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Der Ideenwettbewerb zur Findung einer neuen Dürener Annakirche

Stiftung Annakirche Düren
Stadtmuseum Düren

Rahmenbedingungen: die Wettbewerbsausschreibung vom 20. September 1951

Nachdem die Pfarre St. Anna nach der schweren Zerstörung Dürens durch den Bombenangriff vom 16. November 1944 ihre große gotische Pfarrkirche im Herzen der Stadt verloren hatte, fanden die Gottesdienste in der weitgehend unbeschädigten Rektoratskirche St. Josef im Dürener Süden statt. Als am 21. Juli 1947 mit Maurus Stark ein Pfarrverweser für St. Anna in Düren eintraf, war dessen dringlichste Aufgabe, eine Notkirche im Stadtkern zu schaffen.

Dies erfolgte auf dem Gelände des St. Josef-Waisenhaus in der Waisenhausstraße, dem heutigen Standort des Seniorenheims Haus St. Anna, in zwei Ausführungen: einer kleinen Notkapelle, eingeweiht zum 21. November 1947, und einer Notkirche, die die Notkapelle ablöste, hineingebaut in die Ruine des halb zerstörten Waisenhauses. Nachdem dieses Bauwerk, das viel zu klein für die hohe Anzahl zurückkehrender Dürener war, Ende der 1940-Jahre fertiggestellt (benediziert am 5. Dezember 1948) und mit Heinrich Köttgen ein neuer Oberpfarrer für St. Anna berufen war, der sein Amt in Düren am 13. November 1949 antrat, konnte sich erstmals ausführlicher mit der Frage beschäftigt werden, was aus den Trümmern der gotischen Annakirche neu entstehen könnte.

Der Kirchenvorstand von St. Anna entschloss sich für die Beantwortung dieser Frage zur Ausschreibung eines beschränkten Architektenwettbewerbes. Hierfür trat man im Spätsommer 1951 an Regierungsbaumeister Karl Band, Professor Dominikus Böhm und Professor Rudolf Schwarz heran – allesamt Architekten, die heute der Kölner Schule zugeordnet werden – und bat sie um eine entsprechende Teilnahme. Alle drei Architekten zeigten sich interessiert und erarbeiteten in den nächsten Monaten ihre Vorschläge für eine neue Annakirche.

Als Vorgaben legte der Kirchenvorstand unter Punkt IV. Bauprogramm in seiner Wettbewerbsausschreibung vom 20. September 1951 Folgendes fest: rund 650 Sitzplätze und – „[m]it Rücksicht auf den Charakter der Wallfahrt“ – doppelt so viele Stehplätze. Zusätzlich weitere 140 Plätze auf einer Empore, 22 qm Platz für eine Orgel, vier Beichtstühle, eine Priester- und eine Knabensakristei sowie notwendige Nebenräume, wobei die Dimensionen von Sakristeien und Nebenräumen „mit Rücksicht auf den Charakter des Gotteshauses als Hauptkirche der Stadt und als Wallfahrtskirche“ entsprechend ausfallen sollten. Sodann forderte man eindringlich, dass „die Stellung des Annaschreines“ eine „[b]esondere Rücksicht verlangt“, weswegen diese Stellung Teil der Entwurfsarbeit und genau anzugeben sei. Weiter hält die Wettbewerbsausschreibung fest:

Ohne den Architekten zu eng zu binden, sollen möglichst folgende Gesichtspunkte berücksichtigt werden:

1. In der Gestaltung des Bauwerkes soll sich seine erhabene Bestimmung ausdrücken.

2. Eine markante Erscheinung des Gotteshauses in der Stadtsilhouette ist anzustreben.

3. Es wird Wert darauf gelegt, dass das vorhandene Steinmaterial berücksichtigt wird.

4. Der Kirchenbau soll möglichst so angelegt werden, dass er in mehreren Bauabschnitten errichtet und benutzt werden kann.

5. Es ist erwünscht, das romanische Südportal zu erhalten. Die Möglichkeit, das traditionelle Dürener Glockenspiel anzubringen, soll vorgesehen werden. Die Ostung der Kirche soll möglichst beibehalten werden. Soweit tunlich, sind die alten Fundamente zu benutzen. Überschreitungen des bisherigen Grundrisses sind innerhalb der Fluchtlinien nicht ausgeschlossen. [...]

Die drei Architekten konnten sodann aus Punkt VI. Leistungen der Wettbewerbsunterlagen des Weiteren ersehen, welche Unterlagen für das Preisgericht zu erarbeiten waren:

1. Grundriß, zugleich Lageplan

2. ggf. weitere Grundrisse 1:200

3. drei Schnitte mit Innenansichten 1:200

4. vier Ansichten 1:200. Eine davon kann fehlen, wenn sie im wesentlichen einer anderen Ansicht gleich ist.

5. eine Innenperspektive

6. eine Außenperspektive von dem im Lageplan angegebenen Standpunkt aus.

7. ein Modell

8. Kostenvoranschlag nach cbm umbauten Raumes unter Zugrundelegung des Preises von DM 40,-- für den cbm. Sollte sich nach Ansicht des Verfassers infolge der Konstruktion ein anderer cbm-Preis ergeben, ist dies zu begründen. Die Zeichnungen sollen mit Ausnahme der Innenperspektive nur schwarz-weiß sein.





Blick in die Notkirche St. Anna

um 1950, Düren

Aus der Sammlung von

Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Quelle

Annaarchiv Düren, Bestand F AnZ, Nr. 50

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die drei eingeladenen Architekten des Dürener Architektenwettbewerbs im Kurzporträt

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Karl Band

Karl Friedrich Heinrich Band wurde am 8. November 1900 in Köln als Sohn einer geschätzten und bekannten Architekten- und Künstlerfamilie geboren. Gern wird in Schriften über ihn darauf hingewiesen, dass sein Großvater väterlicherseits der Konstrukteur des Bandoneons war. Entscheiden für den Lebensweg von Band war die Tatsache, das sein Vater Architekt mit eigenem Büro in Köln war und seinen Sohn früh in diese Welt einführte, selber aber auch früh verstarb. Bereits mit 19 Jahren war Band mit dem Schicksalsschlag belegt, Vollwaise zu sein.

Zum gleichen Zeitpunkt nahm er seine Studien der Kunstgeschichte an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn und der Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe auf, Letzteres schloss er Ende 1924 erfolgreich ab. Er hängte weitere sechs Jahre vertiefender Qualifikationen dran, um im Sommer 1930 die Regierungsbaumeisterprüfung abzuschließen. In diesen Jahren arbeitete er in zahlreichen Kölner Architektenbüros. Kurz vor seiner Prüfung lernte er Eduard Endler (1860–1932) kennen, der ihn anstellte und massiv förderte. Nach Endlers Tod übernahm Band mit dessen Sohn das Architektenbüro Endler in partnerschaftlichem Verhältnis, ehe sich ihre Wege nach dem Zweiten Weltkrieg trennten.

Band hat sich schon früh besonders für den Kirchenbau interessiert und bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges diverse Kirchensanierungen und -neubauten realisiert, betätigte sich aber auch stark im profanen Hochbau. Schon in der Kriegszeit setzte er sich massiv für die Sicherung luftkriegsbeschädigter Kölner Kirchen ein. Nach 1945 wurde er von der Stadt Köln als Gutachter berufen, um die Schäden an den Kirchen und öffentlichen Bauten zu erfassen. Zugleich schrieb er eine Denkschrift über den Wiederaufbau der Stadt. Als sich 1946 eine Wiederaufbau GmbH gründete, gehörte Band ihr an. Fortan arbeitete er mit Rudolf Schwarz, der zum Generalplaner des Kölner Wiederaufbaus berufen war, eng zusammen. Gleichzeitig startete seine kommunalpolitische Karriere als Stadtverordneter und Mitglied des Stadtrates bis 1961. Auch beruflich war er nun mit seinem eigenen Architektenbüro erfolgreich, das neben vielen Aufträgen von der Wiederaufbau GmbH bzw. der Stadt Köln auch aus privaten Kreisen beauftragt wurde. 1973 gab Band sein Büro offiziell an seinen Sohn ab, arbeitete aber noch viele Jahre weiter als Architekt und kehrte in sein einstiges Büro zwischenzeitlich als Leiter wieder zurück, nachdem sein Sohn bereits 1983 verstarb.

Bands Hauptwerk entstand in der Ära des Wiederaufbaues zwischen 1948 und 1958, krönender Abschluss war die Realisierung des Wiederaufbaus des Kölner Rathaus (mit seinem Mitarbeiter Eugen Weiler). Das Lebenswerk umfasst insgesamt etwa 800 Projekte. Von diesen sind bisher nur seine Sakralbauten umfassend durch eine Dissertation von Birgit Kastner aufgearbeitet worden. Band verstarb am 6. Oktober 1995 im Alter von 94 Jahren. Über seine gestalterische Arbeit sagte er selbst einmal: „Ich wollte das Historische erhalten, wenn es erhaltenswert war, aber dem modernen Bau einen gleichwertigen Platz zukommen lassen, ohne dabei die Würde des Alten zu verringern.“





Dominikus Böhm

Fotograf: Hugo Erfurth, 1938

Aus der Sammlung von

Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg

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Dominikus Böhm

Dominikus Böhm kam am 23. Oktober 1884 in Jettingen an der Mindel als jüngstes von sechs Kindern einer weitläufigen Familie, die im Baugewerbe tätig ist, zur Welt. Nach der Volks- und Mittelschule, einem kurzen Aufenthalt (auf Wunsch der Mutter) an der Lehrerbildungsanstalt in Augsburg, erlernt Böhm an der Baugewerkschule in Augsburg den Beruf des Bautechnikers, den er 1900 nach positiver Abschlussprüfung erlangt. Im Anschluss erwirbt er erste praktische Erfahrungen in verschiedenen Bau- bzw. Architektenbüros. 1907 wechselt er als Zeichenlehrer an die Baugewerkschule in Bingen, 1908 als Hauptlehrer an die Bau- und Kunstgewerbeschule Offenbach am Main, wo er bis 1926 lehrte.

Ab 1910 hat Böhm in Offenbach sein erstes eigenes Architektenbüro. In dieser Zeit entstehen bereits Entwürfe für Kirchenbauten, doch erhält er nur Aufträge profaner Art von öffentlichen und privaten Auftraggebern. Erst 1919/20 entsteht mit einer Notkirche in Offenbach sein erster Sakralbau (St. Josef). Es folgen nun immer mehr Aufträge, und Böhm steigt zu einem der bedeuteten Vertreter einer neuen kirchlichen Baubewegung im Zusammenhang mit der katholischen Liturgiebewegung auf. 1925 lernt Böhm Rudolf Schwarz kennen, es folgt eine lebenslange freundschaftliche Beziehung und auch teilweise eine berufliche Zusammenarbeit bei diversen Bauten. 1926 wird Böhm zum Professor an die Kölner Werkschulen berufen (Abteilung Kirchenbau). Als in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Deutschland die Kölner Werkschulen 1934 zu einer Handwerkerschule umstrukturiert wird, verliert Böhm seine dortige Anstellung.

1946 erfolgte die Neugründung der Kölner Werkschulen und anschließend die Wiederanstellung von Böhm. Bis zu seinem Tode am 6. August 1955 betreute er den Wiederaufbau vieler kriegsbeschädigter oder zerstörter Kirchen und beteiligte sich an zahlreichen entsprechenden Wettbewerbsausschreibungen, konnte aber nicht mehr wirklich an seine Erfolge aus den Jahren der Weimarer Republik anknüpfen; aus vielen solcher Wettbewerben ging stattdessen Rudolf Schwarz als Sieger hervor. Gleichwohl ist die Bedeutung Böhms im Sakralbau nicht zu unterschätzen, zumal auf ihn sein Sohn Gottfried Böhm und seine Enkel Peter und Paul Böhm folgten, die als Architekten sowohl im Kirchenbau als auch in der profanen Architektur bedeutende Werke geschaffen haben.

Das Magazin Der Spiegel porträtierte Dominikus Böhm mit einer Titelblattausgabe – Gott wohnt auch im Bimsbeton – 1953 und faste den Einfluss und die Bedeutung des katholischen Architekten zu seiner Lebzeit wie folgt zusammen: „Der neue sakrale Baustil, den Böhm entwickelt, beherrscht bald seine Kirchenbauten. Gemeinsam ist fast allen das große Portal, das sich wie ein Block aus dem Langschiff herausschiebt. Und fast allen fehlen nach Ansicht katholischer Würdenträger die äußeren Merkmale eines ordentlichen Gotteshauses. Im Innern dominiert ein einziger, großer, oft quadratischer Raum, der sich auf den Hochaltar konzentriert. Böhm liebt es – das zeigt sich wieder in seiner jüngsten Kirche in Geilenkirchen –, die Chorwand in Glas aufzulösen. Die Kirche ist dunkel, das Licht kommt vom Altar.“



Rudolf Schwarz

Aus der Sammlung von

Unbekannt. Entnommen: 50 Jahre neue Annakirche, S. 97

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Quelle

Buch: 50 Jahre neue Annakirche, S. 97, Hahne & Schloemer Verlag, Düren 2008

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Rudolf Schwarz

Rudolph Maria Schwarz, so ließen die Eltern Hilar und Paula Johanna Schwarz ihr zweites Kind taufen, welches am 15. Mai 1897 in Straßburg das Licht der Welt erblickt hatte, wuchs im Elsass auf, stammte aber aus einer ur-rheinischen Familie mit Bezugs- und teilweise Wohnpunkt in Köln. Nach dem Erwerb des kriegsbedingt verliehenen Notreife-Abiturs 1914 und einem sehr kurzen Intermezzo beim Heer, studierte Schwarz bis 1919 an der Königlich Technischen Hochschule zu Berlin Architektur, im ersten Halbjahr 1919 zusätzlich an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität in Bonn Katholische Theologie, Philosophie und Geschichte. Im Anschluss nahm er die Ausbildung zum Regierungsbaurat auf, hörte im Sommer 1922 zusätzlich ein Semester lang Kunstgeschichte an der Kölner Universität und wurde zum 1. April 1923 in das Meisteratelier für Architektur von Hans Poelzig (1869–1936) an der Berliner Akademie der Künste aufgenommen, wo er ein dreiviertel Jahr blieb. Im Rahmen seiner staatlichen Ausbildung absolvierte er in diversen Bauunternehmungen seine Referendarzeit, ehe er die staatliche Abschlussprüfung Ende 1923 bestand.

Schwarz erste eigenständige Architektenleistung wurde die Instandsetzung sowie der Aus- und Umbau der Burg Rothenfels, die die katholische Jugendbewegung Quickborn im Februar 1919 erworben hatte. Die Arbeit in Rothenfels zeigte bereits deutlich, wie Schwarz Art und Verständnis von Architektur war: schlicht und funktional. 1925 kam parallel zu seiner Tätigkeit als Burgarchitekt eine Anstellung als Hilfslehrer an den Technischen Lehranstalten in Offenbach hinzu. Hier lernte er den bereits sehr renommierten Architekten Dominikus Böhm kennen; es folgt eine lebenslange freundschaftliche Beziehung und auch teilweise eine berufliche Zusammenarbeit bei diversen Bauten und Wettbewerbsausschreibungen (siehe weiter oben), so für Letzteres bereits recht unmittelbar nach ihrem ersten Zusammentreffen für die Schaffung der Frankfurter Frauenfriedenskirche. Einer der fünf von ihnen eingereichten Entwürfe erlangte den Sieg, wurde dann aber wegen Vorbehalte von Seiten der Auftraggeber nicht realisiert.

1927 berief die Stadt Aachen Schwarz zum Direktor der Aachener Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Hier in Aachen sollte dann erstmals auch ein Kirchenbau von Schwarz realisiert werden: St. Fronleichnam. Die Aachener Zeit, sie dauerte bis 1934 und mündete in einen Zwangsruhestand für Schwarz, ausgelöst durch die nationalsozialistisch bedingten Veränderungen der staatlichen Kunstgewerbeschulen, förderte den Ruf des Architekten als einen der maßgeblichen Vertreter der Moderne. Bis 1940 wirkte er als freier Architekt, sodann folgte die staatliche Beauftragung als Landesplaner in Lothringen sowie im Gebiet des heutigen Saarlands, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg. Nach dem Krieg wurde er 1946 zum Generalplaner für den Wiederaufbau der Stadt Köln berufen und sollte hier bis 1952 nicht nur durch grundsätzliche Rahmenschaffungen, sondern auch der Errichtung vieler Einzelgebäuden (u. a. das Gürzenich), bis heute das Stadtbild definieren und prägen. In dieser Nachkriegszeit kam zusätzlich die Beteiligung an Wettbewerbsausschreibungen und Realisierung von Kirchenneubauten in ganz Deutschland dazu; genannt sei hier zum Beispiel die Paulskirche in Frankfurt am Main.

1953 wurde Schwarz als Professor an die Kunstakademie nach Düsseldorf berufen, wo er bis zu seinem plötzlichen Tod am 3. April 1961 Städte- und Kirchenbau lehrte – neben seiner beruflichen Tätigkeit als Architekt. Sein ganzes Schaffenleben über hatte sich Schwarz in verschiedenen Aufsätzen und Monografien mit seinem Verständnis von (moderner) Architektur auseinandergesetzt. 1953 sollte solch ein Aufsatz, veröffentlich in der Fachzeitschrift Baukunst und Werkform, eine heftige öffentliche Bauhaus-Debatte in Westdeutschland auslösen.

Formale Prüfung der Einreichungen durch Regierungsbaurat Bohler

Nachdem die ursprüngliche Abgabefrist der drei Architekten vom 31. Dezember 1951 auf den 15. Januar 1952 verschoben worden war, oblag es ab dem 16. Januar 1952 dem Dürener Regierungsbaurat Heinrich Bohler die formale Prüfung der eingereichten Unterlagen von Band, Böhm und Schwarz vorzunehmen.

In der Vorbemerkung des entsprechenden Prüfungsberichtes merkte Bohler an, dass alle eingereichten Entwürfe den Grundriss der gotischen Vorgängerkirche überschritten, was seines Erachtens aber daran lag, dass die Thematik der baulichen Fluchtlinien und die Umgebungsbebauung an sich nicht bzw. nur sehr schwammig vom Preisgericht für die Architekten definiert und zur Kenntnis gebracht worden war.

Aus den Einzelbewertungen der insgesamt sechs eingereichten Entwürfe gelangte Bohler zum Fazit, dass alle soweit die formalen Richtlinien erfüllten, wenn auch sämtliche Kostenberechnungen der Architekten für ihn nicht nachvollziehbar und zu niedrig ausfielen. Drei der Entwürfe sprengten mit Summen über einer Millionen DM deutlich den vom Preisgericht den Architekten zur Kenntnis gebrachten Finanzrahmen von höchstens einer dreiviertel Millionen DM.



30. Januar 1952: Tagung des Preisgerichtes

Im gerade erst wiederaufgebauten Leopold-Hoesch-Museum der Stadt Düren versammelte sich am 30. Januar 1952 um 10 Uhr das Preisgericht des beschränkten Architektenwettbewerbes für die Errichtung einer neuen Dürener Annakirche. Es war eine illustrierte Runde, die an diesem Mittwochvormittag zusammensaß: Aus Aachen reiste Felix Kreusch, seines Zeichens Dombaumeister des Aachener Doms – und in dieser Sitzungsrunde als Vorsitzender benannt – an; von Köln kam der dortige Dom- und Diözesanbaumeister des Erzbistums Köln Willy Weyres; von Düsseldorf Hans Schwippert, Professor sowohl an der Rheinischen-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (Lehrstuhl für Werklehre und Wohnbau) als auch an der staatlichen Kunstakademie Düsseldorf (Lehrstuhl für Baukunst); mit die weiteste Anreise hinter sich hatte der in Trier lebende Publizist und Journalist Alfons Leitl, einer der einflussreichsten Architekturkritiker des kriegszerstörten Westdeutschlands (Mitbegründer der Fachzeitschrift Baukunst und Werkform); die kürzeste Anreise hatte demgegenüber der in Düren lebende Architekt Heinz Dohmen, der der Pfarre St. Anna privat und beruflich schon seit Jahren eng verbunden war. Neben diesen Fachgutachtern waren noch als Laiengutachter mit Stimmrecht – neben Oberpfarrer Heinrich Köttgen – der Dürener Oberstadtdirektor Hans Brückmann und der Aachener Domkustos Erich Stephany anwesend.

Köttgen hatte in seinem Einladungsschreiben an die Preisrichter und nicht stimmberechtigten Beisitzenden des Kirchenvorstandes den tief gehegten Wunsch geäußert, „daß dieser für die Annapfarre und die Stadt Düren so wichtige Tag zu einem guten und richten Ergebnis führt“. Die erhaltenen Unterlagen geben keine Auskunft über die Dauer und die Intensität der Preisrichtersitzung. Wie lange über die einzelnen Entwürfe, durchnummeriert von 1 bis 5b, diskutiert und diese miteinander verglichen wurden, ist demnach unbekannt. Gegenstand der Besprechung waren: „A. Einfügung in das Stadtbaubild und allgemeine städtebauliche Belange. B. Erfüllung der liturgischen Funktion. C. Baugestaltung der äußeren Erscheinung und des inneren Raumes.“

Zu jedem Entwurf verfasste das Preisgericht einige Gedanken auf Papier, die hier nachfolgend wiedergegeben seien.





Niederschrift Preisgericht St. Anna, I.

9. Februar 1952 (Abschrift), Düren

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Niederschrift Preisgericht St. Anna, II.

9. Februar 1952 (Abschrift), Düren

Aus der Sammlung von

Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Niederschrift Preisgericht St. Anna, III.

9. Februar 1952 (Abschrift), Düren

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Niederschrift Preisgericht St. Anna, IV.

9. Februar 1952 (Abschrift), Düren

Aus der Sammlung von

Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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die Wettbewerbsentwürfe im Detail

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Wettbewerbsentwurf Nr. 081 100, Karl Band

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Wettbewerbsentwurf Nr. 081 100, Karl Band

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Stadtmuseum Düren

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Stadtmuseum Düren, Bestand 2008-0003 (2)

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2008-0003--- (2).JPG


Wettbewerbsentwurf Nr. 080 132, Dominikus Böhm

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Tafel Böhm I..jpg


Wettbewerbsentwurf Nr. 080 132, Dominikus Böhm

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Stadtmuseum Düren

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Stadtmuseum Düren, Bestand 2008-0003 (1)

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Wettbewerbsentwurf Nr. 231 080, Dominikus Böhm

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Tafel Böhm II..jpg


Wettbewerbsentwurf Nr. 231 080, Dominikus Böhm

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Stadtmuseum Düren

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Stadtmuseum Düren, Bestand 2008-0003 (5)

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Wettbewerbsentwurf Nr. 031 021, Rudolf Schwarz

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Wettbewerbsentwurf Nr. 031 021, Rudolf Schwarz

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Stadtmuseum Düren

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Stadtmuseum Düren, Bestand 2008-0003 (4)

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Wettbewerbsentwurf Nr. 121 121 A, Rudolf Schwarz

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Wettbewerbsentwurf Nr. 121 121 B, Rudolf Schwarz

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Neubau St. Anna

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Tafel Schwarz III..jpg


Wettbewerbsentwurf Nr. 121 121 B, Rudolf Schwarz

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Stadtmuseum Düren

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Stadtmuseum Düren, Bestand 2008-0003 (3)

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Warum keine Kirche im alten Stil

Dürener Zeitung, 15. März 1952

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Zeitungsausschnittsammlung

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Siegerentwurf und anschließende öffentliche Diskussion

Nach den regen Diskussionen über die eingereichten Entwürfe sortierte das Preisgericht diese nach absteigender Bewertung. Als Sieger ging der Entwurf mit der Nummer 4 hervor, gefolgt von Nummer 1, 5b, 5a, 3 und zuletzt Nummer 2. Die Öffnung der Briefumschläge, die den jeweiligen Architekten zu den nur mit Nummern versehenden Einreichungen benannte, ergab dann, das Entwurf 1 von Band, die Entwürfe 2 und 3 von Böhm und 4 bis 5b von Schwarz stammten. Somit hatte Schwarz den Wettbewerb gewonnen.

Im Rahmen einer Ausstellung ab dem 1. März 1952 im Leopold-Hoesch-Museum, das ab diesem Stichtag auch für die Dürener erstmals seit der Zerstörung der Stadt vom 16. November 1944 wieder öffentlich zugänglich war, erfolgte die Präsentation des prämierten Modelles. Zugleich wurden auch die anderen Einreichungen von Schwarz, Böhm und Band gezeigt.

Das Echo in Düren und Umgebung zum beabsichtigten Neubau war dreigeteilt: Eine durchaus lautstarke Meinung war die Forderung nach einer möglichst weitgehenden Rekonstruktion der Annakirche, so wie sie bis zu ihrer Zerstörung gestanden hatte; eine andere die, den Entwurf von Schwarz auf jeden Fall als wegweisenden Neubau zu realisieren; irgendwo dazwischen befand sich die dritte Meinung, welche weder eine Rekonstruktion, noch eine Realisierung des Siegerentwurfs wollte.

Trotz aller geäußerten Kritik, setzten sich jedoch letztlich die Befürworter der neuen Annakirche durch und der Bau wurde ab Jahresende 1954 in Angriff genommen. Hierfür war bereits seit Januar 1951 mit der Trümmerbeseitigung auf der Fläche der einstigen gotischen Kirche die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen worden.



Räumung der gotischen Trümmer von St. Anna

1951, Düren

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Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand F AnZ, Nr. 28

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Segnung des Grundsteins

Dürener Zeitung, 17. Januar 1955

Aus der Sammlung von

Annaarchiv Düren/Pfarre St. Lukas, Düren

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Annaarchiv Düren, Bestand Zeitungsausschnittsammlung

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Grundsteinlegung

Die feierliche Grundsteinlegung für den Neubau der Pfarre St. Anna erfolgte am 16. Januar 1955, im Rahmen des Winterannafestes, welches alljährlich an die Übertragung der Annareliquie 1501 von Mainz nach Düren erinnert. Der Dechant des Dekanates Düren, Josef Adolph, segnete den Grundstein und fügte die Urkunden der Grundsteinlegung, die in lateinischer Sprache gehalten und vom Dürener Künstler Willi Rixen gestaltet worden war, in sein Innerstes ein, ergänzt um weitere „Dokumente über das geschichtliche Werden der Stadt Düren und das Wachsen der Annapfarre und der -kirche mit den Tageszeitungen und einigen Münzen“.

Der Grundstein selber trägt die Inschrift 1954 ANNO MARIANO – wegen des ausgerufenem marianischen Jahres anlässlich der hundertsten Wiederkehr der Verkündung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis Mariens war es ursprünglich vorgesehen gewesen hierzu passend bereits 1954 die Grundsteinlegung zu vollziehen, da in Düren durch die Verehrung der hl. Anna auch die hl. Maria, als deren Mutter, eine besondere Bedeutung besitzt. 

Nach nicht einmal zwei Jahren Bauzeit konnte die neue Kirche am 7. Juli 1956 durch den Aachener Bischof Johannes Pohlschneider konsekriert werden. Heute zählt sie zu den bedeutsamsten Sakralbauten von Rudolf Schwarz



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Diese Ausstellung wurde am 24.04.2025 veröffentlicht.



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