Einführung
Das sozialistische Rumänien betrieb über Jahrzehnte hinweg eine für den „Ostblock“ einmalige liberale Minderheitenpolitik. So konnten in den Jahren 1944–1989 rund 1.300 Buchtitel für Kinder und Jugendliche in deutscher Sprache erscheinen.
Diese Ausstellung zeigt eine repräsentative Auswahl davon und beschreibt die Umstände, unter denen deutschsprachige Bücher in Rumänien erscheinen konnten. Wie haben sich Inhalt und Form der Kinder- und Jugendbücher im Laufe der Jahrzehnte unter sich wandelnden politischen Vorzeichen entwickelt? Wie wirkte sich die Zensur auf den Inhalt und wie die Materialknappheit auf die Produktion der Kinder- und Jugendbücher aus? Wer waren die Autor:innen und Illustrator:innen?
Im Idealfall werden Kinder durch gute und spannende Bücher zum Lesen angeregt, ihre Kreativität und Fantasie gefördert. Kinder suchen in Büchern nach Vorbildern und Held:innen, die sie prägen und begleiten und an die sie sich auch als Erwachsene noch gerne erinnern. In Rumänien sollte die Kinder- und Jugendliteratur indes die junge Generation in erster Linie im Geiste des Sozialismus erziehen. Kinder- und Jugendbücher in deutscher Sprache sollten in diesem Sinne den muttersprachlichen Unterricht ergänzen . Trotz dieses Konformitätsdrucks und einer notorischen Mangelwirtschaft konnte im Zusammenspiel vieler Beteiligten (Autor:innen, Illustrator:innen, Verleger:innen, Buchhändler:innen, Rezensent:innen, Lehrer:innen) ein genremäßig, thematisch und künstlerisch bemerkenswert reichhaltiges Angebot an Kinder- und Jugendbüchern entstehen.