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Stadtmuseum Fürth
Stadtarchiv Nürnberg
Die Geschichte der Städte Nürnberg und Fürth ist seit mehr als einem Jahrtausend untrennbar miteinander verbunden. Bekannteste Gemeinsamkeit ist die erste Eisenbahn Deutschlands, die 1835 zwischen den Nachbarn verkehrte. Die Verbindung war damals die verkehrsreichste im Königreich Bayern. Kein unbedingtes Gegeneinander also, sondern reger Austausch. Eine gewisse Rivalität tritt am ehesten durch die beiden größten Fußballvereine der Region zu Tage. Die Duelle zwischen der SpVgg Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg gehören zu den ältesten Derbys der deutschen Fußballgeschichte. Errang 1914 zunächst die Spielvereinigung den ersten deutschen Meistertitel, so überflügelte der Club bald die Fürther bei der Anzahl. Glänzend waren die Zeiten, als beide Mannschaften den Großteil der deutschen Nationalmannschaft stellten.
Doch die Gemeinden verbindet nicht nur eine gemeinsame Stadtgrenze. Zahlreiche Pendler arbeiten in der einen, wohnen in der anderen Stadt. Schüler überqueren die Grenze für den Unterricht, auswärtige Autofahrer bemerken zum Teil gar nicht, dass sie in kurzer Zeit mehrfach die Stadtgrenze kreuzen. Firmen residieren in der einen wie in der anderen Stadt. So standen die Firmen Quelle und Grundig für Jahrzehnte gemeinsamer, erfolgreicher Wirtschaftsgeschichte. Die Brauerei Tucher betreibt das einzige Brauhaus in Deutschland, das über eine Stadtgrenze gebaut ist.
Viele Themen vereinen und trennen die Städte zugleich. Dem Ende der jüdischen Gemeinde in Nürnberg in der Frühen Neuzeit folgte der Aufstieg der israelitischen Kultusgemeinde in Fürth zu einem der wichtigsten Zentren jüdischen Lebens in Mitteleuropa. Kaum unterschiedlicher sein könnte die Architektur: Auf der einen Seite steht Nürnberg mit der Burg, den prunkvollen Gebäuden des Patriziats und den Monumentalbauten des 19. und 20. Jahrhunderts. Fürth dagegen verkörpert andererseits den mittelalterlich-frühneuzeitlichen Marktflecken, zum anderen die Bürgerstadt mit den Prunkbauten des 19. Jahrhunderts. Gemeinsam ist beiden Städten ein Arbeiterviertel.
Dazu gibt es eine Vielzahl weiterer Themen, die die Städte verbinden und trennen. Anlass dieser Ausstellung ist das hundertjährige Jubiläum des gescheiterten Zusammenschlusses beider Orte 1922. Fälschlicherweise wird oft von einer geplanten Eingemeindung Fürths nach Nürnberg gesprochen, doch es war eine Großgemeinde mit neuem Zentrum angedacht. Ein lokalpolitisches Erdbeben mit einer Volksabstimmung zugunsten der Fürther Unabhängigkeit verhinderte diese Pläne, die schon vor dem Ersten Weltkrieg und nochmals im Dritten Reich scheiterten. So liegen die Städte früher wie heute direkt nebeneinander, meist, aber vielleicht nicht immer, in Verbundenheit.

 



01

Fürth oder Nürnberg – Wer ist älter?

Das genaue Gründungsdatum der beiden Nachbarstädte ist nicht bekannt. Dafür sind beide schon viel zu alt. Einen Anhaltspunkt geben jedoch die urkundlichen Ersterwähnungen. Fürth wurde im Jahr 1007 von König, später Kaiser, Heinrich II. der Dompropstei des neu gegründeten Hochstifts Bamberg geschenkt. Damit einher geht, dass Fürth zu diesem Zeitpunkt bereits so groß war, dass sich die Verschenkung lohnte. Wie aus späteren Aufzeichnungen hervorgeht, blieben im Jahr 1120 von den nach Bamberg zu entrichtenden Naturalien acht Ferkel, 64 Hühner, 1.440 Eier, 80 Laib Käse und vier Maß Salz übrig!  
 Nürnberg wird erstmals in der sogenannten Sigena-Urkunde erwähnt. Aus ihr geht hervor, dass die „Hörige“ dieses Namens in die Freiheit entlassen wurde. Nürnberg selbst spielt in der Urkunde eine untergeordnete Rolle. Es ist lediglich der Ausstellungsort. Daraus ergibt sich jedoch zugleich die Bedeutung der Urkunde. Nürnberg war im Jahr der Unterzeichnung 1050 bereits so bedeutend, dass hier ein „Hoftag“ des Kaisers abgehalten wurde, an dem wichtige Urkunden ausgefertigt wurden. Zu diesem Zeitpunkt hatte Nürnberg Fürth in der Bedeutung bereits überflügelt. Fürth hatte 1062 das später wieder zurückerhaltene Marktrecht verloren. Nürnberg blühte als „Freie Reichsstadt“ auf. 
Bei beiden Urkunden handelt es sich um die Ersterwähnung, nicht um die Gründung der Orte. Auf den Stadtgebieten sowohl Nürnbergs als auch Fürths beweisen archäologische Funde eine um Jahrhunderte ältere Besiedlungsgeschichte. Genaue Jahreszahlen sind hierzu nicht zu belegen.

 





Urkunde mit der Ersterwähnung Fürths, 1007

Heinrich II. (973/978-1024), König von Italien und späterer römisch-deutscher Kaiser, Urkunde, 1007-11-01, Forchheim

Aus der Sammlung von

Staatsarchiv Bamberg

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Staatsarchiv Bamberg

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König Heinrich II. schenkte den Ort Fürth, "locum Furti dictum", und damit das Recht auf Abgaben der Dompropstei Bamberg, damit die Geistlichen aus diesem Beratergremium für den Bischof versorgt waren und sich ganz ihren religiösen Aufgaben widmen konnten. Die Urkunde wurde am 1. November 1007 in Forchheim ausgestellt.


Urkunde mit der Ersterwähnung Nürnbergs 1050

Heinrich III. (1016-1056), römisch-deutscher Kaiser, Urkunde, 1050-07-16, Nürnberg

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Stadtarchiv Nürnberg (Depositum des Staatsarchivs Bamberg)

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Staatsarchiv Bamberg

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Kaiser Heinrich III. entließ die "Hörige" Sigena auf Wunsch des "Edlen" Richolf auf einem Hoftag in Nürnberg in die Freiheit. Dies ist die erste schriftlich überlieferte Erwähnung des Ortes "Norinberc". Die Urkunde wurde am 16. Juli 1050 in Nürnberg ausgefertigt.


02

Die Dreiherrschaft - Nürnberg als "Landesherr" über Fürth?

Die sogenannte „Dreiherrschaft“ ist der komplexeste Teil der Fürther Geschichte. Mit diesem Begriff werden die ungeklärten Herrschaftsrechte über Fürth in der Frühen Neuzeit verkürzt bezeichnet. Ursprünglich erhielt die Dompropstei Bamberg mit der Schenkung von 1007 die Rechte eines Landesherrn und damit die Landeshoheit über Fürth. Darunter ist zu verstehen, dass der Landesherr die Herrschaftsgewalt über die in seinem Gebiet lebenden Untertanen ausübte. Dies umfasste die Gerichtsbarkeit, das Besteuerungsrecht mit Münzrecht und Zöllen, die allgemeine Verwaltung („Vogtei“), das Bergrecht, das Jagdrecht, das „Judenregal“ (das Recht zur Ansiedlung von Menschen jüdischen Glaubens) und die Kirchenhoheit.
Weit weniger weitreichend war die sogenannte Grundherrschaft, die die Untertanen dazu verpflichtete, ihrem Grundherren Abgaben in Geld oder Naturalien zu bezahlen und Dienstleistungen zu erbringen, zum Beispiel bei der Ernte zu helfen.
Durch verschiedene Ereignisse in der Frühen Neuzeit verlor die Dompropstei Bamberg unterschiedliche Rechte an das Markgraftum Brandenburg-Ansbach und die Reichsstadt Nürnberg. An die Markgrafen fielen beispielsweise Gerichtsrechte und an Nürnberg die Kirchenhoheit. So wurden die Fürther in der Reformation protestantisch, obwohl die ursprünglichen Landesherren aus Bamberg katholisch waren. Der Spruch „cuius regio eius religio“ („wessen Herrschaft dessen Religion“) trifft auf Fürth daher ausdrücklich nicht zu. Die Dompropstei behielt aber beispielsweise das Recht, den Kirchweihfrieden auszurufen. Das Recht, Juden anzusiedeln beanspruchten sowohl die Dompropstei als auch der Markgraf für sich. 
Über Jahrhunderte führten die drei Herren vor dem Reichsgericht Prozesse, wem welche Rechte zustanden. Zu einer eindeutigen Klärung kam es bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und der Zugehörigkeit Fürths zum Königreich Bayern 1806 nicht.




Das "Fürther Fenster"

Wanderer, Friedrich Wilhelm; Wanderer, Sebastian, Glasmalerei, 1893, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

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Germanisches Nationalmuseum Nürnberg

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Das sogenannte „Fürther Fenster“ im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zeigt verschiedene Motive zur Fürther Geschichte. Das Fenster wurde von der „Pflegschaft Fürth“ 1893 dem Museum gestiftet, als Dr. Hutzelmann deren Obmann war. Der Entwurf stammt von Friedrich Wilhelm Wanderer. Der Glasmaler Sebastian Wanderer führte die Arbeit im gotischen Kirchenfensterstil aus.
Gezeigt wird das mittlere Fenster zur Verdeutlichung des Konflikts um das Kleeblatt zwischen der Dompropstei Bamberg, den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach und der Reichsstadt Nürnberg.


Die Kirche St. Michael in Fürth, 1704

Kupferstich, 1704

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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2b, Kirche St. Michael, Stadtarchiv Fürth, Bi 791 a_zugeschnitten,.jpg
Im Jahr 1235 wurde die Kirche in Fürth, zu diesem Zeitpunkt wohl noch St. Martin, in einer Papsturkunde als Mutterkirche beziehungsweise Pfarrkirche der Kapelle „St. Lorenz zum Heiligen Grab“ und ihrer Gemeinde in Nürnberg bezeichnet. Dieses Verhältnis drehte sich später um. St. Lorenz wurde die Mutterkirche von St. Michael. Große Auswirkungen hatte dies während der Reformation. Obwohl die katholische Dompropstei Bamberg landesherrliche Rechte auf Fürth beanspruchte, konnte das protestantische Nürnberg aufgrund der Rechtslage durchsetzen, dass auch Fürth protestantisch wurde.
Die Kirche St. Michael ist ein Beispiel für die Zerstrittenheit der drei Herren über Fürth. Ursprünglich hatten die Dompröpste das Sagen. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte jedoch die Kirchenhoheit an die Reichsstadt Nürnberg. Diese wurde in der Reformation protestantisch. Damit hatten auch die Fürther Untertanen diese Religion anzunehmen. Über Jahrhunderte waren die einzigen in Fürth geduldeten Katholiken der Bamberger Amtmann und seine Familie. Diese bestimmten zum Leidwesen der Nürnberger jedoch wiederum über die Fürther Kirchweih.




Grundriss des "Fleckens Fürth", 1717

Vetter, Johann Georg (1681-1745), Karte, 1717 (hier späterer Nachdruck), Fürth

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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2c, Grundriss Flecken Fürth 1717, Stadtarchiv Fürth, K 165.jpg


Grundriss des "Fleckens Fürth", 1717

Vetter, Johann Georg (1681-1745), Karte, 1717 (hier späterer Nachdruck), Fürth

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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Im Jahr 1717 wurde die komplexe rechtliche Lage in Fürth durch den Kartographen Johann Georg Vetter verschriftlicht. Mit Farben markierte er die rechtlichen Ansprüche der drei Herren. Rosa sind die von der Dompropstei beanspruchten Grundstücke, gelb die zum Teil noch unbebauten Parzellen des Markgraftums Brandenburg-Ansbach und grün die Nürnberger Grundherrschaft in Verbindung mit der Kirchenhoheit über St. Michael. Grau eingezeichnet sind die gemeindlichen Gebäude.
Besonders in Fürth verschwammen die landesherrlichen Rechte, wie das Gerichtsrecht, mit grundherrlichen Ansprüchen auf Natural- oder Geldabgaben.

 

03

Einheitsgemeinde Nürnberg - Fürth

Die Idee, Nürnberg und Fürth zu einer Stadt zu verbinden, ist mindestens so alt wie die Bahnstrecke zwischen den beiden Schwesterstädten. Schon bei der Gründung der Ludwigseisenbahn-Gesellschaft 1833 wurden erste Stimmen laut, die eine Vereinigung forderten. Doch mit jedem geplanten kommunalen Großprojekt – mal in Fürth, mal in Nürnberg – blitzte die Idee wieder auf. Egal, ob es um den damals dringend erforderlichen Neubau des Klinikums, den Bau eines Schlachthofs oder eines Hafens für die Binnenschifffahrt ging oder darum, einen Flugplatz als internationales Drehkreuz auszubauen – der Gedanke drängte sich förmlich auf, den jeweiligen städtischen Haushalt nicht durch separate Projekte in den beiden Städten doppelt zu belasten, sondern stattdessen etwas für beide Städte gemeinsam zu schaffen. Im Übrigen zeigte sich die Stadt Nürnberg wiederholt bestrebt, ihr Gemeindegebiet zu erweitern, um zusätzlich Siedlungs- und Gewerbefläche zu generieren.
Der Versuch, diese Frage erneut auf die Tagesordnung zu setzen, scheiterte dann allerdings 1904 am mangelnden Interesse der Stadt Nürnberg, nachdem sich zuvor die Stadt Fürth in einer geheimen Sitzung mit knapper Mehrheit für entsprechende Verhandlungen ausgesprochen hatte. Mit Bekanntwerden dieser Absicht entstanden die ersten Protestgruppierungen in Fürth. Die örtliche Presse sprach davon, dass die „Fürther Volksseele kochte“.
1912, also nur acht Jahre später, kam erneut ein Vorstoß von Fürther Seite – dieses Mal in dem Wissen, dass in beiden Städten jeweils die Sozialdemokratie die erforderlichen Mehrheiten in den Gremien besaß und somit wenig politischer Widerstand zu erwarten war. Wieder standen pragmatische Erwägungen im Vordergrund. Der damalige Fürther Bürgermeister Theodor Kutzer sah durch die Zusammenlegung jene Einsparpotenziale für die Verwaltung oder gemeinsame künftige Bauten, die schon seine Vorgänger im Blick hatten – ein Vorschlag, der in der Bevölkerung auf wenig Zustimmung stieß und letztendlich in der Folge zu seinem Rücktritt führte. Dieser neuerliche Versuch der Einheitsgemeinde gilt als Geburtsstunde des später gegründeten Vereins „Treu Fürth“, der im weiteren Verlauf noch eine wichtige Rolle spielen sollte.
Im Kriegsjahr 1917 waren beide Städte in eine finanziell schwierige Haushaltssituation geraten. Nach den erfolglosen Versuchen der Stadt Fürth in den Jahren 1904 und 1912 übernahm nun der Regierungspräsident von Mittelfranken, Dr. Julius Ritter von Blaul, die Initiative zur Vereinigung. Selbst Ludwig III., König von Bayern, schloss sich ebenso an wie die jeweiligen Handelsvorstände der beiden Städte. Dieses Mal lag es an der Stadt Fürth, dass es zu keinen weiteren Verhandlungen kam. Oberbürgermeister Dr. Robert Wild lehnte Sondierungen aus pragmatischen Erwägungen ab, da sich seiner Meinung nach die „Bevölkerung, für die der Krieg sowieso schon genug Unangenehmes bringe, nicht unnötig aufregen [solle]. Außerdem stünden Tausende von Bürgern an der Front, ohne deren Mitwirkung eine solch wichtige Angelegenheit nicht entschieden werden dürfe. Eine Einverleibung müsse der Volksstimmung und nicht den Wünschen Einzelner entsprechen“.
Doch von Blaul gab sich mit dieser Entscheidung nicht zufrieden und unternahm ein Jahr später erneut einen Versuch, die Sondierungsgespräche aufzunehmen. In der darauffolgenden konstituierenden Sitzung der Kommission zur Prüfung der Frage zur Vereinigung von Nürnberg und Fürth stimmte dann tatsächlich nur einer in Fürth gegen die Aufnahme der Gespräche: der inzwischen in den Stadtrat gewählte Stadtpfarrer und Mitglied des Vereins „Treu Fürth“, Paul Fronmüller.
Wegen des Kriegsendes im November 1918 und der anschließenden Novemberrevolution 1918/19 blieb es zunächst nur bei einer konstituierenden Sitzung ohne weitere Arbeitsvergaben. Als von Blaul im November 1920 erneut zu Verhandlungen aufrief, waren sich die Vertreter der Stadt Fürth zwar einig, den Anschluss per se nicht zu fordern, aber immerhin eine Prüfung auf den Weg zu bringen, wie so eine Einheitsgemeinde aussehen könnte.
Die konkreten Vorschläge mündeten im Oktober 1921 in eine Denkschrift des damaligen Oberbürgermeisters der Stadt Nürnberg. Dr. Hermann Luppe zeichnete darin die Vision einer Einheitsgemeinde, ähnlich der Großgemeinden Berlin oder Hamburg-Altona. Neuer Name für beide Städte wäre „Nürnberg-Fürth“ gewesen, mit einem fiktiven neuen Zentrum in der Mitte von Nürnberg und Fürth, in etwa im Bereich der heutigen Ortsteile Gostenhof/Eberhardshof. Gleichzeitig schlug er vor, den damaligen Stadtrat (bestehend aus 40 Mitgliedern) in den Nürnberger Stadtrat zu integrieren. Im neuen Stadtrat Nürnberg-Fürth wären dann acht Fürther den 42 Nürnberger Kollegen gegenübergesessen. Auch von den ehemals vier Fürther Bürgermeistern wären nur noch zwei übriggeblieben. Zwar sollte eine weitgehend dezentrale Verwaltung die Eigenständigkeit Fürths erhalten, dennoch wurde der Vorschlag im Fürther Stadtrat zunächst sehr kontrovers aufgenommen. Nach einer 20-stündigen Debatte, unterbrochen durch eine kurze Nachtpause, entschied sich der Fürther Stadtrat im Dezember 1921 mehrheitlich für den Vorschlag Dr. Luppes – und somit für eine Einheitsgemeinde Nürnberg-Fürth. Unter den Befürwortern waren bekannte Sozialdemokraten wie Friedrich Scherzer und Hans Rupprecht, aber auch die Bürgermeister Wild, Zorn und Haller. Lediglich zwölf Stadträte stimmten gegen den Zusammenschluss – die Vertreter von „Treu Fürth“ sowie der Bürgermeister Eduard Müller.
Während in Fürth hart um eine Position gerungen wurde, fiel das Interesse der Nürnberger Stadtratskollegen eher gering aus. Ein Teil der Stadträte war zur entscheidenden Sitzung nicht einmal gekommen. Einig waren sich aber beide Gremien darin, dass es trotz der klaren Beschlüsse einer Einheitsgemeinde doch noch eine Volksabstimmung in der Sache geben sollte, um sich hier gegenüber der Bevölkerung abzusichern. Die überlieferte Berichterstattung lässt erkennen, dass sich die Sozialdemokraten sicher waren, dass das Ergebnis klar zu ihren Gunsten ausgehen würde – nicht zuletzt, weil auch die Gewerkschaften für eine Einheitsgemeinde warben. 
Das Ergebnis der Volksabstimmung am 22. Januar 1922 war ein Paukenschlag, mit dem die meisten nicht gerechnet hatten: Bei einer Wahlbeteiligung von knapp 80 Prozent wurden 64,8 Prozent der Stimmen gegen eine Einheitsgemeinde abgegeben, lediglich 35,2 Prozent stimmten zu. Nur kurze Zeit später trat der Stadtrat geschlossen zurück und machte Platz für Neuwahlen. Die Zeitung titulierte den Rücktritt als vollständige Kapitulation des Stadtrats. In der darauffolgenden Wahl gewann erstmals in der Stadtgeschichte eine bis dato eher unbekannte Wählervereinigung. Die Wählergemeinschaft "Fürther Selbständigkeit" holte unter Führung der Bürgerinitiative „Treu Fürth“ aus dem Stand 49,03 Prozent und somit 20 der 40 Sitze im Stadtrat. Die bis dahin mehrheitlich vertretenen sozialdemokratischen und kommunistischen Parteien wurden entsprechend abgestraft und verloren ihre Mehrheit im Stadtrat.
Der Verein „Treu Fürth“ konnte sein Ergebnis bei der darauffolgenden Wahl im Dezember 1924 nicht mehr behaupten. Erneut wurde die Sozialdemokratie die stärkste Kraft in Fürth. Der Verein konnte sich noch bis 1939 halten, nicht zuletzt da er offen mit den Machthabern des Nationalsozialismus sympathisierte. Am 5. April 1939 löste sich der Verein auf.
Noch einmal kam der Gedanke eines Zusammenschlusses im Dritten Reich auf. Vor allem der Nürnberger Oberbürgermeister Dr. Liebel wurde hier aktiv. Selbst höchste Regierungskreise in Berlin wurden involviert. Adolf Hitler soll zunächst persönlich seine Zustimmung zu den Plänen erteilt haben. Aufgrund der Interventionen des aus Fürth stammenden NS-Gauleiters von Danzig-Westpreußen, des später als Massenmörder verurteilten Albert Forster, sprach sich Hitler später gegen die Vereinigung aus. Die Pläne wurden dann nicht mehr weiterverfolgt. Nach dem Zweiten Weltkrieg blitzte der Gedanke nur noch kurz auf, spielte aber keine ernsthafte Rolle mehr.




„Stadtplan“ der neuen Großgemeinde Nürnberg-Fürth

Zeitung, 1922-01-19, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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Vor der Abstimmung wurden in den Printmedien noch zahlreiche Aufrufe und Artikel von Befürwortern und Gegnern des Projekts veröffentlicht.
Mit einem Plan der künftigen Großgemeinde Nürnberg-Fürth wollten die Anhänger des Zusammenschlusses die Menschen überzeugen. Wirtschaftliche Erwägungen bildeten ein Hauptargument. Es sollte jedoch auch dem Eindruck entgegengewirkt werden, Fürth werde nach Nürnberg „einverleibt“. Vielmehr handelte es sich um einen echten Zusammenschluss mit einem völlig neu zu errichtenden, gemeinsamen Geschäfts- und Verkehrszentrum.


„Stadtplan“ der neuen Großgemeinde Nürnberg-Fürth

Zeitung, 1922-01-19, Nürnberg

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3a, Fränkische Tagespost, Donnerstag, 19.01.1922, 0034.jpg


Porträt des Fürther Pfarrers und Stadtrats Paul Fronmüller

Fotografie, 1925

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Stadtarchiv Fürth

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3b, F-Alb 38 Ausschnitt Fronmüller.jpg


Paul Fronmüller war ab Mai 1914 Pfarrer von St. Michael in Fürth. Er beschränkte sich jedoch nicht nur auf seine theologischen Aufgaben, sondern brachte sich auch intensiv in die Politik seiner Gemeinde ein. Als entschiedener Gegner des Zusammenschlusses und Sprecher des „Vereins zur Wahrung der Interessen der Stadt Fürth“, kurz „Treu Fürth“, machte er sich einen Namen und wurde als Vertreter seines Vereins 1919 sogar in den Stadtrat gewählt.
Wegen seiner populistischen Art, seinen positiven Äußerungen über den Nationalsozialismus und dem Verdacht des Antisemitismus – obwohl der jüdische Fürther Isaak Löw Weiskopf zu seinen Verbündeten im Kampf gegen die Eingemeindung zählte – wird er jedoch auch kritisch betrachtet.


"Treu Fürth" (Emblem)

ca. 1922, Fürth

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FürthWiki

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3c, Treu Fürth, Logo, FürthWiki.jpg
Der bereits 1918 gegründete Verein "Treu Fürth" erlangte durch seinen intensiven Kampf gegen den Zusammenschluss 1921/22 große Popularität in der Fürther Bevölkerung. Zu den führenden Köpfen des Vereins zählte neben Paul Fronmüller und Isaak Löw Weiskopf auch Babette Bauer.
Bei den Stadtratswahlen nach der Volksabstimmung zogen zahlreiche Mitglieder und Sympathisanten in den Fürther Stadtrat ein.




Zeitungsaufruf von „Treu Fürth“ kurz vor der Abstimmung

Verein "Treu Fürth", Zeitung, 1922-01-21, Nürnberg

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3d, Fränkische Tagespost, Samstag, 21.01.1922  00035, dagegen.jpg


Noch am Tag vor der Abstimmung mobilisierte der Verein „Treu Fürth“ die Bevölkerung, an der Volksabstimmung teilzunehmen und gegen die Pläne eines Zusammenschlusses von Nürnberg und Fürth zu stimmen.


Gedicht gegen die „Einverleibung“ Fürths durch Nürnberg

Milchthaler, Georg, ohne Angabe, frühe 1920er Jahre, Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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3e, Man 792  00004, 14 Verse gegen Einverleibung.jpg
Es wurden aber nicht nur Zeitungsanzeigen geschaltet, auch allerhand Flugblätter sind verteilt worden, um möglichst alle Teile der Bevölkerung zu erreichen.
Das Gedicht mit 14 Versen, das von Georg Milchthaler herausgegeben wurde, beschreibt die Stimmung dieser Tage. Es endet mit den Worten:
...
Kurz und gut, nehmts mir nicht krumm heut
Wenn ich’s euch ganz offen sag:
Eine riesengroße Dummheit
Ist die Einverleibungsfrag!!




Ergebnis der Volksabstimmung vom 22.1.1922

Aktenauszug, 1922-01-23, Fürth

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3f, AGr. 0 - 345 Abstimmungsergebnis_ü.jpg


Die Niederschrift vom 23. Januar 1922 über die Abstimmung am 22. Januar 1922 erbrachte ein eindeutiges Ergebnis. Die Wahlleitung stellte nach Auszählung der 63 Stimmbezirke fest, dass 21.684 Stimmen gegen und nur 11.801 Stimmen für den Zusammenschluss von Nürnberg und Fürth abgegeben worden waren.


Postkarte „Einverleibung Nürnberg-Fürth“, wohl 1922

Verlag von Schleier und Holtz, Fürth, Postkarte, 1922, Fürth

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3g, P 107, Postkarte Einverleibung.jpg
Mit Erleichterung nahmen die Gegner des Gemeindezusammenschlusses das Ergebnis der Volksabstimmung auf. Fürth blieb eigenständig.


04

Jüdische Geschichte Nürnbergs und Fürths

Völlig gegensätzlich verlief die jüdische Geschichte der beiden Städte Nürnberg und Fürth. Die erste urkundliche Erwähnung von Juden in Nürnberg ist für 1146 nachweisbar, 1288 das erste jüdische „Viertel“, acht Jahre später eine erste Synagoge. Doch das Leben der jüdischen Bevölkerung war von mehreren Pogromen geprägt. 1349 wurden viele Juden mit der Anschuldigung, sie würden die Brunnen vergiften und die Pest verbreiten, ermordet. Nach zwischenzeitlicher Wiederansiedlung wurden die Juden 1499 erneut aus der Stadt vertrieben und eine Wiederansiedlung für lange Zeit verboten.
Die Fürther jüdische Geschichte beginnt erst nach dieser Vertreibung. 1528 wurde der erste (Schutz-) Jude vom Markgrafen von Ansbach, einem der drei Herren Fürths, aufgenommen. Im 16. und 17. Jahrhundert konnten sich die Juden, bedingt durch die Konkurrenzsituation der drei Herren über Fürth, Rechte erwerben, die es in dieser Form anderswo in Deutschland so nicht gab. Schriftlich festgehalten wurde die 1719 in einem „Reglement“: Den Juden wurden alle religiöse Freiheiten und wirtschaftliche Gleichberechtigung zugesichert. Sie konnten selbst bestimmen, welche Juden sich in Fürth ansiedeln durften. Zudem waren sie mit zwei stimmberechtigten (!) Vertretern in der Fürther Gemeindeversammlung vertreten. Hierbei handelt es sich um einen Grad der Partizipation nicht nur am Gemeindeleben, sondern auch an der Politik, wie es andernorts unvorstellbar war. Ausdruck fand diese Beteiligung, auch am gesellschaftlichen Leben, in der gemischten christlich (protestantischen) und jüdischen Bebauung mit jüdischen Hauseigentümern an prominenten Stellen des Ortes. Auch gab es gemischt-konfessionelle Hausgemeinschaften.
Fürth profitierte außerordentlich von den jüdischen Einwohnern: Toleranz ist nützlich. Die jüdischen Kaufleute mit ihren überregionalen Beziehungen handelten weiträumig mit Fürther Produkten, brachten sie ab 1675 auf die bedeutenden Leipziger Messen und trugen so wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung im 18. Jahrhundert bei.
Auch wenn mit der Zugehörigkeit Fürths zum Königreich Bayern im 19. Jahrhundert die besonderen Rechte endeten, entwickelte sich das Zusammenleben zur völligen Integration. In der für die Fürther Geschichte so wichtigen Industrialisierung trugen die jüdischen Unternehmer und Fabrikanten viel zum Wohlstand der Stadt bei. Sie sahen aber auch die sozialen Verwerfungen und machten umfangreiche wohltätige Stiftungen, spendeten aber auch in allen anderen Bereichen, zum Beispiel zum Bau des Stadttheaters.
In der Industrialisierungszeit gab es auch wieder in Nürnberg eine jüdische Bevölkerung. 1850 konnte sich eine jüdische Familie mit königlicher Erlaubnis in Nürnberg niederlassen. Wie in Fürth trugen die jüdischen Unternehmer zur wirtschaftlichen Entwicklung bei. Die Gemeinde wurde zunächst vom Fürther Oberrabbiner Dr. Isaak Loewi betreut, bis sie 1872 einen eigenen Rabbiner und 1874 mit dem Bau der großen Synagoge am Hans-Sachs-Platz ein repräsentatives Gotteshaus erhielt. In Fürth wurde die erste Synagoge aus dem Jahr 1617 erhalten, umgebaut und erweitert. Von ihren neu zugezogenen Nürnberger Glaubensgenossen hielten die Fürther Juden nicht sehr viel. Sie bezeichneten sie als neureich und kulturlos (Werner Heymann).
Einer der großen Wohltäter Fürths, der Bleistiftfabrikant Heinrich Berolzheimer, stiftete das nach ihm benannte Berolzheimerianum in Fürth, in Nürnberg das Künstlerhaus und das Luitpoldhaus. So wurde er der einzige, der die Ehrenbürgerwürde von Fürth (1904) und Nürnberg (1905) verliehen bekam.
Im Schlechten standen sich Fürth und Nürnberg nichts nach. Im Nationalsozialismus wurde die jüdische Bevölkerung ausgelöscht, in die Emigration gezwungen und im KZ ermordet. Nach 1945 wurden neue Gemeinden gegründet, die Nürnberger konnte sich größer und weiter entfalten als die Fürther.




Ehemalige Hauptsynagoge Nürnbergs

Schmidt, Ferdinand (Fotograf), Fotografie, nach 1874, Nürnberg

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Stadtarchiv Nürnberg

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4a, Nbg. Hauptsynagoge 03_A47_KS_125_003.jpg


Die Nürnberger Hauptsynagoge war ein Gotteshaus der Reformgemeinde und wurde am Hans-Sachs-Platz nach Plänen von Adolf Wolff errichtet. Das Gebäude entstand an der Stelle des einstigen Harsdörfferhofs der Patrizierfamilie Harsdörffer. Am 8. September 1874 weihte Bürgermeister Otto Stromer von Reichenbach die Synagoge mit einer Rede ein. Abgebrochen wurde sie bereits vor den Novemberpogromen der Nationalsozialisten am 10. August 1938 auf Anweisung von Julius Streicher, dem NSDAP-Gauleiter von Mittelfranken unter dem Vorwand: sie soll „das schöne deutsche Stadtbild empfindlich (ge)stör(t)“ haben.


Ehemalige Hauptsynagoge Fürths

Lotter, Heinrich (Fotograf), Fotografie, ohne Angabe, Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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Quelle

Stadtarchiv Fürth

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4b, HL 1893.jpg
Das erste jüdische Gotteshaus in Fürth, 1617 gegründet, wurde zur Hauptsynagoge und im Laufe der Jahre umgebaut und erweitert. Sie stand auf dem „Schulhof“, dem Zentrum der Fürther Jüdischen Gemeinde, das sich zwischen Königstraße und Mohrengasse befand. Auf diesem Gebiet befanden sich insgesamt vier jüdische Gotteshäuser. Wie die meisten Synagogen im Deutschen Reich zerstörte sie die hiesige SA in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und zündete sie an. Danach riss man die ausgebrannten Ruinen ab. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf dem Gelände Wohngebäude erbaut, 1968 nebenan in der Geleitsgasse ein Denkmal errichtet.




Das Berolzheimerianum

Berolzheimer, Heinrich, Fotopostkarte, 1915, Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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4c, Berolzheimerianum P 642_1200g.jpg


Das Berolzheimerianum in Fürth wurde vom jüdischen Bleistiftfabrikanten Heinrich Berolzheimer als Volksbildungsheim gestiftet und 1906 eröffnet. Die Idee der kostenlosen Volksbildung brachte der hiesige Geschäftsmann aus den USA mit, wo er 1861 die Firma Eagle Pencil Co. gründete. Bald darauf kehrte er wieder in seine Heimatstadt zurück. Der großzügige Stifter wurde Ehrenbürger sowohl von Fürth als auch von Nürnberg.
Heute befindet sich im Berolzheimerianum die Comödie Fürth und das Grüner Brauhaus.

05

Architektonische Streifzüge durch Fürth und Nürnberg



Blick über die nördliche Nürnberger Altstadt zur Burg

Staatliche Bildstelle Berlin, Fotografie, um 1935, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

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Stadtarchiv Nürnberg

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Architektonisch könnten Fürth und Nürnberg unterschiedlicher kaum sein. Dies beruht vor allem auf der Geschichte der beiden Städte. Während Fürth über Jahrhunderte ein überschaubarer Marktflecken blieb, entwickelte sich Nürnberg zur Reichsstadt, über der die Burg als Monumentalbau thronte.
Die bekannteste Ansicht der Stadt ist der Blick über die nördliche Nürnberger Altstadt zur Burg, hier um 1935 vor der Zerstörung durch den Zweiten Weltkrieg aufgenommen.

 



Die Michaelskirche in Fürth

Fotografie

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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(5b) Stadtarchiv Fürth, A 2272.jpg


Die Lorenzkirche in Nürnberg

Staatliche Bildstelle Berlin, Fotografie, um 1935, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

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Stadtarchiv Nürnberg

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(5b) Stadtarchiv Nürnberg, 03_A44_C_6210_02.jpg


Wie üblich stellten die Kirchen der Städte die zentralen Bauwerke dar. Die Fürther St. Michaelskirche als die ältere war zunächst die Mutterkirche von St. Lorenz in Nürnberg – ein für die wohlhabende Reichsstadt unerträglicher Zustand. Im Vergleich der beiden Gotteshäuser wird der Unterschied deutlich: die große, prächtig ausgestattete zweitürmige Lorenzkirche im Gegensatz zur einfachen, eintürmigen und einschiffigen Michaelskirche, nur mit einem Relief im Tympanon über dem Westportal geschmückt. Die mächtigere Seite setzte sich schließlich durch, Fürth wurde von Nürnberg kirchlich abhängig.


Ansicht vom Fürther Marktplatz

Postkarte

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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(5c) P 0678.jpg
Im Dreißigjährigen Krieg litt Fürth viel mehr als Nürnberg. Nur drei Gebäude überlebten – die Kirche St. Michael, die Synagoge und das Geleitshaus. So dominieren im alten Ortskern Fachwerkhäuser, die ab dem 18. Jahrhundert oft mit Sandsteinfassaden ausgestattet wurden. Damit spiegeln sie den wirtschaftlichen Aufschwung dieses Jahrhunderts wider, als Fürth Nürnberg in vielen Bereichen wirtschaftlich überholte.
Noch heute ist die Ansicht des Fürther Marktplatzes, dem „Grünen Markt“, von Fachwerk und Sandstein geprägt.




Anwesen in der Hornschuchpromenade in Fürth

Lotter, Heinrich (Fotograf), Fotografie

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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(5d) NL 71 - 1211.jpg
Im 19. Jahrhundert gewann ein neuer Baustil die Oberhand. Vor allem in der Hochindustrialisierungszeit konnten sich die wohlhabenden Bürger Fürths des 1808/1818 zur Stadt gewordenen Ortes auch repräsentative Wohnhäuser leisten. Bestes Beispiel hierfür sind die Prachtstraßen Hornschuchpromenade und Königswarter Straße. Auch viele Industriebauten und die zugehörigen Wohnviertel entstanden, wenn auch weit weniger umfangreich als in Nürnberg. Da Fürth im Zweiten Weltkrieg das Glück hatte, im Verhältnis zu anderen Städten weniger zerstört worden zu sein, wird die Stadt heute von den oft herrschaftlichen, aber auch von den einfacheren Sandsteingebäuden aus den Jahrzehnten vor und nach 1900 geprägt, oft im Stil des Historismus. Fürth hat eine einmalige Dichte von denkmalgeschützten Gebäuden.




Das Fürther Stadttheater

Lotter, Heinrich (Fotograf), Fotografie

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Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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(5e) HL 1724.jpg


In der Industrialisierung, initiiert vom Bau der ersten deutschen Eisenbahn, in der beide Städte viel leisteten, entwickelte sich nachbarschaftliche Konkurrenz. Ein Symbol dafür sind die Theaterbauten. 1902 wurde das Fürther Stadttheater in einem prächtigen, die Bedeutung der avancierten Industriestadt repräsentierenden Historismus von den profiliertesten Theaterarchitekten Helmer und Fellner aus Wien errichtet. Nürnberg dagegen engagierte den Konkurrenten des Wiener Teams, den Berliner Architekten Heinrich Seeling, der 1905 das Stadttheater (ab 1930 Opernhaus) errichtete, ebenfalls in einem aufwendigen Historismus (siehe nächster Slider).


Das Stadttheater (heute Opernhaus) in Nürnberg

Hochbauamt Nürnberg, Fotografie, 1917

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Stadtarchiv Nürnberg

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Stadtarchiv Nürnberg

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(5e) Stadtarchiv Nürnberg, 06_A38_E_34_07.jpg

06

Verkehrswesen zu Lande, zu Wasser und in der Luft

Viele Jahrhunderte lagen Fürth und Nürnberg nebeneinander, ohne dass es Überlegungen für einen Zusammenschluss gegeben hätte. Auch die Lage beider Ansiedlungen im Kreuzungsbereich wichtiger Handelswege änderte zunächst nichts an dieser Situation. Erst mit der Übernahme des Fürstentums Ansbach und damit Fürths durch das Königreich Preußen Ende des 18. Jahrhunderts gab es Bestrebungen, beide Orte direkt mit einer befestigten Chaussee zu verbinden, die den steigenden Waren- und Personentransport erleichtern sollte. 
Während der Industrialisierung näherten sich beide Städte baulich und verkehrstechnisch immer mehr an. Den Ausgangspunkt bildete zunächst die Ludwigseisenbahn, die 1835 ihren Betrieb aufnahm. Parallel dazu wurde der Ludwig-Donau-Main-Kanal gebaut, der 1846 fertiggestellt wurde, denn der Bootsverkehr und das Treideln auf Flüssen galten als wichtige Transportalternativen. Besonders aber von dem raschen Ausbau des Eisenbahn-Streckennetzes profitierten beide Nachbarstädte.
Ende des 19. Jahrhunderts gründeten beide Städte zudem eine Gesellschaft, die den Bau eines gemeinsamen Straßenbahnnetzes voranbrachte. Aufgrund der zunehmenden Motorisierung ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts beschloss der Nürnberger Stadtrat Ende der 1960er Jahre zur Entlastung der Innenstadt eine Untergrundbahn zu bauen. Fürth schloss sich dem Vorhaben an und erweiterte ab den 1980er Jahren das Streckennetz innerhalb seiner Stadtgrenzen.
Nachfolger des 1950 aufgelassenen, unrentablen Ludwig-Donau-Main-Kanals wurde der Main-Donau-Kanal. Die europäische Großschifffahrtsstraße, deren Bau 1960 begann, wurde 1992 für den durchgängigen Verkehr freigegeben und verbindet seither Nordsee und Schwarzes Meer auf dem kürzesten Weg. Fürth und Nürnberg errichteten 1972 jeweils einen Hafen mit angrenzendem Hafengelände an der Strecke. Der „bayernhafen Nürnberg“ zählt mittlerweile zu einem der wichtigsten Güterverkehrs- und Logistikzentren in Europa.
Eine weitere Verbindung der beiden Städte stellte der Flugverkehr dar. Im Bereich der Städte Nürnberg-Fürth-Erlangen auf dem Plateau zwischen Unterfarrnbach und Atzenhof wurde 1914 eine militärische Fliegerstation eingerichtet. Zivilen Luftverkehr gab es noch nicht. Der begann, als es 1920 gelang, den Luftverkehrshafen Fürth in die Liste der internationalen Flughäfen aufnehmen zu lassen. Nürnberg und Fürth pachteten 1922 den Flugplatz gemeinsam von der Regierung. Da Fürth zwei Drittel des Pachtzinses übernahm, Nürnberg ein Drittel, erhielt der Flugplatz den Namen „Fürth-Nürnberg“. Der Fracht- und Passagierverkehr entwickelte sich rasant. Weil sich Fürth Mitte der 1920er Jahre aber in einer schlechten wirtschaftlichen Situation befand, konnte die Stadt die Pacht sowie anstehende Investitionen nicht mehr leisten. Nürnberg übernahm 1928 den gesamten Pachtvertrag und gab dem Flughafen den Namen „Nürnberg-Fürth“. Parallel dazu liefen die Planungen der Stadt Nürnberg, einen eigenen Flughafen zu bauen. 1933 zog der Zivilflughafen nach Nürnberg-Marienberg um. Das Fürther Areal ging wieder an das Militär.
Im Jahr 1950 kehrte der internationale Flugverkehr noch einmal nach Fürth zurück. Im Zweiten Weltkrieg war der Flughafen am Marienberg fast völlig zerstört worden. Auf einem Gelände in Nürnberg-Kraftshof sollte zeitnah ein neuer Flughafen entstehen. Für die Überbrückungszeit wurde dringend eine Fluganbindung benötigt, also diente der noch intakte Werksflugplatz der Firma „Bachmann, von Blumenthal & Co. KG“ auf der Fürther Hardhöhe als provisorischer „Industrieflughafen Nürnberg-Fürth“. Der internationale Flugbetrieb, den beide Städte gemeinsam verwalteten, endete 1955, als der neue Nürnberger Flughafen eröffnet wurde. Damit schloss sich das Kapitel des Luftverkehrs in Fürth, während sich die Nürnberger Erfolgsgeschichte des 2014 in „Albrecht Dürer Airport Nürnberg“ umbenannten Flughafens bis Ende der 2010er Jahre kontinuierlich fortsetzte.




Die Chaussee von Fürth nach Nürnberg

Dein, Johann Georg (Zeichner), Kupferstich, 1804

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Stadtarchiv Fürth

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6a, Blick von Fürth nach Nürnberg, B 40_ü.jpg


Da sich der alte unbefestigte Weg von Fürth nach Nürnberg zeitraubend über Schniegling und Johannis zog, veranlasste Karl August von Hardenberg 1801 den Bau einer schnurgraden, gepflasterten Chaussee, die 1804 fertiggestellt wurde. Für die Baumaßnahme benötigte man sehr viele Pflastersteine. Diese kamen aus einem Steinbruch nahe Wendelstein, der sich allerdings im Besitz der Nachbarstadt befand. Da Hardenberg das Nürnberger Land als preußischen Besitz betrachtete, zahlte er dem Steinbruch nur den Preis für die Steine. Die Abgabe an den Steinbruchbesitzer Nürnberg entrichtete er nicht. Aus dieser Situation, und weil den Nürnbergern der Bau dieser Straße ein Ärgernis war, entstand der „Pflasterkrieg“.
Der Rat der Stadt Nürnberg erließ nach Wendelstein das Verbot, Steine für diesen Straßenbau zu liefern, und deckte seinerseits den Steinbruch mit Aufträgen ein. Da nun kaum noch Steine nach Fürth kamen, verboten die preußischen Behörden bis zur Vollendung der Straße, Steine ohne Erlaubnis an „Fremde“ zu liefern. Die Nürnberger, verärgert darüber, als „Fremde“ bezeichnet zu werden, transportierten nun nachts die benötigten Steine heimlich aus Wendelstein in ihre Stadt. Vor den Stadttoren warteten jedoch schon preußischen Soldaten und fingen viele der Lieferungen ab. Dafür wurde natürlich nichts bezahlt. Gewonnen hat diesen Kleinkrieg die mächtigere preußische Seite. Nach Vollendung der Chaussee waren etwa eine Million Steine verbaut worden.


Die erste deutsche Eisenbahn

Scharrer, (Caspar) Friedrich (Zeichner), Steindruck, nach 1846

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Stadtarchiv Fürth

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Mit der Gründung der Ludwigs-Eisenbahn-Gesellschaft wurde auf der konstituierenden Sitzung am 19. Oktober 1833 das Eisenbahnzeitalter in Deutschland eingeleitet. Die Hauptinitiatoren waren der Kaufmann und erste Direktor der Gesellschaft, Georg Zacharias Platner, und sein Stellvertreter und Leiter der Polytechnischen Schule, Johannes Scharrer, beide aus Nürnberg. Vielfältige Unterstützung bekamen sie aus der lokalen Geschäfts- und Politwelt, unter anderem von den Bürgermeistern aus Fürth, Franz Joseph von Baeumen, und Nürnberg, Jakob Friedrich Binder.
Die Errichtung der etwa sechs Kilometer langen Trasse der Ludwigseisenbahn im Jahr 1835 erfolgte nach rein praktischen Gesichtspunkten. Sie sollte die Städte Nürnberg und Fürth auf schnellstem Wege verbinden. Dafür bot sich die zuvor in preußischer Zeit angelegte Chaussee zwischen den beiden Städten an. Diese verlief fast schnurgerade und wies keine größeren Höhenunterschiede auf.
Trotz einiger Schwierigkeiten und Preistreibereien konnten die für den Bau benötigten Grundstücke in kurzer Zeit erworben werden. Anschließend wurde vom Nürnberger Plärrer bis zur heutigen Fürther Freiheit ein Damm errichtet, auf dem über 12.000 Steinquader und fast 2.000 Holzschwellen zur Befestigung der Metallschienen verlegt wurden. Wegen mangelnder Erfahrung und des für damalige Verhältnisse ungeheuren Gewichts der Lokomotive und der Waggons wurde der Bau sehr massiv und möglichst dauerhaft errichtet.
Die Gesamtkosten betrugen 175.496 Gulden. 132.000 Gulden davon stammten aus dem Aktienverkauf. Hauptverantwortlich war der Bezirksingenieur Paul Camille Denis, der in der Folge zum bayerischen Spezialisten für Eisenbahnbau wurde.
Der Druck bildet die Ludwigseisenbahn vor der Nürnberger Stadtsilhouette ab. Rechts fließt der Ludwigskanal.


Die erste deutsche Eisenbahn

Scharrer, (Caspar) Friedrich (Zeichner), Steindruck, nach 1846

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Stadtarchiv Fürth

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6b, Bi 293, Nürnberg mit Kanal und Eisenbahn, nach 1846_ü.jpg


Fürth, Stadt der tausend Schlöte

Postkarte, um 1890

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Stadtarchiv Fürth

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6c, P 558, Staatsbahnhof, Industrie, um 1890_ü.jpg


Während der Industrialisierung näherten sich Fürth und Nürnberg baulich und verkehrstechnisch weiter an. Wie auf der Postkarte zu sehen ist, entwickelte sich die Kleeblattstadt bis Ende des 19. Jahrhunderts zu einer prosperierenden Industriestadt. Dazu trug auch der rasche Ausbau des Eisenbahnstreckennetzes bei und hier besonders der Bau der Königlich Bayerischen Staatsbahnen ab 1862. Unzählige Züge machten nun auf ihrem Weg von Nürnberg nach Würzburg am Staatsbahnhof Fürth Station, um Passagiere und/oder Waren zu befördern. Dies führte aber dazu, dass die Rentabilität der Ludwigseisenbahn sehr stark zurückging. In der Wirtschaftskrise nach dem Ersten Weltkrieg musste der Betrieb eingestellt werden. Die Trasse wurde an die Nürnberg-Fürther Straßenbahn zur Errichtung einer Schnellstraßenbahn-Linie verpachtet.


Die Nürnberg-Fürther Straßenbahn

Recke, Fritz (Fotograf), Postkarte, um 1913, Nürnberg

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Stadtarchiv Fürth

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6d, P 1795, um 1913_ü.jpg
Erste Planungen für eine Straßenbahn lassen sich in Nürnberg bereits auf das Jahr 1864 datieren. Umgesetzt wurden diese zunächst jedoch nicht. Im April 1872 bildeten beide Städte ein Komitee, das die Verbindung beider Orte durch eine von Pferden gezogene Straßenbahn voranbringen sollte. 1881 entstand diese auch in Fürth. Ab April 1896 erfolgte die Elektrifizierung der Straßenbahn. Zunächst als privates Unternehmen gegründet und 1883 in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, ging die Nürnberg-Fürther Straßenbahn-Gesellschaft 1903 mit dem gemeinsamen Streckennetz in den Besitz der Stadt Nürnberg über. Der Ausbau des Streckennetzes der Straßenbahn schritt in beiden Städten zügig voran und diente vorwiegend dem Personentransport. Das Fürther Straßenbahnnetz blieb bis zu seiner Gesamtstilllegung 1981 nahezu unverändert.
Die Postkarte zeigt zwei Straßenbahnwaggons der Linie 1 (Fahrstrecke: Fürth, Plärrer, Lorenzkirche, Hauptbahnhof, Maxfeld). Vor der Straßenbahn posieren zwei Schaffner und der Straßenbahnfahrer in Uniform.




U-Bahn-Baustelle an der Fürther Stadtgrenze

Berthold, Lothar (Fotograf), Fotografie, 1968

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Stadtarchiv Fürth

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6e, LB-000327, 1968, U-Bahn-Bau Stadtgrenze_ü.jpg
Der Nürnberger Stadtrat beschloss 1963 angesichts zunehmender Motorisierung zur Entlastung der Innenstadt eine Untergrundbahn zu bauen und setzte den Plan ab März 1967 um. Bald waren die Bauarbeiten an der Nürnberg-Fürther-Stadtgrenze in vollem Gange.
Fürth stand nun vor der Entscheidung, sich an dem Vorhaben zu beteiligen oder es an der Stadtgrenze enden zu lassen. Im Juni 1967 fasste der Fürther Stadtrat den Beschluss, die U-Bahn-Strecke von der Stadtgrenze zunächst bis an die Billinganlage zu verlängern. 1982 erreichte die U-Bahn im ersten Bauabschnitt die Fürther Bahnhöfe Stadtgrenze und Jakobinenstraße. Die vorläufige Endstation Hardhöhe wurde 2007 fertiggestellt. Somit bleiben beide Städte weiterhin (mit-)einander verbunden.




Der Ludwig-Donau-Main-Kanal

Marx, Alexander (Zeichner), Fotoabzug von Stahlstich, ohne Jahr

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Stadtarchiv Fürth

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6f, A 1913, Dooser Brückkanal_ü.jpg


Schon im Mittelalter strebten Herrscher wie Karl der Große danach, größere schiffbare Flüsse durch Kanäle miteinander zu verbinden. Das historische Vorbild der „Fossa Carolina“ (Karlsgraben) fand in den neuzeitlichen Plänen einer Verbindung von Main und Donau ihren Niederschlag.
König Ludwig I. griff die Idee wieder auf. Er bevorzugte den Kanal gegenüber der Eisenbahn, der er keinen großen wirtschaftlichen Erfolg in Aussicht stellte, und leitete nach Jahren der Vorplanung 1836 den Baubeginn ein. Der Bootsverkehr auf Flüssen galt als wichtige Transportmöglichkeit. Der „Ludwigskanal“ erstreckte sich nach seiner Fertigstellung 1846 zwischen der Donau bei Kelheim und dem Main bei Bamberg. Er war für die Treidelschifffahrt ausgelegt. Während seines Verlaufs mussten hundert Schleusen überwunden werden, um die unterschiedlichen Höhenmeter auszugleichen. Der Abschnitt Nürnberg-Bamberg wurde 1843 fertig gestellt. Der Kanal führte durch heutiges Fürther Stadtgebiet, von Kronach an Ronhof und Poppenreuth vorbei zur Stadtgrenze an der Nürnberger Straße. Bei Doos entstand der Dooser Brückkanal. Hier wurde die Fahrrinne über die Pegnitz gebaut. Parallel dazu verlief die Ludwig-Süd-Nord-Bahnstrecke von Nürnberg nach Bamberg.
Der Kanal blieb langfristig gesehen wirtschaftlich nahezu bedeutungslos gegenüber der Eisenbahn, deren Schienennetz und wirtschaftliche Bedeutung stetig wuchsen.


Der Main-Donau-Kanal aus der Luft

NürnbergLuftbild / Hajo Dietz, Fotografie, 2009-09-09

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Stadtarchiv Nürnberg

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6g, bayernhafen Nürnberg, 02_A74_II_088.jpg


Nachfolger des 1950 aufgelassenen, unrentablen „Ludwigskanals“ wurde der Main-Donau-Kanal. Die europäische Großschifffahrtsstraße, deren Bau 1960 begann, wurde 1992 für den durchgängigen Verkehr freigegeben und verbindet seither Nordsee und Schwarzes Meer auf dem kürzesten Weg. Fürth und Nürnberg errichteten 1972 jeweils einen Hafen mit angrenzendem Hafengelände an der Strecke. Der „bayernhafen Nürnberg“ zählt mittlerweile zu einem der wichtigsten Güterverkehrs- und Logistikzentren in Europa.


Verkehrswege im 19. Jahrhundert

Bühler, J. A. (Kartograf), Karte, ohne Jahr

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Stadtarchiv Fürth

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6h, K 094, Plan Verkehrswege_ü.jpg


Die Karte gibt noch einmal einen Überblick über die damals bestehenden Verkehrswege in der Region Nürnberg-Fürth. Eine gute Verkehrsanbindung beider Städte - auch miteinander - wurde im Zeitalter der Industrialisierung immer wichtiger, zum einen um den Warentransport zu beschleunigen, zum anderen um die Berufstätigen, deren Anzahl stetig stieg, zu ihren Arbeitsstätten zu befördern.
Eingezeichnet ist die „Alte Fürther Straße“, die über Doos, Schniegling und St. Johannis führte, wie auch die neue „Fürther Straße“, die über Gostenhof nach Nürnberg einbog. Parallel zu dieser lag die Trasse der „Ludwigseisenbahn“. Die Strecke der „Ludwig-Süd-Nord-Bahn“ verlief von Bamberg an Fürth vorbei nach Nürnberg. Zu sehen ist auch der „Ludwigskanal“, mit dem Fürther Kanalhafen bei Poppenreuth und dem Nürnberger Kanalhafen bei Gostenhof.


Der Flughafen Fürth-Nürnberg aus der Luft

Vitzethum, Ferdinand (Fotograf), Fotografie, 1927

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Stadtarchiv Fürth

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6i, III-435, 1927 Flughafen Fürth-Nürnberg, Luftbild_ü.jpg

 

Eine weitere Verbindung der beiden Städte stellte der Flugverkehr dar. Im Bereich der Städte Nürnberg-Fürth-Erlangen auf dem Plateau zwischen Unterfarrnbach und Atzenhof wurde 1914 eine militärische Fliegerstation eingerichtet. Zivilen Luftverkehr gab es noch nicht. Der begann, als es 1920 gelang, den Luftverkehrshafen Fürth in die Liste der internationalen Flughäfen aufnehmen zu lassen. Nürnberg und Fürth pachteten 1922 den Flugplatz gemeinsam von der Regierung. Da Fürth zwei Drittel des Pachtzinses übernahm, Nürnberg ein Drittel, erhielt der Flugplatz den Namen „Fürth-Nürnberg“.




Der Flughafen Marienberg am Tag der Eröffnung

Fotografie, 1933-08-20

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Stadtarchiv Nürnberg

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Mitte der 1920er Jahre befand sich Fürth in einer schlechten wirtschaftlichen Situation und konnte die Pacht sowie anstehende Investitionen nicht mehr leisten. Nürnberg übernahm 1928 den gesamten Pachtvertrag und gab dem Flughafen den Namen „Nürnberg-Fürth“. Parallel dazu liefen die Planungen der Stadt Nürnberg, einen eigenen Flughafen zu bauen. 1933 zog der Zivilflughafen nach Nürnberg-Marienberg um. Das Fürther Areal wurde wieder an das Militär übergeben.
Das Foto zeigt den Flughafen Nürnberg-Marienberg am Tag der Eröffnung.


Der Industrieflughafen Nürnberg-Fürth

Wolkenstörfer, Fritz (Fotograf), Fotografie, 1955

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Fürth

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Stadtarchiv Fürth

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6k, NL 95-0708, 1955, FH N-Fü, Empfangsgebäude.jpg


Im Jahr 1950 kehrte der internationale Flugverkehr noch einmal nach Fürth zurück, nachdem der Flughafen Marienberg nicht mehr genutzt werden konnte. Auf einem Gelände in Nürnberg-Kraftshof sollte zeitnah ein neuer Flughafen entstehen. Für die Überbrückungszeit wurde dringend eine Fluganbindung benötigt, also diente der noch intakte Werksflugplatz der Firma „Bachmann, von Blumenthal & Co. KG“ auf der Fürther Hardhöhe als provisorischer „Industrieflughafen Nürnberg-Fürth“. Der internationale Flugbetrieb, den beide Städte gemeinsam verwalteten, endete 1955, als der neue Nürnberger Flughafen eröffnet wurde.
Damit schloss sich das Kapitel des Luftverkehrs in Fürth, während sich die Nürnberger Erfolgsgeschichte des 2014 in „Albrecht Dürer Airport Nürnberg“ umbenannten Flughafens bis Ende der 2010er Jahre kontinuierlich fortsetzte.
Das Foto zeigt das Empfangsgebäude des Industrieflughafens.

07

Treu SpVgg - Der Fußball und die gescheiterte Eingemeindung

Sucht man in der Stadtgeschichte Fürths nach Symbolen für die Identifikation der Fürther Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Stadt, so dürfte die Spielvereinigung bei objektiver Abwägung die erste Position einnehmen. Ähnlich muss es auch in der Frühzeit des Fußballgeschehens gewesen sein. Denn durch die Erfolge der SpVgg Fürth machte sich der Name der Stadt im gesamten Deutschen Reich bekannt. Immerhin war die Spielvereinigung der erste Verein aus Bayern, der 1914 die Deutsche Meisterschaft erringen konnte. 
Es dürfte nicht zuletzt diese Meisterschaft gewesen sein, welche die Anstrengungen bei den einstigen „Lehrmeistern“ aus Nürnberg noch verdoppelt hatte. Dass ausgerechnet die Fürther nun ganz vorne standen, war wohl Motivation genug. Und so stieg auch die Bedeutung der Derbys seit 1914 immer mehr an. 1920 hatten die beiden fränkischen Vereine das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreicht. Die seit 1914 wegen des Ersten Weltkriegs amtierende SpVgg wurde von den Nürnbergern 2:0 besiegt. In den folgenden Jahren waren die Auseinandersetzungen zwischen Fürth und Club ausgezeichnete Höhepunkte des deutschen Fußballgeschehens, nicht zuletzt, da auf beiden Seiten zahlreiche Nationalspieler zu finden waren. 
Die Konkurrenz zwischen den beiden besten Vereinen der 1920er Jahre bestimmte das sportliche Geschehen in den beiden Städten. Auch wenn in den offiziellen Mitteilungen der SpVgg Fürth, soweit sie als Quellen zur Verfügung stehen, zum Thema der Eingemeindung nach Nürnberg nichts zu finden ist, wäre es doch verwunderlich, wenn der Verein solchem Ansinnen nicht ablehnend gegenübergestanden hätte. Man kann sich vorstellen, dass die SpVgg, zu einem „Vorortverein“ degradiert, sowohl von städtischer als auch von Seite der Wirtschaft nicht mehr die nötige Unterstützung erhalten hätte, die auch damals nötig war, um Spitzenfußball zu gewährleisten.
Auch wenn diese Gedanken nur Interpretation sind, so hat der Fußball doch auch im Vorfeld der Volksabstimmung am 22. Januar 1922 eine gewisse Rolle gespielt. Denn ausgerechnet in den Tagen vor der Abstimmung strebt im mittelfränkischen Fußball die Auseinandersetzung zwischen Fürth und Nürnberg einem Höhepunkt zu. Schuld daran war eine kurzfristige Ligenreform, die zwar nach nur einem Jahr wieder zurückgenommen werden sollte, für das Spieljahr 1921/22 aber Bestand hatte. In der seit 1919 eingeführten sogenannten Kreisliga Nordbayern hatte zwei Mal der 1. FC Nürnberg vor der SpVgg Fürth den ersten Rang geholt. Wohl auch, um der immer höheren Anzahl von Fußballvereinen gerecht zu werden, hatte der Verband die Idee, diese damals höchste Liga nun in zwei Staffeln antreten zu lassen. So gab es eine Kreisliga Nordbayern mit zwei „Abteilungen“.
Die SpVgg Fürth stand zum Abschluss der Staffelspiele in „Abteilung 2“ mit sieben Punkten Vorsprung vorne. In der „Abteilung 1“ hatte sich der 1. FC Nürnberg ebenso erwartungsgemäß durchgesetzt. 
Die Verantwortlichen des Süddeutschen Fußballverbandes hatten sicherlich nicht die Absicht, durch die zeitliche Koinzidenz mit der Volksabstimmung in Fürth weitere Brisanz zu schaffen, doch die Termine des Finales um die Meisterschaft des Kreises Nordbayern brachten diese mit sich. Denn am 12. Januar 1922 stieg das Hinspiel zwischen den beiden Finalisten im Ronhof. Natürlich war das auch auf die sportliche Bedeutung des Spiels zurückzuführen und auf die Tatsache, dass die Fürther Verantwortlichen das Fassungsvermögen des Stadions in den vorausgegangenen Jahren ausgeweitet hatten. Doch darf man als sicher annehmen, dass auch die allgemeine explosive Stimmung im Hinblick auf die Volksabstimmung ihren Teil beigetragen haben mag.
Jedenfalls endete das 69. Derby der beiden fränkischen Rivalen nach dramatischem Verlauf mit einem knappen 3:2-Sieg der Gastgeber. Eine Woche später, am 19. Januar 1922 und somit nur drei Tage vor dem für die Weiterexistenz der Stadt Fürth so entscheidenden Termin der Volksabstimmung, wurde das Rückspiel im Nürnberger Zabo ausgetragen.
Die Nürnberger gingen durch einen Foulelfmeter 1:0 in Führung. Nun also herrschte (die sogenannte „Auswärtstor-Regel“ existierte im frühen Fußball nicht) Gleichstand. Das Spiel war an Dramatik und Spannung kaum zu überbieten. Lony Seiderer erzielte nach 70 Minuten den Ausgleich. Drei Minuten vor dem Ende war es Konrad Kleinlein, der für seine Kleeblättler das 2:1 und damit die endgültige Entscheidung markierte. Ausgerechnet kurz vor der Abstimmung über die Eingemeindung hatte die SpVgg Fürth einen geradezu symbolischen Erfolg über den 1. FCN errungen.




Mannschaft der Spielvereinigung Fürth, Deutscher Meister 1914/1915

Fotografie, 1915

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Stadtarchiv Fürth

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7a, A 2306 A-B, SpVgg-Meister 1914.jpg
Vorne von links: Sebastian Seidel, Hermann Polenski, Karl Franz.


Die Mannschaft der Spielvereinigung Fürth gewann, nachdem sie vorher bereits Ostkreismeister und Süddeutscher Meister wurde, am 31. Mai 1914 zum ersten Mal die Deutsche Meisterschaft. Das Endspiel in Magdeburg gegen den VfB Leipzig endete nach Verlängerung mit 2:3 Toren erfolgreich für das Kleeblatt.
Hinten von links: Georg Wellhöfer, Hans Jacob, Karl Burger, Hans Schmidt, Frigyes Weicz, Julius Hirsch, Georg Wunderlich, Adolf Riebe.

 



Lony Seiderer

Seiderer, Lony

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Archiv SpVgg Greuther Fürth GmbH & Co. KGaA

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7b, Titel_Seiderer.jpg
Die ewige Rivalität zwischen der Spielvereinigung und dem Club hat viele Gesichter. Vor allem diejenigen Spieler, die zwischen den beiden Vereinen gewechselt waren. Für die Zeit der frühen 1920er Jahre waren zwei davon besonders wichtig. Da war einmal Lony Seiderer. Der gebürtige Nürnberger war nach einem Streit mit Funktionären des 1. FCN 1917 zur Spielvereinigung gewechselt: Der erste Nürnberger, der diesen Wechsel vollzogen hatte.
Während Seiderers Beliebtheit in Nürnberg nun gegen Null ging, entwickelte er sich in Fürth zu einem der besten Spieler seiner Zeit, der wegen seiner außergewöhnlichen Ballbehandlung und strategischen Fähigkeiten wohl als einer der ersten Spielmacher des deutschen Fußballs gelten darf. Der erfolgreiche Kicker im Kleeblatt-Trikot schaffte es 1925 sogar auf den Titel der illustrierten Sportzeitung „Fußball“. In Händen hält er den „Süddeutschen Pokal“, der von der Spielvereinigung fünf Mal gewonnen wurde.




Hans Sutor

Fotografie

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7c, KB.12_HansSutor.jpg


Auf der anderen Seite stand mit Hans Sutor eine weitere Symbolfigur der Rivalität. Sutor, in Nürnberg geboren, hatte in der Kleeblattstadt bei Franken Fürth mit dem Fußballspielen begonnen und war 1914 zu den Ronhofern gewechselt.
Er unterlag zusammen mit der Spielvereinigung 1920 im Finale dem Club. Kurz darauf wechselte er zum 1. FCN und wurde zu einem wichtigen Stammspieler.


Choreografie der SpVgg_Fans Greuther Fürth

2017

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Archiv SpVgg Greuther Fürth GmbH & Co. KGaA

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7d, Treu Fürth Choreo 2017.jpg
Wie sehr die Ereignisse von damals auch im heutigen „modernen“ Fußball Widerhall finden, zeigten die Fans der SpVgg Greuther Fürth im Jahr 2017. Anlässlich eines Derbygastspiels des 1. FCN in Fürth entwickelten sie eine aufwändige Choreographie, die sich mit den Ereignissen des Jahres 1922 beschäftigte. Das Motto „Treu Fürth“ wurde aufgegriffen. Der Jubel zumindest der anwesenden Fürther Anhänger zeigte, dass die Inszenierung durchaus auch heute noch einen Nerv treffen kann. Bezeichnenderweise erschien im Nürnberger Block dazu ein Kommentar auf einem Spruchband. Auch aus der Sicht der FCN-Fans sei man „Treu Fürth“ dankbar und „ausnahmsweise“ einer Meinung mit den Fürthern.


08

Die Michaelis-Kirchweih

Die Fürther Michaelis-Kirchweih, kurz „Kärwa“, ist seit Jahrhunderten auch bei den Nachbarn des Ortes sehr beliebt und wird von ihnen gerne besucht. Jedes Jahr herrscht nach dem 29. September, dem St. Michaelstag, in der Stadt der Ausnahmezustand. Aus dem Zusammentreffen von Menschenmassen, Alkohol und Vergnügungen kann dabei eine explosive Mischung entstehen, die immer wieder zu Konflikten führte. Insbesondere im 19. Jahrhundert kam es dabei zu einigen Kontroversen zwischen Fürthern und Nürnbergern während des beliebten Jahrmarkts.
Im Jahr 1854 sprach sich der Nürnberger Magistrat gegen das Stattfinden der Fürther Kirchweih aus. Damals grassierte in Nürnberg die Cholera und die Angst vor Ansteckung war groß. Um entscheiden zu können, ob die Kirchweih unter diesen Umständen stattfinden dürfe, holte der Fürther Stadtmagistrat ein Gutachten des königlichen Stadtarztes ein und erwirkte bei der Regierung von Mittelfranken die Erlaubnis zur Durchführung. Dies war aber schließlich nur unter Auflagen möglich: Acht Paragraphen umfassten die Bestimmungen, die vor allem anstrengende Tätigkeiten wie „schlaflos hingebrachte Nächte“ oder Tanzbelustigungen verboten, beziehungsweise regelten. Außerdem wurde der Lebensmittelverkauf streng überwacht. Allerdings behielt sich die Fürther Stadtspitze für den Fall eines epidemischen Ausbruchs das Recht vor, die Kärwa zeitlich zu beschränken oder zu schließen. Dies war aber nicht nötig, im Gegenteil: Am Ende der Kirchweihzeit erschien in der Lokalpresse ein Lobgesang auf die vernünftige Haltung der hiesigen Einwohnerschaft, die sich zum Beispiel an der „Mässigung im Genusse, Urbanität im Umgange, Achtung vor gesetzlichen und polizeilichen Anordnungen zu allen Zeiten“ zeigte.




Das "Mist'n"-Unglück 1876

Postkarte, 1876

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Stadtarchiv Fürth

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8. A3846, Mist'n, aus Neuestes Fürther Kirchweih-Album_Zuschnitt.jpg


Eine besondere Episode ereignete sich 1876 im Gasthaus „Zur Mist’n“ in der Heiligenstraße 7. Sie gehört seitdem zu den beliebtesten Erzählungen über Missgeschicke während der Fürther Kärwa. Laut Zeitungsbericht hatte sich damals eine Gesellschaft von Nürnberger Kirchweihgästen in der Wirtschaft eingefunden. Einer aus dieser Gruppe verfiel auf die unglückliche Idee, seine Bratwürste auf der Abdeckung der Mistgrube vor dem Gasthaus zu verzehren. Seine Gefolgsleute folgten diesem Vorbild und bald hatten sich auf dem Deckel der Jauchegrube ungefähr 20 Personen niedergelassen, als plötzlich ein großer Krach ertönte. Die Abdeckung brach ein und „Männlein und Weiblein zappelten in dem unreinen Naß, Zeter und Hilfe schreiend“. Als man sie aus der Grube herauszog, „waren aus fidelen Kirchweihbesuchern traurige und betrübte Kopfhänger geworden“. Ein unbestätigtes Gerücht besagte, dass die Nürnberger Gäste nicht in die Ludwigseisenbahn einsteigen durften und nach Nürnberg laufen mussten. Wegen dieses Ereignisses soll die Gaststätte ihren Namen bekommen haben. Nichtsdestoweniger wird die Fürther Kirchweih weiterhin auch von Nürnberger Besucherinnen und Besuchern gerne frequentiert.

 

Eine virtuelle Ausstellung von

Fürth & Nürnberg – 100 Jahre gescheiterte Vereinigung – hunderte Jahre gemeinsame Geschichte. Anlass dieser Sonderausstellung ist das hundertjährige Jubiläum des gescheiterten Zusammenschlusses beider Orte 1922 zu einer Großgemeinde. Eine Volksabstimmung zugunsten der Fürther Unabhängigkeit verhinderte diese Pläne.

Team

Stadtmuseum Fürth
  • Alexandra Herzog
  • Ruth Kollinger
  • Martin Schramm
Ehrenamtliche
  • Barbara Ohm
  • Kamran Salimi
  • Jürgen Schmidt
Stadtarchiv Nürnberg
  • Antonia Landois (Online-Gestaltung)
Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 20.01.2022 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Fürth und Nürnberg wird veröffentlicht von:

Stadtmuseum Fürth
Ottostraße 2
90762 Fürth


gesetzlich vertreten durch Stadt Fürth, vertreten durch Oberbürgermeister Thomas Jung

Telefon: 0911 / 974 37 30
Fax: 0911 / 974 37 31
E-Mail:  info.stadtmuseum@fuerth.de

Inhaltlich verantwortlich:
Dr. Martin Schramm M.A.
Leiter Stadtarchiv und Städtische Museen
Ottostraße 2
90762 Fürth

Kurator*innen:
Alexandra Herzog M. A.
Ruth Kollinger M.A.
Dr. Martin Schramm M.A.

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin 

Telefon: +49 (0)30 266-41 1432, Fax: +49 (0) 30 266-31 1432,
E-Mail: geschaeftsstelle@deutsche-digitale-bibliothek.de

Umsatzsteueridentifikationsnummer: 
DE 13 66 30 206

Inhaltlich verantwortlich: 
Dr. Julia Spohr
Leiterin der Geschäftsstelle
Finanzen, Recht, Kommunikation, Marketing
Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



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