Do-it-yourself!
Die Ausstellung zeigt Rundfunkgeräte der „Marke Eigenbau“. Erleben Sie den Charme des Selbermachens! Vielleicht entdecken Sie sogar den Heimwerker in sich? Oder die Heimwerkerin?
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Die Ausstellung zeigt Rundfunkgeräte der „Marke Eigenbau“. Erleben Sie den Charme des Selbermachens! Vielleicht entdecken Sie sogar den Heimwerker in sich? Oder die Heimwerkerin?
... kann sich der oder die Heimwerker/in etwas Schöneres vorstellen? Wahrscheinlich nicht. Denn zum Heimwerker/in-Dasein gehört es, Hand anzulegen, sein „Projekt“ zu planen, voranzubringen und erfolgreich abzuschließen. Selbstverwirklichung durch Eigenkreation, das ist es, was „Selbermachen“ ausmacht. Zum „Do-it-yourself“ gehören darüber hinaus das Verbessern, Wiederverwenden und Reparieren.
Aber lohnt sich Reparieren überhaupt noch? Elektroartikel werden immer mehr zu Wegwerfartikeln, die nicht mehr repariert werden können.
Das war in der Vergangenheit anders. Das Radio blickt auf eine lange Tradition des Selbermachens zurück. In der Anfangszeit des Rundfunks waren Geräte teuer. Mit dem Selbstbau konnte leicht Geld gespart werden. Nach dem Kriegsendende war es vor allem der Mangel, der die Menschen animierte. Ganz getreu dem Motto „Not macht erfinderisch“ wurde improvisiert.
Frühe Radios waren teuer. So entstand nicht zuletzt aus wirtschaftlichen Gründen eine breite Bastlerbewegung. Selbermachen war in der Regel billiger.
Zahlreiche Firmen boten nicht nur Fertiggeräte, sondern auch Bauteile wie Spulen, Widerstände und Kondensatoren preiswert für den Selbstbau an. Bastlerzeitschriften und Bücher unterstützten die Eigeninitiative ebenso wie die sich regional und lokal bildenden Funkvereine und Radioklubs.
Gebaut wurden in den frühen Jahren hauptsächlich Detektorgeräte und einfache Audion-Empfänger. Bis zum Jahr 1925 benötigten die Menschen für den Selbstbau eine erfolgreich abgelegte „Führerscheinprüfung“. Um die begehrte „Audion-Versuchserlaubnis“ zu erlangen, mussten sie in Kursen der Funkvereine ihr Fachwissen unter Beweis stellen.
Selbstbau ist nicht gleich Selbstbau. Auch hier gibt es Unterschiede in Materialauswahl, Aussehen, Qualität und Funktionalität.
Das Ergebnis des Selbstbaus hängt von vielen Faktoren ab: Welches Material steht zur Verfügung? Vor welchem Hintergrund wird selbst gebaut: Geht es um die reine Funktion und den kurzfristigen Bedarf oder stehen eher der Spaß an der Eigenkreation und ein attraktives Design im Vordergrund?
Hier sehen Sie zwei Beispiele für Selbstbau, die aus der gleichen Zeit stammen – links ein simples Detektorgerät von 1946 und rechts ein Röhrengerät mit Bauteilen um 1947. Ob so oder so – das technische Wissen war in jedem Fall unerlässlich und bildete die Grundlage für den Selbstbau.
Zahlreiche Volks- und Gemeinschaftsempfänger aus der NS-Zeit waren nach Kriegsende noch im Umlauf. Doch jetzt war man ja, zumindest offiziell, Demokrat und passte sein Radiogerät an.
Im Jahr 1945 verbot der Alliierte Kontrollrat die Verwendung des Hakenkreuzes. Die NS-Symbolik, die auch auf Geräten wie dem Deutschen Kleinempfänger 38 (DKE38) angebracht war, sollte aus dem Alltag verschwinden. Viele Deutsche 'entnazifizierten' ihre Volks- und Gemeinschaftsempfänger selbst. Dies beinhaltete zum Beispiel die Umnutzung des Chassis in einem neuen Gehäuse. Auch Radiohersteller gingen so vor: Radio-Pruy nutzte Chassis und Lautsprecher des DKE38 weiter. Aber ließ dafür, um Hakenkreuz und Reichsadler zu ersetzen, ab 1950 neue Gehäuse pressen. Verkauft wurde das Gerät unter dem Namen DKE50 für 55 DM.
Ein Paradebeispiel für einen Radio-Selbstbau ist der Heinzelmann der Firma Grundig. Getarnt als Spielzeug, unterlief er das alliierte Verbot, Radios zu verkaufen.
Nach Ende des Zweiten Weltkrieges verboten die US-amerikanischen Besatzer den Verkauf von Radios. Mit einem Trick umging Max Grundig dies: Er konzipierte einen Radiobausatz, den er als Spielzeug ausgab. So konnten die KäuferInnen ihn mit einer Anleitung selbst zusammenbauen. Zwölf mechanische und 27 elektrische Bauteile waren dafür enthalten. Nur Röhren fehlten – sie besorgte man sich auf dem Schwarzmarkt. Der Heinzelmann war ein absoluter Verkaufsschlager und legte den Grundstein für den weiteren Erfolg der Firma. Ab 1949 entfiel das Verkaufsverbot. Fortan wurde der Heinzelmann industriell gefertigt und vollständig mit Röhren versehen.
Ob kreative Bastelideen oder Bauprojekte für Haus und Garten: Selbstverwirklichung durch „Do-it-yourself“ liegt im Trend. Doch nicht alles gelingt!
So enden viele eigene Projekte im Keller oder im Müll. Nicht jede/r von uns ist zur/m Handwerker/in geboren. Oft fehlen die entsprechenden Fähigkeiten, um Projekte wie geplant umzusetzen. Stümperhafte Gartenmöbel, undichte Fliesenböden oder falsche Stromanschlüsse sind die Folge.
Was ist Ihnen beim Selbermachen schon einmal misslungen oder schiefgegangen?
Die Suche nach Alternativen zu teuren Geräten führt Bastler oft zur Umnutzung von anderen Dingen. So finden sich Fischdosen auf einem Tonbandgerät wieder.
Die Firma AEG stellte 1935 das erste Tonbandgerät, das Magnetophon K 1, auf der Berliner Funkausstellung vor. Besonders das Militär und die Rundfunkanstalten nutzten Tonbänder. Geräte für den privaten Gebrauch gab es noch nicht. Erst 1952 brachte Max Grundig das erste Tonbandgerät für den Heimbedarf auf den Markt. Es schlug die Stunde der Bastler. Drei Zirndorfer bauten sich aus unterschiedlichen Teilen das ausgestellte Tonbandgerät zusammen. Leere Fischdosen dienen als Abdeckungen der Bedienelemente, die Elektromotoren stammen von Haartrocknerhauben der Firma Wella.
Die Faszination, etwas ganz Eigenes zu basteln, ist ungebrochen. Seit jeher laden Baukästen junge Menschen ein, Technik auszuprobieren und zu erleben.
Bereits zu Beginn der 1920er Jahre kam der erste Experimentierbaukasten zum Thema Elektrotechnik auf den Markt. War dieser noch relativ teuer, entwickelten sich rasch preisgünstigere Nachfolger. „Do-it-yourself“ traf auf einen didaktischen Zweck. Bildhafte Darstellungen und sinnige Analogien in der Erklärung sorgten für leichtes Verständnis. Nach dem Kriegsende schritt die Produktion der beliebten Baukästen nahezu unverändert fort. Über Jahrzehnte bildeten Jungen die Zielgruppe. Seit den 1970er Jahren existieren auch Baukästen für Mädchen und erfreuen sich großer Beliebtheit.
Bis heute ist die Faszination am Stecken, Kleben und Bemalen lebendig. Ob Titanic oder Boeing, im Modellbau ist vieles möglich – zumindest maßstabsgetreu.
Der Modellbau ist facettenreich. Vom einfachen Flugzeug bis zur Großstadt: Die Möglichkeiten beim Selbermachen sind vielfältig. Oft kauft man fertige Bausätze im Fachgeschäft. Aber die Königsdisziplin bleibt das Erstellen eines eigenen Modells. Begonnen wird mit einer Zeichnung, bis dann nach und nach das fertige Modell in liebevoller Kleinarbeit entsteht. Teilweise benötigen die Bastler Wochen oder gar Monate, bis sie ein Werk fertig gestellt haben.
Hier sehen Sie maßstabsgetreu nachgebaute, spielbereite Radios. Gefertigt wurden sie von einem Grundig-Mitarbeiter, den die 'Faszination Radio' auch in seiner Freizeit nicht losließ.
In Deutschland fallen jährlich 1,7 Millionen Tonnen Elektroschrott als Abfall an. Recycling dient dazu, die enthaltenen seltenen und teuren Rohstoffe weiter zu verwerten.
Besonders recyclingfreundlich sollte ein Fernseher der Firma Loewe sein, die sich damit als innovatives Unternehmen positionieren und von der asiatischen Konkurrenz absetzen wollte. Der umweltgerechte Fernseher CS 1 ging 1995 in Serie. Beim Recycling konnte er in drei Teile zerlegt werden: Die Bildröhre, das Edelstahlgehäuse und die Elektronik, die aus Keramik, Kupfer, Aluminium, Silizium und Eisen bestand. Die Röhre wurde separat entsorgt, während Gehäuse und Elektronik so konzipiert waren, dass sie als Ganzes in die Stahl- bzw. Kupferschmelze gegeben werden konnten.
Als Geschenk beliebt, individuell zusammengestellt und selbst gestaltet: Mixtapes waren vor allem in den 1980er Jahren in jedem Jugendzimmer zu finden.
Philips stellte die Compact Cassette 1963 auf der Funkausstellung vor. Mit ihr und dem zugehörigen Kassettenrecorder war es nun leicht, Musik aus dem Radio oder von Schallplatten selbst aufzunehmen. Vor allem Jugendliche der 1980er Jahre verwirklichten sich mit ihren Mixtapes. Als Geschenk für Freunde oder als „Playlist“ für Partys waren sie beliebt. Es galt, die Liedauswahl, -länge und -reihenfolge zu bedenken. Denn aufgrund der begrenzten Kapazität sollte die Auswahl möglichst gelungen sein. Zuletzt gestaltete man noch die Hülle selbst und beschriftete die Kassette. Sie lief anschließend zum Beispiel im Auto oder im Walkman.
Texte: Philipp Knöchel, Jana Stadlbauer
Grafik: Ruth Schmidthammer
Fotos: Natalja Nippert, Jana Stadlbauer
Diese Ausstellung wurde am 27.07.2020 veröffentlicht.
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Kurator*innen:
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