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Aus der Feder, mit der Feder. Collagen, Zeichnungen und Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff

Seminar „Digitale Literaturausstellungen“ Germanistisches Institut, Universität Münster


Porträt der Annette von Droste-Hülshoff

Künstler: Johann Joseph Sprick (1808–1842), dargestellte Person: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Gemälde, 1838, Standort: Burg Hülshoff, Havixbeck

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Bildindex, Marburg

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Wikimedia Commons

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Johann Joseph Sprick: Annette von Droste-Hülshoff, 1838

Annette von Droste-Hülshoff zum 175. Todestag

Sie war eine der bedeutendsten deutschsprachigen Autorinnen des 19. Jahrhunderts. Heute gilt Annette von Droste-Hülshoff vor allem als Meisterin einer öko-sensiblen Literatur. Als sie am 24. Mai 1848 mit 51 Jahren starb, hinterließ sie nicht nur ein literarisches Œuvre von Weltrang, sondern auch weitgehend unbekannte Collagen, Zeichnungen und Scherenschnitte. Am Leitfaden von Federn und Vögeln stellen wir vor, was die Dichterin zu Papier brachte, indem sie schnitt, klebte, nähte, zeichnete und schrieb.





Deutschland. Nordrhein Westfalen. Burg Huelshoff. Geburtsort von Annette Freiin Droste zu Huelshoff

Künstler: Burkhard Jüttner, Foto, 2004

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek, Dresden

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© SLUB / Deutsche Fotothek

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Burkhard Jüttner: Deutschland. Nordrhein Westfalen. Burg Huelshoff. Geburtsort von Annette Freiin Droste zu Huelshoff, 2004
Seit ihrer Kindheit waren Droste Vögel vertraut. Sie flatterten und zwitscherten im elterlichen Garten auf Burg Hülshoff bei Münster. Federn fielen zu Boden und wurden gesammelt, bearbeitet und verschenkt. Droste kannte auch Artefakte von Vögeln: Beschreibungen und Bilder aus dem prächtig illustrierten Bilderbuch für Kinder (1790–1830) von Friedrich Justin Bertuch.





Vögel [Zehn amerikanische Vögel.]

Künstler: anonym, Herausgeber: Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), Kupfertafel, 1792, Weimar

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)

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Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Amerikanische Vögel, 1792

In dem mehrbändigen Werk mit naturkundlichem Schwerpunkt konnte sie Vögel und Gefieder aller Art bestaunen, zum Beispiel „Amerikanische Vögel“. Bertuch versammelte in seinem Bilderbuch Illustrationen von jungen, namentlich nicht genannten Kupferstechern und Künstlern, die am Fürstlichen freyen Zeichen-Institut in Weimar arbeiteten. 

Kupfer-Tafeln in: Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Bilderbuch für Kinder [...]. Weimar: Verlag des Industrie-Comptoirs 1792, ohne Seitenzahlen.





Vögel [Chinesische Vögel.]

Künstler: anonym, Herausgeber: Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), Kupfertafel, 1792, Weimar

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)

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Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Chinesische Vögel, 1792


Vögel [Die Kleinsten Vögel.]

Künstler: anonym, Herausgeber: Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), Kupfertafel, 1792, Weimar

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)

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Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Die Kleinsten Vögel, 1792


Vögel [Papageyen der alten Welt.]

Künstler: anonym, Herausgeber: Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), Kupfertafel, 1792, Weimar

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)

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Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Papageyen der alten Welt, 1792

Unsrer sind Vier / Ich, Feder, Dinte, und Papier

Annette von Droste-Hülshoff: Die Stadt und der Dom. Eine Carricatur des Heiligsten. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,2. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1997. S. 608–627, hier S. 612. 





Handstudien aus dem Zeichenbuch des Palina für Jacob van der Heyden

Künstler: Jacob von der Heyden (1573–1636), Radierung, 1601–1650, Standort: Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek, Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Handstudien Heyden.jpg
Jacob von der Heyden: Handstudien, 1601–1650
Als Droste das Schreiben erlernte, waren Federkiele von Vögeln als Schreibinstrumente in Gebrauch. Seit Jahrhunderten hatte sich der Kiel der Gänsefeder bewährt, obwohl vereinzelt auch Adler- und Truthahnfedern benutzt wurden. Zu Drostes Lebzeiten begann die industrielle Produktion von Schreibfedern aus Stahl, die den Gänsekiel bald ablösen sollten. Der Begriff der Feder als Synonym für Schreibgeräte hat sich aber bis heute erhalten.





Porträt von Annette von Droste-Hülshoff : nach einer Daguerreotypie

Künstler/Künstlerin: anonym, dargestellte Person: Annette von Droste-Hülshoff, gerahmte Fotografie, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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© 2023 Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Porträt Droste.jpg
Anonym: Porträt von Annette von Droste-Hülshoff nach einer Daguerreotypie, ohne Jahr
Die Schreibfeder war der Grund dafür, dass Federn und Vögel zu Zeichen und Sinnbildern für Dichterinnen und Dichter geworden sind – im Federschwung kommen Hand und Feder, Mensch und Vogel zusammen. Auch Droste beschrieb sich auf diese Weise, so in einem Brief an Levin Schücking vom 8. Januar 1844.



– es mag mir mitunter schaden, daß ich so starr meinen Weg gehe, und nicht die kleinste Pfauenfeder in meinem Krähenpelz leide, aber dennoch wünschte ich dies würde anerkannt

Annette von Droste-Hülshoff an Levin Schücking [8. Januar 1844]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. X,1. Briefe 1843–1848. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1992. S. 133–137, hier S. 136.



Da eine Auswahl ihrer Gedichte bald bei Cotta veröffentlicht werden sollte, hatte sie den befreundeten Schriftsteller Schücking um konstruktive Kritik an ihren Gedichten gebeten, ihm jedoch eigenhändige Korrekturen untersagt:  
„Sie mögen mir nämlich, da ich sämmtliche CORRIGIRTE BROUILLONS bewahrt habe, nur Gedicht, Strophe und Zeile bezeichnen, wo Sie Veränderungen durchaus nöthig finden, – eine Arbeit, die sich beym Durchlesen auf einem zur Seite liegenden Blatte schnell und leicht macht, – und ich schicke Ihnen dann mit der nächsten Post wo möglich mehrere Lesarten zur Auswahl, – Diese CORRECTUREN dürfen aber nicht von Ihrer Hand gemacht werden, d. h. im Manuscript, was Cotta geschickt wird, sondern eine fremde muß es thun.“

Annette von Droste-Hülshoff an Levin Schücking [8. Januar 1844]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. X,1. Briefe 1843–1848. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1992. S. 133–137, hier S. 136.



Droste befürchtete, dass der Verlag sonst Schücking, und nicht sie selbst, als Verfasser ihrer Gedichte ansehen würde: Es werde der Eindruck entstehen, „daß Sie meine Gedichte erst durcharbeiten, eh sie sich dürfen sehnlassen, und einen so kränkenden, und, wie Sie am Besten wissen, so durchaus ungerechten Argwohn werden Sie doch nicht auf Ihr Mütterchen bringen wollen. – es mag mir mitunter schaden, daß ich so starr meinen Weg gehe, und nicht die kleinste Pfauenfeder in meinem Krähenpelz leide, aber dennoch wünschte ich dies würde anerkannt”.

Annette von Droste-Hülshoff an Levin Schücking [8. Januar 1844]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. X,1. Briefe 1843–1848. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1992. S. 133–137, hier S. 136.


Ist Droste die Krähe und Schücking der Pfau?

Das Bild von der „Pfauenfeder in meinem Krähenpelz“ ist doppelbödig. Es lässt sich auf Droste selbst beziehen, die als Schriftstellerin keine fremde Hilfe beim Schreiben akzeptierte. Andererseits kann der „Krähenpelz“ als Metapher für Drostes westfälisch inspirierte Lyrik stehen. Ihre Lyrik darf keine fremden Wörter oder Sätze enthalten, und seien sie noch so schillernd wie eine Pfauenfeder.



01

Mit fremden Federn geschmückt



Stammbuchblatt für einen unbekannten Empfänger : gerahmter Gedichttext mit Pfauenfedercollage

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Collage, 20.9.1820, Entstehungsort: Hülshoff, Havixbeck, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für einen unbekannten Empfänger, 1820

Mit Pfauenfedern, einer Schreibfeder, Papier, Nadel und Faden fertigte Droste 1820 diese Bild-Text-Collage an. Sie schnitt die Federn zu, nähte sie fest und beschriftete das Papier. Bei einem Klick auf die Collage sieht man gut, wie bunt die Federn schillern. Sie stammen wahrscheinlich vom Hof der westfälischen Wasserburg Hülshoff, wo die Schriftstellerin aufwuchs und rund 30 Jahre lebte, bis ihr Vater 1826 starb und ihr ältester Bruder die Burg übernahm. Damals hielt die Familie hier Pfauen.





Pfau, von hinten

Künstler: Monogrammist A.B. (Zeichner), Zeichnung, entstanden zwischen 1651–1700, Standort: Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig

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Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig

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Herzog Anton Ulrich-Museum, Braunschweig

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Pfau, von hinten.jpg
Monogrammist A.B.: Pfau, von hinten, 1651–1700

Die Pfauen zeugten vom Wohlstand der Familie Droste-Hülshoff und passten gut zum exotischen Inventar orientalisch wirkender Tapeten und anderer Luxusgüter, mit dem die Wasserburg ausstaffiert war.





Stammbuchblatt für einen unbekannten Empfänger : gerahmter Gedichttext mit Pfauenfedercollage (modifiziert)

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Collage, 20.9.1820, Entstehungsort: Hülshoff, Havixbeck, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für einen unbekannten Empfänger, 1820

Die Collage lässt ein Auge samt Wimpern, Iris und Pupille erkennen. Das extravagante Pfauenauge spricht mehrere Sinne an. Wo das Bild den Blick des Gegenübers sucht, da fordert der Text zum Lesen und Hören auf: „Lieben und nicht sagen, Leiden und nicht klagen, Treu ohne Wanken, Gesundheit in Gedanken. / Hülshoff [den] [am] 20ten September 1820 / Nette“.

Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für einen unbekannten Empfänger [...]. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Hs. S. Droste-Hülshoff 2,005. Fol. 1 r.





Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen : gerahmter Gedichttext mit Blütencollage aus Pfauenfedern, weißen Federn und gepressten Blüten

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff, Collage, 1820, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen, 1820

Droste schuf diese Collage für ihre Tante Ludowine von Haxthausen. Sie ist ebenfalls auf das Jahr 1820 datiert. Links auf dem Papier sind gepresste Blüten, Teile einer Pfauenfeder und weiße Federn aufgenäht, die man bei einem Klick auf die Collage gut erkennt. Sie fügen sich mit einem handschriftlichen Gedichttext zu einem Bild zusammen. Die leuchtenden Farben und die schriftlich erzeugten Umrisse einer Blüte und eines Stängels lassen an ein Veilchengewächs denken: das Stiefmütterchen.





Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen : gerahmter Gedichttext mit Blütencollage aus Pfauenfedern, weißen Federn und gepressten Blüten (modifiziert)

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff, Collage, 1820, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen, 1820

Droste schrieb in der damaligen Kurrentschrift. Ihre Schrift ist hier sehr fein, sauber und regelmäßig. Nur dort, wo wenig Platz zum Schreiben blieb, sieht sie etwas unordentlicher aus. Die Konturen der fünf Blütenblätter bestehen aus fünf Versen. Sie beginnen am Schnittpunkt von Blüte und Stängel und lassen sich im Uhrzeigersinn lesen: „So viel Stern‘ am Himmel stehen / So viel Schäflein als da gehen / Auf dem grünen grünen Feld / So viel Vöglein als da fliegen / Als da hin und wieder fliegen“. Am Stängel wieder angekommen, dreht sich die Richtung der Schrift gegen den Uhrzeigersinn und fällt nach unten ab. „So viel mahl seyst du gegrüßt.“

Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen [...]. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Hs. S. Droste-Hülshoff 2,003. Fol. 1 r.





Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg 1808. Seite 199

Verfasser: Achim von Arnim (1781–1831) und Clemens Brentano (1778–1842), Seite 199, 1808, Heidelberg

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Staatsbibliothek zu Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin

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Knabe, S. 199.png
Achim von Arnim und Clemens Brentano: Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg 1808. Seite 199

Der Text, welcher die Blüte und den Stängel konturiert, stammt ursprünglich aus einer fremden Feder. Droste zitiert die ersten zwei Strophen des Gedichts Gruß aus Achim von Arnims und Clemens Brentanos Liedersammlung Des Knaben Wunderhorn (1805-1808), ein Hauptwerk der deutschen literarischen Romantik. Auf der rechten Seite ihres Manuskripts fügte sie eine Abschrift der Strophen fünf, sechs, neun und zehn hinzu.





Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen : gerahmter Gedichttext mit Blütencollage aus Pfauenfedern, weißen Federn und gepressten Blüten

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff, Collage, 1820, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen, 1820

„Weiß nicht, ob auf dieser Erden
Nach viel Trübsal und Beschwerden
Ich dich wieder sehen soll,
Was für Wellen, was für Flammen,
Schlagen über mich zusammen,
O wie groß ist meine Noth!
                      –
Ja ich will dich nicht vergeßen,
Wenn ich sollte unterdeßen,
Auf dem Todbett schlafen ein,
Auf dem Kirchhof will ich liegen,
Wie ein Kindlein in der Wiegen,
Das ein Lied thut wiegen ein.“

Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen [...]. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Hs. S. Droste-Hülshoff 2,003. Fol. 1 r b.



Interessanterweise veränderte Droste die letzte Strophe ihrer Vorlage. Wo in Arnims und Brentanos Wunderhorn steht: „Auf dem Kirchhof will ich liegen / Wie das Kindlein in der Wiegen, / Das die Lieb thut wiegen ein“, da schrieb die Schriftstellerin: „Das ein Lied thut wiegen ein.“ Dadurch verweist das Gedicht nun auf sich selbst, auf seine liedhafte, sangbare Form: die klar gebauten dreizeiligen gereimten Strophen, bestehend aus Viertaktern.

Achim von Arnim und Clemens Brentano: Gruß. In: Achim von Arnim und Clemens Brentano. Des Knaben Wunderhorn. Bd. 2. Heidelberg: Mohr und Zimmer 1808. S. 200. / Annette von Droste-Hülshoff: Stammbuchblatt für Ludowine von Haxthausen [...]. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Hs. S. Droste-Hülshoff 2,003. Fol. 1 r b.





Gedicht

Verfasserin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Handschrift, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Gedicht Manuskript.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: Gedicht [Gruß], ohne Jahr

Droste verwendete den Gruß aus dem Wunderhorn nicht nur für ihre Collage. Es existiert diese zweite Abschrift, deren Datierung unklar ist. Bei dieser Version schrieb Droste das gesamte Gedicht recht wortgetreu ab. Wie in ihrer Collage änderte sie jedoch den letzten Vers und ersetzte „Lieb“ durch „Lied“.

Annette von Droste-Hülshoff: Gedicht. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Hs. S. Droste-Hülshoff 1,013: Beischr. Fol. 1 r.





Ohne Titel [Stammbuchblatt]

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Collage, Blatt 75 recto im Stammbuch von Maria Anna von Haxthausen, Datierung unbekannt (Stammbuch geführt ca. 1819–1861), Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Stammbuchblatt von Maria Anna von Haxthausen], ohne Jahr

Für ihre Großmutter Maria Anna von Haxthausen gestaltete Droste diese Bild-Text-Collage. Sie ist in deren Stammbuch eingeklebt. In den damaligen Stammbüchern verewigten sich Verwandte, Bekannte und Gäste, gerne mit Versen oder kleinen Kunstwerken, wie Droste es tat. Für das Motiv in der Mitte des Blatts schnitt sie vier Schwanzfedern eines männlichen Pfaus zu und nähte sie auf das Papier. Die vier Pfauenaugen sind kunstvoll angeordnet. Auf den ersten Blick muten sie wie ein vierblättriges Kleeblatt oder ein Stiefmütterchen an, das von einem Kreis bunter Fransen umschlossen ist. Um die Federn herum schrieb Droste spiralförmig Verse eines Gedichts. Anstelle des Pfaus schlägt ihre Collage selbst ein Rad.



In die Ecke ihrer Collage schrieb Droste: „Der liebsten Grosmutter/ von Ihrer gehorsamen/ Enkelin Annette“. Tatsächlich war Maria Anna von Haxthausen Drostes Stiefgroßmutter, während Ludowine von Haxthausen, der die weiter oben ausgestellte Collage gewidmet ist, ihre Stieftante war. Es fällt auf, dass Droste in den beiden Collagen für sie auf die Optik des Stiefmütterchens anspielte.

Annette von Droste-Hülshoff: Ohne Titel. Stammbuch von Maria Anna von Haxthausen. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Nachlass Karl Schulte Kemminghausen. Fol. 75 r.





Ohne Titel [Stammbuchblatt]

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Collage, Blatt 75 recto im Stammbuch von Maria Anna von Haxthausen, Datierung unbekannt (Stammbuch geführt ca. 1819–1861), Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Stammbuchblatt von Maria Anna von Haxthausen], ohne Jahr
In den Versen rund um die Federn tut ein lyrisches Ich seine Liebe zu Jesus Christus, der einst am Kreuz starb, kund: „Sein Kreuz ist wie der Himmelsbogen, Um meinen Horizont gezogen, Wohin ich schau, da steht es schon, 
O süßes Kreuz laß dich umfangen, Woran mein liebstes Lieb gehangen, Für unsrer Sünden bittern Lohn.“


Annette von Droste-Hülshoff: Ohne Titel. Stammbuch von Maria Anna von Haxthausen. Universitäts- und Landesbibliothek Münster. Nachlass Karl Schulte Kemminghausen. Fol. 75 r.



Die bildliche Vorstellung des Kreuzes wird überlagert vom Bild eines Himmelsgewölbes. Es spannt den Rahmen für das Bewusstsein und die Gefühle des Subjekts. Als Nächstes wird ein religiöses Erlebnis offenbar, das auf optischen Sinneseindrücken beruht: Das Ich erschaut die Allgegenwart des Gottessohns, symbolisiert durch das Kreuz. „Wohin ich schau, da steht es schon“. Daran schließt sich die Vision einer Umarmung an.

Diesen Text dichtete Droste selbst: Es ist die dritte Strophe ihres geistlichen Lieds Liebe (Verse 13–18). Das Gedicht wurde erst postum veröffentlicht.

Annette von Droste-Hülshoff: Liebe. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. IV,1. Geistliche Dichtung. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1980. S. 186–187, hier S. 186.





Ohne Titel [Stammbuchblatt]

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Collage, Blatt 75 recto im Stammbuch von Maria Anna von Haxthausen, Datierung unbekannt (Stammbuch geführt ca. 1819–1861), Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Stammbuchblatt von Maria Anna von Haxthausen], ohne Jahr

Mit Blick auf die Verse kann die Bildlichkeit der Collage auch religiös gedeutet werden. Demnach bilden die vier Pfauenaugen in der Bildmitte ein Kreuz. Es ist das Sinnbild Jesu, des Christentums und zugleich Zentrum des Textes. Ein Strahlenkranz (aus Federästen) und ein Kreis (aus Schriftzeichen) umgeben das Kreuz. In der christlichen Bildtradition entsprechen sie einem Heiligenschein und in der Bildsprache des Gedichts dem „Himmelsbogen“, der um das Ich „gezogen“ ist. Das Innerste der Collage korrespondiert so mit dem Innersten des Subjekts, das sich der Liebe zu Jesus Christus hingibt.



02

Bleistift-Miniaturen

Mag ich nicht mehr lesen, so zeichne ich

Annette von Droste-Hülshoff an Elise Rüdiger [30. Juli 1846]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. X,1. Briefe 1843–1848. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1992. S. 388–393, hier S. 392.





Zeichenbuch

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Schuber des Zeichenbuchs, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Schuber des Zeichenbuchs, ohne Jahr


Zeichnungen, Aquarelle, Scherenschnitte: Annette von Droste-Hülshoff schuf Bildwerke, von denen nur wenige erhalten sind. Ein wertvolles Stück befindet sich in Münster: ein Zeichenbuch mit zehn Bleistiftzeichnungen und zwei Scherenschnitten. Drostes bildkünstlerisches Werk ist bislang kaum gewürdigt worden.

Schon mit neun Jahren erhielt sie Zeichenunterricht von einem Maler. Auch später galt ihre Schaffenskraft der Bildenden Kunst. 1834 schrieb sie ihrer Schwester: „[...] ich freue mich darauf Dir diesen Winter allerley auszuschneiden, und auch zu zeichnen und mahlen“. Vielleicht hat sie ihr Zeichenbuch damals begonnen.

Annette von Droste-Hülshoff an Jenny von Laßberg [22. Oktober 1834]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. VIII,1. Briefe 1805–1838. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1987. S. 146–149, hier S. 147.



Zeichenbuch: Schuber und Einband

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Schuber und Buchdeckel des Zeichenbuchs, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Schuber und Einband des Zeichenbuchs, ohne Jahr

Interessant ist das kleine Format. Drostes Zeichenbuch ist nur 6,8 cm breit und 10,2 cm hoch. Damit ist es nur wenig größer als eine Chipkarte, zum Beispiel eine Bank- oder Mensakarte. Der Schuber, der das Zeichenbuch umschließt, fällt nur wenig größer aus.





Zeichenbuch aufgeschlagen

Künstlerin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Zeichenbuch aufgeschlagen, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: Zeichenbuch aufgeschlagen, ohne Jahr

Droste hat ihr Zeichenbuch mit Miniaturen gefüllt. Die Bleistiftzeichnungen sind so klein, dass sie auf einer Chipkarte Platz finden würden. Wahrscheinlich nahm die Dichterin beim Zeichnen eine Lupe zur Hilfe. Außerdem ist überliefert, dass sie höhergradig kurzsichtig war.





Alte Frau mit Vogelkäfig

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 8 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Alte Frau mit Vogelkäfig.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alte Frau mit Vogelkäfig], ohne Jahr


Portraitierte Droste sich selbst am Schreibtisch Auge in Auge mit einem Vogel?


Alte Frau mit Vogelkäfig

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 8 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Alte Frau mit Vogelkäfig.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alte Frau mit Vogelkäfig], ohne Jahr

Bodo Plachta hat jede Zeichnung aus Drostes Zeichenbuch beschrieben. Seine Beschreibung verwenden wir als Untertitel. Links zu sehen ist demnach die Zeichnung „Alte Frau mit Vogelkäfig“. Sie zeigt das Ganzkörperbild einer Frau, die eine Kopfbedeckung und ein Gewand trägt. Ihr Gesicht ist im Viertelprofil zu sehen. Nase und Kinn sind stark betont. Beide erscheinen überzeichnet und rücken das Bild in die Nähe einer Karikatur.

Bodo Plachta: Der handschriftliche Nachlaß der Annette von Droste-Hülshoff. Bern u. a.: Peter Lang 1988. S. 289–290.





Alte Frau mit Vogelkäfig (Ausschnitt 2)

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 8 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Alte Frau mit Vogelkäfig, Zuschnitt II.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alte Frau mit Vogelkäfig, Ausschnitt], ohne Jahr

Alle Requisiten einer Schreibstube sind zu erkennen: Die Frau sitzt an einem Tisch, auf dem ein Tintenfass mit Federkiel arrangiert ist. Schräg dahinter steht ein Buch. Direkt vor ihr, vom Arm etwas verdeckt, liegt ein Manuskript. Ihr Blick scheint sich auf den Vogel im Käfig zu richten, der zentral über dem Schreibtisch hängt. Frauenkopf und Vogel sind auf Augenhöhe gebracht.





Alte Frau mit Vogelkäfig (Ausschnitt 3)

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 8 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Alte Frau mit Vogelkäfig, Zuschnitt.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alte Frau mit Vogelkäfig, Ausschnitt], ohne Jahr

Von seiner Haltung und Schnabelform her kann der Vogel im Käfig nur ein Papagei sein. Ob Droste selbst einen Papagei besaß, ist nicht bekannt. Wir wissen lediglich, dass sie in Meersburg einen Kanarienvogel in ihrem Zimmer hielt. In einem Brief an Louise Schücking erwähnt sie „als Hospitant mein klein Kanarienvögelchen, das mir aus der Hand frißt und die Federn verschleppt“. Da Drostes Zeichnung zarte Lineaments ohne farbliche Akzentuierungen aufweist, kann der Papagei nicht eindeutig bestimmt werden. Er ähnelt aber dem Graupapagei aus dem Bilderbuch für Kinder von Bertuch.

Annette von Droste-Hülshoff an Louise Schücking [29. Februar 1844]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. X,1. Briefe 1843–1848. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1992. S. 165–173, hier S. 167–168.





Vögel [Papageyen der alten Welt. Der eigentliche Papagey.]

Künstler: anonym, Herausgeber: Friedrich Justin Bertuch (1747–1822), Kupfertafel, 1792, Weimar

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle (Saale)

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Friedrich Justin Bertuch (Hrsg.): Papageyen der alten Welt. Der eigentliche Papagey, 1792

Wahrscheinlich nimmt Drostes Zeichnung auf Bertuchs Darstellungen Bezug. Dieser Bildausschnitt zeigt den „eigentliche[n] Papagey“ aus der „alten Welt“, der heute als Graupapagei bezeichnet wird. In Bertuchs Bilderbuch heißt es über ihn: Er „kommt aus Afrika und Ostindien, und lernt am schönsten und deutlichsten sprechen. Der hier abgebildete graue mit rothem Schwanze ist die gewöhnlichste Gattung davon.“

Friedrich Justin Bertuch: Bilderbuch für Kinder [...]. Weimar: Verlag des Industrie-Comptoir 1792 [Vögel III, Bd. 1, No. 16].





Alte Frau mit Vogelkäfig

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 8 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Alte Frau mit Vogelkäfig.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alte Frau mit Vogelkäfig], ohne Jahr

Da der Graupapagei nicht nur singt und pfeift, sondern auch sprachbegabt ist und sprechen lernen kann, passt er hervorragend in die Schreibstube einer Schriftstellerin. Wenn Drostes Zeichnung tatsächlich ein Selbstportrait ist, dann ist es ambivalent: Sich selbst als eine knorrige Alte zu zeichnen, deren Sprachtalent von einem Papagei gespiegelt wird, würde von einem ironischen, ja ulkigen Umgang mit der eigenen Person zeugen. Andererseits deutet der Käfig auf das ernste Motiv der persönlichen Beschränkung hin, das Droste als Frau und als Dichterin zeitlebens beschäftigt hat.





Zwei ältere Männer mit Kiepen im Gespräch

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 5 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Zwei ältere Männer mit Kiepen im Gespräch], ohne Jahr

In ihrem Zeichenbuch brachte Droste auch Frauen, Männer und Kinder zu Papier, die mehrheitlich der ländlichen Bevölkerung angehörten und sie in ihrem Alltag zeigen. Bei dem Papier des Zeichenbuchs handelt es sich um Velinpapier: ein besonders feines und weiches Papier mit einer glatten Oberfäche. Velin wurde mit einem Sieb aus Drahtgewebe mit quadratischen Maschen geschöpt. Es übertraf es die Qualität des normalen Papiers, das durch lineare Maschen zustande kam und daher gerippt war. 





Alter Mann und Mädchen

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 7 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alter Mann und Mädchen], ohne Jahr


Bauern am Kartoffelfeuer

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 4 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Bauern am Kartoffelfeuer], ohne Jahr


Kaplan mit Buch

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 10 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Kaplan mit Buch], ohne Jahr


Kind mit Korb

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 2 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Kind mit Korb], ohne Jahr


Lesende Frau

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 3 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Lesende Frau], ohne Jahr


Schlafendes Kind

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 12 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Schlafendes Kind], ohne Jahr


Schlittschuhläufer

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 6 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Schlittschuhläufer], ohne Jahr


Alter Mann betrachtet Blume mit Lupe

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Zeichnung, Zeichenbuchblatt 9 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Alter Mann betrachtet Blume mit Lupe], ohne Jahr

03

Mit der Schere zeichnen



Drei Engel über einer Rose

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Scherenschnitt, Zeichenbuchblatt 11 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Drei Engel über einer Rose groß.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Drei Engel über einer Rose], ohne Jahr

Im hinteren Teil von Drostes Zeichenbuch befinden sich zwei eingeklebte Scherenschnitte. Es handelt sich um sogenannte Schwarzschnitte. Dieses Schnittbild, eine dunkle Silhouette auf hellem Papier, zeigt drei Putti. Die Figuren der kleinen nackten Kinder mit Flügeln scheinen eine zentral gesetzte Rose zu umfliegen. Zu beachten sind die feinen Schnitte an den Blättern der Rose und an den Flügeln der Putti. Die Flügel lassen aufgrund ihrer feinen Struktur auf Vogelfedern schließen. Zu Drostes Lebzeiten wurden Schnittbilder auch häufig in Stammbüchern aufbewahrt.





Putto als allegorische Darstellung der Erde (der Frühling) (Ausschnitt)

Künstler: Jan Gloc und Paul Haag, Foto, 1993, dargestelltes Objekt: Gartenskulptur von Johann Christoph Manskirch (1689–1760), 1993, Standort: Haus Rüschhaus, Nienberge

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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg

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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte - Bildarchiv Foto Marburg

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Putto Zuschnitt 2.PNG
Johann Christoph Manskirch: Putto als allegorische Darstellung der Erde (der Frühling), 1774

Putti gehörten zum Wohnambiente von Droste. Im Garten von Haus Rüschhaus in Münster Nienberge, wo Droste rund zwanzig Jahre lang lebte und arbeitete, befinden sich bis heute vier Putti von dem Bildhauer Johann Christoph Manskirch. Sie stehen allegorisch für die vier Elemente, die den vier Jahreszeiten zugeordnet werden. Auf dieser Fotografie von Jan Gloc und Paul Haag ist der Putto als allegorische Darstellung der Erde bzw. des Frühlings zu sehen.





Waldkapelle mit Kruzifix

Künstlerin: Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Scherenschnitt, Zeichenbuchblatt 13 recto, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Waldkapelle mit Kruzifix.jpeg
Annette von Droste-Hülshoff: ohne Titel [Waldkapelle mit Kruzifix], ohne Jahr

Die letzte künstlerische Darstellung in Drostes Zeichenbuch ist dieser Scherenschnitt. Auf einem erdig anmutenden Grund scheint eine Treppe zu einem Gotteshaus zu führen. Am Wegrand sind Bäume und ein Flurkreuz zu sehen. Bei einem Klick auf das Schnittbild wird deutlich, wie plastisch Droste es gestaltet hat. Es suggeriert in der Vergrößerung eine verblüffende Räumlichkeit. Die Äste und Blätter erinnern durch ihre schwunghafte Schnittführung an Federn.





Zeichnung

Künstlerin: wahrscheinlich Annette von Droste Hülshoff (1797–1848), Scherenschnitt, Blatt 35 recto im Stammbuch von Ludwig Emil Grimm, Datierung unbekannt (Stammbuch geführt seit 1821), Standort: Kassel

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Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel

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Stammbuch_Grimm (Ausschnitt).png
Annette von Droste-Hülshoff (wahrscheinlich), ohne Titel [Zeichnung], ohne Jahr
Ein unbekannter Scherenschnitt von Droste?

Dieser Scherenschnitt ähnelt dem Schnittbild Waldkapelle mit Kruzifix aus Drostes Zeichenbuch frappierend. Er befindet sich im Stammbuch des Malers und Radierers Ludwig Emil Grimm, des jüngsten der Brüder Grimm. Möglicherweise wurde er von Droste angefertigt. Grimm stand der westfälischen Adelsfamilie Haxthausen aus Bökendorf nahe. Mit ihr war auch Droste verwandt. Bei einem der gegenseitigen Besuche der Familien Droste-Hülshoff, Haxthausen und Grimm kann Droste den Scherenschnitt geschaffen haben.



Ludwig Emil Grimm war zwischen 1818 und 1846 mehrere Male in Bökendorf, während Droste 1818 gemeinsam mit ihrer Schwester, ihrem Onkel August von Haxthausen und ihren Tanten Anna, Ludowine und Sofie von Haxthausen die Familie Grimm in Kassel besuchte. Der Scherenschnitt befindet sich in Grimms Stammbuch auf Blatt 35 verso. Direkt danach, auf Blatt 36 recto und verso, haben Ludowine und Anna von Haxthausen Einträge in das Stammbuch gemacht. Der Scherenschnitt kann also mit großer Wahrscheinlichkeit Annette von Droste-Hülshoff zugeordnet werden.

Da das Stammbuch zwei nicht näher bestimmte Einträge aus Bökendorf aufweist, die auf die Jahre 1821 und 1823 datiert sind, hat Grimm das Buch offensichtlich auf seine Reisen mitgenommen (Blätter 1 recto und 10 verso). Überdies findet sich darin eine Abschrift des Gedichts Gruß aus Arnims und Brentanos Wunderhorn (Blatt 24 verso). Dasselbe Gedicht verwandte Droste für eine ihrer Collagen – es kursierte nicht nur in ihrer Familie, sondern auch in deren Freundeskreis.

Ludwig Emil Grimm: Stammbuch. Universitätsbibliothek Kassel, Landesbibliothek und Murhardsche Bibliothek der Stadt Kassel. Hs. Gr. Slg. Autogr. 0297. Fol. 1 r, 10 v, 24 v, 35 v, 36 r, 36 v.



04

Gedichte aus Drostes Feder



Annette von Droste-Hülshoff: Gedichte. Stuttgart / Tübingen 1844

Verfasserin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), 1844, Stuttgart / Tübingen

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Annette von Droste-Hülshoff: Gedichte. Stuttgart und Tübingen, 1844

In Drostes Literatur sind Vögel prominent vertreten. Ihr ornithologisches Interesse springt regelrecht ins Auge. Es zeigt sich in zahlreichen Gedichten und ist nicht etwa auf exotische Vögel beschränkt, sondern richtet sich vor allem auf heimische Vögel: In Gedichten wie Die Lerche und Die Krähen sind sie die Titelhelden. Die häufige Verwendung des Vogelmotivs zeigt eine tiefe Verbundenheit mit der Natur und dem Leben. Außerdem eröffnet die Verbindung des Vogels mit der Dichtkunst die Möglichkeit, den Schreibprozess in der Lyrik selbst zu thematisieren.





Gedichte, Prosavorspann des Spiritus Familiaris, Arbeitsmanuskript

Verfasserin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Arbeitsmanuskript Signatur 1064/MA I 36, 1841–1842, Standort: Münster

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Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt, Münster

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Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt

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Dieses Manuskript verfasste Droste in Meersburg. Unter dem Arbeitstitel „Heidebilder“ schrieb sie 1842 auf der linken Seite in zwei Spalten ein langes Gedicht nieder, das in der späteren Druckfassung Die Lerche heißt. Die Lerche erscheint darin als Morgenvogel, der mit seinem Gesang die aufgehende Sonne begrüßt und Flora und Fauna weckt. 



Gedichte, Prosavorspann des Spiritus Familiaris, Arbeitsmanuskript

Verfasserin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Arbeitsmanuskript Signatur 1064/MA I 36, 1841–1842, Standort: Münster

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Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt, Münster

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Westfälisches Literaturarchiv im LWL-Archivamt

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Heidebilder
Annette von Droste-Hülshoff: Gedichte, Prosavorspann des Spiritus Familiaris, Arbeitsmanuskript, 1841–1842, Meersburger Nachlass

Wie die vielen Streichungen und Ergänzungen zeigen, hat Droste ihren Text mehrfach überarbeitet. Vergleichen wir den handschriftlichen Text mit der Druckfassung, so fällt auf, dass sie für den Druck teils erhebliche Änderungen vornahm. So gab sie dem Gedicht einen anderen Anfang. Im Manuskript lesen wir einleitend „Hörst du [der Lerche] [des Tages] frühe Botschaft“. Dagegen heißt es in der Druckfassung: „Hörst du der Nacht gespornten Wächter nicht?“ Tatsächlich sind Feldlerchen gespornt. Sie besitzen eine lange Hinterkralle, den sogenannten Lerchensporn.

Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 33–35, hier S. 33, Vers 1.



Droste änderte nicht nur den Anfang, sondern auch das Ende des Gedichts für den Druck. Sie fügte der Druckfassung zwei letzte Verse hinzu: „Die Wolke dehnte sich, scharf strich der Hauch, / Die Lerche schwieg, und sank zum Ginsterstrauch.“ Diese abschließenden Verse verleihen dem Gedicht einen melancholischen Ton.

Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 33–35, hier S. 35, Verse 83–84.





Heidelerche | Lullula arborea - Gesang

Aufgenommen von: Klaus Conrads, Tonaufnahme, 1967, Entstehungsort: Schloß Holte-Stukenbrock, Senne, Standort: Tierstimmenarchiv - Museum für Naturkunde Berlin

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Museum für Naturkunde - Leibniz Institute for Research on Evolution and Biodiversity

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Tierstimmenarchiv - Museum für Naturkunde Berlin

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Klaus Conrads: Heidelerche (Lullula arborea), Gesang, 1967

An welche Lerche dachte Droste beim Verfassen des Gedichts? Der handschriftliche Titel „Heidebilder“ lässt zunächst auf die Heidelerche schließen. Sie ist ein kleiner Singvogel mit braun gemustertem Gefieder. Zu Drostes Lebzeiten war sie noch stärker verbreitet als heute, da ihr Lebensraum, die Heide, durch die industrialisierte Agrarwirtschaft zurückgegangen ist. Die Heidelerche kreist beim Singen in der Luft, ihr Lied ist absteigend und mutet melancholisch an. Ihr wissenschaftlicher Name Lululla arborea verweist lautmalerisch auf ihren Gesang.





Feldlerche | Alauda arvensis - Gesang

Aufgenommen von: Klaus Conrads, Tonaufnahme, 1979, Entstehungsort: Dueodde, Bornholm, Dänemark, Standort: Tierstimmenarchiv - Museum für Naturkunde Berlin

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Museum für Naturkunde - Leibniz Institute for Research on Evolution and Biodiversity

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Tierstimmenarchiv - Museum für Naturkunde Berlin

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Klaus Conrads: Feldlerche (Alauda arvensis) Gesang, 1979

Weit häufiger als die Heidelerche war und ist die Feldlerche in Deutschland anzutreffen, ein etwas größerer, braun gemusterter Vogel mit weißem Bauch. Eine Besonderheit der Feldlerche ist ihr Lerchensporn. Da Drostes Gedicht im Druck darauf anzuspielen scheint („Hörst du der Nacht gespornten Wächter nicht“), dachte die Schriftstellerin womöglich auch an diesen Vogel. Er singt melodiös beim Aufstieg in die Luft.     

 



So tausendstimmig stieg noch nie ein Chor, / Wie‘ s musizirt aus grünem Haid hervor.

Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 33–35, hier S. 34, Verse 61–62.





Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: dies.: Gedichte. Stuttgart / Tübingen 1844. Seite 37

Verfasserin: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Seite 37, 1844, Stuttgart / Tübingen

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Bayerische Staatsbibliothek, München

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Bayerische Staatsbibliothek, München

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Die Lerche.jpg
Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: dies.: Gedichte. Stuttgart und Tübingen, 1844, Seite 37

In ihrem Gedicht Die Lerche machte Droste den Gesang einer Lerche bei Sonnenaufgang zum Thema. In Form einer Allegorie wird der Sonnenaufgang hier als Ankunft einer Herrscherin bei Hofe inszeniert. Der Vogel tritt als livrierter Hofbeamter auf und dient der „Fürstin“ Sonne als „Herold“ (Verse 11–17)Er weckt den Hof, bestimmt das Empfangszeremoniell und beraumt ein furioses Konzert des Hofstaats an: der Pflanzen- und Tierwelt der Heide. Die Musik und Akustik der Natur beherrschen in weiten Teilen das Gedicht. Sie verschmelzen mit der Sprache, da Drostes Lerche auch zu sprechen vermag. Mit den Worten „Auf! auf! die junge Fürstin ist erwacht!“ beginnt ihr Gesang.

Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 33–35, hier S. 33.



„Da schüttelt auch die Lerche ihr Gefieder,
Des Tages Herold seine Liverei;
Ihr Köpfchen streckt sie aus dem Ginster scheu,
Blinzt nun mit diesem, nun mit jenem Aug‘;
Dann leise schwankt, es spaltet sich der Strauch,
Und wirbelnd des Mandates erste Note
Schießt in das feuchte Blau des Tages Bote.

Auf! auf! die junge Fürstin ist erwacht!
Schlaftrunkne Kämm‘rer, habt des Amtes Acht;
Du mit dem Saphirbecken Genziane,
Zwergweide du mit deiner Seidenfahne,
Das Amt, das Amt, ihr Blumen allzumal,
Die Fürstin wacht, bald tritt sie in den Saal!

Annette von Droste-Hülshoff: Die Lerche. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 33–35, hier S. 33, Verse 10–22.





Fragment des Liedes „Der Polen May“

Abschrift von: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Liedfragment, Datierung unbekannt, Standort: Münster

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Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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© 2023 Universitäts- und Landesbibliothek Münster

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Notenmanuskript
Annette von Droste-Hülshoff: Fragment des Liedes „Der Polen May“, ohne Jahr

Die Bildhaftigkeit der Sprache tritt in Drostes Gedicht Die Lerche hinter ihre akustische Funktion zurück. Die poetische Sprache ist musikalisch moduliert. Eine ihrer grundlegenden Strukturen ist die Wiederholung: Vokale, Wörter, Reime und Verse kehren identisch oder leicht variiert wieder. Durch die so entstehenden Klangfiguren rückt das Gedicht selbst in die Nähe der Musik. Da Droste sich viel mit Musik beschäftigte und selbst komponierte, wusste sie um die Wirkung von Musik und Klang.



Die Musikalisierung von Natur und Sprache lässt sich auch in anderen Gedichten von Droste beobachten, so in dem Gedicht Im Grase aus dem Jahr 1844. Hier erlebt ein Subjekt sein Verweilen im Gras als „süße[n] Taumel“ und „[t]iefe Flut“, begleitet von einem Aroma und einem Säuseln, das an ein „Lachen“ und eine „[l]iebe Stimme“ erinnert (Verse 1–7). Die synästhetische Akustik der Natur setzt sich fort in „des ziehnden Vogels Lied, / Das mir niederperlt aus der Höh“ (Verse 19–20).

Annette von Droste-Hülshoff: Im Grase. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 328, hier S. 328.



In dem Gedicht Die Vogelhütte, 1842 entstanden, ist es der Klang des Regens, der mit dem Klang der Sprache enggeführt wird. Ein lyrisches Ich gibt sich hier als Dichterfigur zu erkennen: Als das Ich in einer Vogelhütte Schutz vor Regen sucht, wird sein „Gedicht“ an einem anderen Ort und in seiner Abwesenheit „zerlesen“. Indessen nimmt das Subjekt den Regen als „Schwätzer“ und „Phrasensetzer“ wahr und nennt die Regentropfen „verkörperte Hyperbeln“ (Verse 7–14).

Später wechselt die Dichterfigur die Fiktionsebene und tritt aus der Binnenhandlung des Gedichts in dessen Entstehungsgeschichte ein: „Hier möcht ich Haidebilder schreiben, zum Exempel: / ‚Die Vogelhütte‘, nein – ‚der Heerd‘, nein besser: /  ‚Der Knieende in Gottes weitem Tempel.‘“ (Verse 46–48) Droste legte dem lyrischen Ich nicht nur den Titel ihres Gedichts in den Mund, sondern auch den Titel Haidebilder, unter dem sie 1844 einen Zyklus mit zwölf Gedichten veröffentlichen sollte. Dazu gehören Die Vogelhütte und Die Lerche. Auf diese Art reflektierte sie den eigenen Schreibprozess und trieb ein ironisches Spiel mit ihm.

Annette von Droste-Hülshoff: Die Vogelhütte. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. I,1. Gedichte zu Lebzeiten. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1985. S. 39–42, hier S. 39–40.



05

Mit der Feder aus der Bank



20 DM-Banknote der Serie BBK3 (Rückseite)

30.03.1992

Aus der Sammlung von

Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main

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© Deutsche Bundesbank

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Kurzbeschreibung
Eine Schreibfeder und eine Buche, mit der auf Annette von Droste-Hülshoffs Novelle "Die Judenbuche" Bezug genommen wird.
Banknote hinten.jpg
20 DM-Banknote der Serie BBK3 (Rückseite), 1992

Nach ihrem Tod wurde Droste berühmt und gewürdigt, sogar geldlich. Als die Deutsche Bundesbank 1990 beschloss, neue Geldscheine herauszugeben, bekam Droste den Zwanzigmarkschein. Auf der Rückseite kreuzt eine übergroße, horizontal ausgerichtete Feder den vertikal aufragenden Stamm einer Buche. Der Geldschein ist also symbolisch codiert. Im Zeichen des Kreuzes, das auf das Christentum anspielt, kommen die Feder als Symbol für Autorschaft und die Buche als Symbol für Drostes Literatur zusammen. Die Buche verweist auf Drostes bekanntesten literarischen Text, die Kriminalnovelle Die Judenbuche (1842). Sie erzählt von Kapitalverbrechen wie Totschlag und Mord und von einer mörderischen Umweltzerstörung. Dabei werden auch Probleme der damaligen Rechtsvielfalt angesprochen.





20 DM-Banknote der Serie BBK3 (Vorderseite)

dargestellte Person: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), 30.03.1992

Aus der Sammlung von

Deutsche Bundesbank, Frankfurt am Main

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© Deutsche Bundesbank

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Kurzbeschreibung
Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Dichterin. Im Hintergrund historische Gebäude der Stadt Meersburg.
Banknote vorne.jpg
20 DM-Banknote der Serie BBK3 (Vorderseite), 1992

Die Vorderseite zeigt Droste als junge Frau in Anlehnung an ihr Portrait des Malers Wilhelm Stiehl aus dem Jahr 1820. Im Hintergrund ist Meersburg zu sehen, wo sie 1848 starb, während ein vorgelagerter Lorbeerzweig symbolisch auf ihren Ruhm als Dichterin verweist. Die Banknote wurde von dem Grafiker Reinhold Gerstetter gestaltet.





Porträt der Annette von Droste-Hülshoff

Künstler: Johann Joseph Sprick (1808–1842), dargestellte Person: Annette von Droste-Hülshoff (1797–1848), Gemälde, 1838, Standort: Burg Hülshoff, Havixbeck

Aus der Sammlung von

Bildindex, Marburg

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Wikimedia Commons

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Portrait Annette von Droste Hülshoff.jpg
Johann Joseph Sprick: Porträt der Annette von Droste-Hülshoff, 1838

Mit Einführung des Euro im Jahr 2002 verschwand Droste für 20 Jahre aus den Geldbörsen. Seit 2022 kann sie aber samt Federn und Vögeln wieder im Portemonnaie Platz nehmen. Anlässlich ihres 225. Geburtstags ließ die Bundesregierung eine Zwanzig-Euro-Sammlermünze mit Drostes Portrait prägen. Von der Stuttgarter Schmuckdesignerin Anna Auras entworfen, zitiert die Münze dieses Gemälde von Johann Joseph Sprick.





225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshoff / 20-Euro-Sammlermünze

Künstler: Hans-Jürgen Fuchs, Foto, 2021, Entwurf der Münze: Anna Auras, Stuttgart

Aus der Sammlung von

Bundesverwaltungsamt

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© Bundesverwaltungsamt / Hans-Jürgen Fuchs

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Münze Droste.jpg
Hans-Jürgen Fuchs: 225. Geburtstag Annette von Droste-Hülshoff / 20-Euro-Sammlermünze, 2021

Kopf oder Zahl? Die Bildseite (Kopf) zeigt die Dichterin ähnlich wie in Spricks Portrait, jedoch mit wehenden Haaren. Eine poetische Entsprechung birgt ihr Gedicht Am Thurme (1842), wo ein Ich sein Haar dem Spiel des Windes überlässt. Mit dem fliegenden Vogel verweist die Münze auf zentrale Motive von Drostes Schaffen – Vögel und Federn prägen ihre Literatur, Zeichnungen und Collagen. Dass auf der Wertseite (Zahl) ein geflügelter und gefiederter Adler zu sehen ist, fügt sich bestens in den Kontext dieser Ausstellung.



Ich wollte wir könnten unsern Nachruhm wie einen Pfauenschweif hinter uns ausbreiten und beäugeln

Annette von Droste-Hülshoff an Levin Schücking [11. Mai 1843]. In: Annette von Droste-Hülshoff. Historisch-kritische Ausgabe. Bd. X,1. Briefe 1843–1848. Hrsg. von Winfried Woesler. Tübingen: Niemeyer 1992. S. 43–50, hier S. 44.





Hamburg: Pfau schlägt Rad

Künstler: Willy Pragher, Foto, 1963, Hamburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg

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Landesarchiv Baden-Württemberg, Abt. Staatsarchiv Freiburg

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Willy Pragher: Hamburg: Pfau schlägt Rad, 1963

Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Claudia Lieb (Kuratorin, Seminarleitung), Ann-Kathrin Klassen (Redaktion, Gestaltung, Technik, Bildbearbeitung), Paula Dammann, Sven Drews, Marc Goeppentin, Alexander Groll, Christine Kind, Marie Schievy, Defne Senkaragöz, Niklas Thoring, Anna-Christine Welp, Wencke Wierhake

Die Ausstellung entstand mit Unterstützung des Käte Hamburger Kollegs Münster „Einheit und Vielfalt im Recht“ | „Legal Unity and Pluralism“.

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 11.05.2023 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Aus der Feder, mit der Feder. Collagen, Zeichnungen und Gedichte von Annette von Droste-Hülshoff wird veröffentlicht von:

Universität Münster


Schlossplatz 2
48149 Münster


gesetzlich vertreten durch

Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels

Telefon: +49 251 83-0
Fax: +49 251 83-24831
E-Mail:  verwaltung@uni-muenster.de

Inhaltlich verantwortlich:

PD Dr. Claudia Lieb
Germanistisches Institut
Schlossplatz 34
48143 Münster

Kurator*innen:

PD Dr. Claudia Lieb

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin 

Telefon: +49 (0)30 266-41 1432, Fax: +49 (0) 30 266-31 1432,
E-Mail: geschaeftsstelle@deutsche-digitale-bibliothek.de

Umsatzsteueridentifikationsnummer: 
DE 13 66 30 206

Inhaltlich verantwortlich: 
Dr. Julia Spohr
Leiterin der Geschäftsstelle
Finanzen, Recht, Kommunikation, Marketing
Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



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