Krishna Figur
Beschreibung
Diese etwa 30 cm große Figur aus Indien, an der blauen Hautfarbe als Krishna erkennbar, wurde als ein temporäres Kultbild aus leicht gebranntem Lehm hergestellt. Sie gelangte 1935 als Geschenk in die Bestände der Religionskundlichen Sammlung. Der langjährige Leiter der Sammlung, Martin Kraatz, stellt 1997 in einem Aufsatz zur „Lebendigkeit von Gegenständen“ dieses Objekt und seine Geschichte vor.
Der Missionar Martin P. Davis (1884-1976) habe während seiner Aufenthalte in Indien „den einen oder anderen religiösen Gegenstand, nicht ‚als ästhetische Pretiosen [Kostbarkeiten], sondern als Dokumente der Frömmigkeit indischer Menschen‘ gesammelt. In einem Brief an Rudolf Otto, dem damaligen Leiter der Sammlung, berichtete Davis, dass er während einer seiner Predigtreisen in ein Dorf kam, in dem aus Anlass des „Ram Lila“ Festes eine Reihe verschiedener hinduistischer Götterfiguren aufgebaut war. Aufgrund seines Interesses für die gelebte Wirklichkeit der Hindu-Traditionen habe er die Dorfbewohner gebeten, ihm die Figur der am meisten geschätzten Gottheit zu überlassen. Dieser Krishna sei ihm überreicht worden, als er „tanda“ (kalt) geworden sei, also keine rituelle Bedeutung mehr gehabt habe. Damit stellt sich der Missionar einerseits auf die Vorstellungen der Gläubigen ein, andererseits bezeichnet er in seinem Bericht die für das Ritual aufgestellten Götterfiguren als „Götzen“ und verwendet damit einen abwertend gebrauchten Begriff.
Schon an dieser kurzen Szene aus der Provenienz eines Sammlungsgegenstands werden die Ambivalenzen der Erwerbsgeschichte musealer Objekte deutlich. (Edith Franke)
Der Missionar Martin P. Davis (1884-1976) habe während seiner Aufenthalte in Indien „den einen oder anderen religiösen Gegenstand, nicht ‚als ästhetische Pretiosen [Kostbarkeiten], sondern als Dokumente der Frömmigkeit indischer Menschen‘ gesammelt. In einem Brief an Rudolf Otto, dem damaligen Leiter der Sammlung, berichtete Davis, dass er während einer seiner Predigtreisen in ein Dorf kam, in dem aus Anlass des „Ram Lila“ Festes eine Reihe verschiedener hinduistischer Götterfiguren aufgebaut war. Aufgrund seines Interesses für die gelebte Wirklichkeit der Hindu-Traditionen habe er die Dorfbewohner gebeten, ihm die Figur der am meisten geschätzten Gottheit zu überlassen. Dieser Krishna sei ihm überreicht worden, als er „tanda“ (kalt) geworden sei, also keine rituelle Bedeutung mehr gehabt habe. Damit stellt sich der Missionar einerseits auf die Vorstellungen der Gläubigen ein, andererseits bezeichnet er in seinem Bericht die für das Ritual aufgestellten Götterfiguren als „Götzen“ und verwendet damit einen abwertend gebrauchten Begriff.
Schon an dieser kurzen Szene aus der Provenienz eines Sammlungsgegenstands werden die Ambivalenzen der Erwerbsgeschichte musealer Objekte deutlich. (Edith Franke)
Institution
Beteiligte Personen und Organisationen
Geschenk durch M. P. Davis, American Evangelical Mission
Ort
Dorf bei Baloda Bazar, C.P., Indien
Maße/Umfang
30 cm hoch
Material/Technik
Ungebrannter Lehm, bemalt
Identifikator
Inv.-Nr.: Lp 133
Dateien
Quellenangabe
„Krishna Figur,” Spuren lesen: Objekte erzählen., zuletzt aufgerufen am 17. November 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/unisammlungen/items/show/57.