JavaScript Required

We're sorry, but this virtual exhibition cannot be viewed properly without JavaScript enabled. Please consider enabling JavaScript or installing a JavaScript capable browser.

If you're interested in DDBstudio, the virtual exhibition platform provided by the German Digital Library,
please visit this page (in German).

Totengräberhaus Wöhrd

Ein Haus erzählt von Leben und Tod

Stadtarchiv Nürnberg

Treten Sie virtuell ein in die frühere Wohnung des Totengräbers von Wöhrd!

In drei kleinen Räumen des 1529 erbauten Totengräberhäuschens auf dem Wöhrder Friedhof (heute ist Wöhrd ein Stadtteil von Nürnberg) spielte sich über Jahrhunderte hinweg das Familienleben der jeweiligen Totengräber ab. Über einige dieser Personen, ihre Ehefrauen und Kinder wissen wir etwas – andere sind aufgrund ihrer niedrigen sozialen Stellung in der damaligen Gesellschaft im Dunkel der Geschichte verschwunden. Wir haben versucht, etwas Licht in dieses Dunkel zu bringen.

Auf Anregung der Gemeinde St. Bartholomäus und des Kirchenbauvereins und unter Förderung durch den Vorstadtvereins Wöhrd, den Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg sowie die Altstadtfreunde Nürnberg und private Spenden wurde die Dauerausstellung am authentischen Ort durch drei Mitarbeiter des Stadtarchivs Nürnberg, Dr. Antonia Landois, Alice Olaru M.A. und Helge Weingärtner M.A., inhaltlich erarbeitet.

Vieles, was bislang unbekannt war, konnten wir dabei ans Licht bringen und in Szene setzen: Erstmals bekannt wurde so zum Beispiel, dass es vor der 1642 erfolgten Erbauung der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Kapelle auf dem Friedhof auch einmal ein Häuschen zur Abhaltung von Leichenpredigten und ein Beinhaus gab; dass auf dem Friedhof 1682 ein Findelkind aufgefunden wurde; und in wie schlechtem Zustand sich das Häuschen im 19. Jahrhundert befand – so elend, dass der Pfarrer sich veranlasst sah, einen Brandbrief zu schreiben ...

Was zeigen wir virtuell? Einblicke in die Inhalte der Ausstellung für alle, die ihren persönlichen Besuch vertiefen möchten oder nicht selbst kommen können, um das historische Haus als Exponat zu bestaunen. Wir beleuchten die Topographie des Wöhrder Friedhofs, Geistliche und Gemeinde, die Begräbniskultur, den Friedhof als Wohnort und die Lebensverhältnisse der Totengräber. Eine Hörstation ermöglicht es, in die Lebenswelt des Totengräbers und seiner Familie einzutauchen.

Aber lesen, sehen und hören Sie selbst!





Blick auf das Totengräberhaus, 1917

Hochbauamt Nürnberg, 1917

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

5_A38_D_114_7_1917.jpg
Blick auf das Totengräberhaus auf dem Wöhrder Friedhof, 1917


Blick auf das Totengräberhaus von Südwesten

Marta Beck, 2023, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

mARTa_07092023-09.jpg
Blick auf das Totengräberhaus auf dem Wöhrder Friedhof, Herbst 2023 (Foto: Marta Beck)


Blick in den Hauptraum der Ausstellung im Totengräberhaus

Marta Beck, 2023, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

Be_Blick in den Hauptraum.jpg
Blick in den Hauptraum der Ausstellung (Foto: Marta Beck)


Blick in den ehemaligen Schlafraum im Totengräberhaus

Marta Beck, 2023, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

Be_Blick in den zweiten Raum.jpg
Blick in den ehemaligen Schlafraum (Foto: Marta Beck)


Blick in den Raum "Memento mori" im Totengräberhaus

Marta Beck, 2023, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

Be_Blick in Raum Memento mori.jpg
Blick in den Raum "Memento mori" (Foto: Marta Beck)


Karte Nürnbergs aus dem Jahr 1625, schematischer Ausschnitt Wöhrd

Hans Bien, Karte, ca. 1625, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

Der Ort Wöhrd wurde am 25. Oktober 1273 erstmals erwähnt. Damals war er ein burggräfliches Dorf, das zur Reichsveste gehörte. 1388 erfolgte eine erste, vollständige Zerstörung durch die Reichsstadt Nürnberg im Städtekrieg. 1427 erwarb die Reichsstadt Nürnberg den Ort und errichtete das Richteramt Wöhrd. Dem Richter und seinem Gerichtsschreiber standen vor Ort die aus Wöhrd heraus gewählten Gemeinmeister und das Kollegium der 12 zur Seite. 1431 wurde die einige Jahrzehnte alte Kapelle in Wöhrd zu einer Filialpfarrei von St. Sebald erhoben und erhielt das Bestattungsrecht.

Bereits seit dem 15. Jahrhundert war Wöhrd teilweise von Wall und Graben umgeben, einen zusätzlichen Schutz sollten die randständigen Häuserzeilen bieten, die nach dem Wiederaufbau in den 1560er Jahren offiziell nach außen hin keine Öffnungen haben durften. Vier Tore (Stadttor nach Westen, Wollentor nach Westen, Wassertor nach Süden, Mögeldorfer Tor nach Osten) regelten den Zugang. Im Zweiten Markgrafenkrieg verfuhr der Rat Nürnbergs nicht zimperlich mit der Vorstadt: aus strategischen Gründen brannte er sie 1552 nieder, errichtete jedoch danach eine neue Handwerkersiedlung.



Plan aus dem 18. Jahrhundert mit den Häusern Wöhrds im angeblichen Zustand vor dem Brand 1552

Plan, 18. Jahrhundert, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

1_A4_IV_78.jpg
Plan aus dem 18. Jahrhundert mit den Häusern Wöhrds im angeblichen Zustand vor dem Brand von 1552


Blick auf Wöhrd von der Hirsvogelstraße über die Kirche zum Wöhrder Talgrund, Luftbild von 1927

Hermann, Max, 1927, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

4_A99-1894.jpg
Blick auf Wöhrd von der Hirsvogelstraße über die Kirche zum Wöhrder Talgrund, Luftbild von 1927

Die Prägung als Handwerkerort am Wasser mit zahlreichen Mühlbetrieben bestand vom 14. Jahrhundert an und bis weit ins 19. Jahrhundert hinein. 1796 wurde Wöhrd preußisch, 1810 ging es an das junge Königreich Bayern über. 1825 erfolgten die Eingemeindung nach Nürnberg und zugleich die Angliederung des Wöhrder Friedhofs, der bis dahin formal zu Rennweg gehört hatte.

Wöhrd war jahrhundertelang der Lebensort vieler Handwerker und Mittelloser, insbesondere im 17. Jahrhundert war das „Lumpengesindel“ aus Wöhrd in Nürnberg gefürchtet. Im 19. Jahrhundert stellte man polizeilich fest, es gebe hier „Arme, mehr als in irgend einem anderen Ort“. Eine niedrige Alphabetisierungsrate und eine hohe Anzahl unehelicher Geburten waren ebenfalls festzustellen. In Wöhrd gab es keinen Adel, keine Patrizier und kein Schloss. Doch siedelten sich bereits im 18. Jahrhundert frühindustrielle Betriebe wie die Messingfabrik Hörmann an. Mit der Industrialisierung wurde Wöhrd ein Arbeitervorort: so siedelte sich z.B. 1820 die Tuchfabrik Lobenhofer, später Kammgarnspinnerei, 1841/42 die Cramer-Klettsche Maschinenfabrik (später MAN) und 1873 die Feuerlöschgeräte- und Maschinenfabrik (später FAUN-Werke) an.





Straßenszene am Marktplatz von Wöhrd, um 1935

Hermann, Max, um 1935, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

6_A49_II_He_8025_um 1935.jpg
Straßenszene im Zentrum von Wöhrd, um 1935


Im Zentrum des Ortes steht bis heute die Kirche St. Bartholomäus, die 1552 und 1943 zweimal weitestgehend zerstört und durch großes Engagement der Einwohner und der Geistlichen wieder aufgebaut wurde. Vor den Bombenangriffen im Zweiten Weltkrieg war sie der älteste nachreformatorische Kirchenbau in Nürnberg.

Kirche und Rathaus prägten seit jeher den historischen Ortskern. 



Der Wöhrder Friedhof im Grundriss, 1619

Plan, 1619, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtbibliothek Nürnberg

Zum Objekt >>

2_StadtBN_75_B_III_25_001.jpg
Der Wöhrder Friedhof im Grundriss, 1619


Die älteste Vermessung

Dieses Blatt stellt die einzige erhaltene Vermessung des
Wöhrder Friedhofs in reichsstädtischer Zeit dar. Gezeigt ist der Friedhof mit 224 sorgfältig eingemessenen Grabsteinen, bezeichnet mit: Der Alte Kirchoff, Zue Werth: 1619.

In der südöstlichen Ecke des alten Friedhofs ist ein braunes Quadrat sichtbar – wahrscheinlich das Gemeingrab. Nach Osten ist die
Erweiterung von 1620 eingezeichnet: Newe Erweiterung des Kirchoffs. Auch das Totengräberhaus – Des Todtengrabers Behausung – wurde vermessen.

An der westlichen Mauer sind im nordwestlichen Eck das (bislang nicht bekannte) Beinheußlein und weiter nach Süden das neue Predigthäuschen:
Der Ortt Da man die Leichpredig heltt“ - auch dieser Ort war bislang nicht im Bewusstsein.

Außerhalb des Türchens am Totengräberhaus sind der Schöpffbrun
sowie die Beschussstätte im Zustand seit 1601 gezeigt: Schieß Hauß Da man die Newen Rohr beschiest.



Die Friedhofskapelle von 1642 im Jahre 1917

1917, Friedhof Wöhrd, Bartholomäusstr. 44

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

6_A38_D_114_8.jpg
Die heute verschwundene Friedhofskapelle von 1642 im Jahre 1917


Heute völlig verschwunden: Die Friedhofskapelle

Ein 1619 belegtes Häuschen für die Abhaltung der Leichenpredigten war wohl bis zur Errichtung der Friedhofskapelle im Jahr 1642 in Gebrauch. Von diesem heute völlig verschwundenen Gebäude gibt es nur wenige Außenaufnahmen, Innenaufnahmen sind nicht bekannt. Lediglich ein Inventar aus dem 19. Jahrhundert gibt Aufschluss über die Ausstattung des kleinen Gotteshauses, das vom 17. Jahrhundert bis zu seiner völligen Zerstörung in den Luftangriffen des Zweiten Weltkriegs als Ort zur Abhaltung kleiner Trauergottesdienste fungierte.

Die Ausstattung der Kapelle bestand im Jahre 1827 u. a. aus den folgenden Gegenständen: Eine Orgel mit vier Registern, ein Gemälde mit Christus, flankiert von Engeln, aus dem Jahre 1787, eine Auferstehung Christi, gemalt 1645, zwei hölzerne Kruzifixe, jeweils begleitet von Johannes und Maria, eine Sanduhr, zwei Agendbücher, fünf große und acht kleine Bänke. Eines der beiden Kruzifixe soll die Zerstörung der Kapelle im Zweiten Weltkrieg überstanden haben und mit dem Kreuz an der Nordwand des Chorraums der Bartholomäuskirche identisch sein.

Kurz vor dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kapelle renoviert. Nach der Kriegszerstörung 1943 wurde sie nicht mehr aufgebaut.



Blick von Westen auf den Wöhrder Friedhof, Anfang 18. Jahrhundert

Johann Alexander Boener, Graphik, 1702-1708, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

5_E13_II_G_137.jpg
Blick von Westen auf den Wöhrder Friedhof, Stich von Johann Alexander Boener, Anfang 18. Jahrhundert

Der älteste Einzelstich

Johann Alexander Boener zeigt den Friedhof Anfang des 18. Jahrhunderts in seiner endgültigen Ausdehnung während der Zugehörigkeit Wöhrds zur Reichsstadt Nürnberg. Gut erkennbar sind auf dem Areal die liegenden Grabsteine mit den heute nicht mehr erhaltenen historischen Grabtafeln. Die letzte Dokumentation dieser einmaligen Kunstwerke stammt aus dem Jahr 1682.

Das Totengräberhaus erweckt hier den Anschein, als sei es ganz in Stein gemauert – offensichtlich war das Obergeschoss verputzt und mit einer Bemalung versehen, die massives Quadermauerwerk vortäuschen sollte. Der Dachreiter hat immer noch seinen Spitzhelm.

Nach Osten und Süden ist die Mauer von 1642 zu sehen, die zum Friedhof hin in Bögen gemauert ist. Zu dieser Bauphase gehören auch die Kapelle im Südwesteck des Areals mit dem neuen Tor zur Straße. In der Westmauer ist ein zinnenartiger Aufbau zu erkennen: Vielleicht befand sich hier das älteste Friedhofstor. 





Ansicht des Wöhrder Friedhofs von Nordwesten, 1801

Johann Christoph Claussner, 1801, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtbibliothek im Bildungscampus Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtbibliothek Nürnberg

Zum Objekt >>

8_75_nor_k_30_055.jpg
Ansicht des Wöhrder Friedhofs von Nordwesten, Stich von Johann Christoph Claussner, 1801

Das Gärtchen des Totengräbers

Der auf 1801 datierbare Stich von Claussner zeigt den Wöhrder Friedhof von Nordwesten. Das Totengräberhaus – jetzt endlich mit seinem Dachreiter in der bekannten Form – erscheint als schlicht verputzt.

Das Areal der ehemaligen Beschussstätte besteht zu dieser Zeit aus einem Konglomerat von Häusern und Nutzgebäuden. Man bedenke: Seit 1796 war Wöhrd preußisch besetzt, an Probeschießen durch die Reichsstadt Nürnberg war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr zu denken. Die neue Macht ist hier sogar sichtbar vertreten: Oberhalb des Herrn, der mit seinem Spazierstock von links ins Bild eintritt, sieht man ein gestreiftes Schilderhäuschen. Die Wachhäuschen der Reichsstadt Nürnberg waren niemals gestreift, sodass es sich hier um ein preußisches Schilderhäuschen handeln muss.

Außerhalb des Friedhofs sind der Brunnen und das durch eine Hecke und Obstbäume gekennzeichnete Gärtchen des Totengräbers zu sehen, das den Familie der Totengräber zur Selbstversorgung diente.





Porträt des Pfarrers Christian Eschenbach (1618–1690)

Fenitzer, Michael, 1676

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

A7_I_0618.jpg
Porträt des Pfarrers Christian Eschenbach (1618-1690)


Geistliche und Gemeinde

Seit 1431 hatte Wöhrd eine eigene Pfarrei. Nach der Reformation wirkten in der Gemeinde St. Bartholomäus regelmäßig ein Pfarrer und ein Diakon.

Einer dieser Geistlichen war der Theologe Christian Eschenbach (1618-1690), der unter anderem an der Universität Altdorf studiert hatte. Am 24. August 1659 trat er die Pfarrstelle in Wöhrd an, wo er bis zu seinem Tod wirkte.

Er liegt in der Gruft mit der heutigen Nr. C 469 begraben, einem von zwei heute noch erhaltenen Pfarrergräbern, bezeichnet mit einem Kelch. Sie sind im südwestlichen Bereich des Friedhofs zu finden.



Titelseite der Trauerschrift für Margaretha König, verfasst von Christian Eschenbach

1670, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

E15_139_2.jpg
Titelseite der Trauerschrift für Margaretha König, verfasst 1670 von Christian Eschenbach

Ein Frauenschicksal

Am 12. August 1670 wurde Margaretha König auf dem Friedhof von Wöhrd in ihr Ruhebettlein eingebracht. Ihr Grab trägt die Nr. C 456 (historisch Grab D) und befindet sich im einzigen heute noch sichtbaren historischen Teil des Friedhofs.

Das Begräbnis nahm Pfarrer Christian Eschenbach vor, der auch den Leich-Sermon für sie zum Druck brachte. Am 22. November 1624 kam sie als Tochter des Schneiders Georg Zimmer und seiner Frau Margaretha zur Welt und wurde christlich erzogen. Im Januar 1644 heiratete sie den Kaiserlichen Postbeamten Michael König, mit dem sie eine recht Christlich-fridlich-gesegnet- und erwünschte Ehe besessen, worinn eins das ander je und je hertztreulich geliebt. Von ihren 13 Kindern lebten bei ihrem Tod am 8. August 1670 nur noch fünf. Alle Lasten, so die Trauerschrift, trug sie zwar kämpfend, aber letztlich demütig in Gottes Willen ergeben. 1670 verstarb sie nach vier Monaten zunehmender Krankheit im Alter von 46 Jahren. Zahlreiche Trauergedichte beschließen das kleine Druckwerk.





Innenraum des Wirtshauses „Zum Wilden Mann“ in der Taubengasse 2

29.12.1921, Gaststätte Wilder Mann, Taubengasse 2

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

A38_B_65_9 Wilder Mann Taubengasse 2 1921.jpg
Innenaufnahme des Gasthauses „Zum Wilden Mann“ in der Taubengasse 2, 1921 – Ein Liter Bier kostete rund 4 Mark, das entspricht etwa 1,76 Euro


Zechen in Wöhrd

Auf einem Stich von 1708 sind für Wöhrd 13 Gebäude genauer benannt, unter anderem das Rathaus, die Kirche und Mühlen. Allein sechs der Gebäude sind Gasthäuser, darunter „Zur Stadt Amsterdam“ (Wöhrder Hauptstraße 13, ehemals Wöhrd 8). Mehr als 30 Wirtschaften können vom 16. bis zum 20. Jahrhundert durchgängig nachgewiesen werden – zum Vergleich: die Vorstadt Gostenhof brachte es auf drei Stück. Als Wöhrd im 19. Jahrhundert zum Industriestandort wurde, stieg die Einwohnerzahl stark an und mit ihr nochmals die der Wirtschaften.

Beliebt waren die Wöhrder Gaststätten auch bei den Nürnbergern, denn außerhalb der Stadt konnte man einige Regeln umgehen. So nutzte man um 1800 die Tatsache aus, dass Wöhrd unter preußischer Okkupation stand und hier zahlreiche, ausgelassene Maskenbälle abgehalten wurden. Die Predigten griffen solche Zustände auf, da sie doch den unlauteren Trieben immer neue Nahrung geben und (…) gegen die Versuchung ganz untüchtig machen. Nichtsdestoweniger waren die Gaststätten gut besucht, Alkoholkonsum, Glücksspiel, Raufereien und Anderes waren an der Nachtordnung.



Der berühmte Nürnberger Erzgießer Jakob Daniel Burgschmiet, aufgebahrt in seinem Sarg am Tag seiner Beerdigung

10. März 1858, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

A7_I_0359.jpg
Der berühmte Nürnberger Erzgießer Jakob Daniel Burgschmiet, aufgebahrt in seinem Sarg am Tag seiner Beerdigung, 10. März 1858

Tod und Begräbnis

In Wöhrd wurden bereits seit dem 13. Jahrhundert rund um die Kirche St. Bartholomäus und seit 1529 auf dem Gebiet des jetzigen Wöhrder Friedhofs Begräbnisse nach christlichem Ritus durchgeführt. Dabei wurde der Leichnam nach der kurzen Aussegnung durch einen Geistlichen in der Regel einige Tage lang im häuslichen Kreis aufgebahrt.

Nach einer kurzen oder längeren liturgischen Feier mit Leichenpredigt und Gesängen in einer Kirche oder später Friedhofskapelle erfolgte der Leichenzug (Leiche steht für Begräbnis) zur Grabstelle. Bis zum 17. Jahrhundert war der Verstorbene normalerweise nur in ein schwarzes Leichentuch, den Gerber, eingehüllt und wurde in die Erde bestattet. Särge kamen in Nürnberg vor dem 17. Jahrhundert nur in Ausnahmefällen zum Einsatz, zum Beispiel bei ansteckenden Krankheiten oder Schwangeren. Die Verstorbenen wurden dabei so ausgerichtet, dass ihr Kopf nach Westen zeigte und ihre Füße nach Osten, um beim Jüngsten Gericht mit dem Gesicht zu Christus, dem Weltenrichter hin, schauen zu können.





Gedruckte Leichenpredigt für Pfarrer Melchior Diem, begraben 29. Mai 1649 auf dem Wöhrder Friedhof

29. Mai 1649

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

E15_335_1.jpg
Gedruckte Leichenpredigt für den Wöhrder Pfarrer Melchior Diem, begraben auf dem Wöhrder Friedhof am 29. Mai 1649


Epitaph des Totengräbers Georg Harlas auf dem Rochusfriedhof, 1602

2020

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Heiko Leuchtenstern

Zum Objekt >>

Grab R_1207 - 1890.jpg
Epitaph des Pfannenschmieds und Totengräbers Georg Harlas auf dem Rochusfriedhof, 1602 (Foto: Heiko Leuchtenstern, 2020)


Historische Grabdenkmale

Wie auch auf den Friedhöfen St. Johannis und St. Rochus im Westen und Südwesten vor der letzten Umwallung bestanden die Gräber in Wöhrd in der Regel aus genormten, liegenden Sandgrabsteinen. Viele von diesen waren mit sogenannten „Epitaphien“ aus Messing und Bronze geschmückt. Diese Grabtafeln, von denen auf den anderen historischen Friedhöfen tausende erhalten sind, gaben auch in Wöhrd Aufschluss über die Identität der Personen, die das Grabrecht zu Anfang innehatten sowie oft über deren Beruf und ihre Familiengröße. Durch Kriege, Verkauf und Diebstähle sind die Epitaphien Wöhrds heute beinahe vollständig verloren. Lediglich eine Aufzeichnung aus dem Jahr 1682 und einige wenige Zeichnungen sowie wenige in der Kirche St. Bartholomäus und im Germanischen Nationalmuseum verwahrte Stücke informieren uns noch über den einstmals reichen Bestand.

Erinnerung und Trauer im Wandel der Zeit

Das Sterben eines Menschen und die Trauer der Hinterbliebenen waren im Mittelalter und bis weit in die Moderne hinein eine viel öffentlichere Angelegenheit als in der Gegenwart. Eine regelrechte „Sterbekunst“ und zahlreiche Normen betrafen den Umgang mit Tod und Trauer. So legte etwa die Obrigkeit Nürnbergs, der Kleinere Rat, bereits im 16. Jahrhundert fest, wie lange je nach Verwandtschaftsgrad sichtbar „Trauer getragen“ werden durfte und wieviel bestimmte Begräbnisformen kosteten. Pomp sollte in der protestantischen Reichsstadt zwar vermieden werden, jedoch belegen unzählige Trauerschriften auch für Personen, die nicht den höchsten Ständen angehörten, und vereinzelte Überlieferung über Begräbniskosten, dass für Bestattungen sehr viel Geld ausgegeben wurde. Für Kinder, die bei ihrem Tod unter 12 Jahre alt waren, war das Trauertragen übrigens gänzlich untersagt – ein ergreifendes Zeugnis für die massive Kindersterblichkeit der Zeit.

Begräbnisse im Wandel

Seit rund 150 Jahren wandelt sich die Begräbniskultur grundlegend. Bis dahin war die Erdbestattung die Norm, doch wurde sie schon vor Jahrzehnten von der Feuerbestattung zahlenmäßig überholt. In Kolumbarien (Urnennischen) oder in kleinen sowie manchmal auch großen Gräbern erfolgt die Beisetzung der Asche, seit einigen Jahren zunehmend in kompostierbaren Urnen, so dass es nach kurzer Zeit keine Überreste mehr gibt. Hinzu tritt die starke Individualisierung im Bereich der Begräbnisse: Seebestattungen, Baumbestattungen in Friedwäldern und die völlig anonyme Beisetzung nehmen zu, während die konfessionelle Verankerung abnimmt. So hinterlässt eine Gesellschaft, die zu Lebzeiten das Individuum betont, bezüglich ihrer Verstorbenen immer weniger Sichtbares – teilweise auf deren eigenen Wunsch. Die Klammer des christlichen Glaubens hat an Bindekraft verloren und die Jenseitsvorstellungen sind beinahe so zahlreich wie die Menschen, die sie haben. Anders verhält es sich in der muslimischen und jüdischen Bestattungskultur: das auf immer unantastbare Erdgrab gehört dort fest zu einem religiös konformen Begräbnis.





Preistabelle Bestattung für die kostengünstigste Bestattungsart, 18. Jahrhundert

spätes 17. Jh./ frühes 18. Jh., Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

E5_2_23_1.jpg
Kostenaufstellung für die kostengünstigste Bestattungsart, die sogenannte Frühleiche, 18. Jahrhundert


Von Dürftigkeit und Elend

Für mehrere Jahrhunderte, wahrscheinlich von 1529 an bis 1976, bewohnten viele der Totengräber und Friedhofsverwalter mit ihren Familien das Haus. Ihre Lebensumstände waren in der Regel von Armut geprägt. So erhielten der Totengräber und ggf. sein Gehilfe etwa bei der in Wöhrd recht häufigen Durchführung des kostengünstigsten Begräbnisses, der sogenannten Frühleiche (ohne Gesang und Zeremonie, am frühen Morgen und oft in Gemeinschaftsgräber), zusammen nur etwas über einen Gulden als Verdienst.

Nur über wenige Personen haben wir historische Nachrichten. Über die Verhältnisse des 19. Jahrhunderts sind wir jedoch besonders gut informiert. Denn am 27. September 1834 berichtete der Wöhrder Pfarrer Johann Heinrich Ferdinand Lösch an den Magistrat der Stadt Nürnberg über den Tod des Totengräbers Johann Frank, den verwahrlosten Zustand der Totengräberwohnung und die Lebensumstände der Hinterbliebenen:

Die Witwe ist ihrer Entbindung nahe und [hat] gegenwärtig schon 7 unmündige Kinder, von denen das älteste gegen 11 Jahre alt ist […] sie mußten bisher in einer finsteren Kammer auf bloser Streu schlafen und sich mit elenden Fetzen zur Bedeckung ihres Leibes behelfen. Sollen sie nicht zu Grunde gehen, so ist schleunige Hilfe höchst nöthig […]. Auch wird es nöthig sein, daß die auf die unverzeihlichste Weise verwahrloste, für den Todengräber bestimmte Wohnung von Grund aus gesäubert und reparirt wird.

Die Totengräber und Bewohner des Wöhrder Totengräberhauses

  • 1684 Totengräber Caspar Schmid und seine Frau Apollonia
  • Totengräber Michael Schmidt (gest. 1721)
  • 1754-1812 Johann August Friedrich Hasenkopf (um 1733-1816), Holzschnitzer und Totengräber. In seinem Antrag auf Ruhestandsversetzung gibt er 1812 an, 80-90 Gulden jährlich zu verdienen, dies entsprach etwa einem Drittel eines Handwerkerlohnes
  • 1812–1829 Johann Georg Schnabel (geb. um 1773) und seine Frau Anna Regina (um 1764-1826). Schnabel darf seinen Beruf als Tüncher weiter ausüben, da er seine Familie als Totengräber nicht ernähren kann 
  • 1829–1834 Johann Frank (um 1793-1834), Zimmerergeselle und Totengräber. Über seine schwangere Witwe Margarethe (geb. um 1797-1872) mit ihren Kindern und über die Verwahrlosung des Totengräberhauses gibt es einen Bericht (s. auch Hörstation)
  • 1834 –1857 Stephan Gattner (um 1790-1857), Schreinermeister und Totengräber mit seiner Frau Katharina Susanna, geb. Trambauer (um 1792-1857)
  • 1858–1867  Valentin Großberger (1811-1867), Steinmetz- und Maurergeselle mit seiner Frau Dorothea Seibert (geb. 1818)
  • 1867–1875 Johann Michael Gattner (1818-1875), Sohn von Stephan Gattner, mit seiner Frau Eva Katharina Johanna Maria, geb. Wagner
  • 1874/5–1919 Johann (Georg) Gattner (1852-um 1924), Sohn von Johann Michael Gattner, 1874 für die Friedhöfe Wöhrd und St. Peter angestellt. Wohnte dort mit seiner Frau Margaretha Leuchner seit mindestens 1908
  • ab 1924 der Former und Totengräber Heinrich Gattner (1876-1961) mit seiner Frau Katharina, geb. Lämmerzahl. Sohn des Totengräbers Johann Gattner. Nach dem Krieg (ab 1952) sind in der Bartholomäusstr. 44 außer Heinrich und Katharina Gattner auch noch der Schlosser Jakob Kriegbaum und seine Ehefrau Anneliese Kriegbaum gemeldet.
  • ab 1963 sind in der Bartholomäusstr. 44 Katharina Gattner (1879-1965) und Anneliese Kriegbaum gemeldet
  • nach dem Tod der Katharina Gattner bis nur noch Anneliese Kriegbaum 
  • ab 1969 bis 1977 der letzte Bewohner Heinrich Kurtz, technischer Fernmeldesekretär




Epitaph mit der Darstellung eines Totengräbers vom Johannisfriedhof Nürnberg, Grab Nr. 1858 (Foto: Heiko Leuchtenstern)

2020

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Heiko Leuchtenstern

Zum Objekt >>

Grab J_1858 - 4811.jpg
Epitaph mit der Darstellung eines Totengräbers vom Johannisfriedhof Nürnberg, 1721 (Foto: Heiko Leuchtenstern, 2020)

Von den vielen Bewohnerinnen und Bewohnern des Hauses haben wir keine Porträts – ihr niedriger sozialer Stand bedingt außerdem, dass wir nur wenig über sie wissen. Sicher feststellen kann man jedoch, dass für die allermeisten der Männer die Tätigkeit als Totengräber ein Nebenerwerb war – eine Familie war davon nicht zu ernähren. Die Arbeitsumstände zeigen aber auch, dass die Totengräber nicht sozial geächtet waren. Trotz ihrer teilweise „unehrlichen“ Arbeit waren sie Bürger der Reichsstadt, wenngleich am unteren Ende der Gesellschaft.

Einige der Totengräber haben auch eigene Epitaphien, kunstvolle Metallgrabtafeln, auf den historischen Friedhöfen hinterlassen, auf denen sie ihre Tätigkeit nennen und ins Bild setzen.





Leichenzettel

1836

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

C4_383-3.jpg
Leichenzettel für das Begräbnis des 5 Monate alten Johann Paul Fuchs, Sohn eines Taglöhners, in das Sammelgrab Nr. 359


Die Tätigkeit des Wöhrder Schreinermeisters und Totengräbers Stephan Gattner können wir anhand der sogenannten Leichenzettel gut nachvollziehen: insgesamt 56 Personen begrub er zwischen November 1935 und Juni 1936. Davon betrafen 35 Begräbnisse Kinder unter 12 Jahren, von diesen war wiederum der größte Teil unter zwei Jahre alt. Zahlreiche Kinder waren unehelich geboren worden.

In der Regel kamen die Kinder in ein Gemeinschaftsgrab. Auch die erwachsenen Verstorbenen wurden überwiegend in Gemeinschaftsgräber bestattet. Dieser Befund zeigt deutlich: der Totengräber hatte kaum ein Verdienst, denn für die Begräbnisse der Kleinkinder und die Armenbegräbnisse der Erwachsenen gab es kaum etwas. Zudem werden die Armut des Vorortes und seine prekären sozialen Verhältnisse augenfällig.



Ein Junge aus dem Findelhaus in Nürnberg in seiner typischen Kleidung

Mikovinyi, Samuel, 1768 - 1770, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

E13_II_G_574_Junge_bitte die Wasserflecken noch bearbeiten.jpg
Ein Junge aus dem Findelhaus in Nürnberg in seiner typischen Kleidung, um 1770

Johannes, ein Findelkind auf dem Friedhof

Ende April 1684 nach Einbruch der Nacht hörten der Totengräber Caspar Schmid und seine Frau Apollonia auf dem Wöhrder Friedhof ein Kind schreien und fanden einen kleinen Jungen, der am Nordeingang des Friedhofs mit einem Strick angebunden war und ein Brieflein bei sich trug. Sie holten sofort das Findelamt.

Dieses stellte fest, dass der Knabe etwa 2 – 2 ½ Jahre alt war, einige Wörter sprechen konnte und in einem weiß barchenten [= Mischstoff aus Baumwolle und Leinen] Schäublein [= Mäntelchen] und einem einzigen roten Strümpflein und ein grau wollenes Käpplein gekleidet war. In dem beigefügten mit einem kleinen Siegelabdruck verschlossenen Brief wurde um die Aufnahme des Kindes in die Findel gebeten und berichtet, dass das Kind auf den Namen Johannes getauft sei.





Dem Findelkind Johannes beigegebener Brief, 1684

1684, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg

Zum Objekt >>

D10_397_1_bitte freistellen_ü.jpg


Wortlaut des Briefs:

Es wird umb Gottes Willen gebethen, dieses Eltern loße [durchgestrichen: kindt] Weißlein so in der heiligen Tauff Johannes genant worden in das Weißen oder Findel Hauß einzunehmen. Gott wirdt solche Erbarmung und ich, zwar meines herkommens ungenanter, will tag und nach tumb Göttliche belohnung inständig bitten und Seuftzen daß der Allerhöchste solches zeitlich und ewig vergelten wolle.

Das Alter des Kindes ist auffällig - die meisten Findelkinder waren nur wenige Stunden oder Tage alt. Johannes schien bis zu dem Zeitpunkt, als er ausgesetzt wurde, gut versorgt worden zu sein und war zudem recht gut gekleidet. Auch der versiegelte Brief deutet auf eine besser situierte Person hin. Der Sprachgebrauch des wahrscheinlich männlichen Verfassers wirkt etwas unbeholfen und die Zeilen wurden merklich in Eile verfasst, da ein Satz abbricht. Die Herkunft des kleinen Johannes bleibt auch für uns im Dunkeln. Doch wissen wir, dass er tatsächlich in die Nürnberger Findel aufgenommen wurde.



Fiktive Erzählung der Margarethe Frank, Frau des Totengräbers Johann Frank, über ihr Leben im 19. Jahrhundert

Antonia Landois, 2023

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Nürnberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Stadtarchiv Nürnberg (Text: Antonia Landois)

Zum Objekt >>

Fiktiver Bericht der Margarethe Frank, Frau des Totengräbers, 1830er Jahre (beruhend auf einem amtlichen Bericht über die Umstände der Zeit)

Margarethe Frank (um 1797-1872) lebte mit ihrem Mann, dem Totengräber Johann Frank, und ihren Kindern seit 1829 im Totengräberhaus.

1834 gibt sie kurz vor dem Tod ihres Mannes einen (fiktiven, auf einem amtlichen Bericht beruhenden) Einblick in ihren Alltag. Zwei Monate später stirbt Johann Frank. Das achte Kind, Johann Paulus Frank, kam kurz darauf zur Welt und verstarb nach nur zehn Stunden. Die 37jährige Witwe musste mit ihren sieben Kindern nach einer kurzen Frist aus dem Totengräberhaus ausziehen. Über ihr weiteres Leben wissen wir nichts, 1872 verstarb sie in Nürnberg.



Eine virtuelle Ausstellung von

Die virtuelle Ausstellung gibt Inhalte der für das historische Totengräberhaus auf dem Wöhrder Friedhof konzipierten Dauerausstellung wieder und ermöglicht einen barrierefreien Zugang.

Team

Marta Beck: Reproduktionen, Fotografie, Bildbearbeitung
Petra Kluger, Hannah Kluger: Layout und Raumgestaltung (Winkler Werbung Nürnberg)
Dr. Antonia Landois: Gesamtkonzeption, Koordination, inhaltliche Beiträge, technische Umsetzung, Redaktion
Alice Olaru M.A.: Inhaltliche Beiträge
Judith Ringler: Umsetzung virtuelle Ausstellung
Helge Weingärtner M.A.: Inhaltliche Beiträge

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 05.08.2024 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Totengräberhaus Wöhrd wird veröffentlicht von:

Stadtarchiv Nürnberg


Marientorgraben 8
90402 Nürnberg
gesetzlich vertreten durch

Oberbürgermeister der Stadt Nürnberg: Marcus König

Telefon:

0911/231-2770


Fax:

0911/231-4091


E-Mail:  

stadtarchiv@stadt.nuernberg.de

Inhaltlich verantwortlich:

Dienststellenleitung des Stadtarchivs Nürnberg
Dr. Arnold Otto
Marientorgraben 8
90402 Nürnberg

Kurator*innen:

Dr. Antonia Landois

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin 

Telefon: +49 (0)30 266-41 1432, Fax: +49 (0) 30 266-31 1432,
E-Mail: geschaeftsstelle@deutsche-digitale-bibliothek.de

Umsatzsteueridentifikationsnummer: 
DE 13 66 30 206

Inhaltlich verantwortlich: 
Dr. Julia Spohr
Leiterin der Geschäftsstelle
Finanzen, Recht, Kommunikation, Marketing
Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



Im Bild bewegen
linke Maustaste gedrückt halten und ziehen
Pfeiltasten benutzen
Finger gedrückt halten und ziehen
Ein- & Auszoomen
Mausrad bedienen
Plus- und Minuszeichen
Zwei Finger zusammenziehen oder spreizen
Bild schließen
Doppelklick
Escape-Taste
am Bildrand