Website-Kopfzeile

Gotzinger Trommel

Beschreibung

Die Trommel hat eine Zarge aus Holz, die mit Eisenbeschlägen stabilisiert ist. Jeweils oben und unten Felle. Rundum verlaufen senkrecht gespannte Stricke. Das Fell der Unterseite beschriftet: „Lieber bairisch sterb'n, Als wie kaiserlich verderb'n. Zur Erinnerung an die Christnacht im Jahre 1705, allwo diese Trommel zum Kampfe rief.“
Die Zarge ist rundum bemalt mit halben, stehenden blau-weißen Rauten. Auf der Schauseite ist das bayerische Wappen zusammen mit der Jahreszahl „1705“ aufgemalt. Das Wappen wird von zwei stehenden Löwen gehalten, vom Kurhut gekrönt und mit zwei Collanen geziert. Die innere scheint das Goldene Vlies zu sein. Die äußere Collane ist offenbar der Hausritterorden vom Hl. Georg. Beide Ordensdarstellungen weichen allerdings in Details von bekannten Vorbildern ab.
Rechts des Wappens erkennt man noch die ältere Beschriftung der Trommel, in schwarz und nun teilweise übermalt: „Zur Erinnerung und Gedächtniß der tapfern, treuen Oberländer, die in dem Gefecht bei München : Sendling für Gott, Churfürst und Vaterland fielen.“ Links oberhalb des Wappens aufgeklebt zwei Papierblättchen. Auf dem oberen ein Wappen, welches an dasjenige der Fürsten von Waldburg erinnert. Das untere Blättchen mit der Aufschrift: „Möget ih[r auch] ferner die Trommel wohl bewahr[en,] damit sie [stets die] Kind[er an die] bayeri[sche Treue] ihrer [Väter erinnere.]“. Der Text leider stark berieben und hier ergänzt nach der Überlieferung – den Ausspruch soll König Ludwig I. getan haben, als ihm die Trommel verwehrt wurde.

FRAGE NACH DER AUTHENZITÄT
Die Authenzität der Gotzinger Trommel ist nicht unumstritten. Da ihre Geschichte im 18. Jahrhundert nur durch mündliche Überlieferung gesichert ist, wurde von fachlicher Seite das Erscheinungsbild kritisch hinterfragt. Dabei fiel auf, dass das Wappen in dieser Form 1705 nicht existiert haben kann, denn der Hausritterorden vom Hl. Georg wurde erst 1729 wiederbegründet.
Allerdings bemerkt man deutliche Überarbeitungen, die sicher mehrfach notwendig waren, da die Trommel nachweislich noch bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bei Umzügen mitgeführt und benutzt wurde. Die jetzt sichtbare Malschicht ist also sicher nicht die originale Bemalung. Wenn die Trommel bei der Mordweihnacht 1705 mitgeführt worden ist, ist sie sicher auch nicht unbeschadet aus diesem Ereignis herausgetragen worden.
Grundsätzlich kann aber festgestellt werden, dass die Trommel dem um 1700 verwendeten Typus entspricht. Die Zargen wurden erst im späteren Verlauf des 18. Jahrhunderts aus Metall gefertigt. Letztlich könnte nur eine dendrochronologische Untersuchung das Alter klären.
Letztendlich hat die Gotzinger Trommel aber in jedem Fall einen wichtigen Stellenwert in der bayerischen Geschichte. Die Frage nach der Originalität spielt daher inzwischen eine untergeordnete Rolle. Die Trommel ist mit einiger Sicherheit in den entsprechenden Zeitraum zu datieren und aufgrund der recht lückenlosen Überlieferung als Original zu erklären.

Kurzbeschreibung

Das bekannteste Exponat des Heimatmuseums ist die Gotzinger Trommel. Sie gilt als eine Ikone der bayerischen Geschichte. Die Gotzinger Trommel soll der Überlieferung nach beim Bauernaufstand an Weihnachten 1705 von Teilnehmern aus Gotzing mitgeführt worden sein. Die sog. Sendlinger Mordweihnacht war Teil des Bayerischen Volksaufstands der Jahre 1705/06 im Oberland (Oberbayern) und Unterland (Niederbayern). Dieser richtete sich gegen die harte Besatzung Bayerns durch die Truppen des Kaisers aus dem Hause Habsburg im Laufe des Spanischen Erbfolgekriegs.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Landtrommel

Beteiligte Personen und Organisationen

Spätestens seit 1880 als Leihgabe der damaligen Gemeinde Gotzing (Rechtsnachfolger ist die Gemeinde Weyarn) in Miesbach verwahrt.

Zeit

Um 1700

Maße/Umfang

47,5 x 52 Ø cm

Material/Technik

Bemaltes Holz, Leder, Schnur, Papier und Eisen

Sprache

Deutsch

Identifikator

Inv.-Nr. 00166

Dateien

Gotzinger Trommel
Die Gotzinger Trommel wurde 2018 in einem Wettbewerb des bayerischen Finanz- und Heimatministeriums sowie des Wissenschafts- und Kunstministeriums, ausgelost unter den nichtstaatlichen Museen Bayerns, in die Reihe der 100 bedeutendsten Heimatschätze Bayerns aufgenommen.
00166 (14).JPG

Quellenangabe

„Gotzinger Trommel,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. September 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/1.