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Troisdorfer Geschichte(n)

Zehnmal in Szene gesetzt

Stadtarchiv Troisdorf

In dieser virtuellen Ausstellung möchten wir zehn nicht unbedingt typische und hinlänglich bekannte, dafür aber sehenswerte Quellen und Geschichten vorstellen. Anlass für diese Präsentation ist der diesjährige, bundesweit angebotene Tag der Archive. Auf der Basis der ursprünglichen Idee der Archivleiterin und Museologin Antje Winter ist dies die erste virtuelle Präsentation des Stadtarchivs Troisdorf in dieser Form.

Der Tag der Archive 2022 findet unter dem Motto „Fakten, Geschichten, Kurioses“ statt. Wir zeigen und beschreiben zehn Funde und dabei bisweilen außergewöhnliche Geschichte(n) aus den Beständen des Troisdorfer Stadtarchivs. Es war uns eine Freude aus den zahlreichen Möglichkeiten eine sorgsame Auswahl zu treffen. Hinter jedem Text zu den vorgestellten Geschichten ist das Kürzel des Autors zu finden.

Alle zehn Geschichten werden in chronologischer Reihenfolge vorgestellt. Unser Anliegen ist die Vermittlung der Troisdorfer Geschichte auf eine ansprechende und moderne Art. Die facettenreiche Lokal- und Regionalgeschichte findet sich in den hiesigen Stadtarchiven und lohnt, entdeckt zu werden. Die lokale Geschichte macht das Allgemeine im Konkreten sichtbar und ist daher unerlässlich für das Verständnis von historischen Zusammenhängen. Exemplarisch zeigt sich, wie wichtig Archive sind, indem sie ihrem Kernauftrag nachkommen und Quellen für die Allgemeinheit verwahren sowie analog und digital zugänglich machen.

Antje Winter (aw)



01

Geburt von Joseph Levy, 1845



Geburtsurkunde von Joseph Levy, Standesamt Sieglar

Geburtsurkunde, 10. September 1845, Spich (Sieglar)

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf

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War es Zufall oder befand sich die Familie mitten in einem glamourösen Auftritt? Eine Geburt unter außergewöhnlichen Umständen ereignete sich im Jahre 1845 in Spich.

Im französisch besetzten Rheinland wurden zivile Standesämter um 1800 eingeführt. In Sieglar begann die Beurkundung und Führung der Personenstandsregister im Jahr 1811. Sämtliche Geburten, Eheschließungen und Todesfälle wurden im Standesamt der Gemeinde angezeigt und eine Urkunde ausgestellt.
 
So ist die Geburt des späteren Kunstreiters Joseph Levy in Spich überliefert. Die abgebildete Geburtsurkunde Nr. 123/1845 zeigt diese am 10. September 1845 in der Bürgermeisterei Sieglar, zu der Spich gehörte. Bemerkenswert ist die schnelle Beurkundung der Geburt durch den Sieglarer Bürgermeister Johann Kerp noch am gleichen Tag. Aufgenommen ist der Vater Meyer Levy, 31 Jahre alt, ein Kunstreiter, sowie die Mutter des Kindes, Lisette Hartog. Als Herkunftsort der Familie ist Combahn angegeben. Combahn gehört heute zum Bonner Stadtteil Beuel, bis ins 19. Jahrhundert war Combahn eigenständig. Auch der Ort der Geburt des Sohnes Joseph war ein besonderer. Auf der Urkunde ist zu entziffern „in der Wohnung der Wittwe Johann Brauer“. Als Zeugen mussten die Nachbarn der Witwe, nämlich Johann Langholz, Ackerer, und Georg Kreuzer, ein „Nagelschmiedt“, fungieren.



"Verzeichnis der in dem rechtsrheinischen Theile unseres Verwaltungsbezirks wohnenden selbstständigen Einwohner jüdischen Glaubens, welche für sich und ihre Angehörigen erbliche Familiennamen angenommen haben" (2. Seite)

7. Juli 1846

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Köln, 31. Jg., Köln 1846, Beilage zum 27. Stück

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Verzeichnis_2_neu.jpg

Die jüdische Religionszugehörigkeit der Familie Levy geht aus dieser Urkunde nicht hervor. Jedoch kann man eine Namensumbenennung anhand eines Verzeichnisses im Amtsblattes der Königlichen Regierung zu Köln vom 7. Juli 1846 nachvollziehen. Der Name Levy spielt in der Zirkusgeschichte keine Rolle, wohl aber der Name Blumenfeld. Die jüdischen Mitbürger wurden rechtlich gleichgestellt und mussten einen erblichen Familiennamen annehmen. Sie konnten sich entscheiden, ob dies ein neu gewählter oder der bisher verwendete Name wurde. So sind bekannte jüdische Nachnamen entstanden. Beim Namen der Frankfurter Familie Rothschild wurde beispielsweise das Wohnhaus "zum roten Schild" der Namensgeber.

Der Vater Meyer Levy änderte, gemäß einer erlassenen Verfügung durch die Königliche Regierung zu Köln vom 1. Dezember 1845, nun ein Jahr nach der Geburt seines Sohnes Joseph in Spich den Familiennamen von Levy zum wohlklingenden Naturnamen "Blumenfeld". Auf der zweiten Seite des Verzeichnisses unter Nummer 21 ist dies zu lesen. Der neugewählte, feste Familienname Blumenfeld, den er mit Ehefrau Sette, geborene Hartog, und den bis dahin geborenen drei Kinder Leopold, Mina und Joseph annahm, wurde hier nun amtlich festgehalten. Fortan nannte sich die Familie Blumenfeld. Das Familienoberhaupt ist auch hier als Kunstreiter (idem) genannt, wie in der Geburtsurkunde.



Dieser war nicht nur Kunstreiter, sondern ebenfalls Direktor einer Kunstreitergesellschaft und Inhaber eines gleichnamigen Zirkus, der mit Pferdekunststücken und Darbietungen die Zuschauer an vielen unterschiedlichen Orten unterhalten hat. Auch der Sohn Joseph übernahm später die Berufung und trat im Jahr 1889 als "Junior-Direktor" auf. Über einen längeren festen Wohnsitz von Joseph ist nichts belegt, selbst sein Sterbedatum bleibt unklar. Sicher ist, dass er einen eigenen Kunstreiterzirkus nach 1889 betrieb, mit der aus einer holländischen Zirkusfamilie stammenden Catharina Goudsmit verheiratet war und mit ihr sechs Kinder hatte.

Mehr zur jüdischen Familie Blumenfeld und zur Rolle Joseph Levys hat der Berliner Autor Dietmar Winkler im Troisdorfer Jahresheft 2021 zusammengetragen. Der lesenswerte Artikel „Joseph Levy, die jüdische Zirkusfamilie Blumenfeld und Spich“ ist ein besonderes Beispiel dafür, inwiefern jüdische Künstler über Jahrzehnte hinweg einen herausragenden Anteil am Kulturleben hatten. Durch Verfolgung und Vernichtung während des nationalsozialistischen Regimes wurden diese Traditionen jäh beendet. Das Schicksal der weit verzweigten Familie Blumenfeld ist untrennbar mit der Geschichte der Juden verbunden.

Das Zirkusarchiv Winklers beherbergt einen wahren Fundus zur deutschen und europäischen Zirkusgeschichte. Seit über 50 Jahren existiert diese äußerst wichtige Einrichtung in Berlin.

So hat auch der kleine Ort Spich zu der über mehrere Jahrzehnte andauernden Zirkusgeschichte der jüdischen Familie Blumenfeld, durch die wohl zufällige Geburt eines Sprosses der Familie Blumenfeld, einen kleinen Beitrag geleistet.

(aw)



02

Küchenwerbung, 1913



Werbeanschreiben der im Kücheneinrichtungsgeschäft tätigen Firma "Gebrüder Schwabenland" an das Bauamt der Stadt Troisdorf (Vorder- und Rückseite)

19. August 1913

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 232 (Wanderhaushaltungsschule, 1911-1926), Bl. 88-90

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Werbeanschreiben Vorder- und Rückseite (kleiner).jpg


Eine ansprechende und zeittypische Werbung findet sich im städtischen Aktenbestand. Das Schreiben der Firma "Gebrüder Schwabenland" vom 19. August 1913 war an das Bauamt der Stadt Troisdorf adressiert. Man nahm wohl an, dass das Bauamt auch für die Inneneinrichtung der Schulen zuständig war. Die Werbung der Gebrüder Schwabenland wurde aus der Hohen Straße 133 in Köln versendet. Weitere Filialen befanden sich in Berlin, Zürich, Genua und Wien, wie dem Briefkopf zu entnehmen ist. Die Zentrale war in Mannheim. Gegründet wurde die Firma Gebr. Schwabenland A.G. 1897 in Ludwigshafen am Rhein. Bereits zum 30-jährigen Bestehen 1927 wurde stolz eine Schrift zur Historie herausgegeben.

Die aufstrebende Firma Gebrüder Schwabenland suchte, wie viele andere Firmen dieser Zeit, mit aufwändiger Werbung neue lukrative Aufträge zu erhalten. Die Firma konnte sich als Hoflieferant mit zahlreichen Wappen schmücken, auch die Teilnahme an der Weltausstellung in Brüssel 1910 und viele andere Auszeichnungen aus der Küchenbranche sind auf dem Schreiben zu erkennen.



Werbeanschreiben der im Kücheneinrichtungsgeschäft tätigen Firma "Gebrüder Schwabenland" an das Bauamt der Stadt Troisdorf (Vorderseite)

19. August 1913

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 232 (Wanderhaushaltungsschule, 1911-1926), Bl. 88

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Schreiben Küchenwerbung (Vorderseite).jpg

Neben diesem Eindruck schindenden Briefkopf ist auch das eigentliche Metier der Gebrüder zu sehen. Es handelt sich um kupferne Kochgeschirre und gediegene Kücheneinrichtungen für Hotels, Küchen, Restaurants und Sanatorien. Dies wird auch im linken Bereich durch eine Küchenhilfe bzw. Köchin inszeniert.

Die Firma preist sich im Schreiben an:

„Als bedeutenste Spezialfirma dieser Branche besitzen wir in der Einrichtung von Grossküchen die weitgehendsten Erfahrungen; unsere sämtlichen Geschirre erfreuen sich wegen ihrer extra-starken Ausführung, soliden Beschaffenheit und gefälligen Aussehen nicht allein im Inlande, sondern auch im Auslande der grössten Beliebtheit.“





Referenzliste der Firma "Gebrüder Schwabenland" (Seiten 1-3 von 8)

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 232 (Wanderhaushaltungsschule, 1911-1926), Bl. 90

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Referenzliste .jpg


Eine Referenzliste wurde dem Schreiben beigefügt. Die achtseitige Broschüre enthält eine alphabetisch nach Orten sortierte Auflistung der Anstalten und Sanatorien aus dem In- und Ausland. Vor allem auch bekannte und berühmte Häuser wie in Arosa, Baden-Baden, Davos, Hohenhonnef, Kissingen, St. Gallen und andere Einrichtungen werden benannt.

Was war der Anlass für diese Werbung an die Gemeinde Troisdorf? Im Schreiben ist von einem Jugendheim die Rede. Ein solches wurde nicht gebaut. Die Kölner hatten wohl ein Jugendheim mit der Haushaltsschule verwechselt. Da die Werbung in der Akte mit dem Titel "Haushaltungsschule" abgelegt war, geht die Verfasserin davon aus, dass die Werbung für die Schule bestimmt war.

Es gab den Plan eine Wanderhaushaltungsschule einzurichten und zu unterhalten. Diese Schule war ein gemeinsames Projekt der Bürgermeistereien Menden, Sieglar, Troisdorf, Lohmar, Wahlscheid und Much unter der Leitung des Kreises. Der Plan nahm seit 1911 konkrete Formen an. In zahlreichen Sitzungen und Briefwechseln zwischen den beteiligten Kommunen wurde die Haushaltungsschule beschlossen und entsprechende Verträge unterzeichnet. Staatliche Beihilfen wurden in Aussicht gestellt.

Schon im Jahr 1912 sind die ersten Anmeldungen zur Teilnahme am Unterricht überliefert. Auch die Unterrichtsinhalte sind erhalten. Der Troisdorfer Bürgermeister Klev wirbt 1912 in einer Bekanntmachung für den achtwöchentlichen Kurs. Folgende Gebiete umfasste der Lehrgang: 1. Das Wohnhaus, 2. Kleidung und Wäsche, 3. Die wichtigsten weiblichen Handarbeiten, 4. Die Ernährung, 5. Die häusliche Gesundheits- und Krankenpflege sowie 6. Die Wirtschaftsführung (Buchführung). Die Kurse mit anschließender Prüfung wanderten zwischen den Kommunen und fanden an unterschiedlichen Orten statt. Für Troisdorf ist beispielsweise der Saal des Gastwirts Höck als Unterrichts- und Prüfungsort überliefert.

Auf das Schreiben der Gebrüder Schwabenland ist leider keine Reaktion in der Akte zu finden. So wissen wir nicht, ob die geschickt inszenierte Werbung in Troisdorf auf fruchtbaren Boden fiel.

(aw)



03

Sprengladung an der Kasse, 1918



Polizeibericht vom 30. November 1918

Schriftstück (Bericht), 1918, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 2950

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Kurzbeschreibung
Ein Polizeibericht macht am 30. November 1918 der Bürgermeisterei Troisdorf Meldung über verschiedene Vorkommnisse
Polizeimeldung 30.11.1918 (3).jpg


Wenige Wochen nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und des Ausbruchs der Novemberrevolution, die das Kaiserreich hinwegfegte und die Weimarer Republik initiierte, geschahen einige bemerkenswerte Vorkommnisse in Troisdorf. Diese Vorkommnisse zeigen anschaulich die turbulente Umbruchszeit der Revolution im Lokalen auf.

Ein Polizeibericht vom 30. November 1918, der der Bürgermeisterei Troisdorf Meldung machte, gibt Kenntnis von einigen dieser Vorkommnisse:

"Meldung. zdA [zu den Akten] K[lev]. 30.XI.18. Der Posten II Philipps fand um 10 Uhr an der Gemeindekasse eine Sprengladung an der Haustüre, die anscheinend falsch angebracht war, da eine solche nur durch eine Stichflamme von 250 Grad zur Entzündung gebracht werden kann und nicht durch eine Zündschnur. Der Off.[izier] Stellvertr.[eter] Betz vom Fuß-Artl. [Artillerie] Batl. [Bataillon] 26. Kolonne 3 meldet um 11 Uhr den Utffz. [Unteroffizier] Blum aus Spich wegen Diebstahl von 2 Pferden. Derselbe stellt Strafantrag und Antrag auf Haussuchung, da bei demselben ein Posten Seidenware lagern soll, welche Blum gestohlen haben soll. Diese Nacht wurde von einem hier durchfahrenden Last-Auto ein Faß Benzin beschlagnahmt."



Schulchronik Troisdorf Kirchstraße (Ausschnitt)

Schulchronik, 1918, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 970 (Schulchronik Troisdorf Kirchstraße, 1874-1935), S. 99

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Sie interessieren sich für weitere lokale Quellen aus der Zeit des Ersten Weltkriegs? Dann besuchen Sie das Blog: "1914-1918: Ein rheinisches Tagebuch. Quellen aus Archiven des Rheinlands“

Auf dem Blog lässt sich unter anderem auch nebenstehendes Stück aus einer Chronik der Schule in der Troisdorfer Kirchstraße finden. Es nimmt die Bildung eines Troisdorfer Arbeiter- und Soldatenrates am 9. November 1918 in den Blick: 

"Am 9. November bildete sich in Troisdorf ein Arbeiter- und Soldatenrat. Er erließ folgenden Aufruf! Bürger Troisdorfs und Umgebung! [...] Der Arbeiter- und Soldatenrat wird strenge Ordnung sichern. Plünderungen und Ausschreitungen werden streng bestraft. [...] Arbeiter und Bürger Troisdorfs, vertraut dem Großen u. Gewaltigen, das in diesen schicksalsschweren Tagen sich vorbereitet. Helft alle mit, daß sich die unvermeidliche Umwälzung rasch, leicht und friedlich vollzieht [...]."

(je)



04

Millionengutscheine, 1923



Gutscheine über 10 und 50 Millionen Mark der Gemeinde Troisdorf (Notgeldscheine, Vorderseiten)

Geldscheine, 21. August und 10. September 1923, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf

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Das Jahr 1923 war ein krisenhaftes und stellte die junge Republik vor mannigfaltige Herausforderungen. Neben der Besetzung des Ruhrgebiets, dem Hitler-Ludendorff-Putsch sowie weiteren außen- und innenpolitischen Problemstellungen kennzeichnet vor allem die Hyperinflation dieses geschichtsträchtige Jahr.

Die Hyperinflation, eine Spätfolge des Ersten Weltkriegs, sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft. Die Zahl der Arbeitslosen erhöhte sich stark, die Preise stiegen ins Astronomische, die Löhne fielen ins Bodenlose und die Versorgungslage verschlechterte sich laufend.

Die verfügbaren Zahlungsmittel reichten schnell nicht mehr aus und die Reichsdruckerei sowie die von ihr beauftragten über 160 Druckereien und Papierfabriken konnten den schwindelerregenden Wertverlust nicht mehr durch vermehrten Notendruck ausgleichen. Daher wurden von mehr als 5000 Städten, Gemeinden und Unternehmen eigene Notgeldscheine (auch als „Gutscheine“ bezeichnet) herausgegeben. Auch Troisdorf gehörte zu jenem Kreis von kommunalen Körperschaften, die im Jahr 1923 Notgeld herausgaben. Insgesamt sind deutschlandweit über 700 Trillionen Mark als Notgeld verausgabt worden.



Gutscheine über 2 und 20 Millionen Mark der Gemeinde Troisdorf (Notgeldscheine, Vorderseiten)

Geldscheine, 21. August und 10. September 1923, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf

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2 u. 20 Mio Troisdorf.jpg

Die Gemeinde Troisdorf brachte unter anderem Notgeldscheine mit Nominalwerten von 1 sowie 2, 5, 10, 20 und 50 Millionen Mark in Verkehr. Gedruckt wurden die Scheine mit unterschiedlichen Seriennummern bei der Druckerei Greven & Bechtold in Köln, einem Vorgängerunternehmen des heutigen Greven Verlags Köln. Die Scheine haben je Nominalwert eine unterschiedliche Akzentfarbe, ein Format von rund 140 x 90 mm und besitzen ein Wasserzeichen, die sogenannten "Rheinischen Wellen".

Mit der aufgedruckten Unterschrift und dem aufgestempelten offiziellen Stempel des Bürgermeisteramtes bescheinigte der Bürgermeister, dass die Gemeinde Troisdorf für die Einlösung haftete. Die Gutscheine wurden von allen hiesigen öffentlichen Kassen in Zahlung genommen (Gemeindekasse und Gemeindesparkasse).

Ein zeitgeschichtliches Kuriosum ist, dass die Scheine nicht vom Bürgermeister Wilhelm Klev, sondern von einem Beigeordneten in Vertretung des Bürgermeisters unterschrieben wurden. Denn Bürgermeister Klev war am 26. April 1923 von der französischen Besatzungsbehörde wegen vermeintlicher Renitenz nach Herchen (Sieg) ausgewiesen worden. Seine Vertreter waren die Beigeordneten Amandus Hagen, dessen Unterschrift auf den Scheinen aufgedruckt ist, sowie Dr. Karl Mannstaedt und Dr. med. Schoenen.





Gutscheine über 500.000 und 2 Millionen Mark der Rheinisch-Westfälischen Sprengstoff AG Köln bzw. Klöckner-Werke AG, Abt. Mannstaedt-Werke (Notgeldscheine, Vorderseiten)

Geldscheine, 10. und 20. August 1923, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Stadtarchiv Troisdorf

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Neben der Gemeinde Troisdorf gaben auch einige in Troisdorf ansässige Unternehmen Notgeldscheine heraus, wie die beiden größten hießigen Firmen: Rheinisch-Westfälische Sprengstoff AG Köln (RWS AG; später Dynamit AG bzw. Dynamit Nobel AG) und Klöckner-Mannstaedt-Werke AG.

Diese von den Unternehmen herausgegebenen Gutscheine dienten primär als Lohnschecks. Aufgrund des riesigen Zahlungsmittelmangels sahen sich die großen Industriebetriebe genötigt, Notgeldscheine selbst herzustellen, um ihre Belegschaften bezahlen zu können.

Die Notgeldscheine beider Firmen wurden in verschiedenen Serien herausgegeben und besaßen jeweils eine Seriennummer. Die Gesellschaft haftete entsprechend für die Einlösung (z. B. bei der Kreissparkasse in Siegburg und Troisdorf). Die Klöckner-Mannstaedt AG brachte unter anderem Scheine mit Nominalwerten von 1, 2, 5 sowie 10 Millionen Mark in Verkehr und ließ ihr Notgeld bei der regional bekannten Druckerei Max Welzel in Köln-Kalk drucken. Die RWS AG gab unter anderem Notgeld mit Nominalwerten von 500.000 Mark sowie 1 und 5 Millionen Mark heraus.

(je)

05

Marmorierter Bucheinband, 1927



Marmorierter Bucheinband (Amtliches Schulblatt)

1927

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf

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Werden in Archiven auch schöne Bücher verwahrt? Beispiele dafür finden sich in unserer Archivbibliothek, aber auch in unserem Aktenbestand kommen hier und da speziell gebundene Akten vor. Eine Technik Buntpapier herzustellen und zu verzieren, besteht darin, das Papier zu marmorieren. Diese ästhetisch ansprechende Variante wird als marmoriertes Papier bezeichnet.

So ist das hier vorzustellende amtliche Schulblatt aus dem Jahr 1927 im Wellenmarmor ein anschauliches Beispiel. Das Schulblatt ist eine Sammlung, bestehend aus einem amtlichen und nichtamtlichen Teil sowie Anzeigen. Der Druck dieses Blattes erfolgte durch die bekannte Kölner Druckerei Greven & Bechtold. Amtliche Schulblätter wurden an die Schulen in Einzelausgaben geliefert. Dieses Exemplar ging an Rektor Friedrich der Katholischen Schule in der Troisdorfer Blücherstraße, wie aus dem Innenteil zu entnehmen ist.      



Marmorierter Bucheinband (Amtliches Schulblatt)

1926

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf

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Das Binden der gesammelten Amtsblätter fand nach Abschluss eines Jahrganges statt, wenn alle einzelnen Exemplare vorhanden waren. Wer den Auftrag an den Buchbinder erteilte, lässt sich nicht mehr nachvollziehen. Auffällig sind die in den 1920er Jahren sehr farbenfrohen Exemplare. Der Buchbinder wollte wohl für jeden Jahrgang einen schönen Einband verwenden. Es ist auch nicht nachzuvollziehen, ob er jedes Jahr einen Jahrgang band oder ob er mehrere Bände erhielt und er dann für jeden Band einen individuellen Einband auswählte.

Marmoriertes Papier wird hergestellt, indem oberflächlich flüssige Farbe in speziellen Bädern mit gewünschten Marmormustern verteilt und durch Verzieren mit Nadeln und Kämmen verzogen wird. Durch Abheben der Farbe bzw. Auflegen eines Papierbogens auf den Farbteppich wird das Dekor auf den Buchschnitt oder Papierbogen übertragen und es entsteht das marmorierte Überzugspapier. Verschiedene Muster sind je nach Aufbringen und Verzieren der Farben möglich. Eine kleine Auswahl sei hier genannt: Stein- und Griesmarmor, Bouquet- und Wellenmarmor, Schnecken- und Kamm-Marmor. Ursprünglich kommt die Technik aus Asien. Besonders Persien und die Türkei waren in der Herstellung der Papiere schon im 16. Jahrhundert führend. Daher werden die Papiere auch oft als türkisches Papier bezeichnet.





Marmorierter Bucheinband (Amtliches Schulblatt)

1929

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Stadtarchiv Troisdorf

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Wenige Buntpapiermacher bieten Workshops an. So kann man dieses traditionelle Handwerk selbst erlernen. Auch ist der Erwerb von fertigen Büchern mit marmorierten Papieren möglich oder man lässt beim Buchbinder seines Vertrauens durch gekauftes oder selbst hergestelltes Marmorpapier sein Lieblingsbuch kunstfertig veredeln. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt, da die Varianten immens sind. Auch das Buchbinden ist ein aussterbendes Handwerk, da viele Zeitschriften und Amtsblätter heute nicht mehr aufwändig gebunden werden oder nicht mehr in analoger Form erscheinen. 

Marmoriertes Papier ist häufig in Antiquariaten zu finden, da diese Papiere in Büchern als Einband, Vorsatz und im Schnitt verwandt wurden. Aber auch in Schachteln und Schatullen, Spielen, Kleinmöbeln oder für Tapeten wurden diese Buntpapiere gerne eingesetzt. Die Herstellung und Verwendung der Buntpapiere erfolgte im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts bis in die 1930er Jahre. In die Zeit der Goldenen Zwanziger Jahre fällt auch der Höhepunkt der hier vorgestellten Einbände der Schulblätter. Marmoriertes Papier und Bücher sind besonders hochwertig, da es sich stets um aufwändig hergestellte Unikate handelt. Diese kleinen Schätze gilt es zu würdigen und das Handwerk der Buchbinder bzw. Buntpapiermacher.

(aw)

06

Ungewissheit in Altenrath, 1938



Foto Schulklasse Altenrath

Foto, 1938, Altenrath

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, C 27 (Schulchronik Altenrath)

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Kopie - be C27 - Klassenfoto Altenrath Januar 1938 (2).jpg


Auf diesem, aus dem Jahr 1938 stammenden Foto sieht man eine Schulklasse vor dem Schulgebäude in Altenrath. Es sollte vorerst das letzte seiner Art sein. Am 23. August 1936 wurde die Übernahme des gesamten Gebiets der Zivilgemeinde Altenrath durch die Wehrmacht bekanntgegeben, um das Gemeindegebiet in den angrenzenden Truppen- und Schießübungsplatz Wahner Heide zu integrieren. Grundlage hierfür bildete das 1935 beschlossene "Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht". 

Durch das oben genannte Gesetz wurde eine "Reichsstelle für Landbeschaffung" errichtet, die auch für die Neuansiedlung und Entschädigung der Grundeigentümer zuständig war. Die von der Reichsstelle als Vollzugsorgan gegründete "Reichsumsiedlungsgesellschaft" trat daher mit den Einwohnern Altenraths in Verhandlungen über Entschädigungszahlungen. Kam eine Vereinbarung mit den Grundeigentümern nicht zustande, so stand der Reichsstelle das Recht der Enteignung zu.



Schulchronik Altenrath (Ausschnitt)

Februar 1937, Altenrath

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, C 27

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Schulchronik Altenrath (Ausschnitt).jpg

Die Einwohner Altenraths lebten in jener Zeit in großer Ungewissheit, wie nebenstehender Ausschnitt aus einer Schulchronik vom Februar 1937 zeigt: "Nachdem bereits seit langem im Dorfe das Gerücht umging Altenrath müsse zum Zwecke der Schießplatzerweiterung geräumt werden, ist diese lang gehegte Befürchtung Wirklichkeit geworden."

Auch die Betätigung der "Reichsumsiedlungsgesellschaft" wird in der Schulchronik beschrieben: "Schon seit Ende Oktober [1936] haben Gutkäufer einer Reichsumsiedlungsgesellschaft hier ihr Arbeitsfeld. Es gehören hierzu landwirtschaftliche sowie Bausachverständige. [...] Sie sind ziemlich wortkarg, die Herren. Die Leute wundern sich darüber nicht wenig."

Zunächst wurde der 1. April 1938 als endgültiger Räumungstermin bekanntgegeben. Dieser Termin wurde jedoch mehrmals verschoben, sodass schließlich der 1. Juli 1938 als finale Rämung terminiert wurde. Am 26. Juni 1938 fand der letzte Gottesdienst der Pfarrgemeinde statt, bei der die Gemeinde in Prozession von Altenrath nach Troisdorf zog. Insgesamt waren 312 Haushalte von der Umsiedlung betroffen, von denen etwa die Hälfte nach Troisdorf und den heute zu Troisdorf gehörenden Gemeinden umsiedelte. 





"Vorläufige Vereinbarung zwischen dem Oberfinanzpräsidenten Köln und Regierungspräsidenten Köln über die Neugestaltung der Gemeinde Altenrath" (Entwurf)

1945, Köln

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, C 57

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C57 - Vereinbarung Neugestaltung Altenrath 1945 (2).jpg


Am Ende des Zweiten Weltkrieges umfasste der Truppen- und Schießübungsplatz eine Fläche von etwa 5200 Hektar. Ein Großteil der noch stehenden Altenrather Häuser auf diesem Gebiet wurde beschädigt oder zerstört und war damit unbewohnbar geworden.

Nach Kriegsende wurde die Gemeinde Altenrath mit ihren alten Grenzen als wieder in vollem Umfang bestehend angesehen, wie die nebenstehende Vereinbarung zwischen dem Oberfinanzpräsidenten Köln und dem Regierungspräsidenten Köln über die Neugestaltung Altenraths zeigt. Die nach der Kapitualtion der Wehrmacht stattfindende wilde Wiederbesiedlung wurde in geordnete Bahnen gelenkt und mit dem Wiederaufbau begonnen. Ein Großteil der ehemaligen Bewohner kehrte nach und nach in die alte Heimat zurück.

Der Truppen- und Schießübungsplatz, nun von deutlich kleinerem Umfang, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den Besatzungstruppen weiter genutzt. Ab 1953 handelte es sich dabei um belgische Streitkräfte, die in Spich und Altenrath stationiert waren. Beide Gemeinden wurden im Rahmen der kommunalen Neuordnung im Jahre 1969 nach Troisdorf eingemeindet.

(ml)

07

Siedlung der Belgier, 1954



Lageplan des Stadtbauamtes Troisdorf: Gemarkung Troisdorf, Flur 1

Plan, 28. Juli 1954, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 2298

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A2298 - Plan Maikammer, 1954.jpg


Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde Deutschland von den Siegermächten in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Troisdorf und die umliegenden Gemeinden sowie das gesamte nördliche Rheinland gehörten der britischen Besatzungszone an. Allerdings ließen die Briten nicht nur eigene, sondern auch belgische, kanadische, polnische und dänisch-norwegische Besatzungstruppen stationieren. So kam es, dass ab 1953 belgische Streitkräfte in Troisdorf bzw. Spich und Altenrath stationiert wurden. 

Da der Krieg viele der vorhandenen Wohnungen beschädigt oder zerstört hatte, entstand ein starker Wohnungsmangel, der auch die Besatzungstruppen und ihre mitgebrachten Familien betraf. Für diese wurden deshalb vielerorts neue Wohnungen gebaut. So entstanden neue Wohngebiete. Der abgebildete Plan stammt vom 28. Juli 1954 und zeigt die Neubauten für die belgischen Familien im Troisdorfer Wohngebiet "In der Maikammer". Dieser Plan ist ein typisches Beispiel für ein solches Wohngebiet, welches auch heute noch für seine früher dort lebenden Besatzungstruppen bekannt ist.



Dem Stadtdirektor von Troisdorf zugestellter Besetzungsbefehl der belgischen Streitkräfte für die Familien der belgischen Besatzungstruppen

23. März 1954, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 2298

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A2298 - Besetzungsbefehl.jpg


Durch einen "Besetzungs-Befehl" wurden bestimmte Grundstücke für die Besatzungstruppen und ihre Familien beschlagnahmt. Der nebenstehende Befehl vom 23. März 1954 stammt vom Quartier der belgischen Besatzungsarmee in Bensberg und ist adressiert an den Stadtdirektor von Troisdorf. Unterschrieben ist er vom zuständigen Quartieroffizier. Der Vordruck ist in Deutsch und Englisch ausgeführt, die maschinenschriftlichen Eintragungen in deutscher und französischer Sprache. Für jedes einzelne, zu requierende Grundstück musste ein gesondertes Dokument angefertigt werden.

In diesem Fall handelte es sich um folgendes Grundstück: "Troisdorf, Breslauerstr. 63, Haus Typ C mit Garten, Build [Bauart] V, Neubau auf dem unter HGS-Nr. N 1812 beschlagnahmten Grundstück [Eigentümer Land Nordrhein-Westfalen]." 



Auflistung über die für die Familien der belgischen Streitkräfte errichten Wohnungen

1954, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, A 2298

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A2298 - Anzahl gebauter Wohnungen.jpg

Etwa 2000 Soldaten wurden in und rund um Troisdorf stationiert, die nochmals etwa 4000 Angehörige mitbrachten. Insgesamt handelte es sich um 60 Häuser und 252 Wohnungen, die für die belgischen Besatzungstruppen und ihre Familien neugebaut wurden.

Am 7. Juni 2002 wurden die belgischen Streitkräfte unter Anwesenheit des belgischen Königs Albert II. und des deutschen Bundespräsidenten Johannes Rau mit einer feierlichen Militärzeremonie unter großer Anteilnahme der Bevölkerung offiziell abgezogen. Bundespräsident Rau verabschiedete die belgischen Truppen und Familien mit den Worten: "Sie gehen nach Belgien zurück. Sie sind und bleiben uns als gute Freunde und Nachbarn immer herzlich willkommen." (Zit. nach Troisdorfer Jahreshefte 2012, S. 111)

(ml)



08

Schiff aus Korfu, 1996



„Phäakenschiff“ (Modell aus Metall, Partnerschaftsgeschenk der Stadt Korfu an die Stadt Troisdorf vom 22. Mai 1996)

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Stadtarchiv Troisdorf

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Stadt Korfu (Kerkyra)

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Am Anfang der Partnerschaft stand ein kleines Modell eines „Phäakenschiffs“ aus der griechischen Mythologie. Es ist jenes Schiff, das der Insel Korfu als Wahrzeichen dient und der gleichnamige, rund 32.000 Einwohner zählende Hauptort (Kerkyra) der nördlichsten der Ionischen Inseln in seinem Stadtwappen und Siegel trägt.

Die Städtepartnerschaft zwischen Korfu und Troisdorf wurde lange vorbereitet und am 22. Mai 1996 mit der Unterzeichnung einer Urkunde durch die beiden Bürgermeister feierlich besiegelt. Bei dieser Gelegenheit wurde dem Troisdorfer Bürgermeister, Uwe Göllner, das Schiffsmodell als Geschenk übergeben. Eine Woche lang überzeugte sich die große Troisdorfer Delegation bei einem umfangreichen kulturellen Programm von der Schönheit Korfus und der Gastfreundschaft der neuen griechischen Freunde. Es wurde unter anderem vereinbart, dass der Jugendaustausch eine große Rolle in den künftigen Kontakten spielen soll.

Bürgermeister Göllner, auch Mitglied des Bundestages, traf ferner mit dem griechischen Staatspräsidenten zusammen und übergab ihm einen von der Bundestagspräsidentin signierten Bildband. Georgios Kourkoulos, Ehrenpräsident des Fußballvereins "Hellas Troisdorf", der entscheidenden Anteil am Zustandekommen der Städtepartnerschaft hatte, schenkte dem Präsidenten einen Wimpel seines Vereins.



Medaillen (Partnerschaftsgeschenk der Stadt Korfu an die Stadt Troisdorf, Mai 1996)

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadt Korfu (Kerkyra)

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Neben dem Schiffsmodell bekam die Troisdorfer Delegation als Zeichen der neu eingegangenen Partnerschaft ein Medaillen-Ensemble, bestehend aus drei silbernen Medaillen, überreicht. Die linke Medaille zeigt dabei die sog. "Alte Festung", die im 6. Jahrhundert von den Byzantinern erbaut und später unter venezianischer Herrschaft ausgebaut wurde. Die Festung thront auf einer Landzunge vor den Toren der Inselhauptstadt und gilt als eines der bekanntesten Wahrzeichen Korfus.

Die mittlere Medaille hat hingegen die sog. "Neue Festung" als Motiv. Diese Festung wurde im 16. Jahrhundert von den Venezianern errichtet und liegt auf dem nord-östlichen Hügel über dem alten Hafen der Stadt. Die rechte Medaille zeigt ferner den in der Altstadt Korfus gelegenen klassizistischen "Palast des Heiligen Michael und Georg". Dieser Palast wurde in den Jahren 1819 bis 1823 von den Briten als repräsentativer Sitz des Lordhochkommissars erbaut. Er ist eines der prachtvollsten Bauwerke Korfus. Heute ist in einem Seitenflügel des Palastes die städtische Kunstgalerie untergebracht sowie das Museum für Asiatische Kunst.

Ebendort, in der Galerie des Palastes, wurde am besagten 22. Mai 1996 die Städtepartnerschaft zwischen Korfu und Troisdorf mit der schon erwähnten Unterzeichnung des Partnerschaftseids feierlich ins Leben gerufen.





Partnerschaftsurkunde der Städte Korfu (Kerkyra) und Troisdorf

Urkunde, 4. Oktober 1996, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf

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Partnerschaftsurkunde (klein).jpg


Die Vertreter der Stadt Troisdorf und des Troisdorfer Städtepartnerschaftsvereins revanchierten sich für die besagten Geschenke mit einer gläsernen Partnerschaftsplakette, einem Hinweisschild Richtung Troisdorf, das 1600 Kilometer entfernt liegt, einer Medaille des Bilderbuchmuseums sowie einer herzlichen Einladung nach Troisdorf.

Dieser Einladung folgten die Korfioten noch im selben Jahr. Eine Delegation aus Korfu besuchte Troisdorf vom 1. bis zum 8. Oktober 1996. Den Freunden aus Griechenland wurde ein interessantes Programm geboten: unter anderem eine Stadtführung in Griechisch, ein Begrüßungsfest, eine Besichtigung der Burg Wissem, des Bundestags und Regierungsviertels in Bonn, eine Schiffsrundfahrt auf dem Rhein sowie diverse festliche Abendessen und weitere kulturelle Angebote.

Am 4. Oktober wiederholten beide Bürgermeister feierlich die offizielle Besiegelung der Partnerschaft und setzten noch einmal ihre Namen unter die Partnerschaftsurkunde, die in einer Version in griechischer sowie in deutscher Sprache vorliegt.

(je)

09

Hotel Europa, 1999



Einladung zur Eröffnung der Installation "Hotel Europa" von HA Schult (Vorder- und Rückseite)

1999, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Stadtarchiv Troisdorf, Zeitgeschichtliche Sammlung, 7.10.6a

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!(7.10.6a) Einladung zur Eröffnung des Hotel Europa vollständig.jpg


Am 11. September 1999 fand unter Anwesenheit des Troisdorfer Bürgermeisters, einer sehr großen Anzahl von Pressevertretern und vielen weiteren Gästen die feierliche Eröffnung des „Hotel Europa“ statt. Diese Kunstinstallation war an der östlichen, der Autobahn zugewandten Fassade der sog. "Kaiserbauruine" in Troisdorf angebracht.

Sie bestand aus 130 kolorierten und überdimensionalen, ca. 20 qm großen Porträts von historischen Persönlichkeiten, die für die Geschichte und Entwicklung Europas prägend waren. Diese 130 Persönlichkeiten, u. a. Karl Marx, Rudi Dutschke, Anne Frank, Marlene Dietrich, Martin Luther und John Lennon, blickten auf die vorbeifahrenden Autofahrer hinab und waren die einizgen "Hotelgäste", die je in das als Hotel geplante Gebäude einzogen. Gesponsert wurde das mehr als eine Millionen Mark teure Kunstprojekt u. a. von der Deutschen Post. In der Nacht beleuchtet, wurde das „Hotel Europa“ schlagartig international bekannt.

Die Kunstinstallation stammte von HA Schult, bürgerlich Hans-Jürgen Schult, einem deutschen Künstler, der besonders für seine Objekt- und Aktionskunst bekannt geworden ist. 



Foto Kaiserbauruine

18. September 1997, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Fotografin: A. Laue

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be Fotosammlung 7.10.6 - Kaiserbau Außenansicht.jpg

Die sog. "Kaiserbauruine" war ursprünglich 1970 von der Stadt Troisdorf und dem Bauunternehmer Franz Kaiser als Flughafen-Hotel neben der A 59 geplant gewesen. Die Dimensionen des Projekts waren gewaltig, da das Hotel mit 18 Stockwerken, 600 Apartments, 1200 Hotelbetten und großen umliegenden Anlagen das zweitgrößte Hotel Deutschlands werden sollte.

Der Bau des Gebäudes begann im Jahr 1974. Der Rohbau stand bereits im Jahre 1975. Die enormen Ausmaße führten jedoch zu Verzögerungen und Abweichungen, die zu einem Baustopp und schließlich in Streitigkeiten zwischen der Stadt Troisdorf und dem Bauunternehmer endeten. Infolgedessen kam es zum Rücktritt des Mieters, der Holiday Inn Corporation. Die Streitigkeiten beider Parteien, zunächst außergerichtlich und dann vor Gericht, wurden bis ins Jahr 1992 ausgetragen. Erst der Bundesgerichtshof entschied endgültig: der Bauunternehmer musste das Grundstück an die Stadt Troisdorf zurückgeben.





Foto Kaiserbauruine

18. September 1997, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Quelle

Fotografin: A. Laue

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be Fotosammlung 7.10.6 - Kaiserbau Innenansicht.jpg


Die Stadt Troisdorf startete daraufhin Ende 1992 einen bundesweiten Investorenwettbewerb und erhoffte sich eine neue Kooperation. Da Verhandlungen mit Investoren über Jahre hinweg erfolglos blieben, wurde der Investorenwettbewerb schließlich 1997 eingestellt. Auch die Hoffnung mit der besagten Kunstinstallation "Hotel Europa" langfristig neue Impulse für die Stadtentwicklung zu setzen, erfüllten sich nicht. Zwar erreichte die Installation internationale Bekanntheit, jedoch blieb der erhoffte Tourismusandrang aus. Im Januar 2001 ließ die Stadt den Nutzungsvertrag mit HA Schult auslaufen und beschloss die baldige Sprengung des gewaltigen Rohbaus. Diese Sprengung erfolgte am 13. Mai 2001 um 8:01 Uhr vor etwa 20.000 Zuschauern.

Der leere Rohbau galt lange Zeit als Wahrzeichen Troisdorfs und wurde ein Ort des Lebens, eine Kultstätte für Jugendliche und Obdachlose, aber auch ein Ort des Todes, bedingt durch Drogentote, Suizide und Unfallopfer, weswegen er regelmäßig in den Schlagzeilen stand. Das hierdurch entstandene negative Bild in der Öffentlichkeit trug zu einem großen Teil zur Entscheidung über die Sprengung bei. 

Weitere Informationen und Bilder finden Sie unter anderem hier.

(ml)

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Burg Wissem im Wandel, 2003



Gemälde Burg Wissem

2003, Troisdorf

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Troisdorf

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Malerin: Valentina Smichnowskaja

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Das nebenstehende Gemälde war eine im September 2003 erfolgte Schenkung der Troisdorfer Künstlerin Valentina Smichnowskaja an den früheren Bürgermeister der Stadt Troisdorf Manfred Uedelhoven.

Auf dem Gemälde ist eine Seitenansicht der Burg Wissem aus Sicht des „Parks der Sinne“ abgebildet. Im Zentrum steht dabei das mit seinen zwei markanten Türmen ausgestattete Herrenhaus der Burg Wissem, indem sich seit Anfang der 1980er-Jahre das Bilderbuchmuseum befindet. Links neben dem Herrenhaus befindet sich die ca. 1550 erbaute Remise. Die Remise ist heutzutage Sitz der Heinz-Müller-Stiftung, welche das fotografische Erbe des Stifters bewahrt, fördert und veröffentlicht. Im Vordergrund sieht man den früheren Burggraben und die Anfänge des „Parks der Sinne“, welcher 2002 durch eine Initiative der Kreativ-Werkstatt Troisdorf e. V. entstand.

Burg Wissem gilt als Wahrzeichen Troisdorfs. Die Geschichte des Gebäudes als freiadelige Hofanlage (gen. "Wisheim, Wiesheim, Wyssem oder Weißheimb") reicht bis in die Zeit der fränkischen Merowinger bzw. Karolinger (500-700 n. Chr.) zurück. Sie war eine von Wassergräben umschlossene Burg- und Wehranlage und Stammsitz der Herren von Troisdorf (gen. "Truhtesdorf").

Der erste namentlich überlieferte Besitzer der Burg war Rembold von Plettenberg im Jahre 1435. In der folgenden Zeit wechselte die Burg mehrmals durch Erbfall, Heirat und Verkauf den Besitzer: 1511 kam sie an Johann aus dem Haus Zweiffel, 1646 an das Adelsgeschlecht Cortenbach, 1784 an Johann Ernst von Landsberg zu Olpe und 1826 an Friedrich von Hövel, 1828 an Ernst August von Beust sowie 1833 an Freiherr Clemens von Loë. Im Jahre 1939 wurde sie schließlich an die Gemeinde Troisdorf weiterverkauft, in deren Eigentum sie bis heute ist.

Von 1945 bis 1981 wurde Burg Wissem als Rathaus der Gemeinde bzw. Stadt Troisdorf genutzt. Anschließend fand das heutige Bilderbuchmuseum ein neues Zuhause in der Burg. Als einziges Museum seiner Art in Europa ist es international renommiert und behandelt die wichtigsten Stile der Bilderbuchillustration der letzten 100 Jahre. In den Jahren ab 2010 wurde die Anlage zu einem kulturellen Zentrum Troisdorfs erweitert und beherbergt nun neben der Tourist-Information, dem Museum für Stadt- und Industriegeschichte Troisdorf (MUSIT) und dem Portal Wahner Heide das Trauzimmer des Standesamtes, die Räume der Kreativwerkstatt und des Projektes "KennenLernenUmwelt" sowie das Burgrestaurant.

Weitere Hinweise zur Burg Wissem und den anliegenden Institutionen finden Sie hier.

(ml)



Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Johannes Ehrengruber (je), Marcel Luitjens (ml), Antje Winter (aw)
Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 01.03.2022 veröffentlicht.



Impressum

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Fax: 02241/900-8135
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Bildnachweis:
Startseite: © Peter Bouserath / Stadtarchiv Troisdorf

Inhaltlich verantwortlich:
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Kurator*innen:
Johannes Ehrengruber (je), Marcel Luitjens (ml), Antje Winter (aw)

 

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