JavaScript Required

We're sorry, but this virtual exhibition cannot be viewed properly without JavaScript enabled. Please consider enabling JavaScript or installing a JavaScript capable browser.

If you're interested in DDBstudio, the virtual exhibition platform provided by the German Digital Library,
please visit this page (in German).

Singt dem Herrn ein altes Lied

Sächsische Gesangbuchschätze aus fünf Jahrhunderten

TU Dresden, Institut für Evangelische Theologie
Bibliothek der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens

01

500 Jahre Gesangbuch in Sachsen

Einleitung

Zwei der ersten Gesangbücher, die die Wittenberger Reformation herausbrachte, erschienen in Sachsen. Damals lagen Zwickau und Wittenberg noch im ernestinischen Sachsen, also dem Kurfürstentum Friedrichs des Weisen. Seit 1815 gehört Wittenberg zu Sachsen-Anhalt, während Zwickau weiterhin eine bedeutende Metropole des Freistaats Sachsen und der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens ist. Grund genug, um an die Bedeutung des Gesangbuchs mit seinen alten und neuen Liedern zu erinnern.

Seit 500 Jahren werden Gesangbücher benutzt. Zunächst trugen sie die neuen reformatorischen Lieder weiter. Diese wurden privat zu Hause und öffentlich in den Gottesdiensten gesungen. Bis ins 18. Jahrhundert war das Gesangbuch wichtiger als die Bibel. Dies lag unter anderem daran, dass ein Gesangbuch günstiger zu erwerben war als eine Bibel. Das Gesangbuch wurde so zu einem unverzichtbaren Hausbuch.

Die Ausstellung wurde von Studierenden der Evangelischen Theologie an der TU Dresden erarbeitet. Sie will in die 500jährige Gesangbuchgeschichte Sachsens schlaglichtartig Einblick geben. „Singt dem Herrn ein altes Lied. Sächsische Gesangbuchschätze aus fünf Jahrhunderten“ – dieser Titel deutet darauf hin, dass es in den alten Büchern einige Schätze zu entdecken gilt. Wir wünschen Ihnen viel Freude bei Ihrem virtuellen Rundgang.



02

Die Welt des Gesangbuchs



Doppelseite aus: Ein schön auserlesenes New Gesangbuch / Darinnen 130 christliche Gesenge [...] Colligiret, welche zuvor niemals also in Druck ausgangen [...], Dresden 1597.

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.223

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 09-05.jpg


Die Anfänge des Gesangbuchs in der Wittenberger Reformation

Als erste Gesangbücher erschienen 1524 das „Erfurter Enchiridion“ und das „Nürnberger Achtliederbuch“. Beide fassten aktuelle Lieder der Wittenberger Reformation zusammen, die vorher als Flugschriften von Hand zu Hand gegangen waren. Beide Gesangbücher enthielten unter anderem Luthers Lied über Psalm 129 „Aus tiefer Not schrei ich zu dir“. Luther selbst wirkte an Johann Walters (1496-1570) Chorgesangbuch „Geystliche gesangk Buchleyn“ mit, das noch 1524 erschien. Es wurde in vier Stimmheften gedruckt und enthielt Gesangbuchklassiker wie „Ein feste Burg“ oder „Vom Himmel hoch“. 1525 erschien das Zwickauer Gesangbüchlein. Von nun an entstanden zahlreiche Gesangbücher, die die neuen Glaubensinhalte der Reformation weitertrugen.



Titelblatt der Sammlung der Kernlieder der Eisenacher Konferenz, 2. Auflage von 1856

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.216

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 17-01.JPG


Perioden der Gesangbuch- geschichte

Doch trotz dieser vielversprechenden Anfänge dauerte es lange, bis Gesangbücher im Gottesdienst benutzt wurden. Bis weit in das 17. Jahrhundert hinein dienten Gesangbücher Lehrern und Pfarrern als Unterrichtsbücher. Sie wurden privat in den Familien zur persönlichen Erbauung benutzt. Im Gottesdienst gab es einen festen Bestand an Liedern, die die Kinder in der Schule lernten. Auf diese Weise hatten die Gottesdienstbesucher eine begrenzte Anzahl von Liedern im Kopf, die zu den jeweiligen Sonntagen passten und bei Abendmahl oder Taufen gesungen werden konnten. Hierbei handelte es sich um mindestens 50 Lieder. Diese erste Phase der Gesangbuchgeschichte, in der diese Bücher in erster Linie der privaten Erbauung dienten, endete um 1700.

Damit begann eine zweite Periode der Gesangbuchgeschichte. Nun wurden überall territoriale Gesangbücher eingeführt, die oft auch neue Lieder, z.B. von Paul Gerhardt (1607-1676), enthielten. Jede Stadt oder jedes Territorium hatte ein eigenes Gesangbuch, das oft durch den Superintendenten erarbeitet worden war. Dieser konnte sich in Sachsen an den Gesangbüchern aus Leipzig und Dresden orientieren. Jedes Gesangbuch wurde durch ein Verkaufsprivileg gefördert. Ein Buchdrucker erhielt die Genehmigung und den Auftrag, ein Gesangbuch zu drucken, das dann verbindlich in den Gottesdiensten benutzt wurde. Das Gesangbuch war innerhalb des Territoriums, für das das Gesangbuch galt, vor Nachdruck geschützt. Der Buchdrucker hatte dadurch ein Monopol auf die Herstellung dieses Gesangbuchs. Damit war für ihn aber die Auflage verbunden, keine Lieder mehr nach eigenem Ermessen in das Gesangbuch aufzunehmen, wie er es vielleicht noch im 17. Jahrhundert getan hatte, als Gesangbücher in der Regel private Unternehmungen waren. Leider konnte durch dieses Verfahren ein Lied in unterschiedlichen Gesangbüchern in verschiedenen Varianten vorkommen, weil es zu Textveränderungen kam.

Um 1830 setzte eine neue Periode ein, als Gesangbücher für ganze Territorien entstanden. Die Dezentralisation, dass jede Stadt ihr eigenes Gesangbuch besaß, wurde damit beendet. Nun kamen Provinzial- oder Territorialgesangbücher auf.

Als 1854 das „Deutsche Evangelische Kirchen-Gesangbuch in 150 Kernliedern“ herauskam, das von der Eisenacher Konferenz erarbeitet worden war, kam der Gedanke auf, ein Gesangbuch zu schaffen, das für alle protestantischen Territorien und Landeskirchen in Deutschland dienen kann. Es dauerte aber noch bis ins 20. Jahrhundert, bis dieser Gedanke umgesetzt wurde. 1915 kam das „Deutsche Evangelischen Gesangbuchs für das Ausland und die Schutzgebiete“ (DEG) heraus, das als Muster für ein Einheitsgesangbuch diente. 1917 wurde das Buch unverändert in Lübeck eingeführt. Zahlreiche Landeskirchen übernahmen in den 1920er Jahren das DEG als Stammteil und ergänzten ihre Gesangbücher durch einen Regionalteil. In Sachsen wurde jedoch das Gesangbuch von 1883 weiterbenutzt. 1950 kam dann das Evangelische Kirchengesangbuch und 1994 das aktuelle Evangelische Gesangbuch in Gebrauch. Inzwischen wird an einem neuen Gesangbuch gearbeitet.



Einband von: Das Privilegierte Ordentliche und Vermehrte Dreßdnische Gesang-Buch / wie solches sowohl In der Churfl. Sächsis. Schloß-Capelle, als in denen andern Kirchen bey der Churfl. Sächsischen Residentz, Dresden 1778

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.234 c

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 01-03.JPG


Gesangbuchbesitz

Wer im 18. Jahrhundert ein Gesangbuch kaufen wollte, wandte sich entweder an den Drucker selbst, einen Buchbinder oder an „Buchführer“, die auf Märkten ihre Bücher anboten. Für die Zeit bis 1750 fand der Buchhandel eher auf dem Markt als in einem Ladengeschäft statt. Man kann auch von „Wanderhandel“ sprechen, d. h. Händler zogen mit ihrem Buchangebot von Ort zu Ort. Über aktuelle Bücher konnte man sich auf den Buchmessen in Leipzig und Frankfurt a.M. informieren. Händler und Verlage tauschten oder kauften dort ihre aktuelle Ware. Dass Buchdrucker oder Buchbinder Bücher anderer Verlage auf Kommissionsbasis anboten, kam verstärkt erst um 1780 auf. In Zeitungsanzeigen warben sie bei den Käufern mit Neuerscheinungen.

Betrachtet man diese Anschaffungskosten für ein Gesangbuch, so wundert es nicht, dass die Bücher im 18. und frühen 19. Jahrhundert nicht nur einen ideellen, sondern auch einen gewissen materiellen Wert hatten. Es waren besondere Konsumgüter. Quer durch alle Stände und Schichten traf man Gesangbücher in den Haushalten an, allerdings war die Anschaffung nicht für alle einfach. Entsprechend kam es bei der Einführung neuer Gesangbücher oft zu Streitigkeiten.

Es war bis ins 19. Jahrhundert nahezu ausgeschlossen oder sehr selten, dass sich Arme eines der teuren Gesangbücher kaufen konnten. Deshalb gab es häufig Stiftungen von Gesangbüchern, die die Pfarrer in ihren Gemeinden an Bedürftige verteilen durften.

Mit dem Aufkommen der Konfirmation im Gefolge des Pietismus und der Aufklärung wurde das Gesangbuch zu einem beliebten Geschenk der Paten an ihr Patenkind. Dies lässt sich auch manchmal am Einband oder handschriftlichen Widmungen eines Gesangbuches ablesen. In den Einband können so zur Erinnerung an die Konfirmation die Initialen des Erstbesitzers und das Jahr der Konfirmation eingeprägt sein.

Da fast alle Kirchgänger ein Gesangbuch besaßen, lagen bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch kaum Gesangbücher in den Kirchen zur Benutzung aus. Dies änderte sich erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Gemeinden begannen, Gemeindesätze anzuschaffen. Dadurch entfiel das Mitbringen des eigenen Gesangbuchs zunehmend und ist heute nur noch vereinzelt zu beobachten. Zugleich entfiel damit der Akt des öffentlichen Bekennens, da das Gesangbuch beim Kirchgang oft sichtbar in der Hand getragen wurde. So könnte auch die Redewendung aufgekommen sein „Der hat das falsche Gesangbuch“, wodurch angezeigt wurde, dass ein Mensch nicht zur „richtigen“ Konfession gehörte. Das Gesangbuch war durch das Tragen in der Hand ein Bekenntnis der Kirchenzugehörigkeit.



Der Kantor

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Cantor.jpg


Das Gesangbuch in der Hand des Lehrers

Im 16. und 17. Jahrhundert besaß neben dem Pfarrer oft nur der Schulmeister ein Gesangbuch. Zu den Aufgaben des Lehrers gehörte die Anleitung des Gemeindesangs, weshalb er auf Dörfern zusätzlich noch als Kantor oder Organist tätig war. Im Unterricht in der Schule gehörten Kirchenlieder zum selbstverständlichen Unterrichtspensum.

Nach der Reformation kam den Lehrern eine kaum zu überschätzende Bedeutung für den Gemeindegesang zu. Die Orgel begleitete im 16. Jahrhundert nur den Figuralgesang. Auch nachdem die Orgel zu Beginn des 17. Jahrhunderts die Aufgabe erhielt, den Gemeindegesang zu begleiten, gab es in den Kirchen der Dörfer oft kein Instrument, so dass weiterhin Lehrer und Schülerchor benötigt wurden. Es ist deshalb für das 16. Jahrhundert nur von einer kleinen Zahl bekannter Lieder auszugehen. Selten dürfte es ein so gutes Zusammenspiel zwischen Lehrer und Pfarrer gegeben haben, wie in Joachimsthal, wo Johann Mathesius (1504-1565) und Nikolaus Herman (ca. 1500-1561) wirkten. Zu den Predigten des Mathesius dichtete gelegentlich Herman Lieder, die die Predigthörer mit nach Hause nehmen konnten, um so das Evangelium in gesungener Form zu verinnerlichen. Daraus entstand schließlich ein ganzer Jahrgang von Evangelienliedern „Die Sontags Euangelia vber das gantze Jar“ von 1560, der wie eine Postille benutzt werden konnte.

Auch die Form der Gesangbücher kam der Leitung des Gemeindegesangs durch den Lehrer mit seinem Schülerchor entgegen. So entstand um 1590 das Kantional, eine Sammlung von mehrstimmigen, homophonen Chorsätzen. Darin spiegelte sich zugleich eine Veränderung der Kirchenmusik wider. Die Melodie wanderte vom Tenor in den Diskant, also in die Oberstimme. So war die Stimmführung für die Gemeinde leichter zu verfolgen. Spätestens um 1680 waren die Kantionale aus dem gottesdienstlichen Gebrauch verschwunden, sicher nicht zuletzt, weil nun Gesangbücher von den Gemeindegliedern verstärkt benutzt wurden und der Gemeindegesang von der Orgel Unterstützung erhielt.



Silberne Buchschließe

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.1250

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 06-01.JPG

Aufgaben des Gesangbuchs

Da Gesangbücher oft das einzige Buch in einem Haushalt des 17. oder 18. Jahrhunderts waren, mussten sie mehrere Aufgaben erfüllen: Sie dienten natürlich als „Singebuch“. Aber man konnte daraus auch den Katechismus lernen, was es zu einem „Lehrbuch“ oder einer „Laienbibel“ machte. Lieder konnten trösten oder belehren, was das Gesangbuch zu einem „Erbauungsbuch“ machte. Manche Lieder diensten als Gebete, so dass das Gesangbuch auch ein „Gebetbuch“ war. Somit diente das Gesangbuch als umfassender Informationsspeicher für Christenmenschen.





Titelblatt Zwickauer Gesangbuch 1703

Aus der Sammlung von

Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek, Göttingen

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Zwickau.jpeg


Der Liedbestand

Es scheint in der Gesangbuchgeschichte eine typische Bewegung zu geben, nämlich die Tendenz zum Anwachsen des Liedbestandes. Hatten die ersten Auflagen eines Gesangbuchs einen kleinen Liedbestand, so wuchs er im Laufe der Jahre durch Anhänge und Zugabe vermehrt erheblich an. Ein Beispiel ist das Gesangbuch für Lüneburg, das 1635 355, 1666 494 und 1694 2055 Lieder enthielt. Dies gilt sowohl für das 18. als auch das 19. Jahrhundert. Während aber im 18. Jahrhundert der Wunsch nach neuen, zeitgemäßen Liedern zu dieser Bewegung führte, so war es im 19. Jahrhundert oft gerade umgekehrt der Wunsch nach den alten, ursprünglichen Textfassungen.

Generell ist die Anzahl der Lieder in einem Gesangbuch nicht festgelegt. Neben den tatsächlich für Gemeinde bestimmten Gesangbüchern mit etwa 300 bis 1000 Liedern gab es immer wieder Ausnahmen. So enthielt das Londoner Gesangbuch Zinzendorfs von 1753 2168 Lieder, zu dem 1754 ein weiterer Band mit insgesamt 1417 Liedern erschien. Darin spiegelt sich auch das enzyklopädische Interesse der Frühen Neuzeit wider.



Gesangbuch mit blau-goldenem Schnitt

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.1001,2

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 10-01.JPG


Anhänge und individuelle Ausgestaltung eines Gesangbuchs

Verstärkt wurden die vielfältigen Funktionen des Gesangbuchs, z.B. als Lieder- oder Gebetbuch, durch Anhänge wie den Katechismus, ein Gebetbuch, die Evangelien, den Psalter oder die Augsburgische Konfession. Diese Anhänge konnten besonders im 18. Jahrhundert individuell aus einem Angebot des Druckers oder Verlegers ausgewählt werden, der sie im selben Format zusammen mit einem Gesangbuch anbot. Der Buchbinder vereinigte dann alle Bücher zu einem Band, der wiederum, durch einen je nach den finanziellen Möglichkeiten des Kunden gefertigten Einband, individuell gestaltet war. Am verwendeten Material z.B. des Einbands und der Ausstattung ließ sich so die soziale Stellung des Besitzers ablesen. Gesangbücher wurden noch bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach Kundenwünschen gebunden, während der Inhalt – d.h. das Gesangbuch mit seinen Anhängen – im 19. Jahrhundert zunehmend vereinheitlicht wurde.

Literaturhinweise

Bialek, Roland, Das Gesangbuch und sein Einband, in: JLH 39 (2000), 191-211.

Dibelius, Franz, Zur Geschichte der lutherischen Gesangbücher Sachsens seit der Reformation, in: BSKG 1 (1882), 169-255.

Mahrenholz, Christhard, Das Evangelische Kirchengesangbuch. Ein Bericht über seine Vorgeschichte, sein Werden und die Grundsätze seiner Gestaltung, Kassel/ Basel 1950.

Michel, Stefan, Gesangbuchfrömmigkeit und regionale Identität. Ihr Zusammenhang und Wandel in den reußischen Herrschaften vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Leipzig 2007.

Schilling, Johannes / Bauer, Brinja, Singt dem Herrn ein neues Lied. 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch, Leipzig ²2024.

Veit, Patrice, Das Gesangbuch als Quelle lutherischer Frömmigkeit, in: ARG 79 (1988), 206-229.

Veit, Patrice, Das Gesangbuch in der Praxis Pietatis der Lutheraner, in: Hans-Christoph Rublack (Hg.), Die lutherische Konfessionalisierung in Deutschland (SVRG 197), Gütersloh 1992, 435-459.

Völker, Alexander, Art. Gesangbuch, in: Theologische Realenzyklopädie 12 (1984), 547-565.



03

Das Gesangbuch als Apotheke – Die Vorrede des Reichen- bachischen Gesangbuches von 1753



Porträt von Johann Gottfried Hirsch nach einem Gemälde von Anna Maria Werner

Aus der Sammlung von

Stiftung Stadtmuseum Berlin

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Hirsch.jpg

Der Zweck des Gesangbuches

Das Buch wurde von D. Johann Gottfried Hirsch (1714-1759) herausgegeben, welcher in Dippoldiswalde geboren wurde. Sein Vater war Schuhmacher und unterwies ihn ab 4 Jahren in schulischen Dingen, sodass er mit 13 Jahren in die Dresdner Kreuzschule aufgenommen wurde. Nach 8 Jahren auf der Schule begann er sein Studium an der Leipziger Universität. 1737 wurde er vom Grafen von Hoim zum Kapellprediger nach Guteborn und als Diakon in Ruhland (Oberlausitz) eingesetzt. 1751 bekam er den Ruf nach Reichenbach, um dort der örtliche Pastor zu werden.





Titelblatt zu: Das Reichenbachische Gesang-Buch / Welches eine Sammlung der geistreichsten alten und neuen Lieder, an der Zahl 1329. nach der Glaubens- und Sitten-Lehre eingerichtet, in sich fasset; dem auch ein Gebet-Buch, [...] beygefüget worden, samt einer Vorrede / von Johann Gottfried Hirsch, Reichenbach 1753.

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 622

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 07-02.jpg

How to use Gesangbuch

Das Singen ist ein wesentliches Element des Gottesdienstes und muss daher Gott dienen. In dem angehängten Gebetbüchlein beschreibt Hirsch in 13 Punkten, was ein gottgefälliges Gebet ausmacht. Das kann auch auf das Singen übertragen werden. Vor allem wird die Herzenshaltung betont, denn ein Lied und Gebet eines Sünders wird von Gott nicht gehört. Es wird empfohlen ein Lied immer mit Dank und Lob zu beginnen, um dann über die eigene seelische Verfassung nachzudenken und abschließend für die Nächsten zu beten. Für die Liedauswahl könnte dies bedeuten, verschiedene Lieder zu singen, um diesen Dreischritt im gottesdienstlichen Singen umzusetzen.

„Ein vollständiges Gesangbuch ist wie eine wohleingerichtete Apotheke“, in der zu allen Lebenslagen köstliche Arzneien, also Lieder, stehen. Doch nicht jeder Kranke benötigt die gleiche Arznei, sondern nur die, die der Arzt verordnet. So ist es laut Hirsch auch mit dem Gesangbuch

Es nützt nichts, alle Lieder von vorn bis hinten zu singen, sondern es kommt auf die richtige Auswahl an. Es müssen die Lieder gesungen werden, die dem eigenen Zustand entsprechen und die Seele erbauen.





Lied aus: Das Reichenbachische Gesang-Buch / Welches eine Sammlung der geistreichsten alten und neuen Lieder, an der Zahl 1329

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 622

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Lied 749.jpg


Ungläubige

Um die passende Dosis kümmert sich Hirsch ebenfalls, indem er erklärt, wer welche Lieder singen soll. Unbekehrte sollen so lange täglich Buß-Lieder singen, bis die Seele ihr tiefes Elend erkennt. Mithilfe der Texte sollen die Menschen ihre Schuld vor Gott einsehen und ihrem Herz die Möglichkeit geben, Gott zu begegnen. Als tägliches Repertoire werden sieben Lieder empfohlen,



Auschnitt aus der Vorrede von: Das Reichenbachische Gesang-Buch / Welches eine Sammlung der geistreichsten alten und neuen Lieder, an der Zahl 1329

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 622

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 07-03.jpg


Christen

Betont wird, dass auch „in der Gnade stehende Christen in Ansehung ihrer Fehler und Schwachheiten der täglichen Buße bedürfen“. Für die langjährigen Christen schlägt er acht andere Buß-Lieder für die Hausandacht vor. Zusätzlich sollen diese Christen Lieder singen, in denen es um Rechtfertigung, Heiligung, Kindschaft Gottes und den Pflichten gegenüber Gott geht. Somit sollen sie im Glauben ermutigt werden.



Johann Martin Bernigeroth (1713-1767) Titelkupfer zu: Das Reichenbachische Gesang-Buch / Welches eine Sammlung der geistreichsten alten und neuen Lieder, an der Zahl 1329

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 622

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 07-01.jpg


Gottesdienst und Gesangbuch

Der Gottesdienst ist – im Bild der Gesundheit gesprochen – die Behandlung durch den Arzt. Die Predigt zeigt die Fehler und Sünden, also die Krankheit, auf und passend dazu ertönt ein Lied, sodass „man durch Gesänge gleichsam wiederkaue, was man in der Predigt gehöret hat“. Gleichzeitig dient der Gottesdienst als Vorbild, wie unter der Woche die Hausandacht gefeiert werden und darin Wort und Musik verbunden werden können.



Einband: Das Reichenbachische Gesang-Buch / Welches eine Sammlung der geistreichsten alten und neuen Lieder, an der Zahl 1329

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 622

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Außenansicht.jpg


Predigt und Musik

Dass die Lieder als Unterstützung des Predigtinhaltes wirken, ist eines von drei Modellen, die das Verhältnis von Predigt und Kirchenmusik beschreiben. Im ersten, dem Ancilla-Modell dient die Musik dem Predigtinhalt als Vorbereitung, Verdeutlichung oder Kommentierung. Hirsch sieht die Verknüpfung der beiden Elemente als Wohltat, da er sich „Mühe gebe, den Gottes-Dienst so anzustellen, damit eine heilige Handlung mit der andern übereinstimmet“. Weitere Modelle der Verknüpfung sind das Substitutions-Modell, bei dem die Musik die Predigt ersetzt, wie es beispielsweise bei der Matthäuspassion der Fall ist. Als drittes Modell wird das Kommunikationsmodell genannt, wobei die Predigt mit Musik verknüpft und gemeindepädagogisch aufbereitet wird, sodass die Gegenüber-Strukturen aufgelöst werden.



Lied 563 aus: Das Reichenbachische Gesang-Buch / Welches eine Sammlung der geistreichsten alten und neuen Lieder, an der Zahl 1329

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 622

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Lied 563.jpg


Lieder im gottesdienstlichen Gebrauch

Das Liedrepertoire im 18. Jahrhundert war beachtlich. Hirsch wählte nur einige Lieder aus, weil einige scherzten, dass man für das neue Gesangbuch einen Ranzen benötige. Dennoch können regionale Besonderheiten festgestellt werden.

Das Reichenbachische Gesangbuch ist ein typisches Gesangbuch des 18. Jahrhunderts. Es gehört in eine Phase der Gesangbuchgeschichte, die durch eine Vielzahl an Gesangbüchern charakterisiert ist, da jede Herrschaft und Gemeinde ihr eigenes Gesangbuch besaßen. Dies thematisiert Hirsch ebenfalls, indem er kritisiert, dass ein Lied aus dem Dresdener Gesangbuch abgelehnt worden ist, weil es zu neu sei.

Gleichzeitig bemängelt er die Kenntnis von Abendmahlsliedern, da es in der Gemeinde keine gab, sodass Passionslieder gesungen werden mussten. Hirsch wollte die Grenzen der Gesangbücher durchbrechen und neue Lieder einführen. Er bezog sich auf die neutestamentliche Aufforderung des Paulus an die Kolosser, in der Erkenntnis Gottes zu wachsen (Kol 1,11), und forderte daher, sich für neue Lieder zu öffnen.

Literaturhinweise

Dittmann, Karl Gottlob, Die gesamte der ungeänderten Augsp. Confeßion zugethane Priesterschaft in dem Churfürstenthum Sachsen und denen einverleibten, auch einigen angrenzenden Landen, Teil 1, Bd.2, Dresden/Leipzig 1754.

Grünberg, Reinhold, Sächsisches Pfarrerbuch. Die Parochien und Pfarrer der Ev.-luth. Landeskirche Sachsens (1539-1939), Freiberg 1940, 359.

Meyer-Blanck, Michael, Kirchenmusik und Predigt. In: Fermor, Gotthard/ Schroeter-Wittke, Harald (Hrsg.): Kirchenmusik als religiöse Praxis. Praktisch-theologisches Handbuch zur Kirchenmusik, Leipzig 2006, 142-147.



04

Bilder im Gesangbuch



Seite aus dem Bapstschen Gesangbuch von 1567

Aus der Sammlung von

Württembergische Landesbibliothek Stuttgart <R 16 Lut 23>

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

00000022.jpg


Bilder im Gesangbuch

Bereits die ersten evangelischen Gesangbücher des Jahres 1524 waren besonders ausgestattet. Dafür wählten die Buchdrucker entweder Buchschmuck wie Zierleisten oder aufwendig gestaltete Initialen aus oder sie ließen Holzschnitte oder später Kupferstiche anfertigen. Ein künstlerisch aufwendigerer Kupferstich bot mehr Möglichkeiten, um auch feine Details darstellen zu können. Thematische Titelkupfer oder Frontispize stellten im 17. und 18. Jahrhundert beispielsweise die Bedeutung der Kirchenmusik oder die Ansicht der Region dar, in der das Buch verwendet wurde. Bei Abbildungen im Text hatte der Holzschnitt oder sogar der Holzstich klare Vorteile, weil er wie der Buchdruck ein Hochdruckverfahren war, und der Druckstock mit dem Text zusammengedruckt werden konnte. Der Kupferstich ist ein Tiefdruckverfahren, der nicht ohne weiteres in den Text eingesetzt werden konnte.



Annaberg in verschiedenen Zuständen

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Annaberg.jpg


Frontispiz oder Titelkupfer

Das Titelkupfer hatte in Gesangbüchern verschiedene Funktionen zu erfüllen. Es konnte vielleicht zum Kauf eines Buches einladen, den Käufer zum Nachdenken bringen oder seine Erbauung unterstützen. Die dargestellten Bildinhalte ließen sich manchmal nur durch längere Betrachtung und entsprechendes Vorwissen entschlüsseln. Manche Titelkupfer wurden von ihren früheren Besitzern aus den Büchern herausgelöst, um sie als Kunst „für den kleinen Geldbeutel“ an die Wand zu hängen. Jedes Titelkupfer war eine Druckgrafik und damit Reproduktionskunst, die für ein breites Publikum bestimmt war.



Titelkupfer des Geistreichen Gesang-Buchs, Dresden 1676, von David Conrad (1676)

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

00000012.jpg


Irdische und himmlische Musik

Zu den beliebten allegorischen Darstellungen des 17. und frühen 18. Jahrhunderts gehört die himmlische und irdische Musik, die dem Lob Gottes dient. Die damaligen lutherischen Theologen waren in Anlehnung an biblische Aussagen davon überzeugt, dass im Himmel ein immerwährender Gottesdienst herrscht. Dabei beten die Engel Gott an, indem sie ihm Loblieder singen. Wenn auf der Erde Gottesdienst gefeiert wird, stimmen die Christenmenschen mit ihren Liedern also nur in diesen immerwährenden Lobpreis ein. So auch der Dresdner Hofkapellmeister Heinrich Schütz (1585-1672) mit der kurfürstlichen Hofkapelle. Als Christoph Bernhard (1624-1692) 1676 das Hofgesangbuch überarbeitet erneut zum Druck brachte, wurde dem Buch ein doppelseitiger Kupferstich beigegeben, auf dem Schütz die Sänger der Hofkapelle anleitet. Auf der Empore spielen die Musiker. Die musizierenden Engel sind im Gewölbe der Hofkapelle anwesend.



Titelkupfer mit dem Dichter Johann Rist und und dem Komponisten Johann Schop von 1652

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Rist.jpg

Dichter- oder Herrscherporträts

Gelegentlich finden sich in Gesangbüchern Porträts von Liederdichtern. Dies steigerte möglicherweise ihre Popularität. Allerdings nutzten auch Herrscher die Möglichkeit, das Gesangbuch ihres Territoriums mit ihrem Porträt auszustatten. Auf diese Weise wusste jeder Untertan, wie sein Landesherr aussah.





Das privilegirte, neu verfertigte Evangelische Gesang-Buch, Darinnen die auserlesensten Lieder, an der Zahl 1114. mit Fleiß gesammlet sind

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz, Ei 5326<2>

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

GB_Lpz.jpg


Die Ansicht der Heimat

Oft zeigten Titelkupfer die Ansicht einer Stadt, in der aus dem vorliegenden Gesangbuch gesungen wurde. In Sachsen waren dies häufig Dresden und Leipzig. Eine solche Darstellung förderte die Verbindung mit der Heimat und sorgte für die Etablierung einer regionalen Identität. Daneben hatten diese Darstellungen zugleich eine repräsentative bzw. öffentliche Aufgabe. So zeigten die Herausgeber an, dass in ihrer Stadt gute Christenmenschen lebten, die ein frommes Leben mit dem Gesang bekannter und rechtgläubiger Lieder anstrebten.

Literaturhinweise

Bunners, Christian, Kirchenmusik und Seelenmusik. Studien zu Frömmigkeit und Musik im Luthertum des 17. Jahrhunderts (Veröffentlichungen der Evangelischen Gesellschaft für Liturgieforschung 14), Göttingen 1966.

Michel, Stefan, Gesangbuchfrömmigkeit und regionale Identität. Ihr Zusammenhang und Wandel in den reußischen Herrschaften vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Leipzig 2007, 112-133.

Süß, Ulrike/ Kurzke, Hermann (Hg.), Gesangbuchillustration. Beiträge zu ihrer Geschichte (Mainzer Hymnologische Studien 11), Tübingen 2005.

Wipfler, Esther (Hg.), Das Gesangbuch und seine Bilder. Voraussetzungen, Gestaltung, Wirkung, Köln 2020.



05

Zur sorbischen Gesangbuch- geschichte – Über kulturelle Identität und kirchliche Traditionen

Die Sorben

Die Sorben in Sachsen gehören zu der slawischen Bevölkerungsgruppe. Slawen allgemein bilden mit 40% die größte Sprachengruppe Europas, wobei die Sorben die kleinste slawische Völkergemeinschaft Europas sind. Noch heute sind die Sorben in der Nieder- und Oberlausitz zu finden. Innerhalb von Brandenburg und Sachsen gibt es noch schätzungsweise 50.000 bis 60.000 Sorben. Innerhalb der Sorben, die entweder nieder- oder obersorbisch sprechen. Der christliche Glauben ist bei den Sorben weit verbreitet. Insbesondere nach der Reformation wurde der Großteil der sorbischen Bevölkerung lutherisch. Obwohl Niedersorben und Obersorben so nah beieinander wohnen, entstanden obersorbische Gesangbücher erst viel später als niedersorbische.





Titelblatt aus "Das Wendisch Gesangbuch"

Gesangbuch, 1574

Aus der Sammlung von

Deutsche Digitale Bibliothek

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Albin Moller 1574 GB-1.jpg
Das erste wendische Gesangbuch von Albin Moller 1574


Die Geschichte des niedersorbischen-evangelischen Gesangbuches

Bereits 1574 erschien das erste niedersorbische Gesangbuch im Druck. Durch die geographische Nähe der Sorben zu Wittenberg, nahm ein Großteil der niedersorbisch-sprechenden Bevölkerung die Reformation an. Albin Moller (1541-1618), ein wendischer protestantischer Theologe aus Straupitz, ließ 1574 das erste niedersorbische Gesangbuch in Bautzen bei Wolrab drucken. Dies war auch das erste Buch überhaupt, das in dieser Sprache zum Druck kam. Allerdings war es nicht so weit verbreitet.
Insgesamt spielte das Gesangbuch eine große Rolle, da die eigene Identität dadurch stark gefördert wurde. Hierbei diente dieses Gesangbuch mit 77 Liedern als ein Kirchenbuch für den Gottesdienst. Moller selbst begründete im Vorwort sein Werk damit, dass die sorbischen Gesänge zuvor „unordentlich“ und eine Wort-für-Wort-Übersetzung der deutschen Reformationslieder oder lateinischen Gesänge waren. Dadurch besaßen die Lieder wahrscheinlich keine Sprachmelodie. Einheitlichkeit zwischen den sorbischen Gemeinden bestand nicht. Zwar orientierten sich Mollers Lieder auch nur an Luthers Gesangbuch, jedoch schmückte er die Verse so aus, dass sie sich reimten oder gesanglich eine Einheit bildeten.



Titelblatt aus "Serbske spěwarske a katechismus z Blunja"

Müller, Martin, 1675

Aus der Sammlung von

Sorbisches Institut Bautzen

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

1675-1.jpg
Liedersammlung von Martin Müller 1675


Die Geschichte des obersorbisch-evangelischen Gesangbuches

Ein obersorbisches evangelisches Kirchengesangbuch wurde erst später gedruckt. Allerdings sind obersorbische geistliche Lieder bereits im 16. Jahrhundert nachzuweisen. So hielt Gregorius B. – der Nachname ist nicht ermittelbar – 1593 eine Reihe von entsprechenden Liedern schriftlich fest. Jeder Pfarrer musste selbst deutsche Kirchenlieder ins Obersorbische übersetzen, wenn er sie im Gottesdienst mit der Gemeinde singen wollte. Auf diese Weise wurden in den obersorbischen Gemeinden ganz unterschiedliche Lieder oder die gleichen Lieder in unterschiedlichen Fassungen gesungen. Manche Geistliche fassten die gesungenen Lieder zu Liedersammlungen zusammen, beispielsweise auch Martin Müller. Von ihm ist eine handschriftliche Liedersammlung aus dem Jahr 1675 erhalten, die – wie auch andere handschriftliche Exemplare – im Sorbischen Institut Bautzen aufbewahrt wird.
Während im 18. Jahrhundert bereits die sorbischen Katholiken das „Swětliksche“ hatten und die Niedersorben das Werk von Albin Moller, erschien erst 1710 das erste evangelische Gesangbuch in obersorbischer Sprache. Auf der Grundlage eines Beschlusses von 1689 der oberlausitzer Stände, brachte eine Kommission sorbischer Pfarrer 1710 „Das neue teutsche und wendische Gesangbuch“ heraus. Dieses war das erfolgreichste sorbische Buch mit über 40 Auflagen und rund 100.000 gedruckten Exemplaren. Erst über 150 Jahre später, im Jahr 1882, erschien dann ein völlig revidiertes Gesangbuch mit 617 Liedern, verfasst von einer Gruppe sorbischer Geistlicher.



Titelblatt aus „Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow“, Bautzen 1955

Gesangbuch, 1955

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 778,3

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

sorb. GB Titelseite einzeln-1.jpg
Titelseite vom „Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow” 1955


„Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow” von 1955

Das vorliegende sorbische, evangelisch-lutherische Gesangbuch in der 2. Auflage von 1955 erschien erstmals 1930. Darin wird im Vorwort von 1954 berichtet, dass die zweite Auflage von 1931 von den Nationalsozialisten beschlagnahmt und vernichtet wurde. Deshalb setzte die sorbische Predigerkonferenz eine Kommission ein, welche ein neues gekürztes Gesangbuch herausbrachte.
In diesem Gesangbuch fallen die Parallelen zu den deutschen Fassungen direkt auf. Das „Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow” wurde 1955 im Verlag Domowina in Zittau gedruckt. Im Vorwort an die Gemeinde, beziehungsweise an die evangelisch-lutherischen Sorben, von 1930 wird erläutert, dass zwar die Fassungen der Lieder von 1883 ausreichend gewesen seien, jedoch nun die Zeit für ein neues Gesangbuch gekommen war, auch um neues Liedgut aufzunehmen.



Inhaltsverzeichnis aus „Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow“, Bautzen 1955

Gesangbuch, 1955

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 778,3

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

sorb. GB Inhaltsverzeichnis zsm-1.jpg


Inhaltsverzeichnis "Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow” von 1955

In den Inhaltsverzeichnissen, welche in Obersorbisch und Deutsch abgebildet sind, werden die Nummerierung der Lieder für die neuen und alten obersorbischen Gesangbücher und auch für die deutschen Gesangbücher angegeben. Die Ordnung der Lieder nach Feiertagen ist die gleiche wie in den deutschen Fassungen. Im Vorwort erfährt man, dass diese Fassung 314 Choräle enthält. 261 davon stammen aus dem deutschen Evangelischen Kirchengesangbuch von 1950. 15 Choräle stammen aus dem alten deutschen evangelischen Gesangbuch von 1883, nur 38 der darin enthaltenen Choräle wurden von sorbischen Geistlichen verfasst. Viele der deutschen Autoren der ins Sorbische übersetzten Lieder, sind auch noch heute in den aktuellen evangelischen Gesangbüchern vertreten. Hier abgebildet sind die Seiten 4 und 5 des sorbisch-evangelischen Gesangbuches von 1955. Das Lied Nummer 12 ist Martin Luthers bekanntes Adventslied „Nun komm den Heiden Heiland“.



Seite 4 und 5 aus „Spěwarske knihi za evangelsko-lutherskich Serbow“, Bautzen 1955

Gesangbuch, 1955

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 778,3

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

sorb. GB Liedseite 4 und 5-1.jpg

Literaturhinweise

Malink, Jan (Hg.), Fünf Jahrhunderte. Die Sorben und die Reformation, Bautzen 2017.

Stone, Gerald, Gesangbuch, in: Sorabicon/ Kulturlexikon DIGITAL

Sygusch, Kurt, Das sorbische evangelische Kirchengesangbuch. Seine Entstehung und seine Schicksale, in: Herbergen der Christenheit 12 (1980), 35-38.

Wölke, Sonja, Die Handschrift des Gregorius B. zu den gemeinsamen Wurzeln des obersorbischen Kirchenliedes beider christlicher Konfessionen, in: Dannenberg, Lars-Arne/ Scholze, Dietrich (Hgg.), Stätten und Stationen religiösen Wirkens. Studien zur Kirchengeschichte der zweisprachigen Oberlausitz, Bautzen 2009, 284-294.



06

Alte Lieder im neuen Gesangbuch



Titelblatt des Geistreichen Gesang-Buchs, Dresden 1676

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

00000014.jpg


Ein Gesangbuch für die Kinder des Herzogs

Dresden, 1676 – Der Vizekapellmeister am sächsischen Fürstenhof Christoph Bernhard widmet den jungen Prinzen Johann Georg und Friedrich August (später bekannt als August der Starke von Sachsen), sowie weiteren Adligen ein „Neu-Eingerichtetes Gesangbuch”. Bernhard war als Erzieher und Lehrer der beiden Prinzen am sächsischen Hof tätig und trat als Meisterschüler des bekannten Komponisten Heinrich Schütz (1585-1672) später in dessen Fußstapfen als Hofkapellmeister. Viele Werke seines Meisters sind in diesem neuen Gesangbuch zu finden. Es enthält die Psalmen Davids, die von Cornelius Becker (1561-1604) gedichtet und von Schütz vertont wurden. Ebenso sind „gebräuchliche” Kirchenlieder aus der Zeit Luthers und eine Vielzahl an Gebeten vertreten. Seine tiefe Bewunderung für die Werke der genannten Komponisten und Lieddichter drückt Bernhard im Vorwort des Gesangbuches aus. Sie ist gleichzeitig seine Begründung für das Fehlen eigener musikalischer Beiträge.



Titelkupfer des Geistreichen Gesang-Buchs, Dresden 1676, von David Conrad (1676)

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

00000012.jpg


Die musikalische Praxis zu Bernhards Zeiten

Der bekannte Kupferstich von David Conrad (1604-nach 1681) eröffnet das Gesangbuch und gibt einen Eindruck von der Musizierpraxis im späten 17. Jahrhundert. Auf ihm ist die Schlosskapelle in Dresden dargestellt. Im Vordergrund befindet sich eine Gruppe von Sängern, die sich um eine Liedertafel positioniert haben. In der Mitte des Kreises ist Heinrich Schütz zu erkennen, der den Chor anleitet. Unterstützt werden sie von zahlreichen Engeln, welche in den Wolken der Kirchendecke sitzen. Auf der Orgelempore spielen Musiker auf Flöten, Harfen, Pauken und Zimbeln. Über ihnen thront die Orgel – die Königin unter den Instrumenten. Im Zentrum des Bildes ist ein weiterer König zu finden. Es ist der Harfe-spielende König David. Im Gesangbuch von Christoph Bernhard sind einige Hinweise für kirchenmusikalische Praxis Ende des 17. Jahrhunderts zu finden. Nicht nur die typischen Instrumente, sondern auch der Chorkreis in der Mitte des Kupferstichs sind Anhaltspunkte der damaligen Zeit. Viele Gemeindeglieder konnten Liedtexte nicht lesen, weshalb ein Chor stellvertretend für die Gemeinde sang. Der Besitz eines Gesangbuches war somit nur denjenigen vergönnt, die eine schulische Ausbildung genießen durften und sich ein Gesangbuch leisten konnten. Ein kleiner Teil der Lieder, die nach der Reformation entstanden, waren so bekannt, dass die Gemeinde auswendig mit einstimmen konnte. Diese hatten dementsprechend eine Sonderstellung in der Gemeinde inne und nahmen eine gemeinschaftsstiftende Funktion ein.

Der Titel „Neu eingerichtetes Gesangbuch, Herrn D. Martini Lutheri und anderer frommer Christen gebräuchliche Kirchenlieder” ist ein typischer Titel, der mit dem Hinweis auf die enthaltenen Lutherlieder eine hohe Relevanz garantierte. Reformatorische Gedanken erreichten die Menschen am schnellsten durch eingängige Melodien und gereimte Texte, die sich leicht merken ließen und inhaltlich auf das Wichtigste beschränkt waren. Somit diente ein Gesangbuch den Menschen als Orientierung in Glaubensfragen.



Lobt Gott ihr Christen alle gleich, EG 27

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 652

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Bild 4.jpg


Zeitlos – Welche Lieder werden heute noch gesungen und warum?

Gibt es eine Brücke vom Dresdner Gesangbuch von 1676 zum aktuellen Evangelischen Gesangbuch und zur gegenwärtigen Kirchenliedkultur? Dazu sollen drei Lieder betrachtet werden, die bereits im Gesangbuch von Christoph Bernhard zu finden sind und auch heute noch als Wochenlieder fest im gottesdienstlichen Gebrauch verankert sind. Warum werden diese Lieder heute noch gesungen? Welche Merkmale haben sie gemeinsam? Wofür wurden sie ursprünglich geschrieben? Inwieweit haben sie sich über die Jahrhunderte verändert?

Die Lieder können dabei nur bruchstückhaft skizziert werden. Um mehr Informationen über die Lieder zu erhalten, sei auf den Wochenlieder-Podcast von Martina Hergt (Kirchenmusikerin; Arbeitsstelle für Kirchenmusik in Sachsen) und Kathrin Mette (Theologin; Sächsische Ehrenamtsakademie) verwiesen.  



„Lobt Gott ihr Christen alle gleich“ aus dem Dresdner Gesangbuch 1676

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Lobt Gott-1.jpg


Lobt Gott ihr Christen alle gleich

Dieses bekannte Weihnachtslied wird in das Jahr 1550 datiert. Es war somit bereits 126 Jahre alt, als es im fürstlichen Gesangbuch von 1676 abgedruckt wurde. Dabei war dieses Lied ursprünglich gar nicht für den Gebrauch in der Kirche vorgesehen: „Acht sie jemand würdig, dass er sie in den Kirchen gebrauchen will, der mags tun auf sein Abendteuer”, soll der Dichter und Komponist des Liedes Nicolaus Herman dazu formuliert haben. Als Lehrer schrieb er vor allem Kinderlieder für Haus und Schule. Die Melodie des Liedes wird passend dazu als kindlich, fröhlich aber zugleich auch künstlerisch beschrieben. Sie betont durch ihre Höhepunkte zentrale Wörter, wie zum Beispiel „alle” in der ersten Zeile. Die Aufforderung zum Lobgesang aller Christen würde als Reaktion auf die Nachwirkungen der Reformation zur Entstehungszeit passen. Der Lobgesang über das Geschenk des Sohnes Gottes wird dabei textlich in Bildern ausgedrückt. Allerdings sind im Evangelischen Gesangbuch zwei Strophen weniger abgedruckt. Insgesamt lässt sich der Text vor allem auf zwei Bibelstellen beziehen: Phil 2, 6-11 und Gen 3, 24 (besonders in der sechsten Strophe).
Trotz des hohen Alters hat das Lied nicht an Aktualität verloren. Es ist durchgehend im Präsens gedichtet worden. Dazu verstärkt das Wort „heut” die Gültigkeit der weihnachtlichen Botschaft in der Gegenwart. An „Lobt Gott ihr Christen alle gleich” wird deutlich, wie ein schlichtes Kinderlied durch eine einfache Melodie und einen aussagekräftigen Text mit biblischem Bezug den christlichen Lobgesang zum beliebtesten Fest des Kirchenjahres ausdrücken kann.



Nun lasst uns Gott dem Herren, EG 320

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 652

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Bild 6 (1).jpg


Nun lasst uns Gott dem Herren

Ein Danklied, nach Essens und sonst, für allerlei Wohltaten Gottes” – so bezeichnete Ludwig Helmbold (1532-1598) 1575 sein Lied, dass heute im EG unter der Nummer 320 zu finden ist – „Nun lasst uns Gott dem Herren”. Er soll es ursprünglich seinem sächsischen Herzog und Kurfürsten Johann Friedrich dem Mittleren gewidmet haben, der in kaiserliche Gefangenschaft geraten war. Wie Helmbold bereits durchblicken ließ, enthält der Dank an Gott den Schöpfer nicht nur die leibliche Nahrung, sondern „alle seine Gaben, die wir empfangen haben.” Auf die Danksagung folgt in den weiteren Strophen ein zusammengefasstes Glaubensbekenntnis mit einer zusätzlichen Fürbitte. Das Lied schließt mit dem Gebetsabschluss „Amen” und macht somit noch einmal deutlich, welche Funktion dieses Lied schon damals im 16. Jahrhundert haben sollte. Im Gottesdienst kann es an verschiedenen Stellen zum Einsatz kommen. Als Wochenlied ist es für den 7. Sonntag nach Trinitatis vorgesehen. Im Evangelischen Gesangbuch sind wenige Noten im Vergleich zur Fassung von 1676 geändert worden. Der abgedruckte Satz von Johann Crüger entstand erst nach dem Tod von Ludwig Helmbold und ist ein Beispiel von vielen verschiedenen Vertonungen des Liedes. Auch einige Jahre später war es für viele Komponisten eine Vorlage für Chor-, Orgel- und Orchesterwerke. Dadurch erhielt es viel Aufmerksamkeit, die bis heute überdauern konnte. Außerdem zeichnet sich das Lied durch seinen prägnanten, aber dennoch aussagekräftigen Text aus, der eine tiefe Verbundenheit zu Gott ausdrückt und gleichzeitig Trost und Hoffnung spenden kann.



„Jesu meine Freude“ aus dem Dresdner Gesangbuch 1676

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt in Halle

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Bild 7.jpg

Jesu meine Freude

Einen tröstlichen und hoffnungsvollen Text hat auch das Lied „Jesu meine Freude”, das am Sonntag Lätare als Wochenlied mitten in der Passionszeit gesungen wird. Johann Franck adaptierte dafür ein Gedicht von Christoph Kaldenbach (Titel: „Flora, meine Freude”) und nutzte es als Vorlage, um fromme Gedanken um 1653 zu verarbeiten. Die ersten Zeilen des Gedichtes lauteten beispielsweise: „Flora, meine Freude, meiner Seelen Weide, meine ganze Ruh”. Diese Verse werden bei Johann Franck zu einem Minnesang an Jesus: „Jesu meine Freude, meines Herzens Weide, Jesu meine Zier”.

Im Evangelischen Gesangbuch ist es unter der Rubrik „Geborgen in Gottes Liebe” zu finden. Umgeben von den alltäglichen Verführungen und Lastern des Lebens steht der Name Jesus für einen sicheren, vertrauten und wohlwollenden Ort der Zuwendung. Im Lied wird Jesus teilweise direkt angeredet, was dem Lied einen Gebetscharakter verleiht. Die Gründe, warum dieses Lied auch heute noch populär ist, beschreibt Markus Rathey mit diesen Worten: „Es sind die geschickte Mischung aus Liebeslyrik, biblischem Vokabular und zentralen Begriffen der zeitgenössischen Frömmigkeit [...] gepaart mit einer eingängigen Melodie [...].”





Doppelseite aus dem Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen, Leipzig und Dresden 1913

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 661,2

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 08-05.JPG


Alte Lieder im neuen Gesangbuch

Was haben die drei vorgestellten Lieder gemeinsam und warum werden sie heute noch gesungen?

Es fällt auf, dass sie ursprünglich nicht für den Gemeindegesang geschrieben wurden. Die Lieder lassen sich oftmals bestimmten Bibelstellen zuordnen und behandeln in vielen einzelnen Strophen verschiedene Glaubensthemen, welche Hoffnung, Gottvertrauen und Trost spenden. Als Wochenlieder nehmen sie einen festen Platz im evangelischen Kirchenjahr ein. Sie sind vielseitig, aber thematisch ebenso gut einzuordnen. Musikalische Aspekte wie eine schlichte und einprägsame Melodie begünstigen musikalische Interpretationen für Chor oder Orchester und tragen gleichzeitig dazu bei, dass die Gemeinde diese Lieder leicht mitsingen kann. Zahlreiche Komponisten haben den Liedern durch ihre Werke immer wieder neuen Glanz verliehen, sodass sie auch Jahrhunderte später immer noch einen Platz in der zeitgenössischen Musikkultur fanden. Wie gottesdienstliche Lesungen und Predigttexte, die sich von Kirchenjahr zu Kirchenjahr wiederholen, verlieren auch die passenden Gesangbuchlieder nicht an Aktualität. Vielmehr ändert sich die Bedeutung durch die Lebenssituationen der Sängerinnen und Sänger.

„Gute geistliche Lieder sind solche Lieder, die das Evangelium in Texten und in der Musik, in Wort und Ton und in den Herzen so zum Klingen bringen, dass Menschen beim Singen und beim Hören hinausgenommen werden aus der Welt zu Gott und im und nach dem Gesang wieder zurückkommen von Gott in die Welt, zu sich selbst und zu ihren Nächsten.”

So beschreiben es Johannes Schilling und Brinja Bauer im Hinblick auf die laufende Arbeit an einem neuen Gesangbuch.



Sächsische Gesangbücher

Aus der Sammlung von

Landeskirchenamt der EVLKS, Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB-aktuell 02.JPG


Blick in die Zukunft – Wie wird das neue Gesangbuch aussehen?

In den sächsischen Kirchgemeinden ist die Musik und Liedauswahl für einige Gemeindeglieder ein zentrales Qualitätskriterium für einen Gottesdienst. Die Musik und der Musikgeschmack haben sich jedoch im Laufe der Jahrhunderte stark verändert. Neben den traditionellen Instrumenten, wie beispielsweise die Orgel, kommen immer häufiger Klänge aus dem Rock/Pop Genre zum Einsatz. Diese werden vor allem für moderne Lobpreis-Lieder verwendet, die sich in Inhalt und Struktur deutlich von den altherkömmlichen Liedern unterscheiden. Bildliche Worte der Anbetung ersetzen häufig Zeilen der Schriftauslegung und aus einprägsamen Melodien werden rhythmisch anspruchsvolle Gesänge. Dazu bedient man sich immer häufiger der englischen Sprache. Der Spagat zwischen beiden Musikrichtungen stellt in der heutigen kirchenmusikalischen Arbeit durchaus eine Herausforderung dar.

Aktuell wird an einem neuen Gesangbuch gearbeitet, das das Evangelische Gesangbuch einmal ersetzen soll. Inwieweit kann ein Gesangbuch eine Brücke zwischen alter und neuer Musik im gottesdienstlichen Kontext bauen? Welche Lieder werden übernommen? Welche werden nicht berücksichtigt?



Interview mit Ekkehard Hübler, Landesobmann des Kirchenchorwerks der EVLKS

Aus der Sammlung von

Kirchenchorwerk der EVLKS

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Interview mit Landesobmann Ekkehard Hübler (August 2024)


Interview mit Ekkehard Hübler

Über Fragen rund um das Evangelische Gesangbuch und seine Zukunft habe ich mit dem amtierenden Leiter des sächsischen Kirchenchorwerkes Ekkehard Hübler gesprochen. Er sitzt u.a. in der Kommission für den sächsischen Anhang des neuen Gesangbuches.

Literaturhinweise

Bauer, Brinja/ Schilling, Johannes, Singt dem Herrn ein neues Lied. 500 Jahre Evangelisches Gesangbuch, Leipzig 2023, 247-251.

Bubmann, Peter/ Klek, Konrad (Hg.), Davon ich singen und sagen will. Die Evangelischen und ihre Lieder, Leipzig 2012, 45-62.

Hahn, Gerhard/ Henkys, Jürgen (Hg.), Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Band 3, Heft 13, Göttingen 2007.

Herbst, Wolfgang/ Seibt, Ilsabe (Hg.) Liederkunde zum Evangelischen Gesangbuch, Band 3, Heft 16, Göttingen 2011.

Thust, Karl Christian, Die Lieder des Evangelischen Gesangbuchs. Band 1: Kirchenjahr und Gottesdienst (EG 1-269), Kassel 2012.

Thust, Karl Christian, Die Lieder des Evangelischen Gesangbuchs. Band 2: Biblische Gesänge und Glaube – Liebe – Hoffnung (EG 270-535), Kassel 2015.



07

Kriegsbewältigung im 18. Jahrhundert – Der Andächtige Soldat von M. Gottfried Cleemann



Titelblatt des Gesangbuchs „Der Andächtige Soldat“, 1740

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 1011

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 11-02.jpeg


Der Andächtige Soldat von M. Gottfried Cleemann

Heute singen evangelische Soldatinnen und Soldaten bei der Bundeswehr aus dem Liederbuch „LebensrhYthmen“. Die Geschichte der Militärgesangbücher beginnt jedoch schon im 18. Jahrhundert. Auch damals dienten Gesang- und Gebetbücher den Soldaten nicht nur als spirituelle Stütze, sondern zugleich als kulturelles Bindeglied. Anhand des „Andächtigen Soldaten“ wird deutlich, welche Bedeutung Glaube und Musik im militärischen Leben dieser Zeit hatten und wie die Bücher Trost und Hoffnung inmitten des Krieges spendeten.



Einband des Gesangbuchs „Der Andächtige Soldat“, 1740

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 1011

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 11-01.JPG


M. Gottfried Cleemann

Der Herausgeber des Gebet- und Gesangbuchs, Magister Gottfried Cleemann (1662-1738), war sächsischer Feld- und Generalstabsprediger, der nach eigenem Bericht an sieben Feldzügen teilgenommen hatte. Mit den kursächsischen Truppen zog er viermal gegen Frankreich in den Kampf und dreimal gegen die Osmanen. 1697 war er in der Schlacht bei Zenta, in der Prinz Eugen von Savoyen (1663-1736) die Osmanen vernichtend schlug, als Stabsprediger war Graf Heinrich VI. Reuß-Obergreiz (1649-1697) beteiligt. Daher kannte er die Sorgen der Soldaten ebenso wie die disziplinarischen Probleme der Vorgesetzten mit den meist aus dem Ausland in den Militärdienst zwangsrekrutierten oder angeworbenen, manchmal unwilligen Soldaten.

1705 erschien in Chemnitz die erste Auflage seines Werkes „Der Andächtige Soldat, oder Gebetbuch vor allen Officire und gemeinen Soldaten“. Weitere Auflagen folgten 1717 und 1740. Das nach pastoraltheologischen, aber auch nach militärischen Situationen gegliederte Werk war vor allem ein umfangreiches Gebetbuch. In einem Liederanhang bot Cleemann die älteste im protestantischen Bereich nachweisbare Auswahl von Kirchenliedern, die gezielt für Soldaten zusammengestellt wurde. Dies war wohl auch der Grund dafür, dass das Buch so erfolgreich war.

Es haben auch viele Soldaten keine Gesang-Bücher / und im Gesang-Buch selbsten sind nicht alle Lieder / ohne Unterschied im Felde zu singen; derowegen sich der Feld-Prediger eine schickliche Wahl etlich weniger zu machen / das Register in sein Manuale einzutragen / und damit sie desto bekannter / und er nicht zuweilen allein singen dürffe / selbige offt zum Gottesdienst anzugeben bedacht seyn wird. Wäre das feine Gebet- und Gesang-Büchlein / ‚Der andächtige Soldat‘ betittelt / nicht schon heraus / so hätte ich mir die Mühe genommen / dergleichen in solchem Format, daß es wohlfeil zu kauffen und leicht zu tragen gewesen / zu verfertigen / und Christliche Officiers daß jeder Capitain seine unterhabende Mannschafft mit Exemplarien versehen möchte / zu bereden: welchenfalls es erstgethaner Errinnerung gar nicht bedürfft hätte.

Pastorale Castrense. Oder Nützlich- und treuer Unterricht Vor neu-angehende Feld-Prediger /  Dessen sie sich Bey ihrem schweren Ampt und Stand / auf Marschen und in Quartieren / bey Treffen und Belagerungen / bey Krancken und Sterbenden / wie auch bey condemnirt- und zur Execution ausgeführten Personen bedienen können: Nebst denen vornehmsten hierzu gehörigen Amts-Gebätern; Dann auch Schrifftmäßiger Erörterung einer Anzahl Militarischer Gewissens-Fälle; Zusammengetragen und vorgelegt von M. Johann Ludwig Hockern, Ihro Hoch-Fürstl. Durchl. zu Brandenburg Onolzbach sämtlicher in Holländischen Diensten stehenden Trouppen gewesenem Feld-Predigern / anjetzo Diacono zu Crailsheim, Frankfurt am Main 1710, 21f.





Titelkupfer des Gesangbuchs „Der Andächtige Soldat“, 1740

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 1011

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 11-07.jpeg


Dieses Detail sollte nicht außer Acht gelassen werden

Zu Beginn des Buches fällt der Blick auf ein detailreich gestaltetes Titelkupfer: Im oberen Teil prangt in Anlehnung an Psalm 60,6 („Du hast aber doch ein Panier gegeben denen, die dich fürchten.“) ein Motto mit der Aufschrift „Der Herr ist mein Panier“. Darunter sind Trophäen wie ein Helm, eine Fahne, Kanonen und Dolche zu sehen. Rechts und links stehen zwei Palmen, im Hintergrund erstreckt sich ein Feld. In der Mitte hängt eine Fahne mit der Aufschrift „Der Andächtige Soldat oder Gebetbuch für alle Offiziere und Gemeine zu allen Zeiten und in allen Fällen“. Um diesen Titel herum sind fünf kleine Medaillons angeordnet. Oben links sieht man den betenden Soldaten am Morgen und am Abend, unten links den betenden Soldaten vor und nach dem Feldzug, unten mittig den kranken und sterbenden Soldaten, oben rechts den beichtenden und kommunizierenden Soldaten und unten rechts den betenden Soldaten an Sonn- und Feiertagen. Damit fungiert das Titelkupfer als ein sprechendes Inhaltsverzeichnis, das Lust auf die Benutzung des Buches machen möchte.



Zwischentitel „Der Andächtige Soldat“, 1740

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 1011

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 11-03.jpeg


Trost und Frieden durch Gebet und Gesang

Nach der Vorrede folgen Gebete, die analog zu den Medaillons auf dem Titelkupfer zusammengestellt wurden. Es folgt ein kleiner Vorrat an biblischen Sprüchen, dann das Register. Erst zum Schluss steht der Liedteil „Der singende Soldat oder Anhang mit verschiedenen bekannten Liedern“ mit 82 Liedern, der durch ein Register erschlossen wird. Im Gegensatz zu anderen Gesang- und Gebetbüchern für Soldaten finden sich in Cleemanns Liedersammlung keine Belehrungen, Ermahnungen und Erbauungen für Soldaten, sondern stets Lieder, die auch in den Kirchengesangbüchern der Zeit zu finden waren. Die Soldaten kannten diese Lieder vermutlich aus den Gottesdiensten in ihren Heimatgemeinden. Vertraute Lieder sollten ihnen Trost spenden und Mut machen.



Ausschnitt aus dem Register „Der Andächtige Soldat“, 1740

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 1011

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 11-04.jpeg


Kreuzlieder

Mit 34 Liedern ist dies die größte Liedgruppe. Alle Sorgen leiblicher und geistlicher Art, die einen Christen bedrücken können, waren in diesen Liedern enthalten. Hier finden sich auch Lieder, die in Kriegszeiten gesungen werden sollen. Diese Texte richteten sich an Christen, die in der Not des Krieges um Bewahrung bitten wollten. Ein spezifischer Bezug zur Kriegssituation des Soldaten ist jedoch weder in der Liedauswahl noch in den jeweiligen Textfassungen erkennbar. An dieser Stelle wird noch einmal deutlich, dass man zu Beginn des 18. Jahrhunderts noch nicht an eine spezielle Auswahl von Liedern für Soldaten gedacht hat. Der Soldat galt wie andere Menschen auch als guter Christ.



Ausschnitt aus dem Register „Der Andächtige Soldat“, 1740

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 1011

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 11-05.jpeg


Schlussbemerkung

Die Suche nach Trost und innerem Frieden bleibt auch heute, in Zeiten moderner Auseinandersetzungen, ein universelles Bedürfnis von Soldatinnen und Soldaten. Historische Gesang- und Gebetbücher aus der Mitte des 18. Jahrhunderts erinnern uns daran, dass der menschliche Geist in Zeiten des Krieges, unabhängig von technologischen und sozialen Fortschritten, nach Anknüpfungspunkten sucht. Sie mahnen uns, die tiefe Verbindung zwischen Spiritualität und Bewältigung der Schrecken des Krieges anzuerkennen und für das geistliche Wohl aller in Konflikte verwickelten Menschen zu sorgen.

Literaturhinweise

Cleemann, Gottfried, Der Andächtige Soldat, oder Gebet-Buch, Vor alle Officire und gemeine Soldaten, Des Morgens und Abends, bey der Beichte und Communion, vor, in und nach der Campagne [...] Auf allerley Fälle, Bey Bataillen, Partey-gehen, Scharmützeln, Belägerungen [...] gerichtet, und mit einem Anhang bekannter Lieder ausgefertiget, Chemnitz 1740.

Wittenberg, Andreas F., Die deutschen Gesangs- und Gebetbücher für Soldaten und ihre Lieder (Mainzer hymnologische Studien 23), Tübingen 2009.



08

Der singende Bergmann – Die Sprache des Gesangbuchs



Verlauf der Erzgänge im Zentrum des Freiberger Reviers

Herbert Pforr, 2015, Erfurt

Aus der Sammlung von

Sächsische Bibliografie

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Pforr, Herber: Sächsische Berg- und Hüttenleute in ihrer Arbeitswelt. Erfurt: Sutton 2015

Zum Objekt >>

Erzgänge Freiberg.png


Historischer und kultureller Kontext des Bergbaus im 18. Jahrhundert in der Region Freiberg

Historischer und kultureller Kontext des Bergbaus im 18. Jahrhundert in der Region Freiberg

Berg- und Hüttenleute gehören zu den ältesten Berufsgruppen weltweit. Im 18. Jahrhundert war der Bergbau ein zentraler wirtschaftlicher und kultureller Faktor der Region um Freiberg. Der Bergbau, insbesondere die Gewinnung von Silber, prägte das Leben der Menschen in der Region tiefgreifend. Die Stadt Freiberg, gegründet um 1175, verdankt ihre Entstehung und ihren Wohlstand den Silberfunden ab 1168. Diese Entdeckungen führten zu einem enormen wirtschaftlichen Aufschwung und zur Gründung zahlreicher Bergstädte im Erzgebirge. Wobei der Bergbau sich nicht nur ökonomisch auswirkte, sondern auch die soziale und kulturelle Landschaft der Region mitbestimmte. Die Gründung der kurfürstlich-sächsischen Bergakademie Freiberg im Jahr 1765 unterstrich die zentrale Bedeutung des Bergbaus und machte Freiberg zu einem wichtigen Ausbildungszentrum für Bergleute und Ingenieure.

Alltag und Frömmigkeit der Bergleute

Das Arbeitsleben und der Alltag der Bergleute sowie die damit verbundenen Lebensbedingungen führten zu einer eigenständigen Kultur. Angetrieben vom Wunsch, im Bergbau einen Teil des Reichtums zu erlangen, motivierte das Verlangen nach reicher Ausbeute viele, sich finanziell an den Unternehmungen zu beteiligen oder sogar selbst, auf eigene Faust, nach Bodenschätzen zu suchen. Diese Bestrebungen wurde durch die sogenannte „Bergfreiheit“ unterstützt, die jedermann das Recht einräumte, bestimmte Bodenschätze selbstständig zu suchen und zu gewinnen.

Allerdings endete diese Suche nicht selten eher in Schulden als Reichtum. Neben den alltäglichen Gefahren im Bergwerk, wie Gängen, die im Grundwasser ertranken oder einstürzten, erfüllten viele Gruben die Erwartungen auf reiche Silbererze nicht und förderten nur taubes Gestein zutage. Frömmigkeit und christlicher Glaube durchdrangen den Alltag der frühneuzeitlichen Bergleute und boten Trost und Halt zwischen ständigen Gefahren und Unsicherheiten. 



„Es soll ein Bergmann, wenn er einfahren will, das Vaterunser ja so wenig vergessen, als seines Grubenlichts und Feuergezähes.“

Johann Mathesius, 1562, zitiert aus: Meinel, Frank Meinel; Wenzel, Klaus: Hinab, die Glocke ruft. Bergmannsfrömmigkeit im Erzgebirge. Marienberg: 2010.





Titelkupfer aus: Weil. Herrn M. Christoph Gottlob Grundigs, Geistlicher Bergbau, oder Sammlung von Berg-Gebeten, und geistlichen Berg-Gesängen für christliche Bergbeamten, Gewerken, Bergleute, Hütten- Hammer- und Farb-Arbeiter

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

3.png


Titelkupfer

Das Titelkupfer des Berg-Gesangbuchs von 1785 veranschaulicht eindrucksvoll die enge Verbindung zwischen Glaube und Alltag im Bergwerk. Im Schacht platziert steht die Inschrift „Aus der Tieffen ruffe ich HERR zu dir“ (Ps 130,1), während die Worte „Er ruffet mich an, so will ich ihn erhören“ aus dem Himmel hinab geschrieben sind (Ps 91,15).



Vorrede aus: Weil. Herrn M. Christoph Gottlob Grundigs, Geistlicher Bergbau, oder Sammlung von Berg-Gebeten, und geistlichen Berg-Gesängen für christliche Bergbeamten, Gewerken, Bergleute, Hütten- Hammer- und Farb-Arbeiter

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

1.png


Vorrede des Berg-Gesangbuchs: Würdigung von Altem und Neuem

Das Gesangbuch trägt den Titel „Weil. Herrn M. Christoph Gottlob Grundigs, gewesenen Superintend. zu Freyberg [et]c. Geistlicher Bergbau, oder Sammlung von Berg-Gebeten, und geistlichen Berg-Gesängen für christliche Bergbeamten, Gewerken, Bergleute, Hütten- Hammer- und Farb-Arbeiter : nebst einer neuen Vorrede, einem dritten Liederanhang, auch einer Nachlese zur geistl. Bergmännischen Bibliothek / aufs neue herausgegeben von M. Carl Heinrich Tromler, Ersterm Prediger zu Schneeberg, und der Zwickauischen Diöces Adj. Prim.“ und enthält eine bedeutende Sammlung an Texten für Bergleute und verwandte Berufe. Es wurde als Neuauflage 1785 veröffentlicht und von Carl Heinrich Tromler, dem Ersten Prediger zu Schneeberg und Adjunkt der Zwickauischen Diözese, neu herausgegeben. Unter der Aufsicht von Superintendent Christoph Gottlob Grundig, einem Pfarrerssohn aus Dorfhain, der 1749 bis 1759 in Schneeberg tätig war und bis zu seinem Tod 1780 im Freiberger Amtsbezirk wirkte, entstand dieses Werk, um den besonderen Bedürfnissen der Bergleute Rechnung zu tragen.

Aufgrund der Neuauflage weist das Gesangbuch eine neuere und eine ältere Vorrede auf. Die ältere Vorrede diskutiert die Notwendigkeit eines neuen Gebets- und Gesangbuches. Alte Bücher waren schwer zu finden, oft schlecht organisiert und enthielten allgemeine Gebete, die nicht auf die spezifischen Bedürfnisse der Bergleute zugeschnitten waren – so der Verfasser. In der neuen Vorrede wird die Liederauswahl des Gesangbuchs kommentiert. Tromler weist darauf hin, dass das Buch sowohl gute als auch weniger gelungene Lieder enthalte und sich bewusst nicht dem „neuen Geschmack in Kirchengesängen“ anpasse. Stattdessen soll die Besonderheit des Bergbaus hervorgehoben werden: Der Bergmann schätzt die ihm verliehenen Bergfreiheiten, die ihm sowohl seinen bescheidenden Lohn bescheren, als auch seine harte Arbeit erleichtern. Die alten Berglieder, die ihn im Alltag und bei Festen begleiten, sollen bewahrt und nicht „neumodisch umgeschmolzen“ werden. Das betrifft auch den Sprachduktus der traditionsreichen Bergbausprache. Die von Kritikern als „undeutsch“ bezeichnete, „eigenthümliche, sehr alte technische Sprache“ sei notwendig, so Tromler, um die intensive Verbindung zwischen Glauben und Arbeit abzubilden.

Struktur und Themen des Gesangbuchs

Das speziell für Bergleute zusammengestellte Gesangbuch ist weit mehr als eine Sammlung von Liedern; es stellt ein unverzichtbares Werkzeug dar, das Trost und Ermutigung in einer mit Herausforderungen und Gefahren behafteten Arbeitswelt bietet. Die Bergleute fanden in den religiösen Texten sowohl spirituelle Erbauung als auch eine Stärkung ihres Gemeinschaftsgefühls. Thematisch ist das Gesangbuch in verschiedene Kategorien gegliedert, um den unterschiedlichen Anforderungen und Situationen im Leben der Bergleute gerecht zu werden:

  • Morgen- und Abendlieder: Für den Beginn und das Ende der Arbeitsschicht.
  • Lieder vom Bergwerk: Für allgemeine Themen des Bergbaus.
  • Stand- und Berufslieder: Für spezielle Berufe im Bergbau.
  • Allgemeine Gebets-Lieder: Gebete für den Alltag und das spirituelle Leben.
  • Geistliche Betrachtungen: Spirituelle Reflexionen über das Bergwerk.
  • Lob- und Danklieder: Für Feste und besondere Anlässe.
  • Fröhliche Zusammenkünfte: Lieder für Feiern wie Hochzeiten.
  • Lieder von Kreuz und Trost: Für Trost in schwierigen Zeiten.
  • Lieder vom Sterben und Begräbnis: Begleitung im Tod.




„Das Bergwerk in der Erd" aus: Weil. Herrn M. Christoph Gottlob Grundigs, Geistlicher Bergbau, oder Sammlung von Berg-Gebeten, und geistlichen Berg-Gesängen für christliche Bergbeamten, Gewerken, Bergleute, Hütten- Hammer- und Farb-Arbeiter

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

1.png


Liedbeispiel: „Das Bergwerk in der Erd“

Ein interessantes Beispiel ist das Lied „Das Bergwerk in der Erd“, das die Schöpfung und die göttliche Bedeutung des Bergwerks thematisiert. Es reflektiert sowohl die Freude über den Ertrag des Bergbaus als auch die Geduld und das Vertrauen, das notwendig ist, um den Herausforderungen des Berufs zu begegnen. Das Lied wurde auf eine populäre Melodie gesungen.

Nr. 24 Das Bergwerk in der Erd (Melodie: Auf meinen lieben Gott)

  1. Das Berwerk in der Erd hat GOtt der Schöpffer werth mit mancherley Metallen nach seinem Wohlgefallen geschaffen und formiert, ganz wunderlich geziert.
  2. Wär manchem das bewußt, wie es giebt Freud und Lust, wo man kann Bergwerck bauen, viel gut Ertz heraus hauen, er wird sich bald besinnen, das Bergwerck lieb gewinnen.
  3. Offt wirfft der Gang einn Bauch, wird schön und mächtig auch, da bricht gut Ertz und Heuffen, man thuts zu Tag auslauffen, zum Schmelzen auch bereiten, da giebts Ausbeut mit Freuden,
  4. Ist gleich offt manchesmahl der Gang gering und schmal, wird von der Fest verdrücket, von Klüfften auch verrücket, und thut sich ganz verlieren, daß man ihm nicht kann spüren.
  5. Doch darff man sich so bald bey so schlechter Gestalt nicht flugs abschrecken lassen, man muß ein frisch Herz fallen, muß beten, GOtt vertrauen, und auch auf Hoffnung bauen.
  6. Denn es gar offt geschicht, so man den Gang nachbricht, und thut zum Herrn rufen, wird wieder Etz getroffen; der Höchste, dem wir leben, kann bald gut Ausbeut geben.
  7. O reicher GOtt von Gnad, gieb selber guten Rath, thu uns Bergleut anweisen, wo wir mit Schlägl und Eisen durch deine Gnad und Seegen gut Ertz antreffen mögen.
  8. Laß auch die Englein, die starcken Helden dein ein und aus mit uns fahren, daß sie uns stets bewahren in Schächten, Stolln und Strecken für aller Gefahr und Schrecken.
  9. Erhalt dein reinen Wort hier und an allem Ort, thu müldiglich uns nähren, und reich Ausbeut bescheren zu Lobe deinem Rahmen, durch JEsum Christum, Amen.

M.W.



Licherpaar

Aus der Sammlung von

Privat

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Lichterpaar.jpg


Symbolik und Einfluss der bergmännischen Kultur

In zahlreichen bergmännischen Liedern bietet die Lichtsymbolik, insbesondere anhand der Verbindung von Engel und Bergmann, ein anschauliches Beispiel für die Verschmelzung von Glauben und Berufsleben. So wird der Engel nicht nur als göttlicher Bote, sondern auch als Schutzgeist der Bergleute dargestellt, der ihnen Licht und Führung auf ihrem gefährlichen Weg bietet. Lieder wie „Das Bergwerk in der Erd“ verdeutlichen nicht nur die harte Arbeit und das Streben nach reicher Ausbeute, sondern auch die göttliche Unterstützung, die den Bergleuten zuteilwird. In diesen Liedern wird die Vorstellung eines Engels als Lichtbringer, der die Bergleute durch die Dunkelheit leitet, zur zentralen Metapher für Hoffnung und Sicherheit.

Diese religiöse Symbolik manifestiert sich auch im Lichterpaar aus Engel und Bergmann als weihnachtliche Dekoration. Diese bekannte Darstellung veranschaulicht bis heute die tiefe Verbindung zwischen Himmel und Erde in den religiösen und kulturellen Ausdrucksformen der Bergleute.

Literaturhinweise

Meinel, Frank/ Wenzel, Klaus, Hinab, die Glocke ruft. Bergmannsfrömmigkeit im Erzgebirge, Marienberg 2010.

Pforr, Herber, Sächsische Berg- und Hüttenleute in ihrer Arbeitswelt, Erfurt 2015.

Schreiber, Georg, Der Bergbau in Geschichte, Ethos und Sakralkultur, Köln/ Opladen 1962.



09

Aufgeklärte Sachlichkeit – Das Leipziger Gesangbuch von 1796



Einband von: Sammlung christlicher Gesänge zum Gebrauch bei der Öffentlichen Andacht in den Stadtkirchen zu Leipzig, 1796

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 432

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Buchrücken und Buchdeckel, Rosenmüller-Müllersche Leipziger (rationalistische) Gesangbuch.jpg


Ein „Schatz“ der Aufklärung

Der uns hier vorliegende „Schatz“ ist ein Gesangbuch, erschienen in Leipzig im Verlag des Georgenhauses. Die „Sammlung christlicher Gesänge zum Gebrauch bei der öffentlichen Andacht in den Stadtkirchen zu Leipzig“ wurde am ersten Weihnachtsfeiertag 1796 in den Leipziger Kirchen eingeführt. Dieses Gesangbuch ist auch als das Rosenmüller-Müllersche Leipziger Gesangbuch bekannt und gehört in die letzte Phase der theologischen Aufklärung in Deutschland, den Rationalismus. Es ist typisch für die Zeit in drei Abteilungen untergliedert. Der erste Abschnitt beinhaltet Lieder der Glaubenslehren (Nr. 1-278), der zweite die Christlichen Gesinnungen, Pflichten und Tugenden (Nr. 279-569), der dritte enthält Lieder für persönliche Anlässe und zur Förderung der Tugend (Nr. 570-626), ebenso findet man einen Anhang (Nr. 826-871) mit Verzeichnis.



Doppelseite aus: Sammlung christlicher Gesänge zum Gebrauch bei der öffentlichen Andacht in den Stadtkirchen zu Leipzig, 1796

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 432

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Einblick in die Abteilungen, Rosenmüller-Müllersche Leipziger (rationalistische) Gesangbuch.jpg


Aufklärung

Als das Leipziger Gesangbuch 1796 erschien, dominierten aufklärerische Debatten Kirche und Theologie. Diese Epoche erstreckt sich von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts. Vernunft und Wissenschaft waren oberster Maßstab des Theologietreibens. Dafür wurden neue philosophische Ansätze aufgegriffen, die stärker die menschliche Vernunft betonten und die lebenspraktische Relevanz von Religion in den Vordergrund stellten. Religiöse Traditionen, biblische Überlieferung und dogmatischer Lehrbestand wurden auf ihren vernünftigen Gehalt hin überprüft. Diese auf den Menschen ausgerichtete Perspektive zeigte sich auch im Gesangbuch: Lieder, die für private religiöse Andachten gedacht waren, wie für Taufen oder Konfirmationen, also für familiäre Feiern, kamen in dieser Form erst in der Aufklärungszeit auf. Sie stehen vor allem in der dritten Abteilung des Gesangbuchs. Da das bisherige Leipziger Gesangbuch trotz seiner stetigen Veränderungen Johann Georg Rosenmüller nicht mehr genügte, übernahm er die Arbeit des verstorbenen Friedrich Immanuel Schwarz (1728-1786) und sammelte Lieder aus dem deutschsprachigen Raum. Nach dem Erscheinen des Berliner Gesangbuches von 1780, das Maßstäbe für ein zeitgemäßes Gesangbuch setzte, hatte auch Carl Willhelm Müller (1728-1801), Bürgermeister von Leipzig, das Bedürfnis nach einem verbesserten Gesangbuch und suchte ebenso eine beachtliche Anzahl an neuen Liedern heraus.



Portrait Johann Georg Rosenmüller, Stecher: Johann
Friedrich Bause, Inventor: Friedrich Tischbein,
1803, Platte: 331 x 251 mm, Blatt: 358 x 289

Aus der Sammlung von

Staatliche Kunstsammlungen Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Johann Georg Rosenmüller.jpg
Johann Georg Rosenmüller, Stecher: Johann Friedrich Bause, Inventor: Friedrich Tischbein, 1803, Platte: 331 x 251 mm, Blatt: 358 x 289

Die Herausgeber

Rosenmüller, geboren am 18. Dezember 1736 in Ummerstedt, gestorben am 14. März 1815 in Leipzig, war ein Theologe der Aufklärung. Ab 1785 wirkte er an der Leipziger Universität und als erster Geistlicher der Messestadt. In seinen religiösen Vorstellungen achtete er auf Deutlichkeit und zeitgemäße Verständlichkeit theologischer Aussagen. Er beschäftigte sich unter anderem mit der religionspädagogischen Vermittlung religiöser Inhalte an Kinder und Jugendliche sowie Kirchengeschichte und Musik. Genau diesen Theologen wollte Kriegsrat und Bürgermeister Carl Wilhelm Müller unbedingt 1785 nach Leipzig holen. Müller war begeistert von seinem gutmütigen Herz, seiner Genauigkeit, der Fähigkeit zu lehren, seiner großen Amtserfahrung und den von ihm vertretenen aufklärerischen Grundsätzen. Müller bemühte sich als Bürgermeister um die Verbesserung des Zustandes der Stadt und um die Hebung des öffentlichen Lebens. Er setzte sich deshalb nicht nur für eine Verbesserung des Gesangbuchs, sondern auch die Gründung einer Armenfreischule ein.





Goldschnitt von: Sammlung christlicher Gesänge zum Gebrauch bei der öffentlichen Andacht in den Stadtkirchen zu Leipzig, 1796

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 432

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Goldschnitt.jpg


Das Konzept

Rosenmüller wünschte sich ein neues Gesangbuch mit Liedern, welche durch ihren Inhalt dem Geiste der von Christus verbreiteten Lehre entsprachen und in ihrem Ausdruck verständlich waren. Den dichterischen Schwung älterer Lieder opferte er zugunsten der inhaltlichen Bearbeitungen. Einige ältere Lieder und Gesänge gefielen ihm nicht, dem sogenannten „Sing Sang“ schwor er ab. Reine Gesänge sollten das Herz und den Geist ansprechen und gleichzeitig den Verstand nicht verwirrten. Das Kollektive „Wir“ wurde durch ein Individuelles „Ich“ ersetzt. Für den aufgeklärten Menschen veraltete Begriffe, wie „Satan“, wurden gestrichen. Das neue Gesangbuch enthielt 871 Lieder statt bisher 1015. Einige Kritiker warfen dem Gesangbuch vor, eine philosophische und unbiblische Sprache zu verwenden. Sie meinten, es sei rationalistisch verflacht. Um konservativen Kreisen entgegenzukommen, wurden einige ältere Lieder in den Anhang eingefügt. In Kreisen der Aufklärung fand das Buch hingegen großen Beifall.



Lied Nr. 513 „Für den Landesherrn“ aus: Sammlung christlicher Gesänge zum Gebrauch bei der öffentlichen Andacht in den Stadtkirchen zu Leipzig, 1796

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 432

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Für den Landesherrn.jpg


Ein Streitfall

Das Lied, Nr. 513 „Für den Landesherrn“ mit der Melodie „Lobt Gott, ihr Christen“ war offenbar eigens für dieses Gesangbuch entstanden. Es sorgte in Dresden jedoch für besonderes Aufsehen:

„Es freu’ der Fürst des Landes sich,

Gott, deiner allezeit!

Sein Auge sehe stets auf dich!

Sein Herz sey dir geweiht!“

Besonders Vers 6 ärgerte die Geheimräte:

„Er hasse den Gewissenszwang

als eine Tyrannei!

und fordre nicht durch Straf’ und Drang

der Bürger Heucheley!“.

Damit waren die evangelischen Geheimräte in Dresden hoch unzufrieden, weil sie darin eine Kritik am Landesherrn sahen, der seine Untertanen weder zu etwas drängte noch Heuchelei forderte. Offizielle forderten sie am 16. März 1797 die baldige Herstellung einer neuen veränderten Auflage. Die Stadt Leipzig und die theologische Fakultät wurden für ihre mangelhafte Zensur gerügt. Allerdings wiesen Rosenmüller und seine Unterstützer diese scharfen Vorwürfe vehement zurück. In dieser Auseinandersetzung zeigt sich der unterschiedliche Geist, der in Dresden und Leipzig herrschte. Dresden war kein Ort der Aufklärung. Das wusste auch Rosenmüller, der in Predigten darauf hinwies, dass die Regierungsverantwortung eine große Last sei, aber dennoch müsse der Kurfürst seine Untertanen erhören und deren Bitten entsprechen. Andererseits sollten sich die Untertanen als verständige und christliche Bürger verhalten. Bis 1820 wurden 30.000 Exemplare des Gesangbuchs verkauft. Doch dann begann bereits eine Kommission mit der Erarbeitung eines neuen Gesangbuchs, das 1844 eingeführt wurde.

Im Spannungsfeld des Liedes Nr. 513 steht ein lutherisch aufgeklärtes und durch bürgerlichen Gemeinwesen geprägtes Leipzig einem politisch konservativen Dresdner Hof entgegen. Die aufklärerische und direkte Art sorgte für Empörung am Dresdner Hof. Rosenmüller selbst hatte seine Vorstellung eines Gesangbuchs umgesetzt, das dem Geist seiner Zeit voll entsprach.

Literaturhinweise

Beutel, Albrecht, Kirchengeschichte im Zeitalter der Aufklärung, Göttingen 2009.

Blaschke, Karlheinz, Die kursächsische Politik und Leipzig im 18. Jahrhundert, in: Martens, Wolfgang (Hg.), Zentren der Aufklärung III, Leipzig, Aufklärung und Bürgerlichkeit, Heidelberg 1990, 23-38.

Dolz, M. Johann Christian, D. Johann Georg Rosenmüller, Superintendenten in Leipzig, Leben und Wirken, Leipzig 1816.

Hofmann, Hans, Zur Geschichte der Leipziger Gesangbücher. Eine hymnologische Studie, Leipzig 1904.

Michel, Stefan, Gesangbuchfrömmigkeit und regionale Identität: ihr Zusammenhang und Wandel in den reußischen Herrschaften vom 17. bis zum 20. Jahrhundert, Leipzig 2007.

Müller, Winfried, Residenzstadt und inversive Aufklärung? Dresden im 18. Jahrhundert, in: Das achtzehnte Jahrhundert 37 (2013), 177-201.

Schnorr von Carolsfeld, Franz, Müller, Karl Wilhelm, in: Allgemeine deutsche Biographie 22 (1885), 642-643.



10

Vereinheitlichungstendenzen seit dem 19. Jahrhundert



Titelseite des erfolgreichen Dresdner Gesangbuchs, Ausgabe von 1835

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Dresdner Gesangbuch.jpg


Kontext

Im Lauf des 19. Jahrhunderts wuchs auch in Sachsen das Bedürfnis nach einem neuen Gesangbuch. Hintergrund war hier vor allem die starke Prägung durch das Neuluthertum, das insbesondere die Entwicklungen der Aufklärung und des Rationalismus ablehnte. Durch verstärkte hymnologische Forschungen überwogen in den evangelischen Gesangbüchern, die ab der Jahrhundertmitte erschienen, restaurative Tendenzen. Viele „Modernisierungen“, die die Aufklärung mit sich gebracht hatte, wurden wieder beseitigt.

Ein weiterer Motor hin zu einem Landesgesangbuch war, dass im Königreich Sachsen mindestens 24 Gesangbücher parallel gebraucht wurden. Dies hatte große Auswirkungen, da in Nachbardörfern unterschiedliche Gesangbücher benutzt wurden. Oft stimmten die Textfassungen der jeweiligen Bücher durch Bearbeitungen nicht überein.



Titelseite des „Gesangbuchs für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen“ von 1883

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek München

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Gesangbuch_1883.jpg


Entstehungs- geschichte des Gesangbuchs von 1883

Über 40 Jahre dauerte die Entstehung des „Gesangbuchs für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen“. 1841 beschloss man im Kultusministerium, dass ein neues Gesangbuch erarbeitet werden sollte. 1856 übertrug das Konsistorium Friedrich Ahlfeld (1810-1884), Pfarrer an der Nikolaikirche in Leipzig, den Auftrag, eine Liste mit Liedern für das neue Gesangbuch vorzulegen. Im August 1857 gab Ahlfeld seine Liste mit 841 Liedern ab. Nun sollten die Lieder geprüft und bearbeitet werden. Dieser Arbeitsschritt, den Ahlfeld fast allein auf sich nahm, zog sich unter Leitung des Dresdner Oberhofpredigers Ernst Volkmar Kohlschütter (1812-1889) bis 1870 hin. Die Synoden von 1871, 1874 und 1876 berieten über den Entwurf. Der gedruckte Entwurf des Gesangbuchs von 1881 enthielt 899 Lieder. Die endgültige Fassung von 1883 war auf 686 Lieder gekürzt worden.



Titelblatt von Rudolf Schäfer zum Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Landeskirche des Königreichs Sachsen, Leipzig und Dresden 1913

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.661.2

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 08-02.JPG


Lange Nutzungsdauer

Obwohl das Konsistorium die Einführung des Gesangbuchs den Gemeinden nur empfohlen hatte, wurde das neue Gesangbuch bereits 1886 bis auf sechs Gemeinden überall benutzt. Neue Tendenzen in der Erstellung eines Gesangbuchs waren berücksichtigt worden, so die Empfehlungen von 150 Kernliedern der Eisenacher Konferenz und das Gesangbuch für das Heer. Dies machte das Gesangbuch von 1883 zu einem soliden Buch. Aus ihm wurde bis zur Einführung des Evangelischen Kirchengesangbuchs von 1950 in den sächsischen Gottesdiensten gesungen.

Literaturhinweise

Dibelius, Franz, Zur Geschichte der lutherischen Gesangbücher Sachsens seit der Reformation, in: Beiträge zur Sächsischen Kirchengeschichte 1 (1882), 169-255.

Dietz, Philipp, Die Restauration des evangelischen Kirchenliedes. Eine Zusammenstellung der hauptsächlichsten literarischen Erscheinungen auf hymnologischem Gebiete, namentlich dem Gebiete der Gesangbuchslitteratur seit dem Wiedererwachen des evangelischen Glaubenslebens in Deutschland, Marburg 1903.

Drews, Paul, Das kirchliche Leben der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche des Königreichs Sachsen (Evangelische Kirchenkunde 1), Tübingen/ Leipzig 1902.



11

Singen mit Kindern – Die Dresdner Kinderharfe



Beginn der Geistlichen Volkslieder in der Dresdner Kinderharfe

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 269a

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Beispiel_Kinderharfe.jpg


Kindergottesdienst und Gesang

Zu den kirchlichen Reformen in Folge der Erweckungsbewegung gehörte in Sachsen das Aufkommen von Kindergottesdiensten. Diese waren freiwillig und wurden für Kinder angeboten, die dadurch vor allem katechetisches Wissen vermittelt bekamen. Ziel war es, in den immer größer werdenden städtischen Gemeinden eine Kontakt zu den jüngsten Gemeindegliedern aufzubauen. Freilich sahen Lehrer darin eine Konkurrenz zur Schule, wo Religionsunterricht angeboten wurde.

Bereits 1871 hatte Pfarrer Ernst Gottlob Lehmann (1835-1913) in Leipzig im Rahmen der Inneren Mission begonnen, Kindergottesdienste als „Sonntagsschule“ anzubieten. Als 1874 Franz Dibelius (1847-1924) nach Dresden berufen wurde, führte er dieses Angebot ebenfalls in der Annenkirche ein. Dibelius war ein begabter Prediger und Pädagoge, der 1884 zum Superintendent der Ephorie Dresden I und 1910 zum Oberhofprediger aufstieg. Er soll so gut gepredigt haben, dass bereits eine Stunde vor Beginn des Gottesdienstes kein Platz mehr in der Kirche zu bekommen war. Kindergottesdienste waren in Sachsen so erfolgreich, dass in der neuen sächsischen Agende von 1880 ein eigens Formular dafür Kindergottesdienste vorgeschlagen wurde. Nun brauchte man dafür aber auch ein Gesangbuch.

Zwar war 1880 in Leipzig ein „Kleines Gesangbuch für Kindergottesdienste der evangelisch-Lutherischen Kirche“ erschienen. Doch dieses genügte den Bedürfnissen von Dibelius nicht. Er wollte ein besseres Gesangbuch. Deshalb brachte er 1880 die „Dresdner Kinderharfe“ heraus. Sie war so erfolgreich, dass sie 1930 zum 92. Mal aufgelegt wurde. Er orientierte sich bei der Wahl seines Titels vielleicht an der „Berliner Kinderharfe, die erstmals 1866 erschienen war. Dibelius kannte dieses Kindergesangbuch aus seiner ersten Anstellung in Berlin, wo er auch Kindergottesdienste der Inneren Mission erlebt hatte.



Titelblatt der Dresdner Kinderharfe

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 269a

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

20240923_082938.jpg

David mit der Harfe

Dibelius erklärt den Titel des Buches im Vorwort der Kinderharfe so:

Gott grüße euch, ihr lieben Kinder, so oft ihr dies Büchlein zur Hand nehmt. Es heißt ‚Dresdner Kinderharfe‘, und was dieser Name bedeuten soll, das werdet ihr verstehen, wenn ihr das Bild vorn auf dem ersten Blatt anschaut. Da sitzt David, der Hirtenknabe, die Harfe in der Hand, spielt und singt seinem Gott zur Ehre: seht! der ist ‚ein Mann nach dem Herzen Gottes‘ geworden. So sollt auch ihr Christenkinder im Sachsenland mit Hilfe eurer Harfe eurem Gott gern dienen und ihm fröhlich eure Lieder singen im Kindergottesdienst und bei euch zu Hause, daß er euch segne und Leute aus euch mache, die ihm Wohlgefallen. Das walte Gott!





Weißt Du, wie viel Sternlein stehen

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn. 269a

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Zum Objekt >>

Weißt Du, wie viel Sternlein stehen.jpg


Prinzipien der Dresdner Kinderharfe

Die Dresdner Kinderharfe war nicht unumstritten. Dibelius hatte bei manchen Liedern Strophen weggelassen, die er für nicht kindgerecht hielt. Ausdrücklich wies er auch darauf hin, dass einige Lieder zu schwer waren, um sie mit Kindern zu singen. Sie waren nur deshalb in das Buch aufgenommen worden, damit sie im Helferkreis gesungen werden konnten. Vor allem „geistliche Volkslieder“ sollten die Kinder mit dem Christentum vertraut machen. Dazu zählte auch das Lied von Wilhelm Hey (1789-1854) „Weißt Du, wie viel Sternlein stehen“. Dibelius nahm damit also recht aktuelle Lieder auf, die zum Teil gezielt für Kinder gedichtet worden waren. Als 1883 das Gesangbuch für das Königreich Sachsen erschien, passte Dibelius die Fassungen der Lieder entsprechend an.

Literaturhinweise

Blankmeister, Franz, Franz Dibelius. Ein Leben im Dienste der Kirche, Dresden 1925, 77-85.

Drews, Paul, Das kirchliche Leben der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche des Königreichs Sachsen (Evangelische Kirchenkunde 1), Tübingen/ Leipzig 1902, 193-195.



12

Die Gesangbuchsammlung der Bibliothek der Ev.-Luth. Landeskirche Sachsens



Foto Landeskirchenamt Sachsen

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

LKA.JPG
Landeskirchenamt Sachsen


Entstehung der Bibliothek

Die Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens entstand im Jahr 1874 im damals neu gegründeten Ev.-Luth. Landeskonsistorium. Dabei wurden Buchbestände zusammengeführt, die zuvor getrennt voneinander an den mit der Kirchenleitung betrauten Landesdirektionen gebildet worden waren. Seit dieser Zeit befindet sich die Bibliothek im Gebäude des Landeskirchenamtes.



Foto Bibliothekskatalog

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB Katalog-01.JPG


Die Gesangbücher des Bestands

Der Gesangbuchsammlung galt von Anfang an ein besonderes Interesse. Ein Bandkatalog, der zwischen 1890 und 1931 geführt wurde, gibt Auskunft über die schon damals existierende große Zahl an verschiedenen deutsch- und fremdsprachigen Ausgaben. Den Bandkatalog ersetzte nach 1931 ein erster Zettelkatalog.



Foto Listen vorhandener Gesangbuchbestände

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

Listen.jpg
Listen „geretteter“ Bücher


Zerstörung im Zweiten Weltkrieg

Bei der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945 wurde auch das Gebäude des Landeskirchenamtes schwer getroffen und brannte aus. Ein Großteil des Bibliotheksbestandes sowie die Kataloge wurden vernichtet. Glücklicherweise waren aber einige Kisten mit den wertvollsten Bänden im Keller der benachbarten Lukaskirche untergebracht und sind deshalb erhalten geblieben. Die 2250 geretteten Bücher bildeten den Grundstock für den Neuaufbau der Bibliothek. Dazu gehörte auch die Gesangbuchsammlung.



Widmung in: Gesangbuch für die evangelisch-lutherische Landeskirche des
Königreichs Sachsen / Mit Buchschmuck von Rudolf Schäfer hrsg. vom evangelisch-lutherischen Landeskonsistorium im Jahre 1910

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 08-04.JPG
Konfirmations-Gesangbuch von 1913


Heutiger Bestand und Schwerpunkte der Gesangbuch- sammlung

Heute sind ca. 950 Gesangbücher im Bestand. Das älteste Gesangbuch ist ein Dresdner Gesangbuch von 1597. Den größten Teil der Sammlung aber bilden Gesangbücher aus dem 19. und 20. Jahrhundert.

Gesammelt werden insbesondere alle Ausgaben aus dem Gebiet der Sächsischen Landeskirche. Dazu gehören die regionalen Gesangbücher einzelner Städte, die bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts erschienen. Nicht nur große Städte wie Dresden oder Leipzig hatten ihr eigenes Gesangbuch, sondern auch kleinere Städte wie Annaberg, Löbau, Oelsnitz oder Rochlitz. Erst ab 1883 gab es ein einheitliches Landesgesangbuch für die evangelische Kirche in Sachsen. Außerdem gibt es im Bestand auch Gesangbücher für besondere Zielgruppen wie Soldaten oder Bergleute.

Ein weiterer Sammlungsgesichtspunkt sind besondere individuelle Einbände, zum Beispiel mit geprägten Besitzvermerken auf dem Einband. Aber auch Gesangbücher mit Widmungen und anderen handschriftliche Eintragungen, die Zeugnis vom Gebrauch ihrer Besitzer geben, werden aufbewahrt.



The Baptist Hymnal, Philadelphia 1883

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden, Hymn.208

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

GB 16-02.JPG


Gesangbücher aus anderen Landeskirchen und Sprachen

Über die sächsische Landeskirche hinaus besitzt die Bibliothek zahlreiche Gesangbücher anderer Landeskirchen sowie fremdsprachige Gesangbücher. Zusätzlich werden auch andere Liederbücher und Liedhefte aus dem kirchlichen Raum gesammelt.



Foto: neue Gesangbücher

Aus der Sammlung von

Bibliothek der EVLKS, Dresden

Wie darf ich das Objekt nutzen?

Quelle

Foto von Susanne Liedke, Bibliothek der EVLKS

Zum Objekt >>

Neue GB-02.JPG
Neue Gesangbücher


Erweiterung und Pflege des Bestandes

Der Bestand wird stetig ergänzt und erweitert. Neue Gesangbücher sind Belegexemplare oder werden gekauft. Ältere Exemplare hingegen kommen meist aus Nachlässen: So suchen beispielsweise Familienangehörige für die Gesangbücher ihrer Vorfahren einen Ort, an dem die Bücher gut untergebracht sind. Egal, ob sie selbst Kirchenmitglied sind oder nicht, möchten sie das Gesangbuch der Großmutter nicht leichtfertig entsorgen. Nicht alle kann die Bibliothek aufnehmen. Aber fehlende Ausgaben werden immer wieder gern ergänzt.

Eine virtuelle Ausstellung von

Die Austellung wurde zum 500. Jubiläum des evangelischen Gesangbuchs im Rahmen eines kirchenhistorischen Einführungsseminars beim Institut für Evangelische Theologie der Technischen Universität Dresden in Kooperation mit der Bibliothek der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Sachsen erstellt.

Team

Alice Bader (Text zu 9), Laura Borrmann (Text zu 3), Jamie Lee Romana Fuhrich (Text zu 5), Annabell Hellwig (Text zu 8, Gestaltung), Ekkehard Hübler (Vorsitzender des Kirchenchorwerkes der EVLKS), Vincent Hübler (Text zu 6), Susanne Liedke (Text zu 12, Bibliothek der EVLKS), PD Dr. Stefan Michel (Text zu 1, 2, 4, 10, 11, Seminarleitung) und Hannah-Margarete Schmuck (Text zu 7)

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 07.10.2024 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Singt dem Herrn ein altes Lied wird veröffentlicht von:

TU Dresden / Philosophische Fakultät / Institut für Evangelische Theologie / Kirchengeschichte


Technische Universität Dresden
Philosophische Fakultät
Institut für Evangelische Theologie
Kirchengeschichte
01062 Dresden

gesetzlich vertreten durch

PD Dr. Stefan Michel

Telefon:

+49 351 463-42317


Fax:

+49 451 463-37239


E-Mail:  

stefan.michel@tu-dresden.de

Inhaltlich verantwortlich:

PD Dr. Stefan Michel

Kurator*innen:

Annabell Hellwig, Susanne Liedke und PD Dr. Stefan Michel

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

DDBstudio wird angeboten von:  
Stiftung Preußischer Kulturbesitz, gesetzlich vertreten durch ihren Präsidenten,
handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin 

Telefon: +49 (0)30 266-41 1432, Fax: +49 (0) 30 266-31 1432,
E-Mail: geschaeftsstelle@deutsche-digitale-bibliothek.de

Umsatzsteueridentifikationsnummer: 
DE 13 66 30 206

Inhaltlich verantwortlich: 
Dr. Julia Spohr
Leiterin der Geschäftsstelle
Finanzen, Recht, Kommunikation, Marketing
Deutsche Digitale Bibliothek
c/o Stiftung Preußischer Kulturbesitz
Von-der-Heydt-Straße 16-18
10785 Berlin

Konzeption:
Nicole Lücking, Deutsche Digitale Bibliothek
Stephan Bartholmei, Deutsche Digitale Bibliothek
Dr. Michael Müller, Culture to Go GbR

Design: 
Andrea Mikuljan, FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH

Technische Umsetzung:
Culture to Go GbR mit Grandgeorg Websolutions

Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



Im Bild bewegen
linke Maustaste gedrückt halten und ziehen
Pfeiltasten benutzen
Finger gedrückt halten und ziehen
Ein- & Auszoomen
Mausrad bedienen
Plus- und Minuszeichen
Zwei Finger zusammenziehen oder spreizen
Bild schließen
Doppelklick
Escape-Taste
am Bildrand