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Eine Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

Einführung

*** Zur Ausstellung wurde die Spurensuche „Kinderemigration aus Frankfurt – online auf den Spuren geretteter Kinder“ entwickelt. Sie dient Ihnen optional als Wegweiser für einen Rundgang durch die Ausstellung. Um die Spurensuche zu starten, klicken Sie hier ***

Die Trennung werde nur von kurzer Zeit sein, es werde alles gut – mit dieser Hoffnung schickten Eltern ihre Kinder auf die sogenannten Kindertransporte. Etwa 20.000 Kinder und Jugendliche entkamen so zwischen November 1938 und dem Beginn des Zweiten Weltkriegs im September 1939 der nationalsozialistischen Diktatur. Unter ihnen waren mindestens 600 Kinder aus Frankfurt.

Die Trennung war jedoch nicht von kurzer Zeit. Und es wurde auch nicht alles wieder gut. Für die Kinder bedeutete die Flucht die Rettung vor der Verfolgung; zugleich aber auch eine unverstandene Trennung von der Familie, Traumatisierungen und Schuldgefühle. In den Aufnahmeländern standen die Kinder häufig unter einem enormen Anpassungsdruck, teilweise lebten sie auch unter nicht kindgerechten Bedingungen. In ihrer Heimat hinterließen sie eine Leerstelle: in den Familien, den Schulklassen, im öffentlichen Leben. Die meisten Kinder sahen ihre Eltern, Geschwister und Verwandten nie wieder. Die Erfahrungen aus der Kindheit waren lebensprägend, auch für die späteren eigenen Familien.

Bereits vor 1938 gab es eine Auswanderung von Kindern aus dem nationalsozialistischen Deutschland, allerdings in einem geringen Umfang, da kaum eine Familie bereit war, die schmerzvolle Trennung auf sich zu nehmen. Zudem war die Aufnahmebereitschaft anderer Länder sehr begrenzt. Aber die unmittelbar nach der Annexion Österreichs einsetzende Entrechtung der österreichischen Jüd*innen und die Novemberpogrome 1938 ließen keinen Zweifel mehr an der Notwendigkeit, möglichst viele Kinder und Jugendliche aus dem Machtbereich der nationalsozialistischen Diktatur herauszubringen. Das gelang nur durch die Zusammenarbeit einer Vielzahl von Organisationen, Initiativen, Behörden und Privatpersonen. Aber nicht alle Kinder hatten die gleichen Chancen: Junge Mädchen waren leichter, Jungen ab zwölf schwer vermittelbar. Für Geschwisterpaare war ein Zusammenbleiben nur in Ausnahmefällen möglich, und jüdischen Kindern konnte die Aufnahme in einer jüdischen Pflegefamilie nicht garantiert werden. Kinder mit Behinderungen hatten kaum eine Chance.

Mit dem Begriff „Kindertransporte“ wird in der Regel die Emigration von Kindern und Jugendlichen nach Großbritannien in der Zeit zwischen Dezember 1938 und September 1939 verbunden. Doch auch andere Länder erklärten sich zur Aufnahme bereit: Die Kinder und Jugendlichen flohen unter anderem nach Belgien, Frankreich, Palästina, in die Niederlande und die Schweiz, nach Schweden und in die Vereinigten Staaten.

Die Ausstellung „Kinderemigration aus Frankfurt“ zeigt, dass jede Geschichte der Kinderemigration eine individuelle und einzigartige Geschichte ist. Sie widmet sich sechs Biografien, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zugleich richtet sie den Blick auf die lokalen Gegebenheiten in Frankfurt, auf die Situation in den Aufnahmeländern sowie auf die bürokratischen Aspekte und die Helfer*innen bei der Auswanderung. Den Rahmen bildet die Frage danach, wie wir die Kinderemigration heute erinnern können.



Es wäre doch sehr schön, wenn in meiner Heimatstadt ein Denkmal sein würde für die Kindertransport-Kinder. […] Ich persönlich wäre nicht am Leben ohne den Kindertransport. […] Und ich möchte bitten, dass Sie sich eilen sollen, denn ich bin 93 Jahre alt.

Die Zeitzeugin Lee Edwards über ein Denkmal an die Kindertransporte in Frankfurt, 2017



Ein Denkmal für die Kindertransporte in Frankfurt

Lee Edwards‘ Wunsch aus dem Jahr 2017 hat sich inzwischen erfüllt. Auf Anregung von damaligen Kindern, des Vereins Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt am Main sowie des Ortsbeirats für den Ortsbezirk 1 hat sich die  Stadt Frankfurt am Main zur Errichtung eines Denkmals für die Kinder und Jugendlichen entschieden, die damals Frankfurt verlassen hatten. Die Schirmherrschaft für das Projekt hat die in Frankfurt lebende Publizistin und Moderatorin Bärbel Schäfer übernommen. Fünf Künstler*innen wurden zu einem Wettbewerb eingeladen: Yael Bartana, Anne Imhof, Ella Littwitz, Michaela Melián und Ernst Stark. Die Jury entschied sich für den Entwurf von Yael Bartana.

Seit September 2021 erinnert das von Bartana entworfene Denkmal The Orphan Carousel an der Ecke Kaiserstraße/Gallusanlage an die Kinderemigration aus Frankfurt. Das Denkmal stellt den Moment des Abschieds und den Aspekt der Abwesenheit ins Zentrum. In den Erläuterungen zum Denkmalsentwurf skizziert Yael Bartana, welche Fragen sie bei der Konzeption unter anderem bewegten: Was blieb den Eltern von ihren Kindern, nachdem sie abgereist waren? Wie gingen die Eltern mit der Abwesenheit der Kinder um? Besuchten sie die Spielplätze, auf denen sie sich das Lachen ihrer Kinder noch vergegenwärtigen konnten?





Denkmalentwurf von Yael Bartana

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Yael Bartana

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Denkmalentwurf von Yael Bartana

© Yael Bartana

Yael Bartana, geboren 1970 in Afula, Israel, lebt in Berlin und Amsterdam. Sie studierte an der Bezalel Academy of Arts and Design, Jerusalem, The School of Visual Arts, New York und an der Rijksakademie, Amsterdam.  Bartana ist eine scharfe Beobachterin des Zeitgenössischen – präzise werden durch ihre Kunst Machtstrukturen und dahinterstehende  Mechanismen seziert. Seit etwa 20 Jah­ren beschäftigt sich die Künstlerin mit den düsteren Träumen des kollektiven Unbewussten. Ihre Filme, Installationen, Fotografien, szenischen Darbietungen und öffentlichen Monumente behandeln Themen wie nationale Identität, Trauma und Vertreibung.

Yael Bartanas Arbeiten sind in den Sammlungen internationaler Museen vertreten, darunter das Museum of Modern Art, New York, die Tate Modern, London und das Centre Pompidou, Paris. Einzelausstellungen: u.a. in der Fondazione Modena Arti Visive (2019/2020), im Philadelphia Museum of Art (2018), im Stedelijk Museum, Amsterdam (2015), in der Secession Wien (2012), im Tel Aviv Museum of Art (2012). Gruppenausstellungen und Biennalen: u.a. Bienal de São Paulo (2014), 7. Berlin Biennale (2012), documenta 12 (2007). 2011 vertrat die Künstlerin den polnischen Pavillon auf der Biennale di Venezia. 2021 zeigt sie im Jüdischen Museum Berlin eine große Werkschau. 2010 wurde sie mit dem Artes­Mundi­Kunstpreis ausgezeichnet. Ihre Filmtrilogie And Europe will be stunned wurde 2019 von der britischen Zeitung The Guardian auf Platz 9 der wichtigsten Kunstwerke des 21. Jahrhunderts gewählt.
www.yaelbartana.com

Yael Bartanas Waisen-Karussell erinnert an die Leerstelle, die nach der hoff­nungsvollen und gleichzeitig schmerzlichen Abreise jüdischer Kinder aus der nationalsozialistischen Diktatur in das sichere Ausland zurückblieb. Das Denkmal ist einem Holzkarussell im alten Stil nachempfunden, das in Variationen noch heute auf Kinderspielplätzen zu finden sind. Es ist als Karussell nutzbar, allerdings nur mit Mühe zu drehen. In die Seitenwände sind drei Sätze eingraviert – Worte des Abschieds, voller Vorfreude auf ein Wiedersehen, zu dem es in den meisten Fällen aber nie kam. Das Mahnmal gedenkt jener Kinder, die 1938/39 von ihren Familien getrennt wurden. Doch es lässt auch an die vielen Kinder und Jugendlichen von heute denken, die ihre Familien in der vom Krieg gezeichneten Heimat zurücklassen müssen.



Denkmalentwurf von Anne Imhof

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Anne Imhof

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Denkmalentwurf von Anne Imhof

© Anne Imhof

Anne Imhof, geboren 1978 in Gießen, lebt und arbeitet in Berlin und Frankfurt am Main. Sie studierte an der Städelschule in Frankfurt. Ihr Werk umfasst Zeichnung, Malerei sowie installative und performative Arbeiten. Die Künstlerin arbeitet immer wieder auch außerhalb des musealen Raumes. Die politische Dimension ihrer Arbeiten berührt stets auch Fragen nach Machtstrukturen und der Freiheit des Einzelnen innerhalb unserer Gesellschaft.

Anne Imhof hatte Einzelausstellungen an der Tate Modern, London (2019), dem Art Institute of Chicago (2019), auf der 57. Biennale di Venezia (2017), im Hamburger Bahnhof, Berlin (2016), der Kunsthalle Basel (2016), dem MoMA PS1, New York (2015), Carré d’Art – Musée d’Art Contemporain de Nîmes (2014) und Portikus, Frankfurt am Main (2013). Ihre Arbeiten waren zudem in zahlreichen Gruppenausstellungen vertreten, unter anderem im Musée d‘Art Moderne de la Ville de Paris (2019) und Tai Kwun, Hong Kong (2019). 2015 wurde die Künst­lerin mit dem Preis der Nationalgalerie ausgezeichnet. 2017 erhielt sie für ihre Arbeit Faust für den Deutschen Pavillon den Goldenen Löwen der Biennale di Venezia.
www.galeriebuchholz.de

Anne Imhofs beinahe architektonischer Entwurf bedeutet, den Stadtraum neu zu besetzen. Er schlägt die abstrakte Simulation eines Bahnsteigs vor: Ein im Boden abgesenktes Gleisbett wird von zwei Glasscheiben flankiert. Der gläserne Raum kann durchlaufen werden, wobei die Passant*innen ihre Spiegelbilder in den Glasscheiben sehen können. Diese Reflexionen eröffnen neue Perspektiven – nicht zuletzt um über die eigene Position innerhalb des historischen Geschehens nachzudenken. Mit minimalistischer Ästhetik entfaltet der Entwurf eine fast ephemere Wirkung. Er sieht vor, auf eine der beiden Scheiben den von der Stadt gewünschten Informationstext zu ätzen, darüber den schlichten Titel der Arbeit ohne Titel (Kinder).




Denkmalentwurf von Ella Littwitz

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ella Littwitz

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Denkmalentwurf von Ella Littwitz

© Ella Littwitz

Ella Littwitz, geboren 1982 in Haifa, Israel, lebt heute in Jaffa, Israel. Die bildende Künstlerin graduierte 2009 an der Bezal‘el­-Akademie für Kunst und Design, Jerusalem und ist Laureatin des Hoger Instituut voor Schone Kunsten, Gent (HISK; Higher Institute of Fine Arts; 2014–2015). Bei ihren Arbeiten handelt es sich meist um großflächige Environments oder Installationen. Mit ihren Kunstwerken, denen zumeist intensive künstlerische Recherchen vorausgehen, nimmt Littwitz häufig Bezug auf ihr Heimatland Israel. Die kritische Auseinandersetzung mit nationaler und politischer Identität sowie die Konstruktion historischer und psychologischer Grenzen stehen im Zentrum ihrer Werke. Einzelausstellungen der Künstlerin fanden unter anderem statt in der Kunsthalle Sankt Gallen (2019), im Centre d’Art la Panera, Lleida (2018), am Muzeum Współczesne Wrocław (2017), am Petach Tikva Museum (2017) und im Salzburger Kunstverein (2016). Zudem wurden ihre Arbeiten in zahlreichen Gruppenausstellungen und Biennalen gezeigt, darunter im Ticho House, Jerusalem (2019), in der Tallinn Kunsthal (2015), bei einem Sonderprogramm der 6. Moskau Biennale (2015) und auf der Istanbul Biennale (2011). Ella Littwitzer erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter Preise der Dr. Georg und Josi Guggenheim­-Stiftung und der Botín Foundation sowie ein Arbeitsstipendium der Stiftung Kunstfonds.
www.ellalittwitz.com

Als Inspirationsquelle diente Ella Littwitz die Nachricht auf einer Karte, die Lore Jacobs, geborene Gotthelf, am 7. Juli 1939 von ihrem Vater erhielt – kurz bevor sie mit einem der Kindertransporte Deutschland verließ. „Heute ist das Morgen, vor dem du gestern so große Angst hattest – und alles ist gut!“ Ihr Entwurf basiert auf einer wissenschaftlichen Konzeptualisierung von Raum und Zeit anhand eines konkreten historischen Ereignisses. Die Arbeit, die auf den Lichtkegel aus der Relativitätstheorie anspielt, sollte aus zwei in das Pflaster eingelassenen Skulpturen aus geschliffenem Basalt bestehen, die sich von verschiedenen Enden der Welt aus gegenüberstehen und so die beiden Hemi sphären miteinander verbinden: die eine Figur am Ort der Gedenkstätte in Frankfurt, die andere auf den Chathaminseln in Neuseeland – auf der genau gegenüberliegenden Seite der Erdkugel.

Die zweiteilige Kegelstruktur steht symbolisch für ein Ereignis, das Vergangen­heit, Gegenwart und Zukunft als kausale Sequenz miteinander verknüpft. In ihrer doppelten Funktion als Grafik und Mahnmal erschafft die Arbeit eine zusätzliche Dimension, die sich auf unsere Wahrnehmung der Realität bezieht. Littwitz’ Entwurf sucht die beiden gegensätzlichen Gemütszustände jener Eltern einzufangen, die sich entschieden, ihre Kinder hinaus ins Ungewisse zu schicken: auf der einen Seite tiefe Verzweiflung und völlige Kapitulation vor der erlebten Realität der Gegenwart, auf der anderen Seite die Hoffnung aufs Überleben, auf Kontinuität – auf eine bessere Zukunft.



Denkmalentwurf von Michaela Melián

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Michaela Melián

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Denkmalentwurf von Michaela Melián

© Michaela Melián

Michaela Melián, geboren 1956, lebt in München und Hamburg. Sie studierte Kunst und Musik in München und London und lehrt seit 2010 als Professorin für zeitbezogene Medien an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK). In ihren Werken verbindet Melián Objekte, Fotografien, Filme, Musik und Texte zu gattungsübergreifenden Installationen und audiovisuellen  Projekten, mit denen sie Fragen stellt nach der Historizität von Orten bzw. nach Gedächtnis und Sprache und deren wechselseitigen Bezügen im gesellschaftspolitischen und zeitgeschichtlichen Kontext. Mehrfach stand so der Nationalsozialismus in Deutschland und seine Folgen im Mittelpunkt ihrer kritischen Reflexion.

Die Arbeiten von Michaela Melián waren in zahlreichen internationalen Ausstellungen zu sehen, zuletzt u.a. im Gwangju Museum of Art, Südkorea (2020), in der Kunsthal Rotterdam (2020), im NS­-Dokumentationszentrum München (2019), in den Deichtorhallen Hamburg (2019), in der Fundación Joan Miró, Barcelona (2019), in der Staatsgalerie Stuttgart (2019), im Haus der Kulturen der Welt, Berlin (2019), in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus, München (2016), in der Kunsthalle Mannheim (2015). 2010 hat die Künstlerin im Auftrag der Stadt München Memory Loops, ein akustisches Denkmal für die Opfer des Nationalsozialismus, realisiert. Memory Loops wurde mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet und von der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel/Audiokunstwerk des Jahres 2010 gewählt. Für Föhrenwald erhielt Melián den Hörspielpreis der Kriegsblinden / Preis für Audiokunst. Die Künstlerin gewann zahlreiche weitere Preise, darunter den Bremer Rolandpreis für Kunst im öffentlichen Raum (2018), den Edwin­-Scharff­ Kunstpreis der Stadt Hamburg (2018) und den Kunstpreis der Stadt München (2010).
www.michaelamelian.net

Im Entwurf ihrer zweiteiligen Arbeit schlägt Michaela Melián eine aktive Form des Erinnerns vor. Eine Betonplatte aus blau eingefärbtem Beton, die die Form eines zwölfzackigen Sterns hat, soll dauerhaft im Boden verankert werden. Dieser Stern lässt an einen doppelten Davidstern oder eine Windrose denken und wird ein Mal pro Jahr zur Bühne für einen Frankfurter Kinderchor. Aufgabe der Stadt Frankfurt ist es, jedes Jahr ein Chorwerk zu beauftragen, das von Musik-Student*innen komponiert wird. Ausgangspunkt für die Komposition ist das Werk Passacaglia von Siegfried Würzburger, dem Organisten der Frankfurter Westend­-Synagoge von 1911 bis 1938. Würzburgers Sohn Karl Robert gelangte am 24. August 1939 mit einem Kindertransport nach England.



Denkmalentwurf von Ernst Stark

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ernst Stark

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Denkmalentwurf von Ernst Stark

© Ernst Stark

Ernst Stark, geboren 1965 in Bamberg, lebt heute in Paris und Frankfurt am Main. Das Arbeitsmaterial des Bildhauers sind in erster Linie verschiedene Holzarten, die er mit unterschiedlichen Werkzeugen bearbeitet, von der Kettensäge bis zum japanischen Messer. Im Dialog mit seinem Material – dem unbehauenen Baumstamm – tastet sich der Künstler an den Gegenstand heran. Seine häufig figurativen und farbig gefassten Skulpturen entstehen nach fotografischen Vorlagen oder aus der eigenen Erinnerung. Ob monumental oder en miniature umgesetzt, stecken sie voller Kraft und Stimmung. Starks Interesse gilt den alltäglichen Dingen. Spektakuläres erscheint ihm fremd. Das Flüchtige – der Erinnerung und der fotografischen Vorlage – erhält durch seine Intervention Dauerhaftigkeit und kommt zum Erliegen. 

Während seiner fast dreißigjährigen Arbeit als Künstler erhielt Ernst Stark wichtige Stipendien und Auszeichnungen und nahm an internationalen Ausstel­lungen teil. Dazu gehören die Oberfinanzdirektion Frankfurt (2018), die Galerie widmer­theodoridis, Zürich (2017), die Goldstein Galerie Frankfurt (2016), der Primo Piano Ausstellungsraum, Paris (2014), der Lothringer 13 München (2014), das Arp Museum Bahnhof Rolandseck (2009), die 9. Triennale Kleinplastik, Fellbach (2004).
www.ernststark.de

Der Entwurf von Ernst Stark schlägt eine begehbare und benutzbare Skulptur vor. Es handelt sich um drei Stühle, einen großen und zwei kleinere Kinderstühle, die auf einer massiven Plattform aus Bronze stehen. Auf diese Weise fungiert diese Plattform als ein Sockel; außerdem ist auf ihr ein Text zur Geschichte der Kindertransporte angebracht, sodass sie zugleich die Funktion einer großen Informationstafel erfüllt. Die Stühle haben Augen. Einer von ihnen steht einzeln und schaut in Richtung Bahnhof. Auf seiner Sitzfläche liegt eine Karte mit einer Nummer, wie man sie den Kindern für den Transport tatsächlich umgehängt hat. Die beiden anderen stehen eng beieinander mit dem Rücken zum ersten und schauen in Richtung Innenstadt. Das Ganze erinnert an ein Theaterstück, in dem die drei Stühle gewissermaßen die Szene nachspielen, in der das Kind die schützende Nähe der Familie für immer hinter sich lässt. Die Szene scheint eindeutig zu sein und bleibt doch offen. Das wirkt auf den Betrachter real und irreal zugleich. Der Entwurf sieht vor, die Stühle detailgetreu aus einem Baumstamm herauszuarbeiten und dann in Bronze zu gießen. Auf diese Weise bleibt die Holzstruktur sichtbar, was dem Denkmal eine hohe haptische Qualität und atmosphärische Dichte verleiht; zugleich wird auf die Bedeutung des Baumes im Judentum als Sinnbild des Lebens verwiesen.



Brennende Synagoge am Börneplatz am 9. November 1938

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Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

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Institut für Stadtgeschichte Frankfurt, ISG_S7FR-9416

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Kurzbeschreibung
Die brennende Synagoge am Börneplatz am 9. November 1938. Im Vordergrund sind viele Menschen zu sehen, die sich die brennende Synagoge anschauen.

Emigration aus Frankfurt während des Nationalsozialismus

Foto: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, ISG_S7FR-9416

Bis 1933 war Frankfurt am Main die deutsche Stadt mit dem höchsten jüdischen Bevölkerungsanteil. Jüdische Bürger*innen hatten die Stadt mitgeprägt und zur wissenschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und sozialen Entwicklung beigetragen. Überall in der Stadt befanden sich Synagogen, jüdische Schulen und Ausbildungsorte, Einrichtungen der Erwachsenenbildung und der Wohlfahrt sowie bedeutende jüdische Gemeinden.

Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialist*innen 1933 wurden die Ausgrenzung und die Entrechtung der Jüd*innen systematisch vorangetrieben. Nach den Novemberpogromen 1938 wurden jüdische Bürger*innen Frankfurts festgenommen, inhaftiert und mehr als 3.000 Personen in die Lager Buchenwald und Dachau deportiert. Im Umland war der Antisemitismus so ausgeprägt, dass sich der Zuzug von Jüd*innen nach Frankfurt am Main,  der bereits 1933 eingesetzt hatte, weiter verstärkte; viele Eltern baten um Aufnahme ihrer Kinder in die Frankfurter Jüdischen Waisenhäuser. Zugleich versuchten viele Familien nun, ins Ausland zu gelangen. In der Zeit zwischen November 1938 und dem Auswanderungsverbot im Oktober 1941 emigrierten ca. 7.000 Frankfurter*innen.



Schaubild zur Bürokratie der Kindertransporte

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, SPACE4

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Bürokratie

Die Emigration der Kinder und Jugendlichen war auch ein bürokratischer Akt. Zahllose Vorgaben waren zu erfüllen, bevor die Kinder Frankfurt verlassen konnten: Einige Familien begaben sich zunächst einmal selbst auf die Suche nach Pflegeeltern, gegebenenfalls durch Orientierungsreisen ins Ausland.

Jedes Kind musste registriert werden, wofür standardisierte Fragebögen auszufüllen waren. Diese waren bei den Quäkern, den konfessionellen Hilfsstellen oder der Jüdischen Wohlfahrtspflege einzureichen und wurden von dort zur Abteilung Kinderauswanderung der Reichsvertretung der Juden weitergeleitet.

Auf der Grundlage der Fragebögen erstellten die Organisationen Vorschlagslisten für die Transporte. Die Kriterien verschoben sich im Laufe der Zeit, was auch daran lag, dass die aufnehmenden Länder ihrerseits Vorgaben machten. So konnten meist nicht die Kinder verschickt werden, die am stärksten gefährdet waren, sondern diejenigen, die den Länderkriterien am ehesten entsprachen. Gesunde, jüngere Kinder, besonders Mädchen ohne Anspruch auf konfessionsgebundene Aufnahmestellen waren am besten zu vermitteln. Waren noch keine Pflegeeltern gefunden worden, mussten finanzielle Bürg*innen gesucht werden.

Gutachten über den Gesundheitszustand und die persönliche Eignung der Kinder waren vorzulegen, denn kranke oder sozial auffällige Kinder hatten keine Chance, aufgenommen zu werden.

Passfotos, Kinderausweise und Ausreisegenehmigungen, die erst nach Erhalt eines Einreisepermits ausgestellt wurden, waren zu organisieren.

Und schließlich waren detaillierte Reise- und Handgepäckslisten zu erstellen, die von den Devisenstellen abgenommen werden mussten. Lagen alle Dokumente vor und war das Kind oder der Jugendliche für die Ausreise in ein aufnehmendes Land akzeptiert worden, erhielten die Eltern die Benachrichtigung, mit welchem Transport ihr Kind das Land verlassen sollte. Die nebenstehende Grafik zeigt eine vereinfachte Darstellung dieses komplizierten bürokratischen Ablaufs.



Ravenstein Stadtplan von Frankfurt a.M. und Offenbach, 1943

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Helfer*innen und Hilfsorganisationen

Auswandererberatungsstelle

Adresse: Quinckestr. 24 (heute Königswarterstr.)

Die Auswandererberatungsstelle, angesiedelt im Haus der Jüdischen Wohlfahrtspflege in der Königswarterstraße (die in der Zeit des Nationalsozialismus Quinckestraße hieß), war eine Einrichtung des Hilfsvereins der Juden in Frankfurt. Sie war dabei organisatorisch eng an die Zentrale in Berlin angebunden. Die Arbeit der Auswandererberatung bestand in Beratung sowie finanzieller und organisatorischer Hilfestellung. Von 1936-1938 wurde die Stelle von dem Juristen Dr. Max Hermann Maier geleitet. Bis 1936 versuchte das Büro, eine planvoll organisierte Auswanderung zu ermöglichen (vorbereitet z.B. durch Umschulungen), ab etwa 1936 stand die möglichst schnelle Hilfestellung für möglichst viele jüdische Menschen im Vordergrund. Max Hermann Maier floh im November 1938 aus Deutschland.

Bergit Braach, später Bergit Forchhammer

Bergit Braach, geboren am 12. April 1921 in Duisburg, gestorben am 13. Dezember 2011 in Kopenhagen, Dänemark

Adresse: Hochstraße 8
Weg: 1939 Großbritannien, 1945 Deutschland, Mitte/Ende 1940er Jahre Dänemark

Bergit Forchhammer, geb. Braach, gilt nach den nationalsozialistischen Gesetzen als „Mischling zweiten Grades“, da sie einen jüdischen Großvater in der Familie hat. In Frankfurt besucht sie die Viktoriaschule (heute Bettinaschule), die sie 1937 aufgrund antisemitischer Schikanen verlässt. Ab Januar 1939 arbeitet sie als Sekretärin von Dr. Rudolf Schlosser, dem Leiter des Frankfurter Quäker-Büros. Sie bearbeitet dort insbesondere Ausreise- und Unterstützungsanträge Frankfurter Verfolgter. Mitte August 1939 flieht Bergit Braach nach London – unter dem Vorwand, dort in die Sommerferien zu Freunden zu fahren. Dort arbeitet sie im „Germany Emergency Committee“ der Quäker. Nach dem Krieg meldet sie sich als Dolmetscherin bei der US-Armee und kehrt 1945 vorübergehend nach Frankfurt zurück, bevor sie nach Dänemark zieht.

B’nai B’rith

Adresse: Eschersheimer Landstr. 25-27

Die „Frankfurt-Loge“ war ein 1888 gegründeter Zweig der Loge „B‘nai B‘rith“, die sich der Pflege jüdischer Kultur und der Abwehr des Antisemitismus widmete. Diese soziale Einrichtung, der prominente Frankfurter jüdische Bürger*innen verbunden waren, pflegte enge Kontakte zu englischen und amerikanischen Schwesterlogen. In Frankfurt nutzte sie neben den Räumlichkeiten in der Eschersheimer Landstraße auch noch weitere Räumlichkeiten. In den Folgejahren entwickelten sich mehrere Zweige, von denen einige sich im Zuge der NS-Verfolgung der jüdischen Flüchtlinge annahmen. Die Frankfurter Zweige wurden 1938 verboten. 1961 wurde die Loge neu gegründet.

Büro Grüber, Zweigstelle Frankfurt

Adresse: Cronstettenstr. 50 (bis Februar 1939), Hans-Handwerk-Str. 16 (heute: Lange Straße)

Das von Pfarrer Heinrich Grüber geleitete „Büro Grüber“ hatte seinen Sitz in Berlin, unterhielt aber über Vertrauensleute ein Netzwerk zu bis zu 22 Beratungsstellen in ganz Deutschland. Das Büro Grüber unterstützte in erster Linie Christ*innen jüdischer Herkunft bei der Auswanderung. Vertrauensmann in Frankfurt war Pastor Arnold Schumacher, ein Vereinsgeistlicher der Inneren Mission. Schumacher arbeitete auch mit dem Quäker-Büro in der Hochstraße zusammen. Bis zum Februar 1939 hatte das Büro Grüber seinen Sitz in Schumachers Privatwohnung, bevor es ein Büro in der heutigen Lange Straße bezog. Im Dezember 1940 wurde das Büro durch die Gestapo geschlossen.

Elisabeth Mann

Elisabeth Mann, geboren 1880 – gestorben am 6. Januar 1963 in Frankfurt am Main

Adresse: Arnsteinerstr. 8

Elisabeth Mann ist eine Reformpädagogin und von 1929 an bis 1933 Rektorin der Sophienschule (heute Max-Beckmann-Schule) in Frankfurt-Bockenheim. Da Elisabeth Mann die NS-Politik nicht mittragen will, lässt sie sich 1934 mit 55 Jahren in den Vorruhestand versetzen und schließt sich 1938 den Quäkern an. Sie führt die Korrespondenz mit den englischen Quäkern und begleitet Frankfurter Kindertransporte nach Großbritannien. Ihre enge Verbundenheit mit Else Wüst, Martha Türk und die Freundschaft mit dem Ehepaar Schlosser sind ihrer Rettungstätigkeit zuträglich. Nach Kriegsende engagiert sie sich für die Quäkerspeisung zugunsten der hungernden Frankfurter Kinder. Elisabeth Mann lebt von 1944 an bis zu ihrem Tod im Haus von Else Wüst in Haingründau in der Wetterau.

Else Wüst

Else Wüst, geboren am 25. Mai 1892 in Frankfurt am Main, gestorben am 18. Januar 1974 in Gelnhausen

Adresse: Hochstr. 8 

Else Wüst ist gelernte Krankenschwester und Sozialarbeiterin und ab 1928 die erste Frau in der Frankfurter Kriminalpolizei. Sie ist Mitglied der SPD und wird 1933 von den Nationalsozialisten entlassen. Sie absolviert eine Ausbildung zur Heilmasseurin und eröffnet 1938 eine Heilmassage-Praxis im Haus Hochstraße 8, wo sich auch das Quäkerbüro befindet. Dort wohnt sie auch. Sie selbst ist seit 1935 Quäkerin. Else Wüst unterstützt Rettungsaktionen für verfolgte Jüdinnen und Juden, verteilt Schriften gegen den Nationalsozialismus und begleitet Kinder auf Kindertransporte nach England. Im Haus in der Hochstraße versteckt sie zwei jüdische Familien. Sie wird von der Gestapo beobachtet und auch verhört. Nach der Bombenzerstörung des Hauses in der Hochstraße übersteht sie den Krieg in der Wetterau und wird 1945 wieder in den Polizeidienst eingestellt.

Jüdische Wohlfahrtspflege

Adresse: Quinckestr. 26 (heute: Königswarterstr.)

Um 1900 kümmerten sich zahlreiche jüdische Vereine und Stiftungen um die Versorgung von Bedürftigen, zu denen auch jüdische Kinder in Waisenhäusern gehörten. Nach dem Ersten Weltkrieg schlossen sie sich zur Jüdischen Wohlfahrtspflege zusammen. Die Zentrale der Jüdischen Wohlfahrtspflege befand sich zunächst in der "Lange Straße", später in der Königswarterstraße. Eine besondere Aufgabe bestand auch in der Jugendfürsorge, weshalb die Wohlfahrtspflege auch bei den Kindertransporten eine wichtige Rolle spielte. Im Zuge der Novemberpogrome wurden die männlichen Mitarbeiter verhaftet und die Jüdische Wohlfahrtspflege geschlossen. Einige Aktivitäten durften ab Dezember 1938 unter städtischer Aufsicht fortgeführt werden.

Martha Türk

Martha Türk, geboren am 19. Februar 1885 in Frankfurt am Main, gestorben am 29. Mai 1942 in Edinburgh

Adresse: Myliusstr. 40

Martha Türk betreibt als Kinderärztin bis 1933 eine Praxis in der Myliusstraße 40. Die Praxis muss sie 1933 schließen, gemeinsam mit ihrer Schwester Bertha emigriert sie nach England. Dort lebt ihr älterer Bruder Eric bereits seit längerer Zeit. In England helfen die drei Geschwister mit dem Eric Turk Welfare Fund/ Eric Turk Charity Trust den Kindern von geflüchteten Mediziner*innen bzw. jungen geflüchteten Menschen mit einem Studieninteresse im medizinischen Bereich. Martha Türk zieht bald nach Edinburgh, wo sie eine neue Praxislizenz erwerben kann. Auch in Edinburgh unterstützt sie Menschen, die unter anderem auch aus Frankfurt dorthin geflohen sind.   

Martha Wertheimer

Martha Wertheimer, geboren am 22. Oktober 1890 in Frankfurt am Main, ermordet im Juni 1942, vermutlich im Vernichtungslager Sobibor

Adresse: Unter den Kastanien 1
Stolpersteine: Unter den Kastanien 1, für Martha und Lydia Wertheimer

Die Pädagogin, Autorin und Journalistin Martha Wertheimer tritt bereits früh als selbstbewusste und liberale Frau in Erscheinung und gehört zu den ersten Frauen, die 1917 an der neuen Frankfurter Universität promovieren. Sie engagiert sich für das Frauenwahlrecht, befasst sich aber auch mit Fragen der Auswanderung von Jüdinnen und Juden, insbesondere von Kindern und Jugendlichen. Ihr Leben ist, auch aufgrund antisemitischer Schikanen, von vielen Wohnortswechseln geprägt. Nach einem Aufenthalt in Berlin kehrt sie 1938 nach Frankfurt zurück. Hier widmet sie sich der Sozial- und Kulturarbeit und leitet die Jugendfürsorge der Jüdischen Wohlfahrtspflege. Nach den Novemberpogromen organisiert sie Kindertransporte aus ganz Süd-/Südwestdeutschland, mehrere davon begleitet sie persönlich. Sie selbst und ihre Schwester Lydia werden Ende 1941 gezwungen, in ein „Ghettohaus“ zu ziehen, im Juni 1941 werden sie nach Izbica/ Sobibor deportiert.

Palästina-Amt

Adresse: Unterlindau 21-23

Das Palästina-Amt wurde bereits 1908 gegründet. Es war eine Vorgänger-Institution der 1929 gegründeten Jewish Agency for Palestine. Das Palästina-Amt unterhielt Repräsentanzen in zahlreichen Staaten. Ziel der zionistischen Organisation war es, die Besiedlung Palästinas durch die Einwanderung europäischer Jüdinnen und Juden zu fördern. Die Organisation war behilflich bei der Beschaffung von Ausreiseerlaubnissen, informierte aber auch mittels Ausreise-Handbüchern und bot Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an. Das Palästina-Amt hatte in Deutschland seinen Hauptsitz in Berlin, unterhielt aber in mehreren Städten Büros, darunter auch im Frankfurter Westend. Das Amt wurde im Juni 1941 vom Reichsinnenministerium aufgelöst.

Quäker

Adresse: Hochstr. 8

Die Quäker, oder auch „Religiöse Gesellschaft der Freunde“, sind eine christliche, liberal und demokratisch ausgerichtete Religionsgemeinschaft, die Mitte des 17. Jahrhunderts in England entstand. Die Frankfurter Quäker halfen seit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten 1933 verfolgen Menschen. Das Büro war zuletzt in der Hochstr. 8 untergebracht. Das Frankfurter Büro wurde neben dem Berliner Büro zum wichtigsten internationalen Zentrum. Im Zusammenhang mit den Kindertransporten wandten sich an das Quäker-Büro all diejenigen jüdischen Eltern, die konfessionslos waren oder deren Kinder christlich getauft waren. Aber auch Mitglieder der Jüdischen Gemeinde wandten sich dorthin. Das Büro Grüber und der St. Raphaelsverein arbeiteten mit dem Büro zusammen, für das in Frankfurt unter anderem Dr. Rudolf Schlosser und Bergit Braach wichtige Arbeit leisteten. Besondere Bedeutung hat auch das Quäker-Kinderheim und Internat im Landgut Eerde in den Niederlanden, wo Kinder und Jugendliche aus Frankfurt Zuflucht fanden.

Reichsvereinigung der Juden in Deutschland

Adresse: Röderbergweg 29

Die Reichsvertretung war 1933 von jüdischen Organisationen unter dem Namen Reichsvertretung der deutschen Juden gegründet, 1935 erzwungenermaßen in Reichsvertretung der Juden in Deutschland umbenannt und 1939 in die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland eingegliedert worden. Sie hatte ihren Sitz in Berlin. Die ab 1939 bestehende Reichsvereinigung war kein eigenständiger Dachverband jüdischer Organisationen mehr, sondern direkt dem Reichsinnenministerium unterstellt.

Die Vereinigung verfügte über eine Abteilung „Kinderauswanderung“, diese koordinierte die bürokratischen Abläufe im Zusammenhang mit den Kindertransporten – dort gingen auch die Anträge ein, die Eltern bei den konfessionellen Hilfsstellen und der Jüdischen Wohlfahrtspflege eingegangen stellten. Die Reichsvereinigung wurde im Juni 1943 offiziell aufgelöst.

Rosa und Isidor Marx

Rosa Marx, geboren 26. November 1888 in Randegg, im Juni 1942 aus Frankfurt deportiert und ermordet

Isidor Marx, geboren am 28. Januar 1886 in Bödigheim, gestorben am 24. November 1968 in New York City, USA

Adresse: Röderbergweg 87

Das Pädagogenehepaar Rosa Marx, geborene Schwab, und Isidor Marx leitet seit 1918 das Israelitische Waisenhaus im Frankfurter Ostend. Rosa und Isidor Marx wollen dort den Kindern einen Ort des Schutzes angesichts des alltäglichen Antisemitismus bieten. Die Atmosphäre in dem Haus beschreiben Kinder später als einen Ort voller Wärme und Geborgenheit.

Das Ehepaar Marx organisiert zusammen mit Martha Wertheimer zahlreiche Kindertransporte. Isidor Marx begleitet dabei zahlreiche Kinder ins Ausland, so auch Anfang September 1939 nach England. Der Kriegsbeginn macht ihm die Rückkehr nach Deutschland unmöglich – das rettet ihm das Leben. Seine Frau Rosa ist in Frankfurt geblieben, sie kann nur unregelmäßigen Kontakt zu ihrem Mann halten. Sie wird mit den verbliebenen Kindern bei der dritten großen Deportation aus Frankfurt im Juni 1942 deportiert und ermordet.

Rudolf Schlosser

Rudolf Schlosser, geboren am 4. April 1880 in Gießen, gestorben am 11. Dezember 1944 in Gießen

Adresse: Launitzstr. 6

Der Theologe Rudolf Schlosser, dem religiösen Sozialismus verbunden, und seine Frau Amalie Schlosser, geborene Lehmann (1886-1973) setzen ab Anfang der 1930er Jahre im Frankfurter Quäkerheim die nach dem Ersten Weltkrieg begonnene Wohlfahrtsarbeit der vor allem britischen Quäker fort. Das Ehepaar wird ab 1933 zu führenden Persönlichkeiten der kleinen Frankfurter Gruppe, das Büro gewinnt neben Berlin landesweite Bedeutung. Das Ehepaar organisiert zusammen mit den Mitarbeiter*innen der Quäker nach den Novemberpogromen Kindertransporte vor allem in das niederländische Quäker-Kinderheim in Eerde sowie nach England. Rudolf Schlosser stirbt bei einem Bombenangriff auf Gießen.

St. Raphaelsverein

Adresse: Alte Mainzer Gasse 73 (nachgewiesen für das Jahr 1955)

Katholik*innen jüdischer Herkunft wurden bei der Ausreise vom „St. Raphaelsverein zum Schutze katholischer Auswanderer“ unterstützt. 1933 hatte der Verein deutschlandweit 70 Nebenstellen, nach der Machtübergabe an die Nationalsozialist*innen wurde die Unterstützung für rassistisch Verfolgte in ein „Sonderhilfswerk“ und schließlich in das „Hilfswerk beim Bischöflichen Ordinariat Berlin“ ausgegliedert, das dem St. Raphaelsverein zuarbeitete. Die Tätigkeit war auf Berlin begrenzt, allerdings war der Verein im Zusammenhang mit den Kindertransporten in ganz Deutschland tätig, auch in Frankfurt. Durch das Hilfswerk konnten zwischen Dezember 1938 und August 1939 31 Kinder Deutschland verlassen. Das Hilfswerk arbeitete auch mit der Reichsvereinigung der Juden in Deutschland, dem Büro Grüber und den Quäkern zusammen. Eine Büroadresse in Frankfurt konnte nur für das Jahr 1955 recherchiert werden.



Ravenstein Stadtplan von Frankfurt a.M. und Offenbach, 1943

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main

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Schulen und Ausbildungsstätten

Anna-Schmidt-Schule

Adresse: Blittersdorffplatz 39 (heute: François-Mitterrand-Platz)

1886 gründete die Pädagogin Anna Schmidt das private „Lyzeum Schmidt“, das insbesondere „Töchtern aus gutem Hause“ eine höhere Bildung ermöglichen sollte. Ab 1900 erhielt die Einrichtung die Anerkennung als höhere Lehranstalt für Mädchen. Während der Zeit des Nationalsozialismus gelang es unter der Leiterin Käthe Heisterbergk, jüdische Schülerinnen länger als an anderen Schulen in Frankfurt zu halten – noch 1938 legte hier eine Jüdin ihr Abitur ab. Während eines Luftangriffs im Zweiten Weltkrieg wurde das Schulgebäude am Blittersdorffplatz zerstört und bezog nach dem Krieg das heutige Gebäude im Gärtnerweg.

Die Anna Schmidt-Schule besuchte: Elisabeth Calvelli-Adorno

Holzhausenschule

Adresse: Bremer Straße 25

Die Holzhausenschule wurde 1929 als „simultane Bürgerschule für Knaben und Mädchen“ in der Eschersheimer Landstraße/Ecke Bremer Straße eröffnet. 1935 richtete die Schulleitung zwei Eingangsklassen ein, in die ausschließlich jüdische Kinder gingen - sie sollten von den anderen Kindern separiert werden. Insgesamt gingen 87 Kinder in diese Eingangsklassen. 

Auf die Holzhausenschule gingen Manfred und Herbert Rosenthal, Felix Weil, Lisa Moos und Ruth Wellhöfer. 

Israelitische Volksschule

Adresse: Röderbergweg 29 

Die Israelitische Volksschule wurde 1882 gegründet und war der neo-orthodoxen Israelitischen Religionsgesellschaft verbunden. Die Schule richtete sich an ärmere Familien, es musste kein bzw. nur ein geringes Schulgeld gezahlt werden. Nach der Gründung stiegen die Schüler*innen-Zahlen schnell an, 1891 konnte die Schule in ein neues Gebäude im Röderbergweg 29 ziehen. In der unmittelbaren Umgebung befanden sich zahlreiche jüdische Wohlfahrts- und Sozialeinrichtungen. Nach den Novemberpogromen 1938 wurde das Schulgebäude für die Jüdische Wohlfahrt benötigt, die Volksschule zog zunächst in das Gebäude der Samson-Raphael-Hirsch-Schule und nach deren Schließung ins Philanthropin. Dort konnte sie bis Juni 1942 den Unterricht fortsetzen.

Auf die Israelitische Volksschule gingen: Leopold Bergmann, Lisa Baer, Mina und Hedy Schächter, Werner Dreifuss, Nora Bergmann, Cilly und Jutta Levitus, Ruth und Miriam Schames, Esther Edith Kleinberger, Manfred Hess, Hans und Ruth Selig

Israelitische Waisenanstalt

Adresse: Röderbergweg 87 

Das Waisenhaus der Israelitischen Religionsgesellschaft wurde 1874, finanziert durch jüdische Sozial- und Wohlfahrtseinrichtungen, gegründet. Waren zu Beginn nur Waisenkinder aus Frankfurt zugelassen, nahm die Einrichtung ab 1935 auch Kinder von außerhalb Frankfurts auf, um ihnen Schutz vor der antisemitischen Atmosphäre in den umliegenden Dörfern und Kleinstädten zu bieten.

Geleitet wurde das Waisenhaus bereits seit 1918 vom Ehepaar Isidor und Rosa Marx. Das Ehepaar organisierte zwischen 1939 und 1940 erfolgreich Kindertransporte nach Palästina und Großbritannien. Isidor Marx begleitet dabei zahlreiche Kinder ins Ausland, so auch Anfang September 1939 nach England. Der Kriegsbeginn macht ihm die Rückkehr nach Deutschland unmöglich – das rettet ihm das Leben. Rosa Marx und die in Frankfurt verbliebenen Waisenkinder wurden 1942 in Konzentrationslager deportiert und ermordet.

Die Israelitische Waisenanstalt besuchten: Hannelore Adler, Werner Dreifuss, Josef Einhorn, Ruth Junker, Esther Edith Kleinberger, Jutta Levitus, Cilly Levitus, Hanna Levitus, Elfriede Meyer, Heinz Schuster

Jüdische Haushaltungsschule

Adresse: Quinckestr. 18-20 (heute: Königswarterstr.)

Die 1897 auf Initiative von Mitglieder*innen der Frankfurter Loge B‘nai B’rith gegründete Jüdische Haushaltungsschule bot in halb- bis ganzjährigen Lehrgängen Mädchen eine Ausbildung in Küche und Hauswirtschaft. Der Einrichtung war ein Mädchenwohnheim mit 60 Plätzen und ein Internat angeschlossen. Ab 1933 war es durch die vermehrten antijüdischen Maßnahmen des NS-Regimes vielen Jüdinnen und Juden nicht mehr möglich, ihren erlernten Beruf auszuüben oder eine Ausbildung zu erhalten. Die Einrichtung diente daher auch der Vorbereitung der Auswanderung: Mädchen aus dem Deutschen Reich sollten praktische Fähigkeiten erlernen, die in Aufnahmeländern wie Palästina dringend benötigt wurden. Der genaue Schließungszeitpunkt ist wegen Aktenverlusts nicht mehr feststellbar.

Die Jüdische Haushaltungsschule besuchte: Edith Stern

Jüdische Anlernwerkstätte

Adresse: Fischerfeldstraße 13

In der Jüdischen Anlernwerkstätte in der Fischerfeldstraße legten zeitweilig bis zu 130 Jungen ihre Grundausbildung ab. Das angebundene Wohnheim bot Raum für etwa 70 Auszubildende. Ziel der Anlernwerkstätte war es, Jugendlichen den Erwerb von praktischen Fähigkeiten zu ermöglichen, mit denen sie bessere Chancen hatten, ins Ausland zu emigrieren. Ab 1936 erhielt die Einrichtung den Status einer Berufsfachschule und ermöglichte so staatlich anerkannte Ausbildungen, u.a. zum Schreiner, Schweißer und Schuhmacher. Diese Kenntnisse waren gefordert, wenn eine Auswanderung über die Jugend-Alijah nach Palästina erfolgen sollte. Die Einrichtung wurde 1942 geschlossen, in Frankfurt verbliebene Auszubildende wurden in Zwangsarbeitslager deportiert.

Die Einrichtung besuchten: Leopold Bergmann und Walter Rosenthal

Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung

Adresse: Ebersheimer Straße 5

Das Kinderheim wurde 1863 mit den Mitteln der Julius und Amalie Flersheim’schen Stiftung gegründet, von 1930 bis 1941 befand es sich in der Ebersheimer Straße. Das Heim diente zur Erziehung und Ausbildung von Jungen aus der Israelitischen Gemeinde, ab 1933 suchten zunehmend auch Kinder aus dem Frankfurter Umland Schutz vor der antisemitischen Ausgrenzung. Im März 1938 konnten 28 Jungen durch die Hilfe von James Armand de Rothschild nach England ausreisen. Im September 1939 wohnten wieder 48 Kinder in dem Heim. Der Versuch, für sie eine Ausreise nach Ecuador auszuhandeln, scheiterte. Die Kinder und das Heimpersonal wurden ab 1941 deportiert und ermordet. In der Ebersheimer Straße erinnert seit 2019 ein Gedenkstein an das Kinderheim.

Das Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung besuchte Felix Weil.

Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge

Adresse: Hans Thoma-Str. 24

Das Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge wurde 1911 eröffnet. Hervorgegangen ist es aus dem von Bertha Pappenheim und Henriette Fürth im Jahr 1901 gegründeten Verein der Weiblichen Fürsorge. Das Kinderhaus bot bedürftigen jüdischen Kindern Unterkunft, Verpflegung und Erziehung. Das Haus verfügte über 50 Plätze für Kinder vom Säuglingsalter bis zum sechsten Lebensjahr. Ab 1942 veränderte sich die Zusammensetzung des Kinderhauses grundlegend, weil Kinder aus anderen Unterkünften, die von den Nationalsozialisten geschlossen wurden, dort einziehen mussten. Im September 1942 lebten im Kinderhaus 74 Kinder und Erwachsene. Am 15. September 1942 räumte die Gestapo das Haus. Der überwiegende Teil der Bewohner*innen wurde deportiert und ermordet.

In dem Kinderhaus lebte Josef Einhorn.

Philanthropin

Adresse: Hebelstraße 15-19

Das 1804 gegründete Philanthropin, seit 1810 koedukativ angelegt und seit 1908 in der Hebelstraße angesiedelt, war eine überregional renommierte Bildungsanstalt mit einem Volks- und Realschulzweig sowie einem Gymnasium. Die Schule wurde von der Israelitischen Gemeinde getragen, war aber konfessionell offen. Mit dem Ausschluss jüdischer Schüler*innen aus den staatlichen Frankfurter Schulen und dem Zuzug jüdischer Kinder aus dem Umland stieg die Zahl der Schüler*innen am Philanthropin zunächst stark an, reduzierte sich aufgrund der Emigration von Familien bis 1938 wieder etwas. 1939 konnten am Philanthropin zum letzten Mal Schüler*innen das Abitur machen. Im Juli 1942 wurde die Schule geschlossen. 1966 wurde mit der I.E. Lichtigfeld-Schule die erste jüdische Schule in Deutschland nach der Shoah eröffnet, 2006 zog die Schule in das Gebäude in der Hebelstraße. 2021 absolvierte der erste Jahrgang seit 1939 dort wieder das Abitur.

Das Philanthropin besuchten: Ellen Adler, Manfred Rosenthal, Herbert Rosenthal, Felix Weil, Karl Robert Würzburger, Karl Kleinberger, Edith Levi, Ruth Eckhaus, Erika Jaffe, Walter Rosenthal, Edith Stern, Ruth und Margot Bauer, Anne Grünbaum, Hans und Ruth Marx, Marion Lore Stern, Ruth Wellhöfer, Lili Fürst, Renate Adler

Rabbinische Lehranstalt Jeschiwa (Hoffmann’sche Jeschiwa)

Adresse: Theobald-Christ-Straße 6

Die Rabbinische Lehranstalt war 1892 vom Rabbiner Dr. Markus Horovitz gegründet worden. Unter ihrem späteren Leiter Dr. Jakob Hoffmann machte sie einen tiefgreifenden Wandel durch, weshalb sie auch Hoffmann’sche Jeschiwa genannt wurde. Deren Besonderheit bestand darin, dass neben der religiösen Ausbildung auch Lehrinhalte der höheren Schulen vermittelt wurden. Auf diese Weise sollten die Zöglinge auch auf das Abitur, ein Studium bzw. ihr späteres Berufsleben vorbereitet werden. Hoffmann, der zionistisch orientiert war, bemühte sich auch um Auswanderungsmöglichkeiten für die Studierenden, einige von ihnen gelangten mit der Kinder- und Jugend-Alijah nach Palästina. Die Lehranstalt wurde am 10. November 1938 geschlossen.

Radiloschule

Adresse: Assenheimer Str. 38-40

Über die Radiloschule in Frankfurt-Rödelheim ist wenig bekannt. Die Radiloschule wurde 1904 als Mädchenschule erbaut. Auf dem gleichen Gelände wurde 1907 das Gebäude der Rödelheimer Knabenschule (ab 1914 Körnerschule) errichtet. Im Gebäude der Radiloschule wurden die Mädchen, in der Körnerschule die Jungen unterrichtet. Zeitweise besuchten mehr als 1.000 Kinder die beiden Schulen.

Die Radiloschule besuchte Edith Stern.

Samson-Raphael-Hirsch-Schule

Adresse: Am Tiergarten 8 (heute: Bernhard-Grzimek-Allee 6)

Die neo-orthodox ausgerichtete „Realschule der Israelitischen Religionsgesellschaft“ wurde 1853 gegründet und stand Jungen wie Mädchen offen. Sie finanzierte sich durch Schulgeld und Spenden. 1881 bezog die Schule das Gebäude gegenüber dem Zoo. In den Jahren nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten veränderte die Schule ihren Lehrplan, um die Schüler*innen auf eine mögliche Auswanderung vorzubereiten. Nach den Novemberpogromen konnte der Schulbetrieb aufgrund unterschiedlicher antisemitischer Maßnahmen kaum noch aufrechterhalten werden. Im März 1939 wurde die Schule aufgelöst. Die verbliebenen 84 Schüler*innen ging in Klassen der Israelitischen Volksschule und des Philanthropins über, ein kleiner Teil wurde durch Kindertransporte gerettet.

Die Samson-Raphael-Hirsch-Schule besuchten: Lisa Baer, Mina und Hedy Schächter, Lisa und Walter Schnerb, Leo und Felix Weiss, Anselm Hirsch, Elfriede Meyer, Heinz Schuster, Dorothy Griesheimer, Cilly und Jutta Levitus, Ruth und Miriam Schames, Esther Edith Kleinberger, Hanna Levitus, Manfred Hess, Dina Mainzer, Hans und Ruth Selig, Lina Liese Carlebach, Josef Einhorn, Karola Ruth Siegel

Schwarzburgschule

Adresse: Lenaustraße 81

Die Schwarzburgschule im Nordend erhielt 1921 den Status einer Reformvolksschule. Der Unterricht fand in altershomogenen Klassen statt, Jungen und Mädchen wurden getrennt voneinander unterrichtet. Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten richtete sich die Schwarzburgschule streng nationalpädagogisch und nationalsozialistisch aus. Die Schüler*innen wurden gedrängt, in nationalsozialistische Jugendverbände einzutreten. Jüdische Eltern nahmen ihre Kinder in dieser Zeit von der Schule. Bereits zwei Jahre später gab es an der Schule keine jüdischen Kinder mehr. Flora Pick, die einzige jüdische Lehrerin, wurde 1934 entlassen.  

Die Schwarzburgschule besuchte Karl Robert Würzburger.

Tora-Lehranstalt Jeschiwa (Breuer‘sche Jeschiwa)

Adresse: Friedberger Anlage 4

Die Tora-Lehranstalt Jeschiwa wurde 1892 vom Rabbiner Dr. Salomon Breuer gegründet. Die Breuer‘sche Jeschiwa, wie sie auch genannt wurde, sollte das intensive Studium der Tora und der rabbinischen Literatur ermöglichen. Neben Kursen für Erwachsene wurden auch Kurse für Schüler*innen angeboten. Bereits 1933, nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten, versuchte die Leitung, die Jeschiwa nach Fiume in Italien zu verlegen, was jedoch scheiterte. Zahlreiche Schüler*innen der Jeschiwa konnten jedoch in die USA emigrieren. Am 1. April 1939 mussten alle Tora-Lehranstalten geschlossen werden.

Toralehranstalt Thauras Mausche

Adresse: Ostendstraße 18

Gegründet und geleitet wurde die Lehranstalt von Rabbiner Moses Schneider, der 1917 aus Litauen nach Frankfurt gekommen war, sie wurde daher auch Schneider’sche Lehranstalt genannt. Die Lernenden waren in erster Linie osteuropäische Jüdinnen und Juden, die zum Studium nach Frankfurt gekommen waren, aber auch Kinder von Eingewanderten, die begleitend zu ihrer Arbeit oder Schule abends dort lernten. Etwa 50 Personen besuchten den dortigen Unterricht. Während der Novemberpogrome wurden die Räumlichkeiten der Jeschiwa von Nationalsozialisten zerstört. Moses Schneider konnte in der Folge mit vielen seiner Schüler*innen nach London entkommen, dort führte er die Jeschiwa weiter. 

Varrentrappschule

Adresse: Bismarckallee (heute: Theodor-Heuss-Allee 25)

Die Varrentrappschule, eine Volksschule, wurde 1898 als „simultane Bürgerschule für Knaben und Mädchen“ errichtet. Wie an der Holzhausenschule wurden auch an der Varrentrappschule eigene Klassen für die jüdischen Kinder vorgesehen, „um die arischen Kinder dem jüdischen Einfluss vollständig zu entziehen“, wie der Oberbürgermeister Friedrich Krebs dem Regierungspräsidium am 24. Juni 1935 mitteilte. Daraufhin verließen die jüdischen Kinder nach und nach die Schule und wechselten unter anderem auf das Philanthropin.

Die Varrentrappschule wurde von Lili Fürst besucht.

Wöhlerschule

Adresse: Lessingstraße 1

Die Wöhlerschule wurde 1870 von der Polytechnischen Gesellschaft als Gymnasium für Jungen gegründet und befand sich in der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg in der Lessingstraße. Aufgrund ihrer Lage im Frankfurter Westend, wo viele Jüdinnen und Juden wohnten, war der Anteil jüdischer Schüler*innen auch an der Wöhlerschule hoch. Dennoch wurden ab 1933 die jüdischen Jungen systematisch vertrieben und wechselten häufig auf das jüdische Gymnasium im Philanthropin. 27 ehemalige Wöhlerschüler*innen sind Opfer von Deportationen in Vernichtungslager geworden, daran erinnert heute eine Gedenktafel vor der Schule. Wenige Schüler konnten mit Kindertransporten aus Deutschland entkommen.

Die Schule besuchte: Karl Robert Würzburger



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Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Aufnahmeländer

Die restriktiven Maßnahmen des nationalsozialistischen Regimes gegen jüdische Bürger*innen erreichten 1938 einen vorläufigen traurigen Höhepunkt. Nach der Annexion Österreichs waren auch die dort lebenden Jüd*innen massivem Terror, Verhaftungen und Deportationen ausgesetzt. Auf diese Lage reagierte die Welt im Juli 1938 mit einer Flüchtlingskonferenz. US-Präsident Franklin D. Roosevelt hatte das Zusammentreffen der Vertreter*innen von 32 Staaten im französischen Evian initiiert. Die Konferenz blieb nahezu ergebnislos, zu einer Lockerung der restriktiven Einwanderungsbedingungen kam es nicht.

Die brutalen Novemberpogrome 1938 verschärften die Situation weiter. Auch in Frankfurt am Main und im Umland setzten Nationalsozialist*innen Synagogen in Brand, zerstörten Geschäfte und den Besitz jüdischer Inhaber*innen und verwüsteten Wohnungen.

Vor diesem Hintergrund verwundert es nicht, dass viele Familien versuchten, wenigstens ihre Kinder aus der nationalsozialistischen Diktatur herauszubringen.

Die größte Zahl an Kindern wurde von Großbritannien aufgenommen, daher wird dieses Land heute mit dem Begriff der Kindertransporte weitgehend verbunden. Aber auch andere Länder erklärten sich zur Aufnahme bereit. Insgesamt blieb die Zahl der aufgenommenen Kinder jedoch weit unter den Erfordernissen.



Karte der Aufnahmeländer

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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USA

In den USA war die Aufnahme unbegleiteter Kinder und Jugendlicher sehr restriktiv, insgesamt gelangten 500 bis 700 Kinder zwischen 1938 und 1944 in die USA. Bis zum Juli 1939 gelang es lediglich 240 Kindern und Jugendlichen in die USA einzureisen.

Unter dem Eindruck der Novemberpogrome erarbeiteten Senator Robert Wagner und die Kongressabgeordnete Edith Nourse Rogers im Februar 1939 eine Vorlage für die Aufnahme von 20.000 verfolgten Kindern unter 14 Jahren (Wagner-Rogers-Bill). Der Entwurf wurde jedoch abgelehnt, ohne im Kongress überhaupt beraten worden zu sein.
 
Nach dem Überfall auf Polen und dem Kriegseintritt von Großbritannien konnten noch einige wenige Kinder von Frankfurt aus in die USA gerettet werden.

Während des Zweiten Weltkriegs gelang es jedoch, mithilfe der Quäker (American Friends Service Committee), des Committee for the Care of European Children und des Oeuvre de Secours aux Enfants (OSE), etwa 250 Kinder aus Frankreich zu retten. Ernst Papanek gelang es im Mai/Juni 1941, Kinder unter 16 Jahren aus Deutschland und Österreich über Spanien und Portugal in die USA zu bringen; unter ihnen waren auch Frankfurter Kinder, die im Dezember 1938 und im März 1939 nach Frankreich hatten fliehen können. Den Plan, für sie ein Kinderheim in den USA einzurichten, konnte Papanek jedoch nicht realisieren. Die Kinder wurden in Familien untergebracht.

In den USA fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Margot und Ruth Bauer

Margot Bauer, geboren am 2. Januar 1925 in Schotten, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Ruth Bauer, geboren am 6. September 1926 in Schotten, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Adressen: Frankfurter Straße 169 in Bad Vilbel, Klingerstraße 27 in Frankfurt am Main
Schulen: Volksschule in Bad Vilbel, Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim, Philanthropin in Frankfurt am Main
Weg: 1939 USA

Margot und Ruth Bauer verbringen ihre ersten Jahre in Bad Vilbel und gehen dort zur Schule. Da ihnen die weiterführende Schule in Friedberg verschlossen ist, besuchen sie die Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim. 1938 entschließen sich die Eltern, Hermann und Elsa Bauer, nach Frankfurt zu ziehen. Die Mädchen gehen nun auf das Philanthropin. Mit Hilfe der Quäker können die Schwestern im Dezember 1939 mit einem Kindertransport über Genua in die USA entkommen, wo eine Tante sie aufnimmt. Die Eltern erreichen die USA im Juni 1941.

Anne Grünebaum

Anne Grünebaum, geboren am 26. Juli 1926 in Oberursel, gestorben am 26. Dezember 2007 in Los Angeles, Kalifornien/USA

Adressen: Lessingstraße 2 in Oberursel, Eschersheimer Landstraße 405 in Frankfurt am Main
Schulen: Ludwig-Richter-Schule, Philanthropin
Weg: 1937 USA
Stolpersteine: Eschersheimer Landstraße 405, für den Vater Alfred Grünebaum

Anne wird in Oberursel geboren und zieht im Alter von drei Jahren mit ihren Eltern Alfred und Liesel Grünebaum nach Frankfurt-Eschersheim. Sie besucht die Ludwig-Richter-Schule, 1935 muss sie ans Philanthropin wechseln. Nach der Trennung der Eltern 1937 wird sie mit einem Kindertransport in die USA geschickt. Ihre Mutter folgt ihr ein Jahr später. Die Emigration ihres Vaters scheitert. Er wird im November 1941 nach Kowno (Kaunas) deportiert und ermordet.

Hans und Ruth Marx

Ruth Marx, geboren am 19. Mai 1924 in Frankfurt-Höchst, gestorben am 18. November 1996 in Mesa/Arizona, USA

Hans Martin Marx, geboren am 7. Oktober 1929 in Frankfurt-Höchst, gestorben am 11. Januar 1997, Frankfurt am Main

Adressen: Königsteiner Straße 28, Zuckschwerdtstraße 16, Kantstraße 5
Schulen: Volksschule im Stadtteil Höchst, Philanthropin
Weg: 1940 USA
Stolperstein für Hermann Marx in der Zuckschwerdtstraße 16 in Frankfurt-Höchst

Ruth und Hans wachsen im Frankfurter Stadtteil Höchst auf und gehen dort in die Volksschule. Der Vater, Hermann Marx, muss aufgrund wachsender Anfeindungen sein Bekleidungsgeschäft aufgeben. Am Morgen des 10. November 1938 wird er verhaftet und ins Konzentrationslager Buchenwald verschleppt. 1940 stirbt er an den Folgen der Lagerhaft und die geplante gemeinsame Emigration der Familie scheitert. Im März 1940 schickt Martha Marx ihre Kinder mit einem Kindertransport der Quäker über Italien in die USA. Ein Jahr später kann sie ihren Kindern folgen und erreicht die USA im September 1941.

Marion Lore Stern

Marion Lore Stern, geboren am 24. Juli 1925 in Frankfurt am Main

Adresse: Gaußstraße 23
Schule: Philanthropin
Weg: 1939 USA

In der Gaußstraße lebend, besucht Marion Lore Stern das nahe gelegene Philanthropin. Ihre Mutter Gretchen Stern ist Designerin, ihr Vater Jakob Stern ist Anwalt und für die Jüdische Gemeinde tätig. Im Dezember 1939 gelingt es Marion, mit einem von der Jüdischen Wohlfahrtspflege, Abteilung Kinderauswanderung organisierten Kindertransport in die USA zu entkommen. Die Eltern können ihr später folgen und erreichen die USA im September 1941

Ruth Wellhöfer

Ruth Wellhöfer, geboren am 12. Februar 1920 in Frankfurt am Main, gestorben am 28. März 2008 in Dayton/Ohio, USA

Adresse: Kronbergerstraße 19
Schulen: Holzhausenschule, Elisabethenschule, Philanthropin
Weg: 1935 USA

Ruth wechselt 1933 auf Wunsch ihrer Eltern, Georg und Adelhaide Wellhöfer, vom Elisabethengymnasium zum Philanthropin. Hier sollte sie vor antisemitischen Anfeindungen besser geschützt sein. 1935 entschließen sich die Eltern, ihr einziges Kind mit einem von den Quäkern organisierten Kindertransport in die Vereinigten Staaten zu schicken. Ruth wird von Verwandten in Philadelphia aufgenommen und besucht dort die Schule. 1938 gelingt auch ihren Eltern die Flucht in die USA.



Karte der Aufnahmeländer

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Schweden

Bereits im August und September 1938 stellten in Schweden jüdische Gemeinden und auch christliche Organisationen erste Überlegungen an, sich für die Rettung von jüdischen Kindern einzusetzen. Auslöser dafür war die Verfolgung von Jüd*innen in Österreich. Nach den Novemberpogromen und dem Bekanntwerden der britischen Rettungsaktion erhielten diese Überlegungen Aufwind.

Im Rahmen der Kinderaktion nahm Schweden insgesamt etwa 500 Kinder auf. Das Land begriff sich dabei vor allem als Transitland für die Kinder. Schwedische Bürger*innen hatten die Rettungsaktion durch hohe Spendensummen ermöglicht. Die jüdischen Gemeinden Schwedens garantierten gegenüber dem Staat für die Kinder und Jugendlichen und sagten auch zu, deren Weiterreisemöglichkeiten zu
prüfen – zugleich gingen die Gemeinden aber von Anbeginn an davon aus, dass nicht alle Kinder Schweden wieder verlassen würden.

Untergebracht wurden die Kinder und Jugendlichen in Pflegefamilien sowie in privaten und staatlichen Heimen. Der überwiegende Teil von ihnen blieb auf Dauer. Für nur etwa ein Fünftel war Schweden tatsächlich ein Transitland. Etwa 50 Kinder gelangten mit der Kinder- und Jugend-Alijah nach Palästina, sie waren von Einrichtungen wie dem Internat Kristinehov auf das Leben dort vorbereitet worden. In dem Internat war unter anderen der Frankfurter Erich Künstlicher für die Ausbildung der Kinder zuständig. Einige Kinder konnten auch in die USA und nach Großbritannien weiterreisen.

In Schweden fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Ruth Eckhaus

Ruth Eckhaus, geboren am 29. März 1923 in Frankfurt am Main, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Adresse: Lersnerstraße 32
Schule: Philanthropin
Weg: 1939 Schweden, 1942 Argentinien

Ruth Eckhaus‘ Vater hat in der Lersnerstraße ein Schuh- und Schuheinlagen-Manufakturgeschäft. Seine Tochter geht in das nahe gelegene Philanthropin. Nach den Novemberpogromen wird die Familie getrennt. Ruths Schwester Gretel wandert im September 1939 in die USA aus, die Eltern Max und Ida Eckhaus emigrieren nach Argentinien. Ruth wird von November 1938 bis Ende Januar 1939 in einem Hachschara-Lager in Ahrensdorf ausgebildet und kann im Juni 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden fliehen. Unterstützt durch jüdische Hilfsorganisationen, geht sie in Stockholm weiter zur Schule. 1942 folgt sie den Eltern nach Argentinien.

Manfred Hess

Manfred Hess, geboren am 24. November 1924 in Birstein, gestorben am 17. Februar 2001 in Sdeh-Eliyahu/Israel

Adressen: Haus 34b in Birstein, Obermainanlage 24 in Frankfurt am Main
Schulen: Jüdische Volksschule in Birstein, Israelitische Volksschule und Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main
Weg: 1939 Schweden, 1941 Palästina
Stolpersteine: Obermainanlage 24, für die Eltern Julius und Emma Hess

Manfred wird in Birstein geboren, wo die Familie Hess lebt. Aufgrund der zunehmenden Diskriminierung zieht die Familie 1934 nach Frankfurt. Nach der Inhaftierung des Vaters Julius Hess im Konzentrationslager Buchenwald und des Bruders Joachim im Konzentrationslager Dachau bemüht sich die Familie um Ausreisemöglichkeiten. Manfred erhält 1939 einen Platz im Hachschara-Lager eines schwedischen Hilfskomitees in Malmö und bereitet sich auf die Emigration nach Palästina vor. 1941 kann er dorthin weiterwandern. Sein Bruder flieht im März 1939 nach Großbritannien. Die Eltern überleben die Shoah nicht. Sie werden am 11. November 1941 nach Minsk deportiert und ermordet.

Erika Jaffe

Erika Jaffe, geboren am 1. März 1928 in Berlin, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Adressen: Nassau an der Lahn, Gärtnerweg 9 in Frankfurt am Main
Schulen: Volksschule in Nassau an der Lahn, Philanthropin in Frankfurt am Main
Weg: 1939 Schweden, 1940 USA

Erika lebt mit ihren Eltern Leo und Gerta Jaffe seit 1931 in Nassau. Nach antisemitischen Anfeindungen, die Erika in der Schule erlebt, zieht die Familie 1937 nach Frankfurt. Ein Jahr später wird der Vater ins Konzentrationslager Sachsenhausen deportiert. Nach seiner Freilassung flieht er im Dezember 1938 nach Belgien und später nach Palästina. Erika kommt im April 1939 mit einem Kindertransport nach Schweden. 1940 kann sie in die USA weiterwandern. Dort verdient sie ihren Lebensunterhalt als Tellerwäscherin und Verkäuferin. Die Mutter kann ihr im Mai 1941 folgen. Den Vater sehen sie erst 1946 wieder.

Walter Rosenthal

Walter Rosenthal, geboren am 24. März 1924 in Frankfurt am Main, gestorben am 16. Mai 1998 in Haifa/Israel

Adresse: Musikantenweg 21
Schulen: Philanthropin, jüdische Anlernwerkstatt
Weg: 1939 Schweden, 1941 Palästina
Stolpersteine: Musikantenweg 21, für die Eltern Julius und Fanny Rosenthal

Walter ist der älteste Sohn von Fanny und Julius Rosenthal. In der jüdischen Anlernwerkstatt in der Fischerfeldstraße und in einem Hachschara-Lager in Ahrensdorf wird er zur Vorbereitung auf die Auswanderung praktisch ausgebildet. Mit einem Kindertransport gelangt er 1939 nach Schweden, zwei Jahre später kann er nach Palästina weiterreisen. Sein jüngerer Bruder Erich wird mit einem Kindertransport nach Großbritannien gerettet und kommt in das von Isidor Marx geleitete Jewish Boys Hostel in Northampton. Die geplante Flucht der Eltern nach Palästina scheitert. Sie werden im Juni 1942 deportiert und ermordet.

Edith Stern

Edith Stern, geboren am 13. März 1923 in Frankfurt am Main, gestorben am 18. November 2014 in Buffalo, New York/USA

Adresse: Alt-Rödelheim 12
Schulen: Radilo-Schule, Philanthropin, Jüdische Haushaltungsschule
Weg: 1939 Schweden, 1941 USA

Erinnerung an die Familie: 2018 wurde im Stadtteil Rödelheim ein Platz nach dem Vater benannt: der Arthur-Stern-Platz.

Edith ist das einzige Kind von Arthur und Elly Stern. Sie besucht zunächst die Grundschule im Frankfurter Stadtteil Rödelheim, später das Philanthropin. In der Jüdischen Haushaltungsschule bereitet sie sich ab 1937 auf die Emigration vor. Im Juni 1939 wird sie mit einem Kindertransport nach Schweden geschickt, wo sie in einem Heim in Falun untergebracht ist. Inzwischen können ihre Eltern in die USA fliehen. Edith folgt ihnen und reist über die Sowjetunion und Japan in die USA. Anfang 1941 ist die Familie wieder vereint.



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Großbritannien

Mit dem Begriff Kindertransport wird die Emigration von um 10.000 hauptsächlich jüdischen Kindern und Jugendlichen bezeichnet, die zwischen Dezember 1938 und September 1939 nach Großbritannien einreisen durften. Unter ihnen waren schätzungsweise 300 bis 400 Frankfurter Kinder und Jugendliche. Für Erwachsene hatte die britische Regierung strenge Einreisebestimmungen erlassen, doch nach den Novemberpogromen 1938 übte die britische Öffentlichkeit, allen voran Vertreter*innen der jüdischen Gemeinden, Druck aus, etwas für die Jüd*innen zu tun, die vom Nationalsozialismus bedroht waren. Da die Sorge bestand, dass sich die Ankunft von erwachsenen Flüchtlingen negativ auf den Arbeitsmarkt auswirken könnte, ließ man nur Minderjährige einreisen. Wohltätige Verbände mussten eine Bürgschaft von £50 pro Kind hinterlegen, die Organisation und Finanzierung der Reise und der Unterbringung lag bei nichtstaatlichen Stellen.
 
Die Reichsvertretung der Juden in Deutschland, die Israelitische Kultusgemeinde Wien sowie britische Komitees in Prag und Polen organisierten Listen mit den Namen der Kinder, die nach Großbritannien ausreisen sollten. Das überkonfessionelle Refugee Children’s Movement in  London war für die Unterbringung in Pflegefamilien und Kinderheimen zuständig. Die Kinder reisten meist per Zug und Fähre und wurden nach ihrer Ankunft auf England, Schottland, Wales und Nordirland verteilt.

In Großbritannien fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt Aufnahme:

Nora Bergmann

Nora Bergmann, geboren am 28. April 1926 in Frankfurt am Main, gestorben am 17. April 2019 in Australien

Adresse: Uhlandstraße 38
Schule: Israelitische Volksschule
Weg: 1939 Großbritannien, 1948 Australien
Stolpersteine: Uhlandstraße 38, für die Eltern Israel und Gustel Ester Bergmann, für den Bruder Leopold Bergmann und für Nora Bergmann

Noras Eltern, Israel und Ester Bergmann, stammen ursprünglich aus Polen. Der Vater wird im Juni 1938 verhaftet und flieht nach seiner Entlassung nach Frankreich. Nora kann mit einem der letzten Kindertransporte im August 1939 nach Großbritannien entkommen. Sie lebt dort meist bei Verwandten. Nach dem Schulbesuch erlernt sie den Beruf der Putzmacherin. Noras Eltern können nicht mehr fliehen. Sie werden deportiert und ermordet. 1948 geht Nora nach Australien, wo ihr Bruder Leopold Bergmann seit 1938 lebt.

Dorothy Griesheimer

Dorothy Griesheimer, geboren am 15. Februar 1923 in Frankfurt am Main

Adressen: Obermainanlage 24, Am Schützenbrunnen 13 (heute Alfred-Brehm-Platz 13)
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Großbritannien, 1940 USA
Stolpersteine: Alfred-Brehm-Platz 13, für die Eltern Thekla und Joseph Harry Griesheimer

Dorothy ist das einzige Kind von Thekla und Joseph Harry Griesheimer. Nach den Novemberpogromen 1938 schicken die Eltern sie im Juni 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. In London kommt Dorothy in einem von der B´nai B´rith geführten Mädchenheim unter. An weitere Schulbildung ist nicht zu denken. Dorothy findet eine Stelle, bei der sie auch am Schabbat arbeiten muss. Da sie sehr religiös erzogen ist, bittet sie ihre Eltern um Erlaubnis. 1940 kann Dorothy in die USA weiterwandern, wo Verwandte leben. Ihre Eltern werden 1942 deportiert und ermordet.

Herbert Rosenthal

Herbert Rosenthal, geboren am 15. Februar 1924 in Frankfurt am Main, gestorben am 30. Oktober 1942 bei einem Torpedoangriff

Adressen: Eschersheimer Landstraße 69, Wolfsgangstraße 35, Ulmenstraße 8
Schulen: Holzhausenschule, Philanthropin
Weg: 1939 Großbritannien, 1940 Internierung in Australien

Herbert verlässt Deutschland am 2. Februar 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Sein jüngerer Bruder Manfred Rosenthal war bereits im Dezember 1938 zu Bekannten nach Frankreich geschickt worden. Mit seinem 16. Geburtstag wird Herbert in Großbritannien als „feindlicher Ausländer“ eingestuft und bald darauf nach Australien deportiert und dort interniert. Seine Eltern Erna und Milan Rosenthal bemühen sich um seine Entlassung. Herbert stirbt im Oktober 1942 bei einem Torpedoangriff auf das Schiff, das ihn zurück nach Großbritannien bringen sollte.

Felix Weil

Felix Weil, geboren am 12. Dezember 1927 in Frankfurt am Main

Adressen: Wolfsgangstraße 105, Sophienstraße 12, Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung
Schulen: Holzhausenschule, Philanthropin
Weg: 1939 Großbritannien, 1945 USA
Stolpersteine: Sophienstraße 12, für die Eltern Ludwig und Linda Weil und die Schwester Henny Weil

Die Eltern von Felix, Linda und Ludwig Weil, wollen Deutschland zunächst nicht verlassen, geben jedoch ihren Sohn 1939 in das Kinderheim der Flersheim-Sichel-Stiftung, wo er auf die Möglichkeit der Auswanderung nach Großbritannien mit einem Kindertransport wartet. Am 10. August 1939 nimmt Felix Abschied von seinen Eltern und seiner Schwester Henny. In Großbritannien lebt er in einem Internat. 1945 kann er in die USA weiterwandern, wo Verwandte leben. Als amerikanischer Soldat kehrt Felix 1946 nach Deutschland zurück. Die Eltern und die Schwester werden 1941 deportiert und in der Shoah ermordet.

Karl Robert Würzburger

Karl Robert Würzburger, geboren am 29. November 1922 in Frankfurt am Main, gestorben am 11. Januar 2010 in Wickford/Großbritannien

Adressen: Bockenheimer Landstraße 9, Bockenheimer Landstraße 73
Schulen: Schwarzburgschule, Wöhler-Gymnasium, Philanthropin
Weg: 1939 Großbritannien
Stolpersteine: Bockenheimer Landstraße 9, für die Eltern Siegfried und Gertrude Würzburger und den Bruder Hans Würzburger

Karl Robert ist der jüngste von vier Söhnen des Musikerehepaares Siegfried und Gertrude Würzburger. Nach den Novemberpogromen bereitet er sich in einem Hachschara-Lager auf die Auswanderung vor. Am 24. August 1939 verlässt Karl Robert Deutschland mit einem Kindertransport nach Großbritannien. Seinen Lebensunterhalt verdient er dort als Hausboy und als Zuschneide-Lehrling. Als er von der Deportation der Eltern und des ältesten Bruders Hans erfährt, meldet sich Karl Robert freiwillig zur britischen Armee. Im Juni 1944 landet er in der Normandie und ist als Soldat, nun mit dem Namen Kenneth Ward, auch in Deutschland stationiert.



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Palästina

Zwischen 3.400 und 5.000 Kinder konnten im Rahmen der Kinder- und Jugend-Alijah nach den Novemberpogromen nach Palästina entkommen. Ziel der bereits am 30. Januar 1933 von Recha Freier gegründeten Organisation war es, möglichst viele Kinder und Jugendliche aus dem nationalsozialistischen Deutschland nach Palästina zu bringen und sie am Aufbau des Landes zu beteiligen. Zugrunde lag diesem Vorhaben ein strenges religiös-weltanschauliches Konzept, das angesichts der humanitären Notlage 1938 jedoch gelockert wurde.

Aus Frankfurt am Main ist für insgesamt 67 Kinder und Jugendliche die Einreise nach Palästina belegt: Mit der Unterstützung von James Armand de Rothschild, dem Leiter der Palestine Jewish Colonization Association (PICA), konnten 35 Jungen aus dem Frankfurter Waisenhaus gerettet werden. Im April 1939 brach die Gruppe in Frankfurt auf, begleitet vom Leiter des Waisenhauses, Isidor Marx, um im Jugenddorf Kfar HaNoar HaDati ein neues Zuhause zu finden. Im März 1940 konnten 16 Mädchen aus dem Waisenhaus nachfolgen. Sie kamen nach Jerusalem und besuchten dort die Evelina-de-Rothschild-Mädchenschule. Eine letzte Jugendgruppe mit 16 Kindern konnte Frankfurt im Oktober 1940 auf illegalem Weg verlassen – ihre Flucht über viele Grenzen hinweg dauerte mehrere Monate.

Einige Jugendliche schlossen sich später der Jüdischen Brigade an, um auf Seiten der Alliierten gegen die Nationalsozialist*innen zu kämpfen.

In Palästina fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Esther Edith Kleinberger

Esther Edith Kleinberger, geboren am 31. Dezember 1924 in Frankfurt am Main, gestorben 2014 in Haifa/Israel

Adressen: Heim des Jüdischen Frauenbunds in Neu-Isenburg, Israelitisches Waisenhaus
Schulen: Israelitische Volksschule, Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1940 Palästina
Stolpersteine: Berger Straße 72, für den Bruder Karl Kleinberger

Aufgrund einer Erkrankung der Mutter Niche Kleinberger wird Esther Edith nach ihrer Geburt zunächst im Heim des Jüdischen Frauenbunds in Neu-Isenburg untergebracht, ab 1928 im Israelitischen Waisenhaus in Frankfurt. Ihr Zwillingsbruder → Karl Kleinberger wächst bei einem Großonkel auf. Im März 1940 reist Esther Edith mit einer Gruppe von 16 Mädchen aus dem Israelitischen Waisenhaus über Triest mit dem Schiff nach Palästina. Esther Edith findet Aufnahme in der religiösen Kinder- und Bildungseinrichtung Beth Zeiroth-Mizrachi und wird später zur Kinderkrankenschwester ausgebildet.

Karl Kleinberger

Karl Kleinberger, geboren am 1. Januar 1925 in Frankfurt am Main, gestorben am 6. Juni 2015 in Haifa/Israel

Adresse: Berger Straße 72
Schule: Philanthropin
Zufluchtsland: 1940 Palästina
Stolpersteine: Berger Straße 72, für Karls Pflegeeltern Ignatz und Henriette Kleinberger und für Karl Kleinberger

Da seine Mutter Niche Kleinberger erkrankt ist, wächst Karl bei seinem Großonkel Ignatz Kleinberger auf, seine Zwillingsschwester → Esther Edith Kleinberger im Waisenhaus. Im Rahmen der sogenannten „Polenaktion“ Ende Oktober 1938 wird Ignatz Kleinberger nach Polen abgeschoben. Karl kommt, wie seine Schwester, in das Israelitische Waisenhaus. Im Rahmen einer von Recha Freier organisierten illegalen Rettungsaktion im Oktober 1940 kann Karl über den Balkan nach Palästina fliehen.

Edith Levi

Edith Levi, geboren am 21. März 1923 in Frankfurt am Main, gestorben am 15. Oktober 2019 in Tel Aviv/Israel

Adresse: Mauerweg 30, Josef-Haydn-Straße 56
Schule: Philanthropin
Weg: 1939 Palästina, 1948 Argentinien, 1978 Israel

Edith ist neun Jahre alt, als ihre Mutter Else Levi stirbt. Im Januar 1939 schickt ihr Vater, der Textilkaufmann Ferdinand Levi, sie mit einer Gruppe der Jugend-Alijah nach Palästina, wo sie zwei Jahre lang in einem Kibbuz lebt und eine landwirtschaftliche Ausbildung erhält. 1942 schließt sie sich der Jüdischen Brigade der britischen Armee an. Ihr Vater wird im September 1942 nach Theresienstadt deportiert – er überlebt das Konzentrationslager als einer von wenigen. Vater und Tochter sehen sich 1945 wieder, als Edith als Soldatin nach Deutschland kommt. Gemeinsam wandern sie 1948 nach Argentinien aus.

Hanna Levitus

Hanna Levitus, geboren am 6. Oktober 1924 in Frankfurt am Main, gestorben am 8. Juni 2002 in Kfra Saba/Israel

Adresse: Israelitisches Waisenhaus
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1940 Palästina
Stolpersteine: Höhenstraße 18, für die Mutter Regina Levitus und den Bruder Josef Levitus

Hanna lebt, wie ihre Geschwister Cilly, Jutta und Josef, nach dem frühen Tod des Vaters Ignatz Levitus im Israelitischen Waisenhaus. Die Mutter Regina Levitus ist dort seit 1937 als Wirtschafterin beschäftigt. Am 24. März 1940 begleitet die Mutter 16 Mädchen aus dem Waisenhaus nach Triest. Auch Hanna ist Teil der Gruppe. Während die Mutter aus Triest nach Frankfurt zurückkehrt, reisen die Mädchen weiter nach Haifa. Ein Jahr lang lebt Hanna in Jerusalem und besucht dort die Evelina-de-Rothschild-Mädchenschule. Ab 1941 arbeitet sie als Hausangestellte. Ihre Schwestern → Cilly und Jutta überleben in den Niederlanden und kommen 1946 nach Palästina. Die Mutter und der Bruder werden 1942 deportiert und ermordet.

Lisa Moos

Lisa Moos, geboren am 31. Dezember 1919 in Mannheim, gestorben am 28. Juni 2006 in Bad Soden am Taunus

Adresse: Grüneburgweg 64
Schulen: Holzhausenschule, Fürstenbergerschule
Weg: 1935 Palästina, 1990 Deutschland

Lisa Moos wird in Mannheim geboren und wächst in Frankfurt auf. Ihr fünf Jahre älterer Bruder Friedrich Wilhelm besucht seit 1933 ein landwirtschaftliches Lehrgut in Dänemark, um sich dort auf die Auswanderung nach Palästina vorzubereiten. Noch im selben Jahr geht er nach Palästina. Am 31. Juli 1935 kann Lisa mit einer Gruppe der Jugend-Alijah nach Palästina nachkommen. Zwei Jahre lebt sie im Kibbuz Merchawia im Emek-Tal östlich von Haifa. Im Herbst 1940 können auch die Eltern Hugo und Sophie Moos nach Palästina fliehen.



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Niederlande

Nach den Novemberpogromen gestatteten die Niederlande die Einreise von jüdischen Kindern. Bereits am 15. November 1938 konnten einige von ihnen einreisen. 24 Kinder aus dem Frankfurter Israelitischen Waisenhaus wurden für den Kindertransport ausgewählt, der am 22. November die Stadt verließ. Insgesamt fanden unterschiedlichen Quellen zufolge etwa 1.500 bis 1.900 Kinder und Jugendliche Aufnahme in den Niederlanden, darunter mindestens 35 aus Frankfurt am Main. Ihre Aufnahme erfolgte zunächst unter der Bedingung, dass sie bald weiterzögen. Die Kinder wurden teilweise auch von niederländischen Helfer*innen direkt in Köln abgeholt und über die Grenze gebracht.

Sie lebten überwiegend in Heimen, teilweise auch in Pflegefamilien oder bei Verwandten. Manche Kinder konnten nach Großbritannien, Palästina oder in andere Länder weiterreisen.

Eine wichtige Rolle für die Kindertransporte spielte Geertruida Wijsmuller-Meijer. Ihre unerschrockenen Verhandlungen trugen dazu bei, dass solche Transporte überhaupt möglich wurden. Kurz vor der Kapitulation der Niederlande im Mai 1940 gelang es „Tante Truus“, wie sie genannt wurde, noch einen letzten Kindertransport mit 74 Kindern von den Niederlanden nach Großbritannien zu organisieren.

Viele Kinder, die mit Kindertransporten in die Niederlande geflüchtet waren, waren nach der Kapitulation des Landes unmittelbar von Deportationen bedroht. Manche von ihnen konnten auf dem Land oder in Verstecken überleben, die überwiegende Zahl der Kinder wurde jedoch deportiert und ermordet.

In den Niederlanden fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Ruth und Liesel Hess

Ruth Hess, geboren am 10. Dezember 1932 in Frankfurt am Main

Elise (Liesel) Hess, geboren am 18. Dezember 1933 in Frankfurt am Main, gestorben am 26. Oktober 2009 in Elizabeth, New Jersey/USA

Adresse: Oberer Atzemer 10
Weg: 1938 Niederlande, 1940 USA

Als Kinder werden Ruth und Liesel Hess Zeuginnen der Novemberpogrome. Wenige Tage später werden beide mit einem Kindertransport in die Niederlande gebracht. Wegen ihres jungen Alters fällt es den Mädchen schwer zu verstehen, warum ihre Eltern sie „wegschicken“. Am Tag nach der Ankunft erscheint in einer niederländischen Zeitung ein Foto der Geschwister mit der Überschrift: „Geflüchtet vor den deutschen Pogromen“. Während ihrer Zeit in den Niederlanden sind Ruth und Liesel in fünf verschiedenen Kinderheimen untergebracht. Erst 1940 können sie ihre Eltern Siegfried und Helene Hess wiedersehen und gemeinsam mit ihnen in die USA auswandern.

Thomas und Gerhard Leo

Thomas Leo, geboren am 17. Juni 1925 in Marburg an der Lahn

Gerhard Leo, geboren am 31. Januar 1930 in Frankfurt am Main, gestorben am 14. September 1998 in San Jose, Kalifornien/USA

Adressen: Comeniusstraße 10 in Frankfurt am Main, Altkönigstraße 30 in Oberursel
Schulen: Volksschule Oberursel, Gymnasium Oberursel
Weg: 1939 Niederlande, 1939 Venezuela, 1940 USA

Thomas und Gerhard Leo wachsen in Oberursel auf. 1935 wird ihr Vater Ulrich Leo wegen seiner jüdischen Herkunft aus dem Universitätsdienst entlassen, drei Jahre später emigriert er nach Caracas, um dort eine Stelle anzutreten. Während der Novemberpogrome wird die Wohnung der Familie verwüstet. Die Mutter Helene Leo schickt ihre Söhne, die beide evangelisch getauft sind, am 5. Januar 1939 mit einer Gruppe von elf Kindern in die Niederlande, zur Quäkerschule in Eerde. Ende August 1939 kann die Familie Europa verlassen und dem Vater nach Venezuela folgen. 1940 können Thomas und Gerhard mit Unterstützung der Quäker ihre Ausbildung in den USA fortsetzen.

Cilly und Jutta Levitus

Cilly Levitus, geboren am 19. Oktober 1925 in Frankfurt am Main, gestorben am 3. November 2010 in Langen

Jutta Levitus, geboren am 30. Juli 1928 in Straßburg

Adresse: Israelitisches Waisenhaus
Schulen: Israelitische Volksschule, Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1938 Niederlande, 1946 Palästina, 1957 Deutschland (Cilly)
Stolpersteine: Höhenstraße 18, für die Mutter Regina Levitus und den Bruder Josef Levitus

Nach dem frühen Tod des Vaters Ignaz Levitus 1931 werden Cilly und Jutta sowie ihre Geschwister → Hanna und Josef zunächst getrennt voneinander untergebracht. Später leben sie gemeinsam im Israelitischen Waisenhaus, wo ihre Mutter Regina Levitus seit 1937 als Wirtschafterin beschäftigt ist. Bereits am 22. November 1938 reisen Cilly und Jutta mit 24 weiteren Kindern nach Amsterdam aus. Die beiden Mädchen werden in einem Waisenhaus untergebracht. Mit gefälschten Papieren überleben die Schwestern versteckt. 1946 wandern sie nach Palästina aus. Cilly kehrt 1957 nach Deutschland zurück.

Edith und Max Mader

Edith Mader, geboren am 24. Mai 1931 in Frankfurt am Main, gestorben im Juli 1980 in New York, New York/USA

Max Mader, geboren am 18. Mai 1932 in Frankfurt am Main

Adresse: Hanauer Landstraße 16a
Schule: Israelitische Volkschule
Weg: 1938 Niederlande, 1939 Großbritannien, 1952 USA (Edith), 1959 Israel (Max)

Am 10. November 1938 müssen Max und Edith miterleben, wie ihr Vater Gerszon Mader verhaftet wird; er wird ins Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Der Mutter Rosa Mader, Sekretärin im Israelitischen Waisenhaus, gelingt es, Max und Edith kurze Zeit später mit einer Kindergruppe in die Niederlande zu schicken. Mitte 1939 reisen die Kinder weiter nach Großbritannien, wo etwas später auch ihre Eltern eintreffen. Der Vater wird britischer Soldat, stirbt jedoch 1941 im Alter von nur 41 Jahren. Edith emigriert 1952 Jahren in die USA. Max lebt 20 Jahre lang in Großbritannien, bevor er nach Israel auswandert.

Ruth und Miriam Schames

Ruth Schames, geboren am 12. Oktober 1925 in Frankfurt am Main, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Miriam Schames, geboren am 18. Juli 1929 in Frankfurt am Main, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Adresse: Uhlandstraße 52
Schulen: Israelitische Volksschule, Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Niederlande, 1939 Palästina

Ruths und Miriams Vater, Manfred Moses Schames, ist ein bekannter Kunsthändler in Frankfurt. Während der Novemberpogrome wird er verhaftet, seine Freilassung aus dem Konzentrationslager Buchenwald erfolgt unter der Bedingung, dass er das Land bis Ende Januar 1939 verlassen werde. Die Familie bereitet die Flucht nach Palästina vor. Mit einem Kindertransport kommen die beiden Töchter Anfang Januar 1939 in die Niederlande. Die Mädchen werden in einem Kinderheim an der Nordsee untergebracht. Gemeinsam mit den Eltern Manfred Moses und Elsa Schames können sie im April 1939 über Frankreich und Italien nach Palästina einwandern.



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Belgien

Das belgische Justizministerium reagierte vergleichsweise schnell auf die antisemitischen Ausschreitungen im November 1938 und genehmigte keine zwei Wochen später die Einreise von 250 Kindern. Bis zum Frühjahr 1939 bewilligte die Regierung die Einreise weiterer ca. 750 Kinder. Die Aufnahme sollte zeitlich begrenzt sein. Insgesamt fanden zwischen 800 und 1000 Kinder in Belgien (zumindest temporär) Zuflucht, darunter etwa 50 Kinder und Jugendliche aus Frankfurt. Koordiniert wurden die Kindertransporte von einem Netzwerk jüdischer und nichtjüdischer Hilfsorganisationen. Die Auflagen waren nicht sehr strikt, die Regierung forderte lediglich, dass die Hilfsorganisationen für den Unterhalt der Kinder bürgten.

Nach dem Überfall Deutschlands auf Westeuropa im Mai 1940 flohen etliche Kinder mit Hilfe von Hilfsorganisationen wie dem Comité d’Assistance aux Enfants juifs réfuigiés (CAEJR), der Oeuvre de Secours aux Enfants (OSE) und weiteren Hilfsorganisationen nach Südfrankreich. Dort waren sie später erneut von Deportation bedroht.

Etwa ein Drittel der Kinder, die von Deutschland aus nach Belgien eingereist waren, hatte bis April 1941 das Land bereits wieder verlassen können, viele von ihnen waren nach Großbritannien und in die USA entkommen, andere nach Palästina. Einige Kinder überlebten in Belgien durch die Unterstützung von Hilfs- und Widerstandsorganisationen und Privatpersonen. Sie wurden in Klöstern, christlichen Heimen und Familien untergebracht. Einige Kinder, die hier zunächst Rettung gefunden hatten, wurden deportiert und vermutlich während der Shoah ermordet.

Auch die aus Hessen stammenden Emigrant*innen Rosi und Siegfried Rothschild, Ruth und Jonas Tiefenbrunner sowie Jenny Sender-Fink spielten vor Ort für die Kinder eine wichtige Rolle als Helfer*innen.

In Belgien fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Ellen Adler

Ellen Adler, geboren am 3. November 1927 in Frankfurt am Main, gestorben am 29. Juli 2017 in Connecticut/USA

Adresse: Reuterweg 98
Schule: Philanthropin
Weg: 1938 Belgien, 1939 Großbritannien, 1940 USA

Ellen Adler besucht, wie ihre ältere Schwester Inge Betty, das Philanthropin. Der Vater wird am 10. November 1938 verhaftet und ist wochenlang im Konzentrationslager Buchenwald interniert. Am 20. Dezember 1938 schicken die Eltern Hugo und Flora Adler Ellen mit einem Kindertransport nach Belgien. Das Mädchen lebt zunächst bei Verwandten in Brüssel, später in einem Kinderheim in Antwerpen. Inzwischen sind die Eltern und die Schwester nach Großbritannien geflohen, im Juli 1939 kann Ellen ihnen folgen. Ein Jahr später wandert die Familie in die USA weiter.

Lisa Baer

Lisa Baer, geboren am 13. März 1923 in Frankfurt am Main, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Adressen: Hölderlinstraße 5, Scheffelstraße 27
Schulen: Israelitische Volksschule, Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1938 Belgien, 1941 USA

Obwohl ihre Familie Deutschland bereits verlassen hat, bleibt Lisa Baer bis zum Abschluss der Mittleren Reife zunächst in Frankfurt. Ihre älteren Brüder Richard und Rudolph waren 1933 bzw. 1936 in die USA emigriert, die Mutter Pauline Baer nach Belgien geflohen. Der Vater Ferdinand Baer war bereits 1924 verstorben. Am 20. Dezember 1938 kann Lisa mit einer Gruppe von Kindern aus Frankfurt nach Belgien nachkommen. Dort geht sie zunächst zur Schule, anschließend beginnt sie eine Ausbildung zur Krankengymnastin, die sie nach dem Überfall der deutschen Truppen auf Belgien im Mai 1940 allerdings abbrechen muss. Sie flieht, vermutlich mit ihrer Mutter, nach Frankreich. Von dort gelingt den beiden im Frühjahr 1941 die Flucht in die USA.

Marion Linz

Marion Linz, geboren am 12. November 1934 in Frankfurt am Main

Adresse: Scheidswaldstraße 72
Weg: 1938 Belgien, 1940 Frankreich, 1941 Dominikanische Republik, 1945 USA

 Nach den Novemberpogromen schicken der Kaufmann Eugen Linz und seine Frau Henriette ihre vierjährige Tochter Marion am 12. Dezember 1938 mit einem Kindertransport nach Belgien. Die Eltern folgen später. Nach dem Überfall auf Westeuropa fliehen Mutter und Tochter nach Frankreich, während der Vater in Brüssel verhaftet und in verschiedenen Lagern in Frankreich interniert wird. Ende 1941 entkommt die Familie in die Dominikanische Republik, wo sie bis 1945 lebt. Nach Kriegsende wandern sie weiter in die USA.

Mina und Hedy Schächter

Mina Schächter, geboren am 10. März 1926 in Frankfurt am Main

Hedy Schächter, geboren am 24. Juli 1931 in Frankfurt am Main

Adresse: Ostendstraße 3
Schulen: Israelitische Volksschule, Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Belgien, 1946 Großbritannien, 1948 (Mina) und 1949 (Hedy) Palästina/Israel, 1950 (Mina) und 1955 (Hedy) USA

Die Eltern von Mina und Hedy, Isi und Sofie Schächter, stammen aus Österreich-Ungarn, seit 1913 leben sie in Deutschland. Der Vater flieht Anfang 1939 nach Antwerpen. Die Töchter folgen ihm im April 1939 mit einem Kindertransport, der Sohn Benno gelangt im August 1939 mit einem Kindertransport nach Großbritannien, die Mutter und die Schwester Eva fliehen zu Fuß nach Belgien. Nach der Besetzung Belgiens wird die Familie interniert. Die Eltern und die Schwester Eva werden deportiert. Mina und Hedy überleben versteckt. Nach dem Krieg folgen sie ihrem Bruder nach Großbritannien, gehen Ende der 1940er Jahre nach Palästina/Israel und später in die USA.

Walter und Lisa Schnerb

Walter Schnerb, geboren am 31. Juli 1925 in Frankfurt am Main, gestorben im Januar 2019 in New York, New York/USA

Lisa Schnerb, geboren am 22. Februar 1931 in Frankfurt am Main, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Adressen: Hölderlinstraße 2, Röderbergweg 93
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1938 Belgien, 1939 Großbritannien, 1940 USA

Lisa und Walter Schnerb gehören zu den ersten 250 Kindern, deren Einreise durch die belgische Regierung genehmigt wird. Am 13. Dezember 1938 kommen die beiden in Antwerpen an, wo sie bei Verwandten untergebracht werden. Als den Eltern Godchaux und Jutta Jenny Schnerb die Flucht nach Großbritannien gelingt, holen sie ihre Kinder im Mai 1939 zu sich. Nach Kriegsbeginn werden die Kinder evakuiert, die Familie ist erneut getrennt. Im Dezember 1939 gelingt die gemeinsame Ausreise in die USA, wo sie aktive Mitglieder der Breuer Gemeinde in New York werden.

Felix und Leo Weiss

Felix Weiss, geboren 1925 in Wiesbaden, Todesdatum und -ort nicht ermittelbar

Leo Weiss, geboren am 19. Januar 1928 in Wiesbaden, am 11. September 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet

Adressen: Kaiser-Friedrich-Ring 66 in Wiesbaden, Obermainanlage 10 in Frankfurt am Main
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Belgien, 1940 Palästina (Felix), 1940 Frankreich (Leo)
Stolpersteine: Kaiser-Friedrich-Ring 66 in Wiesbaden, für die Eltern Isak (Isaak) und Sara Weiss und für die Geschwister Klara und Leo Weiss

Ende 1938 flieht der Vater von Leo und Felix, Isaak Weiss, als erstes Mitglied der Familie nach Belgien. Die beiden Söhne folgen am 22. Februar 1939 mit einem Kindertransport nach Antwerpen. Im Juni 1939 kommen die Mutter Sara und die Schwester Klara nach. Doch die Familie wird bald wieder auseinandergerissen. Felix wandert im Februar 1940 mit der Jugend-Aliyah nach Palästina weiter. Nach der Besetzung Belgiens 1940 flieht der Rest der Familie nach Frankreich, wird dort jedoch interniert. Leo, seine Mutter und seine Schwester werden über Drancy nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Vater entkommt in die Schweiz und überlebt.



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Frankreich

Bis April 1939 konnten mehrere Gruppen von Kindern aus Deutschland und Österreich nach Frankreich auswandern, insgesamt fanden etwa 600 bis 700 Kinder unter 15 Jahren Aufnahme, darunter mindestens 36 Kinder aus Frankfurt. Ursprünglich hatte die französische Regierung zugesagt, 200 Kinder pro Monat aufzunehmen, war von dieser Zusage aber aufgrund der Fluchtbewegungen von Spanien nach Frankreich nach dem Ende des dortigen Bürgerkriegs abgerückt.

Eine wichtige Rolle bei der Organisation und Finanzierung der Kindertransporte nach Frankreich spielte das jüdische Kinderhilfswerk Oeuvre de Secours aux Enfants (OSE), das Unterkünfte und Schulen für die Kinder einrichtete. Das OSE arbeitete zugleich auch „illegal“ und verhalf Kindern mit Pässen zur Einreise, die von französischen Familien zur Verfügung gestellt worden waren.

Viele der so nach Frankreich gekommenen Flüchtlingskinder fanden Zuflucht in Kinderheimen nahe Paris, die von Dr. Ernst Papanek, einem österreichischen Pädagogen und Sozialdemokraten, geleitet wurden. Nach dem Überfall der deutschen Truppen 1940 wurden die Kinder in den noch unbesetzten Teil Frankreichs evakuiert. Dort waren sie Ende 1942 erneut bedroht. Die OSE bemühte sich intensiv darum, Fluchtmöglichkeiten zu finden.

Einige Kinder, darunter Jungen aus dem Israelitischen Waisenhaus in Frankfurt, konnten in die USA entkommen. Andere Kinder und Jugendliche konnten versteckt überleben oder in die Schweiz fliehen. Vielen gelang die Flucht jedoch nicht. Sie wurden deportiert und ermordet.

In Frankreich fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Werner Dreifuss

Werner Dreifuss, geboren am 12. März 1931 in Frankfurt am Main

Adressen: Heim des Jüdischen Frauenbundes in Neu-Isenburg, Israelitisches Waisenhaus in Frankfurt am Main
Schule: Israelitische Volksschule
Weg: 1939 Frankreich, 1941 USA

Werner Dreifuss wächst im Israelitischen Waisenhaus in Frankfurt auf. Im März 1939 kann er zusammen mit 15 anderen Kindern mit einem Kindertransport nach Frankreich fliehen. Dort ist er in verschiedenen Heimen untergebracht. Im Juni 1941 gelangt er mit anderen Kindern über Spanien und Portugal in die USA. Seine Mutter Henni Dreifuss wird 1942 aus Darmstadt deportiert und ermordet.

Anselm Hirsch

Anselm Hirsch, geboren am 18. Mai 1927 in Frankfurt am Main, gestorben am 21. April 2007 in Jerusalem/Israel

Adresse: Grüne Straße 30
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1938 Frankreich, 1941 USA
Stolpersteine: Grüne Straße 30, für Mathilde und Hermann Hirsch und die Geschwister Werner und Roseline Hirsch 

Anselm ist das zweite von insgesamt sieben Kindern von Hermann und Mathilde Hirsch. Im November 1938 wird der Vater verhaftet und ist wochenlang im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Mutter entschließt sich, ihre fünf älteren Kinder, Flora, Anselm, Gustl, Jakob (später Jack) und Benjamin, am 5. Dezember 1938 mit einem Kindertransport nach Frankreich zu schicken. Anselm lebt, getrennt von seinen Geschwistern, in dem von Ernst Papanek aufgebauten Kinderheim in Eaubonne. Nach der deutschen Besetzung Frankreichs 1940 kann er in den unbesetzten Süden fliehen. Von dort gelingt ihm, gemeinsam mit seinem Bruder Jakob, die Flucht in die USA, zwei Monate später können auch Flora, Gustl und Benjamin folgen. Die Eltern sowie die Geschwister Werner und Roseline werden 1942 deportiert und ermordet. Als amerikanischer Soldat kehrt Asher Hirsch, wie er sich nun nennt, in seine frühere Heimat zurück. Dort ist er in Oberursel im Camp King stationiert.

Elfriede Meyer

Elfriede Meyer, geboren am 8. Juni 1926 in Mönchengladbach

Adressen: Rubensstraße 18, Israelitisches Waisenhaus
Schulen: Israelitische Volksschule in Mönchengladbach, Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main
Weg: 1939 Frankreich, 1941 USA

Elfriede verbringt ihre ersten Jahre in Mönchengladbach. Nach dem Tod des Vaters Julius Meyer im Jahr 1937 kehrt die Mutter Recha Meyer mit den beiden Töchtern Elfriede und Klara in ihre Geburtsstadt Frankfurt zurück. Elfriede lebt im Israelitischen Waisenhaus. Am 8. März 1939 kann das Mädchen mit einer Gruppe von 15 Jugendlichen aus dem Waisenhaus nach Frankreich auswandern. Nach dem Überfall auf Westeuropa fliehen die Kinder in den noch unbesetzten Süden Frankreichs. Im Juni 1941 kann Elfriede in die USA gelangen. Ihre Schwester und ihre Mutter werden deportiert und ermordet.

Manfred Rosenthal

Manfred Rosenthal, geboren am 19. September 1926 in Frankfurt am Main

Adressen: Eschersheimer Landstraße 69, Wolfsgangstraße 35, Ulmenstraße 8
Schulen: Holzhausenschule, Philanthropin
Weg: 1938 Frankreich, 1941 USA

Manfred besucht, wie sein zwei Jahre älterer Bruder → Herbert Rosenthal, zunächst die Holzhausenschule, später das Philanthropin. Nach den Novemberpogromen schicken die Eltern Erna und Milan Rosenthal den jüngeren Sohn zu Bekannten nach Frankreich. Wenige Monate später kommt er in ein Kinderheim in Straßburg. Nach dem deutschen Überfall auf Frankreich beginnt eine Odyssee durch das Land. Mit Hilfe der Quäker kann Manfred im Juni 1941 in die USA fliehen, wo er seine Eltern nach fast dreijähriger Trennung wiedersieht.

Heinz Schuster

Heinz Schuster, geboren am 18. März 1926 in Sterbfritz, gestorben am 26. Mai 2014 in Las Vegas, Nevada/USA

Adressen: Alte Schlüchterner Straße 10 in Sterbfritz, Israelitisches Waisenhaus in Frankfurt am Main
Schulen: Volksschule in Sterbfritz, Samson-Raphael-Hirsch-Schule in Frankfurt am Main
Weg: 1939 Frankreich, 1941 USA

Heinz wächst in Sterbfritz auf und geht dort zur Volksschule. 1935 stirbt sein Vater Abraham Schuster; ein Jahr nach der erzwungenen Aufgabe seines Geschäfts. Heinz kommt nach Frankfurt in das Israelitische Waisenhaus, wo er weiter zur Schule gehen kann. Im März 1939 flieht er mit zehn weiteren Kindern, unter anderem aus dem Waisenhaus, nach Frankreich, zunächst in ein Kinderheim bei Paris. 1941 gelingt ihm die Flucht in die USA. 1946 kehrt Henry Schuster, wie er sich jetzt nennt, als amerikanischer Soldat nach Deutschland zurück. Seine Mutter Rosa und seine Schwester Margot werden 1942 deportiert und ermordet. Die Schwester Bertel überlebt die Shoah.



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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Schweiz

Das Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder (SHEK) setzte sich nach den Novemberpogromen 1938 für die Einreise von Kindern in die Schweiz ein. Nach zähen Verhandlungen zwischen dem SHEK und der Schweizer Fremdenpolizei erklärte sich das Land schließlich bereit, als Transitland 300 jüdische Kinder aufzunehmen. Nur Waisen und Kinder, deren Väter in Konzentrationslagern inhaftiert waren, durften einreisen. Die bewilligte Quote wurde jedoch nicht voll ausgeschöpft. Akteur*innen des SHEK waren unter anderem Georgine
Gerhard und Dr. Netti Sutro-Katzenstein.

Nur zehn Tage nach den Novemberpogromen wurde die Erlaubnis erteilt, die Kinder in der Schweiz aufzunehmen, jedoch sollten sie spätestens nach sechs Monaten in ein Drittland weiterreisen. Weniger als 100 Kinder umfasste die erste Gruppe, die am 5. Januar 1939 Frankfurt unter Begleitung von Isidor Marx, dem Leiter des Israelitischen Waisenhauses, verließ. Die Kinder wurden in Heimen untergebracht. Sie fanden Zuflucht im Kinderheim Wartheim in Heiden, im Kinderlager Aufgentin Buus, im Israelitischen Waisenhaus in Basel und später im Kinderheim Waldeck in Langenbruck.

Angesichts der zunehmenden Verfolgung und des Beginns des Zweiten Weltkriegs blieben die meisten Kinder nicht nur sechs Monate, sondern sechs Jahre lang in der Schweiz. Nach Kriegsende waren sie zur Weiterwanderung aufgefordert, viele von ihnen fanden in Palästina Aufnahme.

Zufluchtsort war die Schweiz zudem für schätzungsweise 1.500 bis 2.000 Kinder, die nach dem Beginn der Deportationen in Westeuropa illegal eingereist waren.

In der Schweiz fanden unter anderem folgende Kinder und Jugendliche aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Hannelore Adler

Hannelore Adler, geboren am 6. April 1927 in Gießen, gestorben am 7. Januar 1992 in Los Angeles, Kalifornien/USA

Adressen: Nordanlage 49 in Gießen, Wallstraße 11 in Bad Homburg, Internat der Jüdischen Bezirksschule in Bad Nauheim, Israelitisches Waisenhaus in Frankfurt am Main
Schulen: Schillerschule Gießen, Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim
Weg: 1939 Schweiz, 1945 Palästina, 1954 USA
Stolpersteine: Nordanlage 49 in Gießen, für die Mutter Helene Adler, für die Schwester Margot Adler und für Hannelore Adler; Riccarda-Huch-Schule in Gießen, für Margot Adler; Wallstraße 11 in Bad Homburg, für Helene und Margot Adler

Hannelore Adler wächst gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Margot in Gießen auf. Ihr Vater Albert Adler wird im November 1936 Opfer eines antisemitischen Übergriffs an dessen Folgen er stirbt. Die Mutter Helene Adler geht mit ihren Töchtern nach Bad Homburg, wo ihre Familie lebt. Hannelore besucht die Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim. Nach den Novemberpogromen 1938 ist sie kurzzeitig im Israelitischen Waisenhaus in Frankfurt untergebracht und gelangt von dort am 5. Januar 1939 mit einem Kindertransport in die Schweiz. Sie kommt in das Kinderheim Wartheim in Heiden. Im September 1945 kann Hannelore nach Palästina weiterwandern, wo sie eine landwirtschaftliche Ausbildung in einem Kibbuz beginnt. Später arbeitet sie als Kinderkrankenschwester. Ihre Mutter und ihre Schwester werden im Juni 1942 deportiert und ermordet.

Ruth Junker

Ruth Junker, geboren am 8. Januar 1926 in Groß-Karben, gestorben am 1. Februar 2012 in Avigdor/Israel

Adressen: Heldenberger Straße 1 in Groß-Karben, Israelitisches Waisenhaus in Frankfurt am Main
Schulen: Volksschule in Groß-Karben, Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim
Weg: 1939 Schweiz, 1945 Palästina
Stolpersteine: Heldenberger Straße 1 in Groß-Karben, für die Eltern Bella und Josef Junker, die Schwester Margot Junker und für Ruth Junker

In Groß-Karben lebend, geht Ruth Junker hier zunächst auch zur Schule. 1937 wechselt sie in die Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim. Nach den Novemberpogromen findet sie Zuflucht im Israelitischen Waisenhaus in Frankfurt. Sie gehört zu den 100 Kindern, die von Frankfurt aus mit einem Kindertransport am 5. Januar 1939 in die Schweiz gebracht werden. Dort lebt sie im Kinderheim Heiden, später in der ORT-Schule in Langenbruck. 1945 kann sie nach Palästina einwandern. Ihre Eltern Bella und Josef Junker und die Schwester Margot werden 1941 von Frankfurt nach Minsk deportiert und ermordet.

Kurt Lamm

Kurt Lamm, geboren am 29. Juli 1924 in Homberg (Ohm), gestorben am 27. Dezember 2009 in Frankfurt am Main

Adressen: Obergasse in Homberg (Ohm), Internat der Jüdischen Bezirksschule in Bad Nauheim, Rechneigrabenstraße 18/20 in Frankfurt am Main
Schulen: Volksschule in Homberg (Ohm), Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim
Weg: 1939 Schweiz, 1949 Palästina, 1958 Deutschland

Kurt verbringt die ersten Jahre zusammen mit seinen Eltern Max und Lotte Lamm und seinen Geschwistern Amanda und Werner in Homburg (Ohm). Später besucht er die Jüdische Bezirksschule in Bad Nauheim und lebt dort im Internat. Die Mutter arbeitet in der Schulküche. Nach dem Überfall auf die Schule im November 1938 zieht Kurt zu seinen Eltern, die inzwischen in Frankfurt leben. Mit einer Gruppe von 100 Kindern gelangt er im Januar 1939 in die Schweiz. Zunächst wohnt er in einem Kinderheim in Buus, später in Waldeck. Kurt wird Schuhmacher, zeitweise ist er interniert. Nach dem Ende des Kriegs geht er 1949 nach Palästina. 1958 kehrt Kurt nach Frankfurt zurück. Die Eltern und die Geschwister können nicht mehr aus Deutschland fliehen. Sie werden im November 1941 nach Minsk deportiert und ermordet.

Dina Mainzer

Dina Mainzer, geboren am 31. August 1925 in Frankfurt am Main

Adresse: Hanauer Landstraße 1
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Schweiz, 1939 Palästina
Stolpersteine: Hanauer Landstraße 1, für die Mitglieder der Familie Mainzer, die ins Exil gezwungen wurden

Dina ist die Tochter des Bäckers Aron Mainzer und dessen Frau Ida und hat drei ältere Geschwister, Helene, Ruth und Jona. Nach den Novemberpogromen muss der Vater seine Bäckerei unter Zwang verkaufen und bereitet die Flucht der Familie vor. Dina gelangt Anfang Januar 1939 mit einem Kindertransport in die Schweiz. Sechs Wochen später kann sie gemeinsam mit ihren Eltern nach Palästina ausreisen. Dort wird sie Krankenschwester.

Hans und Ruth Selig

Hans Selig, geboren am 19. Juni 1927 in Frankfurt am Main, gestorben am 21. Oktober 2014 in Jerusalem/Israel

Ruth Selig, geboren am 25. Juni 1930 in Frankfurt am Main, gestorben am 3. Oktober 2003 in Sunnyvale/Kalifornien, USA

Adresse: Bäckerweg 32
Schulen: Israelitische Volksschule, Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Schweiz, 1940 USA, 1967/68 Israel (Hans)

Nach der Freilassung des Vaters aus dem Konzentrationslager Buchenwald bemühen sich die Eltern Sigmund und Flora Selig erfolglos um eine gemeinsame Flucht mit ihren drei Kindern. Die Familie wird auseinandergerissen. Die jüngeren Geschwister Hans (später Henry) und Ruth kommen am 5. Januar 1939 mit einem Kindertransport in die Schweiz, wo sie ein Jahr in jeweils verschiedenen Heimen bleiben. Der ältere Bruder Walter geht Ende 1938 nach Frankreich, drei Monate später mit der Jugend-Alijah nach Palästina. Später gelingt es den Eltern, gemeinsam mit den jüngeren Geschwistern über Großbritannien in die USA zu kommen.



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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Australien

Nur wenige jüdische Kinder fanden nach den Novemberpogromen Aufnahme in Australien. Es gab einzelne Rettungsaktionen durch jüdische Organisationen wie die von Leopold Bergmann, der aus Frankfurt mithilfe der Australian Jewish Welfare Society nach Australien kam. Daneben ist bis heute nur ein Kindertransport bekannt. So konnte im Juni 1939 eine Gruppe von 17 Kindern, sieben Jungen und zehn Mädchen im Alter zwischen fünf und zwölf Jahren, von Berlin aus nach Australien einwandern. Sie wurden in der Nähe von Melbourne in dem Kinderheim Larino untergebracht.

Alle weiteren Bemühungen, Kindertransporte auch nach Australien oder Neuseeland zu ermöglichen, scheiterten. Nach Kriegsbeginn wurden jedoch zahlreiche Emigrant*innen, die in Großbritannien als „enemy aliens“ inhaftiert worden waren, in australische Internierungslager gebracht. Unter den betroffenen 2.500 Männern befanden sich auch Kindertransportkinder, die bereits über 16 Jahre alt waren, darunter Herbert Rosenthal. Auch Leopold Bergmann, der seit 1938 in Australien lebte, wurde interniert.

Die jungen Männer konnten nach Großbritannien zurückkehren, wenn sie sich bereit erklärten, in die britische Armee einzutreten.

In Australien fand unter anderem folgender Jugendlicher aus Frankfurt am Main Aufnahme:

Leopold Bergmann

Leopold Bergmann, geboren am 31. Juli 1921 in Frankfurt am Main, gestorben am 31. Juli 1998 in Surfers Paradise, Queensland/Australien

Adresse: Uhlandstraße 38
Schule: Israelitische Volksschule, jüdische Anlernwerkstatt
Weg: 1938 Australien
Stolpersteine: Uhlandstraße 38, für die Eltern Israel und Gustel Ester Bergmann, für die Schwester Nora Bergmann und für Leopold Bergmann

Leopold Bergmanns Eltern stammen ursprünglich aus Polen. Die Familie lebt im Frankfurter Ostend. Im Juni 1938 wird der Vater Israel Bergmann verhaftet. Nach seiner Entlassung flieht er nach Frankreich. Leopold bereitet sich in der Jüdischen Anlernwerkstatt in der Fischerfeldstraße, wo er zum Mechaniker ausgebildet wird, auf die Auswanderung vor. Mit Hilfe der Australian Jewish Welfare Society kann er im August 1938 über Großbritannien nach Australien ausreisen. Dort wird er 1942 interniert. Nach seiner Freilassung wird er Soldat der australischen Armee. 1948 folgt ihm seine Schwester Nora Bergmann aus Großbritannien nach Australien.

01

Lina Liese (genannt Liesel) Carlebach, später Lee Edwards



Cut Out Lebenslauf Liesel Carlebach

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ilknur Kocer

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Kurzbiografie Lina Liese (genannt Liesel) Carlebach, später Lee Edwards

Adressen: Obermainanlage 21, Gaußstraße 16
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Großbritannien, 1946 Deutschland, 1948 Großbritannien, 1948 Kanada, 1952 USA

13. Dezember 1923
Lina Liese Carlebach wird als zweites Kind von Moritz und Sophie Carlebach, geb. Runkel, in Frankfurt am Main geboren. Ihr Vater ist Kaufmann und betreibt die Firma Gebrüder Carlebach.

November 1938
Während der Novemberpogrome wird Liesel Carlebachs Vater nach Buchenwald verschleppt. Dort ist auch ihr Bruder Emil, der in der kommunistischen Jugendbewegung aktiv war und bereits 1934 verhaftet wurde, bis zur Befreiung 1945 inhaftiert.

Dezember 1938
Liesel Carlebachs Vater wird entlassen. Die Eltern beschließen, ihre Tochter mit einem Kindertransport nach Großbritannien zu schicken.

März 1939
Liesel Carlebach reist nach Großbritannien aus. Ein junges Ehepaar aus Coventry nimmt sie auf.

29. März 1939
Liesel Carlebachs Vater stirbt an den Folgen der Lagerhaft. Sie erfährt erst bei ihrer Rückkehr nach Deutschland 1946 von seinem Tod. Mit ihrer Mutter hält Liesel Carlebach bis zum Beginn des Krieges telefonischen Kontakt.

1940
Nach den Bombenangriffen auf Coventry zieht das Paar, bei dem Liesel wohnt, fort. Lee, wie Liesel inzwischen genannt wird, lebt fortan bei einer Nachbarin.

1941–1945
Lee Carlebach belegt Abendkurse an einer Handelsschule und der Technischen Hochschule in Coventry. Sie lernt dort Kurzschrift und Französisch.

8. Mai 1942
Lee Carlebachs Mutter wird nach Izbica deportiert, ihr Todesdatum und -ort sind unbekannt.

1946
Lee Carlebach kehrt als Zivilangestellte der US-Army nach Deutschland zurück. Sie ist zunächst in Esslingen stationiert. Dort lernt sie Arnold James Edwards (früher Eckhaus) kennen. Kurze Zeit später ziehen die beiden nach Frankfurt, wo sie weiterhin für die US-Army tätig sind.

1. März 1947
Lee Carlebach und Arnold James Edwards (genannt Jim) heiraten in Frankfurt.

1948
Das Paar wandert nach einem kurzen Aufenthalt in Großbritannien nach Kanada aus.

1952
Das Paar erhält Visa für die USA. Sie leben zunächst in San Francisco, dann lassen sie sich in Los Angeles nieder. Beruflich nutzt Lee Edwards ihre in Großbritannien erlernten Fähigkeiten im Maschinenschreiben.

1960er Jahre
Lee Edwards macht für sich Entschädigungsansprüche wegen „Schadens im beruflichen Fortkommen“ geltend. Das Verfahren zieht sich über Jahre hin, bis ihr Entschädigung zugesprochen wird.

1990er Jahre
Als Zeitzeugin erzählt Lee Edwards in Deutschland und in den USA von ihrer Lebensgeschichte. Für ihr Engagement wird sie mehrfach geehrt. Jim Edwards starb 2005.

12. Oktober 2022
Lee Edwards stirbt in der Nähe von Los Angeles.

________________________
Literaturhinweis:

Zu Lee Edwards siehe auch Angelika Rieber: "Die Halskette". Lee Edwards, geb. Liesel Carlebach. In: Angelika Rieber; Till Lieberz-Groß (Hg.): Rettet wenigstens die Kinder. Kindertransporte aus Frankfurt am Main - Lebenswege von geretteten Kindern. Frankfurt am Main 2018, S. 70-79.



Comic Liesel Carlebach

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ilknur Kocer

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210324_Carlebach_S 1u2.jpg
Comic Liesel Carlebach, Seite 1 und 2 © Ilknur Kocer


Comic Liesel Carlebach

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ilknur Kocer

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210324_Carlebach_S.3u4.jpg
Comic Liesel Carlebach, Seite 3 und 4 © Ilknur Kocer


Comic Liesel Carlebach

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ilknur Kocer

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210324_Carlebach_S5u6.jpg
Comic Liesel Carlebach, Seite 5 und 6 © lknur Kocer


Comic Liesel Carlebach

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Ilknur Kocer

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210324_Carlebach_S7u8.jpg
Comic Liesel Carlebach, Seite 7 und 8 © Ilknur Kocer


Abgangszeugnis der Samson-Raphael-Hirsch-Schule, 20. Dezember 1938

Aus der Sammlung von

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 10679, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Kurzbeschreibung
Das Abgangszeugnis von Liesel Carlebach vom 20. Dezember 1938. Liesels Eltern meldeten ihr Kind von der Schule ab, da sie ihre Tochter für einen Kindertransport erfolgreich angemeldet haben.
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© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 10679, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Abgangszeugnis der Samson-Raphael-Hirsch-Schule, 20. Dezember 1938

Liesel Carlebach besucht die Oberschule für Mädchen an der Samson-Raphael-Hirsch-Schule. Den zunehmenden Antisemitismus nimmt sie als Kind zunächst nicht wahr, denn „meine Freunde waren jüdisch, die Schüler, die Lehrer waren alle jüdisch“.

Die Novemberpogrome 1938 werden für die Familie zu einem Wendepunkt: Liesels Vater Moritz Carlebach wird für mehrere Wochen nach Buchenwald verschleppt; dort trifft er auf seinen Sohn Emil, der bereits 1934 von den Nationalsozialist*innen inhaftiert wurde. Emil drängt den Vater, Liesel aus Deutschland heraus zu bringen.

Liesel verlässt Deutschland im März 1938 mit einem Kindertransport nach England.



Lee Edwards über das wichtigste Erinnerungsstück an ihre Mutter, Gespräch mit Jesko Bender, 17. Mai 2021

17. Mai 2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Lee Edwards

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© Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Lee Edwards


Lee Edwards über das wichtigste Erinnerungsstück an ihre Mutter, Gespräch mit Jesko Bender, 17. Mai 2021

Liesels Mutter versteckte vor der Abfahrt des Zuges Schmuck im Koffer von Liesel. Dieser Schmuck ist für Lee Edwards bis heute das wichtigste Erinnerungsstück an ihre Mutter.



Letztes Telegramm von Sophie Carlebach an ihre Tochter Liesel, 6. Mai 1942

Telegramm, 6. Mai 1942

Aus der Sammlung von

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 10077, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 10077, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Letztes Telegramm von Sophie Carlebach an ihre Tochter Liesel, 6. Mai 1942

Der Abschied von ihrem Vater und von ihrer Mutter ist ein Abschied für immer. Kurz nach Liesels Abreise stirbt Moritz Carlebach an den Folgen der Lagerhaft. In der Folge versucht Sophie Carlebach, für ihren Sohn eine Ausreise zu ermöglichen – ohne Erfolg.

Das Haus in der Gaußstraße ist von den Nationalsozialist*innen inzwischen zu einem „Ghettohaus“ gemacht worden, in dem Jüd*innen auf engstem Raum leben müssen.

Anfang Mai 1942 schreibt Sophie Carlebach ihrer Tochter ein letztes Telegramm. Unmittelbar darauf wird sie nach Polen deportiert. Ihr Todesdatum und -ort sind unbekannt.





Zeugnis des Technical College in Coventry, 1943

Coventry, Großbritannien

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 10679, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 10679, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Zeugnis des Technical College in Coventry, 1943

In England lernt Liesel gezwungenermaßen schnell, auf eigenen Beinen zu stehen: Sie geht nicht weiter zur Schule, sondern lässt sich in Kurzschrift und Maschinenschreiben ausbilden – Tätigkeiten, mit denen sie auch später ihren Lebensunterhalt verdienen wird.

Nachdem das Paar, bei dem sie zunächst lebt, Coventry in Folge der Luftangriffe verlassen hat, lebt Lee, wie sie inzwischen genannt wird, bei einer Nachbarin. Lee hilft ihr im Haushalt, im Gegenzug unterstützt diese sie beim Erlernen der Kurzschrift.



Silberdekoration aus dem Haushalt von Liesel Carlebachs Eltern

Silberschälchen

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Privatbesitz

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Silberdekoration aus dem Haushalt von Liesel Carlebachs Eltern

Direkt nach Kriegsende kehrt Lee nach Deutschland zurück, als Angestellte der US-Army. In Frankfurt hat sie seit über 13 Jahren erstmals wieder engen Kontakt zu ihrem Bruder Emil.

Während ihrer Zeit in Frankfurt trifft sie auch das frühere Kindermädchen Trina Henrich. Trina hat über die Jahre einen Koffer mit Gegenständen aufbewahrt, die ihr Sophie Carlebach anvertraut hatte. Auch die hier ausgestellte Silber dekoration stammte aus der Wohnung der Eltern.
Lee Edwards vermutet, dass ihr Bruder nach dem Krieg an diese Gegenstände gekommen war.





Heiratsurkunde von Lina Liese Carlebach und Arnold James Edwards, 1. März 1947

1. März 1947, Frankfurt am Main

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Bestand 518 Nr. 57568, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Heiratsurkunde von Lina Liese Carlebach und Arnold James Edwards © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Ehrung des County of Ventura für Lee Edwards, 1. Februar 2019

1. Februar 2019, Ventura County, USA

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Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Ehrung des County of Ventura für Lee Edwards, 1. Februar 2019

Doch in Deutschland möchten Lee und Jim Edwards nicht bleiben. Sie bemühen sich um die Ausreise in die USA. Seit 1952 leben sie dort.

Lee Edwards erzählt immer wieder im Rahmen von Zeitzeug*innengesprächen über ihre Geschichte, unter anderem in Frankfurt 1998 und 2017. In den USA wird sie dafür geehrt, dass sie jungen Menschen von ihren Erfahrungen berichtet.



Bericht über die Auszeichnung von Lee Edwards als “Woman of valor” in der Gemeindezeitung der Jewish Federation of Ventura County, 2019

2019, Ventura County, USA

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Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Bericht über die Auszeichnung von Lee Edwards als “Woman of valor” © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Lee Edwards‘ Gedanken zum Denkmal an die Kindertransporte in Frankfurt, April 2020

April 2020

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Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Lee Edwards


Lee Edwards' Gedanken zum Denkmal an die Kindertransporte in Frankfurt, April 2020

Die Errichtung eines Denkmals an die Kindertransporte aus Frankfurt bedeutet Lee Edwards viel, das Denkmal ist für sie auch mit der Erinnerung an Trina Henrich verbunden.

Transkription: Lee Edwards‘ Gedanken zum Denkmal an die Kindertransporte in Frankfurt, April 2020

S.1:
4.2020
The „Orphan Carousel“ to be erected in Frankfurt in memory of the Kinder-Transport is very touching.

I was one of those Kinder. I left Frankfurt in March 1939 For Coventry England. I was 15 years old & never saw my parents again.

While I cannot remember if I ever used a Carousel as a child, my clearest memory is that of my “Nanny“ who cared for me until the law forbid „Aryans“ to work for Jews.

Trina Henrich “Nina“ to me – proved to be move loyal to my family than any relative could have been.

When I returned to Frankfurt in 1946 working for the U.S. Occupation Army, I found she had kept a large suitcase my mother entrusted to her before she was murdered in poland.

S. 2:
The suitcase was full of bed linen, table cloths, & silver knives, forks, spoons etc.

She kept this suitcase all during the war. She must have suffered towards the end. She could have sold or bartered the contents for food. She had no idea if she would ever see any of us again.

My brother who had survived Buchenwald & I had a tearful reunion with my super loyal “Nina“.

My husband and I showed our gratitude by helping to support her as much as we could until she died.

I will never forget my “Nina“.





Lee Edwards im Gespräch mit Jesko Bender, 17. Mai 2021

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Lee Edwards

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© Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Lee Edwards


Diashow Liesel Carlebach

Diashow erstellt von David Barth, 2021

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Privatbesitz

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(1-6) Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie (7) Fotografie: Frank Rumpenhorst, mit freundlicher Genehmigung von Lee Edwards und Frank Rumpenhorst

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Kurzbeschreibung
(1) Liesel Carlebach, 1930er Jahre
(2) Liesel Carlebach (links) mit Freund*innen im jüdischen Schwimmbad in Niederrad, 1930er Jahre
(3) Lee Edwards mit ihrem Bruder Emil Carlebach in Frankfurt am Main, ca. 1946/1947
(4) Lee Edwards mit ihrem Ehemann Jim und ihrem Bruder Emil Carlebach in Frankfurt am Main, ca. 1946/1947
(5) Hochzeitsfoto von Lee Carlebach und Jim Edwards, 1. März 1947
(6) Lee Edwards mit Trina, ca. 1947
(7) Lee Edwards während eines Besuchs in Frankfurt am Main, 2017
Diashow_Edwards.gif

02

Josef Einhorn, später Josef Karniel



Cutout Lebenslauf Josef Einhorn

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Birgit Weyhe

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Kurzbiografie Josef Einhorn, später Karniel

Adresse: Frankfurter Kinderhaus der Weiblichen Fürsorge e.V., Hans-Thoma-Straße 24; Israelitisches Waisenhaus in Frankfurt, Röderbergweg 87
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Palästina

28. November 1925
Josef Einhorn wird als drittes von fünf Kindern in Frankfurt am Main geboren. Seine Eltern Philipp und Sabine Einhorn, geb. Bletz, kommen aus Polen, leben aber seit Jahren in Frankfurt. Weil die Mutter erkrankt, wächst Josef in verschiedenen Kinderheimen auf.

August 1935
Josef Einhorn wird Zeuge der antisemitischen Ausschreitungen gegen das
Deutsch-Israelitische Kinderheim in Diez an der Lahn, wo er untergebracht ist. In der Folge wird er mit weiteren Kindern nach Frankfurt gebracht. Sein neues Zuhause wird das Israelitische Waisenhaus.

November 1938
Nach den Novemberpogromen bemüht sich das Ehepaar Isidor und Rosa Marx, das das Israelitische Waisenhaus leitet, um die Ausreise der Kinder.

April 1939
Josef Einhorn fährt gemeinsam mit 34 weiteren Jungen mit dem Zug von Frankfurt nach München, von dort weiter nach Triest. Mit dem Schiff reist die Gruppe am 19. April weiter nach Haifa, wo sie am 25. April ankommt. Begleitet werden die Kinder von Isidor Marx.

Ab 1939
Josef Einhorn lebt im Kinderdorf Kfar HaNoar HaDati in der Nähe von Haifa.
Er erhält eine Schulbildung und arbeitet in der Landwirtschaft. Zu seinem Vater, der in Belgien lebt, hält Josef Einhorn brieflich Kontakt. Der Vater stirbt 1939. Von seiner Mutter und den Geschwistern hat er keine Nachricht. Später erfährt er, dass bis auf seine Schwester Betty die gesamte Familie ermordet wurde.

1943
Josef Einhorn verlässt das Kinderdorf Kfar HaNoar HaDati und lebt in verschiedenen Kibbuzim. Er erlernt den Beruf des Tischlers.

Ende 1946
Josef Einhorn lässt sich dauerhaft im Kibbuz Ein HaNetziv nieder. Dort lernt er seine spätere Frau Ruthi Goldmann kennen, ebenfalls eine Überlebende der Shoah.

18. November 1952
Josef Einhorn und Ruthi Goldmann heiraten, sie werden Eltern von sechs Kindern.

1953
Josef Einhorn nimmt einen hebräischen Namen an und nennt sich fortan Josef
Karniel.

1955
Josef Karniel beantragt für sich Entschädigung wegen „Schadens im beruflichen Fortkommen“, die Entschädigung wird ihm zugesprochen.

1970
Josef Karniel hat einen Herzinfarkt und leidet fortan an gesundheitlichen
Einschränkungen.

1980er Jahre
In kleinen Erinnerungsschriften legt Josef Karniel Zeugnis von seinen Erfahrungen als Kind ab.

3. Juni 1993
Josef Karniel stirbt an den Folgen seiner Herzkrankheit.



Comic Josef Einhorn

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Birgit Weyhe

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Comic Josef Einhorn, Seite 1 und 2 © Birgit Weyhe


Comic Josef Einhorn

2021

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Josef_Einhorn_S3u4.jpg
Comic Josef Einhorn, Seite 3 und 4 © Birgit Weyhe


Comic Josef Einhorn

2021

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Comic Josef Einhorn, Seite 5 und 6 © Birgit Weyhe


Comic Josef Einhorn

2021

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Josef_Einhorn_S7u8.jpg
Comic Josef Einhorn, Seite 7 und 8 © Birgit Weyhe


My Home, Erinnerungen von Josef Karniel an seine Kindheit im Israelitischen Waisenhaus, 1984

Josef Karniel, 1984

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Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie


My Home, Erinnerungen von Josef Karniel an seine Kindheit im Israelitischen Waisenhaus, 1984

Josef Einhorn schreibt 1984 seine Erinnerungen an die Kindheit im Frankfurter Israelitischen Waisenhaus nieder. Aus dem Bericht wird deutlich, welche Geborgenheit das Waisenhaus unter Leitung des Ehepaars Rosa und Isidor
Marx bot. Josef „Seppel“ Einhorn mochte das Theaterspiel und schrieb gerne Geschichten.

Transkription: My Home

S. 1:
My Home
At first I’d like to point out, that due to the conditions in my family I spent my whole childhood – at least as far as I can remember – in children homes. Prior to my coming to the Waisenhaus I was in two different homes. This fact enables me to value even more the special feelings of belonging to a family at the Waisenhaus, due to the outstanding qualities of the Marx Family. I have no bad feelings whatsoever for those other Homes, but the Waisenhaus was in fact my only “Home” until I started my own family here in the Kibutz. A real Home is the place where you feel that you “belong”, and just this was the feeling that the Marx Family succeeded to bestow on us. Therefore it’s not by chance that they asked us to call them by the names Uncle and Aunt Rosa: first of all to give us the feeling of belonging to their family, but on the other end not by taking the place of our real parents.
Uncle used to share with us his

S. 2:
thoughts and worries during meals especially on Shabat. He read to us letters he received from Alumni (how mad he got at those who used in their letters the formal Mr. and Mrs. Marx instead of Uncle and Aunt Rosa!) He used to share with us proudly the progress of his own children, Hansi at the Gagern-Spital, Esther working in the Kindergarten and Mo preparing himself for Palestine at the Bachad-Centre.

Sometimes he asked to those meals guests who talked to us, like the Youthleader who told us about the Misrachi-Conference at which he participated in Palestine. Although his position didn’t allow him to take sides, Uncle didn’t make any secrets to where his sympathies lies: with the religious Zionist movement building the Jewish State. He was very proud of Alumni who joined Kibutz Rodges.

The climax of his blessed activity came after the Kristall-Nacht. With the help of Mrs. Solot-Wiener he sent letters and Memorandums to every part of the World in order to rescue children from Germany.

S. 3:
After he succeeded in sending groups of children to other European countries, lines of people arrived at his office asking for help in rescuing their children. He persuaded the House of Rothschild to finance the maintenance of children at Kfar Hanoar Hadati, after which he got those precious Certificates for 35 children. It was my luck to be one of those he brought to Palestine a few months before the war.

There is no doubt at all that he couldn’t have done all this without the help and understanding of his wife Aunt Rosa. All the burden of managing the big household fell on her shoulders. Throughout the day she was on her feet supervising the work in the kitchen, housecleaning and the laundry. Until late at night she was mending our clothing.

But what was even more important for us, she succeeded to maintain a personal contact with everyone, and even more so after we left Germany. Knowing how late in the evening she was working, she nevertheless found the time to continue

S. 4:
the contact by writing to everyone a personal letter. In one of her letters she told me how much she misses me, but that the arrival at the Home of my younger brother David helped her to get over her longing. I remember our Farewell in the “Gute Stube”. We went in one after another and she blessed us tearfully with great excitement on both sides. Such was the kind of real family ties which existed between her and all “her” children.

We knew that she had possibilities to get out of Germany in time, but she refused to leave “her” children (amongst them my younger brother and sister) and they went together to places from where there was no coming back…
Aunt Rosa used to toy with the idea that like Kibutz Rodges, Alumni will found their own settlement in the future. Until now there is no written document about the Waisenhouse and nothing is known about Aunt Rosa’s sacrifice. At least let us pay tribute to the most unforgettable and unselfish people who dedicated themselves to the noble cause of bringing happiness to children who had no home of their own.           

Josef Karniel
(Seppel Einhorn)





Ausgabe der Kinder-Zeitschrift Der kleine Israelit mit einer Kurzgeschichte Josef Einhorns, 18. November 1937

18. November 1937, Frankfurt am Main

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Ausgabe der Kinder-Zeitschrift Der kleine Israelit mit einer Kurzgeschichte Josef Einhorns © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Liste für die Auswanderung von 35 Kindern des Israelitischen Waisenhauses, Frankfurt am Main, 29. Januar 1939

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Waddesdon Rothschild Collections

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Palestine Jewish Colonisation Association, Dossier Plans and Maps VI, c 1934 Acc no: PIC 6/6/2 Photo: Waddesdon Image Library, mit freundlicher Genehmigung von Waddesdon Rothschild Collections

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© Palestine Jewish Colonisation Association, Photo: Waddesdon Image Library, mit freundlicher Genehmigung von Waddesdon Rothschild Collections


Liste für die Auswanderung von 35 Kindern des Israelitischen Waisenhauses, Frankfurt am Main, 29. Januar 1939

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1939 dringen Polizei und SS in das Israelitische Waisenhaus ein. Das Ehe­paar Marx bemüht sich in der Folge intensiv um eine Aus­reisemöglichkeit für die Kinder. Gleichzeitig wächst die Zahl der Kinder im Waisenhaus weiter an, auch Josefs jüngerer Bruder David wird aufgenommen.

Es gelingt, 35 Zertifikate für die Einreise nach Palästina zu erhalten. Eines davon ist für Josef bestimmt. Im April 1939 brechen die Kinder in Begleitung von Isidor Marx auf. Mit dem Schiff Galilea erreichen sie am 25. April Haifa. Die
Kinder leben gemeinsam im Jugenddorf Kfar HaNoar HaDati.



Kinderausweis von Josef Einhorn, ausgestellt am 5. April 1938

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Kinderausweis von Josef Einhorn, ausgestellt am 5. April 1938 © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Gedicht anlässlich der ersten Bar Mizwa-Feier nach der Ankunft der Kinder in Palästina, 1939

1939, Palästina

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Gedicht anlässlich der ersten Bar Mizwa-Feier nach der Ankunft der Kinder in Palästina, 1939

Josef „Seppel“ Einhorn erhält sich seine Freude am Schau­spielen und Dichten. Gemeinsam mit zwei anderen Kindern schreibt er ein Gedicht für die erste Bar Mizwa­-Feier in Kfar HaNoar HaDati.



Transkription: Gedicht anlässlich der ersten Bar Mizwa-Feier nach der Ankunft der Kinder in Palästina, 1939

babajt ha-jeladim be-kfar noar
be-kfar chassidim al ha-giwah
le-neschef schel chagigat ha-bar-mizwa ha-rischona

[Im Kinderheim im Jugenddorf
in einem Chassidendorf auf dem Hügel
Zur Feier des ersten Bar-Mizwa-Feste
N. Stern, J. Landsberg, und J. Einhorn]

  1.  Was ist eigentlich heut los!
    eine kleine Feier bloß,
    den bar-mizwa [hebr. Bar-Mizwa] feiern wir
    und es ist die erste hier.
    … babajt ha-jeladim [hebr. im Kinderheim]
  2. Nicht nur die bar-mizwa bloß,
    etwas andres war noch los;
    Den noch ist die Woch’ nicht aus
    In der wir zogen in’s neue Haus.
    … babajt ha-jeladim
  3. Große Arbeit war es ja
    den Kindern und ihrer Memschalah [hebr. im Regierung/Herrschaft]
    und kommt Besuch dann sagen sie
    Ben Uri ist doch ein Genie.
    … babajt ha-jeladim




Brief von Mendel Einhorn an seinen Bruder Josef, 18. Mai 1939

18. Mai 1939, Rotterdam, Holland

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Brief von Mendel Einhorn an seinen Bruder Josef, 18. Mai 1939

Josefs Familie lebt verstreut, sein Vater in Belgien, seine Tante in Amsterdam, sein Bruder Mendel in Rotterdam. Es gelingt aber, über Briefe in Kontakt zueinander zu blei­ben. Aus den Briefen geht auch hervor, dass Josef aus Kfar HaNoar HaDati offenbar rege Karten schreibt. Die Briefe, die Josef erhält, zeugen von der zunehmend schwierigen Situation seiner Verwandten.



Brief des Vaters Philipp Einhorn an Josef, 6. Juni 1939

6, Juni 1939, Brüssel, Belgien

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Brief des Vaters Philipp Einhorn an Josef, 6. Juni 1939 © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Transkription: Brief des Vaters Philipp Einhorn an Josef, 6. Juni 1939

S. 1:
Brüssel le 6.6.39

Mein lieber Josef
zu meinen bedauern habe ich die Karte die ich dir seit 4 Wochen geschrieben habe zurück erhalten weil ich nicht richtig deine Adresse geschrieben habe so hat mir Tante Selma deine Adresse angegeben das ich dir wieder schreiben kann l. Seppel ich wünsche dir sehr viel Glück zu deiner Neuer und richtigen Heimat und bitte ich dich das du mir über alles wie es dir geht und was du den ganzen Tag machst auch wie es dir in Frankfurt die ganze zeit geganen ist auch etwas von der l. Oma und von [unleserlich] also alles was man mir von Frankfurt nicht schreiben konnte jezt mir schreiben sollst ich sende dir eine Internazionale Briefmarke welche du dort auf den Postamt für eine Briefmarke eintauschen kannst Betti hatt mir heute geschrieben das sie denkt dich ganz bestimt diesen Sommer zu besuchen auch ich denke auch leSchana haba'a beJeruschalajim [hebr. nächstes Jahr in Jerusalem]
Die l. Oma hat mir geschrieben das ich dir jedes mall von ihr ein Grus schicken soll lieber Josef bitte dich und schreibe mir gleich Antwort auch schüke mir auch ein Briefchen für deinen Bruder Meni so werde ich ihn nach Holland nachsenden den er

S. 2:
Kann zu mir nach Belgien nicht kommen und ich kann dagegen nichts machen es geht in Holland nicht gut lieber Josef verschiedene Kinder aus Frankfurt haben mir gesagt das du ein gutter Schauspieler sein kannst vileicht kannst du mir a par schöne Wizen schicken
ich gruesse Dich herzlich Dein Vater

ich wohne jetzt in einer anderen wohnung
meine Adresse ist jezt

F. Einhorn rüe Angleterre N69
Brüssel Midi

schreibst mir auch Deine Hebreische adresse





Postkarte von „Tante Selma“ an Josef, 11. September 1939

Selma Blumensohn, 11. September 1939, Amsterdam, Holland

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Postkarte von „Tante Selma“ an Josef, 11. September 1939 © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Transkription: Postkarte von „Tante Selma“ an Josef, 11. September 1939

S. 1:
A’dam den 11.9.39.

Mein lieber Josef. Erst heute komme ich dazu Dir Deine lb. Karte zu beantowrten. Es freut mich dass es Dir so gut geht, u. dass Du gar schon einen Schreibtisch basteln kannst. Hast Du auch schon Geigen unterricht? Die lb. Oma wohnt noch mit Onkel zusammen in der Main str. 23. Schreiben kann sie Dir nicht, es geht ihr wie immer. Schreibe Du ihr regelmässig. Bertel kann ihr gar nicht schreiben, u. muss ich jede Post vermitteln, deshalb kann ich auch keine Doppelkarten mehr schicken, denn es reicht mir kaum. Papa u. Menni geht es wie immer. Bertel gefällt es gut. Menni ist jetzt mit Onkel Jakob zusammen. Ich habe sie vorige

Links: Herbert Haas ist jetzt mit Manfred in Enschede.

S. 2:
Woche besucht. Sie haben was sie brauchen. Manfred geht jetzt nach Jontef wieder in die Schule in Enschede. Henni ist jetzt in der Haushaltungsschule. Was macht Dein Ivrit. Kannst Du Dich schon gut verständigen? Wir wünschen Dir noch ein recht gutes u. gesundes neues Jahr u. einen guten Jontef. Nun noch herzl. Grüsse u. Küsse von mir u. Hanni von Deiner Tante Selma
Blumensohn
Amsterdam Jeher str. 5





Tora-Rolle aus dem Besitz von Josef Karniel

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Privatbesitz

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Tora-Rolle aus dem Besitz von Josef Karniel

Als Erinnerung an Josef Karniel bewahrt seine Familie heute noch Gegenstände auf, die auch an seine Flucht erinnern sollen. Die genaue Geschichte der Gegenstände ist nicht überliefert und nicht rekonstruierbar, sie stehen aber symbolisch für die von Josef aus Frankfurt mitgebrachte
jüdische Religion und Kultur.
Josef Karniel hat sich auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für ein Leben in der Gemeinschaft des Kibbuz entschieden. In Ein HaNetziv lässt er sich dauerhaft nieder, dort lernt er auch seine Frau Ruthi Goldmann kennen und gründet mit ihr eine Familie. Josef Karniel wird zu einer zentralen Figur des Kibbuz und übernimmt verschiedene Positionen in der Verwaltung und Organisation.





Sefer Kinnot (Buch der Klagelieder) aus dem Besitz von Josef Karniel

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Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Sefer Kinnot (Buch der Klagelieder) aus dem Besitz von Josef Karniel © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Diashow Josef Einhorn

Diashow erstellt von David Barth, 2021

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(1) Jüdisches Museums Frankfurt am Main
(2-6) Privatbesitz

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(1) Archiv des Jüdischen Museums Frankfurt am Main, mit freundlicher Genehmigung des Jüdischen Museums Frankfurt am Main (2-7) Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Kurzbeschreibung
(1) Josef Einhorn, vermutlich Mitte der 1930er Jahre
(2) Josef Einhorn (Mitte) bei einer Chanukka-Feier im Israelitischen Waisenhaus, Frankfurt am Main, 1937
(3) Josef Einhorn im Kinderdorf Kfar HaNoar HaDati, 1940er Jahre
(4) Hochzeitsfoto von Josef Einhorn und Ruthi Goldmann, 1952
(5) Josef Karniel (hinten rechts) bei einer Versammlung, vermutlich im Kibbuz Ein HaNetziv, Datum unbekannt
(6) Josef Karniel und Ruthi Goldmann bei einer Purim-Feier, Datum unbekannt
(7) Josef Karniel und Ruthi Goldmann, Datum unbekannt
Diashow_Einhorn.gif

03

Lili Fürst, später Lili Schneider



Cutout Lebenslauf Lili Fürst Lebenslauf

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek / Zeichnung: Illi Anna Heger,

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Kurzbiografie Lili Fürst, später Lili Schneider

Adresse: Gärtnerweg 6
Schulen: Varrentrappschule, Philanthropin
Weg: 1939 Schweden

26. Juni 1925
Lili Fürst wird in Frankfurt am Main als einziges Kind von Sally und Ida Fürst, geb. Wertheimer geboren. Die Eltern betreiben eine Mehlhandlung, die bis Dezember 1938 besteht.

1936
Sally und Ida Fürst bemühen sich vergeblich um eine Ausreise der Familie in die USA.

1938
Die Familie entscheidet, Lili mit einem Kindertransport nach Schweden in Sicherheit zu bringen.

Januar 1939
Lili Fürst fährt mit dem Zug nach Berlin und erreicht am 17. Januar den Grenzort Trelleborg. Von dort fährt sie weiter nach Malmö. Die jüdische Kaufmannsfamilie Lempert nimmt Lili als Pflegetochter auf, sie muss im Haushalt arbeiten und das neu geborene Kind der Familie betreuen. Mit ihren Eltern steht Lili in engem brieflichen Austausch.

Ab 1939
Lili Fürst und ihre Eltern bemühen sich um eine Auswanderung in die USA und hoffen, dort wieder vereint zu sein. Lili wird auch selbst aktiv und schreibt ihrem Onkel, der seit 1939 in den USA lebt. Doch die Versuche bleiben erfolglos.

August 1940
Nach dem Abschluss der Volksschule beginnt Lili Fürst eine Ausbildung zur
Modistin. Ab 1942 arbeitet sie in diesem Beruf.

6. Oktober 1941
Die überlieferte Korrespondenz mit den Eltern endet. Sally und Ida Fürst werden am 19. Oktober 1941 in das Getto Litzmannstadt (Łódz´ ) deportiert. Ort und Datum ihrer Ermordung sind nicht bekannt.

1945
Lili Fürst verlässt die Pflegefamilie.

1947
Lili Fürst heiratet den Zuschneider Willi Schneider. Sie wird schwedische Staatsbürgerin. 1951 wird ihr Sohn Jan, 1956 ihre Tochter Yvonne geboren. Als die Kinder älter sind, arbeitet Lili Schneider als Verkäuferin in einem Bekleidungsgeschäft.

Ab 1955
Lili Schneider beantragt für sich und ihre ermordeten Eltern Entschädigung.
Das Verfahren zieht sich bis in die 1960er Jahre, schließlich wird ihr eine Entschädigung zugesprochen.

14. März 1972
Lili Schneider stirbt bei einem Flugzeugabsturz.

----------------------------------
Literaturhinweis:


Zu Lili Fürst siehe auch den Beitrag von Mona Wikhäll in: Initiative Stolpersteine Frankfurt am Main, 16. Dokumentation, 2018, S. 91-92.



Comic Lili Fürst

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Illi Anna Heger

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IlliAnnaHeger_Lili_S1u2.jpg
Comic Lili Fürst, Seite 1 und 2 © Illi Anna Heger


Comic Lili Fürst

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Illi Anna Heger

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IlliAnnaHeger_Lili_S3u4.jpg
Comic Lili Fürst, Seite 3 und 4 © Illi Anna Heger


Comic Lili Fürst

2021

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Illi Anna Heger

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Comic Lili Fürst, Seite 5 und 6 © Illi Anna Heger


Comic Lili Fürst

2021

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Illi Anna Heger

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IlliAnnaHeger_Lili_S7u8.jpg
Comic Lili Fürst, Seite 7 und 8 © Illi Anna Heger


Entschädigungsakte Lili Schneider, erste Seite, 17. September 1955

17. September 1955

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 11598, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Fuerst_001_AkteEntSchaed_klein.gif
© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 11598, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Entschädigungsakte Lili Schneider, erste Seite, 17. September 1955

Die Akte gibt Einblick in den Verlauf der Entschädigungsverfahren von Lili Schneider. Sie versammelt Dokumente des bürokratischen Verfahrens, in dessen Verlauf Lili Schneider Erniedrigungen einstecken muss, aber auch Unterstützung erfährt und erfolgreich gegen erlittenes Unrecht klagt.
Zugleich dient die Akte als Ersatzüberlieferung, denn mit den enthaltenen  Selbstauskünften und anderen Dokumenten erlaubt sie die Rekonstruktion des Geschehenen, für das es keine anderen Zeugnisse mehr gibt.



Aussage von Lili Schneider im Rahmen des Entschädigungsverfahrens, Malmö, 13. September 1955

Lilli Fürst, 13. September 1955, Malmö

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 11598, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Fuerst_002_AussageEntschaed.gif
Aussage von Lili Schneider im Rahmen des Entschädigungsverfahrens © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Zeugnis der Varrentrappschule für Lili Fürst, Frankfurt am Main, 14. März 1939

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Fuerst_003_Zeugnis_Varrentrappschule.jpg
© Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Zeugnis der Varrentrappschule für Lili Fürst, Frankfurt am Main, 14. März 1939

Zwischen diesen Dokumenten liegen nicht nur 18 Jahre.
Das Zeugnis der Varrentrappschule wurde 1939 ausgestellt, die eidesstattliche Erklärung datiert von 1957. Zwischen den Dokumenten liegt auch ein Perspektivwechsel. Auf der Varrentrappschule kann Lili als Jüdin nicht bleiben und so
wechselt sie auf das Philanthropin. Den damals erzwungenen Ausschluss aus der Schule muss Lili Schneider nun im Entschädiungsverfahren eidesstattlich bezeugen.





Eidesstattliche Erklärung Lili Schneiders über den Besuch des Philanthropins, Malmö, 7. August 1957

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 11598, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Fuerst_002_AussageEntschaed_klein_quer.png
Eidesstattliche Erklärung Lili Schneiders über den Besuch des Philanthropins © HHSTAW, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Handgepäckliste von Lili Fürst, Frankfurt am Main, 30. Dezember 1938

30. Dezember 1938, Frankfurt am Main

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Handgepäckliste von Lili Fürst, Frankfurt am Main, 30. Dezember 1938

„Alles gebraucht“ steht neben den insgesamt 133 Stücken, die auf dieser Liste versammelt sind.
Dieser Zusatz war wichtig, denn nur Gegenstände, die bis zur Emigration benutzt wurden, konnten ausgeführt werden. Mit diesen Dingen also beginnt Lili Fürst ihr Leben in Stockholm.
Es sind nur nützliche Gegenstände aufgeführt. Vermutlich wollten die Eltern den begrenzten Platz im Koffer nicht mit Spielsachen, Fotografien oder Erinnerungsstücken belegen.
Bei ihrer Pflegefamilie findet Lili Aufnahme, aber kein glückliches Zuhause. Sobald es ihr möglich ist, verlässt sie die Pflegefamilie, hält aber weiterhin Kontakt.



Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 7. April 1939

7. April 1939, Frankfurt am Main

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 7. April 1939

Mehrmals in der Woche schreiben sich Lili und ihre Eltern Briefe. Erhalten haben sich nur die Briefe der Eltern, Lilis Stimme vermittelt sich nur indirekt.
Über die geografische Distanz hinweg versucht die Familie, die Nähe zueinander nicht zu verlieren. So schickt Lili den Eltern etwa Fotografien. „Lb.
Lili, Dein Bild wird allgemein bewundert, die Leute können es gar nicht fassen, daß Du schon so groß + erwachsen bist – ich selbst sehe Dich immer noch so, wie Du abgereist bist“, schreibt die Mutter im letzten Brief. Und sie nimmt Bezug auf die Berufswahl der Tochter: „Liebe Lili, trägst du auch solch einen Hut, der ringsherum herabgeschlagen ist, d.h. wie ihn Kinder früher trugen?“



Transkription: Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 7. April 1939

S. 1:

Frankfurt, 7.4.39.

Meine liebe Lili!
Dein lb. Brief kam schon letzte Woche hier an, aber ich hatte noch keine Zeit, Dir zu antworten & da der Norweger nicht nach Hause gefahren ist & Dich deshalb nicht besuchen kann, so hatte es auch keine Eile Dir zu schreiben. Ich hoffe, dass es Dir gut geht & Du die kleine Seereise gut überstanden hast, schau Dir nur die schöne Stadt gut an, es soll doch so schön sein in Kopenhagen! Liebe Lili, Dein letzter Brief war viel netter als die vorhergehenden & hoffen wir, dass Du nun immer so vergnügt schreibst, die Mutter von Frau Sjöberg war Sonntag bei uns & erzählte uns von Dir & ihrer Tochter. – Die nächste Woche, wenn Du wieder zu Hause bist, bekommst Du nachträglich die Ostereier, hast Du eigentlich das Paketchen mit Linzertorte erhalten? Herr Scheidt & Onkel Lulu spielen jeden Abend Karten & hat Dir Herr Scheidt seinen Gewinn gespendet ich habe Dir Ostereier davon gekauft, dich ich Dir bereits avisierte, also sobald Du dieselben hast, bedanke Dich bitte bei Herrn Scheidt. – Sage bitte Frau Lempert, dass ich für ihren Brief danke & ihn nächste Woche beantworten werde. – Was hatte Ilse für Besuch? Liebes Kind, bist Du auch immer ordentlich und freundlich gegen Deine Pflegeeltern? Lernst Du fleissig & hältst auch Deine Sachen in Ordnung? Schreibe uns recht oft hast Du etwas nötig, Toilettenartikel oder dergleichen? Nun wünsche ich Dir noch recht vergnügte

S. 2:

Tage & sende Dir, sowie Frau Lempert herzliche Grüße, Dir selbst einen festen Kuss
Deine Mutti.

Auch ich sende Dir recht herzliche Grüße, sowie Herr + Frau Lempert, sowie, der Frau Mutter, der Frau Lempert. Noch vergnügte Feiertage + viel Vergnügen + einen festen Kuß
Dein Papi





Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 5. Juli 1941

5. Juli 1941, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Sally und Ida Fürst an Lili, 5. Juli 1941 © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Transkription: Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 5. Juli 1941

Vorderseite:

Frankfurt a/M 5. Juli 1941.

Absender: Sally Fürst. Gärtnerweg. 6. Frankfurt.a/M.
Empfänger: Lili Fürst. Kastellgatan. 4. Malmö. (Schweden)

Liebe Lili! Wir haben deinen l. Brief v 27 Juni am 2. ds Mts mit Dank erhalten + freuen uns daß du G. L gesund + guter Dinge bist. Auch wir haben deinen Geburtstag in Gedanken mitgefeiert + haben sehr viel von dir gesprochen + auch gedacht, wie wir sehr oft in Gedanken bei dir sind. Schon immer wollt ich dich fragen l Lili wie groß du bist, stelle dich einmal an die Wand, lege ein Buch od. Brett auf den Kopf, mache einen kl Strich + nehme sodann [unleserlich, gestrichen] einen Zentimetermasse + teile uns das mit. Sodann teile ich dir mit, daß uns Papiere in Stuttgart, wie ich durch einen Bekannten hörte, den ich beauftragte zufragen, dorten angekommen sind. Ich habe hingeschrieben + muß die Antwort abwarten. Ich bin derselben Meinung wie du, unbedingt die Zeit ausnützen, um einen pracktischen Beruf zuerlernen, bist du über das gr Wasser fahren kannst. Soll ich in diesem Sinn an H. Lempert einmal schreiben? Wenn du Geld gebrauchst, um Lempert für Kost + Logis zubezahlen, so werde an Herbert od Carl schreiben, wieviel gebrauchst du denn im Monat? Gestern war Frau Sjöberg Mutter bei uns, sie ist gesund + läßt vielmals grüßen. Liebe Lili du mußt denken, wer langsam fährt kommt auch zum Ziel, es läßt sich Nichts erzwingen. Nun lasse es dir weiter gut ergehen, denk nach Regen, kommt Sonnenschein + sei vielmals gegrüßt + geküßt von deinem Papi

Von Amerika haben wir lange Nichts gehört, selbst Schnurmann, der doch jede Woche schreibt, hat ausgesetzt Wenn du schreibst, grüße sie Alle, im übrigen hat Ende diesen Monat Onkel Theo, Tante Lina + Schnurmann Geburtstag vergesse nicht zu gratulieren

do.

Rückeite:

Liebe Lili!

                   Mit Deinem lb. Brief haben wir uns wie immer sehr gefreut, nur sprach dieses Mal ein bischen Wehmut heraus, ich hätte ja gerne etwas dazu beigetragen, daß Du Deinen Geburtstag besser hättest feiern können, aber leider geht es doch nicht & so mußt Du Dich eben trösten auf ein andermal, hoffentlich können wir ihn dann festlich begehen. Auch die Zeit, die Du bei Herrn L. Altern? verbringst, wird herumgehen & wenn Du dann, wie wir hoffen, bald eine Lehrstelle bekommst, so wirst Du auch zufriedener sein. – Lb. Lili, Du schriebst‘ das letzte Mal Du wärst böse auf Carl, weil er die Bürgschaft nicht geschickt habe, Du meinst doch unsere, denn ich nehme an, daß Du im Besitz solcher bist. Warum

 [Absender: Sally Fürst. Gärtnerweg.6. Frankfurt.a/M.
Empfänger: Lili Fürst. Kastellgatan.4. Malmö. (Schweden)]

dauert es eigentlich so lange, bis Du Dein Visum erhältst? Ist eben gar keine Aussicht, dass Du fortkommen kannst? Hast Du nichts gehört, ob ein Schiff von Schweden abfährt? Frau S. Mutter? ist in Verlegenheit, weil sie von ihren Kindern in U.S.A. & auch von denen, die neulich weg sind, keine Nachricht hat, Du sollst Frau S. fragen, ob sie etwas gehört habe. Ruth’s Mutter schrieb uns, dass sie von Dir gehört habe, von welchem Datum war Ruth’s Brief? Bei uns ist es nun auch Sommer geworden, ich komme allerdings nicht viel fort & merke nicht viel davon. Wenn Du badest sei vorsichtig, gehe nicht, wenn Du erhitzt bist, ins Wasser. Hast Du noch Gesellschaft, oder sind all Deine Altersgenossinen fort?

Nun schreibe recht bald wieder & nimm für heute die innigsten Grüße & Küsse von Deiner

Mutti.

Neulich hatte ich vergessen zu schreiben, Tante Marta aus Marburg ließ Dich grüßen & Dir zum Geburtstag gratulieren!





Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 6. Oktober 1941

Sally und Ida Fürst, Brief, 6. Oktober 1941, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Sally und Ida Fürst an Lili, 6.10.1941 © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Transkription: Sally und Ida Fürst an Lili, Frankfurt am Main, 6. Oktober 1941

Frankfurt. a/M. 6. Oktober 1941

Absender: Sally Fürst. Gärtnerweg 6 Frankfurt.a/M.
Empfänger: Lili Fürst. Kastellgatan 4. Malmö. Schweden

Liebe Lili! Wir haben deinen l. Brief v. 26.9. am 3. ds bei guter Gesundheit erhalten u. sagen dir, sowie der Frau Lempert, für Iihre freundlichen Zeilen u. Wünsche, den herzlichsten Dank. Inzwischen wird unsere Karte an die kl. Marianne auch angekommen sein. Betty und Rosemarie sind noch nicht verlobt, das geht so schnell nicht, dazu gehören immer Zwei. Erstere ist noch bei Weil, aber als Gehülfing tätig, und Rosemarie ist ebenfalls in ihrer Lehrstelle weiter tätig, sie ist aber nicht gewachsen, aber dicker ist sie geworden. Wen meinst du mit Annemarie? Soll wohl Anneliese Neidhardt sein, dieselbe sehen wir fast nie, ist aber groß geworden und geht noch zur Schule. Schreibe in den nächsten Brief mal ausführlich, was du in der Lehre alles tun mußt. Ich wollte schon immer dich fragen, ob du dort Gelegenheit hast, in deiner freien Zeit, so z.B. des Abend‘s, ein gutes deutsches Buch zulesen, es ist dies unbedingt nötig, dadurch verlernt man seine Muttersprache nicht und bildet, besonders beim Briefeschreiben. Nun liebe Lili lasse es dir weiter recht gut ergehen, bleibe gesund, schreibe bald wieder und sei auf das herzlichste gegrüßt und geküßt dein Papi

[Vertikal am Rand:] Viele Grüße an Familie Lempert + Frau S. Retourportoschein beiliegend!

 

Liebe Lili!

         Auf Deinen lb. Brief haben wir dieses Mal etwas länger warten müssen, wir wollen es aber damit entschuldigen, daß Du nun wieder im Geschäft bist & dadurch weniger Zeit hast. Ich freue mich, dass es Dir gefällt, hoffentlich bleibt es auch so, gebe Dir nur immer Mühe & mache alles pünktlich. Wie heissen denn die Leute? – Habt Ihr nun inzwischen den Geburtstag von kl. Mariannchen gefeiert? Ist es recht beschenkt worden? – Lb. Lili, Dein Bild wird allgemein bewundert, die Leute können es garnicht fassen, dass Du schon so groß & erwachsen bist & ich selbst sehe Dich immer noch so wie Du abgereist bist. Das Blümelein fragt sehr oft nach Dir, auch Dein alter Lehrer erkundigt sich oft, wie es Dir geht. Soeben war Frau S.‘ Mutter hier, sie erzählt uns unter anderem, dass sich Onkel SchXXXmann mit Mia? in U.S.A. beteiligt habe, also nun für ganz in New York bleibt, von ihm selbst haben wir länger nichts gehört. – Liebe Lili trägst Du auch solch einen Hut?, der ringsherum herabgeschlagen ist, d.h. wie ihn Kinder früher trugen? – Hier ist das Wetter noch recht schön, manchertags recht warm, trotzdem bin ich viel Zu Hause. – Nun grüße mir Fam. Lempert & bedanke Dich in meinem Namen für den Brief, sei Du selbst aufs innigste gegrüßt & geküsst von Deine Mutti.





Abschlusszeugnis für Lili Fürst, Malmö, 8. Juni 1940

8. Juni 1940, Malmö, Schweden

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Abschlusszeugnis für Lili Fürst, Malmö, 8. Juni 1940

In Malmö besucht Lili die Schule, die sie im Juni 1940 abschließt. In den Fächern Geschichte, Zeichnen, Kunsterziehung und Handarbeiten schließt sie mit der Note „Mit Lob bestanden / gut“ ab. Im Betragen und der Ordnung erzielt sie ein „Sehr gut“. Sie wird Modistin und arbeitet später in einem Bekleidungsgeschäft. In dieser Zeit lernt sie den Zuschneider Willi Schneider kennen, 1947 heiraten die beiden. Sie werden Eltern von zwei Kindern.





Diashow Lili Fürst

Diashow erstellt von David Barth, 2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv der Deutschen Nationalbibliothek 1933-1945

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Quelle

Nachlass Lili Fürst, EB 2020/004, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Kurzbeschreibung
(1) Sally und Ida Fürst, undatiert
(2) Lili Fürst im Alter von ca. zwei Jahren in Frankfurt am Main
(3) Lili im Sommer 1933 mit Sonnenschirm, Frankfurt am Main
(4) Sally und Lili Fürst, 1935
(5) Lili Fürst, Malmö, 2. August 1944
(6) Lili mit Marianne Lempert, 1945
(5) Hochzeitsfoto Lili und Willi Schneider, Malmö, 27. November 1947
(7) Lili mit ihrem Mann in Frankfurt am Main, 1954
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04

Renate Adler, später Renata Harris



Cutout Lebenslauf Renate Adler

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Hamed Eshrat

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Kurzbiografie Renate Adler, später Renata Harris

Adresse: Gervinusstraße 22
Schule: Philanthropin
Weg: 1939 Großbritannien, ab 1960er Jahre Österreich

26. Juni 1929
Renate Adler wird als einziges Kind von Alfred und Margarete Adelheid Adler, geb. Golisch, in Frankfurt am Main geboren. Sie wächst in einem wohlhabenden und liberalen Elternhaus auf.

August 1938
Der Vater beantragt für die Familie Einreisevisa in die USA. Sie werden zunächst nicht bewilligt.

November 1938
Der Vater wird während der Novemberpogrome verhaftet und nach Buchenwald deportiert. Mit Unterstützung einer englischen Sponsorin wird er im Januar 1939 entlassen und kann im April 1939 nach Großbritannien emigrieren.

Ende August 1939
Renate Adler verlässt Frankfurt mit einem Kindertransport. Über Hoek van Holland erreicht sie London, Liverpool Street Station. Nach der Ankunft verbringt sie zwei Tage mit ihrem Vater, bevor sie in einem Internat untergebracht wird. Ihren Vater sieht sie danach nur wenige Male, bevor er am 19. Oktober 1953 stirbt.

Bis 1942
Von ihrer Mutter erhält Renate Adler regelmäßig liebevolle Briefe. Wegen des Kriegsbeginns gelingt es Margarete Adler nicht mehr auszureisen. Am 11. Juni 1942 wird sie aus Frankfurt deportiert und im Vernichtungslager Sobibor ermordet.

1939–1943
Renate Adler besucht eine kleine Privatschule in Selsey/Sussex, südwestlich von London. Sie nennt sich nun Renata.

Ab 1943
Renata Adler besucht die renommierte St. Paul’s School in London.

Juli 1946
Renata Adler macht ihren Schulabschluss und beginnt zunächst eine Ausbildung in einem Kinderheim. Ab 1947 arbeitet sie in einem Hotel in London.

1950
Renata Adler beginnt eine Ausbildung zur Stewardess und arbeitet bis zu ihrer Hochzeit 1952 in diesem Beruf. Danach ist sie als Reiseleiterin tätig.

November 2011
Renata Harris reist zur Einweihung eines Denkmals an die Kindertransporte nach Hoek van Holland. Für sie beginnt mit dieser Reise eine intensive Auseinandersetzung mit ihrer Lebensgeschichte, sie wird zur aktiven Zeitzeugin.

Bis heute
Renata Harris besucht mehrfach Frankfurt am Main und spricht im Rahmen von Zeitzeug*innengesprächen immer wieder über ihre Erfahrungen. Renata Harris lebt heute in Seefeld/Tirol.


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Literaturhinweis:


Zu Renata Harris siehe auch Angelika Rieber: "Da habe ich meine Mama das letzte Mal gesehen". Renata Harris, geb. Adler. In: Angelika Rieber; Till Lieberz-Groß (Hg.): Rettet wenigstens die Kinder. Kindertransporte aus Frankfurt am Main - Lebenswege von geretteten Kindern. Frankfurt am Main 2018, S. 42-57.



Comic Renate Adler

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Hamed Eshrat

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Comic Renate Adler, Seite 1 und 2 © Hamed Eshrat


Comic Renate Adler

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Hamed Eshrat

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Comic Renate Adler, Seite 3 und 4 © Hamed Eshrat


Comic Renate Adler

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Hamed Eshrat

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Rena_fertig_S5u6.jpg
Comic Renate Adler, Seite 5 und 6 © Hamed Eshrat


Comic Renate Adler

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Hamed Eshrat

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Comic Renate Adler, Seite 7 und 8 © Hamed Eshrat


Renata Harris im Gespräch mit Schüler*innen der Ernst-Reuter-Schule 1, 2. Juni 2014

2014

Aus der Sammlung von

Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt e.V.

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Quelle

Sammlung des Projekts Jüdisches Leben in Frankfurt am Main e.V., mit freundlicher Genehmigung der Familie, Klaus Hartenfellers und des Projekts Jüdisches Leben in Frankfurt am Main e.V.

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© Sammlung des Projekts Jüdisches Leben in Frankfurt am Main e.V., mit freundlicher Genehmigung der Familie, Klaus Hartenfellers und des Projekts

Renata Harris im Gespräch mit Schüler*innen der Ernst-Reuter-Schule 1, 2. Juni 2014

Renata Harris berichtet seit 2011 in zahlreichen Gesprächen von ihrer Lebensgeschichte.  Einige dieser Gespräche werden aufgezeichnet und geben einen Eindruck von der Zeitzeugin Renata Harris. Mit ihrer Art zu erzählen regt sie die Schüler*innen an, vielfältige Fragen zu stellen, und beantwortet diese bereitwillig. Dabei wechselt sie zwischen Deutsch, Englisch und teilweise auch Tirolerisch. Die Schüler*innen, so sagt sie, sollten verstehen, dass zwar eine ältere Dame vor ihnen sitze, diese im Moment des Erzählens aber zehn Jahre alt sei.





Koffer, in dem das Umzugsgut von Renate Adler nach Großbritannien transportiert wurde

Koffer, 1930er Jahre

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Koffer, in dem das Umzugsgut von Renate Adler nach Großbritannien transportiert wurde © Deutsches Exilarchiv, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Liste des Umzugsguts für Renate Adler, Frankfurt am Main, August 1939

Liste, August 1939, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW Bestand 519/3 Nr. 22004, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Liste des Umzugsguts für Renate Adler, August 1939 © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Puppe von Renate Adler, Stehpuppe der Puppenfabrik Bruno Schmidt, Waltershausen, Herstellung ab 1920

Puppenfabrik Bruno Schmidt, Spielzeug, 1920, Waltershausen

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Puppe von Renate Adler, Stehpuppe der Puppenfabrik Bruno Schmidt, Waltershausen, Herstellung ab 1920

Auf der Fahrt nach Großbritannien hat Renate auch ihre Puppe dabei, die sie schon als Kleinkind besessen hat.
In Großbritannien wird aus dem Frankfurter Kind Renate die englischsprachige Renata. Sie sei mit der Ankunft in Großbritannien schlagartig älter geworden. Die Puppe hat sie bei diesem Persönlichkeitswandel begleitet, Renata Harris hat sie bis heute aufbewahrt.
Die Schulzeugnisse aus dieser Zeit loben sie regelmäßig für ihre Lernfortschritte und belegen, wie gut sie die neue Lebenssituation meisterte. Für ihre Teilnahme an einem Vorlesewettbewerb der St. Paul’s School erhielt sie als Preis ein Buch über Vogelkunde.





Schulzeugnis für Renata Adler, Selsey, Herbst 1942

Zeugnis, Herbst 1942, Selsey, Großbritannien

Aus der Sammlung von

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW Bestand 518 Nr. 77275, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Schulzeugnis für Renata Adler, Selsey, Herbst 1942 © Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Büchlein über Vogelkunde für Renata Adler, London, Juli 1943

Juli 1943

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Büchlein über Vogelkunde für Renata Adler © Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Famil


Brief von Margarete Adler an Renate Adler, Frankfurt am Main, 12. Dezember 1939

Brief, 12. Dezember 1939, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Sammlung Angelika Rieber, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Brief von Margarete Adler an Renate Adler, Frankfurt am Main, 12. Dezember 1939

Renata erhält regelmäßig liebevolle Briefe ihrer Mutter aus Frankfurt. Sie zeugen von der Fürsorglichkeit der Mutter, aber auch von ihrer Sehnsucht, „mein Goldkind“ wiederzusehen.

Transkription: Brief von Margarete Adler an Renate Adler, Frankfurt am Main, 12. Dezember 1939

S. 1:
Dienstag 12. XII. 39

Mein geliebtes Renalein!
Heute sollst Du wieder mal von Deiner Mutti hören, nachdem mir Pappi so viel Schönes & Liebes von Dir berichtete – Ich bin so glücklich, wenn ich etwas über Dich höre & besonders dann, wenn es was Gutes ist. Es macht mir recht viel Freude, dass Du so fleissig lernst & gute Fortschritte machst; halte es nur weiter so, mein liebes Kind! – Neulich nachts träumte ich von Dir, mein kleines Butschili; aber leider viel zu wenig. – Unterdes bist Du auch größer & kräftiger geworden, & all Deine Kleider werden Dir bald zu klein sein. – Gern hätte ich Dir etwas Schönes geschickt, aber leider geht dies nicht. – Und all die gesammelten Papageien-Zeitungen liest Waldemar. –


S. 2:
Heut habe auch mal an Goitin's geschrieben; denkst Du noch manchmal an Rutli? Und an Deine Mutti? – Frl. Hanauer war neulich nachmittag bei uns & auch sie freut sich sehr, dass Du so fleissig bist. – Nun hast Du bald Ferien mein liebes Renale & willst mit Deinem lb. Frl. Martin an die See. Sei ja recht lieb & dankbar für so viel Gutes & Liebes. – Papi hätte sich auch sehr mit Deinem Besuch gefreut, aber vielleicht habt Ihr Euch unterdeß gesehen. – Ich bin Sonntags immer bei Hans & Liesel & und dann sprechen wir immer von Dir, meinem kl. Schatz. – Deinen kl. Kindertisch & den kl. Sessel werde ich zu Weihnachten der kl. Herta von Tina schenken; sie ist doch so niedlich & sagt zu Deiner grünen Holzschlange: „Gelle, die Slange beisst mich nicht.“ – Ja, Renate, voriges Jahr haben wir die Lichtchen noch zusammen angezündet. Hoffentlich führt uns der lb. Gott recht bald zusammen, Dich, mein geliebtes Kind & Deinen lb. Papi & dann werden wir recht glücklich & zufrieden sein. In inniger Liebe umarmt & küsst Dich Deine treuliebende
Mammi.





Anzeige im Journal der Association of Jewish Refugees für die Einweihung des Denkmals in Hoek van Holland, November 2011

Anzeige, November 2011

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, ZB 93249

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© Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, ZB 93249


Anzeige im Journal der Association of Jewish Refugees für die Einweihung des Denkmals in Hoek van Holland, November 2011

Im November 2011 trifft Renata Harris bei der Einweihung des Denkmals zur Erinnerung an die Kindertransporte in Hoek van Holland das erste Mal eine Gruppe von etwa 70 Menschen, „mit denen ich sehr, sehr viel gemeinsam hatte. Das war ein irres Gefühl.“ Bei diesem Anlass ergibt sich auch der Kontakt nach Frankfurt, der sich in den Folgejahren intensiviert.



Diashow Renata Harris

Diashow erstellt von David Barth, 2021

Aus der Sammlung von

(1-5) Privatbesitz
(6) Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

(1-7) Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung der Familie (8) Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Fotografie: Alexander Paul Englert

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Kurzbeschreibung
(1) Renate Adler mit ihrer Puppe, Anfang 1930er Jahre
(2) Renate Adler im Frankfurter Zoo, Mitte 1930er Jahre
(3) Renate Adler mit ihrem Vater Alfred Adler im Schwimmbad, ca. 1936
(4) Renate Adler mit ihrer Mutter Margarete Adelheid Adler, Juni 1939
(5) Renate Adler, Juni 1939
(6) Renata Harris bei einer Veranstaltung im Deutschen Exilarchiv 1933-1945, 20. November 2018
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05

Elisabeth Calvelli-Adorno, später Elisabeth Reinhuber-Adorno



Cut Out Elisabeth Calvelli-Adorno

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Sascha Hommer

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Kurzbiografie Elisabeth Calvelli-Adorno, später Elisabeth Reinhuber-Adorno

Adresse: Feldbergstraße 25
Schulen: Ludwig-Richter-Schule, Anna-Schmidt-Schule
Weg: 1939 Großbritannien, 1955 Deutschland

2. Dezember 1925
Elisabeth Calvelli-Adorno wird als ältestes der drei Kinder von Franz und Helene Calvelli-Adorno, geb. Mommsen, in Frankfurt am Main geboren.

1929–1933
Die Familie lebt in Dortmund. Wegen des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums verliert der Vater seine dortige Stelle als Landgerichtsrat. Die Familie kehrt nach Frankfurt zurück.

November 1938
Die Eltern beschließen, die beiden ältesten Kinder Elisabeth und Ludwig mit einem Kindertransport in Sicherheit zu bringen.

27. Juni 1939
Elisabeth Calvelli-Adorno und ihr Bruder Ludwig reisen mit dem Zug nach Hoek van Holland, von dort mit der Fähre nach Harwich und weiter mit dem Zug nach London, Liverpool Street Station.

1939
Das Ehepaar Hulford nimmt die Geschwister auf. Der Vater hatte das Paar bei einer Erkundungsreise kennengelernt. Sie leben nahe London, in Purley.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs geben die Pflegeeltern die Kinder ab, die Geschwister werden getrennt und müssen mehrfach ihre Wohnorte und Bezugspersonen wechseln.

Januar 1940
Elisabeth Calvelli-Adorno wird in einer katholischen Privatschule aufgenommen, ein Jahr später wechselt sie an eine staatliche weiterführende Schule.

Juni 1940
Elisabeth Calvelli-Adorno wird von dem Ehepaar Hayes aufgenommen.
Ab Sommer 1942 lebt auch Ludwig dort.

1943
Elisabeth Calvelli-Adorno schließt die Schule ab und arbeitet als Sekretärin.

September 1945
Die Korrespondenz mit den Eltern setzt wieder ein.

1947
Elisabeth Calvelli-Adorno und ihr Bruder Ludwig erhalten Besuch von den Eltern. Ein Jahr später erfolgt der Gegenbesuch in Deutschland.

1950–1955
Elisabeth Calvelli-Adorno kehrt temporär nach Frankfurt zurück. Sie lernt Kurt Reinhuber kennen, den sie 1955 heiratet. Bis 1953 absolviert sie an einer
Londoner Universität ein Studium der Volkswirtschaftslehre.

1955
Elisabeth Reinhuber-Adorno kehrt dauerhaft nach Deutschland zurück.
Mit ihrem Mann und den drei Kindern lebt sie bei Frankfurt.

Ende der 1950er Jahre
Elisabeth Reinhuber-Adorno stellt einen Antrag auf Entschädigung wegen „Schadens in der Ausbildung“. Um die Anerkennung als Verfolgte muss sie
kämpfen, bevor ihr Entschädigung zugesprochen wird.

1960er Jahre
Elisabeth Reinhuber-Adorno beginnt, sich in der Kommunalpolitik zu engagieren.

2000er Jahre
Elisabeth Reinhuber-Adorno spricht immer wieder als Zeitzeugin über ihre
Lebensgeschichte.

10. Juni 2016
Elisabeth Reinhuber-Adorno stirbt in Oberursel.

__________________
Literaturhinweis:


Zu Elisabeth Reinhuber-Adorno siehe auch Angelika Rieber: "Wir sahen das zerstörte Frankfurt". Elisabeth Reinhuber, geb. Calvelli-Adorno, und Ludwig Calvelli-Adorno. In: Angelika Rieber; Till Lieberz-Groß (Hg.): Rettet wenigstens die Kinder, Kindertransporte aus Frankfurt am Main - Lebenswege von geretten Kindern. Frankfurt am Main 2018, S. 58-69.




Comic Elisabeth Calvelli-Adorno

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Sascha Hommer

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Comic Elisabeth Calvelli-Adorno, Seite 1 und 2 © Sascha Hommer


Comic Elisabeth Calvelli-Adorno

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Sascha Hommer

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Comic Elisabeth Calvelli-Adorno, Seite 3 und 4 © Sascha Hommer


Comic Elisabeth Calvelli-Adorno

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Sascha Hommer

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Comic Elisabeth Calvelli-Adorno, Seite 5 und 6 © Sascha Hommer


Comic Elisabeth Calvelli-Adorno

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Sascha Hommer

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Comic Elisabeth Calvelli-Adorno, Seite 7 und 8 © Sascha Hommer


Zeugnis der Anna-Schmidt-Schule für Elisabeth Calvelli-Adorno, 20. Dezember 1938

Zeugnis, 20. Dezember 1938, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Zeugnis der Anna-Schmidt-Schule für Elisabeth Calvelli-Adorno, 20. Dezember 1938

Elisabeth Calvelli-Adorno besucht ab 1935 die Anna-Schmidt-Schule. Im Rückblick erinnert sie ihre Schulzeit sehr positiv. Noch im Dezember 1938 wird sie im Zwischenzeugnis als „eifrig arbeitende Schülerin“ gelobt.



Mit den Initialen „E C-A“ (Elisabeth Calvelli-Adorno) bestickter Turnbeutel

Turnbeutel

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Mit den Initialen „E C-A“ (Elisabeth Calvelli-Adorno) bestickter Turnbeutel © Deutsches Exilarchiv 1933-1945, mit freundlicher Genehmigung der Famil


Kinderausweis für Elisabeth Calvelli-Adorno, Frankfurt am Main, 25. März 1939

Ausweis, 25. März 1939

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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Kinderausweis für Elisabeth Calvelli-Adorno © Deutsches Exilarchiv 1933–1945, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Aufkleber für ein Gepäckstück, das Elisabeth Calvelli-Adorno auf den Kindertransport mitnahm, 27. Juni 1939

Gepäckaufkleber, 27. Juni 1939, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Aufkleber für ein Gepäckstück, das Elisabeth Calvelli-Adorno auf den Kindertransport mitnahm, 27. Juni 1939

Elisabeths Koffer ist bereits mit „c/o Hulford“ adressiert. Bei einer Erkundungsreise nach Großbritannien hatte ihr Vater das Ehepaar Hulford kennengelernt und als künfitge Pflegeeltern für Elisabeth und Ludwig gewinnen können. Auf dem Londoner Bahnhof Liverpool Street Station werden die Kinder daher bereits von Mr. Hulford erwartet.



Elisabeth Calvelli-Adorno an die Eltern, Purley, Großbritannien, 31. Juli 1939

Brief, 31. Juli 1939, Purley, Großbritannien

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Elisabeth Calvelli-Adorno an die Eltern, Purley, Großbritannien, 31. Juli 1939

Bereits einen Monat nach der Ankunft in Großbritannien wechselt Elisabeth ins Englische. Lange besteht ein enger brieflicher Austausch mit den Eltern und der Schwester, der durch den Krieg erschwert wird und in den letzten Monaten zum Erliegen kommt.



Transkription: Elisabeth Calvelli-Adorno an die Eltern, Purley, Großbritannien, 31. Juli 1939

S. 1:

31.7.39.

Dear Bear and dear Father Swan!

I’ll try to write in English and to look in no dictionary. I hope, the letter will be allright, but I don’t think so. I don’t really know what I shall or can do the whole day. Today I wrote something about my Miez. Mrs. Hulford said, it were very good. – Jack is in his bed again, for Saturday he was at the pictures with Barbara, although he felt rotten. To-day in the afternoon Aunt Malchen rang up. I’ll go Wodansday to her. Johann will pick me up at Waterloo-Station. – Yesterday there were nothing. We had breakfast a little earlier than 11 o’clock. After breakfast Mr. and Mrs. H. and I we made the dinner till about 1 o’clock. We cleaned a little the rooms. In the afternoon we talked and I read Uncle Tom’s Cabin. But it is to difficult, because almost all words are American slang. Just I began, “The Water Babies” by Kinsley, but I don’t know yet, what I shall read.

S. 2:

To-day I got a nice letter from Helga. I answered and wrote to Miss R. too. Brian wrote, that the weather were dreadful, and that they can’t even make fire and cook their meals properly. In the morning I bought something for Jack and fetched his medecin. – Mrs. Hulford must drink stout with milk for her rheumatismus. Now she goes to another treatement. The doctor there told her to eat everything and to eat lot. For every pound, which she get more, he’ll give her a penny. I was with her in this rheumatismus-clinic twice. – Perhaps Hulford’s will buy this house in Caterham because they say, that they would like more room. But they must spend a lot of money to make it in order again. It is a very nice house, very big. There is also a very big garden and I think with a tennis-lawn. – Mr. Hulford told Jack and me exercises for the feet and for the

 S. 3:

whole body. We must do them every morning and every evening. I do it since a little more than a week. – Till now we haven’t got a domestique servant. But Mrs. H. rang up this lady who did very much for us – for our journey and perhaps she knows any girl to come. – Just Mr. Hulford brought my tea. I drink tea almost during the whole day. Sometimes I cook it. I help rather much in the kitchen. In the morning and in the evenings I wash up. If Jack is not in his bed, he helps of course.

I don’t nothing more to write.

Kind regards also to Gathi, Ria and Mr. Loveridge

Your Elisabeth.

 

Please answer in German! Just in the radio American-dancing. I heard never more awful music.





Elisabeth Calvelli-Adorno an die Eltern, Rickmansworth, Großbritannien, 12. September 1945

Brief, 12. September 1945

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Elisabeth Calvelli-Adorno an die Eltern, Rickmansworth, Großbritannien, 12. September 1945

Nach Kriegsende berichtet Elisabeth, was sich in der Zwischenzeit ereignet hat. Nicht nur die Sprache hat sie gewechselt, auch ihren Namen: Sie unterschreibt mit Jane. Ihre Eltern adressiert sie als „Mum and Dad“, es ist ihr bewusst, wie merkwürdig das nach einer so langen Zeit der Trennung klingt.

Transkription: Elisabeth Calvelli-Adorno an die Eltern, Rickmansworth, Großbritannien, 12. September 1945

S. 1:

On Top of a Cliff,
North Devan.

12th September, 1945

Dear Mum and Dad,
You can imagine what I felt like when I read the letter I had been waiting for for the last six years and to see your own dear handwriting again. Many times I have mentally written this, my first letter to you, but I still don’t know what to say or where to start. I am calling you “Mum and Dad” because that is how Lux and I have always called you and I hope it will not sound strange to you.
It seems a lifetime ago since I saw the Bear standing on the stallion; he came onto the platform because we had forgotten something and

 S. 11:
[S. 10: We had to return from the] cliff I started this letter on and now I am sitting by a logfire finishing it and watching the rain when I get stuck. I hope we shall be back in time to see Mr. Pinelas; I should love to hear more about you.
I am so happy that you are all safe and united in a flat with the old furniture (I remember it very well) and that Dad is a judge again. I am glad, too, that Opa is near you; please give my love to him and lalla.

With very much love,
Jane.





Aus der Entschädigungsakte von Elisabeth Reinhuber-Adorno, 19. Mai 1958

19. Mai 1958

Aus der Sammlung von

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden

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Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 48260, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden, HHStAW, Best. 518 Nr. 48260, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Aus der Entschädigungsakte von Elisabeth Reinhuber-Adorno, 19. Mai 1958

Um die Anerkennung als Verfolgte und die Entschädigung muss Elisabeth Reinhuber-Adorno Ende der 1950er Jahre kämpfen, da „Mischlinge II. Grades nicht als Kollektivverfolgte anzusehen“ seien, wie die Entschädigungsbehörde mitteilt.





Britischer und deutscher Pass für Elisabeth Reinhuber-Adorno

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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© Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie


Britischer und deutscher Pass für Elisabeth Reinhuber-Adorno

Elisabeth Reinhuber-Adorno besitzt die deutsche und die englische Staatsbürgerschaft, sie fühlt sich beiden Ländern zugehörig.



Interview mit Elisabeth Reinhuber-Adorno in der Bildungsstätte Anne Frank, 2013

2013

Aus der Sammlung von

Projekt Jüdisches Leben Frankfurt e.V.

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Sammlung des Projekts Jüdisches Leben in Frankfurt am Main e.V., mit freundlicher Genehmigung der Familie und des Projekts Jüdisches Leben in Frankfurt am Main e.V.

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© Sammlung des Projekts Jüdisches Leben in Frankfurt am Main e.V., mit freundlicher Genehmigung der Familie und des Projekts

Interview mit Elisabeth Reinhuber-Adorno in der Bildungsstätte Anne Frank, 2013

Über ihre Erfahrungen als Kindertransportkind und die Zeit der Trennung von ihren Eltern gibt Elisabeth Reinhuber-Adorno später als Zeitzeugin Auskunft.





Brief von Elisabeth Reinhuber-Adorno an die CDU, Oberursel, 8. Januar 1986

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

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© Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie

Brief von Elisabeth Reinhuber-Adorno an die CDU, Oberursel, 8. Januar 1986

Elisabeth Reinhuber-Adorno engagiert sich kommunalpolitisch für die CDU. 1986 meldet sie sich couragiert zu Wort und verlangt in Briefen an prominente Mitglieder der CDU, sich von Hermann Fellner zu distanzieren. Fellner hatte sich zuvor mit antisemitischen Äußerungen in einer Debatte um Entschädigungszahlungen hervorgetan.





Diashow Elisabeth Calvelli-Adorno

Diashow erstellt von David Barth, 2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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(1-8) Nachlass Elisabeth Reinhuber-Adorno, EB 2020/011, Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung der Familie (9) Fotografie: Jochen Reichwein, mit freundlicher Genehmigung von Jochen Reichwein

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Kurzbeschreibung
(1) Elisabeth Calvelli-Adorno im Alter von 13 Jahren
(2) Franz und Helene Calvelli-Adorno mit den jüngeren Kindern Ludwig und Agathe
(3) Elisabeth und Ludwig beim Abschiedsbesuch mit ihren Großeltern Helene und Louis Calvelli-Adorno, 1939
(4) Elisabeth und Ludwig Calvelli-Adorno, Abschied von Frankfurt am Main, 1939
(5) Elisabeth und Ludwig Calvelli-Adorno in Purley, Großbritannien, mit dem Pflegevater Mr. Hulford (links) und seinem Sohn, 1939
(6) Elisabeth und Ludwig Calvelli-Adorno mit Mr. Hayes, Rickmansworth, Großbritannien, ca. 1945
(7) Familie Calvelli-Adorno, ca. 1948/49
(8) Elisabeth, Ludwig, Agathe Calvelli-Adorno, ca. 1948
(9) Elisabeth Reinhuber-Adorno, 2015
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06

Karola Ruth Siegel, später Dr. Ruth K. Westheimer



Cut Out Karola Ruth Siegel

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Magdalena Kaszuba

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Kurzbiografie Karola Ruth Siegel, später Dr. Ruth K. Westheimer

Adresse: Brahmsstraße 8
Schule: Samson-Raphael-Hirsch-Schule
Weg: 1939 Schweiz, 1945 Palästina, 1950 Frankreich, 1956 USA

4. Juni 1928
Karola Ruth Siegel wird als einziges Kind von Julius und Irma Siegel, geb. Hanauer, im fränkischen Wiesenfeld geboren. Sie wächst in Frankfurt in
einem jüdisch-orthodoxen Elternhaus auf. Ihr Vater betreibt ein Großhandelsgeschäft für Kurzwaren.

16. November 1938
Nach den Novemberpogromen wird der Vater verhaftet und ins Konzentrationslager Dachau deportiert. Im Februar 1939 wird er entlassen.

5. Januar 1939
Karola Siegel fährt mit dem Zug über Basel und Rorschach nach Heiden im Schweizer Kanton Appenzell. Dort findet sie im Kinderheim Wartheim Aufnahme. Als Flüchtling ist sie nur temporär geduldet. Karola Siegel besucht die Heimschule und absolviert später eine Haushaltslehre.

29. Oktober 1941
Karola Siegel erhält von Verwandten die Nachricht, dass ihre Eltern deportiert wurden. Vergeblich schreibt sie an eine ihr übermittelte Adresse der Eltern im Getto Litzmannstadt (Łódz´).

1945
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs sollen die Jugendlichen weiterziehen. Karola Siegel wandert im August 1945 nach Palästina aus und lebt dort zunächst in einem Kibbuz.

1947–1948
Während des zionistisch-arabischen Bürgerkriegs schließt sich Ruth Siegel der Untergrundorganisation Hagana an. Bei einer Granatenexplosion wird sie schwer verletzt.

1950
Ruth Siegel heiratet und lebt zeitweise in Paris. Sie arbeitet in einem zionistischen Kindergarten und nimmt an der Sorbonne ein Psychologiestudium auf.

Ab 1953
Ruth Siegel beantragt für sich, ihre ermordeten Eltern und ihre ermordete Großmutter Entschädigung. Das Verfahren wird Mitte der 60er Jahre abgeschlossen, ihr wird eine Entschädigung zugesprochen.

1956
Ruth Siegel wandert mit ihrem zweiten Mann in die USA aus. 1957 kommt ihre Tochter auf die Welt.

1959
Ruth Siegel schließt ihr Studium der Soziologie an der New School for Social Research mit einem Master ab.

1961
Ruth Siegel heiratet Manfred Westheimer. 1963 wird ihr Sohn geboren.

1970
Promotion an der Columbia University. Ab 1972 Assistant Professor in New York. Ruth K. Westheimer arbeitet in der Lehrer*innenausbildung und bildet sich zur Sexualtherapeutin weiter.

Ab 1980
Ruth K. Westheimer erhält eine eigene Radiosendung, zwei Jahre später folgt eine eigene Fernsehsendung. Als „Dr. Ruth“ wird sie berühmt.

1987
Veröffentlichung der Autobiografie All in a Lifetime.

2007
Ruth K. Westheimer nimmt zusätzlich zur US-amerikanischen wieder die deutsche Staatsbürgerschaft an.

Bis heute
Ruth K. Westheimer lebt in New York City.



Comic Karola Siegel

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Magdalena Kaszuba

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Comic Karola Ruth Siegel, Seite 1 und 2 © Magdalena Kaszuba


Comic Karola Ruth Siegel

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Magdalena Kaszuba

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Comic Karola Ruth Siegel, Seite 3 und 4 © Magdalena Kaszuba


Comic Karola Ruth Siegel

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Magdalena Kaszuba

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Comic Karola Ruth Siegel, Seite 5 und 6 © Magdalena Kaszuba


Comic Karola Siegel

2021

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Quelle

Magdalena Kaszuba

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Comic Karola Ruth Siegel, Seite 7 und 8 © Magdalena Kaszuba


Dr. Ruth K. Westheimer im Gespräch mit Sylvia Asmus, 4. Dezember 2020

4. Dezember 2020

Aus der Sammlung von

Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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© Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Bescheinigung über den Gesundheitszustand von Karola Ruth Siegel, ausgestellt von Dr. Arnold Merzbach, 2. Dezember 1938

Dr. Arnold Merzbach, 5. Januar 1939, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Schweizerisches Bundesarchiv

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Quelle

Schweizerisches Bundesarchiv, J2.55#1000/1246#140*Az. 2.2 -8, Weie – Win; Dossier Ruth Westheimer 1933 - ca. 1948, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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© Schweizerisches Bundesarchiv, Dossier Ruth Westheimer 1933 – ca. 1948, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Bescheinigung über den Gesundheitszustand von Karola Ruth Siegel, ausgestellt von Dr. Arnold Merzbach, 2. Dezember 1938

Am 5. Januar 1939 verlässt Karola Ruth Siegel Frankfurt am Main mit einem Kindertransport in die Schweiz. Diese Gesundheitsbescheinigung war eine wichtige Voraussetzung, um in den Transport aufgenommen zu werden.



Tagebuch von Karola Ruth Siegel, 1945

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Tagebuch von Karola Ruth Siegel, 1945

Im Schweizer Kinderheim Wartheim werden Tagebücher Karolas „treue Kameraden“. Ihnen vertraut sie an, was sie mit anderen nicht teilen kann: ihre Ängste, Hoffnungen und die Sorgen um die Eltern und Großeltern.



Irma und Julius Siegel an Karola Ruth Siegel, Frankfurt am Main, 26. Mai 1941

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Quelle

Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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© Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Irma und Julius Siegel an Karola Ruth Siegel, Frankfurt am Main, 26. Mai 1941

In wöchentlichen Briefen halten die Eltern, die Großmutter und Karola Kontakt. Die Eltern greifen in den Briefen auf, was Karola berichtet, und geben der Tochter Hoffnung auf eine gemeinsame Zukunft. Zu ihrem Geburtstag 1941 verfasst der Vater ein Gedicht, dessen Verse mit den Anfangsbuchstaben ihres Vornamens beginnen.

Transkription: Irma und Julius Siegel an Karola Ruth Siegel, Frankfurt am Main, 26. Mai 1941

S.1:

Frankfurt a. M., den 26. Mai 1941

Meine liebe Karola!

Am Freitag erhielten wir Deine lb. Karte vom 18.5. Wir freuten uns herzlich damit. Auch dass Du Dir ein Tagebuch angelegt hast, macht uns viel Spaß. Ich freue mich heute schon es dann mal zu lesen. Lb. Karola zu Deinem Geburtstage sende Dir die herzlichsten Glück- & Segenswünsche. Mögest Du zu einem braven, tüchtigen Mädel heranwachsen & immer gesund & zufrieden bleiben. Dein Geburtstagsgeschenk folgt später. Es wird noch ein Weilchen dauern. Onkel Max hat auch geschrieben, viele herzliche Grüße für Dich. Hast Du das Bild von den lb. Großeltern schon erhalten? Am 23. Mai ist in Würzburg im Altersheim eine Tante von l. Oma in Wiesenfeld 100 Jahre alt geworden. Dies ist von meinem Großvater eine Schwester. Von Frl. Spiro soll ich Dich auch herzlich grüßen. Euer schöner Ausflug durch die Weinberge hat uns auch sehr interessiert. Der lb. Mathilde sende ich zu Ihrer neuen „Tante würde“ & zu ihrem Geburtstag am 24. Juni herzliche Wünsche. Nun wünsche Dir noch recht gute Feiertage & vergnügten Geburtstag. Nun bist Du schon ein großes Mädel. Justin gefällt es gut als Gärtnerlehrling. Nun sende Dir noch recht herzliche Grüße & einen festen Geburtstagskuss von Deiner

Dich herzlichst liebenden

Mutti.

 

Einen Antwortschein & Briefbogen lege bei. 

S. 2:

Dem lieben Geburtstagskinde!

K annst Du Dich doch noch entsinnen,

A ls Du das Leben tatst beginnen,

R echt schwierig hast Du oft gedacht,

O, vielen Leuten hast Du Freude gemacht.

L ebe wohl und sei zufrieden,

A uch viel Glück sei Dir beschieden.

Halte recht vergnügte Feiertage & sei herzlich gegrüßt und geküsst

von Deinem Dich liebenden

Vater

Julius

Liebe Karola genannt genannt Luftballon!

Empfange auch von mir zu Deinem 13. Wiegenfeste meine herzlichsten Glückwünsche, vor allem alles Gute für Deine fernere Zukunft! Justin schreibt Dir demnächst auch wieder. Mit den herzlichsten Grüßen von all meinen Lieben, sei besonders gegrüßt von Deinem

Alfred [?]

Meine liebe Karola!

Ich freue mich, dass ich Gelegenheit habe, meine innigen Wünsche, die ich stets für Dich habe, zum Ausdruck zu bringen. Meine herzlichste Gratulation zu Deinem Geburtstage. Möge der Allmächtige weiter Deinen Lebensweg behüten u. Dich mit Gesundheit, Freude u. Zufriedenheit segnen. Der Mensch muss aber auch seine Schuldigkeit tun u. fest mit arbeiten. Der l. Mathilde herzliche Glückwünsche zu ihrem kleinen Neffen zum Geburtstag. Von allen viele herzliche Grüße. Bleibe recht gesund u. vergnügt u. sei herzlich gegrüßt u. geküßt von Deiner Dich liebenden [unleserlich]





Karteikarte zu Karola Ruth Siegel, Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder, letzter Eintrag 5. Oktober 1945

Karte

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Schweizerisches Bundesarchiv

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Quelle

Schweizerisches Bundesarchiv, J2.55#1000/1246#140*Az. 2.2 -8, Weie – Win; Dossier Ruth Westheimer 1933 - ca. 1948, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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Karteikarte zu Karola Ruth Siegel © Schweizerisches Bundesarchiv, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

Karteikarte zu Karola Ruth Siegel, Schweizer Hilfswerk für Emigrantenkinder, letzter Eintrag 5. Oktober 1945

Die Schweiz wird den Kindern nicht zur dauerhaften Zuflucht. Nach Kriegsende werden sie aufgefordert weiterzuwandern.
Karola immigriert nach Palästina/Israel. Sie wird von Zweifeln geplagt und sucht ihren Weg, der sie letztlich in ein anderes Leben führen und zu „Dr. Ruth“ machen wird. In diese Zeit fällt ihr Namenswechsel von Karola zu ihrem zweiten Vornamen Ruth. Das K für Karola führt sie seither als Mittelnamen. „Es ist meine Vergangenheit“, sagt sie in einem Interview.





Fragebogen des Schweizer Hilfswerks für Emigrantenkinder, angelegt am 24. August 1944

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Schweizerisches Bundesarchiv

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Quelle

Schweizerisches Bundesarchiv, J2.55#1000/1246#140*Az. 2.2 -8, Weie – Win; Dossier Ruth Westheimer 1933 - ca. 1948, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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Fragebogen des Schweizer Hilfswerks für Emigrantenkinder © Schweizerisches Bundesarchiv, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Identity Card für Ruth (Karola) Siegel, 16. Januar 1946

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Privatbesitz

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Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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Identity Card für Ruth (Karola) Siegel , 16. Januar 1946 © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Auszug aus dem Tagebuch von Ruth K. Siegel, 20. Oktober 1945

20. Oktober 1945

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Privatbesitz

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Auszug aus dem Tagebuch von Ruth K. Siegel, 20. Oktober 1945 © Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

Transkription: Auszug aus dem Tagebuch von Ruth K. Siegel, 20. Oktober 1945

Links:

Das Leben ist ein Kampf!
Siege!
(Goethe)

Aber es ist so schwer zu kämpfen ohne Ziel, zu kämpfen ohne Liebe und Verständnis.

Wenn ich jetzt zurückkomme nach Ajanoth will ich stark sein, ich will Michel nichts merken lassen, auch wenn ich daran kaputt gehe!

Es muss gehen; ich muss kämpfen, aber …. 

Rechts:

Ajanoth, 20. Oktober 1945

Ich weiss nicht, alles ist öde, grau und leer, ich lebe nicht, ich vegetiere nur noch.
Essen, schlafen, arbeiten, essen, schlafen und dann fängt es wieder von vorne an. Keine Energie aufzutreiben, nicht mal zum Iwrith lernen, obwohl ich weiss, ich muss es können um zu meinem Ziel zu kommen. Saul sagt richtig: ich komme das erste Mal raus ins Leben und … ich, die immer dachte eine gewisse Lebenseinstellung zu haben, kapituliere, krache bei der ersten Schwierigkeit zusammen. Wie soll das werden?

Nicht mal in meiner Freizeit arbeite ich etwas, manchmal lese ich.
Die Chewrah hier gibt mir nichts, gar nichts. Gebe ich ihr etwas? Nein; denn alle stehen auf einem viel höheren Niveau wie ich z.B. Eveline. Das sind nicht leere Minderwertigkeitskomplexe, sondern ich fühle wirklich so, ich komme aus einem andern „tieferstehenden“ Milieu, getraue mich nicht irgend-





Ruth K. Siegel an Netti Sutro-Katzenstein, Jerusalem, 20. Juni 1950

20. Juni 1950

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Schweizerisches Bundesarchiv

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Schweizerisches Bundesarchiv, J2.55#1000/1246#140*Az. 2.2 -8, Weie – Win; Dossier Ruth Westheimer 1933 - ca. 1948, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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© Schweizerisches Bundesarchiv, Dossier Ruth Westheimer 1933 – ca. 1948, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer


Ruth K. Siegel an Netti Sutro-Katzenstein, Jerusalem, 20. Juni 1950

Durch ein Stipendium des Schweizer Hilfswerks für Emigrantenkinder war Karola in der Lage, ihre Ausbildung als Kindergärtnerin in Israel zu absolvieren. Mit der Historikerin und Mitbegründerin des Hilfskomitees Nettie Sutro-Katzenstein hält sie weiter Kontakt.

Transkription: Ruth K. Siegel an Netti Sutro-Katzenstein, Jerusalem, 20. Juni 1950

S.1:

20.6.1950

Liebe Frau Dr. Sutro!

Schon lange habe ich nichts von mir hören lassen. Ich hoffe, es geht Ihnen und Ihrer Familie gut und es sind alle gesund.

Mir geht es sehr gut. Ich bin mitten in den letzten Prüfungen und nächste Woche beendige ich das Seminar. Ich bin sehr froh, dass ich es nun doch geschafft habe und ich möchte Ihnen nochmals für die Hilfe danken die Sie mir zukommen liessen! Ich weiss nicht wie ich ohne dieses das letzte Jahr hätte beenden können; denn im letzten Jahr ist es unmöglich gleichzeitig zu lernen und zu arbeiten.

Dror (Franz) Wertheimer geht es ganz gut, er lernt jetzt im Kurs für Sozialarbeiter (Fürsorge) und ist zufrieden dass er seinen ersehnten Beruf erlernen kann. Auch den andern „schweizer Kinder“ geht es gut.

Ich würde mich freuen von Ihnen etwas zu hören und grüsse Sie

herzlichst

Ihre

dankbare

Karola Siegel

 

  1. Siegel

c/o Hanari

Ramberstr. 49

Jerusalem

Rechawia Israel





Master-Arbeit von Ruth K. Westheimer, 1959

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Schweizerisches Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek Bern

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Schweizerisches Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek Bern, Sg. D-5-f

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© Schweizerisches Literaturarchiv der Schweizerischen Nationalbibliothek Bern, Sg. D-5-f-7, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

Master-Arbeit von Ruth K. Westheimer, 1959

In ihrer Master-Arbeit kehrt Karola, inzwischen Ruth K. Westheimer, zu ihrer Vergangenheit zurück: Sie schreibt über die Kinder im Kinderheim Wartheim.





Dr. Ruth K. Westheimer über ein besonderes Erinnerungsstück, Gespräch mit Sylvia Asmus, 4. Dezember 2020

4. Dezember 2020

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Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek

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Deutsches Exilarchiv 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer

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Dr. Ruth K. Westheimer über ein besonderes Erinnerungsstück, Gespräch mit Sylvia Asmus, 4. Dezember 2020

Der bestickte Waschhandschuh ist ein „Objekt des letzten Augenblicks“. Er wurde Karola von ihrer Mutter und ihrer Großmutter in den Koffer gepackt. Er ist kein Gebrauchsgegenstand mehr, sondern eine Erinnerungsbrücke zu den verlorenen Eltern.





Plakat zum Film Ask Dr. Ruth, 2019

2019

Aus der Sammlung von

Filmwelt Verleihagentur

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Filmwelt Verleihagentur

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© Filmwelt Verleihagentur

Plakat zum Film Ask Dr. Ruth, 2019

In den USA erlangt Dr. Ruth K. Westheimer in den 1980er Jahren als Sexualtherapeutin „Dr. Ruth“ Berühmtheit. 2019 kommt der Film Ask Dr. Ruth in die Kinos.





Diashow Karola Ruth Siegel

Diashow hergestellt von David Barth, 2021

Aus der Sammlung von

(1-7) Privatbesitz
(8) Courtesy Barack Obama Presidential Library

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

(1-7) Privatbesitz, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Ruth K. Westheimer (8) Courtesy Barack Obama Presidential Library

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Kurzbeschreibung
(1) Irma, Julius und Karola Ruth Siegel, Anfang der 1930er Jahre in Wiesenfeld
(2) Karola Ruth Siegel, 1934, erster Schultag in der Samson-Raphael-Hirsch Schule in Frankfurt am Main
(3) Karola Ruth Siegel (Mitte), Sommerlager Bad Nauheim, 1937/38
(4) Karola Ruth Siegel im Dezember 1938, wenige Tage vor der Abreise in die Schweiz
(5) Ruth K. Siegel, 1947 in Jerusalem
(6) Hochzeitsfoto von Ruth K. Siegel und Manfred Westheimer, 10. Dezember 1961
(7) Ruth K. Westheimer nach dem Doktorat an der Columbia University, 1970
(8) Ruth K. Westheimer und der damalige US-Präsident Barack Obama, 26. April 2013
Diashow_Westheimer.gif

Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Kurator*innen:
Dr. Sylvia Asmus
David Barth
Dr. Jesko Bender

Texte des Kapitels "Denkmalentwurf"
Dr. Jessica Beebone (Stadt Frankfurt am Main)

Zur Ausstellung beigetragen haben zudem:
Ländertexte im Abschnitt „Aufnahmeländer“: Angelika Rieber und Andrea Hammel
Kurzbiografien der Kinder und Jugendlichen im Abschnitt „Aufnahmeländer“: Angelika Rieber
Kurzbiografien von Helfer*innen sowie die
Informationstexte über Hilfsorganisationen, Schulen und Ausbildungsstätten im Abschnitt „Bürokratie“: Hanna Eckhardt


Comiczeichner*innen:
Hamed Eshrat - Comic Renata Harris - www.eshrat.de
Illi Anna Heger - Comic Lili Fürst- www.annaheger.de
Sascha Hommer - Comic Elisabeth  Reinhuber-Adorno - www.saschahommer.com
Magdalena Kaszuba - Comic Dr. Ruth K. Westheimer - www.magdalenakaszuba.de
Ilknur Kocer - Comic Lee Edwards - www.Ilkikocer.com
Birgit Weyhe - Comic Josef Einhorn - www.birgit-weyhe.de

Bildbearbeitung:
Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek, Space4 GmbH

Gestaltung:
Space4 GmbH

Objektfotografie:
Alexander Paul Englert

Dank:
Unsere Wertschätzung und unser Dank gelten Lee Edwards, Renata Harris und Dr. Ruth K. Westheimer, die persönlich zum Zustandekommen der Ausstellung beigetragen haben. Die Ausstellung ist zugleich dem Andenken an Lili Schneider, Josef Karniel und Elisabeth Reinhuber-Adorno gewidmet.

Unterstützt haben uns auch die Familien und die Nachfahren der damaligen Kinder: Lena Sarah Carlebach, Yvonne Ejdelman, Sharon Karniel, Oliver Neth, Dr. Franziska Reinhuber, Prof. Dr. Joachim Reinhuber und Dr. Nikolaus Reinhuber, Jan Schneider, Joel Westheimer und Miriam Westheimer. Sie haben uns ihr Vertrauen und ihre Aufmerksamkeit geschenkt und damit diese Vorhaben erst möglich gemacht.
Lee Edwards, Renata Harris und dem Verein Projekt Jüdisches Leben in Frankfurt am Main. Spurensuche – Begegnung – Erinnerung e.V. danken wir für die Beharrlichkeit, mit der sie auf der Realisierung eines Denkmals für die Kindertransporte in Frankfurt bestanden und dem Thema zu Sichtbarkeit verholfen haben. 

Wir danken der Stadt Frankfurt am Main für die Kooperation bei dem gemeinsamen Anliegen, an die Kinderemigration aus Frankfurt zu erinnern.
Wir danken der Künstlerin Yael Bartana und ihrem Team dafür, dass sie uns den Prototyp des Denkmals zur Verfügung gestellt haben.  

Weiterhin danken wir für Beratung und kollegiale Unterstützung:
Dr. Thomas Bauer, Christian Bätjer-Guth, Dr. Jessica Beebone, Hanna Eckhardt, Alexander Paul Englert, Klaus Hartenfeller, Ronit Katzir-Shimoni, Till Lieberz-Gross, Dr. Clemens Maier-Wolthausen, Angelika Rieber, Roman Schumilow, Mona Wikhäll sowie dem Verlag Behrmanhouse.

Wir danken allen Kolleg*innen aus bestandserhaltenden Institutionen, die uns bei den Recherchen unterstützt haben und die wir namentlich hier nicht alle erwähnen können. 

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 01.09.2021 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Kinderemigration aus Frankfurt am Main wird veröffentlicht von:

Deutsches Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek


Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main


gesetzlich vertreten durch

Generaldirektor Frank Scholze

Telefon:

069 1525-1900


Fax:

069 1525-1959


E-Mail:  

exilarchiv@dnb.de

Inhaltlich verantwortlich:

Generaldirektor Frank Scholze
Deutsche Nationalbibliothek
Adickesallee 1
60322 Frankfurt am Main

Kurator*innen:

Dr. Sylvia Asmus
David Barth
Dr. Jesko Bender

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

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Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
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Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



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