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Kult(ur)orte

Vergangenheit und Gegenwart der NS-Thingstätten

Historisches Seminar, Universität Heidelberg


Intro Ausstellung Thingstätten (Audio)

Tabea Wich, Audiodatei, 2024

Aus der Sammlung von

Tabea Wich

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Tabea Wich

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Intro zur Ausstellung


Prolog

Es gibt Orte, die sind sichtbar-unsichtbar. Zu diesen Orten gehören die von den Nationalsozialisten Mitte der 1930er Jahre erbauten und als ‚Thingstätten‘ bezeichneten Freilichtanlagen. Diese NS-Bauten, die architektonisch antiken Theatern gleichen, wurden zur Aufführung von chorischen Sprechspielen, sogenannten ‚Thingspielen‘, genutzt. Interessanterweise waren diese monumentalen Bauwerke bislang kaum Gegenstand erinnerungskultureller Debatten. Grund genug, die Stätten aus ihrem ‚Dornröschenschlaf‘ zu holen, sie einem größeren Kreis – zumindest digital – zugänglich zu machen und ihre Geschichte(n) zu erzählen.

In unserer Ausstellung erfahren Sie mehr über die historischen Hintergründe sowie den Umgang mit diesen eigenwilligen Theaterbauten nach dem Zweiten Weltkrieg. Hierfür wurden exemplarisch drei Anlagen ausgewählt: die Thingstätten in Bad Segeberg, Berlin und Heidelberg. Ihre ‚Biographien‘ seit 1945 sind mindestens genauso interessant wie ihre Anfänge in der NS-Zeit. Hören Sie und vor allem schauen Sie selbst!

01

Die Thingbewegung als kulturpolitisches Experiment: Kometenhafter Aufstieg und schnelles Verglühen

Vom Freilichttheater zur Thingbewegung

Die Wurzeln der sogenannten ‚Thingbewegung‘ reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück. Bereits seit den 1860er Jahren gab es eine Freilichttheaterbewegung, die ihre höchste Popularität zu Beginn des 20. Jahrhunderts hatte. Ihr Ziel war es, Theater als Massenveranstaltung zu denken, ohne strikte Trennung von Schauspielern und Zuschauern und im Sinne einer „Gemeinschaft des Erlebens“. Diese neue Theaterkultur mit ‚Volksfestspiel‘-Charakter war vor allem in den kirchlichen Jugendbewegungen und in konservativ-nationalen Kreisen beliebt, aber auch in der Arbeiterbewegung. Aus dieser Begeisterung rund um das Freilichttheater entstand zu Beginn der 1930er Jahre die Thingbewegung. Nach der Übernahme der Macht durch die NSDAP gerät die Bewegung zunehmend ins Blickfeld von NS-Akteuren, die sie fortan für ihre Zwecke nutzten.



Auf einer Bahnfahrt [...] kam mir für die auf einer Kölner Sitzung erörterten Pläne der Name ‚thing‘. Was ich mir dabei gedacht habe, sagt der alte Begriff der rechtlich-politischen Versammlung im Steinring.

Brief von Carl Niessen an Michael Dultz vom 28. April 1965, zitiert nach Henning Eichberg/Michael Dultz/Glen Gadberry/Günther Rühle, Massenspiele. NS-Thingspiel, Arbeiterweihespiel und olympisches Zeremoniell, Stuttgart 1977, 214.





Hakenkreuzbanner 28. Januar 1934, Thingstätten in Deutschland

Zeitungsartikel, 28. Januar 1934

Aus der Sammlung von

MARCHIVUM

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MARCHIVUM

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Hakenkreuzbanner vom 28. Januar 1934


Der ‚Thing‘-Begriff

Die althochdeutsche Bezeichnung thing wurde von Carl Niessen geprägt, einem zentralen Protagonisten der Thingbewegung. Er bezog sich mit dem Begriff ganz bewusst auf die Versammlungs- und Gerichtsstätten der Germanen.

Ab 1933 waren die Ziele klar formuliert: Die Thingbewegung sollte eine neue Form der Kultur schaffen, abgegrenzt von früheren Theaterformen. Der ‚Thing‘-Begriff diente dabei als völkischer Rückruf an die Germanen, um eine lang anhaltende Tradition zu suggerieren. An den Thingstätten selbst sollte wiederum die Festigung und Propagierung der ‚Volksgemeinschaft‘ – durch Massenspiele – vorangetrieben werden.

Vom Kammerspiel einer einseitigen, verspielten, pazifistischen Bühnenkunst zur riesenhaften Arena des gesamten Volkes! Mit übermenschlicher Anstrengung arbeitet die nationalsozialistische Bewegung daran, das alte Erbübel der Deutschen, die Zersplitterung in hundert kleinen Interessen auszumerzen und das gesamte Volk zusammenzuschmieden. Die Freilicht- und Volksschauspiele, die für das laufende Jahr geplant sind, werden allen deutschen Menschen wieder zum Bewußtsein bringen, daß sie durch eine Jahrhunderte alte schöpferische Kulturarbeit und Tradition miteinander verbunden sind.

Hakenkreuzbanner vom 28. Januar 1934





Carl Niessen (1890–1969)

Fotografie, Köln

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Pwmarx

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Carl Niessen (1890–1969)

Carl Niessen spielte eine bedeutende Rolle bei der Einführung und Prägung des Begriffs ‚Thing‘. Schon länger verfolgte er das Ziel, das Freilichttheater als ‚Volkstheater‘ wiederzubeleben.

Der am 7. Dezember 1890 in Köln geborene Niessen  entstammte einer wohlhabenden bürgerlichen Familie. Er studierte Kunst-, Kultur- und Literaturgeschichte an verschiedenen deutschen Universitäten und promovierte 1913 in Rostock. Ab 1919 lehrte er als erster Wissenschaftler im deutschsprachigen Raum Theaterwissenschaft, gründete 1920 die Theaterwissenschaftliche Abteilung am Deutschen Seminar an der Universität Köln und begann, eine bedeutende Sammlung von Theatermaterialien anzulegen.



Entnazifizierungsakte Carl Niessen

Justizministerium

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Landesarchiv Nordrhein Westfalen

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Landesarchiv Nordrhein-Westfalen

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Auszug aus der Entnazifizierungsakte von Carl Niessen

Niessen arbeite im kurzen Verlauf der Thingbewegung vor allem an ihren theoretischen Grundlagen. Als er 1933 den Begriff ‚Thing‘ einführte, hoffte er auf die Förderung des Theaters durch die NS-Kulturpolitik. Obwohl er Katholik war und kein Mitglied der NSDAP, was ihn als politisch unzuverlässig erscheinen ließ, wurde er dennoch 1938 zum außerordentlichen Professor ernannt.

Sein Verhalten während der NS-Zeit ist als widersprüchlich zu bezeichnen: Einerseits unterstützte er völkische Ideen und äußerte sich öffentlich antisemitisch, andererseits versuchte er, eine umfassende und praxisorientierte Theaterforschung zu etablieren, die auf einen kulturvergleichenden Ansatz zielte. Hierzu baute Niessen eine umfangreiche ethnologisch geprägte theaterwissenschaftliche Sammlung auf.  

Nach dem Zweiten Weltkrieg durchlief Niessen ein Entnazifizierungsverfahren, das ihn als „minderbelastet“ einstufte. Nachdem er mehrmals in Berufung ging, wurde er schließlich als „entlastet“ eingestuft. 1949 kehrte er an die Universität Köln zurück. Carl Niessen starb am 6. März 1969.





Ausschnitt Schreiben von Otto Laubinger an die deutschen Gemeinden (Ausschnitt)

Otto Laubinger
Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V., Brief , April 1934, Berlin

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Bad Segeberg Abt. 8 Nr. 397

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Stadtarchiv Bad Segeberg

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Der Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V.

Zu Beginn der 1930er Jahre entwickelte sich eine Freilufttheaterbewegung, die sich zum Höhepunkt der Krise des deutschen Theaters zum Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V. entfaltete. Zu den zentralen Protagonisten des Vereins, der von Carl Niessen unterstützt wurde, gehörte auch Wilhelm Karl Gerst (1887–1968), der von seiner Wohnung in Berlin aus die Idee der Thingbewegung virtuos mitgestaltete. Hilfreich war dabei sein großes Netzwerk: Er unterhielt zahlreiche Kontakte in die Architekten- und Theaterszene.



Wilhelm Carl Gerst (1887–1968)

Lothar Gielow
Pater Lempart, 16. Oktober 1952, Berlin

Aus der Sammlung von

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Bundesarchiv, Bild 183-16834-0003 / Gielow / CC-BY-SA 3.0

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Wilhelm Karl Gerst (1887–1968)

Der in Frankfurt geborene Wilhelm Karl Gerst war ein umtriebiger Zeitgenosse. Er hatte Architektur studiert, wechselte noch vor dem Ersten Weltkrieg zum Journalismus und engagierte sich seitdem in der Theaterszene. Bereits 1931 gründete er mit dem Reichsausschuß für deutsche Volksschauspiele den Vorläufer des Reichsbundes der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V. Zusammen mit Otto Laubinger (1892–1935), dem Präsidenten der Reichstheaterkammer, bildete er seit 1933 den Vorstand des Reichsbundes. Gerst sah im neuen Regime eine Möglichkeit, seine Ideen eines Laientheaters unter freiem Himmel mit durchaus christlich-liturgischen Zügen zu verwirklichen.

Im Februar 1935 wurde Gerst als Geschäftsführer des Reichsbundes entlassen; die Gründe sind bis heute nicht umfassend geklärt.

Der Reichsbund der Deutschen Freilicht- und Volksschauspiele […] soll der Träger der neuen Theaterform und -arbeit sein, die wir künftig […] auf den offenen Thingplätzen sich werden entfalten sehen […] Das neue Theater chorisch-kultischen Stils hat mit dem, wie es bisher bei uns gepflegt wurde, nichts mehr zu tun. Am ehesten ließe es sich noch mit den Mysterienspielen des Mittelalters vergleichen, die auch von einer Gemeinschaft von Volk und Darstellenden getragen waren.

Wilhelm Karl Gerst, in: Hallische Nachrichten vom 20. Februar 1934





Schreiben von Otto Laubinger an die deutschen Gemeinden

Otto Laubinger
Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V., Brief , April 1934, Berlin

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Bad Segeberg Abt. 8 Nr. 397

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Stadtarchiv Bad Segeberg

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Otto Laubinger bittet um den Beitritt der Gemeinden in den Reichsbund und hebt die Bedeutung von dessen Arbeit hervor


Das Ziel des von Laubinger und Gerst geführten Reichsbundes war es, das Theater auch Menschen aus bildungsfernen Bevölkerungskreisen nahezubringen. Das Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda nutzte den Verein unter anderem als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Berufsschauspieler. Der dem Reichsbund zugehörige Dichterkreis, zu dem auch Kurt Heynicke (1891–1985) und Eberhard Wolfgang Möller (1906–1972) gehörten, schrieb speziell für Freilichtbühnen konzipierte Theaterstücke. Als Wappentier diente dem Reichsbund der aus der Asche steigende Phoenix.

Weitere Protagonisten der Thingbewegung

An der Thingbewegung waren zahlreiche Personen beteiligt. Neben Akteuren aus der Theaterwelt mischten mit der Machtübernahme 1933 auch viele Nationalsozialisten in der noch jungen Bewegung mit. Neben den bereits vorgestellten Wilhelm Karl Gerst und Carl Niessen sind weitere mit dem Theater verbundene Akteure hervorzuheben sowie ein Trio aus NS-Protagonisten – sie alle haben die Thingbewegung maßgeblich beeinflusst.





Hanns Niedecken-Gebhard (1889–1954)

Aus der Sammlung von

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Nini Hess, Carry Hess

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Hanns Niedecken-Gebhard (1889–1954)

Carl Niessen hatte im Sommer 1933 Hanns Niedecken-Gebhard kennengelernt, einen damals bereits namhaften Regisseur für Massenszenen, der auch schon in den USA gearbeitet hatte. Niedecken-Gebhard veranstaltete die erste Musteraufführung eines Thingspiels im November 1933 in Köln. Darüber hinaus führte er 1934 während der Reichsfestspiele in Heidelberg die Regie in Kurt Euringers Thingspiel „Deutsche Passion 1933“.



Hans Brandenburg (1885–1968)

1928

Aus der Sammlung von

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Autor/-in unbekannt, Unknown author

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Hans Brandenburg (1885–1968)

Zur Gruppe der Thingbewegung, die das Theater weiterentwickeln wollte, stößt noch ein weiterer wichtiger Akteur: der im Rheinland geborene Schriftsteller Hans Brandenburg, der durch sein Interesse an Bewegungschören mit Niedecken-Gebhardt in Kontakt kam. Er war Mitglied im Dichterkreis des Reichsbundes der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V. und zählte aufgrund seines Ansehens in der Theaterszene vor allem in der Anfangszeit der Thingbewegung als wichtige Stütze.

Ich betrachte es als glückhaftes Zusammentreffen, daß der Zeitpunkt dieser Ausstellung über das Freilicht-Theaterwesen zusammenfällt mit dem Entschluß des Herrn Reichsministers für Volksaufklärung und Propaganda, sich die Förderung dieses bedeutsamen und […] zukunftsreichen Zweiges des deutschen Theaters in nachdrücklicher Weise angelegen sein zu lassen und das Protektorat über die Organisation der Freilichtbühnen zu übernehmen.

Otto Laubinger (NSDAP Mitglied, Leiter der Abteilung Theater im Reichspropagandaministerium), in: Der Neue Weg: Halbmonatsschrift für das deutsche Theater 62, H. 7, 1933, 140



Die Verbindung zwischen der Thingbewegung und den Nationalsozialisten

Mit diesen Worten kündigte Otto Laubinger im April 1933 die offizielle Unterstützung der Nationalsozialisten für die deutschen Freilichttheater an. Laut Reichspropagandaminister Joseph Goebbels wollten die Nationalsozialisten ‚Volk und Bühne‘ wieder vereinen. Dabei ging es ihnen in erster Linie darum, das Freilichttheater als zentrales Element für die Propaganda zu verwenden. Auch die Begründer der Thingbewegung waren daran interessiert, das Freilichttheater zu fördern und ein neues ‚Volksschauspiel‘ zu schaffen. Die Zusammenarbeit mit den neuen Machthabern war für sie daher naheliegend. Durch die Unterstützung der Nationalsozialisten gewann die Thingbewegung schnell an Bedeutung.





Otto Laubinger (1892–1935)

Heinrich Hoffmann , Fotografie, 1933

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatbibliothek

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Bayerische Staatsbibliothek/4 38.611-2

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Otto Laubinger (1892–1935)

Otto Laubinger war als Schauspieler und Präsident der Reichstheaterkammer (seit 1933) die Brücke zwischen den anfangs eher ungleichen Lagern von Theater und NS-Akteuren. Obwohl Laubinger starker Verfechter und fast wichtigster Unterstützer der Thingbewegung war (wie sich auch an ihrem schnellen Ende nach seinem Tod 1935 zeigt), bildete sie für ihn auch ein bedeutendes politisches Werkzeug. Er wollte damit seinen Kontrollbereich sowohl geografisch (über die im Deutschen Reich verteilten Thingstätten) als auch kulturell (durch politische Kontrolle des Laientheaters) ausweiten.

Laubingers Engagement als führender Akteur der Thingbewegung endete mit seinen Tod im Oktober 1935.

 



Robert Ley (1890–1945)

1933

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Bundesarchiv, Bild 183-2008-0922-501 / CC-BY-SA 3.0

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Robert Ley (1890–1945)

Robert Ley war Leiter der Deutschen Arbeitsfront (DAF), der grö­ß­ten deutschen Mas­sen­or­ga­ni­sa­ti­on im ‚Dritten Reich‘. Er war damit einer der führenden Vertreter des NS-Regimes. Im Kontext der Thingbewegung agierte er mehr als finanzielle Kraft im Hintergrund, verfügte er doch durch das konfiszierte Vermögen der Gewerkschaften über erhebliche Mittel. Darüber hinaus hatte sein Engagement in Sachen Thingstätten auch innerparteiliche Motive. Eine Zusammenarbeit im Rahmen der Thingbewegung mit dem Reichspropagandaminister Jospeh Goebbels, der ebenfalls zum eher linken Flügel der NSDAP gehörte, schien ihm vielversprechend.



Joseph Goebbels (1897–1945)

Heinrich Hoffmann, 1933

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Bundesarchiv, Bild 146-1968-101-20A / Heinrich Hoffmann / CC-BY-SA 3.0

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Joseph Goebbels (1897–1945)

Als wichtigster und ranghöchster Unterstützer ist Joseph Goebbels zu nennen. Als Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda war die Thingbewegung für ihn vor allem eine Waffe gegen Alfred Rosenberg (1892–1946), den Chefideologen der NSDAP. Denn Rosenberg versuchte seinerseits durch den ihm unterstellten Kampfbund für deutsche Kultur (KfdK) seine Kontrolle über die Theaterszene auszuweiten. Goebbels’ anfängliche euphorische Unterstützung für die Thingbewegung – er hatte persönlich an verschiedenen Einweihungsfeiern von Thingstätten teilgenommen – findet aber ein jähes Ende: Ab 1935 entzieht er der Thingbewegung seine Unterstützung und forciert damit ihr Ende.



Zeitstrahl Thingbewegung (rot)

Grafik

Aus der Sammlung von

Jannik Thomas Nesselhauf

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Jannik Thomas Nesselhauf

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Die Thingbewegung im Überblick


Baubeginn an Deutschlands erster Thingstätte

Zeitungsartikel, 20. Februar 1934

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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

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Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

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Hallische Nachrichten, 20. Februar 1934


Erste Spatenstiche

Der Artikel „Baubeginn an Deutschlands erster Thingstätte: Der erste Spatenstich auf den Brandbergen“ aus dem Jahr 1934 stellt die enorme Größe und Bedeutung dar, die die Thingbewegung durch die offizielle Unterstützung seitens der Nationalsozialisten erreicht hatte. In dem Beitrag zum ersten Spatenstich der Thingstätte in Halle (Saale) – einem „Kulturwerk von ganz ungewöhnlichen Ausmaßen“ – wird von mehreren hundert geplanten Thingplätzen berichtet, in denen das neue ‚Volkstheater‘ in die Tat umgesetzt werden sollte.



Karte mit den Standorten der ersten 66 geplanten Thingstätten

Gestaltung: Stefan Schnupp. (Informationen nach Stommer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, 1985, 58), Karte

Aus der Sammlung von

Historisches Lexikons Bayerns

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Stefan Schnupp

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Karte mit den Standorten der ersten 66 geplanten Thingstätten


Tatsächlich war das Interesse der Kommunen an den Thingstätten anfangs groß: Bis Januar 1934 sollen 500 Anträge beim Reichsbund eingegangen sein; bewilligt und damit in das erste Bauprogramm aufgenommen wurden allerdings nur 66 Thingplätze, von denen keineswegs alle realisiert wurden.

Veränderte Bedingungen und Neuordnung

Im Sommer 1934 war die Thingbewegung faktisch zur alleinigen Sache des Propagandaministeriums geworden. Kurz darauf verkündet Joseph Goebbels, dass die bisher erzielten Ergebnisse schlechter seien als gedacht – so fehle es ihm beispielsweise an Bühnendichte. Binnen kürzester Zeit folgt eine Neuordnung, mit der radikale Kürzungen einhergehen, die fortan jeglichen Spiel- und Freiraum innerhalb der Thingbewegung unterbinden.

Der Tod Otto Laubingers als Hauptverteidiger des Thingspiels im Oktober 1935 kann als entscheidendes veränderndes Momentum angesehen werden. Mit Franz Moraller für Laubinger und Franz Goebels als neuer Reichsbund-Geschäftsführer für Gerst kamen nun Führungspersönlichkeiten in Verantwortung, die der Thingbewegung äußerst kritisch gegenüberstanden und ihr den Boden entziehen wollten. Die ab 1935 rückläufige Zuschauerresonanz diente ihnen als Begründung dafür, dass der organisatorische Aufwand und die propagandistischen Absichten nicht mehr im Verhältnis zueinander stünden.



W i c h t i g. Vom Reichspropagandaministerium wird, offenbar auf Anweisung höchster Stelle, angeordnet, dass mit dem heutigen Tage keinerlei Begriffe wie Thing oder Thingstätte in Verbindung mit Partei, parteipolitischen Veranstaltungen oder staatlichen Unter- nehmungen verwandt werden dürfen. […] Die bekannten Thingstätten wie Heidelberg, Stedingsehre usw., bis eine andere Sprachgebung erfolgt, sind als Freilichtbühnen zu bezeichnen. Wir empfehlen mit Rücksicht darauf, dass die Anweisung offenbar von höchster Stelle ausgeht, aufs peinlichste diese Anweisung zu beachten […].

Ausschnitt aus der NS-Presseanweisung vom 23. Oktober 1935; zitiert nach Gabriele Toepser-Siegert, NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation, München u.a. 1987, 694 f.



Abrücken vom Experiment ‚Theater und Propaganda‘

Die Pressemitteilung vom 23. Oktober 1935 markiert das Ende der Etappe beziehungsweise des Experiments, Propaganda und Theater zu verbinden. Das Propagandaministerium sorgte in den Folgemonaten für eine stille Abwicklung aller regionalen Spielgemeinschaften. Es gab keine öffentliche Kommunikation von Seiten der NSDAP über diese radikale Kehrtwende in der Kulturpolitik.



Es wird an das Verbot erinnert, nicht mehr von Thingplätzen usw. zu sprechen. Solche Bemerkungen sollen auch aus Reden verschwinden. Selbst Ausführungen hochgestellter Personen müssen gegebenenfalls bei der Pressewiedergabe entsprechend berichtigt werden.

Ausschnitt aus der NS-Presseanweisung vom 22. November 1935; zitiert nach Gabriele Toepser-Siegert, NS-Presseanweisungen der Vorkriegszeit. Edition und Dokumentation, München u.a. 1987, 784.





Graphik der Heidelberger Thingstätte

Hakenkreuzbanner, Zeitungsartikel, 19. April 1936

Aus der Sammlung von

MARCHIVUM

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MARCHIVUM

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Ausschnitt aus dem Hakenkreuzbanner vom 19. April 1936


Lückenhafte Umsetzung und groteske Inkonsequenz

Der Anweisung, den Begriff ‚Thing‘ mit einem Tabu zu belegen, wurde aber nur bedingt Folge geleistet. So beispielsweise im Artikel „Neues Bauen in Baden“ im Hakenkreuzbanner vom 19. April 1936: Darin liegt zwar der Fokus auf dem Begriff ‚Feierstätte‘, allerdings wird die Freilichtbühne in der Bildunterschrift weiterhin als Thingstätte bezeichnet.

Diese groteske Inkonsequenz der Nationalsozialisten mit Blick auf die Thingbewegung zeigt sich auch darin, dass Joseph Goebbels als reichweitenstarker Propagandaminister noch im Oktober 1937 zur Eröffnung der Stätte in Bad Segeberg kam – lange nach dem kulturpolitischen Bruch mit der ideellen Aufladung des Freilichtspiels und dem damit verbundenen Bann des Wortes ‚Thing‘.

02

Vom Plan zur fertigen Thingstätte: Die architektonische Gestaltung der Thingstätten



Karte mit den Standorten der ersten 66 geplanten Thingstätten

Gestaltung: Stefan Schnupp. (Informationen nach Stommer, Die inszenierte Volksgemeinschaft, 1985, 58), Karte

Aus der Sammlung von

Historisches Lexikons Bayerns

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Stefan Schnupp

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Die Errichtung von Thingstätten: Wunsch und Wirklichkeit

Das NS-Regime plante die Errichtung von insgesamt 400 Thingstätten im gesamten Reichsgebiet. Dieses sehr engagierte Ziel hatte zur Folge, dass es zwar zu vielen Grundsteinlegungen kam, dass aber danach oftmals aufgrund finanzieller, organisatorischer und technischer Schwierigkeiten die Arbeiten wieder eingestellt werden mussten. Fertiggestellt wurde von den geplanten 400 Thingstätten daher nur ein Bruchteil, nämlich ca. 60 bis 70 Anlagen.

Die Architekten

Im August 1933 trafen sich auf der Versammlung der „Akademischen Arbeitsgemeinschaft der Architekten“ in Köln rund 80 Architekten, Musiker und Theaterfachleute. Ziel dieser vom Reichsbund einberufenen Tagung war es, sowohl Lösungsansätze für dramaturgische Probleme eines Massen- und Freilichttheaters zu finden als auch Architekten für die Idee und die Schaffung der neuen Theater zu gewinnen.

Ende des Jahres wurde dann die Bauberatungsstelle des Reichsbundes der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V. eingerichtet. Sie stellte die faktisch einzige rechtlich zugelassene Genehmigungsbehörde für Thingstätten dar und bestand aus neun Architekten, die größtenteils für alle Planungen zuständig waren. Mitglieder des Bauberatungsbüros waren neben Ludwig Moshamer, einem der zentralen Thingstätten-Architekten, auch Hermann Alker, Franz Böhmer, Harry Maasz, Georg Petrich, Fritz Schaller, Hermann Senf, Josef Wentzler und Ernst Zinsser.

Im Folgenden sollen drei Mitglieder des Beratungsbüros eingehender vorgestellt werden.





Japanische Botschaft in Berlin (ca. 1938)

1940

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Bundesarchiv, Bild 183-L09218 / CC-BY-SA 3.0

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Japanische Botschaft in Berlin (ca. 1938)


Ludwig Moshamer (1885–1946)

Ludwig Moshamer wurde 1885 in Passau geboren und war nach seinem Studium der Architektur zunächst in Passau und München tätig. Von 1908 bis 1911 arbeitete er als Stadtarchitekt in Koblenz. Danach folgte eine Anstellung bei dem erfolgreichen Architekten Max Berg in Breslau. Moshamer hatte sich vor allem durch seine Entwürfe der Westfalenhalle Dortmund und der Japanischen Botschaft in Berlin einen Namen gemacht. Ab 1924 war er dann als freier Architekt in Breslau tätig. Aufgrund seiner Mitgliedschaft in der SPD und der Liga für Menschenrechte geriet er nach der NS-Machtergreifung trotz seines guten Rufes in existentielle Bedrängnis. Er musste Breslau verlassen und fand mit Hilfe des Passauer Bürgermeisters und NSDAP-Kreisleiters Max Moosbauer einen Weg, sich mit dem politischen Anpassungsdruck des NS-Regimes zu arrangieren.

Ab 1933 lebte er in Berlin und erarbeitete hier zahlreiche Thingstätten-Entwürfe. 1943 übernahm Moshamer die Aufgabe des Bauleiters bei der Organisation Todt in Düsseldorf, eine Art paramilitärische Baueinheit im NS-Staat. Bereits ein Jahr später ließ er sich in Passau nieder, wo er bis zu seinem Tod im Jahr 1946 als freier Architekt tätig war.



Thingstätte Kamenz. Blick auf die Zuschauerränge

Walter Möbius

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek

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Deutsche Fotothek

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Thingstätte Kamenz, Blick auf die Zuschauerränge

Moshamer, der Spitzenreiter

Ludwig Moshamer hatte eine wichtige Rolle bei der architektonischen Realisierung der Thingbewegung im ‚Dritten Reich‘ inne. Er engagierte sich frühzeitig im Reichsbund der deutschen Freilicht- und Volksschauspiele e.V. für die bauliche Gestaltung dieses neuen Typs des Freilichttheaters. Moshamer legte im Rahmen des offiziellen Bauprogramms 1934 für 13 Standorte konkrete Baupläne vor. Unter den 193 Architekten bekleidete er mit insgesamt 23 Entwürfen die Spitzenposition hinsichtlich der Planung und des Baus der Thingstätten. Seine Entwürfe der Jahre 1934/35 zeigen außerdem, dass er an einer Weiterentwicklung der Thingplatzkonzeption interessiert war. Er plante offenbar großdimensionierte Hallenbauten speziell für Thingspiele im Winter oder bei schlechter Witterung.





Herman Alker auf der Heidelberger Thingstätte 1935

Hermann Alker, Architekt Milch, Oberfeldmeister Bäuerle, Ohms, Zeitung, 22. Juni 1935

Aus der Sammlung von

MARCHIVUM

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MARCHIVUM

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Hermann Alker (Mitte) auf der Heidelberger Thingstätte im Jahr 1935


Hermann Reinhard Alker (1885–1967)

Hermann Reinhard Alker wurde 1885 in Lamprecht (Pfalz) geboren. Nach seinem Studium der Architektur und seiner Promotion 1921 wurde Alker zum außerordentlichen Professor in Karlsruhe ernannt, erhielt jedoch keine etatmäßige Stelle und war auf die Einnahmen als Privatarchitekt angewiesen. 1933 wurde er Mitglied der SS und der NSDAP, um Fördermittel zu erhalten. Seine diversen NS-Mitgliedschaften bzw. der Entzug der Lehraufträge für Architekten jüdischer Abstammung beförderten seine Karriere an der Hochschule. Alker erhielt Bauaufträge wie die Planung einer SS-Kaserne in Radolfzell sowie für die Thingstätten in Heidelberg und Karlsruhe; letztere wurde allerdings nie umgesetzt.



Luftbild der Thingstätte Heidelberg (2022)

Digitale Fotografie, November 2022

Aus der Sammlung von

Tobias Schreiner

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Tobias Schreiner, https://www.tobias-schreiner.com/

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Luftbild der Heidelberger Thingstätte aus dem Jahr 2022

Erste und einzige Thingstätte in Baden

Zwar plante seinerzeit auch die Stadt Karlsruhe  den Bau einer Thingstätte – Alker hatte auch hierfür bereits Entwürfe für eine Stätte mit 10.000 Sitzplätzen ausgearbeitet –, umgesetzt wurde diese aber aus Kostengründen nie. Damit blieb die von Alker konzipierte Heidelberger Anlage die erste – und letztlich einzige – in Baden umgesetzte Stätte. Eine Besonderheit der Heidelberger Thingstätte ist ihre architektonische Gesamtkonzeption: Sie ist eingebettet in eine Hangmulde und besitzt eine muschelartige Form.

Nach dem Ende der Thingbewegung wuchs Alkers Interesse an traditionellen geschlossenen Theaterräumen und deren darstellerischen und inszenatorischen Möglichkeiten. Von 1937 an fungierte er als Stadtbaurat in München, wurde aber ein Jahr später wegen einer Meinungsverschiedenheit mit Hitler aus dem Dienst entlassen sowie aus der Partei und der SS ausgeschlossen.





Kölner Dom (Westseite): Domplatte

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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© Raimond Spekking / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons)

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Domplatte des Kölner Doms - entworfen von Fritz Schaller


Fritz Schaller (1904–2002)

Fritz Schaller wurde 1904 in Berlin geboren. Er studierte an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Architektur, wo er unter anderem von Hermann Alker unterrichtet wurde. Schallers erste Projekte waren Festplätze, freiräumliche Anlagen in städtischer oder naturlandschaftlicher Einbindung. Während seines Studiums lernte er Ernst Zinsser kennen, mit dem er für einige Zeit ein gemeinsames Büro in Berlin führte und der sich später ebenfalls in der Thingbewegung betätigte. Schaller entwarf mehrere Thingstätten, z. B. diejenigen in Bad Segeberg, Borna und Northeim.

Da Schaller in seinem Büro auch ‚nichtarische‘ Angestellte beschäftigte, wurde er nach 1945 als „völlig entlastet“ entnazifiziert. Nach dem Zweiten Weltkrieg schenkte er den Kirchenbauten seine Aufmerksamkeit und wurde ein wesentlicher Vertreter der Sakralarchitektur. Zu seinen bekanntesten Bauten zählt etwa die Kölner Domplatte.

Wir wollten aus der Welt unserer politischen Vorstellungen heraus eine Feierstätte der Gemeinschaft bauen, die von der Auffassung des Aufmarschplatzes ebenso weit entfernt ist wie von dem bürgerlichen Idyll des romantischen Sommertheaters.

Fritz Schaller, Noch einmal das Freilicht-Theater Bad Segeberg, in: Baumeister 45, H. 2/3, 1948, 117.



Der beste Standort für eine Thingstätte

Der Architekt Ludwig Moshamer entwarf ein Konzept zum Bau der Thingstätten, an dem sich andere Architekten in der Thingbewegung orientieren sollten. Dieses hat er unter anderem in seinem Beitrag „Die Thingstätte und ihre Bedeutung für das kommende deutsche Theater“ vorgestellt. Bei der Suche nach einem geeigneten Standort zukünftiger Thingstätten seien verschiedenen Aspekte zu beachten. Für die Wahl des Standortes formulierte er sechs Punkte.



  1. Beste Eingliederung in die gegebenen natürlichen Verhältnisse.
  2. Innige, überfließende Verbindungen zwischen Zuschauerraum und Flächen der Spielfelder.
  3. Erfüllung der Erfordernisse neuzeitlicher Regie für Einsetzen von Einzeldarstellern und Massenchören.
  4. Lösung der Verkehrsfragen zur Bewältigung der Massenzu- und wegführung.
  5. Die Wahl der richtigen Himmelslage für die Achse der Anlage.
  6. Genügender Abstand vom Lärm durchgehender Verkehrsstraßen und Eisenbahnen.

Ludwig Moshamer: Die Thingstätte und ihre Bedeutung für das kommende Deutsche Theater, in: Monatshefte für Baukunst und Städtebau, H. 19, 1932, 426.





Thingstätte Kamenz mit Ehrenmal (Postkarte)

Landesdigitalisierungsprogramm Sachsen: Postkartenverlag Brück und Sohn, 1935

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Deutsche Fotothek

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Thingstätte Kamenz mit Ehrenmal


Beispiel: Thingstätte Kamenz

Für den Bau von Thingstätten wurden meist landschaftlich spektakuläre Orte gewählt, um das Gesamterlebnis der Thingspiele abzurunden. Die nationale Bedeutung und Geschichtsträchtigkeit des Ortes spielten ebenso eine Rolle bei der Auswahl der Standorte. Die gewählten Standorte sollten beispielsweise mit Legenden, nationalen Mythen oder anderen Vorstellungen von ‚Deutschsein‘ und ‚Heimat‘ verbunden sein.

Beim Thingplatz im sächsischen Kamenz wurde eine Verbindung mit einem Ehrenmal zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs hergestellt. Die Gedenkplatte befindet sich zu den Füßen der Säulen des Thingplatzes.



Grundrissplan – Thingplatz (Halle/Saale)

Ludwig Moshamer, 1934

Aus der Sammlung von

Architekturmuseum der TU Berlin

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Grundrissplan des Thingplatzes in Halle (Saale), entworfen von Ludwig Moshamer


Architektonische Gestaltung in der Theorie

Als Vorlage für die Architektur der Thingstätten dienten antike Amphitheater, bei denen Zuschauerbereich und Bühne ineinanderflossen. Die kreisförmige Gestaltung sollte Verbundenheit schaffen.

Für die Thingstätten war eine dreiteilige Gliederung der Bühne mit einem gerundeten Zuschauerbereich vorgesehen. Der Zuschauerraum sollte von breiten Treppen durchzogen sein. Dieser Aufbau machte zum einen den Einsatz von großen Chören möglich und bot den Darstellern zum anderen die Gelgenheit, sich durch das Publikum bewegen zu können.



Thingstätte Kamenz. Blick von den Zuschauerrängen auf die Bühne

Hans Wunderlich

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek

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Thingstätte Kamenz (Architekt: Ludwig Moshamer), Blick von den Zuschauerrängen auf die Bühne


Architektonische Gestaltung in der Praxis I

Das Beispiel der Thingstätte in Kamenz verdeutlicht, dass die von Ludwig Moshamer formulierten Kriterien nicht immer vollständig erfüllt werden konnten oder wurden. So verfügte das Gelände der Kamenzer Anlage über keinen Gegenhang, auf dem die Bühne platziert wurde, wie es Moshamer eigentlich vorgesehen hatte.



Thingstätte Schwarzenberg

Siegfried Bregulla

Aus der Sammlung von

Deutsche Fotothek

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Thingstätte Schwarzenberg (Architekt: Ludwig Moshamer), Blick von den Zuschauerrängen auf die Bühne


Architektonische Gestaltung in der Praxis II

Auch bei der Thingstätte Schwarzenberg ist die dreiteilige Gliederung der Bühne mit einem gerundeten Zuschauerbereich klar erkennbar. Er wird von breiten Treppen durchzogen, so dass sich die Darsteller problemlos durch das Publikum bewegen konnten.

Die Anlage war außerdem in einen ehemaligen Granitsteinbruch gebaut worden, weshalb sie sich in Hanglage befand; doch anders als es Moshamers Entwürfe charakteristisch vorsahen, fehlt auch hier der Gegenhang.

03

Zwischen Propaganda und Führerkult: Das Thingspiel im Nationalsozialismus

Zur Stärkung der ‚Volksgemeinschaft‘: Das Thingspiel

Auf den nationalsozialistischen Thingstätten wurden sogenannte ‚Thingspiele‘ aufgeführt, um politische Ideen der nationalen und völkischen Identität zu verbreiten. Ziel war es, die ‚Volksgemeinschaft‘ zu stärken und eine Gesellschaft ohne Klassengegensätze zu schaffen – im Vordergrund stand die nationale, völkische und rassische Einheit. Damit setzte das NS-Regime die ‚Rassengemeinschaft‘ über die der sozialen Klassen.



Thingspiel ist Gottesdienst! Mit Weinen und Lachen!

Hakenkreuzbanner vom 22. Juli 1935



Was macht das Thingspiel einzigartig?

Große Menschengruppen, wie Sprech- und Bewegungschöre, bildeten einen zentralen Bestandteil des Thingspiels. Weitere wichtige Komponenten waren gestalterische Elemente wie Tanz, Licht, Feuer und die Dämmerung. Sie sollten, zusammen mit dem Inhalt der Thingspiele, eine Atmosphäre schaffen, die das Publikum emotional berührt. Ins Zentrum der Thingspiele rückte vor allem das Schicksal der Deutschen im Ersten Weltkrieg und die vermeintliche Verbesserung ihres Schicksals nach Hitlers Machtergreifung.

Mit den Thingspielen war das Ziel verbunden, einen Gegensatz zu den meisten ‚klassischen‘ Theatern zu schaffen, bei denen Bühne und Zuschauerraum räumlich klar getrennt waren. Auf den Thingstätten und im Thingspiel sollte diese Schwelle zwischen Publikum und Schauspielern überbrückt werden. Durch Quergänge im Zuschauerraum bewegten sich die Darsteller durch die Zuschauerränge und bewirkten so eine Verbundenheit mit dem Spiel. Die Grenze zwischen Zuschauern und Darstellern löste sich auf oder anders gesagt: Das Publikum wurde Teil des Spiels, mit dem Ziel der Teilhabe und ‚Volkwerdung‘.





Lautsprecher am Heiligen Berg

Westfälische Zeitung, Graphik, 31.07.1935 , Bielefeld

Aus der Sammlung von

Zeitungsportal NRW

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Zeitungsportal NRW

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Lautsprecher-und Mikrofonverteilung der Thingstätte auf dem Heidelberger Heiligenberg


Unterstützung durch die Technik

Die Thingspiele wurden durch moderne Ton- und Lichttechnik unterstützt. Auch die hintersten Zuschauer sollten alles verstehen können, die Tontechnik musste daher an die jeweilige Thingstätte angepasst werden. Das kann man an dieser Darstellung der Heidelberger Thingstätte nachvollziehen. Insgesamt verteilte man 17 Mikrofone auf der Bühne, um die Worte der Darsteller einzufangen. Die einzelnen Lautsprecher sind Mikrofongruppen zugeteilt und harmonisch in den Bau eingefügt. Der Tonleitstand agiert sozusagen als technisches und künstlerisches ‚Gehirn‘ der Anlage, hier befindet sich die Regie und auch die Mischpultanlage, um den Ton anzupassen.



Richard Euringer (1891–1953)

Zeitungsartikel, 23. März 1934

Aus der Sammlung von

Badische Landesbibliothek

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Badische Landesbibliothek

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Zeitgenössischer Bericht zu Euringer aus dem Jahr 1934


Richard Euringer, der erfolgreichste Thingspielautor?

Der Schriftsteller und Dramaturg Richard Euringer wurde am 4. April 1891 in Augsburg geboren. Während des Ersten Weltkriegs war er als Feldpilot der türkischen Armee unter anderem in Kleinasien stationiert und verarbeitete das Erlebte in diversen Berichten. Nach dem Ersten Weltkrieg begann Euringer ein Studium in München, brach es aber aufgrund der steigenden Inflation ab. Er trat schon in den 1920er Jahren der NSDAP bei und war seit 1931 als kulturpolitischer Mitarbeiter beim Völkischen Beobachter tätig. Zudem war er als Direktor der Bibliotheken in Essen für die ‚Säuberungen‘ der Bücherbestände verantwortlich.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs befand sich Euringer in Kriegsgefangenschaft. Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsgefangenenlager in Darmstadt 1946 unterlag er einem Schreibverbot, das mit seiner Entnazifizierung 1948 aufgehoben wurde. Fortan publizierte er bei katholisch geprägten Verlagen, teilweise unter einem Pseudonym. Richard Euringer hat sich in der Nachkriegszeit nie von seinen Tätigkeiten und seiner Rolle im Nationalsozialismus distanziert. Er starb am 29. August 1953 in Essen.



Bühnenbild Deutsche Passion 1933

René Fosshag, Richard Euringer, Karl Zander, Traugott Müller, S-W-Fotografie, 18. April 1935, Preußische Staatstheater, Schauspielhaus (am Gendarmenmarkt), Berlin

Aus der Sammlung von

Institut für Theaterwissenschaften Berlin, Theaterhistorische Sammlungen

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Institut für Theaterwissenschaft der FU Berlin, Theaterhistorische Sammlungen

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Bühnenbild „Deutsche Passion 1933“

Ideologie erleben: „Deutsche Passion 1933“

Seinen künstlerischen Durchbruch schaffte Richard Euringer 1933 mit seinem Werk „Deutsche Passion 1933“. Darin beschreibt er den ‚Leidensweg‘ des deutschen Volkes – ausgelöst durch den Ersten Weltkrieg und die Weimarer Republik – bis hin zur ‚Erlösung‘ durch die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933. Das Stück propagiert das Entstehen der ‚Volksgemeinschaft‘ mit einem ‚Führer‘ an der Spitze. 1934 wurde Euringer für seine Arbeit erstmals mit dem Stephan-George-Preis ausgezeichnet, dem wichtigsten Preis für Schriftsteller im Nationalsozialismus.

Anknüpfend an seinen Erfolg sollte das Stück auf der Thingstätte in Heidelberg aufgeführt werden. Da sich diese jedoch noch im Bau befand, wurde es letztlich 1934 im Rahmen der Reichsfestspiele im Heidelberger Schlosshof uraufgeführt.



Er, der an der Seite des SA-Mannes stand, er, der fanatisch um das deutsche Wesen des Denkens und Dichtens litt und stritt, […] war wie kein anderer Dichter berufen, den Sieg der Nation im Jahre 1933 zu verkünden.

„Richard Euringer, der Revolutionär“, in: Der Führer: Das badische Kampfblatt für nationalsozialistische Politik und Kultur vom 23. März 1934





Kurt Heynicke (1891–1985)

Willy Pragher, Foto

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Der Erfolglose: Kurt Heynicke

Kurt Heynicke wurde am 20. September 1891 in Liegnitz (Polen) geboren. Während des Ersten Weltkriegs war er als Freiwilliger beim Sanitätskorps unter anderem in Russland und Verdun stationiert. Zeitgleich wirkte er als Schriftsteller und Lyriker und wurde schon 1919 mit dem Kleist-Preis für sein Werk „Das namenlose Angesicht“ ausgezeichnet. Nach dem Krieg war er zunächst als Bankangestellter tätig und schließlich als Dramaturg am Schauspielhaus in Düsseldorf angestellt.

Zu Beginn der 1930er Jahre arbeitete er als Schriftsteller in Berlin und dann als Drehbuchautor bei der Ufa Filmgesellschaft. Während seiner Zeit als (frei-)schaffender Künstler verfasste er zahlreiche Romane, Gedichte und Drehbücher. 1943 verließ Heynicke Berlin, um sich bei Freiburg niederzulassen. Auch nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war er weiterhin als Schriftsteller tätig und erhielt weitere Preise und Auszeichnungen, so beispielsweise 1972 den Eichendorff-Literaturpreis. Heynicke starb am 18. März 1985 in Merzhausen bei Freiburg.



Der Weg ins Reich

Traugott Müller; René Fosshag; Kurt Heynicke; Lothar Müthel, Fotografie
, 20.07.1935, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Institut für Theaterwissenschaften der FU Berlin

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Traugott Müller; René Fosshag

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Bühnenbild „Der Weg ins Reich“, Heidelberg 1935

„Der Weg ins Reich“

Nachdem die Nationalsozialisten auf den Dichter aufmerksam geworden waren, beauftragten sie ihn damit, ein Theaterstück zu schreiben. Neben seinem ersten Thingspiel „Neurode“ verfasste Heynicke ein weiteres Stück: „Der Weg ins Reich“, das  1935 erschien und im selben Jahr erstmals bei den Reichsfestspielen in Heidelberg aufgeführt wurde. Das Stück war speziell für die Thingstätte in Heidelberg konzipiert, ließ sich aber problemlos auf andere Thingplätze übertragen. Inhaltlich reiht es sich in die Ideologie der Nationalsozialisten ein und bildet die Idee der ‚Volkwerdung‘ und schließlich die der ‚Volksgemeinschaft‘ ab. Dennoch fielen die Bewertungen des Stückes ambivalent aus: Es konnte nicht mit den großen Erfolgen anderer Thingspiele mithalten – der große Durchbruch blieb aus.



Wohl sind die Worte gut gezeichnet, doch fehlt das Durchgängige, Fließende, Verbindende, […] doch mangelt dem Spiel die revolutionäre Härte und die Bewunderung der elementaren Größe alle jener heldischen Opfer durch 14 lange Jahre hindurch. Nein, so war dieser Weg ins Reich nicht! – Unser Weg war Opfer, Opfer, Opfer! Unser Weg war Blut, Blut, Blut!

„'Der Weg ins Reich'. Das Thingspiel auf dem Heiligenberg – Bekenntnis und Forderung“, in: Hakenkreuzbanner vom 22. Juli 1935





Eberhard Wolfgang Möller (1906–1972)

Presse-Bild-Zentrale, Berlin, Foto, 1938, Berlin

Aus der Sammlung von

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

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Presse-Bild-Zentrale, Berlin

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Nationalsozialist aus Überzeugung: Eberhard Wolfgang Möller (1906–1972)

Eberhard Wolfgang Möller wurde am 6. Januar 1906 in Berlin geboren und studierte Philosophie und Theaterwissenschaft. Er galt als energischer, gebildeter Mann mit nationaler Gesinnung. Möller schrieb 1935/36 im Auftrag von Propagandaminister Joseph Goebbels das „Frankenburger Würfelspiel“, das im Rahmen der Eröffnung der Dietrich-Eckart-Bühne bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin uraufgeführt wurde und eine zentrale Rolle in der nationalsozialistischen Propaganda spielte.

„Das Frankenburger Würfelspiel“: Von österreichischen Bauern und der ‚Volksgemeinschaft‘

Das „Frankenburger Würfelspiel“ bezieht sich auf ein historisches Ereignis, den 15. Mai 1625 bei Frankenburg in Oberösterreich. Dort rebellierte die lokale Bevölkerung gegen die Zwangsübernahme des katholischen Glaubens durch die Feudalherren. Nach der Auflösung des Aufstands mussten die gefangenen Bauern um ihr Leben würfeln. Ungerade Zahlen führten zur Hinrichtung, gerade Zahlen bedeuteten Verschonung. Dieses grausame Verfahren wurde als Frankenburger Würfelspiel bekannt und symbolisiert die brutale Unterdrückung der protestantischen Bauern in der Frühen Neuzeit.





Gerichtsszene aus dem "Frankenburger Würfelspiel" von Eberhard Wolfgang Möller

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek

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Bayerische Staatsbibliothek/4 38.611-2

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Gerichtsszene_Frankfurter_Wuerfelspiel_Dietrich-Eckart_Buehne_Olympische_Spiele_1936.jpg

Möller entwickelte das „Frankenburger Würfelspiel“ mit einem Fokus auf die Bühnenarchitektur, um die NS-Propaganda zu symbolisieren. Er strukturierte die Szenen präzise und wies den Figuren spezifische Bühnenbereiche mit drei Ebenen zu: Richter oben, Kläger, Kaiser und dessen Räte in der Mitte sowie Bauern und deren Statthalter Herberstorff unten.

Ziel war es, die Spielebenen klar mit ideologischer Bedeutung zu füllen. Die Bauern spielten als Protagonisten eine zentrale Rolle im Aufstand gegen die Obrigkeit, sie betonten Einheit und Kampfgeist des Volkes und unterstützten die nationalsozialistische Ideologie.





Bericht zur Aufführung des Frankenburger Würfelspiels in Berlin 1936

Kölnische Zeitung, Zeitungsbericht, 4. August 1936, Köln

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Universitäts- und Landesbibliothek der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

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Universitäts- und Landesbibliothek der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn

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Bericht zur Aufführung des Frankenburger Würfelspiels in Berlin 1936


In seinem Theaterstück setzt Möller eine Gestalt in schwarzer Rüstung ein, die Gerechtigkeit symbolisiert und die ‚Führerperspektive‘ darstellt. Diese Figur tritt auf, um gegen die ehemals Herrschenden zu würfeln und so dem Unrecht gegen die Bauern entgegenzuwirken. Möller nutzt sie, um die Maßnahmen der NS-Politik zu rechtfertigen und die Autorität Hitlers als dauerhafte Legitimation für Entscheidungen zu etablieren. Die Inszenierung spiegelt die Politik des NS-Regimes seit der Machtergreifung wider, wobei Hitlers persönliche Entscheidungsgewalt den gesetzlichen Rahmen bei weitem überstieg.

Möllers „Frankenburger Würfelspiel“ kam an zahlreichen Thingstätten zur Aufführung, unter anderem in Berlin, Passau und Schwarzenberg.

Das Frankenburger Würfelspiel: Aktuell auf der Bühne

Der österreichische Schriftsteller Karl Itzinger (1888–1949) verfasste eine andere Version des Theaterstücks, die 1925 erstmals unter dem Titel „Der Bauerntod“ erschien und später dann den Titel „Das Blutgericht am Haushamerfeld“ trug. Auch Itzinger machte in der NS-Zeit Karriere, er war seit 1938 Mitglied der NSDAP und unter anderem SA-Obersturmbannführer sowie ehrenamtlicher Kreisschulungsleiter der NSDAP in Linz.

Das historische Schauspiel wird seit 1925 alle zwei Jahre inszeniert und bis heute, in überarbeiteter Form, auf der Natur-Freilichtbühne in Frankenburg am Hausrück (Österreich) mit zum Teil über 500 Laiendarsterller:innen aufgeführt.



04

Vom Thingplatz zur Karl-May-Bühne: Die „Nordmark-Feierstätte“ in Bad Segeberg

​Euphorie und Ernüchterung

Kurz nachdem Anfang Januar 1934 die Nationalsozialisten das Thingprogramm verkündet hatten, schrieb Bad Segebergs kommissarischer Bürgermeister Eberhard Jeran (1908–1978) eilig eine ausführliche Bewerbung: Darin stellte er die historischen wie landschaftlichen Vorzüge Bad Segebergs als Ort für einen Thingplatz heraus. Er stützte sich dabei auch auf frühere Überlegungen zu einem Freilichttheater im ehemaligen Kalkberg-Steinbruch.

Rasch erhielt die Stadt den Zuschlag für den Bau einer Thingstätte am Kalkberg, so dass bereits am 27. Mai 1934 die Spatenstichfeier mit einer großen, militärisch geprägten Zeremonie begangen werden konnte – auch wenn der erhoffte Besucherandrang ausblieb.

Der Baubeginn der Stätte verzögerte sich aber: Es lagen zwar erste Entwürfe des Architekten Fritz Schaller vor, doch die Beschaffung von Arbeitskräften und -gerät sowie erste Finanzierungsprobleme verschoben den Baubeginn auf Ende September 1934. Und auch danach rissen die Probleme nicht ab. So musste beispielsweise das abzutragende Gestein durch aufwendige Sprengungen gelöst werden und auch die Beförderungskosten für die Arbeitskräfte waren überhaupt nicht einkalkuliert worden. Nach mehreren Bauverzögerungen und einer Vereinfachung der Baupläne durch Schaller wurde die Anlage schließlich erst im Sommer 1937 statt 1935 fertiggestellt – mit Gesamtkosten von über 125.000 Reichsmark anstelle der ursprünglich geplanten 40.000 Reichsmark.





Bewerbungsschreiben des Bürgermeisters von Bad Segeberg (1934)

StadtA Bad Segeberg Abt. 8 Nr. 397, 1934

Aus der Sammlung von

Stadtarchiv Bad Segeberg

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Stadtarchiv Bad Segeberg

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StadtA_Bad_Segeberg.jpg
Bewerbungsschreiben des kommissarischen Bürgermeisters von Bad Segeberg Eberhard Jeran (1934)


Thingplatz Segeberger Höhle in Bad Segeberg im Bau

Etwa 1935

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Stadtarchiv Kiel

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Thingplatz_Segeberger_Höhle_in_Bad_Segeberg_im_Bau_(Kiel_50.499).jpg
Die Feierstätte am Kalkberg zur Zeit ihrer Errichtung


Eingang zum ehemaligen Thingplatz (Relief)

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Wusel007, CC BY-SA 3.0

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Gedenktafel mit der Inschrift „Thingplatz“ aus dem Jahr 1935; das eingemeißelte Hakenkreuz wurde nachträglich entfernt

Inkonsequente Richtungsänderung

Noch unbedachter erscheint der Bau der Segeberger Anlage, wenn man bedenkt, dass die Thingbewegung bereits im Sommer 1934 – also noch vor Baubeginn in Bad Segeberg – auf eine Krise zusteuerte, die im Oktober 1935 in der Abkehr von der Thingidee und dem Verbot des Thingbegriffs gipfelte. Letzteres wurde jedoch in Bad Segeberg kaum konsequent durchgesetzt: Zwar erhielt die Thingstätte offiziell den Namen „Nordmark-Feierstätte“, eine Gedenktafel mit der Inschrift „Thingplatz“, die ein Arbeiter 1935 in den Kalkberg eingemeißelt hatte, erinnerte aber weiterhin an den ursprünglichen Entstehungskontext.





Die Einweihung der Nordmark-Feierstätte in Bad Segeberg, 11.10.1937

Zeitung

Aus der Sammlung von

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky

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Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg Carl von Ossietzky

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Hamburger Fremdenblatt, 11.10.1937.png
Artikel im Hamburger Fremdenblatt vom 11. Oktober 1937 über die Eröffnung der „Nordmark-Feierstätte“

Einweihung mit hohem Besuch

Im Juli 1937 wurde die Feierstätte im Rahmen der Feierlichkeiten zum 800-jährigen Stadtjubiläum zum ersten Mal für eine öffentliche Veranstaltung – ein Heeres-Großkonzert – genutzt. Die offizielle Einweihung der Anlage setzte man nach kurzfristigen Planänderungen jedoch erst auf den 10. Oktober 1937 an. Da mit Reichspropagandaminister Joseph Goebbels prominenter Besuch angekündigt war, betrieb man einen großen Aufwand, die Stadt von ihrer besten Seite zu zeigen und möglichst viele Gäste zur Einweihungsfeier zu locken. Und tatsächlich waren rund 20.000 Menschen bei der durchchoreographierten Feier dabei, bei der der Reichspropagandaminister die Feierstätte als „politische Kirche des Nationalsozialismus“ der Öffentlichkeit übergab. Entgegen der pseudoreligiösen Stimmung der Feier selbst fiel das persönliche Urteil des Reichspropagandaministers zur Feierstätte deutlich nüchterner aus.

 



Die Feierstätte selbst ist ganz passabel. Kein Kunstwerk, aber immerhin erträglich.

Joseph Goebbels am 11. Oktober 1937 in seinem Tagebuch





Aufmarsch Thingstätte Bad Segeberg

Zwischen 1937 und 1939

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Wikimedia Commons

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Stadtarchiv Kiel

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Militärischer Aufmarsch auf der „Nordmark-Feierstätte" zu ihrer feierlichen Eröffnung


Cover "Die Schlacht der weißen Schiffe"

Henrik Herse, Buch

Aus der Sammlung von

Internet Archive

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Internet Archive

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Titelbild zu Henrik Herses Stück „Schlacht der weißen Schiffe“, dem einzigen Thingspiel, das je in Bad Segeberg aufgeführt wurde

Sporadische Nutzung

Obwohl die Feierstätte nun fertiggestellt und auch offiziell eingeweiht war, wurde sie kaum für Veranstaltungen genutzt: Die städtischen Nutzungsrechte waren stark beschränkt und die Anlage war für das kleine Bad Segeberg schlichtweg zu groß. Hin und wieder fanden militärisch geprägte Aufmärsche und Konzerte auf der Anlage statt, die als inszenierte Massenveranstaltungen das Gefühl einer ‚Volksgemeinschaft‘ stärken sollten. Hierzu zählt auch das Volksfest der NS-Freizeitorganisation Kraft durch Freude, bei dem ein militärisches Großkonzert auf der Feierstätte Teil des volkstümlich-propagandistischen Programms war. Erstaunlich ist, dass 1938 und 1939 trotz der nationalen Abkehr von der Thingidee das Thingspiel „Die Schlacht der weißen Schiffe“ unter recht großem Besucherandrang aufgeführt wurde. Nach 1939 wurde die Anlage bis zum Ende des NS-Regimes dann offenbar kaum noch genutzt.





Bad Segeberger Kalkbergarena

2007

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Hecki, CC BY-SA 3.0

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Vielfältige Nachnutzung nach 1945

Schon kurz nach Kriegsende wurde die Feierstätte wieder als Veranstaltungsort genutzt: So fand im Juni 1945 eine britische Siegesfeier am Kalkberg statt und im Oktober desselben Jahres ein Boxwettkampf mit 9000 Besucher:innen. Dabei traten auch prominente Größen des Boxens in den Ring: Der ehemalige Box-Weltmeister Max Schmeling (1905–2005) fungierte als Schiedsrichter. In den 1950er Jahren folgten weitere Veranstaltungen in der nun als „Kalkbergstadion“ bekannten Feierstätte. So nutzten lokale und regionale Organisationen und Vereine die Freilichtbühne beispielsweise für Reitveranstaltungen, Feste, aber auch Gewerkschaftsversammlungen. Bis heute wird die Anlage für Konzerte genutzt. In den 1980ern kamen Weltstars wie Bob Dylan und David Bowie an den Kalkberg, während die ehemalige NS-Stätte heute vor allem als Bühne für Rock- und Popstars wie Peter Maffay oder für Schlagerkonzerte z. B. von Helene Fischer dient.

 



"Winnetou-Festspiele" 1952 in Bad Segeberg, Werbeplakat

1952

Aus der Sammlung von

Kalkberg GmbH Bad Segeberg

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Erlaubnis erteilt: Michael Stamp, Karl-May-Spiele (Kalkberg GmbH)

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1952_WinnetouFestspiele-1.jpg
Plakat für die ersten Aufführungen 1952, damals noch als „Winnetou-Festspiele“ bezeichnet

Die ersten Karl-May-Spiele

Die prominenteste Art der Nachnutzung stellen sicherlich die Karl-May-Spiele dar, für die Bad Segeberg weithin bekannt ist. Im Sommer 1952 wurde erstmals ein Winnetou-Stück am Kalkberg aufgeführt, das Elemente der von Karl May verfassten Romane „Winnetou I–III“ enthielt. Die erste Spielsaison war ein Erfolg, so dass nach deren Ende eine Fortsetzung im Jahr 1953 beschlossen wurde.





Bild von abendlicher Aufführung, Bad Segeberg

Bad Segeberg

Aus der Sammlung von

Kalkberg GmbH

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Karl-May-Spiele/Claus Harlandt

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Professionalisierung des Spielbetriebs

1980 gründete die Stadt Bad Segeberg die Kalkberg GmbH, die fortan mit der marktgerechten Organisation der Festspiele betraut wurde. Sie betreibt das Freilichttheater als modernen Veranstaltungsort für Massenevents mit teilweise über 10.000 Besucher:innen. Neben Maßnahmen zum Naturschutz und der Sicherung des Kalkbergs veränderten so auch Neubauten das Erscheinungsbild der ursprünglichen Anlage, die unter anderem dem Verkauf von Verpflegung dienen. Der Erhalt der ehemaligen Feierstätte Bad Segeberg ist heute also durch die kommerzielle Nachnutzung geprägt.



Indian Village, Bad Segeberg

Bad Segeberg

Aus der Sammlung von

Kalkberg GmbH

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Karl-May-Spiele/Claus Harlandt

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Das „Indian Village“ am Kalkbergstadion ist neben den Freilichtspielen selbst eine weitere Attraktion der Bad Segeberger Karl-May-Spiele


Karl May – Old Shatterhand mit Winnetous Silberbüchse

Karl May, 1896–1897

Aus der Sammlung von

Karl-May-Gesellschaft

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Karl May Wildwest.jpg
Karl May verkleidet als Old Shatterhand, ein Protagonist seiner Romane


Karl May und seine Western

Als Verfasser von Abenteuer- und Reiseromanen über den ‚Wilden Westen‘ und den ‚Orient‘ war der sächsische Schriftsteller Karl May (1842–1912) ein literarischer Star der wilhelminischen Gesellschaft. Er wird bis heute gelesen und aufgeführt. In seinem Werk zeichnete der wohlmeinende May aber aus ‚orientalistischen‘ Denkweisen heraus fiktive Bilder von Gesellschaften und Kulturen – die USA hatte er nämlich beim Verfassen seiner Geschichten selbst noch nicht gesehen. Mit seinen Texten formte und prägte er in den Köpfen vieler seiner Zeitgenossen ein falsches und bisweilen rassistisches Bild von den Bewohnern Nordamerikas und des Orients, woran später auch die Nationalsozialisten anknüpfen konnten: In der NS-Zeit kam es zu einer Renaissance der Werke Karl Mays und ab 1938 zu ersten Freilichtaufführungen auf der Felsenbühne Rathen in der Sächsischen Schweiz. Auch das Bild der amerikanischen Ureinwohner als ‚noble Wilde‘ innerhalb der NS-Rassenhierarchie war tief von Karl Mays Winnetou-Figur beeinflusst.



Plakat Karl-May-Spiele 1959: Hadschi Halef Omar

1959

Aus der Sammlung von

Kalkberg GmbH Bad Segeberg

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Erlaubnis erteilt: Michael Stamp, Karl-May-Spiele (Kalkberg GmbH)

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„Hadschi Halef Omar", ein Werk aus Karl Mays Orientzyklus (Karl-May-Spiele 1959)

Exkurs: Karl Mays Orientalismus

Unter ‚Orientalismus‘ wird ein vom amerikanischen Literaturtheoretiker Edward Said (1935–2003) geprägtes, wissenschaftliches Konzept verstanden, das ursprünglich einen eurozentrischen Blick auf den ‚Orient‘, also nahöstliche, islamisch geprägte Gebiete beschreibt. Dabei werden die beiden Welten ‚Okzident‘ und ‚Orient‘ einander gegenübergestellt und der ‚Orient‘ und seine Bevölkerung von Europäer:innen nicht nur als fremd, sondern gar als rückständig dargestellt. Dieses Verständnis legitimiere Kolonialismus und Imperialismus. Das Konzept ist auch auf Karl Mays Werk anwendbar, sowohl auf seinen Orientzyklus (z. B. „Hadschi Halef Omar“) als auch auf seine Wild-West-Romane. In diesen werden die unterdrückten amerikanischen Ureinwohner:innen ebenfalls gegenüber weißen Europäer:innen zwar als ehrenhaft, aber primitiv dargestellt, auch wenn die Darstellung nicht durchgehend negativ gemeint ist.



Moderne Kontroverse(n)

Der gegenwärtige Umgang mit der Anlage ist kompliziert: Während das heutige Kalkbergstadion enorm wichtig für die Stadt ist und sie überregional für die Nachkriegsnutzung durch die Karl-May-Spiele bekannt ist, fällt die NS-Vergangenheit aus dem Bewusstsein oft heraus. Kaum etwas erinnert inmitten aller Wild-West-Ästhetik an diese Vergangenheit, was zu Vorwürfen führt, die Erinnerung werde bewusst oder unbewusst versteckt.
Gleichzeitig sind die Festspiele im Zuge moderner Debatten um kulturelle Aneignung Mittelpunkt eines Kulturkampfes rund um die Darstellung ethnischer Minderheiten geworden (einen Einblick gibt dieser Artikel aus der taz). Die – von weißen Deutschen gespielten – amerikanischen Ureinwohner:innen der Stücke werden noch immer, den orientalistischen Stereotypen Karl Mays entsprechend, als „die Indianer” charakterisiert und bedienen dabei falsche Klischees und Stereotypen in den Köpfen des Publikums. Eine entsprechende historische Aufarbeitung und Einordnung findet nicht statt.



05

Der inoffizielle Höhepunkt der Thingbewegung: Die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne in Berlin



Waldbühne Berlin

Arne Müseler, Foto, 20. Mai 2022

Aus der Sammlung von

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Arne Müseler / www.arne-mueseler.com

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Die Waldbühne Berlin gehört heute zu den bekanntesten Open Air Locations in Deutschland. Mit in Höchstzeiten 500.000 Besucher:innen jährlich bietet sie Platz für über 20.000 Personen. Von Udo Lindenberg über Sting bis Prince sind dort nationale und internationale Stars aufgetreten. Weniger bekannt ist jedoch ihre nationalsozialistische Vergangenheit: 1936 wurde sie als Dietrich-Eckart-Freilichtbühne eröffnet.



Reliefplatte mit Portrait von Werner March: Ansicht

Unbekannter Künstler
Unbekannter Fotograf, Foto

Aus der Sammlung von

Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin

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Architekturmuseum der TU Berlin, Inv. Nr. F 5431. Werk und Digitalisat sind gemeinfrei, aber wir freuen uns über einen Bildnachweis.

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F_5431.jpg
Reliefplatte mit Portrait von Werner March


Der Architekt der Waldbühne

Werner Julius March wurde am 17. Januar 1894 in Berlin-Charlottenburg geboren. Wie sein Vater Otto March (1845–1913) – ein bekannter Berliner Architekt – nahm auch er ein Studium auf und zählte schon früh zu den führenden jungen Architekten in Deutschland. Im Jahr 1925 wurde Werner Julius March Mitglied im Bund Deutscher Architekten und im Jahr 1930 dann Vorsitzender des Landbezirks Brandenburg. Am 1. Mai 1933 trat er in die NSDAP ein. Die Parteimitgliedschaft dürfte sich positiv für ihn ausgewirkt haben, er erhielt jedenfalls den Zuschlag für den Bau einiger Gebäude für die Olympischen Sommerspiele 1936. Diese sind noch heute auf dem ehemaligen Reichssportfeld (heutiger Olympiapark Berlin) erhalten. Dazu zählen z. B. das Olympiastadion oder die 1936 errichtete Dietrich-Eckart-Freilichtbühne (heutige Berliner Waldbühne).

Im Zweiten Weltkrieg war March zwar Stabsoffizier der Wehrmacht, aber die meiste Zeit nicht beim Militär eingesetzt; stattdessen übernahm er die Planung und Durchführung staatlicher Baumaßnahmen. Nach 1945 war er unter anderem mit dem Aufbau von zerstörten Gebäuden beschäftigt. Von 1953 bis zu seiner Emeritierung 1959 wirkte March als Ordinarius für Städtebau und Siedlungswesen am Zentralinstitut für Städtebau der Technischen Universität Berlin. Er starb am 11. Januar 1976 in Berlin.

Baugeschichte

Nachdem im Jahr 1931 die Olympischen Sommerspiele nach Berlin vergeben worden waren, erhielt der Architekt Werner March den Auftrag, die Pläne für den olympischen Komplex auszuarbeiten. Kernbauten des Geländes sollten das Olympiastadion, das Maifeld sowie die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne werden. Den Wunsch nach einem großen Freilichttheater auf dem Olympiakomplex soll Adolf Hitler höchstpersönlich geäußert haben. Am 31. Oktober 1934 erfolgte die Genehmigung der endgültigen Baupläne für das Olympiagelände. Hierbei wurde auch das Modell der Bühne vorgestellt, die nun zum ersten Mal als „Dietrich-Eckart-Freilichtbühne“ bezeichnet wurde. Namensgeber war der erste Redakteur des Völkischen Beobachters, Dietrich Eckart (1868–1923), der einer der ersten Anhänger der Nationalsozialisten war und wegen seiner Beteiligung am Hitler-Putsch im Jahr 1923 als Märtyrer der Bewegung verehrt wurde. Die Freilichtbühne sollte zwar ausdrücklich als „Weihestätte für Festaufführungen“ dienen – stand also im Zusammenhang mit der Thingbewegung – wurde aber offiziell nie so bezeichnet.





Berlin: Reichssportfeld; Dietrich Eckart-Freilichtbühne; Hintergrund Führerturm

Autor/Fotograf: Willy Pragher
Filmnegative, Ordner 1036 Olympiade 1936, Foto, 21. Januar 1936

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Bau Waldbühne.jpg
Blick auf die Freilichtbühne, im Hintergrund ist der „Führerturm" zu sehen (Januar 1936)

Als Bauort wählte March die bewaldete Murellenschlucht, einen natürlichen Talkessel, in den die Bühne eingelassen werden sollte. Die Fertigstellung der Freilichtbühne war für 1935 geplant, verzögerte sich jedoch etwas. Im August 1935 waren zwar große Teile der Sitzreihen fertiggestellt, der Bühnenbau aber noch in Arbeit. Pünktlich zur Austragung der Olympischen Spiele war die Freilichtbühne dann jedoch bereit, der Welt präsentiert zu werden.





Reichssportfeld Berlin

Werner March, Fotokopie, 1936, Berlin

Aus der Sammlung von

Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin

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Architekturmuseum TU Berlin

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Plan Reichssportgelände.jpg
Plan des Reichssportfelds in Berlin mit der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne links oben, gezeichnet vom Architekten Werner March (1936)


Berlin: Reichssportfeld; Dietrich-Eckart-Freilichtbühne

Provenienz: Filmnegative, Ordner 1036 Olympiade 1936
Urheber: Autor/Fotograf: Willy Pragher, Foto, 21. Januar 1936

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Waldbühne.jpg
Die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne im Januar 1936


Architektur der Freilichtbühne

Die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne wurde in einem natürlich vorhandenen Talkessel erbaut. Werner March entwarf die Bühne, wie für Thingstätten üblich, nach dem Vorbild griechischer Theater. Er hielt sich hierbei jedoch, anders als andere Architekten der Thingbewegung, strikt an die Vorgaben des hellenistischen Vorbilds. So fehlten zum Beispiel Treppenanlagen, die den ganzen Theaterbau umfassten, außerdem trennte er Zuschauerraum und Bühne streng voneinander. Darüber hinaus plante March den Einbau einer ‚Führerloge‘. Insgesamt fanden im Zuschauerbereich etwa 20.000 Menschen Platz. Damit stellte die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne den größten bisher errichteten Thingplatz dar.



Berlin Reichssportfeld. Bildpostkarte zu den Olympischen Spielen in Berlin 1936

Bildpostkarte

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Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück

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Historische Bildpostkarten – Universität Osnabrück

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Reichssportfeld.jpg
Bildpostkarte des Olympiageländes

Die Dietrich-Eckart-Bühne als Höhepunkt der Thingbewegung

Eine weitere Besonderheit der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne bildete die installierte Tontechnik. Die Bühne war mit 40 Mikrofonen ausgestattet, die in zehn koordinierte Gruppen von Lautsprechern mündeten. Die Verstärkeranlage übertraf damit diejenige der Heidelberger Thingstätte bei weitem. Dass die Nationalsozialisten nichts dem Zufall überließen, zeigt die im Olympiagelände verbaute Medientechnik eindrücklich. Es bestand nicht nur eine Verbindung zum Rundfunknetz, sondern auch zu den Lautsprecheranlagen des Maifeldes und des Olympiastadions, so dass alle drei Anlagen gleichzeitig für Großkundgebungen genutzt werden konnten – auch noch nach 1936. Von den Zeitgenossen wurde die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne als großer Schritt hin zu einer neuen Theater- und Festarchitektur betrachtet. Eine besonders positive Hervorhebung fand die Verschmelzung von Architektur und Landschaft – Bau und Gestaltung der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne galten als Höhepunkt der Thingbewegung.





Berlin, Reichssportfeld

Lageplan

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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg

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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg

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Kurzbeschreibung
Lageplan Reichssportfeld Berlin
Zeichnung Reichssportfeld.jpg
Lageplan des Reichssportfeldes


Die Freilichtbühne als Ort für Großveranstaltungen

Die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne verfügte als Teil des Olympiageländes über einen Anschluss an die Berliner S- und U-Bahn sowie über große Parkplätze. Dadurch war die Bühne für Menschenmassen gut erreichbar und für die Durchführung von Großveranstaltungen - auch nach Ende der Olympischen Spiele - geeignet.



Ehemaliges Reichssportfeld, Olympisches Tor

Werner March, Foto, 1934/1936

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Deutsches Dokumentationszentrum für Kunstgeschichte – Bildarchiv Foto Marburg

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Bildarchiv Foto Marburg

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Olympia Tor.jpg


Olympia 1936 in Berlin – ein propagandistisches Großereignis

Im Jahr 1936 nutzten die Nationalsozialisten die XI. Olympischen Sommerspiele in Berlin, um sich sowohl den Deutschen als auch international Gästen in einem guten Licht zu präsentieren. Zum elementaren Teil dieser Propaganda gehörte auch der riesige olympische Komplex, der die Welt beeindrucken sollte. Auch die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne war ein Teil dieses Sportgeländes. Sie sollte vor allem für kulturelle Veranstaltungen genutzt werden. Am 2. August 1936 wurde sie offiziell mit einem Thingspiel, dem „Frankenburger Würfelspiel“, eröffnet.



XI. Olympiade Berlin (01.08. bis 16.08.1936); Dietrich-Eckart-Freilichtbühne – später Waldbühne – (Charlottenburg)

Fotograf / Agentur: k. A.
Provenienz: Geschenk, Dr. Hildegard Boucsein, Archivale, Foto, 10. August 1936

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Landesarchiv Berlin

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Landesarchiv Berlin

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Kurzbeschreibung
Olympische Wettkämpfe im Turnen
Turnen.jpg
Turnwettkampf auf der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne während der Olympischen Spiele 1936

Olympisches Turnen auf der Freilichtbühne

Während der Olympischen Spiele wurden auf der Freilichtanlage die Wettkämpfe im Geräteturnen ausgetragen. Turnen galt damals als die Domäne der Deutschen. Bereits im Jahr 1896 war die deutsche Mannschaft Olympiasieger geworden. Daher verfügte der Turnsport über ein hohes Ansehen und sollte internationale Bewunderung für Nazi-Deutschland einbringen. Aus diesem Grund wurde beschlossen, die Turnwettkämpfe an einem besonderen Ort austragen zu lassen: auf der neu errichteten Freilichtbühne. Welch große Rolle dem Turnen in Deutschland zukam, lässt sich auch daran erkennen, dass die Regisseurin Leni Riefenstahl (1902–2003) die Turnwettkämpfe der Männer filmen ließ und als Teil für ihren zweiteiligen Propagandafilm Olympia (1938) über die Olympischen Spiele in Berlin verwendete.





Dietrich-Eckart-Freilichtbühne (heute Waldbühne); Eintrittskarte (Charlottenburg)

Fotograf/Agentur: k.A.
Provenienz: Ankauf Michalik
Digitalisierung: Landesarchiv Berlin, Archivale

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Landesarchiv Berlin

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Landesarchiv Berlin

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Eintrittskarte.jpg
Eintrittskarte für eine Aufführung des Oratoriums Herakles am 7. August 1936


Die Nutzung der Freilichtbühne für kulturelle Veranstaltungen

Die Olympischen Spiele wurden von einem kulturellen Rahmenprogramm begleitet. Einige dieser Veranstaltungen fanden auf der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne statt. Zum Programm gehörte unter anderem das Oratorium „Herakles“ von Georg Friedrich Händel, das an zwei Abenden im August aufgeführt wurde. An der Inszenierung waren zwei Sinfonieorchester und elf Chöre beteiligt. Auch NS-Organisationen durften hierbei natürlich nicht fehlen: Die NS-Frauenschaft bildete Chöre, während die SA-Wachstandarte als Bewegungschor an der Aufführung teilnahm. Insgesamt waren 2500 Personen Teil dieser Großinszenierung.



Das Frankenburger Würfelspiel

Zeichner: Hans Liska
, Zeichnung, 1936

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Edo-Meino Eden

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Die Olympischen Spiele 1936 in Berlin und Garmisch-Partenkirchen. Band 2, Cigaretten-Bilderdienst, Altona-Bahrenfeld 1936. Digitalisierung: Edo-Meino Eden

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Aufführung des „Frankenburger Würfelspiels“ 1936 (Zeichnung: Hans Liska)

Das „Frankenburger Würfelspiel“ 

Mit der Aufführung des Thingspiels „Frankenburger Würfelspiel“ wurde die Dietrich-Eckart-Freilichtbühne feierlich eröffnet. Während die Sprechrollen mit professionellen Schauspielern besetzt wurden, setzten sich der Chor sowie die Figuren der Bauern und Soldaten aus Laienspielern zusammen. Dazu wurden 1200 Mann des Reichsarbeitsdienstes hinzugezogen. Am Abend des 30. Juli 1936 fand eine Probeaufführung vor Mitgliedern der Nationalsozialistischen Kulturgemeinde (NSKG) statt. Das Stück war ein großer Erfolg. Bei vier Aufführungen während der Olympischen Spiele konnte es fast 75.000 Zuschauer anlocken. Zudem erhielt es auch aus dem Ausland überwiegend positive Kritiken.





„Lachende Waldbühne"

Entwurf: Johannes Rackau
RIAS Berlin, Plakat, 1953, Berlin

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Deutschlandradio

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Entwurf: Johannes Rackau/ © Deutschlandradio

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Von der NS-Freilichtbühne zur modernen Veranstaltungsarena

Die einstige Dietrich-Eckart-Freilichtbühne wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in „Waldbühne Berlin“ umbenannt und wird seit den 1950er Jahren  für eine Reihe unterschiedlicher Festivals und Darbietungen genutzt.



Waldbühne; Erneuerung der Sitzbänke (Charlottenburg)

Fotograf / Agentur: Nitschke, Willi, Archivale, Foto, 25. April 1952

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Landesarchiv Berlin

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Landesarchiv Berlin

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Erneuerung Sitzbänke.jpg
Erneuerung der Sitzbänke der Waldbühne im Jahr 1952


Nachnutzung als Waldbühne Berlin

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurden am Reichssportfeld Instandsetzungs- und Umbauarbeiten durchgeführt. Die ehemalige Dietrich-Eckart-Freilichtbühne, die nach dem Zweiten Weltkrieg in „Waldbühne Berlin“ umbenannt wurde, fungierte nicht nur als Freilichtkino, sondern diente auch den Vertriebenenverbänden im Jahr 1951 als Veranstaltungsort. Bereits 1947 wurden dort, ähnlich wie übrigens in Bad Segeberg, Boxveranstaltungen ausgetragen, unter anderem der Boxkampf zwischen Max Schmeling (1905–2005) und Richard Vogt (1913–1988).



„Lachende Waldbühne"

Entwurf: Johannes Rackau
RIAS Berlin, Plakat, 1953, Berlin

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Deutschlandradio

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Entwurf: Johannes Rackau/ © Deutschlandradio

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Plakat zum Unterhaltungsprogramm „Lachende Waldbühne" aus dem Jahr 1953


Sting 1988

Plakat, 1988

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RockinBerlin.de

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RockinBerlin.de

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Sting_Poster_1988.jpg
Konzertplakat zum Auftritt von Sting auf der Waldbühne vom 11. Juni 1988

Die zunehmende Begeisterung in Deutschland für anglo-amerikanische Rock- und Pop-Bands in den frühen 1960er Jahren führte dazu, dass auch auf der Waldbühne vermehrt Musikkonzerte stattfanden. Als erste britische Rockband spielten dort am 14. August 1965 „The Kinks“. Nur einen Monat später traten die „Rolling Stones“ auf. Dieses Konzert war von schweren Tumulten, Ausschreitungen und Sachbeschädigung geprägt. Es wurden 73 Personen verletzt und 85 Personen festgenommen. Zudem kam es zu Schäden in Höhe von mehreren hunderttausend DM. Nach diesem Vorfall wurden Konzerte auf dem Olympiagelände für einige Jahre eingestellt. Auch ein geplantes Konzert der „Beatles“ für das Jahr 1966 musste abgesagt werden.

Nachdem die Waldbühne für einige Zeit ungenutzt blieb, entwickelte sie sich in den frühen 1980er Jahren zu einer der wichtigsten Open-Air-Locations in Berlin, die bis heute zahlreiche Stars – von Bob Dylan über Sting bis Elton John – anlockt.





Ray Charles 1983

Plakat, 1983

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RockinBerlin.de

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RockinBerlin.de

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Charles_Ray_1983.jpg
Konzertplakat zum Auftritt von Ray Charles auf der Waldbühne vom 23. Juli 1983


Stevie Wonder 1984

Plakat, 1984

Aus der Sammlung von

RockinBerlin.de

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RockinBerlin.de

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Wonder_Stevie_1984.jpg
Konzertplakat zum Auftritt von Stevie Wonder auf der Waldbühne vom 18. Juli 1984


Konzert von Dieter Thomas Kuhn auf der Waldbühne Berlin

Stefanie Samida, Foto, August 2012, Berlin

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Stefanie Samida

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Stefanie Samida

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Foto Konzert.jpg
‚Volles Haus‘ bei einem Konzert von Dieter Thomas Kuhn auf der Waldbühne Berlin (2012)

06

Goebbels’ geheimer Liebling: Die Thingstätte auf dem Heiligenberg in Heidelberg



Geschmückter Brunnen auf dem Heidelberger Marktplatz

Schwarz-Weiß-Fotografie, Juni 1935

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Stadtarchiv Heidelberg

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Stadtarchiv Heidelberg

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Brunnen auf dem Marktplatz Heidelberg BILDA1872.jpg
Mit Hakenkreuzfahnen geschmückter Brunnen auf dem Heidelberger Marktplatz am Tag der Thingstätteneinweihung


Warum Heidelberg? Eine erste Antwort

Die Heidelberger Thingstätte gehört zu den frühesten und größten ihrer Art. Um eine solche Anlage bauen zu dürfen, musste die Stadt Heidelberg eine Reihe von Standortvorteilen nachweisen. Hierzu gehörte etwa der Ruf als traditionsreiche Universitätsstadt und Stadt der deutschen Romantik. Förderlich waren darüber hinaus die schon früh einsetzende nationalsozialistische Gesinnung in vielen Teilen der Bevölkerung. Hervorzuheben ist hier besonders Bürgermeister Carl Neinhaus (1888–1965), der sich schon früh dem neuen Regime andiente (Eintritt in die NSDAP 1933) und den Bau der Thingstätte vorantrieb. In Propagandaminister Joseph Goebbels, der in Heidelberg studiert und promoviert hatte, fand er einen prominenten Fürsprecher. Aber auch infrastrukturelle Gründe, wie die Anbindung an die Reichsbahn oder die Nähe zum gerade entstehenden Autobahnnetz sprachen für Heidelberg.



Ausschnitt einer privaten Videoaufnahme von der Thingstätte auf dem Heiligenberg.

Familie Schultes, Digitalisiertes Video, ca. 1941, Münsingen

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Privatbesitz, Kilian Schultes

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Kilian Schultes

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Ausschnitt einer Videoaufnahme einer schwäbischen Familie, die 1941 Heidelberg besuchte. Die Aufnahme legt touristische Nutzung der Thingstätte nahe

Warum Heiligenberg? Weitere Antworten

Für den Heiligenberg, einer der beiden Hausberge Heidelbergs, als Standort der Thingstätte und Schauplatz der Thingspiele sprachen noch eine Vielzahl weiterer Punkte. Attraktiv dürften etwa die keltischen, römischen und mittelalterlichen Überreste vor Ort gewirkt haben. Diese boten verschiedenste Anknüpfungspunkte für das nationalsozialistische Geschichtsbild. 

Außerdem ist die Thingstätte auf dem Heiligenberg im Kontext des 1934 errichteten Ehrenfriedhofs zu sehen. Diese Anlage war den Heidelberger Gefallenen des Ersten Weltkriegs gewidmet und lag auf dem Ameisenbuckel auf der anderen Seite des Neckars. Somit blickten schon kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zwei von ihnen errichtete Bauwerke von beiden Seiten des Neckars auf Heidelberg herab.





Bauarbeiten auf der Thingstätte Heidelberg

Schwarz-Weiß-Fotografie, Juni 1934 bis Juni 1935

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Stadtarchiv Heidelberg

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Bauarbeiten auf der Thingstätte BILDA442.jpg
Bauarbeiten auf der Thingstätte Heidelberg


Komplizierte Bauarbeiten

Heidelberg war also als Standort für eine Thingstätte wie geschaffen. Ende Mai 1934 begannen die Bauarbeiten an der Anlage, die der Karlsruher Architekt Hermann Alker (1885–1967) entworfen hatte. Nach seinen Plänen sollte die Theaterstätte innerhalb von drei Monaten entstehen. Allerdings dauerten die Bauarbeiten zwölf Monate, denn die Arbeiten gestalteten sich aufgrund des steinigen Untergrunds als deutlich schwieriger als geplant. Durchgeführt wurden die Arbeiten hauptsächlich von Männern des Reichsarbeitsdienstes, für die der Bau der Thingstätte auch eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme darstellte. Trotz ihres enormen Arbeitseinsatzes – teilweise waren über 1000 Männer vor Ort – konnte die Thingstätte nicht wie ursprünglich vorgesehen noch im Jahre 1934 fertiggestellt werden.



Eröffnungsfeier der Thingstätte Heidelberg am 22. Juni 1935

Schwarz-Weiß-Fotografie, Juni 1935

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Stadtarchiv Heidelberg

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Stadtarchiv Heidelberg

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Eröffnungsfeier Thingstätte Heidelberg BILDA95.jpg
Eröffnungsfeier der Thingstätte Heidelberg 1935


Einweihungsfeier auf dem Heiligenberg

Die verspätete Fertigstellung hielt die Planer nicht von einer pompösen Einweihungsfeier ab. Für diese wählte man den längsten Tag des Jahres, den 22. Juni 1935 – die Weihung der Thingstätte ging also mit der Feier der Sommersonnenwende einher. Wie den Artikeln in der Heidelberger Zeitung Die Volksgemeinschaft und im Mannheimer Hakenkreuzbanner zu entnehmen ist, startete die stimmungsvolle Eröffnung mit dem Einzug zahlreicher fahnentragender Mitglieder verschiedenster NS-Organisationen, wie z. B. dem Reichsarbeitsdienst. In den Eröffnungsreden wurde etwa die Verbundenheit des „germanischen Menschen“ mit der Natur betont, die durch die Thingstätte erneuert werden würde, aber immer wieder auch die Einheit Deutschlands und die ‚Volksgemeinschaft‘ beschworen.

Neben lokalen NS-Größen waren auch Reichsstatthalter Robert Wagner und Reichspropagandaminister Joseph Goebbels anwesend, der in seiner Weiherede die kulturelle Bedeutung der Thingstätten für die nationalsozialistische Bewegung betonte. Die Veranstaltung endete nach verschiedenen künstlerischen Beiträgen mit dem gemeinsamen Singen des Horst-Wessel-Liedes.



Hakenkreuzbanner vom 24. Juni 1935

24. Juni 1935, Mannheim

Aus der Sammlung von

MARCHIVUM

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MARCHIVUM

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Hakenkreuzbanner 24.6.1935.JPG
Titelseite des Hakenkreuzbanners vom 24. Juni 1935

Diese Stätten sind in Wirklichkeit die Landtage unserer Zeit. Von diesen Steinen aus wird das neue kulturelle Leben Deutschlands entspringen.

Joseph Goebbels in seiner Rede zur Einweihung der Heidelberger Thingstätte, in: Hakenkreuzbanner vom 24. Juni 1935





Aufführung des Thingspiels "Der Weg ins Reich" im Rahmen der Reichsfestspiele in Heidelberg 1935

22. Juli 1935

Aus der Sammlung von

MARCHIVUM

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MARCHIVUM

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Das Thingspiel „Der Weg ins Reich“ auf der Heidelberger Thingstätte im Rahmen der Reichsfestspiele 1935


Vom Liebling zum Stiefkind

Nach dieser pompösen Eröffnungsfeier wurde Ende Juli 1935 im Rahmen der Heidelberger Reichsfestspiele das erste Thingspiel auf der Thingstätte aufgeführt. Zwar fand der Großteil der Reichsfestspiele im Hof der Schlossruine statt, für die Uraufführung des Thingspiels „Der Weg ins Reich“ war aber die Thingstätte vorgesehen. Diese Inszenierung dürfte nach der Eröffnungsfeier eine der ersten Veranstaltungen auf dem Heiligenberg gewesen sein. Ähnlich große Menschenmassen wie bei der Einweihung – zeitgenössische Zeitungen berichten von 20.000 Besuchern – wurden aber offenbar nicht mehr angelockt.



Postkarte Thingstätte Heiliger Berg

Postkarte, 1935

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Stadtarchiv Heidelberg

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Stadtarchiv Heidelberg

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Postkarte Thingstätte 1935.JPG
Propagandapostkarte von der „Thingstätte Heiliger Berg“ (1935)


Ausscheidungswettkämpfe der deutschen Turner zu den Olympischen Spielen 1936 in der Thingstätte auf dem Heiligenberg.

Privatbesitz, Reimer, Handschuhsheim, Schwarz-Weiß-Foto, Um 1936

Aus der Sammlung von

Stadtteilverein Handschuhsheim, www.tiefburgarchiv.de

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Stadtteilverein Handschuhsheim, www.tiefburgarchiv.de

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Ausscheidungswettkämpfe der deutschen Turner zu den Olympischen Spielen 1936 auf der Heidelberger Thingstätte


Aufgrund des ab Herbst 1935 einsetzenden Desinteresses der Nationalsozialisten an der Thingbewegung wurde die Heidelberger Anlage allerdings nur kurz für ihren ursprünglichen Zweck verwendet. Stattdessen fanden dort nun vermehrt Feiern der Hitler-Jugend, Sportveranstaltungen oder Aufführungen des Heidelberger Stadttheaters statt. Mit der Errichtung eines Flakturms 1942 wurde jedem kulturellen Betrieb ein Ende gesetzt.



Luftbild der Thingstätte Heidelberg (2022)

Digitale Fotografie, November 2022

Aus der Sammlung von

Tobias Schreiner

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Tobias Schreiner, https://www.tobias-schreiner.com/

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Massenspektakel in der modernen Ruine

Heute präsentiert sich die Heidelberger Thingstätte – umgeben von Wald – als moderne Ruine. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten recht schnell Debatten ein, ob und wie man sie nachnutzen könnte.



Evangelische Kirchenveranstaltung auf der Thingstätte unter Beteiligung des US-Armee-Musikcorps

Archiv, Holl, Schwarz-Weiß-Fotografie, ca. 1960

Aus der Sammlung von

Stadtteilverein Handschuhsheim, www.tiefburgarchiv.de

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Stadtteilverein Handschuhsheim, www.tiefburgarchiv.de

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Gottesdienst mit US-Militär.jpg
Evangelische Kirchenveranstaltung auf der Thingstätte unter Beteiligung des US-Armee-Musikcorps


Anfänge der Nachnutzung

Nach Kriegsende besaß die Thingstätte keine besonders hohe Priorität innerhalb der Stadtgesellschaft. Ab den 1950er Jahren konnte sie nach Rücksprache mit der Stadtverwaltung kostenfrei genutzt werden, wovon besonders Jugend- und Kirchengruppen, aber auch das US-Militär Gebrauch machten. Neben Gottesdiensten und Picknicks fanden dort auch Sonnenwendfeiern statt.



18.6.1992, Udo Jürgens Open Air Symphony. Die Thingstätte mit über 10.000 Besuchern überfüllt.

Nachlass Stefan Kresin, Schwarz-weiß-Foto, 1992, Heidelberg

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Stadtteilverein Handschuhsheim, https://tiefburgarchiv.de/

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Stadtteilverein Handschuhsheim, https://tiefburgarchiv.de/

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Udo Jürgens Konzert Nr. 1.jpg
Udo Jürgens Open Air Symphony auf der Thingstätte mit über 10.000 Besucher:innen im Juni 1992

Großveranstaltungen

Im Jahr 1988 beschloss der Heidelberger Gemeinderat ein Nutzungskonzept, das bis zu zwei Großveranstaltungen im Jahr erlaubte. Trotz widriger Umstände im Umfeld der Thingstätte – wie fehlende sanitäre Anlagen, wenige Parkplätze und eine schwierige Anfahrt – lockten in den kommenden Jahren Stars wie Udo Jürgens ähnliche hohe Besucherzahlen auf den Heiligenberg wie seinerzeit zur Eröffnungsfeier.





Walpurgisnachtfeier auf der Thingstätte Heidelberg

Foto-Alex, Fotografie, Heidelberg

Aus der Sammlung von

Foto-Alex

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Foto-Alex

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Walpurgisnacht auf der Thingstätte.jpg
Walpurgisfeier auf der Heidelberger Thingstätte in den 2010er Jahren


Walpurgisfeiern

Parallel entwickelte sich in den 1990er Jahren aus einem eher linksalternativen Milieu heraus die Tradition, auf der Thingstätte die Walpurgisnacht, also die Nacht zum 1. Mai, zu feiern. Diese inoffiziellen, nicht genehmigten, aber von der Stadt Heidelberg geduldeten Veranstaltungen erfreuten sich viele Jahre einer außerordentlich großen Beliebtheit, so dass zu Beginn der 2010er Jahre in der Rhein-Neckar-Zeitung von über 10.000 Besucher:innen zu lesen war.

Im Dezember 2017 erließ die Stadtverwaltung aufgrund von Sicherheitsbedenken ein Verbot der Walpurgisfeiern. Damit präsentiert sich die Heidelberger Thingstätte heute aufgrund ihrer guten Erhaltung als ein Denkmal von monumentaler Präsenz – ihre bis in die NS-Zeit zurückreichende Geschichte ist aber nur wenigen bekannt.



Thingstätte Heidelberg (2023)

Stefanie Samida, Digitale Fotografie, 2023

Aus der Sammlung von

Stefanie Samida

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Stefanie Samida

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„Must see“: Die Thingstätte als touristische Destination

Die Thingstätte wird zunehmend von Tourist:innen aufgesucht, die Heidelberg auch abseits der Altstadt kennenlernen wollen. Auf dem Touristikportal TripAdvisor finden sich zahlreiche, vor allem wertschätzende Kommentare zur Anlage. Sie gilt vielen als Insider-Tip bzw. „must see“-Destination, aber auch als ein Echo aus der Vergangenheit. Als NS-Erbe sei der Thingplatz ein Ort, an dem man einen Sinn für die jüngere Geschichte bekomme.

When you walk up the stairs you get a somewhat eerie feeling. If you close your eyes you can almost see the swastika flags and high-ranking Nazis gathering some 80yrs ago.

Kommentar auf TripAdvisor vom 26. Oktober 2017





Thingstätte Heidelberg mit Blick auf die Bühne (2022)

Digitale Fotografie, November 2022

Aus der Sammlung von

Tobias Schreiner

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Tobias Schreiner, https://www.tobias-schreiner.com/

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Die NS-Thingstätte auf dem Heidelberger Heiligenberg


Erinnerungsort

Tourist:innen, die den Weg auf den Heidelberger Heiligenberg finden, beeindruckt vor allem die Monumentalität und Materialität der NS-Ruine. Für viele wird die Vergangenheit im wahrsten Sinne des Wortes ‚begreifbar‘. Die Ruine erweist sich als Ort der (digitalen) Erinnerung, über deren erlebbare Präsenz im öffentlichen Raum die Besucher:innen mit der NS-Zeit konfrontiert werden. Die Heidelberger Thingstätte ist also mehr als nur ein Veranstaltungsort – sie trägt einen essentiellen erinnerungskulturellen Wert in sich.

Epilog

Die nationalsozialistischen Thingstätten wurden in der geschichts- und kulturwissenschaftlichen Forschung bisher kaum beachtet; nur langsam beginnt sich diesbezüglich etwas zu ändern. Im Sommersemester 2024 haben sich 16 Heidelberger Studierende in einer Lehrveranstaltung diesen monumentalen Bauwerken gewidmet, eine digitale Ausstellung erarbeitet und im besten Sinne des Wortes Public History betrieben. Ein Semester lang haben sie Literatur gewälzt, kritisch diskutiert, Inhalte erarbeitet, Quellen recherchiert – vor allem in der DDB –, sich um Anfragen bezüglich der Bildrechte gekümmert und natürlich die Ausstellungseinheiten konzipiert, verfasst und umgesetzt. Für die Inhalte der Ausstellungseinheiten zeichnen in erster Linie die studentischen Gruppen verantwortlich. Als Seminarleiterinnen gebührt ihnen unser Dank – für das Interesse an dem Thema und das große Engagement.

Es gibt Orte, die sind sichtbar, aber doch unsichtbar. Zu diesen Orten gehören zweifellos die NS-Thingstätten. Viele Geschichten haben wir hier nachgezeichnet, manche nur angerissen und wieder andere sind immer noch zu erforschen und zu erzählen.



Literaturauswahl

  • Evelyn Annuß, Volksschule des Theaters. Nationalsozialistische Massenspiele (Paderborn 2019).
  • Katharina Bosse (Hrsg.), Thingstätten. Von der Bedeutung der Vergangenheit für die Gegenwart (Bielefeld 2020).
  • Lars-Arne Dannenberg, Thingplatz Kamenz. In: Konstantin Hermann (Hrsg.), Führerschule, Thingplatz, „Judenhaus“. Orte und Gebäude der nationalsozialistischen Diktatur in Sachsen (Dresden 2014) 111-115.
  • Annette Deeken, „May, Karl“. In: Neue Deutsche Biographie 16, 1990, 519-522.
  • Emanuel Gebauer, Fritz Schaller. Der Architekt und sein Beitrag zum Sakralbau im 20. Jahrhundert (Köln 2000).
  • Glen Gadberry, The Thingspiel and „Das Frankenberger Wurfelspiel“. In: The Drama Review 24/1, 1980, 103–114.
  • Meinhold Lurz, Die Heidelberger Thingstätte. Die Thingbewegung im Dritten Reich. Kunst als Mittel politischer Propaganda (Heidelberg 1975).
  • Petra M. Martin, Die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. In: Niedersächsisches Landesamt für Denkmalpflege (Hrsg.), Unter der GrasNarbe. Freiraumgestaltungen in Niedersachsen während der NS-Diktatur als denkmalpflegerisches Thema (Petersberg 2015) 195–208.
  • Wolfgang von Moers-Messmer, Der Heiligenberg bei Heidelberg. Seine Geschichte und Ruinen (Heidelberg 1987, 3. Aufl.).
  • Nora Probst: Objekte, die die Welt bedeuten. Carl Niessen und der Denkraum der Theaterwissenschaft (Köln 2022).
  • Karlfriedrich Ohr, Die Thingstätte auf dem Heiligenberg bei Heidelberg. In: Deutsche Kunst und Denkmalpflege 47/1, 1989, 74–52.
  • Dorothea Roos, Der Karlsruher Architekt Hermann Rainer Alker. Bauten und Projekte 1921 bis 1958 (Tübingen, Berlin 2011).
  • Nadine Rossol, Performing the Nation in Interwar Germany. Sport, Spectacle and Political Symbolism 1926–36 (Houndmills u.a. 2010).
  • Samuel Salzborn, Monumentaler Antisemitismus? Das Berliner Olympiagelände in der Diskussion (Baden-Baden 2024).
  • Stefanie Samida, Die nationalsozialistischen Thingstätten nach 1945: Zwischen Verfall, Aneignung und Umdeutung. In: Joachim Otto Habeck/Frank Schmitz (Hrsg.) Ruinen und vergessene Orte. Materialität im Verfall - Nachnutzungen – Umdeutungen (Bielefeld 2023) 213–226.
  • Stefanie Samida, Sichtbar-unsichtbare Orte: NS-Thingstätten abseits vom Erinnerungsdiskurs. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 74/24, 2024, 18–24. Auch online unter: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/ruinen-2024/549184/sichtbar-unsichtbare-orte/
  • Rainer Schmitz, Heimat. Volkstum. Architektur. Sondierungen zum volkstumorientierten Bauen der Heimatschutz-Bewegung im Kontext der Moderne und des Nationalsozialismus (Bielefeld 2022).
  • Manfred Seifert, Der Thingplatz in Passau. Architektur und Baugeschichte. In: Ostbaierische Grenzmarken 41,  1999, 153–179.
  • Manfred Seifer, Thingspiele. In: Historisches Lexikon Bayerns, publiziert am 18.12.2023, URL: <https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Thingspiele>.
  • Rainer Stommer, Die inszenierte Volksgemeinschaft. Die „Thing-Bewegung“ im Dritten Reich (Marburg 1985).
  • Peter Zastrow/Hans-WernerBaurycza, Eine Stadt spielt Indianer. Aus den Anfangsjahren der Karl-May-Festspiele in Bad Segeberg (Duderstadt 2011).
  • Peter Zastrow/Hans-WernerBaurycza, Vom Steinbruch zum Freilichttheater. Vor 75 Jahren wurde die Nordmark-Feierstätte eingeweiht (Duderstadt 2012).
Thingstätten-Info: https://thingstaetten.info/de/startseite/


Eine virtuelle Ausstellung von

Die Ausstellung entstand im Rahmen der Lehrveranstaltung Die nationalsozialistischen Thingstätten: Unsichtbares Erbe sichtbar machen (Universität Heidelberg, Sommersemester 2024; Leitung: Stefanie Samida und Eva-Maria Heindl).

Team

Clotilde Antheaume, David Johannes Bühler, Anna Sophie Detscher, Ellen Fähnrich, Katharina Geiger, Finn Jarne Jasper, Anna Klinger, Laila Catharina Kloos, Johanna Lehmann, Jannik Thomas Nesselhauf, Hannah-Sophie Oehlschläger, Sándor Plangár, Linus Pascher, Tom Scheffel, Yannick Luca Sommer, Tabea Wich.

Wir danken allen Institutionen und Privatpersonen, die das Ausstellungsprojekt unterstützt und uns Fotos u.ä. zur Verfügung gestellt haben. Wir haben versucht, alle Rechte für die wiedergegebenen Abbildungen in Erfahrung zu bringen. In einigen Fällen konnten die Rechteinhaber:innen nicht zweifelsfrei ermittelt werden.

Erstellt mit :
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Ein Service von:
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Diese Ausstellung wurde am 29.10.2024 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Kult(ur)orte wird veröffentlicht von:

Universität Heidelberg


Grabengasse 1
69117 Heidelberg


gesetzlich vertreten durch

Rektorin Prof. Dr. Frauke Melchior

Telefon:
Fax:
E-Mail:  

rektorin@rektorat.uni-heidelberg.de

Inhaltlich verantwortlich:

Kurator*innen:

Stefanie Samida/Eva-Maria Heindl
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg
Historisches Seminar
Grabengasse 3–5 
D–69117 Heidelberg

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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