JavaScript Required

We're sorry, but this virtual exhibition cannot be viewed properly without JavaScript enabled. Please consider enabling JavaScript or installing a JavaScript capable browser.

If you're interested in DDBstudio, the virtual exhibition platform provided by the German Digital Library,
please visit this page (in German).

80 Jahre Kriegsende in Lemgo

Geschichten vom April 1945

Stadtarchiv Lemgo

01

Die Situation im März 1945

Solche Ostertage habe ich nie erlebt, hat Deutschland im Lauf seiner Geschichte nicht gesehen. In der Nacht von Karfreitag auf Sonnabend weckte mich ein Gebrumm aus der Luft wie von ganzen Geschwadern Flugzeuge. [...] Die Kette der Militärfahrzeuge riß nicht ab. Die Wagen überholten fortwährend die langen Kolonnen von Ostarbeitern, Kriegsgefangenen in den verschiedensten Uniformen, deutscher zurückgeführter deutscher Soldaten, deutscher flüchtender Zivilisten, ganze Familien, die ein dürftiges Gepäck in Rucksäcken, Koffern, Paketen und Bündeln mit sich schleppten [...]

Zitat aus dem Tagebuch des Lemgoer Bürgerschulrektors und Heimatforschers Friedrich Sauerländer (1874-1967). Er schildert darin seine Eindrücke aus der Kriegszeit und Schicksale aus dem Verwandten- und Bekanntenkreis. Im Stadtarchiv Lemgo ist lediglich eine maschinenschriftliche Abschrift vorhanden, das Original befindet sich noch in Privatbesitz.





Erlass über die Bildung des Deutschen Volkssturmes

September 1945

Aus der Sammlung von

Bundesarchiv

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Bundesarchiv

Zum Objekt >>

Plak 003-029-028_layout.jpg


Im September 1944 wurden, mit dem Auftrag zum deutschen „Endsieg“ zu verhelfen, alle Männer, die bisher noch nicht kämpften und waffenfähig waren, zum Volkssturm einberufen. Es handelte sich offiziell um Männer zwischen 16 und 60 Jahren, es wurden aber durchaus auch jüngere oder ältere Personen verpflichtet. Jugendliche Flakhelfer und zum Kriegsdienst verpflichtete Hitlerjungen waren ein alltägliches Bild. So mussten sich alte Männer und Kinder, fast ohne Munition, den alliierten Truppen entgegenstellen.



Schanzarbeiten bei Lemgo

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Die Volkssturmmänner sollten vor allem die unmittelbaren Ortschaften verteidigen und Schanzarbeiten verrichten, so auch in Lemgo. Das Bild zeigt Schanzarbeiten bei Lemgo.



Anordnung betr. Bau von Panzersperren bei Lemgo

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B3886_1.jpg


Auch durch Panzersperren sollten die anrückenden Alliierten aufgehalten werden. In Lemgo gab es diese provisorischen Aufbauten, oft nur über die Straße gelegte Baumstämme, unter anderem an der Lageschen Straße und der Rintelner Straße.



Durchhalteparole NS-Regime

1945

Aus der Sammlung von

Bundesarchiv

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Bundesarchiv

Zum Objekt >>

Plak 003-029-048_layout.jpg

Die Bevölkerung wurde mit fanatischen Durchhalteparolen konfrontiert, die überall in Plakatform aushingen, aber auch im Rundfunk gesendet wurden. Die Parolen schürten die Ängste der Bevölkerung, verlangten Opferbereitschaft und zielten darauf ab, Soldaten sowie Zivilbevölkerung zu Höchstleistungen zu animieren.





Durchhalteparole NS-Regime

1945

Aus der Sammlung von

Bundesarchiv

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Bundesarchiv

Zum Objekt >>

Plak 003-029-019_layout.jpg
Durchhalteparole des NS-Regimes


Verteidigungskarte der Alliierten für das Gebiet um Detmold

Aus der Sammlung von

National Archives, Washington D.C.

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Britischen und US-amerikanischen Truppen war am 23. und 24. März die Überquerung des Rheins gelungen; mit der Schließung des „Ruhrkessels“ bei Lippstadt waren ca. 320.000 deutsche Soldaten kampfunfähig. Die amerikanischen Truppen rückten, trotz teils erbitterter deutscher Gegenwehr in einzelnen Ortschaften, kontinuierlich vor und konnten am 3. April auch letzte Widerstände am Teutoburger Wald durchbrechen.

Bei der gezeigten Karte handelt es sich um eine sogenannte Verteidigungskarte des Gebietes rund um Detmold, die von der US-Armee u.a. dazu genutzt wurde, um Straßenverläufe und -zustände zu dokumentieren und die Routen und Taktiken der Soldaten zu planen.

02

Der 4. April 1945

Wir hatten uns vor dem Schlafengehen in den letzten Nächten der Kleider nicht mehr entledigt. […] das Schießen der Geschütze, aus Maschinengewehren und Karabinern [wurde] so beängstigend, daß wir in den Keller gingen.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 4. April 1945





Deutsche Sanitäter und Krankenschwestern auf einer Straße nach Lemgo, amerikanisches Fahrzeug auf der rechten Bildseite

Aus der Sammlung von

National Archives, Washington D.C.

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Für Lemgo war der Zweite Weltkrieg am 4. April 1945 beendet.

Von Hörstmar kommend, nahm die US-Armee die Stadt ein. Eine kampflose Übergabe war gescheitert, da der fanatische Stadtkommandant Walter Heckmann den noch in Lemgo stationierten Soldaten und Volkssturmmännern, etwa hundert Personen, den Kampf gegen die deutlich überlegenen amerikanischen Truppen befahl.

Das Bild wurde vom Kamerateam der 2. US-Panzerdivision der 9. US-Armee (2nd Armored Division, Ninth U.S. Army) auf dem Weg nach Lemgo aufgenommen. Zu sehen sind deutsche Sanitäter und Krankenschwestern, die nach gefallenen Soldaten am Straßenrand Ausschau halten und diese auf ihren Karren mitnehmen.



Portraitfoto Bürgermeister Wilhelm Gräfer

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

2351, zugeschnitten.jpg
Wilhelm Gräfer, Bürgermeister der Stadt Lemgo 1924-1945

Am Morgen des 4. April war Wilhelm Gräfer, Bürgermeister der Stadt Lemgo, in Begleitung des Fabrikanten Herbert Lüpke nach Hörstmar gefahren, um bei den Amerikanern eine kampflose Übergabe der Stadt auszuhandeln. Der amerikanische Kommandant Lieutenant Colonel Hugh R. O’Farrell gewährte eine halbstündige Frist. Gräfer und Lüpke kehrten zur Berichterstattung zum Stadtkommandanten Walter Heckmann zurück, der sie des Verrats beschuldigte. Gräfer und Lüpke wurden festgenommen, letzterem gelang die Flucht. Gräfer wurde vor ein Standgericht geführt und am 5. April in Bodenwerder erschossen.



Gräfer gilt in der Lemgoer Stadtgeschichte als eine stark umstrittene Figur. Lange Zeit verehrte man ihn als Helden, sprach von seinem Opfertod für die Bürgerinnen und Bürger Lemgos, bezeichnete ihn sogar als Widerstandskämpfer. Mittlerweile hat sich dieses Bild jedoch gewandelt und es gibt einige Arbeiten, die diese Sicht kritisch hinterfragen. Gräfer mag zwar in den letzten Kriegstagen die Ausweglosigkeit der Situation erkannt und nicht, wie andere fanatische Personen bis zur letzten Sekunde gekämpft und sinnlos Menschen geopfert zu haben, doch seine Nähe zum Nationalsozialismus und seine konsequente Durchsetzung der nationalsozialistischen Politik und Verfolgungspolitik als Bürgermeister und Leiter der Ortspolizeibehörde, lässt sich nicht leugnen. 



In dem Kösterschen Getreidesilo am Langenbrückertor hatte man das Lebensmittellager der Kriegsmarine geöffnet und dieses wurde nun nach allen Regeln der Kunst ausgeplündert. Da sollen Frauen bis zu 3 Fäßchen mit Schmalz weggeschafft haben [...]

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 4. April 1945





Anordnung, Rückgabe geplünderter Lebensmittel

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

P1_639.jpg


Die Angst vor unzureichender Versorgung mit Lebensmitteln in der Bevölkerung war groß. Niemand wusste, was in Folge des zusammengebrochenen politischen Systems zu erwarten war. Dass einige Lebensmittellager durch den Abzug der deutschen Befehlshaber für kurze Zeit unbewacht blieben, war eine willkommene Gelegenheit, sich für den Notfall an Vorräten zu bedienen. Zumal die Versorgung mit täglichen Bedarfsgütern nur noch durch zugeteilte Bezugsscheine funktionierte.

Wie umfangreich die Plünderungen von Lebensmitteln waren, zeigt das nebenstehende Plakat. Die staatliche Lebensmittelversorgung brach bei Kriegsende vollständig ein und jede Region war auf eigene Vorräte angewiesen. Eine erste Handlung der Verwaltung war daher, eine Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mit täglichen Bedarfsgütern einigermaßen zu gewährleisten.



Aufruf an die Braker Bevölkerung wg. Plünderungen

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Dieser Aufruf aus dem seit 1969 zu Lemgo gehörenden Brake zeigt, dass nicht nur Lebensmittel geplündert wurden, sondern auch weitere Bedarfsgüter wie Bekleidung, Kohle und Holz.



Bekanntmachung über Lebensmittelzuteilungen

April 1945

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Lebensmittelzuteilung.png
Bekanntmachung zur Lebensmittelzuteilung und der Ausgabe von Bezugsscheinen an die Bevölkerung in Brake

03

Erste Tage unter amerikanischer Besatzung

Die erste Anordnung der Ortskommandantur ist angeschlagen. Besorgungen aus den Geschäften dürfen nur in den Morgenstunden von 9 bis 12 Uhr getätigt werden und zwar jedes Mal nur von einer Person aus jeder Familie. Die übrigen Menschen haben sich in der Wohnung zu halten. [...] 

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 6. April 1945



Heute hängt das Schaufenster im Geschäft Brand am Markt voll neuer Verordnungen der Besatzungsbehörden. Ich habe sie nicht lesen können, nur erfahren, dass alle Schulen bis zur Universität hierauf geschlossen bleiben, bis die Lage sich soweit beruhigt hat […]

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 9. April 1945

Der Unterricht an Schulen wurde in Lippe zunächst mehrere Monate eingestellt, damit das Unterrichtsmaterial auf nationalsozialistisches Gedankengut sowie die Lehrpersonen wegen einer eventuellen NS-Vergangenheit überprüft und gegebenenfalls erneuert und ersetzt werden konnten.





Fraternisierungsverbot

20.04.1945

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Lemgo

Zum Objekt >>

Kontakt mit den Besatzern, Amtliches Nachrichtenblatt 20.4.jpg


Vor allem zu Beginn der Besatzungszeit erließ die Militärregierung eine Vielzahl von Verordnungen, denen die Bevölkerung unterlag. 

Aber auch für die amerikanischen Soldaten gab es strenge Regeln. Vor allem das Fraternisierungsverbot, das Grundlage der alliierten Besatzungspolitik war und gebot, strikte Distanz zu den Deutschen zu halten. Da es aber schnell zu freundschaftlichen Kontakten zwischen Alliierten und Deutschen kam, wurde das Verbot schließlich aufgehoben.



Proklamation No. 1

20. April 1945

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Z30_1.jpg

Es wurde schnell deutlich, dass Hetze und Propaganda der NSDAP gegen die Alliierten nicht der Wahrheit entsprachen. Die Unterschiede zwischen den Durchhalteparolen der letzten Kriegsmonate und der 1. Proklamation des alliierten Oberbefehlshabers und späteren Präsidenten der USA, Dwight D. Eisenhower, die überall dort, wo die NS-Herrschaft beendet war verteilt beziehungsweise öffentlich ausgehängt wurde, waren unverkennbar. „Wir kommen als ein siegreiches Heer, jedoch nicht als Unterdrücker“ ist ein zentraler Satz des Plakates.

Klar wird auch, dass die Militärregierung unverzüglich mit dem Aufbau neuer politischer, demokratischer Strukturen beginnen wollte und die Proklamation der Bevölkerung verdeutlichen sollte, dass jegliche Regierungsbefugnisse nun in den Händen der amerikanischen Truppen lagen. 





Zerstörung von Waffen durch amerikanische Soldaten

Aus der Sammlung von

LWL-Medienzentrum für Westfalen

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

LWL-Medienzentrum für Westfalen

Zum Objekt >>

2025-03-07_09h18_45 (LWL-Medienarchiv).png


Zunächst aber wurde dafür gesorgt, dass von der immer noch bestehenden nationalsozialistischen Regierung keinerlei Gefahr mehr ausgehen konnte. So wurden meist unmittelbar nach der Eroberung eines Gebietes sämtliche Waffen, die direkt auffindbar waren, durch die amerikanischen Soldaten zerstört.



Waffen-Inventar Gefängnis Lemgo

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B3425_inventories_01_1.jpg


Ebenso stellte man umgehend, wie hier für Lemgo, Listen über das Inventar aller Waffenlager auf.



Aufforderung zur Abgabe von Waffen

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

P1_640.jpg
Alle Einwohner waren aufgefordert, sämtliche Waffen in Privatbesitz an die Militärbehörde abzugeben.


Auflistung der in Lemgo vorhandenen Brieftauben

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B3425_brieftauben_1.jpg


Ebenso musste, der Sicherheit willen, jegliche Kontaktaufnahme der Bevölkerung in den besetzten Gebieten zu jenen, die noch unter NS-Herrschaft standen, unterbunden werden. Dabei ist nicht nur an Informationsmaterial, wie Zeitungen oder Radio, Fernsprech-, Funk-, oder Postverkehr zu denken, auch Brieftauben wurden entweder getötet oder ihnen wurden, wie das Dokument aus Lemgo verdeutlicht, die Flügel gestutzt, sodass sie flugunfähig waren und keine Nachrichten überbringen konnten.

Da uns seit dem 5.4. kein elektrischer Strom mehr geliefert wird, können wir auch keine Nachrichten durch Radio empfangen, wissen seitdem also nichts über die Kriegslage. Sehr vermissen wir auch die Zeitung, weil man nun auch nicht gewahr wird, was in Lippe vorgefallen ist.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 9. April 1945





Anordnung, Verbot Befahren von Heeresstraßen

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

P1_669.jpg


Für die amerikanischen Truppen war insbesondere auch die ungehinderte Passierbarkeit sämtlicher Straßen durch Militärfahrzeuge unabdingbar. Um eine Blockierung der Versorgungswege des Militärs zu verhindern, wurde der Bevölkerung das Befahren von Heeresstraßen mit Fahrzeugen aller Art streng verboten. 



Ausgangssperre

20.04.1945

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Lemgo

Zum Objekt >>

Ausgehsperre, Amtliches Nachrichtenblatt 20.4..jpg


Überhaupt war es verboten, die Stadtgrenzen ohne Genehmigung zu verlassen. Im April war der Krieg noch nicht überall zu Ende, man befand sich im Ausnahmezustand.



Ausgangsbeschränkung

24.04.1945

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Ausgangsbeschränkung, Amtliches Nachrichtenblatt 24.4.1945.png


Die streng geregelten Ausgangsbeschränkungen sollten auch Zusammenkünfte verhindern und von der Militärregierung immer noch befürchtete Widerstände endgültig brechen.

Ungeheuer groß war am heutigen Tage der Verkehr der Fahrzeuge auf den Straßen. Hunderte von Tanks, Panzern, vollbeladenen Lastautos, Personenwagen und Motorrädern durchfuhren die Stadt. [...] Die Soldaten haben sich in Häusern der Nähe einquartiert.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 5. April 1945



Sämtliche Wirtschaften und viele Privathäuser sind mit Militär belegt. In den besseren Häusern sind Offizierswohnungen und Büros. In den Stunden von 9 bis 12 Uhr können die Besorgungen nicht alle bewerkstelligt werden; dann stehen die Menschen zu Hunderten vor den Läden; die Türen werden verschlossen und nur jedesmal wenige Käufer hineingelassen. Immer noch werden Plünderungen gemeldet.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 9. April 1945





Beschlagnahmung von Gebäuden durch die alliierte Militärregierung

Aus der Sammlung von

Bundesarchiv

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Bundesarchiv

Zum Objekt >>

Plak 004-001-030_layout.jpg

Um umgehend eine stabile Verwaltungsstruktur errichten zu können und Unterkünfte für die Soldaten zu schaffen, wurden Häuser und Wohnungen beschlagnahmt. Ebenso kam es zu Beschlagnahmungen aufgrund der großen Wohnungsnot, zugunsten von Evakuierten, Flüchtlingen und Displaced Persons.





Beschlagnahmung des Hexenbürgermeisterhauses durch die alliierte Militärregierung

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B5712_1.jpg
Beschlagnahmung des 'Hexenbürgermeisterhauses' in Lemgo

Den Ortsgruppenleiter Kohlmann haben die Amerikaner im Auto weggeführt, ebenso den Lehrer Roßmann, wahrscheinlich, weil er Leiter der Lemgoer Ortsgruppe des Vereins für das Deutschtum im Auslande war. Der 2. Ortsgruppenleiter […] hat sich der Festnahme durch die Flucht entzogen.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 5. April 1945





Internierungslager Recklinghausen-Hillerheide

Aus der Sammlung von

LWL-Medienzentrum für Westfalen

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

LWL-Medienzentrum für Westfalen

Zum Objekt >>

2025-03-07_11h16_54 (LWL Medienarchiv).png

Unmittelbar nach Kriegsende begann die Militärregierung mit der politischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen und der Entfernung nationalsozialistisch gesinnter Personen und Tätern aus öffentlichen Ämtern. 

Zunächst wurden diese Handlungen konsequent verfolgt und belastete Personen in Internierungshaft genommen.

Das nebenstehende Foto zeigt das Internierungslager Recklinghausen-Hillerheide, ein ehemaliges Zwangsarbeiterlager, das die amerikanischen Besatzer in ein Internierungslager für mutmaßliche Kriegsverbrecher und Parteifunktionäre umwandelten. 





Festnahme durch die Militärbehörde aus politischen Gründen

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Für diese Maßnahmen nötige Informationen wurden der Militärbehörde von der örtlichen Verwaltung übermittelt.



Verlegung genesener deutscher Soldaten in Kriegsgefangenenlager

1945

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B3425_kriegsgefangene_1.jpg


Auch in Lemgo ließ die Militärregierung Listen belasteter Personen und Wehrmachtsangehöriger erstellen. Solche Listen liegen vor allem aus dem Lemgoer Reservelazarett vor. Soldaten die genesen waren, wurden in Kriegsgefangenenlager übergeben.



Meldung von Wehrmachtangehörigen

April 1945

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Meldung von Wehrmachtsangehörigen.png

Viele Polen und Russen haben ihre Arbeitsplätze auf dem Land verlassen [...]

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 12. April 1945





Übersicht Zwangsarbeiterlager bei Lemgo

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B3425_DP_Camps_1.jpg

Die Ankunft der Alliierten bedeutete für mindestens 2633 ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter in Lemgo die Befreiung.

In Westfalen waren diese überwiegend in Landwirtschaft und Industrie unter unmenschlichen Bedingungen zur Arbeit gezwungen worden und an Hunger, Kälte, Krankheiten und Misshandlungen gestorben.

In Lemgo hatten alle namhaften Firmen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beschäftigt. Unter anderem befand sich in der Grevenmarsch ein von den Firmen Hahn und Wrenger errichtetes Barackenlager, in dem die „Fremdarbeiter" lebten.





Lebensmittelversorgung der befreiten Zwangsarbeiterlager bei Lemgo

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B3425_DP_Camps_5.jpg


Nach der Befreiung durch die Alliierten lebten die meisten der nun als „Displaced Persons“ bezeichneten ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter weiter in den Lagern, nun bezeichnet als DP-Camps, oder in ihnen durch die alliierte Militärregierung zugewiesenen Unterkünften und warteten auf die Rückführung in ihre Heimat. Vom amerikanischen Militär wurden Sie mit Nahrungsmitteln versorgt.



Polizeibericht über Einbrüche und Diebstähle

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

Unmittelbar nach Kriegsende kam es zu Plünderungen und Diebstählen durch Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter. Auch die deutsche Bevölkerung plünderte in hohem Maße, trotzdem sprach man in der Öffentlichkeit recht schnell von den plündernden Zwangsarbeitern. Dass einige der aus der Sklaverei Befreiten Vergeltung an den ehemaligen Peinigern übten, verbesserte diese Empfindungen nicht.

Die deutsche Bevölkerung war sich oftmals keinerlei Schuld bewusst; die Verbrechen, die an den Displaced Persons verübt worden waren, wurden lange Zeit beschwiegen oder gar geleugnet. Auch aus Sauerländers Aufzeichnungen lässt sich herauslesen, dass dieser das Leid der Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter wohl kaum erfasst hatte. So schrieb er beispielsweise, dass er glaube, dass „sie in den Gemeinschaftslagern bei den Lemgoer Firmen auch nicht zu klagen gehabt" hätten und beschwert sich darüber dass „die vielen fremden Arbeiter und Kriegsgefangenen [...] in den Wallanlagen faul umherliegen. Man [solle] sie in den Lagern oder sonstwie beschäftigen". (Zitate aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 12. und 14. April 1945)

Trotzdem hate eine Abteilung Infanteristen am Bahnhof den Kampf aufgenommen, und darauf sind die Zerstörungen an den verschiedenen Häusern zu erklären, am meisten soll das Hotel Köster gelitten haben, es müßte wohl geräumt werden. [...] 

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 4. April 1945





Aufforderung zur Beseitigung von Kriegsschäden

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

P1_671.jpg


Weil Kommandant Heckmann eine kampflose Übergabe der Stadt Lemgo verhindert hatte, wurden unmittelbar vor Kriegsende noch Häuser an der Lageschen Straße, der Ellernlaubke, am Bahnhof und am Langenbrücker Tor durch Granaten zerstört.

In der Lemgoer Verwaltung bemühte man sich bereits im April 1945, noch vor dem Erscheinen des nebenstehenden Aufrufs des Landespräsidenten und späteren Regierungspräsidenten Heinrich Drake, um einen zügigen Wiederaufbau beschädigter Gebäude.



Zwangsbewirtschaftung, Baumaterialen zur Beseitigung von Kriegsschäden

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

B4516_03_1.jpg

Damit genügend Baumaterial zur Verfügung stand, wurde dieses nur mit Genehmigung des städtischen Bauamtes ausgegeben. Firmen wurden zur Herausgabe von Material verpflichtet.



04

Neugliederung der Verwaltung



Portraitfoto Clemens Becker

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

NL_62_12_01_ Foto_Clemens_Becker_1.jpg
Clemens Becker (1869-1961)

Die alliierte Militärregierung begann zügig, Personen mit nationalsozialistischer Vergangenheit aus öffentlichen Ämtern zu entfernen. Es sollte sichergestellt werden, dass keine nationalsozialistisch gesinnten Personen auf wichtigen Verwaltungspositionen verblieben. So wurde bereits unmittelbar nach Kriegsende der politisch unbelastete Sozialdemokrat Clemens Becker von der alliierten Militärregierung zum Bürgermeister von Lemgo bestimmt.





Abgelehnte Wiederaufnahme in den Staatsdienst, Clemens Becker

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Lemgo

Zum Objekt >>

NL_62_1_1.jpg


Clemens Becker war 1890 Mitglied der SPD geworden. Aufgrund seiner sozialdemokratischen Haltung wurde er unter der Herrschaft der Nationalsozialisten, nach Verabschiedung des „Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“ aus dem Staatsdienst entlassen.



Forderung Pensionsnachzahlung, Clemens Becker

Aus der Sammlung von

StA Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

StA Lemgo

Zum Objekt >>

NL_62_1_3.jpg

Becker durfte seine alte Dienstbezeichnung, er war unter anderem Stadtverordneter der Stadt Lemgo, Mitglied des Lippischen Landtages und Landrat von Brake gewesen, nicht mehr verwenden und ihm wurden jegliche Ansprüche auf seine Pension verwehrt.





Aufhebung der Entlassung aus dem Lippischen Staatsdienst, Clemens Becker

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Lemgo

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Lemgo

Zum Objekt >>

NL_62_1_2_1.jpg


Im Mai 1945 wurde die Suspendierung Beckers vom Staatsdienst offiziell von der Lippischen Landesregierung aufgehoben.

Der Kanonendonner ist seit gestern vollständig verstummt; die Kampfhandlungen sind so weit entfernt, daß man nichts mehr davon hört. Die amerikanischen Truppen, die in Lemgo einquartiert waren, sind mit allen hier parkenden Fahrzeugen weitergezogen […]. Es wird erzählt, dass jetzt ein englischer Ortskommandant hier sei, und das Lemgo eine Besatzung englischer Soldaten von 50 Mann bekommen würde.

Aus den Tagebuchaufzeichnungen von Friedrich Sauerländer, 12. April 1945





Besatzungszonen

Aus der Sammlung von

Bundesarchiv

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Bundesarchiv

Zum Objekt >>

Plak 004-002-002.jpg

Im Mai 1945 zogen die US-amerikanischen Truppen endgültig aus Lippe ab. 

Lippe wurde der britischen Besatzungszone zugeteilt.



Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Julia Plötzgen, Dana Wegwerth-Jansen & Mia Hofsommer

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 03.04.2025 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung 80 Jahre Kriegsende in Lemgo wird veröffentlicht von:

Stadtarchiv Lemgo


Rampendal 20a
32657 Lemgo


gesetzlich vertreten durch

den Bürgermeister

Telefon:

05261 213-413


Fax:
E-Mail:  

stadtarchiv@lemgo.de

Inhaltlich verantwortlich:

Julia Plötzgen
Rampendal 20a
32657 Lemgo

Kurator*innen:

Julia Plötzgen, Dana Wegwerth-Jansen & Mia Hofsommer

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin 

Telefon: +49 (0)30 266-41 1432, Fax: +49 (0) 30 266-31 1432,
E-Mail: geschaeftsstelle@deutsche-digitale-bibliothek.de

Umsatzsteueridentifikationsnummer: 
DE 13 66 30 206

Inhaltlich verantwortlich: 
Dr. Julia Spohr
Leiterin der Geschäftsstelle
Finanzen, Recht, Kommunikation, Marketing
Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



Im Bild bewegen
linke Maustaste gedrückt halten und ziehen
Pfeiltasten benutzen
Finger gedrückt halten und ziehen
Ein- & Auszoomen
Mausrad bedienen
Plus- und Minuszeichen
Zwei Finger zusammenziehen oder spreizen
Bild schließen
Doppelklick
Escape-Taste
am Bildrand