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Regalgeheimnisse

Auf den Spuren der Bücher der Humboldt-Universitätsbibliothek

Berlin University Alliance
Humboldt-Universität zu Berlin
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Senatsverwaltung für Wissenschaft, Gesundheit, und Pflege

Ausstellungseinleitung

Deutsch | English

Was erfahren wir, wenn wir Bücher nicht nur als Texte, sondern auch als physische Artefakte untersuchen? Ob eine teure Bibel oder ein billiges Reclam-Taschenbuch – jedes Buch enthält materielle Anhaltspunkte für die Umstände seiner Herstellung. Oft finden sich auch sichtbare Hinweise auf frühere Leser:innen, Verwendungszwecke oder Sammlungspraktiken. Diese Spuren geben Einblicke darin, wie einzelne Bücher erworben, benutzt und aufbewahrt wurden – und erzählen gleichzeitig größere Geschichten über Wissen, Lesen und den Alltag.

Jedes Buchexemplar hat also seine eigene Biografie – eine Lebensgeschichte, die sowohl von seinen Ursprüngen als auch von verschiedenen Erfahrungen geprägt ist.

Diese Ausstellung erzählt die Geschichten von sieben Büchern aus der allgemeinen Sammlung der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin. Bücher aus Sondersammlungen und Rara-Lesesälen erhalten typischerweise die größte Aufmerksamkeit von Forschenden. Eine wachsende Zahl an Studien zeigt aber: Auch Bücher, die auf den gewöhnlichen Freihandregalen von Universitätsbibliotheken zugänglich sind, können wertvolle historische Einblicke geben.1 Dies gilt insbesondere für Universitäten wie die Humboldt-Universität, die ihre Sammlungen seit dem 19. Jahrhundert aufbauen. Widmungen, beigelegte Objekte oder handschriftliche Notizen in Exemplaren stellen die verbreitete Annahme in Frage, dass scheinbar identische Ausgaben keinen besonderen Erkenntniswert haben. Gleichzeitig können Hinweise zur Herkunft eines Buchs – etwa Exlibris oder Bibliotheksstempel – Aufschluss über historische Nutzung und Zugangswege geben, die sonst im Verborgenen bleiben.

Die hier vorgestellten Bücher geben einen Einblick in die Vielfalt der Sammlung einer großen deutschen Universitätsbibliothek – von der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bis heute. Im Zusammenspiel zeigen sie eine große Bandbreite an Sprachen, Genres, Themen, Formaten, Publikationspraktiken und Sammlungsgeschichten. Und sie machen deutlich, wie viele spannende Perspektiven sich eröffnen, wenn man Bücher als einzigartige Objekte betrachtet.

In den Geschichten der unten vorgestellten Bücher stecken eine royale Besitzerin ebenso wie ganz normale Familien; Verleger, die wegen ihrer Identität und Überzeugungen verfolgt wurden; sich wandelnde Vorstellungen von Luxus und Massenproduktion – und Überraschungen, die selbst vertraute Texte bereithalten, wenn sie in neuen Ausgaben wieder erscheinen. Diese Ausstellung lädt dazu ein, genau diesen Geschichten auf den Grund zu gehen.

  1. Siehe auch: Looted Cultural Assets Project; Rotunda Library Online; Andrew M. Stauffer, Book Traces: Nineteenth-Century Readers and the Future of the Library (Philadelphia: University of Pennsylvania Press, 2021); Samuel V. Lemley, Neal D. Curtis und Madeline Zehnder, „Historical Shelfmarks as Sources for Institutional Provenance Research: Reconstructing the University of Virginia's First Library“, The Papers of the Bibliographical Society of America 118, no. 1 (2024): 79-101.




Seminar

2024

Aus der Sammlung von

Madeline Zehnder, Privatsammlung

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Quelle

Madeline Zehnder, Privatsammlung

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Das Forschungsteam im Museum für Druckkunst Leipzig. Von links: Lili, Emmeli, Tristan, Polina, Emil, Sofía, Madeline, Lea, Emma.

Jeder Teil dieser Ausstellung wurde von einem studentischen Mitglied des 2024-25 Berlin University Alliance X-Student Research Group Seminars „Shelf Secrets“ (Forschungsgruppeleiterin Dr. Madeline Zehnder) kuratiert. Mitglieder des Forschungsprojekts wählten selbst Bücher aus dem Bestand der HU-Bibliothek aus und rekonstruierten ein Semester lang die Biografie ihres Buches – begleitet von der Auseinandersetzung mit grundlegenden Konzepten und Methoden der Buchgeschichte, Diskussionen aktueller Forschung und ersten eigenen Versuchen im Buchdruck.

Auch wenn die einzelnen Kurator:innen unterschiedliche Herangehensweisen bei der Analyse ihrer Bücher gewählt haben, ist jeder Abschnitt nach drei gemeinsamen Kategorien aufgebaut: Entstehung, Gestaltung und Leser:innen & Gebrauch.

Bücher und Kurator:innen:

  • Histoire du siècle 1789-1889 (Paris, 1889)—Lili Csóti
  • Wanderungen und Gedanken. 2. Comte und die Göttin Clotilde (Berlin, 1921)—Lea Weiß
  • Plakat Handbuch. Jacques Albacharys Führer durch das Plakatwesen (Berlin, 1928)—Emma Budahn
  • Of Human Bondage (London, 1938)–Tristan Brennwald
  • Taʾrīḫ al-ḫaṭţ al-ʿarabī wa-ādābuhu (Kairo, 1939)—Polina Shablovskaia
  • Hitler Sobre America Latina (Mexiko D.F., 1968)–Sofía Comelatto
  • Alice’s Adventures Under Ground (London, 1985)—Emmeli Jessat




Grimm-Zentrum

camera_obscura, 2011, Berlin

Aus der Sammlung von

Flickr

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Foto von camera_obscura.

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Kurzbeschreibung
Grimm-Zentrum. Foto von camera_obscura.

Geschichte der Universitätsbibliothek



Bibliotheksstempel

Madeline Zehnder, 2025

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Fotocollage von Madeline Zehnder.

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Kurzbeschreibung
Bibliotheksstempel aus der Universität Berlin und der Humboldt-Universität. Fotocollage von Madeline Zehnder.
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Bibliotheksstempel mit den Logos der Universität zu Berlin (oben) und der Humboldt-Universität (unten).

Die Humboldt-Universität wurde 1810 als Universität zu Berlin gegründet. Wie verschiedene Bibliotheksstempel in den Büchern dieser Ausstellung zeigen, hat die Universität im Laufe ihrer Geschichte mehrere Namensänderungen erfahren. Von 1828 bis 1945 trug sie den Namen Friedrich-Wilhelms-Universität. Von 1945 bis 1949 hieß sie erneut Universität zu Berlin. Und seit 1949 ist sie unter dem Namen Humboldt-Universität zu Berlin bekannt. 1

  1. Humboldt-Universität zu Berlin, „Geschichte der Humboldt-Universität zu Berlin“, aktualisiert 18. Mai 2016.


Frühe Universitätsangehörige nutzten Bücher und andere Materialien aus der Königlichen Bibliothek – der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin. Doch mit dem Wandel der Anforderungen gründete die Universität 1831 eine eigene Bibliothek. Das Anfangsbudget war gering und wurde von der Königlichen Bibliothek verwaltet. Daher wuchs der Bestand zunächst vor allem durch „Tausch und die Übernahme großer Gelehrtenbibliotheken“ und durch das Pflichtexemplarrecht – ein Recht, das der Universitätsbibliothek bis 1970 erhalten blieb. 1

Mit der Bewilligung eines eigenen Budgets im Jahr 1870 konnte die Bibliothek ihre Sammlung gezielter und umfassender ausbauen. Dennoch prägte das ursprüngliche Erwerbsmodell die Sammlung bis heute – Spuren davon sind in dieser Ausstellung gut sichtbar. Hier sind Bücher zu finden, die einst Humboldt-Professoren gehörten (Histoire du siècle) oder von ihnen verfasst wurden (Hitler Sobre America Latina). Ebenso sind Werke vertreten, die aus anderen deutschen Bibliotheken und Institutionen stammen, etwa von der Industrie- und Handelskammer zu Berlin (Plakat Handbuch) oder dem Nah- und Mittelost Verein (Taʾrīḫ al-ḫaṭţ al-ʿarabī wa-ādābuhu).

  1. Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin, „Geschichte der Universitätsbibliothek“, aktualisiert 15. Januar 2023.




HU Gebäude

Otto Hagemann, 1938, Berlin

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Bundesarchiv

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Bundesarchiv, Bild 146-2006-0130 / Hagemann, Otto/ https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=5419995

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Kurzbeschreibung
HU Gebäude und der Bebelplatz, 1938. Foto von Otto Hagemann. Bundesarchiv, Bild 146-2006-0130.
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Universitätsgebäude und der Bebelplatz im Jahr 1938. Foto von Otto Hagemann.

Bücher gelangen nicht immer auf neutralem Weg in eine Bibliothek. Zwischen 1933 und 1945 kamen auch Werke in den Bestand, die vom NS-Regime geraubt wurden. Die Recherche zu diesen Raubgütern ist an der Humboldt-Universität bis heute – Stand 2025 – nicht abgeschlossen.

Erstaunlicherweise überstand die Bibliothek den Zweiten Weltkrieg mit vergleichsweise geringen Schäden. Auch von der berüchtigten Bücherverbrennung am Bebelplatz im Jahr 1933 – direkt gegenüber vom Hauptgebäude der Humboldt-Universität – war der Bestand nicht betroffen. Titel, die bei diesem Ereignis verbrannt wurden, blieben in den Regalen der Bibliothek, ebenso Werke von regierungskritischen Autor:innen – darunter auch Max Hochdorf, dessen Comte und die Göttin Clotilde Teil dieser Ausstellung ist.





Bibliothekskatalog

Lea Weiß, 2025

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto: Lea Weiß.

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Kurzbeschreibung
HU Bibliothekskatalog. Foto: Lea Weiß.
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HU Bandkatalog. Foto von Lea Weiß.

Heute arbeitet die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität als zentrales System mit einer Hauptbibliothek – dem Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum – sowie neun Zweigsbibliotheken. Die in dieser Ausstellung gezeigten Bücher befinden sich größtenteils im Grimm-Zentrum, mit Ausnahme von Alice’s Adventures Under Ground (ZwB Fremdsprachliche Philologien/TB Großbritannien-Zentrum) und Taʾrīḫ al-ḫaṭţ al-ʿarabī wa-ādābuhu (ZwB Asien-/Afrikawissenschaften und Islamische Theologie).

Mit der Weiterentwicklung der Universitätsbibliothek haben sich auch ihre Systeme zur Organisation, Lagerung und Katalogisierung von Büchern verändert. Dank der Weitsicht der Bibliothekar:innen an der Humboldt-Universität sind die Bandkataloge größtenteils erhalten geblieben – und haben sich als wertvolle Informationsquelle für die Recherche zu den älteren Büchern dieser Ausstellung erwiesen.





Grimm-Zentrum Bücherregal

camera_obscura, 2011

Aus der Sammlung von

Flickr

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Attribution-NonCommercial (CC BY-NC 2.0). Foto von camera_obscura.

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Kurzbeschreibung
Grimm-Zentrum Bücherregal. Foto von camera_obscura.

01

Histoire du siècle 1789-1889 (1889)



Buchregal und "Histoire du siècle" im HU Grimm-Zentrum

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Bücherregal mit „Histoire du siècle“, umgeben von anderen Titeln. Foto von Lili Csóti.

Andenken aus dem Jahr 1889 in der HU-Bibliothek

Beim Gang durch das Labyrinth der Regale in der Zentralbibliothek der HU begegnet man einer großen Vielfalt an Büchern. In manchen Gängen, in denen Mitarbeitende der Bibliothek wahrscheinlich die einzigen Menschen sind, denen man begegnet, stehen Stapel obskurer Zeitschriften, alter Buchreihen und Enzyklopädien in Regalen, die so einsam sind, dass die bloße Anwesenheit einer Person Staub aufwirbelt. Andererseits gibt es in der Bibliothek auch Bereiche, in denen sich geheimnisvolle ältere Bände zwischen modernen Einbänden in verschiedenen Größen und bunten Farben verbergen.

So fiel mir dieses Buch ins Auge – ein schmaler, abgegriffener Band in Ledereinband, mit goldenen Blumenornamenten auf dem Buchrücken und ohne Autorenangabe. Nur der Titel und ein Datum: Histoire du siècle 1789–1889.

Histoire du siècle ist das älteste Buch in ihrem Regal – alle anderen Werke ringsum stammen aus der Zeit nach 1987. Sie behandeln vor allem die französische Geschichte, Genremalerei oder politische Ikonografie. Doch im Gegensatz zu diesen rein akademischen Veröffentlichungen von Kunsthistoriker:innen wirkt die Histoire du siècle selbst wie ein Kunstwerk.





Bucheinband und Buchrücken, "Histoire du siècle"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Einband und Buchrücken von „Histoire du siècle“. Fotos von Lili Csóti.

Dieses Buch in den Händen zu halten, bedeutet, ein empfindliches und elegantes Artefakt zu berühren, das mit Vorsicht behandelt werden möchte. Seine dünnen, alten Seiten sind ebenso fragil wie die kleinen goldenen Blumenverzierungen auf seinem Buchrücken.

Im Inneren des Buches zeigt das rot-schwarz-gelb marmorierte Vorsatzblatt das Exlibris einer gewissen Prinzessin Radziwill – ein erster Hinweis auf die besondere Geschichte dieses Exemplars.





Exlibris, Prinzessin Antoine Radziwill

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Quelle

CC BY-SA 4.0. Foto von Lili Csóti.

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Exlibris von Prinzessin Radiwill. Foto von Lili Csóti.


Titelblatt, "Histoire du siècle"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Titelblatt, „Histoire du siècle“. Foto von Lili Csóti.


Diese Publikation war ursprünglich ein Leitfaden für das monumentale Panoramagemälde mit dem gleichnamigen Titel im Jardin des Tuileries, das im Rahmen der Pariser Weltausstellung 1889 gezeigt wurde.1 Dieses beeindruckende Kunstwerk wird hier in ein handliches Taschenformat übertragen. Der Text des Buches, der nur 17 Seiten umfasst, wird von 24 Abbildungen begleitet, die jeweils aus 12 Paaren bestehen: eine detaillierte Lithografie und eine erläuternde Abbildung. Auf der Titelseite des Buches erscheinen zuerst die Namen der beiden Maler, gefolgt vom Namen der Textautorin.

  1. Danielle Derrey-Capon et al., Alfred Stevens (1823-1906) et Le Panorama de l’Histoire Du Siècle (Ghent: Snoeck, 2009), 137, 131.


Seite, "Histoire du siècle"

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Quelle

Foto von Lili Csóti.

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Üblicherweise betrachten wir Begleithefte zu Ausstellungen als kurzlebige Begleitmaterialien. In diesem Fall wurde es jedoch sorgfältig aufbewahrt und hat seinen Weg ins 21. Jahrhundert gefunden. Die Geschichte der Reise dieses kleinen Buches vom Paris des Jahres 1889 bis in die HU-Bibliothek unserer Zeit lädt zu einer genaueren Betrachtung ein.

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Panorama und Nachbildung

Henri Gervex and Alfred Stevens, 1889

Aus der Sammlung von

Musée des Beaux-Arts de la ville de Paris (links); Humboldt-Universität zu Berlin (rechts)

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Panorama-Ausschnitt, der Napoleon III. und Kaiserin Eugénie zeigt (links); fotografische Wiedergabe in „Histoire du siècle“ (rechts).


Phonographenzylinder, Paris 1889

William J. Hammer, 1889, Paris

Aus der Sammlung von

National Museum of American History

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William J. Hammers Wachszylinderaufnahme einer Ballonfahrt über der Pariser Weltausstellung. Foto von Alphonse Liébert, 1889 (Library of Congress).

Der Eiffelturm, ein Monument, das bald zum Wahrzeichen der Stadt werden sollte, war gerade erst fertiggestellt worden. Zu seinen Füßen öffnete die sogenannte „Exposition Universelle“ oder „Pariser Weltausstellung“ ihre Tore für die Öffentlichkeit. Besucher aus aller Welt kamen, um daran teilzunehmen, etwas auszustellen oder einfach nur die Feierlichkeiten, Erfindungen und Kunst zu bestaunen. Frankreich, das den 100. Jahrestag der Französischen Revolution feierte, wollte bei den Besuchenden einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Es sollte nicht nur ein Ort geschaffen werden, an dem der Fortschritt der Menschheit erlebbar wurde, sondern auch, die Stärke und Stabilität ihres Landes zu demonstrieren. Eine der Attraktionen, die Frankreichs Stärke und Beständigkeit unterstreichen sollten, war das Panoramagemälde Historie du siècle von Alfred Stevens und Henri Gervex.



Historie du siècle: Ein großformatiges Gemälde und ein Führer im Taschenformat

Das Gemälde sollte den französischen Nationalstolz wecken, indem es rund 640 Persönlichkeiten zeigte, darunter Schriftsteller:innen, Künstler:innen, Politiker:innen, Revolutionär:innen, Soldat:innen und Wissenschaftler:innen, die die Geschichte Frankreichs zwischen 1789 und 1889 geprägt haben.1

Die Installation hatte von Natur aus einen immersiven Charakter. Panoramagemälde mit verschiedenen Kulissen und integrierten Mechanismen gehörten im 19. Jahrhundert zu den gefragtesten visuellen Attraktionen. Die 120 Meter lange Leinwand des Gemäldes Historie du siècle wurde in einem runden Gebäude so angebracht, dass die Besucher von allen Seiten umgeben waren, als würden sie selbst an der anachronistischen Gartenparty teilnehmen, die das Gemälde zeigt.

Doch dieses Erlebnis war nicht auf den Moment beschränkt: Die Veranstaltenden sorgten dafür, dass dieses Denkmal der französischen Geschichte nicht in Vergessenheit geriet, indem sie einen reich illustrierten Begleitband veröffentlichten. Das gesamte Projekt – einschließlich Produktion und Veröffentlichung des Begleitmaterials – wurde von der Société anonyme de l’histoire du siècle 1789–1889 finanziert, einer eigens gegründeten Aktionärsgruppe zur Unterstützung der Pariser Weltausstellung. Das war damals eine Neuheit: Zum ersten Mal hatten sich private Geldgeber an der Organisation einer Weltausstellung beteiligt. Ihr Stempel in violetter Tinte befindet sich oben rechts auf dem Schmutztitel und weist auf ihre Beteiligung an der Ausstellungsvorbereitung hin. 2 Mit der Reproduktion des Gemäldes wurde der Fotograf Pierre Petit betraut, während der Druck vom Unternehmen Floucaud & Cie übernommen wurde, das auch das Ausstellungsplakat gestaltete.

  1. Weitere Informationen: Alfred Stevens (1823-1906) et le panorama de l’Histoire du siècle (Derrey-Capon et al. 2009).
  2. Derrey-Capon et al., Alfred Stevens, 150–53; Bureau International des Expositions, Expo 1889 Paris (abgerufen am 24. January 2025).




Stempel, Société anonyme de l'Histoire du siècle

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Stempel der Société anonyme. Foto von Lili Csóti.


Werbeplakat, "Histoire du siècle" Panorama

Lithographie, 1890, Paris

Aus der Sammlung von

Bibliothèque nationale de France

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Reklame „Histoire du siècle“ (1890). Bibliothèque nationale de France.


Buchseite, "Histoire du siècle"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Fragment des Panoramas, wiedergegeben in „Histoire du siècle“. Foto von Lili Csóti.

Ein gigantisches Gemälde in einem kleinen Buch

Histoire du siècle ist ein erhaltenes Artefakt eines historischen Ereignisses, zu dem die meisten Menschen heute keinen Bezug mehr haben. Doch wenn wir das Buch in den Händen halten, lädt es uns ein, Teil der Feierlichkeiten zu werden, die vor über 130 Jahren stattfanden – ganz ähnlich wie das Panorama die damaligen Besuchenden dazu einlud, sich als Teil der dargestellten Szene zu fühlen. Dieser Effekt wird durch mehrere gestalterische Entscheidungen erreicht.

Auf der Titelseite werden die beiden leitenden Maler des Projekts, Alfred Stevens und Henri Gervex, unter dem großgeschriebenen Titel „Peinture“ vorgestellt, wodurch deutlich wird, dass sie die Hauptverantwortlichen für diese Publikation sind. Das Panorama wird in zwölf Bildern dargestellt. Zusammen mit den dazugehörigen erklärenden Zeichnungen, die es dem Besucher ermöglichen, die vielen Figuren im Gemälde zu identifizieren, bilden die Bilder zweifellos das Herzstück der Publikation. Die Bilder sind auf festem, weißem Papier gedruckt. Für jedes Bildpaar – Fotografie und erklärende Zeichnung – sind jeweils zwei vollständige Seiten vorgesehen: eine für die Abbildung selbst und eine für die dazugehörige Erläuterung.





Nahansicht, "Histoire du siècle"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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CC BY-SA 4.0. Foto von Lili Csóti.

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Bei genauer Betrachtung der Fotografien erkennt man kleine Ergänzungen – insbesondere feine Konturen, die nachträglich eingefügt wurden, um die Bildschärfe zu verbessern und Details hervorzuheben, die in der fotografischen Reproduktion nicht eindeutig wiedergegeben werden konnten. In diesem Fall: die Falten und Schattierungen im Kleid einer Dame.



Vorwort, "Histoire du siècle"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Vorwort von Joseph Reinach in „Histoire du siècle“. Foto von Lili Csóti.

Das Vorwort

Die Reproduktionen und erklärenden Zeichnungen waren nicht die einzigen Elemente, die den Besuchenden halfen, sich im monumentalen Kunstwerk zurechtzufinden. Die einleitenden Worte stammen von Joseph Reinach, einem französischen Politiker, Journalisten und Essayisten. Sein kurzer Text liest sich wie ein Kommentar zum Gemälde und bietet einen Überblick über die im Panorama dargestellten Personen – die bedeutendsten französischen Persönlichkeiten des vergangenen Jahrhunderts, die alle an einer opulenten Gartenparty teilnehmen.

In Reinachs Text stechen die Namen der Persönlichkeiten durch Großbuchstaben hervor. So wird deutlich, wann eine Figur erwähnt wird, die auch im Panorama zu entdecken ist. Die Seiten dieser Buchhälfte bestehen aus dünnerem Papier, das die Spuren der Zeit trägt: Im Gegensatz zu den schneeweißen Seiten der Lithografien sind sie im Lauf der 130 Jahre seit der Veröffentlichung sichtbar vergilbt.



Au pied de la statue équestre du génie ailé qui sonne la diane du siècle, [Jacques] NECKER, son compte-rendu à la main, l'austère et probe Genevois, aborde [Jean-Sylvain] BAILLY. Hier, l'Académie; aujour d'hui, l'Hôtel de ville où il déploiera le premier drapeau trico-lore; demain l'échafaud où il ne tremblera que de froid.

Joseph Reinach, Histoire du siècle, 7.





Nahansicht, "Histoire du siècle"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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CC BY-SA 4.0. Foto von Lili Csóti.

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Fragment des Panoramas, wiedergegeben in „Histoire du siècle“. Foto von Lili Csóti.


Porträt, Prinzessin Marie Dorothée Élisabeth Radziwill

Foto, c. 1869

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Princess Marie Dorothée Élisabeth Radziwill, ca. 1869.

Eine besondere Besitzerin: Prinzessin Radziwill

Auch wenn die Hauptfunktion dieser Publikation darin bestand, die Besuchenden der Weltausstellung durch alle 120 Meter und rund 660 Figuren des Panoramas zu führen, erfüllte sie zugleich eine zweite, fast souvenirartige Rolle. Obwohl es sich um eine komprimierte, massenhaft produzierte Version des Originals handelt, zeigen seine Qualität, die offensichtliche Liebe zum Detail und nicht zuletzt das Vorwort eines bekannten französischen Politikers, dass dieses Heft von Anfang an mehr sein sollte als nur ein kurzlebiges Begleitmaterial. Dass die ursprüngliche Besitzerin des Humboldt-Exemplars, Prinzessin Radziwill, das Buch aufbewahrte und in ihre persönliche Bibliothek aufnahm, stützt ebenfalls diese Annahme.

Die Prinzessin wurde 1840 als Marie Dorothée Élisabeth de Castellane geboren. Sie war eine französische Aristokratin und heiratete 1857 Prinz Antoni Wilhelm Radziwill, ein bedeutendes Mitglied sowohl des polnisch-litauischen Adels als auch der preußischen Armee. Sie gilt als eine der einflussreichsten Frauen ihrer Zeit, die mit ihrem Salon die politische und kulturelle Landschaft Berlins maßgeblich prägte.1

Eine so prominente Besitzerin wirft die Frage auf: Gibt es irgendwo in der Bibliothek noch weitere Exemplare des Histoire du siècle? Die Antwort darauf lautet ja, wobei diese Bücher noch mehr darüber verraten, wie dieses besondere Buch, das selbst fast schon ein Kunstwerk ist, in die offenen Regale einer Universitätsbibliothek gelangte.

  1. Weitere Informationen: Günter Erbe, Das vornehme Berlin: Fürstin Marie Radziwill und die großen Damen der Gesellschaft 1871–1918 (Köln: Böhlau, 2015).


Die Bücher von Prinzessin Radziwill in der HU-Bibliothek

Neben Histoire du siècle befinden sich sechs weitere Bücher mit dem Exlibris der Prinzessin in der Bibliothek der Humboldt-Universität. Drei davon tragen zusätzlich das Exlibris einer weiteren Person. Der Einband eines dieser Bücher ist identisch mit dem von Histoire du siècle; die übrigen fünf ähneln sich untereinander deutlich. Zwei von ihnen tragen die Signatur der Humboldt-Universitätsbibliothek auf dem Einband. Und in einem befindet sich eine handschriftliche Notiz eines Bibliotheksmitarbeitenden zur Katalogisierung der Sammlung. Versuchen wir also, auf Grundlage dieser Hinweise eine mögliche Abfolge von Ereignissen zu rekonstruieren, wie Histoire du siècle in die HU gelangt sein könnte.

Alle sieben Bücher (einschließlich Histoire du siècle) tragen das Exlibris „Princess Antoine Radziwill“ auf dem Vorsatzblatt – jedoch in unterschiedlichen Varianten. Zwei Bücher – Joachim Murat von Jules Chavanon und Georges Saint-Yves (1905) sowie Petites villes d’Italie von André Maruel (1906) – weisen ein Exlibris mit einer schlichteren Typografie und einem etwas reduzierten Zierrahmen auf. Da es sich bei diesen beiden Büchern auch um die jüngsten Ausgaben mit Radziwill-Exlibris handelt, lässt sich vermuten, dass es sich um eine spätere, vielleicht modernisierte Variante des Exlibris handelt.





Exlibris, Prinzessin Antoine Radziwill

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Bücher der HU-Bibliothek mit den Exlibris von Prinzessin Radziwill. Foto von Lili Csóti.


Vorsatzpapier, "Joachim Murat"

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Am unteren Rand des Vorsatzblatts von Joachim Murat findet sich ein weiterer Vermerk: eine handschriftliche Notiz zur Herkunft des Buches, vermutlich von einem Bibliotheksmitarbeitenden. Sie lautet: „aus dem Vermächtnis Alois Maria Lautenschläger“.

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Alois Lautenschläger

Aus der Sammlung von

Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung

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Stadt- und Stiftsarchiv Aschaffenburg, Fotosammlung.

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Exlibris (links) und Foto (rechts) von Alois Lautenschläger. Stadt- und Stiftsarchivs Aschaffenburg.

Alois Lautenschläger ist die Person, deren Exlibris in drei weiteren Büchern aus dem Besitz der Prinzessin erscheint. Diese Exlibris tragen die Aufschrift: „Vermächtnis des Dr. med. Alois Maria Lautenschläger in Berlin–Grünewald“. Er war ein in Berlin ansässiger Hals-Nasen-Ohren-Arzt und Kunstsammler, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts praktizierte.1 Als Mitglied der NSDAP bekleidete er eine gesicherte Position, die es ihm ermöglichte, Artefakte zu sammeln und zu behalten – von seltenen Büchern bis hin zu Gemälden.2

Das Vorhandensein seines Exlibris in diesen drei Büchern (Lettere edite ed inedite di Camillo Cavour, Lettres du maréchal und Mémoires de la Ctesse. Potocka) und eines mit der Notiz des Bibliothekars (Joachim Murat) deuten darauf hin, dass diese Exemplare zuerst in den Besitz des Arztes gelangten und dann, nach seinem Tod, um 1944 als Teil seines Nachlasses der Bibliothek gespendet wurden.3 Allerdings macht die Tatsache, dass nicht alle Bücher, die einst der Prinzessin gehörten – darunter auch Histoire du siècle – Lautenschlägers Exlibris tragen, die Situation umso komplizierter.

  1. Aschaffenburg Online, „Aloys Maria Lautenschläger“ (abgerufen am 24. January 2025).
  2. Weitere Informationen: Stadt- & Stiftsarchiv Aschaffenburg, „Dossier Aloys Lautenschläger“ (abgerufen am 7. March 2025).
  3. Für diese Informationen danke ich Henrik Hofer (Sondersammlungen, HU-Bibliothek).




Radziwill Einbände

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Quelle

CC BY-SA 4.0. Foto von Lili Csóti.

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Bekannt ist, dass Histoire du siècle das zweitälteste Buch aus der Sammlung der Prinzessin in der Humboldt-Bibliothek ist. Der Einband dieses Buches ist identisch mit dem des ältesten Buches, Lettere edite ed inedite di Camillo Cavour (1887). Vom marmorierten Papier auf dem Einband und den Vorsatzblättern bis hin zu den rot lackierten Kanten der Seiten, dem Stil des Buchrückens und den filigranen goldenen floralen Details – diese beiden Bücher gehören eindeutig zusammen, selbst ohne Kenntnis der Exlibris.



Radziwill Einbände

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Quelle

Foto von Lili Csóti.

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Alle weiteren Radziwill-Bücher sind in einem anderen Stil gebunden, mit einer Kombination aus dunkelbraunem und hellerem rotbraunem Leder, passenden marmorierten Seiten und einem moderneren Rückendesign. Obwohl es auf den ersten Blick einfach wäre anzunehmen, dass sie alle für dieselbe Bibliothek bestimmt waren, lässt die Tatsache, dass nur zwei der Bücher den Stempel der Humboldt-Bibliothek tragen, darauf schließen, dass nicht alle Bücher notwendigerweise aus derselben Zeit oder von demselben Ort stammen.



Tilmann Buddensieg

Aus der Sammlung von

Barbara Herrenkind

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Foto© Barbara Herrenkind.

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Stempel (links) und Foto (rechts) von Tilmann Buddensieg. Foto des Stempels von Lili Csóti. Foto von Tilmann Buddensieg © Barbara Herrenkind.

Ein Honorarprofessor der HU

Auch wenn sich die Geschichte aller Bücher, die einst Prinzessin Radziwill gehörten, derzeit nur schwer nachvollziehen lässt, liefert die Histoire du siècle selbst einen Hinweis: Direkt oberhalb des Stempels der Humboldt-Universitätsbibliothek befindet sich ein weiterer, kaum lesbarer Stempel – „Bibliothek Buddensieg“.

Tilmann Buddensieg war ein renommierter deutscher Kunsthistoriker, der 1955 zum Honorarprofessor an der Humboldt-Universität ernannt wurde. Er starb 2013 und es ist durchaus möglich, dass das Buch von Prinzessin Radziwill erst nach seinem Tod in die Humboldt-Bibliothek gelangte oder als Schenkung an die Universität ging, an der er als Honorarprofessor tätig war.





Buchregal und "Histoire du siècle" im HU Grimm-Zentrum

Lili Csóti, 2025, Berlin

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Lili Csóti.

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Fazit

Histoire du siècle und die weiteren Werke aus der Bibliothek der Prinzessin Radziwill geben bis heute Rätsel auf. Was wir mit Sicherheit sagen können: Dieses kleine Buch birgt weit mehr Geheimnisse, als man beim Durchstreifen der Bibliotheksregale zunächst vermuten würde. Ursprünglich war es ein praktischer Leitfaden durch eine lebendige, trubelige Ausstellung vor über 130 Jahren. Dann wurde es zu einem Andenken – einem Objekt, das die kostbaren Erinnerungen von Prinzessin Radziwill bewahrte. Möglicherweise gelangte es später in die Sammlung von Dr. Alois Maria Lautenschläger, bevor es in den Besitz von Tilmann Buddensieg überging – und schließlich in die Bibliothek der Humboldt-Universität aufgenommen wurde. Dort steht es heute zwischen Büchern, die sich mit derselben Zeit und denselben Ereignissen befassen, die dieses Buch einst aus nächster Nähe miterlebte.

02

Comte und die Göttin Clotilde (1921)

Einleitung

Als ich eigentlich nach einem ganz anderen Buch suchte, stieß ich zufällig auf Comte und die Göttin Clotilde. Was mir zuerst ins Auge fiel, war eine Gruppe kleiner Bücher, dicht gedrängt in einem offenen Regal – eine Buchreihe, die ich später als Orplidbücher identifizierte. Von den fast fünfzig Bänden zog mich dieses Buch wegen seines Titels besonders in seinen Bann: Auguste Comte ist ein bedeutender Name in der Geschichte der Soziologie, und ich hoffte, auf Inhalte zu diesem Thema zu stoßen. Tatsächlich enthielt das Buch Essays, darunter die Rezension eines humorvollen Romans über Comte – aber zu diesem Zeitpunkt hatte mich das Buch längst mit ganz anderen Fragen neugierig gemacht hatte.

Ich wollte mehr über den Autor, Max Hochdorf, erfahren, dessen Werke im nationalsozialistischen Deutschland verboten wurden und der heute weitgehend in Vergessenheit geraten ist. Was war seine Verbindung zu Berlin und zu den intellektuellen Kreisen der späten 1910er- und frühen 1920er-Jahre? Was hat ihn dazu bewogen, mit Axel Juncker zu veröffentlichen, insbesondere da Hochdorf einer der wenigen Autoren war, die mehrfach innerhalb der Reihe erschienen sind?

Auch die Orplidbücher selbst weckten meine Neugier: Welche Geschichte hatte diese Reihe, und wie fügte sie sich in die damalige Verlagsszene ein? Warum wurde sie eingestellt, während andere Reihen – wie etwa die „Insel-Bücherei“ – große Bekanntheit erlangten? Was hatte es mit dem kleinen, handlichen Format in Kombination mit dem aufwendigen Design auf sich? Wurde eine bestimmte Zielgruppe angesprochen? Auffällig war auch der schlechte erhaltene Zustand vieler anderer Orplidbücher – ein Umstand, der Fragen zur Geschichte dieses speziellen Bestands an der HU aufwarf.

Das Exemplar von Comte und die Göttin Clotilde in der Humboldt-Universität ist eine Erstausgabe, die die Universitätsbibliothek kurz nach der Veröffentlichung erwarb. Laut WorldCat befinden sich weitere Exemplare in Berlin (Staatsbibliothek), Leipzig (Deutsche Nationalbibliothek), Erlangen (Universitätsbibliothek), München (Bayerische Staatsbibliothek) und – bemerkenswerterweise – in Brighton (Sussex University Library). Während des Projekts konnten alte Bibliothekskataloge und Akzessionsjournale einige meiner Fragen beantworten – gleichzeitig warfen Etiketten im Buch neue Fragen zur Sammlungsgeschichte der HU-Bibliothek auf.





"Comte und die Göttin Clotilde" Exemplare

2025, Berlin

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Humboldt-Universität zu Berlin (links)
Privatsmmlung, Lea Weiß (rechts)

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Links: HU-Bibliotheksexemplar. Rechts: Exemplar aus der Sammlung von Lea Weiß. Fotos von Lea Weiß.


"Comte und die Göttin Clotilde" (Nahansicht)

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Humboldt-Universität zu Berlin

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„Comte und die Göttin Clotilde“ (Nahansicht). Foto von Lea Weiß.

Das Werk Comte und die Göttin Clotilde. Der Wanderungen und Gedanken zweiter Band erschien 1921 im Verlag Axel Juncker in Berlin-Charlottenburg. Es ist der zweite von zwei zusammenhängenden Essaybänden des Autors Max Hochdorf.1 Gedruckt wurde das Buch bei der traditionsreichen Druckerei Dietsch & Brückner in Weimar. Es bildet den 45. Band der Reihe Orplidbücher, die bis Mitte der 1920er-Jahre Prosatexte, Gedichte, Essays und Illustrationen in einem charakteristischen Kleinformat veröffentlichte.2

  1. Der erste Band: Max Hochdorf, Wanderungen und Gedanken. Die letzte Tat des Jean Jaurès (Berlin: Axel Juncker Verlag, 1919).
  2. Michael Knoche, „Wie sich ein Privatverlag in der sowjetischen Besatzungszone behauptete – Hermann Böhlau Nachf., Weimar“, 1. Oktober 2018.




Max Hochdorf

1913

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Max Hochdorf, 1913.

Max Hochdorf: Schriftsteller, Journalist und Theaterkritiker

Max Hochdorf (1880–1948) war ein deutsch-jüdischer Schriftsteller, Dramatiker, Übersetzer und Theaterkritiker. Er wurde in Stettin (Pommern) geboren, studierte Jura und Slawistik in München und Genua und promovierte in Freiburg mit einer Dissertation über Gottfried Keller.1 Seine frühen literarischen Veröffentlichungen bestehen vor allem aus Prosawerken. Zwischen 1909 und 1913 erschienen vier Romane. Werke wie Das Leiden der Simoni (Berlin: Axel Juncker, 1910) und Die Träume der Nathalie Braunstein (Berlin: Egon Fleischel & Co., 1912) thematisieren das jüdische Leben in Deutschland im Spannungsfeld zwischen Assimilation und Ausgrenzung.2 Wie die Literaturwissenschaftlerin und Historikerin Itta Shedletzky anmerkt, wurde in deutsch-jüdischen Zeitschriften seit der Popularisierung des Romans in den 1870er- bis Mitte der 1910er Jahre intensiv über die Idee des „jüdischen Romans“ diskutiert.3 In einer Ausgabe der Allgemeinen Zeitung des Judenthums aus dem Jahr 1911 schrieb der Literaturkritiker Ludwig Geiger über Hochdorf: „Schade, dass der Verfasser seine sicherlich vorhandene große Begabung an solchen unangeführten Skizzen verschwendet [....] Vielleicht besäße er das Zeug, den jüdischen Roman zu schreiben, den wir seit langem erhoffen“.4 Stattdessen zog Hochdorf nach Berlin und begann, Kurzgeschichten, Übersetzungen und Essays zu veröffentlichen – unter anderem die beiden Bände.

Hochdorfs Zeit in Berlin erstreckte sich von 1918 bis 1933, als er aufgrund der nationalsozialistischen Machtübernahme nach Belgien emigrierte. Mitte der 1920er-Jahre war Hochdorf als Dramatiker tätig – mit Aufführungen in Lübeck, Neubrandenburg, Cottbus und Berlin.5 Ein anonymer Theaterkritiker beschreibt Hochdorf folgendermaßen: „Als ein Sucher, der unfachlich und frei, nur mit der Sonde seiner reichen Erfahrung, hinter allen Dingen das Herz des Menschen und den Sinn der Welt sucht“.6 In Berlin war Hochdorf vielseitig in der Theaterwelt aktiv: Er leitete die Pressearbeit für die Genossenschaft Deutscher Bühnen-Angehöriger (GDBA) und war Theaterkritiker für den Vorwärts, das zentrale Organ der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD).

Mit dem Aufstieg der NSDAP in den 1930er-Jahren wurde Hochdorfs literarisches Schaffen zunehmend politisch und warnend. 1930 veröffentlichte er unter Pseudonym Die große Trommel. Leben, Kampf und Traumlallen Adolf Hitlers (Berlin/Zürich: Deutsch-Schweizerische Verlagsanstalt) – ein Psychogramm und eine politische Analyse Hitlers sowie „ein Angriff auf den Nationalsozialismus“.7 Gleichzeitig wandte er sich der Geschichte des Sozialismus zu: Rosa Luxemburg: Das Leben einer Revolutionärin (Berlin: Verlag der Neuen Gesellschaft, 1930) und August Bebel: Geschichte einer politischen Vernunft (Berlin: Verlag für Kulturpolitik, 1932) sind Biografien bedeutender sozialistischer Persönlichkeiten.

1933, nach der nationalsozialistischen Machtübernahme, emigrierte Max Hochdorf nach Belgien und später, 1936, nach Ascona in der Schweiz. 1938 wurde seine schriftstellerische Tätigkeit im nationalsozialistischen Deutschland verboten.8 1940 wurde seiner Frau Erna Hochdorf, geborene Olsen, offiziell die Staatsbürgerschaft aberkannt.9 1941 kehrte er nach Belgien zurück und lebte bis 1944 unter falschem Namen in Brüssel. In dieser Zeit setzte er seine journalistische Arbeit fort und veröffentlichte Fortsetzungstexte für die deutschsprachige Exilzeitung Pariser Tageblatt, später Pariser Tageszeitung.10 Nach seinem Tod im Jahr 1948 würdigte sein Freund Manfred George sein umfangreiches Werk: „Was hier bei uns im Lande kaum möglich scheint, dass nämlich jemand Fachmann für Dramen und für Außenpolitik zugleich ist, das war bei der Hochdorf-Generation die Voraussetzung eines Journalisten.“11

  1. Max Hochdorf, Zum geistigen Bilde Gottfried Kellers (Zürich: Amalthea-Verlag, 1919).
  2. Archiv Bibliographica Judaica (Hg.), Lexikon deutsch-jüdischer Autoren. Band 12, Hirs – Jaco (München: K. G. Saur, 2008), 118.
  3. Itta Shedletzky, Literaturdiskussion und Belletristik in den jüdischen Zeitschriften in Deutschland 1937-1918 (Dissertation, Hebrew University Jerusalem, 1986), 140.
  4. Ludwig Geiger, „Max Hochdorf. Die Leiden der Simoni“, Allgemeine Zeitung des Judenthums 38 (1911): 456.
  5. Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, 12:120-121.
  6. Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, 12:120.
  7. Hannah Caplan and Belinda Rosenblatt (Hg.), International Biographical Dictionary of Central European Emigrés 1933-1945. Volume II / Part 1: A – K. The Arts, Sciences, and Literature (München/New York/London/Paris: K. G. Saur, 1983), 522. Hochdorfs Text wurde 2022 als Tacitus Revividus, Die große Trommel: Leben, Kampf und Traumlallen Adolf Hitlers (Darmstadt: wbg Theiss, 2022) neu veröffentlicht.
  8. CODING DA VINCI, Max Hochdorf, „Verbannte und Verbrannte. Die Liste der im Nationalsozialismus verbotenen Publikationen, Autoren und Verlage“ (2014) (abgerufen am 28. Februar 2025).
  9. United States Holocaust Memorial Museum, Erna Hochdorf, Holocaust Survivors and Victims Database (abgerufen am 28. Februar 2025).
  10. Lexikon deutsch-jüdischer Autoren, 12: 116-122.
  11. Aufbau: an American weekly published in New York (27. Februar 1948), 5. Abrufbar unter: Deutsches Zeitungsportal.




Anzeige, “Orplid” (1912)

2025

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Anzeige in der Zeitschrift „Orplid“ (1912). Foto von Lea Weiß.


Axel Juncker: Der Verleger

Comte und die Göttin Clotilde wurde von Axel Juncker (1870–1952) veröffentlicht, der einen Verlag in Berlin leitete. Juncker wurde in Kopenhagen geboren und konzentrierte sich auf skandinavische Autor:innen sowie auf ästhetische und avantgardistische Literatur. Seinen Verlag gründete er 1902 in Stuttgart, bevor er nach Berlin umzog. In Berlin leitete er die Skandinavische Buchhandlung, die unter anderem von Rainer Maria Rilke sehr geschätzt wurde – dieser war dort Stammkunde und wurde später selbst bei Juncker verlegt. Weitere Autor:innen, die Juncker publizierte, waren Max Brod, Max Dautheney, Agnes Henningsen, Søren Kierkegaard, Toni Schwabe, René Schickele, Else Lasker-Schüler, Kurt Tucholsky und Anton Wildgans.1

  1. Nachlass Axel Juncker, Staatsbibliothek zu Berlin (DE-611-BF-1455).


Anzeige, "Orplid" (1912)

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Anzeige in der Zeitschrift „Orplid“ (1912). Foto von Lea Weiß.

Der Verlag hatte seinen Sitz in der Sybelstraße 11 in Berlin-Charlottenburg. 1912 eröffnete Juncker eine Buchhandlung am Kurfürstendamm, die zu einem Treffpunkt der Berliner Intellektuellen wurde.1 Trotzdem bleibt Junckers Beziehung zu Max Hochdorf unklar – auch wenn beide biografische Verbindungen zu Dänemark haben: Sowohl Axel Juncker als auch Erna Olsen, Hochdorfs Ehefrau, wurden in Kopenhagen geboren. Hochdorfs erster Roman Das Herz des Little Pu erschien 1909 bei Axel Juncker. Weitere Werke folgten in den Jahren 1910, 1918 und 1919. Comte und die Göttin Clotilde aus dem Jahr 1921 scheint den Abschluss dieser Zusammenarbeit zwischen Autor und Verleger zu markieren.

  1. Nachlass Axel Juncker.




Siegel, "Comte und die Göttin Clotilde"

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Junckers Siegel. Foto von Lea Weiß.

Axel Juncker veröffentlichte die kleinformatige Buchreihe Orplidbücher ab 1912 in über fünfzig Titeln.1 Orplid verweist auf ein paradiesisches Fantasieland, das der Dichter Eduard Mörike (1804–1875) erschuf.2 Das erste Orplidbuch war eine Neuübersetzung von Kormak und Stengerde, einer Novelle des dänischen Autors J. P. Jacobsen, durch Toni Schwabe – ein Schriftsteller, der Rainer Maria Rilke maßgeblich beeinflusste.3 Max Hochdorfs Comte und die Göttin Clotilde ist der fünfundvierzigste Band der Orplidbücher. Die Reihe, die Gedichte, Novellen, Essays, Fabeln und Illustrationen vereinte, wurde bis zu Junckers Rückkehr nach Kopenhagen im Jahr 1924 fortgesetzt.4

  1. Thorsten Unger (Hg.), Weltliteratur – Feldliteratur: Buchreihen des Ersten Weltkriegs; eine Ausstellung (Hannover: Wehrhahn, 2015), 58.
  2. Unger, Weltliteratur, 59.
  3. Orplid 1, Nr. 2 (Berlin: Axel Juncker, 1912); Rainer Maria Rilke, Briefe an einen jungen Dichter (Berlin: Insel, 1929).
  4. Nachlass Axel Juncker.




Orplidbücher in der HU-Bibliothek

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Die Orplidbücher in der HU-Bibliothek. Foto von Lea Weiß.

Die Reihe Orplidbücher verband eine elegante und zugleich moderne Ästhetik. Klein im Format und schmal im Umfang eignete sich das von Juncker gewählte Format ideal für kürzere literarische Formen wie Lyrik, Novellen und Essays – Formen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts als besonders geeignet galten, um die radikale Offenheit und Unsicherheit der Moderne zu reflektieren.1 Die Essaysammlung Comte und die Göttin Clotilde umfasst 117 Seiten, wobei die ersten vier Texte Buchbesprechungen sind. Hochdorfs Anspruch als Kulturkritiker wird insbesondere im letzten Text deutlich, einer Reflexion über den zeitgenössischen Tanz.

  1. Birgit Nübel, Robert Musil – Essayismus als Selbstreflexion der Moderne (Berlin/New York: Walter de Gruyter, 2006).


Die heroischen Tänzer verlieren an Ruhm mit ihren Kürassen und klirrenden Schienen. Wo sie noch erscheinen, wirken sie gleich dem banalen, nicht erlebten Reim [....] Die menschlichen Tänzer sind in das Reich all der Entrechteten eingezogen; sie ahmen den Rhythmus der Arbeit nach und sie schämen sich dessen nicht.

Max Hochdorf, Comte und die Göttin Clotilde, 75.





Anzeige, “Orplid” (1912)

2025, Berlin

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Titelblatt der Zeitschrift „Orplid“ (1912). Foto von Lea Weiß.

Die Orplidbücher: Handliche Bücher als Geschenke und Sammlerstücke

Der dritte Band der Reihe, Kurt Tucholskys Ein Bilderbuch für Verliebte, wurde bald ein Bestseller. Der Illustrator Kurt Szafranski gestaltete zudem das Titelblatt der Zeitschrift Orplid, die Axel Juncker 1912 und 1913 herausgab – unter anderem, um für die neue Reihe Orplidbücher zu werben. Eine Werbeanzeige von 1912 schlug die Orplidbücher als kleine Geschenke zu Glückwünschen vor und zeigt, dass sich die Reihe an ein bibliophiles Publikum richtete: „Diese kleinen Bändchen unserer Orplid–Bücher liegen mit kleinen, hübschen Glückwunschkärtchen fertig kartonniert und versandbereit in bunten Pappkartons, die Sie überallhin als Drucksache senden können.“ 1

  1. Orplid 1, Nr. 1 (Berlin: Axel Juncker, 1912), 47.




Anzeige, "Orplid" (1912)

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„Das Buch als Glückwunsch“. „Orplid„ 1, Nr. 1 (1912), 47. Foto von Lea Weiß.


"Comte und die Göttin Clotilde"

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Privatsammlung Lea Weiß

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Titelblatt von „Comte und die Göttin Clotilde“. Foto von Lea Weiß.

Im Vergleich zu anderen Orplidbüchern mit farbigen Illustrationen ist Comte und die Göttin Clotilde schlicht gestaltet: Der Band ist in hellbraunen Karton gebunden, der ursprünglich vermutlich noch heller war und im Laufe der Zeit nachgedunkelt ist. Der Einband zeigt lediglich Titel, Untertitel, Autor und Verlag in verspielter, verzierter Schrift mit Jugendstilelementen.





Titelblatt, "Comte und die Göttin Clotilde"

2025

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Titelblatt mit Motto - „Comte und die Göttin Clotilde“. Foto von Lea Weiß.

Paratext bezeichnet das ergänzende Material eines Buches, das die Wahrnehmung des Haupttextes lenkt. Max Hochdorf platzierte auf der Titelseite ein Motto: „Liebt die Götter und denkt freundlich der Sterblichen! Hohe Tugend versteht, wer in die Welt geblickt“. Die beiden Verse stammen aus zwei verschiedenen Gedichten Friedrich Hölderlins: An die jungen Dichter und Sokrates und Alkibiades. Hochdorf scheint mit diesen Zitaten ein Ethos des Gleichgewichts und des Wohlwollens auszudrücken – ebenso wie die Bedeutung von Lebenserfahrung für sein literarisches und journalistisches Schaffen​.





Widmungen von Max Hochdorf

2025

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Hochdorfs Widmungen. Foto von Lea Weiß.

Hochdorf widmete alle drei seiner Bücher aus der Reihe Orplidbücher einer bestimmten Person. Während das erste, 1918 erschienene Buch (Ju-Hei-Tschu, die Entensauce und der Mops) „der wundervollen Kameradin Aldegonde de Zutter“ gewidmet ist, lauten die Widmungen in den beiden folgenden Büchern von 1919 (Die letzte Tat des Jean Jaurès) und 1921 (Comte und die Göttin Clotilde): „Unserem Blumen-Geheimnis!“ und „Immer noch der Blume!“. Auch wenn diese persönlichen Widmungen heute rätselhaft bleiben, lesen sie sich wie ein Insiderwitz, den der Autor mit einer nahestehenden Person von Buch zu Buch weitergetragen haben könnte.





HU-Akzessionsjournal, 1920er

digi-hub (Digital Collections), Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität zu Berlin

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Humboldt-Universität zu Berlin

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HU-Akzessionsjournal, 1920er. Digitalisiert von der HU-Bibliothek.

Ein Blick in das Akzessionsjournal der HU-Bibliothek zeigt, dass Comte und die Göttin Clotilde am 3. November 1921 im Rahmen eines Buchpakets vom Axel-Juncker-Verlag erworben wurde – zusammen mit mehreren weiteren Bänden der Orplidbücher. Damals trug die Bibliothek noch den Namen Universitäts-Bibliothek Berlin und war verpflichtet, für Berlin und Brandenburg relevante Publikationen als Pflichtexemplare zu sammeln.1

  1. Für diese Informationen danke ich Susanne Graß (HU-Bibliothek).




Bibliotheksstempel, "Comte und die Göttin Clotilde"

2025

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Die Bibliotheksstempel. Foto von Lea Weiß.

Die Orplidbücher gehörten ursprünglich zur sogenannten „Allgemeinen Abteilung“ – einem historischen Klassifikationssystem, das in der HU-Bibliothek bis etwa 1920 verwendet wurde. Der reparierte Buchrücken und die Bibliotheksstempel im hinteren Teil des Buches deuten auf eine Nutzung in den Jahren nach der Anschaffung hin.





"Comte und die Göttin Clotilde" (links) und "Die letzte Tat des Jean Jaurès" (rechts)

2025

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Humboldt-Universität zu Berlin

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„Comte und die Göttin Clotilde“ (links) und „Die letzte Tat des Jean Jaurès“ (rechts). Foto von Lea Weiß.

Unklar ist die Bedeutung des roten Etiketts auf dem vorderen Einband, das auf die Aufbewahrung des Buches im „Reserveschrank 9“ hinweist. Ein Blick auf weitere Orplidbücher zeigt: Sieben Bände dieser Reihe – darunter auch Hochdorfs Werk – wurden während der nationalsozialistischen Terrorherrschaft verboten; vier von ihnen sind mit demselben Aufkleber versehen. Bis heute existiert keine Literatur über die Geschichte dieses Schranks im Bestand der Humboldt-Universitätsbibliothek. Hinweise deuten darauf hin, dass dieser zur separaten Aufbewahrung bestimmter Bücher diente – möglicherweise aus politischen Gründen.1

  1. Für diese Informationen danke ich Dr. Yong-Mi Rauch (Historische und Spezialsammlungen der HU-Bibliothek).




Orplidbücher in der HU-Bibliothek

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Fazit

Wenn man Comte und die Göttin Clotilde immer wieder betrachtet, wird es zu einem vertrauten Objekt: das markante Taschenbuchformat, die verspielte Titelschrift, der fragile Buchrücken. Wie ein kleines Portal führt es zu den Spuren, die sein Autor Max Hochdorf und sein Verleger Axel Juncker in der Berliner Literaturgeschichte des frühen 20. Jahrhunderts hinterlassen haben. Es eröffnet zugleich einen Blick auf die historische Buchkultur: Die Bücher der Reihe Orplidbücher waren sowohl bei Sammler:innen beliebt als auch als Geschenk geschätzt – einige von ihnen wurden Jahrzehnte später im nationalsozialistischen Deutschland verboten. Und schließlich wirft dieses Exemplar Fragen zur Geschichte der Humboldt-Universitätsbibliothek auf, die bis heute unbeantwortet bleiben. Auch wenn Stempel und Etiketten Hinweise liefern, bewahrt Comte und die Göttin Clotilde ein Geheimnis: Wie genau dieses Buch im Laufe der Jahrzehnte durch die verschiedenen Bibliotheksbestände gewandert ist, lässt sich bislang nicht vollständig rekonstruieren.

03

Plakat Handbuch (1928)



Plakat Handbuch Illustration

2025

Aus der Sammlung von

Emma Budahn

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Illustration von Emma Budahn.

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Einleitung

Zwischen den Regalen der Bibliothek irrend, begegnen uns viele unterschiedliche Bücher. Auf den ersten Blick wirken einige davon veraltet, verstaubt oder altmodisch – vielleicht sogar langweilig. Von Zeit zu Zeit bleibt aber unser Blick an einem Titel hängen, und der Einband erweckt unser Interesse.

Auch dem Plakat Handbuch. Albacharys Führer durch das Plakatwesen schenkte ich zu Beginn wenig Aufmerksamkeit, denn andere Bücher schienen aufregender und verständlicher, die vielen Zahlen und Statistiken wirkten abschreckend. Doch je länger ich mich mit diesem Buch beschäftigte und mir Fragen stellte, desto fazinierender wurde es.





Einband, "Plakat Handbuch"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Fotos von Emma Budahn.

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Einband, „Plakat Handbuch. Albacharys Führer durch das Plakatwesen“ (1928). Fotos von Emma Budahn.

Zieht man das Buch aus dem Regal, fällt sofort die Farbwahl des Einbandes. Das schlichte, aber prägnante Design weckt Neugier. Der Buchrücken fällt im Regal voller unterschiedlicher Bücher kaum auf, doch wenn der Leser es öffnet, erhält er einen Einblick in die Plakatherstellung.

In der vierten Etage des Grimm-Zentrums befindet sich das Plakat Handbuch neben anderen wirtschaftswissenschaftlichen Büchern. Im selben Regal finden wir weitere Titel zur Werbewirkung, zur effektiven Schaufenstergestaltung und zur Druckmethodik. Dabei variieren ihre Schwerpunkte, doch besitzen diese Bücher eine Gemeinsamkeit: Sie sind alle älter als dreißig Jahre und ermöglichen uns Einblick in die Welt der Werbung vergangener Zeiten. Sie verdeutlichen, welche Handarbeit und Mühe in die Produktion und Herstellung von Werbung investiert wurde.

Albacharys Plakat Handbuch ergänzt diese Sammlung. Dieser Titel bietet die Interessen nicht nur einen Einblick in die Plakatgestaltung, sondern auch in die internationale Plakatkunst und die weitverzweigten Strukturen des Plakatanschlag in Deutschland der 1920er Jahre. Neben diesem Titel findet sich weitere Titel der Albachary GmbH zum Bogenanschlag, die erst in den späten 1930er-Jahren publiziert wurden: Handbuch für den Bogenschlag, 1935 und Handbuch für den Bogenanschlag, 1936.



Suchen und Finden

Während der 1928 erschienene Titel Plakat Handbuch. Albacharys Führer durch das Plakatwesen in vielen Bibliotheken auffindbar ist, sind andere Werke der Firma seltener. Die Publikationen zum Bogenanschlag sind vereinzelt in Bibliotheken ausleihbar. Geht man auf die Suche, stößt man in Antiquariaten gelegentlich auf weitere Werke aus den 1920er und 1930er-Jahren, doch diese tauchen eher sporadisch auf und sind nur durch Kauf erwerblich. Zudem scheinen die verschiedenen Veröffentlichungen der Firma keinen direkten Zusammenhang zu haben. Erst ein Kommentar in der Einleitung macht es deutlich, dass sich die Kataloge zum Plakatanschlag Bezug aufeinandernehmen. Dies steht im Kontrast zur einstigen Rolle der Werbeagentur, die fest in der Berliner Werbebranche verwurzelt war und dort einen gewissen Stellenwert genoss.1

Je mehr man sich mit Albacharys Plakat Handbuch auseinandersetzt, desto mehr Widersprüche fallen auf. Wer stand hinter diesem Buch? Welche Intentionen verfolgte der Verlager? Wollte er ein verständliches Lehrbuch für Jedermann schaffen oder ging es ihm ausschließlich um das Plakat und seine Wirkung in der Werbung? Abgesehen von diesen Fragen ermöglicht das Handbuch einen spannenden Einblick in die Berliner Werbebranche, der 1930er Jahre – eine Zeit des Wandel geprägt von zahlreichen Neuerungen, wie neue Drucktechniken oder die Einführung des DIN Formats. Auch die Plakatindustrie versuchte sich an diese Veränderungen anzupassen. Gleichzeitig brachte der Aufstieg des Nationalsozialismus tiefgreifende Veränderungen mit sich, die auch die Werbebranche beeinflussten.

  1. Christian Maryška, „Frey, Rolf“, Allgemeines Künstlerlexicon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (Band 44), Hg. Günter Meißner et al. (München: Saur, 2005), 524.


10 Gebote für den Plakatanschlag: Die Reklame hat viele Wege; willst du die Schnelligkeit der Wirkung, die zündende Schlagkraft und die minimalen Kosten im Verhältnis zu Verbreitung, dann wähle das Plakat!

E. O. Erdmenger, Plakat Handbuch, 140.





"10 Gebote für den Plakatanschlag"

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Emma Budahn.

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„10 Gebote für den Plakatanschlag“. Foto von Emma Budahn.

Das Plakat als ein Werbemittel nimmt eine wichtige Rolle in Albacharys Plakat Handbuch ein. Immer wieder wird betont, dass das Plakat in seiner Wirkung unterschätzt wird. Heute haben sich Plakate bereits etabliert und hängen an jeder Ecke, doch werden sie meistens nicht wahrgenommen, meist fungieren sie als ein Hintergrundrauschen.

Unter der Schriftleitung E. O. Erdmengers vermittelt das Buch die Beduetung des Plakates auf humorvolle Weise. Es besitzt Witz und Charme, führt dem Leser spielerisch in die Welt der Plakatkunst und setzt dabei rhetorische Mittel und Metaphern geschickt ein, wie die „10 Gebote für den Plakatanschlag“,  oder ironischen Aussage, wie dass es nicht möglich auf einen „Plakatmessias“ zu warten.1

Diese sprachliche Stärke verleiht dem Werk ein überzeugendes Selbstbewusstsein und macht das Lesen des Buches vergnüglich. Die Mühe in dieser Publikaton, ist merklich. Selten besitzen Bücher einen so eigenständigen und ironischen Charakter, der den Leser schon auf den ersten Seiten überzeugt.

  1. Plakat Handbuch, 140-41.




Verlagsinformationen, "Plakat Handbuch"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Emma Budahn.

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Das „Plakat Handbuch“ Team (Titelblatt, verso). Foto von Emma Budahn.


Hallerstr. 1 (Berlin-Charlottenburg)

2015, Berlin

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Foto von Bodo Kubrak.

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Hallerstraße 1, ehemaliges Haus der Druckerei Curt Hamelsche. Foto von Bodo Kubrak (2015).


Verlagsgeschichte

Im Jahr 1928 publizierte die Jacques Albachary GmbH in Berlin das Werk Plakat Handbuch. Albacharys Führer durch das Plakatwesen. Das Buch bietet einen ausführlichen Einblick in die deutsche und internationale Plakatkunst jener Zeit. Neben rechtlichen Richtlinie und wirtschaftlichen Aspekten beleuchtet es die grundlegenden Regeln und Verfahren der Plakatherstellung.

Die Jacques Albachary GmbH, die auf den ersten Seiten als Herausgeberin gekennzeichnet wird, war eine Werbeagentur mit Sitz in der Potsdamer Straße 122 in Berlin.1 Im Handelsregister wurde sie jedoch bereits 1904 als „Annoncen-Expedition Jaques Albachary, GmbH“ eingetragen und wurde 1934 von Willy Loewitt übernommen. Etwa 1937 wurde die Werbeagentur aufgelöst. Überdies existiert ein weiterer Eintrag im Hadelsregister für die „Plakatanschlag-Vermittlung Jacques Albachary GmbH“, die in der Potsdamer Straße 35 gelegen war.2

An der Publikation des Buches waren mehrere Firmen beteiligt. Die Schriftstellleitung übernahm E. O. Erdmenger mit Herbert Zastrow als Hauptschriftleiter.3 (Auch für andere Werke der Albachary GmbH war Erdmenger als die Schriftstellleitung verantwortlich.) Der Verlag verlegte unter anderem Magazine und Zeitschriften, wie den „Schwert und Spaten“, der sich mit der deutschen Rüstungsindustrie auseinandersetze, oder „Orden und Ehrenzeichen“.

Am Druck des Werkes waren zwei Berliner Druckereien zuständig: die Curt Hamelsche Druckerei und Verlagsanstalt und Gebr. Hartkopf GmbH, die für den Einbandruck verantwortlich war.4 Das Gebäude der Curt Hamelsche Druckerei in der Hallerstraße 1 existiert heute noch, wird jedoch als ein Bürogebäude genutzt.5

Die Statistiken im zweiten Teil des Buches stammen von Willy Marotzke, während die Klisschees von der Dr. Selle & Co A.G. angefertigt worden. Die D. Bleistein GmbH, die ihren Sitz in der Friedrichstraße 16 hatte, war für die Buchbinderarbeit beauftragt worden.6 Interessanterweise befinden sich die an der Publikation beteiligten Firmen, was für ein stark vernetztes Werbe und Druckgewerbe innerhalb Berlins steht.

  1. Plakat Handbuch, Titelblatt (recto).
  2. „Annoncen-Expedition Jacques Albachary, GmbH“, Jewish Businesses in Berlin 1930-1945, abgerufen am 23. Februar 2025.
  3. Plakat Handbuch, Titelblatt (verso).
  4. Plakat Handbuch, Titelblatt (verso).
  5. „Curt Hamelsche Druckerei Berlin“, Architekturbildarchive, abgerufen am 10. Januar 2025.
  6. Plakat Handbuch, Titelblatt (verso).


"Plakat Handbuch. Albacharys Führer durch das Plakatwesen"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Buchdeckel des „Plakat Handbuchs“. Foto von Emma Budahn.

Rolf Frey: Der Graphiker

Der Einband des Werkes wurde von dem Atelier Trias unter der Leitung des österreichischen Werbegraphikers Rolf Frey gestaltet. Frey leitete von 1920 bis 24 gemeinsam mit Hermann Cosel das Grafik Atelier Kosel-F (auch Cosl-F gennant), das sich zu Beginn der Gestaltung von Rasierklingen oder Zigarettenpapier widmete.

Sie standen im engen Ausstausch mit dem österreichischen Grafiker Julius Klinger, der sie zur Mittarbeit an seinem Poster Art in Vienna (1923) einlud. Dieses Buch analysierte sich österreichischen Plakatkunst auseinander, war jedoch an amerikanischen Markt angepasst.

1925 gründete Frey gemeinsam mit Wilhelm Willrab und Klinger das Atelier Trias, um Schaufensterfiguren für die „Betterway Grotesken“ zu gestalteten. Diese stellten sie dann auf der Reklamemesse in Berlin und Leipzig aus. Aufgrund des Erfolges ging Frey nach Berlin und führte dort das Atelier Trias weiter.

Während der stilistische Einfluss von Klinger langsam schwand, entwickelte Frey seinen eigenen Still, von Art déco geprägt, weiter. In der Weimarer Republik war das Atelier stark vertreten in Berlin. Es gestaltete unter anderem eine der ersten Großwerbefläche für die Galeries Lafayette am Potsdamerplatz auf der eine Frau abgebildet war, die Seife bewarb. Ein weiteres wichtiges Projekt war die dreidimensionale Leuchtreklame am Turm des Amerikahauses für den Runfunkhersteller „Telefunken“.

Nach der Übernahme der Nationalsozialisten kehrte Frey nach Wien zurück. Sein Stil war stark vom Art déco beeinflust. Er arbeitete bevorzugt mit Rot und Schwarz, zudem vereinfacht er Formen und lenkte so den Blick des Betrachters auf das Wesentliche.1

  1. Maryška, „Frey, Rolf“, 524.


Wer war Jacques Albachary?

Man mag meinen, dass Jacques Albachary eine bedeutende Rolle innerhalb der GmbH spielte, doch tatsächlich verbargen sich hinter diesem Namen die eigentlichen Geschäftsführer und Gesellschafter Adolph Silberstein und Willy Loewitt.

1934 wird Silberstein jedoch aus der Leitung der GmbH wegen seiner jüdischen Herkunft verdrängt, während Loewitt die Firma allein übernahm. Adolph Silberstein wurde am 3. März 1859 in Berlin geboren. Gemeinsam mit seiner Frau Minna zog er zwei Kinder groß. Seine Sohn Bruno floh nach Südafrika, während seine Tochter Lisbeth erst nach Israel und dann in die USA emigrierte, als sich der Nationalsozialismus in Deutschland verbreitete. Silverstein und seine Frau wollten es ihnen gleichtun, jedoch gelang es ihnen nicht mehr. Am 10. August 1942 wurden sie nach Theresienstadt deportiert.

Dort sei er am 21. August 1942 an Altersschwäche oder Herzschwäche verstorben, während Minna den unmenschlichen Umständen im Lager zum Opfer fiel und am 8. Dezember 1942 verstarb.1

  1. Ilse Schwäbi, „Adolph Silberstein“, Stolpersteine in Berlin, abgerufen am 23. Februar 2025.




Vorwort, "Plakat Handbuch"

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Das Vorwort. Foto von Emma Budahn.

Albachary GmbH - Weitere Veröffentlichungen

In der Einleitung wird das Handbuch als Katalog bezeichnet und mit den vorherigen Publikationen verglichen. So steht in der Einleitung des Buches: „Wenn wir heute zu unserem Plakat-Katalog 1928 Stellung nehmen und Rückschau halten auf die Entwickelung der Plakatpropaganda seit unserem letztem Katalog 1926/26“.1

Diese Aussage zeigt, dass die Kataloge zyklisch aller zwei Jahre publiziert wurden. Zwischen 1916 und 1933 brachte die Jacques Albachary GmbH mehrere Bücher und Kataloge zum Plakatanschlagswesen heraus. Dazu gehören beispielsweise Reihen wie der Plakat Katalog (1916-2[6?]) und das Albachary Plakathandbuch, eine spätere Variante des Plakat Handbuchs (1928) – siehe z. B. Albachary Plakathandbuch. 5. Was wissen Sie vom Plakatanschlag und von der Außenreklame? (1930).

Neben diesen Publikationen veröffentlichte der Verlag in den späteren 1930er-Jahren auch Handbücher zum Bogenanschlag: Albacharys Handbuch für den Bogenanschlag. Ein weiterer Titel, Albacharys Markt-Zahlen für Reklame-Verbraucher, erschien zeitgleich mit Albachacharys Führer durch das Plakatwesen für 1929. Dr. Walter Puttkammer bezeichnete die Markt-Zahlen als sachlich und ansprechend: „[Dieses] ungemein symphatische Buch, das für die herausgebende Firma trotz Felhlen jedes empfehlenden Wortes besser wirbt [...] bringt generelles Marktmaterial für die 24 Großstädte des Deutschen Reiches, die mehr als 200 000 Einwohner zählen“.2 Diese Rezension wurde 1929 in der Zeitschrift Gebrauchsgraphik. Internationale Zeitschrift für Reklamekunst veröffentlicht und verdeutlicht den hohen Stellenwert, den die Jacques Albachary GmbH in der damaligen Werbewelt hatte.

  1. Plakat Handbuch, 5.
  2. Dr. Walter Puttkammer, „Besprechungen“, Gebrauchsgraphik 6 (August 1929): 78.




Einband, "Plakat Handbuch"

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Der Einband. Foto von Emma Budahn.

Nimmt man das Plakat Handbuch in die Hand, fällt einem sofort das schlichte, aber prägnante Design des Einbandes auf, welches von Rolf Frey entworfen wurde. Zentral darauf ist eine rote Litfaßsäule platziert, die zwei goldene Äpfel hält. Durch ihre kräftige rote Farbe hebt sie sich vom braunen Hintergrund ab. Auch die Seitenränder des Buches sind rot eingefärbt. Auf der Rückseite des Buches befindet sich ein Uhu in der selben roten Farbgebung, unter diesem ist der Schriftzug: UHU-Das Neue Ullstein Magazin zu lesen.

Durch die bewusste Farbwahl – Rot, welche unsere Aufmerksamkeit erregt – sowie die Schlichtheit der Gestaltung weckt Frey unmittelbar das Interesse des Betrachters. Mit der Darstellung der Litfaßsäule verweist Frey direkt auf den Inhalt des Buches, ohne Leser nicht mit von zusätzlichen Informationen zu überladen. Nicht nur der Einband des Buches sollte den Lesenden beeindrucken, doch in den meisten Fällen wirkt der Einband prägend auf den Leser. In diesem Entwurf zeigt Frey sein Gespür für die Vermittlung einfacher und direkter Botschaften in der Werbung und spiegelt zugleich Albacharys Intentionen wieder.

Das Buch selbst ist handlich und von praktischer Größe (23 cm). Es wiegt etwa 700 g, wodurch es sich gut für den Transport und die regelmäßige Mitnahme eignet. Es wurde jedoch nicht neu gebunden, sondern die ursprüngliche Leinenbindung blieb erhalten.1

Trotz seines Alters ist es in einem guten Zustand geblieben, ohne auffällige Abnutzungsspuren wie Eselohren. Das Papier ist glatt und von angenehmer Dicke. All diese Merkmale lassen darauf schließen, dass das Handbuch kaum genutzt wurde, jedoch sehr sorgfältig aufbewahrt wurde.





Gliederung, "Plakat Handbuch"

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Gliederung, „Plakat Handbuch“. Foto von Emma Budahn.

Inhalt

Nun zum „Katalog“ selbst. Dieser ist in einen redaktionellen und statistischen Teil unterteilt. Der redaktionelle Teil bietet einen umfassenden Einblick in die deutsche und internationale Plakatkunst. Er informiert ausführlich über verschiedene Drucktechniken, darunter den Buchdruck und Tiefdruckverfahren. Darüber werden rechtliche Richtlinien für die Plakatherstellung erläutert, sowie die Kalkulation von Plakatgrößen thematisiert. Der Leser erhält bisher eine fundierte Einführung in diese Themenbereiche.1

Der zweite Teil des Werkes konzentriert sich auf Statistiken, die sich besonders mit der Anzahl von Anschlagstellen pro Einwohner in deutschen Städten befassen. Diese Anschlagstellen wurden von den Behörden etabliert, um die „willkürliche“ Plakatierung von deutschen Städten zu reduzieren. Daher gab es vorhergesehene Anschlagstellen, die verwendet werden konnten.2

Das Buch ist in übersichtliche Kapitel unterteilt, die in einer angenehmen und verständlichen Sprache formuliert sind. Manche dieser Texte sind von bekannten Persönlichkeiten, wie Professor H. K. Frenzel, verfasst worden, wodurch Albacharys Rolle innerhalb der Werbeindustrie verdeutlicht wird.

  1. Plakat Handbuch, 3-5.
  2. Johannes Kamps, „Geschichte der Printmedien und ihrer Erforschung XIII: das Plakat I: Herstellung, Vertrieb und Forschungsgeschichte. Herstellung und Verteilung des Plakats in seiner Entwickelung“, Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft 15, Nr. 1 (1999): 977.




"Städte in Deutschland"

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Statistik: „Städte in Deutschland“. Foto von Emma Budahn.


"Deutsche Eisenbahn Reklame"

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„Deutsche Eisenbahn Reklame“. Foto von Emma Budhan.

Plakate

Konzentriert man sich nicht nur auf den Inhalt des Werkes, sondern auch auf die Poster im Buch merkt man, dass es nicht nur Erdmengers präzise und ironische Erklärungen sind, die unsere Wahrnehmung beeinflussen, sondern auch die gezielte Verwendung von Plakaten und Illustrationen, die das Buch lebendiger erscheinen lassen.

Besonders der erste Teil des Werkes fokussiert sich auf die Darstellung internationaler und deutscher Plakate. Während die deutschen Plakate eher als visuelle Darstellungen dienen, werden die internationalen Plakate durch erläuternde Texte unterstützt, die sich mit der Geschichte der Werbereklame und bekannte Künstler befassen. Ohne Vorurteile zu erzeugen, analysiert das Buch die Unterschiede der Reklame verschiedener Ländern und geht dabei auch auf deren Herausforderungen ein.

Diese Plakate sind nicht nur auffällig, sondern dienen insbesondere für die deutschen Motive als subtile Werbung. Die Poster unterscheiden sich in ihrer Gestaltung und geben uns zugleich einen Einblick in die Arbeitsweise und Herangehensweise der Künstler.





"The London North Eastern Railway"

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Internationale Plakate im „Plakat Handbuch“. Foto von Emma Budahn.

Betrachten wir diese Plakate sehen wir deutliche Unterschiede zur deutschen Reklame der 1920er. Die abgebildeten Plakate waren Entwürfe für die London & North Eastern Railway, die unterschiedliche Zugstrecken bewerben. Dabei stehen vor allem attraktive Reiseziele im Mittelpunkt, die den Betrachter zu weiteren Zugreisen inspirieren sollen. Die Darstellungen erinnern an alte Postkarten auch die Typographie wirkt elegant und schlank – fast schon verschnörkelt.





Meissner & Buch Reklame

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Meissner & Buch Reklame im „Plakat Handbuch“. Foto von Emma Budahn.

Das Erscheinungsbild der deutschen Plakate scheint dagegen schlichter. Es legt weniger wert auf detaillierter Abbildung als auf Karikaturen und Illustrationen. Manche Poster bestehen sogar ausschließlich aus Schrift. Durch diese reduzierte Gestaltung erregen die Aufmerksamkeit des Betrachters und vermittelt ihre Botschaft direkt.

Dies ist auch ein Punkt, der im Plakat Handbuch von Professor Frenzel in „Was schätzt das Ausland an der deutschen Werbegrafik“ angesprochen wird. Frenzel war der Herausgeber des Magazin Gebrauchsgraphik. Er erläutert, dass jedes Land ein eigenes künstlerisches Verständnis besitzt. So sollen Deutsche ein intellektuelles Design bevorzugen, da sich der Beobachter daran erinnert, als an ästhetische Plakate.1

Letztendlich lässt sich Frenzels Kommentar auch auf das Handbuch selbst übertragen, denn das schlichte Format und Layout verstärkt die Informationen, die das Buch versucht zu vermitteln.

  1. Plakat Handbuch, 40.


Anders ist es mit dem Plakat[;] es spricht zu dem >Mann auf der Straße<, der nicht aufnahmewillig und an anderen Dingen interessiert ist. Es muß deshalb kurz, zwingend und schlagend sein.

H. K. Frenzel, Plakat Handbuch, 38-40.



Wir haben ebenfalls auch bei dem neuen Katalog uns von dem Bestreben leiten lassen, nicht nur durch unsere Arbeit neue Freunde der Plakatpropaganda zuzuführen, sondern sie auch in jeder Weise objektiv zu beraten, aufzuklären und ihnen sachliche Unterlagen für ihre Propaganda an die Hand zugeben. Dies kurz zum Katalog selbst.

Plakat Handbuch, 3.





Plakatkünstlerverzeichnis

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Plakatkünstlerverzeichnis im „Plakat Handbuch“. Foto von Emma Budahn.

Das Handbuch nimmt jedoch nicht nur die Funktion eines einfachen Lehrbuches ein, sondern liefert beispielsweise bereits ein fertiges „Plakatkünstlerverzeichnis“ und verschafft so dem Auftraggeber Möglichkeiten mit diesen Künstlern zu interagieren. Albacharys GmbH ermöglicht einen vereinfachen Zugang zu Informationen an diese Information.





"Erläuterung zur Statistik"

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„Erläuterung zur Statistik“ im „Plakat Handbuch“. Foto von Emma Budahn.

Ein entschiedenes Merkmal ist der zweite Teil des Buches, da sich die Albachary GmbH auf Werbestatistiken fokussierte und regelmäßig Magazine publizierte, die neue Zahlen und Veränderungen beinhalteten.

Daher unterscheiden sich das Plakat Handbuch (1928) von anderen Publikationen der Albachary GmbH. Beispielsweise beinhalten Albacharys Handbuch für den Bogenanschlag nur Statistiken und Tabellen für die deutschen Bundesländer und Städte. Es werden industrielle und handwerkliche Sektoren thematisiert, aber auch Kosten für Reklame und vorhandene Anschlagstellen.1 Es muss angemerkt, dass der Bogenanschlag als Begriff vom Werberat der Deutschen Wirtschaft in der NS-Zeit eingeführt wurde und bis heute aktuell ist.2 Im Gegensatz zum Plakathandbuch vermittelt dieser Titel Informationen ohne ausführliche Formulierungen, es bietet ein kurzes Vorwort und knappe Beschreibungen.

Dies zeigt die Absicht des Herausgebers informative und zugängliche Materialien zu schaffen. Das Handbuch soll nicht nur Neueinsteiger in der Industrie unterstützen, sondern auch Experten informieren und inspirieren. Komplexe Themen werden verständlich dargestellt und dienen daher eine objektive Referenz, aber auch ein Hilfsmittel. Durch die regelmäßige Aktualisierung der Kataloge mit neuen Daten und Trends stellte der Verlag sicher, dass Werbetreibende stehts über die Entwickelung der Branche informiert werden.

  1. Albachary Handbuch für den Bogenanschlag (Berlin: Jacques Albachary, 1935), 49.
  2. Kamps, „Geschichte der Printmedien und ihrer Erforschung“, 978.




Bibliotheksstempel, Industrie- und Handelskammer zu Berlin

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Bibliotheksstempel, Industrie- und Handelskammer zu Berlin. Fotos von Emma Budahn.

Bevor es an der HU kam, gehörte dieses Buch der Bibliothek der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und war daher auch im Besitz der Industrie und Handelskammer (IHK). Die IHK ist eine gesetzliche Institution, die die wirtschaftlichen Interessen von regionalen Unternehmen vertritt. Daher wurde Albacharys Plakat Handbuch schon von Studenten genutzt bevor es in den Besitzt der Humboldt Bibliothek überging. Das erste Mal wurde es als Dauerleihgabe am 11 August 1988 aufgeführt.1 Dies verdeutlicht den Einfluss der Handbücher auf den Markt und ihre jetzige Rolle in der Werbebranche.

Auf der Titelseite, aber auch im Buch findet man Stempel der IHK, wie im Vorwort des Buches. Die Stempel unterscheiden sich in ihrer Form und ihrer Gestaltung, besonders die runden Stempel fallen auf, da auf diesen der Deutsche Reichsadler abgebildet ist. Die rechteckigen Stempel zeigen welcher Abteilung sie zugehörig waren Abt. II Börse und Handelshochschule.

  1. HU-Bibliothekar Armin Schwer, E-Mail an die Verfasserin (4. März 2025).




Randnotizen, "Plakat Handbuch"

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Randnotizen im „Plakat Handbuch“. Foto von Emma Budahn.

Dies sind jedoch nicht die einzigen Hinweise auf vorherige Besitzer, vor allen auf den ersten Seiten des Buches findet man mehrere Notierungen der Bibliothekare. Es ist auffällig, dass jemand den Titel auf der ersten Seite mit “(Jacques)” ergänzte. Jacques Albachary als Person scheint fiktiv, vielleicht war sein Name auch ein Pseudonym oder es wurde über die Zeit hin vergessen. Das einzige was uns bleibt ist der Name.



Fazit

Das Plakat Handbuch wirft immer wieder neue Fragen auf und wird dies vermutlich auch in Zukunft tun. Dennoch zeigt es, wie der zeitliche Wandel die Werbebranche beeinflusst und wie vernetzt die Berliner Werbewelt war – eine Welt, in der sich die Rolle der Albachary GmbH festigte. Es spiegelt selbst den Geist seiner Zeit dar und bleibt zugleich versiert.

Das Handbuch ist durchweg schlichtweg praktisch, und selbst der moderne Leser kann noch wertvolle Erkenntnisse daraus gewinnen. Es ist jedoch nicht nur ein Lehrbuch – vielmehr bringt es dem Leser die Kunst der Plakatreklame näher zeigt uns seine Bedeutung. So bleibt es auch für die heutige Werbung relevant, da es sich auf die wesentlichen Gestaltungelemente konzentriert, die nach wie vor von Bedeutung sind.

04

Of Human Bondage (1938)

Einleitung

Im Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum begegnete ich unzähligen Studierenden, die früh am Morgen kamen, um sich einen der begehrten Arbeitstische zu sichern. Diese belegten sie dann den ganzen Tag und am nächsten Morgen wiederholte sich das gleiche Ritual. Die Bücher auf ihren Tischen waren größtenteils juristische Lehrwerke – unerlässlich für ihr Studium.

Doch als ich den lichtdurchfluteten Flur im fünften Stock entlangging, der an einem Glasfenster mit Blick auf die terrassenförmig angelegten Lernbereiche endete – in denen die Studierenden in ihre Arbeit vertieft waren – fragte ich mich, welche Geheimnisse sich wohl offenbaren würden, wenn ich eines der vielen Bücher in den Regalen genauer betrachten würde.

Traditionell bedeutet „das Buch genauer zu betrachten“, seinen gedruckten Text zu lesen. Dabei stellen sich Fragen wie: Was wollte der oder die Autor:in vermitteln? Wie ist der Text aufgebaut, und hat er sein Publikum erreicht? Wie ist er zu deuten? Doch wie diese Ausstellung zeigt, kann eine genauere Betrachtung eines Buches über den Text hinaus auch seine physische Gestalt einbeziehen. Einband, Umschlaggestaltung und Layout tragen ebenso Bedeutung wie Bibliotheksstempel – sie können Aufschluss über die Besitzgeschichte eines Buches geben und darüber, welche Wege es genommen hat.



Das Buch, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog, ist eine Ausgabe von 1938 von W. Somerset Maughams Of Human Bondage, das erstmals 1915 bei Heinemann in London erschien.

Bereits seit einiger Zeit habe ich ein persönliches Interesse an Maugham und hatte den Roman bereits zuvor gelesen und aus literarischer Perspektive geschätzt. Die Handlung folgt dem Protagonisten Philip Carey von seiner Kindheit bis zum frühen Erwachsenenalter. Nachdem er früh seine Eltern verliert, wächst er bei seinem Onkel auf dem englischen Land auf und wird später auf ein Jungeninternat geschickt, wo er wegen seines Klumpfußes gemobbt wird. Seine Reise führt ihn nach Heidelberg, wo er für kurze Zeit Orientierung findet, danach nach Paris. Dort gibt er die Malerei auf, als er erkennt, dass er nie mehr als mittelmäßig sein wird. Zurück in London schreibt er sich an der medizinischen Fakultät ein. Doch sein Leben ist geprägt von impulsiven Entscheidungen, finanziellen Schwierigkeiten und unglücklichen Liebesverwicklungen – all jenen Dingen, die uns menschlich machen. Anders als im traditionellen Bildungsroman, in dem der Protagonist einem logischen Weg der Selbstvervollkommnung folgt, handelt Philip oft gegen seine eigenen Interessen – mal ist er zu sensibel, zu nachsichtig oder zu stolz. Sein innerer Konflikt zwischen gesellschaftlicher Konvention und individueller Freiheit ist ein zentrales Thema.

Philips Lebensweg weist auffällige Parallelen zu dem von Maugham selbst auf. Auch Maugham verlor früh seine Eltern, wurde auf ein Internat geschickt und studierte Medizin. Wie sein Protagonist lebte er in Paris und kämpfte mit der Frage, ob er seinen Weg als Künstler finden kann. Die Fehlstellung seines Fußes wurde dabei zu einem bestimmenden Merkmal und verstärkte sein Gefühl der sozialen Ausgrenzung. Dieser persönliche Konflikt zeigt sich in Philips Klumpfuß, einer sichtbaren körperlichen Behinderung, die ihn durch das Leben hinken lässt. Maugham studierte zunächst in Heidelberg Germanistik, Literatur und Philosophie, schloss 1897 sein Medizinstudium ab. Während seines Studiums arbeitete er in einem Krankenhaus in Lambeth, wo er die ärmsten Bewohner Londons behandelte – eine Erfahrung, die seine Fähigkeit schärfte, menschliches Verhalten zu beobachten und zu analysieren. Diese Fähigkeit übertrug er auf sein Schreiben und veröffentlichte seinen ersten Roman Liza of Lambeth (1897). Er wurde außerordentlich erfolgreich und bekannt. Er reiste viel, sammelte Kunst, arbeitete während beider Weltkriege als Spion für die britische Regierung – und führte ein Doppelleben, indem er seine Homosexualität vor der Öffentlichkeit verbarg.1

  1. Selina Hastings, The Secret Lives of Somerset Maugham (New York: Random House, 2010), 3.




"Of Human Bondage" (Heinemann, 1938)

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HU Exemplar, „Of Human Bondage“ (1938). Foto von Tristan Brennwald.

Das Exemplar, das ich näher betrachten möchte, ist ein Nachdruck von 1938, erschienen bei Heinemann in London als Teil der Collected Edition of the Works of William Somerset Maugham. Das Buch umfasst 941 Seiten, sein Einband ist ausgeblichenes Rot, mit einem geprägten Symbol in der unteren rechten Ecke und einem Bibliotheksstempel auf der Vorderseite. Der Buchrücken trägt den Titel, den Namen des Autors und das Verlagsimprint.

Hier klicken, um einen 3D-Scan des Buches zu sehen.

Das auffälligste Merkmal dieser Ausgabe ist das verblasste, geprägte Symbol – eine Art umgekehrtes Doppelkreuz, das von einem Bogen mit regelmäßig gesetzten Querlinien durchzogen ist. Dieses Detail steht im Mittelpunkt meiner Analyse im Abschnitt Gestaltung.

Ziel dieser Untersuchung ist es, die Beziehung zwischen Autor, Text und materieller Erscheinungsform zu beleuchten – konkret anhand dieses Exemplars im Grimm-Zentrum.





"Of Human Bondage" (Heinemann, 1977)

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HU Exemplar, „Of Human Bondage“ (Heinemann, 1977). Foto von Tristan Brennwald.


Of Human Bondage erschien erstmals im August 1915 beim Londoner Verlag Heinemann.1 Die anhaltende Beliebtheit des Romans zeigt sich in zahlreichen Neuauflagen. Bereits im September 1915 folgte ein zweiter Druck, und in den folgenden Jahren erschienen erschwinglichere Ausgaben (1919, 1927, 1929, 1931 und 1933). 1934 wurde der Text neu gesetzt, was einen Wendepunkt in der Publikationsgeschichte markierte. Die Collected Edition von Maughams Werken begann im Mai 1937.

Das von mir untersuchte Exemplar wurde im Oktober 1938 in England gedruckt – als Teil einer Sammelausgabe, die sechzehn Bände umfasste, darunter Romane, Kurzgeschichtensammlungen und Theaterstücke. Es ist wahrscheinlich, dass das Buch ursprünglich mit einem Schutzumschlag ausgeliefert wurde, wie andere Ausgaben der Collected Works von Heinemann – etwa die hier gezeigte Ausgabe von 1977.

  1. Weitere Informationen: John St. John, William Heinemann: A Century of Publishing, 1890-1990 (London: Heinemann, 1990).

Diese Ausgabe umfasst 941 Seiten. Sie ist in Leinen gebunden und nicht in einem teureren Material wie Leder – ein Hinweis darauf, dass sie für ein breites Publikum zugänglich und nicht nur für wohlhabende Sammler:innen gedacht war. Die Maße des Buches sind mit 15 x 22 cm eher bescheiden – ideal also für kostengünstige Privatbibliotheken.

Während manche Ausgaben den Roman in zwei Bände aufteilen, enthält dieses Exemplar den gesamten Text in einem einzigen Band – was seine Funktion als Teil einer vollständigen Werkausgabe unterstreicht.1

Die Seiten bestehen aus robustem, mittelstarkem Papier, das im Laufe der Zeit eine gelbliche Patina angenommen hat, aber nach wie vor gut lesbar ist. Die gewählte Serifenschrift aus der Garamond-Familie sorgt für eine angenehme Lesbarkeit, während die großzügigen Ränder viel Platz für Notizen bieten.

  1. Vergleiche eine zweibändige Heinemann-Ausgabe von 1951 und eine ebenfalls zweibändige deutsche Übersetzung von Diogenes aus dem Jahr 1975.




Seite, "Of Human Bondage"

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Eine interessante Unregelmäßigkeit zeigt sich an der oberen Schnittkante des Buches: Beim Druckprozess werden große Papierbögen, die jeweils mehrere Seiten enthalten, bedruckt, gefaltet und an Ober-, Unter- und Außenseite beschnitten. In diesem Exemplar sind zwei Blätter an einer Stelle nur teilweise getrennt worden – beim Öffnen wurden sie ungleichmäßig auseinander gerissen. Ein kleines, aber aufschlussreiches Detail zur Technik der Buchherstellung.



Maugham Symbole

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Humboldt-Universität zu Berlin (links); Privatsammlung Tristan Brennwald (rechts)

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Symbol auf dem Forschungsexemplar (links) und das gleiche Symbol auf einem persönlichen Exemplar (rechts). Fotos von Tristan Brennwald.


Der Buchrücken zeigt den Namen des Autors, den Titel und den Verlag Heinemann – in einer schlichten, gut lesbaren Gestaltung. Ein bemerkenswertes Detail auf dem Buchdeckel ist das verblasste talismanische Symbol, das mit Maugham verbunden ist. Er selbst gab an, dass es aus Marokko stammt und von seinem Vater entdeckt wurde, der es auf Glaswaren anbringen ließ – in einem Haus in Suresnes (Frankreich) zum Schutz vor dem bösen Blick: „[Mein Vater] bestellte eine große Menge Glas, auf das er ein Zeichen gegen den bösen Blick eingravieren ließ, das er in Marokko entdeckt hatte – und das die Leser auf dem Einband dieses Buches sehen können“.1 Eine Recherche zur Herkunft dieses Symbols führt jedoch immer wieder zu Maugham selbst zurück – und zu seiner Version der Ursprungsgeschichte, wie sie in The Summing Up (1938) dargestellt ist.2

  1. „[My father] ordered a great quantity of glass on which he had engraved a sign against the Evil Eye which he had found in Morocco and which the reader may see on the cover of this book“. W. Somerset Maugham, The Summing Up (London: Heinemann, 1938), 18-19.
  2. Auf meinen Reisen nach Marokko habe ich sogar Menschen gefragt, ob sie dieses Symbol kennen, und keine positiven Antworten erhalten, obwohl das Symbol sehr wohl eine Vereinfachung der Hand der Fatima sein könnte.


W. S. Maugham, 1954

1954

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W. Somerset Maugham am Eingang der Villa Mauresque, Cap Ferrat, 1954.


Maugham verwendete das Symbol erstmals auf dem Einband von The Hero (London: Hutchinson & Co., 1901). In der ersten Ausgabe war es versehentlich auf dem Kopf stehend gedruckt worden. Nachdem dies in der zweiten Auflage korrigiert wurde, nutzte er das Symbol fortan regelmäßig – auf seinen Büchern, in Notizen und sogar am Tor seiner Villa in Cap Ferrat – als Talisman gegen den bösen Blick.1

  1. Samuel Rogal, A William Somerset Maugham Encyclopedia (Westport, CT: Greenwood Press, 1997), 87.


Maugham-Symbol Tätowierung

2025

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Tristan Brennwald

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Maugham-Symbol-Tattoo des Autors. Foto von Tristan Brennwald.


Das Nachleben des Symbols

Kurioserweise taucht ein auffallend ähnliches Symbol im Film M*A*S*H* von 1970 auf – zu sehen an der Tür eines Armeezelts. 1 Diese visuelle Parallele erhält zusätzliche Bedeutung durch ein Foto aus dem Koreakrieg, das Richard Hornberger zeigt – den Autor des Romans, auf dem der Film basiert – vor seinem eigenen Zelt, auf dem genau dasselbe Emblem zu sehen ist. Angesichts von Maughams literarischem Einfluss und seiner weiten Verbreitung ist es plausibel, dass Hooker das Symbol aus einem seiner Werke kannte – und es als persönliches Schutzzeichen übernahm.

Unter diesen Umständen ist es denkbar, dass Maugham das Symbol selbst entworfen hat – als eine Art persönliches Markenzeichen. Ebenso möglich ist, dass das Symbol in seinem ursprünglichen Kontext historisch verloren ging, dass Maughams Vater ihm die wahre Herkunft nicht mitteilte – oder dass Maugham sich schlicht anders daran erinnerte. So oder so bleibt es ein eindrucksvolles Zeugnis für die Kraft des Glaubens.

Einige Bewunderer von Maugham haben begonnen, das Symbol für eigene Projekte zu verwenden. Wenn ich Freund:innen ein Buch von Maugham schenke, das dieses Zeichen trägt, erzählen sie mir später häufig von glücklichen Fügungen. Ich habe mir das Symbol sogar tätowieren lassen, und obwohl es albern wäre, einem Symbol gute Ereignisse zuzuschreiben, hat es für mich eine tiefe Bedeutung, die über mein Interesse an W. Somerset Maugham hinausgeht.

  1. M*A*S*H*, Regie von Robert Altman (Los Angeles: 20th Century Fox, 1970).


Einleitender Text, "Of Human Bondage"

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„Instead of a Preface“ („Statt eines Vorworts“). Foto von Tristan Brennwald.


Eine beliebte Lektüre

Die Nachdrucke des Romans Of Human Bondage verdeutlicht die anhaltende literarische Bedeutung Maughams im frühen 20. Jahrhundert. Obwohl Maugham seinen eigenen Erfolg oft bescheiden darstellte, räumt er im Abschnitt „Anstelle eines Vorworts“ dieser Ausgabe ein, dass der Roman in Großbritannien zunächst nur mäßige Beachtung fand – bevor er in den Vereinigten Staaten größeren Anklang fand. Dies sei, so Maugham, unter anderem auf wohlwollende Rezensionen prominenter Autoren wie Theodore Dreiser zurückzuführen. 1

Die thematische Auseinandersetzung des Romans den Themen Identität, Lebenssinn und menschlicher Verletzlichkeit trug wesentlich zu seiner breiten und anhaltenden Leserschaft bei. Die Aufnahme in die Collected Edition lässt auf ein Publikum von engagierten Maugham-Leser:innen und Sammler:innen schließen, die sowohl den Prestigecharakter als auch die Einheitlichkeit eines vollständigen Werkschatzes zu schätzen wussten. Die materielle Beschaffenheit des Buches – robust, aber erschwinglich – spiegelt genau diesen doppelten Zweck wider. Es wurde so konzipiert, dass es einem allgemeinen Lesepublikum zugänglich war und sich zugleich für die private Sammlung eignete. Das mittlere Format des Bandes legt nahe, dass es vor allem zum Lesen gedacht war – und dazu einlud, sich intensiv mit dem Weg der Hauptfigur auseinanderzusetzen, ohne durch ein allzu empfindliches oder sperriges Format daran gehindert zu werden.

  1. Maugham, Of Human Bondage, viii.


Inschrift, "Of Human Bondage"

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Inschrift im HU Exemplar. Foto von Tristan Brennwald.


Ein persönliches Geschenk

Die beabsichtigte Funktion eines Buches entspricht nicht immer seiner tatsächlichen Nutzung. Die erste bekannte Rolle dieses Exemplars war die eines persönlichen Geschenks – eine bemerkenswerte Transformation von einem massenproduzierten literarischen Werk zu einem bedeutungsvollen, individualisierten Objekt. Auf dem Vorsatzblatt befindet sich eine handschriftliche Widmung:

„To Mum on the occasion of her ? birthday with many happy returns from Mollie. xxxxx“ („Für Mama zum ?. Geburtstag mit vielen Glückwünschen von Mollie“)

Diese Widmung erlaubt einen Blick in die Geschichte des Buches jenseits seines kommerziellen und literarischen Werts. Sie zeigt, welche Rolle es in zwischenmenschlichen Beziehungen und in der Erinnerungskultur spielte. Die Unsicherheit über das Alter der Mutter könnte als humorvolle Geste gemeint sein – vielleicht als augenzwinkernder Hinweis auf ihre zeitlose Jugend.

Ob die Empfängerin, „Mum“, den Text tatsächlich gelesen hat, lässt sich nicht sagen. Doch Bleistiftunterstreichungen zeugen davon, dass sich mindestens eine Leserin oder ein Leser aktiv und nachdenklich mit dem Text auseinandergesetzt hat. Die Verteilung der Markierungen, die gegen Ende des Romans seltener werden, könnte auf veränderte Leseumstände hinweisen – vielleicht ein Ortswechsel oder ein schnelleres Lesen der letzten Kapitel. Die Anmerkungen fügen eine weitere Bedeutungsebene hinzu und machen das Buch zu einem literarischen Objekt, das durch persönliche Nutzung geprägt wurde.





Bibliotheksstempel, "Of Human Bondage"

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Bibliotheksstempel. Foto von Tristan Brennwald.


Vom Privatbesitz zur öffentlichen Nutzung

Irgendwann verließ das Buch den Besitz seiner ursprünglichen Eigentümerin und gelangte in einen neuen institutionellen Kontext in Westdeutschland: Es wurde in der Sprachmittler-Abteilung der Bibliothek Bonn-Hangelar katalogisiert – darauf weist ein Stempel im vorderen Teil des Buches hin. Dieser Übergang bedeutete eine grundlegende Veränderung in der Funktion des Buches: vom persönlichen Erinnerungsstück hin zu einem didaktischen Werkzeug. In diesem Kontext wurde der Roman nicht mehr vorrangig wegen seiner Handlung oder Thematik gelesen, sondern diente dem Fremdsprachenerwerb. Of Human Bondage wurde hier also nicht nur als Teil von Maughams literarischem Erbe gelesen, sondern als fremdsprachlicher Text zum Übersetzen und Studieren.

Der ursprüngliche Bibliotheksstempel wurde inzwischen überarbeitet – ein Hinweis darauf, dass das Buch nicht mehr Teil des Bestands in Bonn-Hangelar ist. Heute befindet es sich in der Bibliothek der Humboldt-Universität in Berlin, wo die Signatur „Ling. 4077:F8“ ebenfalls auf seine Nutzung im Sprachunterricht hinweist. Diese institutionellen Markierungen erzählen eine andere Art von Herkunftsgeschichte – sie zeichnen den Weg des Buches vom Privatbesitz hin zur öffentlichen Nutzung nach. Über die Jahrzehnte wurde es von verschiedenen Menschen besessen, gelesen und möglicherweise studiert – vieles von seiner Reise bleibt jedoch im Dunkeln.

Fazit

Die unbekannten Aspekte in der Geschichte dieses Buches laden zur Spekulation ein: Was ist aus Mollie und ihrer Mutter geworden? Hat irgendein:e Leser:in in Bonn eine Wertschätzung für Maughams Prosa oder die englische Sprache entwickelt? Wo ist der Schutzumschlag des Buches geblieben – verloren, entsorgt oder vielleicht irgendwo aufbewahrt? Durch wie viele Hände ist dieses Exemplar gegangen und welchen Eindruck hat es, wenn überhaupt, in ihrem Leben hinterlassen?

Dieses spezielle Exemplar, das im Zentrum meiner Recherche steht, ist weit mehr als nur ein weiteres Exemplar eines kanonischen Textes. Es ist ein historisches Artefakt, das Spuren menschlicher Beziehungen, institutioneller Entwicklungen und sich wandelnder Funktionen in sich trägt. Kein Buch gleicht dem anderen in seiner materiellen und erfahrungsgeschichtlichen Biografie. Kleine Veränderungen – Widmungen, Anmerkungen, Stempel – machen jedes Exemplar einzigartig und bergen verborgene Geschichten, die nur durch aufmerksame Betrachtung ans Licht kommen. Die Spuren früherer Leser:innen erinnern leise daran, dass Literatur kein starres Objekt ist, sondern ein lebendiges, wandelbares Medium – eines, das seine Leserschaft prägt und zugleich von ihr geprägt wird.



05

Taʾrīḫ al-ḫaṭţ al-ʿarabī wa-ādābuhu (1939)

Einleitung

Dieses Buch von Muḥammad Ṭāhir b. ʿAbdalqādir al-Kurdī mit dem Titel Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ al-ʿarabī wa-ādābuhu („Die Geschichte der arabischen Kalligraphie und ihrer Kunst“) ist eine reichhaltige, facettenreiche Darstellung der arabischen Kalligraphie. Es wurde erstmals 1939 (1358 AH) in Kairo veröffentlicht und verbindet historische, literarische und soziale Perspektiven mit sorgfältig präsentierten visuellen Elementen, darunter kalligrafische Muster und frühe fotografische Abbildungen. Ich stieß auf dieses Werk in der Zweigbibliothek Asien-/Afrikastudien und Islamische Theologie der Bibliothek der Humboldt-Universität, in einem Regal mit historischen Studien zur arabischen Schrift. Bei diesem Buch fiel mir der leicht abgenutzte Softcover-Einband, die Seitennummerierung von rechts nach links und das elegante klassische Arabisch auf der Titelseite auf.

Die Wahl des Buches wurde durch mein langjähriges Interesse an der arabischen Kalligrafie bestimmt, nicht nur als eine Form des ästhetischen Ausdrucks, sondern auch als ein kulturelles Artefakt, das tief mit der islamischen Geschichte, Spiritualität und Identität verbunden ist. Ich war neugierig, mehr darüber zu erfahren, wie sich diese Kunstform entwickelt hat, welche Werkzeuge und Techniken verwendet wurden, wer die Meister der Kalligraphie waren und wie die Weitergabe dieser Tradition über verschiedene Regionen und Jahrhunderte hinweg erfolgte. Ich hoffte, in diesem Buch mehr als nur historische Fakten zu finden – ich war auf der Suche nach Geschichten, Texturen und Spuren künstlerischer Hingabe. Was ich jedoch nicht erwartet hatte, war ein Buch zu entdecken, das sich wie ein gedrucktes Museum anfühlt, reich an Bildern,  voller kultureller Bedeutung, zusammengestellt von einem einzigen Mann in drei Jahren einsamer, akribischer Forschung.

Der Autor, al-Kurdī (1903-80), war ein in Mekka geborener Kalligraph, Gelehrter und Dichter kurdischer Herkunft. Er trug den prestigeträchtigen Titel Kātib al-Muṣḥaf al-Makkī oder „Schreiber des mekkanischen Korans“, und seine Beherrschung der kalligrafischen Künste zeigt sich nicht nur in seinem theoretischen Verständnis, sondern auch in seiner tiefen Ehrfurcht vor der Tradition.1 Das Buch umfasst 470 Seiten und ist mit Biografien von Kalligraphen, Analysen von Schreibwerkzeugen und -materialien sowie Abbildungen alter Inschriften gefüllt – einige davon kaum entzifferbar, andere wunderbar erhalten. Es ist sowohl ein wissenschaftliches Werk als auch ein visuelles Archiv.

Eine der ersten Überraschungen, auf die ich stieß, war der Umfang der Recherchen des Autors. Al-Kurdī sammelte während seiner Jahre in Ägypten Material aus Museen und Bibliotheken in Kairo und Alexandria und konsultierte sowohl arabische als auch türkische Quellen. Seine Beschäftigung mit der Kalligrafie der osmanischen Zeit – durch türkische Lehrer und Quellen – fügt eine seltene vergleichende Ebene hinzu, die Regionen und Stile überbrückt. Eine weitere unerwartete Dimension war die Einbeziehung von Porträts, darunter eines von König Abdulaziz ibn Saud und ein weiteres vom Autor selbst in der historischen al-Falah-Schule in Jeddah. Diese paratextuellen Elemente bieten einen persönlichen und politischen Kontext und ordnen das Werk in den frühen saudischen Staat und die breiteren kulturellen Bewegungen in der arabischen Welt der 1930er Jahre ein.

Das Buch hat mich auch in materieller Hinsicht überrascht. Es ist bescheiden gebunden, hat einen weichen Einband und sogar einige Seiten, die unbeschnitten geblieben sind – ein seltener Fund in einer Bibliothek, der darauf hindeutet, dass das Buch vielleicht nur wenig benutzt wurde oder im Umlauf war. Im Innern fand ich eine alte Eintrittskarte des Nationalmuseums von Alexandria, die als Lesezeichen benutzt wurde, und einen Ausleihschein der Humboldt-Universität – Spuren von Lesern, die nur wenige Spuren hinterlassen haben, deren Engagement aber immer noch nachwirkt. Die Bibliotheksstempel des Deutschen Orient-Instituts Hamburg, in dem das Buch zuvor untergebracht war, deuten darauf hin, dass dieses Buch institutionelle, geografische und vielleicht auch ideologische Grenzen überschritten hat.

Dieses Buch in der Humboldt-Bibliothek zu finden, schien ganz passend zu sein, obwohl sein Alter und seine Seltenheit ihm auch die Aura von etwas Wertvollerem verliehen, das unter den neueren akademischen Texten sogar etwas fehl am Platz ist. Es hebt sich von seinen Nachbarn nicht nur durch sein Erscheinungsdatum oder den ausschließlich arabischen Text ab, sondern auch durch seine hybride Natur – wissenschaftlich und doch visuell, archivarisch und doch von der Stimme des Autors geprägt. Die Ausrichtung von rechts nach links, die handgezeichneten Elemente, das Fehlen einer Bibliographie und von Zitaten im europäischen akademischen Stil tragen alle zu seiner Einzigartigkeit in einer deutschen Universitätsbibliothek bei.

Letztlich ist dieses Buch mehr als eine Geschichte der arabischen Kalligraphie. Es ist eine Reflexion über kulturelle Kontinuität, die Beständigkeit von Schönheit und die Art und Weise, wie Schrift sowohl eine persönliche Hingabe als auch eine kollektive Erinnerung sein kann. In den folgenden Abschnitten werde ich einige der Hauptthemen des Buches erkunden: die Entwicklung der arabischen Schrift, die Werkzeuge und Materialien des Schreibers, die Rolle der Kalligrafie in der islamischen Gesellschaft und die Geschichten der Menschen, die diese Kunst über Jahrhunderte und über Kontinente hinweg getragen haben. Ich werde auch die materielle Reise dieses speziellen Exemplars nachzeichnen – von Kairo nach Hamburg und Berlin – sowie die intellektuelle und spirituelle Reise, zu der das Buch seine Leser einlädt.

  1. Şahin Şimşek, „Muhammed Tahir El-Kurdî el-Mekkî el-Hattat: Hayatı ve Eserleri“, JOSR 8, Nr. 2 (2016): 861.




"Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ" in der HU-Bibliothek

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Die Entdeckung des Buches (links) in der HU-Bibliothek. Fotos von Polina Shablovskaia.


Ein verborgener Schatz in den Regalen

Diese Erstausgabe aus dem Jahr 1939, die in der Universitätsbibliothek zusammen mit historischen Studien zur arabischen Schrift aufbewahrt wird, zeichnet sich durch ihre einzigartigen materiellen Eigenschaften aus: bescheidene Abmessungen, Softcover-Einband und das für arabische Texte typische Layout von rechts nach links. Als wissenschaftliches und künstlerisches Werk, das von einem ausgebildeten Kalligraphen verfasst wurde, ist es eine wichtige Quelle für Studenten und Forscher, die sich mit der Entwicklung der arabischen Schrift, ihrer kulturellen Bedeutung und den Druckpraktiken im Kairo des frühen 20. Jahrhunderts beschäftigen.

Bei diesem Buch handelt es sich um eine Erstausgabe, von der laut WorldCat nur acht Exemplare in 52 Bibliotheken weltweit existieren. Seine Seltenheit wird durch seine Einzigartigkeit noch verstärkt. Anders als viele moderne Bücher über arabische Kalligrafie, die entweder die Technik oder die ästhetische Schönheit betonen, liest sich Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ wie eine enzyklopädische Chronik. Sie zeichnet die Entstehung der arabischen Schrift von ihren nabatäischen Wurzeln über die frühe islamische Zeit bis hin zur klassischen und osmanischen Epoche nach. Es wird erklärt, wie die diakritischen Zeichen eingeführt wurden, die Funktionen verschiedener Werkzeuge wie der qalam (Schilfrohrfeder) und des Tintenfasses werden detailliert beschrieben, und die verschiedenen Schriftstile – nash, thuluth und andere – werden mit entsprechenden Bildbeispielen vorgestellt. Sogar exzentrische Formen wie auf Reiskörnern oder Eierschalen geschriebene Kalligraphie werden erforscht.

Das Buch widmet aber auch den Biografien viel Raum – Kurzporträts berühmter Kalligraphen, Mäzene und sogar politischer Führer, die sich mit diesem Handwerk beschäftigten. Hier wird die Geschichte persönlicher. Wir lernen Sultane und Wesire kennen, die zur Feder griffen, sowie zeitgenössische Kalligraphen, die dem Autor bekannt sind, und schlagen so eine Brücke zwischen dem Heiligen, dem Künstlerischen und dem Politischen. Der Koran spielt, wie zu erwarten, eine zentrale Rolle. Die letzten Kapitel befassen sich mit der Kalligraphie des Korans, wobei sowohl die Kunst des Schreibens des heiligen Textes als auch die Traditionen seiner Reproduktion erörtert werden. Diese Abschnitte sind von einem Gefühl der Hingabe und Verantwortung durchdrungen und spiegeln die Überzeugung wider, dass das Schreiben des Korans nicht nur ein künstlerisches, sondern auch ein spirituelles Unterfangen ist.

Gedruckt im Herzen der literarischen Renaissance Kairos

Dieses Buch trägt zwei Verlagszeichen: den Copyright-Vermerk von Maktabat al-Hilal und den Namen der Firma al-Maṭbaʻa at-tiǧārīya al-ḥadīta – „Die moderne kommerzielle Druckerei“ – mit Sitz im Kairoer Sakakini-Viertel. Die erste Markierung verankert das Buch in den blühenden intellektuellen Netzwerken der arabischen Nahda, während die zweite Markierung den Wandel der Epoche hin zum industrialisierten Verlagswesen widerspiegelt.

Wie der Historiker Ami Ayalon feststellt, hatte sich die Maktaba im späten 19. Jahrhundert von einem Begriff, der sich auf Bibliotheken oder Manuskriptsammlungen bezog, zu einem Zentrum der kulturellen Produktion entwickelt – Buchhandlung, Verlag und kommerzielle Druckerei in einem.1 Die von Jurji Zaydan gegründete Maktabat al-Hilal spielte eine zentrale Rolle bei der Gestaltung der modernen arabischen Literaturkultur. Seine 1896 im Kairoer Stadtteil Faggala eröffnete Buchhandlung fungierte als Leihbibliothek, Vertriebszentrum und Verlagsunternehmen, das Leser in der gesamten arabischen Welt miteinander verband. 

Zaydans Aufgabe war es, die literarische Kultur zu fördern, indem er Bücher und Zeitschriften sowohl für die Eliten als auch für das aufstrebende Bürgertum zugänglich machte. Sein Verleihsystem, das den postalischen Austausch von Büchern ermöglichte, ist ein weiteres Beispiel für das demokratisierende Ethos von al-Hilal. Obwohl die genaue Druckgeschichte von Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ al-ʿarabī wa-ādābuhu nicht vollständig dokumentiert ist, wird es durch seine Verbindung mit al-Hilal fest in einem transformativen Moment der arabischen Druckgeschichte verortet: einem Moment, der durch die zunehmende Alphabetisierung, eine moderne Verlagsinfrastruktur und die Konsolidierung einer panarabischen intellektuellen Identität definiert ist.

  1. Ami Ayalon, „Arab Booksellers and Bookshops in the Age of Printing, 1850–1914“, British Journal of Middle Eastern Studies 37 (2010): 83.




Seiten, "Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ"

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Seiten-Details, „Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ“. Fotos von Polina Shablovskaia.


Die Gestaltung Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ ist stark von den Merkmalen der arabischen Schrift geprägt, die von rechts nach links geschrieben und gelesen wird. Daher wird das Buch mit dem Buchrücken auf der rechten Seite und dem vorderen Rand auf der linken Seite aufgeschlagen, was im Gegensatz zum Layout der lateinischen Bücher steht. Eine bemerkenswerte Ausnahme von dieser Richtungsregel ist die Ausrichtung der Ziffern, die auch in arabischen Texten von links nach rechts gelesen werden.

Die arabische Schrift besteht aus 28 Buchstaben, die in einem kursiven Stil geschrieben werden, bei dem die Zeichen miteinander verbunden sind und ihre Form je nach ihrer Position innerhalb eines Wortes ändern – am Anfang, im Mittelteil, am Ende oder isoliert. Trotz der Anzahl der Buchstaben gibt es nur 11 Grundformen, und die Unterscheidung hängt stark von der Platzierung diakritischer Punkte über oder unter den Zeichen ab. Diese Punkte sind für die Unterscheidung zwischen ähnlich geformten Buchstaben unerlässlich.

Diakritische Vokalmarkierungen, die als kurze Striche oder Symbole über oder unter den Buchstaben erscheinen, sind in diesem Werk ebenfalls häufig zu finden, vor allem in formellen Abschnitten wie dem Vorwort oder den Überschriften. Während muttersprachliche Leser diese Vokalisationen in der Alltagssprache oft weglassen, werden sie in Korantexten traditionell beibehalten, um eine genaue Rezitation zu ermöglichen. Ihre Anwesenheit hier spiegelt sowohl die didaktische Absicht als auch die Ehrfurcht vor dem Erbe der Schrift wider.

Im Gegensatz zu lateinischen Schriften gibt es in der arabischen Schrift keine Großbuchstaben, keine standardisierte Interpunktion und keine typische Absatzformatierung. Folglich verwendet der Text visuelle Hinweise wie Rubrizierung – die Praxis, wichtige Sätze oder strukturelle Übergänge in einer separaten oder vergrößerten Schrift zu markieren – und Overlining, bei dem horizontale Linien über Wörtern die Bedeutung hervorheben oder kennzeichnen. Diese traditionellen Navigationshilfen spielen eine entscheidende Rolle bei der Aufrechterhaltung der Textklarheit und der Führung des Lesers durch den Inhalt.1

Die typografische und visuelle Gestaltung dieses Buches stellt ein Gleichgewicht zwischen Klarheit und Tradition her, was darauf hindeutet, dass es sowohl für ein Laien- als auch für ein wissenschaftliches Publikum konzipiert wurde. Es erleichtert nicht nur das Verständnis, sondern verortet den Leser auch innerhalb des langjährigen kulturellen und historischen Kontinuums der arabischen kalligrafischen und literarischen Praxis.

  1. Weitere Informationen: Kelly Tuttle, „Islamic Manuscript Basics“, The Schoenberg Institute for Manuscript Studies, University of Pennsylvania, abgerufen am 22. April 2025.


Kalligraphie, "Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ"

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Kalligraphie-Beispiele, „Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ“. Fotos von Polina Shablovskaia.


Porträts, "Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ"

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Porträte von König Abdulaziz Ibn Saud (links) und al-Kurdī (rechts), „Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ“. Fotos von Polina Shablovskaia.


Ein didaktisches Mittel und eine kulturelle Stellungnahme

Das Buch Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ al-ʿarabī wa-ādābuhu richtet sich an ein arabischsprachiges Publikum und ist insbesondere für Leser in Ägypten und Saudi-Arabien relevant. Dies spiegelt sich in der Sprache, der in Kairo ansässigen Veröffentlichung durch Maktaba al-Hilal – die alle Rechte an Druck, Übersetzung und Design behält – und dem erklärten Ziel des Autors wider, sowohl „Eliten als auch das einfache Volk“ anzusprechen.1

Zu Beginn des Buches signalisieren zwei Bilder seine kulturelle und ideologische Zugehörigkeit: ein Porträt von König Abdulaziz Ibn Saud (reg. 1932-53), dem Begründer des modernen Saudi-Arabiens, und ein Foto des Autors am Eingang der al-Falah Madrasa in Jeddah.

Die 1905 von Scheich Mohammed Ali Zainal Alireza gegründete al-Falah war die erste Jungenschule in Jeddah und ein Eckpfeiler des modernen Bildungswesens im Hijaz während der späten osmanischen Zeit. Unterstützt von der lokalen Wirtschaftselite und später von König Abdulaziz selbst, bildete die Schule mehrere einflussreiche saudische Persönlichkeiten aus, darunter Mohammed Abdu Yamani und Ahmed Zaki Yamani. Derzeit laufen Pläne, das historische Gebäude in ein Museum und Kulturzentrum umzuwandeln.2

Wie Fawz Al-Jamil feststellt, waren die ersten Jahrzehnte des saudischen Staates (1932-45) durch einen bemerkenswerten Mangel an bildlicher oder expressiver künstlerischer Produktion gekennzeichnet, insbesondere an Werken, die sich mit politischen oder existenziellen Themen befassten.3 Im Gegensatz dazu erlebte die arabische Kalligrafie in dieser Zeit eine Blütezeit, die stark durch das osmanische Erbe der Koranabschrift geprägt war. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen Bildungseinrichtungen in Mekka, Jeddah und Al-Ahsa, die Kalligraphie in ihre Lehrpläne zu integrieren, wobei sie sich auf die Nachahmung klassischer Modelle und die Verwendung traditioneller Instrumente wie Tintenfass und Rohrfeder konzentrierten.

Der Druck des Buches in Ägypten verbindet es mit einer parallelen kulturellen Bewegung: der blühenden liberalen intellektuellen Szene im Ägypten des frühen zwanzigsten Jahrhunderts. Zwischen 1923 und 1952 erlebte das Land eine lebendige und sich wandelnde Kulturszene, die durch eine relativ offene Zivilgesellschaft angeheizt wurde. Öffentliche Foren wie Literaturcafés, Salons, Theater und Verlage wurden zu wichtigen Orten für pluralistische Meinungsäußerung und kulturellen Austausch.4

Zusammengenommen deuten diese Zusammenhänge darauf hin, dass das Buch nicht nur ein didaktisches Hilfsmittel ist, sondern auch ein Produkt und ein Beitrag zu umfassenderen Bemühungen um die Bewahrung und Wiederbelebung der arabischen Kalligraphie sowohl im Rahmen der Tradition als auch der Modernisierung.

  1. Vorwort, Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ al-ʿarabī wa-ādābuhu.
  2. TimeOut Jeddah, „The Oldest School in Jeddah Is Being Turned into a Museum“, 2. Januar 2025. 
  3. Fawz Al-Jamil, „The Story of the Beginnings: The Role of Saudi Institutions in the Growth of Art Education“, MANA, 2. Dezember 2024.
  4. Israel Gershoni, „Liberal Democratic Legacies in Modern Egypt: The Role of the Intellectuals, 1900–1950“, Institute for Advanced Study, 2012.


Bibliotheksstempel, "Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ"

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Provinenz-Spuren, „Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ“. Fotos von Polina Shablovskaia.


Provenienz

Das Buch wurde am 3. April 2012 in den Bestand der Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität aufgenommen, nachdem es vom Deutschen Orient-Institut Hamburg erworben wurde, das ursprünglich zum Nah- und Mittelost Verein (NUMOV) gehörte, einem 1934 gegründeten deutschen Verein zur Förderung der wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zum Nahen und Mittleren Osten. Der Transfer wurde 2010 durch eine Schenkungsvereinbarung formalisiert. Das Buch trägt mehrere institutionelle Stempel, darunter einen roten Stempel des Nah- und Mittelost-Vereins, einen dunkelblauen Stempel des Deutschen Orient-Instituts (der mehrfach erscheint) und einen schwarzen Stempel des NUMOV. Diese Stempel deuten darauf hin, dass das Buch in der frühen Gründungsphase des Vereins erworben wurde und über verschiedene institutionelle Veränderungen und Umstrukturierungen hinweg in dessen Besitz blieb, bis es schließlich an die Universitätsbibliothek der Humboldt-Universität übertragen wurde. Diese Entwicklung spiegelt allgemeinere Muster der deutschen Beschäftigung mit dem textlichen Erbe des Nahen Ostens wider, die durch die Umwandlung des NUMOV von einer privatwirtschaftlichen Initiative in ein Zentrum für den interkulturellen, wissenschaftlichen und politischen Austausch durch Institutionen wie das Deutsche Orient-Institut geprägt wurde.1

  1. Weitere Informationen: „5 Years of NUMOV Nah- und Mittelost Verein e.V. German Near and Middle East Association“ (Brandenburg: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH, 2009).

Fazit

Dieses Buch ist zugleich ein künstlerisches Objekt und ein wissenschaftliches Werk. Es zeigt, wie materielle Kultur als Portal zu komplexen historischen, kulturellen und intellektuellen Netzwerken dienen kann. Taʾrīḫ al-ḫaṭṭ al-ʿarabī wa-ādābuhu lädt uns ein, Fragen der Autorschaft, der Leserschaft und der Übertragung von Wissen über Zeit und Raum hinweg zu untersuchen. Seine Seiten bewahren die Vergangenheit nicht nur – sie fordern uns aktiv auf, sie zu rekonstruieren.

06

Hitler Sobre America Latina (1968)



Einband, "Hitler Sobre America Latina"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Sofía Comelatto.

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„Hitler Sobre America Latina“. Foto von Sofía Comelatto.

Einleitung

Hitler Sobre America Latina: El Fascismo Alemán en Latinoamérica 1933-1943 („Hitler über Lateinamerika: Der deutsche Faschismus in Lateinamerika 1933–1943“) wurde 1968 in Mexiko-Stadt (damals: Mexiko D.F. [Distrito Federal]) veröffentlicht. Das Buch geht auf ein Seminar des renommierten HU-Historikers Friedrich Katz zurück, der eine grundlegende akademische Basis für die Erforschung deutscher Ideologieeinflüsse in Lateinamerika schuf.



Das Werk ist kein isoliertes Einzelprojekt, sondern das Ergebnis einer wissenschaftlichen Initiative an der Humboldt-Universität. Das von Friedrich Katz geleitete Seminar begann 1966 und vereinte Forscher:innen mit dem Schwerpunkt deutsche imperiale Expansion. Es unterstreicht die Rolle der HU als Zentrum für die Erforschung deutscher Auslandseinflüsse. Das Buch wird als erste Etappe eines größeren Forschungsprozesses präsentiert – und verdeutlicht den Beitrag der HU zur kritischen Auseinandersetzung mit der faschistischen Politik Deutschlands in Lateinamerika. Die Veröffentlichung im Jahr 1968 – während des Kalten Krieges und einer Phase politischer Unruhen in Lateinamerika – spiegelt zugleich das globale historische Engagement der Universität in Zeiten ideologischer Spannungen wider.





Gliederung, "Hitler Sobre America Latina"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Gliederung, „Hitler Sobre America Latina“. Foto von Sofía Comelatto.


Die Autor:innen des Sammelbands sind: Helmuth Stoecker, Friedrich Katz, Jürgen Hell, Klaus Kannapin und Ursula Schlenther. Sie alle waren Historiker:innen und Wissenschaftler:innen, die gemeinsam den Einfluss des Nationalsozialismus in Lateinamerika erforschten.

Die Kapitel des Buches umfassen: Einleitung (Stoecker); Grundzüge der deutschen imperialistischen Politik in Lateinamerika von 1890 bis 1941 (Katz); Das südbrasilianische Neu-Deutschland: Die annexionspolitischen Bestrebungen des wilhelminischen und nationalsozialistischen Deutschland gegenüber Brasilien (1895–1939) (Hell); Zur NS-Politik in Argentinien von 1933 bis 1943 (Kannapin); und Die nationalsozialistische Rassenideologie in der ethnografischen Literatur über Lateinamerika (Schlenther).



"Hitler Sobre America Latina" in der HU-Bibliothek

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Sofía Comelatto.

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„Hitler Sobre America Latina“ in der HU-Bibliothek. Foto von Sofía Comelatto.

Ich stieß auf dieses Buch, als ich den Lateinamerika-Bestand der HU-Bibliothek durchstöberte – und war fasziniert, ein spanischsprachiges Werk zu entdecken, das deutsche Politik im Zusammenhang mit meinem eigenen Kontinent untersucht. Als gebürtige Argentinierin hat mich dieses Thema besonders angesprochen, denn es erlaubte mir, die historischen Verbindungen zwischen Deutschland und Lateinamerika aus einer Perspektive zu betrachten, die direkt mit meinem persönlichen Hintergrund verbunden ist.



Warum hat mich dieses Buch fasziniert?

Bei einer Recherche in WorldCat stellte ich fest, dass das Buch dort in drei gedruckten Ausgaben sowie einer E-Book-Version aufgeführt ist. Beim genaueren Hinsehen zeigte sich jedoch, dass es sich bei allen Einträgen um ein und dieselbe Ausgabe handelt, die lediglich von verschiedenen Bibliotheken unterschiedlich katalogisiert wurde – was den Eindruck erweckte, es gäbe mehrere Ausgaben. Auch wenn diese Uneinheitlichkeit zunächst für Verwirrung sorgte, lässt sich festhalten: 1968 wurde lediglich eine einzige Ausgabe veröffentlicht.

Laut verfügbaren Nachweisen befindet sich das Buch in insgesamt 32 Bibliotheken weltweit. Lediglich vier davon befinden sich in Lateinamerika. Die meisten Exemplare sind in den Vereinigten Staaten zu finden (21 Exemplare). Jeweils zwei Exemplare befinden sich in Deutschland und im Vereinigten Königreich sowie je eines in Kanada, Mexiko, Argentinien und Chile. Diese Verteilung zeigt eine starke Präsenz in Nordamerika und Europa – bei gleichzeitig vergleichsweise geringer Verfügbarkeit in Lateinamerika selbst, obwohl das Buch auf Spanisch verfasst ist und sich explizit mit der Region befasst.

Mich interessierte schließlich, welche Bedeutung die Veröffentlichung des Buches in einer Zeit hatte, die von zahlreichen Diktaturen in ganz Lateinamerika geprägt war, wobei einige davon jahrelang oder sogar jahrzehntelang andauerten.



Zentrale Ausgangsfragen

Welche Verbindungen hatten die Autor:innen zu Lateinamerika? Wie lange forschten sie zum Einfluss deutscher Ideologien auf dem Kontinent – insbesondere in Fällen, in denen sich einzelne Kapitel auf ein bestimmtes Land konzentrieren? In welcher Sprache wurden diese Studien ursprünglich verfasst? Warum wurde Mexiko als Veröffentlichungsort gewählt? Wie gelangte dieses Buch in die HU-Bibliothek? Welche Verbindungen bestehen zwischen den Autor:innen und der HU? Wie weit war das Buch verbreitet und wo war es am beliebtesten? Wurden diese Texte auch in anderen Sprachen veröffentlicht – etwa auf Deutsch oder Portugiesisch?

Was verrät der Inhalt des Buches tatsächlich über Hitlers Sicht auf Lateinamerika? Wie wurde der Titel ausgewählt, und spiegelt er die zentralen Themen des Buches korrekt wider? Welchen Einfluss hatte möglicherweise der Kalte Krieg auf die Veröffentlichung und Rezeption des Buches?



Publikationsdetails

Hitler Sobre America Latina wurde 1968 vom Verlag Editorial Fondo de Cultura Popular (FCP) in Mexiko-Stadt veröffentlicht.

Ich konnte keinen Hinweis darauf finden, dass FCP heute noch existiert. Das Fehlen von Informationen über diesen Verlag wirft Fragen zu seiner Geschichte, seinen Verbindungen und möglichen Beziehungen zu anderen Verlagen jener Zeit auf.

Erste Online-Recherchen ergaben ebenfalls keine direkten Treffer. Stattdessen führten die Suchergebnisse zu Fondo de Cultura Económica (FCE), einem bekannten und bis heute aktiven mexikanischen Verlag. Daraus ergab sich eine zentrale Frage: Könnten FCP und FCE in irgendeiner Weise miteinander verbunden gewesen sein – durch institutionelle Zugehörigkeit, ideologische Nähe oder redaktionelle Zusammenarbeit?





"Communist propaganda organizations and activities in Latin America during 1966"

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University of Texas Austin

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Public domain

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„Communist propaganda organizations and activities in Latin America during 1966“. Digitalisiert von der University of Texas Austin.


Um die Existenz von FCP als aktiven Verlag in den 1960er-Jahren zu überprüfen, stieß ich auf zwei Hinweise in US-Regierungsdokumenten aus der Zeit des Kalten Krieges.



Tabelle, "Communist propaganda organizations and activities in Latin America during 1966"

Aus der Sammlung von

University of Texas Austin

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Der erste Hinweis findet sich in einem Bericht der United States Information Agency aus dem Jahr 1967, in dem FCP als „pro-sowjetisch“ eingestuft wird. Das Dokument untersucht den kommunistischen Einfluss in Lateinamerika und enthält mehrere Tabellen, in denen Organisationen, Buchhandlungen und Verlage aufgeführt sind, die mit linken und kommunistischen Bewegungen in Verbindung stehen.

Tabelle 8 ist dabei besonders aufschlussreich: Sie listet „kommunistische Verlage und Buchhandlungen in Lateinamerika – 1966“ auf. FCP wird darin explizit als „pro-sowjetisch“ gekennzeichnet. Besonders interessant ist, dass auch FCE in derselben Liste auftaucht – allerdings mit einer anderen Einstufung. Laut dem Bericht handelt es sich bei FCE um „einen Verlag mit liberaler, anti-imperialistischer und nationalistischer Ausrichtung, der in ganz Lateinamerika mit dem Besten des mexikanischen Verlagswesens assoziiert wird. Er veröffentlicht alle Arten von Literatur, darunter auch kommunistische und marxistische Werke“.1

  1. A „publishing house of liberal, anti-imperialist, and nationalist viewpoint, which is identified throughout Latin America with the best in Mexican publishing. It publishes all types of literature, including Communist and Marxist works. United States Information Agency“. Communist propaganda organizations and activities in Latin America during 1966 (Washington, D.C.: 1967), 42.


Auszug aus einem Bericht der US-Regierung

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Stanford University

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Entsprechender Auszug. Digitalisiert von der Stanford University.


Ein zweiter Verweis auf FCP findet sich im Protokoll einer Anhörung des US-Senats aus dem Jahr 1959. In diesem Dokument wird FCP als „der Verlag und die Buchhandlung der Kommunistischen Partei in Mexiko“ beschrieben.1 Anders als das zuvor erwähnte Dokument, das eine eher allgemeine ideologische Einordnung vornahm, stellt dieser Vermerk eine direkte Verbindung zwischen FCP und der Partido Comunista Mexicano (PCM) her. Auffällig ist zudem, dass FCE in diesem Zusammenhang gar nicht erwähnt wird – was den Eindruck verstärkt, dass FCE zwar marxistische oder linke Werke publizierte, jedoch nicht als offizielles Sprachrohr der Partei wahrgenommen wurde, im Gegensatz zu FCP.

  1. Committee on the Judiciary, US Senate, „Communist Threat to the United States through the Caribbean“ (Washington, DC: US Government Printing Office, 1959), 169.

Angesichts der direkten Verbindung zwischen FCP und der Kommunistischen Partei suchte ich nach konkreteren Hinweisen auf die verlegerische Tätigkeit des Verlags. Ich fand zwar den Eintrag für einen Verlag namens „Fondo de Cultura Popular“, dessen inhaltlicher Schwerpunkt auf politischen und wirtschaftlichen Themen mit engem Bezug zum Kommunismus und linken Ideologien lag, doch in dessen Publikationsverzeichnis für das Jahr 1968 taucht Hitler Sobre America Latina nicht auf. Dies wirft weitere Fragen auf – etwa, ob möglicherweise mehrere Verlage denselben Namen verwendeten oder ob manche Publikationen von FCP möglicherweise nie vollständig erfasst und katalogisiert wurden.



Buchstruktur

Das Buch besteht aus einem einleitenden Teil sowie vier weiteren Abschnitten, von denen jeder von einer eigenen Autorin bzw. einem eigenen Autor stammt und ein spezifisches Thema behandelt. Jeder Abschnitt trägt einen eigenen Titel und thematischen Schwerpunkt, was deutlich macht: Es handelt sich um eine Zusammenstellung eigenständiger Forschungsbeiträge, die unter dem übergeordneten Thema des nationalsozialistischen Einflusses in Lateinamerika zusammengeführt wurden.





Einband, "Hitler Sobre America Latina"

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Sofía Comelatto.

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Physische Merkmale

Der Einband des Buches zeigt einen kräftig pinken Hintergrund mit einer tiefschwarzen Darstellung nationalsozialistischer Fahnen. Der Titel erscheint in großen, weißen Blockbuchstaben – ein gestalterischer Akzent, der offenbar auf maximale Aufmerksamkeit abzielt.

Das Buch selbst ist relativ schmal und leicht; mit seinen etwa 12 × 23 cm liegt es gut in der Hand und eignet sich ideal für die aktive Lektüre.



Preisangabe, "Hitler Sobre America Latina"

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Sofía Comelatto.

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Preisangabe, „Hitler Sobre America Latina“. Foto von Sofía Comelatto.


Handschriftliche Einträge fehlen, mit Ausnahme einer Notiz auf der ersten Seite, die den Preis mit „$20“ angibt. Dies legt nahe, dass das Buch bereits vor seiner Ankunft in Europa verkauft und von der HU als Gebrauchtstück erworben wurde.



Bibliotheksstempel

Aus der Sammlung von

Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Sofía Comelatto.

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Bibliotheksstempel, „Hitler Sobre America Latina“. Foto von Sofía Comelatto.


Darüber hinaus trägt das Buch zwei Stempel auf dem oberen und unteren Buchrücken mit der Aufschrift „Sektion Geschichte“ sowie einen internen Stempel der Humboldt-Universität zu Berlin.

Materielle Spuren deuten darauf hin, dass das Buch in der Vergangenheit aktiv genutzt wurde. Die Innenseiten befinden sich in sehr gutem Zustand, mit nur minimalen Gebrauchsspuren oder Abnutzungserscheinungen. Lediglich die ersten beiden Seiten sind leicht geknickt – ein Hinweis auf wiederholtes Aufblättern oder kleinere Beschädigungen. Äußerlich zeigt das Buch leichte Abnutzungen, insbesondere an der oberen linken Ecke, wo der Einband leicht ausgefranst wirkt.

Zielpublikum und Platzierung in der Bibliothek

Aufgrund seines wissenschaftlichen Aufbaus und der detaillierten historischen Analyse war Hitler Sobre America Latina höchstwahrscheinlich für ein Publikum aus Studierenden und Wissenschaftler:innen gedacht – weniger für eine breite Leserschaft. Die Tatsache, dass das Buch in wissenschaftlichen Bibliotheken, insbesondere an Institutionen wie der Humboldt-Universität, aufbewahrt wird, bestätigt diesen Eindruck zusätzlich.

Bei der Durchsicht seiner Platzierung in der HU-Bibliothek fiel mir auf, dass es zwischen Büchern zu Lateinamerika und Kommunismus einsortiert war. Trotz dieser thematischen Gruppierung konnte ich in diesem Bereich kein weiteres spanischsprachiges Werk finden – was dieses Buch zu einer besonderen Ausnahme innerhalb des Bestands macht.



Fazit

Viele Fragen zu diesem Buch bleiben offen. Was waren die konkreten Beweggründe für seine Veröffentlichung im Jahr 1968? Wie wurde es verbreitet, und wer gehörte zu seiner Hauptleserschaft? Auch die Rolle des Fondo de Cultura Popular bleibt unklar: Handelte es sich um einen kurzlebigen oder gar im Untergrund agierenden Verlag? Und wie kam es überhaupt zur Verbindung zwischen diesem Verlag und dem Buch?

Das Werk eröffnet zugleich zahlreiche Anknüpfungspunkte für weiterführende Forschung. Eine genauere Untersuchung der Verbreitung von Hitler Sobre America Latina – wer es las, wie es rezipiert wurde und ob es wissenschaftliche Debatten beeinflusste – könnte wertvolle Hinweise auf seine historische Wirkung liefern. Ebenso könnte eine tiefere Auseinandersetzung mit dem Fondo de Cultura Popular und dessen Rolle im linken Publikationsumfeld helfen zu verstehen, warum das Buch in Mexiko erschien und wie es sich in die intellektuellen Netzwerke der Zeit des Kalten Krieges einfügt. Schließlich könnte ein Vergleich mit anderen Werken zum nationalsozialistischen Einfluss in Lateinamerika dazu beitragen, die Bedeutung und auch die Grenzen dieses Buches im Kontext historischer Forschung einzuordnen.



07

Alice's Adventures Under Ground (1985)



Einband, "Alice's Adventures"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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HU Exemplar, „Alice's Adventures“. Foto von Emmeli Jessat.

Einleitung

Alice’s Adventures Under Ground ist eine Faksimile-Ausgabe des Originalmanuskripts Alice’s Adventures Under Ground, das Lewis Carroll um 1864/65 verfasste. Ich entdeckte dieses Buch im Centre for British Studies der Humboldt-Universität, in der Zweigbibliothek Fremdsprachliche Philologien. Es war zwischen verschiedenen Ausgaben und Versionen der Geschichte sowie Büchern über Carroll und sein Werk einsortiert. Mein Interesse galt ursprünglich der Geschichte von Kinderbüchern, die bis heute bekannt und beliebt sind – deshalb richtete ich meinen Fokus zunächst auf Alice’s Adventures, die überarbeitete Fassung von Carrolls ursprünglichem Text. Diese frühere Version fand ich jedoch zufällig. Als Erstes fiel mir der Buchrücken ins Auge: dunkelgrüner Stoff mit goldener Schrift. Nachdem ich es aus dem Regal gezogen hatte, fesselte mich der ungewöhnliche Einband – ganz anders als die meisten Alice’s Adventures-Ausgaben, die ich bislang gesehen hatte. Es zeigte ein handschriftlich gestaltetes florales Titelblatt und auf der Rückseite eine Widmung im gleichen Stil.



Eine Reihe von Fragen

Die verschiedenen Signaturen im Buchinneren und auf dem Buchrücken (HL 2393 A39.985) sind im Online-Katalog der Humboldt-Universität nicht auffindbar. Beim Durchblättern der Seiten stieß ich auf eine Bibliotheksquittung aus dem Jahr 2017. Sie verzeichnete die Ausleihe von Alice’s Adventures: Lewis Carroll in Popular Culture und The Brontës. Als ich das Buch selbst auslieh, stellte ich überrascht fest, dass letzterer Titel im System mit diesem Exemplar verknüpft ist – mein Online-Bibliothekskonto zeigte genau diesen Katalogeintrag an. Mit anderen Worten: Dieses Buch ist seit mindestens 2017 fehlerhaft katalogisiert.

Neben diesem Rätsel konzentrierte ich meine Recherche auf die Frage, welchen Weg dieser Text genommen hat – von seinem Ursprung als Geschenk für ein junges Mädchen bis hin zur Veröffentlichung als umbenanntes, illustriertes und populäres Werk – sowie auf die Bedeutung genau dieser Ausgabe im Kontext der Bekanntheit der Geschichte.



So kam es dazu

Die Einleitung des Buches erzählt die Entstehungsgeschichte der ersten Faksimile-Ausgabe und wie das Originalmanuskript von Alice Liddell verkauft wurde – zu diesem Zeitpunkt trug sie bereits den Namen ihres Ehemanns: Hargreaves. Ohne dieses Kapitel in der Geschichte des Manuskripts gäbe es weder diese Ausgabe noch die später erschienenen Nachdrucke.

Die ursprüngliche Idee zu Alice’s Adventures entstand an einem Sommertag – dem 4. Juli 1862 –als Carroll, sein Freund Robinson Duckworth und die drei Liddell-Schwestern gemeinsam eine Bootsfahrt unternahmen. Während dieser Fahrt erzählte Carroll seinen Begleiter:innen die Geschichte. Auf Wunsch von Alice Liddell schrieb er sie anschließend nieder – ohne auch nur im Entferntesten daran zu denken, dass sie jemals veröffentlicht werden könnte.

Freunde, die von der Geschichte hörten, ermutigten Carroll jedoch, sie veröffentlichen zu lassen – was er 1865 tatsächlich tat. Er erweiterte den Text dabei von ursprünglich 12.715 auf 26.211 Worte, nahm zahlreiche inhaltliche Änderungen vor und beauftragte John Tenniel mit der Illustration. Auch der Titel der Geschichte wurde angepasst, wie der Unterschied zwischen dem Faksimile-Titel Alice’s Adventures Under Ground und dem späteren, bekannteren Titel Alice’s Adventures in Wonderland (bzw. Alice in Wonderland) zeigt. Carroll befürchtete, der ursprüngliche Titel könne missverständlich sein und wie ein Sachbuch über „Grubenbau“ wirken. Also begann er, nach einer passenderen Bezeichnung zu suchen, und schlug Alternativen wie Alice among the elves/goblins oder Alice’s hour/doings/adventures in elf-land/wonderland vor.1

  1. Russell Ash, „Introduction“, Alice’s Adventures Under Ground (London: Pavilion Books Limited/British Library, 1985), 11-19.


Die erste Faksimile-Ausgabe

1885 schrieb Carroll der inzwischen erwachsenen und verheirateten Alice Liddell einen Brief, in dem er sie bat, ihm das Originalmanuskript auszuleihen, um eine Faksimile-Ausgabe vorzubereiten. Alice willigte ein und schickte ihm das Manuskript. Diese erste Faksimile-Ausgabe erschien in einer Auflage von nur 5.000 Exemplaren.

1928 entschloss sich Alice Liddell, das Originalmanuskript aus finanziellen Gründen zu verkaufen. Nach mehreren Besitzerwechseln in den USA wurde es 1948 der Handschriftenabteilung des British Museum (heute British Library) geschenkt. Dort wird es seither ausgestellt und stellt eine wesentliche Grundlage für die Entstehung der vorliegenden Ausgabe dar. Eine digitale Faksimile-Version des Originalmanuskripts, erstellt von der British Library, ist online verfügbar.





Verlagsinformationen, "Alice's Adventures"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Verlagsinformationen, „Alice's Adventures“. Foto von Emmeli Jessat.

Wie auf der Seite mit den Publikationsangaben vermerkt, wurde diese Ausgabe erstmals 1985 in Zusammenarbeit mit der British Library veröffentlicht, die auch das Originalmanuskript besitzt. Herausgegeben wurde sie von Pavilion Books Limited in London, in Kooperation mit Michael Joseph Limited (einem Imprint von Penguin Books). Druck und Bindung erfolgten in Italien durch die Druckerei und Buchbinderei Arnoldo Mondadori.

In den Angaben wird auch vermerkt, dass die im Buch enthaltenen Fotografien mit Genehmigung der Bibliothek des Christ Church College veröffentlicht wurden. Diese Verbindung erschien mir zunächst willkürlich – bis ich etwas nachforschte und erfuhr, dass H. G. Liddell, der Vater von Alice Liddell, einst Dekan des Christ Church College war.1 Charles Lutwidge Dodgson, der unter dem Pseudonym Lewis Carroll veröffentlichte, war zur Zeit ihrer ersten Begegnung ebendort Mathematikdozent.

Heute ist genau diese Ausgabe nur noch antiquarisch erhältlich – und selbst das nur selten. Zwar wird das Faksimile weiterhin von der British Library verlegt und verkauft, doch der Einband der neueren Ausgabe weist keine sichtbaren Bezüge mehr zum Originalmanuskript auf – im Gegensatz zu der hier vorliegenden Version. Das Titelbild der HU-Ausgabe von Alice’s Adventures Under Ground ist allerdings nach wie vor als Kunstdruck im Online-Shop der British Library erhältlich.

  1. Weitere Informationen über H. G. Liddell: Henry Lewis Thompson, Henry George Liddell (New York: Henry Holt, 1899).




Titelblatt, "Alice's Adventures"

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Titelblatt, „Alice's Adventures“. Foto von Emmeli Jessat.

Ungewöhnlicherweise ist der Name des Autors überhaupt nicht auf der Außenseite des Buches zu finden. Die erste Erwähnung von Carroll erscheint auf der Titelseite. Diese Auslassung unterstreicht, dass sowohl die Geschichte als auch der Name Lewis Carroll zur Zeit der Veröffentlichung dieses Faksimiles bereits weit bekannt waren. Weitere Ausführungen zur beabsichtigten Verwendung dieses Buches werde ich im Abschnitt Leser:innen & Gebrauch machen.





Einband, "Alice's Adventures"

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Einband, „Alice's Adventures“. Foto von Emmeli Jessat.

Einband

Das Buch ist als Hardcover gebunden und misst 21 × 14 cm – also etwas kleiner als das DIN-A5-Format. Der vordere Einband zeigt den handgezeichneten Einband des Originalmanuskripts. Die einzige moderne Ergänzung ist ein Foto von Alice Liddell, das im Originalmanuskript auf der letzten Seite zu finden war.

Der Rückumschlag zeigt die verzierte Widmung, die Carroll dem Manuskript hinzufügte, als er es Alice zu Weihnachten schenkte – hier teilweise verdeckt durch einen alten Verkaufsetikett-Aufkleber.

Buchrücken

Der Buchrücken ist mit dunkelgrünem Leinen bezogen und trägt eine goldene Prägung mit dem Titel des Buches – jedoch ohne den Namen des Autors. Im unteren Bereich befindet sich ein Aufkleber der HU-Bibliothek mit der Signatur.

Seiten

Die Seiten des Buches bestehen aus dickem, cremefarbenem Papier, wodurch das Faksimile beinahe wie handschriftlich wirkende Originalseiten erscheint. Die Einleitung und die übrigen Abschnitte, die gedruckten Text enthalten, sind jeweils mit einem schlichten Rahmen versehen und zeigen mehrere Schwarz-Weiß-Fotografien von Personen, die mit der Geschichte und ihrem Autor in Verbindung stehen.

Preis

Mit Hilfe der ISBN fand ich ein weiteres Exemplar dieses Buches, das online zum Verkauf angeboten wurde. Mit einem Listenpreis von 10,61 € ist es günstiger als der ursprüngliche Preis von 9,95 £ (inflationsbedingt mindestens 13,38 £ oder 15,98 € im Jahr 2025).1 Ob dies nun daran liegt, dass das andere Buch ein gebrauchtes Exemplar ist oder dass das Interesse an dieser speziellen Ausgabe nachgelassen hat – dieser Preisverfall zeigt, dass das Buch scheinbar nicht in die Kategorie eines seltenen Sammlerstücks fällt.

  1. Raten berechnet mit CPI Inflation Calculator, abgerufen am 20. März 2025.




Gliederung, Alice's Adventures"

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Das Buch ist in vier Teile gegliedert:

  1. ein Vorwort von Mary Jean St Clair
  2. eine Einführung von Russell Ash
  3. eine „ausgewählte ‘Alice’-Bibliografie“
  4. und schließlich das Faksimile

Das Vorwort

Das Vorwort wurde von Mary Jean St Clair verfasst, der Enkelin von Alice Liddell. Es enthält ein Foto von Alice im Alter von 80 Jahren während eines Besuchs in New York. Der Text gibt Einblicke in Alice’ Leben und in die Rolle, die Carrolls Geschichte darin spielte.

Die Einleitung

Im Anschluss an diese Seiten folgt eine Einführung in das Manuskript sowie dessen Entstehungsgeschichte und Kontext, verfasst von Russell Ash. In diesem Abschnitt finden sich weitere Fotografien (siehe nächste Abbildung): ein Bild von Alice Liddell mit ihren Schwestern Edith und Lorina, aufgenommen von Dodgson alias Carroll; ein Porträt Carrolls selbst; ein Foto seines Freundes Robinson Duckworth, der die Bootsfahrt begleitete, auf der die Idee zu Alice’ Abenteuern entstand; und schließlich das letzte Foto, das Carroll von Alice aufnahm, als sie 17 Jahre alt war. Neben diesen Bildern enthält dieser Teil des Buches auch eine Reproduktion der Widmung, die Carroll in das Exemplar der ersten veröffentlichten Faksimileausgabe einfügte, das er Alice schenkte.1

  1. Ash, „Foreword“, Alice’s Adventures, 9.




Fotos, "Alice's Adventures"

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The British Library

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Fotografien von Alice Liddell und Anderen im „Alice's Adventures“.


Widmung, "Alice's Adventures"

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Widmung, „Alice's Adventures“.


Eine ausgewählte „Alice“-Bibliografie

Der letzte Abschnitt des Buches vor dem Beginn des Faksimiles enthält eine kurze, ausgewählte Bibliografie – ähnlich wie die vorhergehenden Texte dient auch sie der Kontextualisierung. Aufgeführt sind hier unter anderem folgende Werke: The Letters of Lewis Carroll von Morton N. Cohen, The Annotated Alice von Martin Gardner, Beyond the Looking Glass von Colin Gordon, The Diaries of Lewis Carroll von Roger Lancelyn Green und Aspects of Alice von Robert Phillips.

Alice’s Adventures Under Ground: Das Faksimile

Das Faksimile unterscheidet sich von den vorhergehenden Teilen nicht nur dadurch, dass es sich um eine Reproduktion handgeschriebener Seiten statt um gedruckten Text handelt, sondern auch dadurch, dass die Seiten keine gerahmten Ränder und keine Seitenzahlen aufweisen. Nur die Widmungsseite der Geschichte – dieselbe, die auch auf dem Rückumschlag des Buches abgebildet ist – enthält die dekorativen Rahmen, wie sie in den vorhergehenden Teilen zu finden sind. Dies deutet auf eine gestalterische Entscheidung hin, um eine Verbindung der ersten drei Teile mit dem Faksimile herzustellen. Dennoch unterscheidet sich diese Seite weiterhin vom übrigen Druckbild, da sie in Rot statt in Schwarz auf Weiß gehalten ist. Die sauber reproduzierte Handschrift im Faksimile ist das Ergebnis davon, dass Carroll „mit großer Mühe in einer Schrift schrieb, die die junge Alice lesen konnte“.1 Das Layout der Originalseiten wurde beibehalten – einige Seiten sind vertikal statt horizontal beschrieben. Die siebenunddreißig Illustrationen, die Carroll selbst anfertigte, „vermitteln genau seine persönliche Vorstellung davon, wie die Bewohner:innen des ‚Wonderland‘ aussehen sollten, und haben dadurch eine Intimität, die bei späteren Illustrationen seiner Bücher fehlt“, wie Russell Ash in der Einführung schreibt.2 Auch sie variieren – von seitenfüllenden Abbildungen im Hoch- oder Querformat bis hin zu kleinen Illustrationen, die in den Text eingefügt sind – stets auf die Geschichte abgestimmt und diese begleitend.

  1. Ash, „Introduction“, Alice’s Adventures, 13.


Faksimileseiten, "Alice's Adventures"

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Faksimileseiten.


Faksimileseiten, "Alice's Adventures"

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Zeichnung und Foto von Alice Liddell im „Alice's Adventures“. Fotos von Emmeli Jessat.

Das Bild von Alice, das auch das Cover ziert, erscheint erneut auf der allerletzten Seite des Buches – auf einer leicht transparenten Seite, die über der letzten Seite der Geschichte liegt. Hebt man sie an, kommt eine handgezeichnete Version des Fotos zum Vorschein. Bei der Veröffentlichung dieser Ausgabe war es eine bemerkenswerte Entdeckung, dass sich unter dem Foto der jungen Alice Carrolls gezeichnete Version verbarg.

Diese Ausgabe ist die erste, in der diese beiden Bilder voneinander getrennt gezeigt werden – und genau das macht sie zu einer besonderen Faksimile-Edition. Ursprünglich war das Foto auf die letzte Seite des Originalmanuskripts aufgeklebt. In der ersten Faksimileausgabe hegten sowohl Carroll als auch Alice Liddell Bedenken gegenüber der Reproduktion eines so persönlichen Elements, und Carroll erlaubte daher nicht, dass es in der Ausgabe von 1886 erschien. Die Skizze dieses Porträts ist seine einzige bekannte Zeichnung von Alice – denn die „Alice“-Illustrationen in der Geschichte, beeinflusst durch die Präraffaeliten, unterscheiden sich im Aussehen von der realen Alice. Die besondere Papierwahl für diese letzte Seite kann daher als Hommage an diese beiden besonderen Bilder verstanden werden – und als Hinweis auf ihre bis dahin untrennbare Verbindung.





Halbtitel, "Alice's Adventures". Photo by Emmeli Jessat.

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Ein Blick auf die gestalterischen Entscheidungen und die Struktur des Buches lädt schließlich zu Überlegungen darüber ein, welchem Zweck diese Ausgabe ursprünglich dienen sollte.

Ein Hauch des Echten

Die verschiedenen Gestaltungsmerkmale des Buches deuten darauf hin, dass es sich bei der Zielgruppe um Menschen handelt, die die Geschichte bereits kennen und lieben, aber einen Blick hinter die Kulissen werfen möchten – ein Hauch des Originals.

Schließlich handelt es sich bei dem hier wiedergegebenen Text um eine andere, frühere Version als die heute bekannte Geschichte. Die Veröffentlichung in Zusammenarbeit mit der British Library deutet auch darauf hin, dass das Buch wahrscheinlich für ein bibliophiles Publikum und nicht als klassisches Kinderbuch gedacht war.

Die Haptik des Papiers

Im Vergleich zu dem Papier, das im Einführungsteil des Buches verwendet wurde, fällt das dickere Papier des Faksimiles deutlich auf. Diese Wahl könnte man als Betonung der Stabilität interpretieren – und damit als Versuch, das Buch robust genug zu machen, um auch von Kindern genutzt zu werden. Allerdings waren Ausgaben der Geschichte als Kinderbuch bereits lange vor der Veröffentlichung dieses besonderen Buches weit verbreitet und beliebt. Vielmehr deutet die Papierwahl hier auf den Versuch hin, ein bestimmtes Leseerlebnis zu schaffen: das Gefühl, vielleicht, das Originalmanuskript in Händen zu halten, das Lewis Carroll einst für Alice Liddell als Geschenk binden ließ.

Ein persönliches Geschenk

Das Design von Vorder- und Rückseite verstärkt diesen Eindruck. Der Einband zeigt das handgezeichnete Originalcover des Manuskripts, ergänzt durch ein Foto von Alice, und auf dem Rückumschlag ist die verzierte Widmung zu sehen, die Carroll dem Manuskript beifügte. Auf keiner der beiden Seiten ist der Name des Autors zu finden, was den Eindruck verstärkt, dass es sich um ein persönliches Geschenk eines bekannten Schenkers handelt. Das Faksimile selbst erwähnt Carrolls Namen ebenfalls nicht, da es das Original ist (Alice Liddell wird wohl kaum vergessen haben, wer diese Geschichte für sie geschrieben hat).

Anmerkung des Autors

Das erste Faksimile von Carrolls Originalmanuskript wurde 1885/86 erstellt, nachdem Carroll Alice Liddell um Erlaubnis gebeten hatte und sie ihm das Manuskript zusandte. Ein Zitat aus diesem Brief lässt darauf schließen, dass dieses frühe Faksimile für Menschen gedacht war, die die Geschichte liebten. Carroll schrieb: „Ich denke, angesichts der außergewöhnlichen Popularität, die die Bücher erlangt haben [...] muss es viele geben, die die ursprüngliche Form sehen möchten.“1 Angesichts der Popularität der Geschichte ist es daher nicht überraschend, dass das Faksimile ohne den Namen des Autors veröffentlicht wurde.

Die Intimität der Illustrationen

Carrolls handgezeichnete Illustrationen bestärken meine Vermutungen über die Beweggründe für die Veröffentlichung dieses Buches. Dieser einzigartige, persönliche – wie Ash schreibt, fast intime – Zugang zur Geschichte, der es den Lesern ermöglicht, die Charaktere des Wunderlandes so zu sehen, wie Carroll sie sich vorgestellt hat, verschafft ihnen einen anderen, emotionaleren Zugang zur Geschichte, den keine andere Ausgabe des Buches bieten kann.2

Nah am Herzen

Die kompakte Größe und der Einband des Buches machen es sowohl klein und robust genug, um es unterwegs dabei zu haben, als auch ansprechend genug, um es in einem Regal oder einer Sammlung auszustellen. Dies lässt vermuten, dass das Buch eine Art Fanobjekt darstellt, das entweder gesammelt oder „nah am Herzen getragen“ wird.

  1. „I think, considering the extraordinary popularity the books have had [...] there must be many who would like to see the original form“. Carroll, zitiert im Alice’s Adventures, 16.
  2. Ash, „Introduction“, Alice’s Adventures, 13.


I think, considering the extraordinary popularity the books have had [...] there must be many who would like to see the original form.

„Ich denke, angesichts der außergewöhnlichen Beliebtheit, die die Bücher erfahren haben […] muss es viele geben, die die ursprüngliche Form sehen möchten.“

Lewis Carroll, Zitat im Vorwort von  Alice’s Adventures“, 16.





Leihschein

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Leihschein im „Alice's Adventures“. Foto von Emmeli Jessat.

Obwohl keine schriftlichen Lesespuren im Buch selbst hinterlassen wurden, verweist der Bibliotheksbeleg, der zwischen dem Einband und der Titelseite eingeklemmt war, auf die Anwesenheit früherer Nutzer:innen in Berlin. Dieses zurückgelassene Stück Papier gibt uns zumindest einen kleinen Einblick in das Leben des Buches in der HU-Bibliothek. Das Datum auf dem Beleg zeigt, dass dieses Buch mindestens seit dem 13. Februar 2017 im Besitz der HU ist und in der Fremdsprachenabteilunge der Bibliothek aufbewahrt wird. Der Bibliotheksstempel im Buch zeigt ebenfalls, dass es sich im Zentrum für Britische Studien der HU befindet und vermuten lässt, dass das Buch seit seiner ersten Erwerbung durch die Universität nicht bewegt wurde.

Der Bibliotheksbeleg aus dem Jahr 2017 gibt ebenfalls einen Hinweis auf zumindest eine vorherige lesende Person: Wir wissen, welche Bücher diese Person zusammen ausgeliehen hat. In diesem Fall war es nur ein weiteres Buch: Alice’s Adventures: Lewis Carroll in Popular Culture. Diese Kombination des Faksimiles mit einem wissenschaftlichen Text deutet weiter darauf hin, dass die Zielgruppe des Buches größtenteils aus Fans der „Alice in Wonderland“-Geschichte oder aus Personen besteht, die an einer tiefergehenden Auseinandersetzung mit der Geschichte hinter dem Werk interessiert sind.





Einband, "Alice's Adventures"

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Humboldt-Universität zu Berlin

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Foto von Emmeli Jessat.

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Fazit

Während uns dieses spezielle Exemplar von Alice’s Adventures Under Ground nicht allzu viel über seine früheren Nutzer:innen und seine Nutzungsgeschichte verrät, hilft es doch dabei, mehr über die allgemeine Zielgruppe und den Zweck dieser Ausgabe zu erfahren. Es ist interessant zu sehen, wie materielle Details, Inhalt und die Geschichte des Textes zusammen die verschiedenen möglichen Funktionen des Buches nahelegen – und wie etwas so Unscheinbares wie ein Bibliotheksbeleg zur Hypothesenbildung über den Gebrauch und das Publikum dieses Buches beitragen kann.

Ausstellungsschluss

Die Geschichten dieser sieben Bücher zeigen: In einem Buch steckt oft mehr, als man auf den ersten Blick vermutet.

Bücher aus dem Freihandbestand einer Universitätsbibliothek sind nicht nur Sekundärliteratur. Sie sind auch wertvolle Primärquellen.

Die hier vorgestellten Exemplare machen deutlich, wie ein einzelnes Buch Fragen aufwerfen kann, die die Geschichte des Buches und des Lesens mit ganz unterschiedlichen Forschungsfeldern verbinden. Die Biografien dieser Bücher zeigen auch die Vielfalt an Methoden, mit denen in der Buchgeschichte gearbeitet wird – vom Blick auf die materielle Gestaltung eines Buches und deren Aussage über die Zielgruppe bis hin zur Untersuchung seiner Provenienz und der Beziehungen zwischen Menschen und Institutionen, die sich darin abbilden.

Gleichzeitig bleiben Fragen offen. Wer waren die historischen Bibliothekare, die für den Erwerb und die Anschaffung dieser speziellen Bücher verantwortlich waren? Wie genau hat sich die Kategorisierung und Aufbewahrung dieser Bücher in der Humboldt-Bibliothek im Laufe der Zeit verändert? Und wie vergleichen sich diese Exemplare mit denen in anderen Bibliotheken? Viele der Bücher in dieser Ausstellung werfen auch Fragen auf zur Rolle, die Bibliotheksbücher in der komplexen sozialen und politischen Geschichte der Humboldt-Universität gespielt haben. Warum kaufte die Bibliothek das Buch eines Humboldt-Professors als günstiges Gebrauchtbuch? Und wie überlebte ein Buch eines Autors, der die Nazipartei kritisierte, den Zweiten Weltkrieg in so gutem Zustand?  

Indem diese sieben Bibliotheksbücher vorgestellt wurden, hat diese Ausstellung nicht nur Geschichten geteilt, sondern auch zu einer fortlaufenden Diskussion angeregt. Welche anderen verborgenen Geschichten könnten in der Universitätsbibliothek oder in einer anderen scheinbar gewöhnlichen Bibliothekssammlung zu finden sein? Wir laden euch ein, die Regale zu erkunden und eure eigene Untersuchung zu beginnen.



Eine virtuelle Ausstellung von

Gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem Land Berlin im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern.

Team

Tristan Brennwald, Emma Budahn, Sofía Comelatto, Lili Csóti, Emmeli Jessat, Polina Shablovskaia, Lea Weiß, Madeline Zehnder

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 20.05.2025 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Regalgeheimnisse wird veröffentlicht von:

Student Research Opportunities Program
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c/o Humboldt-Universität zu Berlin
Unter den Linden 6, 10117 Berlin
https://www.hu-berlin.de/de



gesetzlich vertreten durch

Dr. Julia Reuß
Dr. Nina Lorkowski

Telefon:
Fax:
E-Mail:  

sturop@berlin-university-alliance.de

Inhaltlich verantwortlich:

Dr. Madeline L. Zehnder

Kurator*innen:

Tristan Brennwald, Emma Budahn, Sofía Comelatto, Lili Csóti, Emmeli Jessat, Polina Shablovskaia, Lea Weiß, Madeline Zehnder

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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