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Carl Gebhardt

Weltbürger, Frankfurter Patriot, Gründer des Schopenhauer-Archivs

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg
Schopenhauer-Gesellschaft Frankfurt am Main

Es gibt viele Gründe, weshalb der am 25. Juli 1934 verstorbene Carl Gebhardt dem kulturellen Gedächtnis entfallen ist. Als Privatgelehrter fiel er durch die üblichen Raster der akademischen Würdigung. Als Philosoph, Gründer der weltweit ersten internationalen Spinoza-Gesellschaft und Retter von Spinozas Sterbehaus in Den Haag waren sein Werk und Wissen nach 1933 nicht mehr gefragt. Als Volksbildner und Reformpädagoge, der einen aufklärerischen Bildungsbegriff vertrat, wurde seine Arbeit durch den Nationalsozialismus gleichgeschaltet und zerstört. Als Archivar und Gründer des Frankfurter Schopenhauer-Archivs wurden viele Objekte, durch die er den Sammlungsbestand über Jahrzehnte vermehrt hatte, beim Luftangriff auf die Frankfurter Altstadt am 22. März 1944 vernichtet. Als mit einer Jüdin verheirateter Stadtbürger, Demokrat und Republikaner wurde seine Familie nach seinem Tod verfolgt, deportiert und ins Exil getrieben.

Das Archivzentrum der Universitätsbibliothek Frankfurt und die Schopenhauer-Gesellschaft nehmen die Gründung des Frankfurter Schopenhauer-Archivs im Oktober 1921 zum Anlass, um an das facettenreiche Leben Carl Gebhardts zu erinnern und seine Spuren zu sichern.



  I. Eine Frankfurter Familie



Obermainbrücke mit Blick auf die Stadtbibliothek um 1900

Foto, um 1900, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Carl Gebhardt wurde am 8. April 1881 in Frankfurt geboren. Seine Eltern kamen von außerhalb, ebenso seine Ehefrau Lilly. Da er selbst keine Geschwister und Verwandten hatte, fühlte er sich der Familie seiner Frau, die teilweise ebenfalls in Frankfurt lebte, stark verbunden. Gebhardt starb am 25. Juli 1934.

Obermainbrücke mit Blick auf die Frankfurter Stadtbibliothek um 1900.



Porträt Carl Gebhardts

Fotograf unbekannt, Fotografie, um 1930

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Carl Gebhardt um 1930


Ein "bewußter Staatsbürger und aufrechter Demokrat von Alt-Frankfurter Prägung“ sei er gewesen, sagten seine Freunde.

Dem eigenen Verständnis nach war Carl Gebhardt vor allem Philosoph und Spinoza-Forscher.

Darüber hinaus war er Vieles mehr: Kunstkritiker, "Tagesschriftsteller" für die Frankfurter Zeitung, Entdecker und Sammler, Übersetzer und Philologe, Redner und Dozent, Volksbildner und Reformpädagoge, Aufsichtsratsvorsitzender, Geschäftsführer - und Gründer des Schopenhauer-Archivs der Frankfurter Stadtbibliothek.



Geburts- und Sterbeurkunde

Urkunde, 1881; 1934, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Hessisches Landesarchiv

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Quelle

Hessisches Landesarchiv

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Geburts- und Sterbeurkunde.jpg


Geboren in der Alten Gasse 69 ist Carl Gebhardt ein Frankfurter Altstädter. Seine Eltern hingegen kamen beide aus dem Herzogtum Sachsen-Coburg-Gotha nach Frankfurt. Der Vater Johann David Gebhardt war von Beruf Schuhmachermeister.

Bei seinem Tod gab Gebhardts Sohn Hans Bernt als Berufsbezeichnung des Vaters "Volksbildungsleiter, Doktor der Philosophie" an.



Alte Gasse 69 und Röderbergweg

Fotografie, 1928, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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Wohnhaus Collage.png
Alte Gasse (ca. 1880), Blick vom Ostpark auf den Röderbergweg (ca. 1928), Röderbergweg 170 (2021)


Zur Zeit von Carl Gebhardts Geburt war die Alte Gasse in Frankfurt geprägt durch ein handwerklich-kleinbürgerliches Milieu.

Nach seiner Heirat lebte Gebhardt von 1910 bis 1932 unweit des Ostparks im Röderbergweg 170. Das Ostend war damals ein beliebtes Wohnviertel, mit einer vielfältigen, auch jüdischen Bevölkerung.

Die Wohnung der Gebhardts galt als gastfrei: ausländische Wissenschaftler quartierten sich dort wochenlang zu Studienzwecken ein, zu den Besuchern gehörten u.a. Else Lasker-Schüler und Martin Buber.



Städtisches Gymnasium in der Junghofstraße

C. Adelmann (Fotograf*in), Xylographie, 1875, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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Quelle

Institut für Stadtgeschichte

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Von 1893 an besuchte Carl Gebhardt vier Jahre lang das Städtische Gymnasium in der Junghofstraße und danach zwei Jahre lang das daraus hervorgegangene Lessing-Gymnasium.

Bei seinem Abitur Ostern 1899 gab er als Berufswunsch ein Studium der "Philosophie und Indologie" an.



Foto von Carl Gebhardt als Gymnasiast

Fotograf unbekannt

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Familienfoto-3.jpg
Carl Gebhardt als Gymnasiast um 1899. Schon in früher Jugend war er ein leidenschaftlicher Leser mit großem Interesse für historische Themen.


Lilly Gebhardt

Fotograf unbekannt, Fotografie

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Lilliy und Carl.jpg
Lilly Gebhardt-Hellmann in den 20er Jahren. Lilly und Carl um 1910 vor der Kulisse des Frankfurter Doms.


1909 heiratete Carl Gebhardt die aus Nürnberg stammende Lilly Hellmann (1885-1983). Obwohl nach dem Ersten Weltkrieg aus der israelitischen Kultusgemeinde ausgetreten, wurde sie in der NS-Zeit als Jüdin verfolgt und 1943 vom Frankfurter Ostend in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert.

Lilly Gebhardt-Hellmann überlebte das Konzentrationslager und wohnte bis kurz vor ihrem Tod wieder in Frankfurt.



Das Lieder der Lieder

Salomo [Verfasser]
Carl Gebhardt [Übers. u. Hrsg.], Buch, 1931

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Die Übertragung des Canticum canticorum (Hohelied Salomons) aus dem Hebräischen ist eine Liebesgabe Gebhardts an seine Frau Lilly zur Feier ihrer 25-jährigen Verlobung. Das Buch erschien im jüdischen Philo Verlag.

Das Exemplar trägt Gebhardts handschriftliche Widmung. Die Kronberger Malerin Ottilie W. Roederstein und ihre Lebensgefährtin, die Chirurgin Elisabeth Winterhalter, gehörten zum Freundeskreis der Familie.



Familie

Fotograf unbekannt, Fotografie

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Hellmann_Gebhardt.jpg


Gebhardts Familie wurde in der NS-Zeit verfolgt.

Sein Schwager, der Kaufmann Julius Hellmann, starb 1938 im KZ Buchenwald, wohin ihn die Frankfurter Gestapo nach einer Denunziation überstellt hatte.

Seine Schwägerin, die promovierte Philosophin Hanna Hellmann, wurde ebenfalls denunziert und 1942 von der psychiatrischen Klinik Sayn bei Koblenz ins Vernichtungslager deportiert.

Sein Sohn Hans Bernt wurde 1938 vom Frankfurter Städel, wo er Bildhauerei studierte, vertrieben. Er überlebte im französischen Exil und wohnte ab 1957 wieder als Bildhauer in Frankfurt.



Nachruf Carl Gebhardts von Rudolf Geck

Rudolf Geck [Verfasser], Zeitungsartikel, 1934, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universiätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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nachruf_Rudolf_Geck.jpg
Rudolf Geck, langjähriger Feuilletonchef der Frankfurter Zeitung, gehörte wie sein Nachfolger Benno Reifenberg zum Freundeskreis der Gebhardts.


Nachruf

Zeitungsannonce, 1934, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universiätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Vier Vereine veröffentlichten warmherzige Nachrufe in der Frankfurter Zeitung. Für jeden von ihnen hatte Gebhardt Außerordentliches geleistet.


Totenmaske

Hans Bernt Gebhardt [Urheber]
Gudrun Jäger [Fotografin], 1934, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Quelle

Privatbesitz/ Hans Bernt Gebhardt [Urheber], Gudrun Jäger [Fotografin]

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Totenmaske2.jpg


Carl Gebhardts Totenmaske nahm sein damals 19-jähriger Sohn Hans Bernt ab. Er hatte gerade sein Studium der Bildhauerei am Städelschen Kunstinstitut in der Klasse bei Richard Scheibe begonnen. 1938 ins Exil getrieben, setzte er sein Studium in Paris an der École des Beaux Arts fort.



Grabstätte von Carl Gebhardt Hauptfriedhof - Familiengrab

Gudrun Jäger [Fotografin], Fotografie, 2021, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Quelle

Privatbesitz/ Gudrun Jäger [Fotografin]

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Grab1.1.jpg
Gebhardts Grabstätte - ein Familiengrab - befindet sich noch heute auf dem Frankfurter Hauptfriedhof, unweit vom Schopenhauer-Grab.

II. Studium: Intermezzo an der Universität Heidelberg



Ansicht Universität Heidelberg

Aus der Sammlung von

Wikipedia

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Nach der Reifeprüfung studierte Carl Gebhardt in Heidelberg, der nächstgelegenen Universitätsstadt. Dort immatrikulierten sich auch viele seiner ehemaligen Mitschüler. Die Studienjahre waren die einzige Zeit, die er außerhalb Frankfurts verbrachte.



Studien- und Sittenzeugniss der Großherzoglich Badischen Universität Heidelberg

Zeugnis, 1903, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsarchiv Heidelberg

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Universitätsarchiv Heidelberg

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Studienzeugnis_A1_A3.jpg
Gebhardt studierte vom SoSe 1899 bis zum WiSe 1904/05 an der Universität Heidelberg, unterbrochen von einem Studiensemester (WS 1900/01) in Berlin.


Studien- und Sittenzeugniss der Großherzoglich Badischen Universität Heidelberg

Zeugnis, 1903, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsarchiv Heidelberg

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Quelle

Universitätsarchiv Heidelberg

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Studienzeugnis_A2_A4_A5.jpg
Von Gebhardt besuchte Vorlesungen und Seminare vom WiSe 1901/02 bis zum SoSe 1903.


Foto Carl Gebhardt als Student

Fotograf unbekannt, Foto

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Quelle

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Familienfoto-4.jpg
Carl Gebhardt als Student um 1900.


Spinozas Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes

Carl Gebhardt [Verfasser]
Winter [Verlag], Inaugural-Dissertation, 1905, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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CG_Inauguraldissertation.jpg
Der II. Teil der Dissertation zu Spinozas "Abhandlung über die Verbesserung des Verstandes" erschien noch im gleichen Jahr 1905.


Promotionsurkunde

Urkunde, 1905, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsarchiv Heidelberg

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Quelle

Universitätsarchiv Heidelberg

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Promotions- und zugleich Magister-Urkunde der Universität Heidelberg


Henry Thode

Jacob Hilsdorf [Fotograf], Fotografie, 1906

Aus der Sammlung von

Wikipedia

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Jacob_Hilsdorf_-_Henry_Thode_1906.jpg


Gebhardts Hochschullehrer, der Kunsthistoriker Henry Thode (1857-1920), war von 1889 bis 1892 Direktor des Städelschen Kunstinstituts in Frankfurt. Von 1893 bis 1911 lehrte er als ordentlicher Professor an der Universität Heidelberg.



Die Anfänge der Tafelmalerei in Nürnberg

Carl Gebhardt [Verfasser]
Heitz [Verlag], Buch, 1908, Straßburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Tafelmalerei_Bunt.jpg
Seine umfangreichste Studie auf dem Gebiet der Kunstgeschichte widmete Gebhardt 1908 seinem Lehrer.


Kuno Fischer

Caspar Ritter [Maler], Gemälde, 1898

Aus der Sammlung von

Wikipedia

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Caspar_Ritter_-_Portrait_Kuno_Fischer,_1898.jpg


Es waren die Vorlesungen des Neukantianers Kuno Fischer (1824-1907), die Carl Gebhardt an die lebenslange wissenschaftliche Beschäftigung mit Leben und Werk Spinozas heranführten.

Firscher wurde 1854 an der Heidelberger Universität im Zuge des "Heidelberger Pantheismusstreits" wegen seiner Vorlesungen über Spinoza die venia legendi - die Lehrerlaubnis - entzogen. 18 Jahre später (1872) erhielt er von der gleichen Universität den Ruf auf einen Lehrstuhl für Philosophie.



Geschichte der neuern Philosophie

Kuno Fischer [Verfasser]
Winter [Verlag], Buch, 1909, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Geschichte_Philosophie_Fischer.jpg
Gebhardt gab  das Standardwerk seines Philosophieprofessors zu Spinoza zweimal (1909 und 1932) neu heraus.

III. Zurück in Frankfurt: Kunstkritiker und "Tagesschriftsteller" bei der Frankfurter Zeitung



Städelsches Kunstinstitut um 1900

Foto

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Als Kunstkritiker beschäftigte sich Gebhardt vor allem mit dem Frankfurter Kunstgeschehen, das er in renommierten Zeitschriften (Der Cicerone, Der Kunstwart, Die Kunst für alle)  über die Stadtgrenzen hinaus bekannt machte. Er kuratierte Ausstellungen im Frankfurter Kunstverein, schrieb über zeitgenössische Kunst und Künstler und kommentierte die Ankaufpolitik Moderner Kunst unter Georg Swarzenski. Zugleich recherchierte er im Städelschen Kunstinstitut (s. Abbildung) und in den städtischen Sammlungen und Archiven zu kunsthistorischen und kunstwissenschaftlichen Themen.



Das Paradiesgärtlein

Oberrheinischer Meister, Gemälde, ca. 1410/20

Aus der Sammlung von

Städel Museum

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In seinem Aufsatz Der Meister des Paradiesgartens (1905 im Repertorium für Kunstwissenschaft erschienen) verortete Gebhardt die Herkunft des berühmten spätgotischen Gemäldes aus der Sammlung des Historischen Museums erstmals am Oberrhein - eine Zuschreibung, die bis heute als gültig angesehen wird.



Grünewald-Schule in Frankfurt

Carl Gebhardt (Verfasser), Artikel, 1912, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Gebhardt spürte Grünewald im Frankfurter Historischen Museum nach und erwies sich als akribischer Forscher, der so manche Fehleinschätzung korrigiert.


Die klassische Malerei Frankreichs im 18. Jahrhundert

1912, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Unter dem Titel Die klassische  Malerei Frankreichs des 19. Jahrhunderts initiierte und kuratierte Gebhardt 1912 eine bedeutende Ausstellung für den Frankfurter Kunstverein, bei der außerordentliche Werke der französischen Impressionisten gezeigt wurden. Der Katalog enthält ein Werkverzeichnis, Gebhardts Rede und die Namen der Kuratoriumsmitglieder, zu denen Ottilie W. Roederstein und andere Vertreter der Kronberger Malerkolonie sowie der Direktor des Städelchen Kunstinstituts Georg Swarzenski gehörten.  Zum Volltext



Französische Kunst im Frankfurter Kunstverein

Carl Gebhardt [Verfasser], Artikel, 1912, München

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Quelle

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Mit seiner Frankfurter Ausstellung wollte Gebhardt den französischen Impressionisten beim skeptischen heimischen Publikum zum Durchbruch verhelfen. In der Zeitschrift Die Kunst für alle schreibt er dazu: "Der Kampf, der im vergangenen Jahre um die Bedeutung der französischen Malerei für die deutsche Kunst der Gegenwart geführt werden musste, zeigte, wie sehr noch in weiten Kreisen die Anschauungen über Wesen und Wert der modernen französischen Kunst ungeklärt waren". Zum Volltext



Die Neuerwerbungen französischer Malerei im Städelschen Kunstinstitut

Artikel, 1912, Leipzig

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Universitätsbibliothek Heidelberg

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"Mit glücklichem Griffe hat sich Direktor Swarzenski gleich einer Reihe bedeutender Werke versichert" - so Gebhardts Kommentar zur seinerzeit durchaus umstrittenen Ankaufpolitik des neuen Leiters des Städelschen Kunstinstituts und der Städtischen Galerie. Zum Volltext



Peter Burnitz

Carl Gebhard (Autor), Zeitschrift, 1912

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Universitätsbibliothek Heidelberg

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Gebhardt förderte nicht nur die "ausländische" Kunst, sondern mit Peter Burnitz auch die lokale.  Zum Volltext



Monticelli

Carl Gebhardt [Verfasser]
Klinkhardt & Biermann [Verlag], Artikel, 1913, Leipzig

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Quelle

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Eine Ausstellung in der Frankfurter Kunsthandlung Schneider nutzte Gebhardt in der Kunstzeitschrift Der Cicerone zu einem Aufsatz über Adolphe Monticelli, einen Vorläufer der Impressionisten.  Zum Volltext



Fritz Böhle

Carl Gebhardt [Verfasser], Artikel, 1918, München

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Heidelberg

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Quelle

Universitätsbibliothek Heidelberg

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"Fritz Boehle" lautet der Titel des Aufsatzes in Die Kunst für alle. Gebhardt würdigt den Frankfurter Maler, ein Schüler Heinrich Hasselhorsts, als einen Repräsentanten der lokalen "bodenständigen Kunst".  Zum Volltext



Titelei Frankfurter Zeitung, 1906

Aus der Sammlung von

Frankfurter Allgemeine Zeitung

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Gebhardt schrieb lebenslang als sogenannter "Tagesschriftsteller" für die Frankfurter Zeitung. Seine Themen waren sehr vielfältig; neben dem aktuellen lokalen und überregionalen Kunstgeschehen in Galerien und Museen veröffentlichte er auch philosophische und weltanschauliche Artikel und thematisierte volksbildende Themen.



Philosopie und Politik

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitungsartikel, 1911, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universtitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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In dem am 31.12.1911 in der Frankfurter Zeitung erschienenen Artikel vertrat Gebhardt die Auffassung, dass die Philosophen von je her zwar nicht die "erfolgreichsten", aber die "einsichtsvollsten" Politiker gewesen seien, und dass Philosophie stärker "den Anspruch [erheben müsse], der Politik Normen und Werte zu geben".



Barock

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitungsartikel, 1914, Frankfurt am Main

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Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Besprechung (9.4.1914) einer Ausstellung des Barockmalers A. Magnasco im bekannten Frankfurter Kunstsalon J.P. Schneider jr, Roßmarkt 23.


Deutsches Barock

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitungsartikel, 1914, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Besprechung einer Ausstellung im Darmstädter Residenzschloss am 30.5.1914 in der Frankfurter Zeitung.

IV. Erster Weltkrieg: Volksbildung und Kriegsbeschädigtenfürsorge



Zum Lazarett umfunktioniertes Hippodrom (1915)

ca. 1915, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Gebhardt war schon vor dem Ersten Weltkrieg als Vortragender für den Frankfurter Ausschuß für Volksvorlesungen tätig. Als dieser nach 1914 sogenannte Kriegs-Volksvorlesungen abhielt und Unterricht für die verwundeten Soldaten in den Lazaretten organisierte, engagierte sich auch  Gebhardt für die Kriegsversehrten. Das Foto zeigt das Sachsenhäuser Hippodrom, das 1915 in ein Lazarett umfunktioniert wurde.



Einführung in soziale und ethische Fragen für die gebildete weibliche Jugend und sozial-interessierte Frauen

Dr. Phil. Elis. Schmitt [Referent], Plakat, Winter 1917/18, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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Gebhardt galt als exzellenter Redner, der "im Dienst des Volkes unzählige Einzelvorträge und Vortragsreihen" (R. Geck, 1934) hielt.

So vielfältig wie die Themen, über die er sprach, waren die Organisationen, in deren Dienst er sich stellte. Der Frankfurter Bund tätiger Altstadtfreunde gehörte ebenso dazu wie die Schopenhauer-Gesellschaft und das Freie Deutsche Hochstift.

Das Plakat kündigt einen Vortrag für das Frauenseminar für soziale Berufsarbeit an (gegr. 1914, heute FB Soziale Arbeit und Gesundheit der Frankfurter University of Applied Sciences).



Frankfurter Lazarett-Zeitung

Ausschuß für Volksvorleßungen [Hrsg.], Zeitung, 1915, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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1915 rief Gebhardt die Frankfurter Lazarett-Zeitung ins Leben, die er für den Ausschuß für Volksvorlesungen ehrenamtlich herausgab. Das Blatt bot den „Kriegsbeschädigten im weitesten Sinne“ praktische Lebenshilfe aller Art, Rechtsinformationen, Fortbildungshinweise etc., aber auch einen „Briefkasten“, an den sich Einzelne mit ihren Fragen, Sorgen oder Nöten wenden konnten. Die erste Nummer erschien am 10. Mai 1915.



Gemeinnützige Blätter für Hessen und Nassau

Zeitschrift, 1916, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Die Lazarett-Zeitung machte Schule und wurde mit Unterstützung des preußischen Kriegsministeriums für Hessen und andere Teile Deutschlands übernommen


Merkbüchlein fürs Lazarett

Carl Gebhardt (Verfasser)
Verlag der Deutschen Lazarett-Zeitung, Zentralstelle der Lazarett-Beratung des Roten Kreuzes (Herausgeber), Buch, 1918, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Der Beratungsbedarf für verletzte Soldaten blieb groß. Noch 1918 erschienen unter Gebhardts Herausgeberschaft Broschüren mit Hilfsangeboten.


Aufruf für informelle Diskussionsrunde d. Ausschusses für Volksvorlesungen

1916, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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Gebhardt war mit der politisch engagierten Frankfurter Bürgergesellschaft bestens vernetzt. Die Einladung zu informellen Gesprächsrunden über zeitgemäße Fragen (28.2.1916) unterzeichneten illustre Persönlichkeiten: die Frauenrechtlerin Anna Edinger gehörte ebenso dazu wie prominente Mitglieder aus Kultur, Wirtschaft und Politik.



Die sozialen Aufgaben der Frankfurter Bühnen

Carl Gebhardt [Verfasser]
Georg J. Plotke [Herausgeber]
Literarische Anstalt Rütten und Loening [Verlag], Artikel, 1919, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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In seinem Aufsatz "Die sozialen Aufgaben der Frankfurter Bühnen", veröffentlicht im nebenstehenden Jahrbuch, befürwortet Gebhardt die "Interessengemeinschaft von Theater und Volksbildung". Schon 1894 hatte die Stadt Frankfurt als Vorreiter in Deutschland  Volksvorstellungen eingerichtet und damit "zum erstenmal weiteren Kreisen der Minderbemittelten  überhaupt das Theater erschlossen".

Gebhardt spricht sich für verbilligte Eintrittskarten für bestimmte Gruppen aus, lehnt aber separate "Sondervorstellungen" nur für das Volk ebenso ab wie "minderwertige Unterhaltungsliteratur unter der Flagge der Volksbildung". Stattdessen müsse das Theater - schon um den "Sensationen" des Kinos zu trotzen - wieder "Gemeingut des Volkes werden", ein Ziel, das nicht zuletzt durch die Aufführung bewährter Klassiker, aber auch zeitgenössicher Dramen erreicht werden könne.



Zur Frankfurter Theaterfrage

Carl Gebhardt [Referent], Vortrag, 1916, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Satzungsänderung

Frankfurter Bund für Volksbildung , Satzung, 1919, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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Zeitungsausschnitt-1919.jpg
Der Ausschuß für Volksvorlesungen wurde am 16. Dezember 1919 in Bund für Volksbildung umbenannt, Gebhardt entwarf die neue Vereinssatzung.

V. Die Weimarer Republik: Leiter des Rhein-Mainischen Verbandes für Volksbildung



Gebäude des Kaufmännischen Vereins, erbaut 1910 und ab 1919 Volksbildungsheim

Foto, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Davon überzeugt, Bildung schaffe "Volkseinheit" und sei für eine Demokratisierung Deutschlands unerlässlich, schlug Gebhardt in der Weimarer Republik den Weg des Verbandsfunktionärs ein. Als Geschäftsführer des Rhein-Mainischen Verbands für Volksbildung gründete er u.a. das "Frankfurter Künstlertheater für Rhein-Main" (das spätere Theater am Turm), das am 20. Oktober 1920 im hier abgebildeten Volksbildungsheim eröffnet wurde.



Gemeinnützige Blätter für Hessen und Nassau

Zeitschrift, 1916, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Gebhardt wurde 1916 in der Nachfolge von Hugo Sinzheimer in den Vorstand des Rhein-Mainischen Verbandes für Volksbildung berufen. 1920 konzipierte er den Verband neu und vergrößerte als Geschäftsführer dessen Einflussgebiet, das sich über Hessen-Nassau und die besetzten Rheinprovinzen erstreckte.



Einladung zur Mitgliederversammlung

Rhein-Mainischer Verband für Volksbildung, 1917, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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07.19-Mitgliederversammlung 1917.jpg
Auf der Mitgliederversammlung im Juni 1917 steht unter Tagesordnungspunkt 4 Gebhardts Wiederwahl in den Vorstand an.


Richtlinien des Rhein-Mainischen Verbands für Volksbildung

Zeitschrift, 1920, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadgeschichte

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Richtlinien RMVfV mit Zitaten.jpg
Gebhardt entwirft die neuen Richtlinien des Rhein-Mainischen Verbands für Volksbildung und wird dessen Geschäftsführer.


Richtlinien des Rhein-Mainischen Verbands für Volksbildung

Zeitschrift, 1920, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadgeschichte

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Zum neuen Konzept gehörten Vortragsreihen, die die Mitglieder im Umland nach Bedarf abrufen konnten. Auch Gebhardt bot stets eigene Vorträge an.


Briefkopf des Rhein-Mainischen Verbandes für Volksbildung

Carl Gebhardt [Verfasser]
Franz Mockrauer [Empfänger], Mappe, 1928, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Mit seinem Freund Franz Mockrauer, langjähriger Schriftführer der Schopenhauer-Gesellschaft und Gründer des Reichsverbands der Deutschen Volkshochschulen (1927), teilte Gebhardt zwei Arbeitsgebiete: die Volksbildung und Schopenhauer. Beide Themen - ein Artikel über eine Volksbildungstagung für die Frankfurter Zeitung und die Planung der großen Frankfurter Schopenhauer-Tagung des Jahres 1929 - werden in dem Brief verhandelt.



Die Stunde des Landes

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitung, 1928, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Rundfunk und Land.jpg
Als Mitglied des noch nicht verstaatlichten Rundfunks rief Gebhardt 1928 mit der "Stunde des Landes" ein volksbildnerisches Experiment ins Leben.


Evangelische Kirche und Volksbildung

Carl Gebhardt [Verfasser]
Verlag des Rhein-Mainischen Verbandes für Volksbildung [Verlag], 1928, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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01.jpg
Gebhardt meinte: "Aus den Anfängen der Reformation wie aus der Notwendigkeit unserer Zeit" ergebe sich, "dass der Geistliche Volksbildner sein müsse".


Foto: Rhein Mainisches Künstlertheater

Foto

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Gebhardt gründete 1920 das "Frankfurter Künstlertheater für Rhein Main" (später: Rhein Mainisches Künstlertheater) als Abteilung des Rhein-Mainischen Verbands für Volksbildung. Ab ca. 1924 war er Aufsichtsratsvorsitzender des als  GmbH geführten Wandertheaters, das Städte und Gemeinden im Verbandsgebiet mit bis zu 200 Vorstellungen im Jahr mit künstlerisch wertvollen Darbietungen versorgte.



Zehn Jahre Frankfurter Künstlertheater für Rhein und Main - Rückblick und Ausblick

Carl Gebhardt [Verfasser], um 1930, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Der demokratische Gedanke

Carl Gebhardt [Verfasser]
Meiner [Verlag], 1920, Leipzig

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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In seiner 1920 im Meiner Verlag erschienenen Abhandlung legte sich Gebhardt zu Beginn der Weimarer Republik philosophisch Rechenschaft über die politische Zukunft Deutschlands ab. Unter Bezug auf Fichte und den deutschen Idealismus misstraute er der "Vollendung der Demokratie im Parlamentarismus", setzte auf organische Einheit des Volks durch Bildung und das "Primat der Idee des Führertums".

Hans Zint, Vorstand der Schopenhauer-Gesellschaft, beschreibt treffend und detailliert den volksbildnerischen Idealismus seines Freundes.

„Den stärksten Antrieb aber empfing seine volksbildnerische Arbeit durch den für Deutschland unglücklichen Ausgang des Krieges: für den sehr bewußten Staatsbürger und aufrechten Demokraten von Alt-Frankfurter Prägung wurde ein politisches, das nationale Motiv entscheidend. „Wir müssen alles daransetzen, damit wir nicht gleichzeitig von innen heraus zerstört werden, so wie wir von außen her vernichtet werden sollen“ – schrieb er noch vor dem Versailler Vertrag an einen holländischen Freund. Von diesem Leitgedanken aus wurde er im Jahre 1920 der Neubegründer und Leiter des (schon seit dem Ende des vorigen Jahrhunderts bestehenden, aber engeren Zielen dienenden) Rhein-Mainischen Verbandes für Volksbildung und Begründer seiner Wanderbühne, des „Frankfurter Künstler-Theaters für Rhein und Main“, die beide seither bis zur Gegenwart in ihm ihren geistigen Führer sahen. Nicht die Großstadt, sondern die kleinen Städte und das flache Land, zumal die durch Besetzung und Abtrennung kulturell bedrohten Grenzgebiete des Rheinlandes und der Pfalz, waren das Arbeitsfeld des Verbandes, sein Ziel nicht bloße Wissensvermittlung, sondern Gemeinschaftsbildung, […] So beschränkte sich der Verband nicht auf die Veranstaltung von Vorlesungen und Kursen, sondern örtliche Arbeitsgemeinschaften unter tätigster Mitwirkung aller Volkskreise wurden geschaffen, Volksbüchereien, Heimatmuseen, bodenständige Kunstdarbietungen angeregt und gefördert; und das Theater wurde als Wanderbühne mit ihren jährlich 200 -300 sorgfältig vorbereiteten Vorstellungen wertvoller alter und neuer Werke künstlerisch vorbildlich für alle späteren Bühnen dieser Art. Die kleinen Orte des Westens erfuhren so eine ununterbrochene reiche Belebung und Erwärmung. Das Kino und der Rundfunk wurden in diese Volksbildungsarbeit – immer unter dem Voranschreiten Gebhardts — einbezogen; er richtete beim Südwestdeutschen Rundfunk als erster die regelmäßige „Stunde des Landes“ ein, die später der Deutschlandsender übernahm. Besonders ließ Gebhardt sich die Grenzlandarbeit, die Pflege deutscher Kultur in den besetzten Gebieten und darüber hinaus in Eupen-Malmédy, Luxemburg und vor allem im Saargebiet angelegen sein: er gründete das Saarbrücker Heimatmuseum, leitete eine großzügige Büchereiarbeit in diesem kulturell und politisch schwer bedrohten Gebiet ein und hat — unter persönlichem Einsatz und auf bisweilen abenteuerlichen und gefährlichen Wegen — die zeitweise äußerst schwierigen politischen Grenzziehungen überbrückt. Wenn einmal die Geschichte der deutschen Kulturarbeit in den westliehen Grenzlanden während der fünfzehn Nachkriegsjahre geschrieben werden sollte, würde der Name Carl Gebhardts darin einen hervorragenden Platz einnehmen müssen. Seine letzte Reise im November 1933 – von dem schon schwer Leidenden und der körperlichen Eigenbewegung fast ganz Beraubten in Begleitung seiner langjährigen treuen Helferin Luise Osteroth im Flugzeug in 2000 Metern Höhe zurückgelegt — galt diesem Grenzland; und noch 1934, auf dem Sterbebette, gab er einer Wanderschau des Rhein-Mainischen Verbandes mit „Albrecht Dürers Werk“ ihr Programm und ihre warmblütige und tapfere Begleitschrift.“

 

Aus: Hans Zint, Unsere Toten [Nachruf], 22. Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft (1935), S. 402f.



VI. Gebhardt und Schopenhauer



Unbekanntes Jugendbildnis Arthur Schopenhauers

Gemälde

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Schon als Student hörte Gebhardt bei Kuno Fischer Vorlesungen zu Schopenhauer. Als Kunsthistoriker und Sammler förderte er die Schopenhauer-Sammlung der Frankfurter Stadtbibliothek und verfolgte schon früh den Plan, sie zu einem wissenschaftlichen und musealen Zentrum auszubauen.

Dass sich das berühmte Jugendporträt Schopenhauers des Malers Ludwig Sigismund Ruhl heute im Frankfurter Schopenhauer-Archiv befindet, ist Carl Gebhardt zu verdanken. Er sicherte der Stadt Frankfurt, die es 1926 erwarb, schon im Vorfeld ein Vorkaufsrecht.



Aufruf zur Gründung der Schopenhauer-Gesellschaft

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Aufruf_Gründung_Schopenhauer-Archiv.jpg
1911 gehörte Carl Gebhardt zusammen mit zwei weiteren Frankfurtern zu den Gründungsmitgliedern der Schopenhauer-Gesellschaft.


Arthur von Gwinner und Clemens Ebrard

Fotografie

Aus der Sammlung von

Universitätsbiblothek Johann Christian Senckenberg

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Gwinner_Ebrard.jpg
Arthur von Gwinner (1856-1931) und Friedrich Clemens Ebrard (1850-1935)


Arthur von Gwinner, der Sohn von Schopenhauers Nachlassverwalter und erstem Biographen, Wilhelm von Gwinner, hat stets die Schopenhauer-Gesellschaft und die Frankfurter Stadtbibliothek als Mäzen mit Geld und Schopenhaueriana großzügig unterstützt. Bis 1922 war er Schatzmeister der Schopenhauer-Gesellschaft.

F. C. Ebrard, seit 1894 Bibliothekar und schließlich Direktor der Frankfurter Stadtbibliothek, hat die Schopenhauer-Sammlung stets gefördert.

Beide unterstützten Gebhardt bei seinen Bestrebungen zur Gründung des Schopenhauer-Archivs.



Schopenhauer-Bilder

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitungsartikel, 1911, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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4.1. FZ_Schopenhauer-Bilder.jpg


Mit Schopenhauer beschäftigte sich Gebhardt vor allem auch als Sammler und Publizist. 1911 veröffentlichte er einen aufwändig im DIN A2-Format gestalteten Essay, der als Monatsbeilage der Frankfurter Zeitung erschien. Er stellt darin eine neu aufgefundene Daguerreotypie mit der Abbildung Schopenhauers vor. Die Kupferplatte fand sich bei dem Frankfurter Fotografen Böttcher, der sie später der Stadtbibliothek überließ.

Der Fund bildete den Auftakt für die von Gebhardt zwei Jahre später kuratierte Ausstellung von Schopenhauer-Bildern in der Frankfurter Stadtbibliothek.



Das Albumblatt für Goethe

Zeitungsartikel, 1911, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte

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Die Rückseite von Gebhardts Beilage zur Frankfurter Zeitung schmückte großformatig das Albumblatt, das Schopenhauer im Auftrag der Stadt Frankfurt aus Anlass von Goethes hundertstem Geburtstag 1849 verfasst hatte. Es handelte sich dabei um eine Erstveröffentlichung der Handschrift, die sich bis heute im Besitz des Freien Deutschen Hochstifts befindet.

Das Albumblatt wurde 1929 während der Generalsversammlung der Schopenhauer-Gesellschaft in Frankfurt in einer von Gebhardt kuratierten Ausstellung im Vestibül der Stadtbibliothek erstmals ausgestellt.



Schopenhauer-Bilder

Carl Gebhardt [Verfasser], Buch, 1913, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätstbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Für die Tagung der Schopenhauer-Gesellschaft in Frankfurt im Mai 1913 kuratierte Gebhardt eine Ausstellung mit 44 Schopenhauer-Bildern, darunter vier Exponate (Nr. 15-16-20-37) aus seinem eigenen Bestand. Zum Volltext



Schopenhauer-Bilder

Carl Gebhardt [Verfasser]
Baer [Verlag], Buch, 1913, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christiann Senckenberg

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Ikonografie_Cover_Gwinner_Ebrard.jpg
Zur Ausstellung verfasste Gebhardt außerdem ein wissenschaftliches Grundlagenwerk zur Schopenhauer-Ikonographie.


Daguerretypie Arthur Schopenhauers

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Gebhardts-Besitz1.jpeg
Daguerreotypie aus dem Besitz Carl Gebhardts.


Die Schopenhauer-Porträts aus Gebhardts privater Sammlung - wir wissen von einer Daguerreotypie, zwei Kreide- und Kohlezeichnungen des Malers Jules Lunteschütz, einer Radierung von Angilbert Göbel und einer Federzeichnung von Hermann Junker (1933 dem Archiv geschenkt) - gelten alle als verschollen bzw. sind im Krieg verbrannt.

Nur von einem der bekannten Exponate gibt es eine Abbildung. 1938, vier Jahre nach Gebhardts Tod, brachte Arthur Hübscher ein Foto der Daguerreotypie in seiner Neuausgabe von Schopenhauers Sämtlichen Werken, Band 1 - offensichtlich mit Erlaubnis von Gebhardts Witwe. Hübscher, Gebhardts Nachfolger als Archivar der Schopenhauer-Gesellschaft, wies seinen Amtsvorgänger allerdings nicht namentlich als Besitzer aus.

Carl Gebhardt verkehrte mit Wilhelm von Gwinner (1825-1917), dem Freund und Nachlassverwalter Schopenhauers, stets auf freundschaftlichem Fuße. Dieser lebendigen Quelle verdankte er viele authentische Hinweise, die ihn bei der Suche nach Schopenhaueriana, Bildern und Briefen, unterstützten.

Von den 44 Exponaten der Ausstellung (1913) stammten ein Dutzend aus der Frankfurter Stadtbibliothek. Dort hatte Schopenhauer durch sein testamentarisches Vermächtnis von sieben Daguerreotypien den Grundstock für die Sammlung gelegt. Die meisten anderen Ausstellungsstücke kamen als Leihgaben aus Frankfurter Privatbesitz, darunter auch die vier Schopenhaueriana von Gebhardt selbst.

1933 schenkte Gebhardt dem Schopenhauer-Archiv eine Zeichnung Schopenhauers, gefertigt von dem Frankfurter Maler Hermann Junker (1838-1899), aus seinem persönlichen Bestand. Die Zeichnung ging im Krieg verloren.





Frankfurter Angelegenheiten

Zeitungsartikel, 1913, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Frankfurter_Angelegenheiten.jpg
Bericht in der Frankfurter Zeitung von der Tagung der Schopenhauer-Gesellschaft 1913 in Frankfurt.


Wilhelm von Gwinner zum neunzigsten Geburtstag

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitungsartikel, 1915, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universtitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Wilhelm v. Gwinner.JPG
Artikel in der Frankfurter Zeitung anlässlich Wilhelm von Gwinners 90. Geburtstag (17. Oktober 1915)


Wilhelm von Gwinner

Carl Gebhardt [Verfasser], Artikel, 1919, Kiel

Aus der Sammlung von

Schopenhauer-Gesellschaft

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Quelle

Schopenhauer-Gesellschaft

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Schopenhauer-Jahrbuch_1919.jpg
Eine Würdigung Wilhelm von Gwinners im 8. Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft (1919), S. 208-227.

Das Schopenhauer-Archiv: über Jahre geplant

„Daraus [aus der Ausstellung von Schopenhauer-Bildern 1913 in Frankfurt] erwuchs mir damals der Plan, alles, was jetzt nur für kurze Zeit in der Frankfurter Stadtbibliothek zusammengebracht war, für die Dauer dort zu vereinigen, damit so eine Stätte geschaffen würde, die zugleich der Erinnerung an Schopenhauer in lebendiger Anschaulichkeit diene, die aber darüber hinaus auch der Schopenhauer-Forschung als ein umfassendes Archiv zur Verfügung stünde. Der Plan des Jahres 1913 ist im Jahre 1929 im wesentlichen verwirklicht.“ 

Das Schopenhauer-Archiv. Festschrift zur 13. Tagung der Schopenhauergesellschaft, 1929, S. 4

„Aus der Arbeit am Schopenhauer-Briefwechsel [seit 1911], die eine Zusammentragung allen Materials zum Leben Schopenhauers in den authentischen Urkunden bedingte, ist mir der Plan zum Schopenhauer-Archiv erwachsen, wie er durch die Verlegung des Sitzes der Schopenhauer-Gesellschaft nach Frankfurt und durch die Bereitwilligkeit der Frankfurter Stadtbibliothek, eine Forschungsstelle für Leben und Lehre Schopenhauers Raum zu geben, im Herbst 1921 Gestalt gewann.“

Der Briefwechsel Arthur Schopenhauers, hg. von C. Gebhardt, Erster Band (1799-1849), 1929, XI (Band XIV Deussen-Ausgabe)



VII. Gründung des Frankfurter Schopenhauer-Archivs 1921



Schopenhauer Archiv um 1929

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Das Frankfurter Schopenhauer-Archiv wurde am 16. Oktober 1921 anlässlich der IX. Generalversammlung der Schopenhauer-Gesellschaft eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Doch zunächst war nur von einem Schopenhauer-Zimmer die Rede. Erst als nach Ausbau der Stadtbibliothek ein größerer Raum zur Verfügung stand, sprach man vom "Schopenhauer-Archiv".

Paul Deussens Tod im Juli 1919 hatte diese Entwicklung ermöglicht. Der Sitz der Schopenhauer-Gesellschaft wurde nach Frankfurt verlegt und die beiden Sammlungen, die der Stadtbibliothek und die der Schopenhauer-Gesellschaft, die sich zunächst noch in Kiel befand, wurden vereinigt.



Schopenhauers Testament

1852, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Den Grundstock für das spätere Schopenhauer-Archiv hatte Schopenhauer selbst gelegt. Im Passus VII seines Testaments heißt es: „Der Frankfurter Stadtbibliothek vermache ich die mit F.S.B. hinten bezeichneten Daguerrotypien.“ Dieser Verfügung von sieben Abbildungen fühlte sich Gebhardt durch die lückenlose Sammlung aller weiteren zu Lebzeiten des Philosophen entstandenen Bilder stets besonders verpflichtet.

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Die Pläne nehmen Gestalt an

Über meine Pläne hinsichtlich des Schopenhauerarchivs gibt Ihnen unser beifolgender Bericht an Herrn von Gwinner Aufschluss. Ob wir Schopenhauermöbel für das Zimmer erwerben können, wie ich seinerzeit vorschlug, scheint mir sehr fraglich. Umsomehr möchte ich meinen anderen Gedanken verwirklicht sehen, wenigstens in seinem Bücherbestande das Studierzimmer Schopenhauer’s wieder aufzubauen und die Literatur über Schopenhauer zur Vollständigkeit zu bringen. Hier wäre ich Ihnen nun dankbar, wenn Sie veranlassen könnten, dass das von Deussen verwaltete Schopenhauerarchiv möglichst bald an die Frankfurter Stadtbibliothek geschickt würde, weil ich so keinen Überblick darüber gewinnen kann, was der aus den Beständen der Stadtbibliothek und des bisherigen Schopenhauerarchivs zu bildenden Schopenhauerbibliothek noch fehlt.

Auszug aus einem Brief vom 2. Dezember 1919 von Carl Gebhardt an den Schriftführer der Schopenhauer-Gesellschaft, Franz Mockrauer. [Typoskript]





Das Archiv

Bericht, 1921, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Schopenhauer-Gesellschaft

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Quelle

Schopenhauer-Gesellschaft

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SJ_1921_Seite_160.JPG
Gebhardt berichtet als neugewählter Archivar der Schopenhauer-Gesellschaft erstmals über das Schopenhauer-Zimmer in der Stadtbibliothek (Jb. 1921)

Holpriger Beginn: die Eröffnung des Archivs wird schließlich verschoben

Inzwischen habe ich das Schopenhauerarchiv [aus Kiel] ausgepackt, geordnet und die vollkommen fehlende Katalogisierung in die Wege geleitet. Das Schopenhauer-Zimmer bis Ende Mai ist, wie ich mich selber überzeugen musste, baulich vollkommen unmöglich, da der alte Lesesaal, für den das zukünftige Schopenhauer-Zimmer als Garderobenraum dient, bei den ungünstigen Heizverhältnissen bis zum Ende der Heizperiode benutzt werden muss. Wenn die Schopenhauer-Tagung in Frankfurt a/M. stattfindet, werde ich aber dafür sorgen, dass die Schätze des Archivs einstweilen in einer hübschen Ausstellung (etwa im Goethe-Museum) den Tagungsteilnehmern zugänglich gemacht werden können. […] Ob wir die Tagung der Gesellschaft nun hier stattfinden lassen können, wird einigermassen davon abhängen, ob die Besetzung [Frankfurts durch französische Truppen] aufgehoben wird oder nicht. Wahrscheinlich würden bei weiterer Dauer der Besetzung sehr viele Leute sich durch die mehr eingebildeten als wirklichen Schwierigkeiten abhalten lassen, nach Frankfurt zu kommen. Ob Aussicht auf Aufhebung der Besetzung besteht, werden Sie in Berlin wahrscheinlich eher und zuverlässiger wissen, als wir hier in Frankfurt.

Auszug aus einem Brief vom 12. April 1920 von Carl Gebhardt an den Schatzmeister der Schopenhauer-Gesellschaft, Arthur von Gwinner. [Typoskript]



Schwierige Suche nach Schopenhauer-Reliquien

Die Suche nach den Möbeln Schopenhauers hat bisher noch wenig Resultate gezeigt. Ich habe feststellen können, dass die Haushälterin Schnepp von hier nach Heidelberg gezogen ist, dann aber wieder ihren Wohnsitz nach Frankfurt verlegt hat, offenbar ihren Haushalt auflöste und nach Amerika auswanderte. Sie hat aber gewusst, dass das Mobiliar, das sie von Schopenhauer hatte, einen Pietätswert besass. Mir liegt ein Schreiben von ihr vor, in dem sie Schopenhauer's Lehnstuhl und ein Tisch'chen einem Darmstädter zum Verkauf anbot. Leider hat der Betreffende die Sachen damals nicht erworben. Das Einzige, was sich bisher hat ausfindig machen lassen, ist Schopenhauers Tischglocke, die aus dem Besitz von Wiesecke an einen Darmstädter Schopenhauer Freund kam. Diese Tischglocke ist dem Schopenhauer-Archiv angeboten worden und ich meine unbedingt, dass wir sie erwerben sollen; sie besetzt an und für sich einen gewissen Altertumswert. Sie stammt aus der Zeit Friedrich Wilhem III. und den Griff bildet eine kleine Bronzestatue des Königs. Wir haben, nachdem wir den Rat des Direktors der städtischen historischen Sammlungen eingeholt, der Besitzerin der Reliquie Mk. 300,- geboten. Sie wollte aber Mk. 1000,- und wir können jetzt um Mk. 600,- handelseinig werden.

Dürfen wir diese Summe aus der Stiftung, die Sie dem Schopenhauer-Archiv gemacht haben und die ja, da die Einrichtung des Zimmers von der Stadt bestritten werden muss, dafür nicht gebraucht wird, nehmen?

Auszug aus einem Brief vom 12. April 1920 von Carl Gebhardt an den Schatzmeister der Schopenhauer-Gesellschaft, Arthur von Gwinner. [Typoskript]





Schopenhauers Tischglocke

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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tischglocke.jpg
Schopenhauers Tischglocke befindet sich noch heute im Bestand des Schopenhauer-Archivs.


Das Schopenhauer-Archiv

Carl Gebhardt [Verfasser], Bericht, 1922, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Schopenhauer-Gesellschaft

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Quelle

Schopenhauer-Gesellschaft

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SJ_1922_Seite_175.JPG
Die "Verwaltungsgemeinschaft" ist vollzogen, der größere Raum im neuen Anbau macht aus dem Schopenhauer-Zimmer ein Schopenhauer-Archiv (Jb. 1922).


Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt am Main und dem Schopenhauer-Archiv von 1923

Vertrag, 1923, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Vertrag Stadt-Archiv1923.jpg
Ein erster Vertrag über die "Verwaltungsgemeinschaft" der beiden Schopenhauer-Sammlungen wurde erst 1923 unterzeichnet.


Vertrag zwischen der Stadt Frankfurt am Main und dem Schopenhauer-Archiv von 1925

Vertrag, 1925, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Vertrag Stadt-Archiv1925.jpg
1925 wurden die rechtlichen Beziehungen zwischen Stadt und Schopenhauer-Gesellschaft erneut präzisiert.


Aus dem Schopenhauer-Archiv: Schopenhauers Sofa / Porträts / Hundebild Ridingers

Buch

Aus der Sammlung von

Universiätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Schopenhauer-Sofa.jpg
Schopenhauer-Archiv im Jahr 1929.


Aus dem Schopenhauer-Archiv: Schopenhauers Schrank / Der Teppich Adelens / Porträtbüste von Elisabeth Ney

Buch

Aus der Sammlung von

Universiätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Schopenhauers Schrank.jpg
Schopenhauer-Archiv im Jahr 1929.

VIII. Archivar des Schopenhauer-Archivs und Herausgeber



Foto Haus Schöne Aussicht 16 im Altstadtmodell der Treuner-Brüder, Südseite in Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Wikipedia

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Quelle

Mylius

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Der jüdische Eigentümer der Schönen Aussicht 16, Moritz Sachs-Fuld, stellte Gebhardt für seine Tätigkeit als Archivar Arbeitsräume zur Verfügung. Sie lagen mittig, im 1. Stock mit Balkon, links oberhalb von Schopenhauers Sterbezimmer.

Nach Plünderung des Gebäudes während des Novemberpogroms 1938 sah sich Sachs-Fuld gezwungen, es an die Stadt zu verkaufen. Zusammen mit großen Teilen des inzwischen von der Stadtbibliothek dorthin verlagerten Schopenhauer-Archivs wurde das Gebäude während der Luftangriffe auf die Frankfurter Altstadt am 22. März 1944 bis auf das Erdgeschoss zerstört.



Ausschnitt aus dem Archivbericht des Schopenhauer-Jahrbuches von 1925

Carl Gebhardt [Verfasser], Bericht, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Schopenhauer-Gesellschaft

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Quelle

Schopenhauer-Gesellschaft

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SJ_1925_Seite_264.JPG
Ausschnitt aus einem 6-seitigen Bericht im Schopenhauer-Jahrbuch (1925) über die Zugänge und Neuerwerbungen des Archivs.


Ein unbekanntes Jugendbildnis Schopenhauers?

Carl Gebhardt [Verfasser], Zeitungsausschnitt, 1924, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universtitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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5.3.16_Jugendbildnis.jpg
Nicht nur im Schopenhauer-Jahrbuch, auch in der Frankfurter Zeitung gibt Gebhardt Archivberichte, hier über den Nicht-Kauf eines fragwürdigen Angebots


Zum Bild der Johanna Schopenhauer (Nachtrag)

Carl Gebhardt [Verfasser], Bericht, 1928, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Schopenhauer-Gesellschaft

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Quelle

Schopenhauer-Gesellschaft

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SJ_1928_Seite_437.JPG
In seinem Archivbericht im Jahrbuch 1927 erzählt Gebhardt, wie bedeutende Objekte ihren Weg ins Schopenhauer-Archiv fanden.


Schopenhauer-Bildnisse

Arthur Hübscher [Verfasser]
Kramer [Verlag], Buch, 1968, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christiann Senckenberg

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Johanna_Schopenhauer_und_Großvater.jpg
Das Bild der Johanna Schopenhauer ist verbrannt, die Büste des Urgroßvaters hat den Krieg überlebt und befindet sich heute im Schopenhauer-Archiv.


Das Schopenhauer-Archiv

Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1929, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universiätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Schop_1232_Buchcover.jpg
1929 tagte die Schopenhauer-Gesellschaft zum dritten Mal in Frankfurt. Gebhardt legte zu diesem Anlass einen ausführlichen Archivbericht vor.


Programm der 13. Tagung der Schopenhauer-Gesellschaft

Mappe

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Programm_13_Tagung_Schopenhauer-Gesellschaft.jpg
Gebhardt organisierte auch die vielbeachtete Tagung "Religion und Philosophie" mit u.a. Martin Buber und Albert Schweitzer als Redner.


Das Sofa, auf dem Schopenhauer starb

Carl Gebhardt [Verfasser], 1929, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Im Vorfeld der Tagung, die vom 24. bis 26. Mai 1929 stattfand, informierte Gebhardt die Leserschaft der Frankfurter Zeitung über die jahrelange detektivische Arbeit, die zum Aufspüren und zur Identifizierung von Schopenhauers Sterbesofa sowie anderer Möbel aus dem Haushalt des Philosophen geführt hatte.



Brief Carl Gebhardts an Franz Mochrauer

Mappe

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Brief an Mockrauer.JPG
Vorstandsmitglied Mockrauer wird über die Versteigerung der Sammlung Grisebach informiert. Gebhardts Mittel zum Ankauf waren aber sehr beschränkt.

Die Versteigerung der Sammlung Grisebach am 29. April 1930 in Berlin

BERICHT DES ARCHIVARS DER SCHOPENHAUER-GESELLSCHAFT VOM MAI 1929 BIS SEPTEMBER 1931.

Das wichtigste Ereignis für das Schopenhauer-Archiv, das seit der letzten Tagung der Schopenhauer-Gesellschaft in Frankfurt a. M. Pfingsten 1929 vorgefallen ist, war die Versteigerung der Schopenhauer-Sammlung Eduard Grisebachs, weil in ihr 72 Bücher aus Schopenhauers Besitz angeboten wurden, die Grisebach zum größeren Teil wohl von der mit der Verwertung der Bibliothek Schopenhauers beauftragten Firma Joseph Baer & Co. gekauft hatte. Das Porträt Schopenhauers aus dem Besitze Lindners, das dritte der von Lunteschütz gemalten Schopenhauer-Porträts, habe ich schon vor einigen Jahren aus dem Nachlaß Grisebachs erworben, während die Bücher, die im Besitze eines Landrates a. D. von Brüning auf Rügen waren, jeder wissenschaftlichen Forschung entzogen und ängstlich zurückgehalten worden sind. Ich habe über den Verlauf der Auktion Grisebach sogleich nach der Versteigerung dem Vorstand ausführlich berichtet. Einen Auszug aus diesem Bericht mit dem Ergebnis lasse ich hier zunächst folgen.

Ich fuhr Dienstag, den 29. April nach Berlin und habe mich sofort nach meiner Ankunft mit Herrn Breslauer in Verbindung gesetzt, um die Situation zu sondieren. Es stellte sich alsbald heraus, daß mein Plan, die Sammlung nach Einzelausgebot en bloc zu erwerben, unausführbar war, denn Herr Breslauer schätzte jetzt den Wert der 72 Bücher aus Schopenhauers Besitz auf insgesamt 35 000 RM. Das stand mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln in einem solchen Mißverhältnis, daß sich wohl nichts anderes tun ließ, als die Versteigerung abzuwarten.

Ich habe es nun für meine nächste Aufgabe gehalten, die 72 Bücher genau kennen zu lernen, um mir auf Grund dessen ein Urteil über ihren wissenschaftlichen und materiellen Wert zu bilden. Dies habe ich in den Mittagspausen sowie morgens vor und abends nach der Auktion der Sammlung Grisebach, die schon am Dienstag begonnen hatte, sehr gut tun können. Ich habe dabei den Eindruck gewonnen, daß die Sammlung Grisebach, ohne daß ich natürlich ihre Bedeutung in Abrede stellen will, durch den Katalog reichlich aufgeblustert worden ist.

Schopenhauer war ein Leser, der sich, wenn er ein Buch durchlas, mit dem Autor auseinandersetzte, und diese Auseinandersetzung macht seine Bücher für uns so interessant und für die Wissenschaft wertvoll. Diese Auseinandersetzung selbst erfolgt in dreifacher Form: 1. Schopenhauer unterstreicht in seinen Büchern Sätze, macht Striche am Rand, denen er manchmal Ausrufungszeichen und Fragezeichen hinzufügt. Ich will diese Art der Auseinandersetzung Lesespuren nennen. 2. Schopenhauer ist vielfach bei der Lektüre gereizt und setzt seinen Zorn in allerlei Invektiven um (Esel, liber stultissimus, asinus, Kapuzinade u. dgl.). Nennen wir diese Art der Auseinandersetzung Invektive. 3. Schopenhauer setzt sich mit dem Autor in mehr oder weniger eingehenden Randbemerkungen auseinander, die zum Teil den Charakter kleiner Abhandlungen annehmen können. Sprechen wir hier von Randbemerkungen. 

Nach dieser Klasseneinteilung gehören die meisten Bücher der Sammlung Grisebach unter die Klasse 1 und die Klasse 2, nur die wenigsten in die Klasse 3. Es versteht sich, daß der wissenschaftliche Wert vorwiegend der 3. Klasse zukommt. 

Die Summe, die wir für die Sammlung Grisebach zusammenbringen konnten, betrug 6100 RM. Ich stand nun vor der Wahl, entweder eine größere Zahl von Büchern aus der Klasse 1 und 2 oder eine geringere Zahl von Büchern aus der Klasse 3 zu erwerben. Es war nun meine Meinung, die auch auf telegraphische Anfrage Dir. Oehler bestätigte, daß ich nach Möglichkeit Bücher aus der Klasse 3 erwürbe, auch wenn es sich nur um wenig Hauptstücke handeln könnte. 

Um dazu noch etwas Grundsätzliches zu sagen, soll meines Erachtens das Schopenhauer-Archiv, schon in Anbetracht der Beschränktheit seiner Mittel, nicht Reliquien kaufen, sondern Schopenhauer-Manuskripte, wozu eben auch seine Bücher gehören, die für die wissenschaftliche Forschung dauernd wertvoll bleiben werden. Wenn ich ein Buch, das Schopenhauer in seiner Bibliothek gehabt hat, in einem anderen, nicht von ihm besessenen Exemplar im Archiv habe und trage darin nach seinem Handexemplar seine Unterstreichungen, Striche und Ausrufungszeichen genau ein, so ist dies Buch für die Wissenschaft genauso benutzbar wie sein Handexemplar, und ich brauche nicht den Mehrwert zu bezahlen, der eben nur dem Reliquiencharakter des Buchs zukommt.

Bei der Auktion gelang es mir, folgende fünf Bände zu erwerben: 

  1. Huarte, Examen de ingeniös para las sciencias, mit ausführlichen Bemerkungen Schopenhauers über den Autor und seine Werke und einem schönen Profilkopf auf dem Einbanddeckel.
  2. Zwei Abhandlungen von Lassaux mit eigenhändiger Widmung an Schopenhauer -und ein paar guten und ausführlichen Invektiven.
  3. Schopenhauers Exemplar der Werke Popes in drei Bänden, mit ziemlich viel Anmerkungen und einem schönen Profilkopf.
  4. Schopenhauers Schleiermacher mit einigen Randbemerkungen.
  5. Ein altes Buch über die Weisheit der Inder von Starkius, mit einer zwei Seiten langen Abhandlung Schopenhauers über Kalila und Dimna.

Ich habe im ganzen für diese Bücher 1598,50 RM. ausgegeben. 

In diesem Jahre wurde für das Schopenhauer-Archiv aus den von der Stadt Frankfurt zur Verfügung gestellten etatmäßigen Mitteln nur ein Schopenhauer-Brief (der im letzten Jahrbuch auf S. 358 bei Gelegenheit der Feier des siebzigsten Todestages Schopenhauers veröffentlicht wurde) erworben, da er biographisch von einem besonderen Interesse ist. Im übrigen wurde vor allem aus der Schopenhauer-Literatur zur Ergänzung der wissenschaftlichen Bibliothek gekauft. 

Eine Reihe von Stiftungen wurden dem Schopenhauer-Archiv gemacht, unter anderen von C. V. E. Carly eine schwedische Übersetzung einer Auswahl aus Schopenhauers Werken in vier Bänden, sowie von Dr. Kurt Böninger ein mit vielen Exzerpten aus Schopenhauer bereichertes und seine Philosophie vertretendes Werk „Grundlagen und Bekenntnisse einer Weltanschauung“. In der letzten Zeit ist es mir gelungen, das Bett, in dem Schopenhauer schlief, ausfindig zu machen, und es wird wohl durch Stiftung dem Schopenhauer-Archiv überwiesen werden, wenn auch zunächst von einer Aufstellung abzusehen sein wird. 

Leider wird uns in diesem Jahre die etatmäßige Subvention der Stadt Frankfurt für das Schopenhauer-Archiv nicht mehr zur Verfügung stehen, und es ist zu befürchten, daß wir zunächst solche wertvollen Erwerbungen, wie sie zwischen den Jahren 1924 und 1930 möglich waren, nicht mehr werden machen können. Gerade das aber muß uns Veranlassung geben, uns auf die eigentlichen Aufgaben des Schopenhauer-Archivs als eines Zentralinstituts der Schopenhauer-Forschung zu besinnen, und uns nun in erster Linie solchen Aufgaben zuzuwenden, die in wissenschaftlichem Interesse getan werden müssen und die ohne den Aufwand erheblicher Mittel auch getan werden können. 

Im großen sehe ich drei wesentliche Aufgaben des Schopenhauer-Archivs:

  1. Das Schopenhauer-Archiv muß in Ausführung des letzten Willens Schopenhauers alle Bilder sammeln, wenn möglich im Original, die Schopenhauer darstellen. Diese Aufgabe hat das Schopenhauer-Archiv im wesentlichen gelöst, wenn man von zwei Bildern absieht, die dem Archiv wohl auch noch zufallen werden, und wenn man vom Gwinnerschen Besitz absieht.
  2. Das Schopenhauer-Archiv muß ein vollständiges Schopenhauer-Epistolarium anlegen. Es besitzt vom Schopenhauer-Briefwechsel im Original ein sehr wichtiges Stück: den Briefwechsel mit Becker. Daneben eine Reihe anderer Briefe Schopenhauers und einen beträchtlichen Teil der an Schopenhauer gerichteten Briefe. Es muß sich nun angelegen sein lassen von allen Briefen Schopenhauers photographische Reproduktionen anfertigen zu lassen, so daß man den authentischen Wortlaut jedes Briefes im Schopenhauer-Archiv sogleich festzustellen in der Lage ist.
  3. Das Schopenhauer-Archiv muß in der Bibliothek Schopenhauers lückenlos die geistige Werkstatt Schopenhauers rekonstruieren. Wir besitzen das (aus bestimmten Gründen bisher noch nicht veröffentlichte) Inventar der Bibliothek Schopenhauers, die aus ca. 1200 Büchern bestand. Von diesen 1200 Büchern besitzen wir in Schopenhauers Handexemplaren einhundertfünfzehn. Wir wollen jetzt aus den Beständen der Stadtbibliothek alle Werke herausziehen, von denen wir wissen, daß Schopenhauer sie in seiner Bibliothek besessen hat. Diese Werke sind heute, vom Standpunkt der Bibliothek aus gesehen, ein Ballast, da es sich in der Regel um veraltete wissenschaftliche Bücher handelt, und können sehr wohl, womit sie ja nicht aus der Stadtbibliothek herauskommen, im Schopenhauer-Archiv zusammengestellt werden, was in der Kartothek nur vermerkt zu werden braucht. Dazu sollen wir systematisch jedes Buch sammeln, von dem wir wissen, daß ein Exemplar davon Schopenhauer besessen hat. Diese Bücher können uns dann dienen, sofern uns die Handexemplare zugänglich sind, daß wir sorgfältig in jedes Buch die Striche, Ausrufungszeichen und Invektiven Schopenhauers eintragen, und dazu seine Randbemerkungen in photographischen Abdrücken einkleben. Verfahren wir so, dann braucht es uns nicht leid zu tun, wenn wir auch Bücher aus Schopenhauers Bibliothek nicht kaufen können. Ich habe mit Besitzern von Büchern aus Schopenhauers Bibliothek schon vereinbart, daß sie uns ihren Besitz zum Zwecke einer solchen Kopie zur Verfügung stellen.

Frankfurt a. M.                                                      CARL GEBHARDT. 

 

Aus: 19. Jahrbuch der Schopenhauer-Gesellschaft (1932), S. 398-401





Gedächtnisfeier für die 70jährige Wiederkehr des Todestages von Arthur Schopenhauer

1930, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Institut für Stadtgeschichte Frankfurt

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Gebhardt hielt die Rede zu Schopenhauers 70. Todestag. Aus diesem Anlass wurde eine Büste des Philosophen enthüllt, geschaffen von Richard Petraschke.


Büste Arthur Schopenhauers [Büste von Richard Petraschke]

Richard Petraschke [Künstler], Bronzebüste, 1922

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Der Bildhauer Richard Petraschke (1885-1937) hatte sein Atelier in Schopenhauers Sterbehaus. Auch die Büste wurde beim Novemberpogrom 1938 zerstört.


Textausschnitt aus Gebhardts letztem Archivbericht 1934

Carl Gebhardt [Verfasser], Bericht, 1934, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Schopenhauer-Gesellschaft

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Quelle

Schopenhauer-Gesellschaft

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Aus Gebhardts letztem Archivbericht 1934. Sein Geschenk, die Schopenhauer-Zeichnung des Malers Hermann Junker (1838-1899) ging im Krieg verloren.


Schopenhauer und Brockhaus

Carl Gebhardt [Herausgeber]
Arthur Schopenhauer [Verfasser]
Friedrich Arnold Brockhaus [Verfasser], Buch, 1926, Leipzig

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Unter Auswertung des Leipziger Verlagsarchivs gab Gebhardt den Briefwechsel des Philosophen mit seinem Verlag heraus.


Arthur Schopenhauers sämtliche Werke

Paul Deussen [Herausgeber]
Carl Gebhardt [Herausgeber], Buch, 1929, München

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Ähnlich wie die Errichtung eines Schopenhauer-Archivs war auch die Herausgabe der Briefwechsel ein über Jahre geplantes Projekt.

"Als der Herausgeber der Editio definitiva Schopenhauers, Paul Deussen, im April 1911 in Bologna [während eines Philosophen-Kongresses] mit mir den Plan der Ausgabe durchsprach, [...] erklärte ich mich auf seine Bitte bereit, die Sorge für den Briefwechsel zu übernehmen", schreibt Gebhardt im Vorwort zu Band 14 der Deussen-Ausgabe. Von den geplanten drei Brief-Bänden konnte er aufgrund von Krankheit nur den ersten noch selbst fertigstellen. Noch zu Lebzeiten überließ er Arthur Hübscher seine umfangreichen Vorarbeiten für die weiteren Bände. Dieser brachte die fehlenden Bände 1933 und 1942 heraus, bewertete darin Gebhardts editorische Leistungen jedoch äußerst negativ.

IX. Spinoza-Forscher: Übersetzer, Herausgeber, Philosophiehistoriker



Porträt von Benedictus de Spinoza aus "Opera"

Benedictus de Spinoza [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1925, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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"[Gebhardts] Lebensgefühl war kühn und stark. Überall zuhause, wo Tradition und Schönheit waren, würde er als Kulturhistoriker geglänzt haben. Aber offenbar entsprach seinem Wesen die Rolle des philosophischen Kritikers und Auslegers am meisten, und er wählte die grosse weltgeschichtliche Figur des Benedict de Spinoza zum Gegenstand seiner Forschung." (A.S. Oko, 1936)



Spinoza : Lebensbeschreibungen und Dokumente

Carl Gebhardt [Herausgeber und Übersetzer]
Meiner [Verlag], Buch, 1914, Leipzig

Aus der Sammlung von

Unversitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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"Es genüge zu bemerken, dass Gebhardts Spinoza-Übersetzungen für die Philosophische Bibliothek [des Leipziger Meiner Verlags], begonnen 1907, die besten, die genauesten und vollständigsten in deutscher Sprache sind, ja in irgend einerSprache überhaupt. Seine ausgezeichneten Einführungen geben alles, was für ein richtiges Verständnis von Spinozas Lehre und Charakter nötig sind, und seine kurzen Anmerkungen sind das beste kritische Compendium zum Studium Spinozas." (A. S. Oko, 1936)



Theologisch-politischer Traktat / Spinoza

Benedictus de Spinoza [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Meiner [Verlag], Buch, 1922, Leipzig

Aus der Sammlung von

Unversitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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"Er übersetzte das Werk des Meisters, für welche Übersetzung er selbst die kritischen Texte vorbereitete und sie in der Folge herausgab. Und das alles geschah nicht in Fortsetzung des einmal eingeschlagenen Weges. Ein innerer Elan drängte ihn zu immer schwierigeren Aufgaben. [...] Buch auf Buch, Essay auf Essay entfliessen der Feder dieses stolzesten Schreibers; subtil, durchdringend und eminent philosophisch." (A. S. Oko, 1936)



Inedita Spinozana von Carl Gebhardt [Benedikt von Spinoza: Teils]

Benedikt von Spinoza [Verfasser]
Winter [Verlag], 1916, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Inedita Spinozana.jpg
https://digi.hadw-bw.de/view/sbhadwphkl_1916_13


Schon am 30.10.1913 stellte Gebhardt bei der philosophisch-historischen Klasse der Heidelberger Akademie der Wissenschaften den Antrag, sein auf vier Bände angelegtes Projekt, Spinozas Werke in den Originalsprachen herauszubringen, institutionell zu unterstützen. Gebhardt verlangte keinerlei Honorar oder Kostenerstattung, sondern bat lediglich um Druckkostenzuschüsse.

Er empfahl sich der Akademie nicht nur wegen seiner exzellenten Sprachkenntnisse - er beherrschte die alten Sprachen ebenso wie die modernen, darunter auch das Niederländische - sondern auch, weil er im Besitz des handschriftlichen Nachlasses des großen Spinoza-Forschers Jakob Freudenthal war. Dessen Sohn, der Frankfurter Jurist Bertold Freudenthal, hatte ihn Gebhardt zur Auswertung überlassen.



Verlagsreklame

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Verlagsankündigung zu Gehardts Neuausgabe der Werke Spinozas (1924).


Opera

Benedictus de Spinoza [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1925, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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"Seine Ausgabe der Opera in vier Bänden, ausgeführt unter den Auspicien der Heidelberger Akademie (1924), ist definitiv, sie lässt keinen Raum für irgend eine andere [Nachdruck 1972]. Drei Ergänzungsbände sollten folgen: Sachkommentar; Exemplar Vitae; Die Philosophie Spinozas." (A. S. Oko, 1936)

Gebhardt konnte wegen Krankheit die schon weitgehend fertiggestellten Ergänzungsbände vor seinem Tod nicht mehr selbst herausbringen und beauftragte seinen Freund Adolph S. Oko mit dieser Aufgabe. Da sowohl Spinoza als auch Oko Juden waren, wurde in der NS-Zeit dieses Vorhaben vereitelt. Sowohl die Heidelberger Akademie als auch der Carl Winter Verlag wollten die Ausgabe nicht fertigstellen.



Opera

Benedictus de Spinoza [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1987, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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1933, noch zu Lebzeiten Gerbhardts, lag der erste Ergänzungsband -  Kommentar zum  Tractatus Theologico-Politicus und Tractatus Politicus - in gedruckter Form vor. 

Nach weiteren gescheiterten Veröffentlichungsversuchen nach dem Zweiten Weltkrieg erschien er schließlich im Jahr 1987 als 5.  Band der OPERA. Das darin abgedruckte Vorwort stammt aus dem Jahr 1938 und wurde von A. S. Oko für die seinerzeit nicht zustande gekommene Ausgabe verfasst. Herausgeber war der Frankfurter Philosoph Norbert Altwicker, der Gebhardts Kommentar eine Studie über Spinozas politische Philosophie an die Seite stellt.

Der Riss, der durch diese Editionsgeschichte geht, zeigt sich auch an der unterschiedlichen Farbe und Qualität des Papiers. Links die aus dem Keller des Verlags hervorgeholten Druckbogen aus den 30erJahren, rechts der Text aus den 80er Jahren.

Aus Okos Vorwort (1938) für den zensierten Ergänzungsband

"Die Arbeit vieler Jahre steckt in dem vorliegenden Kommentarwerk, das sehr viel Neues aufzuweisen hat. Dunin-Borkowski nennt es eine Fundgrube von erlesenem Reichtum; er konnte es schon zum Teil einsehen. Gebhardt war viele Jahre hindurch bestrebt, die 161 Bücher der Bibliothek Spinozas, so sie vom Inventarverzeichnis ausgewiesen sind, zu erwerben und zu studieren, um sie für den Kommentar zu nutzen. Dank solcher Bemühungen gelang Gebhardt nicht zuletzt die Herausgabe der Gedichte und biographischen Urkunden von Leone Ebreo. [...] Es ist mir eine besondere Pflicht, diejenigen zu nennen, von denen ich weiß, daß sie Carl Gebhardt bei der Arbeit geholfen haben: Dr. P. C. Molhuysen im Haag, Professor Dr. I. Elbogen in Berlin, Professor Dr. A. Freimann in Frankfurt a. M., Professor Dr. Michael Guttmann in Breslau, Professor Dr. Paul Kahle in Bonn, Professor H. T. Colenbrander in Leiden, Professor Dr. Leon Roth in Jerusalem, Professor Shelden Blank in Cincinnati, Professor Adolfo Ravà in Padua und Frau Luise Osteroth. All diesen und auch jenen, über deren Anteil ich nichts Genaues weiß, sei für die selbstlose Hilfe für die Arbeit Gebhardts herzlich gedankt. [...]

Rotherwood, Chrut, Surrey (England), den 9. April 1938, Adolph S. Oko"

aus: Vorwort zu Carl Gebhardts Spinoza-Kommentar und Einleitungsentwurf (1938), In: Opera Spinoza. Im Auftr. d. Heidelberger Akad. d. Wiss., hrsg. von Carl Gebhardt, Heidelberg: Winter, 5 (1987)




Verlagsreklame

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Nach Gründung der Societas Spinozana im Jahr 1920 rief Gebhardt die Bibliotheca Spinozana ins Leben. In der Schriftenreihe veröffentlichten Spinoza-Forscher weltweit ihre Studien in ihren jeweiligen Sprachen. Angeschlossen waren vier europäische Verlage aus vier Ländern.



Die Schriften des Uriel da Costa

Uriel da Costa [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1922, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Buchtitel und Verlagsankündigung zu Gebhardts Studie über den Frühaufklärer, Theologiekritiker und Zeitgenossen Spinozas.


Von den festen und ewigen Dingen / Spinoza

Benedictus de Spinoza [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1925, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Unter diesem Titel übersetzte und strukturierte Gebhardt Spinozas schwer zugängliche "Ethik" komplett neu.

Anläßlich der Feiern zu Spinozas 250. Todestag, die Gebhardt teilweise selbst ausrichtete, hielt er im Laufe von zwei Monaten in vier Ländern vier großangelegte, völlig unterschiedliche Reden.

Am 21. 2. 1927 sprach er auf der Feier der Societas Spinozana in `s Gravenhage über den Weg des einst Verkannten und Angefeindeten, der zwischen den Völkern, den Zeiten und den Religionen gestanden hatte, zum Weltruhm. Thema seines auf Französisch gehaltenen Discours prononcé in der Pariser Sorbonne anläßlich der Gedächtnisfeier am 26.2.1927 war die Dialectique intérieure du Spinozisme zwischen deutscher Mystik und Cartesianismus. Als Festredner bei der Feier des Jüdischen Akademischen Philosophenvereins im kleinen Festsaal der Universität Wien befaßte er sich am 12.3.1927 ausführlich mit Spinozas Stellung im Judentum und seinem Verhältnis zum Barock. Dem Spinozismus als der „Religion“ Goethes war seine Rede für die Frankfurter Gesellschaft der Goethe-Freunde in Frankfurt a.M. am 26.4.1927 gewidmet.





Spinoza

Carl Gebhardt [Verfasser]
Winter [Verlag], Buch, 1927, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Zu Spinozas 250. Todestag hielt Gebhardt vier Reden in drei Sprachen: in Den Haag, in Paris an der Sorbonne, in Wien und in Frankfurt.


Dialoghi d'amore

Leo <Hebraeus>
Carl Gebhardt [Übersetzer]
Winter [Verlag], Buch, 1929, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Gebhardt untersuchte in dieser Studie den Einfluss, den der portugiesisch-jüdische Dichter und Vertreter des Platonismus auf Spinozas Denken hatte.


Spinoza

Carl Gebhardt [Verfasser]
Reclam [Verlag], Buch, 1932, Leipzig

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Die Verbreitung von Spinozas Denken hatte für Gebhardt stets höchste Priorität. 1932 verfasste er eine Spinoza-Monographie für das breite Publikum.

X. Gründer der Societas Spinozana und der Domus Spinozana



Spinoza-Haus Den Haag heute

Aus der Sammlung von

Wikipedia

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Quelle

MLWatts

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Carl Gebhardt, der die "zweite Spinoza Renaissance" heraufführte, gründete 1920 in Den Haag die weltweit erste internationale Spinoza-Gesellschaft.

Mit der Domus Spinozana, einer 1926 gegründeten Stiftung, rettete er Spinozas Wohn- und Sterbehaus in Den Haag für die Nachwelt. Die Gelder akquirierte er in Europa und den USA. Zuvor erbrachte er den wissenschaftlichen Nachweis, dass das seinerzeit als Absteige benutzte Gebäude tatsächlich Spinozas Sterbehaus ist. Die Stadt stellte es daraufhin unter Denkmalschutz.

Die Lehre Spinozas als Lebensmaxime

„Spinozist sein bedeutet nicht: diese oder jene Lehrmeinung für wahr halten. Der freieste Geist Europas soll nicht zu neuer Dogmatik werden. Spinozist sei, wer aus Spinoza die lebendige Kraft seines Lebens gewann. Das erste Merkmal des Spinozisten ist die Sachlichkeit. Vielleicht war es die kühnste Neuerung Spinozas, daß er den Anthropocentrismus aus der Weltbetrachtung verbannt hat: nicht der Maßstab des Menschen soll den Wert der Dinge bestimmen. So ist Spinozas Leben ganz objectiv, ganz um der Sache willen gelebt.“

Carl Gebhardt, An Dr. Meijer, In: Chronicon Spinozanum, Bd. 4, 1924-1926, S. 241





Gründung der Societas Spinozana

Mappe

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Gründungsaufruf und Statuten der am 1. Juli 1920 in Den Haag gegründeten Societas Spinozana.


Chronicon Spinozanum

Buch, 1927, Hagae Comitis

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Das Jahrbuch der Societas Spinozana, das Chronicon Spinozanum, erschien bis 1927 in fünf Bänden. Gebhardt war sein verantwortlicher Redakteur.


Opera

Benedictus de Spinoza [Verfasser]
Carl Gebhardt [Herausgeber]
Winter [Verlag], Buch, 1987, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Den Aufruf zur Gründung der Domus Spinozana unterzeichneten in Deutschland viele illustre Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft.


Spinozahaus

Mappe

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Domus-Foto2.jpeg
Spinoza verbrachte an diesem Ort in der Paviljoensgracht in Den Haag seine letzten sechs Lebensjahre und vollendete dort seine "Ethik".


Tagungsprogramm Spinoza-Feier 1927

1927

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Programm der Spinoza-Woche-1927.1.jpg
Entwurf für eine internationale Spinoza-Woche in den Haag. Gebhardt soll mit dem spanischen Philosophen Ortega y Gasset diskutieren.


Anlässlich Spinozas 250. Todestags wurde das von der Domus Spinozana erworbene Sterbehaus am 22.2.1927 feierlich eröffnet. Grußadressen kamen von Vertretern des Völkerbunds und 34 Delegierten aus europäischen und außereuropäischen Ländern. Das Haus sollte Museum, Archiv und internationale Begegnungsstätte für die "Spinoza-Forscher und Spinozisten aller Welt" sein.

Auf dem anschließend stattfindenden Spinoza-Kongress erörterten Wissenschaftler und Gelehrte aus vielen Ländern aktuelle Probleme des Spinozismus.

Gebhardts Spinoza-Bibliothek - die zweitgrößte weltweit

"Es ist notwendig in der Domus Spinozana einmal das ganze Spinoza-Schrifttum der verflossenen 250 Jahre in lückenloser Folge zu sammeln und der Sammlung regelmäßig alle Neuerscheinungen hinzuzufügen. Wohl gibt es heute, soviel bekannt geworden ist, fünf Spinoza-Bibliotheken. Drei davon sind in Amerika: die Bibliothek, die im Jahre 1893 [...] für die Cornell University in Ithaca, Staat New York, angekauft wurde [...]; die Spinoza-Bibliothek der Hebrew Union College Library in Cincinnati, die Schöpfung Adolphe S. Okos, heute sicherlich die umfassendste Spinoza-Bibliothek; die Privat-Bibliothek Adolphe S. Okos, die einmal der Bibliothek in Jerusalem gehören wird. In Europa gibt es zwei Spinoza-Bibliotheken: die Spinoza-Bibliothek der Universität Leuven, ursprünglich die Bibliothek, die die Frankfurter Antiquariatsbuchhandlung Baer und Co. auf Basis der Spinoza-Bibliothek J. Freudenthals zusammengestellt hatte [...] und schließlich meine eigene Spinoza-Bibliothek, nach der von Cincinnati wohl die reichste."

Carl Gebhardt, Domus Spinozana, In: Chronicon Spinozanum, 1927, S. 84f.



Hannah Arendt über Adolph S. Oko (1944)

„[Oko] war ein grosser Bibliothekar und sein Werk ist die Bibliothek des Hebrew Union College in Cincinnatti. Er war der letzte der großen Spinoza Forscher, hinterlässt die vollständigste Spinoza Sammlung der Zeit und hätte die Spinoza Ausgabe der Heidelberger Akademie der Wissenschaften nach dem Tode Carl Gebhardts zu Ende bringen sollen, wenn die deutschen „Gelehrten“ nicht inzwischen entdeckt hätten, dass Spinoza wie Oko Juden waren.“

Hannah Arendt, In Memoriam Adolph S. Oko, In: Aufbau, 13.10.1944, S. 9





Carl Gebhardt und Adolph S. Oko

Fotografie, um 1930

Aus der Sammlung von

Privatbesitz

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Carl Gebhardt und A. S. Oko um 1930.


Seinen Freund Adolph S. Oko (1883-1944) beauftragte Carl Gebhardt kurz vor seinem Tod mit der Herausgabe der drei Ergänzungsbände zur Spinoza-Werkausgabe (1924), deren Vorbereitung schon weit gediehen war. Zugleich vermachte ihm Gebhardt seine ca. 2.000 Bände umfassende Spinoza-Bibliothek, die vermutlich zum Verbleib im Spinoza-Haus in Den Haag bestimmt war.

Beide Aufträge konnte Oko aufgrund der politischen Umstände nicht verwirklichen. Seinen Nachruf auf Gebhardt konnte er erst 1936 in der Exilzeitschrift Philosophia, die in Belgrad erschien, veröffentlichen.

Gebhardts Spinoza-Bibliothek wurde 1947, drei Jahre nach Okos Tod, mit dessen eigener Spinoza-Bibliothek der Columbia University Library in New York überlassen. Dort wird sie bis heute unter dem Titel „Oko-Gebhardt-Collection“ geführt.



Abschiedsworte von Adolf S. Oko

Adolf S. Oko [Verfasser], Rede, 1934, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

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Adolph S. Okos Rede am Grab seines Freundes Carl Gebhardt.

Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Redaktion: Dr. Gudrun Jäger; Dr. Mathias Jehn; Dr. Thomas Regehly; Jessica Zülch
Unterstützt durch: Agnes Brauer; Cosima Kiendl,
Scanarbeiten: Susanne Schork

Wir danken

der Familie Gebhardt, dem Institut für Stadtgeschichte Frankfurt und dem Universitätsarchiv der Universität Heidelberg für die Bereitstellung von Exponaten und ihre Unterstützung.

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 25.04.2022 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Carl Gebhardt wird veröffentlicht von:

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg


Bockenheimer Landstraße 134-135
60325 Frankfurt am Main


gesetzlich vertreten durch

Frau Daniela Poth (Leitende Bibliotheksdirektorin)

Telefon:

Information: 069/798-39205
Veranstaltungen: 069/798-39571


Fax:
E-Mail:  

auskunft@ub.uni-frankfurt.de
events@ub.uni-frankfurt.de

Inhaltlich verantwortlich:

Frau Daniela Poth (Leitende Bibliotheksdirektorin)

Kurator*innen:

Dr. Gudrun Jäger

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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