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Werkzeuge der Kartographie

Kurzbeschreibung

Kartographischer Arbeitsplatz
Zu sehen ist ein einfacher Kartographischer Arbeitsplatz, an dem bis etwa Mitte der 90er Jahre auch an Geographischen Instituten kartographische Reproduktions- und Druckvorlagen erstellt wurden.
In wissenschaftlichen Einrichtungen ging es hauptsächlich darum, raumbezogene thematische Sachverhalte unterschiedlichster Art in Karten oder in Diagramme und Schaubilder umzusetzen, um diese in Publikationen einzubinden. Die amtliche Kartographie in behördlichen Einrichtungen, in denen farbige großformatige Karten der amtlichen Maßstabsreihen hergestellt wurden, war kostenintensiver, weil ungleich aufwändiger und auch mit einem wesentlich höheren reprotechni-schen Aufwand verbunden.
Demgegenüber ging es in der thematischen Kartographie an Universitätsinstituten darum, ver-schiedenste Themen mit vergleichsweise einfacheren kartographischen Mitteln zu visualisieren.
Gezeichnet wurde mit anlösenden Tuschen auf maßhaltige Folien, wie ‘Astralon’ oder ‘Hosta-phan’. Mehrere Folien wurden gelocht übereinander gelegt und mit Hilfe von Pass-Stiften zu-sammengehalten. Meist geschah das am ‘Leuchttisch’ (hier nicht dargestellt), also mit Licht von unten wegen besserer Sichtbarkeit.
Zum Zeichnen wurden Ziehfedern benutzt bei denen zwei im Abstand verstellbare metallene Zungen die Tusche aufnahmen und auch Zeichenfedern wie z.B. die sehr feine ‘Brandauer Fe-der‘. Die die Folie anlösenden Tuschen wurde in einem kleinen Glasnäpfchen, dem ‘Gisalnapf’, bevorratet. Später kamen auch ‘Trichterfedern’ und Zeichenstifte, meist der Firma Rotring, wie der ‘Isograph’ oder ‘Rapidograph’ zum Einsatz.
Kartenschrift wurde ursprünglich von Hand mit der Feder gezeichnet, später nutzte man Letraset-Abreibebuchstaben und danach auch auf selbstklebenden Film kopierte Namen, die dann einge-klebt wurden.
Da die Karten fast durchweg nur schwarz-weiß gedruckt wurden und Flächen nicht durch Farb-gebung unterschieden werden konnten, musste man sich mit Strukturrastern (also mit Punkt, Linie oder anderen Strukturen) für Flächenunterscheidungen behelfen. Diese wurden mit Schraf-furlinealen als beispielsweise Linien- oder Kreuzlinienschraffuren angelegt oder auch mit unterge-legtem Millimeterpapier gezeichnet. Es wurden auch vorgefertigte Strukturen (Letratone-Folien) in Flächen eingeklebt und mit einem Skalpell konturenscharf ausgeschnitten.
Wegen der geforderten Genauigkeit waren bei der Bearbeitung Vergrößerungsgläser mit kleinem Stativ und Messlupen unerlässlich.
Unbedingt erforderlich war für die Bearbeitung ein verlässlicher genauer Kartenentwurf als Grundlage, da spätere Korrekturen sehr aufwändig und dann eben auch ärgerlich waren. Von den Folien mussten fehlerhafte Eintragungen mittels unterschiedlicher Metallschaber entfernt werden und dabei war zu beachten, dass die Folie für Neueintragungen auch noch bezeichenbar, also schön glatt, blieb. Die dabei entstandenen Rückstände wurden mit einem ‘Zeichenbesen’ von der Folie entfernt.
Aus heutiger Sicht scheinen die geschilderten Arbeitsweisen in der Kartographie wie aus der Zeit gefallen und sind nur noch schwer nachvollziehbar. Aber nichts destotrotz war es eine befriedi-gende Arbeit, zumal der Kartograph sein Alleinstellungsmerkmal durch seine handwerklichen Fähigkeiten besaß. Des Weiteren waren Geduld und Genauigkeit und eine gute Auffassungsgabe Grundvoraussetzungen für die Ausübung dieses Berufes.

Claus Carstens 5/2020

Rechtsstatus

Dateien

WERK_1204089_Geraete_Uebersicht.jpg

Quellenangabe

„Werkzeuge der Kartographie,” geografisch-postkolonial , zuletzt aufgerufen am 27. April 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/geografisch-postkolonial/items/show/38.