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Faszination Pferd – Deutsches Pferdemuseum 2.0

Deutsches Pferdemuseum e.V.


Ausstellungsplakat "Faszination Pferd - Deutsches Pferdemuseum 2.0" 24.4.-27.7.2025

Plakat, 2025, Verden/Aller

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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WILLKOMMEN IM MUSEUMSLABOR!

Wie sieht das Deutsche Pferdemuseum der Zukunft aus? Wie erfindet sich ein Museum neu?

Im Jahr 2000 wurde die aktuelle Dauerausstellung des Museums feierlich eröffnet. Auch damals musste sich das Museum neu erfinden.

Damals wie heute ist unser Thema die Faszination Pferd. Dennoch ist seitdem viel passiert.

Heute bewegen die Gesellschaft andere Fragestellungen als vor 25 Jahren. Aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse haben unseren Blick auf bestimmte Themen verändert. Neue Forschungsrichtungen beleuchten die Beziehung zwischen Pferd und Mensch aus einer anderen Perspektive.

Höchste Zeit ein Deutsches Pferdemuseum 2.0 zu entwickeln!

Wir beginnen den Prozess mit dieser Sonderausstellung und machen das Museum dafür zum „Labor“.

In dieser Ausstellung werfen wir kurze Schlaglichter auf unterschiedliche Themen. Einige kommen in der Dauerausstellung nicht vor und einige sind dort nicht mehr aktuell. Andere wiederum sollten heute aus einer anderen Perspektive erzählt werden.

Was fasziniert Dich am Pferd? Was sollen wir Dir vom Pferd erzählen? Welche Themen findest Du spannend? Welche Themen fehlen Dir? Was erwartest Du von einem neuen Deutschen Pferdemuseum? Wie soll es aussehen und was soll es Dir bieten?

Wie geht es nach dieser Ausstellung weiter?

Aus den Ergebnissen entwickeln wir einen Masterplan, in dem das Deutsche Pferdemuseum 2.0 konkrete Formen annimmt.

Willkommen in unserem Museumslabor! Tritt ein und gestalte mit uns die Zukunft des Deutschen Pferdemuseums!

01

Blick in die Museumsgeschichte



Verdener Pferdemuseum, ca. 1935, in den Räumen der ehemaligen Nikolaikirche in Verden

Postkarte

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Archiv Volker Wolters

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Archiv Volker Wolters

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EIN MUSEUM IM WANDEL

Jede Ausstellung spiegelt die jeweilige Zeit wider, in der sie entsteht. So ist es auch in der Geschichte des Deutschen Pferdemuseums. Denn die Bedeutung des Pferdes hat sich in über 100 Jahren Museumsgeschichte stark verändert. Auch die Gesellschaft und ihre Erwartungen an Museen sind in stetigem Wandel.

Wie hat sich die Ausstellung des Deutschen Pferdemuseums im Laufe der Zeit verändert? Was hat die Verantwortlichen früher bewegt? Und was treibt uns heute an?

Geschichte des Pferdemuseums im Spiegel der Zeit

1918 wurde der Verdener Heimatbund gegründet. 1927 begann der Aufbau der Abteilung „Pferdemuseum“.

Ohne das Pferd ging damals nichts. In Deutschland fuhren 132.000 Kraftfahrzeuge. Demgegenüber standen 3,65 Millionen Pferde. Sie waren wichtiges Transportmittel und unverzichtbar in Militär und Landwirtschaft.

Der Schwerpunkt des Pferdemuseums lag anfangs auf der Verdener Pferdezucht. Das Museum wollte einen „zuchtwissenschaftlichen Mehrwert“ liefern.

Im Heimatmuseum wurde das Pferdemuseum von Anfang an als eigene Abteilung geführt. Der damalige Museumsleiter Wilhelm Ahrens sah das Spezialmuseum bereits als deutschlandweites Alleinstellungsmerkmal
Verdens.

Ab 1933 missbrauchten die Nationalsozialisten Pferdezucht und -sport für ihre ideologischen Ziele. Das Museum blieb in dieser Zeit nicht frei von politischer Vereinnahmung.

Nach dem 2. Weltkrieg wurde das Museum 1956 wiedereröffnet. Die Arbeitskraft der Pferde war überwiegend durch Motoren ersetzt worden. Die Pferdezahlen in Deutschland sanken. Menschen befürchteten, die Tiere könnten gänzlich verschwinden. In dieser Zeit des Wandels begannen Bestrebungen, das Pferdemuseum aus dem Heimatbund herauszulösen. 1965 schließlich erfolgte die Gründung des Vereins „Deutsches Pferdemuseum e.V.“.

Als „Deutsches Pferdemuseum“ wuchsen die Erwartungen: Das Museum und seine Ausstellung sollten jetzt einem bundesweiten Anspruch gerecht werden.

Mit dem „Hippologischen Institut“ entstand die bedeutendste Fachbibliothek Deutschlands zum Thema Pferd.

Das Museum beschäftigte sich nun mit allen deutschen Pferdezuchten. Ein weiterer Schwerpunkt wurde der Pferdesport, der zu der Zeit hohes gesellschaftliches Ansehen genoss.

Ab 1984 erhielt das Museum erstmals eine kontinuierliche Förderung. Sie ermöglichte die Einstellung einer hauptamtlichen wissenschaftlichen Museumsleitung. Bis dahin hatten Zucht- und Pferdeexperten das Museum
entwickelt. Durch gezielte Ankäufe wurde die Sammlung in der Folge qualitativ erweitert.

2000 zog das Museum in die ehemalige Kavalleriekaserne am Holzmarkt. Hier gab es deutlich mehr Platz und Möglichkeiten. Die Dauerausstellung wurde von Grund auf neu geplant und professionell gestaltet.

Die Schwerpunkte der Ausstellungskonzeption lagen, neben der biologischen Entwicklung, vor allem auf der Nutzung des Pferdes durch den Menschen.

Und heute?

In den letzten 25 Jahren hat sich die Pferdewelt gewandelt. Sie ist vielfältiger und bunter geworden. Pferdesport und -haltung werden auch kritisch diskutiert. Das Pferdewohl steht für viele Menschen an erster Stelle. Statt der Nutzung des Pferdes rückt die Beziehung zwischen Tier und Mensch in den Fokus.

Welche Themen und Geschichten sind für uns heute relevant und haben einen Bezug zu unserer Lebensrealität? Welche Erwartungen haben wir heute an eine Museumsausstellung? Ist sie ein Wissenstempel, den wir ehrfürchtig betreten? Oder ein Ort, der zum Nachdenken anregt, an dem sich Menschen begegnen und austauschen können? Kann ein Museum einen Beitrag leisten für gegenseitiges Lernen und Verständnis im Sinne des Pferdes?





Sammelmappe "Das Verdener Pferd 1924"

Mappe, 1924, Verden/Aller

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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1924: Erster Beginn der Sammlungstätigkeit zum Thema Pferd mit der Mappe „Das Verdener Pferd“.


Das Verdener Pferdemuseum in der Boeselagerschen Villa, 1933

Postkarte, 1933, Verden/Aller

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1933: Im Dezember wird die Abteilung „Pferdemuseum“ für 2 Monate in der Boeselagerschen Villa (Kreuzung Marienstraße / Georgstraße) gezeigt.


Verdener Pferdemuseum, ca. 1935, in den Räumen der ehemaligen Nikolaikirche in Verden

Postkarte

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Archiv Volker Wolters

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Archiv Volker Wolters

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Verdener Pferdemuseum, ca. 1935, in den Räumen der ehemaligen Nikolaikirche in Verden.


Museumsgebäude in der Andreasstraße in Verden

Fotografie, 1960er Jahre, Verden/Aller

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1963: Umzug des Museums in ein Gebäude des Landkreises in der Andreasstraße 17.


Ausstellungsraum im Deutschen Pferdemuseum in der Andreasstraße, um 1967.

Fotografie

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Ausstellungsraum um 1967.


Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum, 1970er Jahre.

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Ausstellungsraum 1970er Jahre.


Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum, 1990er Jahre.

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Ausstellungsraum 1990er Jahre.


Deutsches Pferdemuseum am Standort Holzmarkt

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Seit 2000...

Das Deutsche Pferdemuseum in der ehemaligen Kavalleriekaserne am Holzmarkt.



Neue Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum, Bereich Militärpferde, 2000.

2000

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Deutsches Pferdemuseum e.V./Michael Hensel

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Bereich Militärpferde in der Dauerausstellung des Deutschen Pferdemuseums, 2000.


Die jetzige Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum

Im Jahr 2000 wurde die Dauerausstellung am Standort Holzmarkt eröffnet. Die Ausstellung gliedert sich in folgende Themenbereiche:

  • Entwicklung und Biologie des Pferdes
  • Luxuspferde
  • Domestikation des Pferdes
  • Pferde im Altertum
  • Ritterpferde
  • Arbeitspferde
  • Postpferde
  • Berufe rund um's Pferd
  • Pferd und Motor
  • Militärpferde
  • Pferdemalerei
  • Damenreiten
  • Zirkuspferde
  • Fahrpferde
  • Jagdpferde
  • Dressursport
  • Springsport
  • Vielseitigkeitssport
  • Fahrsport
  • Voltigieren
  • Olympische Reiterspiele
  • Zuchtpferde
  • Rennpferde
  • Reiterstadt Verden


Neue Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum, Bereich Arbeitspferde, 2000.

2000

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Deutsches Pferdemuseum e.V./Michael Hensel

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Der Bereich Arbeitspferde in der Dauerausstellung, 2000.


Neue Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum, Mitmachstation, 2000.

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Deutsches Pferdemuseum e.V./Michael Hensel

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Mitmachstation in der Dauerausstellung, 2000.


Hyracotherium

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V./Michael Hensel

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Das Hyracotherium, auch "Urpferd" genannt.


Turnierplakat Verden 1938

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Turnierplakat von 1938 aus der Abteilung zur "Reiterstadt Verden".


Neue Dauerausstellung im Deutschen Pferdemuseum, Bereich Rennsport, 2000.

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Abteilung Rennsport in der Dauerausstellung, 2000.

02

Pferde in der Alltagskultur



Fernsehabenteuer Fury, Nr. 43

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PFERDE, PFERDE, PFERDE

„Ein Pferdemuseum? Was es nicht alles gibt!“ Das hören wir hier im Museum öfter. Für viele Menschen spielen Pferde in ihrem alltäglichen Leben nämlich keine große Rolle mehr.


Aber treffen wir Pferde wirklich nur noch auf Weiden und Reitplätzen? Oder sind die Pferde in unserer Gesellschaft und Kultur vielleicht doch präsenter als wir glauben?



Plakat Pierre Brice Winnetou 1982

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Indianergeschichten ohne Pferde? Undenkbar!

Pferde überall

In der industriellen Zeit sind die Pferde durch Maschinen abgelöst worden. Dennoch spielen sie auch in unserer modernen Welt immer noch eine wichtige Rolle.

Pferde faszinieren uns Menschen seit Jahrtausenden. Sie symbolisieren Freiheit, Kraft und Eleganz.

Und tatsächlich sind die Pferde auch heute noch fast überall: Sie bevölkern Bücher, Filme und Fernsehserien. Geschichten mit Rittern, Cowboys und Indianern kommen ohne Pferde nicht aus. Auch viele Fantasy-Epen setzen auf diese Tiere. Pferde sind in solchen Geschichten oftmals die treuen Begleiter der heldenhaften Hauptfiguren.

Als Spielzeuge lassen sie Kinderherzen höherschlagen. Auch in Redewendungen unserer Sprache sind sie sehr präsent.

Sogar die Werbung setzt immer wieder auf Pferde. Ihre Schnelligkeit, Schönheit und Dynamik dienen als werbewirksames Verkaufsmittel oder Markenzeichen.

Somit ist es kein Wunder, dass Namen wie Fury, Black Beauty oder Kleiner Onkel hinlänglich bekannt sind.

Und manchmal lässt sich auf den ersten Blick gar nicht erahnen, wo Pferde noch eine wichtige Rolle spielen. So werden beispielsweise ihre Schweifhaare traditionell für die Bögen von Streichinstrumenten verwendet.



Pferde in Deutschland - Die Fakten

In Deutschland…

… leben aktuell ca. 1,3 Millionen Pferde.

… gibt es 25 Zuchtverbände.

… gibt es mindestens 7.198 FN-Reitvereine, die in 17 Landesverbänden organisiert sind.

… gibt es zwei Pferdemuseen. Außerdem noch ein Zugpferdemuseum, ein Marstallmuseum sowie mehrere Gestüts- und Kutschenmuseen.

… besitzen ca. 850.000 Personen über 14 Jahren ein eigenes Pferd.

… gibt es 10 Landgestüte.

… wird in der Pferdebranche jährlich ein Gesamtumsatz von geschätzt 6,7 Milliarden Euro gemacht.

… gibt es ca. 89.000 Zuchtpferde und -ponys.

… haben mehr als 10.000 Firmen, Handwerksbetriebe und Dienstleistungsunternehmen direkt oder indirekt das Pferd als Hauptgeschäftsfeld.

… interessieren sich 3,5 Millionen Menschen über 14 Jahre für den Reitsport.

… sind 78% der Reiter*innen weiblich, im Schnitt 38 Jahre alt, gut ausgebildet und berufstätig.

… sind von 10 aktiven Reiter*innen 4 Mitglieder in Reitvereinen.

… finden 80% der Menschen Pferde schön.

… gehören Pferde zu den fünf interessantesten Themen für 4-5-jährige Kinder.

Quellen: FN-IPSOS-Studie 2019, Jahresberichte FN, Kindermedienstudie 2019



03

Pferde als Hobby



Ein Dressurreiter im Frack wird von Fotografen umringt

Helen Meyer-Moringen

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MEHR ALS NUR EIN HOBBY

In den Medien ist oft nur der Spitzensport sichtbar. Dabei ist die Pferdewelt in Deutschland größer und vielfältiger.
Für viele Menschen ist die Beschäftigung mit Pferden ein erfüllendes Hobby.

Wie vielfältig kann die Beschäftigung mit Pferden sein? Was verbirgt sich hinter „Turniersport“ und „Freizeitreiterei“?

Turniersport in Deutschland

Die Ursprünge des modernen Turniersports liegen im 19. Jahrhundert. Bis zum Ende des 2. Weltkriegs nahmen fast ausschließlich Offiziere und Soldaten daran teil.

Erst seit der Nachkriegszeit ist der Pferdesport zivil. Neben den Berufsreiter*innen bevölkern daher auch zahlreiche Amateur*innen die Wettbewerbe.

Dies gilt sowohl für die BRD als auch für die DDR. Dennoch entwickelte sich der Turniersport nach 1945 auf beiden Seiten der Mauer unterschiedlich weiter.

Heute bildet die Deutsche Reiterliche Vereinigung, kurz FN, den Bundesverband für Pferdesport und Pferdezucht. Der Breiten- und Spitzensport gehört zu ihren wichtigsten Aufgabenfeldern.

Für Wettkämpfe stellt die FN zwei Prüfungsordnungen bereit.

Die WBO ist das Regelwerk für breitensportliche Veranstaltungen, die für Kinder bzw. erwachsene Einsteiger ausgerichtet werden. Die LPO regelt den leistungssportlichen Bereich und richtet sich eher an fortgeschrittene Teilnehmende. Sie müssen entsprechende Reit- und Fahrabzeichen absolviert haben. Zudem ist eine Turnierlizenz erforderlich. Auch das Pferd muss als Turnierpferd bei der FN eingetragen sein.

Turnierreiter*innen können sowohl Amateur*innen als auch Profis, also Berufsreiter*innen, sein.

Die Teilnehmenden werden in unterschiedliche Leistungs- und Altersklassen unterteilt. Dies soll die Chancengleichheit gewährleisten.

Von den heute rund 3 Millionen Reiter*innen in Deutschland nehmen etwa 80.000 an Turnieren teil.

Die FN betreut folgende Disziplinen: Dressur, Springen, Vielseitigkeit, Fahren, Voltigieren, Distanzreiten und Para-Equestrian.

Neben den klassischen Disziplinen organisieren heute auch andere Interessenverbände Wettkämpfe. Es gibt Turniere für Westernreiterei, Islandpferde, Barockpferde oder Working Equitation.





Dick und Dallie und die Ponies

Ursula Bruns, Buch, 1953, Freiburg

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Deutsches Pferdemuseum e.V:

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Ursula Bruns macht mit ihren Büchern die Islandpferde in Deutschland populär.


Freizeitreiterei in Deutschland

„Freizeitreiterei“ bezeichnet die Beschäftigung mit Pferden ohne Leistungsdruck von Wettkämpfen oder Turnieren.

Die so genannte „Freizeitreiterbewegung“ entstand in den 1960er Jahren. Damals wurden in Deutschland fast unbekannte Pferderassen populär: Islandpferde und
Shetlandponys.

Eine wichtige Rolle spielte die Autorin Ursula Bruns. Mit speziellen Pferdezeitschriften machte sie ab 1958 die robusten Pferderassen und das Freizeitreiten populär. Ihr größter Erfolg waren ihre „Dick und Dalli“-Kinderbücher.
Sie bildeten die Vorlage für die beliebten Immenhof-Filme und machten die Islandpferde endgültig berühmt.

Die „Freizeitreiterei“ vereint heute eine Vielzahl unterschiedlichster Reit- und Beschäftigungsmöglichkeiten mit dem Pferd. Dabei ist der Ausbildungsstand sowohl bei den Menschen als auch bei den Pferden höchst unterschiedlich.

Viele Freizeitsportler*innen arbeiten sehr ambitioniert und auf hohem Niveau mit ihren Pferden.

Die Motivationen sind vielfältig: Es geht um sportliche Betätigung und den Spaß am Umgang mit dem Pferd. Auch die Erholung in der Natur und die Bindung zwischen Mensch und Pferd treibt viele Freizeitreiter*innen an.

Neben den klassischen Disziplinen gibt es eine Vielzahl an Möglichkeiten für die Beschäftigung mit Pferden.
Z. B.:

  • Arbeit an der Hand oder am Langzügel
  • Ausreiten
  • Bodenarbeit
  • Clickertraining
  • Extreme Trail
  • Fahren und Wanderfahren
  • Freiarbeit und Freiheitsdressur
  • Gelassenheitstraining
  • Horse Agility
  • Spazierengehen oder Joggen mit dem Pferd an der Hand
  • Spielen
  • Wanderreiten
  • Zirkuslektionen

Aktuell sind etwa drei Viertel aller Aktiven in Deutschland Freizeitreiter*innen.



Ausritt auf Islandponys im Herbstwald

Gerda Sattler, Gemälde, 1969

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Ausritt auf Islandponys im Herbstwald (Gerda Sattler, 1969).

04

Mobilität mit Pferdekraft



Langstreckenfahrt von Berlin nach Paris. Werbemaßnahme der Luxus-Pferdehandlung C. Hermann Geerk, Berlin.

Alex Menzendorf, Fotografie, um 1900, Berlin

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Foto Menzendorf. Leihgabe Niedersächsische Sparkassenstiftung und Kreissparkasse Verden im Deutschen Pferdemuseum.

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PFERDESTÄRKEN BEWEGEN DIE WELT

Entfernungen spielen heute kaum eine Rolle. Wir fliegen mit dem Flugzeug, fahren mit dem Zug oder dem Auto. Unsere Fortbewegung aber birgt Herausforderungen. Können wir unsere Mobilität erhalten, ohne der Umwelt zu schaden? Haben wir zu viele Autos? Stehen wir vor einem Verkehrskollaps?


Wie war es früher, als die Pferde der Motor der Mobilität waren? Welche Rolle haben die Pferde in der Industrialisierung gespielt? Gab es Parallelen zu unserer heutigen Zeit?



„Les chemins de fers.
Et dire que maintenant, voilà tous les voyageurs qui nous passent devant le nez!“

Honoré Daumier, Druckgrafik, 1848

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Das Aufkommen der Eisenbahn stellte eine Konkurrenz für die Postkutsche dar. Hier eine Karikatur von Honoré Daumier.

Reisen und Kommunikation mit Pferdekraft

Bevor unsere modernen Verkehrsmittel erfunden wurden, war das Reisen deutlich langsamer, beschwerlicher und gefährlicher. 

In früheren Jahrhunderten reisten viele Menschen zu Fuß. Wer es sich leisten konnte, ritt zu Pferd oder fuhr mit der Kutsche. Eine besondere Art zu Reisen waren Fahrten mit der Postkutsche.

Mit dem Ausbau der Straßen und der Weiterentwicklung der Postkutschen konnte der Reisekomfort verbessert werden. Auch die Reisegeschwindigkeit erhöhte sich. Von etwa 2 km/h um 1700 konnte die Reisegeschwindigkeit bis 1850 auf etwa 10 km/h gesteigert werden.

Die Strecken, Haltepunkte und Abfahrtszeiten waren festgelegt und in Fahrplänen dokumentiert.

An den Strecken selbst lagen in regelmäßigen Abständen so genannte Relais-Posthaltereien. Dort wurden die Pferde gewechselt und die Reisenden konnten sich erfrischen. 

Auch die Nachrichten- und Sendungsübermittlung erfolgte vor der Erfindung moderner Kommunikationswege mit Pferdekraft.

Ein gut organisiertes Postwesen mit Postkutschen und Postreitern lieferte zuverlässig unzählige Briefe aus.



Pferde um 1900

Unsere moderne und technologisierte Welt hätte sich ohne Pferdekraft nie entwickeln können. Tatsächlich wurden auf dem Höhepunkt der Industrialisierung mehr Pferde gebraucht als jemals in der Landwirtschaft.

Nur mit der Zugkraft der Pferde konnten tonnenschwere Lasten transportiert werden. Die Tiere beförderten auch die vielen Industriegüter von den Bahnhöfen in das Land.

Mit der Industrialisierung wuchsen auch die Städte. Zwischen 1870 und 1910 versiebenfachte sich im Schnitt die Bevölkerung der Großstädte. Demensprechend wurden auch immer mehr Pferde benötigt.

Im Jahr 1900 lebten allein in London 300.000 Pferde. In New York waren es 130.000, in Paris 80.000 und in Berlin 45.500.

Die Pferde zogen Kutschen, Droschken, Lieferwagen, Omnibusse oder Straßenbahnen. Sie waren unerlässlich für Post, Müllabfuhr, Straßenreinigung, Rettungsdienste oder auch die Feuerwehr.

Die vielen Pferde in den engen Städten unterzubringen, war eine Herausforderung. Große Unternehmen hielten dafür teilweise mehrstöckige Ställe bereit.

Viele Pferde bedeuteten auch viel Pferdemist. Ein Pferd produziert am Tag etwa 15 Kilo Pferdeäpfel und 10 Liter Urin. Bei den 300.000 Pferden in London bedeutete das 4.500 Tonnen Mist und 3 Millionen Liter Urin täglich.

Trotz Straßenreinigung blieb vor allem die Entsorgung ein großes Problem. Es stank und die Ammoniakbelastung war hoch. Unzählige Fliegen führten zu Krankheiten.

Auch das Unfallrisiko war etwa 75% höher als heute. 1868 zählte London sieben tote Fußgänger pro Woche. Das schreckhafte Fluchttier Pferd blieb eine Gefahrenquelle trotz der Gewöhnung an den Großstadtverkehr.

Die Lösung der Probleme schien die damalige Verkehrswende zu sein. Im Jahr 1900 gab es die ersten Automobile, elektrische Straßenbahnen und Fahrräder. 

Viele Zeitgenossen versprachen sich von den neumodischen Autos saubere Städte mit einer sauberen Luft.



05

Pferdewissen



Hippologische Bibliothek des Deutschen Pferdemuseums

Christian Kosak

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Christian Kosak

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WISSEN UMS PFERD

Seit Menschen Pferde halten und nutzen, entwickeln sie Methoden für den Umgang mit den Tieren. Jahrtausendelang wurde das dabei entstandene Wissen erst nur mündlich und später auch schriftlich weitergegeben.

Wo ist das Pferdewissen zu finden? Hatten immer alle Menschen gleichermaßen Zugriff auf das Wissen?

Alles rund ums Pferd – Die vielen Facetten des Pferdewissens

Das vielfältige Wissen für den Umgang mit Pferden wird seit Jahrtausenden von Generation zu Generation weitergegeben.

Dabei zeigt das Pferdewissen viele Facetten – von der Zucht, den unterschiedlichsten Pferderassen, den Krankheiten und der Gesunderhaltung bis hin zur Ausbildung für unterschiedlichste Verwendungszwecke. Aber auch kulturell geprägte Themen gehören mit zum Pferdewissen, z. B. die Erforschung historischer Sachverhalte oder die Beziehung zwischen Pferd und Mensch.


Das Wissen entsteht zunächst durch Erfahrungen im praktischen Umgang mit den Tieren. Größer und genauer wird es durch Forschung und die Nutzung wissenschaftlicher Erkenntnisse.


Vermittelt wird das Wissen durch Studium, Ausbildung oder auch praktischen Unterricht. Dabei gehören immer noch Bücher zu den wichtigsten Medien für die Speicherung und Weitergabe von Pferdewissen.
Heute wird das Wissen natürlich auch digital vermittelt: Online-Kurse und -Workshops, Lehrvideos, Blogs, Podcasts und „Stallhacks“ stellen neue Möglichkeiten des Wissenstransfers dar.


Orte für das Pferdewissen können Universitäten, Bibliotheken, Gestüte, private Zuchthöfe und Ausbildungsbetriebe, Reitschulen oder auch Verbände sein.





Handschrift mit Gebissdarstellungen

17. Jahrhundert, Deutschland

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Pferdewissen im höfischen Kontext: Handschriftliches Bissbuch aus dem 17. Jahrhundert.

Wissen in Buchform - Beispiel Reitlehren

Die Ausbildung und das Reiten von Pferden waren lange ein Mittel herrschaftlicher Selbstdarstellung und Repräsentation. Beides war dem einflussreichen und mächtigen Adel vorbehalten. Das Wissen wurde an höfischen Reitschulen vom Reitmeister mündlich durch Zeigen und Erklären weitergegeben.

Im 15. Jahrhundert wurde der Buchdruck erfunden. Durch ihn konnten die Reitmeister ihr Wissen erstmals einem breiteren Publikum zugänglich machen: Theorien, Schulen und Lehrmeinungen entstanden.

An schriftlichen Anleitungen zum Reiten war der Adel zunächst nicht interessiert. Er befürchtete eine Verbürgerlichung der Reitkunst und den Verlust seiner Privilegien.

Doch die Reitmeister wollten ihre Kunst öffentlich machen. Die erste gedruckte Reitlehre erschien 1550 in Neapel. Sie verbreitete sich schnell in ganz Europa. Auch deutsche Übersetzungen wurden gedruckt. Zahlreiche weitere Reitlehren folgten.

Die gedruckten Reitlehren richteten sich an ein gebildetes Publikum. Dieses musste gar nicht unbedingt selbst Reiten. Denn allein durch das Wissen über Pferde und den Besitz von Reitlehren konnte man schon in der Gesellschaft glänzen. Zunehmend wurde das Reiten auch für das Bürgertum interessant, das einen sozialen Aufstieg anstrebte.

Großformatige Prachtbände mit aufwendigen Illustrationen dienten vor allem zur Repräsentation. Im 18. Jahrhundert wurden die Bücher kleiner und kompakter. Es kam zu einer Differenzierung zwischen großformatigen Schaubüchern und kleinformatigen Lehrbüchern. Diese dienten nun verstärkt zur Information.

Seit dem 18. Jahrhundert kamen Reitlehren für unterschiedlichste Zielgruppen auf. Bis dahin hatten sich die Bücher überwiegend an vornehme Männer gerichtet. Jetzt entstanden erste Werke, die sich an Frauen wendeten. Aber auch Kavalleristen ebenso wie bürgerliche Amateure oder Autodidakten wurden jetzt direkt angesprochen.

Eine wichtige Funktion übernahmen die Bücher für das Militär. Spezielle Reitvorschriften sollten Soldaten effizient auf ihren Einsatz in der Kavallerie vorbereiten. Im Vordergrund stand die Gesunderhaltung des Pferdes, damit es lange im Dienst bleiben konnte.

Nach Ende des 2. Weltkriegs hat sich die heutige Sport- und Freizeitreiterei entwickelt. Mit ihr sind auch die Reitlehren immer vielfältiger geworden. Mittlerweile gibt es jedes Jahr zahlreiche Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt.





Ordini di cavalcare

Federico Grisone , 1552, Venedig

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Ordini di cavalcare

Autor: Federico Grisone (1507-1570)

Venedig, 1552

 

Seit dem 16. Jahrhundert gab es im vermehrten Umfang gedruckte Schriften. 1552 veröffentlichte Grisone sein Werk, welches als die erste „Reitvorschrift“ bezeichnet werden kann. Federico Grisone war ein neapolitanischer Edelmann, der im Jahr 1532 eine Reitakademie in Neapel gründete. Neapel galt im 16. Jahrhundert als Hochburg der Reitkunst. Und Grisone wurde als „Vater der Reitkunst“ betitelt. Er beschrieb in seinem Werk differenzierte Hilfen und Strafen. Nicht zuletzt um das Pferd als Schul- und Kriegspferd besser auszubilden.



École de Cavalerie

François Robichon de la Guérinière , 1736, Paris

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École de Cavalerie

Autor: François Robichon de la Guérinière (1688-1751)

Paris, 1736

Im 18. Jahrhundert wurde die Ausbildung von Reiter und Pferd nicht zuletzt unter Einfluss dieses bekannten Werkes reformiert. Der Autor wurde mit seiner „École“ zum Sinnbild einer neuen Epoche. Er legte mit seinen neuen Erkenntnissen den Grundstein zur klassischen Reitkunst mittels präziser Anweisungen zum systematischen Gymnastizieren des Pferdes bis hin zu schweren Lektionen nach französischem Vorbild.





Reitvorschrift vom 29. Juni 1912 H.D.V 12

1912, Berlin

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Die Reitvorschrift vom 29. Juni 1912 H.D.V 12 (Heeres-Dienstvorschrift)

Berlin, 1912

Die Heeres-Dienstvorschrift von 1912 beinhaltet als Reitlehre für das Militär die Grundausbildung für Reiter und Pferd. Insgesamt ging es darum, das Pferd auch für weniger versierte Reiter, nach militärischem Vorbild, reitbar zu machen und über einen möglichst langen Zeitraum durch entsprechendes Gymnastizieren gesund zu erhalten.

In Deutschland entwickelte sich das Buch im 20. Jahrhundert zur Basislektüre für die Reit- und Pferdeausbildung.



Richtlinien für Reiten und Fahren (Band 1)

Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V., 1994, Warendorf

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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FN-Verlag

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Richtlinien für Reiten und Fahren (Band 1)

Herausgeber: Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V.

Warendorf, 1994

Bis heute gelten die „FN-Richtlinien“ der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) in Warendorf als Standardwerk mit Grundwissen rund ums Reiten und

die Pferdeausbildung (welches insgesamt aus sechs Bänden besteht).

Hiernach galt es nicht mehr militärisch, sondern allgemein eine einheitliche Grundausbildung in den Reit- und Fahrvereinen und in Reit- und Fahrschulen im Bundesgebiet zu erreichen.

Heute vermittelt es nach mehr als 35 verschiedenen Auflagen das verbindliche Basiswissen für viele Bereiche des Pferdesports und der Pferdehaltung.



06

Pferdesprache



Eekboom 1465

Wilhelm Westerop, Gemälde

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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PFERDISCH FÜR ANFÄNGER*INNEN

Pferde zu verstehen und mit ihnen pferdegerecht zu kommunizieren ist gar nicht so einfach. Es kann leicht zu Verständigungsproblemen kommen.
Es gibt also viele Gründe „Pferdisch“ zu lernen!

Wie lässt sich beispielsweise erkennen, ob ein Pferd entspannt oder gestresst ist? Wie begrüßt man ein Pferd richtig? Und wie sieht ein pferdegerechtes Lob aus?

Wörterbuch Pferdisch-Deutsch

Pferde kommunizieren sehr fein durch ihre Körpersprache. Ohren, Augen, Nüstern, Maul und Muskelspannung spielen dabei eine große Rolle. Aber auch die Körperhaltung oder die Bewegung des Schweifes geben Aufschluss über das Befinden.

Menschen und Pferde kommunizieren auf unterschiedlichen Ebenen miteinander: Beide erleben die Stimmungen und Gefühle des Gegenübers auf emotionaler Ebene. Über die Körpersprache drücken sie, teilweise unbewusst, Wünsche und Befindlichkeiten aus. Und auf einer abstrakten Ebene verständigen sich Mensch und Pferd in einer Art Fremdsprache. Dabei lernen die Menschen für die Arbeit mit den Pferden immer wieder die gleichen Signale zu geben. Die Pferde bemühen sich ihrerseits diese Signale zu verstehen und richtig umzusetzen.

Wenn Menschen die Sprache der Pferde nicht verstehen oder missachten, kann das zu Fehleinschätzungen führen. Dann wird ein Pferd beispielsweise als zickig, bockig oder faul angesehen. Meist sind diese Verhaltensweisen aber Ausdruck von Stress oder gar Schmerzen.

Anders als der Mensch gibt das Pferd bei Schmerz keine Laute von sich. Es teilt sein Befinden über Mimik und Körpersprache mit. Die Wissenschaft hat daher eine Schmerzskala (Horse Grimace Scale) entwickelt. Diese Methode hilft in der Praxis Schmerzzustände beim Pferd am Gesichtsausdruck zu erkennen. Dazu werden verschiedene Bereiche im Pferdegesicht nach einem festen Schema bewertet.

Durch genaue Beobachtung lässt sich auch erkennen, wie es einem Pferd beispielsweise beim Reiten geht. Anzeichen wie häufiges Schweifschlagen, Taktfehler oder Zähneknirschen weisen auf Stress und Schmerzen hin. Ein entspannter Gesichtsausdruck, ein lockeres Ohrenspiel oder auch ruhiges Abschnauben sind hingegen einige der Zeichen für Wohlbefinden.





Kopfstudie eines braunen Pferdes mit Trense

Hans Krause, Gemälde, ca. 1890

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Stress- und Schmerzgesicht

Die Studie zeigt alle Anzeichen für Stress und Schmerz im Pferdegesicht:

Die seitlich gestellten Ohren mit nach hinten weisender Öffnung signalisieren Stress. Über dem Auge sind Sorgenfalten sichtbar. Auch das geöffnete Maul und die geblähten Nüstern mit festem Rand deuten auf Schmerzen hin.



Straßenszene mit einem Einspänner und zwei Reitern

Albert Brendel, Gemälde

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Angstgesicht

Das Pferd vor dem Einspänner signalisiert Angst:

Es hat den Kopf stark hochgeworfen. Die Ohren sind seitlich gestellt mit nach hinten weisender Öffnung. Die Nüstern sind stark geweitet und zeigen einen festen Rand. Das Maul ist aufgerissen.





Eekboom 1465

Wilhelm Westerop, Gemälde

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Angespannte Aufmerksamkeit

Das Pferd signalisiert angespannte Aufmerksamkeit:

Es hält den Kopf sehr weit oben und hat eine hohe Körperspannung. Die Ohren sind übermäßig gespitzt. Das Weiße im Auge, die Sklera, ist sichtbar. Auch die Kaumuskulatur ist angespannt und die geweiteten Nüstern zeigen einen deutlichen Rand.





Corneille. imp.

Ludwig Koch, Gemälde

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Ausgebundes Pferd

Das ausgebundene Pferd signalisiert Stress und Schmerz:

Über dem Auge des Pferdes sind Sorgenfalten sichtbar. Die Gesichtsmuskulatur ist angespannt. Die Maulspalte ist verlängert und weist nach unten. Am Rand der Nüstern ist eine leichte Spannung erkennbar.



Zwei Schimmel, aus einem geöffneten Stallfenster schauend.

Karl Volkers, 1931

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Aufmerksamkeit

Zwei aufmerksame, relativ wenig gestresste Pferde mit gespitzten Ohren. Das Pferd auf der rechten Seite ist etwas angespannter.

Ein paar Vokabeln...

„GUT GEMACHT!“ - WIE LOBT MAN PFERDE?

Verstehen es Pferde als Lob, wenn man ihnen mit der Hand kräftig auf den Hals klopft? Aus Pferdesicht ist das Klopfen tatsächlich nicht so einfach als Lob zu verstehen.
Pferde können hingegen ein Kraulen oder Streicheln als positive Bestärkung erleben. Auch eine Pause im Training, die Wegnahme von Druck oder die Möglichkeit zu entspannen, sind für die Pferde angenehm. Der gezielte Einsatz von Leckerlies kann ebenfalls sinnvoll sein.

„HALLO PFERD!“ – WIE BEGRÜSST MAN PFERDE HÖFLICH?

Wir Menschen neigen dazu, uns Pferden ohne Zögern zu nähern und sie anzufassen. Wir streichen ihnen direkt mit der Hand über die Nase oder die Stirn. Aus Pferdesicht ist das distanzlos. Pferde untereinander sind sehr höflich. Mit feinen körpersprachlichen Signalen klären sie immer vorher ab, ob sie sich nähern dürfen.
Eine respektvolle Art der Begrüßung läuft wie folgt ab: Halte dem Pferd vorsichtig Deinen Handrücken hin. Ist das Pferd an einer Kontaktaufnahme interessiert, wird es an der Hand schnuppern.

„FREUND*INNEN?“ – WELCHE BERÜHRUNGEN MÖGEN PFERDE?

Soziale Fellpflege ist unter Pferden ein großer Freundschaftsbeweis. Für eine artübergreifende Freundschaft zwischen Pferd und Mensch kann daher Kraulen ein Schlüssel sein.
Pferde zeigen durch ihre Mimik, welche Berührungen an welchen Körperteilen sie gerne haben. Dabei sind die Vorlieben individuell. Eher an der Schweifrübe, am Unterhals oder am Widerrist? Eine ordentliche Massage, kräftiges oder eher zartes Kraulen? Die richtige Stelle zeigt das Pferd mit einem wohligen Genussgesicht an.



07

Pferde unter sich



Przewalskipferde in der mongolischen Steppe

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PFERDE GANZ PRIVAT

Willkommen in der Pferdeherde!

Wie leben Pferde eigentlich, wenn sie unter sich sind und ihr Leben nicht durch uns Menschen bestimmt wird? Wie gestalten sie ihren Alltag? Wie ist ihr Familienleben? Wie unterhalten sie sich? Was sind ihre Bedürfnisse?

Harmonie und Respekt - Das Leben in der Pferdeherde

Pferde sind soziale Tiere, die in Herden leben. Die Herde bildet eine Gruppe, in der sich die Pferde sicher fühlen können.

Innerhalb der Herde sind Harmonie und Ruhe die obersten Gebote. Jedes Pferd weiß, wie es sich zu verhalten hat.

Hüter der Harmonie ist der Herdenhengst. Er sorgt für den sozialen Zusammenhalt und entscheidet über Mitglieder und Größe der Herde. Der Herdenhengst unterhält auch den Kontakt zu Nachbarherden. Hengste sind damit in der Natur die Pferde mit den meisten Sozialkontakten.

Stuten hingegen müssen viel Zeit und Energie für ihre Fohlen aufbringen. Dennoch übernehmen gerade erfahrene Stuten oft führende Aufgaben innerhalb ihrer Herde.

Bei der Erziehung der Fohlen und Jungpferde spielt auch der Hengst eine wichtige Rolle. Beide Elterntiere bringen ihrem Nachwuchs das richtige Sozialverhalten bei und zeigen ihm Grenzen auf.

Im Tagesablauf der Herden wechseln sich Ruhephasen und Aktivitäten ab. Wandern, Ausruhen, Fressen, gegenseitige Fellpflege und Spielen gliedern die Tage. Erfahrene Pferde übernehmen zusätzlich Wachdienste.

Innerhalb der Herde spielt die Rangordnung keine Rolle. Lediglich zwischen verschiedenen Herden in einem Herdenverband gibt es eine feste Ordnung.



08

Pferdeschutz und Pferdewohl



Peters Schicksale oder Lebenslauf eines Pferdes

Julius M. Reichardt, Buch, 1896, Halle/Saale

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ARMES PFERD?

In unserer Gesellschaft nimmt die Diskussion um das Wohl der Tiere, speziell der Pferde, immer größeren Raum ein. Das Thema ist für viele Menschen relevant.

Welche Rechte haben Pferde? Was wiegt mehr: Unsere Interessen an der Nutzung der Pferde oder deren Interesse an einem pferdegerechten Leben?
Inwieweit müssen wir unsere Umgangsweisen ändern, um einen annehmbaren Weg für beide Parteien zu ermöglichen? Dürfen wir Pferde überhaupt nutzen?

Wie ist Deine Meinung?

Kurze Geschichte des Pferdeschutzes

Seit der Antike diskutierten Menschen ihren Umgang mit Tieren. Dabei dominierte lange Zeit die Vorstellung, Tiere hätten weder eine Seele noch Vernunft. Viele Gelehrte gingen daher davon aus, dass Tiere nicht zu Empfindungen oder Gefühlen fähig seien.

Nach den politischen und sozialen Umbrüchen Ende des 18. Jahrhunderts änderte sich die Einstellung zum Tier. Gelehrte debattierten jetzt über die Fähigkeit der Tiere zu sprechen, zu empfinden und vor allem auch zu leiden. Auch eine Seele wurde den Tieren jetzt von religiösen Frömmigkeitsbewegungen zugesprochen.

Nach englischem Vorbild gründete der pietistische Pfarrer Albert Knapp 1837 in Stuttgart den ersten deutschen Tierschutzverein. Weitere Vereinsgründungen in anderen Städten folgten. Dabei ging es allerdings weniger um die Tiere als um das Seelenheil der Tierschützer*innen selbst.

Neben Hunden, Ochsen und anderen Tieren standen vor allem die Pferde in der Stadt von Beginn an im Fokus der Tierschützer*innen.

Die Schwerpunkte des Pferdeschutzes verlagerten sich im Laufe der Zeit. Im 19. Jahrhundert standen die Leiden der Arbeitspferde im Vordergrund. Während der großen Weltkriege hingegen wurden sie von den Nöten der Kriegspferde abgelöst.

Seit den 1960er Jahren werden Pferde vorrangig im Renn-, Turnier- und Freizeitsport eingesetzt. Mit dieser grundlegenden Nutzungsänderung haben sich auch die Fragen des Tierschutzes beim Pferd verändert.

Aktuell stehen neben pferdegerechten Haltungsformen vorrangig Ausbildungsmethoden oder auch Zäumungen in der Diskussion. Vor allem der Leistungssport mit Pferden polarisiert dabei die Gemüter. Tierrechtsbewegungen stellen die Nutzung des Pferdes grundsätzlich in Frage.





Schwarzfellchen. Denkwürdigkeiten eines Pferdes, von ihm selbst erzählt

Berliner Tierschutz-Verein
Deutscher Lehrer-Tierschutz-Verein
Anna Sewell, Buch, 1906, Berlin

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Black Beauty - Eine Ich-Erzählung aus der Perspektive des Pferdes

Frühe deutsche Übersetzung „Black Beauty“, herausgegeben vom Berliner Tierschutzverein.

Den Roman veröffentlichte Anna Sewell 1877 in England.

Black Beautys Schicksal war ein früher Aufruf zum Tierschutz und zeigte die Lebensbedingungen der Arbeitspferde im 19. Jahrhundert auf.

Das Buch kann aber auch sinnbildlich für den drohenden sozialen Abstieg der englischen Mittelschicht dieser Zeit gesehen werden. Soziale Sicherungssysteme gab es kaum. Anne Selwell selbst war Teil dieser Schicht und kämpfte gegen die ständige Gefahr vor dem Absturz ins Elend.





Gebet eines Pferdes

20. Jahrhundert, Deutschland

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Gebet eines Pferdes

Es gibt verschiedene Varianten des „Gebets eines Pferdes“. Die ersten Texte sind im Zeitalter der Romantik in England erschienen.

Religiöse Frömmigkeitsbewegungen sprachen den Tieren jetzt eine Seele zu. Das Pferd wendet sich in seinem „Gebet“ allerdings nicht an Gott, sondern an seinen menschlichen „Herrn“. Die Dienerschaft des Pferdes wird nicht in Frage gestellt.

Mehr als um das Wohl der Tiere, ging es um das Seelenheil der Tierschützer*innen selbst.

Doch so führt uns eine weitere Betrachtung unseres Gegenstandes gerade in die Betrachtung des allergequältesten Thieres, des Pferdes hinein, - des Pferdes, dieses von seinem Schöpfer vorzüglich begabten Geschöpfes. [...] Zu den niedrigsten Sklaven=Diensten wird dieß edle Geschöpf herabgewürdigt, und dieß gerade zu der Zeit, wo es den Lohn seiner treuen Dienste zu genießen haben sollte. Am Karren, am Karren, dessen oft unmäßig aufgeladene Last es halb tragen, halb ziehen muß, haucht es gewöhnlich den Rest seines elenden Lebens aus.

Christian Adam Dann, Aufruf an alle Menschen, Stuttgart 1832.

Dann, selbst pietistischer Pfarrer, verfasste die wichtigsten frühen Tierschutzschriften Deutschlands.



Das „allergequälteste Thier“

Im 19. Jahrhundert führten industrielle Produktion und stark wachsende Städte zu einem nie dagewesenen Bedarf an Arbeitspferden. Pferde waren überall, gerade im großstädtischen Alltag.


Der Konsum von Pferdefleisch war tabuisiert und unbeliebt. Pferde, die als Reit- oder Kutschpferde nicht mehr leistungsfähig waren, wurden daher oft nicht geschlachtet. Stattdessen wurden sie als günstige Lastentiere weiterverwendet.

Der frühe Tierschutz legte einen Schwerpunkt seiner Arbeit daher auf gequälte Stadtpferde. In der Literatur und Kunst der Zeit wurde das leidende Pferd zu einem wiederkehrenden Motiv.


Dabei war das Pferd Mittel zum Zweck, um menschliche und soziale Probleme zu benennen. Die Industrialisierung führte innerhalb der Gesellschaft zur Entstehung unterschiedlicher Klassen und zu sozialem Elend.


Gerade das städtische Bürgertum grenzte sich über den Tierschutz von den unteren sozialen Bevölkerungsschichten ab. Das Bürgertum sah diese als verroht und gewalttätig an. Das gequälte Pferd wurde zum Sinnbild des sozialen Elends.





Misère du Cheval

Théophile-Alexandre Steinlen
Victor Hugo , 6. Juni 1905

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Die Lithographie von Théophile-Alexandre Steinlen illustriert das Gedicht von Victor Hugo.


Das Leiden der Pferde

Die französische Satirezeitschrift „L’Assiette au beurre“ erschien wöchentlich. Sie prangerte soziale Ungerechtigkeiten an und wies auf Probleme der modernen Gesellschaft hin. Jede Ausgabe, bei denen namhafte Künstler und Literaten beteiligt waren, hatte ein Thema. Die Ausgabe vom 6. Juni 1905 behandelte das „Elend der Pferde“.

Die aufgeschlagene Seite zeigt ein wiederkehrendes literarisches Motiv: Das gequälte Pferd, das vor Erschöpfung vor einem zu schweren Wagen zusammengebrochen ist.

Die Darstellung illustriert ein Gedicht, das Victor Hugo 1855 verfasste. Darin geht es um ein erschöpftes Pferd, das einen Karren mit einem riesigen Steinblock ziehen muss. Es schwitzt, seine Brust ist blutig und das Pflaster ist rutschig. Der Fuhrmann ist stark alkoholisiert. Als das Pferd nicht mehr weiterkann, schlägt er mit der Peitsche los und hört nicht mehr auf.

Victor Hugo beschreibt die Eskalation der Gewalt: Als der Schlag der Peitsche abreist, schlägt der Fuhrmann mit dem Griff weiter und schließlich tritt er mit seinen Stiefeln auf das Pferd ein. Das Pferd bricht zusammen und stirbt unter den Schlägen.

Victor Hugo lässt das Pferd am Ende des Gedichts das Jenseits erblicken und spricht ihm damit eine Seele zu.



Peters Schicksale oder Lebenslauf eines Pferdes

Julius M. Reichardt, Buch, 1896, Halle/Saale

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Peters Schicksale oder Lebenslauf eines Pferdes, Julius M. Reichardt, Halle/Saale 1896


Peters Schicksale oder Lebenslauf eines Pferdes

Das Kinderbuch ist ein Beispiel für die Hinwendung zur Sensibilisierung der Jugend für den Tierschutz im 19. Jahrhundert.

Hier kann man das Buch durchblättern!

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Pferdefleisch



Dosen der Fleischerei Carsten Dohrmann

Fleischerei Carsten Dohrmann, 2025

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WIE WÄR'S MIT EINER ROSSBRATWURST?

Nein danke? Lieber eine „normale“ Bratwurst? Tatsächlich geht es in Deutschland vielen Menschen so. Dabei haben die meistens kein Problem mit dem Fleisch von Schweinen, Rindern oder Hühnern.

Woher kommt das ungute Gefühl bei Pferdefleisch? Warum ekeln sich einige sogar davor?

Tabu! - Die wechselhafte Geschichte unserer Beziehung zum Pferdefleisch

Seit der Steinzeit steht Pferdefleisch auf dem Speisezettel der Menschen. Auch nach ihrer Domestizierung blieben die Pferde wichtige Fleischlieferanten.

In der Antike verzehrten Griechen und Römern allerdings nur selten Pferdefleisch. Es galt als unrein. Auch das Alte Testament erlaubte lediglich die Schlachtung von wiederkäuenden Tieren mit gespaltenen Hufen.

Kelten und Germanen hingegen verspeisten regelmäßig das Fleisch von Haus- und Wildpferden.

Im Zuge der Christianisierung verbot Papst Gregor III. 732 den Konsum von Pferdefleisch. Ziel war vermutlich die Abgrenzung von heidnischen Pferdeopfern. Auch ein akuter Mangel an Kriegspferden könnte ein Grund gewesen sein.

Aus dem päpstlichen Verbot entwickelte sich in der europäischen Welt eine anhaltende Abneigung gegen das Schlachten und Essen von Pferden.

Aufgrund des Schlachtverbotes bedeutete die Arbeitsunfähigkeit eines Pferdes den kompletten Wertverlust für seinen Besitzer. Diese Wertlosigkeit führte oft zu einem rücksichtslosen und tierquälerischen Umgang mit den Pferden. 

Mit der Aufklärung im 18. Jahrhundert änderte sich die Einstellung zu den Pferden. Ihre Misshandlung galt zunehmend als Verstoß gegen die sittliche Ordnung. Auch wirtschaftliche Notlagen und die wachsende Arbeiterschaft in den Städten führten zu einem Umdenken.

1841 war der Handel mit Pferdefleisch in Deutschland wieder erlaubt. Gerade die Tierschutzvereine setzten sich zu Beginn für die Schlachterlaubnis ein. Vor allem alte Kutschpferde in den Großstädten sollten so vor längerem Leiden bewahrt werden. Gleichzeitig bot sich die Möglichkeit ärmere Bevölkerungsschichten zu ernähren. Das Pferdefleisch wurde zum „Armeleuteessen“.

Außer in Notzeiten blieb das Pferdefleisch unbeliebt. Als „Billigfleisch“ musste es besonders gekennzeichnet sein, um Verbrauchertäuschungen vorzubeugen. Da es nicht zusammen mit anderen Fleischsorten angeboten werden durfte, entwickelten sich spezielle Pferdemetzgereien.



Und heute?

Bis heute bleibt Pferdefleisch ein umstrittenes Lebensmittel, obwohl es als besonders gesund und schmackhaft gilt.

2013 erschütterte ein Pferdefleischskandal Europa. In Tiefkühlprodukten wie Lasagne, Gulasch oder Ravioli war Pferde- statt Rindfleisch nachgewiesen worden. 60 Prozent der deutschen Verbraucher*innen hatten damals Bedenken entsprechende Produkte zu kaufen.

Heute sorgt vor allem die emotionale Beziehung zum Pferd für Ablehnung. Vom reinen Nutztier hat sich das Pferd für viele Menschen zu einem Haustier entwickelt.

Die Anzahl der Pferdemetzgereien ist in Deutschland stark rückläufig. Immer weniger Pferde werden geschlachtet. Früher brachten Landwirte und Reitschulen ihre ausgedienten Pferde aus wirtschaftlichen Gründen in die Schlachthöfe. Heute hingegen sind die meisten Pferde im Besitz von Privatpersonen. Diese haben oft eine starke emotionale Bindung zu ihren Tieren.

Ob ein Pferd geschlachtet werden darf oder nicht, ist übrigens in seinem Pferdepass vermerkt. Pferde, die als Schlachtpferde zugelassen bleiben sollen, dürfen mit bestimmten Medikamenten nicht behandelt werden.



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Lernverhalten und Intelligenz von Pferden



Denkende Tiere. Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche. Der kluge Hans und meine Pferde Muhamed und Zarif.

Karl Krall, 1912, Leipzig

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Karl Krall / Deutsches Pferdemuseum e.V.

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WIE SCHLAU SIND PFERDE

Pferde sind sensible und sozial hochintelligente Tiere. Wenn wir das Lernverhalten der Pferde verstehen, können wir pferdegerecht mit ihnen umgehen.

Wie lernen Pferde und welchen Einfluss haben wir darauf? Und wie intelligent sind Pferde eigentlich?

"Alles klar!" - So lernen Pferde mit uns Menschen

Lernen ist eine lebensnotwendige Fähigkeit, sowohl für die Pferde als auch für uns Menschen. Nur so können wir uns an die Situationen anpassen, die uns im Leben begegnen. Dementsprechend lernen wir ständig.

Pferde können, wie wir, nur in einer entspannten Atmosphäre zielgerichtet lernen. Dabei braucht es kleine Lernschritte und erreichbare Ziele. Genauso wichtig sind Pausen, um das Erlernte zu verarbeiten.

Wir Menschen haben die Aufgabe, den Pferden ein tiergerechtes Lernen zu ermöglichen. Wenn Pferde widersetzlich reagieren, resignieren oder aggressiv werden, liegt das oft an Überforderung, Schmerzen oder Stress.

Pferde lernen auf unterschiedliche Weise. Sie können sich an Reize gewöhnen oder immer sensibler darauf reagieren. Sie können lernen, dass bestimmte Geräusche oder Verhalten immer zu einer bestimmten Situation führen. So erwarten Pferde beispielsweise schon beim Klappern der Futterschüssel das nachfolgende Futter. Und sie können lernen, bewusst mit ihrem Verhalten Situationen zu beeinflussen.

Im Idealfall wachsen Selbstvertrauen und Motivation des Pferdes durch das Training mit dem Menschen. Das ist möglich, wenn das Pferd über sein Verhalten Einfluss auf die Situation hat.

Das Gegenteil ist die so genannte „erlernte Hilflosigkeit“. Sie entsteht, wenn ein Pferd die Lernerfahrung macht, dass sein Verhalten keinerlei Einfluss hat. Es ist demotiviert und still. Es besteht die Gefahr, dass das Verhalten als besonders „brav“ interpretiert wird.





Denkende Tiere. Beiträge zur Tierseelenkunde auf Grund eigener Versuche. Der kluge Hans und meine Pferde Muhamed und Zarif.

Karl Krall, 1912, Leipzig

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Karl Krall / Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Wilhelm von Osten und Karl Krall bei Versuchen über das Ichbewusstsein


Der kluge Hans

Der „Kluge Hans“ erregte kurz nach 1900 in Deutschland Aufsehen. Dem Pferd hatte der Schulmeister und Mathematiklehrer Wilhelm von Osten angeblich Rechnen beigebracht.

Mehrere Wissenschaftler gingen dem Phänomen auf den Grund: Heraus kam, dass der Kluge Hans nicht rechnen konnte. Stattdessen hatte er gelernt die Körpersprache und Mimik der Menschen so perfekt zu lesen, dass er die richtige Antwort geben konnte.

Der so genannte „Kluge-Hans-Effekt“ ging übrigens in die experimentelle Psychologie ein: Er bezeichnet die unbewusste Beeinflussung von Versuchstieren.

Karl Krall übernahm den Klugen Hans nach von Ostens Tod. Er besaß noch weitere elf Pferde, zwei Esel, ein Pony und einen Elefanten. Mit ihnen wollte er die Intelligenz und das Ichbewusstsein der Tiere beweisen.

Seine Pferde, auch der Kluge Hans, wurden bei Ausbruch des 1. Weltkriegs für den Kriegsdienst eingezogen. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.



Versuchsaufbau in der Forschung zum Lernverhalten von Pferden.

Aus der Sammlung von

Dr. Vivian Gabor

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Dr. Vivian Gabor/aus: Mein Pferd kann's, Lerntraining für Pferde, Stuttgart 2020

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Der Beweis für abstraktes Lernen bei Pferden: Ein Pony lernt das „Prinzip der Gleichheit“. Es wählt an den Knöpfen unten aus, was es oben sieht.


Dummes Pferd? Von wegen!

Menschen und Tiere sind optimal an ihre Lebensbedingungen angepasst. Da diese sehr unterschiedlich sind, ist auch die jeweilige Intelligenz nicht vergleichbar.

Pferde verfügen als Herdentiere über eine hohe soziale Intelligenz. Sie sind sensibel und sehr feine Beobachter.

Wie schlau Pferde sind, interessiert auch die Forschung. Studien haben gezeigt, dass Pferde abstrakt denken können. Sie lösen Probleme und handeln planvoll und strategisch.
Außerdem sind sie sehr gute „Menschenleser“. Sie können unsere Mimik und Gestik verstehen und erkennen unsere Emotionen.

In Studien wurde nachgewiesen, dass Pferde relative Beziehungen zwischen verschiedenen Objekten oder Symbolen verstehen können.

In einem Versuch sollten die Tiere beispielsweise Symbole miteinander vergleichen. Sie mussten erkennen, welche Symbole gleich sind und welche ungleich. Zwei Knöpfe standen den Pferden zur Verfügung. Sie lernten den jeweiligen Knopf zu drücken, der unterhalb des gleichen Symbols angebracht war.

Die Forscherinnen konnten zudem erstmals beweisen, dass Pferde Anzahlen bis fünf voneinander unterscheiden können.

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Pferde und Geschlechterbilder



Mein kleines Pony

Hasbro, 1985/86

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ALLES ROSA IN DER PFERDEWELT?

Jahrhundertelang waren Pferde eine Männerdomäne. Kleine Jungen bekamen Schaukelpferde und berittene Zinnsoldaten geschenkt. Damit wurde ein gesellschaftliches Rollenbild geprägt. Heute ist die Pferdewelt gar nicht mehr so männlich. In Deutschland sind 78 % der Reiter*innen weiblich.

Ist die Pferdewelt heute ein „rosa Mädchentraum“?



Zinnsoldaten

um 1910

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Zinnsoldaten, um 1910.

Pferdemädchen und andere Klischees

Wer hat sie nicht vor Augen: die jungen, wilden Frauen, die ohne Furcht und ohne Sattel auf ungezähmten Pferden reiten? Oder selbstverständlich in rosa gekleidete Mädchen, die voller Fürsorge ihre Pferde putzen und streicheln?
Diese klischeehaften Bilder von Reiterinnen sind heute stark in der Medienwelt und der breiten Gesellschaft verankert.

Mit dem Ende des 2. Weltkriegs hat sich ein soziologischer Wandel vollzogen. Zuvor sprachen Militär- und Arbeitspferde vor allem Jungen an. Als Spielzeug, z. B. in Form von Zinnfiguren, bereiteten die Pferde die Kinder auf ihre männlichen Rollenbilder vor.

Ab den 1950er Jahren begann ein Deutungswandel des Pferdes. Mit dem Aufkommen des Wirtschaftswunders und dem verstärkten Konsum eroberte das Pferd den privaten Bereich. Bücher und Filme wie „Die Mädels vom Immenhof“ verstärkten diesen Prozess.
Bis in unsere Zeit entstanden eine Vielzahl von Pferdebüchern und -filmen. Diese sprechen vor allem Mädchen an.

Die Wissenschaft hielt lange an einer Begründung dieser Verbindung zwischen Mädchen und Pferden fest: Die weibliche Fürsorge und die Bindung zum Pferd hätten demnach einen bestimmten Zweck. Sie seien Vorstufen zur Familiengründung und der weiblichen, familiären Aufgaben.

Heute rückt die Forschung mehr und mehr von dieser starren Vorstellung ab. Trotzdem spielt die Beziehungspflege zwischen Mensch und Pferd weiterhin eine Rolle.

Die Pferdewelt ist heute statistisch gesehen eher weiblich. Aber Mädchen und Frauen gelten heute mehr denn je als selbstbewusste Gestalterinnen ihrer individuellen Alltagswelt. Dies zeigt sich auch in den sozialen Medien, wo es eine Vielzahl von Pferde-Influencerinnen gibt. Sie sind teils sehr erfolgreich und zeigen zahlreichen Followern ihre Welt. Dabei sprechen sie auch kritische Themen an, teilen sportliche Erfolge und bieten Raum zum Austausch.

In der Welt des Pferdesports treten Reiterinnen absolut gleichberechtigt gegen ihre männlichen Konkurrenten an. Sie feiern Siege als Europa-, Welt- oder Olympiasiegerinnen.



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Pferdezucht und Pferdehandel



Pferdemarkt

Georg Koch, Gemälde

Aus der Sammlung von

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ZUCHT UND HANDEL VON PFERDEN

Deutschland ist ein Pferdeland. Pferdezucht und -handel blicken hier auf eine lange Tradition zurück. 

Aber was genau ist Zucht? Welche Formen des Pferdehandels gibt es? Und wie sind die aktuellen Entwicklungen?



Stammrolle der Beschäler im königlichen Landgestüt zu Celle

Buch, Handschrift, 1839-1912, Celle

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Stammrolle der Beschäler im königlichen Landgestüt zu Celle (1839-1912).


Pferdezucht – Zwischen Tradition und Innovation

Pferdezucht ist ein Prozess der gezielten Fortpflanzung von Pferden. Bestimmte Eigenschaften und Merkmale der Tiere können so gefördert werden.

Ziel der Zucht sind Pferde, die den Anforderungen an bestimmte Reit- oder Arbeitsdisziplinen entsprechen. Dabei geht es vorrangig um Gesundheit, Temperament, Leistung und äußere Merkmale.

Über Jahrhunderte ging ohne Pferde buchstäblich nichts. Ihr Einsatz im Militär, in der Landwirtschaft und für die Mobilität war entscheidend. Pferdezucht war daher von staatlichem Interesse.

Heute werden Pferde vorrangig als Sport- und Freizeitpferde genutzt. Die gesamte Pferdehaltung, und damit auch die Zucht, stellt einen bedeutenden Wirtschaftsfaktor in Deutschland dar.

Die systematische Pferdezucht begann in Europa im 18. Jahrhundert. Der ständige Bedarf an guten Pferden führte damals in Deutschland zu zahlreichen Gestütsgründungen. Staatliche Haupt- und Landgestüte sollten die Qualität und Quantität des Pferdebestands positiv beeinflussen.

Im 19. Jahrhundert entstanden schließlich die ersten Zuchtverbände. In diesen Vereinen schlossen sich Pferdezüchter und -halter zusammen. Sie übernahmen die Führung der Zuchtbücher. Diese dienten zur Dokumentation der Abstammung und der Leistungen der Zuchtpferde.

Aktuell werden in Deutschland über 30 offiziell anerkannte Pferderassen gezüchtet. Die jeweiligen Pferdezuchtverbände legen dabei die Standards und Richtlinien für die Zuchten fest.

Wissenschaftliche Innovationen und moderne Verfahren haben auch Einzug in die Pferdezucht gehalten. Künstliche Besamungen und Embryonentransfer gehören mittlerweile zum Standard bei vielen Pferderassen.

Die Zucht kann auch Gefahren bergen, wenn Modeerscheinungen zu Lasten der Gesundheit und Leistungsfähigkeit gehen.
Umstrittene Methoden zur künstlichen Befruchtung oder das Klonen (in Deutschland verboten) bedrohen die genetische Vielfalt. Zudem werfen diese Verfahren ethische Fragen auf.



Pferdemarkt

Georg Koch, Gemälde

Aus der Sammlung von

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Pferdemarkt (Georg Koch, o.J.).

Pferdehandel - Vom Viehmarkt zur Onlineauktion

Der Handel mit Pferden ist fast so alt wie seine Nutzungsgeschichte durch den Menschen.

Pferde gehörten im deutschsprachigen Raum immer zu den besonders wertvollen Nutztieren. Sie waren nicht nur kraftvolle und schnelle Arbeitstiere, sondern auch Statussymbole. Bis heute sind sie ein wichtiges Handelsgut.

Früher waren Viehmärkte die klassischen Orte für den Pferdekauf. Der Kauf wurde per Handschlag besiegelt. Straßennamen oder Volksfeste erinnern mancherorts noch an die ehemaligen Vieh- und Pferdemärkte. Heute haben diverse Online-Plattformen die analogen Pferdemärkte der Vergangenheit abgelöst.

Eine weitere Form des Pferdehandels sind Auktionen. Erste Auktionen mit Rennpferden wurden ab den 1770er Jahren in England veranstaltet. Auch im deutschsprachigen Raum wurde das Verkaufsformat übernommen.

Heute werden Auktionen vor allem von Zuchtverbänden und Gestüten veranstaltet.

1949 organisierte der Verband Hannoverscher Warmblutzüchter in Verden die erste „Elite-Auktion“. Dafür wählte eine Kommission im Vorfeld die besten Pferde aus. Diese wurden im Anschluss gezielt auf die Auktion vorbereitet. Das Format mit den handverlesenen Pferden war so gelungen, dass es bundesweit übernommen wurde.

Heute werden in Deutschland die erfolgreichsten und beliebtesten Sportpferderassen der Welt gezüchtet. Die Auktionen der Verbände sind die Schaufenster dieser Zucht, die international Kaufinteressenten anlocken.
Die begehrtesten Pferde erzielen dabei sehr hohe Kaufpreise, vereinzelt in Millionenhöhe.

Über Auktionskataloge, Online-Videos, Live-Trainings und persönliche Beratungen können Interessenten sich über die angebotenen Pferde informieren. Zudem besteht die Möglichkeit, die Pferde vor Ort zu besichtigen und auszuprobieren.

Mittlerweile sind auch die Auktionen selbst in der digitalen Welt angekommen. Hybride Auktionen oder reine Onlineauktionen ermöglichen Menschen von überall die Teilnahme an den Versteigerungen.



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Pferde in der NS-Zeit



Turnierprogram zum 10. (Jubiläums)-Großturnier in Verden vom 1.-10. Juli 1939

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PFERDE UNTERM HAKENKREUZ

Die Ideologie des Nationalsozialismus hatte im Dritten Reich maßgeblich Einfluss auf Menschen und Tiere. Pferdezucht und Pferdesport waren von den politischen, ideologischen und kriegerischen Zielen des Regimes kaum zu trennen.

Wie sollte das Deutsche Pferdemuseum mit dieser Vergangenheit umgehen? Welche Biografien und Geschichten sollte es erzählen? Was können wir heute aus der Vereinnahmung von Sport und Zucht in der NS-Diktatur lernen?

Der Nationalsozialismus konnte im ganzen Volke seine Wurzeln so schnell und tief schlagen, weil er jedem leistungsfähigen Tüchtigen die Möglichkeit zum Aufstiege gibt. Er wirkt deshalb schon durch sich selbst anfeuernd auf jeden Pferdezüchter. Mit einer überwältigenden Erhabenheit der Auffassung und einem Mute, der alle Widerstände zerschellen läßt, hat die nationalsozialistische Regierung das Brot dem Einfluß kapitalistischen Spekulatentums für immer entzogen, und durch das Reicherbhofgesetz dem Bauern die Scholle, auf der Getreide und Pferde wachsen, für immer gesichert. Nun ist uns mit Scholle und Korn auch das Pferd für immer gegeben.

Gustav Rau (Das Wesen der Landespferdezucht im nationalsozialistischen Staate, in: Züchtungskunde, Bd. 8, Heft 10, 1933, S. 360)





Züchtungskunde, Dans 8, Heft 10, Oktober 1933

1933, Berlin

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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"Das Wesen der Landespferdezucht im nationalsozialistischen Staate" von Gustav Rau, 1933.

Kamerad Pferd - Rassenideologie in der Pferdezucht

In der Zeit des Nationalsozialismus wurde das Pferd für die politischen Ziele des Regimes vereinnahmt. Ab 1933 wurde auch in der Pferdezucht das so genannte „Führerprinzip“ durchgesetzt. Es verhinderte demokratische Entscheidungen und führte zur Durchsetzung der „Gleichschaltung“, bis auf Vereinsebene.

Die nationalsozialistische Rassenideologie bestimmte auch die Pferdezucht. „Blutreinheit“ der Pferde sollte durch die konsequente Ausgrenzung aller fremden Einflüsse erreicht werden. Dafür wurde starke Inzucht befürwortet.

Auch die Herkunft der Pferdezüchter spielte in der nationalsozialistischen Rassenideologie eine Rolle. So schrieb der Hippologe Gustav Rau 1933 nur „unvermischte Bauerngeschlechter“ hätten den „Sinn für Reinheit des Blutes in der Pferdezucht“.

Benötigt wurden die Pferde in der NS-Zeit vor allem für Militär und Landwirtschaft. Ab 1939 führte vor allem der Krieg zu hohen Pferdeverlusten. Dadurch stieg der Produktionsdruck auf die Pferdezucht immer weiter an.

Ein Schwerpunkt der NS-Propaganda lag auf den Truppenpferden. Als „Kameraden“ der menschlichen Soldaten galten sie als pflichtbewusst und opferbereit. Allerdings endete diese Kameradschaft mit der Leistungsfähigkeit des Pferdes. Dann wurden die Tiere dem Metzger zugeführt.



Am höchsten steht die Pferdezucht in jenen Gegenden, wo unvermischte Bauerngeschlechter seit Jahrhunderten auf den Höfen sitzen. Dort herrscht der Sinn für die Reinheit des Blutes in der Pferdezucht. Gehen diese Bauerngeschlechter von den Höfen, erlischt stets die alte Pferdezucht. Gemischstämmige Bauern und solche, die ihre Scholle wechselten, gehörten nie zur Elite der Pferdezüchter.

Gustav Rau (Das Wesen der Landespferdezucht im nationalsozialistischen Staate, in: Züchtungskunde, Bd. 8, Heft 10, 1933, S. 361-362)





Plakat "Turnier in Verden 14.-23. Juli [1934]"

1934

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Turnierplakat zum Großturnier in Verden 1934.


Der Pferdesport wird Volkssport

Bereits 1924 waren die ländlichen Reitvereine auf Initiative des Hippologen Gustav Rau gegründet worden. Sie sollten die exklusiven städtischen Vereine ergänzen und den Reitsport für die breite Masse öffnen.

1933 wurden die Reitvereine Teil der SA- und SS-Reiterstaffeln. „Nichtarische“ Mitglieder wurden ausgeschlossen und die Vereinsvorstände nach dem so genannten „Führerprinzip“ gleichgeschaltet.

War der Pferdesport im Kaiserreich und teils in der Weimarer Republik noch elitär, machten ihn die Nationalsozialisten zum Volkssport. Dabei erfüllte der Sport vor allem militärische Zwecke. Er diente als vormilitärische Ausbildung. Durch ihn sollten die männlichen Sportler für den Kriegsdienst wehrhaft gemacht werden.

Reitturniere und Pferderennen wurden zu mehrtägigen, publikumswirksamen Ereignissen mit Volksfestcharakter ausgebaut. Die Veranstaltungen sollten dabei die „Volksgemeinschaft“ stärken und die Massen für das NS-Regime und seine Ziele mobilisieren.



Turnierprogram zum 10. (Jubiläums)-Großturnier in Verden vom 1.-10. Juli 1939

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Turnierprogramm zum Großturnier in der "Reiterstadt Verden" 1939.


Turnierprogram zum 10. (Jubiläums)-Großturnier in Verden vom 1.-10. Juli 1939

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Turnierprogramm zum Großturnier in der "Reiterstadt Verden" 1939.


Präparierter Huf der Stute Schwarzgold

Präparat, 1951

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Präparierter Huf der Stute Schwarzgold.

Schwarzgold – Ein Wunderpferd weckt Begehrlichkeiten

Schwarzgold, eines der erfolgreichsten Rennpferde der NS-Zeit, wurde 1937 im Gestüt Schlenderhan bei Köln geboren.

Das Gestüt gehörte der ehemals jüdischen Bankiersfamilie von Oppenheim. Waldemar und Friedrich Carl von Oppenheim wurden aufgrund ihrer Herkunft von den Nationalsozialisten als „Mischlinge 2. Grades“ diskriminiert.

Die Stute Schwarzgold sorgte nach Beginn ihrer Rennkarriere 1939 für Aufsehen. Ein spektakulärer Sieg reihte sich an den nächsten. Zu den wichtigsten Erfolgen 1940 gehörten der „Preis der Diana“ in Berlin oder das „Deutsche Derby“ in Hamburg. Schwarzgold bekam den Ruf eines Wunderpferdes.

Auch der SS-Brigadeführer Christian Weber, Mitglied des Münchner Stadtrates, war auf Schwarzgold aufmerksam geworden. Anlässlich des „Braunen Bandes“, ein Pferderennen in München-Riem, kam es 1940 zu einem Treffen zwischen Weber und Waldemar von Oppenheim.

Bei dem Pferderennen sollten die Schlenderhaner Pferde Schwarzgold und Octavianus starten. Weber wollte Schwarzgold und andere bedeutende Pferde des Gestüts kaufen. Er drohte Oppenheim mit einem Gesetz, das nur „Vollariern“ den Besitz von Rennpferden erlaubte. Trotz Drohung verweigerte Waldemar von Oppenheim den Verkauf. Weber verhinderte daraufhin den Start der beiden Pferde. Bewaffnete Mitglieder eines SS-Reiterschwadrons blockierten den Zutritt zu den Pferdeboxen.

Die SS setzte alles daran, das Gestüt Schlenderhan zu besitzen. 1942 musste die Familie von Oppenheim das Gestüt schließlich zwangsweise zu ihrem eigenen Schutz verkaufen. Es hieß fortan bis Kriegsende „SS-Gestüt Schlenderhan“.

Die Familie von Oppenheim überlebte den Krieg trotz Verhaftung und Verfolgung in einem Versteck in Köln und konnte nach Kriegsende in das teilweise zerstörte Schlenderhan zurückkehren.

Schwarzgold selbst war vor der heranrückenden Westfront nach Süddeutschland evakuiert worden. Sie kehrte 1947 in das Gestüt zurück.



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Arbeitspferde gestern und heute



Rückepferd Pit

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Fuhrhalterei Elmar Stertenbrink

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Elmar Stertenbrink

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ACKERN WIE EIN PFERD

Jahrtausendelang haben die Pferde für uns regelrecht geackert. Ohne Pferde ging nichts!

Wie ist es heute? Gibt es immer noch Arbeitspferde? Welche Vorteile bringt der Einsatz von Pferden heute?

Pferde im (Arbeits-)Einsatz – Gestern und heute

Pferde waren viele Jahre ein wichtiger Bestandteil in den Arbeitsbereichen Handwerk, Militär, Transport und Landwirtschaft. Heute prägen Autos, Busse und Straßenbahnen unseren Straßenverkehr. Vor nicht einmal 100 Jahren standen bei diesen wichtigen Aufgaben Pferde in erster Reihe.

Allein im 2. Weltkrieg waren rund 3 Millionen Pferde und Maultiere bei der deutschen Wehrmacht im Einsatz. Sie wurden als Reit- und Zugtiere eingesetzt. Viele von ihnen verloren dabei ihr Leben.

Nach Ende des 2. Weltkriegs gab es in der gesamten Bundesrepublik noch rund 1,5 Millionen Pferde. Als auch die letzten Pferde in der Landwirtschaft durch Traktoren ersetzt wurden, sank die Zahl in den 1970er Jahren auf 252.000 Tiere.

Heute sind es wieder rund 1,3 Millionen. Die meisten Pferde werden für Freizeit und Sport genutzt. Aber auch heute gibt es noch Arbeitspferde:

In sieben Bundesländern gibt es Polizei-Reiterstaffeln. Diese werden heute überwiegend bei Großveranstaltungen wie Fußballspielen und Demonstrationen eingesetzt. Ihr Einsatz wirkt oft deeskalierend.

Auch die Bundeswehr nutzt Pferde. Am Standort der Gebirgsjäger in Bad Reichenhall werden aktuell Haflinger und Mulis für Einsätze in unwegsamem Gelände ausgebildet.

Für eine nachhaltige Forstwirtschaft werden verstärkt Rückepferde eingesetzt. Die Bodenverdichtung durch den Einsatz schwerer Forstmaschinen stört das empfindliche Ökosystem des Bodens. Rückepferde sind daher eine umweltschonende Alternative.

Auch in der ökologischen Landwirtschaft kommen vereinzelt Pferde zum Einsatz.

Als Kutschpferde arbeiten Pferde heute meist im Tourismus oder in autofreien Gebieten.

Pferde arbeiten auch als Therapiepferde. In einem jahrelangen Prozess werden sie für diese Aufgabe ausgebildet und vorbereitet. Sie unterstützen dabei Menschen mit körperlichen und geistigen Beeinträchtigungen oder mit emotionalen Herausforderungen.



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Sinne der Pferde



Pferdeauge

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iStock/Alexia Khruscheva

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DIE WELT MIT PFERDEAUGEN SEHEN

Pferde riechen, hören, sehen, schmecken und fühlen wie wir. Aber es gibt Unterschiede. Im Gegensatz zu uns sind Pferde Fluchttiere. Ihre Sinneswahrnehmungen haben sich im Laufe der Evolution perfekt an ihre Bedürfnisse angepasst.

Im Sinne des Pferdewohls ist es wichtig, dass wir Menschen verstehen, warum Pferde in bestimmten Situationen anders reagieren als wir. Was nehmen sie wahr, was für uns verborgen bleibt? Wo brauchen sie mehr Zeit, um eine Situation richtig einzuschätzen?

Die Sinneswahrnehmungen der Pferde

RIECHEN

Der Geruchssinn ist der vermutlich wichtigste Sinn der Pferde.

Pferde verfügen, neben ihren großen Nasenhöhlen, über das so genannte Jakobsonsche Organ. Wenn das Pferd flehmt, kann es damit Gerüche analysieren. Dazu hebt es den Kopf, schließt mit der Oberlippe die Nasenlöcher und atmet über das Maul ein.

Pferde können Gerüche aus entgegengesetzten Richtungen wahrnehmen und zuordnen. So können sie Gefahren, wie Raubtiere, rechtzeitig wittern. Über den Geruch tauschen Pferde zudem komplexe Informationen
untereinander aus.

SEHEN

Mit einem Sehfeld von ca. 330 Grad verfügen Pferde fast über einen Rundumblick.

Da ihre Augen seitlich am Kopf angebracht sind, können sie nur eingeschränkt scharf und dreidimensional sehen. Viel besser als wir können sie dafür Bewegungen wahrnehmen.

Pferde sehen gut in der Dämmerung. Ihre Augen passen sich aber nur langsam an plötzliche Lichtwechsel an. Abrupte Wechsel sind daher für Pferde unangenehm.

Farben und Details erkennen Pferde schlechter als wir. Dafür nehmen sie Kontraste und Spiegelungen stärker wahr. Ein Grund, warum viele Pferde mit für uns harmlosen Pfützen Probleme haben.

HÖREN

Pferde hören hohe Frequenzen besser als wir. Wir können ab ca. 20.000 Hz keine Töne mehr wahrnehmen. Pferde hören Töne bis 35.000 Hz im Ultraschallbereich.

Viele Geräusche, die für uns alltäglich sind, können von Pferden als unangenehm empfunden werden. Für uns nicht hörbare Geräusche, z. B. von Elektrogeräten, können Pferde stressen.

Trotz ihres guten Hörvermögens können Pferd nicht so gut orten, woher akustische Reize stammen. Sie richten ihre beweglichen Ohrmuscheln daher in unterschiedliche Richtungen aus, um die Geräuschquelle zu orten.

FÜHLEN

Pferde haben im Maul- und Augenbereich Tasthaare. Diese wichtigen Tastorgane dienen als Orientierungshilfe bei Dunkelheit und eingeschränkter Sicht.

Das Pferde eine dicke, unempfindliche Haut haben, ist ein Mythos. Sie spüren bereits die kleinste Mücke, die sich auf ihrem Fell absetzt. Wissenschaftliche Studien belegen, dass ihre Haut mindestens genauso empfindlich ist wie unsere. Tatsächlich haben Pferde teilweise sogar mehr Nervenenden in der Haut, z. B. im Flankenbereich. Daher kann in diesen Bereichen von einer höheren Empfindung, auch von Hautschmerzen, ausgegangen werden.





Pferdeohren

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iStock/Victor Martín

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Die beweglichen Pferdeohren können unabhängig voneinander ausgerichtet werden. Gleichzeitig gibt ihre Stellung Auskunft über die Stimmung des Pferdes.

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Pferdehaltung



Pferde in Ständerhaltung in einem Jagdstall

nach John Frederick Herring d. J. , Gemälde, 19. Jahrhundert, England

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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HOME SWEET HOME

Pferde sind Bewegungstiere. In Freiheit bewegen sie sich 16 Stunden am Tag. Wenn wir Menschen Pferde halten, bieten wir ihnen einerseits Schutz und eine Rundumversorgung. Anderseits entscheiden wir über Art und Umfang ihrer Bewegung, Fütterung, Boxennachbarn oder die Herdenkonstellation. Wir tragen daher ein großes Maß an Verantwortung für unsere Pferde.

Wie hat sich die Pferdehaltung entwickelt? Welche Stallkonzepte
für artgerechtes Pferdeleben gibt es heute?

Von der Ständerhaltung bis zum Aktivstall

Der Gebrauch der Pferde hat sich in den letzten 100 Jahren stark verändert. Als Arbeitspferde waren sie viele Stunden am Tag im Einsatz. Heute werden die meisten Pferde für Sport und Freizeit genutzt. Dementsprechend verbringen sie wesentlich mehr Zeit im Stall oder auf der Weide.

In früheren Jahrhunderten wurden Pferde vorrangig in so genannten „Ständern“ gehalten. Dabei blieben die Pferde dauerhaft angebunden. Die Tiere waren durch Trennwände oder eingehängte Barren getrennt.

Im 18. Jahrhundert entstanden in England die ersten Pferdeboxen. Sie wurden anfangs nur für kranke oder besonders wertvolle Rennpferde genutzt.

Seit 2014 ist die Ständerhaltung in Deutschland verboten. Boxenhaltung ist immer noch eine gängige Haltungsform. Ein Mindestmaß der Box ist vorgeschrieben. Sie muss zweimal die Widerristhöhe des Pferdes zum Quadrat betragen. Bei einem Pferd mit einem Stockmaß von 1,68 Meter ergibt sich damit eine Fläche von knapp 12 Quadratmetern.

Eine Weiterentwicklung sind Paddockboxen, bei denen das Pferd über einen zusätzlichen kleinen Außenbereich verfügt. Bei der Haltung in Boxen oder Paddockboxen ist ein täglicher mehrstündiger Auslauf für die Pferde unabdingbar.

Gruppenhaltung von Pferden ist in Lauf- und Offenställen möglich. Die Mindestfläche muss 30 Quadratmeter pro Pferd betragen. Den Pferden sollten definierte Fress und Liegebereiche zur Verfügung stehen. Bei Offenställen haben die Pferde Zugang zu einem Außenbereich.

Um den Pferden Bewegungsanreize zu liefern, wurden in den letzten 25 Jahren so genannte Aktivställe entwickelt. Die Funktionsbereiche sind räumlich möglichst weit voneinander getrennt. Somit bewegen sich die
Pferde aktiv zwischen Tränke, Futterstation und Liegebereich.

Die neueste Weiterentwicklung der Aktivställe sind so genannte Paddock Trails. Der Lebensraum der Pferde wird besonders naturnah gestaltet. Auf Rundwegen können die Tiere auch längere Strecken zurücklegen. Unterschiedliche Untergründe, naturnahe Hindernisse, Wälzplätze, Wasserstellen und Heustationen sorgen für Bewegung und Anreize.



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Wie stellst Du Dir das Deutsche Pferdemuseum der Zukunft vor?



Blick in die Ausstellung "Faszination Pferd - Deutsches Pferdemuseum 2.0"

Aus der Sammlung von

Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Deutsches Pferdemuseum e.V.

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Was sollen wir Dir vom Pferd erzählen?

Welche Themen findest Du besonders spannend? Was wünschst Du Dir für die Beziehung zwischen Pferd und Mensch? Was erwartest Du von einem neuen Deutschen Pferdemuseum?

Schreibe uns Deine Meinung gerne per Email an verwaltung@dpm-verden.de.

Eine virtuelle Ausstellung von

Die analoge Jubiläumsausstellung ist vom 24.4.-27.7.2025 im Deutschen Pferdemuseum zu sehen.

Team

Ausstellungstexte:

  • Christine Rüppell
  • Maren Lippitz
  • Chelsia Rodewald
  • Britta Stühren

Wissenschaftliche Beratung und Unterstützung:

  • Dr. Nele Maya Fahnenbruck, Hamburg
  • Dr. Vivian Gabor, Greene
  • Ulrich Hahne, Verden
  • Marc Lubetzki, Seedorf
  • Prof. Dr. Mieke Roscher, Kassel
  • Prof. Dr. Stefanie Stockhorst, Potsdam
  • Benito Weise, Echem
  • Marlitt Wendt, Großhansdorf
Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 03.06.2025 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Faszination Pferd – Deutsches Pferdemuseum 2.0 wird veröffentlicht von:

Deutsches Pferdemuseum e.V.


Holzmarkt 9

27283 Verden


gesetzlich vertreten durch

Landrat Peter Bohlmann

Telefon:

04231-807140


Fax:
E-Mail:  

verwaltung@dpm-verden.de

Inhaltlich verantwortlich:

Deutsches Pferdemuseum e.V.

Holzmarkt 9

27283 Verden

Kurator*innen:

Christine Rüppell M.A.

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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