Einführung
Fantastische Tiere, Fabelwesen und Monster spielen in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur, in Fantasy- und Science-Fiction-Filmen und in Videospielen eine große Rolle. So werden etwa sprechende Tiere mit magischen Fähigkeiten zu Freunden und helfen beim Lösen schwieriger Aufgaben. In anderen Kontexten müssen Ungeheuer bezwungen, Schätze oder Gefährten gerettet werden. Neben den klassischen Fabeltieren wie Drache, Einhorn, Phönix, Zentaur, Sirene oder Werwolf gibt es zahlreiche Neuschöpfungen wie den Grüffelo, Gestaltwandler mit der Fähigkeit, zwischen Mensch und Tier zu wechseln, oder magische Wesen wie unsichtbare Schlickschlupfe oder goldgierige Niffler aus den Romanen von J. K. Rowling, die die Fantasie von Generationen beflügeln. Zuletzt suchten noch Asterix und Obelix nach dem mythischen Greif.
Seit dem Altertum beschäftigen sich Autoren und Künstler nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt mit realen Tieren und zauberhaften Geschöpfen. Ihre Existenz wurde in Legenden, Fabeln und Liedern beschworen. Enzyklopädische Kompendien und Naturgeschichten beschrieben Wundertiere mit wissenschaftlichem Anspruch nach Äußerlichkeiten und Verhaltensweisen und ordneten sie anhand von zahlreichen, als authentisch verbürgten Details. Reisende berichteten aus fernen Ländern über das Vorkommen exotischer Geschöpfe. In Kunstwerken, seien es Gemälde, Goldschmiedearbeiten oder Graphiken, wurden neue, fantasievolle Formen für unbekannte Wesen erdacht. Bereits ägyptische Skulpturen, griechische Vasen und persische Miniaturen zeigen Mischwesen aus verschiedenen Tieren, die religiöse und symbolische Funktionen übernahmen. Zugleich konnten mit ihrer Hilfe unbekannte Naturphänomene, das zyklische Werden und Vergehen der Natur erklärt werden. Aber auch Ängste, Fremdheiten und verborgene Aspekte wurden mit Hilfe fantastischer Tiere thematisiert. Die Wandlungsfähigkeit dieser Tierwesen und ihre vielfältigen Erscheinungsformen haben die Kunst ebenso beschäftigt wie ihr durchaus ambivalentes Verhältnis zum Menschen, das zwischen dem schrecklich Bösen und dem göttlich Guten changiert.