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„An Klaus W. Jonas, den erstaunlichen Sammler und Bibliographen“

Thomas Mann, Rilke und die Klassische Moderne in der Sammlung Jonas

Universitätsbibliothek Augsburg
Zauberberg-Stiftung


Ilsedore und Klaus Jonas vor dem Thomas-Mann-Haus Villino in Feldafing, 1999

Fotografie, 1999, Feldafing am Starnberger See

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Im Gespräch mit der Klassischen Moderne

Sieben gemeinsame Jahrzehnte forschen und lehren die Professores Klaus und Ilsedore Jonas zur deutschen Literatur des 20. Jahrhunderts. Im Zentrum: Thomas Mann, Rainer Maria Rilke und Zeitgenossen. Aus ihrem wissenschaftlichen und dokumentarischen Wirken entsteht eine Sammlung, die mehrere tausend Bände Original- und Forschungsliteratur, ein Pressearchiv, bibliophile Buchausgaben und wertvolle Autographen sowie wissenschaftliche Korrespondenz umfasst.

Diese Online-Ausstellung ist das Schaufenster zur Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas an der Universitätsbibliothek Augsburg. Sie verfolgt die Lebenslinien des Forscherehepaares, zeigt die Breite der gesammelten Materialien und bietet über ausgewählte Objekte Zugang zu den vertretenen Autoren und Werken. Treten Sie ein!



Ausstellungsguide

Infografik

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01

Gemeinsam leben, forschen und reisen



Ilsedore und Klaus Jonas in South Hadley, Massachusetts, 1949

Fotografie, August 1949, South Hadley, Massachusetts

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Das junge Paar im August 1949 in South Hadley, Massachusetts


Lebenslinien

In den Wirren des Nachkriegssommers 1945 findet sich das frisch verheiratete Paar Ilsedore Barkow Jonas (1920-2021) und Klaus Werner Jonas (1920-2016) in Würzburg wieder. Erstmals lesen sie Thomas Manns Roman Der Zauberberg (1924) – ein Initialerlebnis! Mit Mann und der Literatur seiner Zeit werden sie sich lebenslang beschäftigen. 1949 siedeln Klaus und Ilsedore Jonas an die Ostküste der USA über, finden über South Hadley, New Brunswick und New Haven schließlich ihre neue Heimat in Pittsburgh. Beide durchlaufen ab 1957/58 eine akademische Laufbahn als Assistant, Associate und schließlich Professor bzw. Professorin: Klaus Jonas für deutsche Literatur an der staatlichen University of Pittsburgh, Ilsedore Jonas für moderne Sprachen und Literaturen an der privaten Carnegie Mellon University. Nach ihren Emeritierungen 1988 kehren sie zurück nach Deutschland in ihre Wahlheimat München. Von dort aus engagieren sich beide bis ins hohe Alter im Mann-Forschungsnetzwerk und gründen 2002 die Zauberberg-Stiftung zur Förderung der Thomas-Mann-Forschung.



Ilsedore und Klaus Jonas in Sierre beim Rilke-Festival, 2000

Fotografie, August 2000, Sierre (Schweiz)

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Ilsedore und Klaus Jonas im Schweizer Sierre beim ersten Rilke-Festival, 2000


Klaus Jonas in der „Via Thomas Mann“ in Rom, 1972

Fotografie, 1972, Italien

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Klaus Jonas in Rom, 1972

Klaus W. Jonas

1920 in Stettin geboren, studiert Klaus Jonas 1940-1945 Anglistik, Romanistik und Germanistik in Greifswald, Berlin, Würzburg und Freiburg, 1945-1947 zudem in Heidelberg, Genf und Zürich. Über diese Studienortwechsel kann er seiner Einberufung zur Wehrmacht entgehen. Erstmals in die USA reist er 1945 mit einem Studentenvisum. Neben seiner literaturwissenschaftlichen Laufbahn absolviert Klaus Jonas 1955-1957 an der Yale University die Ausbildung zum Bibliothekar – hat dort exklusiven Zugang zur Thomas Mann Collection. Die Studien zu W. Somerset Maugham und Rainer Maria Rilke Anfang der 1950er sind richtungsweisend für sein späteres Profil als Bibliograph und Sammler. Die in dieser Zeit bereits begonnene und über Jahrzehnte fortgeführte Dokumentation der Sekundärliteratur zu Thomas Mann macht Klaus Jonas schließlich international als Mann-Bibliographen bekannt. Mit seinen Bibliographien legt er unverzichtbare Nachschlagewerke vor.





Ilsedore Jonas (1956)

Fotografie, 1956

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Ilsedore Jonas, 1956


Ilsedore B. Jonas

Ilsedore, geborene Barkow, lernt Klaus während eines Tanzkurses in Stettin kennen. Für ihr Studium der Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte geht sie nach Heidelberg, ist ab 1942 in München und 1944-1945 in Würzburg. Mit Klaus teilt sie die Leidenschaft für moderne Sprachen und Literaturen, ist diplomierte Dolmetscherin für Italienisch und Französisch. Über die Schweiz gelingt es ihr nach Kriegsende, Klaus in den USA zu besuchen. Nachdem das Paar 1949 übersiedelt, verdient Ilsedore ihren Lebensunterhalt zunächst als Zahnarzthelferin und Pflegekraft. An der Rutgers University, New Jersey, macht sie 1955 ihren Masterabschluss und unterrichtet Deutsch. Zeitgleich mit Klaus arbeitet Ilsedore in der Yale University Library, Abteilung historische Manuskripte, ehe sie gemeinsam nach Pittsburgh ziehen. An der dortigen privaten Carnegie Mellon University erwirbt sie 1967 ihren Ph.D. und wird 1972 zur Professorin berufen. Ilsedore Jonas stirbt 2021 im hohen Alter von 101 Jahren in München.



Reisepässe von Klaus und Ilsedore Jonas

Pässe, 1950er bis 1990er

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Reisepässe aus fünf Jahrzehnten

Gemeinsam arbeiten und reisen

Ilsedore und Klaus Jonas arbeiten als Team, verwirklichen zugleich ganz individuelle Projekte. Dabei kommt im Leben des Forscherpaares eines nie zu kurz: das Reisen. So wird eines der drei amerikanischen Trimester alljährlich ohne Gehalt in ausgedehnte Forschungsreisen investiert. Gemeinsam besuchen sie Kongresse, knüpfen und pflegen international Kontakte. Die Tagungen in Zürich, Davos und Lübeck sind dabei für die Mann-Forschung besonders einschlägig. Auch die Mitgliedschaft in literarischen Gesellschaften wie der Münchner Goethe-Gesellschaft führt das Paar auf Reisen insbesondere zu den Wirkungsstätten großer Autor:innen in Europa.





Das junge Paar: Ilsedore und Klaus Jonas, 1949

Fotografie, 1948, Genf

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Das junge Paar 1948 in Genf


Klaus Jonas vor der Villa La Mauresque von W. Somerset Maugham, 1973

Fotografie, 1973, Cap Ferrat/Frankreich

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Am Anfang: W. Somerset Maugham

Als Nachwuchswissenschaftler in den USA wählt Klaus Jonas einen Autor der Gegenwart für seine Forschung: Er promoviert zum Werk des englischen Erzählers und Dramatikers William Somerset Maugham (1874-1965). Zwischen ihm und dem Schriftsteller entwickelt sich eine Freundschaft. Jonas erinnert sich zeitlebens an „die ersten Begegnungen in New York in den 40er Jahren, an Spaziergänge mit Maugham und Alan Searle durch die Altstadt von Villefranche, an gemeinsame Mahlzeiten in seinem Stammlokal, Le Corsaire, bei dem mehrere Fotos entstanden, oder seinen Besuch in unserem Hotel in Beaulieu-sur-mer.“ Er bleibt Maugham über Jahre verbunden, besucht ihn wiederholt in der Villa Mauresque an der Côte d’Azur. Der Autor wiederum schätzt – wie später auch Thomas Mann – Jonas’ Treue und attestiert ihm „certain charming ways of persuasion“.*

* Zitate aus Klaus W. Jonas: William Somerset Maugham. The Man and His Work / Leben und Werk, Wiesbaden: Harrassowitz 2009, S. 64f.



Dissertation von Klaus W. Jonas mit dem Titel: Somerset Maugham und der Ferne Osten, Münster 1953.

Typoskript, vorgelegt 1953

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Typoskript der Dissertation von Klaus Jonas über W. Somerset Maugham und den Fernen Osten, Münster 1953


Klaus W. Jonas: A bibliography of the writings of W. Somerset Maugham, South Hadley, Mass. 1950.

Druckschrift

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Grundlagenforschung, die bleibt

Bereits 1950 legt Klaus Jonas A bibliography of the writings of W. Somerset Maugham vor – ein erstes Zeugnis seines späteren Spezialgebiets: bibliographische Grundlagenforschung. Auf das rege Interesse an seiner Person reagiert W. Somerset Maugham jedoch verlegen bis ungläubig:

I am properly impressed by the immense amount of work you have put into these pages. No one can be more conscious than I am that in a very few years after my death I may be entirely forgotten, and then all these collections of manuscripts, typescripts and letters will be merely waste paper.
Brief von Maugham an Klaus Jonas, 29. August 1956

Jonas kommentiert sachkundig: „Er konnte nicht wissen, dass das genaue Gegenteil der Fall sein würde.“*

*  Beide Zitate aus Klaus W. Jonas: William Somerset Maugham (2009), S. 60.



Ernst Jünger und Klaus Jonas, 1984

1984

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Ernst Jünger und Klaus Jonas, 1984


In bester Gesellschaft

Das Leben von Klaus Jonas ist geprägt vom Lehren und Forschen, Dokumentieren und Sammeln, Reisen und Vernetzen. Sein wissenschaftlicher Nachlass bezeugt insbesondere in Form umfangreicher Korrespondenzen, wie ergiebig er Kontakte aufzubauen und über lange Zeit zu pflegen vermag. Zahlreiche Reisen zwischen den USA und Europa führen ihn in briefliche und persönliche Bekanntschaft mit Figuren des öffentlichen und kulturellen Lebens, darunter der Bildhauer Fritz Behn und bekannte Gegenwartsautor:innen wie Hermann Hesse, Erich Maria Remarque, Nelly Sachs, Martin Walser und Ernst Jünger. Zu Kronprinz Wilhem von Preußen hat Klaus Jonas nicht nur Kontakt, sondern publiziert auch zu diesem.*

* Klaus W. Jonas: Der Kronprinz Wilhelm, Frankfurt am Main: Scheffler 1962. Die biographische Studie erscheint im selben Jahr publikumswirksam auch in Auszügen als Zeitschriftenserie unter dem Titel Die Wahrheit über Kronprinz Wilhelm in Welt am Sonntag.




Ilsedore Jonas als Dozentin in der USA

Fotografie, ohne Datum, USA

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Weiter Horizont: Sprachen, Literatur und Kultur

Ilsedore JonasForschungs- und Lehrtätigkeit ist geprägt durch ihr Interesse an der kulturellen Verankerung von Literatur in Malerei, Musik und Tanz der Zeit. Ihre Dissertation Thomas Mann und Italien (1969) setzt Maßstäbe, wird breit rezipiert und erscheint zehn Jahre später auch in englischer Übersetzung. 1969-1972 ist sie Mitherausgeberin des Journal of Modern Austrian Literature. Als Germanistin arbeitet und publiziert Ilsedore Jonas sprach- und fachübergreifend zu Autor:innen und Künstler:innen des 19. und 20. Jahrhunderts: von Klaus Mann im amerikanischen Exil über Rilke und Picasso bis zu den Porträts von Katia Mann. Nach ihrer Emeritierung veröffentlicht sie eine im Insel-Verlag prominent platzierte Studie über das Verhältnis von Rainer Maria Rilke zur italienischen Schauspielerin Eleonora Duse.



Ilsedore Jonas: Thomas Mann und Italien, Heidelberg 1969
Ilsedore Jonas: Thomas Mann and Italy, übersetzt von Betty Crouse, University of Alabama 1979.

Druckschrift

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Spiegelungen Italiens

Thomas Mann (1875-1955) besucht mehr als 20 Mal Italien, hält sich oft mehrere Monate in Rom, Neapel, Venedig, Riva und Palestrina auf. Immer wieder betont er den südländischen Anteil in seiner Persönlichkeit - erworben von der aus Brasilien stammenden Mutter Julia da Silva-Bruhns. Über die Jahre knüpft Thomas Mann vielfach Kontakte zu Italiener:innen, darunter seine Übersetzerin Lavinia Mazzucchetti. In seinen Werken tauchen Figuren wie Tonio Kröger und Lodovico Settembrini auf. Die Novellen Der Tod in Venedig (1911) und Mario und der Zauberer (1930) spielen gar auf italienischem Boden. 

Ilsedore Jonas zeigt in ihrem nach wie vor grundlegenden Buch Thomas Mann und Italien, wie den Autor nach anfänglicher Skepsis Zuneigung und Bewunderung für das Land, seine Menschen und Geisteshaltungen erfassen. Hierzu wertet sie auch Zeitungsartikel und Hommagen aus, die bezeugen, dass Thomas Mann von vielen Italienern als l’ultimo grande tedesco, als der letzte große Deutsche, angesehen wird.“*

* Ilsedore Jonas: Thomas Mann und Italien, Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1969, S. 41.



Zeitungsartikel, Titel: Ommagio a Thomas Mann, in: Il Contemperaneo (1955)

Zeitungsartikel, 1955

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Zeitungsartikel (1955) aus dem Italien-Konvolut von Ilsedore Jonas


Friedrich August von Kaulbach: Katia Pringsheim (1899)

1899

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Wikimedia

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Friedrich August von Kaulbach: Katia Pringsheim (1899)

„Ich sah ein kleines Wunder …“

1982 veröffentlicht Ilsedore Jonas ihre umfassenden Recherchen zu den Bildnissen Katia Manns (1883-1980). Einige zeigen das junge Mädchen aus der Familie Pringsheim in Szene gesetzt von bekannten Malern wie Friedrich August von Kaulbach und Franz von Lenbach. Die Porträts der alten Katia Mann im Stile einer Grande Dame stammen vor allem aus weiblicher Hand, von Suzanne Hürzeler, Helga Tiemann und Edeltraud Abel, aber auch von dem bekannten Zeichner und Fotografen Paul Citroen.

Es ist schön für uns zu wissen, die wir Katia Mann noch persönlich kannten und von dem Charme ihrer Persönlichkeit, von ihrem schnellen Witz und Humor und ihrer Natürlichkeit bezaubert waren, daß sie nicht nur im Werke Thomas Manns, sondern auch in den zum Teil von bedeutenden Künstlern geschaffenen Porträts weiterleben wird. Ilsedore Jonas: „Ich sah ein kleines Wunder ...“  Porträts von Thomas Manns Lebensgefährtin, in: Philobiblon 26/4 (1982), S. 318-328, hier S. 328.




Edeltraud Abel: Porträt von Katia Mann (1979)

Zeichnung, 05.03.1979

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Kurzbeschreibung
Reproduzierte Porträtzeichnung, hier mit Anmerkungen für den Verlag zur Druckvorbereitung der Aufsatzublikation von Ilsedore Jonas: „Ich sah ein kleines Wunder ..." Porträts von Thomas Manns Lebensgefährtin, in: Philobiblon 26/4 (1982), S. 318-328.

Die Grande Dame von Kilchberg

Edeltraud Abel (1924-1994) malt Katia Mann erstmals 1969. Die Künstlerin erinnert sich genau an die Aperitif-Pausen und die anregenden Unterhaltungen, die sie mit ihrem Modell in der Kilchberger Wohnung führt. Während der Sitzungen kritisiert das Hausmädchen der Manns die Proportionen und den modernen Stil des entstehenden Bildes. „Katja Mann nahm sie ganz ernst und hatte nun genau das Gleiche zu bemängeln“*, berichtet die Malerin. Das Verhältnis der beiden Frauen trübt dies jedoch nicht: Abel fertigt weitere Porträts von Katia Mann an, zuletzt am 3. April 1980 auf dem Sterbebett der 96-Jährigen.

Ilsedore Jonas besucht die Künstlerin in ihrem Atelier in Zürich. Sie ist beeindruckt von Abels Einfühlungsvermögen in Wesen und Psyche des Modells. Abel sei eine Persönlichkeit, „die zugleich von einem tiefen Lebensernst und einer inneren Heiterkeit geprägt ist.“*  In der Sammlung Jonas in Augsburg haben sich Konvolute mit Typoskripten, Notizen und Briefen zu Jonas’ Porträtstudie erhalten: darunter die Druckfahne des Verlags mit Hinweisen zu Bildbearbeitung und Satz.

* Edeltraud Abel: Menschen beim Portraitieren, in: Frau im Leben, Februar 1971, S. 8f. ; unten Ilsedore Jonas: „Ich sah ein kleines Wunder ...“ (1982), S. 327.



Erich Kästner: Als ich ein kleiner Junge war. Hg. von Ilsedore Jonas, New York 1960.

Druckschrift

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1960 ediert Ilsedore Jonas Erich Kästners Kindheitserinnerungen „Als ich ein kleiner Junge war“ als Schullektüre für das amerikanische Publikum

02

Bibliographieren und dokumentieren



Zettelkasten von Klaus Jonas

1950er- 1990er Jahre, Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas, Magazinstandort 230

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Kurzbeschreibung
darin: Thomas-Mann-Bibliographie

Bibliographie der Kritik

Fifty years of Thomas Mann studies. A bibliography of criticism erscheint im Sommer 1955, wenige Wochen vor Thomas Manns Tod. Es ist ein echter Gewinn für die damals noch junge Mann-Forschung: Klaus Jonas Bibliographie listet erstmals systematisch rund 3000 selbstständige und unselbstständige Studien sowie ausgewählte literaturkritische Zeitungsbeiträge zu Thomas Mann aus den Jahren 1902 bis 1954 auf, übersichtlich geordnet nach Werken und Themen. Zwölf Jahre später folgt Band 2 der Thomas Mann studies, an dem auch Ilsedore Jonas dank eines Forschungsstipendiums entscheidend mitwirkt. Im deutschsprachigen Raum wird ab 1972 die erweiterte dreibändige Ausgabe Die Thomas-Mann-Literatur zum bibliographischen Standardwerk, dessen dritter Band 1997 in enger Zusammenarbeit mit Prof. Helmut Koopmann aus Augsburg entsteht.



Klaus Jonas beim Aufbau seiner Thomas-Mann-Sammlung, Foto aus der Broschüre "This is the University of Pittsburgh", ca. 1960, dort S. 19

Fotografie (ursprünglich schwarz-weiß abgedruckt, für diese Ausstellung nachkoloriert), ca. 1960

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Universitätsbibliothek Augsburg / University of Pittsburgh

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Kurzbeschreibung
Bildunterschrift: "A professor of modern languages is painstakingly building a comprehensive collection of the biographical and bibliographical material on Thomas Mann."
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Prof. Klaus Jonas in einer Werbebroschüre der University of Pittsburgh, ca. 1960


Ein Projekt beginnt

Den ersten Brief an Thomas Mann schreibt Klaus Jonas am 1. November 1949: Der Doktorand hat eine Nachfrage zu W. Somerset Maugham und bittet zugleich freundlich um ein signiertes Foto Manns. Der Autor gewährt ihm beides. Ein gutes Jahr später bringt Jonas seine Idee zu einer großangelegten Bibliographie vor:

Ich habe an die 2.500 kritische[sic!] Arbeiten über Ihr Werk - Bücher, Dissertationen, Essays und Buchbesprechungen - gesichtet und klassifiziert und will sie nach dem beigefügten Plane bibliographisch zusammenstellen, um dadurch einen Überblick über die große Zahl der veröffentlichten und unveröffentlichten Studien zu Ihrem Werk zu verschaffen und späteren Germanisten eine Grundlage für weitere Forschungen zu geben. Brief von Klaus Jonas an Thomas Mann, 27. Februar 1951*

* Dieser und folgende Briefe zwischen Klaus Jonas und Thomas Mann sowie weiteren Mitgliedern der Familie sind veröffentlicht in Klaus Jonas: Drei Generationen Familie Thomas Mann. Aus dem Briefwechsel eines Bibliographen, Würzburg: Königshausen & Neumann 2014, hier S. 18.



Brief von Thomas Mann an Klaus Jonas vom 10. März 1951

Brief, 10. März 1951, Kilchberg

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Thomas Mann zeigt sich zunächst zurückhaltend, sieht eine Bibliographie eher als „Angelegenheit fuer die Zukunft, vorausgesetzt, dass mein Lebenswerk eine Zukunft hat“.* Doch die Entschlossenheit des deutsch-amerikanischen Nachwuchsforschers lässt ihn das Vorhaben schließlich unterstützen.

„Ich fühle mich Ihnen ja zu aufrichtigem Dank verbunden für Ihre so weit in der Welt umhergreifende Beschäftigung mit den Wirkungen meiner Bücher und ihrem Widerhall, und kann nur wünschen, dass Ihre lange, treue Arbeit auch von der Welt anerkannt werden wird.“*

* Brief von Thomas Mann an Klaus Jonas, 10. März 1951

Verbundenheit

Auch Thomas Manns Tochter Erika und seine Ehefrau Katia unterstützen das ambitionierte Projekt in Pittsburgh und korrespondieren regelmäßig mit dem Bibliographen Klaus Jonas. Ihrem Brief vom 24. Oktober 1954 legt Katia Mann so zum Beispiel sämtliche der bislang eingetroffenen Literaturkritiken zum neuesten Roman Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull (1954) bei. Klaus Jonas arbeitet sie dankbar ein. 

Für August 1955 planen Klaus und Ilsedore Jonas seit langem einen Besuch der Manns am Zürichsee. Mitten in der Drucklegung der Fifty years schreibt daher Klaus Jonas an Thomas Mann:

Die Korrekturbogen habe ich auf die Reise mitgenommen und die University of Minnesota Press gebeten, Ihnen das erste meiner 6 ,author's copies' zuzusenden. Vielleicht also werde ich das fertige Buch bei Ihnen zum ersten Mal in die Hand nehmen. Brief von Klaus Jonas an Thomas Mann, 30. Mai 1955

Es wird das letzte Zusammentreffen von Klaus und Ilsedore Jonas mit Thomas Mann sein.





Klaus Jonas zu Gast in der Kilchberger Wohnung Thomas Manns am 9. August 1955, drei Tage vor dem Tod des Schriftstellers

Fotografie, 9. August 1955, Kilchberg, Schweiz

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Klaus Jonas in der Kilchberger Wohnung Thomas Manns 1955, drei Tage vor dessen Tod


Klaus Jonas: Fifty years of Thomas Mann studies. A bibliography of criticism, Minneapolis: University of Minnesota Press 1955.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Persönliches Korrekturexemplar von Klaus Jonas mit zahlreichen Anstreichungen und Notizen

Teestunden bei den Manns

Der Kontakt und die gegenseitige Wertschätzung zwischen Pittsburgh und Kilchberg halten an, auch nachdem Thomas Mann stirbt. Klaus Jonas erinnert sich, erkennbar stolz und glücklich: „Seit 1955 verging kaum ein Jahr ohne mindestens einen Besuch in Kilchberg, meist zur Teestunde, gelegentlich zum Mittagessen. [...] Immer zeigte Frau Katia Interesse an unseren Bemühungen als Sammler und Bibliographen.“*

* Klaus Jonas: Drei Generationen Familie Thomas Mann (2014), S. 67.

Ein Wort hierzu

Das selbstironisch-wohlwollende Vorwort Thomas Manns zur Bibliographie von 1955 entnimmt Jonas einem Brief des Autors vom 7. April 1953. Thomas Mann lässt den Text noch im selben Jahr in die Werkausgabe aufnehmen, die beim Aufbau-Verlag in der DDR erscheint.

Man sehe sie an, diese Bibliographie von Äusserungen über mein Tun und Treiben und den Bienenfleiss, mit dem ihre „Items“ aus aller Herren Länder sammelnd und sichtend zusammengetragen sind [...]. Mein Gott, was gab sich der Gute für Not! Durch Jahre hat er in öffentlichen und Universitätsbibliotheken gesessen, aus Amerika mit Schriftstellern und Gelehrten korrespondiert von Leipzig bis Tokyo und Venezuela, Gesandtschaften und „Cultural Relations Officers“ in Bewegung gesetzt von Moskau bis Australien, Bücher herangezogen, denen es gar nicht gleich anzusehen ist, dass darin auch von mir gehandelt wird [...]. Soll ich ihm für so viel monomanische Treulichkeit etwa nicht voller Erkenntlichkeit die Hand drücken, – was immer ich denken möge von der Wichtigkeit seines Betreibens und von der Dankbarkeit, die Mit- und Nachwelt ihm dafür zollen werden? Thomas Mann: Ein Wort hierzu, in: Klaus Jonas: Fifty years of Thomas Mann studies (1955), S. XIII-XIV.




Thomas-Mann-Medaille für Klaus Jonas, 1997

Medaille, Verleihung am 11. Oktober 1997, Verleihung in Lübeck

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Dienst am Werk Thomas Manns

1997 ehrt die Deutsche Thomas Mann-Gesellschaft Klaus Jonas für seinen jahrzehntelangen Einsatz als Mann-Bibliograph. Er erhält die Thomas-Mann-Medaille in ebendem Jahr, in dem der letzte Band Die Thomas-Mann-Literatur erscheint. Rund 6000 Titeleinträge allein für die Jahre 1976-1994 sind darin verzeichnet. Der langjährige Forschungskollege Prof. Hans Rudolf Vaget hält die Laudatio im Lübecker Buddenbrookhaus.



Klaus W. Jonas: Golo Mann – Leben und Werk. Wiesbaden: Harrassowitz 2003.

Druckschrift

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Golo Mann

Auch die Bibliographie zu Thomas Manns Sohn Golo Mann (1909-1994) entwickelt sich zu einem mehrere Jahrzehnte andauernden Projekt. Die Historie ihrer Veröffentlichung erweist sich als kleine Odyssee im Kampf mit den Verlagen, sodass das Werk erst 2003 bei Harrassowitz erscheint. Das Ergebnis spricht jedoch für sich: Unter der Mitarbeit des Germanisten Holger Stunz werden erstmals sämtliche zwischen 1929 und 2003 erschienenen Texte des Historikers, Publizisten und Essayisten Golo Mann verzeichnet: 58 Buchausgaben, 29 Übersetzungen, 879 Beiträge in Büchern, Zeitungen und Zeitschriften, 187 Buchbesprechungen, außerdem 181 unveröffentlichte Reden und andere Texte. Sie sind um eine umfangreiche Lebenschronik und eine repräsentative Auswahl an Schrifttum über Golo Mann ergänzt. 



Prof. Dr. Helmut Koopmann (*1933)

Fotografie , späte 1970er Jahre, Augsburg

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Universität Augsburg / Zentrale Fotostelle

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Kurzbeschreibung
1974-2001 Inhaber des Lehrstuhls Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg
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Prof. Helmut Koopmann, Ende der 1970er Jahre


Zwischen Pittsburgh und Augsburg

Mitte der 1970er Jahre lernen sich Prof. Klaus Jonas und Prof. Helmut Koopmann persönlich kennen. Der norddeutsche Germanist Koopmann ist seit 1974 erster Inhaber des Lehrstuhls für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der neu gegründeten Universität Augsburg und hält sich damals als Gastprofessor in Pittsburgh auf. Eine langjährige Freundschaft und Forschungspartnerschaft beginnt.

Der renommierte Mann-Forscher Koopmann bleibt der US-amerikanischen Germanistik über weitere Gastprofessuren, Foschungsaufenthalte und zahlreiche Konferenzen eng verbunden. Den Ruf an die Harvard University indes lehnt er 1977 ab. Am Forschungsstandort Augsburg setzt sich Helmut Koopmann früh dafür ein, die Jonas-Sammlung vollständig und dauerhaft an die Universität zu überführen.



Ehrenmedaillen der Universität Augsburg für Klaus W. und Ilsedore B. Jonas

Medaille, verliehen am 28. Oktober 2003, verliehen in Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Kurzbeschreibung
Inschrift: „In Würdigung hervorragender Verdienste um die Universität Augsburg"
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Am 28. Oktober 2003 werden die Prof.es Klaus und Ilsedore Jonas mit der Ehrenmedaille der Universität Augsburg ausgezeichnet


Von Pittsburgh nach Augsburg

Nachdem die ersten Anläufe für einen Ankauf der Sammlung scheitern, entschließen sich die Prof.es Jonas nach ihren Emeritierungen 1988, den Großteil ihrer Sammlung – Druckschriften und Pressearchiv – der Universität Augsburg zu schenken. Bereits im Frühjahr 1989 treffen dort die ersten 71 Kartons aus Pittsburgh ein. Die Bücher kommen damals direkt in die Universitätsbibliothek und stehen seitdem für Forschung und Lehre vor Ort zur Verfügung. Die zahlreichen Zeitschriftenhefte und archivierten Presseartikel werden zunächst am Lehrstuhl Prof. Koopmann durch Hilfskräfte erschlossen und anschließend an die Bibliothek übergeben, die sie auf ihren Webseiten sichtbar macht.



Prof. Helmut Koopmann (Universität Augsburg) und Prof. Klaus Jonas gemeinsam während einer Mann-Tagung

Fotografie, 1990er Jahre

Aus der Sammlung von

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Privatbesitz

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Helmut Koopmann und Klaus Jonas, 1990er Jahre

Für Helmut Koopmann war Klaus Jonas nicht allein ein geschätzter Thomas-Mann-Forscher, sondern ...

ein wunderbarer Freund, selbstlos und großzügig in allem, was er machte. Wenn man in Pittsburgh war, wohnte man in seinem Haus und musste nicht irgendwo in ein Gasthaus gehen. Er war zuverlässig und hatte das, was man menschliche Wärme nennt oder Herzensgüte.Aus: Gespräch mit Helmut Koopmann, 18. Januar 2024




Transatlantisches Thomas-Mann-Netzwerk: Zentrale Wirkstätten, Thomas-Mann-Häuser/Sammlungen und -Forschende

Kartografische Visualisierung

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Universitätsbibliothek Augsburg [Karte USA: CC0 1.0 von Wikimedia-User Heitordp (geändert), abgerufen am 04.07.2024, https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/3/3e/Blank_USA%2C_w_territories.svg] [Karte Europa: CC BY-SA 3.0 von Wikimedia-User maix (geändert), abgerufen am 04.07.2024: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a7/Blank_map_of_Europe_%28with_disputed_regions%29.svg]

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International vernetzt

In den 1950er und 60er Jahren ist die Thomas-Mann-Forschungscommunity noch überschaubar. Von Herbert Lehnert an der amerikanischen Westküste über Hermann Weigand an der Ostküste bis zu Helmut Koopmann in Süd- und Georg Wenzel in Norddeutschland: Die Prof.es Jonas sind damals mit allen bestens vernetzt. Die in der Sammlung erhaltenen umfangreichen Korrespondenzen insbesondere von Klaus Jonas zeugen dabei sowohl von dem regen internationalen Austausch zwischen den Mann-Forschenden als auch mit Archiven und Bibliotheken. Die eingangs gezeigte Karte markiert einige wichtige Orte und Einrichtungen im internationalen Thomas-Mann-Netzwerk, ergänzt um zentrale Akteure aus dem persönlichen Netzwerk der Prof.es Jonas seit den 1950ern. 

USA 
Europa




Übergabe der Thomas-Mann-Bronze von Gustav Seitz an die Universitätsbibliothek Augsburg im Rahmen der Eröffnung zur Ausstellung „Thomas Manns ‚Felix Krull’ – Szenen einer schönen Welt“

Oktober 2005, Augsburg

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Kurzbeschreibung
von links: Prof. Dr. Dr. hc Helmut Koopmann, Dr. Dirk Heißerer, Prof.es Ilsedore und Klaus Jonas (rechts)

„Eine Menschenfreundin“

Am 5. Oktober 2021 stirbt Ilsedore Jonas im Alter von 101 Jahren in München – als eine der letzten Augenzeuginnen der Zeit Thomas Manns. In seinem Nachruf hebt der enge Freund und Vorsitzende des Münchner Thomas-Mann-Forums, Dr. Dirk Heißerer, hervor: „Im Reigen der weltweiten Thomas-Mann-Gemeinde stand Ilsedore B. Jonas für Verständnis und Güte. Während ihr Mann, der Thomas-Mann-Bibliograph Klaus W. Jonas (1920-2016), Bücher und Texte sammelte, hatte sie ein waches Auge für die Menschen hinter diesen Titeln."*

* Dirk Heißerer: Nachruf auf Ilsedore Jonas, Oktober 2021



Klaus Jonas und Hans Rudolf Vaget, 1997

Fotografie, 1997

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Privatbesitz

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Fotograf: Herbert Keppler

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Hans Rudolf Vaget und Klaus Jonas in Lübeck, 1997


Erinnerungen eines Kollegen

Auch mit dem Germanisten Hans Rudolf Vaget verbindet Klaus Jonas die Faszination für Thomas Manns Werk. Beide lehren und forschen damals in den USA, Vaget im rund 800 km von Pittsburgh entfernten Northampton, MA. In Erinnerung an Klaus Jonas hebt Vaget dessen Begeisterung und Neugierde besonders hervor: 

Wir müssen alle dankbar sein, dass Klaus diese Kärrnerarbeit, die oft nicht hoch genug geschätzt wird, unternommen hat. Um das zu unternehmen, braucht man ja nicht nur Geduld und Interesse, sondern da gehört auch ein gewisser Enthusiasmus dazu, eine gewisse Beherztheit, und die war bei Klaus Jonas immer zu spüren. Er konnte Fragen stellen, auf die man nie gekommen wäre, einfach aus Neugierde. Aus: Gespräch mit Hans Rudolf Vaget, 2. Mai 2024


Gästebucheintrag (Seite 1) vom 12. Oktober 1997 anlässlich der Verleihung der Thomas-Mann-Medaille an Klaus Jonas in Lübeck

Gästebuch, [1997]

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Eintrag im Gästebuch der Prof.es Jonas am 12. Oktober 1997 anlässlich der Verleihung der Thomas-Mann-Medaille in Lübeck

03

Sammeln und sichten



Ausgewählte gesammelte Literatur aus der Sammlung Jonas

Druckschriften, Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas
Magazinstandort 230

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Werkausgaben, Übersetzungen, Forschungsliteratur

Klaus Jonas bibliographische Projekte sind von Anfang an eng verbunden mit dem Sammeln von Büchern und Forschungsmaterialien verschiedenster Art. Den zahlenmäßig größten Teil der Sammlung Jonas bilden heute Textausgaben, Monografien und Sammelbände zu den Hauptautoren Thomas Mann und Rainer Maria Rilke, außerdem Hermann Hesse, Gerhart Hauptmann, Golo Mann, Hermann Broch und Ernst Jünger. Es ist gedruckte Literatur von diesen und über diese Autoren vornehmlich in deutscher und englischer, außerdem spanischer, italienischer und französischer Sprache. Auch eine nennenswerte Zahl ungarischer, türkischer oder japanischer Titel findet sich darunter. Bezogen auf Thomas Mann sind zudem Dissertationen und Habilitationen aus verschiedenen Ländern erwähnenswert, die oftmals nur an den je­weiligen Universitäten der Autor:innen als Maschinenschriften archiviert sind. Im Online-Katalog der Universitätsbibliothek Augsburg sind alle rund 4000 gedruckten Titel aus der Forschungsbibliothek der Prof.es Jonas separat abrufbar.



Autograph von William Somerset Maugham in: A bibliography of the writings of W. Somerset Maugham, South Hadley 1950.

Druckschrift mit Autograf, Autograf: 1952

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Das Exlibris mit der Thomas-Mann-Lithographie von Marino Marini aus dem Jahr 1955 ziert sämtliche Druckschriften mit Jonas-Provenienz.


Gesammelte internationale Zeitschriftenhefte mit Beiträgen zu Thomas Mann aus der Sammlung Jonas

Zeitschriftenhefte, Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas, Magazinstandort 230

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Kurzbeschreibung
Jeweils eingelegt sind Zettel mit den bibliographischen Referenzdaten der enthaltenen Thomas-Mann-Aufsätze

Internationale Journals

Auch sie nehmen im Magazin der Universitätsbibliothek mehrere Regalmeter ein: gesammelte Zeitschrifteneinzelhefte mit Beiträgen zu Thomas Mann. Unzählige Aufsätze internationaler Forschender sind darin dokumentiert. Ihnen stehen Artikel-Sonderdrucke, Broschüren, Essays und Pamphlete aller Art zur Seite.



Zeitungsartikel aus dem Jonas-Pressearchiv

Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas, Magazinstandort 230

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Umfangreiches Pressearchiv

Für seine Bibliographie der Kritik sammelt und archiviert Klaus Jonas, unterstützt von Ilsedore und einem großen Freundes- und Helferkreis, über die Jahrzehnte unermüdlich Zeitungsbeiträge zum Leben und Wirken Thomas Manns: von frühesten Buchbesprechungen in der Lokalpresse bis zu den zahlreichen Meldungen zum Literaturnobelpreis 1924, Thomas Manns Tod im Jahr 1955 und späteren Jubiläumsjahren. So zeigt die Thomas-Mann-Artikelsammlung sowohl das deutsche Presseecho als auch die gewachsene internationale Rezeption. Die über die Jahre zusammengetragenen rund 6000 Zeitungsartikel und Presseausschnitte über Thomas Mann in Originalen oder Kopien sind das bibliographische Herzstück der Sammlung Jonas. 



Willy Haas: Nachruf auf Thomas Mann („Ironisch – warmherzig: Das war Thomas Mann“), in: Welt am Sonntag vom 14. August 1955, S. 3.

Zeitungsartikel, 14.08.1955

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Universitätsbibliothek Augsburg / Welt am Sonntag

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Der andere Mann

Thomas Mann stirbt am 12. August 1955 in Zürich. Die Nachricht löst ein internationales Echo auf sein Leben und Schaffen aus. In Deutschland melden sich zahlreiche Weggefährten zu Wort, erinnern an denkwürdige Erlebnisse mit dem Schriftsteller. Der Publizist Willy Haas (1891-1973) ist einer von ihnen. Er steht über Jahrzehnte mit Thomas Mann in brieflichem Kontakt, diskutiert in den 1920ern mit Mann zum Beispiel über die Wirkungen des Zauberberg-Romans. Laut Haas steht Thomas Mann für „die ganze Problematik und Fragwürdigkeit der dichterischen Existenz in unserer Zeit“.* Haas gedenkt in seinem Nachruf dem anderen Mann hinter dem ironisch-distanzierten Schriftsteller: Er besinnt sich einer Szene in Prag, als Thomas Mann infolge seiner Emigration die tschechoslowakische Staatsbürgerschaft verliehen wird: 

Ich saß damals dicht vor ihm im Parterre. Er hatte Tränen in den Augen und sagte stockend: Ich weiß, welchem Umstand ich Ihre freundliche Begrüßung zu danken habe. Es ist die leidige Sache mit den Pässen ... Hier konnte er kaum noch weitersprechen und brachte nicht viel mehr heraus als ich danke Ihnen!*

* Beide Zitate aus: Willy Haas: Ironisch–warmherzig: Das war Thomas Mann, in: Welt am Sonntag, Nr. 33, 14. August 1955, S. 3.



Gerhart Hauptmann: Drei deutsche Reden. Mit einem Vorwort hrsg. von Hans von Hülsen. Leipzig: Gesellschaft der Freunde der Deutschen Bücherei 1930.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Vom Autor signiert, Nummer 4 von 30 auf Büttenpapier abgezogenen Exemplaren

Rares, Bibliophiles, Unikales

Klaus Jonas ist nicht allein Germanist, Bibliothekar und Bibliograph – er ist auch ein wahrer Bücherliebhaber, sammelt mit großer Leidenschaft seltene Erstausgaben, bibliophile und limitierte Sonderdrucke, signierte Exemplare, außerdem Fotos, Autographen und Briefe namhafter deutschsprachiger Autor:innen des 20. JahrhundertsDie folgenden Seiten zeigen eine Auswahl aus diesen gesammelten Buchschätzen und Autographen. Sie sind größtenteils erst ab 2017 an die Universitätsbibliothek Augsburg gelangt. Wo (rechtlich) möglich, werden ausgewählte unikale Buchausgaben sukzessive in der digitalen Sammlung Jonas als Volltexte frei zugänglich gemacht.*

*  Signierte Fotos, Autorenbriefe und weitere Handschriften sind zudem in der Nachlassdatenbank Kalliope erschlossen. Die die Familie Mann betreffende Briefsammlung ist publiziert im Band Drei Generationen Familie Thomas Mann (2014).



Bibliophile Ausgaben der Werke Rainer Maria Rilkes in der Sammlung Jonas

Druckschriften, Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas
Magazinstandort 230

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Rilke: Für Richard Beer-Hofmann

Anfang 1972 bekommt Klaus Jonas von seinem in Harvard lehrenden Kollegen Eugene Weber ein elektrisierendes Angebot: Neun Erstausgaben Rainer Maria Rilkes (1875-1926) stünden zum Verkauf, alle von Rilke signiert und mit einer Widmung an den österreichischen Autor Richard Beer-Hofmann versehen, darunter der Gedichtband Mir zur Feier (1899), die Vorzugsausgabe des Stunden-Buchs (1905), die zweite Fassung des Buchs der Bilder (1907), beide Teile der Neuen Gedichte (1907 und 1908) und der Malte-Roman (1910). Die zunächst anonym gebliebene Verkäuferin entpuppt sich als niemand anderes als Beer-Hofmanns Tochter Miriam, die als verheiratete Beer-Hofmann Lens in New York lebt. Dort besuchen Klaus und Ilsedore Jonas sie am zweiten Weihnachtsfeiertag 1972 und erhalten das besondere Konvolut. Der Gesamtpreis von 420 US-Dollar ist auch nach damaligen Maßstäben freundschaftlich zu nennen. Bis kurz vor Miriams Tod im Jahr 1984 bleiben die Prof.es Jonas mit der Rilke-Erbin in Kontakt.



Handschriftliche Widmung Rainer Maria Rilkes (1900) an Richard Beer-Hofmann, in: Rainer Maria Rilke: Mir zur Feier. Gedichte. Berlin : Georg Heinrich Meyer 1899.

Autograph, 1900

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Kurzbeschreibung
„Richard Beer-Hofmann unter dem Eindrucke der unsagbaren Schönheit seines Fragments ‚Der Tod Georgs‘“
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Widmung Rilkes an Beer-Hofmann im Band „Mir zur Feier“ (1899)


Unsagbare Schönheit

Als der junge Rilke 1898 das Schlaflied für Mirjam kennenlernt, wird er mit einem Schlag zum Bewunderer Richard Beer-Hofmanns (1866–1945). Der angesehene Autor zählt neben Hugo von Hofmannsthal und Arthur Schnitzler zum engsten Zirkel der ästhetisch und psychoanalytisch interessierten modernen Literaten im Wien an der Wende zum 20. Jahrhundert.

Bereits Anfang des Jahres 1900 entschließt sich Rilke, „unter dem Eindrucke der unsagbaren Schönheit seines Fragments ‚Der Tod Georgs‘“ Beer-Hofmann seinen Gedichtband Mir zur Feier zu schicken. Doch erst als Rilke ihn zwei Jahre später darum bittet, das Schlaflied, „das eines der schönsten Gedichte ist, die ich weiß“*, öffentlich lesen zu dürfen, erwidert Beer-Hofmann das Interesse des jungen Dichters.

* Brief von Rilke an Beer-Hofmann, 19. Februar 1902, zitiert nach Klaus W. Jonas: Rainer Maria Rilke und Richard Beer-Hofmann, in: Philobiblon 17,3 (1973), S. 155-177, hier S. 171. 



Rainer Maria Rilke: Das Stundenbuch. Enthaltend die drei Bücher: Vom mönchischen Leben, Von der Pilgerschaft, Von der Armuth und vom Tode, Leipzig: Insel-Verlag, 1905.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Einband und Titelblatt

Exemplar Nr. 87 von 500

Zu Weihnachten 1905 schickt Rilke Beer-Hofmann dann das Exemplar Nummer 87 der limitierten Vorzugsausgabe seines im Leipziger Insel-Verlag erschienenen Gedichtbandes Das Stunden-Buch, 1905 gedruckt in der Offizin W. Drugulin. Nachdem Klaus Jonas ebendieses Widmungsexemplar 1972 erwirbt, lässt er den im Original kartonierten Band von der renommierten Buchbinderei Monastery Hill in Chicago hochwertig ausstatten: Er erhält einen Rindsledereinband mit Goldprägung sowie einen Vorsatz aus Marmorpapier und Goldschnitt. Auf diese Weise schafft Jonas ein bibliophiles Unikat.



Rainer Maria Rilke: Das Stundenbuch. Enthaltend die drei Bücher: Vom mönchischen Leben, Von der Pilgerschaft, Von der Armuth und vom Tode, Leipzig: Insel-Verlag, 1905.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Einband und Titelblatt
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Von Kunst und Leben

Das Stunden-Buch ist Rilkes erster großer Erfolg als Dichter und, in einer Formulierung Wolfgang Braungarts, Rilkes erster durchkomponierter und mythopoetisch strukturierter Gedichtzyklus. Sein Titel verweist auf eine im Spätmittelalter verbreitete Gattung religiöser Erbauungsliteratur, die Gebete für verschiedene Zeiten enthält und so den Tag zu strukturieren helfen soll. Häufig sind diese Laienbreviere mit kostbarer Buchmalerei verziert. Rilke entnimmt dem Genrevorbild die Engführung einer deutungsgesättigten Gestaltung des Lebens mit künstlerischer Produktion – perspektiviert sie unter dem ästhetischen Vorzeichen des Jugendstils zugleich neu. Die Erstausgabe wird durch eine Titelvignette und ein Anfangsinitial des Grafikers Walter Tiemann illustriert, die sich an venezianische Holzschnitte anlehnen.



Rainer Maria Rilke: Mitsou. Quarante images. Erlenbach-Zürich/Leipzig: Rotapfel-Verlag 1921.

Druckschrift

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Bildband „Mitsou“ (1921) vom Maler Balthus, mit einem französischen Vorwort Rilkes


Rainer Maria Rilke: Mitsou. Quarante images. Erlenbach-Zürich/Leipzig: Rotapfel-Verlag 1921; beigelegt Antiquariatsangebot und Buchbindernotiz von Klaus Jonas

Druckschrift

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Seltenes Exemplar

Für dieses Sammlerstück gibt es keinen Freundschaftspreis: Wohl in den späten 1970er Jahren erwirbt Klaus Jonas in Chernex sur Montreux eines der seltenen Exemplare des 1921 erschienenen Mitsou-Bandes für 3500 Schweizer Franken. Es ist womöglich die erste bibliophile Rilke-Ausgabe seiner Sammlung, die er bei Monastery Hill in Chicago hochwertig binden lässt: in blaues Rindsleder mit Goldprägung, Goldschnitt und Marmorpapier im Vorsatz.



Rainer Maria Rilke: Mitsou. Quarante images. Erlenbach-Zürich/Leipzig: Rotapfel-Verlag 1921.

Druckschrift

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Rilke und der „Katzenjunge“

Der später umstrittene Maler Balthus, eigentlich Balthasar Klossowski (1908–2001), ist einer der beiden Söhne von Rilkes letzter Partnerin, der Malerin Baladine Klossowska. Rilke nimmt sich der Begabung des „Katzenjungen“ an, wie er von seinen Freunden genannt wird, und fördert seinen Weg in den Künstlerberuf. Als Zehnjähriger malt Balthus mit Tusche eine Folge von 40 Bildern über die Freundschaft mit seiner Katze Mitsou, die ihm davongelaufen ist. Einen „Comic ohne Worte“ nennt er später den narrativ verknüpften Zyklus. Um Balthus eine Publikationsmöglichkeit zu verschaffen, schreibt Rilke am 26. November 1920 einen kleinen Essay über die Frage „Qui connaît les chats?“, den er dem Rotapfel-Verlag in Erlenbach-Zürich und Leipzig anbietet. Mitsou ist 1921 zugleich Rilkes erste Veröffentlichung auf Französisch. 



Rainer Maria Rilke: Mitsou. Quarante images. Erlenbach-Zürich/Leipzig: Rotapfel-Verlag 1921; beigelegt Antiquariatsangebot und Buchbindernotiz von Klaus Jonas

Druckschrift

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Begegnungen

Bis kurz vor ihrem Tod besucht Klaus Jonas BalthusMutter Baladine Klossowska (1886-1969) alljährlich in ihrem Atelier im Quartier Latin in Paris. Von ihr erhält er den Tipp, dem öffentlichkeitsscheuen Maler in der Villa Medici in Rom begegnen zu können, wo er zu dieser Zeit als Direktor der Académie de France à Rome wirkt. Jonas versucht es einmal am 7. Juli 1966 – vergeblich. Erst am 28. Juli 1980 wird ihm das seltene Privileg zuteil, Balthus im schweizerischen Rossinière besuchen zu dürfen. Er bringt sein bibliophiles Exemplar von Mitsou mit, das Balthus mit einer persönlichen Widmung signiert, die er auf einer Karte auf das Vorblatt klebt. Womöglich von der Wertigkeit des Bandes und Jonastiefschürfendem Interesse beeindruckt, spendiert der Künstler ihm zusätzlich einen Kuvertausschnitt, der von niemand anderem als Rilke mit seiner Absenderadresse beschrieben ist: „R. M. Rilke, Château de Muzot sur Sierre (Valais)“.



Brief von Rainer Maria Rilke an Georg Steindorff vom 16. August 1913

handschriftlicher Brief, 16. August 1913

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Kurzbeschreibung
letzte der insgesamt drei Seiten
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Letzte Seite eines Briefs von Rainer Maria Rilke an Georg Steindorff, 16. August 1913


Rilke-Handschriften

In der Autographensammlung der Prof.es Jonas finden sich sieben handschriftliche Rilke-Briefe an verschiedene Empfänger. Drei dieser Briefe adressieren den in Leipzig lehrenden Archäologen Prof. Georg Steindorff und geben Einblick in Rilkes Reisen in den Jahren 1913/1914.

Ein weiterer Brief aus dem Jahr 1903 richtet sich an Rilke und stammt von Friedrich von Oppeln-Bronikowski, dem Übersetzer des belgischen Dichters Maurice Maeterlinck. Ihm liegen drei Seiten mit französischen Gedichten Maeterlincks in sorgfältiger Abschrift aus Rilkes Hand bei. Jonas erwirbt diesen Rilke-Autograph Mitte der 1970er Jahre vom Hamburger Auktionshaus Hauswedell & Nolte. 



Maurice Maeterlinck (1923)

Fotografie, 1923

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Bibliothèque nationale de France

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Maurice Maeterlinck, 1923

Rilke und Maeterlinck

Der Schriftsteller Maurice Maeterlinck (1862-1949) ist um 1900 ein Star: Neben dem Literaturnobelpreis (1911) bezeugen die zeitgenössischen Vertonungen seines Stücks Pelléas et Mélisande (1892) von Claude Debussy, Arnold Schönberg oder Jean Sibelius die Resonanz des Dichters in der frühen Moderne. Diese bleibt auch Rilke nicht verborgen. 1899 schreibt er für die Wiener Rundschau eine Kritik zu Pelléas et Mélisande. Zur Wiedereröffnung der Kunsthalle Bremen im Jahr 1902 inszeniert Rilke sodann Maeterlincks Drama Schwester Beatrix, dem er einen eigenen Prolog beigibt. Die Aufführung begleitet ein großer Vortrag über den Dramatiker im Kunstsalon von Halem. Hier spricht sich Rilke dagegen aus, in Maeterlinck nur einen „mit gewissen Nervenraffinements arbeitenden Stimmungskünstler“ für „intime Zirkel“ zu sehen. Vielmehr veranschauliche sein Werk „das Suchen nach Wahrheit“* mit den Mitteln der Literatur.

* Rainer Maria Rilke: Maurice Maeterlinck (1902), in: ders.: Werke, Bd. 4: Schriften, hg. von Horst Nalewski, Frankfurt am Main: Insel-Verlag 1996, S. 214-230, hier S. 214 und 216.





Rainer Maria Rilkes eigenhändige Abschrift dreier Gedichte von Maurice Maeterlinck, gewidmet an Friedrich von Oppeln-Bronikowski (Briefbeigabe vom 28. Januar 1903)

Handschrift, undatiert, um 1903

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Kurzbeschreibung
Seit 1: Widmung „Friedrich von Oppeln-Bronnikowski, dem Übersetzer des Dichters Maurice Maeterlinck.“
Seite 2: „Les sept filles d’Orlamonde“ („Die sieben Mädchen aus Orlamünde“),
Seite 3: „Elle l’enchaîna dans une grotte“ („Sie schmiedeten sie in der Höhle an“)
Seite 4: „Ils ont tués trois petites filles“ („Sie töteten einst drei Jungfräulein“)
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„Les sept filles d’Orlamonde“ von Maeterlinck (übersetzt: „Die sieben Mädchen aus Orlamünde“)

Quinze Chansons

Die Rilke-Handschrift versammelt drei Gedichte aus Maeterlincks Anthologie Quinze Chansons (1900): Les sept filles d’Orlamonde, Elle l’enchaîna dans une grotte und Ils ont tués trois petites filles„Sie tragen den Stempel des altfranzösischen Volksliedes mit seinen Refrains, seiner primitiven Metrik und Reimtechnik, seiner Schlichtheit und Starrheit“*, hält Oppeln-Bronikowski im Nachwort seiner Übertragung fest. Der aus preußischem Militäradel stammende Übersetzer, Schriftsteller und Kunsthistoriker verantwortet in insgesamt 14 Bänden die ersten Übertragungen von Maeterlincks französischen Texten ins Deutsche. Den von 1902 bis 1908 reichenden Briefwechsel zwischen Rilke und Oppeln-Bronikowski kann Klaus Jonas in den frühen 1980ern mit aktiver Unterstützung der Frau von Rilkes Enkel Christoph, Hella Sieber-Rilke, und Oppeln-Bronikowskis Sohn Friedrich-Wilhelm rekonstruieren.* Jonas berät diesen noch Mitte der 2000er Jahre beim Verfassen einer Biographie über seinen Vater.

*  Oben: Maurice Maeterlinck: Gedichte. Übersetzt von K. L. Ammer und Friedrich von Oppeln-Bronikowski, Jena: Eugen Diederichs 1906, S. 68 [Nachwort]. Unten: Klaus W. Jonas: Ein früher Kritiker Rilkes: Der Schriftsteller Friedrich von Oppeln-Bronikowski, in: MAL 15,3/4 (1982), S. 183–219.





Rainer Maria Rilkes eigenhändige Abschrift dreier Gedichte von Maurice Maeterlinck, gewidmet an Friedrich von Oppeln-Bronikowski (Briefbeigabe vom 28. Januar 1903)

Handschrift, undatiert, um 1903

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Kurzbeschreibung
Seit 1: Widmung „Friedrich von Oppeln-Bronnikowski, dem Übersetzer des Dichters Maurice Maeterlinck.“
Seite 2: „Les sept filles d’Orlamonde“ („Die sieben Mädchen aus Orlamünde“),
Seite 3: „Elle l’enchaîna dans une grotte“ („Sie schmiedeten sie in der Höhle an“)
Seite 4: „Ils ont tués trois petites filles“ („Sie töteten einst drei Jungfräulein“)
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„lle l’enchaîna dans une grotte“ von Maeterlinck (übersetzt: „Sie schmiedeten sie in der Höhle an“)


Rainer Maria Rilkes eigenhändige Abschrift dreier Gedichte von Maurice Maeterlinck, gewidmet an Friedrich von Oppeln-Bronikowski (Briefbeigabe vom 28. Januar 1903)

Handschrift, undatiert, um 1903

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Kurzbeschreibung
Seit 1: Widmung „Friedrich von Oppeln-Bronnikowski, dem Übersetzer des Dichters Maurice Maeterlinck.“
Seite 2: „Les sept filles d’Orlamonde“ („Die sieben Mädchen aus Orlamünde“),
Seite 3: „Elle l’enchaîna dans une grotte“ („Sie schmiedeten sie in der Höhle an“)
Seite 4: „Ils ont tués trois petites filles“ („Sie töteten einst drei Jungfräulein“)
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„Ils ont tués trois petites filles“ von Maeterlinck (übersetzt: „Sie töteten einst drei Jungfräulein“)


Hermann Hesse. Erwin. Olten: William Matheson 1965

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Nummer 543 von 765 auf Zerkall-Bütten gedruckten Exemplaren

Liebhaberstücke

Auch zu Hermann Hesse (1877-1962) hätte Klaus Jonas gerne eine Bibliographie vorbereitet. Der deutsch-schweizerische Autor lehnt Jonas Anfragen hierzu jedoch ab, möchte eine solche Unternehmung zu Lebzeiten nicht befördern. Dessen ungeachtet verfolgt Klaus Jonas über Jahre aufmerksam das Schaffen und Wirken Hesses, erwirbt auch von diesem Literaturnobelpreisträger besondere Buchausgaben und Autographen.  So beispielsweise Nummer 543 von 765 des hier gezeigten Oltner Liebhaber-Drucks Erwin, auf Zerkall-Bütten in der Diethelm-Antiqua von Hand gesetzt. Die Erzählung erscheint posthum erstmals 1965, versehen mit einem kurzen Nachwort Ninon Hesses, der dritten Ehefrau des Autors.



Hermann Hesse: Aquarell auf Büttenpapier und Handschrift des Gedichts „Flötenspiel“ (veröffentlicht 1940)

Aquarellzeichnung und Manuskript, um 1950

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Kurzbeschreibung
Aquarell und Handschrift des Autors als Beilage zum Brief: Hermann Hesse an Dr. Alice Schlimbach vom 20. März 1952 aus Montagnola
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Hermann Hesse: Aquarell und Handschrift des Gedichts „Flötenspiel“

Als Leseübung

Hermann Hesse, der ausführliche Korrespondenzen mit seiner Leserschaft pflegt, wird in den 1960er Jahren in den USA erstaunlich populär. Klaus Jonas darf ihn am 19. Juli 1955 in dessen Anwesen in Montagnola besuchen.

Die vorliegende Handschrift samt Aquarell des Autors ist im März 1952 für die Germanistin Dr. Alice Schlimbach bestimmt. Auf ihre Anfrage nach einem geeigneten Lesetext für Deutschlernende in den USA empfiehlt er unter anderem die „Hesse-Auswahl“ des Heidelberger Professors Reinhard Buchwald und legt ihr zusätzlich das Flötenspiel bei. Als dieses Gedicht über die Kraft der Musik 1940 publiziert wird, sind die Werke des Pazifisten Hesse in Deutschland verboten. Der Wunsch nach Orientierung und Heimat drückt sich darin aus - eine Sehnsucht, die den emigrierten Hesse selbst betroffen haben dürfte. Nach dem Ende des NS-Regimes wird Hesse 1946 mit dem Nobelpreis für Literatur geehrt. Da er jeglichen Rummel um seine Person jedoch ablehnt, nimmt Hesse an der Verleihung nicht teil.





Gerhart Hauptmann: Die goldene Harfe. Schauspiel. Berlin: S. Fischer Verlag 1933.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Mit handschriftlicher Widmung des Verfassers
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Gerhart Hauptmann: Die goldene Harfe (1933)

Vom Autor signiert

Es ist die handschriftliche Signatur des Autors, die diese Erstausgabe von Gerhart Hauptmanns Schauspiel Die goldene Harfe (1933) besonders macht. Sammler Klaus Jonas wertet den im Original schlichten Pappeinband auf, indem er diesen wie seine besonderen Rilke-Ausgaben in Leder binden sowie mit Goldprägung und Goldschnitt versehen lässt.

Von Gerhart Hauptmann (1862-1946) – nach Thomas Mann und Hermann Hesse der dritte Nobelpreisträger in der Sammlung – kann Klaus Jonas außerdem einige Briefe und Autographen aus den Jahren 1900 und 1905 als authentische Literaturzeugnisse erwerben. Mehrere richten sich an Hans Grisebach, welcher das Haus in Agnetendorf für Hauptmann gebaut hat.





Heinrich Böll/Klaus Staeck: Gedichte. Collagen, 5. Aufl. Bornheim-Merten 1980.

Druckschrift

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Büchersendung

Im April 1981 erhält Klaus Jonas Post aus Köln, die sein Sammlerherz höherschlagen lässt: Der Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll (1917-1985) schenkt ihm ein Exemplar seiner Gedichtanthologie, die Grafikdesigner Klaus Staeck mit Collagen ausstattet. Die persönliche Widmung des Autors fehlt natürlich nicht.



Werner Fritsch (Hrsg.): Dichterwort und blauer Dunst. Eine literarische Episode aus der Zigarettenwerbung des Jahres 1927. Mit zwei Original-Linolschnitten von Klaus Eberlein. Vorzugsausgabe. München: Gesellschaft der Münchner Bücherfreunde 1981

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Vom Künstler signiert, Nummer 116 von 150 Exemplaren mit einer Suite der Andrucke des Farbschnittes von Klaus Eberlein

Literatur und Reklame

Im Jahr 1927 bittet die Zigarettenfabrik Waldorf-Astoria die geistigen Köpfe der Weimarer Republik um kleine literarische Arbeiten, die jeder 25er Zigarettenschachtel in einem Heftchen beigelegt werden könnten. Zahlreiche bekannte Literaten wie Thomas Mann, Hermann Bahr oder Alfred Döblin antworten der Firma. Davon erzählt die nummerierte Vorzugsausgabe der Gesellschaft der Münchner Bücherfreunde. So gratuliert Lion Feuchtwanger zur „neuartigen, listigen und tapferen Reklame“. Else Lasker-Schüler bemüht sich angesichts der unsicheren wirtschaftlichen Lage der Zeit ehrgeizig um ein Engagement und fragt sehr direkt: „[W]ie würden Sie mich honorieren, glänzend?“ Der Schriftsteller Georg Kaiser hingegen konstatiert: „Ich rauche, um zu rauchen – ist die Zigarette gut wie die von Ihnen fabrizierte, schiebe ich auch das kleinste Buch beiseite – und rauche. Nicht einmal einen Aufdruck dürfte die Zigarette haben – nur Tabak, Tabak, Tabak!“* Am Ende wird das Projekt mit nur einer kleinen Gruppe der angefragten Autor:innen verwirklicht.

Werner Fritsch (Hg.): Dichterwort und blauer Dunst. Eine literarische Episode aus der Zigarettenwerbung des Jahres 1927. Mit zwei Original-Linolschnitten von Klaus Eberlein. Vorzugsausgabe. München: Gesellschaft der Münchner Bücherfreunde 1981, S. 31, 51 und 45.



Die „Blaue Mauritius“ der Sammlung Jonas

Video, Juni 2024

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Universitätsbibliothek Augsburg / Medienlabor der Universität Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg / Medienlabor der Universität Augsburg

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Handschriftliche Widmung Thomas Manns an Klaus Jonas (1952), in: Karl Schmid: Hermann Hesse und Thomas Mann. Olten: Vereinigung Oltner Bücherfreunde 1950 (Vorsatzblatt).

Druckschrift mit Autograph, Widmung: 1952

Aus der Sammlung von

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Kurzbeschreibung
„,Wohlwollen unsrer Zeitgenossen, das bleibt zuletzt erprobtes Glück.´ G. An Klaus W. Jonas, den erstaunlichen Sammler und Bibliographen. Januar 1952, Thomas Mann"

An den erstaunlichen Sammler und Bibliographen

Zweifelsohne sind die handschriftlichen Widmungen Thomas Manns einschließlich der Grüße und Erwähnungen in Briefen und ihren Beigaben an Klaus Jonas besonderer Stolz und Schatz des Sammlers und Bibliographen. So stammt auch das Titelzitat dieser Ausstellung aus einer Buchinschrift Manns. Seit dem ersten Briefkontakt 1949 signiert der Schriftsteller regelmäßig Fotografien und Bücher für Klaus Jonas, wohlwissend, wie groß die Freude des Sammlers über jeden weiteren Autorenautographen ist.



Handschriftliche Widmung Thomas Manns an Klaus Jonas (1952), in Thomas Mann: Meistererzählungen. Tristan, Tonio Kröger, Der Tod in Venedig, Mario und der Zauberer. Zürich 1945.

Druckschrift mit Autograf, Widmung: 1952

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Kurzbeschreibung
„Klaus W. Jonas herzlich zugeeignet dankbar für seine allachtsame Treue. Pacif. Palisades, Calif. 20. Jan. 1952. Thomas Mann"
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Zwei Fotografien (1938) von Lotte Jacobi mit Widmungen Thomas Manns an Klaus W. Jonas (1954)

Fotografien mit handschriftlichen Widmungen

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Kurzbeschreibung
Links: Albert Einstein und Thomas Mann, fotografiert von Lotte Jacobi (1938), mit Widmung: „So ganz einfach neben dem? Mir schwindelt. An Klaus W. Jonas, Erlenbach, 29. Jan. 54, Thomas Mann"

Rechts: Thomas Mann in Princeton, fotografiert von Lotte Jacobi (1938), mit Widmung: „Schlechte Haltung, lecturer in the humanities! Der Princetoner Lebensepisode gern gedenkend, nun grüssend aus Switzerland, lieber Klaus Jonas, Ihr Thomas Mann, 29. Jan. 1954"

Zu Gast bei Thomas Mann

Im Herbst 1938 besucht Ausnahmephysiker Albert Einstein (1879-1955) Thomas Mann in Princeton. In Erinnerung bleibt ein Foto der beiden Nobelpreisträger, angefertigt von Lotte Jacobi (1896-1990). Als Jüdin in NS-Deutschland bedroht, emigriert die Fotografin 1935 nach New York und spezialisiert sich auf Porträtaufnahmen geflohener Künstler:innen. Das Bild wirkt besonders über den Kontrast: der legere Einstein neben Thomas Mann, als „Lecturer in the humanities“ adrett in feinem Anzug. 1954, kurz vor Erscheinen des ersten Bandes seiner Bibliographie, schenkt Thomas Mann Klaus Jonas ebendieses Foto – versehen mit der Bemerkung: „So ganz einfach neben dem? Mir schwindelt.“ Einstein und Mann sterben beide 1955 - der eine in Princeton, der andere im schweizerischen Zürich.



Thomas Mann: Wälsungenblut. Mit Steindrucken von Thomas Theodor Heine. Privatdruck. München: Phantasus-Verlag 1921.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Vom Verfasser und vom Illustrator signiert. Nummer 36 von 530 Exemplaren sowie separat zusätzlich die ungebundenen Lithografien von Th. Th. Heine
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Thomas Mann: Wälsungenblut (1921)

Wälsungenblut

Die Geschichte über die inzestuöse Beziehung eines jüdischen Geschwisterpaares zählt zu den umstrittensten Werken Thomas Manns. Schon während ihrer Entstehung gibt die Erzählung Wälsungenblut zahlreichen Polemiken Raum: Manns Schwiegervater Alfred Pringsheim etwa meint in den Charakteren zwei seiner Kinder, darunter Thomas Manns Ehefrau Katia, zu erkennen. Der Autor verhindert die geplante Erstveröffentlichung 1906 in der Neuen Rundschau  – erst 15 Jahre später erscheint das Werk in Buchform schließlich, in abgeänderter Fassung und als exklusiver Privatdruck.




Thomas Mann: Wälsungenblut. Mit Steindrucken von Thomas Theodor Heine. Privatdruck. München: Phantasus-Verlag 1921.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Vom Verfasser und vom Illustrator signiert. Nummer 36 von 530 Exemplaren sowie separat zusätzlich die ungebundenen Lithografien von Th. Th. Heine

Illustriert, signiert, nummeriert

Sammler Klaus Jonas erwirbt gleich zwei der wertvollen, 1921 im Münchner Phantasus-Verlag als Privatdruck verlegten 530 Exemplare. Der bekannte Simplicissimus-Karikaturist und Zeichner Thomas Theodor Heine stattet die Vorzugsausgabe mit 32 zum Teil ganzseitigen Lithografien aus. Beide Exemplare der Sammlung sind vom Verfasser und Illustrator signiert. Nummer 36 ist in Antikalbspergament gebunden und mit Kopfgoldschnitt und Goldprägung des Vorderdeckels veredelt. Im April 1984 erwirbt der Bücherliebhaber Jonas schließlich für stattliche 2100 D-Mark auch eine ungebundene, nicht nummerierte Ausgabe – vermutlich ein überschüssiges, in der Münchner Buchbinderwerkstatt Carl Herkomer verbliebenes Exemplar.

04

Thomas Mann: Romancier und Weltbürger



Thomas Mann: Ein Leben in Bildern

Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich, Fotoanimation

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Thomas Mann: Ausgewählte Fotografien, 1906 bis 1939


Bewegtes Leben

Er wollte stets als Repräsentant Deutschlands verstanden werden. Und in gewisser Weise ist ihm dies auch gelungen. Bis heute gilt Thomas Mann als einer der bedeutendsten Schriftsteller des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst fast ein Dutzend Romane, mehr als 30 Novellen und Erzählungen sowie zahlreiche Essays, autobiographische Texte bis hin zu Radiobeiträgen. In den acht Jahrzehnten seines Daseins durchlebt Thomas Mann vielfältige Veränderungen in Raum und Zeit: Von Lübeck zieht er nach München, 1933 flieht er vor den Nationalsozialisten in die Schweiz, dann nach Amerika. Seinen Lebensabend verbringt er in Kilchberg nahe Zürich. Nicht allein große politische Umwälzungen wie das Ende des Kaiserreichs, der NS-Terror und zwei Weltkriege haben ihn geprägt, auch persönliche Tragödien, der Streit mit seinem Bruder Heinrich und der Suizid seines Sohnes Klaus formen seine Persönlichkeit und seine literarische Produktivität. Sein Werk zeichnet sich aus durch die Beschäftigung mit den großen existenziellen Fragen des Menschen, einen unverwechselbaren erzählerischen Duktus und das Spiel mit Wirklichkeit und Täuschung.



Thomas Manns Schreibtisch mit Zauberberg-Manuskript

Fotografie, 1924, München

Aus der Sammlung von

Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich, Schweiz

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Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich

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Ein Jahrhundertroman entsteht

Über ein Jahrzehnt lang arbeitet Thomas Mann an dem ursprünglich als Novelle geplanten Roman Der Zauberberg (1924). Das Manuskript ist verschollen: Es wird beim Bombenangriff auf die Kanzlei des Münchner Rechtsanwalts Valentin Heins zerstört. Ihm hatte man die Handschrift nach der Emigration der Manns 1933 anvertraut. Wenige faksimilierte Seiten sind erhalten geblieben, darunter die Anfangs- und Schlusssequenzen, die heute in den Archiven der Yale University liegen.



Reproduktion der letzten Seite des Zauberberg-Manuskripts in: Thomas Mann: The Magic Mountain, übersetzt von Helen Lowe-Porter. New York: Alfred A. Knopf 1927.

Reproduktion in Druckschrift

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Reproduktion der letzten Seite des „Zauberberg“-Manuskripts


Thomas Mann: Der Zauberberg. 2 Bände. 100. Auflage. Berlin: S. Fischer 1928.

Druckschrift, 1928

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Kurzbeschreibung
Nummer 111 von 1000 Exemplaren der Jubiläumsausgabe, vom Autor signiert
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Hundertste Jubiläumsausgabe: „Der Zauberberg“ (1928)


Erfolgsroman

Als der Roman am 28. November 1924 bei S. Fischer in Berlin erscheint, ist die Welt – nach Krieg, Krisen und Revolution – eine andere. Die Fragen und Impulse, die das 1000 Seiten fassende Werk aufwirft, stoßen bei den Lesern schnell auf breites Interesse: Bereits nach vier Jahren erscheint die hundertste Auflage als schmuckvolle Jubiläumsausgabe. Bis 1930 werden 125.000 Exemplare verkauft. Heute kann der Zauberberg in annähernd dreißig Sprachen gelesen werden. Allein in der Sammlung Jonas an der Universitätsbibliothek Augsburg sind heute rund 60 fremdsprachige Ausgaben verfügbar, darunter Übersetzungen ins Norwegische, Litauische, Bulgarische, Serbische und Neugriechische.



Stimmen der Zeit zum Roman „Der Zauberberg“

Visualisierung von Zitaten

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Thomas Mann: The Magic Mountain. Übersetzt von Helen Lowe-Porter. New York: Alfred A. Knopf 1927.

Druckschrift

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Kurzbeschreibung
Nummer 147 von 200 Exemplaren auf "Worthy Aurelian paper", vom Verfasser signiert
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Ein Sammlerstück: Nummer 147 von 200 Exemplaren, vom Verfasser signiert: „The Magic Mountain“, übersetzt von Helen Lowe-Porter, New York 1927


Historische Postkarte von Dr. Turbans Sanatorium Davos

Fotopostkarte, 1981/1982

Aus der Sammlung von

ETH-Bibliothek Zürich, Thomas-Mann-Archiv

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Fotograf: Emil Meerkämper

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Aus drei Wochen werden sieben Jahre

Hans Castorp besucht seinen tuberkulosekranken Vetter Joachim im Davoser Sanatorium Berghof. Geplant ist ein Aufenthalt für drei Wochen. Doch die behagliche Lebenswelt der Patient:innen kommt dem genügsamen Castorp entgegen. Am Romanende sind es schließlich sieben Jahre, die der Protagonist in abgeschiedener Höhe in der Welt der Kranken verbringt, nachdem Sanatoriumsleiter Hofrat Behrens auch bei Castorp ein Lungenleiden diagnostiziert hatte.


Filmplakat von „Der Zauberberg“, 1981/1982

Plakat, 1981/1982

Aus der Sammlung von

Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv

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Quelle

Quelle: DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Frankfurt am Main / Plakatarchiv

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Filmplakat von „Der Zauberberg“, 1981/1982


Toxische Gemengelage

Figuren, die unterschiedlicher nicht sein könnten, prägen das Leben auf dem „Zauberberg“: Castorps kosmopolitischer Lehrmeister Lodovico Settembrini rät ihm früh zur Abreise aus dem „Schattenreich“. Sein jesuitischer Kontrahent Dr. Leo Naphta propagiert derweil eine kirchlich-kommunistische Diktatur. Mit Mynheer Peeperkorn, der einige Reminiszenzen an Thomas Manns Schriftstellerkollegen Gerhart Hauptmann trägt, schwelgt Castorp in rauschhaft-opulentem Lebensgenuss. Madame Chauchat übt in der Verkörperung des Fremdländisch-Erotischen eine unwiderstehliche Faszination auf Castorp aus. Diese Gemengelage aus geistreicher Konversation, körperlicher Versuchung und mystischer Bannkraft zerschlägt sich jedoch jäh durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs.



Karikatur eines englischen Patienten zur Liegekur

Karikatur

Aus der Sammlung von

Dokumentationsbibliothek Davos

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W. J. Urquhart, Dokumentationsbibliothek Davos

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Karikatur eines englischen Patienten zur Liegekur in Davos

Krankheit, Erotik, Mystik

Sieben Jahre in Beschlag des Zauberbergs: Hans Castorp lauscht Disputen über Politik, Geschichte und Religion ebenso offen wie den ärztlichen Ausführungen zu Biologie oder der frühen Psychoanalyse. Das Kranksein betrachtet er als eine Art Menschenveredelung. Castorp sympathisiert unverhohlen mit dem Tod, beschäftigt sich mit Fragen der Metaphysik und Mystik. Vergeistigte Abstraktionen und erotische Körperlichkeit ringen um die Seele dieses „Sorgenkinds des Lebens“, wie Thomas Mann ihn zu nennen pflegt. Am Ende führen Stumpfsinn und Gereiztheit in die Apokalypse des Weltkriegs. 



Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.

Ergebnissatz aus dem Schnee-Kapitel im Zauberberg“ (1924) 





Ludwig von Hofmann: Die Quelle (1913)

Ölgemälde, 1913

Aus der Sammlung von

Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich, Schweiz

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Thomas-Mann-Archiv der ETH Zürich

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Die „arkadische Schönheitsphantasie“ (Tagebuch, 3. März 1919) des Hofmann-Gemäldes „Die Quelle“ (1913) hat Mann zum Schnee-Kapitel inspiriert

Humanistisches Bekenntnis

Auf den 1000 Seiten des Romans Der Zauberberg findet sich ein einziger kursiv gedruckter Satz. Er bildet die Quintessenz, die Thomas Mann auch als solche gelesen haben wollte. Im Kapitel Schnee verirrt sich Hans Castorp während eines Skiausflugs in die tödlichen Sphären des Hochgebirges. Eingekesselt von Schnee und Wind, erblickt er ein Traumbild friedlicher menschlicher Koexistenz. Doch im Schatten traulich zusammenlebender Sonnen- und Meereskinder vollzieht sich in einem Tempel eine bestialische Zeremonie zweier Hexen, die über dem Feuer ein kleines Kind zerreißen. Castorp erwacht und fasst den Entschluss, dem Leben und der Menschlichkeit die Treue zu halten: „Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken.“ Während Castorp den Ergebnissatz bereits nach kurzer Zeit wieder vergisst, bleibt er den Lesenden als Mahnung und Aufgabe in Erinnerung.




Thomas Mann: Von deutscher Republik, 1922 (Textauszug vorgelesen)
Sprecher: Christian Geier

Tonaufnahme, aufgenommen 2024

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Universitätsbibliothek Augsburg / Medienlabor der Universität Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg / Medienlabor der Universität Augsburg/ Sprecher: Christian Geier

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Kurzbeschreibung
„Ist Dichtung aber nicht Leben durch sich selbst? Wenn Dichter das Meer lieben um des Todes willen, - sagt man nicht, daß aus dem Meere das Leben stammt? Und ist Sympathie mit dem Tode nicht lasterhafte Romantik nur dann, wenn der Tod als selbständige geistige Macht dem Leben entgegengestellt wird, statt heiligend-geheiligt darin aufgenommen zu werden?
Das Interesse für Tod und Krankheit, für das Pathologische, den Verfall ist nur eine Art von Ausdruck für das Interesse am Leben, am Menschen, wie die humanistische Fakultät der Medizin beweist; wer sich für das Organische, das Leben, interessiert, der interessiert sich namentlich für den Tod; und es könnte Gegenstand eines Bildungsromanes sein, zu zeigen, daß das Erlebnis des Todes zuletzt ein Erlebnis des Lebens ist, daß es zum Menschen führt."
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Auszug aus Thomas Manns Rede „Von deutscher Republik“ (1922)


Sympathie mit dem Tode

Ist Dichtung aber nicht Leben durch sich selbst? Wenn Dichter das Meer lieben um des Todes willen, - sagt man nicht, daß aus dem Meere das Leben stammt? Und ist Sympathie mit dem Tode nicht lasterhafte Romantik nur dann, wenn der Tod als selbständige geistige Macht dem Leben entgegengestellt wird, statt heiligend-geheiligt darin aufgenommen zu werden?
Das Interesse für Tod und Krankheit, für das Pathologische, den Verfall ist nur eine Art von Ausdruck für das Interesse am Leben, am Menschen, wie die humanistische Fakultät der Medizin beweist; wer sich für das Organische, das Leben, interessiert, der interessiert sich namentlich für den Tod; und es könnte Gegenstand eines Bildungsromanes sein, zu zeigen, daß das Erlebnis des Todes zuletzt ein Erlebnis des Lebens ist, daß es zum Menschen führt. Thomas Mann: Von deutscher Republik, in: Essays. Band 2: Für das neue Deutschland 1919-1925, Frankfurt am Main: S. Fischer Verlag 1993, S. 126-131, hier S. 164

„Von deutscher Republik“

Was bewegt Thomas Mann zu seinem humanistischen Bekenntnis im Schnee-Kapitel? Zwischen Manns polemischen Betrachtungen eines Unpolitischen (1918) und der Zauberberg-Fertigstellung liegen nur sechs Jahre. In dieser Zeit vollzieht sich eine geistige Neuausrichtung des Schriftstellers, die in die Rede Von deutscher Republik (1922) mündet. Die Ursachen und Beweggründe für Manns Gesinnungswandel werden bis heute von der Forschung diskutiert.

Zur Einordnung: Während des Ersten Weltkriegs verfasst Thomas Mann einige antidemokratische Essays. Die 1918 veröffentlichten Betrachtungen eines Unpolitischen bilden ein Sammelsurium an künstlerisch-ästhetischen Abhandlungen, Auseinandersetzungen mit dem Bruder Heinrich und der Postulierung eines Deutschlandbildes, das nicht mit demokratischen Prinzipien in Harmonie gebracht werden kann. Am 13. Oktober 1922 jedoch hält Mann anlässlich Gerhart Hauptmanns 60. Geburtstag eine Rede, die sich explizit zur Weimarer Republik bekennt.

Diese Rede ist an die Jugend gerichtet: Thomas Mann warnt vor den Verführungskünsten und Gewaltfantasien extremistischer Bewegungen. Er entwirft die Vision einer neuen Menschlichkeit, die nur über die Demokratie erreicht werden kann. Diese Humanität soll weder völkisch simpel noch völkisch ungeschlacht und randalierend, sondern liberal im menschlichsten Sinn“* sein. Mann wendet sich ab vom militaristischen Heldenkult, schließt den Tod aber dennoch in seine Überlegungen mit ein. Dabei versteht er Tod nicht im Sinne einer lasterhaften Romantik, sondern als eine dem Leben einverleibte Komponente. 

* Thomas Mann: Von deutscher Republik (1993), S. 129.





Fotos aus Sanatorien (1920er Jahre) und aus dem Corona-Lockdown 2021 an der Universität Augsburg

Fotografie Sanatorium Davos: Sanatorium Davos-Dorf. von Edith Södergran - Society of Swedish Literature in Finland, Finland - CC BY.
https://www.europeana.eu/item/2021007/_SLSA_566_SLSA_566_134
Fotografie Liegekur: [Sanatorium Flower of May] von Gabriel Casas i Galobardes - The Government of Catalonia, Spain - CC BY-NC-ND.
https://www.europeana.eu/item/2024907/photography_ProvidedCHO_Generalitat_de_Catalunya__Arxiu_Nacional_de_Catalunya_ANC_1_5_N_5601
Fotografie Patienten: Hålahults sanatorium, interiör, två män vid säng, någon form av uppvaktning? von Okänd - Örebro County Museum, Sweden - Public Domain.
https://www.europeana.eu/item/916121/S_OLM_photo_LTM_92_264_2, Fotoanimation

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Aktuell wie nie

Kontaktbeschränkungen und Abschottung, die übermäßige Beschäftigung mit Krankheit und Ansteckung sowie ein intensiv erlebtes Krisengefühl: Die Corona-Pandemie zeigt deutliche Parallelen zur erzählten Lebenswelt im Zauberberg. Quarantänen und Lockdowns verpflichten die Menschen 2020 bis 2022 zu einer stärkeren Auseinandersetzung mit sich selbst, den eigenen Gedanken, Wünschen und Sorgen. Viele vertiefen sich wie Hans Castorp in eine fesselnde Lektüre, viele andere lernen neue Weltanschauungen kennen und adaptieren diese. Ob Tuberkulose, Spanische Grippe oder Covid-19 - Infektionen und Pandemien stoßen uns an menschliche Grenzen, erinnern an unsere Zeitlichkeit.



Plakat zum Zauberberg-Vortrag von Frido Mann am 13. Juni 2024

Plakat, 2024

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Universität Augsburg

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Universität Augsburg

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Frido Mann über den Roman

Im Sommer 2024, dem großen Jubiläumsjahr des Romans, ist Frido Mann (*1940) zu Gast in Augsburg. Der Psychiater, Buchautor und Zeitkritiker – außerdem Thomas Manns Lieblingsenkel – stellt in seinem Vortrag „Um der Güte und Liebe willen“ die Parallelen zwischen dem Ersten Weltkrieg und der unruhigen Gegenwart heraus. Existenzängste und ein überbordendes Krisengefühl führten heute zu einer „Eskalationsspirale", einem Erstarken extremistischer Bewegungen: Der Mensch wird zerrissen durch Spaltungstendenzen - ganz so, wie es auch der Protagonist Hans Castorp im Zauberberg erlebt. Um dieser Entwicklung entgegenzutreten, plädiert Frido Mann für eine Rückbesinnung auf die Menschlichkeit, für Humanität und Toleranz inmitten von Krieg, Pandemien und Fake News.



Dr. Dirk Heißerer und Frido Mann beim Zauberberg-Vortrag "Um der Güte und Liebe willen" in Augsburg am 13. Juni 2024

Fotografie, 13. Juni 2024, Augsburg, Rokokosaal der Regierung von Schwaben

Aus der Sammlung von

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Universität Augsburg / Zentrale Fotostelle

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Dr. Dirk Heißerer und Frido Mann am 13. Juni 2024


Plakat zum Zauberberg-Vortrag von Rüdiger Safranski, 2022

Plakat, 2022

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Universität Augsburg

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Universität Augsburg

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Kurzbeschreibung
Vortrag "Der Zauberberg und das Geheimnis der Zeit des Schriftstellers"
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Wissenschaft und Öffentlichkeit

Auch Uwe Timm,  Wolfgang Frühwald, Thea Dorn, Uwe Tellkamp und Rüdiger Safranski trugen bereits in der Reihe der Augsburger Zauberberg-Vorträge vor.

Die von Klaus und Ilsedore Jonas gegründete Zauberberg-Stiftung zur Förderung der Thomas-Mann-Forschung lädt seit 2012 bekannte Persönlichkeiten des kulturellen Lebens ein, eigene Perspektiven auf Manns Roman zu werfen. Das Format verdankt sich der Initiative von Prof. Mathias Mayer, 2002 bis 2024 Lehrstuhlinhaber für Neuere Deutsche Literaturwissenschaft an der Universität Augsburg, der die Zauberberg-Vorträge alle zwei Jahre organisiert.

05

Rainer Maria Rilke: Dichter und Europäer



Rainer Maria Rilke, ca. 1925

Fotografie, ca. 1925 (Foto undatiert)

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek

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Deutsche Fotothek

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Kurzbeschreibung
Aufnahme aus seiner Zeit im Schweizer Wallis (1921-1926)
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Rainer Maria Rilke, ca. 1925


Gemeinsam auf Rilkes Spuren

Das umfangreiche lyrische Werk Rainer Maria Rilkes (1875-1926) ist der zweite Forschungsschwerpunkt, den die Prof.es Ilsedore und Klaus Jonas sowohl gemeinsam als auch mit individuellen Fragestellungen verfolgen. Zunächst begibt sich Klaus Jonas bereits in den 1950ern auf die Spuren des weltweit verstreuten Rilke-Nachlasses mit dem Ziel, die Manuskripte, Briefe und Autographen umfassend zu verzeichnen. Ilsedore unterstützt diese Recherchen, wie auch bei Thomas Mann. 1971 münden sie in eine wegweisende Aufsatzpublikation. Über die bibliographische Grundlagenarbeit hinaus findet Ilsedore Jonas indes schnell eigene Zugänge zum österreichischen Lyriker, spürt besonders den biographischen und kulturellen Verankerungen seines Schaffens nach.



Ilsedore Jonas: Rainer Maria Rilke und die Duse. Frankfurt am Main: Insel-Verlag 1993.

Druckschrift

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Rilke und die Duse

In einer großangelegten Studie rekonstruiert Ilsedore Jonas Rilkes Verhältnis zur italienischen Schauspielerin Eleonora Duse (1858–1924) aus Briefwechseln, ergänzt um Spiegelungen der Künstlerin in Rilkes literarischen Texten. Die Monografie erscheint 1993 reich bebildert in der renommierten Taschenbuchreihe des Insel-Verlags, seit 1900 der zentrale Ort für Rilkes Werk und dessen Erforschung.

Verbindungen

Die Bühnenkünstlerin Eleonora Duse inspiriert Rilke nicht allein zu seinem frühen Gedicht Die weiße Fürstin. Nach dem erhofften Treffen in Venedig 1912 empfindet der Autor gar Seelenverwandtschaft:

Wir waren wie zwei Schalen und bildeten übereinander eine Fontäne und zeigten einander nur, wie viel uns fortwährend entging. Und doch wars kaum zu verhüten, daß wir uns irgendwie über die Herrlichkeit verständigten, so voll zu sein. Brief von Rilke an Marie von Thurn und Taxis, 12. Juli 1912

Über den Wirkungsort Pittsburgh gibt es auch zu den Prof.es Jonas eine Verbindung:
1923 entschließt sich die Duse – von Weltkrieg und Inflation verarmt – trotz ihres Lungenleidens zu einer großen Amerika-Tournee. Mit der Eisenbahn durchreist sie die USA bis nach San Francisco und Los Angeles und wieder zurück bis nach Pittsburgh. Hier hat sie am 5. April 1924 ihren letzten Auftritt. Dabei zieht sich die Duse eine Lungenentzündung zu, an der sie am 21. April im Schenley Hotel verstirbt. Ebendieses Gebäude ist seit 1956 Teil der University of Pittsburgh, wo Klaus Jonas drei Jahrzehnte als Germanist lehrt und forscht.





Ilsedore Jonas: Die Duse. Hg. von Joachim Waterstradt. Frankfurt am Main 2000.

Druckschrift

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Handarbeit als Ehrung

Zum 80. Geburtstag von Ilsedore Jonas gestaltet Joachim Waterstradt aus ihrer Publikation Rilke und die Duse eine handgearbeitete Sonderausgabe: Auf 28 Textseiten destilliert er geschickt den Lebensweg und die Persönlichkeit der legendären Schauspielerin, ergänzt durch ausgewählte Bildtafeln, aufgeklebt auf rotem Schmuckpapier. Die hochwertige Kalikobindung des großformatigen Bandes besorgt der Buchbindermeister Dieter Albrecht. Ein Schmuckschuber rundet das Geschenk ab.



Maurice de Guérin: Der Kentauer, übersetzt von Rainer Maria Rilke. Darmstadt/Leipzig: Ernst-Ludwig-Presse 1911.

Druckschrift

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Übersetzen als Tagewerk

Anfang Mai 1911, Paris: Rilke beginnt das Prosagedicht Le Centaure (1835/40) des französischen Dichters Maurice de Guérin (1810-1839) zu übersetzen, um sich „langsam und täglich“ zum Arbeiten zu erziehen, wie er an Fürstin Marie von Thurn und Taxis schreibt. 300 Stück der Erstausgabe werden im Juli 1911 von der Ernst Ludwig-Presse in Darmstadt gedruckt und anschließend als Broschur mit Goldprägung im Leipziger Insel-Verlag verkauft. JonasExemplar von Der Kentauer trägt eine Widmung von Rilke in violetter Tinte vom Schloss Duino, datiert auf Dezember 1911. Empfängerin ist, „mit vielen Weihnachts-Grüßen“ vom „Übersetzer“, Manon zu Solms-Laubach (1882-1975).



Maurice de Guérin: Der Kentauer, übersetzt von Rainer Maria Rilke. Darmstadt/Leipzig: Ernst-Ludwig-Presse 1911.

Druckschrift

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Maurice de Guérin: Der Kentauer, übersetzt von Rainer Maria Rilke. Darmstadt/Leipzig: Ernst Ludwig-Presse 1911


Weihnachtskarte an Klaus Jonas aus dem fürstlichen Sekretariat des Schlosses Duino (1979)

Grußkarte und Briefumschlag, 1979, Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas, Magazinstandort 230
aus der Mappe: Marie von Thurn und Taxis

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Zu Gast bei Thurn und Taxis

Das Schloss Duino bei Triest ist ein Anwesen der Familie von Thurn und Taxis. Die kunstsinnige und großzügige Marie macht es zum intellektuellen Treffpunkt: Rilke, Hugo von Hofmannsthal und der Schriftsteller Rudolf Kassner verkehren regelmäßig dort. Von Oktober 1911 bis Mai 1912 genießt Rilke Gastrecht. Im Dezember 1911 inskribiert er hier seine Widmung an Gräfin Manon zu Solms-Laubach in Der Kentauer – kurz vor der Niederschrift der ersten nach diesem Ort benannten Duineser Elegien im Januar 1912.

Klaus Jonas korrespondiert in den späten 1960er Jahren mit der hochbetagten Gräfin Manon. Er erhält von ihr eine Liste mit den 19 Briefen, die sie zwischen 1907 und 1913 von Rilke erhalten hat, sowie eine Fotokopie der Kentauer-Widmung. Das unikale Exemplar kann Jonas indes wohl erst später, möglicherweise aus dem Nachlass der Gräfin erwerben oder als Geschenk entgegennehmen.



Die Liebe der Magdalena, gezogen durch den Abbé Joseph Bonnet aus dem Manuskript Q I 14 der kaiserlichen Bibliothek zu St. Petersburg, übertragen durch Rainer Maria Rilke. Leipzig: Insel-Verlag 1912.

Druckschrift

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Kurzbeschreibung
Einband, Titelblatt und handschriftliche Widmung des Verfassers an Richard und Paula Beer-Hofmann
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„Die Liebe der Magdalena“, Leipzig 1912

Rilke als Übersetzer

Aus insgesamt acht Sprachen verfasst Rilke neben seinem eigenen Schaffen Übertragungen ins Deutsche. Schwerpunkte bilden Sonette von Elizabeth Barrett Browning und Louise Labé sowie Gedichte von Paul Valéry und Michelangelo. Auch die mittelalterliche Predigt Die Liebe der Magdalena überträgt er aus dem Französischen. Deren Erstausgabe aus dem Jahr 1912 befindet sich – versehen mit handschriftlicher Widmung an Paula und Richard Beer-Hofmann – ebenfalls in der Sammlung Jonas. Dem Literaturwissenschaftler Bernard Dieterle zufolge übersetzt Rilke vorzugsweise ästhetisch dichte Texte, „die unter dem Gebot strenger formaler Gesetze stehen und also ein Höchstmaß an sprachlicher Beherrschung verlangen“.*

* Bernard Dieterle: Art. ‚Das übersetzerische Werk‘, in: Manfred Engel (Hg.): Rilke-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar 2004, S. 454–479, hier S. 457.





Rainer Maria Rilkes Schloss Muzot in der Schweiz

Fotografie, Schweiz

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Privatbesitz

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Fotograf: Markus Wölfl

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Das Rilke-Schloss Muzot in der Schweiz

In der Schweiz

Und da wuchs mit jedem Tage der Wunsch nach einer gründlichen äußeren Veränderung, […] nach einer Reise in ein fremdes, vom Krieg nicht unmittelbar betroffenes Land, nach seinen Landschaften, Städten, Strömen, Brücken und Waldungen. Brief von Rilke an Gräfin Aline Dietrichstein, 6. August 1918

schreibt Rilke unter dem Eindruck des zu Ende gegangenen Ersten Weltkriegs an Gräfin Aline Dietrichstein. Rilke findet es in der Schweiz: Nach Episoden in Soglio und Locarno bezieht er 1921 das Schlösschen Muzot nahe Sierre im Kanton Wallis, das ihm zu seinem letzten Domizil wird. Mit den Sonetten an Orpheus und der Vollendung der Duineser Elegien 1923 entstehen hier wesentliche Teile seines Spätwerks.





Rainer Maria Rilke, nahe Muzot, 1924

Fotografie , 1924

Aus der Sammlung von

Schweizer Nationalbibliothek, Schweizerisches Literaturarchiv

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Schweizer Nationalbibliothek, Schweizerisches Literaturarchiv

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Rilke en français

Mit der Verlegung seines Lebensmittelpunkts ins Wallis nimmt Rilke zugleich Abstand vom geistigen und literarischen Leben Deutschlands und Österreichs. Nun wendet er sich mehr denn je der Frankophonie zu. Nach Jahren der intensiven Korrespondenz mit der französischen Welt verfasst er substanzielle eigene literarische Werke in französischer Sprache. In seinen letzten Lebensjahren 1923 bis 1926 entstehen so vier französische Gedichtzyklen: Vergers (Obstgärten), Les Quatrains Valaisans (Die Walliser Vierzeiler), Les Roses (Die Rosen) und Les Fenêtres (Die Fenster). Der Letztgenannte wird erst posthum von Rilkes letzter Partnerin, der Malerin Baladine Klossowska, zusammengestellt und von ihr selbst illustriert.



Rainer Maria Rilke: Vergers. Suivi des Quatrains Valaisans. Paris: Editions de la Nouvelle Revue Française 1926.

Druckschrift

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Gedichte einer Landschaft

„Das Ganze und die Landschaft, wohin man sah, war von unbeschreiblicher Beziehung und Schönheit. Wie herrlich ist dieses Valais“, schreibt Rilke an Nanny Wunderly-Volkart. Die eindrückliche Landschaft findet dichterischen Niederschlag im Gedichtzyklus Les Quatrains Valaisans, den Walliser Vierzeilern, den Rilke während nur weniger Wochen im Spätsommer 1924 schreibt. Er umfasst 36 französische Gedichte zu je zwei oder drei Vierzeilern.

Mit Vergers suivi des Quatrains Valaisans erscheint im Juni 1926 Rilkes erste eigenständige Publikation französischer Gedichte aus seiner Feder in den Éditions de la Nouvelle Revue française bei Gallimard in Paris. Es ist, so Rilke gegenüber dem Journalisten Eduard Korrodi, „seinen Ursprüngen nach […] ein schweizerisches Buch, und es war mir recht, daß, neben dem von Freunden gewählten Titel ‚Vergers‘, der Name der größeren Gedichtgruppe, um die herum die übrigen Verse sich angesetzt hatten, der ‚Quatrains Valaisans‘, auf dem Umschlag mit zur Geltung kommen soll“*.

*  Brief von Rilke an Eduard Korrodi, 20. März 1926



Rainer Maria Rilke: Vergers. Suivi des Quatrains Valaisans. Paris: Editions de la Nouvelle Revue Française 1926.

Druckschrift

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Frankophonie

Rilke legt zugleich Wert auf den renommierten französischen Verlag: Mit dem Publikationsort möchte er ausdrücken, „Frankreich und dem unvergleichlichen Paris, die in meiner Entwickelung und Erinnerung eine Welt bedeuten, […] sichtbar verbunden zu sein“*.

Das Frontispiz Vergers suivi des Quatrains Valaisans zeigt ein Porträt des Autors aus der Hand von Baladine Klossowska (1886-1969), Rilkes letzter Partnerin während seiner Schweizer Jahre. Mit ihrer Hilfe gelingt es ihm, sich den Schlossturm Muzot zum Wohn- und Arbeitssitz zu machen. Ihr Weihnachtsgeschenk im Jahr 1920, ein Exemplar der Metamorphosen des Ovid, regt Rilke zu den Sonetten an Orpheus an.

* Brief von Rilke an Eduard Korrodi, 20. März 1926



Rainer Maria Rilke mit Baladine Klossowska auf dem Balkon des Muzot, 1923

Fotografie , 1923

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Schweizer Nationalbibliothek, Schweizerisches Literaturarchiv

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Schweizer Nationalbibliothek, Schweizerisches Literaturarchiv

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Rilke mit Baladine Klossowska auf dem Balkon des Muzot, 1923


Rainer Maria Rilke: Vergers. Suivi des Quatrains Valaisans. Paris: Editions de la Nouvelle Revue Française 1926.

Druckschrift

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Nummer 671

Die Publikation wird in insgesamt 884 nummerierten Exemplaren auf Pergament imitierendes Papier der Papeteries Navarre gedruckt. 750 davon kommen in den Handel. Jonas Exemplar trägt die Nummer 671. Das im Original kartonierte Buch ist in einen wohl zeitgenössischen, in wolkigen Blau- und Violetttönen gehaltenen Halbfranzband gebunden.



Rainer Maria Rilke: Les roses. Bussum: The Halcyon Press 1927.

Druckschrift

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Die Rosen

Rilkes Gedichtzyklus Les Roses entsteht größtenteils zwischen dem 7. und 16. September 1924 in Lausanne: 20 Gedichte in nur zehn Tagen. Ursprünglich soll der Zyklus Vergers und Les Quatrains Valaisans zur Trilogie ergänzen. Doch nachdem sich die Publikation verzögert, ergänzt Rilke bis 1926 noch vier weitere Gedichte. Es ist die letzte Publikation, die der Autor selbst vorbereiten kann. Am 5. Dezember 1926 schickt Rilke das Typoskript an den Verleger Alexander A. M. Stols. Es ist das Letzte, was dieser von ihm hört: Am 29. Dezember verstirbt Rilke.



Rainer Maria Rilke: Gedicht II aus „Les Roses“ (1926), vorgelesen
Sprecherin: Dr. Charlotte Ladevèze

Tonaufnahme, aufgenommen 2024

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg/ Sprecherin: Charlotte Ladevèze

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Rainer Maria Rilke: Les roses. Bussum: The Halcyon Press 1927.

Druckschrift

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Niederländische Buchdruckerkunst

Stols veröffentlicht Les Roses im Verlag The Halcyon Press im niederländischen Bussum. Nur äußerlich unscheinbar, entpuppt sich die kleinformatige Broschüre als eindrucksvolles Zeugnis niederländischer Buchdruckerkunst: 330 Exemplare werden in der traditionsreichen Druckerei Joh. Enschedé in Haarlem gedruckt – die ersten 30 auf Japanpapier, die verbleibenden 300 auf holländischen Van-Gelder-Bütten. Der Text ist in schwarzen Antiqua-Lettern von Johann Michael Fleischmann (1739) gesetzt und mit roten Eingangsinitialen von Jan van Krimpen geschmückt.
Das Exemplar der Erstausgabe in der Sammlung Jonas trägt die Nummer 291.



Rainer Maria Rilke: Les roses. Bussum: The Halcyon Press 1927.

Druckschrift

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Paul Valéry

Postkarte, undatiert

Aus der Sammlung von

Under and Tuglas Literature Centre

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Paul Valéry, undatiert

Brief an einen verstorbenen Dichter

In den späten Jahren von Rilkes Künstlerexistenz übt der französische Dichter Paul Valéry (1871-1945) großen Einfluss auf ihn aus.

Für die Erstausgabe von Les Roses lässt der Verleger Alexander Stols seinem Geleitwort daher einen imaginären Brief Valérys an den toten Rilke folgen. Darin würdigt Valéry den verstorbenen Rilke als Übersetzer seiner Lyrik und als inspirierende Dichterpersönlichkeit.





Rainer Maria Rilkes Grabstätte auf dem Burghügel in Raron

Fotografie, Raron, Schweiz

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Privatbesitz

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Fotograf: Markus Wölfl

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Reiner Widerspruch

„Rose, oh reiner Widerspruch, Lust, / Niemandes Schlaf zu sein unter soviel / Lidern“, steht auf Rilkes Grabstein im schweizerischen Raron.  Nach seiner Übersiedlung in den Schlossturm Muzot im Wallis legt er sich dort einen Rosengarten an, den er fortan eigenhändig pflegt. Die gesammelten Blätter nutzt er etwa als Lesezeichen. Aus ihrer typischen dichten Anordnung leitet Rilke auch seine Rosensymbolik ab: Sie steht bei ihm für „einen erfüllten Raum, gebildet aus einer ästhetisch vollkommenen Relation von Einzelnem und Ganzem“, die in ihrer „Leere inmitten der Fülle“* zugleich auf die Komplementarität des Lebens verweist.

* Dorothea Lauterbach/Manfred Engel: Französische Gedichte, in: Manfred Engel (Hg.): Rilke-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart/Weimar 2004, S. 435–453, hier S. 444.



Rainer Maria Rilke: Gedicht III aus „Les Roses“ (1926), vorgelesen
Sprecherin: Dr. Charlotte Ladevèze

Tonaufnahme, aufgenommen 2024

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg/ Sprecherin: Charlotte Ladevèze

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06

Bio-Bibliographien



Klaus Jonas in seiner Münchner Wohnung im Helene-Mayer-Ring, 1992

Fotografie, 1992, Helene-Mayer-Ring, München, Deutschland

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Klaus Jonas 1992 in seinem Studio in München

Klaus Werner Jonas (1920-2016)

22. Juni 1920 geboren in Stettin
1940-1947: Studium der Anglistik, Romanistik und Germanistik in Greifswald, Berlin, Würzburg, Freiburg sowie, nach Kriegsende 1945-1947, auch in Heidelberg, Genf und Zürich
1945: Heirat mit Ilsedore Barkow, erste Lektüre von Thomas Manns Der Zauberberg
1947: Beginn des Briefwechsels mit W. Somerset Maugham
1949: Übersiedelung in die USA, ab 1950 in New Brunswick, NJ
1949: Beginn des Briefwechsels mit Thomas Mann
28. Juni 1952: Besuch bei Thomas und Katia Mann zur Teestunde im Appartement 409 des St. Regis Hotels in New York vor deren Abreise nach Europa
1955-1957: Bibliothekar an der Yale University, CT
1957-1988: Assistent, Associate und dann Professor für deutsche Literatur an der University of Pittsburgh, PA 
1961: Annahme der amerikanischen Staatsbürgerschaft
1972: Beginn der Mitarbeit bei der Germanic Section der MLA International Bibliography
1990: Rückkehr nach Deutschland und Übertragung eines Teils der seit 1950 zusammengetragenen Thomas-Mann-Sammlung an die Universität Augsburg
1997: Auszeichnung mit der Thomas-Mann-Medaille in Lübeck
2002: Gründung der Zauberberg-Stiftung zur Förderung der Thomas-Mann-Forschung in München
2. November 2016 gestorben in München



Ausgewählte Publikationen

Monografien
  • A bibliography of the writings of W. Somerset Maugham, South Hadley 1950.
  • Somerset Maugham und der ferne Osten, Dissertation [Typoskript]: Münster 1953.
  • Fifty years of Thomas Mann studies. A bibliography of criticism, Minneapolis: University of Minnesota Press 1955. 
  • Der Kronprinz Wilhelm, Frankfurt am Main: Scheffler 1962.
  • Hermann Broch. Eine bibliographische Studie, Hamburg: Hauswedell 1962. 
  • mit Jonas, Ilsedore: Thomas Mann studies: A bibliography of criticism, Bd. 2, Philadelphia: University of Pennsylvania Press 1967. 
  • Die Thomas-Mann-Literatur. Bibliographie der Kritik, Bd. 1 (1896-1955), Berlin: E. Schmid 1972.
  • Die Thomas-Mann-Literatur. Bibliographie der Kritik, Bd. 2 (1956-1975), Berlin: E. Schmid 1979.
  • Die Thomas-Mann-Literatur. Bibliographie der Kritik, Bd. 3 (1976-1994), Berlin: E. Schmid 1997.
  • Fifty years as a Thomas Mann bibliographer, Wiesbaden: Harrassowitz 2000.
  • mit Stunz, Holger R.: Golo Mann - Leben und Werk. Chronik und Bibliographie (1929-2004), Wiesbaden: Harrassowitz 2004. 
  • William Somerset Maugham. The Man and his work / Leben und Werk, Wiesbaden: Harrassowitz 2009. 
  • mit Stunz, Holger R.: Die Internationalität der Brüder Mann. 100 Jahre Rezeption auf fünf Kontinenten (1907-2008), Frankfurt am Main: Klostermann 2011.
  • Drei Generationen Familie Thomas Mann. Aus dem Briefwechsel eines Bibliographen, Würzburg: Königshausen & Neumann 2014.
Aufsätze
  • Rilke und Amerika, in: Études Germaniques 9,1 (1954), S. 55-59.
  • A Suggested Bibliographical Center for Modern German Literature, in: The German Quarterly 37 (1964), S. 257-262.
  • Rainer Maria Rilke and the Sacharoffs, in: The Yale University Library Gazette 40,3 (1966), S. 168-178.
  • Eine Begegnung, die nicht stattfand: Rilke und Thomas Mann, in: MAL 2,2 (1969), S. 16-22.
  • Von Mexico bis Teesdorf: Begegnungen im Zeichen von Hermann Broch, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 30. Dezember 1970, A339-A346.
  • Rainer Maria Rilkes Handschriften, in: Philobiblon 15 (1971), S. 5-100.
  • Amerikas Beitrag zur Erforschung der deutschsprachigen Exilliteratur, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 27. September 1974, A281-A286.
  • Mein Weg zu Thomas Mann, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 26. September 1975, A285-A295.
  • Richard Beer-Hofmann and Rainer Maria Rilke, in: MAL 8,3 (1975), S. 47-73.
  • Die Schriftstellerin Mechtilde Lichnowsky: Aus den Erinnerungen eines Sammlers und Bibliographen, in: Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel, 30. März 1976, A72-A83.
  • Stefan Zweig und Thomas Mann: Versuch einer Dokumentation, in: MAL 14,3/4 (1981), S. 99-135.
  • Ein früher Kritiker Rilkes: Der Schriftsteller Friedrich von Oppeln-Bronikowski, in: MAL 15,3/4 (1982), S. 183-219.
  • Literatur und Zeitgeschichte. Aus dem Briefarchiv eines Sammlers und Bibliographen, in: Imprimatur: Ein Jahrbuch für Bücherfreunde, N.F. 10 (1982), S. 226-256.
  • German and Austrian Contributions to World Literature: A Private Collection, in: Librarium 27 (1984), S. 183-198.
  • „daß ich die Existenz dieser beiden Knaben fördern durfte“. Rilke und Balthusz, in: Philobiblon 29 (1985), S. 287-314.
  • The Making of a Thomas-Mann-Bibliography (1949–1989), in: DVjs 64 (1990), S. 744-755.
  • Auf den Spuren Thomas Manns. Kleiner Wegweiser durch deutsche Forschungs- und Gedenkstätten, in: Imprimatur: Ein Jahrbuch für Bücherfreunde, N.F. 14 (1991), S. 199-228.
  • Auf der Suche nach einer verschollenen ‚Buddenbrooks‘-Rezension von 1906, in: Aus dem Antiquariat 6 (2006), S. 437-444.




Ilsedore Jonas, 1972

Fotografie, 1972

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Ilsedore Jonas vor dem Castello Duino, Juni 1972

Ilsedore Barkow Jonas (1920-2021)

31. August 1920 geboren in Stettin
1940-1945: Studium der Germanistik, Romanistik und Kunstgeschichte in Heidelberg, Berlin, München und Würzburg
1942: erfolgreiche Dolmetscherprüfung Italienisch / Französisch
1945: Heirat mit Klaus Jonas
1949: Übersiedelung in die USA, ab 1950 in New Brunswick, NJ
1955: Master of Arts an der Rutgers University, NJ
1955/56: Lehrerin für Deutsch an der Rutgers University, NJ
1956/57: Assistentin in der Abteilung Historische Manuskripte der Yale University Library, CT
1961: Annahme der amerikanischen Staatsbürgerschaft
1964-1972:  Assistent und Associate an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, PA
1967: Ph.D. zu Thomas Mann und Italien
1969-1972: Mitherausgeberin des Journal of Modern Austrian Literature
1972-1988: Professorin für moderne Sprachen und Literatur an der Carnegie Mellon University in Pittsburgh, PA
1990: Rückkehr nach Deutschland
2002: Gründung der Zauberberg-Stiftung zur Förderung der Thomas-Mann-Forschung in München
5. Oktober 2021
gestorben in München



Publikationen in Auswahl

Monografien
  • mit Jonas, Klaus W.: Thomas Mann studies: A bibliography of criticism, Bd. 2, Philadelphia: University of Pennsylvania Press 1967. 
  • Thomas Mann und Italien, Heidelberg: Carl Winter Universitätsverlag 1969.
  • Thomas Mann and Italy, Alabama: The University of Alabama Press 1979. 
  • Rainer Maria Rilke und die Duse, Frankfurt am Main: Insel-Verlag 1993.
Aufsätze
  • mit Jonas, Klaus W.: From Muzot to Harvard: The Odyssey of Rainer Maria Rilke's Manuscripts, in: Jahrbuch für Amerikastudien 9 (1964), S. 129-144.
  • The Hermann Broch Exhibition at Adelphi University, in: The Modern Austrian Literature 3/4 (1970), S. 48-52.
  • Tischbeins Idyllen in Goethes Sicht, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 27 (1971), S. 260-262. 
  • Rilke und die französische Kunst, in: Heinz Sauereßig (Hg.): Universitätstage in Biberach, Biberach an der Riß 1973, S. 61–78.
  • Klaus Mann zum Gedächtnis, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel 32 (1976), S. 361-370.
  • The Shattered Image: Rilke‘s Reaction to the Artists of Expressionism and Some Works of Picasso, in: Michigan Germanic Studies 2 (1976), S. 121-132.
  • Stefan Zweig und Rainer Maria Rilke, in: MAL 14,3/4 (1981), S. 76–98.
  • „Ich sah ein kleines Wunder…“. Porträts von Thomas Manns Lebensgefährtin, in: Philobiblon 26,4 (1982), S. 318–328.
  • Picasso’s “Mort d’Harlequin” and Rilke, in: Frank Baron (Hg.): Rilke and the Visual Arts, Lawrence/Kansas 1982, S. 73–77.
  • Klaus Mann im amerikanischen Exil, in: Rudolf Wolff (Hg.): Klaus Mann. Werk und Wirkung (Sammlung Profile 11), Bonn 1984, S. 119–153.
  • Thomas Mann und Paul Citroen. Begegnungen zwischen Dichter und Maler, in: Philobiblon 28,4 (1984), S. 306–313.
  • „Wir waren wie zwei Schalen…“. Rainer Maria Rilke (1875-1926) und Eleonora Duse (1858-1923), in: Philobiblon 32,4 (1988), S. 265–281.
  • Klaus Mann, in: John M. Spalek, Joseph Strelka (Hg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933, Bd. 2,1: New York, Bern 1989, S. 622–651.
  • Rilke und Adelmina Romanelli: Ein Beitrag zur Biographie des Dichters, in: Philobiblon 41,2 (1997), S. 89-121.


Weiterführende Literatur

  • Heißerer, Dirk: In eigener Sache: ›Buddenbrooks‹. Zu einem Textunikat Thomas Manns. Mit einem Exkurs zu Richard Moritz Meyer, in: Aus dem Antiquariat 12,5 (2014), S. 189-207.
  • Hohoff, Ulrich: Die Sammlung Klaus W. Jonas - Ilsedore B. Jonas in der UB Augsburg, in: Für die Thomas-Mann-Forschung unverzichtbar. Verleihung der Ehrenmedaille der Universität Augsburg an Klaus W. Jonas und Ilsedore B. Jonas am 28. Oktober 2003. Ansprachen und Reden, hg. vom Rektor der Universität, S. 8-16.
  • Hohoff, Ulrich: Die Thomas-Mann-Sammlung Klaus W. und Ilsedore B. Jonas, in: „Ein Reichtum, den kein Maß bestimmen kann“. Die Sondersammlungen der Universitätsbibliothek Augsburg, hg. von Ulrich Hohoff, Peter Stoll und Andrea Kosuch, Augsburg: Universität Augsburg 2021, S. 260-315.
  • Hohoff, Ulrich / Gerhard Stumpf: Thomas Mann im amerikanischen Exil 1938-1952. Begleitheft zur Ausstellung der Universitätsbibliothek Augsburg; mit Material aus der Sammlung Jonas; 2. 10. – 7. 11. 1991 in der Ausstellungshalle der Zentralbibliothek, Augsburg: Universitätsbibliothek 1991. 
  • Koopmann, Helmut (Hg.): Wegbereiter der Moderne. Studien zu Schnitzler, Hauptmann, Th. Mann, Hesse, Kaiser, Traven, Kafka, Broch, von Unruh und Brecht; Festschrift für Klaus Jonas, Tübingen: Niemeyer 1990. 
  • Vaget, Hans Rudolf: Laudatio auf Klaus W. Jonas, in: Thomas Mann Jahrbuch 11 (1998), S. 109–115. 




Rückseite des Grabsteins von Ilsedore und Klaus Jonas in Oldenburg

Fotografie, 2022, Oldenburg

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Privatbesitz

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Rückseite Grab Jonas.jpg
Ihre letzte Ruhestätte finden die Prof.es Klaus und Ilsedore Jonas in Oldenburg.

Eine virtuelle Ausstellung von

Mit freundlicher Unterstützung der Zauberberg-Stiftung zur Förderung der Thomas-Mann-Forschung, gegründet von den Prof.es Klaus W. und Ilsedore B. Jonas.

Team

Diese Ausstellung wird kuratiert von der Universitätsbibliothek Augsburg. 

  • Dr. Andrea Voß, Fachreferentin für Germanistik, Universitätsbibliothek Augsburg
  • Johanna Lindermayr, Literaturstudentin, Universität Augsburg
  • Markus Wölfl, Literaturwissenschaftler, Universität Augsburg
  • Peter Neidlinger und Anatoli Oskin, Zentrale Fotostelle der Universität Augsburg

Das Projektteam dankt herzlich der Familie Jonas für den vertrauensvollen Austausch und das bereitgestellte dokumentarische Material. Großer Dank für persönliche wie fachliche Unterstützung gilt weiterhin:

  • Prof. Dr. Dr. hc emer. Helmut Koopmann, Augsburg
  • Dr. Dirk Heißerer, München
  • Prof. Dr. emer. Hans Rudolf Vaget, Northampton (MA), USA
  • Toni Bihler, Medienlabor der Universität Augsburg 

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 08.10.2024 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung „An Klaus W. Jonas, den erstaunlichen Sammler und Bibliographen“ wird veröffentlicht von:

Universitätsbibliothek Augsburg
Universitätsstraße 2
86159 Augsburg



gesetzlich vertreten durch

die Präsidentin der Universität Augsburg

Telefon: +49 821 598-5100
Fax:
E-Mail:  praesidentin@praesidium.uni-augsburg.de

Inhaltlich verantwortlich:

Constance Dittrich
Direktorin der Universitätsbibliothek Augsburg
Universitätsstraße 22
86159 Augsburg
dir@bibliothek.uni-augsburg.de

Kurator*innen:

Dr. Andrea Voß

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
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Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
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