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Der Volksaufstand vom 17. Juni 1953



17. Juni 1953. Brandenburger Tor

Foto: Harry Croner, 17. Juni 1953

Aus der Sammlung von

Stiftung Stadtmuseum Berlin

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Stiftung Stadtmuseum Berlin

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Kurzbeschreibung
Demonstranten ersetzen die rote Fahne am Brandenburger Tor durch schwarz-rot-goldene Fahnen.
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Demonstranten am Brandenburger Tor, Berlin, 17. Juni 1953 Foto: Harry Croner, Stiftung Stadtmuseum, Berlin

Die Ausstellung

Zur Eröffnung dieser virtuellen Ausstellung sind genau 70 Jahre seit dem Aufstand vom 17. Juni 1953 in der DDR vergangen. Was bedeutet dieser Tag? Der Volksaufstand in der mittlerweile untergegangenen SED-Diktatur fügt sich in eine Reihe demokratischer Aufbrüche in der deutschen Geschichte: Die Revolution von 1848 und die Weimarer Republik gehören ebenso dazu wie die friedliche Revolution von 1989.

Heutzutage steht der Protest vom 17. Juni 1953 als Symbol für Zivilcourage und das Eintreten für demokratische Freiheit.



01

Zur Entstehung der DDR



Die Soldaten Adolf Hitlers im Felde, Erstürmter polnischer Küstenbunker mit Reichskriegsflagge auf der Westerplatte

Foto: Hugo Jäger, 1939, Westerplatte/Polen

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Kurzbeschreibung
Mit den ersten Schüssen auf Polen nahe Danzig beginnt am 1. September 1939 der von Deutschen begonnene Zweite Weltkrieg. Der Eroberungskrieg geht einher mit Raub und Völkermorden.
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Ein durch deutsches Militär zerstörter polnischer Bunker nahe Danzig, 1939 Foto: Hugo Jäger Stiftung Deutsches Historisches Museum


Sowjetische Besatzungszone

Der Raub- und Vernichtungskrieg des nationalsozialistischen Deutschlands und seiner Verbündeten überzieht Europa und Nordafrika von 1939 bis 1945 mit massenhaftem Tod und Leid. Bei der Aufteilung Deutschlands unter den alliierten Siegermächten USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich entstehen im Mai 1945 vier Besatzungszonen. Berlin wird im Juli 1945 zwischen den vier Alliierten in Einflussbereiche aufgeteilt.



Pharus Plan Berlin

Pharus Verlag, VEB Graphische Werkstätten, Berlin, um 1955

Aus der Sammlung von

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

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Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

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Kurzbeschreibung
Anders als bei späteren Stadtplänen Berlins aus DDR-Erzeugung sind hier die Westsektoren noch kartographisch erfasst. Spätere Ausgaben weisen für West-Berlin nur weiße Flächen aus, um Flüchtenden eine Orientierung auf Westgebiet zu erschweren.

Anders als bei späteren Stadtplänen Berlins aus DDR-Erzeugung sind hier die Westsektoren noch kartographisch erfasst. Spätere Ausgaben weisen für West-Berlin nur weiße Flächen aus, um Flüchtenden eine Orientierung auf Westgebiet zu erschweren.



Medizinisches Bataillon der Roten Armee bei Verwundeten- oder Leichentransport in der Friedrichstraße

Foto V.V. Faminskij, Mai 1945, Berlin

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Kurzbeschreibung
Die Rote Armee eroberte zusammen mit polnischen Verbänden Berlin. Anfang Juli 1945 zogen sich die sowjetischen Besatzer aus den Westsektoren der Stadt zurück, im Tausch für die Überlassung mitteldeutscher Gebiete durch die Westalliierten.
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Rotarmisten bergen Tote oder Verletzte in Berlin, Mai 1945, Foto: Valerij V. Faminski, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Die Rote Armee eroberte zusammen mit polnischen Verbänden Berlin. Anfang Juli 1945 zogen sich die sowjetischen Besatzer aus den Westsektoren der Stadt zurück, im Tausch für die Überlassung mitteldeutscher Gebiete durch die Westalliierten.



Die Sowjetische Militäradministration überträgt der Provisorischen Regierung der DDR die Verwaltungsfunktionen

10. Oktober 1949, Berlin

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Kurzbeschreibung
Am 7. Oktober 1949 war die DDR gegründet worden.
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General Vasilij I. Tschuikov übergibt der Regierung der DDR die Verwaltung, 10. Oktober 1949, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Gründung und Aufbau der DDR

Die sowjetische Besatzungsmacht lässt am 7. Oktober 1949 in ihrer Zone die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zu. Unter strenger Aufsicht der UdSSR entwickelt sich hier die Diktatur der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) nach sowjetischem Vorbild.

Politische Verfolgung von Gegner*innen des neuen Regimes stehen ebenso auf der Tagesordnung wie die Zwangsvergesellschaftung von Unternehmen, Immobilien sowie anderem Privateigentum.

Der Wiederaufbau der durch den Zweiten Weltkrieg zerstörten Wirtschaft vollzieht sich schleppend. Die Sowjetunion demontiert als Reparationsleistung Industrieanlagen und Infrastruktur. Dies behindert die wirtschaftliche Entwicklung in Ostdeutschland. Zudem zeigt sich früh die Ineffizienz der sozialistischen Planwirtschaft.

Gesellschaftliche und politische Unfreiheit sowie Mangelwirtschaft bestimmen den Alltag der Menschen in der DDR.



SED-Mitglieder erhalten ihre SED-Mitgliedsbücher

Foto: Roger und Renate Rössing, 1951

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Kurzbeschreibung
Im Zuge des unter sowjetischer Führung betriebenen Aufbaus einer sozialistischen Diktatur in Ostdeutschland war bereits 1946 die SPD mit der KPD zur SED zwangsvereinigt worden.
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SED-Mitglieder erhalten ihre Parteibücher, 1951, Foto: Renate und Roger Rössing, Deutsche Fotothek, Dresden


Freiwillige Helfer bei der Demontage des Braunkohlen- und Großkraftwerkes Hirschfelde für Reparationszahlungen an die Sowjetunion

7. November 1946, Hirschfelde

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Helfer bei der Demontage des Braunkohle- und Großkraftwerks Hirschfelde für die UdSSR, 7. November 1946, Stiftung Deutsches Historisches Museum

02

Zur Vorgeschichte des Aufstands



Dresden, Pionierpalast "Walter Ulbricht" (Schloß Albrechtsberg), Besuch von Walter Ulbricht, 31. Mai & Zittau, Besuch von Walter Ulbricht und Frida Hockauf, Mai 1954

1953 oder 1954

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Kurzbeschreibung
Ulbricht (1893-1973) schon in der Jugend überzeugter Sozialist, war in der Weimarer Republik in der KPD-Führung. Vor der NS-Verfolgung nach Moskau geflohen, kehrt er 1945 in die Sowjetische Bresatzungszone zurück, um unter sowjetischer Führung den Aufbau der DDR zu betreiben. Ulbricht wird von 1950 bis 1971 in verschiedenen Amtsfunktionen von Staat und Partei der zentrale politische Machthaber der DDR.
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Walter Ulbricht, 1953 oder 1954, Foto: Erich Pohl/Erich Höhne, Deutsche Fotothek, Dresden


Wirtschaftliche Probleme

Auf der 2. SED-Parteikonferenz im Juli 1952 verkündet Walter Ulbricht, Generalsekretär des Zentralkomitees der SED und stellvertretender Vorsitzender des Ministerrats der DDR, den "planmäßigen Aufbau des Sozialismus". Dessen Umsetzung führt zu einer schweren Ernährungskrise, zum Absinken des Lebensstandards und zum Rückgang der industriellen Produktion. Viele Menschen flüchten in den Westen. Die tief greifende wirtschaftliche, politische und gesellschaftliche Krise der DDR ist unübersehbar. ¹

¹ Grau, Andreas/Rosenberger, Ruth/Volkwein, Johanna: 17. Juni 1953 - Volksaufstand, in: Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland



Abstimmung auf der 2. Parteikonferenz der SED

zwischen 9. und 12. Juli 1952, Berlin

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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2. Parteikonferenz der SED in Berlin, Abstimmung, zwischen 9. und 12. Juli 1952, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Gesetzblatt der DDR mit dem Gesetz über die Bildung des Ministeriums für Staatssicherheit

21. Februar 1950, Berlin

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Kurzbeschreibung
Der hier abgebildete Gesetzestext bildete den Ausgangspunkt zur Gründung des Ministeriums für Staatssicherheit (= MfS, "Stasi"). Insbesondere nach dem 17. Juni 1953 entwickelte sich das MfS zu einem allumfassenden Spitzel- und Verfolgungsapparat der SED-Diktatur.
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Gesetzblatt der Deutschen Demokratischen Republik, 21. Februar 1950 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Im Zuge der Reformen von 1952 wurde auch der Sicherheitsapparat weiter ausgebaut, Repressionen gegen Oppositionelle wurden verschärft.



Propagandaschrift der SED über Streiks in kapitalistischen Ländern

1952, Berlin

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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SED, Landesleitung Groß-Berlin, Propagandaschrift über Streiks in kapitalistischen Ländern, 1952 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Das mangelhafte Angebot an Konsumgütern, etwa Lebensmitteln, bei gleichbleibend niedrigen Löhnen kann nicht wirksam bekämpft werden. Der fortbestehende Druck, Repressionen und Mangel führen bereits Ende 1952 zu vereinzelten Protesten und zahlreichen Streiks der ostdeutschen Arbeiter*innenschaft.

Da die DDR als "Arbeiter- und Bauernstaat" propagiert wird, muss jede reale Arbeitsniederlegung von Partei und Staat als schwere Kritik an der SED-Diktatur gedeutet werden.



Josif Vissarionovitsch Stalin

Aus der Sammlung von

Wikimedia

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Kurzbeschreibung
Josif V. Stalin (1878-1953) war von 1927 bis 1953 Diktator in der UdSSR. Unter seiner Führung kam es zu massenhaften Verfolgungen und Ermordungen von Gegnern des Regimes. Bis 1941 teilte er mit NS-Deutschland Interessensphären im Baltikum auf. Mit dem Überfall der Deutschen auf die Sowjetunion wurden beide Regime zu Gegnern.
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Josif V. Stalin, 21. Dezember 1949, Wikimedia


Stalins Tod

Am 5. März 1953 stirbt Josif Vissarionovitsch Stalin, seit 1927 Diktator der Sowjetunion. Bereits vor dem Zweiten Weltkrieg versuchte er, die sowjetische Machtsphäre Richtung Westen zu vergrößern. Der junge ostdeutsche Staat erwies sich in diesem Sinne als nützliches Werkzeug.

Nach seinem Tod hoffen nun viele in der DDR auf politische Lockerungen und Erleichterungen im eigenen Land.



Sammelstelle zum Trauermarsch in der Stalinallee anlässlich des Todes von Stalin

Richard Perlia, 5. März 1953, Berlin-Ost

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Sammlung zum Trauermarsch zum Tod Josif V. Stalins, Berlin Stalinallee, 5. März 1953, Foto: Richard Perlia, Stiftung Deutsches Historisches Museum

“Stalins Tod am 5. März 1953“ - Ein Zeitzeuge berichtet

Am 5. März 1953 starb Stalin. Das wurde aber nicht gleich überall bekannt. In den "Volkseigenen Betrieben" kam die Todesnachricht zuerst unter das Volk. Nach Dienst ging ich zunächst in die HO, den sozialistischen Laden, um zu sehen, was es eventuell Gutes gab. Es gab Bratwürste, ich kaufte drei. Zu Hause verkündete ich Evchen und Natchen: "Heute gibt es Bratwürste!" Natchen war erstaunt und meinte, heute sei doch erst Donnerstag, so etwas gibt es doch nur am Sonntag. Ich, im Flüsterton: "Stalin ist gestorben!" Großer Jubel der ganzen Familie. Das hat uns geschmeckt!

Helmut Beschke: Wachsender Unmut und Stalins Tod am 5. März 1953, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland



Um das Regime in Ost-Berlin angesichts des Protests in der Bevölkerung und der Massenflucht zu stabilisieren, ordnet die sowjetische Führung in dieser Zeit gegenüber dem SED-Regime an, Tempo und Härten beim "Aufbau des Sozialismus" zu mildern.

Eine Rücknahme bei der eingeschränkten Versorgung mit Lebensmittelkarten, eine Revision von Zwangskollektivierungen in der Landwirtschaft und ein Ende der Verfolgung von Kirchenmitgliedern zählen am 9. Juni 1953 so zu den überstürzten Versuchen der SED, die DDR-Bevölkerung zu befrieden. Allerdings wird eine Maßnahme im Zuge dieses "Neuen Kurses" nicht zurückgenommen, die nun zum Stein des Anstoßes für den Volksaufstand wird: die Arbeitsnormenerhöhungen in der Industrie.



03

Der Aufstand: Das Zentrum Berlin



Bau der Stalinallee in Berlin

Foto: Roger und Renate Rössing, 1952, Berlin

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Beginn

Deutlich mehr Leistung bei gleichbleibendem Lohn: Im Mai 1953 beschließt der DDR-Ministerrat eine Erhöhung der Arbeitsnormen um zehn Prozent. Die Erhöhung der Arbeitsnormen für Bauarbeiter*innen führen bereits am 12. Juni 1953 zu ersten Protestversammlungen an Baustellen in der Stalinallee. Man droht mit Streiks. Auch eine Ausflugsgruppe von Gewerkschaftler*innen zum Müggelsee kündigt am 13. Juni Streiks für den 15. Juni an. Die am 15. und 16. Juni im Arbeitsausstand Befindlichen suchen persönliche Vorsprache beim Ministerpräsidenten zur Rücknahme von Normerhöhung und Lohnsenkung. Einzelne Protestierende tragen als radfahrende Kurier*innen die Neuigkeiten in Betriebe des Umlandes.

Mehrfach versuchen Parteivertreter*innen, Protestversammlungen zu beschwichtigen. Am 16. Juni nimmt das Politbüro der SED die umstrittenen Normerhöhungen zurück. Vergebens: Tausende Protestwillige strömen ins Zentrum Ost-Berlins. Einige durchqueren auf ihrem Weg die Westsektoren. Gegen Abend sind bereits 20.000 Menschen in der Mitte Ost-Berlins versammelt.





Klappkarton mit Werbung für RIAS

1950, Berlin

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Kurzbeschreibung
Der 1946 durch die US-Besatzer*innen gegründete Sender informierte während des Volksaufstandes Mitte Juni 1953 Ost- und West-Berliner über die Ereignisse.
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Radio im amerkanischen Sektor (RIAS), Reklame, 1950, Stiftung Deutsches Historisches Museum

Ab dem Abend des 16. Juni verbreitet der auch im Osten empfangene Radiosender RIAS die Forderungen der Aufständischen in regelmäßigen Abständen: Rückkehr zu den alten Normen, eine Herabsetzung der Preise, freie und geheime Wahlen sowie Straffreiheit für Streikteilnehmende.





Jugendliche Demonstranten klettern vom Brandenburger Tor in den Westsektor, nachdem sie die rote Fahne abgenommen haben

17. Juni 1953, Berlin

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Demonstrierende klettern vom Brandenburger Tor in Berlin, mit einer abgenommenen roten Fahne, 17. Juni 1953, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Ausbreitung in der Stadt

Am 17. Juni schließen sich weitere Arbeiter*innen dem Aufstand an – zehntausende Menschen demonstrieren in der ganzen Stadt. 

Sie fordern nicht mehr allein die Rücknahme der Normenerhöhung, sondern auch freie Wahlen, die Wiedervereinigung, die Ablösung Ulbrichts und Freiheit für alle politischen Gefangenen.



Das brennende Columbushaus am Potsdamer Platz

17. Juni 1953, Berlin, Potsdamer Platz, Columbushaus

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Demonstrierende vor dem brennenden Columbushaus, Berlin Potsdamer Platz, 17. Juni 1953, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Demonstranten verbrennen am 17. Juni 1953 die rote Fahne vom Brandenburger Tor

17. Juni 1953, Berlin, Brandenburger Tor

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Stiftung Deutsches Historisches Musseun

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Stiftung Deutsches Historisches Musseun

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Demonstrierende verbrennen am 17. Juni 1953 die rote Fahne vom Brandenburger Tor

“Frohe Aufbruchsstimmung“ - Ein Zeitzeuge berichtet

Am siebzehnten Juni zu Arbeitsbeginn versammelten sich die meisten Arbeiterinnen und Arbeiter der Baustelle in der Hauptstraße von Schildow vor dem kleinen Gebäude mit dem ehemaligen Ladengeschäft, in dem jetzt die Bauleitung untergebracht war. Einige Kollegen hatten ein Transparent vom Maifeiertag übermalt und unsere Forderungen nach Rücknahme der Regierungsbeschlüsse draufgeschrieben. [...]

Der lange Marsch ins Zentrum durch Niederschönhausen und Pankow und ab U-Bahnhof Vinetastraße die ganze Schönhauser-Allee entlang begann. Auch an diesem Tag schien die Sonne. Es war warm und alle befanden sich in einer Art Festtagsstimmung. Vermutlich ging es den anderen ähnlich wie mir: in mir war eine erwartungsvolle Erregung, wie ich sie als Kind verspürte, wenn die Eltern mit uns in den Zirkus oder auf den Jahrmarkt gingen. Je näher wir dem Ereignis kamen, umso deutlicher waren Musik und Lärm zu hören, umso größer wurde unsere Spannung. Versetze ich mich in die Vormittagsstunden des siebzehnten Juni 1953 zurück, dann empfinde ich aber außerdem noch immer unser aller Euphorie, die lachende Zuversicht, die allgemein frohe Aufbruchsstimmung und ein so nicht gekanntes Gefühl der Zusammengehörigkeit und Solidarität. [...]

Vom Straßenrand, von den Balkonen herunter und aus den Fenstern begleiteten uns viele gute Wünsche und fröhliche Zurufe. Längst war unser Zug nicht mehr allein. Mit uns waren entlang unserer Strecke auch andere Betriebe auf die Straße gegangen. So vergrößerte sich der Demonstrationszug von Kilometer zu Kilometer. In der Schönhauser Allee war kein Anfang und kein Ende mehr sichtbar: nach vorn in Richtung Innenstadt und nach hinten in Richtung Pankow bewegte sich ein im wahrsten Wortsinne "endloser" Zug. [...] 

Joachim Rumpf: Mein siebzehnter Juni 1953, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland





Die Volkspolizei im Columbushaus am Potsdamer Platz ergibt sich

17. Juni 1953, Berlin, Columbushaus

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Einschreiten der DDR und sowjetischer Kräfte

Bereits am 16. Juni erbittet Walter Ulbricht von den sowjetischen Behörden in Ost-Berlin vergeblich die Genehmigung, zur Niederschlagung der Proteste Schusswaffen einsetzen zu dürfen.

In der Nacht zum 17. Juni 1953 koordiniert die sowjetische Armee ihren Einsatz mit den überforderten ostdeutschen Polizeieinheiten. Die Kasernierte Volkspolizei zeigt sich den Protestierenden unterlegen. Schlägereien, die Erstürmung von Polizeiwachen oder die Demontage von Schildern an der Sektoren-Grenze können nicht verhindert werden. Führende Vertreter*innen des SED-Regimes sind in das Hauptquartier der sowjetischen Besatzungsmacht geflohen.





Sowjetische Panzer in der Leipziger Straße am Haus der Ministerien

17. Juni 1953, Berlin, Leipziger Strasse

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Erst durch den Einsatz der Roten Armee erlangen Sicherheitskräfte die Kontrolle, Panzer besetzen das Zentrum. Es kommt zu Schüssen, zu Todesopfern. An den massenhaften Inhaftierungen und Verurteilungen von Aufständischen ist das Militär der UdSSR, die Rote Armee, maßgeblich beteiligt.



17. Juni 1953. Leipziger Strasse Potsdamer Platz

17. Juni 1953, Berlin, Leipziger Strasse

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Stiftung Stadtmuseum Berlin

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Stiftung Stadtmuseum Berlin

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Sowjetische Panzer und Demonstrierende am Potsdamer Platz, Berlin, 17. Juni 1953, Foto: Harry Croner, Stiftung Stadtmuseum Berlin


Demonstranten werfen in der Leipziger Straße in Berlin Steine gegen russische Panzer

17. Juni 1953, Berlin, Leipziger Strasse

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Protestierende werfen Steine auf sowjetische Panzer, Berlin, 17. Juni 1953, Foto: Wolfgang Albrecht, Stiftung Deutsches Historisches Museum

“Panzerwagen und Schüsse“ - Ein Zeitzeuge berichtet

Es war hoher Mittag, als ich von den Museen her kommend die Menschen Unter den Linden herumlaufen sah. Ich hörte das Rasseln der Panzerwagen und hörte Schüsse knallen, noch ehe ich dort war. [...] Ich habe keinen russischen Soldaten gesehen. Offenbar wurde aus den geschlossenen Panzerwagen geschossen. Auch ob gezielt auf Menschen oder in die Luft geschossen wurde, konnte ich nicht feststellen. Wohl aber sah ich vor bis zum Brandenburger Tor und über die ganze Länge und Breite der Straße viele Menschen vor den Panzern zur Seite springen und wieder, gleichsam ziellos und rasch herumlaufen oder, gleich mir, irgendwo kurz zuschauend, stehen bleiben. Einige warfen Steine nach den Panzern, brüllten und schrien. [...]

Joachim Rumpf: Mein siebzehnter Juni 1953, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland





Wurfkörper vom 17. Juni 1953

17. Juni 1953, Berlin?

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Wurfkörper von Protestierenden am 17. Juni 1953, Stiftung Deutsches Historisches Museum

04

Von der Hauptstadt ins Land



"Der Volksaufstand des 17. Juni" [1953] [1954?]

1953/1954

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Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart

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Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart

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Der Volksaufstand des 17. Juni 1953, Karte, um 1954, Landesarchiv Baden-Württemberg, Stuttgart


Verbreitung in der DDR

Die Nachrichten von den Protesten in Berlin gelangen zeitverzögert in die Peripherie und lösen auch hier Unruhen aus. Insgesamt vollzieht sich der Aufstand Mitte Juni 1953 an etwa 700 Orten in der DDR.

Zuweilen entwickelt sich vor Ort eine eigene Dynamik. Die Unterschiedlichkeit der Verläufe des Protests ist ein guter Beleg für die spontane Entladung lang aufgestauter Unzufriedenheit in großen Teilen der DDR-Bevölkerung. 



Titelblatt der West-Berliner Tageszeitung "Berliner Morgenpost" zu den Unruhen um den 17. Juni 1953 in der DDR

18. Juni 1953, Berlin

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Berliner Morgenpost, West-Berlin, 18. Juni 1953 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Dresden, VEB Sachsenwerk Niedersedlitz, Fassade des Hauptgebäudes nach dem 17. Juni 1953, geschmückt mit Losungen der Gesellschaft für Deutsch Sowjetische Freundschaft, Juni 1953

nach dem 17. Juni 1953, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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VEB Sachsenwerk Niedersedlitz, Dresden mit Propaganda zur Deutsch-Sowjetischen Freundschaft, nach dem 17. Juni 1953, Deutsche Fotothek, Dresden


Beispiel Dresden

30 Kursteilnehmer*innen aus dem SAG-Betrieb Sachsenwerk in Niedersedlitz sind am 16. Juni 1953 zu einer Fortbildung in Berlin. Sie erleben dort Streiks und Demonstrationen. Im Sachsenwerk beginnen nun auch Arbeitsniederlegungen. Andere Belegschaften folgen. Der Ruf nach niedrigeren Arbeitsnormen, dem Rücktritt der Regierung, geheimen Wahlen, der Freilassung politischer Gefangener, einer Verbesserung der Sozialfürsorge sowie einer Senkung der Preise in HO*-Läden ertönt lauter.

* Handels-Organisation: staatliches Einzelhandelsunternehmen



Bekanntmachung über die Ausrufung des Ausnahmezustandes in der Stadt Dresden

17. Juni 1953, Dresden

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Chef der Garnison Dresden der sowjetischen Streitkräfte, Verkündigung des Ausnahmezustands, 17. Juni 1953, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Demonstrationszüge in das Stadtzentrum stoppen, da die Rote Armee dort strategisch wichtige Knotenpunkte militärisch gesichert hat. Auch die Kasernierte Volkspolizei stellt sich den zehntausenden Demonstrierenden entgegen. Es kommt zu ersten Festnahmen.

Am 18. Juni isti der Aufstand niedergeschlagen. Gewaltsame Ausschreitungen von Seiten der Demonstrierenden sind kaum zu verzeichnen.



Dresden-Neustadt, Karl-Marx-Platz (Palaisplatz). Aufmarsch nach dem 17. Juni 1953 zusammen mit sowjetischen Armee-Einheiten

nach dem 17. Juni 1953, Dresden-Neustadt

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Staatliche Propagandaveranstaltung mit Rotarmisten, Dresden, nach dem 17. Juni 1953, Deutsche Fotothek, Dresden


Dresden, Grunaer Straße. Demonstration unter der Losung "Was die Stalinallee in Berlin ist, ist in Dresden die Grunaer Straße", 1954

1954, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Propaganda "Was die Stalinallee in Berlin ist, ist in Dresden die Grunaer Strasse, 1954 Foto: Erich Pohl, Erich Höhne; Deutsche Fotothek, Dresden


Ohne irgendeine Erwähnung der Proteste wurde die Erneuerung der Dresdener Grunaer Strasse (1951-1955) ebenso propagandistisch als "Erfolg" gewertet wie die Errichtung der Stalinallee in Berlin.



Leipzig Hauptbahnhof

um 1953, Leipzig Hauptbahnhof

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Leibniz-Institut für Länderkunde e.V., Leipzig

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Leibniz-Institut für Länderkunde e.V., Leipzig

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Hauptbahnhof Leipzig, einer der Hauptplätze des Protests, um 1953, Leibniz-Institut für Länderkunde e.V., Leipzig


Beispiel Leipzig

In der Nacht vom 16. auf den 17. Juni streiken erste Belegschaften in Leipzig aus Solidarität mit den Berliner Kolleg*innen. Teile von ihnen ziehen am 17. Juni demonstrierend in das Zentrum der Stadt. Manfred Gerlach (LDPD), stellvertretender Bürgermeister, versucht die Protestierenden zu beschwichtigen und wird verprügelt.

Gegen Mittag sind etwa 100.000 Menschen in der Stadtmitte. Tausende versuchen Behördengebäude, darunter die Untersuchungshaftanstalt, zu stürmen. Hierbei kommt es zu Schießereien und Todesopfern unter den Demonstrant*innen.

Die Rote Armee greift erst am Nachmittag gegen die Protestwelle ein. Belagerte oder verwüstete Gebäude der FDJ, des Telegrafenamtes, der Hauptbahnhof oder des Rundfunks werden gesichert. Am 22. Juni ist der Aufstand niedergeschlagen.



Porträt von Manfred Gerlach, stellvertretender Oberbürgermeister von Leipzig

1952, Leipzig

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek, Dresden

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Deutsche Fotothek, Dresden

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Kurzbeschreibung
Manfred Gerlach (1928-2011) sollte als Berufspolitiker 1967 bis 1990 Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands (LDPD) werden. Von 1960 und bis 1989 war stellvertender Stratsvorsitzender der DDR, 1989/1990 letzter Vorsitzender dieses Gremiums.
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Manfred Gerlach, stellvertretender Oberbürgermeister von Leipzig, 1952, Foto: Renate und Roger Rössing, Deutsche Fotothek, Dresden


Demonstranten während des Volksaufstandes am 17.Juni 1953 vor der Untersuchungshaftanstalt in der Beethovenstraße

Aus der Sammlung von

Stadtgeschichtliches Museum Leipzig

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Stadtgeschichtliches Museum Leipzig/Dr. Erich Rößler, Inventarnummer F/109/2003

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Demonstranten während des Volksaufstandes am 17.Juni 1953 vor der Untersuchungshaftanstalt in der Beethovenstraße


Regionale Tageszeitung der SED "Leipziger Volkszeitung" zu den Unruhen am 17. Juni 1953

19. Juni 1953, Leipzig

Aus der Sammlung von

Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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SED Bezirksleitung Leipzig, Leipziger Volkszeitung, 19. Juni 1953 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Der hier abgebildete Leitartikel folgt dem Narrativ, der Volksaufstand vom 17. Juni 1953 sei ein revolutionärer Versuch des unzureichend entnazifizierten Westdeutschlands gewesen, die DDR zu destabilisieren.

05

Reaktionen und Folgen im Kalten Krieg

Der "faschistische Westen" und die "Konterrevolution"

Für den DDR-Herrschaftsapparat sind die Aufstände ein Schock. Die nach 1945 "faschistisch" gebliebene Bundesrepublik hätte zentral gesteuert eine "Konterrevolution" gegen die DDR begonnen, so die Propaganda der SED-Führung.

In den Wochen nach dem 17. Juni 1953 inhaftieren die Polizei, Mitarbeitende des Ministeriums für Staatssicherheit (= MfS) sowie sowjetische Kräfte etwa 15.000 Menschen. Es kommt zu Erschießungen. Während sowjetisches Militär auf Sanktionen drängt, ist der DDR-Kurs uneinheitlich: Einige Vertreter*innen des Regimes drängen auf Repression, andere meinen durch Entgegenkommen die Widerständler*innen zu befrieden.

In Folge des Volksaufstands wird der Bespitzelungsapparat des MfS zur Herrschaftssicherung ausgebaut. Überdies werden in der SED Zehntausende frühere Sozialdemokrat*innen als vermeintliche Aufständische verfolgt. Parallel brechen in der SED erneut Konflikte um die Führungsrolle Walter Ulbrichts im Machtapparat der DDR auf. Letzterer kann sich nur mit Moskaus Rückendeckung behaupten.





Erich Mielke

1976

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Kurzbeschreibung
Erich Mielke (1907-2000), begann bereits direkt nach Ende des Zweiten Weltkriegs mit dem Aufbau eines Verfolgungsapparates in der SBZ/DDR. Von 1957 bis 1989 war er Minister für Staatssicherheit und lenkte die sogenannte "Stasi".
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Erich Mielke, 1953 stellvertretender Minister für Staatssicherheit, Wikimedia


Per Blitzfernschreiben erging durch den stellvertretenden Minister für Staatssicherheit, Erich Mielke, folgende Anweisung an alle MfS-Dienststellen:

Energisches "Handeln" erfordert die besondere Lage, Hetzer, Provokateure, Saboteure, Rädelsführer und andere Elemente, die sich hierbei besondern hervortaten, sind sofort festzunehmen. Über die Festgenommenen ist täglich Meldung zu erstatten.


Sonderdruck des FDGB zum "Neuen Kurs" der Parteiführung nach dem 17. Juni 1953

8. September 1953, Berlin

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Stiftung Deutsches Historisches Museum

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Freier Deutscher Gewerkschaftsbund, Schrift, 8. September 1953 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Propagandaschrift der DDR zum Aufstand vom 17. Juni 1953

1953, Berlin

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Kurzbeschreibung
Auch in dieser Broschüre sieht die DDR-Propaganda eine "westdeutsche Verschwörung" als Ursache des Volksaufstands vom 17. Juni 1953.
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Nationale Front des demokratischen Deutschland, Nationalrat der DDR, Der Tag X, Propaganda, 1953 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum

“Gefühl der Unsicherheit“ - Ein Zeitzeuge berichtet

So ein Ereignis lässt sich aber nicht einfach beenden, wie irgendein Wochenenderlebnis. Dazu war auch die Unsicherheit zu groß bei der Frage, was würde denen passieren, die mitgemacht haben? Zunächst geschah gar nichts. Wir nahmen mit mehr oder weniger Verspätung am nächsten Tag die Arbeit wieder auf und tauschten unsere Erfahrungen aus. Die Normerhöhungen und die Kürzung der Auslösungen waren zurückgenommen worden und die Zeitungen schrieben über den "Neuen Kurs". Die Stimmung aber war sehr gedrückt und manch einer wird überlegt haben, wie er irgendwie aus der ganzen Geschichte wieder rauskommt, ohne den Arbeitsplatz oder den erreichten Posten zu verlieren. Mir war jedenfalls nicht wohl in meiner Haut, und ich wäre damals froh gewesen, wenn schon Gras über die Geschichte gewachsen wäre. Am zwanzigsten Juni erhielt ich von der zentralen Bauleitung die Versetzungsmeldung hin zu einer anderen Baustelle. Einige Wochen später wurde mir gekündigt. [...]

Joachim Rumpf: Mein siebzehnter Juni 1953, in: LeMO-Zeitzeugen, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland



Widerstand gegen die "rote Diktatur"

Die Bundesrepublik zeigt sich zunächst von den Ereignissen überrascht. Schnell bietet der Aufstand im Osten jedoch die Chance, erneut auf den repressiven Charakter des SED-Regimes zu verweisen. Die Wiedervereinigung des geteilten Deutschlands wird verstärkt gefordert. Letztendlich ist die Bundesrepublik jedoch zur Rolle der Zuschauerin verdammt. Die USA senden im Sommer und Herbst 1953 Lebensmittelpakete in die DDR.

Mit der Ende der 1960er Jahre einsetzenden Entspannungspolitik gegenüber den Staaten des Ostblocks verliert der 17. Juni in Westdeutschland an erinnerungspolitischer Bedeutung.

Nach dem Fall der Mauer und der Wiedervereinigung - und im Schatten dieser Ereignisse - konnte und kann in der Berliner Republik eine freiere und historisierende Behandlung des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953 erfolgen.





Extrablatt der Berliner Morgenpost vom 17. Juni 1953

17. Juni 1953, Berlin

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Berliner Morgenpost, Extrablatt, 17. Juni 1953 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Bild-Ton-Träger zum 17. Juni 1953

1960

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Schallplatte mit Begleitheft zum 17. Juni 1953 aus Westdeutschland, 1960 [Cover], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Satirezeitschrift aus Berlin (West) zur illegalen Verbreitung in der DDR zum Jahrestag des Aufstandes vom 17. Juni 1953

1958, West-Berlin

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Kurzbeschreibung
Zum fünften Jahrestag des Volksaufstandes von 1953 zitierte das Titelblatt graphisch das sowjetische Fahnenemblem. Als Hammer fungiert hier ein sowjetischer Panzer. Die Sichel wird aus DDR-Bürger*innen gebildet.
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Tarantel, ein westdeutsches Satireblatt, finanziert vom CIA, illegal in der DDR verteilt, Juni 1958 [Titel], Stiftung Deutsches Historisches Museum


Propagandaschrift der DDR gegen Hilfsaktionen der USA für Flüchtlinge nach dem 17. Juni 1953

1953

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DDR-Propaganda gegen US-Lebensmittelpakete für DDR-Flüchtlinge nach dem 17. Juni 1953, 1953, Stiftung Deutsches Historisches Museum

06

Gedenken



Blick auf Siegessäule und die "Straße des 17. Juni"

um 1958, Berlin-Tiergarten, Strasse des 17. Juni

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Gedenken

Am 22. Juni 1953 benennt der West-Berliner Senat die zum (gesperrten) Brandenburger Tor führende Magistrale in "Strasse des 17. Juni" um. Einen Tag später erweist der West-Berliner Bürgermeister Ernst Reuter (SPD) zusammen mit Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) den verstorbenen Aufständischen die letzte Ehre.



Plakat zur Aktion Unteilbares Deutschland zur mahnenden Erinnerung an die Geschehnisse des Arbeiteraufstandes vom 17. Juni 1953

um 1955, Berlin

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Kuratorium Unteilbares Deutschland, Plakat zum Aufstand des 17. Juni 1953, um 1955, Stiftung Deutsches Historisches Museum


Noch 1953 küren SPD und CDU den 17. Juni zum nationalen Feiertag. Angeführt von Jakob Kaiser (CDU), Bundesminister für gesamtdeutsche Fragen, wird das Kuratorium Unteilbares Deutschland gegründet.



Kranzniederlegung in Berlin zum 9. Jahrestag des Volksaufstandes vom 17. Juni 1953

17. Juni 1962, Berlin-Wedding, Seestrasse

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Kurzbeschreibung
Auf dem Städtischen Urnenfriedhof an der Seestraße im Bezirk Wedding wurden am 23. Juni 1953 acht Opfer des Aufstandes, die in West-Berliner Krankenhäusern gestorben waren, beigesetzt. Stellvertretend für alle Opfer wurde hier am 17. Juni 1955 ein Mahnmal eingeweiht, an dem bis heute alljährlich die offiziellen Gedenkfeiern und Kranzniederlegungen der Bundesregierung und des Berliner Senats stattfinden.
In der ersten Reihe rechts der Regierende Bürgermeister von West-Berlin Willy Brandt (SPD), links neben ihm Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU).

Mit dem Bau der Mauer am 13. August 1961, vor allem aber mit der einsetzenden Entspannungspolitik verliert das Gedenken an den 17. Juni mehr und mehr an Bedeutung.

Mit der Wiederveinigung 1990 wird der bis dahin begangene Nationalfeiertag zum Gedenktag. Seinen Platz nimmt der 3. Oktober als Tag der deutschen Einheit ein.



Hennigsdorfer Stahlarbeiter durchqueren bei Ihrem Marsch nach Ostberlin den Westberliner Arbeiterbezirk Wedding

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Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung

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70 Jahre DDR-Volksaufstand/AdsD/FES; 6/FOTB001831

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Hennigsdorfer Stahlarbeiter durchqueren bei Ihrem Marsch nach Ostberlin den Westberliner Arbeiterbezirk Wedding

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