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Himmelswege

Formen spätmittelalterlicher Laienfrömmigkeit im mitteldeutschen Raum

Universität Leipzig | Theologische Fakultät | Institut für Kirchengeschichte

„Wie komme ich in den Himmel?“

Diese Frage beschäftigte die meisten Menschen im Spätmittelalter tagtäglich. Die Forschung spricht von einer Vielfalt, Intensivierung und Steigerung der Frömmigkeit und einer großen Heilssehnsucht, ja einem „riesigen Hunger nach dem Göttlichen“ („immense appétit du divin“, Lucien Febvre). Die Zeit um 1500 gilt gar als „eine der kirchenfrömmsten Zeiten des Mittelalters“ (Berndt Hamm). Der Boom erfasste nicht nur die Städte, sondern auch Kleinstädte und Dörfer. Den Menschen boten sich viele Möglichkeiten, durch frommes Handeln für ihr irdisches Leben, aber auch für das Jenseits vorzusorgen, kurz: Es gab viele „Wege zum Himmel“. Doch welche Vorstellungen von Himmel und Hölle hatte man vor Augen? Welche Wege suchte man, um sich das himmlische Heil zu verdienen? Wo und wie erfuhr man vom Himmel? Und wie konnte man schon auf Erden ein Stück Himmel erleben? In das religiöse Alltagsleben der Menschen und ihr Engagement für die Kirche geben zahlreiche schriftliche Quellen, Kunstwerke und Sachzeugnisse anschauliche Einblicke.

Im Sommersemester 2021 beschäftigten sich Studierende der Theologischen Fakultät Leipzig in einer kirchenhistorischen Übung mit diesen Quellen und konzipierten und kuratierten diese Ausstellung. Dabei konnte insbesondere auf Publikationen und Kataloge zurückgegriffen werden, die im letzten Jahrzehnt im Zusammenhang mit großen Ausstellungen zur mitteldeutschen Frömmigkeit entstanden sind und den Forschungsstand auf ein neues Niveau gehoben haben („Umsonst ist der Tod. Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland“, 2014; „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“, 2017).





Gregorio Allegri, Miserere, Vertonung von Psalm 51, 17. Jhd.

Gregorio Allegri, 17. Jhd.

Aus der Sammlung von

The Choir of Royal Holloway London (dir. Rupert Gough)

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The Choir of Royal Holloway London (dir. Rupert Gough)

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Kurzbeschreibung
Vertonung des Stücks: The Choir of Royal Holloway London
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Zur Einstimmung: Himmlische Klänge – Miserere von Gregorio Allegri, 17. Jh., Vertonung von Psalm 51

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Den Himmel vor Augen

Die quattuor novissima, das sind die „vier Letzten Dinge“: Tod, Gericht, Himmel und Hölle.
Für das ganze Mittelalter war die intensive Beschäftigung mit diesen Themen in einem beinahe unvorstellbaren Ausmaß prägend. Eine wahre Flut an Texten, Bildern, Skulpturen, Predigten und vieles mehr zeugen von ihrer Einbindung in das alltägliche Leben der Menschen.





Ars moriendi, Detail

Drucker: [Konrad Kachelofen], 1493, Leipzig

Aus der Sammlung von

Sächsische Staats- und Landesbibliothek Dresden

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Kurzbeschreibung
Der Sterbende, umringt von einem Engel, Heiligen und Maria, wird durch den Glauben getröstet. Holzschnitt (Detail) aus einem Sterbebüchlein aus Leipzig, Konrad Kachelofen 1493.

Der Tod

Mein herz das swindt
in meinem leib und bricht von grossen sorgen,
wenn ich bedenk den bittern tod,
den dag, die nacht, den morgen –
ach we der engestlichen not! –
und waiss nicht, wo mein arme sel hin fert.

Oswald von Wolkenstein, berühmter deutscher Dichter des Spätmittelalters (1377-1445)





Der Tod

Künstler: Beham, Sebald, um 1525

Aus der Sammlung von

Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte — Bildarchiv Foto Marburg

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Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Der verwesende Tod entsteigt dem Grab. Zeichnung von Sebald Beham (1500-1550), um 1525. Staatliche Kunstsammlungen Dresden — Kupferstich-Kabinett
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Der verwesende Tod erhebt sich über einem Grab. Zeichnung um 1525 von Sebald Beham.


Todesfaszination

Das Spätmittelalter war eine Zeit der großen Todesfaszination. Dass der Mensch nun so intensiv über seine eigene Sterblichkeit nachdachte, lag natürlich zum einen an den für diese Zeit so typischen Katastrophen und Ereignissen, wie zum Beispiel der so unheimlich verlustreichen Pestseuche. Zum anderen aber machten sich bereits seit dem 13. Jahrhundert neue gedankliche Entwicklungen in der Gesellschaft bemerkbar, bei denen die Miseria humanae conditionis (lat. „das Elend des menschlichen Daseins“) in den Vordergrund rückte und Überlegungen über das eigene Individuum angestellt wurden. Ausdruck fanden diese Überlegungen über das Lebensende im beinahe allgegenwärtigen Auftauchen der Todes- und Sterbensthematik in Kunst und Literatur, Architektur, öffentlichem Schauspiel und dem Aufblühen einer außergewöhnlichen Totenklage, Sterbe- und Totenliturgie.



Christophorus-Fresko von Simon von Taisten in Südtirol, um 1500

Simon von Taisten, Freskomalerei, um 1500, St.-Georg-Kirche in Taisten (Südtirol)

Aus der Sammlung von

Wolfgang Sauber via Wikimedia Commons

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Wolfgang Sauber via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Der Anblick des Heiligen Christophorus sollte vor einem jähen Tod bewahren. Wandmalerei an der Außenwand der St.-Georg-Kirche in Taisten (Südtirol), um 1500.

Die Kunst des guten Sterbens

Den unvorbereiteten Tod – etwa durch Krankheit, Gewalt oder Unfälle – fürchtete der spätmittelalterliche Mensch, konzentrierte sich doch die Entscheidung über sein Schicksal im Jenseits immer mehr auf die letzte Lebensstunde, in der die Gläubigen sich durch Reue ihr Seelenheil verdienen mussten. Die Furcht, diese letzte Gelegenheit zu verpassen, führte zu einem florierenden Kult um bestimmte Heilige, deren Anrufung das plötzliche Ableben verhindern sollte. So garantierte der Anblick des Heiligen Christophorus, dessen Abbild sich aus diesem Grund an zahlreichen Kirchen, aber auch an Stadttürmen und -toren fand, dass man an jenem Tag keinen unbußfertigen Tod erlitt.

Christofori per viam cernit cum quisque figuram
tutus tunc ibit subita nec morte peribit.
„Wenn einer auf dem Weg die Figur des Christophorus sieht,
dann wird er sicher gehen und nicht eines plötzlichen Todes sterben.“
(Beischrift des Christophorus-Freskos in der Pellegrino-Kapelle von Bominaco in Italien)




Ars moriendi

Drucker: [Konrad Kachelofen], 1493, Leipzig

Aus der Sammlung von

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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Kurzbeschreibung
Der Sterbende, umringt von einem Engel, Heiligen und Maria, wird durch den Glauben getröstet. Holzschnitt aus einem Sterbebüchlein aus Leipzig, Konrad Kachelofen 1493.
Ars moriendi, Konrad Kachelofen.jpg
Sterbebüchlein aus Leipzig. Der Sterbende, umringt von einem Engel, Heiligen und Maria, wird durch den Glauben getröstet.


Das Bedürfnis, ein gottgefälliges und damit heilsbringendes Sterben vollziehen zu können, brachte die Textsorte der Ars moriendi, der Sterbebüchlein, hervor. Diese Texte stellten ursprünglich eine Handreichung für Priester dar, wurden jedoch bald in die Volksprachen übersetzt und mit Holzschnitten geschmückt. Das gute und das schlechte Sterben wurde hier exemplarisch vorgeführt: hier die Betrachtung des Gekreuzigten und der Himmlischen, dort die Gedanken an Frau, Kind, Vermögen und Besitz, vom Teufel verursacht. Gerade jener tritt zusammen mit seinen Dämonen gern an den Sterbenden heran, will ihn in Versuchung bringen und in Gewissensqualen stürzen.

Wenn Ihr aber nach mir regieren werdet, angetan mit dem Königsdiadem, erinnert Euch, dass auch ich vor Euch regiert habe und zu Staub geworden bin und zum Kot der Würmer.
Gleicherweise werdet auch Ihr fallen, vergehend wie der Schatten und die Blume am Rain.

Kaiser Karl IV., Vita Caroli Quarti





Totentanz (Danse macabre)

Blockbuch, um 1455/58, Ostmitteldeutschland

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Kurzbeschreibung
Oberdeutscher vierzeiliger Totentanz, älteste überlieferte Buchillustration dieses Motivs, zwischen 1455 und 1458.

Der Tod und die Mächtigen

Auch die Herrscher und Adligen jener Zeit sinnierten über ihre Vergänglichkeit. So erscheint ein Porträt von René d'Anjou (1409-1480), König von Neapel und Aragón, in seinem eigenen Stundenbuch als verwesender und gekrönter Leichnam, und der römisch-deutsche Kaiser Maximilian I.  (1459-1519) führte auf Reisen stets einen Sarg mit sich. Im Sterben wurde er zum vorbildlichen Gläubigen: Er verbot es seinen Untergebenen, ihn mit seinem Titel anzusprechen und verstarb, mit gekreuzten Armen und Beinen, beim Vortrag der Passion Christi.



Totentanz (Danse macabre)

Blockbuch, um 1455/58, Ostmitteldeutschland

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Kurzbeschreibung
Oberdeutscher vierzeiliger Totentanz, älteste überlieferte Buchillustration dieses Motivs, zwischen 1455 und 1458.
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Auch der Kaiser muss zum Totentanz! Der Totentanz war eines der am meisten verbreiteten Motive spätmittelalterlicher Todesallgegenwart.


Für ihre Zeitgenossen verdeutlichte das Sterben der gekrönten Häupter vor allem eines: Der Tod macht uns alle gleich. Und wenn in den Schmuckflächen zum Weltgericht in den französischen Kathedralen König und Bischof als erste in den Höllenkessel mussten, wenn Papst, Kaiser, Kardinal und Fürst in den Totentänzen der Vortanz überlassen blieb oder sie in Bildern den dringenden Schutz der Heiligen und die Fürbitte Marias benötigten, so verdeutlichte dies nicht nur ihre besondere Rolle in der Ständegesellschaft, sondern auch, dass auch sie bedroht waren von den himmlischen Mächten.



Der triumphierende Tod als König

14. Jhd., Oratorio dei Disciplini in Clusone bei Bergamo (Italien)

Aus der Sammlung von

Mattana via Wikimedia Commons

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Mattana via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Detail eines alten Freskos des Totentanzes, Oratorio dei Disciplini in Clusone bei Bergamo (Italien), 14. Jahrhundert

Der Tod als Person – Knochenmann, König, Werkzeug Gottes

Die Gestalt des personifizierten Todes begegnet uns seit etwa 1150. Bis in das 14. und 15. Jahrhundert hinein wurde der Tod noch dämonenähnlich dargestellt, doch seine Ikonografie änderte sich immer mehr: Zunächst noch ein verwesender, aufquellender Leib, wandelte er sich bald zum Skelett. Der Tod wird selbst ein Toter.

Die Vorstellung vom Knochenmann wurde auch durch Predigten gespeist, die dem Volk eine Verknüpfung von Tod, Sterben und Knochen einprägten. So predigte der Franziskanermönch Johannes von Capestrano (1386-1456) am 18. Mai 1453 in Breslau mit einem Schädel in der Hand über die zwölf Bitterkeiten der Todesstunde.



Der triumphierende Tod als König

14. Jhd., Oratorio dei Disciplini in Clusone bei Bergamo (Italien)

Aus der Sammlung von

Mattana via Wikimedia Commons

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Mattana

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Kurzbeschreibung
Detail eines alten Freskos des Totentanzes, Oratorio dei Disciplini in Clusone bei Bergamo (Italien), 14. Jahrhundert
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Der gekrönte Tod. Fresko in Clusone (Italien), 14. Jahrhundert


König Tod

Der Tod trat auffällig oft als der eigentliche Herrscher dieser Welt auf. Angetan mit Insignien der Macht, wie Zepter, Krone, Königsmantel oder sogar Papsttiara, präsentierte er sich als strenger Richter der Sterblichen. Der Tod als König kann dabei durchaus als Sinnbild für die überwältigende Präsenz des Todes im spätmittelalterlichen Denken verstanden werden. Vielleicht muss der Tod aber auch als kalte Herrscherin gedacht werden? Schließlich ist der Tod im lateinischen und in den romanischen Sprachen doch weiblich.

Es kommt der Tod, der alles gleich macht:
Nur Euch will ich, nicht Euern Reichtum.
Würdig die Krone zu tragen bin ich
und jedermann zu beherrschen.

Inschrift einer Darstellung des gekrönten Todes in Clusone bei Bergamo





Pestschrift, Titelblatt des „Regimen ... wider grausamen erschrecklichenn, Totlichen pestelenz“

Verfasser: Culmacher, Philipp; Drucker: Landsberg, Martin, [ca. 1495], Leipzig

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Bayerische Staatsbibliothek München, 4 Inc.s.a. 593

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Kurzbeschreibung
Der Tod als Werkzeug Gottes wütet unter den Menschen, Philipp Culmacher, „Regimen ... wider grausamen erschrecklichenn, Totlichen pestelenz“, Leipzig, um 1500.
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Der Tod als Werkzeug Gottes wütet grausam unter den Menschen.


Tödlicher Vollstrecker des göttlichen Befehls

Befehligt wurde der König Tod von Gott selbst. Das Bild eines Todes, der göttlichen Befehl ausführt, findet sich bereits im Alten Testament bei der Tötung der ägyptischen Erstgeborenen (Ex 12, 23). Angetan mit Sense, Bogen, Armbrust und manchmal auch modernen Feuerwaffen, zog der Tod auf Geheiß seines Herren in die Welt hinaus und tötete.

Auf einem Holzschnitt zu Philipp Culmachers „Regimen wider die grausamen, erschrecklichen, totlichen Pestelentz“ (Leipzig, ca. 1495) sieht man über dem Tod einen Engel und über diesem Gott schweben - eine Abfolge befehlender, übermittelnder und ausführender Gewalt.



Lukas Cranach d. Ä: Pestbild

Lukas Cranach d. Ä., Gemälde, um 1516-1518

Aus der Sammlung von

Google Art Project via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Gott schießt Pfeile auf Menschen. Christus und die Jungfrau Maria halten Fürbitte für die Menschheit vor Gott, dem Vater (die drei Plagen Krieg, Pest, Hungersnot). Museum of Fine Arts (Budapest)
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Schutzmantelmadonna: Gott verschießt Pfeile auf die Menschheit, während Maria sie unter ihrem Schutzmantel birgt und Jesus Christus um Milde bittet.


Der tötende Gott

Ein für das Spätmittelalter bedeutsames Motiv war die tötende Gottheit: Christus oder sein Vater bewaffnen sich und vernichten die Menschen. Mit Pfeilen ausgerüstet schießt Gott auf die Sterblichen, ungeachtet ihres Alters oder ihres Standes – ein in früheren Darstellungen nahezu unbekanntes Bild. Unterstützung erhalten die Menschen durch die Jungfrau Maria, die ihren Schutzmantel über die Wehrlosen spannte.

Das Motiv war besonders mit dem Auftreten von pestartigen Seuchen verbunden und damit auch in der Renaissance und im Barock ein beliebtes Thema, kehrte die Krankheit doch bis ins 18. Jahrhundert immer wieder zurück.



Albrecht Dürer: Apokalypse

1498, Nürnberg

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Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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Kurzbeschreibung
Albrecht Dürer, Apocalipsis cu[m] figuris, Nürnberg 1511 (erstmals: 1498). Zu sehen ist die Leuchtervision nach der Johannesoffenbarung 1,12-16. Johannes kniet vor dem Menschensohn, aus dessen Mund ein Schwert ragt.

Das Gericht



Lukas Cranach d. Ä.: „Der Sterbende“ (Ausschnitt)

Künstler: Lukas Cranach d. Ä.; Epitaphium für den Leipziger Professor Valentin Schmidburg (Becker), gest. 1490, Gemälde (Epitaphium), ca. 1518, Nikolaikirche Leipzig, heute Museum der Bildenden Künste Leipzig

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Museum der Bildenden Künste Leipzig

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Museum der Bildenden Künste Leipzig, Foto: PUNCTUM/B. Kober

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Kurzbeschreibung
Gemälde um 1518 (Ausschnitt), Museum der bildenden Künste Leipzig, ursprünglich Nikolaikirche Leipzig. Epitaphium für den Leipziger Professor Valentin Schmidburg (Becker). Im Zentrum schweben Gottvater, Christus und Heiliger Geist umgeben von Engeln und Heiligen. Am Sterbelager des sammeln sich Engel und Dämonen, die auf den Richtspruch des thronenden Gottes warten, um die Seele ihrer neuen Bestimmung zuzuführen. Sie präsentieren die guten Werke bzw. das Sündenregister des Sterbenden.

Mensch und Welt vorm Richterstuhl

Dem spätmittelalterlichen Menschen stand Gott als Richter vor Augen: zum einen im sogenannten „Partikulargericht“ („persönliches Gericht“), bei dem sich der Einzelne nach seinem Tod einem individuellen Rechtsspruch unterwerfen muss, zum anderen im „Endgericht“ am dies irae (lat. „Tag des Zorns“), dem Jüngsten Gericht am Ende der Welt, bei dem die Lebenden und die auferstandenen Toten sich dem göttlichen Recht fügen müssen. Dieses Nebeneinander zweier Gerichte, wie sie schon der Kirchenlehrer Augustinus (354-430) lehrte, wurde im Spätmittelalter durch Konzil und Papst zum Dogma erhoben.



Darstellung der Apokalypse in einem spätmittelalterlichen Apokalypsenkommentar

Verfasser: Laicus, Alexander (?), Illustration, ca. 13./14. Jhd.

Aus der Sammlung von

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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SLUB Dresden/Deutsche Fotothek

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Kurzbeschreibung
Deutsche (sächsische?) Apokalypse des Alexander Laicus, Dresden, ca. 13./14. Jhd., Kommentarbild zur Ersten Auferstehung (Off 20,4). Unter Christus thronen Könige und Bischöfe, darunter die Auferstehung der Toten.
Weltgericht, Deutsche Apokalypse, SLUB Dresden.jpg
Christus als Richter am Weltende thront über Königen, Bischöfen und wiederauferstandenen Toten.


Weltgericht

Laut Neuem Testament bleibt der genaue Zeitpunkt des Weltendes ein Geheimnis, das den Menschen verborgen bleibt (zum Beispiel Mt 24, 44).

Das hinderte die Gläubigen selbstverständlich nie daran, doch nach Anzeichen für die Apokalypse zu suchen oder gar ein konkretes Datum ermitteln zu wollen. So predigten die sogenannten „thüringischen Geißler“ in den Jahren von 1414-1416, dass das Ende der Welt täglich bevorstehe, seien doch die biblischen Figuren Elias und Enoch bereits verstorben. Immer wieder wurde eine neue Lokalität für die apokalyptische Endzeitschlacht gefunden, unter anderem bei Köln oder Salzburg. Zeichen für das bevorstehende Ende sah man überall, sei es in den Einfällen von Tartaren (1241) und Türken (15. Jahrhundert) oder in auffälligen Wetterphänomenen oder Kometen.

Dichtungen, Schauspiele, Predigttexte und vor allem bildliche Darstellungen des Jüngsten Gerichts veranschaulichten eindrucksvoll die zukünftigen Schrecken. Gerade im 15. Jahrhundert wurde in den Niederlanden und Deutschland das Endgericht ein Motiv für Altartafeln. Die Bilder hinter dem Hochaltar oder auf dessen Rückseite richteten sich gezielt an die dort die Beichte ablegenden Kirchgänger. Eines wird schnell klar: Der Tag des Gerichts ist kein Tag der Hoffnung, sondern untrennbar mit dem Höllengedanken verbunden.



Lukas Cranach d. Ä.: „Der Sterbende“

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., Epitaphium für: Valentin Schmidburg (Becker), gest. 1490, Gemälde, ca. 1518, Nikolaikirche Leipzig, heute Museum der Bildenden Künste Leipzig

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Museum der bildenden Künste Leipzig

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Museum der Bildenden Künste Leipzig, Foto: PUNCTUM/B. Kober

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Kurzbeschreibung
Gemälde um 1518, Museum der bildenden Künste Leipzig, ursprünglich Nikolaikirche Leipzig. Epitaphium für den Leipziger Professor Valentin Schmidburg (Becker). Im Zentrum schweben Gottvater, Christus und Heiliger Geist umgeben von Engeln und Heiligen. Am Sterbelager des sammeln sich Engel und Dämonen, die auf den Richtspruch des thronenden Gottes warten, um die Seele ihrer neuen Bestimmung zuzuführen. Sie präsentieren die guten Werke bzw. das Sündenregister des Sterbenden.
Cranach, Der Sterbende, G_40_MdbK_2012, groß.jpg
Ein Beispiel für die spätmittelalterliche Angst vor der Hölle: eine Reihe von Dämonen als Ankläger und nur ein himmlischer Fürsprecher.


Einzelgericht

Besonders für das 14. und 15. Jahrhundert findet sich eine Reihe von ikonographischen Darstellungen, die das Entweichen der Seele des Sterbenden durch dessen Mund zeigen. Wie bei dem hier gezeigten Bild von Lukas Cranach d. Ä. (1472-1553) gut zu erkennen, sammeln sich am Sterbelager Heerscharen von Engeln und Dämonen, die auf den Richtspruch des thronenden Gottes warten, um die Seele ihrer neuen Bestimmung zuzuführen. Dabei greifen die Wesenheiten durchaus aktiv ein: Die Dämonen präsentieren für jedes Lebensalter das Sündenregister, während nur ein Engel auf die guten Werke des Sterbenden hinweist.



Lukas Cranach d. Ä.: Das Jüngste Gericht, um 1525-1530

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., Gemälde

Aus der Sammlung von

The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City

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The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City

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Kurzbeschreibung
Detail aus dem letzten Gericht mit Christus als Richter. Die Seelen werden von Dämonen und Teufeln in die Hölle geschleift.

Die Hölle



Lukas Cranach d. Ä.: Das Jüngste Gericht, um 1525-1530

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., Gemälde

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The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City

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The Nelson-Atkins Museum of Art, Kansas City

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Kurzbeschreibung
Detail aus dem letzten Gericht mit Christus als Richter. Die Seelen werden von Dämonen und Teufeln in die Hölle geschleift.

Die Hölle – Dämonen, Teufel, Feuerqualen

Ein jenseitiger Platz als Strafort für Verbrecher war für die Angehörigen verschiedener Kulturen seit undenklicher Zeit ein Objekt ausgiebiger Spekulation. Schon in Platons Dialog „Phaidon“ wurden die bösen Seelen im Inneren des Erdballs bestraft.

Der Kirchenvater Augustinus beschrieb die Hölle als Ort der ewigen Verdammnis, ewiger körperlicher und geistlicher Qual. Diese im 14. und 15. Jhd. von der Kirche dogmatisierte und präzisierte Höllenlehre prägte das Leben der Gläubigen in großem Maße. Dafür sorgten plastische Darstellungen wie die Tympana an Westportalen von Kathedralen ebenso wie Höllenszenen in Malerei, Schauspiel und Literatur. Oft erscheint die Hölle als schrecklicher „Schlund“.



Jenseitsvision des irischen Ritters Tnugdalus

um 1405-1415

Aus der Sammlung von

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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Kurzbeschreibung
Übersetzung der Visio Tnugdali um 1405-1415. Nach seiner Jenseitserfahrung wurde der Ritter Tnugdalus bekehrt und führte ein frommes, christliches Leben.
Visio Tnugdali.png
Eine deutsche Übersetzung der „Visio Tnugdali“, die im Hoch- und Spätmittelalter am weitesten verbreitete Jenseitsvision.


Reise ins Grauen

Im Mittelalter gehörten Visionen von Jenseitswelten zu den beliebtesten literarischen Werken. Eindrücklich schilderten die Höllenvisionen den Menschen die Schrecken der Unterwelt und das Schicksal der Sünder.

So kündete die „Visio Tnugdali“ (12. Jhd.) von einem Tal voll mit brennenden Kohlen, heißen Eisenplatten, auf welchen die Seelen zerschmelzen, nur um in der Glut wiederhergestellt zu werden, schmalen Nagelbrücken, unter denen gigantische, feuerspeiende Ungeheuer lauern und dem auf einem glühenden Thron gefesselten Satan, der mit seinen Krallen die Seelen zerquetscht.

Beschreibungen der Höllenvisionen waren meist wesentlich länger und detailreicher als ihr himmlischer Gegenpart. Beispielsweise wurden bei der Überlieferung der antiken „Visio Pauli“ (3. Jhd.), ebenfalls ein im Spätmittelalter sehr weit verbreiteter Text, die vom Himmel und den Heiligen berichtenden Teile oft einfach gestrichen. Insgesamt deuten diese Texte voller Leid und Qual auf zutiefst verängstigte Gläubige hin: Aus der Botschaft der Bibel wurde immer mehr eine Drohung. 

Jenseitsvisionen konnten durchaus auch kirchenkritisch sein. In der Vision der Heiligen Francesca Romana (1384-1440) werden den nachlässigen Päpsten in der Hölle die Fingerspitzen abgeschnitten und die Tonsur zerstört.



Christus in der Vorhölle

1511, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

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Thüringer Landesmuseum Heidecksburg

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Kurzbeschreibung
Albrecht Dürers „Große Passion“ von 1511 gibt im Bildmotiv „Christus in der Vorhölle“ (geschaffen 1510) eine Vorstellung vom Teufel und Dämonenwesen wieder. Von Christi Höllenfahrt wird im apokryphen Nikodemus-Evangelium berichtet. In der Zeit zwischen Tod und Auferstehung fuhr Christus nieder zur Hölle, wo er die Tore der Hölle brach und Seelen wie Adam, Eva und Johannes, den Täufer herausführte, eben solche Menschen, die vor Christi Geburt gestorben waren. Die um die Seelen betrogenen Dämonen werden von Christus unschädlich gemacht. Durch die Legenda aurea des Jacobus von Voragine verbreitete sich das Sujet im späten Mittelalter.
Dürer, Christus in der Vorhölle 1511.jpg
So stellte man sich die Dämonen unter anderem vor: furchterregende Mischwesen, welche die Lebenden und Toten plagen.


Die Welt als Tummelplatz der Dämonen

Für den mittelalterlichen Menschen waren die Dämonen als Diener Satans überall am Werk und brachten unermüdlich Plagen und Versuchungen in die Welt der Sterblichen. So vermutete man hinter den großen Seuchen des Mittelalters böse Geister wie das Pestmännlein oder die Pestfrau. Vielleicht hatte zuweilen auch ein unheimliches Wesen sein Krankheitsprojektil abgefeuert und einen „Hexenschuß“ verursacht?

Zu keiner Stunde war der Mensch sicher. Des Nachts konnte ein Alpgeist den Schlafenden heimsuchen: Der Schläfer fühlte ein schweres Gewicht auf der Brust, das ihm die Luft nahm, oder er wurde vom Alb gebissen, geritten und schließlich in den Wahnsinn getrieben. 

Möglicherweise wurde man aber auch von einem Succubus zu unzüchtigem Beischlaf verführt. Die sexuellen Beziehungen zwischen Menschen und Dämonen beschäftigten im Mittelalter die Literatur und die Theologie. So wusste der Inquisitor Sylvester Prierias (1456-1527) in seiner Schrift Quaestio de strigis (1521) zu berichten, dass der Incubus, das männliche Pedant zum weiblichen Succubus, über zwei Penisse verfügen würde. Diese Verbindungen trugen angeblich auch Früchte, zahlreichen Persönlichkeiten sagte man nach, sie wären Abkömmlinge von Dämonen, unter anderem Martin Luther, dem Hunnenkönig Attila und den Einwohnern von Zypern.



Secco-Malerei: Das himmlische Jerusalem

1230-1250, ergänzende Restaurierung im 19. Jhd.

Aus der Sammlung von

PtrQs via Wikimedia Commons

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PtrQs via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Secco-Malereien im Braunschweiger Dom Sankt Blasii, Vierung, zwischen 1230-1250. Dargestellt ist das himmlische Jerusalem mit den 12 Toren, über denen die Namen der 12 Apostel prangen. Das Zentrum bildet das Christuslamm, das die Stadt erleuchtet. Hinzugefügt sind zudem Szenen aus den Evangelien, wie etwa das Pfingstereignis oder Maria und Joseph am Tempel.

Der Himmel

Alsbald wurde ich vom Geist ergriffen. Und siehe, ein Thron stand im Himmel und auf dem Thron saß einer.  Und der da saß, war anzusehen wie der Stein Jaspis und der Sarder; und ein Regenbogen war um den Thron, anzusehen wie ein Smaragd. 

Offenbarung 4,2-3





Himmelsvision des Johannes

Handschrift, 15./16. Jhd., Regensburger Raum

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Kurzbeschreibung
„Himmelsvision des Johannes“, Blatt aus der Ottheinrich-Bibel, Bd. 8, 287v. In dieser Szene am Ende aller Dinge öffnet das Christus-Lamm das Buch mit sieben Siegeln. Umgeben sind beide von vier Gestalten, die die vier Evangelisten darstellen und 24 himmlischen Fürsten, bei denen es sich um die 12 Apostel und die 12 Patriarchen der Stämme Israels handelt.
Himmelsvision des Johannes, Ottheinrich Bibel.jpg
Himmelsvision des Johannes, der den Thron Gottes schaut. Illumination in einer Bibelhandschrift.


Himmlische Vorstellungen

Was die Christenheit meint, mit einiger Sicherheit über den Himmel sagen zu können, entnimmt sie der Bibel. Diese prägte damals wie heute den Rahmen, wie Christen Himmel denken. Elemente wie das himmlische Jerusalem, ein Thron Gottes, Jesus Christus und natürlich die Anwesenheit der Heiligen und englischer Gestalten sind dabei feste Bestandteile.



Secco-Malerei: Das himmlische Jerusalem

1230-1250, ergänzende Restaurierung im 19. Jhd.

Aus der Sammlung von

PtrQs via Wikimedia Commons

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PtrQs via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Secco-Malereien im Braunschweiger Dom Sankt Blasii, Vierung, zwischen 1230-1250. Dargestellt ist das himmlische Jerusalem mit den 12 Toren, über denen die Namen der 12 Apostel prangen. Das Zentrum bildet das Christuslamm, das die Stadt erleuchtet. Hinzugefügt sind zudem Szenen aus den Evangelien, wie etwa das Pfingstereignis oder Maria und Joseph am Tempel.

Das himmlische Jerusalem

Im Spätmittelalter spielten auch die Auschmückungen von Visionären und Visionärinnen eine Rolle, die meinten, sie hätten den Himmel besucht. Ein häufig wiederkehrendes Motiv der Traumvisionen und Vorstellungen vom Himmel ist das „himmlische Jerusalem“. Nach dem Endgericht und dem Ende aller Dinge sollen Himmel und Erde erneuert werden und das neue Jerusalem vom Himmel herabfahren. Hier werden die Heiligen dereinst in Gottes unmittelbarer Nähe wohnen.

Die aus dem 13. Jahrhundert stammenden Secco-Malereien in der Vierung des Braunschweiger Doms St. Blasii präsentieren das himmlische Jerusalem mit den 12 Toren, über denen die Namen der 12 Apostel prangen. Das Zentrum bildet das Christuslamm, das die Stadt erleuchtet.

Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein.

Offb 21, 2-3





Wandteppich: Himmlisches Jerusalem

1373-1382

Aus der Sammlung von

Octave 444 via Wikimedia Commons

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Octave 444 via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
„La Jérusalem céleste“, Teil des „Wandteppichs der Apokalypse“, Zyklus hergestellt im Auftrag von Ludwig I. von Anjou von Nicolas Bataille und Hennequin de Bruges, 1373-1382.
Johannes (links) wird von Gott das himmlische Jerusalem gezeigt, das nach dem Vergehen der alten Erde und des alten Himmels aus den Wolken kommen soll.
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Johannes wird von Gott das himmlische Jerusalem gezeigt, das nach dem Vergehen der alten Erde und des alten Himmels aus den Wolken kommen soll.


Allgemein scheint das himmlische Jerusalem kein Ort der letzten Dinge, sondern war in den Texten, die in der Kirche gelesen wurden, aber auch als Motiv für alltäglicher Gegenstände den Menschen so unmittelbar vor Augen, dass es nicht verwunderlich ist, dass manch einer glaubte, nach Tod und Fegefeuer just an diesen Ort zu gelangen. Darstellungen des himmlischen Jerusalems lassen sich im Allgemeinen als urbs quadrata, als quadratische Stadt, umschreiben. Oft werden nur wenige charakteristische Elemente, wie etwa die 12 Tore, das Christus-Lamm im Zentrum oder eben die quadratartige Form aufgegriffen, während die Stadt meist zeitgenössischen Darstellungen mittelalterlicher Städte der jeweiligen Epoche gleicht.



Blatt aus dem Werk „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“ (Detail)

um 1460

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

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Kurzbeschreibung
Blatt aus dem Werk „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“, Prosaübersetzung nach dem allegorischen Gedicht „Le pèlerinage de la vie humaine“ von Guillaume de Deguileville, um 1460. Ein Zisterziensermönch träumt vom himmlischen Jerusalem. Es folgt eine Traumreise, in der er nicht nur von Frau „Gottes Gnade“ die Rüstung der Tugenden erhält oder auf dem Glaubensschiff der Kirche die Sündenfluten des Meeres zu überqueren sucht, sondern in dem ihm auch die Jungfrau „Müßigkeit“ und ihre Mutter „Trägheit“ samt anderer schrecklicher Frauengestalten auf seiner Pilgerfahrt zum himmlischen Jerusalem immer wieder zusetzen.

Himmelsvisionen –
mit dem Kopf in den Wolken

Da einige Visionäre jedoch nicht bis zum Ende aller Dinge warten wollten, gelangte manch einer bereits in seinen Traumreisen auf unlauteren Wegen in die Stadt. So etwa jener Reisende aus „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“, welcher mit Hilfe von Petrus, Augustinus, Benedikt und Franziskus auf einer Leiter über die Mauern der Himmelsfeste zu klettern versuchte, nachdem ihm der Engel am Tor abgewiesen hatte.

Ich weiß von einem Menschen in Christus, dass er vor vierzehn Jahren – ob im Leib, weiß ich nicht, oder außerhalb des Leibes, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass dieser bis in den dritten Himmel entrückt wurde.  Und ich weiß von dem betreffenden Menschen – ob im Leib oder außer dem Leib, weiß ich nicht; Gott weiß es –, dass er in das Paradies entrückt wurde und unaussprechliche Worte hörte, die auszusprechen einem Menschen nicht zusteht.

1. Korintherbrief 12,2-4




Blatt aus dem Werk „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“

um 1460

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt

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Kurzbeschreibung
Der Pilger wird überfallen von der Unkeuschheit. Auf einem Schwein reitend trägt diese eine Maske vor sich, um ihr eigentlich hässliches Gesicht zu verbergen.
Blatt aus dem Werk „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“, Prosaübersetzung nach dem allegorischen Gedicht „Le pèlerinage de la vie humaine“ von Guillaume de Deguileville, um 1460. Ein Zisterziensermönch träumt vom himmlischen Jerusalem. Es folgt eine Traumreise, in der er nicht nur von Frau „Gottes Gnade“ die Rüstung der Tugenden erhält oder auf dem Glaubensschiff der Kirche die Sündenfluten des Meeres zu überqueren sucht, sondern in dem ihm auch die Jungfrau „Müßigkeit“ und ihre Mutter „Trägheit“ samt anderer schrecklicher Frauengestalten auf seiner Pilgerfahrt zum himmlischen Jerusalem immer wieder zusetzen.
Die Unkeuschheit.jpg
Der Pilger wird von der Unkeuschheit überfallen.

Himmelsreisen

Was dem Apostel Paulus noch als „unaussprechlich“ galt – Visionen bzw. Schauen des Himmels –, war im Spätmittelalter zum beliebten Thema geworden. Hierbei beabsichtigten jene Berichte nicht, dem gläubigen Hörer neues Wissen über Himmel und Hölle zu vermitteln, sondern suchten eher den Glauben zu bestätigen und durch Mahnung und Warnung zum Erwerb der ewigen Seligkeit durch Barmherzigkeit und gute Werke anzuregen. Andere wieder halfen dabei einem „Heiligen“, auch nach seinem Ableben, noch einige Details in der Vita zu füllen. Sie sollten auch gegenüber Zweiflern die Heiligkeit einer Person bestätigen, sollte es ihr im irdischen Leben noch an Tugenden gefehlt haben. Damit einhergehend waren jene Visionen und Träume selten auf die ausführliche Schilderung der jenseitigen Welt ausgerichtet. Ausnahmen bilden Berichte, wie etwa „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“, der ausführlich Orte, Landschaften und Personen auf seiner Wanderschaft beschreibt.





Blatt aus dem Werk „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“

um 1460

Aus der Sammlung von

Universitäts-und Landesbibliothek Darmstadt

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Kurzbeschreibung
Zu sehen ist die geflügelte und gefiederte „Jugend“. Sie bietet dem Pilger an, ihn über das Meer zu tragen, in dem der „Satanus“ fischt. Später schlägt jedoch die „Anfechtung“ den Pilger aus ihren Armen.
Blatt aus dem Werk „Die Pilgerfahrt des träumenden Mönchs“, Prosaübersetzung nach dem allegorischen Gedicht „Le pèlerinage de la vie humaine“ von Guillaume de Deguileville, um 1460. Ein Zisterziensermönch träumt vom himmlischen Jerusalem. Es folgt eine Traumreise, in der er nicht nur von Frau „Gottes Gnade“ die Rüstung der Tugenden erhält oder auf dem Glaubensschiff der Kirche die Sündenfluten des Meeres zu überqueren sucht, sondern in dem ihm auch die Jungfrau „Müßigkeit“ und ihre Mutter „Trägheit“ samt anderer schrecklicher Frauengestalten auf seiner Pilgerfahrt zum himmlischen Jerusalem immer wieder zusetzen.
Die Jugend.jpg
"Die Jugend" bietet dem Pilger einen Flug über das Meer an.


Meist jedoch wurde die jenseitige Landschaftskarte idealtypisch beschrieben. Der „Vorhimmel“ ist eine Art paradiesischer Garten, während der eigentliche Himmel in Anlehnung an die Johannesoffenbarung einem urbanen und stilisierten himmlischen Jerusalem entspricht. Man bedient sich biblischer oder antiker Traditionen, die jedoch oft genug nicht getrennt existieren, sondern zusammenfließen. So etwa im Werk „Minnelehre“, in dem der vormals römische Gott Cupido einem Christen Beziehungsratschläge erteilt. Und so ist es möglich, dass den Himmelfahrern allegorische Personen, wie etwa „Frau Vernunft“ oder „Frau Wahrheit“ begegnen, aber eben auch „Frau Ketzerei“ und „Frau Unzucht“. Wenn es einmal nicht um religiöse Themen ging, so verschlug es die Träumenden auch eher in das Land von Frau Venus oder Frau Minne, die dann Rat in Liebessachen erteilten.



Der Heilige Christophorus

Lukas Cranach d. Ä.

Aus der Sammlung von

Detroit Institute of Arts

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Kurzbeschreibung
Der Heilige Christophorus trägt das Jesuskind über einen Fluss. Lukas Cranach d. Ä., um 1518-1520.

Himmlische Helfer –
die Heiligen



Fürbittbild mit geistlichem Stifter

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Rheinisches Bildarchiv

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Rheinisches Bildarchiv

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Kurzbeschreibung
Fürbittbild mit geistlichem Stifter, sog. „Meister der heiligen Sippe“; ca. 1470/1475, Sankt Kolumba, Köln. Fürbittkette: Der auf seine Wunden weisende Jesus und Maria halten Fürbitte vor Gottvater, nachdem diese wiederum von den Heiligen darum gebeten wurde. Auf dem Bild zu sehen sind vermutlich: Johannes der Täufer (2. v. l.), Johannes der Evangelist (1. v. l), und die Heiligen Columba (2. v. r.) und Cecilia (1. v. r.). Eigentlicher Bittsteller ist jedoch die unbekannte Person in der unteren Mitte.

Heilige Fürbitte

In ihren alltäglichen Nöten und auch in seelischen Bedrängnissen hofften die Menschen des Spätmittelalters auf himmlischen Beistand. Diesen galt es durch das Gebet bzw. Anrufung zu erbitten. Hierbei wandte man sich jedoch nicht nur an Gottvater oder Jesus Christus, sondern vor allem an die unzähligen Heiligen, die ja als Märtyrer selbst Verfolgung und Anfechtung erlitten hatten. Diese sollten die Bitten dann vor Gott tragen.



Fürbittbild mit geistlichem Stifter

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Rheinisches Bildarchiv

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Rheinisches Bildarchiv

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Kurzbeschreibung
Fürbittbild mit geistlichem Stifter, sog. „Meister der heiligen Sippe“; ca. 1470/1475, Sankt Kolumba, Köln. Fürbittkette: Der auf seine Wunden weisende Jesus und Maria halten Fürbitte vor Gottvater, nachdem diese wiederum von den Heiligen darum gebeten wurde. Auf dem Bild zu sehen sind vermutlich: Johannes der Täufer (2. v. l.), Johannes der Evangelist (1. v. l), und die Heiligen Columba (2. v. r.) und Cecilia (1. v. r.). Eigentlicher Bittsteller ist jedoch die unbekannte Person in der unteren Mitte.
Fürbittbild mit geistlichem Stifter.jpg
Fürbittbild mit geistlichem Stifter, sog. „Meister der heiligen Sippe“, ca. 1470/1475, St. Kolumba, Köln.


Dargestellt ist eine Fürbittenkette: Der auf seine Wunden weisende Christus und Maria halten Fürbitte vor Gottvater, nachdem diese wiederum von den Heiligen darum gebeten wurde. Auf dem Bild zu sehen sind vermutlich: Johannes der Täufer (2. v. l.), Johannes der Evangelist (1. v. l) und die Heiligen Columba (2. v. r.) und Cecilia (1. v. r.). Eigentlicher Bittsteller ist jedoch die unbekannte Person in der unteren Mitte, eventuell der Stifter des Bildes.



Die 14 Nothelfer

Riemenschneider, Tilman, um 1520-1530, Würzburg

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Rufus46 via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Tilman Riemenschneider: Vierzehn Nothelfer, Lindenholz, um 1520-1530, ursprünglich in der Kirche des Hofspitals zu den Vierzehn Nothelfern in Würzburg.

14 Nothelfer

Gleichzeitig mit den Handwerkern wurden auch die Heiligen immer mehr zu „Spezialisten“. Bald hatte jeder und jede Heilige einen eigenen Wirkungsbereich. Jede Zunft, Krankheit und Lebenslage hatten ihren eigenen Fürsprecher im Himmel. Besondere Bedeutung gewann in dieser Zeit die Gruppe der sogenannten „14 Nothelfer“.



Die 14 Nothelfer

Gemälde, 1505

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Evangelische Kirchengemeinde Torgau

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Evangelische Kirchengemeinde Torgau

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Kurzbeschreibung
„14 Nothelfer“, Lukas Cranach d. Ä., ca. 1505, St. Marien in Torgau. Die 14 Nothelfer, jedoch ohne eine weibliche Heilige, dafür um St. Mauritius (Ritter mit Fahne) ergänzt. Einige Heilige sind durch ihre Attribute gut erkennbar. So etwa St. Christophorus, der das Christuskind auf dem Rücken trägt, oder St. Georg, rechts vom selbigen, der den erlegten Drachen überm Arm trägt. Auch St. Eustachius in Rüstung und mit einem Hirsch, der ein Kreuz im Geweih trägt, ist links am Bildrand gut erkennbar. Wahrscheinlich handelt es sich um das Fragment des verschollenen Altars, den Friedrich der Weise und Johann der Beständige für dessen 1503 gestorbene Gattin Sophie von Mecklenburg stifteten.
Cranach, 14 Nothelfer.jpg
Lukas Cranach d. Ä., 14 Nothelfer, um 1507, St. Marien in Torgau. Auf der Tafel fehlt eine der weiblichen Heiligen, zusätzlich erscheint Mauritius.

Sieben himmlische Fürbitter sind besser als einer, aber noch besser als sieben sind zwei Mal sieben, also vierzehn. Diese simple Verdopplung der himmlischen Zahl Sieben wird wohl der Grund sein, warum es ausgerechnet vierzehn Heilige waren, die im Spätmittelalter zum himmlischen Allzweck-Hilfspaket wurden. Bis auf den Einsiedler St. Ägidius waren die Vierzehn alle Märtyrer und Märtyrerinnen, die für ihren Glauben gemartert und getötet wurden. Die Heiligen dienten den Menschen im ausgehenden 15. Jhd. nicht nur als Vorbilder. Ihre Anrufung war fester Bestandteil in der Bewältigung des alltäglichen Lebens mit all seinen Erschwernissen und Gefahren für Leib und Seele. Dabei deckten die 14 Nothelfer fast alle Bereiche des Lebens: Ägidius etwa konnte zu einer gelungenen Beichte verhelfen, Dionysius vermochte bei Kopfschmerzen, Erasmus bei Leibschmerzen Abhilfe zu schaffen, Christophorus bewahrte vor einem unvorbereiteten Tod. Alle Vierzehn sind: Achatius, Ägidius, Barbara, Blasius, Christophorus, Cyriakus, Dionysius, Erasmus, Eustachius, Georg, Katharina, Margarethe, Pantaleon und Vitus.
Regional gab es auch unterschiedliche Auflistungen der 14 Nothelfer.



S. Blasius bringt wegen Halsweh Fürbitt dar
S. Georgius ist anzurufen in Kriegs-Gefahr
S. Erasmus für Darm und Leibesschmerzen
S. Vitus in großer Freud der Kinder-Herzen
S. Pantaleon Patron der Ärzten, bei Gott mächtig
S. Christoph für Hagl und Wetter beschützt er kräftig
S. Dionysius in Hauptweh wird gerufen an
S. Cyriacus von Teufel Beseßnen helfen kann
S. Achatius dem christlichen Kriegsvolk hilft er behend
S. Eustachius Betrübniß in der Ehe abwendt
S. Ägidius hilft zur Erkenntniß heimlicher Sünd
S. Margaretha wo Teufelslist ein Zugang findt
S. Katharina wenn Weisheit im Studiren mangelt
S. Barbara im Tod die Sackrament erlangt.

Merkvers auf einer Gebetstafel aus der Barockeit in Memmingen





Anna Selbdritt aus der Cranachwerkstatt (Detail)

Lukas Cranach d. Ä. (Werkstatt), um 1515

Aus der Sammlung von

Kameister via Wikimedia Commons

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Kameister via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Anna Selbdritt (Detail) aus der Cranachwerkstatt, ca. 1515, heute Gemäldegalerie Berlin. Die Heilige Anna ist mit ihrer Tochter, der Mutter Gottes und dem Enkelkind Jesus auf dem Arm dargestellt.

Sachsenland ist Annenland –
die Heilige Anna



Anna Selbdritt aus der Cranachwerkstatt (Detail)

Lukas Cranach d. Ä. (Werkstatt), um 1515

Aus der Sammlung von

Kameister via Wikimedia Commons

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Kameister via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Anna Selbdritt (Detail) aus der Cranachwerkstatt, ca. 1515, heute Gemäldegalerie Berlin. Die Heilige Anna ist mit ihrer Tochter, der Mutter Gottes und dem Enkelkind Jesus auf dem Arm dargestellt.
Anna Selbdritt Cranachschule.jpg
Anna mit Maria und dem Jesuskind, Cranachschule, ca. 1515

Anna, die „Großmutter Jesu“ ist keine biblisch bezeugte Gestalt. Sie und ihr Ehegatte Joachim sind der Christenheit aus dem sogenannten Evangelium des Jakobus, einer apokryphen Schrift, überliefert. Ende des 15. Jahrhunderts wurde sie eine der bedeutendsten Heiligen im mitteldeutschen Raum: So war es bekanntlich die Heilige Anna, die der Bergmannssohn Martin Luther um Schutz während des Gewitters bei Stotternheim anrief. Der sächsische Kurfürst Friedrich der Weise brachte sich von seiner Wallfahrt ins Heilige Land aus Rhodos einen Daumen der Heiligen Anna für seine Reliquiensammlung mit. Auch ließ er den Ruf „Hilf sancte Anna“ auf einige Münzen prägen und erwirkte 1494 beim Papst, dass der Gedenktag der Heiligen in seinem Kurfürstentum jährlich als hoher Feiertag begangen werden sollte.





Annaberg im Erzgebirge

Merian, Matthäus, Kupferstich, um 1650

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf

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Kurzbeschreibung
Kupferstich zur Topographia Superioris Saxoniae... von Matthäus Merian d. Ä, um 1650.

Als Schutzheilige der Bergleute war die Heilige Anna auch in den bergbaureichen Regionen des Herzogtums Sachsen sehr beliebt. 1501 erhielt die junge Bergbausiedlung am Schreckenberg von Herzog Georg den Namen „Annaberg“. Nachdem dieser der Stadt zusätzlich einige Annenreliquien verlieh, wurde sie zu einem der Mittelpunkte des Annenkults.



Anna Selbdritt, Altar in der St. Michaeliskirche in Limbach (Vogtland)

Limbach (Vogtland)

Aus der Sammlung von

Jakob Schumann

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Kurzbeschreibung
Altar der evangelischen Kirche St. Michaelis in Limbach (Vogtland). Anna mit Jesus (links) und Maria (rechts) auf dem Arm. Die Heilige wird vermutlich flankiert von den Heiligen Columba (Lanze) und Lucia von Syrakus (Buch mit Augen).
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Anna Selbdritt, Altar der St. Michaeliskirche in Limbach/Vogtland


Der Heiligen Anna wurden zahlreiche Altäre und Kapellen geweiht. So findet sich noch heute auf vielen Altären in Mitteldeutschland das Motiv „Heilige Anna Selbdritt“ (selbdritt: „als Teil einer Dreiergruppe“, „zu dritt“). Zu sehen ist Anna, die eine kindsgroße Maria auf dem einen, und Jesus auf dem anderen Arm trägt.



Jacobus de Voragine in einer italienischen Fassung seiner „Legenda Aurea“

Drucker: Bartholomeo di Zani da Portese, 1499, Venedig

Aus der Sammlung von

Biblioteca Europea di Informazione e Cultura

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Kurzbeschreibung
Italienische Fassung der „Legenda Aurea“, gedruckt 1499 in Venedig bei Bartholomeo di Zani da Portese. Die Illustration zum Prolog zeigt den Verfasser Jacobus de Voragine.

Aus dem Leben der Heiligen – Heiligenviten



Jacobus de Voragine predigt

1480-1490

Aus der Sammlung von

Bibliothèque nationale de France, Gallica

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Kurzbeschreibung
Detail einer Miniatur auf dem Titelblatt einer französischen Ausgabe der Legenda aurea, um 1480-1490.
Voragine predigt, Legenda aurea.jpg
Jacobus de Voragine in einer Miniatur einer französischen Ausgabe der Legenda aurea (um 1480-1490)

Goldene Legende

Die Menschen des ausgehenden Mittelalters sehnten sich nach Wissen und Erzählungen über ihre heiligen Vorbilder und Schützer. Diesen Durst stillten die sogenannten „Viten“ der Heiligen. Als hagiographische Texte fokussierten mehr auf das Übernatürliche und Tugenden, als dass sie versuchten, Biographien zu sein. Die einflussreichste Sammlung solcher Heiligenlegenden war die Legenda aurea, die „goldene Legende“ des Dominikaners Jacobus de Voragine aus der Mitte des 13. Jahrhunderts.





Blatt aus „Der Heiligen Leben“ nach Jacobus de Voragine

1489, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Quelle

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Kurzbeschreibung
Jacobus de Voragine: „Der Heiligen Leben“, Sommerteil, Augsburg 1489, deutsche Übersetzung.
Nach seiner Marterung sollte der Heilige Agapitus von Löwen zerfleischt werden, doch sie liebkosten ihn. Schließlich wurde er enthauptet. Der Märtyrer aus dem 3. Jhd. ist Patron der kranken Kinder und Schwangeren und gilt als Nothelfer bei Leibschmerzen.
St. Agapitus, Der Heiligen Leben.png
Jacobus de Voragine, „Der Heiligen Leben“, deutsche Übersetzung, Augsburg 1489. Dargestellt ist das Martyrium des Heiligen Agapitus.


Schnell wurde die Legendensammlung auch in deutschen Landen abgeschrieben, übersetzt, illustriert und gedruckt. Hierbei wurde das Werk vielerorts um lokale Legenden und Heilige ergänzt, bis es bald auf das Doppelte seines eigentlichen Umfangs anwuchs. Das nach dem Verlauf des Kirchenjahres geordnete Buch bot mit zahlreichen Erklärungen zu Festtagen und Bräuchen sowohl Besinnungsliteratur für Festtage als auch erbauliche Alltagslektüre. Es gilt bis heute als Grundstein europäischer hagiographischer Literatur und Kunst.



Lukas Cranach d. Ä: Pestbild

Lukas Cranach d. Ä., Gemälde, um 1516-1518

Aus der Sammlung von

Google Art Project via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Gott schießt Pfeile auf Menschen. Christus und die Jungfrau Maria halten Fürbitte für die Menschheit vor Gott, dem Vater (die drei Plagen Krieg, Pest, Hungersnot). Museum of Fine Arts (Budapest)

Himmelskönigin und
Mutter aller Gläubigen –
Maria

... et ingressus angelus ad eam dixit
have gratia plena Dominus tecum
benedicta tu in mulieribus.

 

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Gegrüßet seist Du, Holdselige!
Der Herr ist mit Dir, Du Gebenedeite unter den Frauen!

Lukas 1,28





Verkündigung des Erzengels Gabriel

15. Jhd.

Aus der Sammlung von

Ev.-Lutherische Kirchengemeinde Kamenz

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Quelle

Foto Steinborn, Kamenz

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Kurzbeschreibung
Detail des Marienkrönungsaltars in St. Just, Kamenz. Der Marienkrönungsaltar zeigt auf den Seitenflügeln Szenen aus dem Marienleben: auf der linken Seite die hier abgebildete Verkündigung des Engels an Maria und die Heimsuchung (Marias Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth), auf der rechten Seite die Geburt Jesu und die Anbetung der drei Könige. Im Mittelschrein ist die Krönung Mariens zu sehen, sie wird gerahmt von vier Kirchenvätern und musizierenden Engeln. Auch auf der Rückseite befinden sich Malereien aus dem Marienleben. Der Flügelaltar gelangte um 1770 von der Klosterkirche in die St.-Just-Kirche. Die Kirche an der Via Regia wurde weit vor 1377 wahrscheinlich als Wegekapelle und Pilgerstation erbaut.
St. Just, Kamenz, Marienaltar, Verkündigung.jpg
Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria, Detail des Marienaltars in St. Just, Kamenz

Ave Maria

So lautet der Gruß des Erzengels Gabriel an die Jungfrau Maria und so lauten auch die ersten Worte des Rosenkranzgebets, das sich als Teil der Marienfrömmigkeit im späten Mittelalter unter Laien rasant verbreitete. Als rituelles Gebet vollzog man es mit Hilfe einer Gebetskette, bestehend aus einem Kreuz und großen und kleinen Perlen. Der Begriff „Rosenkranz“ (lat. rosarium) war schon im 13. Jhd. für das Beten von 50 Ave Maria gebräuchlich. Der seit dem 15. Jhd. verbreitete Laienrosenkranz bestand aus der Abfolge von einem Vaterunser und zehn Ave Maria.

Papst Sixtus IV. versprach für jeden gebeteten Rosenkranz fünf Jahre Fegefeuererlass und empfahl denselben 1479 als tägliche Gebetspraxis für alle Christenmenschen, in dem sie „zur Ehre Gottes und der seligsten Jungfrau Maria und gegen die drohenden Übel der Welt so oft den englischen Gruß ,Gegrüßest seist Du Maria' beten, wie Psalmen in Davids Psalterium sind, nämlich 150, indem sie vor zehn dieser Grüße ein Vaterunser stellen“.

Zur Verbreitung der Praxis gründete man Rosenkranzbruderschaften, in denen Laien organisiert waren. Sie verpflichteten sich zum Beten von mindestens drei Rosenkränzen pro Woche. Die Bruderschaften fanden hohen Zuspruch: In Leipzig waren in den 40 Jahren seit der Gründung 55 000 Mitglieder eingeschrieben.



Ave Maria gratia plena,
Dominus tecum: benedicta tu in mulieribus,
et Benedictus fructus ventris tui, Iesus.
Sancta Maria, Mater Dei, ora pro nobis peccatoribus
nunc et in hora Mortis nostrae. Amen.

„Gegrüßet seist Du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit Dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen, und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes, Jesus.
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder jetzt und in der Stunde unseres Todes. Amen.“
Grundgebet der römisch-katholischen Kirche zur Anrufung Marias, Teil des Rosenkranzgebets. Bereits seit dem
11. Jahrhundert betete man den ersten Teil des „Ave Maria“ in Stundengebet und Andacht.




Skulptur Mariens mit Schutzmantel

Künstler: Erhart, Michael oder Schramm, Friedrich, Skulptur, 1480, Oberschwaben, historischer Standort: Liebfrauenkirche Ravensburg

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Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst

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Quelle

Skulpturensammlung und Museum für Byzantinische Kunst der Staatlichen Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz/ Fotografin: Antje Voigt

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Kurzbeschreibung
Die Gläubigen finden unter dem Schutzmantel Mariens Zuflucht. Skulptur von Michael Erhart oder Friedrich Schramm, 1480, aus der Liebfrauenkirche in Ravensburg.
Schutzmantelmadonna Ravensburg, freigestellt.png
Skulptur Mariens mit Schutzmantel, unter dem die Gläubigen Zuflucht finden. Ravensburg, 1480.


Maria nahm bald nicht nur die Rolle der Mediatrix, der Mittlerin als Fürsprecherin vor ihrem Sohn Jesus ein, sondern auch die einer verständnisvollen Mutter aller Christen, unter deren Mantel man vor allen dämonischen Mächten, aber eben auch vor dem Zorn des allmächtigen Gottvaters sicher war.



St. Just, Kamenz, Altar mit Marienkrönung

15. Jhd.

Aus der Sammlung von

Ev.-Lutherische Kirchengemeinde Kamenz

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Foto Steinborn, Kamenz

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Kurzbeschreibung
Marienkrönungsaltar in St. Just, Kamenz. Der Marienkrönungsaltar zeigt auf den Seitenflügeln Szenen aus dem Marienleben: auf der linken Seite die Verkündigung des Engels an Maria und die Heimsuchung (Marias Besuch bei ihrer Verwandten Elisabeth), auf der rechten Seite die Geburt Jesu und die Anbetung der drei Könige. Im Mittelschrein ist die Krönung Mariens zu sehen, sie wird gerahmt von vier Kirchenvätern und musizierenden Engeln. Auch auf der Rückseite befinden sich Malereien aus dem Marienleben. Der Flügelaltar gelangte um 1770 von der Klosterkirche in die St.-Just-Kirche. Die Kirche an der Via Regia wurde weit vor 1377 wahrscheinlich als Wegekapelle und Pilgerstation erbaut.

Marias Stellung über allen Heiligen als Regina Caeli, als Himmelskönigin, war unumstritten und zuweilen wurde sie sogar in die Nähe der heiligen Trinität aus Vater, Sohn und Heiligem Geist gerückt. Dabei zeigte sich die individuelle Frömmigkeit in ganz verschiedenen Formen, von Wallfahrten an Orten von Marienwundern über die Vermehrung der Marienfeste im Kalender der Kirche. So ist es nicht verwunderlich, dass die selige Jungfrau das beliebteste Motiv spätmittelalterlicher Malerei und Plastik werden sollte.



Maria als Himmelskönigin im Strahlenkranz

Aus der Sammlung von

Schelm via Wikimedia Commons

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Schelm via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Marienaltar der Klosterkirche St. Annen zu Kamenz. Um 1512/1513 oder 1520. Während auf den Altarflügeln Szenen aus dem Leben Mariens abgebildet sind, zeigt der Schrein Maria im Strahlenglanz, gekrönt von zwei Engeln, als Himmelskönigin aus Offenbarung 12.
Marienaltar Kamenz.jpg
Marienaltar der Klosterkirche St. Annen zu Kamenz, um 1512/1513 oder 1520


Zahlreiche Altäre mit Darstellung Mariens als Himmelskönigin haben sich erhalten. Die Flügel des Marienaltars der Klosterkirche St. Annen in Kamenz zeigen Szenen aus dem Leben Mariens wie etwa die Verkündigung des Engels (links oben) oder die Geburt Jesu (links unten). Im Mittelschrein erscheint Maria im Strahlenglanz, gekrönt von zwei Engeln als Himmelskönigin. Die Vorstellung, dass Maria im Himmel gekrönt wurde, verdankt sich der mariologischen Deutung von Versen aus den Psalmen und dem Hohelied.

02

Den Himmel verdienen



Einleitung zum Ausstellungsbereich „Den Himmel verdienen“

Aus der Sammlung von

Jan Ole Depenbrock, Privataufnahme

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Jan Ole Depenbrock

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Kurzbeschreibung
Abbildung: Das Jüngste Gericht, um 1496, ursprünglich Kirche zu Haina bei Römhild, Öl auf Nadelholz, Meininger Museen, Foto: Tino Sieland, Mühlhausen (Rechte vorbehalten - Freier Zugang).
Jüngstes Gericht, 1496, Kirche Haina bei Römhild, heute Meininger Museen, 81f39aa5375c893b8927fcfe26009b88.jpg

Den Himmel gibt es nicht umsonst!

Nach dieser Maxime lebten und handelten die Menschen im Spätmittelalter. Nichts war schlimmer als die Vorstellung, durch die vielen kleinen Sünden vor dem Tod die Zeit im Fegefeuer zu verlängern. Auch das Leid der armen Seelen der bereits Verstorbenen wollte man in Form der sog. „Memoria“ minimieren. Die kürzesten Wege in den Himmel konnte man sich durch gute Werke verdienen. Die Kirche half einem dabei. Wer an ihrem Kirchenschatz teilhaben und den Erlass seiner und der Sündenstrafen anderer erwirken wollte, hatte mehrere Möglichkeiten: Schauen heiliger Gegenstände, Kaufen von Ablassbriefen, Mess- und Beichtbesuche, Wallfahrten, Gaben von Almosen und Stiftungen.





Feuer

Aus der Sammlung von

Bambi79 via Wikimedia Commons

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Bambi79 via Wikimedia Commons

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Fegefeuer – 
Vorhölle oder Weg in den Himmel?



Feuer

Aus der Sammlung von

Bambi79 via Wikimedia Commons

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Bambi79 via Wikimedia Commons

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Das Fegefeuer (lat. purgatorium = Reinigungsort) galt im Spätmittelalter als der Ort, an den die Verstorbenen kamen, die zwar nicht in die Hölle verbannt, aber zu Lebzeiten noch nicht erlöst wurden und deshalb noch nicht in den Himmel aufgenommen werden konnten. Hier mussten ihre Seelen noch gereinigt werden. Die Dauer, die man im Fegefeuer verbringen musste, ergab sich aus der Anzahl und dem Maß der Sünden, die man zu Lebzeiten begangen hatte. Am Ende der Leidenszeit, so die Vorstellung, wurden die verstorbenen Seelen in den Himmel aufgenommen. Das Fegefeuer wurde schon bei den Kirchenvätern behandelt, bevor es im Mittelalter zur prägenden Überzeugung wurde. Als biblische Begründungen des Fegefeuers zog man das zweite Buch der Makkabäer und den ersten Korintherbrief heran.



Engel retten die Seelen aus dem Fegefeuer. Detail der Predella des Kreuzaltars im Meißner Dom

Werkstatt: Lukas Cranach d. Ä., 1526, Meißner Dom

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Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Das Messopfer sollte nach mittelalterlichem Verständnis die Zeit im lodernden Fegefeuer verkürzen. Der rechte wie der linke Teil der Predella des Kreuzaltars im Meißner Dom zeigt Engel, die die Seelen nach ihrer Bußzeit aus dem Fegefeuer in den Himmel führen.
Predella-Meissen.jpeg

Danach brachte er durch eine Sammlung an die zweitausend Drachmen in Silber zusammen. Die schickte er nach Jerusalem zum Sündopfer. Und er tat gut und löblich daran, weil er an die Auferstehung dachte. Wenn er nicht erwartet hätte, dass die Gefallenen auferstehen würden, so wäre es überflüssig, ja töricht gewesen, für Tote zu bitten. Sodann aber bedachte er auch, dass denen, die als fromme Leute entschlafen, die herrlichste Gnadengabe bereitet ist. Das ist ein frommer und heiliger Gedanke. Darum hat er auch für diese Toten ein Sühnopfer dargebracht, damit sie von ihrer Sünde erlöst würden.

2 Makk 12,43-45





Engel retten die Seelen aus dem Fegefeuer. Detail der Predella des Kreuzaltars im Meißner Dom

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Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Das Messopfer sollte nach mittelalterlichem Verständnis die Zeit im lodernden Fegefeuer verkürzen. Der rechte Teil der Predella des Kreuzaltars im Meißner Dom zeigt Engel, die die Seelen nach ihrer Bußzeit aus dem Fegefeuer in den Himmel führen.
Predella-Meissen 2.jpeg


Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.

1 Kor 3,13-15



Predella des Kreuzaltars im Meißner Dom

Werkstatt: Lukas Cranach d. Ä., 1526, Meißner Dom

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Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Werkstatt Lukas Cranach d.Ä., 1526. Im mittleren Teil zu sehen ist die Elevation der Hostie, also das Hochheben und Zeigen der gewandelten Gaben bei der Messe. Das Messopfer sollte nach mittelalterlichem Verständnis den Seelen die Zeit im lodernden Fegefeuer verkürzen. Die Engel auf der rechten und linken Seite der Predella führen sie nach ihrer Bußzeit aus dem Fegefeuer in den Himmel.

Während der Eucharistie heben die Engel die Verstorbenen aus dem Fegefeuer, um sie in den Himmel zu bringen. Die Vorstellung dahinter ist, dass mit Toten- oder Seelenmessen die Leidenszeit der verstorbenen Angehörigen verkürzt werden konnte. Die Teilnehmer, die die Messe vermutlich gestiftet haben, knien hinter dem Priester. Solche Messen waren Ausdruck der Schaufrömmigkeit im Mittelalter, da der Anblick der geweihten Hostie von großer Heilsbedeutung war.



St. Patricks Fegefeuer

Bibliotheca Palatina , Buchmalerei, 1419, Straßburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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HeidICON – Die Heidelberger Objekt- und Multimediadatenbank

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Kurzbeschreibung
Buchmalerei mit einer Szene aus dem Leben des Heiligen Patrick mit Fegefeuerdarstellung, Elsässische Legenda Aurea, Universitätsbibliothek Heidelberg, Cod. Pal. germ. 144, Bl. 338r.
Fegefeuer St. Patrick.jpg
St. Patricks Fegefeuer, Straßburg, Elsässische Werkstatt von 1418


Die Illustration zeigt eine Szene bzw. Vision aus dem Leben des Heiligen Patrick. Da die Iren nur schwer zu bekehren waren, befahl Gott dem Heiligen mit seinem Bischofsstab einen Kreis auf dem Boden zu ziehen. In diesem erschienen den Ungläubigen sechs im Fegefeuer gequälte Seelen. Einige Verdammte beteten oder baten um Erlösung, andere wurden von Teufeln ins Feuer gezerrt.



Elf Menschen im lodernden Fegefeuer

1519, Bad Wimpfen (Baden-Württemberg)

Aus der Sammlung von

Peter Schmelzle via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Predella mit plastischer Fegefeuerdarstellung am Hochaltar der ev. Stadtkirche Bad Wimpfen
Wimpfen-stadtkirche-predell.jpg
Predella am Hochaltar der Stadtkirche Bad Wimpfen, 1519.

Viele Aspekte der mittelalterlichen Frömmigkeit hatten in der Vorstellung vom Fegefeuer ihre Begründung. Viele Handlungen sollten dazu führen, die eigene Leidenszeit im Fegefeuer oder die der verstorbenen Angehörigen zu verkürzen. Angst bewegte die meisten Menschen im Spätmittelalter im alltäglichen Leben.





Polemische Darstellung des Papstes beim Verkauf von Ablassbriefen in der Kirche

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., Verfasser: Philipp Melanchthon, Flugschrift mit Illustrationen, [1521], [Wittenberg]

Aus der Sammlung von

Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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Kurzbeschreibung
Im Passional Christi und Antichristi, 1521 erschienen im reformatorischen Wittenberg, werden kommentierte Holzschnitte gegenübergestellt: Zum einen zeigen sie Szenen aus dem Leben Christi, zum anderen Bilder des Papstes, der mit dem Antichristen gleichgesetzt wird und laut Offenbarung des Johannes ein Verführer, ist, der vor der Wiederkunft Christi eine schreckliche Herrschaft ausübt. Der biblischen Szene von Christi Vertreibung der Geldwechsler und Händler aus dem Tempel ist diese Abbildung vom Papst beim Verkauf von Ablassbriefen in einer Kirche entgegengesetzt.

Mit Ablassbriefen den
Himmel verdienen?

Der Handel mit Ablässen (lat. indulgentia) war eine Praxis, die durch den Glauben der Menschen an das Fegefeuer ermöglicht wurde. Die Sakramente Beichte und Buße behüteten die Gläubigen vor der Hölle und damit vor der ewigen Verdammnis nach dem Tod. Doch die zeitlichen Strafen, die im Fegefeuer verbracht werden mussten, konnten damit nicht vermieden werden. Durch Ablässe konnte die Leidenszeit im Voraus verkürzt werden. Bereits im frühen Mittelalter hatte sich ein Bußsystem ausgebildet, das für begangene Sünden konkrete Bußleistungen vorsah.





Pfarrkirche St. Martin zu Stolberg

Aus der Sammlung von

Falk2 via Wikimedia Commons

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Falk2 via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
An der Pfarrkirche St. Martin in Stolberg konnten im Spätmittelalter zahlreiche Ablässe erlangt werden.

Alltäglicher Ablass

Sogenannte „Tarifablässe“ prägten den Alltag der meisten Gläubigen im Spätmittelalter: Für die Teilnahme an der Messe und an Prozessionen, für Fasten und Gebete, für das Betrachten von Ablassbildern oder auch für den Kirchbesuch an bestimmten Festtagen erhielten die Menschen genau bemessenen Strafnachlass für die Zeit im Fegefeuer.
So konnten Christinnen und Christen einen vierzigtägigen Ablass erlangen, wenn sie sich an der in der Karwoche üblichen Totenmemoria an der Pfarrkirche zu St. Stolberg (Harz) beteiligten: Dafür waren fromme Werke zu leisten wie das Besuchen der Gräber am Abend mit Gebeten und dem Entzünden von Lichtern oder der Besuch von Pfarrkirche, Kirchhof und Beinhaus mit Andacht und Kerzenanzünden vor dortigen Bildern und dreimaligem Vaterunser und Ave Maria mit Glaubensbekenntnis. Auch für Almosengeben und Prozessionen um den Kirchhof mit Totengebeten sowie Seelmessen erhielt man dort Ablass.



Die 14 Nothelfer

Riemenschneider, Tilman, um 1520-1530, Würzburg

Aus der Sammlung von

Rufus46 via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Tilman Riemenschneider: Vierzehn Nothelfer, Lindenholz, um 1520-1530, ursprünglich in der Kirche des Hofspitals zu den Vierzehn Nothelfern in Würzburg.
Die 14 Nothelfer.jpg
Verdienste der Heiligen als Kirchenschatz


Austeilen aus dem „Kirchenschatz“

Theologische Begründung erfuhr der Ablass in der Vorstellung vom sogenannten „Kirchenschatz“ (thesaurus ecclesiae), aus dem die Kirche austeilen konnte. Dieser bestand der Lehre nach aus der Gesamtheit der immateriellen guten Werke Jesu Christi und der Heiligen. Mit diesen Verdiensten konnten die Sünden der Gläubigen gewissermaßen „ausgeglichen“ werden. Das bedeutet, dass Jesus Christus und die Heiligen so viele gute Taten vollbracht haben, dass die Gläubigen sündigen und an den guten Werken insofern teilhaben können, als ihre Zeit im Fegefeuer dadurch verkürzt wird. Die Bischöfe verfügten jeweils über einen Teil des Kirchenschatzes, der Papst konnte darüber unbegrenzt verfügen und damit Ablässe verteilen.



Sammelablass-Urkunde von der Pfarrkirche Sankt Martin in Stolberg

7. April 1488, Rom

Aus der Sammlung von

Evangelische Kirchgemeinde Stolberg/Harz

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Evangelische Kirchgemeinde Stolberg/Harz

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Kurzbeschreibung
Die Urkunde ist im Renaissance-Stil illuminiert und zeigt das Wappen von Papst Innozenz VIII. mit Tiara, gekreuzten Schlüsseln, rotem Kreuz und einem Schrägbalken. Die Indulgenz gehört zu einer Reihe von Privilegien und Indulgenzen, die die Stolberger Grafen im 15. Jhd. von der römischen Kurie erbaten. Im Medaillon auf der linken Seite ist der Heilige Martin dargestellt, der Patron der Stolberger Pfarrkirche.
Die meisten Ablässe im Spätmittelalter, die vom Papst gegeben wurden, gewährten den Gläubigen einen Straferlass von 100 Tagen im Fegefeuer. Bischöfe konnten in der Regel 40 Tage Fegefeuer erlassen. Eine besondere Form waren Sammelablässe, die von mehreren Personen gleichzeitig ausgestellt wurden. Die Gläubigen nahmen an, dass der Sammelablass mehr Tage im Fegefeuer vermeiden konnte als ein von nur einer Person ausgestellter Ablass. Solche Ablassbriefe konnte man unter anderem in den Kirchen in Dörnrode bei Mühlhausen oder in Ölschwitz bei Leipzig erhalten.
Die hier abgebildete, im Jahr 1488 für die Pfarrkirche St. Martin ausgestellte Sammelindulgenz ist im Renaissance-Stil illuminiert und zeigt das Wappen von Papst Innozenz VIII. mit Tiara, gekreuzten Schlüsseln, rotem Kreuz und einem Schrägbalken. Die Indulgenz gehört zu einer Reihe von Privilegien und Indulgenzen, die die Stolberger Grafen im 15. Jhd. von der römischen Kurie erbaten. Im Medaillon auf der linken Seite ist der Heilige Martin dargestellt, der Patron der Stolberger Pfarrkirche.


Polemische Darstellung des Papstes beim Verkauf von Ablassbriefen in der Kirche

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., Verfasser: Philipp Melanchthon, Flugschrift mit Illustrationen, [1521], [Wittenberg]

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Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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Kurzbeschreibung
Im Passional Christi und Antichristi, 1521 erschienen im reformatorischen Wittenberg, werden kommentierte Holzschnitte gegenübergestellt: Zum einen zeigen sie Szenen aus dem Leben Christi, zum anderen Bilder des Papstes, der mit dem Antichristen gleichgesetzt wird und laut Offenbarung des Johannes ein Verführer, ist, der vor der Wiederkunft Christi eine schreckliche Herrschaft ausübt. Der biblischen Szene von Christi Vertreibung der Geldwechsler und Händler aus dem Tempel ist diese Abbildung vom Papst beim Verkauf von Ablassbriefen in einer Kirche entgegengesetzt.
Papst und Ablässe, Passional Christi und Antichristi 1521.jpg
Der Papst vergibt Ablässe.

Vollkommener Straferlass: Plenarablässe

Neben partiellen Ablässen wurden auch vollkommene Ablässe gewährt, sogenannte „Plenarablässe“, die den Gläubigen gänzlich von seinen zeitlichen Sündenstrafen befreiten. Dieser wurde unter anderem Teilnehmern an Kreuzzügen oder Besuchern bestimmter Kirchen ausgeteilt. Auch eine Reise nach Rom in einem der Jubeljahre 1350, 1390, 1423, 1450, 1475 und 1500 in Verbindung mit dem Besuch sieben bestimmter Kirchen brachte einen vollständigen Ablass. Ab dem 14. Jahrhundert wurden die Möglichkeiten, Plenarablässe zu erhalten, vielfältiger, oft wurden sie mit Geldzahlungen verbunden. Die Kurie finanzierte mit den Einnahmen aus dem Ablasshandel aufwendige Kirchenbauten, ein beachtlicher Teil floss aber auch in den Bau von Straßen und Brücken oder in den Unterhalt von Krankenhäusern.





Petersablass von 1517

Aus der Sammlung von

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Kurzbeschreibung
Ablassbrief zum Besten des Neubaus von St. Peter in Rom, 1517

Steigerung des Ablasswesens: Ablasskampagnen

Durch große Ablasskampagnen wurde das Ablasswesen im Spätmittelalter intensiviert. Mit „mobilen Angeboten“ reisten päpstliche Ablasskommissare durch das Land und vertrieben vor allem den Kreuzzugs- und den eigentlich nur in Rom erhältlichen Jubiläumsablass. Als Plenarablässe versprachen sie den Gläubigen auf einen Schlag absoluten Strafnachlass.

Der französische Theologe und Ablasskommissar Raimund Peraudi (1435-1505) trug besonders zur Popularisierung der Ablasslehre bei, indem er 1476  vier Gnaden formulierte, die mit dem von ihm vertriebenen Jubiläumsablass verbunden waren: 1. vollkommener Sündenerlass, 2. ein Beichtbrief, mit dem der Ablassempfänger sich einen Beichtvater suchen konnte, der ihm in der Todesstunde den vollkommenen Ablass erteilen konnte, 3. Ablass für bereits Verstorbene und 4. Teilhabe an den geistlichen Gütern der Kirche, das heißt an ihren Fürbitten.
Peraudis zweite Ablassreise durchzog ab 1489 ganz Mitteldeutschland. Die meisten Menschen begegneten solchen Kampagnen wohl eher nur einmal im Leben, waren sie doch mehr „Gastspiel“ als ein omnipräsentes Phänomen.



Darstellung des Ablasswesens

1521, Augsburg

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

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Kurzbeschreibung
Titelholzschnitt auf der anonymen Schrift „On Aplas von Rom kan man wol selig werden, durch anzaigung der götlichen hailigen geschryfft“, [Augsburg 1521], VD16 O 527
Ablassszene, On Ablas von Rom 2.jpg
Ablasshandel, Holzschnitt, Augsburg 1521

Der (allerdings einer polemischen Schrift entstammende) Holzschnitt aus dem 16. Jahrhundert vermittelt einen Eindruck vom Ablasshandel im Spätmittelalter. Zu sehen ist ein Ablassprediger, der von der Kanzel aus die Ablassbulle verliest sowie das Wappen des Papstes. Daneben ist ein Ablasskreuz mit Dornenkrone errichtet. Unterhalb der Kanzel ist eine Geldtruhe für die Einnahmen aus dem Verkauf der Ablässe zu erkennen. Am Tisch in der rechten unteren Ecke des Bildes werden Ablassbriefe verkauft.

Ablasskampagnen bedurften einer umfangreichen Logistik: Es brauchte Subkommissare, vor Ort mussten Geistliche sich um Predigt, Beichte und Ausstellung von Beichtbriefen und Abrechnungen kümmern, auch die eingenommenen Ablassgelder mussten nach Rom gelangen, wobei Bankhäuser unterstützten.





Ablassbrief von 1455

Drucker: Johannes Gutenberg; Aussteller: Johannes de Ytestein in Nürnberg, 1455, Mainz

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Zu den ältesten Druckerzeugnissen gehört dieser 1544 gedruckte Ablassbrief aus der Werkstatt von Johannes Gutenberg in Mainz.
Ablassbrief 1544, Gutenberg Mainz.png
Ablassbrief von 1455, in Johannes Gutenbergs Werkstatt in Mainz auf Pergament gedruckt, ausgestellt von Johannes de Ytestein in Nürnberg.


Gedruckte Ablassmedien wie Ablassausschreiben, -instruktionen für den örtlichen Klerus und Formulare für Beichtbriefe (Ablassbrief, Confessionale) vereinfachten und beförderten die Kampagnen.

Dieser Ablassbrief gehört zu den frühesten Druckerzeugnissen überhaupt. Johannes Gutenberg soll vor der oder parallel zur Arbeit an der Gutenberg-Bibel solche relativ simplen Einblattdrucke hergestellt haben. Für das Eintragen des Ablassempfängers sowie des aktuellen Datums wurde im Druckspiegel Platz gelassen: Eingetragen ist der Altarist Friedricus Schulem, tätig in der Kirche St. Sebald, ausgestellt in Nürnberg am 24. März (Vicesimaquarta Martii). Gläubige aller Stände und jeden Geschlechts erwarben Beichtbriefe, wie erhaltene Formulare zeigen. Wenn man mittellos war, konnte man Ablässe der großen Kampagnen auch für fromme Werke erwerben. Die Tarife waren sozial gestaffelt.



Der Petersdom zu Rom

Aus der Sammlung von

Wolfgang Stuck via Wikimedia Commons

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Der „Petersablass“ –
Befreiung von sämtlichen Sündenstrafen

Eine der berühmtesten Ablasskampagnen des Spätmittelalters war jene zum Neubau von St. Peter in Rom. Man vertrieb einen Plenarablass, der von sämtlichen zeitlichen Sündenstrafen befreien sollte. Er wurde vom Mainzer Erzbischof Albrecht von Brandenburg initiiert. Dieser musste eine hohe Geldsumme an Papst Leo X. zahlen, weil er – entgegen eines Verbotes  zwei Bischofssitze in Mainz und in Magdeburg gleichzeitig innehatte. Darum lieh er sich Geld von den Fuggern, einem wohlhabenden Kaufmannsgeschlecht. Um diese Schulden zu begleichen, richtete Albrecht von Brandenburg nach Absprache mit dem Papst eine Ablasskampagne im mitteldeutschen Gebiet ein: Die Hälfte der Einnahmen aus dem Handel mit Ablassbriefen zahlte Albrecht von Brandenburg an die Fugger, die andere Hälfte floss in den Neubau des berühmten Petersdoms daher leitet sich auch die Bezeichnung „Petersablass“ ab.



Petersablass von 1517

Aus der Sammlung von

Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

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Kurzbeschreibung
Ablassbrief zum Besten des Neubaus von St. Peter in Rom, 1517
Petersablass 1517.jpg
Albrecht von Mainz: Ablassbrief zum Besten des Neubaus von St. Peter in Rom, 1517


Der bedeutendste Ablassprediger dieser Kampagne war Johann Tetzel, der in vielen Städten Mitteldeutschlands aktiv war. Aus dieser Zeit stammt auch der bekannte Satz: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“. Der einfache Gläubige dachte nun, dass sich das Seelenheil für Geld kaufen ließ. Der Petersablass wurde zum Anlass für die berühmten 95 Thesen Martin Luthers, die den Anfang der Reformation bedeuteten.

Unser Herr Jesus Christus möge dich absolvieren kraft der Apostolischen Autorität, die mir diesbezüglich [die mir, dem Beichtvater, vom Papst in diesem Teilbereich] anvertraut und für dich bewilligt worden ist: Ich spreche dich frei von allen deinen Sünden.  Im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Absolutionsformel totiens quotiens (sooft man im Laufe des Lebens davon Gebrauch machen möchte, also auch bei jeder Todesgefahr) in einem Ablassbrief zum Petersablass von 1517. Bibelhaus Frankfurt, Erlebnismuseum Nr. 625, Sammlung Zeppetzauer. Deutsche Übersetzung: Prof. Dr. Berndt Hamm und Dr. Eberhard Zwink.





Reliquienkapsel aus Planschwitz

Reliquienkapsel, 1434 (Datum der Weiheurkunde), Planschwitz

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Bei der Weihe des Hauptaltars der Kirche in Planschwitz in der Diözese Naumburg am 28. Januar 1434 wurde ein Bleikästchen mit Reliquien in den Altar eingemauert.

Was uns von ihnen bleibt –
Heiltümer und Reliquien



Magdeburger Dom

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Heiltümer waren Sammlungen von Reliquien. Im Mittelalter war es üblich, Reliquien an bedeutende Persönlichkeiten, zum Beispiel an Herrscher oder Bischöfe, zu verschenken. Zusammen mit eigenen Reliquienerwerbungen entstanden so große Sammlungen.

Reliquien sind Gegenstände, die einen Zusammenhang zu einem oder mehreren der Heiligen oder Märtyrer und Märtyrerinnen aufwiesen. Dies konnten Überreste von Körperteilen jener sein, aber auch beliebige Gegenstände, die von einem Heiligen besessen oder lediglich berührt wurden. Ein bedeutendes mitteldeutsches Heiltum war das Hallesche Heiltum, die Reliquiensammlung von Albrecht von Brandenburg, dem Erzbischof von Magdeburg. Auch das Heiltum der Magdeburger Domkirche war im 15. Jahrhundert von großer Bedeutung.



Wittenberger Schlosskirche

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., 1509, Wittenberg

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Kurzbeschreibung
Abbildung der Stiftskirche Allerheiligen aus dem Wittenberger Heiltumsbuch von 1509 (Dye Zaigung des hochlobwirdigen Hailigthumbs der Stifft-Kirchen aller Hailigen zu Wittenburg) von Lukas Cranach d. Ä.
Schlosskirche Wittenberg, Heiltumsbuch 1509.jpg
Stiftskirche Allerheiligen im Wittenberger Heiltumsbuch von 1509


Das Wittenberger Heiltum

Die Popularität des Magdeburger Heiltums endete am Anfang des 16. Jahrhunderts, als das Wittenberger Heiltum an Bedeutung gewann. Dabei handelte es sich um die Reliquiensammlung des Kurfürsten Friedrichs des Weisen, die in der Wittenberger Stiftskirche Allerheiligen, die heute unter dem Namen Schlosskirche bekannt ist, untergebracht war. Die Sammlung bestand im Jahr 1518 aus 174 Reliquiaren. Reliquiare waren Gegenstände, in denen Reliquien aufbewahrt wurden. Insgesamt waren es ungefähr 19 000 Reliquien, die einen Gegenwert von ungefähr zwei Millionen Jahren Ablass besaßen. Einige der Reliquien brachte Friedrich der Weise 1493 von einer Wallfahrt aus dem Heiligen Land mit. Das Wittenberger Heiltum war eine der größten Reliquiensammlungen seiner Zeit. Auf dem Platz vor der Kirche fanden die Heiltumsweisungen statt.



Doppelseite aus dem Wittenberger Heiltumsbuch von 1509

Künstler: Lukas Cranach d. Ä., 1509, Wittenberg

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Kurzbeschreibung
Abbildung der Stiftskirche Allerheiligen aus dem Wittenberger Heiltumsbuch von 1509 (Dye Zaigung des hochlobwirdigen Hailigthumbs der Stifft-Kirchen aller Hailigen zu Wittenburg), Lukas Cranach d. Ä.
Doppelseite Wittenberger Heiltumsbuch, 1509.png
Heiltumsbuch der Wittenberger Stiftskirche, 1509


In sogenannten „Heiltumsbüchern“ wurden die Reliquien eines Heiltums aufgelistet und abgebildet. Auf dem Bild sieht man eine Doppelseite aus dem Wittenberger Heiltumsbuch, auf der einige Reliquiare zu sehen sind. Im Text werden die einzelnen Reliquien und Heiligen, auf die sie sich beziehen, genannt. Der Gegenstand unten links ist beispielsweise ein Becher der Heiligen Elisabeth. Darin sind Partikel ihres Mantels, ihres Kleides, ihrer Haare und ihrer Gebeine enthalten.



Darstellung einer Heiltumsweisung

Monographie, 1523, Erfurt

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt, Halle

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Kurzbeschreibung
Titelillustration zur Streitschrift von Jakob Strauß: Ein kurtz Christenlich vnterricht des grossen jrrthumbs so im heiligthüm z°u eren gehalten das dan nach gemainem gebrauch der abgoetterey gantz gleich ist. D. Jacobus Strauß zu Eysenach in Doringen Ecclesiastes.M.D.XXiij.
Strauß, 1523, Titelholzschnitt Heiltumsweisung.jpg
Titelholzschnitt zu einer Heiltumsweisung in einer Streitschrift von 1523

Heiltumsweisungen

Bei sogenannten Heiltumsweisungen wurden an bestimmten Tagen die Reliquien der jeweiligen Sammlung den anwesenden Gläubigen gezeigt und erklärt. Es waren meistens viele Menschen anwesend, von denen einige auch Reisen auf sich nahmen. Der Anreiz, an einer Heiltumsweisung teilzunehmen, war, dass man dafür Ablassgnaden erhielt. Deswegen fanden sie auch nicht in der Kirche statt, sondern auf eigens dafür errichteten Bühnen oder Balkonen, um vielen Menschen die Teilnahme zu ermöglichen. Für jede Reliquie, die bei der Magdeburger Heiltumsweisung gezeigt wurde, wurde den Gläubigen sieben Jahre Ablass gewährt. Von einem Laufgang des Doms aus wurden die Reliquien den Anwesenden, die auf einem Marktplatz versammelt waren, nach einer Predigt gezeigt. Die Besucher der Wittenberger Heiltumsweisung erhielten für jede gezeigte Reliquie einen Ablass von 100 Tagen. Die Heiltumsweisungen fanden vor der Stiftskirche statt.





Messe mit ausgesetzten Reliquiaren

1523-1824, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Hofbibliothek Aschaffenburg

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Hofbibliothek Aschaffenburg/ Digitalisat: Bayerische Staatsbibliothek

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Kurzbeschreibung
Darstellung der Reliquienaussetzung im Missale Hallense des Kardinals Albrecht von Brandenburg
Heiltumsweisung DS 1.jpg
Ähnlich wie auf dieser Illumination wird eine Messe an Festtagen ausgesehen haben, zu denen man ebenfalls Reliquiare auf den Altar setzte.


Altar mit geöffnetem Reliquiengrab in der Kirche Podelwitz (bei Leipzig)

Podelwitz (bei Leipzig)

Aus der Sammlung von

Jan Ole Depenbrock

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Jan Ole Depenbrock

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Kurzbeschreibung
Üblicherweise wurden bei Weihe von Kirchen Reliquien in die Altäre eingelegt. Diese lagen meistens in sogenannten Reliquiengräbern, die in den Altarbau integriert wurden. Reliquiengrab der Kirche Podelwitz (bei Leipzig)
IMG_5053 2.jpg
Altar mit Reliquiengrab an der linken Außenseite, Kirche zu Podelwitz bei Leipzig

Abgesehen von den großen Reliquiensammlungen gab es auch in kleineren Kirchen Reliquien. Es war üblich, bei Weihe der Kirche Reliquien in die Altäre einzulegen. Diese lagen meistens in sogenannten Reliquiengräbern, die in den Altarbau eingearbeitet wurden. Diese Gräber wurden nach der Weihe nicht mehr geöffnet, denn eine Öffnung bedeutete die Entweihung des Altars.





Reliquienkapsel aus Planschwitz

1434 (Datum der Weiheurkunde), Planschwitz

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Bei der Weihe des Hauptaltars der Kirche in Planschwitz in der Diözese Naumburg am 28. Januar 1434 wurde ein Bleikästchen mit Reliquien in den Altar eingemauert.
Reliquienkapsel aus Planschwitz.jpg
Reliquienkapsel, Planschwitz (Vogtland). Nach der Weiheurkunde wurden 1434 u. a. Reliquien vom Kreuzesholz und der Hl. Margarethe eingeschlossen.


Illustration aus der Schedelschen Weltchronik

1493, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Kurzbeschreibung
Der wohlhabende Ratsherr Hans von Waltheym aus Halle an der Saale pilgerte 1474 nach Südfrankreich zum Heiligtum der Maria Magdalena in Saint-Maximin, wo bis heute Reliquien der Heiligen verehrt werden. Waltheym besuchte weitere Heiligtümer auf dem Weg. Sein Weg führte ihn auch zu dem Einsiedler Nikolaus von der Flüe in die Ranftschlucht (Gemeinde Sachseln, Schweiz), der dort ohne Nahrungsaufnahme leben sollte. Bruder Nikolaus wurde schon zu Lebzeiten verehrt, aber erst 1947 heiliggesprochen. An seinem Grab in der Pfarrkirche Sachseln sollen sich Wunderzeichen ereignet haben.
In der 1493 erschienen Schedelschen Weltchronik wurde die Lebensweise des Asketen ausführlich dargestellt und sogar mit einem Holzschnitt illustriert. Die Weltchronik stammt von dem Nürnberger Arzt und Humanisten Hartmann Schedel (1440-1514). Die universalhistorische Chronik reichte von der Schöpfung bis zur damaligen Gegenwart.

Wallfahrt –
auf dem Weg in den Himmel



Zeichnung eines Weges

Aus der Sammlung von

Jan Ole Depenbrock, Privatzeichnung

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Jan Ole Depenbrock

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Die Wallfahrt war ebenfalls ein verbreitetes Phänomen spätmittelalterlicher Frömmigkeit. Angezogen wurden die Pilger von bedeutenden Reliquien, Kruzifixen oder wundertätigen Heiligenbildern, von Brunnen mit heilendem Wasser oder von Orten, wo einmal Hostien geblutet haben sollen. Man erhoffte sich durch die Wallfahrt einen Beitrag für das eigene Seelenheil oder das der Verstorbenen oder vollzog sie als Sühneleistung oder Erfüllung eines Testaments. Auch die Bitte der Heiligen um Hilfeleistung in besonderen Notlagen konnte ein Motiv sein; aber auch alltäglichere Dinge wie die Hilfe bei Zahnschmerzen.



Gedächtnisbild der Reise Friedrichs des Weisen ins Heilige Land

Auftraggeber: Wolf Ketzel (?); Künstler: Jakob Elsner, Nürnberg

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Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Panoramablick über das Heilige Land; Kurfürst Friedrich der Weise in Gebetshaltung; biblische Szenen wie die Passion Christi. Schloss Friedenstein, Gotha. Vermutlich ließ der aus Nürnberg stammende Wolf Ketzel, Friedrichs Begleiter bei der Heilig-Land-Pilgerreise, die Tafel anfertigen.

Fernwallfahrten

Die großen Fernwallfahrten in das Heilige Land, nach Santiago de Compostela oder nach Rom waren kostspielig. Daher konnten sie sich nur wohlhabende Menschen, wie zum Beispiel Reichsfürsten, leisten. Die Zahl beschränkte sich auf einige hundert Pilger jährlich. Eine Reise ins Heilige Land war dabei einem heutigen touristischen Angebot gar nicht so unähnlich. So oblag der Transport der Pilger venezianischen Reedern zu Wasser – die Überfahrt dauerte ca. 40 Tage – und die Betreuung vor Ort dem Franziskanerorden. Die lange Reise war nicht ohne Risiko.

1493 trat auch Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen die Reise mit einer großen adligen und geistlichen Gefolgschaft an. Sie kamen, wie die meisten Heilig-Land-Pilger, in der Küstenstadt Jaffaan und wurden dort von einem Franziskanermönch abgeholt, der sie in zwei Tagen nach Jerusalem brachte. Das Gothaer Gedächtnisbild zeigt, was man dort innerhalb weniger Tage erleben konnte.



Gedächtnisbild der Reise Friedrichs des Weisen ins Heilige Land

Auftraggeber: Wolf Ketzel (?); Künstler: Jakob Elsner, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Panoramablick über das Heilige Land; Kurfürst Friedrich der Weise in Gebetshaltung; biblische Szenen wie die Passion Christi. Schloss Friedenstein, Gotha. Vermutlich ließ der aus Nürnberg stammende Wolf Ketzel, Friedrichs Begleiter bei der Heilig-Land-Pilgerreise, die Tafel anfertigen.
Gotha.png
Gedächtnisbild der Reise Friedrichs des Weisen ins Heilige Land

Ein Kurfürst auf Pilgerreise ins gelobte Land

Das Bild zeigt einen Panoramablick auf das Heilige Land von Westen. Friedrich der Weise kniet links unten in betender Position. Rechts unten liegt eine venezianische Handelsgaleere im Meer, mit dem die Pilger in Jaffa (heute südlich von Tel Aviv) ankamen. Die Darstellung wird links von Jerusalem mit dem übergroßen Ölberg und rechts oben von Bethlehem, dem Jordan-Fluss und dem Berg der Versuchung begrenzt, während in der Ferne das Rote Meer und der Berg Sinai erscheinen.

Auf dem Bild verbinden sich biblische Szenen, insbesondere aus der Passion Christi, mit Orten, die für das Erleben der Pilger von Bedeutung waren. So sind in Jerusalem der Abendmahlssaal, das Haus des Kaiphas, des Herodes und die Verurteilung Jesu durch Pilatus zu sehen sowie die Kreuztragung Christi und das Heilige Grab. Gleichzeitig sind ankommende Pilger und ein Pilger-Spital zu entdecken. Interessant und heute brisant ist auch, dass der „Felsendom“ als Tempel Salomos betitelt wurde. Hinter der Stadt am Ölberg liegt der Garten Gethsemane mit den dort veroreten biblischen Szenen sowie die Grabstätte Mariens und ihre Himmelfahrt. Auf der Bergkuppe ist die Himmelfahrtskapelle mit Jesu wahrhaftiger Himmelfahrt zu sehen. Was können Sie noch entdecken?





Illustration aus der Schedelschen Weltchronik

1493, Nürnberg

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Bayerische Staatsbibliothek München

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Kurzbeschreibung
Der wohlhabende Ratsherr Hans von Waltheym aus Halle an der Saale pilgerte 1474 nach Südfrankreich zum Heiligtum der Maria Magdalena in Saint-Maximin, wo bis heute Reliquien der Heiligen verehrt werden. Waltheym besuchte weitere Heiligtümer auf dem Weg. Sein Weg führte ihn auch zu dem Einsiedler Nikolaus von der Flüe in die Ranftschlucht (Gemeinde Sachseln, Schweiz), der dort ohne Nahrungsaufnahme leben sollte. Bruder Nikolaus wurde schon zu Lebzeiten verehrt, aber erst 1947 heiliggesprochen. An seinem Grab in der Pfarrkirche Sachseln sollen sich Wunderzeichen ereignet haben.
In der 1493 erschienen Schedelschen Weltchronik wurde die Lebensweise des Asketen ausführlich dargestellt und sogar mit einem Holzschnitt illustriert. Die Weltchronik stammt von dem Nürnberger Arzt und Humanisten Hartmann Schedel (1440-1514). Die universalhistorische Chronik reichte von der Schöpfung bis zur damaligen Gegenwart.
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Der Eremit Nikolaus von der Flüe lebte ohne Nahrung in der Ranftschlucht und wurde bereits zu Lebzeiten verehrt.


Ein Ratsherr pilgert in die Provence

Der wohlhabende Ratsherr Hans von Waltheym aus Halle an der Saale pilgerte 1474 nach Südfrankreich zum Heiligtum der Maria Magdalena in Saint-Maximin, wo bis heute Reliquien der Heiligen verehrt werden. Waltheym besuchte weitere Heiligtümer auf dem Weg. Sein Rückweg führte ihn zu dem Einsiedler Nikolaus von der Flüe in die Ranftschlucht (Gemeinde Sachseln, Schweiz), der dort ohne Nahrungsaufnahme leben sollte. Bruder Nikolaus wurde schon zu Lebzeiten verehrt, aber erst 1947 heiliggesprochen. An seinem Grab in der Pfarrkirche Sachseln sollen sich Wunderzeichen ereignet haben.
In der 1493 erschienen Schedelschen Weltchronik wurde die Lebensweise des Asketen ausführlich dargestellt und sogar mit einem Holzschnitt illustriert.



Pilgerzeichen vom Mont-Saint-Michel

Pilgerzeichen, 15. Jhd., Mont-Saint-Michel (Frankreich)

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Pilgerzeichen aus Mont-Saint-Michel, 15. Jhd., Blei-Zinn-Legierung. Abgebildet ist Erzengel Michael mit Schild und Schwert, der einen gehörnten Dämon schlägt.
Pilgerzeichen Mt. St. Michel.png
Pilgerzeichen aus Mont-Saint-Michel, 15. Jhd., Blei-Zinn-Legierung. Erzengel Michael mit Schild und Schwert, der einen gehörnten Dämon schlägt.

Himmlische Souvenirs

Ganz besondere Souvenirs waren die Pilgerzeichen, die man an den heiligen Stätten erwerben konnte. Nicht selten entwickelten sich auch Jahrmärkte um manche Wallfahrtsorte, wo an bestimmten „Konkurstagen“ besonders reicher Ablass zu erhalten war.





Pilgerzeichen aus Sainte-Barbe-en-Auge (Frankreich)

15. Jhd., Sainte-Barbe-en-Auge (Frankreich)

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Quelle

Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
15. Jhd., Blei-Zinn-Legierung. Abgebildet ist die Heilige Barbara mit ihren Attributen Palmzweig, Buch und Turm, die auf ihr Leben und Martyrium hinweisen.
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Pilgerzeichen aus Sainte-Barbe-en-Auge (Frankreich), 15. Jhd., Blei-Zinn-Legierung. Abgebildet ist die Heilige Barbara mit ihren Attributen Palmzweig, Buch und Turm, die auf ihr Leben und Martyrium hinweisen.



Karte zu Wallfahrts- und Gnadenorten in Mitteldeutschland

Aus der Sammlung von

Die Reformation in Mitteldeutschland. Ein Projekt der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig (2014-2018)

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Quelle

Uwe Ulrich Jäschke (HTW Dresden)/Armin Kohnle (Institut für Kirchengeschichte Leipzig)/Markus Hein (Institut für Kirchengeschichte Leipzig)

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Kurzbeschreibung
Karte aus dem Projekt Reformationsatlas (Lehrstuhl Spätmittelalter und Reformation am Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit der Fakultät Geoinformation der HTW Dresden), Umsetzung der Online-Variante in Zusammenarbeit mit der Fakultät Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften der HTWK Leipzig und dem Institut für Digitale Technologien Leipzig.
Karte in der Printfassung: Reformationsatlas. Die Reformation in Mitteldeutschland/ hrsg. von Markus Hein und Armin Kohnle in Zusammenarbeit mit Uwe Ulrich Jäschke, Wettin-Löbejün 2018, S. 18/19

Regionalwallfahrten

Im Spätmittelalter wurden näher gelegene Wallfahrtsziele immer wichtiger, auch im mitteldeutschen Raum. So entstand ein ganzes Netz von Wegen zu bedeutungsvollen Orten. Die Wallfahrtslandschaft veränderte sich dabei ständig, weil Pilger bestimmte Stellen häufiger oder seltener besuchten. Im frühen 16. Jhd. war es zum Besipiel in Mode, zum Queckbrunnen und seinem Marienbild nach Dresden zu pilgern. Manche Wallfahrten verbot die Kirche jedoch, da sich das vermeintliche Wunder als Fälschung herausstellte.



Karte zu Wallfahrts- und Gnadenorten in Mitteldeutschland

Aus der Sammlung von

Die Reformation in Mitteldeutschland. Ein Projekt der Theologischen Fakultät der Universität Leipzig (2014-2018)

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Uwe Ulrich Jäschke (HTW Dresden)/Armin Kohnle (Institut für Kirchengeschichte Leipzig)/Markus Hein (Institut für Kirchengeschichte Leipzig)

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Kurzbeschreibung
Karte aus dem Projekt Reformationsatlas (Lehrstuhl Spätmittelalter und Reformation am Institut für Kirchengeschichte der Universität Leipzig in Zusammenarbeit mit der Fakultät Geoinformation der HTW Dresden), Umsetzung der Online-Variante in Zusammenarbeit mit der Fakultät Informatik, Mathematik und Naturwissenschaften der HTWK Leipzig und dem Institut für Digitale Technologien Leipzig.
Karte in der Printfassung: Reformationsatlas. Die Reformation in Mitteldeutschland/ hrsg. von Markus Hein und Armin Kohnle in Zusammenarbeit mit Uwe Ulrich Jäschke, Wettin-Löbejün 2018, S. 18/19
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Diese Karte stellt alle bekannten Wallfahrts- und Gnadenorte vor der Reformation in Mitteldeutschland vor. Differenziert wird zwischen Heiligenbildern, Heiltumsweisungen, Bildern von Maria, Anna, Christus und Kruzifixen sowie Brunnen und Bluthostien-Orten.

Das heilige Blut von Wilsnack in der Prignitz hatte europäische Bedeutung. Die Wallfahrten zu den Marienbildern in Grimmenthal und Elende sowie zur Christusstatue in Eichsfeld zogen Pilger aus 150 Kilometer Entfernung an. Beliebte kleinere Nahwallfahrten führten zum Beispiel zu den Marienbildern von Rötha und Eicha südlich von Leipzig.





Animation zur Wallfahrt nach Eicha

Aus der Sammlung von

Jan Ole Depenbrock

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Animation: Jan Ole Depenbrock, Foto: Rainer Lippert via Wikimedia Commons (Public Domain)

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Kurzbeschreibung
Animation mit Eichenbaum und einem Fuhrmann von einem Holzschnitt zu Aesops Fabeln (Heinrich Steinhöwel, Ulm 1464).
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Pilgerzeichen aus Wilsnack (Brandenburg)

Aus der Sammlung von

Dominikanerkloster Prenzlau

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Dominikanerkloster Prenzlau

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Kurzbeschreibung
Hunderttausende Pilger kamen über mehrere Wallfahrtswege nach Wilsnack (Brandenburg), um das „Heilige Blut“ zu besuchen. Nach einem Kirchenbrand 1383 fanden sich an der Stelle des Altars drei unversehrte Hostien, die je einen Blutstropfen trugen. Im Zusammenhang mit den Bluthostien sollen sich mehrere Wunder ereignet haben. Wilsnack wurde zu einem der berühmtesten Wallfahrtsorte in Europa. Das Pilgerzeichen aus Wilsnack besteht aus drei gleich großen stilisierten Hostien, die die Passion und Auferstehung Christi zeigen: Jesus an der Geißelsäule, Jesus am Kreuz und der Auferstanden mit der Siegesfahne aus dem Grab. Ursprünglich bekrönten kleine Kreuze die Hostien.
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Pilgerzeichen aus Wilsnack (Brandenburg), 15. Jhd., Blei-Zinn-Legierung


Hunderttausende Pilger kamen über mehrere Wallfahrtswege nach Wilsnack (Brandenburg), um das „Heilige Blut“ zu besuchen. Nach einem Kirchenbrand 1383 fanden sich an der Stelle des Altars drei unversehrte Hostien, die je einen Blutstropfen trugen. Im Zusammenhang mit den Bluthostien sollen sich mehrere Wunder ereignet haben. Wilsnack wurde zu einem der berühmtesten Wallfahrtsorte in Europa.

Das Pilgerzeichen aus Wilsnack besteht aus drei gleich großen stilisierten Hostien, die die Passion und Auferstehung Christi zeigen: Jesus an der Geißelsäule, Jesus am Kreuz und der Auferstanden mit der Siegesfahne aus dem Grab. Ursprünglich bekrönten kleine Kreuze die Hostien.



Stifterbild aus Leipzig (Detail)

Gemälde, um 1480, Leipzig

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Maria und Johannes trauern um den verstorbenen Christus. Zu ihren Füßen kniet die versammelte Stifterfamilie. Hinter dem Hausherrn zur Linken sind acht Knaben und ein Junge im Totenhemd zu sehen. Zur Rechten knien fünf verheiratete Frauen und zwei junge Mädchen mit offenem Haar. Zwischen den Gruppen befindet sich ein Wappen. Vielleicht stammte das Epitaph aus der Leipziger Thomaskirche und wurde zum Andenken für den Vater Hans Grundmann († 1465) und seine Frau († 1426) gestiftet.

Himmlische Gaben –
Stiftungen und Almosen

Im Stiftungswesen wird der Anteil der Laien an der Mitgestaltung des sichtbaren Kirchraums besonders deutlich. Durch die großzügigen Gaben von Bildern und Ausstattung sollten die irdischen in himmlische Güter verwandelt werden und dem Seelenheil zuträglich sein. Gestiftet wurden dabei nicht nur Kelche, Epitaphien und Kirchenfenster, sondern auch Andachtsbilder, Kirchengestühl und ganze Nebenaltäre. An letzteren konnten dann eigens dafür entschädigte Messpriester Privatmessen abhalten. Neben ganzen Kirchen und Spitälern wurden auch Studienstipendien und Almosen gestiftet, die Bedürftigen in Form von Brot, Kleidung und Schuhen gereicht wurden. Auch Prädikaturen, also Predigerstellen, wurden gestiftet. Den größten Niederschlag haben Stiftungen im städtischen Raum gefunden.





Stifterbild aus Leipzig

um 1480, Leipzig

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Maria und Johannes trauern um den verstorbenen Christus. Zu ihren Füßen kniet die versammelte Stifterfamilie. Hinter dem Hausherrn zur Linken sind acht Knaben und ein Junge im Totenhemd zu sehen. Zur Rechten knien fünf verheiratete Frauen und zwei junge Mädchen mit offenem Haar. Zwischen den Gruppen befindet sich ein Wappen. Vielleicht stammte das Epitaph aus der Leipziger Thomaskirche und wurde zum Andenken für den Vater Hans Grundmann († 1465) und seine Frau († 1426) gestiftet.
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Kreuzigungszene mit Stifterfamilie, Leipzig 1480


Stiftung von Bildern

Bürgerliche Laienfrömmigkeit zeigte sich beispielsweise in der Stiftung von Epitaphien (Grabdenkmälern), wie hier an einem Stifterbild, das sich heute im Stadtgeschichtlichen Museum in Leipzig befindet. Maria und Johannes trauern um den verstorbenen Christus. Zu ihren Füßen kniet die versammelte Stifterfamilie. Hinter dem Hausherrn zur Linken sind acht Knaben und ein Junge im Totenhemd zu sehen. Zur Rechten knien fünf verheiratete Frauen und zwei junge Mädchen mit offenem Haar. Zwischen den Gruppen befindet sich ein Wappen, das sich bisher nicht identifizieren ließ.



Abendmahlskelch aus dem Geraer Marienspital

1456, Mitteldeutschland (?)

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Der Kelch war ein Ausstattungsstück der Kapelle des Marienhospitals in Gera, das nach einem Brand 1639 nicht mehr exisitierte.
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Stiftung von Messkelchen

Der Abendmahlskelch gehörte zur Ausstattung der Kapelle des Geraer Marienspitals. Die Gravur auf der Unterseite des Fußes verrät seine Herkunft als Stiftung der Familien Kuhdorff und Waltheym. Auf seinem Fuß findet sich neben den beiden Wappen ein Kruzifix und ein einzeln gefasster Saphir. Der Wert des vergoldeten Silberkelches war für damalige Verhältnisse außerordentlich hoch.



03

Vom Himmel hören

Fromme Lebensgestaltung war im ausgehenden Mittelalter neben dem Sehen auch wesentlich vom Zuhören bestimmt. Das Glockengeläut strukturierte das Leben der Menschen, lateinische liturgische Gesänge, aber auch volkssprachige Lieder erklangen im Gottesdienst, vom Glauben erfuhr man in der Predigt. Das Hören der Predigt gehörte in der Stadt wie auf dem Land zur religiösen Alltagspraxis der Menschen. Sie war ein wichtiges Medium der Verkündigung und Unterweisung. Wichtige Aufgaben übernahmen auch die Bettelorden mit ihrer weitgespannten Seelsorge und Predigttätigkeit.





Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch, Chorblick

Aus der Sammlung von

Institut für Kirchengeschichte

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Quelle

Christiane Domtera-Schleichardt

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Kurzbeschreibung
Der schlichte Innenraum der Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch entspricht wieder weitgehend dem spätmittelalterlichen Eindruck. Der Flügelaltar aus dem Jahr 1480 stammt aus Machern bei Leipzig.

Die Pfarrkirche als Heilsvermittlerin



Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch, Chorblick

Aus der Sammlung von

Institut für Kirchengeschichte

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Christiane Domtera-Schleichardt

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Kurzbeschreibung
Der schlichte Innenraum der Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch entspricht wieder weitgehend dem spätmittelalterlichen Eindruck. Der Flügelaltar aus dem Jahr 1480 stammt aus Machern bei Leipzig.
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Christuskirche in Leipzig-Eutritzsch. 1489 bis 1503 wurde der romanische Ursprungsbau im spätgotischen Stil umgestaltet.


Pfarrpredigt in Stadt und Land

Auch an den entlegensten Orten kamen die Menschen über die Pfarrkirche mit der christlichen Lehre und dem kirchlichen Heilsangebot in Berührung. Durch den sogenannten Pfarrzwang waren sie an ihre Pfarrei gebunden, die die Seelsorgerechte (cura animarum) hatte. Dort besuchten sie in der Pfarrkirche die Gottesdienste an Sonn- und Feiertagen und empfingen die Sakramente wie Eucharistie, Beichte, Taufe, Ehe und letzte Ölung.



Darstellung der Eucharistie, Detail der Predella des Kreuzaltars im Meißner Dom

Werkstatt: Lukas Cranach d. Ä., 1526, Meißner Dom

Aus der Sammlung von

Tino Sieland Fotografie, Mühlhausen

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Quelle

Tino Sieland

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Kurzbeschreibung
Werkstatt Lukas Cranach d.Ä., 1526. Auf dem Mittelfeld der Predella ist die Elevation der Hostie zu sehen, also das Hochheben und Zeigen der gewandelten Gaben bei der Messe. Das Messopfer sollte nach mittelalterlichem Verständnis den Seelen die Zeit im lodernden Fegefeuer verkürzen. Die hier nicht abgebildeten Engel auf der linken und rechten Seite der Predella führen sie nach ihrer Bußzeit aus dem Fegefeuer in den Himmel.

Ursprünglich stand die Messe im Zentrum des gottesdienstlichen Lebens, deren Höhepunkt die Feier der Eucharistie, die sakramentale Vergegenwärtigung von Tod und Auferstehung Jesu Christi im Abendmahl, war. Der in der Messe enthaltene Wortgottesdienst enthielt neben der Verlesung des Evangeliums auch eine Homilie, eine kurze Auslegung eines Bibeltextes oder die Erklärung von Glaubensbekenntnis, Vaterunser oder der 10 Gebote. Im Laufe des Mittelalters gewann die Predigt an Gewicht und löste sich zunehmend von der Messliturgie. Auch Laienprediger traten auf, die beim Volk beliebt waren. Trotz ihrer Verketzerung und strengen Verfolgung entstanden immer wieder „Predigersekten“ wie die Waldenser, worauf die Kirche mit einem intensiveren Bemühen um die Predigt reagierte.



Kanzelpredigt. Holzschnitt aus dem „Seelen-Wurzgarten“, Conrad Dinckmut, Ulm 1483

1483, Ulm

Aus der Sammlung von

München, Bayerische Staatsbibliothek

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München, Bayerische Staatsbibliothek

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Kurzbeschreibung
Ein Geistlicher predigt von der Kanzel. Holzschnitt aus dem „Seelen-Wurzgarten“ (Hie volget nach ein lieplich vnd nützliche materi. vnd wirt genant der selen wurczgart), Conrad Dinckmut, Ulm 1483, A1b.
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Ein Geistlicher predigt von der Kanzel. Holzschnitt aus dem „Seelen-Wurzgarten“, Conrad Dinckmut, Ulm 1483.

Über Pfarrpredigten ist wenig bekannt, sind sie doch im Gegensatz zu Predigten berühmter Ordensprediger kaum aufgezeichnet und überliefert worden. Sie dürften jedoch ein sehr unterschiedliches Niveau gehabt haben: Viele Pfarrgeistliche hatten keine theologische Ausbildung und werden vor allem auf Predigtsammlungen zurückgegriffen haben, die seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts auch gedruckt vorlagen.
Das Material war ausgesprochen vielgestaltig und reichte von Bibelauslegungen, Heiligen- oder Marienpredigten bis hin zu Moralpredigten oder Predigten über Katechismusstücke.





Spätgotische Kanzel in der Dorfkirche in Zipsendorf (Thüringen)

1512, Zipsendorf

Aus der Sammlung von

Institut für Kirchengeschichte Leipzig

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Quelle

Christiane Domtera-Schleichardt

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Kurzbeschreibung
Die schmale, fünfseitige Steinkanzel in der thüringischen Dorfkirche Zipsendorf ist rot gefasst und mit spätgotischem Maßwerk geschmückt. Sie wurde im Jahr 1512 errichtet.
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Die schmale, fünfseitige Steinkanzel in der thüringischen Dorfkirche Zipsendorf von 1512 ist rot gefasst und mit spätgotischem Maßwerk geschmückt.


Dass die Pfarrpredigt einen festen Platz im Alltag der Menschen hatte, zeigt ein Verzeichnis der Jenaer Stadtpfarrei St. Michael: Anfang des 16. Jahrhunderts musste an jedem Sonntag sowie an 127 weiteren Wochen- und Feiertagen gepredigt werden.


Auf die weite Verbreitung der Predigt und das Bedürfnis nach einem herausgehobenen Predigtort auch in Dorfkirchen lassen Visitationsberichte der 1520er Jahre schließen, die öfter Predigtstühle und Kanzeln erwähnen. Davon hat sich kaum etwas erhalten. Ein schönes Beispiel ist die spätgotische steinerne Kanzel aus dem Jahr 1512 in Zipsendorf im Altenburger Land.



Urkunde einer Prädikaturstiftung, Altenburg, 1465

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Altenburg

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Stadtarchiv Altenburg

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Kurzbeschreibung
Der Stiftsherr Andreas Gruner stiftete 1465 eine Prädikatur an der Bartholomäuskirche in Altenburg. Aus dem jährlichen Zinsertrag seines für den Altenburger Stadtrat bereitgestellten Kapitals sollte ein Prediger bezahlt werden.

Verlangen nach dem Predigtwort – Stiftung von Prädikaturen

Im späten Mittelalter wurde auch Kritik an der unzureichend gepflegten Predigt laut. Im thüringischen Achelstädt beispielsweise beschwerten sich die Gemeindeglieder beim Erfurter Rat darüber, dass der Pfarrer nicht predige.

Der Wunsch nach dem Hören der Predigt war gerade in den Städten so groß, dass es zur Stiftung von Predigerstellen kam. Dahinter stand der Nutzen für die Allgemeinheit, aber auch der Gedanke, ein Werk der Barmherzigkeit zu tun und damit für das eigene irdische und ewige Heil Vorsorge zu leisten. Zunehmend fanden so von der Messe unabhängige Prädikantengottesdienste statt.





Urkunde einer Prädikaturstiftung, Altenburg, 1465

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Altenburg

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Stadtarchiv Altenburg

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Kurzbeschreibung
Der Stiftsherr Andreas Gruner stiftete 1465 eine Prädikatur an der Bartholomäuskirche in Altenburg. Aus dem jährlichen Zinsertrag seines für den Altenburger Stadtrat bereitgestellten Kapitals sollte ein Prediger bezahlt werden.
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Urkunde zur Prädikaturstiftung, Altenburg, 1465.


Predigtstiftung

Der Stiftsherr Andreas Gruner stiftete 1465 eine Prädikatur an der Bartholomäuskirche in Altenburg. Aus dem jährlichen Zinsertrag seines für den Altenburger Stadtrat bereitgestellten Kapitals sollte ein Prediger bezahlt werden. Bereits acht Jahre zuvor hatte Gruner am Georgenstift eine Prädikatur einrichten lassen. Der Prediger sollte, sonntags und zu allen Kirchenfesten „predigen und das volg vließig das beste underwyßen“.

Unter tugentlichen werken, die den heiligen cristenlichen glauben enthalten, ist das vorderst predig und lere des heiligen gotsworts, wan das großlicher gotlich ere stifftet, cristenlich sitten zieret und die menschen auß der vinster der sunden rufft und durch den weg der tugend in die himelischen frewd bringet.

Staatsarchiv Bamberg, A 95 Lade 286 Nr. 53, zitiert in: Neidiger, Bernhard: Spätmittelalterliche Prädikaturstiftungen in Süddeutschland, in: Rottenburger Jahrbuch für Kirchengeschichte 29 (2010), 13.

Durch die Predigt sollten die Gläubigen den Weg zur „himmlischen Freude“ erkennen, wie der Urkundentext einer Prädikaturstiftung des Nürnberger Stadtarztes Johannes Mesner in Forchheim von 1424 zeigt.





Kreuzgang des ehemaligen Franziskanerklosters im thüringischen Saalfeld

um 1500, Saalfeld (Thüringen)

Aus der Sammlung von

Giorno2 via Wikimedia Commons

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Giorno2 via Wikimedia Commons

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Kurzbeschreibung
Das ehemalige Franziskanerkloster ist eine umfangreich erhaltene Klosteranlage in Ostthüringen. Der Kreuzgang ist um 1500 entstanden. Seit 1904 beherbergt das Kloster das Stadtmuseum mit seiner kunst- und kulturgeschichtlichen Sammlung.

Konkurrierende Formen zur Pfarrpredigt – das Wirken der Bettelorden



Ehemaliges Dominikanerkloster St. Pauli in Leipzig

Aquarell

Aus der Sammlung von

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

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Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

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Ehemaliges Dominikanerkloster St. Pauli in Leipzig, Ansicht vor 1830. Der Leipziger Dominikanerkonvent unterhielt Termineien in Delitzsch und Grimma.


Neben das durch die jeweilige Pfarrkirche strukturierte Leben trat die Spiritualität der Bettelorden, besonders der Franziskaner und Dominikaner, die seelsorgerliche Aufgaben übernahmen und in ihren Predigten Glaubensinhalte an die Bevölkerung vermittelten. Ordensleute wurden in bestimmte Terminierbezirke (von mittellateinisch terminus: Gebiet, Bezirk) entsandt, wo sie predigten und Almosen sammelten, die für die Versorgung ihrer Ordensgemeinschaft wichtig waren. Ab dem 14. Jahrhundert baute man das Terminierwesen aus: Franziskaner und Dominikaner erwarben in Sachsen und Thüringen Unterkünfte, Häuser oder Höfe in den Städten oder auf dem Land, in denen einige Brüder des Hauptkonvents lebten. Allein in Thüringen gab es am Ende des Spätmittelalters über 40 Konvente der Franziskaner, Dominikaner, Augustinereremiten, Karmeliten, Wilhelmiten und Serviten mit teils sehr umfangreichen Terminierbezirken.