsthandwerks. Er entwarf Leuchter, Abendmahlgeräte und Paramente für die Ausstattung von Kirchen. Nach Rudolf Kochs Tod am 9. April 1934 fanden im gleichen Jahr in Berlin und Leipzig Gedächtnisausstellungen statt.



Wilhelm Petersen

Fotograf: Hermann Collmann, 1926

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Fotograf: Hermann Collmann

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Wilhelm Petersen

Wilhelm Petersen, geboren 1890 in Athen und aufgewachsen in Darmstadt, studierte nach dem Abitur 1908 – 1911 in München Germanistik und Philosophie und an der Münchener Akademie für Tonkunst Dirigieren und Klavier. In München pflegte er Kontakte zu vielen Darmstädter Künstlern: Karl Thylmann, Karl Wolfskehl, Friedrich Gundolf und Stefan George.

1916 – 1918 leistete er Kriegsdienst als Dolmetscher beim Wachpersonal des Gefangenenlagers Griesheim.



Mitteilung über Verleihung des Georg-Büchner-Preises 1926 an Wilhelm Petersen und Christian Heinrich Kleukens

12. August 1926

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Petersens Symphonien Nr. 1 und 2 wurden 1921 und 1923 uraufgeführt. In den frühen 1920er Jahren entstanden in rascher Folge weitere Werke, vor allem kammermusikalische Kompositionen wie Streichquartette, Lieder für Gesang und Klavier, Sonaten für Violine und Klavier. 1926 vertonte Petersen den „Tod des Empedokles“ von Hölderlin und Shakespeares „Macbeth“ für das Landestheater Darmstadt.

Die Urkunde des Georg-Büchner-Preises aus demselben Jahr sprach von „dankbarer Anerkennung seines Schaffens im Geiste neuer musikalischer Form.“

Ab 1927 unterrichtete Petersen an der Akademie für Tonkunst Harmonielehre, Formenlehre und Gehörbildung.

Zum Stadtjubiläum 1930 erfolgte mit grandiosem Erfolg die Uraufführung seiner großen Messe durch Karl Böhm (1894 – 1981); Petersen erhielt dafür die Silberne Verdienstplakette der Stadt Darmstadt. 1935 wurde er als Professor an die Mannheimer Musikhochschule berufen.

1953 kehrte er, schwer erkrankt, nach Darmstadt zurück, wo er am 18. Dezember 1957 starb.





Christian Heinrich Kleukens beugt sich über die von ihm gedruckte Hitlerrede vom
13. Mai 1933

13. Mai 1933

Aus der Sammlung von

Sammlung Netuschil

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Quelle

Sammlung Netuschil

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Christian Heinrich Kleukens

Christian Heinrich Kleukens, 1880 in Achim bei Bremen geboren, absolvierte eine Ausbildung zum Setzer und Drucker in der „Steglitzer Werkstatt“ (Berlin), besuchte in Bremen die Kunst- und Gewerbeschule und studierte in Leipzig an der Akademie für Buchgewerbe und Graphische Künste.

1907 kam er nach Darmstadt als Dozent an den neu gegründeten Lehrateliers für angewandte Kunst und als Setzer und Drucker bei der von seinem Bruder Friedrich Wilhelm geleiteten Ernst-Ludwig-Presse, die in der Folge viele aufwändig gestaltete bibliophile Drucke herstellte.





Christan Heinrich Kleukens: Die Handpresse

1927

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Nach der Rückkehr aus dem Ersten Welkrieg gründete er einen eigenen Verlag, die Kleukens-Presse. 1927 ging Kleukens als Leiter der Mainzer Presse des Gutenberg-Museums nach Mainz.

Ein Jahr zuvor hatte ihm die hessische Landesregierung „für sein bahnbrechendes und weithin wertstiftendes Schaffen im Dienste des schönen Buches“ den Georg-Büchner-Preis verliehen.

Das Wirken von Christian Heinrich Kleukens nach 1933 zeichnete sich durch eine starke Annäherung an die NS-Machthaber aus. Er schuf zahlreiche Werke, die in Zusammenhang mit dem NS-Regime standen, war Mitglied der SA und fungierte als „Leiter der Fachgruppe Schrift und Buchkunst“ des „Kampfbundes für deutsche Kultur“.

Nach Kriegsende wirkte Christian Heinrich Kleukens noch einige Jahre in Mainz, bevor er sich in sein Haus in Trautheim bei Darmstadt zurückzog, wo er 1954 starb.





Autogrammkarte von Johannes Bischoff

Ende der 1920er Jahre

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Johannes Bischoff

Johannes Bischoff, geboren 1874 in Berlin, war in den 1920er Jahren einer der großen Stars am hessischen Landestheater.

Intendant Paul Eger hatte ihn 1917 nach Darmstadt verpflichtet, wo er bis 1930 fest engagiert blieb und bis zu seinem recht frühen Tod am 10. Oktober 1936 häufig als Gast auftrat.

Johannes Bischoff, „der gewichtige Heldenbariton der Darmstädter Oper“ (Hermann Kaiser) übernahm Haupt- und Titelrollen etwa in Siegfried Wagners „Sonnenflammen“ (1918), in Richard Strauß‘ „Frau ohne Schatten“ (1920), in Verdis „Falstaff“ (1923), Paul Hindemiths „Cardillac“ (1927) und Mussorgskys „Boris Godunow“ (1927).

Am 11. August 1927 wurde ihm der Georg-Büchner-Preis verliehen, als erstem (und einzigem) darstellenden Künstler.





Bericht der Darmstädter Zeitung über die Zuerkennung des Georg-Büchner-Preises an Johannes Bischoff und Kasimir Edschmid

11. August 1927

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Friedrich Noack (1890-1958) urteilte in seinem Nachruf, dass sich in Bischoff „bedeutendste Gesangskunst, scharfes schauspielerisches Charakterisierungsvermögen und ungewöhnliche Musikalität zu einer Gesamtleistung verbanden, die stets zu den charaktervollsten und am meisten anerkannten Eindrücken bei den Aufführungen gehörten.“



Kasimir Edschmid, Aquarellierte Zeichnung von Hartmuth Pfeil

1931

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Kasimir Edschmid

Kasimir Edschmid wurde 1890 als Eduard Hermann Wilhelm Schmid in Darmstadt geboren. Nach dem Abitur studierte er 1909 – 1914 Romanistik, Geschichte und Germanistik. In Gießen bestand er 1914 das Examen für das Lehramt an Gymnasien ging jedoch nie in den Schuldienst.

Schon 1911 und 1913 waren unter dem Pseudonym „ED Schmid“ zwei Gedichtbände erschienen.



Ab 1914 veröffentlichte Kasimir Edschmid unter diesem Pseudonym nur noch Prosatexte. Literarische Bekanntheit als „Wortführer des Expressionismus“ erlangte er durch die Novellenbände „Die sechs Mündungen“ und „Das rasende Leben“ (beide 1915 veröffentlicht) sowie „Timur“ (1916). Er stand dem Kreis um die „Dachstube“ nahe, für dessen Organ „Das Tribunal“ er 1919 unter anderem das Geleitwort der ersten Ausgabe verfasste. Ebenfalls 1919 war er Mitgründer der „Darmstädter Sezession“.

Mit der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Kasimir Edschmid bewies das Landesamt für das Bildungswesen Mut, da er in seiner literarischen Wirkung durchaus umstritten war.





Kasimir Edschmid; Die Karlsreis, erschienen im Verlag Die Dachstube

1918

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Der Text der Verleihungsurkunde deutete Edschmids literarische Grundhaltung an, der Büchner-Preis wurde verliehen „für sein vom Geiste neuer Zeit und neuer Sprachform geprägtes Schaffen.“

In den 1920er Jahren bereiste Kasimir Edschmid zahlreiche Länder in Europa, Afrika und Südamerika und avancierte durch seine Reiseberichte zum bedeutendsten deutschen Reiseschriftsteller seiner Zeit

Obwohl 1933 Bücher von ihm bei „Bücherverbrennungen“ dem Feuer übergeben wurden, wollte er weiter publizieren und musste deshalb thematische Zugeständnisse an die neuen Machthaber leisten. 1941 – 1949 lebte er mit der Familie zunächst in Tirol und dann im oberbayerischen Ruhpolding in der Hoffnung, dort weitgehend unbehelligt leben zu können.

Erst 1949 kehrte die Familie nach Darmstadt zurück und konnte 1955 ein Haus der Neuen Künstlerkolonie am Fuße der Rosenhöhe beziehen. Nach 1945 bis zu seinem Tod 1966 entwickelte sich Kasimir Edschmid zum „Schriftstellerfunktionär“.

Er war von Beginn an Mitglied des neu gegründeten PEN-Zentrums, und später dessen Generalsekretär. Als Vizepräsident der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung gelang es ihm, die Akademie nach Darmstadt zu holen und ihr den Georg-Büchner-Preis zu übertragen. Für seine Verdienste ernannte ihn die Stadt Darmstadt 1960 zum Ehrenbürger.





Richard Hoelscher und seine Frau Anna Hoelscher

Mitte der 1920er Jahre

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Richard Hoelscher

Richard Hoelscher, geboren 1867 in Alsfeld, studierte 1883 – 1887 an der Akademie der bildenden Künste in Kassel und kam 1890 als Zeichenlehrer an das Neue Gymnasium nach Darmstadt. 1892 hatte er in der Darmstädter Kunsthalle seine erste Ausstellung.

1898 war er Gründungsmitglied der „Freien Vereinigung Darmstädter Künstler“ und übernahm 1923 in der Nachfolge Adolf Bayers (1869 – 1953) den Vorsitz. Die Vereinigung bildete einen konservativen Gegenpart zur expressionistisch-revolutionären „Darmstädter Sezession“. 1914 verließ Richard Hoelscher den Schuldienst, um sich ganz der Tätigkeit als Künstler zu widmen.



Richard Hoelscher, Küferei

1914

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesmuseum

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Er schuf vor allem Landschaftsdarstellungen, deren Motive er in der Umgebung von Darmstadt und in seiner Heimat in der Schwalm fand. Daneben entstanden Stillleben, Porträts und bäuerliche Alltagsszenen. Für das Treppenhaus des Darmstädter Realgymnasiums entwarf er 1919 – 1921 acht Wandbilder („Siegfriedbilder“). 1928 wurde Richard Hoelscher der Georg-Büchner-Preis zuerkannt. Seine eher einfachen Kompositionen sowie seine umfangreichen Bild-Zyklen waren bis 1933 weitgehend unpolitisch.

Ab 1934 schloss er sich jedoch deutlich der nationalsozialistischen Kunstauffassung an und nahm 1935, 1940 und 1941 an großen Ausstellungen in Darmstadt teil. Noch kurz vor seinem Tod am 13. März 1943 wurde ihm zum 75. Geburtstag die Ehrenmünze der Stadt Darmstadt verliehen.



Porträtzeichnung von Well Habicht

12. August 1928, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Well Habicht

Geboren 1884 in Oberstein/Nahe, lebte Habicht seit seiner Kindheit in Darmstadt, studierte nach dem Abitur an der Technischen Hochschule Architektur und legte seine Abschlussprüfung als Diplom-Ingenieur 1909 in Dresden ab, dem ein Studium der Bildhauerei an der dortigen Kunstakademie folgte.

1919 war Well Habicht Mitgründer der „Sezession“ und gehörte zum Autorenkreis der Zeitschrift „Tribunal“, hier schloss er eine lebenslange Bekanntschaft mit Kasimir Edschmid.





Niebergallbrunnen auf der Insel, von Well
Habicht zum Stadtjubiläum 1930 geschaffen

Fotograf: Ernst Luckow, Ende der 1930er Jahre, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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 1921 – 23 übernahm er die künstlerische Leitung der Großherzoglichen Keramischen Manufaktur in Darmstadt. Nach einem längeren Aufenthalt in Wien lebte Well Habicht ab 1927 als freischaffender Künstler wieder in Darmstadt und betrieb eine Lehrwerkstätte für freie und angewandte Plastik auf der Mathildenhöhe.

Verwiesen seine frühen Skulpturen noch auf kubistische Vorbilder, entstanden in den 1920er Jahren vornehmlich keramische Arbeiten in der Tradition des Jugendstils und des Art déco, vor allem für Brunnenfiguren und sonstige Arbeiten im öffentlichen Raum.



Märchenbrunnen „Die Bremer Stadtmusikanten“ von Well Habicht

1938-1944, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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In den Jahren nach 1933 entwarf er monumentale Figuren, Soldaten und Reichsadler für Kasernen in Wetzlar und Gelnhausen.

Nachdem sein Atelier in der sogenannten "Brandnacht" zerstört worden war, lebte er seit 1944 in Bensheim. 1954 bezog er ein von der HEAG für ihn eingerichtetes Atelier in einem Transformatorenhäuschen in der Roßdorfer Straße in Darmstadt. In den nächsten Jahren entstanden zahlreiche Akt-, Tier- und Brunnenplastiken, vor allem für Kinderspielplätze und Parkanlagen.

Habicht starb am 2. Dezember 1966 in Darmstadt.



Carl Zuckmayer

1932

Aus der Sammlung von

Sammlung Netuschil

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Quelle

Sammlung Netuschil

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Carl Zuckmayer

Carl Zuckmayer, geboren 1896 in Nackenheim am Rhein, ist der mit Abstand bekannteste Träger des Georg-Büchner-Preises der Dekade von 1923 – 1932. Er meldete sich nach absolviertem Notabitur im August 1914 freiwillig zum Kriegseinsatz und war bis 1918 als Artillerieoffizier an der Westfront eingesetzt. Nach Kriegsende studierte er zunächst Jura in Frankfurt und Heidelberg, wo er enge Freundschaft mit Carlo Mierendorff (1897 – 1943) schloss, und schlug sich in den nächsten Jahren mit verschiedenen Gelegenheitsarbeiten durch, seine ersten Stücke für die Bühne waren Misserfolge.

Schlagartig bekannt wurde er durch das 1925 uraufgeführte Stück „Der fröhliche Weinberg“, das, obwohl von der Kritik zum Teil negativ aufgenommen, zum meistgespielten Theaterstück der 1920er Jahre wurde. Auch seine nächsten Stücke, der „Schinderhannes“ und „Katharina Knie“, waren erfolgreich und ebenso bei der Kritik umstritten.



Carl Zuckmayer widmete sein Stück „Des Teufels General“ im Juli 1945 den drei Opfern des 20. Juli 1944 Theodor Haubach, Wilhelm Leuschner und Helmuth von Moltke

1949, Frankfurt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Seinen größten Erfolg in den Jahren vor 1933 hatte Carl Zuckmayer mit der 1931 am Deutschen Theater in Berlin uraufgeführten Komödie „Der Hauptmann von Köpenick“. Den Nationalsozialisten war die antimilitaristische Tendenz des Stücks zuwider. 1933 erhielt Zuckmayer demzufolge Aufführungsverbot. Er lebte ab 1933 in Österreich, musste nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland fliehen, emigrierte in die Schweiz und 1939 in die USA.

1946 kehrte Zuckmayer nach Europa zurück und erlebte die Uraufführung seines erfolgreichsten Nachkriegsstückes mit: „Des Teufels General“. In den 1950er Jahren war er der erfolgreichste deutsche Dramatiker, zahlreiche seiner Stücke wurden verfilmt. 1957 ließ sich Carl Zuckmayer endgültig in Saas-Fee nieder und erwarb die Schweizer Staatsbürgerschaft. Am 18. Januar 1977 starb er in Visp in der Schweiz.



Adam Antes

Mitte der 1920er Jahre

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Adam Antes

Adam Antes, geboren 1891 in Worms, absolvierte in den Jahren 1905 bis 1908 eine Lehre als Steinbildhauer. 1919 ließ er sich in Darmstadt nieder und bezog ein Atelier im Olbrichweg.

Hier gehörte er zu den Gründern der „Darmstädter Sezession“. Nach expressionistischen Frühwerken fand Antes in den 1920er Jahren seinen Stil in einer gefälligeren Formgebung.



„Der Bildhauer Antes, der seine Jugend am Fuß des Wormser Doms verbracht hat, zeigt in allen seinen Gestalten und Gesichten den heroischen Widerstreit: gleichzeitig die erhabene Ausdruckskraft seiner heimatlichen Tradition zu halten und ebenso entschlossen Mann seiner Zeit zu sein.“

Kasimir Edschmid 1928 über Adam Antes



1929 trug ihm die Wertschätzung der Kunstszene den Georg-Büchner-Preis ein. Nach 1933 biederte sich Antes den Nationalsozialisten an und schuf Hitlerbüsten für das städtische Fürsorgeamt und den Ratsherrensaal. Für seine auf der Großen Deutschen Kunstausstellung in München gezeigte Mussolini-Büste erhielt er von Hitler persönliches Lob.

Nach dem Verlust seines Ateliers auf der Mathildenhöhe im September 1944 lebte Adam Antes wieder in Worms, wo er 1984 starb. In den 1950er Jahren erhielt er in Darmstadt etliche Aufträge für Werke der Kunst am Bau und für Freiplastiken.





Nikolaus Schwarzkopf

Emil Stumpp, Kreidelithographie, vor 1941

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Emil Stumpp

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Nikolaus Schwarzkopf

Geboren 1884 in Urberach, absolvierte Schwarzkopf die Ausbildung zum Volksschullehrer und bekleidete Lehrerstellen in Mainz, Neckarsteinach und Ockenheim bei Bingen.

Nach 20 Jahren im Schuldienst ließ er sich 1924 frühpensionieren und übersiedelte nach Darmstadt, wo er bis 1933 Mitarbeiter der Volkshochschule war und als freier Schriftsteller lebte. Noch im Schuldienst erschienen Schwarzkopfs erste Erzählungen, „Greta Kunkel“ (1913) und „Maria am Rhein“ (1919).

Zu einem großen Erfolg sollte sein Roman über Matthias Grünewald werden, dessen erste Fassung unter dem Titel „Der Barbar“ ihm den Büchner-Preis 1930 eintrug. Nikolaus Schwarzkopf, der sich als bekennender Sozialist verstand, verlor 1933 seine Stellung bei der Volkshochschule und zog sich 1937 in die Anonymität der Großstadt Berlin zurück. Dennoch konnte er 1941 seinen Erfolgsroman „Der Feldhäfner“ veröffentlichen.

In den letzten Kriegstagen verlor er seine linke Hand durch Tieffliegerbeschuss. Die Familie zog nach dem Krieg zunächst nach Urberach und 1951 nach Darmstadt, wo Nikolaus Schwarzkopf bis zu seinem Tod am 17. Oktober 1962 lebte.





Johannes Lippmann, Selbstbildnis

Johannes Lippmann

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Johannes Lippmann

Johannes Lippmann, geboren 1858 in Offenbach, erhielt Zeichenunterricht bei Hermann Müller (1841 – 1934) an der Offenbacher Kunstgewerbeschule später bei dem Bildhauer Joseph Keller und dem Frankfurter Maler Ferdinand Klimsch.

1875 – 1878 studierte er in Dresden und Frankfurt am Main. 1880 – 1908 arbeitete er als Lithograph in Offenbach für die Lithographische Anstalt Schoembs, deren künstlerischer Leiter und Mitinhaber er später wurde.





Einladung zur Ausstellung zum 75. Geburtstag von Johannes Lippmann in der Kunsthalle Darmstadt

8. Oktober bis 12. November 1933

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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1908 ließ sich Lippmann mit seiner Familie in Lichtenberg im Odenwald nieder, wo er als freischaffender Maler wirkte und in seinen Werken vor allem Odenwälder Menschen und Landschaften festhielt.

Anlässlich seines 70. Geburtstags veranstaltete der Darmstädter Kunstverein 1928 eine Ausstellung in der Kunsthalle. Die Gemeinde Lichtenberg ernannte Johannes Lippmann im selben Jahr zum Ehrenbürger. Der Georg-Büchner-Preis wurde „dem treuen und meisterlichen Schilderer Odenwälder Menschen und Landschaften“, am 11. August 1930 verliehen.

Am 8. Februar 1935 starb Johannes Lippmann in Darmstadt.



Alexander Posch

Aus der Sammlung von

Sammlung Netuschil

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Quelle

Sammlung Netuschil

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Alexander Posch

Mit dem 1890 geborenen Alexander Posch wurde erstmals ein Künstler nicht aufgrund seiner künstlerischen Leistung, sondern als Funktionär und Vorsitzender der „Darmstädter Gruppe“ sowie des Gaues Hessen des Reichsverbandes deutscher bildender Künstler ausgezeichnet.

Posch absolvierte in Darmstadt 1904 – 1907 eine dreijährige Ausbildung bei dem Glaskünstler Hans Müller-Hickler und besuchte anschließend die private Malschule von Adolf Beyer. Nach Studienaufenthalten in München und Wien sowie zwei Jahren Kriegsdient kehrte er 1917 nach Darmstadt zurück und lebte von nun an als freischaffender Künstler.

Gemeinsam mit Hartmuth Pfeil und Marcel Richter gründete er 1920 die „Darmstädter Gruppe“, die sich dezidiert als Gegenpol zur stärker politisch ausgerichteten „Darmstädter Sezession“ verstand und stilistisch weitgehend der Neuen Sachlichkeit zugeordnet werden konnte. Als Maler und Organisator war Alexander Posch in zahlreichen Ausstellungsausschüssen und Verbänden aktiv.

In der NS-Zeit musste er seine Funktionärsämter aufgeben und konnte nur noch gelegentlich ausstellen. In der sogenannten "Brandnacht" verlor er seine Frau und mit seinem Atelier in der Heinrichstraße große Teile seines künstlerischen Werks. Nach 1945 wurde Alexander Posch Mitglied des „Kunstverein Darmstadt“ und der „Neuen Darmstädter Sezession“. Er starb am 2. August 1950.





Hans Simon, Porträt

1950er Jahre

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Hans Simon

Hans Simon, geboren 1897 in Darmstadt, studierte nach dem Abitur am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt am Main und erhielt seine erste Stellung am Hessischen Landestheater Darmstadt.

Nach weiteren beruflichen Stationen ließ sich Simon 1927 dauerhaft in Darmstadt nieder.





Uraufführung der Oper Valerio am Hessischen Landestheater

2. Mai 1931

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

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Einige seiner Kompositionen erlebten hier ihre Uraufführung, darunter die erste Symphonie (1928) sowie mit „Valerio“ seine einzige Oper. Die sehr erfolgreiche Uraufführung von „Valerio“ am 2. Mai 1931 war sicher ausschlaggebend für die Verleihung des Georg-Büchner-Preises 1931.

Schon früh zeigte sich Hans Simon als überzeugter Anhänger des Nationalsozialismus, was seiner Karriere förderlich war



Klavierauszug der Oper „ Valerio“ mit persönlicher Widmung von Hans Simon zum Tag der Uraufführung

2. Mai 1931

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

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Nach einem halben Jahr als Direktor der Akademie für Tonkunst ging Simon im Herbst 1933 als Kapellmeister nach Braunschweig, wirkte 1935 – 1940 am Opernhaus in Breslau und danach am Lehrstuhl für systematische Musikwissenschaft in Berlin.

Seit 1945 lebte und arbeitete Hans Simon in St. Ingbert im Saarland, wo er am 14. Dezember 1982 starb.



Adolf Bode, Selbstporträt

Adolf Bode, 1964, Offenbach

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Adolf Bode

Adolf Bode, geboren 1904, studierte ab 1924 Malerei in Stuttgart und München. Einen wichtigen Einfluss auf seine Malerei hatten Studienreisen nach Holland (1928/29), Paris (1930/1931) und in die Schweiz.

Seit 1928 war Bode Mitglied der Künstlervereinigungen „Darmstädter Gruppe“ und „Darmstädter Sezession“.



Adolf Bode, Frankfurter Straße

Ölgemälde, 1947

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Mehrere Ausstellungen in Darmstadt machten auf den jungen Künstler, der vor allem Landschaften und Stillleben malte, aufmerksam.

Am 15. August 1932 erhielt Bode den Georg-Büchner-Preis, mit 28 Jahren war er der bisher jüngste Preisträger. Während des Zweiten Weltkriegs war Bode 1940 – 1943 in Frankreich, Russland und auf dem Balkan stationiert, was ihn und seine Kunst mitprägte.

Seit 1945 lebte er wieder in Offenbach, malte und schuf Werke der Kunst am Bau. Adolf Bode starb am 3. Juni 1970 in Offenbach.



Albert H. Rausch

1912

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Albert H. Rausch

Geboren am 5. Mai 1882 in Friedberg, studierte Rausch in Gießen Germanistik, Romanistik und Geschichte und unternahm in den folgenden Jahren ausgedehnte Reisen nach London, Paris, Rom, Zürich und Genf. Ab 1907 erschienen erste Veröffentlichungen, vor allem Lyrikbände. Später folgten Novellen und Erzählungen.

Werke wie „Südliche Reise“, „Vorspiel und Fuge“ und „Eros Anadymenos“ gehörten zu den schönsten Schöpfungen der europäischen Dichtkunst, es seien „Meisterstücke deutscher Sprache, ätherklare zeitlose Dokumente deutscher Universalität“, würdigte ihn Fritz Usinger anlässlich der Büchner-Preisverleihung 1932.



Im gleichen Jahr erschien mit „Ball auf Schloss Kobolnow“ Rauschs erster großer Bucherfolg, schon unter dem Pseudonym „Henry Benrath“. Ebenfalls erfolgreich war die Romantrilogie der drei Kaiserinnen Konstanze, Galla Placidia und Theophanu (1935-1940). Obwohl Rausch/Benrath als Homosexueller Verfolgung zu befürchten hatte, war er mit der NS-Ideologie durchaus einverstanden.

Bis 1939 lebte er in Frankreich, dann in der Schweiz, seit 1943 zurückgezogen in Magreglio am Comer See, wo er am 11. Oktober 1949 starb.



04

DER GEORG-BÜCHNER-PREIS AB 1946



Hochzeitsturm und Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe Darmstadt

1945, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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ZERSTÖRUNG UND KULTURELLER WIEDERAUFBAU

Das Darmstädter Kulturleben war im September 1944 zum Erliegen gekommen. Theater, Konzertsäle und Ausstellungshallen lagen in Trümmern.

Der Stadtverwaltung war trotz der schwierigen Versorgungssituation sehr an einer Wiederbelebung des kulturellen Lebens gelegen, auch um den mühevollen Alltag der Bevölkerung etwas erträglicher zu gestalten.



König Ödipus, aufgeführt von Schüler:innen des Ludwig-Georgs-Gymnasium vor der Ruine des Ausstellungsgebäudes Mathildenhöhe

1947, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Fotograf: Pit Ludwig

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Das bewusste Anknüpfen an die Tradition Darmstadts als Kunst- und Kulturstadt vor 1933 sollte helfen, der schwer zerstörten Stadt, die dazu noch ihre frühere Funktion als Hauptstadt und Regierungssitz verloren hatte, eine neue Identität zu verleihen.

Der Neubeginn städtischer Kulturpolitik führte zur erstmaligen Errichtung einer Kulturverwaltung. Kulturreferent Wolfgang Steinecke initiierte ab Herbst 1945 erste Konzert- und Vortragsreihen mit dem vorläufigen Höhepunkt der „Werbewoche für den kulturellen Wiederaufbau“ (16. – 24. März 1946).



Mitglieder der "Neuen Darmstädter Sezession" bei der Trümmerbeseitigung auf der Mathildenhöhe

1946

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Ruine des Hessischen Landestheaters Darmstadt

1946, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Im Dezember 1945 hatte die „Neue Darmstädter Sezession“ eine Ausstellung unter dem programmatischen Titel „Befreite Kunst“ gestaltet. Der Sezession war es vorbehalten, mit ihrer ersten Sommerausstellung am 25. Juli 1948 die zum Teil wiederhergestellten Ausstellungshallen auf der Mathildenhöhe einzuweihen.

Das Hessische Landestheater konnte seinen Spielbetrieb im Dezember 1945 in der Orangerie wieder aufnehmen.



Vortrag für Kinder in der „lecture hall“ des Amerikahauses

Juni 1949, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Im Januar 1946 folgte die Landesmusikschule (Akademie für Tonkunst), im Februar begann auch die Volkshochschule wieder mit ihren Kursen. Auch die Besatzungsbehörden beteiligten sich an den städtischen Volksbildungsbestrebungen.

Das am 6. Januar 1947 eröffnete Amerikahaus bot ein weit gespanntes Kulturprogramm mit Ausstellungen, Filmvorführungen, Vorträgen und Konzerten.



Kulturreferent Wolfgang Steinecke (1910 – 1961) in seinem Büro

1946, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Internationales Musikinstitut Darmstadt

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Quelle

Internationales Musikinstitut Darmstadt

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WIEDERBEGRÜNDUNG DES GEORG-BÜCHNER-PREISES 1946

Aus dem Bestreben heraus, der nach 1933 verbotenen zeitgenössischen Musik wieder Gehör zu verschaffen, veranstaltete Kulturreferent Wolfgang Steinecke 1946 „Ferienkurse für Internationale Neue Musik“.

Deren Abschluss bildete eine „Woche der internationalen Musik“, in deren Rahmen am 29. September erstmals seit 1932 der Georg-Büchner-Preis verliehen wurde.



Weihnachtsfeier für amerikanische Schulkinder in Darmstadt

1947, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Die Anregung zur Wiederbegründung des Preises ging vermutlich auf den ursprünglichen Initiator Julius Reiber zurück, der Ende März 1945 von Oberbürgermeister Ludwig Metzger zum Bürgermeister und Stadtschulrat ernannt wurde.

Konflikte um den Namensgeber wie 1923 waren nicht mehr zu erwarten. Georg Büchner erlebte nach 1945 seinen endgültigen Durchbruch in Literatur und Theater. Auch der amerikanischen Militärregierung gegenüber konnte man mit der Namenswahl die demokratische Gesinnung von Stadt- und Landesregierung demonstrieren.



Ludwig Metzger (1902 – 1993)

Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Träger des Georg-Büchner-Preises waren nun die Stadt Darmstadt und das Regierungspräsidium Darmstadt, die sich das Preisgeld von 1.000 RM teilten.

Die früheren Kriterien für die Vergabe des Georg-Büchner-Preises wurden aufrechterhalten: Der Preis ging bis 1950 an hessische Künstlerinnen und Künstler aller Sparten aus Literatur, Musik und Kunst, allerdings nicht mehr wie früher an zwei Künstler zugleich. Kriterium waren die künstlerische Begabung und die Förderbedürftigkeit. 



Kurt Heyd (1906 – 1981)

1946, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Erheblichen Einfluss auf die Findung der Preisträger hatte auch Kurt Heyd, Pressesprecher beim Regierungspräsidium und damit für den Georg-Büchner-Preis verantwortlich.

Er hielt die Laudationes auf die beiden ersten Preisträger nach 1945, Fritz Usinger und Anna Seghers.

05

PREISTRÄGERINNEN UND PREISTRÄGER 1945 BIS 1950



Fritz Usinger, Porträt

1970er Jahre, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Fritz Usinger

Geboren 1895 in Friedberg, studierte Fritz Usinger nach dem Abitur 1913 Romanistik, Germanistik und Philosophie. Seit 1915 kämpfte er als Soldat im Ersten Weltkrieg.

Nach einer Verwundung gelang es Albert H. Rausch, den er aus Friedberg kannte, ihn als Redakteur an die von der deutschen Heeresverwaltung herausgegebene Gazette de Lorraine in Metz zu versetzen. Dort lernte er Theodor Haubach und Carlo Mierendorff kennen.



Fritz Usinger, Hymne

1918, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Im Verlag der „Dachstube“ erschienen seine ersten Gedichtbände „Der ewige Kampf“ mit Radierungen von Carl Gunschmann (1918) und „Große Elegie“ (1920).

1918 nahm Fritz Usinger sein Studium wieder auf und promovierte 1921 in Gießen. Danach arbeitete er als Lehrer in Bingen, Mainz, Offenbach und Bad Nauheim. 1949 ließ er sich in den Ruhestand versetzen und war seitdem als freischaffender Schriftsteller tätig.

Wie viele seiner Schriftstellerkollegen arrangierte sich Fritz Usinger nach 1933 mit dem NS-Regime und veröffentlichte zwischen 1934 und 1940 mehrere Lyrik- und Essaybände. 

Auch nach 1945 schrieb er Essays und Aufsätze zu Themen der Literatur und Kunst. Zentral blieb jedoch sein lyrisches Werk. Als erster Nachkriegsband erschienen 1947 die „Hesperischen Hymnen“. Insgesamt publizierte er mehr als zehn Gedichtbände und vierzehn Bände mit Essays.





Bericht über die erste Verleihung des Georg-Büchner-Preises nach dem Zweiten Weltkrieg an Fritz Usinger

1. Oktober 1946, Darmstadt

Aus der Sammlung von

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Am 29. September 1946 erhielt Fritz Usinger als erster Preisträger den wieder zum Leben erweckten Georg-Büchner-Preis. Kurt Heyd wies in seiner Laudatio besonders auf die Verbindungen Usingers zum Kreis der Dachstube und des Tribunals hin. Viele der Freunde aus jener Zeit seien in den letzten Jahren gestorben

Fritz Usinger selbst setzte sich dafür ein, dass die Mitglieder des Kreises um die „Dachstube“ nicht in Vergessenheit gerieten, und gab Werksammlungen von Hans Schiebelhuth und Carlo Mierendorff heraus.

1949, in demselben Jahr, in dem er seinen Lehrberuf aufgab, gehörte Fritz Usinger zu den Gründungsmitgliedern der Deutschen Akademie für  Sprache und Dichtung und wurde 1953 zu einem der Vizepräsidenten gewählt. Außerdem war er Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und des PEN-Zentrums. Fritz Usinger starb am 9. Dezember 1982 in seiner Geburtsstadt Friedberg.



Hans Schiebelhuth, Porträt

1930er Jahre, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Hans Schiebelhuth

Nach dem Abitur an der Ludwigs-Oberrealschule ging der 1895 in Darmstadt geborene Hans Schiebelhuth 1913 zum Studium nach München. Dort schloss er Freundschaft mit seinem späteren Förderer Karl Wolfskehl, mit dem Dichter Fritz Usinger und dem Scherenschnittkünstler Ernst Moritz Engert.

Schon seit seiner Jugendzeit war er zudem mit Carl Gunschmann, Carlo Mierendorff und Kasimir Edschmid befreundet. Alle vier verband die gemeinsame Arbeit für die Zeitschriften „Dachstube“ und „Tribunal“ sowie die Beteiligung an der Gründung der „Darmstädter Sezession“.





Hans Schiebelhuth und Carl Gunschmann als Schüler

1912

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Als eines der ersten Werke Schiebelhuths entstanden 1913 zwölf Monatsgedichte unter dem Titel „Der kleine Kalender“, die 1919 als Heft 5 der Flugschriftenreihe „Die kleine Republik“ im Dachstuben-Verlag erschienen.

Bei Ausbruch des Ersten Weltkriegs meldete sich Schiebelhuth als Kriegsfreiwilliger und kämpfte bis Kriegsende als Frontsoldat. 1920 kehrte er nach Darmstadt zurück und verdiente einen Teil seines Lebensunterhalts mit feuilletonistischen Arbeiten für Zeitungen und Zeitschriften. Daneben veröffentlichte er 1920 im Dachstuben-Verlag eine Sammlung „neo-dadaistischer Ungedichte“ unter dem Titel „Hakenkreuzzug“. 1921 folgte der Gedichtband „Wegstern“, der zahlreiche Gedichte aus vergangenen Jahren vereinte.

Nach der Hochzeit mit Alice Trew Williams, der Tochter eines reichen amerikanischen Geschäftsmanns, lebte er ab 1926 in den Vereinigten Staaten und versuchte vergeblich, in Hollywood beim Film Fuß zu fassen.

Ab 1930 lebte das Ehepaar Schiebelhuth wieder in Deutschland und seit 1932 in Darmstadt. Hans Schiebelhuth übersetzte nun amerikanische Literatur ins Deutsche, vor allem Romane von Thomas Wolfe. In Darmstadt entstand auch seine letzte lyrische Veröffentlichung, die „Schalmei vom Schelmenried“ mit drei großen Versballaden und illustriert mit handkolorierten Zeichnungen von Alfred Kubin.





Titelblatt von "Hans Schiebelhuth: Der Hakenkreuzzug. Neo-dadaistische Ungedichte", Verlag der Dachstube.

Hans Schiebelhuth, 1920, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Viktor Joseph Kuron

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Dem Nationalsozialismus stand Hans Schiebelhuth ablehnend gegenüber, dennoch blieb er in Deutschland wohnen, seine zahlreichen bis 1937 entstandenen Gedichte wurden jedoch erst posthum veröffentlicht. 1937 verließ er Deutschland, um sich in den USA wegen eines Herzleidens behandeln zu lassen.

Die Hoffnung auf baldige Genesung bewahrheitete sich nicht und der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und der Kriegseintritt der USA 1941 machten eine Rückkehr nach Deutschland unmöglich. Hans Schiebelhuth starb am 14. Januar 1944 in East Hampton auf Long Island. Am 20. Juli 1947 wurde ihm posthum in einer Feierstunde der Georg-Büchner-Preis für 1945 verliehen. Seine Schwester Marie Schiebelhuth nahm den Preis entgegen.





Anna Seghers in ihrer Funktion als Präsidentin des deutschen Schriftstellerverbands auf dessen 1. Jahreskonferenz vom 2.11.-4.11.1966 in der Kongreßhalle Berlin.

Aus der Sammlung von

Bundesarchiv

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Quelle

Bundesarchiv

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Anna Seghers

Anna Seghers wurde 1900 unter dem bürgerlichen Namen Netty Reiling in Mainz geboren. Nach dem Abitur begann sie 1920 ein Studium der Philologie und Kunstgeschichte in Heidelberg, wo sie 1924 promovierte.

Erste literarische Erfolge feierte sie mit den Erzählungen „Grubetsch“ (1927) und „Die Fischer von St. Barbara“ (1928). Es folgten weitere Erzählungen.



Büchner-Preisurkunde für Anna Seghers, unterschrieben von Regierungspräsident Ludwig Bergsträßer und Julius Reiber

20.07.1947, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Akademie der Künste, Berlin, Anna-Seghers-
Archiv

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Da ihr als Jüdin und Kommunistin unter dem NS-Regime Verfolgung drohte, emigrierte sie 1933 nach Frankreich, von wo ihr nach der deutschen Besetzung 1941 die Flucht nach Mexiko gelang. Im April 1947 kehrte sie nach Deutschland zurück und ließ sich in Berlin nieder.

Für die Verleihung des ihr zuerkannten Georg-Büchner-Preises sagte sie aus gesundheitlichen Gründen ab. Die Feierstunde zur Verleihung am 20. Juli 1947 fand deshalb ohne sie statt. Kurt Heyd hielt die Laudatio auf Anna Seghers und betonte ihre Verbundenheit mit der hessischen Heimat. Leider kam auch im folgenden Jahr ein Besuch nicht zustande, so dass Anna Seghers, die 1983 in Berlin starb, niemals in Darmstadt war.





Dankschreiben von Anna Seghers für die Übersendung der Büchnerpreis-Urkunde

9. August 1949, Berlin

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Anna Seghers hat als erste Frau den Georg-Büchner-Preis erhalten. In der Literaturwissenschaft wurde und wird gerätselt, warum er an sie fiel, ob man den Preis aufwerten, ob man gar ein Zeichen zur Annäherung von Ost und West setzen wollte.

Naheliegend ist hingegen, dass sie wegen ihrer hessischen Herkunft und ihrer Vertrautheit mit den Texten Georg Büchners ausgezeichnet wurde.



Hermann Heiß während der Verleihung des Büchner-Preises 1948, im Hintergrund applaudiert Georg Hensel

17. Oktober 1948, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Quelle

Pit Ludwig

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Hermann Heiß

Hermann Heiß, 1897 in Darmstadt geboren, studierte nach der Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg 1921 bis 1925 mit Unterbrechungen in Frankfurt/Main und in Wien.

Die 1921 von Hermann Kaiser und Karl Heinz Ruppel gegründete „Freie Gesellschaft für Musik“ ermöglichte ihm erste Aufführungen seiner Werke in Darmstadt, ebenso die Darmstädter Pianistin Else C. Kraus, die viele seiner Kompositionen spielte.



Ab 1928 lebte Heiß als Musiklehrer in Spiekeroog und ab 1933 als frei schaffender Künstler in Berlin. In den 1930er Jahren konnte er durch Anpassung an das NS-Regime seine Karriere mit Einschränkungen fortsetzen und viele Kompositionen zur Aufführung bringen, auch in Darmstadt.

Nach 1945 fasste Hermann Heiß als Musiker in Darmstadt wieder Fuß, übernahm 1946 eine Kompositionsklasse bei den ersten Ferienkursen für Neue Musik und arbeitete ab 1948 als Tonsatz- und Kompositionslehrer an der Landesmusikschule. Hier begründete er sein Tonstudio für elektronische Musik.





Bürgermeister Julius Reiber verleiht Hermann Heiß am 17. Oktober 1948 im Saal der Paulusgemeinde Darmstadt den Georg-Büchner-Preis 1948

17. Oktober 1948, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Quelle

Pit Ludwig

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Der Georg-Büchner-Preis wurde ihm am 17. Oktober 1948 im Saal der Paulusgemeinde verliehen „in Würdigung seines Schaffens, der unverkennbaren Haltung, mit der er, auf neuen Grundlagen bauend, neuen Zielen zustrebt, und seines stetigen Beitrages zur lebendigen Weiterführung der Darmstädter Musiktradition“.

Hermann Heiß starb am 9. Dezember 1967 in Darmstadt.



Carl Gunschmann im Atelier, Aufnahme aus Anlass seines 60. Geburtstages 1955

1955

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Carl Gunschmann

Geboren 1895 in Darmstadt besuchte Carl Gunschmann die private Malschule von Adolf Beyer und ging 1912 nach München, wo auch sein Freund Hans Schiebelhuth damals lebte. Von einem anschließenden Studienaufenthalt in Paris musste er bei Kriegsausbruch nach Deutschland zurückkehren. Während des Militärdienstes, den er in Friedberg ableistete, fertigte er für die „Dachstube“ Illustrationen zu verschiedenen Texten.

1919 war er Mitbegründer der „Sezession“ und stellte auf deren erster Ausstellung 1919 in der Kunsthalle aus. 1920 gestaltete er das Plakat zu der großen Expressionismus-Ausstellung auf der Mathildenhöhe.



Carl Gunschmann. Holzschnitt, signiert

1918, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Carl Gunschmann

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1937 übersiedelte Gunschmann nach München und 1939 nach Gstadt am Chiemsee. Fast sein gesamtes Frühwerk wurde in Zweiten Weltkrieg zerstört.

1952 kehrte er nach Darmstadt zurück und erhielt mit Hilfe der Stadt ein Atelier am Kleinen Woog



Einladung der „Neuen Darmstädter Sezession“ zur Ausstellung mit Werken von Carl Gunschmann im Amerikahaus Darmstadt, 1949, unterschrieben vom Vorsitzenden Kurt Heyd

1955

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Die „Neue Darmstädter Sezession“ hatte im Amerikahaus im August 1949 eine Ausstellung mit Werken Carl Gunschmanns gestaltet, die auf Intitiative Fritz Usingers zustande kam und vorher schon in Friedberg gezeigt wurde.

Die Ausstellung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und trug dazu bei, dass ihm am 16. Oktober 1949 in der Aula der Technischen Hochschule der Georg-Büchner-Preis überreicht wurde.



Hartmuth Pfeil zeichnet Pimm und Carl Gunschmann im Gespräch über Gunschmanns Gemälde im Hintergrund

23. November 1957, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Ab 1950 beteiligte sich Carl Gunschmann an den Ausstellungen der Sezession, deren Ehrenpräsident er ab 1966 war.

Zum 70. Geburtstag erhielt er 1965 eine große Ausstellung in der Kunsthalle und die Silberne Verdienstplakette der Stadt Darmstadt. Carl Gunschmann starb am 26. September 1984 in Darmstadt.



Elisabeth Langgässer, Horst Krüger, Ernst Johann und Hermann Kasack im Rundfunkstudio in Baden-Baden

1949, Baden-Baden

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Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft e.V.

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Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft e.V.

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Elisabeth Langgässer

Elisabeth Maria Langgässer, geboren 1899 in Alzey, wuchs nach dem frühen Tod des Vaters in Darmstadt auf, wo sie nach dem Abitur 1918 eine Ausbildung am Lehrerinnenseminar absolvierte und 1920 bis 1928 in Griesheim als Lehrerin arbeitete.

1924 erschien unter dem Titel „Der Wendekreis des Lammes“ ihr erster Gedichtband. 1931 erhielt sie den Preis des Deutschen Staatsbürgerinnenverbandes für ihre Novelle „Proserpina“ in Berlin, wo sie ab 1931 mit ihrer Tochter Cordelia lebte.



1936 erschien ihr erster großer Roman „Gang durch das Ried“, kurz bevor sie als Halbjüdin aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen wurde.

Sie konnte nicht verhindern, dass ihre Tochter Cordelia als „Volljüdin“ noch 1944 nach Theresienstadt und Auschwitz verschleppt wurde. Vom Überleben der Tochter sollte die Mutter erst 1946 erfahren.





Hanns W. Eppelsheimer schlägt Julius Reiber in einem Brief Elisabeth Langgässer für den Georg-Büchner-Preis 1947 vor

30. Mai 1947, Frankfurt am Main

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Stadtarchiv Darmstadt

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1948 übersiedelte Elisabeth Langgässer mit ihrem Mann Wilhelm Hoffmann nach Rheinzabern in der Pfalz. Hier schloss sie kurz vor ihrem Tod ihren Roman „Märkische Argonautenfahrt“ ab. Zuvor war ihr mit dem Buch „Das unauslöschliche Siegel“ eine aufsehenerregende Veröffentlichung gelungen.

Sie galt in den Jahren nach 1945 als literarische Hoffnung und wurde bereits 1947 und 1949 für den Georg-Büchner-Preis vorgeschlagen, konnte sich jedoch beide Male nicht durchsetzen.



Büchner-Preisurkunde für Elisabeth Langgässer, unterschrieben von Regierungspräsident Wilhelm Arnoul und Oberbürgermeister Ludwig Metzger

1950, Darmstadt

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Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Oberbürgermeister Ludwig Metzger übergibt die Urkunde für Elisabeth Langgässer an ihren Ehemann Wilhelm Hoffmann

1950, Darmstadt

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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Pit Ludwig

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Als die Jury ihr 1950 dann den Preis zuerkannte, war sie bereits gestorben.

Trotz ihrer schleichenden Krankheit kam ihr Tod am 25. Juli 1950 überraschend, nachdem sie noch wenige Wochen zuvor in einem überfüllten Saal in Darmstadt in der Volkshochschule aus ihrem neuen Roman „Argonautenfahrt“ gelesen hatte.



Ernst Kreuder, Porträt

1953

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Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Ernst Kreuder

Ab 1931 arbeitete Ernst Kreuder beim „Simplicissimus“ in München, schrieb Grotesken und Buchbesprechungen. Nachdem im März 1933 die Zeitung verboten worden war, verließ Ernst Kreuder München 1934 und bezog eine kleine Wohnung in der Kaisermühle in Darmstadt-Eberstadt.

In den folgenden Jahren hielt er sich mit Kurzgeschichten über Wasser, unterbrochen durch den Zweite Weltkrieg, in dem Kreuder von 1940 – 1945 Soldat war.



Empfehlung des Rowohlt Verlags, den Georg-Büchner-Preis des kommenden Jahres an Ernst Kreuder zu verleihen

19. August 1947

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Erst danach veröffentlichte er die Romane und Erzählungen, die für wenige Jahre einen gewissen Ruhm begründeten: „Die Gesellschaft vom Dachboden“ (1946), „Die Unauffindbaren“ (1948) und „Herein ohne anzuklopfen“ (1954).

Danach wurde es ruhig um Ernst Kreuder, seine Veröffentlichungen erreichten kaum mehr ein Lesepublikum. Er starb am 24. Dezember 1972 in Darmstadt. Sein letzter Roman, „Der Mann im Bahnwärterhäuschen“, erschien 1973 posthum.



Programm zur Feier der Verleihung des Georg-Büchner-Preises am 7. November 1953, wie in den frühen 1950er Jahren üblich, ohne den Preisträger zu nennen

1953, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Ernst Kreuder war der letzte der regional tätigen und bekannten hessischen Schriftsteller und Künstler, die den Georg-Büchner-Preis erhielten.

Er war bereits 1947 als Preisträger vorgeschlagen worden. Möglicherweise entschied sich die Akademie, um die öffentlichen Geldgeber Stadt Darmstadt und Land Hessen nach den Auseinandersetzungen des Vorjahres wieder gewogener zu machen.

Kreuder selbst betonte in seiner Dankrede seine Verbundenheit mit Darmstadt und mit alten Bekannten wie Carlo Mierendorff, Hans Schiebelhuth und Kasimir Edschmid. Kreuder, geboren 1903 in Zeitz bei Halle, wuchs in Offenbach auf. Ein Studium brach er ab und verlegte sich ganz auf die Schriftstellerei.

06

DER GEORG-BÜCHNER-PREIS UND DIE DEUTSCHE AKADEMIE FÜR SPRACHE UND DICHTUNG



Übergabe des Ostflügels des Ernst-Ludwig-Hauses an die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

16. Juli 1951

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Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Nach der Wiederaufnahme der Preisverleihung im Jahr 1946 hatte man dem Georg-Büchner-Preis keine neue Satzung gegeben. Anscheinend war niemandem die 1929 vom damaligen Kultusministerium verabschiedete Satzung bekannt.

Stattdessen plante die Stadt Darmstadt, die großes Interesse hatte, die neu gegründete Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung nach Darmstadt zu holen, ihr die Verleihung des Preises zu übertragen. Als Sitz wollte man der Akademie das Ernst-Ludwig-Haus auf der Mathildenhöhe anbieten.



Oskar Jancke an die Mitglieder des Präsidiums der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung anlässlich der erstmaligen Vergabe des Georg-Büchner-Preises

2. August 1951, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Am 15. März 1951 schlossen Stadt, Land Hessen und Akademie einen Vertrag, nach dem der Georg-Büchner-Preis in einen Literaturpreis umgewandelt und der Akademie zur Verfügung gestellt wurde. Zugleich wurde eine neue Satzung aufgestellt.

Der Georg-Büchner-Preis sicherte der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung sofortige Aufmerksamkeit in Deutschland und darüber hinaus und trug zu ihrer stabilen Entwicklung bei, vor allem weil der Preis ziemlich rasch zum bedeutendsten deutschen Literaturpreis erklärt wurde.



Bericht des Sekretärs der Akademie für Sprache und Dichtung, Oskar Jancke, über das Prozedere bei der Wahl des Büchnerpreisträgers 1951

16. September 1951, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Büchnerpreisträger Gottfried Benn bei der Verleihungsfeier des Georg-Büchner-Preises am 21.10.1951, neben ihm Werner Bergengruen und Fritz Usinger

21.10.1951, Darmstadt

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Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Quelle

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Gleich die erste Preisverleihung 1951 an Gottfried Benn erwies sich als Glücksgriff, repräsentierte dieser doch ganz wesentlich die Literaturszene gerade um 1950.

Kaum ein halbes Jahr später zeichnete sich ein handfester Streit innerhalb der Akademie ab, der schließlich zum Rücktritt aller drei Vizepräsidenten und zur Demission des Sekretärs Oskar Jancke führte.



Die Zeitung der Akdemie für Sprache und Dichtung, „Das Literarische Deutschland“, berichtet am 5. Oktober 1951 über die Zuerkennung des Georg-Büchner-Preises an Gottfried Benn.

1951, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Auslöser waren Auseinandersetzungen über die neu herausgegebene Akademiezeitschrift „Das literarische Deutschland“.

Die Stadt Darmstadt forderte die Akademie auf, zunächst ihren Streit beizulegen und den Georg-Büchner-Preis nicht zu verleihen. Um ihrer Forderung Nachdruck zu verleihen, strich sie ihren Anteil am Preisgeld, das Land tat es ihr nach. Daraufhin verzichtete die Akademie auf die Verleihung 1952.

07

DER GEORG-BÜCHNER-PREIS UND DARMSTADT



Ernst-Ludwig-Haus

1951, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Die Verleihung des Georg-Büchner-Preises fand seit 1923 immer in Darmstadt statt, bis auf eine Ausnahme 1978. Die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung selbst residierte seit 1951 im Ernst-Ludwig-Haus, zog 1971 um in das Große Glückert-Haus und hat zusätzlich seit 2021 ihren Sitz im sanierten Haus Olbrich.

Mit „Dichterhandschriften des 20. Jahrhunderts“ zeigte die Akademie 1955 begleitend zur Herbsttagung erstmals eine Ausstellung in Darmstadt auf der Mathildenhöhe.



Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Erich Kästner

19. Oktober 1957, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Pit Ludwig

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Seit 1951 bestand der Ablauf der Büchner-Preisverleihung zunächst nur aus der Laudatio auf den Preisträger oder die Preisträgerin und der Dankesrede. Um die Sichtbarkeit der beiden Geldgeber Stadt und Land Hessen zu verbessern, hielten seit 1956 im Wechsel der Darmstädter Oberbürgermeister und der hessische Kultusminister eine Begrüßungsansprache.

1970 übernahm mit Gerhard Storz erstmals der Akademiepräsident die Aufgabe der Begrüßung und Einleitung, eine Regelung, die wohl auf die Unruhen während der Verleihungen der Vorjahre zurückzuführen ist und die bis zum heutigen Tag gilt.





Programm der Herbsttagung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung (21. – 23. Oktober 1955) mit Eröffnung der Ausstellung "Dichterhandschriften des 20. Jahrhundert"

1955, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Hans Erich Nossack bei seiner Preisrede am 14. Oktober 1961 in der Orangerie; karikierende Zeichnung von Hartmuth Pfeil

1961, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Hartmut Pfeil

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Bis 1960 gehörte zur Preisverleihung eine musikalische Begleitung, die meist von Studierenden der Akademie für Tonkunst geboten wurde. Bei der Verleihung an Paul Celan 1960 sorgte das Orchester des hessischen Landestheaters letztmals für den musikalischen Rahmen in Darmstadt.

Seit 1961 wird bei den Verleihungsfeiern auf Musik verzichtet, die Reden stehen ganz im Vordergrund.



08

KRISEN UND STÖRUNGEN

Nur einmal kam es in der Geschichte des Georg-Büchner-Preises zu einem Ausfall der Preisverleihung, als die gerade erst gegründete Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung im Jahr 1952 kurz vor der Auflösung stand und der Preis in diesem Jahr nicht verliehen wurde.

Seit 1950 musste die Verleihung viermal posthum erfolgen, im Jahr 1989 weigerte sich der Preisträger Botho Strauß, zur Preisverleihung zu erscheinen und ließ seine Dankrede verlesen.

Daneben kam es immer wieder zu Ereignissen, die die Verleihung des Georg-Büchner-Preises beeinträchtigten.





Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Max Frisch

8. November 1958, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Pit Ludwig

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So stand bereits im Jahr 1958 die Preisvergabe an Max Frisch unter dem Verdacht, er habe den Georg-Büchner-Preis nur bekommen, weil man vorher zu seinen Gunsten die Satzung des Preises geändert habe. Vorher konnten nur deutsche Schriftsteller und Dichter vorgeschlagen werden, seit 1958 Kandidatinnen und Kandidaten, die in deutscher Sprache schreiben.

Die Akademie konnte glaubhaft versichern, dass diese Satzungsänderung schon lange vor der Kandidatenkür 1958 beschlossen worden sei.



Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Günther Grass

09. Oktober 1965, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Pit Ludwig

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Proteste von Mitgliedern der Jungen Union am Tag der Preisverleihung an Günter Grass vor der Orangerie Darmstadt

9. Oktober 1965, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Pit Ludwig

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Die zunehmende Politisierung des bundesdeutschen Gesellschaftslebens ließ in den 1960er Jahren die Generationen immer weiter auseinanderdriften. Die Diskussion prägte nahezu alle Bereiche des öffentlichen Lebens und beeinflusste auch die Preisverleihungen der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Am Tage der Verleihung an Günther Grass 1965 protestierten Mitglieder der Jungen Union vor der Orangerie gegen dessen angeblich pornographische Schriften.



Protestflugblatt der "Darmstädter Studentenzeitung" zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Golo Mann

1968

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Die Jahre 1968 und 1969 bildeten den Höhepunkt der Revolten von Studierenden, die zunehmend auch auf die Höheren Schulen übergingen. Die Preisverleihungen waren Schauplatz dieser Auseinandersetzungen.

Golo Mann, dem Preisträger von 1968, wurde zusätzlich die literarische Qualität abgesprochen. 1969 störten Protestierende, vor allem aus der Georg-Büchner-Schule, die Preisverleihung an Helmut Heißenbüttel und warfen der Akademie einen Verrat an Georg Büchner vor. Hintergrund hierfür war auch die im selben Jahr erfolgte Entlassung eines beliebten Referendars der Georg-Büchner-Schule.



Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Golo Mann

26. Oktober 1968, Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Pit Ludwig

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Protestflugblatt von Schülern der Georg-Büchner-Schule Darmstadt

1968

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Stadtarchiv Darmstadt

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Kurzbeschreibung
Die Verfasser*innen sprechen sich gegen die Vereinnahmung Georg Büchners aus und positionieren sich gegen die Haltung von Verwaltung und Politik der Stadt Darmstadt, insbesondere von Schuldezernent Heinz Winfried Sabais, gegenüber den Protestierenden.
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Erich Fried während seiner Preisrede

17. Oktober 1987, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Zu einem weiteren Eklat kam es bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Erich Fried im Jahr 1987. Schon seine Preisrede, in der Fried u. a. die Vereinnahmung Georg Büchners für die RAF und die Vertreibung von Sinti und Roma aus Darmstadt bereits im Jahr 1983 thematisierte, löste kontroverse Reaktionen aus.

Als Oberbürgermeister Günther Metzger beim anschließenden Empfang in der Orangerie einige Behauptungen Frieds zurückwies und ihm doppelte Moral vorwarf, verließ der Preisträger mit Mitgliedern der Akademie und vielen anderen Gästen den Saal.





Nach dem Eklat beim Empfang in der Orangerie Darmstadt wartet Erich Fried mit Gästen und Mitgliedern der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung vor dem Saal.

17. Oktober 1987, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Erste Seite eines Flugblatts mit Protesten zu Äußerungen Wolf Biermanns zum Golfkrieg

1991

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Verfasser: Michael Grimm, Zeitung für Darmstadt

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Auch die Verleihung des Georg-Büchner-Preises 1991 an Wolf Biermann führte zu heftigen Debatten, weil man ihm vor allem die Zustimmung zum gerade begonnenen Ersten Golfkrieg vorwarf.

09

BUNDESPRÄSIDENTEN ALS GÄSTE DER GEORG-BÜCHNER-PREIS-VERLEIHUNG IN DARMSTADT



Bundespräsident Theodor Heuss und Preisträgerin Marie Luise Kaschnitz beim Verlassen der Mathildenhöhe nach der Preisverleihung

23. Oktober 1955, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Pit Ludwig

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1955 nahm mit Theodor Heuss erstmals ein Bundespräsident an der Verleihung des Georg-Büchner-Preises teil. Ob die Preisverleihung an Marie-Luise Kaschnitz das Hauptmotiv für den Besuch war, ist nicht sicher, denn am selben Tag ernannte die Stadt Darmstadt Theodor Heuss zu ihrem Ehrenbürger.

Außerdem stattete er noch der nach seiner verstorbenen Frau benannten Elly-Heuss-Knapp-Schule einen Besuch ab. Zu berücksichtigen ist aber auch, dass Heuss bereits seit 1950 Mitglied der Akademie war.



Am 22. Oktober 1955 stattete Theodor Heuss der nach seiner verstorbenen Frau benannten Elly-Heuss-Knapp-Schule einen Besuch ab, gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Darmstadt, Ludwig Engel (halb verdeckt), dem Hessischen Kultusminister Arno Hennig und Stadtschulrat Arthur Bratu.

22. Oktober 1955, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Bundespräsident Walter Scheel nimmt am 19. Oktober 1974 im Staatstheater an der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Hermann Kesten teil.

19. Oktober 1974 , Darmstadt

Aus der Sammlung von

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Quelle

Pit Ludwig

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Während Heinrich Lübke und Gustav Heinemann nie bei einer Büchner-Preisverleihung anwesend waren, besuchte Walter Scheel den Festakt gleich mehrfach.

Schon in seinem ersten Amtsjahr gratulierte er 1974 im Staatstheater dem Preisträger Hermann Kesten. Auch in den Jahren 1975 und 1976 bei den Preisträgern Manés Sperber und Heinz Piontek war er in Darmstadt.



Bundespräsident Richard von Weizsäcker auf dem Weg von der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Heiner Müller zum Neuen Rathaus Darmstadt, um sich in das Goldene Buch der Stadt Darmstadt einzutragen.

18. Oktober 1985, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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1979 wurde Walter Scheel zum Ehrenmitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung berufen. Er nahm ebenso 1980 an der Verleihungsfeier für Christa Wolf teil, zwar nicht mehr als Bundespräsident, aber in Vertretung seines Nachfolgers Carl Carstens, der dann 1981 bei Preisträger Martin Walser persönlich erschien.

Auch zur Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Wolfdietrich Schnurre 1983 kam Carstens nach Darmstadt. Sein Nachfolger Richard von Weizsäcker war 1985 bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Heiner Müller zu Gast. Der letzte Bundespräsident, der eine Büchner-Preisverleihung besuchte, war Johannes Rau im Jahr 2002.

10

VERLEIHUNGSORTE IN DARMSTADT



In der vom Hessischen Landestheater als Spielstätte genutzten und notdürftig wiederhergestellten Orangerie Darmstadt fand 1946 die erste Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Fritz Usinger statt.

1947, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Stadtarchiv Darmstadt

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Orangerie, 1947, Landestheater0013621.jpg


Mit der Wiederbegründung des Preises mussten Stadt und Land Hessen für den Festakt in Darmstadt auch auf die große Raumnot seit der Kriegszerstörung reagieren. 1946 war die vom Landestheater genutzte und notdürftig wiederhergestellte Orangerie Schauplatz für die erste Preisverleihung nach dem Zweiten Weltkrieg.

1947 und 1949 nutzte man die ebenfalls notdürftig wiederhergestellte Aula der Technischen Hochschule im alten Hauptgebäude an der Hochschulstraße, 1948 den Saal der Paulusgemeinde.



Publikum während der Verleihung des Georg-Büchner-Preises 1968 an Golo Mann in der Otto-Berndt-Halle in Darmstadt

1968, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Pit Ludwig

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Kurzbeschreibung
In der Otto-Berndt-Halle an der Alexanderstraße, hier anlässlich der Verleihung an Golo Mann 1968, fanden zwischen 1957 und 1972 zehn Verleihungsfeiern statt. In der Hauptnutzung diente die Halle und dient bis heute als Mensa der Technischen Universität.

1950 fand die erste Preisverleihung unter der Beteiligung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung in der Orangerie statt. In den folgenden Jahren nutzte man vor allem den großen Saal im wieder aufgebauten Ausstellungsgebäude auf der Mathildenhöhe, der auch den Darmstädter Stadtverordneten als Sitzungssaal und für Ausstellungseröffnungen und Tagungen diente.

In den späten 1950er Jahren, als das Zuschauerinteresse an den Verleihungsfeiern wuchs, nutzte die Akademie vor allem die größere Otto-Berndt-Halle, die von der Technischen Hochschule zur Verfügung gestellt wurde und auch Schauplatz der „Darmstädter Gespräche“ war.



Die Aula der neu erbauten Georg-Büchner-Schule war lediglich einmal, 1963, anlässlich des 150. Geburtstags von Georg Büchner, Ort der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Hans Magnus Enzensberger.

1963, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Einige Jahre, 1961, 1962, 1964 und 1965, war man noch in der Orangerie zu Gast, 1973 auch im neuen Audimax der TH Darmstadt am Karolinenplatz.

Aus Anlass des 150. Geburtstages des Namensgebers des Preises spürte die Akademie dem Genius Loci nach mit der Durchführung der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Hans Magnus Enzensberger in der Aula der erst 1960 errichteten Georg-Büchner-Schule.



Neubau des Staatstheaters und der ebenfalls
neu gestaltete Georg-Büchner-Platz

1972, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Darmstadt

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Quelle

Stadtarchiv Darmstadt

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Seit 1974 findet die Preisverleihung immer im Großen Haus des 1972 fertig gestellten Staatstheaters am Georg-Büchner-Platz statt.

11

Preisträger und Preisträgerinnen nach 1951



Begrüßung durch den Präsidenten der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Ernst Osterkamp, bei der Verleihung des Georg-Büchner-Preises an Clemens J. Setz im
Großen Haus des Staatstheaters Darmstadt.

6. November 2021, Darmstadt

Aus der Sammlung von

Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung

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Quelle

Andreas Reeg

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Zum siebzigsten Jubiläum der Übertragung des Georg-Büchner-­Preises in die Verantwort­ung der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung 1951 nahm die Institution zum Anlass, der Geschichte des Preises eine eigene Internetseite zu widmen.

Hierfür wurden zahlreiche Dokumente aus dem umfang­reichen Archiv der Akademie erst­mals öffentlich zugänglich ge­macht. Ergänzt wurden diese aus anderen Archiven und Kultureinrichtungen. Die spannende Zusammenstellung mit Hintergrundinformationen zu den einzelnen Preisverleihungen nach 1951 ist hier zu finden: https://www.buechnerpreis.de.

Eine virtuelle Ausstellung von

Am 11. August 1923 wurde in Darmstadt erstmals der Georg-Büchner-Preis verliehen. Das Stadtarchiv Darmstadt nahm dieses Datum 2023 zum Anlass, diese Ausstellung zum Thema „100 Jahre Georg-Büchner-Preis“ zu gestalten. Dazu erschien auch ein Ausstellungskatalog.

Team

Konzeption und wissenschaftliche Bearbeitung von Ausstellung und Katalog:
Dr. Peter Engels

Redaktion von Ausstellung und Katalog:
Anke Leonhardt

Digitale Umsetzung der Ausstellung:
Rebekka Friedrich

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 04.12.2024 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung 100 Jahre Georg-Büchner-Preis wird veröffentlicht von:

Stadtarchiv Darmstadt


Haus der Geschichte, Karolinenplatz 3
64289 Darmstadt
www.stadtarchiv.darmstadt.de


gesetzlich vertreten durch

Wissenschaftsstadt Darmstadt,
vertreten durch den Magistrat

Telefon:

06151/13 41 50


Fax:

06151/13 475 566


E-Mail:  

stadtarchiv@darmstadt.de

Inhaltlich verantwortlich:

Rebekka Friedrich

Stadtarchiv Darmstadt
Karolinenplatz 3
64283 Darmstadt

Kurator*innen:

Dr. Peter Engels, Anke Leonhardt, Sabine Lemke, Rebekka Friedrich

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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