JavaScript Required

We're sorry, but this virtual exhibition cannot be viewed properly without JavaScript enabled. Please consider enabling JavaScript or installing a JavaScript capable browser.

If you're interested in DDBstudio, the virtual exhibition platform provided by the German Digital Library,
please visit this page (in German).

Günther Victor – Fürst, Jäger, Gärtner

Eine Bildausstellung zum 100. Todestag des letzten Fürsten von Schwarzburg

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt


Anna-Luises Fotoalben und Tagebücher

Anna Luise von Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Die Ausstellung

Vor 100 Jahren, am 16. April 1925, starb Günther Victor von Schwarzburg, der letzte Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt und Schwarzburg-Sondershausen. Nach der Novemberrevolution 1918 war er einer der letzten deutschen Bundesfürsten, der auf seinen Thron verzichtete.

Der Alltag des Fürstenpaares ist durch den Nachlass der Fürstin Anna Luise von Schwarzburg, der nach dem Tod der Fürstin im Jahr 1951 in das Staatsarchiv Rudolstadt gelangte, umfangreich dokumentiert. Dieser umfasst sowohl Tagebuchaufzeichnungen als auch eine große Sammlung von Fotografien, die die an dieser technischen Neuerung interessierte Fürstin ab 1891 anfertigte. Die folgende Bildausstellung soll einen kurzen Einblick in das fürstliche Leben Günther Victors und seiner Gattin gewähren.

01

Kindheit, Erziehung und militärische Karriere



Prinzessin Mathilde von Schönburg-Waldenburg (1826-1914) und Prinz Adolph von Schwarzburg-Rudolstadt (1801-1875)

Ausschnitt, 19.01.1915, Rudolstadt

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh – StA RU, Sammlung Z Nr. 456.png
Prinzessin Mathilde von Schönburg-Waldenburg (1826-1914) und Prinz Adolph von Schwarzburg-Rudolstadt (1801-1875)


Günther Victor wurde am 21. August 1852 als einziger Sohn von vier Kindern des Prinzenpaares Adolph von Schwarzburg-Rudolstadt und dessen Frau Mathilde, Tochter des Fürsten Otto Victor von Schön­burg-Waldenburg, geboren. Seine Kinderjahre waren von einem engen, liebevollen Umgang innerhalb der Familie geprägt.



Konfirmationsurkunde von Günther Victor 1868

05.04.1868, Rudolstadt

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 337 (1).jpg
Konfirmationsurkunde von Günther Victor 1868


Kindheitsaufnahmen

Fotografie (teilweise koloriert)

Aus der Sammlung von

Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild3.png
Schon während seiner Kindheit wurde Günther Victor auf eine militärische Laufbahn vorbereitet.


Hobbys

Cabinet-Portrait, Julius Giere, Kunstanstalt Hannover., Fotografie, 1872

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild1.png
Pferdehaltung und die Jagd hatten eine lange Tradition am Schwarzburger Fürstenhof.

Seine Leidenschaft für die Jagd entwickelte sich bei Günther Victor schon sehr früh. Gerade die weitläufigen Waldgebiete seiner schwarzburgischen Heimat waren für ausgiebige Jagdpartien wie geschaffen. Ebenfalls eine lange Tradition am Schwarzburger Fürstenhof hatte das Reiten, weshalb Günther Victor schon in sehr jungen Jahren den Umgang mit Pferden erlernte.





Günther Victor als junger Adliger in Militäruniform

Heinrich Graf, Berlin, Fotografie

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Da für Günther Victor aufgrund der Primogenitur eine Regentschaft ursprünglich nicht in Frage kam, favorisierten seine Eltern die militärische Laufbahn. So trat er beim Ausbruch des Deutsch-Französischen Krieges 1870  in das Regiment seines Schwagers, Friedrich Franz II. von Mecklenburg-Schwerin, ein. Günther Victor blieb bis 1890 im aktiven Militärdienst, ehe er die Nachfolge seines überraschend verstorbenen Cousins Georg als Fürst von Schwarzburg-Rudolstadt übernehmen musste.



Die Verlobte

Otto Meyer, K. u. K. Hofphotograph, Fotografie, Dresden

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 238, Foto 84.jpg
Die Verlobte: Anna Luise von Schönburg-Waldenburg.

Pflichtgemäß füllte der neue Fürst die ihm zugefallene Rolle aus. Allerdings nahm er jede Gelegenheit wahr, sich vom öffentlichen Leben zurückzuziehen. Um die Regierungsnachfolge zu sichern, verlobte sich der Fürst am 22. Dezember 1890 mit der 20 Jahre jüngeren Luise von Sachsen-Altenburg. Jedoch wurde die Verbindung schon vier Monate später wieder gelöst, da beide wegen ihrer konträren »Temperamente« keine Perspektive für die Zukunft sahen. Kurzerhand verlobte sich Günther Victor am 08. November 1891 in Hermsdorf mit seiner ebenfalls fast 19 Jahre jüngeren Cousine Anna Luise von Schönburg-Waldenburg. Obwohl die Ehe kinderlos blieb, war sie von einer respektvollen, freundschaft­lichen und später liebevollen Zuneigung bestimmt.



02

Hochzeit mit Anna Luise von Schönburg-Waldenburg

TAGEBUCH 1891 Mittwoch, 09. Dezember

"Günthers u. meine Hochzeit. Um 10 Uhr reisten wir zusammen von Kösen ab. Wir waren um 11 in Rudolstadt, wo Günther u. ich unseren Einzug hielten. Im Schloß empfingen uns alle Verwandten. Nach d. 2. Frühstück saß man zusammen. Um 3 Uhr war unsre Trauung in d. Schlosskirche. Dann war Gratulations-Zug. Um 5 großes Diner. Onkel Heinrich 14. a[us] Gera [Fürst von Reuß jüngere Linie] hielt d. Toast. Nach Tisch saß ich mit d. Eltern u. Brüdern zusammen. Um 9 Uhr fuhren Günther u. ich nach Schwarzburg, wo wir auch wieder feierlich empfangen wurden. Nach d. Thee saßen wir lange zusammen. Schönes Wetter. Ich fuhr mit meiner Schwiegermutter beim Einzug, Günther ritt neben dem Wagen. (Unser Trautext Ps. 62, 2). 130 Personen zu Tisch."

LATh – StA RU, Nachlass der Fürstin Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 14.





Verlobungsbilder

Otto Meyer, K. u. K. Hofphotograph, Fotografie, November-Dezember 1891, Hermsdorf, Dresden

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild2.png
Bilder des jungen Paares Anna Luise und Günther Victor im Winter 1891

Hochzeitstag

Im Vorfeld der Hochzeit von Anna Luise und Günther Victor im Jahr 1891 wurde in Rudolstadt ein Komitee aus zwölf Bürgern gebildet, das die Vorbereitungen zur Vermählung, den Einzug des Paares sowie die Empfangsfeierlichkeiten leitete. Die Straßen säumten Rudolstädter und auswärtige Vereinigungen, Seminaristen und Gymnasiasten, die mit Fahnen und Standarten Spalier bildeten. Auf dem Marktplatz wurden zwei Tribünen errichtet; auf der einen standen die Honoratioren der Stadt, auf der anderen 700 Schüler der oberen Klassen der Rudolstädter Bürgerschulen, die das Fürstenpaar mit Festgesang begrüßten.

Der Bahnhof war vom Fürstenzimmer des Bahnhofsgebäudes bis zum Gleis mit einem Baldachin versehen worden. Nach drei Böllerschüssen begrüßte Staatsminister von Starck als erster die zukünftige Regentin im Namen der Landesbewohner. Kurz darauf empfing Prinzessin Mathilde ihre Schwiegertochter im Fürstenzimmer. Zur Freude der Einwohner demonstrierte Anna Luise schon durch die Farben ihres Kleides die Zugehörigkeit zum Schwarzburg-Rudolstädter Land. Sie trug ein blaues Samtkleid, das mit weißen Federn besetzt war. Günther Victor erschien in der Generalsuniform der Garde-Kürassiere, über der Brust lag das Band des Preußischen Kronenordens.





Weg der Brautprozession

Eduard Lösche, Rudolstadt, Mauerstraße 27, Fotografie - bearbeitet, 1891

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild3.png
Triumphaler Einzug: 1. Marktplatz, 2. Brautwagen mit Anna Luise, 3. Aufgang zum Schloss Heidecksburg, 4. Schlosseingang.


Huldigungsmarsch

G. Bock, Musikalie, 1891, Rudolstadt

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh – StA RU, Hofmarschallamt Rudolstadt Nr. 110 (3).jpg
Hudigungsmarsch von G. Bock, gespielt zum Einzug der Prinzessin Anna Luise von Schönburg-Waldenburg in die Residenz Rudolstadt.


Hochzeitsfeierlichkeiten

Akte, 1891, Rudolstadt

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild4.png
Gästeliste, Ansteckborte für Gäste, Gala-Tafel-Menü und Musikprogramm der Hochzeitsfeierlichkeiten auf Schloss Heidecksburg.

03

Fürstliche Lebensbilder



Beim Kegelspiel

Elisabeth zur Lippe (?), Fotografie, Juli 1892, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

TAGEBUCH 1892 Dienstag, 12. Juli

"Zum 1. Frühstück saßen Günther u. ich auf d. Balkon. Dann geschrieben, fotografiert u. mit Thekla u. Frl. v. Gerber draußen gesessen. Nach Tisch wurde geke[ge]lt. Dann fuhren wir Damen zur Fasanerie, vesperten hier u. saßen im Wald. Günther fuhr pirschen. Nach d. Abendessen spielten wir das Knipsspiel u. waren im Schloßgarten. Dann saß Günther noch bei mir. Schönes Wetter."

LATh - StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 15.

Kegeln

Diese Fotografie zeigt die fürstliche Familie mit den Hofmarschällen Adolf von Klüber (in der Mitte stehend) und Georg Albert von Priem (rechts stehend) sowie den Hofdamen Elisabeth von Holleben (rechts sitzend) und Marie von Gerber (hinten stehend) bei sportlicher Kurzweil. Elisabeth von Holleben war eine Jugendfreundin von Thekla (links sitzend), Günther Victors jüngster Schwester, und stand ihr von 1883 bis 1894 als Hofdame zur Seite. Gleichermaßen durfte der Rudolstädter Hofmaler Rudolf Oppenheim (links stehend) auf diesem Bild nicht fehlen, hatte er doch durch seine humorvolle Art die Gabe, Günther Victor (kegelnd) hin und wieder aufzuheitern.

Ein gern gesehener Gast war in jenen Jahren auch Prinz Sizzo von Leutenberg (zweiter von rechts). Zwischen ihm und der Fürstinmutter Mathilde (links stehend) bestand darüber hinaus eine besondere Nähe. Nach dem Tod seines Vaters, Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt, kümmerte sich Mathilde um Sizzo und seine Zwillingsschwester Helene, die ihre Kindheit zusammen mit Thekla am Rudolstädter Hof erlebten. 1897 heiratete Sizzo die Dessauer Prinzessin Alexandra von Anhalt und zog mit ihr auf sein Gut Großharthau, das zwischen Dresden und Bautzen lag.





Der Patient

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, Juli 1899, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_290_Bl_20r.jpg
Der Patient. Foto Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, beschriftet: »Schwarzburg, Juli 1899. Günther liegt mit einem gebrochenen Fuß.«


TAGEBUCH 1899 Sonntag, 23.Juli

"Günther schlief gut. Zum 1. Frühstück u. danach saß ich bei ihm, dann schreibend im Nebenzimmer. Zum Essen wurde Günther auf d. Chaiselongue in's Wohnzimmer gebracht. Nach d. Essen saß ich noch eine Weile bei Günther, dann bei d. andren im Schloßgarten. Dann fotografierte ich Günther u. saß bei ihm. Zum Thee saßen wir Damen u. d. Kinder [von Helene von Schönaich-Carolath] unter d. Linde. Dann saß ich schreibend vor Günther's Zimmer auf dem Balkon. Nach d. Abendessen saß ich noch eine Weile bei Günther, dann mit d. andren im Garten u. Gartensalon, von ¼ 11 -¼ 12 noch bei Günther, der dann zu Bett gebracht wurde. Sehr warmes Wetter."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 22.

Unfall

Günther Victor brach sich am 19. Juli 1899 beim Herabsteigen eines Berghanges den Knöchel des linken Fußes. Um eine Infektion zu vermeiden, wurde der Fürst so schnell wie möglich ins Schwarzburger Schloß gebracht, wo er einen Notverband erhielt. Der extra aus Blankenburg herbeigerufene Arzt untersuchte den Bruch genauer, vergipste ihn und verordnete Ruhe. Doch das »[ ... ] Stilliegen bei dem herrlichen Sommerwetter war eine harte Geduldsprobe« für Günther Victor (LATh - StA RU, NL E. v. Rh. Nr. 7, Brief vom 06.10.1899). Anna Luise sagte daher kurzerhand alle geplanten Ausflüge ab, um ihrem Mann Gesellschaft zu leisten. Sie vertrieb ihm die Zeit mit Bildmappen und entwickelte in ihrer Dunkelkammer Fotografien, damit er sie als Erster sehen konnte.

Bereits am 08. August wurde der Gipsverband durch eine Bandage aus Gummi abgelöst, die dem Patienten mehr Bewegungsfreiheit ermöglichte. Am 14. August ließ Günther Victor seinen Knöchel »mit Röntgenstrahlen fotografieren, um den Bruch zu sehen.« (LATh - StA RU, NL AL Nr. 22). Die damit verbundenen möglichen Gesundheits­schäden waren damals noch nicht bekannt. Dagegen müssen die Ergebnisse der Röntgenaufnahmen positiv ausgefallen sein, da der Fürst schon zwei Tage später zur Jagd fuhr. Doch die Schmerzen blieben, so dass Günther Victor sich noch 1905 während seines zweimonatigen Kuraufenthaltes in Abbazia (heute Opatija/Kroatien) beim Orthopäden am Fuß behandeln lassen musste.





Künstlerisches Potenzial

Günther Victor von Schwarzburg-Rudolstadt, Zeichnungen

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild2.png
Künstlerisches Potenzial: Es ist möglich, dass sich Günther Victor während seiner Rekonvaleszenz auch verstärkt dem Zeichnen zuwandte.


Lawn-Tennis

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, Juli 1896, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

TAGEBUCH 1901 Donnerstag, 25. Juli

"Früh war ich bei Günther, ar[r]angierte dann Blumen für den Eßtisch. Von 11 - ½ 1 spielten Günther, Gertrud, Anni u. ich Tennis. Nach Tisch schossen wir im Garten mit Bogen u. Pfeilen nach d. Scheibe. ¼ 5 fuhren Frl. v. Gerber, Anni, Gertrud u. ich nach dem Gasthaus Finkenmühle im oberen Schwarzathal, gingen dort spazieren, tranken Kaffee u. fuhren um 7 wieder nach Haus. Gelesen. Nach dem Abendessen spielten wir Gesellschaftsspiele. Dann saß Günther noch bei mir. Teils schönes Wetter, teils Regen."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 24.



Tennis-Pause

Georg Albert von Priem (?), Fotografie, Juli 1901, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_291_Bl_48r.jpg
Foto Georg Albert von Priem (?), beschriftet: »Schwarzburg, Juli 1901. [...] Gertrud v. Ketelhodt, A[nna] L[uise], Anni v. Imhof, Günther.«

Lawn-Tennis

»Wer[ ... ] in die [Tennis] Spielfelder hinuntersieht, wo sich zufällig ein paar blutige Anfänger ohne Grazie mit negativem Erfolg abmühen, der zuckt die Schultern und schüttelt sein Haupt voller Zweifel, was in aller Welt an dem Sport zu finden sei.« - So kommentierte die Berliner Zeitung »Die Woche« im Jahre 1905 das steigende Interesse an dieser Sportart. In jenen Jahren steckte das Lawn-Tennis in Deutschland noch in den Kinderschu­hen. Anfangs als »englische Mode« angesehen, die schnell vorübergehen würde, setzte es sich allmählich in vielen Kreisen durch.

Mitglieder des deutschen Adels gehörten oft zu den ersten Aktiven, die diesen Sport ausübten. Auf alle Fälle übten Günther Victor und Anna Luise diese »Leibesübung« leidenschaftlich gern aus. So gehörten Thekla von Schwarzburg-Rudolstadt, Anni von Imhoff, Gertrud von Holleben, Albert Georg von Priem und auch Sizzo von Leutenberg zu ihren häufigsten Mitspielern. Dass dieses Spiel nicht nur der körperlichen Ertüchtigung diente, sondern auch Verletzungen hervorrufen konnte, erlebte Günther Victor am eigenen Leib. Ihm flog im Eifer des Gefechts im September 1896 ein Tennisball gegen das Auge. Sofort wurde der Jenaer Augenarzt Professor Wagemann gerufen, der jedoch keine nennenswerten Blessuren feststellte.

Das Rudolstädter Fürstenpaar ließ 1892 einen Tennisplatz im Schwarzburger Schloßgarten vor dem Kaisersaal herrichten. Neues Zubehör kauften sie 1895 bei dem Leipziger Händler Theodor Pfitzmann. Drei Jahre später war die Begeisterung für dieses Spiel soweit fortgeschritten, dass Anna Luise »Lawn-Tennis-Broschen« in Auftrag gab - vielleicht um sie als Preise verleihen zu können. Die Idee, den Vorplatz des Kaisersaalgebäudes generell als Tennisplatz zu nutzen, wurde letztendlich im Jahre 1905 zugunsten einer gärtnerischen Neugestaltung aufgegeben.





Urlaub

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, 1905, Kroatien

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_283_Neg_0068.jpg
Der gesundheitlich angeschlagene Günther Victor in Abbazia 1905.


Urlaub

Wegen des seit Dezember 1904 anhaltend schlechten Gesundheitszu­standes Günther Victors wurde im Oktober 1905 eine Adria- und Italienreise unternommen. Bereits eine Frühjahrskur in Wiesbaden war erfolglos geblieben. Gün­ther Victors Schwindelanfälle und Herzschmerzen klangen nicht ab. So sah sich Anna Luise auf Anraten der Ärzte genötigt, mit ihrem Mann und in zeitweiser Begleitung des Arztes Dr. Clemens in den Süden zu reisen. In fünf Tagen fuhren sie von Schwarzburg über Dresden, Wien, Graz und Triest nach Abbazia [heute Opatija/Kroatien], wo sie über zwei Monate verweilten, ehe sie über Mailand nach Rom und von dort über Florenz und St. Remo nach Genua weiterreisten. Insgesamt fünf Monate waren sie im Süden unterwegs, wo neben Arzt- und Kurbesuchen selbstverständlich viele kulturelle Attraktionen zum Programm gehörten.



Adria- und Italienreise 1905

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, Oktober-Dezember 1905, Kroatien

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_283_Neg_0014.jpg
Foto Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, beschriftet: »Abbazia. Oktober-Dezember 1905. Günther und der Laureate [Dr. Clemens] beim Möwen füttern.


TAGEBUCH 1905 Donnerstag, 19. Oktober

"Vormittags ging Günther zum Elektrisieren zu Prof. Glaz. Dr. Clemens u. ich begleiteten ihn bis hin. Ich ging dann auf u. ab draußen, bis Günther fertig war. Wir gingen u. saßen dann am Strand, frühstückten dazwischen im Hotel Stephanie«] etwas. Nach Tisch ruhte Günther aus. Ich las ihm aus d. Zeitung vor, las dann in meinem Zimmer. ½ 4 gingen Günther u. ich durch die Franz-Josef-Anlagen, vesperten dann in einer Konditorei u. gingen nach Haus. Geschrieben. Nach d. Abendessen las ich Günther vor. Dann spielten wir Nümmerchen. Sonniges, windiges Wetter."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 28.



Henry van der Velde

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, August 1906, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

TAGEBUCH 1906 Freitag, 17. August

"Vormittags waren Günther u. ich im Garten; ließen Büsche abholzen. Dann arbeitete Günther mit Minister von d. Recke. Ich ordnete Blumen für den Eßtisch u. schrieb. Zu Tisch kamen d. Minister u. Prof. v. d. Velde. Nach Tisch waren wir im Gartensalon u. Garten. Dann war ich bei Günther, der dann in den Wald fuhr. Thekla, Prof. v. d. Velde u. ich gingen nach dem Schweizerhaus, wohin d. Andren alle zu Wagen kamen. Frl. v. Gerber kam etwas später mit Frau [Hofmarschall] von Mangoldt [aus Dresden]. Wir saßen auf d. Veranda, tranken Kaffee. Dann fuhr d. Minister nach Rudolstadt, wir andren kehrten zu Wagen u. zu Fuß nach Haus zurück u. verabschiedeten uns von Professor van de Velde. Abend wie gewöhnlich. Kühles, schönes Wetter, etwas Regen."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 29.

Henry van de Velde

Henry van de Velde, der bedeutende Vertreter des Jugendstils/Art Nouveau, reiste im Juli 1906 nach Schwarz­burg, um sich im reizvollen Schwarzatal zu erholen. Im Hotel »Weißer Hirsch« nahm er Quartier und so blieb es nicht aus, dass das Fürstenpaar von seiner Ankunft erfuhr. Anna Luise lud van de Velde kurzerhand zu einer Teestunde ein, wo beide ihre gemeinsame Leidenschaft für den Thüringer Wald feststellten. Die Fürstin bot dem Architekten daraufhin an, ihm die Sehenswürdigkeiten des Schwarzatales und die damit verbundenen Geschich­ten näher zu bringen. So besuchten sie unter anderem die Fasanerie bei Schwarzburg, das Schweizerhaus, den Eber- und den Katzenstein. Doch auch ein Ausflug nach Paulinzella, wo nach Besichtigung der Klosterkirchen­ruine ein Rundgang durchs Jagdschloss folgte, sowie eine persönliche Führung durch das Residenzschloss Heidecksburg in Rudolstadt gehörten dazu.

Bereits ein Jahr später, 1907, suchte van de Velde erneut Schwarzburg als Sommerfrische auf. Diesmal wurde er von Elisabeth Förster-Nietzsche begleitet, welche Anna Luise am 26. Mai 1907 während der Besichtung des Nietzsche-Archivs kennengelernt hatte. An jenem Tag hatte es sich Henry van de Velde nicht nehmen lassen, die Fürstin selbst durch die Räume des Archivs zu führen.





Fürstlicher Zeitvertreib

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, zwischen 1900-1910, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild1.png
Günther Victor war vielseitig interessiert; neben dem Schachspiel zu Hause, verbrachte er einen Großteil seiner Zeit am liebsten in der freien Natur.

04

Die Jagd



Auf dem Eberstein

N. N. Tush, Fotografie, Handzeichnung, 1844-1892
, Eberstein im Schwarzatal

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild1.png
Oben: Foto unbekannt, beschriftet: »Wildschweinstrecke auf dem Eberstein.« Unten: Plan zum Jagdschloss Eberstein im Schwarzatal.


TAGEBUCH 1892 Sonnabend, 27. Februar

"Um 9 Uhr fuhren Günther, Ulrich u. H[err] v. Klüber zur Saujagd auf d. Eberstein. Mama, Thekla [von Schwarz­burg-Rudolstadt], Tante Elly [von Bentheim-Tecklenburg] u. ich kamen zum 2. Frühstück um 12 hinauf. Nach d. 2. Frühstück saß man zusammen; dann jagden d. Herren weiter, wir fuhren wieder nach Rudolstadt, setzten Tante Elly bei Großmama [Anna Caroline zu Bentheim-Tecklenburg] ab. Zu Tisch waren d. Herren wieder da; hatten 14 Sauen geschossen. Nach Tisch saßen wir bei mir. Nach d. Thee saßen wir im Billardzimmer bis nach 11 Uhr. Trübes Wetter und Regen."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 15.

Auf dem Eberstein

Auf einem freigelegten und eingeebneten Felsvorsprung erhebt sich in einer Höhe von 335 Metern über N.N. der im Jahre 1844 auf Veranlassung des Fürsten Friedrich Günther von Schwarzburg-Rudolstadt errichtete »Eber­stein«. Das im maurischen Stil gebaute Jagdschlößchen befindet sich im reizvollen unteren Schwarzatal. Bis 1947 gehörte es zum Schwarzburger Tiergarten, welcher eine Fläche von 1.500 ha auf 32 km Länge zwischen Blankenburg und Sitzendorf umschloss. Flächenmäßig übertroffen wurde dieser Garten jedoch vom Katzhütter Tiergarten mit ca. 2.500 ha, der ebenfalls im Schwarzburg-Rudolstädter Territorium lag.

Schon seit etwa 1630 gab es an der Stelle des »Ebersteins« ein separates Gehege für Schwarzwild, den sogenannten Saugarten. Bis zu 80 Wildschweine konnten hier gehalten werden, denen besonders das Eichel­futter des Waldes zugute kam. Mit dem Bau des kleinen Schlößchens wurde die Hauptfutterstelle für die Schwei­ne dicht unter die Mauer verlegt, die den Vorplatz des »Ebersteins« eingrenzte. Oftmals sahen der Fürst und seine Jagdgäste während der Fütterung vom Jagdhaus aus zu und legten dabei eine Auswahl der zu jagenden Tiere fest.





Der Jäger

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, 1900-1910, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild2.png
Günther Victors lebenslange Leidenschaft galt der Jagd, wobei auch die Jahreszeiten keine Rolle spielten.


Jagderfolge

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, 1900-1910, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild3.png
Die Jagden des Fürstenhauses fanden häufig in großen Gruppen statt; es wurden neben Damwild auch Wildschweine, Hasen und Auerhähne gejagt.


Jagdimpressionen

Seiner Jagdleidenschaft verpflichtet, sorgte Günther Victor für eine Auffrischung des einheimischen Rotwild­bestandes im Schwarzburger und Kyffhäuser Tiergarten durch die Aussetzung von auswärtigem, gesunden Wild. Gleichzeitig schränkte er das Dam- und Schwarzwild ein, um dem Rotwild mehr Freiraum zu schaffen. Somit gehörten die schwarzburgischen Jagdgründe bald zu den besten Deutschlands und zogen alljährlich viele Repräsentanten des deutschen Hochadels an. Umso mehr schmerzte es den Fürsten, als er nach seiner Abdan­kung im Jahre 1918 tatenlos zusehen musste, wie durch Wilderei und eine unsachgemäße Forstwirtschaft ein Verfall der Tiergärten einsetzte. Anna Luises Bruder, Hermann von Schönburg-Waldenburg, schrieb am 23. August 1920 daher an seine Schwester: »Sehr leid tut mir, daß Günthers Lebenswerk in jagdlicher Beziehung, der Schwarzburger und Kyffhäuser Wildbestand, so gänzlich vernichtet worden ist.«  (LATh - StA RU, NL AL Nr. 118).



Die Jagdtrophäe

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie , 19.08.1914, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_284_Neg_339.jpg
Foto Anna Luise von Schwarzburg, beschriftet: »Schwarzburg, 19. August 1914. Der von Günther [...] bei Schwarzburg erlegte merkwürdige Hirsch.«


TAGEBUCH 1914 Dienstag, 18. August

"Nach d. 1. Frühstück war ich bei Günther, schrieb dann u. sprach H[errn] v. Imhoff. Um 11 Uhr fuhr ich mit Eli­sabeth Rh[oeden] in's Vorsorghaus in d. Stadt. Wir besuchten die Hauseltern Sattler u. die alten Insassen, Frauen u. Männer. Von da fuhren wir zum Krankenhaus, besuchten die Oberschwester Kathrin u. die Kranken, fuhren dann nach Haus. Günther u. ich gingen etwas im Garten umher. Von 1-2 arbeitete Günther noch mit d. Minister [von der Recke]. Ich schrieb. Nach Tisch waren wir auf d. Balkon. Dann gelesen. Um 4 Uhr fuhren Günther u. ich in die Stadt zum Landgerichtspräsident a. D. Trinks, um ihm u. seiner Frau zur Gold. Hochzeit zu gratulieren, konnten aber nur Frau Trinks sprechen, weil er krank war. ½ 5 fuhren wir wieder nach Haus. Gelesen. Nach d. Kaffee fuhr Günther nach Schwarzburg in den Wald, schoß den starken Hirsch, mit dem abnormen Geweih. Ich ging mit Elisabeth spazieren, las dann. Um 9 Uhr kam Günther zurück. Nach d. Abendessen spielten Günther, Thekla u. ich Sjoelback (die Hofdamen waren in d. Stadt eingeladen). Dann schrieb ich noch. Früh etwas Regen, dann schönes Wetter. Kriegsnachrichten: Deutsche Truppen drängten französische nach Belfort zurück. Eine unvorsichtige Straßbur­ger Abteilung wurde von Franzosen in d. Stadt zurückgeworfen, verlor dabei Maschinengewehre."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 37.

Die Jagdtrophäe

Auch wenn die »Schwarzburg-Rudolstädtische Landeszeitung« im August 1914 immer öfter den »Heldentod« von Landeskindern vermelden musste, die für »König und Vaterland« an der Weltkriegsfront gefallen waren, die Jagdleidenschaft Günther Victors blieb davon unberührt. Seinem Jagdtagebuch vertraute der Fürst penibel jeden einzelnen waidmännischen Erfolg an. Dem von ihm am 18. August 1914 bei Schwarzburg geschossenen Hirsch kam dabei nicht nur in der persönlichen Jagdbilanz Günther Victors, sondern darüber hinaus in der deutschen Forst- und Jagdgeschichte ein besonderer Rang zu. »Den monstreusen, ung[e]r[aden] 24-Ender« zeichneten mit einem Gesamtgewicht von 357 Pfund und der Geweihmasse von 27 Pfund bemerkenswerte Eigenschaften aus, von denen Anna Luise vor allem das »abnorme«, »merkwürdige« Geweih registrierte. Dass ein im Schwarzatal zur Strecke gebrachter Hirsch derartige Körpermaße erreichen konnte, war auf die in diesem Revier um 1900 erfolgte Blutauffrischung der Rotwild-Population durch sogenannte Bukowina-Hirsche zurück­zuführen. Hinzu kam die Ergänzung der natürlichen Ernährung durch Kraftfutter-Zugaben (u. a. Sesamkuchen) im Wildgehege, was nicht nur in diesem Einzelfall zu einem besonders kräftigen Körperwuchs der Hirsche führte, die dann zuweilen ein Gewicht von bis zu vier Zentnern erreichten. Dieses außerordentliche Wachstum führte dazu, daß sich das Geweih des Hirsches in der Aufbauphase - den Gesetzen der Schwerkraft folgend - ­nach unten verformte. Folgerichtig bezeichnete Fürst Günther Victor die Trophäe vom 18. August in seinem Jagdtagebuch auch als »Hakenhirsch«.



05

Historische Einschnitte und letzte Lebensjahre

Zusammenschluss der Fürstentümer?

Am 28. März 1909 verstarb überraschend der Schwarzburg-Sondershäuser Fürst. Anna Luise vermerkte in ihrem Tagebuch: »[ ... ]½ 3 erhielten Günther u. ich die Nachricht vom Tode Karls von Schwarzburg-Sondershausen. Er starb im Sanatorium ,Weißer Hirsch<. Günther wurde damit Fürst der beiden Schwarzburger Länder.« (LATh - StA RU, NL AL Nr. 32). Noch am gleichen Tag reisten Günther Victor und Anna Luise von Berlin, wo sie verschiedene Museen und Kunstausstel­lungen besucht sowie Pferdekäufe getätigt hatten, nach Rudolstadt zurück. Obwohl das Paar erst nachts gegen 1 Uhr in der Residenzstadt eintraf, begann Günther Victor sofort alle Formalitäten der Regierungsübernahme mit Staatsminister von der Recke und Hofmarschall von Priem zu besprechen. Zwei Tage später fuhren die Rudolstädter nach Sondershausen, um den am gleichen Tag eintreffenden Leichenzug zu empfangen sowie der Beisetzung des Fürsten Karl Günther am 01. April beizuwohnen.

Ein Zusammenschluss der beiden Fürstentümer war u. a. wegen der sich in mehr als zwei Jahrhunderten stark auseinanderentwickelten Gesetzgebung nicht mehr unmittelbar möglich. Rudolstadt und Sondershausen blieben Residenzen mit eigenen Ministerien; Günther Victor verfügte aufgrund der Personalunion damit über zwei Stimmen im Bundesrat des Deutschen Reiches. Staatsminister von der Recke musste neben seinen Verpflichtungen in Rudolstadt fortan auch die Regierungsgeschäfte in Sonders­hausen leiten. Um die Personalunion auch namentlich deutlich zu machen, änderten Fürst und Fürstin ihren Titel "von Schwarzburg-Rudolstadt" in "von Schwarzburg" um.





Zwischenstop

Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, Fotografie, 13.05.1909, zwischen Erfurt und Sondershausen

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

TAGEBUCH 1909 Donnerstag, 13. Mai

"Um 11 Uhr reisten Günther, H[err] v. lmhoff u. ich von Schwarzburg ab, waren½ 2 in Erfurt, wo wir aufd. Bahnhof zu Mittag aßen. ½ 3 bestiegen wir dann unser Automobil u. fuhren in 2 Stunden nach Sondershausen. In Creußen u. andren Ortschaften begrüßten uns die Bewohner mit Blumen, so auch in Sondershausen. Im Schloß empfingen uns H[err] v. Priem, Oberstleutnant Fresenius, Staatsdame v. Gerber u. Elisabeth Rhöden. Günther u. ich vesperten, gingen dann mit H[errn] v. Priem in verschiedenen Zimmern umher. Wir nahmen unsre Wohnung in den »Bernburger Stuben« im alten Schloßteil. Zum Abendessen kam Frl. v. Gerber. Nach d. Abendessen spielten d. Herren Karten, wir Damen saßen arbeitend zusammen. Um 11 fuhr Frl. v. G[erber] nach Haus. Ich las noch u. saß noch eine Weile mit Günther zusammen. Schönes Wetter, Früh hatte es etwas geschneit u. geregnet."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 32.

Foto Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt, beschriftet: »Mai 1909. Auf dem Weg zwischen Erfurt u. Sondershausen d. 13. Mai. Leibjäger Brix, Herr v. Imhoff, Günther (im Wagen).«



60. Geburtstag

Fotografie, 21.08.1912, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

60. Geburtstag

Am 21. August 1912 beging Günther Victor seinen 60. Geburtstag in Schwarzburg. Auf Wunsch des Fürsten fand nur eine kleine Feier in Form eines Diners im Kaisersaal statt. Die Mittagstafel war aus diesem Anlass erstmalig mit dem »Jagdtafelschmuck« der »Schwarzburger Werkstätten für Porzellankunst« dekoriert. Der für diese Zeit einmalige Tafelschmuck stellte Personen des engsten Familien- und Freundeskreises sowie Angehörige des Hofstaates nach einer erfolgreichen Jagd dar. Ein weiteres "Highlight" waren die über 1 m hohen Stangengläser, aus denen auf das Wohl des Fürsten getrunken wurde.



Güther Victor als Porzellanfigur

Fotografie

Aus der Sammlung von

Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

© Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt

Zum Objekt >>

U214_(1)_Thiem_K1017 MVT.jpg
Porzellanfigur von Günther Victor, gefertigt von Otto Thiem.


TAGEBUCH 1912 Mittwoch, 21. August

"Günther's 60. Geburtstag: Ich gratulierte Günther schon nachts um 1 Uhr, ehe wir zu Bett gingen. Nach meinem 1. Frühstück saß ich, wie gewöhnlich dabei, während Günther frühstückte. Vorher hatte ich Direktor Pfeiffer u. Bildhauer Thiem gesprochen, stellte mit ihnen die zum größten Teil fertigen Jagdgruppen auf d. Eßtisch auf. Im Lauf des Vormittags bescheerten Schwiegermutter, Thekla u. ich Günther unsre Geschenke, dann kamen d. Hofstaaten u. H[err] v. Wätjen zur Gratulation. Zur Chokolade waren wir im Gartensalon. Dann ordnete ich noch Eichenlaub um die Gruppen auf d. Eßtisch. Dann geschrieben. Zum Essen kam noch Bildhauer Thiem. Nach Tisch Sjoelback [gespielt]. Dann war ich bei Günther, der gegen Abend mit Wätjen in d. Wald fuhr. Wir andren (außer Schwiegermutter) fuhren nach dem Schweizerhaus, tranken dort Kaffee. Dann gingen Elisabeth Rh[oeden] u. ich, die andren fuhren nach Haus. Gelesen. Der Abend verlief wie gewöhnlich. Zuletzt lasen Günther u. ich Telegramme. Teils schönes Wetter, teils Regen, kühl."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 35.



Der Erste Weltkrieg

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, Ende Juli 1914, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_284_Neg_329.jpg
Foto Anna Luise von Schwarzburg, beschriftet: »Schwarzburg. Die ersten Extrablätter: Rußland erklärt den Krieg an Österreich, Juli.«

Beginn des Ersten Weltkrieges

Ende Juli 1914 notierte Anna Luise vorausschauend in ihrem Tagebuch: »Zwischen Österreich u. Serbien ist Krieg in Folge des durch einen Serben ermordeten Erzherzogs Franz-Ferdinand u. seiner Frau.« (LATh - StA RU, NL AL Nr. 37). Auf­merksam verfolgte das Fürstenpaar daraufhin die weitere politische Entwicklung in Europa und ahnte die für Deutschland drohende Kriegsgefahr. Trotzdem verlief ihr Alltag wie gewohnt. Sogar Anna Luises Bruder Her­mann kam für einige Tage mit seiner Frau Thekla zu Besuch. Gemeinsam unternahmen sie Ausflüge nach Gehren und Arnstadt, besichtigten einzelne Wildfütterungen und saßen abends in trauter Runde zusammen. Doch aufgrund der zunehmenden Kriegsgefahr reisten Hermann und Thekla schon am 30. Juli wieder nach Rheda. Anna Luise fuhr am 31. Juli mit Elisabeth von Rhoeden nach Bayreuth ins Festspielhaus, wo Richard Wagners Oper »Der fliegende Holländer« gegeben wurde.  Im letzten Akt wurde ihr die telegrafische Nachricht Günther Victors übermittelt, noch am selben Abend nach Schwarzburg zurückzukehren.

Bereits einen Tag später, am 01. August 1914, erhielt das in Rudolstadt stationierte 3. Bataillon des 7. Thürin­gischen Infanterie-Regiments Nr. 96 den Befehl zur Mobilmachung. Feierlich rückte die Kompanie unter Hauptmann Wagner am 07. August auf dem Schloss­hof ein, um die in Günther Victors Zimmer verwahrte Kompaniefahne entgegenzunehmen. Am nächsten Tag verabschiedete der Fürst auf dem Marktplatz das Bataillon ehrenvoll. Unmittelbar darauf bestiegen die Soldaten einen Eisenbahntransport in Richtung Westen.





Der Jubilar

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, 19.01.1915, Rudolstadt

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_284_Neg_368.jpg
Der Jubilar. Foto Anna Luise von Schwarzburg, beschriftet: »Günther am Tag seines 25jährigen Regierungsjubiläums. Rudolstadt d. 19. Januar 1915«


Jubiläum

Günther Victor hatte am 20. Januar 1890, einen Tag nach dem Tod des Fürsten Georg von Schwarzburg-Rudol­stadt, die Regierung des Landes übernommen. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger war es für Günther Victor nicht leicht, Akzeptanz bei der Bevölkerung zu finden. »Es fiel bald auf, wie die persönlichen Äußerungen des neuen Landesherrn sich freihielten von bloßen Formen und einen schlicht menschlichen Ton anschlugen. Alles, was sich in der Folge ereignete, läßt sich zusammenfassend beurteilen: die Gabe volkstümlich zu gewinnen, war dem echt und zart fühlenden Manne nicht verliehen, und über die engen Verhältnisse der Heimat war er mit seinem eigensten Maßstab und Lebensziel bereits weit hinausgewachsen, als er dem Gebot der Pflicht gehorch­te und das Erbe seines Schwarzburger Hauses übernahm.« (LATh - StA RU, NL Rein Nr. 121).

Schwarzburg-Rudolstadt war nach der als Grundgesetz bezeichneten Verfassung von 1854 eine konstitutio­nelle Monarchie. Die Aufgaben Günther Victors waren damit vor allem repräsentativer Natur. Die Regierungsgeschäfte führten im Auftrag und nach Absprache mit dem Fürsten die Staatsminister Wilhelm von Starck und ab 1903 Franz Freiherr von der Recke. Darüber hinaus nahm Günther Victor regelmäßig an den stets freitags stattfindenden Sitzungen seiner Minister teil, wobei »er weder geneigt [war], seinen Willen gebieterisch durchzusetzen, noch bereit, eine Entscheidung gleichgültig ver­trauend seinen Beamten zu überlassen.« (LATh - StA RU, NL Rein, Nr. 121).

TAGEBUCH 1915 Dienstag, 19. Januar: Günthers 25jähriges Regierungsjubiläum

"Während Günther frühstückte, saß ich bei ihm. Um 10 Uhr fuhren Günther, Marie u. ich in die Stadtkirche [Rudol­stadt] zum Festgottesdienst. Generalsuperintendent Braune predigte sehr schön. Um 12 Uhr empfing Günther im »roten Saal«, die Abordnungen aus den Städten u. Landkreisen, die ihn beglückwünschten (alle Geschenke hatte Günther wegen des Krieges abgelehnt). Marie u. ich wohnten dem Empfang bei. Danach war Frühstück für alle Beteiligten (Löffel) im »Grünen Saal«. Nach einer Weile zogen Günther, Marie u. ich uns zurück, die Gäste blieben mit unsern Hofstaaten noch länger zusammen. Günther, Marie u. ich frühstückten bei mir. Danach verteilte ich Günther's Bild an unser Dienstpersonal. Um 3 Uhr fuhren Günther, Marie u. ich zur Gruft unter der Stadtkirche, legten Kränze auf die Särge meiner Schwiegermutter u. von Günther's Vorgänger Onkel Georg von Schwarzburg. Danach besuchten wir meine Tante Elisabeth Bentheim u. fuhren wieder nach Haus. Zum Thee kamen Anni Imhoff u. Tella von Holleben (die einstige Hofdame m. Schwiegermutter). Danach half ich Günther Glückwünsche lesen. Der Abend verlief in gewohnter Weise. Nachdem wir uns getrennt hatten, beantwortete ich mit Günther seine Glückwunschtelegramme. Helles, kaltes Wetter, Früh 11 Gr. R[eaumur] Kälte."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 38.





Am Tag vor Günther Victors Abdankung

Georg Albert von Priem (?), Fotografie, 22.11.1918, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_284_1_Neg_0896.jpg
Am Tag vor Günther Victors Abdankung.

Abdankung

Seit dem Rücktritt des Kaisers studierte Anna Luise intensiv in den Zeitungen den Fortgang der Revolution, da nun für Günther Victor ebenfalls die Gefahr der Abdankung bestand. Herr von Priem informierte sie über die Vorgänge in Rudolstadt. So erfuhr die Fürstin als erstes am 12. November 1918 von ihrem Hofmarschall, dass die dortigen Sozialdemokraten die Rücktrittsforderung an den Fürsten erwogen. Da es Anna Luise angesichts des Gesundheitszustandes Günther Victors oblag, ihrem Mann die neuesten Tagesberichte schonend beizubringen, teilte sie ihm auch »diese traurige Nachricht« mit. Einen Tag später traf Minister von der Recke von Sonders­hausen kommend in Schwarzburg ein. Er berichtete über die Bildung des Sondershäuser Soldaten- und Arbeiterrates und dass dessen ungeachtet dort immer noch der alte Landtag wirkte. Im Gegensatz zu Rudolstadt verlangte dieser aber nicht den Regierungsrücktritt. Um eventuell aufkommenden Unruhen im Schwarzburger Land vor­zubeugen, fasste Günther Victor am 20. November den Entschluss abzudanken, ein Schritt, den bereits sechs Tage zuvor fast alle deutschen Bundesfürsten getan hatten. Als am 23. November der Rudolstädter Landtag zusammentrat, verkündete Staatsminister von der Recke offiziell den Rücktritt des Fürsten von der Schwarzburg-Rudolstädter Regierung. Zwei Tage später wiederholte sich der Vorgang in Sondershausen, womit der letzte monarchische Bundesstaat Deutschlands, Schwarzburg-Sondershausen, ein »Volksstaat« wurde. Im Anschluss daran folgten Verhandlungen über Eigentum und Nutzungsrechte der fürstlichen Familie. Sie zogen sich letztendlich bis in die vierziger Jahre hinein, da das Fürstenpaar sich in vielerlei Hinsicht ungerecht behan­delt sah und vor Gericht zog.

Während dieser ereignisreichen Tage versuchte die fürstliche Familie ihren Alltag wie gewohnt aufrechtzuer­halten. »Nur um 'mal etwas andres, als an die schrecklichen Ereignisse zu denken« (Bemerkung Anna Luises), gestalteten sie die Wohnräume im Schwarzburger Schloss um. Günther ging weiterhin jagen, wobei er den letzten starken Hirsch des Schwarzburger Reviers schoss - einen ungeraden 18-Ender. Abends spielten die Männer in bekannter Runde Karten, während die Frauen sich mit Handarbeit beschäftigten.

Foto Georg Albert von Priem (?), beschriftet: »Schwarzburg 1918. Günther und ich auf Günthers Balkon, aufgenommen am 22. November, am Tag vor Günthers erzwungener Tron-Entsagung.«





Abdankungsurkunde Günther Victors als Fürst von Schwarzburg-Sondershausen

Günther Victor von Schwarzburg, Urkunde, 25.11.1918, Sondershausen

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

TAGEBUCH 1918 Freitag, 22. November

"Nach d. 1. Frühstück schrieb ich u. war bei Günther, schrieb dann weiter. Von 12 -1 Uhr gingen Günther u. ich spazieren. Nach Tisch gelesen. Von ¼4-½ 5 gingen Günther, Schulz u. ich spazieren. Zum Tee im roten Zimmer. Danach gingen Günther u. ich noch etwas auf d. Terrasse umher. Dann gelesen. Nach d. Abendessen spielten Günther, lmhoff u. Beyer Karten; wir Andren saßen uns unterhaltend u. handarbeitend zusammen. Thekla las eine Weile vor. Helles, kaltes Wetter; über Tag 2-4 Gr. R[eaumur] Kälte."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 41.



Der Gärtner

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, 1919-1923, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Bild2.png
Nach seiner Abdankung widmete sich Günther Victor anderen Aufgaben, vermehrt wohl auch der Gartenarbeit.


TAGEBUCH 1923 Mittwoch, 15. August

"Der Morgen wie gewöhnlich, dann schrieb ich. ½ 12 gingen Günther und ich aus. Günther und Leibjäger Herms sägten unterhalb von Thekla's Wohnung kleine Bäume weg. Ich gab vom »Umgang« unter Thekla's Fenstern die wegzunehmenden Bäume an. Dann waren Günther u. ich auf der Terrasse, trafen vor'm Tor Herrn John malend, gingen mit ihm noch auf d. Terrasse umher. Nach Tisch wie gewöhnlich. Dann übte ich in meinem kleinen Zimmer singen. Zum Tee saßen Günther u. ich in meinem kl[einen] Zimmer. Danach gingen wir auf d. Terrasse, wo wir Maler John u. Herrn v. Imhoff trafen. Da ein Gewitter drohte, gingen wir nach Haus. Günther u. ich zeigten Herrn John verschiedene Räume im Schloß. Dann gingen Günther u. ich noch etwas vor'm Schloß umher. Nach d. Abendessen spielten Günther u. H[err] v. lmhoff, wie gewöhnlich Karten, wir Andren saßen zusammen, Thekla u. ich handarbeiteten, Herr John las vor. Valeska war zum Augenarzt nach Jena gefahren. Über Tag sehr warmes Wetter, gegen Abend schweres Gewitter mit kurzem Regen. An verschiedenen Orten im Reich sind Unruhen wegen der hohen Lebensmittelpreise."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 47.



Das letzte Bild

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, August 1923, Schwarzburg

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_310_Bl_02v.jpg
Das letzte Bild Günther Victors vor seinem Tod.


Der Gärtner

Foto Anna Luise von Schwarzburg, beschriftet: »Schwarzburg, August 1923. Am Burggärtchen: Günther der Schloßherr bei Gartenarbeiten: >Was muß noch weg?<, In der rechten Hand hält er den Sägestock.«

Anmerkung von Anna Luise: »Da ich im Jahre 1924 wegen der Teuerung nicht photographiert habe (außer dem Schneebild im Januar) ist nebenstehend das letzte Bild, welches ich von Günther aufgenommen habe; es ist überhaupt das letzte Bild, welches es von ihm gibt - Anna Luise, Sondershausen, Frühjahr 1925.«

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 310.



Todesanzeige

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

Günther Victors Tod

"Nachts ¾ 1 am 16. April (Donnerstag Früh) ging mein geliebter Günther heim ohne allen Todeskampf.« (LATh - StA RU, NL AL Nr. 48). - Schon während seiner Kinder- und Jugendjahre erkrankte Günther Victor häufig, so dass er zeitlebens gezwungen war, verschiedene Heil- und Kurorte aufzusuchen. Selbst bezeichnete er seinen Gesundheitszustand als »Tantalus­qual [ ... ] die furchtbare Charakterstärkung, die [mir] auferlegt worden ist.« Anna Luise arrangierte sich im Laufe der Ehe mit den sporadisch auftretenden Nervenkrankheiten ihres Mannes und richtete dementsprechend ihren Tagesablauf ein.

Die letztlich tödlich verlaufende »Nerven-Grippe« begann bereits im September 1924. Hinzu kamen neural­gische Gesichtsschmerzen, eine Herzschwäche sowie eine nicht abklingende Thrombose in den Beinen, so dass sich Günther Victor zum Schluss kaum noch bewegen konnte. Der eigens aus Berlin herbeigerufene Nervenarzt Professor Karl Bonhoeffer konnte ebenso wie sein Sondershäuser Kollege Dr. Macholt die Schmerzen nur noch lindern. Die Pflege übernahm Anna Luise, wobei sie vom Leibjäger Ferdinand Herms und vom Hoflakai Hermann Körber unterstützt wurde. Abwechselnd hielten sie Tag und Nacht Wache, fütterten, wuschen und kleideten den Patienten. Nahmen die Schmerzen zu, verabreichte Anna Luise ihrem Mann »Lerminal« und »Pyramiden«, bis am Ende nur noch Morphium half. In der Hoffnung, Günther Victor »würde die Krankheit noch einmal überwinden«, ließ die Fürstin noch am Abend des 14. April bei Professor Schulz-Canitz in Berlin anrufen. Doch der Arzt kam zu spät. Am 16. April 1925 starb Günther Victor von Schwarzburg im Alter von 72 Jahren in Sondershausen.



Aufbahrung

Fotografie - bearbeitet, 18.04.1925, Sondershausen

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 341 (20).jpg
Günther Victors Aufbahrung in der Schlosskirche in Sondershausen


Aufbahrung

Im großen Salon des Sondershäuser Schlosses wurde Günther Victor aufgebahrt, dort nahmen Anna Luise und die angereisten Trauergäste Abschied. »Er sah so wunderbar erhaben aus, hatte ein Lächeln auf den Lippen, daß mein Schmerz um ihn sich mildern mußte, denn alles Erden leid war aufgelöst in Frieden.« schrieb Anna Luise später. (LATh - StA Rud., NL AL Nr. 48). Am 18. April 1925 fand die Trauerfeier in der Sondershäuser Schloßkirche statt. Noch am gleichen Abend wurde der Leichnam nach Schwarzburg überführt.



Sterbebett

Anna Luise von Schwarzburg, Fotografie, März/April 1925, Sondershausen

Aus der Sammlung von

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

©Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

Zum Objekt >>

LATh_StA_Rudolstadt_NL_Anna_Luise_von_SWR_Nr_284_1_Neg_1121.jpg
Foto Anna Luise von Schwarzburg, beschriftet: »Sondershausen, März/April 1925, Günther's Sterbezimmer, in dem er am 16. April Früh ¼1 Uhr verschied.


TAGEBUCH 1925 Montag, 1. Juni: 2. Pfingstfeiertag

"Um 10 Uhr gingen Thekla, Valeska, Frau v. Halem u. ich in d. Kirche. Gegen 12 Uhr besuchte mich Kirchenrat Rößler aus Frankenhausen, der hier im Gottesdienst die Predigt gehalten hatte. Danach ging ich in d. Theater­garten, wo Thekla, Valeska u. Frau v. Halem saßen; ich ging erst mit Valeska, dann mit Frau v. Halem umher. Nach Tisch wie gewöhnlich, dann fotografierte ich Günther's Schlafzimmer. Ich fotografierte zum erstenmal wieder nach 1 ½ Jahren, hatte wegen der Teuerkeit der dazu gehörigen Dinge so lange pausiert, nun geht es wieder. Zum Tee saßen Thekla, Valeska u. ich im Spielzimmer. Danach schrieb ich, ging dann mit Frau v. Halem im Theater­garten umher, wo auch Thekla u. Valeska waren. Der Abend wie gewöhnlich. Schönes Wetter."

LATh – StA RU, Nachlass Anna Luise von Schwarzburg-Rudolstadt Nr. 48.


Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Gestaltet von Doreen Muster, Kunsthistorikerin (M.A.) und Archivarin (FH), Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt

mit Beiträgen von Doreen Winker, Dipl.-Museologin (FH), Dieter Marek, Dipl.-Historiker und Archivar und Christoph Oelmann, Historiker (MA)

Wir danken ebenfalls dem Thüringer Landesmuseum Heidecksburg Rudolstadt für die Bereitstellung einiger Fotografien für die Ausstellung.

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 11.04.2025 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Günther Victor – Fürst, Jäger, Gärtner wird veröffentlicht von:

Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Rudolstadt


Schloss Heidecksburg
07407 Rudolstadt
gesetzlich vertreten durch

Dr. Uwe Grandke (stellv. Archivleiter)

Telefon:

+49 (0) 361 / 573299 - 00


Fax:

+49 (0) 361 / 5732299 - 31


E-Mail:  

rudolstadt@la.thueringen.de

Inhaltlich verantwortlich:

Kurator*innen:

Doreen Muster (M.A.)

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin 

Telefon: +49 (0)30 266-41 1432, Fax: +49 (0) 30 266-31 1432,
E-Mail: geschaeftsstelle@deutsche-digitale-bibliothek.de

Umsatzsteueridentifikationsnummer: 
DE 13 66 30 206

Inhaltlich verantwortlich: 
Dr. Julia Spohr
Leiterin der Geschäftsstelle
Finanzen, Recht, Kommunikation, Marketing
Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



Im Bild bewegen
linke Maustaste gedrückt halten und ziehen
Pfeiltasten benutzen
Finger gedrückt halten und ziehen
Ein- & Auszoomen
Mausrad bedienen
Plus- und Minuszeichen
Zwei Finger zusammenziehen oder spreizen
Bild schließen
Doppelklick
Escape-Taste
am Bildrand