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Fantastische Tierwesen in der Graphik des 15. bis 18. Jahrhunderts

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett


Lucas Cranach (1472–1553)
Die Versuchung des Heiligen Antonius

1506

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker-H. Schneider

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Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Jan van der Straet (1523–1606), Der Abstieg der Verdammten in die Hölle

1578

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Drei fantastische Heuschrecken, aus der Folge Pour Raillerie

1772

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Unbekannt, Deutsch (Ulm oder Oberrhein), zweite Hälfte 15. Jh., Die heilige Margarete mit dem Drachen

1460–1470

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Meister ES (1420–1468), Vogel-Unter, aus der Folge der Großen Spielkarten

1463

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Israhel van Meckenem (vor 1450–1503) nach Martin Schongauer (1440/45–1491), Der Greif

1465–1500

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Einführung

Fantastische Tiere, Fabelwesen und Monster spielen in der aktuellen Kinder- und Jugendliteratur, in Fantasy- und Science-Fiction-Filmen und in Videospielen eine große Rolle. So werden etwa sprechende Tiere mit magischen Fähigkeiten zu Freunden und helfen beim Lösen schwieriger Aufgaben. In anderen Kontexten müssen Ungeheuer bezwungen, Schätze oder Gefährten gerettet werden. Neben den klassischen Fabeltieren wie Drache, Einhorn, Phönix, Zentaur, Sirene oder Werwolf gibt es zahlreiche Neuschöpfungen wie den Grüffelo, Gestaltwandler mit der Fähigkeit, zwischen Mensch und Tier zu wechseln, oder magische Wesen wie unsichtbare Schlickschlupfe oder goldgierige Niffler aus den Romanen von J. K. Rowling, die die Fantasie von Generationen beflügeln. Zuletzt suchten noch Asterix und Obelix nach dem mythischen Greif.

Seit dem Altertum beschäftigen sich Autoren und Künstler nicht nur in Europa, sondern überall auf der Welt mit realen Tieren und zauberhaften Geschöpfen. Ihre Existenz wurde in Legenden, Fabeln und Liedern beschworen. Enzyklopädische Kompendien und Naturgeschichten beschrieben Wundertiere mit wissenschaftlichem Anspruch nach Äußerlichkeiten und Verhaltensweisen und ordneten sie anhand von zahlreichen, als authentisch verbürgten Details. Reisende berichteten aus fernen Ländern über das Vorkommen exotischer Geschöpfe. In Kunstwerken, seien es Gemälde, Goldschmiedearbeiten oder Graphiken, wurden neue, fantasievolle Formen für unbekannte Wesen erdacht. Bereits ägyptische Skulpturen, griechische Vasen und persische Miniaturen zeigen Mischwesen aus verschiedenen Tieren, die religiöse und symbolische Funktionen übernahmen. Zugleich konnten mit ihrer Hilfe unbekannte Naturphänomene, das zyklische Werden und Vergehen der Natur erklärt werden. Aber auch Ängste, Fremdheiten und verborgene Aspekte wurden mit Hilfe fantastischer Tiere thematisiert. Die Wandlungsfähigkeit dieser Tierwesen und ihre vielfältigen Erscheinungsformen haben die Kunst ebenso beschäftigt wie ihr durchaus ambivalentes Verhältnis zum Menschen, das zwischen dem schrecklich Bösen und dem göttlich Guten changiert.





Marco Angolo del Moro (1537–1586), Triumph des Neptun

1565

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Die Ausstellung

Die thematische Ausstellung präsentiert rund 30 Druckgraphiken des 15. bis 18. Jahrhunderts aus den reichen Beständen des Kupferstichkabinetts. Frühe Holzschnitte, virtuose Kupferstiche und detaillierte Radierungen verdeutlichen die lustvolle Freude am Erfinden und Ausformulieren des Fabelhaften und Merkwürdigen, sei es als sinnfreies Ornament, als Darstellung der Hölle oder als Erzählung der griechischen Mythologie. Zugleich wird deutlich, wie aktuell diese Beschäftigung mit fantatischen Wesen nach wie vor ist.



Zoan Andrea (tätig 1475–1505), Zierplatte mit Ornamenten, Drachen, Masken und Trophäen

1505

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Giulio Bonasone (um 1500/ 1510–nach 1574) nach Parmigianino (1503–1540), Fries mit Zentaur

1530er Jahre

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Marco Angolo del Moro (1537–1586), Triumph des Neptun

1565

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Allaert Claesz. (1508–1560), Eine nackte Königin und ein Drache

1553

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Wendel Dietterlin d. J. (1602–1680), Groteske Figuren

1615

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Jean Duvet (1485–1561), Die Flucht des Königs vor dem Einhorn, aus der sog. Einhorn-Folge

Druckgraphik, um 1555

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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01

Naturgeschichte



Konrad von Megenberg (1309–1374), Titelillustration zum Kapitel "Von den Schlangen", in: Buch der Natur, Augsburg: Johann Schönsperger

1499

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Konrad von Megenberg (1309–1374), Titelillustration zum Kapitel "Von den Schlangen", in: Buch der Natur, Augsburg 1499, kolorierter Holzschnitt


Das Buch der Natur

Konrad von Megenbergs Buch der Natur gilt als erste, in deutscher Sprache erschienene wissenschaftliche Abhandlung. Zunächst als Handschrift entstanden, wurde es in Abschriften und ab 1475 als Druck verbreitet. Es beinhaltet eine systematische Naturgeschichte in der Tradition antiker Enzyklopädien. Das Buch gliedert sich in acht Teile (Mensch, Kosmos, Tiere, Bäume, Kräuter, Edelsteine, Metalle, Wunder).

Die aufgeschlagene Seite zeigt die Illustration zum Kapitel „Von den Schlangen“. Hier werden neben tatsächlich existierenden Schlangen wie Viper, Natter und Boa auch fantastische Wesen, etwa Drache, Sirene (eine Schlange mit Flügeln), Cerast (mit neun Hörnern), Skorpion (mit Frauenkopf) und Basilisk (der König der Schlangen mit Hahnenkopf und versteinerndem Blick) beschrieben. Wundersame Tiere galten als Spiel der erfinderischen Natur und der göttlichen Schöpfungskraft.



David Loggan (1633–1692) nach Wenzel Hollar (1607–1677)
Der Greif, aus: Animalium, Ferarum, & Bestiarum

1662/1663

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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David Loggan (1633–1692) nach Wenzel Hollar (1607–1677), Der Greif, aus: Animalium, Ferarum, & Bestiarum, 1662/1663, Radierung

Der Greif I

Der Greif gehört zu einer Serie von zwölf Radierungen Wenzel Hollars, die verschiedene Pflanzen und Tiere wie Löwe, Kamel, Elefant und Wolf zeigen. Die exakt bestimmbaren Pflanzen, hier eine Korinthiaki-Traube, ein Blauer Natternkopf, griechischer Oregano und ein Pinienzapfen, erinnern an Illustrationen in naturwissenschaftlichen Kompendien. Sie zeichnen sich durch Detailtreue und einen geradezu dokumentarischen Realismus aus. Umso glaubwürdiger erscheint die Darstellung des mythischen Greifs, an dessen Existenz man auch im 17. Jahrhundert noch glaubte.

Wenzel Hollar, der in diesem Fall nur die Vorzeichnung geliefert, das Blatt aber nicht selbst radiert hat, wurde in Prag geboren und bei Matthäus Merian in Frankfurt ausgebildet. Hollar war 30 Jahre in London tätig, worauf auch die englischen Inschriften verweisen.



02

Drachen



Unbekannt, Deutsch (Ulm oder Oberrhein), zweite Hälfte 15. Jh., Die heilige Margarete mit dem Drachen

1460–1470

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Unbekannt, Deutsch (Ulm oder Oberrhein), zweite Hälfte 15. Jh., Die heilige Margarete mit dem Drachen, 1460–1470, Holzschnitt, handkoloriert

Die heilige Margarete

Mehr als 30 Heiligenlegenden erzählen vom Kampf gegen einen Drachen, darunter jene von Georg, der eine Prinzessin befreite. Der Holzschnitt zeigt die Heilige Margarete, die in Antiochia wegen ihres christlichen Glaubens eingesperrt und 1305 enthauptet wurde. Im Gefängnis erschien ihr ein riesiger Drache, der sie zu verschlingen drohte und den sie durch das Kreuzzeichen besiegte. Das Reptil mit Adlerklauen steht für das Böse, für Dämonen und Teufel, die mit Hilfe göttlicher Macht, hier symbolisiert durch den Engel und die Taube des Heiligen Geistes, überwunden werden.

Der bedeutende Einblattholzschnitt, der nur auf der Vorderseite bedruckt ist, wurde von Hand in Hellgelb, Nussbraun, Spangrün, Karmesin- und Zinnoberrot sorgfältig bemalt. Nur dieses eine Exemplar ist erhalten.





Hans Leu d. J. (um 1490–1530), Georgs Kampf mit dem Drachen

1516

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Hans Leu d. J. (um 1490–1530), Georgs Kampf mit dem Drachen, 1516, Holzschnitt


Der Kampf des heiligen Georg mit dem Drachen

Drachen oder Lindwürmer sind der europäischen Antike ebenso bekannt wie den frühen asiatischen Hochkulturen. Aufgrund ihrer lidlosen, nie blinzelnden Augen galten sie als besonders wachsam. Die reptilienartigen Fabelwesen verkörperten die Angst vor der Zerstörungskraft der Elemente wie Wasser und Feuer. In der Mythologie erfuhren sie durchaus positive Deutungen; im christlichen und im Endzeit-Kontext wurden sie mit dem Satan und dem Bösen gleichgesetzt.

Der Kampf des Heiligen Georg mit dem Drachen beruht auf einer Umdeutung der Sage um Perseus und Andromeda: Hier wie dort wird eine Prinzessin aus den Fängen eines Ungeheuers befreit. Georg, einer der beliebtesten Heiligen, siegte im Zeichen des Kreuzes; die Königstochter steht für die vom Heidentum bedrohte Kirche.



Allaert Claesz. (1508–1560), Eine nackte Königin und ein Drache

1553

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Allaert Claesz. (1508–1560), Eine nackte Königin und ein Drache, 1553, Kupferstich



Allaert Claesz. (1508–1560), Eine nackte Königin und ein Drache

1553

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Allaert Claesz. (1508–1560), Eine nackte Königin und ein Drache, 1553, Kupferstich

Der Basilisk

Diese rätselhafte Szene wurde noch nicht abschließend gedeutet: Eine mit Lorbeer bekränzte nackte Königin sitzt auf einem Thron in einem Palasthof. In ihrer Linken hält sie ein Zepter, vielleicht in abwehrender Geste. Vor ihr steht ein geflügelter Drache mit mächtigen Krallen, gespaltener Zunge und langem, gewundenem Schwanz. Die Krone auf seinem Kopf könnte ihn als Basilisken ausweisen, den König der Schlangen (zu denen Drachen gezählt wurden). Sein Atem galt als tödlich, sein Blick, der nur von einem Spiegel gebannt werden konnte, ließ alles versteinern. Gegen diese Deutung spricht, dass die Frau gerade nicht versteinert. Sie wird auch als Heilige Martha gelesen, die einen menschenfressenden Drachen – im Hintergrund entführt er eine Frau – mit Weihwasser besiegte.





Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Cornelis van Haarlem (1562–1638), Der Drache verspeist die Gefährten des Cadmos

1588

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Cornelis van Haarlem (1562–1638), Der Drache verspeist die Gefährten des Cadmos, 1588, Kupferstich



Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Cornelis van Haarlem (1562–1638), Der Drache verspeist die Gefährten des Cadmos

1588

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Cornelis van Haarlem (1562–1638), Der Drache verspeist die Gefährten des Cadmos, 1588, Kupferstich


Cadmos bekämpft den Drachen

Der virtuose Kupferstich entstand nach einem Gemälde des Cornelis van Haarlem (National Gallery, London). Es schildert eine selten behandelte Szene aus den Metamorphosen des Ovid: Der phönizische Königssohn Cadmos wurde ausgesandt, um seine Schwester Europa zu suchen und die Stadt Theben zu gründen. Als seine Gefährten Wasser holten, wurden sie von einem Drachen des Kriegsgottes Mars angegriffen, der die Quelle bewachte. Der Betrachter ist Teil der furchtbaren Szenerie: Das Ungeheuer fixiert ihn mit seinen glänzenden Augen. Erst im Hintergrund ist zu sehen, wie Cadmos den Drachen besiegt.

Die Darstellung enthält einerseits eine politische Bedeutung: Die protestantischen nördlichen Provinzen der Niederlande kämpften bis 1648 um die Unabhängigkeit vom katholischen Spanien. Andererseits spielt sie mit dem Blick der Betrachter und illustriert eine kunsttheoretische Position zur Darstellung von Affekten. Die provokative Demonstration der Macht des Ungeheuers, dessen Blick die Bildgrenze überschreitet, erschüttert den Betrachter und appelliert an sein Mitgefühl. Sie löst beim Lesen der Szene in all ihren schockierenden Details Abscheu und zugleich Schaulust aus; der Betrachter verliert die Kontrolle über seine Affekte und gewinnt sie zurück, indem er sich der Künstlichkeit der Szene und dem glüklichen Ausgang im Hintergrund bewusst wird. Entsetzen und ästhetischer Genuss gehen in diesem Werk eine untrennbare Verbindung ein. Nicht zuletzt feiert die Darstellung die künstlerische Imaginationskraft und die technische Virtuosität ihres Stechers.

03

Geflügelte Wesen



Israhel van Meckenem (vor 1450–1503) nach Martin Schongauer (1440/45–1491), Der Greif

1465–1500

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Israhel van Meckenem (vor 1450–1503) nach Martin Schongauer (1440/45–1491), Der Greif, 1465–1500, Kupferstich


Der Greif II

Der Greif ist ein mythisches Tier altägyptischen Ursprungs (4. Jtsd. v. Chr.), dessen Körper aus Löwe und Adler gebildet ist. Plinius d. Ä. beschrieb ihn in seiner Enzyklopädie Naturalis Historia (um 50 n. Chr.) bereits als Fabelwesen mit gekrümmtem Schnabel. Der Glaube an seine Existenz hielt sich jedoch bis weit über das Mittelalter hinaus. Der größte aller Vögel galt als königliches Symbol, als Beherrscher von Erde und Luft. Zu seinen Eigenschaften zählen Wachsamkeit, Schnelligkeit und Stärke, was ihn zum unbesiegbaren Wächter und Beschützer machte. Besonders als Wappentier war der Greif beliebt, oft wurde er auch im Kampf dargestellt.

Van Meckenem, einer der wichtigsten deutschen Stecher des 15. Jahrhunderts, kopiert hier eine Vorlage mit Bocksfüßen von Martin Schongauer.



Lucas Cranach (1472–1553)
Die Versuchung des Heiligen Antonius

1506

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker-H. Schneider

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Lucas Cranach (1472–1553), Die Versuchung des Heiligen Antonius, 1506, Holzschnitt

Die Versuchung des heiligen Antonius I

Der hilflos auf den Rücken gefallene Eremit Antonius wird von Dämonen in die Luft gehoben, mit Steinen und Stöcken bedrängt, am Bart und an der Kutte gezerrt. Über die Hälfte des Blattes wird von den geflügelten Kreaturen bevölkert; einige haben Hörner und Krallen, andere gleichen Insekten, Wildschweinen oder Drachen. Antonius‘ Glaube besiegte die vom Teufel gesandten Geister jedoch.

Überliefert wird die Begebenheit, die sich hervorragend für eine fantasievolle Gestaltung eignet, in der Legenda Aurea, einer Sammlung von Legenden, die Jacobus de Voragine um 1264 verfasste. Im Kontrast zu den dynamischen Linien im oberen Bereich erstreckt sich unten eine stille, weite Landschaft. Die Wappen verweisen auf den sächsischen Kurfürsten Friedrich den Weisen, in dessen Dienst Cranach stand.





Jan Wellens de Cock (1460–1521)
Die Versuchung des Heiligen Antonius

1522

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Jan Wellens de Cock (1460–1521)
Die Versuchung des Heiligen Antonius, 1522, Holzschnitt



Jan Wellens de Cock (1460–1521)
Die Versuchung des Heiligen Antonius

1522

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Jan Wellens de Cock (1460–1521), Die Versuchung des Heiligen Antonius, 1522, Holzschnitt


Die Versuchung des heiligen Antonius II

Jan de Cock erzählt in seinem Holzschnitt mehrere Szenen aus der Legende des heiligen Antonius: Im Zentrum kniet der Einsiedler vor seiner Behausung, das Kruzifix anbetend. Er wird nicht nur von höllischen Geschöpfen und skurrilen Tieren in Versuchung geführt, sondern auch von erotischen Visionen, symbolisiert durch die Frau mit Krallenfüßen und kostbarem Gefäß. Am Himmel wird der dämonische Luftkampf ähnlich wie bei Cranach geschildert. Im Hintergrund spricht Antonius mit verschiedenen Hilfesuchenden und widersteht dem Ruf nackter badender Frauen. Je länger man das Blatt betrachtet, umso mehr Details sind zu entdecken, darunter erfindungsreich gestaltete Tierwesen: Affen mit Schnäbeln, großmäulige Fische, geflügelte Schlangen, ein schlappohriges Reittier.



Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Jan van der Straet (1523–1606), Der Abstieg der Verdammten in die Hölle

1578

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Geflügelte Teufel

In vier Rundbildern thematisierte der Haarlemer Stecher Hendrick Goltzius das Jüngste Gericht. Neben der Auferstehung der Toten, der Teilung in Selige und Verdammte sowie der Himmelfahrt der Seligen zeigt das vierte Blatt die Sünder, die ins ewige Feuer gestoßen werden (Matt. 25:30, 25:41). Höllenbilder, gerade in der niederländischen Kunst seit Bosch sehr beliebt, eigneten sich besonders für eine fantasievolle Gestaltung, gehörten doch Monster, geflügelte Teufel und dämonische Tiere, die Angst und Schrecken verbreiten, zu ihrem Personal. Darstellungen der Unterwelt sind seit der Antike bekannt, die ersten christlichen Höllenszenen finden sich in der karolingischen Buchmalerei. In der gotischen Kathedralskulptur ebenso wie in der mittelalterlichen Tafelmalerei vervielfältige sich das Motivrepertoire.



Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Jan van der Straet (1523–1606), Der Abstieg der Verdammten in die Hölle

1578

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Hendrick Goltzius (1558–1617) nach Jan van der Straet (1523–1606), Der Abstieg der Verdammten in die Hölle, 1578, Kupferstich

04

Einhörner



Michael Wolgemut, Umkreis (1434–1519), Die Jungfrau Maria mit dem Einhorn im Garten

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Michael Wolgemut, Umkreis (1434–1519), Die Jungfrau Maria mit dem Einhorn im Garten, Holzschnitt


Maria mit dem Einhorn

Das Einhorn wird in den Schriften von Aristoteles und Plinius erwähnt, jedoch spielte es in der antiken Mythologie keine Rolle. Erst in der christlichen Tradition gewann es an Bedeutung. Der Naturlehre des Physiologus (2. Jh. n. Chr.) zufolge kann das Tier nur von einer Jungfrau eingefangen werden, weshalb es mit der Muttergottes assoziiert wurde. Das Einhorn galt als das edelstes Fabeltier, es symbolisierte das Gute, Reine, Unschuldige. Lange hielt man den schraubenförmig gewundenen Stoßzahn des Narwals für das mythische Horn, dem man heilende Wirkung zuschrieb.

Auf dem Holzschnitt von Wolgemut, dem Lehrer Albrecht Dürers, sitzt Maria in einem paradiesähnlichen Garten. Durch geschickte Schraffuren im fast ornamentalen Faltenwurf entsteht die Illusion räumlicher Tiefe.



Meister ES (1420–1468), Vogel-Unter, aus der Folge der Großen Spielkarten

1463

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Meister ES (1420–1468), Vogel-Unter, aus der Folge der Großen Spielkarten, 1463, Kupferstich

Spielkarten

Gedruckte Spielkarten sind ab 1440 überliefert, wobei das dünne, empfindliche Papier für das Spielen eigens verstärkt werden musste. Die Stiche wurden auch als Vorlagen genutzt und als kuriose Objekte gesammelt. Das Große Kartenspiel enthielt 48 Karten: acht Zahlen- und vier Figurenkarten in je vier Farben (Menschen, Hunde, Vögel, Wappen). Vogel-Unter, -Ober, -Dame und -König werden durch „Wilde Leute“ repräsentiert. Die scheuen „Wilden Leute“ mit ihren behaarten Körpern lebten in der mittelalterlichen Vorstellung frei in den Wäldern und in Harmonie mit der Natur. Sie galten zwar als gottlos, triebhaft, ausschweifend und verkörperten damit ein fiktives Gegenbild zur zivilisierten Gesellschaft, wurden aber durchaus positiv gesehen: Der wilde Mann reitet auf dem guten, edlen Einhorn.





Jean Duvet (1485–1561), Die Flucht des Königs vor dem Einhorn, aus der sog. Einhorn-Folge

Druckgraphik, um 1555

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Jean Duvet (1485–1561), Die Flucht des Königs vor dem Einhorn, aus der sog. Einhorn-Folge, um 1555 Kupferstich


Eine Einhorn-Serie

Der Goldschmied und Kupferstecher Jean Duvet, der für den burgundischen Hof tätig war, schuf eine Folge von sechs Platten, deren zentrales Motiv jeweils ein Einhorn darstellt. Den Abschluss bildet der triumphale Einzug des Einhorns in den Himmel, geleitet von Jungfrauen und Engeln. Für die ehrgeizige, fast schon expressive Komposition konnte bislang keine Textquelle nachgewiesen werden, auf die diese Szene mit Jägern, Reitern, gestürzten, verwundeten Männern und Hunden zurückzuführen wäre. Der Stich mit seiner Fülle an Motiven und Figuren ist mit skizzenhaften, fast zeichnerischen Linien ausgeführt. Eine Ausnahme bildet das sorgfältig gestochene Einhorn, das hier Wildheit und unbesiegbare Stärke verkörpert, die nur durch eine Jungfrau bezwungen werden können.



Jean Duvet (1485–1561), Triumph des Einhorns

1540/60

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Jean Duvet (1485–1561), Triumph des Einhorns, 1540/60, Kupferstich

05

Wasser- und Meereswesen



Marco Angolo del Moro (1537–1586), Triumph des Neptun

1565

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Marco Angolo del Moro (1537–1586), Triumph des Neptun, 1565, Radierung


Triumph des Neptun

Vom linken Blattrand kommt Neptun mit dem Dreizack in einer Muschel gefahren, die von vier Hippokampen – halb Pferd, halb Fisch – gezogen wird. Sie stehen für die vier Himmelsrichtungen. Im Gefolge des Meeresgottes sind neben Delfinen auch Einhörner, Hirsche und Kamele mit Flossen und Meeresnymphen (Nereiden) zu sehen. Die Tritone, Mischwesen aus Mensch und Fisch, konnten mit ihren Schneckenhörnern das Meer aufwühlen oder beruhigen. Im Vordergrund schießt der Liebesgott Amor seinen Pfeil auf eine Frauengestalt, die wohl als Salacia, die Nymphe des Salzwassers und Gefährtin Neptuns, zu deuten ist. Der Körper des Seelöwen rechts unten geht in eine Welle über; ihn umgibt eine Banderole mit der Signatur des venezianischen Radierers. Die strudelnden Linien veranschaulichen das Tosen und Brausen des Meeres.



Giulio Bonasone (um 1500/10–nach 1574), Herakles kämpft mit dem Flussgott Acheloos um Deianeira

Druckgraphik, um 1570

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Herakles und Acheloos

Der Flussgott Acheloos hatte sich in die schöne Deianeira verliebt, die demjenigen versprochen war, der aus einem Zweikampf siegreich hervorgehen sollte. Als Herakles und Acheloos gegeneinander antraten, verwandelte sich der Flussgott erst in eine Schlange, dann in einen Stier, den Herakles besiegte, indem er ihm ein Horn abbrach. Das Wandeln der Gestalt – ein Thema, das Ovid in seinen berühmten Metamorphosen behandelt – spielt hier auf den gleichnamigen griechischen Fluss an, der seinen Verlauf regelmäßig veränderte und so das Land an seinen Ufern fruchtbar hielt.

In Bonasones tonal fein abgestuftem Stich hat sich Acheloos in eine gewaltige Wasserschlange verwandelt, die ihren Schwanz um die Beine des Helden Herakles windet. Links im Hintergrund ist die Geburt des Acheloos zu sehen.



Adriaen Collaert (um 1560–1618), Entwurf für eine Schale mit Thetis und Meeresungeheuern


um 1600

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Adriaen Collaert (um 1560–1618), Entwurf für eine Schale mit Thetis und Meeresungeheuern, um 1600, Kupferstich

Die Meeresgöttin Thetis

Der gestochene Entwurf entstand vermutlich für einen Teller oder eine Gewürzschale aus Gold oder Silber, in der am Ende eines Mahls Süßigkeiten gereicht werden sollten, wobei eine Ausführung dieses luxuriösen Objekts nicht bekannt ist. Collaert schuf drei weitere solcher Stiche mit den Meeresgottheiten Arion, Galatea und Neptun im Zentrum, umgeben von Seeungeheuern, Fischen, Muscheln und fantastischen Meerwesen wie Hippokampen (Seepferde im wörtlichen Sinn) und Tritonen. Der Stich zeigt die Nymphe Thetis, die schönste der Nereiden und Mutter des Achill.

Collaert schuf neben biblischen und allegorischen Serien auch Entwürfe für Schmuckstücke in Form von Seemonstern aus den unbekannten Tiefen des Meeres sowie 25 Blätter mit lebensecht dargestellten Fischen.





Jan Muller (1571–1628) nach Adriaen de Vries (1546–1626), Herkules erschlägt die Hydra

1602

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker-H. Schneider

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Die Hydra, ein vielköpfiges Ungeheuer der antiken Mythologie, lebte in den Sümpfen von Lerna. Wenn sie einen Kopf verlor, wuchsen zwei neue nach – ein Gleichnis für eskalierende, nicht einzudämmende Situationen. Die Hydra wurde von Herkules getötet, indem er sie mit unbezwingbarer Stärke packte, die Köpfe mit seiner Keule abhieb und die enthaupteten Hälse ausbrannte, sodass keine Köpfe mehr nachwuchsen. Anschließend tauchte Herkules, dem elf weitere Aufgaben auferlegt waren, seine Pfeile in das Gift der Wasserschlange.

Der Kupferstich entstand nach der großen Bronzeskulptur des Adriaen de Vries für den Herkulesbrunnen in Augsburg. Die ineinander verschränkten Körper modellierte Muller, der bei Goltzius gelernt hatte, virtuos mit Schraffuren, an- und abschwellenden Linien.



Jan Muller (1571–1628) nach Adriaen de Vries (1546–1626), Herkules erschlägt die Hydra

1602

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Volker-H. Schneider

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Jan Muller (1571–1628) nach Adriaen de Vries (1546–1626), Herkules erschlägt die Hydra, 1602, Kupferstich

06

Ornamentale Tierwesen und groteske Figuren



Zoan Andrea (tätig 1475–1505), Zierplatte mit Ornamenten und Trophäen auf einem Wagen

1505

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Zoan Andrea (tätig 1475–1505), Zierplatte mit Ornamenten und Trophäen auf einem Wagen, 1505, Kupferstich


Eine Zierplatte

Die beiden ornamentalen Kupferstiche mit ihrer feinen Linienführung und den dichten Kreuzschraffuren zählen zum Spätwerk Zoan Andreas, von dem nur 16 solcher Stiche bekannt sind. Ausgehend von dem 1479 in Rom wiederentdeckten antiken Palast Domus Aurea, den Nero hatte erbauen lassen und dessen Räume mit Wandmalereien versehen waren, entwickelte sich die Gattung der sog. Groteske (ital. grottesco, grotta = Höhle). Diese Ornamente setzen sich aus Ranken, Figuren, Tieren, fantastischen Mischwesen und architektonischen Elementen zusammen. Die erfindungsreichen, eleganten Formen enthalten oft ein beunruhigendes Moment, das sich als Gegensatz zwischen Ordnung und Fülle, Künstlichkeit und Natur, oder, wie hier, in monströsen Fabelwesen, manifestiert.



Zoan Andrea (tätig 1475–1505), Zierplatte mit Ornamenten, Drachen, Masken und Trophäen

1505

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Zoan Andrea (tätig 1475–1505) Zierplatte mit Ornamenten, Drachen, Masken und Trophäen, 1505, Kupferstich


Giulio Bonasone (um 1500/ 1510–nach 1574) nach Parmigianino (1503–1540), Fries mit Zentaur

1530er Jahre

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Kentauren-Ornamente

Beide Blätter entstanden nach gezeichneten Vorlagen (1524–1527) von Parmigianino, die sich heute im Louvre (Paris) und in der Royal Collection (Windsor) befinden. Die Zeichnungen gehen wiederum auf eine Fassadendekoration von Baldassare Peruzzi zurück. Im Zentrum steht jeweils ein Zentaur, ein Mischwesen aus Pferd (hier eher Löwe) und Mensch, der eine geflügelt, der andere mit Tatzen, die aus Blättern gebildet sind. Beide sind umgeben von geflügelten Genien und verwachsen mit Akanthusranken zu einem Ornament, der bevorzugten Gattung für freie, fantasievolle Gestaltungen. Zentauren galten in der antiken Mythologie als unbeherrscht und lüstern, sie verkörperten die instinkthafte, ungezähmte Seite des Menschen. Nur der Zentaur Cheiron galt als weise, gütig und der Heilkunst mächtig.



Giulio Bonasone (um 1500/ 1510–nach 1574) nach Parmigianino (1503–1540), Fries mit Zentaur

1530er Jahre

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Giulio Bonasone (um 1500/ 1510–nach 1574) nach Parmigianino (1503–1540), Fries mit Zentaur, 1530er Jahre, Kupferstich, Radierung


Wendel Dietterlin d. J. (1602–1680), Groteske Figuren

1615

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Wendel Dietterlin d. J. (1602–1680), Groteske Figuren, 1615, Radierung



Wendel Dietterlin d. J. (1602–1680), Groteske Figuren

1615

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Wendel Dietterlin d. J. (1602–1680), Groteske Figuren, 1615, Radierung

Groteske Figuren

Die beiden auf ein Blatt Papier gedruckten Radierungen zeigen einen Zug unheimlicher Traumgestalten und seltsamer Mischwesen. Sie entstanden als freie Illustrationen zu Gargantua und Pantagruel (1532–1564), einem beliebten satirischen Romanzyklus von François Rabelais. Die fantastischen, mit überbordender Sprache geschilderten Abenteuer des Riesen Pantagruel und seines Vaters sind dem klassischen Ritterroman entlehnt, enthalten aber skurrile Episoden und groteske Szenen.

Die Radierungen gehören zu einer achtteiligen Folge, die der Goldschmied Dietterlin in Straßburg anfertigte. Als Vorbild diente eine Holzschnittfolge von 1565 von François Desprez mit 120 Einzelfiguren, die ihrerseits auf niederländische Vorbilder, etwa von Hieronymus Bosch und Pieter Bruegel, zurückgehen. Die Figuren haben fantatischen, ja ornamentalen Charakter.



07

Karikaturen und Spott



Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Titelblatt der Folge "Pour Raillerie"

1772

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Titelblatt der Folge "Pour Raillerie", 1772, Radierung


Karikaturen und Spott

Der Schweizer Maler, Graphiker und Insektenforscher Schellenberg schuf naturhistorische Illustrationen zu Abhandlungen von Johann Heinrich Sulzer, Johannes Gessner oder Johann Caspar Lavater, aber auch zu Fabeln und zur Bibel. Die Folge Pour Raillerie (Zum Spott) ist eine satirische Fingerübung: Schellenberg, der ein hervorragender Karikaturist war, entwarf fantastische Kombinationen von Mensch- und Tiergestalten mit realistischen Details. Er nahm charakteristische Verhaltensweisen aufs Korn und hielt dem Betrachter einen Spiegel vor: Herausgeputzte Affen kommen direkt von Paris, eine schnatternde Menge führt sich wie eine Schar Gänse auf, Skelette ziehen in die Schlacht. Der lesende „Poet“ mit Hirschkäferkopf nimmt Kafkas Erzählung Die Verwandlung von 1912 vorweg.



Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Drei fantastische Heuschrecken, aus der Folge Pour Raillerie

1772

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Drei fantastische Heuschrecken, aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Zwei Putten mit einer Gruppe von Miniaturmenschen an der Leine, aus der Folge: Pour Raillerie

1772

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Zwei Putten mit einer Gruppe von Miniaturmenschen an der Leine, aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Ein Gänsehirt treibt eine Gänseschar mit Menschenköpfen, aus der Folge: Pour Raillerie

1772

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Ein Gänsehirt treibt eine Gänseschar mit Menschenköpfen, aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Affen auf Pferden auf dem Weg von Paris, aus der Folge: Pour Raillerie

1772

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Affen auf Pferden auf dem Weg von Paris, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Lesender Mann mit Insektenkopf (Der Poet), aus der Folge: Pour Raillerie

1772

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Lesender Mann mit Insektenkopf (Der Poet), aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Zwei Katzen mit menschenköpfen greifen kleine Menschen an, aus der Folge: Pour Raillerie

1772

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Zwei Katzen mit menschenköpfen greifen kleine Menschen an, aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Schlacht der Skelette, aus der Folge: Pour Raillerie

1772

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Quelle

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Schlacht der Skelette, aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung


Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Ein Gänsehirt treibt eine Gänseschar mit Menschenköpfen, aus der Folge: Pour Raillerie

1772

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Johann Rudolf Schellenberg (1740–1806), Ein Gänsehirt treibt eine Gänseschar mit Menschenköpfen, aus der Folge: Pour Raillerie, 1772, Radierung



Ausstellungsplakat

Aus der Sammlung von

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Israhel van Meckenem, Der Greif, 1465–1500, Kupferstich © Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett / Dietmar Katz

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Kabinett in der Galerie

Die Ausstellungsreihe

Mit der Reihe „Kabinett in der Galerie“ unterhält das Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin seit 2009 einen permanenten Ausstellungsraum in der Gemäldegalerie am Kulturforum.

Im zyklischen Wechsel werden Sammlungsbestände des Hauses vorgestellt und in aktuelle Kontexte gesetzt. Das können tagesaktuelle Fragestellungen sein, Blicke in die Bestände und hinter die Kulissen, aber auch begleitende oder parallel stattfindende Ausstellungen des gastgebenden Hauses. Damit eröffnet die Reihe im Rundgang der Gemäldegalerie eine willkommene Möglichkeit zur Zusammenschau unterschiedlicher Medien und zur vertieften Auseinandersetzung mit künstlerischen Prozessen.

In Zusammenarbeit mit dem Institut für Museumsforschung und der Deutschen Digitalen Bibliothek werden die bislang weitgehend unpublizierten Präsentationen nach und nach im Rahmen der Online-Ausstellungen im DDBstudio einem überregionalen Interessentenkreis zugänglich gemacht und ihrer materialbedingten Kurzlebigkeit entzogen.

Die Ausstellung "Fantastische Tierwesen in der Graphik des 15. bis 18. Jahrhunderts" wurde vom 1. Februar bis zum 5. Juni 2022 im Kabinett in der Galerie gezeigt.



Eine virtuelle Ausstellung von

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 30.01.2023 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Fantastische Tierwesen in der Graphik des 15. bis 18. Jahrhunderts wird veröffentlicht von:

Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin


Matthäikirchplatz 8
D-10785 Berlin


gesetzlich vertreten durch

Dr. Dagmar Korbacher

Telefon:

030 266424201


Fax:

030 266424214


E-Mail:  

kk@smb.spk-berlin.de

Inhaltlich verantwortlich:

Dr. Dagmar Korbacher
Direktorin                                                                                                                                                                                Kupferstichkabinett
Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Matthäikirchplatz 8
10785 Berlin

Kurator*innen:

Dr. Christien Melzer
Kuratorin für niederländische und englische Kunst vor 1800                                                                                               Kupferstichkabinett
Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz
Matthäikirchplatz 8
10785 Berlin

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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