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Von Löwen und Legenden

Wilhelm Kuhnert (1865 – 1926) und Brehms Tierleben

Brehms Welt - Tiere und Menschen

01

Einführung zu Brehms Tierleben - Ein Tierlexikon auf Erfolgskurs



Alfred Brehm

Fotografie, 1873

Aus der Sammlung von

Brehms Welt - Tiere und Menschen

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Brehms Welt - Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Porträtfotografie von Alfred Brehm aus dem Jahr 1873
Porträt Alfred Brehm-1623.jpeg


Einführung

Brehms Tierleben, ab 1863 veröffentlicht, ist ein bedeutendes Werk der zoologischen Literatur, das von Alfred Edmund Brehm (1829-1884), einem deutschen Naturforscher und Zoologen, verfasst wurde.
Es bietet eine umfassende Darstellung der Tierwelt und umfasst über 2.000 Tierarten, die detailliert beschrieben werden. Brehms Tierleben von Alfred Brehm war weit mehr als ein bloßes Tierlexikon. Es beeindruckte nicht nur durch die wissenschaftlich fundierten und sprachlich lebendigen Texte, sondern auch durch die Vielzahl und Neuartigkeit der begleitenden Illustrationen. Diese, anfangs noch monochrom, setzten neue Maßstäbe in Bezug auf Detailtreue und Ausdruckskraft der dargestellten Tiere und trugen somit entscheidend zum Erfolg des Werkes bei.

 

 



Einband

Brehm, Alfred Edmund (1829–1884), Buch, 1864

Aus der Sammlung von

Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Prächtiger Einband des Buchs: llustrirtes Tierleben

Illustrirtes Thierleben von A. E. Brehm

Die erste Auflage des Tierlexikons, die 1863 erschien, trug noch den Titel Illustrirtes Thierleben. Erst später war der Name Brehm so bekannt, dass er als Markenzeichen verwendet werden konnte – vergleichbar mit Begriffen wie Brockhaus oder Duden, die ebenfalls als Synonyme für umfassende Nachschlagewerke stehen.
In der Folge orientierten sich auch andere, wie der Frankfurter Zoodirektor Bernhard Grzimek (1909–1987) mit seiner Reihe Grzimeks Tierleben, an Brehms Erfolg und nutzten die Popularität des Namens für ihre eigenen Werke.

 

02

Die künstlerische Gestaltung des Werks und die Illustratoren der ersten Stunde



Skizzenblatt mit Affendetails

Kuhnert, Wilhelm, Grafik

Aus der Sammlung von

Dauerleihgabe der Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung. Seit Februar 2024 als Dauerleihgabe in Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Bildrechte: Brehms Welt – Tiere und Menschen / Erstellung: Lindenau-Museum Altenburg

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Kurzbeschreibung
Skizzenblatt mit verschiedenen Affendetails

Die künstlerische Gestaltung des Werks

Viele junge Illustratoren und Kunstmaler erhielten durch ihre Darstellungen in Brehms Tierleben die Gelegenheit, sich einem breiten Publikum vorzustellen. Ihre Werke prägten nicht nur die Brehm-Bände, sondern trugen auch entscheidend zur Entwicklung ihrer eigenen Karrieren bei. Mit jeder Auflage wechselten Anzahl und Zusammensetzung der beteiligten Illustratoren.



Schlafender Löwe und Löwendetails

Kuhnert, Wilhelm, Bleistiftzeichnung

Aus der Sammlung von

Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung, Renthendorf. Seit Februar 2024 als Dauerleihgabe in Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Bildrechte: Brehms Welt – Tiere und Menschen / Erstellung: Lindenau-Museum Altenburg

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Kurzbeschreibung
Verschiedene Löwendetails auf einem Blatt, zentral ist ein schlafender Löwe dargestellt.

Die Künstler von Brehms Tierleben

Einige Künstler waren über mehrere Ausgaben hinweg vertreten, gleichzeitig kamen mit jeder neuen Auflage auch immer wieder neue hinzu, da auch die Zahl der Illustrationen im Laufe der Bände stetig wuchs. Die unterschiedlichen Ausgaben, die über die Jahre hinweg erschienen, richteten sich an jeweils unterschiedliche Zielgruppen: So gab es eine Kleine Ausgabe für Volk und Schule oder Versionen mit den beliebtesten Tieren.
Dies spiegelte sich nicht nur in den Titeln wider, sondern beeinflusste auch die Auswahl der Abbildungen und somit die Beteiligung der Künstler.



Faunaffe, Kapuziner

Mützel, Gustav, Buchillustration

Aus der Sammlung von

Förderkreis Brehm e.V.
Dauerleihgabe in Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Brehms Welt - Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Drei Affen sitzen auf zwei sich kreuzenden Ästen beieinander.
Kuhnert_Scan_BT_Fraunaffe_Kapuziner_Mützel.jpg

Illustrationen "nach dem Leben"

Brehms Anspruch war es, dem Betrachtenden die Tiere in zahlreichen Abbildungen so lebensecht und realitätsnah wie möglich darzustellen. In früheren Lexika wurden oft Vorlagen anderer Künstler genutzt oder Bilder, basierend auf toten beziehungsweise präparierten Tieren, erstellt.
Die für Brehms Tierleben tätigen Künstler arbeiteten hingegen in Tiergärten und Zoos, um die Tiere aus nächster Nähe zu beobachten und in Bewegung zu zeigen. Obwohl es selten war, reisten manche der Künstler, um exotische Tiere und deren Lebensräume vor Ort zu studieren.
Gerade diese Künstler schufen besonders lebendige Darstellungen der Tiere in ihrer natürlichen Umgebung. Bei vielen Illustrationen für Brehms Tierleben findet sich daher auch der Hinweis „nach dem Leben gez." [gezeichnet].

 





Wildschwein

Kretschmer, Robert (Zeichner) (1818–1872); Schmidt, J. O. (Stecher), Illustration

Aus der Sammlung von

Dauerleihgabe des Förderkreis Brehm e.V. für Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Robert Kretschmers Illustrationen

Ein bedeutender Illustrator für mehrere Auflagen von Brehms Tierleben war Robert Kretschmer (1818–1872), der für die ersten beiden Auflagen zentrale Zeichnungen anfertigte. Gemeinsam mit Alfred Brehm und Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg und Gotha (1818–1893) reiste er 1862 nach Ägypten, um dort die lokale Tier- und Pflanzenwelt zu studieren.

Brehms Tierleben und die darin enthaltenen Illustrationen von Robert Kretschmer waren so erfolgreich, dass auch Charles Darwin (1809–1882) auf sie aufmerksam wurde. In seinem Werk The Descent of Man, and Selection in Relation to Sex von 1871, zu Deutsch Die Abstammung des Menschen und die geschlechtliche Zuchtwahl, griff er daher einige Motive auf, die zuvor in Brehms Tierleben erschienen waren.

Robert Kretschmer und Alfred Brehm zu Gast bei Charles Darwin

Interessanterweise wurde für die Illustration zu Darwins Text nur ein Ausschnitt von Kretschmers Darstellung verwendet, nämlich das Profil des Wildschweinkopfes. Der Vergleich beider Illustrationen verdeutlicht die bei Darwin andere Art der Tierdarstellung: Während Kretschmers Illustration in Brehms Tierleben das Tier in seinem Lebensraum und seiner Gemeinschaft zeigt, bleibt Darwins Illustration eher der traditionellen, zoologischen Darstellung verhaftet, die sich stärker auf das Tier selbst konzentriert, reduziert und im Profil und weniger auf den Kontext seines Lebensraums bezogen zeigt.
Die Zeichnung fängt nicht nur die markanten Merkmale des Wildschweins, wie das kräftige Profil und die markanten Zähne, ein, sondern zeigt auch das Tier in seinem natürlichen Lebensraum. Kretschmer betonte in seinen Arbeiten oft die Verbindung zwischen Tier und Umgebung, wodurch die Darstellung nicht nur zoologisch korrekt, sondern auch besonders anschaulich wurde.





Wildschwein

Kretschmer, Robert (Zeichner) (1818–1872); Schmidt, J. O. (Stecher), Illustration

Aus der Sammlung von

Dauerleihgabe des Förderkreis Brehm e.V. für Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Kretschmer Wildschwein.jpg
Robert Kretschmers Wildschwein-Illustration aus Brehms Tierleben zeigt das Tier in lebendiger Detailtreue.


Eberkopf

Kretschmer, Robert (1818–1872), Buchillustration

Aus der Sammlung von

Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

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Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena

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Im Gegensatz zur eigentlich Komposition bleibt Darwins Illustration der traditionellen, zoologischen Darstellung verhaftet: im Profil, ohne Beiwerk.


Raubtiere I (Katzen)

Mützel, Gustav (1839–1893); Beckmann, Ludwig (1822–1902), Bildband, ca. 1890

Aus der Sammlung von

Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Eine Tafel mit acht verschiedenen, in Vignetten dargestellten Raubkatzenarten

Die zweite Auflage von Brehms Tierleben

Die zweite Auflage, nun unter dem Titel Brehms Tierleben bekannt, erschien ab 1876 in 10 Bänden. Im Gegensatz zur verbreiteten Annahme verfasste Alfred Brehm nicht alle Bände selbst; er war lediglich für die Bücher über die Wirbeltiere verantwortlich. Mit der zweiten Ausgabe der Auflage kamen erstmals farbige Chromolithografien zum Einsatz. Ab dieser Zeit spielte der Illustrator Gustav Mützel eine entscheidende Rolle bei der Bebilderung der Bände und war maßgeblich an der Gestaltung der Bilder beteiligt.



Raubtiere I (Katzen)

Mützel, Gustav (1839–1893); Beckmann, Ludwig (1822–1902), Bildband, ca. 1890

Aus der Sammlung von

Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Eine Tafel mit acht verschiedenen, in Vignetten dargestellten Raubkatzenarten
Mützel Tafel 4.jpg


Gustav Mützels Illustrationen

Gustav Mützel (1839–1893) war Fotograf und aktives Mitglied der Ornithologischen Gesellschaft. Besonders bekannt wurde er durch seine Arbeiten als Illustrator für Brehms Tierleben. Zudem illustrierte er auch für das Brockhaus Konversationslexikon, das Meyers Konversationslexikon und weitere Sachbücher.
Die Raubkatzen-Tafeln von Gustav Mützel zeigen eine Vielzahl von Katzenarten in verschiedenen Situationen, immer jedoch in einer naturgetreu wirkenden Szenerie. Mützels Darstellungen wirken an manchen Stellen beinahe übertrieben. Besonders auffällig ist die Mähne seines Löwen, die fast zu bauschig erscheint, während die Gesichter seiner Raubkatzen an die einer Perserkatze erinnern.



Flusspferd

Specht, Friedrich (1839–1909), Buchillustration

Aus der Sammlung von

Brehms Welt - Tiere und Menschen

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Brehms Welt - Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Drei Flusspferde werden hier spielerisch und im Familienverband gezeigt.

Die dritte Auflage von Brehms Tierleben

Die dritte Auflage erschien erst nach dem Tod Alfred Brehms 1884. Eduard Pechuel-Loesche gab die Bände zwischen 1890 und 1893 heraus. Der Text wurde von verschiedenen Wissenschaftlern überarbeitet, wobei die Änderungen jedoch nicht zu erheblich ausfielen.
Diese Auflage wird in der Regel als die letzte ,authentische' Ausgabe von Brehms Tierleben angesehen. Brehms Tierleben wurde in den Jahren in zahlreiche Sprachen übersetzt und erlebte weltweite Verbreitung.



Jaguar

Kuhnert, Wilhelm (1865–1926), Buchillustration

Aus der Sammlung von

Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Brehms Welt – Tiere und Menschen

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Kurzbeschreibung
Ein Jaguar ringt einen erbeuteten Tapir nieder und beißt ihm in den Hals.

Nun kommt Farbe ins Spiel: Der Wandel von monochromen zu farbigen Bildseiten

Auch nach Brehms Tod blieb der Fokus auf der „Lebensnähe“ der Illustrationen. Mit zunehmendem Erfolg und steigenden Auflagenzahlen wuchs auch die Zahl der Bände und der Illustrationen. Ab 1882 erschienen die Werke koloriert, was den Illustrationen noch mehr Tiefe und Detail verlieh. Die dritte und vierte Auflage, die farbige Abbildungstafeln (Chromolithographien) enthielten, fanden besonders großen Anklang und sind heute bei Sammelnden sehr begehrt.

Die lebendigen Darstellungen trugen maßgeblich dazu bei, Brehms Werk zu einem zeitlosen Klassiker der Zoologie zu machen. Wilhelm Kuhnert zählt mit seiner Beteiligung seit der dritten Auflage zu den wichtigsten Illustratoren für Brehms Tierleben.

03

Wilhelm Kuhnert - ein akademischer Maler für Brehms Tierleben und seine Rolle in der deutschen Kolonialgeschichte

Er wurde Löwen-Kuhnert genannt: Wilhelm Kuhnerts (1865–1926) Beitrag zu Brehms Tierleben

Wilhelm Kuhnerts Reisen und seine Erlebnisse sind entscheidend für seine Biografie und sein Werk. Sie werfen aber auch kritische Fragen auf. In einer weiterführenden Auseinandersetzung mit dem Thema Kolonialismus wird die Bedeutung von Kuhnerts Reisen und die Darstellung von Menschen, Tieren und Landschaften in seinen Werken näher betrachtet und im Kontext der kolonialen Strukturen seiner Zeit hinterfragt.





Brüllender Löwe

Kuhnert, Wilhelm, Druckgrafik, 1924

Aus der Sammlung von

Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung, Renthendorf, seit Februar 2024 als Dauerleihgabe bei Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Bildrechte: Brehms Welt – Tiere und Menschen / Fotograf: Lindenau-Museum Altenburg

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Kurzbeschreibung
Druckgrafik eines brüllenden Löwen
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Wilhelm Kuhnerts - Biografisches

Wilhelm Kuhnert wurde 1865 in Oppeln geboren. Obwohl sein künstlerisches Talent früh erkennbar war, versuchten seine Eltern, ihn in eine andere Richtung zu lenken: 1880 begann er eine kaufmännisch-technische Lehre in Cottbus. Dank der Unterstützung seines Onkels konnte er von 1883 bis 1887 an der Königlichen Akademischen Hochschule für bildende Künste in Berlin studieren, wo er von Ferdinand Bellermann (1814–1889) in Landschaftsmalerei und Paul Meyerheim (1842–1915) in Tiermalerei unterrichtet wurde.
Kuhnerts Atelier lag in der Nähe des Berliner Zoos, was ihm ermöglichte, die dortige Tierwelt intensiv zu beobachten. Hier entstand auch die Ölskizze des Schleichenden Löwen um 1889/90.

Der Kontakt zum Zoodirektor Ludwig Heck führte zu einer bedeutenden Zusammenarbeit mit dem Verleger Hans Meyer, der Kuhnert für die dritte Auflage von Brehms Tierleben (1890–1893) gewann. In der Folge war Kuhnert wiederholt als Illustrator tätig.



Wilhelm Kuhnert begibt sich auf Reisen

Ab 1891 unternahm Kuhnert Reisen in die deutschen und britischen Kolonien, darunter ‚Deutsch-Ostafrika‘ (heute Tansania, Burundi, Ruanda und Teile von Mosambik), Ägypten, Sri Lanka, Sudan und Indien. Im Alter von 26 Jahren begann seine erste Reise nach ‚Deutsch-Ostafrika‘, wo er sich Landschafts- und Tierstudien widmete. Besonders die Löwen faszinierten ihn, was ihm den Spitznamen „Löwen-Kuhnert“ einbrachte. 1893 erhielt er für seine Werke, die nach dieser Reise entstanden, eine Auszeichnung auf der Großen Berliner Kunstausstellung.

1894 heiratete Kuhnert die 18-jährige Emilie Caroline Herdikerhoff, doch die Ehe wurde bereits 1909 geschieden. Seine künstlerische Karriere hingegen florierte: 1901 veröffentlichte er mit dem Zoologen Johann Wilhelm Haacke das Werk Tierleben der Erde, das wissenschaftliche und künstlerische Perspektiven verband. Für den Schokoladenhersteller Ludwig Stollwerck entwarf er 1903 Sammelbilder unter dem Titel Wüstenkönig. Im selben Jahr stellte er auch Werke und Jagdtrophäen auf der Deutsch-Kolonialen Jagdausstellung in Karlsruhe aus. 1904 fanden seine Werke internationalen Anklang auf der Weltausstellung in St. Louis, begleitet von afrikanischem Kunsthandwerk und Jagdtrophäen.

1905/06 begab sich Kuhnert auf eine zweite Expedition nach ‚Deutsch-Ostafrika‘, als der Maji-Maji-Krieg ausbrach. Er schloss sich als Kriegsfreiwilliger an, verfertigte Zeichnungen und Tagebuchnotizen. 1910 wurden seine Werke erneut auf der Internationalen Jagdausstellung in Wien gezeigt.





Löwe

Kuhnert, Wilhelm, Druckgrafik, 1921

Aus der Sammlung von

Dauerleihgabe der Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung . Seit Februar 2024 als Dauerleihgabe in Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Bildrechte: Brehms Welt – Tiere und Menschen / Erstellung: Lindenau-Museum Altenburg

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Kurzbeschreibung
Ruhender Löwe, der den Betrachtenden ansieht

Der erste Weltkrieg

1913 heiratete er Gerda von Jankowski, die sich 1925 das Leben nahm. Der Erste Weltkrieg und der Verlust der deutschen Kolonien änderten Kuhnerts Reisemöglichkeiten, so dass er Studien in Polen und Belarus unternahm. Neben der Tiermalerei schuf er bedeutende Landschaftsbilder und Porträts. Doch die Menschen, Tiere und Pflanzen der afrikanischen Länder blieben die wichtigste Inspirationsquelle seiner Kunst. In seinem 1918 erschienenen Buch Im Land meiner Modelle schilderte er seine Eindrücke, die einerseits Wertschätzung und Begeisterung ausdrücken, andererseits jedoch rassistische Vorurteile und Stereotype offenbaren.

Am 11. Februar 1926 starb Wilhelm Kuhnert während eines Erholungsaufenthalts in Flims, Schweiz. Seine Grabstätte befindet sich auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf bei Berlin.



Löwen und Löwendetails

Kuhnert, Wilhelm, Grafik

Aus der Sammlung von

Dauerleihgabe der Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung.

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Bildrechte: Brehms Welt – Tiere und Menschen / Erstellung: Lindenau-Museum Altenburg

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Kurzbeschreibung
Acht verschiedene Löwendetails in unterschiedlichem Ausarbeitungszustand
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Tierstudien 'nach der Natur'

Während und kurz nach seinem Studium besuchte Kuhnert zu Studienzwecken vor allem den Berliner Zoo (siehe Ölskizze „Schleichender Löwe“, 1889, die hier in der Ausstellung gezeigt wird), vor allem dienten ihm jedoch die auf seinen folgenden Reisen angefertigten Skizzen von Tier-, Pflanzenwelt und Bevölkerung für seine weitere erfolgreiche Tätigkeit.

Hierbei schuf Kuhnert sein Bild der Tiere nicht nur durch die Beobachtung lebender Exemplare, sondern auch durch das Studium von zerteilten Kadavern, wofür er als Großwildjäger und Trophäensammler reichlich Gelegenheit hatte. Dabei nutzte er nicht nur die von den Kolonialmächten bereitgestellte Infrastruktur, sondern beteiligte sich auch aktiv an bewaffneten Konflikten gegen die einheimische Bevölkerung.





Schleichender Löwe

Kuhnert, Wilhelm, Ölskizze, um 1889/90, Berlin, Zoologischer Garten

Aus der Sammlung von

Ernst von Siemens Kunststiftung, Berlin. Seit Februar 2024 als Dauerleihgabe in Brehms Welt - Tiere und Menschen, Renthendorf

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Bildrechte: Brehms Welt – Tiere und Menschen / Fotografie: Lindenau-Museum Altenburg

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Kurzbeschreibung
Ölskizze eines Löwen in Seitenansicht, vor dunklem Hintergrund.
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Diese Ölskizze gehört zum Frühwerk von Wilhelm Kuhnert. Das Tier hat der Künstler gekonnt im Berliner Zoologischen Garten um 1889 eingefangen.

Kolonialismus ist eine Herrschaftsbeziehung zwischen Kollektiven, bei welcher die fundamentalen Entscheidungen über die Lebensführung der Kolonialisierten durch eine kulturell andersartige und kaum anpassungswillige Minderheit von Kolonialherren unter vorrangiger Berücksichtigung externer Interessen getroffen und tatsächlich durchgesetzt wird, [beruhend] […] auf der Überzeugung der […] eigenen kulturellen Höherwertigkeit […].“ (Osterhammel 2009)

Jürgen Osterhammel: Kolonialismus. Geschichte - Formen - Folgen. 6., durchgesehene Auflage. München 2009.



Wilhelm Kuhnerts Werk unter anderem Licht betrachtet

Wilhelm Kuhnert gehört zu den akademischen Malern, die an der Entstehung von Brehms Tierleben mitwirkten und maßgeblich zu dessen Erfolg beitrugen. Dies war vor allem auf seine naturalistischen Darstellungen von Tieren zurückzuführen.
Ab 1891 ermöglichten ihm Einkünfte, unter anderem aus seinen Illustrationen für Brehms Tierleben, Reisen nach ‚Deutsch-Ostafrika‘ (Bezeichnung für die heutigen Länder Tansania, Burundi und Ruanda sowie Teilen von Mosambik), einer deutschen Kolonie, die von 1885 bis 1918 existierte.
Dieser Aspekt von Kuhnerts Biografie ist besonders prägend, da er auf diese Weise „untrennbar mit der deutschen Kolonialgeschichte verbunden“ ist (Scheer 2024). Seine Darstellungen „prägen die bis heute wirksamen Vorstellungen von Afrika als exotischen Sehnsuchtsort mit ungezähmter Tierwelt und unberührter, spektakulärer Landschaft“ (Kupka 2019). Es werden keine ,wahren’ Bilder der Natur gezeigt, sondern ein „stilisierte[r] Naturalismus“ (ebd.), der die Spuren menschlicher Eingriffe in die Tierwelt der Kolonie bewusst ausblendet. Ebenso stilisiert und stereotyp sind seine Menschendarstellungen.
Diese enge Verbindung zeigt sich auch darin, dass Kuhnerts Werke häufig in Kolonial- und Jagdausstellungen gezeigt wurden.



"Unterzieht man Kuhnert also einer Neubewertung, so darf diese nicht allein und auch nicht primär nach künstlerischen Kriterien erfolgen, denn ohne die Gewaltkontexte von Kolonialismus und Großwildjagd wäre seine Kunst undenkbar. Wilhelm Kuhnerts Verstrickungen in den deutschen Kolonialismus waren zu vielfach, um zufällig, zu systematisch, um ungewollt, und zu individuell, um lediglich als Ausdruck ihrer Zeit gelten zu können. Koloniale Gewaltkontexte bedingten seine künstlerische Produktion, koloniale Haltungen seine zeitgenössische Popularität."

Bernhard Gißibl: Kunst als Jagdtrophäe. Kolonialismus und imperiale Männlichkeit in der Kunst Wilhelm Kuhnerts, in: Philipp Demandt (Herausgeber), Ilka Voermann: König der Tiere: Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika, 2018, S. 166-173



04

Literatur

Literatur

Alfred Emdnund Brehm: Das Illustrirte Thierleben und Brehms Tierleben, ab 1863, in sämtlichen Auflagen.

Philipp Demandt (Herausgeber), Ilka Voermann: König der Tiere: Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika, 2018

Bernhard Gißibl: Das kolonisierte Tier. Zur Ökologie der Kontaktzonen des deutschen Kolonialismus, in: WerkstattGeschichte (2010), H. 56, 7-28.

Bernhard Gißibl: Kunst als Jagdtrophäe. Kolonialismus und imperiale Männlichkeit in der Kunst Wilhelm Kuhnerts, in: Philipp Demandt (Herausgeber), Ilka Voermann: König der Tiere: Wilhelm Kuhnert und das Bild von Afrika, 2018, S. 166-173

Herzog Ernst II. von Sachsen-Coburg-Gotha, Robert Kretschmer: Reise des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Gotha nach Aegypten und den Ländern der Habab, Mensa und Bogos. Leipzig 1864

Mahret Ifeoma Kupka: Schöne Löwen statt Kontext. In: TAZ, 18.11.2018

Müller-Liebenwalde: Gustav Mützel. Eine biografische Skizze. In: Zoologische Garten: Zeitschrift für die gesamte Tiergärtnerei, Band 34, Hrsg. Von der Neue Zoologischen Gesellschaft in Frankfurt a. M., 34. Jg., 1893.

Ursula Scheer: Jenseits von Deutsch-Ostafrika. In: FAZ, 05.02.2024

Nicole Ricarda Sußet: Lebendigkeit im Bild. Joseph Wolf und die Tiermalerei im 19. Jahrhundert, Rangsdorf 2013

Jochen Süss: In letzter Minute, Adrenalin pur und ein geglückter Ankauf von Werken Wilhelm Kuhnerts – dem „Löwen-Kuhnert“ für Brehms Welt. Beitr. a. d. Brehmforsch. 7 (2024) 31–37

Hans-Jörg Wilke: Die Geschichte der Tierillustration in Deutschland 1850–1950, Rangsdorf 2018

Luca Zordan: Ökologisierung in der Zusammenarbeit von Künstlern und Wissenschaftlern um die Mitte des 19. Jahrhunderts: Kretschmers und Brehms Illustrirtes Thierleben zwischen Mythos und Wissenschaft. Inauguraldissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Ludwig‐Maximilians‐Universität München, 2016



Eine virtuelle Ausstellung von

Die Ausstellung wurde aus eigenen Beständen sowie mit Leihgaben des Phyletischen Museums Jena, der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek zusammengestellt sowie mit dankenswerter, großzügiger Unterstützung und Dauerleihgaben der Ernst von Siemens Kunststiftung, der Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung, Renthendorf und des Förderkreis-Brehm e. V.

Den Ankauf der Werke von Wilhelm Kuhnert aus dem Kunsthandel und deren Restaurierung haben in selbstloser Weise folgende Privatpersonen und Institutionen ermöglicht, denen wir zu großem Dank verpflichtet sind:

Willi Beer, Heiligenaue; Thomas Bleicher; Cati und Wolfram Eberhardt, Jena-Maua; Ronny Eberhardt, Stadtroda; Ferdinand und Rita von Eggeling, Kleinebersdorf; Bärbel und Johannes Franck, Jena; Sven Geisenheiner, Erdmannsdorf; Dietrich von Knorre, Jena; Heinz Langer, Renthendorf; Christine Lieberknecht, Ramsla; Jochen Ludwig, Stadtroda; Olaf Möller, Rödingen; Dieter Müller, Gau-Odernheim; Henrik Roselt, Radebeul; Edgar Reisinger, Jena; Eike und Thomas Schütze, Jena; Marcus Spangenberg, Regensburg; Gabriele und Jochen Süss, Lippersdorf und Saalfeld; Hartmut Weidemann, Trockenborn-Wolfersdorf; Ernst von Siemens Kunststiftung, Berlin; ABML architekten, Bad Berka; Thüringer Staatskanzlei, Erfurt; Förderkreis Brehm e. V., Renthendorf; Sparkassen-Stiftung Jena-Saale-Holzland; Sparkasse Jena-Saale-Holzland; Landratsamt Saale-Holzland-Kreis, Eisenberg; Zweckverband Brehm-Gedenkstätte, Renthendorf; Rodalia-Apotheke, Stadtroda; Lindenau-Museum, Altenburg; Alfred Edmund und Christian Ludwig Brehm-Stiftung

Team

Erstellt mit :
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Ein Service von:
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Diese Ausstellung wurde am 21.01.2025 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Von Löwen und Legenden wird veröffentlicht von:

BREHMS WELT - Tiere und Menschen


Dorfstraße 21 + 22

07646 Renthendorf


gesetzlich vertreten durch

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Dorfstr. 21+22

07646 Renthendorf

Telefon:

036426 208555


Fax:
E-Mail:  

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Inhaltlich verantwortlich:

Kurator*innen:

Kuratorische Leitung und Konzept Virtuelle Ausstellung: Sophia Dietrich-Häfner, wissenschaftliche Mitarbeiterin

Kurator: Jochen Süss, Leiter von BREHMS WELT - Tiere und Menschen

Ausstellungsassistenz: Marie Riedel, wissenschaftliche Volontärin

Ausstellungsaufbau: Volker Bauer, Sophia Dietrich-Häfner, Thomas Peter, Marie Riedel, Lutz Scherf + Team, Jochen Süss

 

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