Glossar
Agraffe
Hakenartige Schließe an Kleidungsstücken oder Schuhen. Teilweise auch als Fibel bezeichnet.
Almutia
Ein schulterbedeckender Überwurf aus kostbarem Pelz (Eichhörnchen oder Hermelin), war den →Stiftsherren vorbehalten und diente als sichtbares Abzeichen ihres gehobenen Ranges.
Attribute
Unter Attribute versteht man Gegenstände, Tiere etc. in der christlichen Kunst, über die sich eine dargestellte Person wie eine Heilige oder ein Heiliger eindeutig erkennen lässt. Diese charakteristischen Beigaben stehen häufig in Verbindung mit der Lebensgeschichte der Heiligen, beispielsweise ein bestimmtes Marterwerkzeug.
Baldachin
Bezeichnet ein pavillonartiges Dach aus Stoff oder Stein, das als Ehrenzeichen, „Himmel“ über eine Person gehalten wird oder über einen heiligen Gegenstand wie einen Altar dauerhaft errichtet ist.
Bastunium
Die Kanoniker durften das Stift für längere Zeit nur in Ausnahmefällen verlassen. Dazu gehörte der Besuch von Verwandten, das Studium oder eine Pilgerreise. In Xanten wurde diese „Auszeit“ als Bastunium bezeichnet. Während ihrer Abwesenheit erhielten die Stiftsherren keine Präsenzgelder und mussten nach ihrer Rückkehr Paramente stiften.
Borte
Meint einen textilen Zierbesatz u. a. an →Paramenten. Die bandartigen gewebten und auch bestickten Besätze können geometrisch und figürlich gestaltet sein. →Mitra
Brokat
Allgemeine Bezeichnung für kostbare, mit Gold- oder Silberfäden durchwirkte Seidengewebe. Diese prächtigen Stoffe waren für die →Paramente in der heiligen Messe und die Prunkgewänder der gesellschaftlichen Oberschicht bestimmt.
Chorhemd
Auch als Rochett oder in einer Variante als Superpelliceum bezeichnet. Ein knöchellanges, geschlossenes, weißes Obergewand aus Leinen oder Baumwolle, das vor allem beim Chordienst getragen wird, d. h. bei der Feier der heiligen Messe oder beim gemeinsamen Stundengebet.
Chormantel
Auch Pluviale genannt. Ein offener, halbkreisförmiger Mantel, der bis zum Boden reicht und über der Brust mit einer kunstvoll gearbeiteten Schließe (→Agraffe) zusammengehalten wird. Den Rücken schmückt ein bogenförmiger Besatz, der sogenannte Pluvialschild, häufig mit religiösen Darstellungen gestaltet. Eingesetzt, wenn keine Kasel benötigt wird, wie zum Beispiel in Prozessionen, an hohen Feiertagen oder Begräbnissen.
Dalmatik
Weit geschnittenes liturgisches Obergewand mit kurzen Ärmeln, das von Diakonen getragen wird.
Dorsalseite
Bezeichnet die Rückenseite eines religiösen Gewands, oft mit einem Kreuz oder einem anderen Schmuckelement verziert.
Entourage
Ein Personenverband, der durch familiäre, dienstliche oder amtliche Verbindung in einem besonderen Näheverhältnis zu einer Person stehen und deren bevorzugte, vertraute oder erforderliche Gefolgschaft darstellen kann, wie zum Beispiel Höflinge zu einem Monarchen.
Grand Tour
Bisweilen auch als Kavalierstour bezeichnet, beschreibt die Grand Tour eine Reise zu verschiedenen Städten in Mitteleuropa, Frankreich, Italien und Spanien. Für die Söhne des europäischen Adels und des gehobenen Bürgertums stellte sie eine Art Bildungsreise dar, die fester Bestandteil der Erziehung war.
Habit
Leitet sich vom lateinischen Wort habitus ab, das so viel wie Kleidung, Haltung oder Gestalt bedeutet, und wird als Sammelbegriff für ordenstypische Kleidung verwendet.
Halskrause
Auch Kröse oder Krulle genannt, bildet sie den Abschluss eines in Rüschen gerafften Kragens. Erstmals taucht sie in der Mode des spanischen Königshofes im 16. Jahrhundert auf. Von dort aus verbreitet sie sich in ganz Europa und wird mit der Zeit immer größer, weshalb sie in Deutschland auch Mühlsteinkragen genannt wird. In Teilen Norddeutschlands und Skandinaviens gehört die Halskrause bis heute zur Kleidung lutherischer Pastorinnen und Pastoren.
Humanist
Der Humanismus war eine europäische Bewegung von Gelehrten, Dichtern und Denkern der Frühen Neuzeit mit Ursprung im Italien des 14. Jahrhunderts, welche die ästhetischen Kunstformen wie das gesellschaftliche Zusammenleben ihrer Gegenwart unter Rückbesinnung auf antike Vorbilder zu revidieren und zu erhöhen anstrebte. Ziel war die Genese einer epochalen, kulturellen Hochzeit, die selbst die Antike übertreffen sollte.
Kanoniker
→Stiftsherren
Kapelle
Der Begriff bezeichnet Kleidungsstücke, aus gleichem oder sehr ähnlichem Stoff in derselben liturgischen Farbe (entsprechend den Festen im Kirchenjahr), die während der heiligen Messe vom Priester und zwei Diakonen getragen werden. Dazu gehören für den Priester die Kasel mit Stola und Manipel, für die Diakone die Dalmatik. Häufig wird dieses einheitliche Kleiderensemble für den Gottesdienst auch als Ornat bezeichnet.
Kapitel
Bezeichnet die Gemeinschaft der Stiftsherren, kann aber auch als Ausdruck für die geografische Begrenzung des Stiftsbereichs verwendet werden. Dazu gehören die Wohnhäuser der Kanoniker, die Stiftskirche sowie verschiedene Wirtschaftsbauten.
Kartäuser
Ein strenger Mönchsorden, bezeichnet nach seinem Gründungsort Chartreuse bei Grenoble in den französischen Alpen und seinem Mutterkloster La Grande Chartreuse. Seine Lebensweise zeichnet sich durch Gebet und Meditation in Zurückgezogenheit aus.
Kasel
Ein liturgisches Gewand, das von Priestern bei der heiligen Messe getragen wird. Bis zum 12. Jahrhundert wird eine Kasel in Glockenform wie eine Art Poncho getragen. Danach werden die Seiten ausgeschnitten, um für mehr Armfreiheit zu sorgen. Diese Kaseln werden aufgrund ihrer Form als Bassgeigenkaseln bezeichnet. Heute können bei Gottesdiensten beide Formen der Kasel getragen werden. Oft aus wertvollen Stoffen wie Seide oder Brokat gefertigt.
Kaselstab
Eine längliche vertikale Verzierung, die auf Vorder- und Rückseite der →Kasel angebracht ist und häufig Motive und Themen christlicher Ikonografie wie Heiligendarstellungen zeigt. Die Rückseite des Messgewandes (→Dorsalseite) schmückt meistens ein Kreuz, das auf die zentralen Ereignisse der Eucharistie, die Kreuzigung und Auferstehung Christi, hinweist.
Kreuzzug
Religiös motivierter Kriegszug, der es zum Ziel hatte, das Heilige Land (Jerusalem) von der muslimischen Herrschaft zu befreien bzw. generell die Ausbreitung des islamischen Herrschaftsgebietes zu verhindern. Zwischen 1096 und 1272 fanden sieben Kreuzzüge statt. Sie alle folgten einem Papstaufruf, die teilnehmenden Ritter sahen dies als einen Akt der Buße an oder wollten sich damit einen Platz im Himmel sichern. Aber auch wirtschaftliche Gründe spielten häufig eine Rolle.
Kröse
→Halskrause
Manipel
Ein liturgisches Kleidungsstück und Rangabzeichen der Diakone, Priester und Bischöfe. In der heiligen Messe wird das schmale Tuch über die linke Hand (lat. manus) oder den Unterarm gelegt. Häufig schmücken den Manipel christliche Symbole wie das Kreuz oder das Lamm Gottes, die auf die Eucharistie hinweisen. →Paramente →Kapelle
Mitra
Die Mitra ist seit dem 11. Jahrhundert die zum Bischofsgewand zugehörige Kopfbedeckung. Sie läuft an Stirn und Hinterkopf des Bischofs schildförmig in die Höhe und wird von einer umlaufenden (Circulus) und einer vertikalen Zierborte auf der Vorderseite (Titulus) profiliert. Am Hinterkopf hängen zwei Bänder (Infulae) herunter.
Nimbus
Als Nimbus oder Heiligenschein wird die Lichtscheibe oder der Strahlenkranz bezeichnet, der die Köpfe Christi, Mariens und der Heiligen in christlichen Darstellungen umgibt. Er ist nur diesen Personen vorbehalten und gilt als Ausweis ihrer Göttlichkeit bzw. Heiligkeit.
Paramente
Alle im Kirchenraum und in der Liturgie verwendeten Textilien. Neben Kleidung zählen daher auch Wandteppiche, Altartücher, Handtücher u.v.m. zu den Paramenten.
Pastoralstab
Der Pastoralstab (Hirtenstab) ist unter anderem ein Amtsinsigne des Bischofs. Charakteristisch ist das oft volutenförmige Ende (Krümme), das Platz für eine reiche, plastische Gestaltung bietet.
Patriarchenstab
Der Patriarchen- oder Kreuzstab ist ein Amtsinsigne des Papstes. Er mündet in ein Kreuz (Patriarchenkreuz) mit zwei Querbalken, bei denen der obere kürzer ist als der untere, oder in ein Kleeblattkreuz (vgl. Schedelsche Weltchronik) mit dreipassförmig gestalteten Enden.
Pfründe
Mit einem geistlichen Amt oder Dienst verbundener Besitz oder Einkünfte, die zur Finanzierung des Amtsinhabers dienen.
Physiologus
Die Ursprünge des „naturkundlichen“ Textes reichen bis in das 2. oder 3. Jahrhundert zurück. In 48 Kapiteln werden verschiedene Pflanzen, Tiere und Steine beschrieben und mit der christlichen Heilsgeschichte in Bezug gesetzt.
Posthum
Bedeutet so viel wie „nach dem Tod“ einer Person. So ist etwa ein Autor bereits verstorben, bevor sein Buch in gedruckter Form – also posthum – erscheint.
Radierung
Ein Tiefdruckverfahren, bei der die bildgebende Zeichnung in eine metallene Druckplatte eingearbeitet und die Farbe im Walzendruck auf ein angefeuchtetes Papier übertragen wird.
Reichsapfel
Der Reichsapfel gehört wie das Zepter zu den Insignien des Kaisertums. Indem die Kugelform auf die Erde verweist und die Bekrönung mit Kreuz die Idee der Herrschaft Jesu über die Welt vermittelt, drückt das Insigne den Anspruch des Kaisers aus, Jesus als Herrscher auf der Welt zu vertreten
Sakristei
Nebenraum in einer Kirche, in dem alle für den Gottesdienst benötigten Dinge verwahrt werden. Dazu gehören neben Kleidung, Kelchen, Wein und Hostien auch Kerzen und Weihrauch.
Scholaster
Eines der wichtigsten Ämter innerhalb eines Stifts. Er ist Leiter der Stiftsschule, Sprecher aller Stiftsherren, zuständig für alle offiziellen Schreiben und bisweilen wie in Xanten auch Aufseher der Bibliothek.
Schutzmantelmadonna
Eine Variante der Marienikonographie, bei der die beschützende Rolle der Madonna durch einen weitgeöffneten Mantel veranschaulicht wird, unter dem die Hilfsbedürftigen Zuflucht finden.
Skapulier
Eine Art bodenlanger Überwurf aus Stoff, der über einer →Tunika getragen wird und Bestandteil vieler Ordenstrachten ist.
Stiftsherr/Stiftsfrau
Geistliche, die in einer ordensähnlichen Gemeinschaft leben und in einer angeschlossenen Kirche für die Feier der heiligen Messe und die Stundengebete zuständig sind. Anders als Mönche oder Nonnen legen sie kein Armutsgelübde ab und dürfen einen eigenen Haushalt führen. Zudem ist ihnen das Tragen von weltlicher bzw. Alltagskleidung erlaubt.
Superpelliceum
→Chorhemd
Talar
Ein knöchellanges, der →Tunika verwandtes Obergewand.
Thesaurar
Er war innerhalb eines Stifts für die Kirchenschätze und die Sakristei zuständig. Auch für die Beleuchtung der Kirche musste er Sorge tragen. In seinen Rechnungsbüchern hielt er neben Neuanschaffungen auch Ausgaben für Wachs und Reparaturen an Kleidung und liturgischen Gerätschaften fest.
Tiara
Die Tiara ist die hochoffizielle, weiße Kopfbedeckung des nichtliturgischen Papstgewandes. Ihre Form, die sich aus drei übereinander gestaffelten Kronen zusammensetzt, erinnert an einen Bienenkorb. Auf ihrer Spitze befindet sich vermutlich seit dem 15. Jahrhundert ein Kreuz auf einer kleinen Kugel und an ihr hängen zwei Bänder herunter.
Tunika
Ein knöchellanges Gewand der Mönche, das mit einem Gürtel oder Kordel zusammengehalten wird.
Wams
Eine enganliegendes, tailliertes Oberbekleidungsstück, ärmellos oder mit kurzen Ärmeln. Wie eine Weste wird das Wams auf der Vorderseite mit einer Knopfleiste verschlossen.
Wundmale Christi
Die fünf Wundmale Christi sind jene, die Jesus bei der Kreuzigung erhält: in den Füßen und Händen durch die Nägel sowie die Seitenwunde durch einen Speer. Zusammen symbolisieren die fünf Wundmale das Leiden Jesu Christi.
Zepter
Das Zepter zählt zu den wichtigsten kaiserlichen Amtsinsignien. Im Mittelalter handelt es sich dabei meist um einen Kurzstab, dessen Ende verschiedenartig gestaltet sein kann. Er wird in der rechten Hand gehalten und verkörpert symbolisch die Selbstverpflichtung des Kaisers zum Schutz des Reichs und zum Erhalt des Rechts.
Zisterzienser
Mönchsorden, der im 11. Jahrhundert in Frankreich im Kloster Cîteaux gegründet wurde. Er zeichnet sich zunächst vor allem durch eine Isolation von allem Weltlichen und eine bescheidene Lebensweise aus. Mit dem Eintritt Bernhards von Clairvaux im Jahr 1112 verbreitet sich der Orden in ganz Europa.