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Alfred wird der einzige Überlebende seiner Familie sein.
Im Jahr 1933 ergriffen die Nationalsozialisten, mit der Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler, die Macht in Deutschland. Bereits kurze Zeit später positionierten sich die ersten SA-Mitglieder vor dem Geschäft Jakob Auerbachs und verwehrten Kunden den Zutritt. Die Einnahmen gingen immer weiter zurück, die Familie musste Ausgrenzung und Anfeindungen erleben.
Die Novemberpogrome im Jahr 1938 markierten einen weiteren Umbruch im Leben der Familie. Die Synagoge in Telgte wurde völlig zerstört. Das Geschäft von Jakob Auerbach wurde verwüstet und geplündert, das Haus durchsucht.
Schließlich musste Jakob Auerbach sein Geschäft aufgeben und seinen gesamten Besitz zwangsverkaufen. Das Geld kam auf ein Sperrkonto, sodass die Familie mittelos wurde.
Zu sehen ist in der oberen linken Bildhälfte der Turm der Telgter Synagoge vor ihrer Zerstörung.
Während sich die Lage für die Familie Auerbach in Telgte immer weiter verschärfte, erhielt Alfred die Gelegenheit, die zionistische Hachschara-Einrichtung Schniebinchen in der Niederlausitz zu besuchen. Hier konnten jüdische Jugendliche eine Ausbildung absolvieren, die auf die Auswanderung nach Palästina vorbereitete.
Die Ausbildungseinrichtungen bereiteten vor allem auf land- und hauswirtschaftliche sowie handwerkliche Fertigkeiten für das Leben in Palästina vor. Daneben wurde modernes Hebräisch gelernt. Außerdem bemühte sich die Organisation darum, den Teilnehmenden Visa für das damalige Palästina zu besorgen. Die Einwanderungspolitik der britischen Mandatsregierung war streng.
Zur Bewilligung eines Ausreiseantrages musste zunächst eine steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung eingeholt und nachgewiesen werden, dass keine Vorstrafen vorlagen.
Nachdem Alfred am 31. Juli 1939 bescheinigt worden war, ohne Steuerschulden zu sein und auch das Visum vorlag, stand seiner Auswanderung nach Palästina nichts mehr im Wege. Als jüdischer Emigrant durfte er nicht mehr als zehn Reichsmark mitnehmen.
In den städtischen Akten wurde Alfreds Ausreise dokumentiert. Seinen beiden Großcousinen, Ilse und Margot Auerbach, gelang die Ausreise in die USA.
Nach dem Fortgang Alfreds bekundete auch der Rest seiner Familie den Wunsch, Deutschland zu verlassen. Auch Jakobs Cousin, Hermann Auerbach, wollte mit seiner Ehefrau zu den Töchtern Ilse und Margot in die USA emigrieren.
Zu einer Auswanderung kam es jedoch bei beiden Familien nicht mehr. Alfred hatte Deutschland im letzten Moment verlassen können: Von Oktober 1939 bis April 1940 verhängten die Briten eine Einwanderungssperre nach Palästina, und auch die Ausreise nach Amerika war nicht mehr möglich.
Die meisten Länder verhängten von Beginn an sehr strenge Einreisebestimmungen, was eine Ausreise deutlich erschwerte und vielen Ausreisewilligen zum Verhängnis wurde. Das 1941 von den Nationalsozialisten beschlossene Ausreiseverbot für Jüdinnen und Juden machte eine Auswanderung schließlich unmöglich.
Nachdem die Auerbachs den Repressionen in Telgte nicht mehr standhalten konnten und sogar die Obdachlosigkeit drohte, zog die Familie nach Wuppertal zu Verwandten.
Nach dem Fortgang der Familie erklärte der Telgter Bürgermeister die Stadt für "judenfrei".
Jakob Auerbach starb am 25. Mai 1942 im Ghetto Litzmannstadt.
Fanny Auerbach starb am 8. August 1942 im Ghetto Litzmannstadt.
Kurt Auerbach starb 1942 auf dem Weg in ein weiteres Vernichtungslager.
Erich Auerbach starb 1945 auf einem Todesmarsch, kurz vor der Befreiung durch die Alliierten.
Während des Krieges hatte Alfred keinerlei Kontakt zu seiner Familie und keine Informationen über deren Verbleib. 1941 erreichte ihn eine Rot-Kreuz-Karte mit der Nachricht des Todes seiner Mutter, die bereits 1940 an den Folgen der Strapazen und der Unterdrückung durch das NS-Regime in einem Krankenhaus in Münster gestorben war. Erst nach dem Krieg erfuhr Alfred von der Ermordung seiner restlichen Familienmitglieder.
2004 wurden fünf Stolpersteine als Andenken an die Familie Auerbach vor ihrem Haus in der Steinstraße verlegt. Klara Auerbach war 1939 zu ihrem Bruder Jakob nach Telgte gezogen.
Alfred fand Arbeit und Unterkunft bei einer jüdischen Familie in einer bäuerlichen Siedlung, einem Moshav, in Kfar Chajim.
Neben Arbeiten im Stall und auf dem Feld, lernte Alfred die ihm bisher fremde Sprache Hebräisch.
Sein Vorname wurde geändert; Alfred hieß jetzt Efraim.
Ich war 1962 in den USA, um meine Verwandten mütterlicherseits zu besuchen. Von der Bundesrepublik Deutschland habe ich ein Visum zur Durchreise für zwei Tage bekommen. Da bin ich zum ersten Mal seit meiner Auswanderung vor 23 Jahren nach Telgte gekommen. Ich habe zuerst den Friedhof besucht, aber alle Gräber meiner Familie waren verschwunden [...].In Telgte übernachten, das konnte ich nicht.
Alfred Auerbach, StA Telgte, Best. E, Nr. 75
Ich komme jetzt gerne wieder nach Telgte, aber es ist auch schwer für mich zu kommen, weil immer wieder die schlechten Erinnerungen zurückkommen.
Alfred Auerbach, StA Telgte, Best. E, Nr. 75
Julia Plötzgen & Julia Krämer
Wir danken dem Verein Erinnerung und Mahnung - Verein zur Förderung des Andenkens an die Juden in Telgte e.V. für die freundliche Unterstützung.
Diese Ausstellung wurde am 19.04.2023 veröffentlicht.
Die virtuelle Ausstellung Alfred Auerbach (1923-2006) – eine Lebensgeschichte wird veröffentlicht von:
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