80 Jahre Kriegsende in Lemgo
Geschichten vom April 1945
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01
Die Situation im März 1945
Solche Ostertage habe ich nie erlebt, hat Deutschland im Lauf seiner Geschichte nicht gesehen. In der Nacht von Karfreitag auf Sonnabend weckte mich ein Gebrumm aus der Luft wie von ganzen Geschwadern Flugzeuge. [...] Die Kette der Militärfahrzeuge riß nicht ab. Die Wagen überholten fortwährend die langen Kolonnen von Ostarbeitern, Kriegsgefangenen in den verschiedensten Uniformen, deutscher zurückgeführter deutscher Soldaten, deutscher flüchtender Zivilisten, ganze Familien, die ein dürftiges Gepäck in Rucksäcken, Koffern, Paketen und Bündeln mit sich schleppten [...]
Zitat aus dem Tagebuch des Lemgoer Bürgerschulrektors und Heimatforschers Friedrich Sauerländer (1874-1967). Er schildert darin seine Eindrücke aus der Kriegszeit und Schicksale aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Im Stadtarchiv Lemgo ist lediglich eine maschinenschriftliche Abschrift vorhanden, das Original befindet sich noch in Privatbesitz.
Im September 1944 wurden, mit dem Auftrag zum deutschen „Endsieg“ zu verhelfen, alle Männer, die bisher noch nicht kämpften und waffenfähig waren, zum Volkssturm einberufen. Es handelte sich offiziell um Männer zwischen 16 und 60 Jahren, es wurden aber durchaus auch jüngere oder ältere Personen verpflichtet. Jugendliche Flakhelfer und zum Kriegsdienst verpflichtete Hitlerjungen waren ein alltägliches Bild. So mussten sich alte Männer und Kinder, fast ohne Munition, den alliierten Truppen entgegenstellen.
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Erlass über die Bildung des Deutschen Volkssturmes
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Bundesarchiv
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Bundesarchiv
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Identifikator
BArch, Plak 003-029-028
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
September 1945
Die Volkssturmmänner sollten vor allem die unmittelbaren Ortschaften verteidigen und Schanzarbeiten verrichten, so auch in Lemgo. Das Bild zeigt Schanzarbeiten bei Lemgo.
Auch durch Panzersperren sollten die anrückenden Alliierten aufgehalten werden. In Lemgo gab es diese provisorischen Aufbauten, oft nur über die Straße gelegte Baumstämme, unter anderem an der Lageschen Straße und der Rintelner Straße.
Die Bevölkerung wurde mit fanatischen Durchhalteparolen konfrontiert, die überall in Plakatform aushingen, aber auch im Rundfunk gesendet wurden. Die Parolen schürten die Ängste der Bevölkerung, verlangten Opferbereitschaft und zielten darauf ab, Soldaten sowie Zivilbevölkerung zu Höchstleistungen zu animieren.
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Verteidigungskarte der Alliierten für das Gebiet um Detmold
Defense Map Detmold
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National Archives, Washington D.C.
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Identifikator
74003545_017_001 - Defense Map Detmold
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Britischen und US-amerikanischen Truppen war am 23. und 24. März die Überquerung des Rheins gelungen; mit der Schließung des „Ruhrkessels“ bei Lippstadt waren ca. 320.000 deutsche Soldaten kampfunfähig. Die amerikanischen Truppen rückten, trotz teils erbitterter deutscher Gegenwehr in einzelnen Ortschaften, kontinuierlich vor und konnten am 3. April auch letzte Widerstände am Teutoburger Wald durchbrechen.
Bei der gezeigten Karte handelt es sich um eine sogenannte Verteidigungskarte des Gebietes rund um Detmold, die von der US-Armee u.a. dazu genutzt wurde, um Straßenverläufe und -zustände zu dokumentieren und die Routen und Taktiken der Soldaten zu planen.
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Ankunft Alliierte in Westfalen
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LWL-Medienzentrum für Westfalen
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LWL-Medienzentrum für Westfalen
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Wir hatten uns vor dem Schlafengehen in den letzten Nächten der Kleider nicht mehr entledigt. […] das Schießen der Geschütze, aus Maschinengewehren und Karabinern [wurde] so beängstigend, daß wir in den Keller gingen.
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 4. April 1945
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Deutsche Sanitäter und Krankenschwestern auf einer Straße nach Lemgo, amerikanisches Fahrzeug auf der rechten Bildseite
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National Archives, Washington D.C.
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National Archives, photo no. 111-SC-370809
Für Lemgo war der Zweite Weltkrieg am 4. April 1945 beendet.
Von Hörstmar kommend, nahm die US-Armee die Stadt ein. Eine kampflose Übergabe war gescheitert, da der fanatische Stadtkommandant Walter Heckmann den noch in Lemgo stationierten Soldaten und Volkssturmmännern, etwa hundert Personen, den Kampf gegen die deutlich überlegenen amerikanischen Truppen befahl.
Das Bild wurde vom Kamerateam der 2. US-Panzerdivision der 9. US-Armee (2nd Armored Division, Ninth U.S. Army) auf dem Weg nach Lemgo aufgenommen. Zu sehen sind deutsche Sanitäter und Krankenschwestern, die nach gefallenen Soldaten am Straßenrand Ausschau halten und diese auf ihren Karren mitnehmen.
Am Morgen des 4. April war Wilhelm Gräfer, Bürgermeister der Stadt Lemgo, in Begleitung des Fabrikanten Herbert Lüpke nach Hörstmar gefahren, um bei den Amerikanern eine kampflose Übergabe der Stadt auszuhandeln. Der amerikanische Kommandant Lieutenant Colonel Hugh R. O’Farrell gewährte eine halbstündige Frist. Gräfer und Lüpke kehrten zur Berichterstattung zum Stadtkommandanten Walter Heckmann zurück, der sie des Verrats beschuldigte. Gräfer und Lüpke wurden festgenommen, letzterem gelang die Flucht. Gräfer wurde vor ein Standgericht geführt und am 5. April in Bodenwerder erschossen.
Gräfer gilt in der Lemgoer Stadtgeschichte als eine stark umstrittene Figur. Lange Zeit verehrte man ihn als Helden, sprach von seinem Opfertod für die Bürgerinnen und Bürger Lemgos, bezeichnete ihn sogar als Widerstandskämpfer. Mittlerweile hat sich dieses Bild jedoch gewandelt und es gibt einige Arbeiten, die diese Sicht kritisch hinterfragen. Gräfer mag zwar in den letzten Kriegstagen die Ausweglosigkeit der Situation erkannt und nicht, wie andere fanatische Personen bis zur letzten Sekunde gekämpft und sinnlos Menschen geopfert zu haben, doch seine Nähe zum Nationalsozialismus und seine konsequente Durchsetzung der nationalsozialistischen Politik und Verfolgungspolitik als Bürgermeister und Leiter der Ortspolizeibehörde, lässt sich nicht leugnen.
In dem Kösterschen Getreidesilo am Langenbrückertor hatte man das Lebensmittellager der Kriegsmarine geöffnet und dieses wurde nun nach allen Regeln der Kunst ausgeplündert. Da sollen Frauen bis zu 3 Fäßchen mit Schmalz weggeschafft haben [...]
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 4. April 1945
Die Angst vor unzureichender Versorgung mit Lebensmitteln in der Bevölkerung war groß. Niemand wusste, was in Folge des zusammengebrochenen politischen Systems zu erwarten war. Dass einige Lebensmittellager durch den Abzug der deutschen Befehlshaber für kurze Zeit unbewacht blieben, war eine willkommene Gelegenheit, sich für den Notfall an Vorräten zu bedienen. Zumal die Versorgung mit täglichen Bedarfsgütern nur noch durch zugeteilte Bezugsscheine funktionierte.
Wie umfangreich die Plünderungen von Lebensmitteln waren, zeigt das nebenstehende Plakat. Die staatliche Lebensmittelversorgung brach bei Kriegsende vollständig ein und jede Region war auf eigene Vorräte angewiesen. Eine erste Handlung der Verwaltung war daher, eine Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit täglichen Bedarfsgütern einigermaßen zu gewährleisten.
Dieser Aufruf aus dem seit 1969 zu Lemgo gehörenden Brake zeigt, dass nicht nur Lebensmittel geplündert wurden, sondern auch weitere Bedarfsgüter wie Bekleidung, Kohle und Holz.
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Bekanntmachung über Lebensmittelzuteilungen
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StA Lemgo
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StA Lemgo, Best. Z 30
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
April 1945
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Aufhängen der ersten Proklamation
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Die erste Anordnung der Ortskommandantur ist angeschlagen. Besorgungen aus den Geschäften dürfen nur in den Morgenstunden von 9 bis 12 Uhr getätigt werden und zwar jedes Mal nur von einer Person aus jeder Familie. Die übrigen Menschen haben sich in der Wohnung zu halten. [...]
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 6. April 1945
Heute hängt das Schaufenster im Geschäft Brand am Markt voll neuer Verordnungen der Besatzungsbehörden. Ich habe sie nicht lesen können, nur erfahren, dass alle Schulen bis zur Universität hierauf geschlossen bleiben, bis die Lage sich soweit beruhigt hat […]
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 9. April 1945
Der Unterricht an Schulen wurde in Lippe zunächst mehrere Monate eingestellt, damit das Unterrichtsmaterial auf nationalsozialistisches Gedankengut sowie die Lehrpersonen wegen einer eventuellen NS-Vergangenheit überprüft und gegebenenfalls erneuert und ersetzt werden konnten.
Vor allem zu Beginn der Besatzungszeit erließ die Militärregierung eine Vielzahl von Verordnungen, denen die Bevölkerung unterlag.
Aber auch für die amerikanischen Soldaten gab es strenge Regeln. Vor allem das Fraternisierungsverbot, das Grundlage der alliierten Besatzungspolitik war und gebot, strikte Distanz zu den Deutschen zu halten. Da es aber schnell zu freundschaftlichen Kontakten zwischen Alliierten und Deutschen kam, wurde das Verbot schließlich aufgehoben.
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Fraternisierungsverbot
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Stadtarchiv Lemgo
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Stadtarchiv Lemgo
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Identifikator
StA Lemgo, Best. Z 30
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
20.04.1945
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Proklamation No. 1
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Identifikator
StA Lemgo, Best. Z 30
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
20. April 1945
Es wurde schnell deutlich, dass Hetze und Propaganda der NSDAP gegen die Alliierten nicht der Wahrheit entsprachen. Die Unterschiede zwischen den Durchhalteparolen der letzten Kriegsmonate und der 1. Proklamation des alliierten Oberbefehlshabers und späteren Präsidenten der USA, Dwight D. Eisenhower, die überall dort, wo die NS-Herrschaft beendet war verteilt beziehungsweise öffentlich ausgehängt wurde, waren unverkennbar. „Wir kommen als ein siegreiches Heer, jedoch nicht als Unterdrücker“ ist ein zentraler Satz des Plakates.
Klar wird auch, dass die Militärregierung unverzüglich mit dem Aufbau neuer politischer, demokratischer Strukturen beginnen wollte und die Proklamation der Bevölkerung verdeutlichen sollte, dass jegliche Regierungsbefugnisse nun in den Händen der amerikanischen Truppen lagen.
Zunächst aber wurde dafür gesorgt, dass von der immer noch bestehenden nationalsozialistischen Regierung keinerlei Gefahr mehr ausgehen konnte. So wurden meist unmittelbar nach der Eroberung eines Gebietes sämtliche Waffen, die direkt auffindbar waren, durch die amerikanischen Soldaten zerstört.
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Zerstörung von Waffen durch amerikanische Soldaten
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Ebenso stellte man umgehend, wie hier für Lemgo, Listen über das Inventar aller Waffenlager auf.
Ebenso musste, der Sicherheit willen, jegliche Kontaktaufnahme der Bevölkerung in den besetzten Gebieten zu jenen, die noch unter NS-Herrschaft standen, unterbunden werden. Dabei ist nicht nur an Informationsmaterial, wie Zeitungen oder Radio, Fernsprech-, Funk-, oder Postverkehr zu denken, auch Brieftauben wurden entweder getötet oder ihnen wurden, wie das Dokument aus Lemgo verdeutlicht, die Flügel gestutzt, sodass sie flugunfähig waren und keine Nachrichten überbringen konnten.
Da uns seit dem 5.4. kein elektrischer Strom mehr geliefert wird, können wir auch keine Nachrichten durch Radio empfangen, wissen seitdem also nichts über die Kriegslage. Sehr vermissen wir auch die Zeitung, weil man nun auch nicht gewahr wird, was in Lippe vorgefallen ist.
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 9. April 1945
Für die amerikanischen Truppen war insbesondere auch die ungehinderte Passierbarkeit sämtlicher Straßen durch Militärfahrzeuge unabdingbar. Um eine Blockierung der Versorgungswege des Militärs zu verhindern, wurde der Bevölkerung das Befahren von Heeresstraßen mit Fahrzeugen aller Art streng verboten.
Überhaupt war es verboten, die Stadtgrenzen ohne Genehmigung zu verlassen. Im April war der Krieg noch nicht überall zu Ende, man befand sich im Ausnahmezustand.
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Ausgangssperre
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StA Lemgo, Best. Z 30
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
20.04.1945
Die streng geregelten Ausgangsbeschränkungen sollten auch Zusammenkünfte verhindern und von der Militärregierung immer noch befürchtete Widerstände endgültig brechen.
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Ausgangsbeschränkung
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StA Lemgo, Best. Z 30
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
24.04.1945
Ungeheuer groß war am heutigen Tage der Verkehr der Fahrzeuge auf den Straßen. Hunderte von Tanks, Panzern, vollbeladenen Lastautos, Personenwagen und Motorrädern durchfuhren die Stadt. [...] Die Soldaten haben sich in Häusern der Nähe einquartiert.
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 5. April 1945
Sämtliche Wirtschaften und viele Privathäuser sind mit Militär belegt. In den besseren Häusern sind Offizierswohnungen und Büros. In den Stunden von 9 bis 12 Uhr können die Besorgungen nicht alle bewerkstelligt werden; dann stehen die Menschen zu Hunderten vor den Läden; die Türen werden verschlossen und nur jedesmal wenige Käufer hineingelassen. Immer noch werden Plünderungen gemeldet.
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 9. April 1945
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Beschlagnahmung von Gebäuden durch die alliierte Militärregierung
Military Government-Germany Supreme Commander's Area of Control Notice This building is closed to the public until further notice. Militärregierung-Deutschland Kontroll-Gebiet des Obersten Befehlshabers Bekanntmachung Dieses Gebäude ist bis auf weiteres der Öffentlichkeit nicht zugänglich (ursprünglicher Originaltitel)
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Bundesarchiv
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Bundesarchiv
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Identifikator
BArch, Plak 004-001-030
Um umgehend eine stabile Verwaltungsstruktur errichten zu können und Unterkünfte für die Soldaten zu schaffen, wurden Häuser und Wohnungen beschlagnahmt. Ebenso kam es zu Beschlagnahmungen aufgrund der großen Wohnungsnot, zugunsten von Evakuierten, Flüchtlingen und Displaced Persons.
Den Ortsgruppenleiter Kohlmann haben die Amerikaner im Auto weggeführt, ebenso den Lehrer Roßmann, wahrscheinlich, weil er Leiter der Lemgoer Ortsgruppe des Vereins für das Deutschtum im Auslande war. Der 2. Ortsgruppenleiter […] hat sich der Festnahme durch die Flucht entzogen.
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 5. April 1945
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Internierungslager Recklinghausen-Hillerheide
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Unmittelbar nach Kriegsende begann die Militärregierung mit der politischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen und der Entfernung nationalsozialistisch gesinnter Personen und Tätern aus öffentlichen Ämtern.
Zunächst wurden diese Handlungen konsequent verfolgt und belastete Personen in Internierungshaft genommen.
Das nebenstehende Foto zeigt das Internierungslager Recklinghausen-Hillerheide, ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager, das die amerikanischen Besatzer in ein Internierungslager für mutmaßliche Kriegsverbrecher und Parteifunktionäre umwandelten.
Für diese Maßnahmen nötige Informationen wurden der Militärbehörde von der örtlichen Verwaltung übermittelt.
Auch in Lemgo ließ die Militärregierung Listen belasteter Personen und Wehrmachtsangehöriger erstellen. Solche Listen liegen vor allem aus dem Lemgoer Reservelazarett vor. Soldaten die genesen waren, wurden in Kriegsgefangenenlager übergeben.
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Meldung von Wehrmachtangehörigen
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StA Lemgo, Best. Z 30
Beteiligte, Orts- und Zeitangaben
Zeit
April 1945
Viele Polen und Russen haben ihre Arbeitsplätze auf dem Land verlassen [...]
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 12. April 1945
Die Ankunft der Alliierten bedeutete für mindestens 2633 ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Lemgo die Befreiung.
In Westfalen waren diese überwiegend in Landwirtschaft und Industrie unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen worden und an Hunger, Kälte, Krankheiten und Misshandlungen gestorben.
In Lemgo hatten alle namhaften Firmen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigt. Unter anderem befand sich in der Grevenmarsch ein von den Firmen Hahn und Wrenger errichtetes Barackenlager, in dem die „Fremdarbeiter" lebten.
Nach der Befreiung durch die Alliierten lebten die meisten der nun als „Displaced Persons“ bezeichneten ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter weiter in den Lagern, nun bezeichnet als DP-Camps, oder in ihnen durch die alliierte Militärregierung zugewiesenen Unterkünften und warteten auf die Rückführung in ihre Heimat. Vom amerikanischen Militär wurden Sie mit Nahrungsmitteln versorgt.
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Lebensmittelversorgung der befreiten Zwangsarbeiterlager bei Lemgo
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StA Lemgo
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StA Lemgo
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StA Lemgo, Best. B, Nr. 3425
Unmittelbar nach Kriegsende kam es zu Plünderungen und Diebstählen durch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Auch die deutsche Bevölkerung plünderte in hohem Maße, trotzdem sprach man in der Öffentlichkeit recht schnell von den plündernden Zwangsarbeitern. Dass einige der aus der Sklaverei Befreiten Vergeltung an den ehemaligen Peinigern übten, verbesserte diese Empfindungen nicht.
Die deutsche Bevölkerung war sich oftmals keinerlei Schuld bewusst; die Verbrechen, die an den Displaced Persons verübt worden waren, wurden lange Zeit beschwiegen oder gar geleugnet. Auch aus Sauerländers Aufzeichnungen lässt sich herauslesen, dass dieser das Leid der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wohl kaum erfasst hatte. So schrieb er beispielsweise, dass er glaube, dass „sie in den Gemeinschaftslagern bei den Lemgoer Firmen auch nicht zu klagen gehabt" hätten und beschwert sich darüber dass „die vielen fremden Arbeiter und Kriegsgefangenen [...] in den Wallanlagen faul umherliegen. Man [solle] sie in den Lagern oder sonstwie beschäftigen". (Zitate aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 12. und 14. April 1945)
Trotzdem hate eine Abteilung Infanteristen am Bahnhof den Kampf aufgenommen, und darauf sind die Zerstörungen an den verschiedenen Häusern zu erklären, am meisten soll das Hotel Köster gelitten haben, es müßte wohl geräumt werden. [...]
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 4. April 1945
Weil Kommandant Heckmann eine kampflose Übergabe der Stadt Lemgo verhindert hatte, wurden unmittelbar vor Kriegsende noch Häuser an der Lageschen Straße, der Ellernlaubke, am Bahnhof und am Langenbrücker Tor durch Granaten zerstört.
In der Lemgoer Verwaltung bemühte man sich bereits im April 1945, noch vor dem Erscheinen des nebenstehenden Aufrufs des Landespräsidenten und späteren Regierungspräsidenten Heinrich Drake, um einen zügigen Wiederaufbau beschädigter Gebäude.
Damit genügend Baumaterial zur Verfügung stand, wurde dieses nur mit Genehmigung des städtischen Bauamtes ausgegeben. Firmen wurden zur Herausgabe von Material verpflichtet.
Die alliierte Militärregierung begann zügig, Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit aus öffentlichen Ämtern zu entfernen. Es sollte sichergestellt werden, dass keine nationalsozialistisch gesinnten Personen auf wichtigen Verwaltungspositionen verblieben. So wurde bereits unmittelbar nach Kriegsende der politisch unbelastete Sozialdemokrat Clemens Becker von der alliierten Militärregierung zum Bürgermeister von Lemgo bestimmt.
Clemens Becker war 1890 Mitglied der SPD geworden. Aufgrund seiner sozialdemokratischen Haltung wurde er unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, nach Verabschiedung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Staatsdienst entlassen.
Becker durfte seine alte Dienstbezeichnung, er war unter anderem Stadtverordneter der Stadt Lemgo, Mitglied des Lippischen Landtages und Landrat von Brake gewesen, nicht mehr verwenden und ihm wurden jegliche Ansprüche auf seine Pension verwehrt.
Im Mai 1945 wurde die Suspendierung Beckers vom Staatsdienst offiziell von der Lippischen Landesregierung aufgehoben.
Der Kanonendonner ist seit gestern vollständig verstummt; die Kampfhandlungen sind so weit entfernt, daß man nichts mehr davon hört. Die amerikanischen Truppen, die in Lemgo einquartiert waren, sind mit allen hier parkenden Fahrzeugen weitergezogen […]. Es wird erzählt, dass jetzt ein englischer Ortskommandant hier sei, und das Lemgo eine Besatzung englischer Soldaten von 50 Mann bekommen würde.
Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 12. April 1945
Im Mai 1945 zogen die US-amerikanischen Truppen endgültig aus Lippe ab.
Lippe wurde der britischen Besatzungszone zugeteilt.
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Team
Julia Plötzgen, Dana Wegwerth-Jansen & Mia Hofsommer
Julia Plötzgen, Dana Wegwerth-Jansen & Mia Hofsommer
Impressum
Stadtarchiv Lemgo
Rampendal 20a
32657 Lemgo
den Bürgermeister
05261 213-413
stadtarchiv [at] lemgo.de
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