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Für alle Verfahren der Graphik eignet sich, wie die Erfahrung gezeigt hat, die Frau. Mannigfache Preisausschreiben, in denen die Frau mit dem Mann konkurrierte, haben erwiesen, dass sie den Wettkampf nicht zu scheuen braucht. […] So soll auch die Arbeit der Frau weiter gedeihen und Erfolge erringen, ihrem Geschlecht zum Stolze.
Ilse Schütze-Schur, Lotte Klopsch: Angewandte und dekorative Graphik, in: Die Frau in Haus und Beruf, Ausstellung des Deutschen Lyceum-Clubs, Berlin 1912, S. 27
Sie wendet sich ab von dem Mann, der sie auf Knien anfleht, zu bleiben. Auch der Versuchung in Form einer übergroßen Schlange winkt sie lächelnd ab. Hat diese Frau sich von ihrer gesellschaftlich vorbestimmten Rolle als Ehegattin und Hausfrau befreit? Die im Plakat beworbene Operette von Jean Gilbert, 1911 in Berlin uraufgeführt, handelt von einer damals raren Spezies: der emanzipierten Berufstätigen. Sie sträubt sich zunächst, ihre Eigenständigkeit für die Ehe aufzugeben. Doch das Ende ist ernüchternd: Sie kommt zu dem Schluss, den für sie vorgesehenen Platz besser nicht zu verlassen. Der Umsturz der traditionellen Hierarchie der Geschlechter – um 1900 bereits als sanfte Bedrohung thematisiert – wird abgewendet.
Das Produkt selbst ist auf diesem Plakat nicht zu sehen – nur eine junge Frau im weißen Kleid, umstrahlt von einem Lichtkranz und gekrönt von zwei Worten: Sunlicht-Seife. Die tugendhaften Eigenschaften, die laut Werbebotschaft von der Frau auf das Produkt zu übertragen sind, werden am unteren Rand vorgegeben: Reinheit, Frische, Sparsamkeit. Der Widerspruch ist evident: Sorgt die Frau für saubere Wäsche und Haushalt, wird sie kaum so frisch und rein daherkommen. Die Idealisierung von unbefleckter Wäsche und körperlicher Reinheit reflektiert zudem ein problematisches Bild von Weiblichkeit, das die menstruierende Frau als essentiell „unsauber“ ansieht – erst mit Seife kann sie ihre angebliche natürliche Unreinheit abstreifen.
Die Zeit um 1900 war auch die Zeit der Fotografinnen. Im Zuge der späten Industrialisierung waren leichtere und günstigere Fotokameras auf den Markt gekommen, die einem breiteren Kreis das Fotografieren ermöglichten. Da es noch keine Fotografie-Ausbildung gab, hatten Frauen und Männer die gleichen Voraussetzungen – anders als beispielsweise bei der Malerei, deren Studium für Frauen stark eingeschränkt war. Mit handlichen Kameras ausgerüstet, zogen die Fotografinnen durch heimische und bereiste Gefilde und hielten ihre Eindrücke fest. Einige Frauen eröffneten eigene Fotostudios, in denen sie Portraits und andere Auftragsarbeiten ausführten und so selbstständig ihren Lebensunterhalt verdienen konnten. Dieses Werbeplakat für den Fotofachvertrieb Ivens & Co., mit Zweigstellen in Utrecht und Amsterdam, zielt auch auf den neuen weiblichen Markt ab.
(Hier geht es zur Sammlung mit den Werken aller Plakatkünstlerinnen)
Die Bilderfülle von Frauenmotiven in der Kunst und das reale Schattendasein von Frauen in den Institutionen der Reformmoderne klaffen […] extrem auseinander.
Gerda Breuer: Gender und Kreativität – Zur Professionalisierung des Berufs der Grafik-Designerin in der Moderne, in: Gerda Breuer, Julia Meer (Hg.): Women in Graphic Design, Berlin 2012, S. 88
Idee, Konzept und Recherche: Christina Dembny
Texte: Christina Dembny, Christina Thomson
Bildrechtrecherchen: Kathrin Barrera Nicholson, Christina Dembny, Charlotte Piontkowitz, Christina Thomson
Diese Ausstellung wurde am 07.07.2022 veröffentlicht.
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Idee, Konzept und Recherche: Christina Dembny
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