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aktuell, poetisch, selbstbestimmt

Wir lesen: Karin Michaëlis, Gertrud Kolmar und Adrienne Thomas

Universität Augsburg
Universitätsbibliothek Augsburg


Ausstellungsguide

Infografik

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Kurzbeschreibung
Anleitung zum Besuch der virtuellen Ausstellung
Ausstellungsguide DDSstudio.png


Wortwolke: Drei Autorinnen aus dreiundsechzig, die in der Augsburger Bibliothek der verbrannten Bücher vertreten sind

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63 Autorinnen aus der Augsburger Bibliothek der verbrannten Bücher



Drei von dreiundsechzig

Wir lesen Karin Michaëlis, Gertrud Kolmar und Adrienne Thomas – Autorinnen aus der Bibliothek der verbrannten Bücher. Warum diese drei Autorinnen? 

Sie greifen Themen auf, die nach wie vor aktuell sind: Kriegs- und Fluchterfahrungen, Pazifismus und weibliche Selbstbestimmung. Sie sind vielschreibende Frauen. Ihre Romane, Gedichte und Essays sind scharfsinnig, mutig und beobachten genau. Sie beweisen Humor und zeigen ebenso Trauer und erfahrenes Leid. Sie sind drei Frauen von vielen, die ab 1933 um Leib und Leben, Arbeit und Heimat fürchten mussten. Ob als Jüdinnen oder Pazifistinnen, ob als selbstbewusste, moderne Frauen - die Nationalsozialisten verachteten sie.

Diese Ausstellung holt ihre Werke aus dem Regal.



Auswahlprozess im Autorinnen-Seminar

Fotografie, 2022, Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Sara Deggendorfer

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entdeckt, erforscht, gestaltet

Diese Ausstellung verdankt sich einem literaturwissenschaftlichen Projektseminar an der Universität Augsburg im Wintersemester 2022/23. Die Idee war, Autorinnen aus der Bibliothek der verbrannten Bücher – Sammlung Georg Salzmann zu beleuchten, da schreibende Frauen in der Literaturgeschichte oftmals ausgeblendet werden. Bewusst sollten es daher auch drei der eher unbekannten Autorinnen sein – nicht die wenigen bekannten. Aus einer Vorauswahl von sechzehn vielversprechenden Literatinnen, die mit ausreichend Büchern in der Sammlung vertreten sind, suchten die Studierenden nach ihren Kriterien aus: Aktuell, gut zu lesen und interessant sollten sie sein. Schon der Auswahlprozess war intensiv. Danach begann für sie eine lange Phase forschenden Arbeitens und kuratorischer Praxis: Textlektüre, Archivreisen zu den Nachlässen, eigene Tonaufnahmen im Augsburger Digi:Space und Fotoshootings, bis genug Material gefunden und das Ausstellungsskript geschrieben war.



Unsere Autorinnen im Regal

Fotografie, 2022, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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In den Regalen einer Sammlung

Die Werke dieser drei Autorinnen stehen in der Augsburger Bibliothek der verbrannten Bücher – in dicht gefüllten Regalen mit über 8.350 Werken jener Schriftsteller:innen, die das nationalsozialistische Regime ächtete und verfolgte. Georg Salzmann (1929-2013) hatte die Erstausgaben jahrzehntelang gesammelt, um sie für nachkommende Leser:innen zu erhalten.


Nationalsozialistische Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz

Fotografie, 1933, Berlin

Aus der Sammlung von

United States Holocaust Memorial Museum

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NS-Bücherverbrennung vom 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz (heute Bebelplatz)


Bücherverbrennungen 1933

Nur wenige Wochen nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten hetzten deutsche Studenten gegen jüdische, linke und andersdenkende Autor:innen. In vorauseilendem Gehorsam sollten sogenannte ,undeutsche‘ Schriften landesweit aus Buchhandlungen, Leihbüchereien und Bibliotheken entfernt werden. Die Säuberungsaktion „Wider den undeutschen Geist“ gipfelte am 10. Mai in zahlreichen öffentlichen Bücherverbrennungen. Doch auch vor und nach Mai 1933 verbrannten Nazis immer wieder symbolträchtig Schriften, die sich der faschistischen Ideologie widersetzten.
Die ersten
Schwarzen Listen unerwünschter Literatur wurden in der Folge systematisch ausgeweitet. Berufsverbote und Verfolgung zwangen viele der betroffenen Autor:innen zur Flucht ins Exil.

Wurden bei den Verbrennungen 1933 auch Bücher von Kolmar, Thomas oder Michaëlis zerstört? Das ist heute schwer zu sagen. Gewiss ist jedoch: Der Vernichtungswille der Nationalsozialisten betraf sie in gleichem Maße.



Leseraum der Bibliothek der verbrannten Bücher (Sammlung Georg P. Salzmann)

Fotografie, 2021, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Zentrale Fotostelle der Universität Augsburg

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Kurzbeschreibung
In diesem Raum können Benutzer:innen die Bücher der Sammlung lesen und mit ihnen arbeiten.

Bücher, die bleiben

Die Bibliothek der verbrannten Bücher führt die einst verfemten Bücher in Originalausgaben historisch zusammen. An diesem öffentlichen Ort sind sie heute für alle Interessierten frei zugänglich. Hier haben die Studierenden des Projektseminars die drei Autorinnen entdeckt. Einzelne Erstausgaben können zudem online in der digitalen Sammlung gelesen werden. 

Thomas, Michaëlis und Kolmar haben ihrerzeit mehr geschrieben und publiziert, als heute in der Augsburger Sammlung steht. Die hier dokumentierten Bücher gewähren einen ersten Einblick in ihr vielfältiges Schaffen.

01

Krieg, Flucht und Exil ...



Krieg - Flucht - Exil: damals und heute

Fotografien in Gif-Animation, 1914-2022

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Für die Bildcollage verwendet wurden gemeinfreie Fotos aus Wikimedia Commons

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... dokumentieren

Sprechen und Schreiben über Krieg bleibt aktuell. 2022 sind mehr als 103 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. In dieser Zahl sind auch Millionen Ukrainer:innen berücksichtigt, die seit dem 24. Februar 2022 vor dem russischen Angriffskrieg flüchten müssen.* Krieg, Vertreibung und Exil wiederholen sich in der Geschichte. Ihr Ausmaß bleibt jenen, die nicht direkt betroffen sind, meist unbekannt. Damals wie heute. Im 20. Jahrhundert verdanken wir Erzählungen, Berichte und Bilder von Schlachtfeldern, von Flucht, von Kriegs- und Gefangenenlagern oftmals mutigen Schriftsteller:innen und Berichterstatter:innen.

Mid-Year Trends Report 2022 und Global Trends Report 2021 des internationalen Flüchtlingshilfswerks UNHCR



Adrienne Thomas: Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg. Ein Tagebuch. Hg. von Günter Scholdt. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2004.

Fotografie, 2023, Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Adrienne Thomas

Wie wichtig es ist, von den weitreichenden Folgen eines Kriegs zu berichten, zeigen Adrienne Thomas’ dokumentarische und literarische Texte aus den 1910er bis 1950er Jahren. In diesen verarbeitet sie ihre Erlebnisse aus dem Ersten und Zweiten Weltkrieg.

Weil sie Jüdin ist und gegen den Krieg schreibt, werden ihre Bücher 1933 verboten.



Adrienne Thomas: Tagebucheintrag vom 26. September 1915

Handschrift, 1915

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Kurzbeschreibung
Erschienen in: Thomas, Adrienne: Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg. Ein Tagebuch. Hg. von Günter Scholdt. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2004, S. 95.

Tagebuch schreiben

Als 17-jährige Schülerin meldet sich Adrienne Thomas 1914 freiwillig als Rotkreuzkrankenschwester in Metz. Die deutsch-französische Grenzstadt liegt zwar nicht in Reichweite der französischen Geschütze, aber doch so nah an der Front, dass der Lärm der Kriegshandlungen zu hören ist. Viele der Soldaten, die das Stadtbild prägen, werden in Lazaretten vor Ort behandelt.*

Thomas führt ab dem 6. März 1915 Tagebuch, bis sie am 8. Februar 1916 gemeinsam mit ihrer Familie nach Berlin zurückkehrt. Das Manuskript gewährt Einblicke in Leben und Gedanken einer jungen Frau, deren Heimat plötzlich ganz nah am Kriegsgeschehen liegt. Auf der einen Seite zählt sie kindlich die Tage bis zu ihrem achtzehnten Geburtstag und schwärmt von ihrem Freund. Auf der anderen Seite dokumentiert sie eindringlich die schweren Verletzungen der Soldaten im Lazarett.

* Vgl. Der Krieg in Metz (SR Nachrichten)



Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat. Ein Roman aus Elsass-Lothringen. Berlin: Propyläen-Verlag 1930

Fotografie, 2023, Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Kurzbeschreibung
Hardcover-Erstausgabe und kurz darauf gedruckte Broschur-Ausgabe
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Erstausgaben des Romans 1930: Broschur und Hardcover


Ein Roman entsteht

Die Katrin wird Soldat. Ein Roman aus Elsass-Lothringen: So heißt das Buch, das Thomas Jahre später auf Grundlage ihres Tagebuchs schreibt. 1930 wird der Roman in Berlin bei Propyläen veröffentlicht – und ihr erster großer Erfolg. Bereits im ersten Jahr werden über 100.000 Exemplare verkauft. Der Verlag gibt daher schnell auch eine günstige Broschur-Ausgabe heraus.

Während das Tagebuch im Hier und Jetzt des Kriegs hilft, eigenen Ängsten zu begegnen,* setzt der Roman ein engagiertes Zeichen gegen den Krieg. Er erzählt von der tragischen Liebe einer jungen, jüdischen Rotkreuzschwester, die im Ersten Weltkrieg am Metzer Bahnhof verwundete Soldaten betreut. Im Laufe der Geschichte entwickelt sie sich zu einer Pazifistin. Die Katrin ist – wie Erich Maria Remarques Im Westen nichts Neues (1928) – einer der erfolgreichsten und wichtigsten Antikriegsromane der Weimarer Republik. 

* „Metz, Dienstag, den 18. Mai 1915 [...] Ich kann nicht mehr an einen Sieg glauben. So habe ich nur noch den einen Wunsch: Daß wir bald Frieden haben, daß das furchtbare Sterben bald ein Ende nehmen möge. Ich muß heute schreiben, wenn die Verzweiflung nicht überhand in mir nehmen soll.“ (Adrienne Thomas: Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg. Ein Tagebuch, hg. von Günter Scholdt, Köln/Weimar/Wien 2004, S. 32)



Adrienne Thomas: Tagebucheintrag vom 26. September 1915

Handschrift, 1915

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Kurzbeschreibung
Erschienen in: Thomas, Adrienne: Aufzeichnungen aus dem Ersten Weltkrieg. Ein Tagebuch. Hg. von Günter Scholdt. Köln/Weimar/Wien: Böhlau 2004, S. 95.
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Tagebucheintrag vom 26. September 1915

Im Manuskript sieht man Redaktionsspuren, die in hellerem Blau mit einem anderen Stift geschrieben sind. Anscheinend hat Adrienne Thomas ihr Tagebuch später Seite für Seite durchgearbeitet und jeweils abgehakt, was im Roman verarbeitet ist. 
An anderer Stelle reißt sie Tagebuchseiten heraus und macht Textzeilen unlesbar. Dies mag unter anderem der persönlichen und historischen Distanz geschuldet sein, aus der Thomas ihre Jugendnotizen später betrachtet.



Im Vergleich der Tagebucheinträge von 1915/1916 mit den entsprechenden Passagen im Katrin-Roman von 1930 zeigen sich deutliche Parallelen. So spielt etwa der 26. September 1915 mit seinen Luftangriffen in beiden Texten eine große Rolle – ebenso die Bilder von Kriegsgräueln, ein Durchbruchsversuch der Franzosen und Engländer oder auch der Beschuss einer Festung in der Nähe von Metz.

So beginnt der Tagebucheintrag:

„Wir hören furchtbaren Kanonendonner. In der Nacht vom 24. zum 25. war das Krachen und Dröhnen so stark, dass ich gegen 4 Uhr davon aufwachte. Über eine Stunde lag ich wach. Es war eine entsetzliche Stunde.“
– Adrienne Thomas: Tagebucheintrag vom 26. September 1915, aus: Nachlass Adrienne Thomas

Im Roman heißt es:

So eine Nacht geht auch vorüber. Und das ganze Leben geht vorüber. Und das ist noch das Beste dran. Einmal wird man nicht mehr aus Träumen hochfahren, weil eine geliebte Stimme geschrien hat, weil man ein geliebtes Gesicht sah, ein lebendes Gesicht mit grauenhaft offenen, lebenden Augen über der blutigen, zerfetzten Masse eines zermalmten Körpers. [...] Franzosen und Engländern wurde ein Durchbruchsversuch vereitelt. [...] Gegen sechs Uhr waren auch noch Flieger da. Der Generalstabsbericht von heute gibt ‚Teilerfolge der Franzosen‘, den Verlust deutscher Geschütze zu.“
–  Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat. Ein Roman aus Elsass-Lothringen (1930), S. 297f. 




Zeitungsartikel: Adrienne Thomas liebt immer noch ihre Katrin. in: in: Jedioth Chadshoth vom 7.5.1971

Zeitungsausschnitt, 1971

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Zeitungsartikel (1971)

Die Katrin wird Soldat ist keine Autobiographie. Auch Thomas kommentiert später in einem Zeitungsinterview: „Man kann sich nicht hinsetzen und das Leben abschreiben. Das wäre dilettantisch.“ Was dieser deutschsprachige Artikel aus Israel allerdings verrät: Der Katrin-Roman ist selbst 41 Jahre nach seinem Erscheinen äußerst beliebt, und auch „Adrienne Thomas liebt immer noch ihre ‚Katrin‘“.*

* [Marianne]: „Adrienne Thomas liebt immer noch ihre ‚Katrin‘“, in: Jedioth Chadshoth vom 7.5.1971 (Nachlass Adrienne Thomas)





Die Katrin wird Soldat: Viele Auflagen, auch verfilmt

Fotografie, 2022, Augsburg

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Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Stapel Thomas mit DVD.jpg
„Katrin“-Buchausgaben und Verfilmung


Adrienne Thomas Die Katrin wird Soldat ist ein internationaler Bestseller: Der Roman wird vielfach neu aufgelegt und in fünfzehn Sprachen übersetzt. Daran konnten auch die Bücherverbrennungen 1933 und die Schwarzen Listen nichts ändern.
1987 - fast sechzig Jahre nach Erscheinen wird Katrin als 14-teilige Serie im deutschen Fernsehen ausgestrahlt.



Zeitungsausschnitt: Chanukka-Ratgeber für den Bücherfreund, in: Neue Welte und Judenstaat (1950)

Zeitungsartikel, Anfang Dezember 1950

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek Rechtsnachfolger unbekannt

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Kurzbeschreibung
darin zu Adrienne Thomas: Im Spiegel einer Frauenseele
Thomas_Chanukka.jpg
Zeitungsausschnitt: Neue Welt und Judenstaat (1950)


1950 empfiehlt auch der „Chanukka-Ratgeber für den Bücherfreund“ Thomas Antikriegsroman als besonders wertbeständiges Buch für die Jugend. Außerdem bemerkenswert: Thomas wird auf dieser Seite - neben den sonst nur männlichen Schriftstellerkollegen wie Stefan Zweig, Oskar Jellinek, Gerhart Hauptmann und Franz Werfel - als einzige Autorin genannt.

„Die Katrin wird Soldat“ ist ein ergreifendes Bild des ersten Weltkrieges im Spiegel des Tagebuches einer jungen Elsässerin aus den Jahren 1911–16. Der Roman war im Deutschland vor Hitler ein Bestseller gewesen. Der Erfolg war wohlverdient. [...] Eindruckvoll in seiner frühreifen Klugheit, rührend in seiner instinktiven Humanität, glänzend geschrieben, gewiß einer der Wertbeständigen der Romane des Weltkrieges 1914–18.in: Neue Welt und Judenstaat, Anfang Dezember 1950, S. 6 (Nachlass Adrienne Thomas)


Gertrud Kolmars Gedichte lesen

Fotografie, 2022, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Gertrud Kolmar

1917 veröffentlicht sie ihren ersten Gedichtband. Die zwanzigjährige Autorin Gertrud Käthe Chodziesner tritt dem Publikum darin erstmals unter ihrem Pseudonym ‚Gertrud Kolmar‘ gegenüber. Einige der Gedichte, die Kolmar während des Ersten Weltkriegs schreibt, thematisieren Kriegshandlungen und Gewalt, dokumentieren diese in poetischer Form.



Gertrud Kolmar: Erwartung (1914), Buchseite

Fotografie, 2023, Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Erwartung

Am blauen Himmel langen Friedens steigen
Die Wolken auf und decken schon den Rand;
Nun hat den Horizont ein schwüles Schweigen
Mit dichten, fahlen Schleiern überspannt.
 
Ein Wetterleuchten ist emporgesprungen –
Und alles späht. Ein Unglücksrabe krächzt –
Rings horcht’s. Ein Feld von tausend Gräserzungen
Das nach dem ersten Regentropfen lechzt.
 
Gleich einer Fürstin naht die Riesenwolke;
Es bläht sich weit ihr schleppendes Gewand;
Nun thront sie über einem bangen Volke,
Steht groß und düster an der Himmelswand.
 
Da bäumt ein Blitz sich. Donner stürzt hernieder.
Der Flammenstrahl verspritzt der Herrsch’rin Blut –
Und Regen rauscht. Der Sturm packt ihre Glieder
Und macht die Bahn frei für der Sonne Glut.

(geschrieben 1914)



Gertrud Kolmar: Abschied (1917), Buchseite

Fotografie, 2023, Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Abschied

Weil der Sommer Rosen bringt,
Bringt der Winter Schnee;
Weil ich meine Freude trag,
Trag’ ich auch mein Weh.
 
Hätt den Hut auf deinem Kopf
Niemals ich geseh’n,
Wüßt ich auch nicht wie der Helm
Deiner Stirn möcht stehn.
 
Und wenn nie solch wilder Bursch
Zu mir kommen wär,
Fiele deinem Mädchen heut
Auch kein Scheiden schwer.
 
Huscht ein Tränchen mir vom Aug
Ist’s, weil eins mich reut:
Daß wir nicht genug geküßt,
Das schmerzt mich noch heut.

(geschrieben 1917)



Gertrud Kolmar: „Gedicht XXVII“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecherin: Raphaela Deffner

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Gertrud Kolmar: „Gedicht XXVII“ (um 1920)
Gedicht XXVII

Es fallen Schüsse in den Bergen. 
Ich heb’ die Hände still zum Herzen, 
Darum ein Kranz von Tempelkerzen
S
ich weinend totbrennt, schmilzt und tropft. 

Es fallen Schüsse in den Bergen. 
Ich fühl’ an meiner Brust die Wunden, 
Die, roten Schreis, mit schaur’gen Munden
Aus ihrem weißen Schweigen klaffen. 

Es fallen Schüsse in den Bergen.
Mich will der Bahnzug meerwärts tragen, 
Doch scharf ins Hastgestampf der Wagen, 
In Dampfes Ängsten treffen sie. 

Unendlich traurig, groß am Fenster
Stehn Wolken gleich umflorten Särgen. 
Es fallen Schüsse in den Bergen: 
Ich schlag’ mein Herz auf, draus zu beten.

(geschrieben um 1920)





Gertrud Kolmar: Gedicht XXVII

Handschrift, ca. 1920

Aus der Sammlung von

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Deutsches Literaturarchiv Marbach

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D20230203-101.jpg
Gertrud Kolmar: „Gedicht XXVII“ (um 1920)


Karin Michaëlis' aufgeschlagene Bücher

Fotografie, 2022, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Karin Michaëlis

Als 1914 der Erste Weltkrieg ausbricht, ist die Dänin Karin Michaëlis als Autorin bereits etabliert und auch in Deutschland weit bekannt. Früh richtet sie den Blick auf jene, die geliebte Menschen verlieren und trauern – oftmals Frauen. Sie beobachtet und dokumentiert das Leben von Vertriebenen in Flüchtlingsunterkünften. Sie positioniert sich zu Ausgrenzung und Antisemitismus – tritt für Mitmenschlichkeit ein.

„Man erzählt von einer Mutter, die fünf Söhne im Krieg verloren hat. Sie hatte fünf Söhne und hat fünf Söhne verloren. Fünf weniger fünf ist null. Diese Rechenaufgabe löst jedes Kind, auch eins, das erst an den Fingern zählen kann. Sie ist Wäscherin, sagt man, und lebt davon, dass sie zu Familien geht, Wäsche zu waschen. Fünf Söhne! Wie reich das klingt! Um etwas zu verlieren, muss man etwas besessen haben. Sie war reich, sie hatte fünf Söhne.“
Karin Michaëlis: „Weiter leben!“, in: Weiter leben! Kriegs-Schicksale (1915), S. 153




Karin Michaëlis: Weiter leben! Kriegs-Schicksale. München: Langen 1915, Titelseite

Aus der Sammlung von

Royal Danish Library

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Royal Danish Library

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Exemplar aus der Königlichen Bibliothek in Kopenhagen, mit erläuterndem Aufkleber auf dem Titelblatt


Trost spenden

1915 erscheint in München in deutscher Übersetzung Karin Michaëlis’ Erzählband Weiter leben! Kriegs-Schicksale. Die Geschichten handeln von Frauen, die geliebte Menschen durch den Krieg verlieren – und trauern. Michaëlis widmet das Buch ihrer kurz zuvor verstorbenen jüngeren Schwester Harriet Bech Brøndum (1876-1914). 
In der titelgebenden Erzählung begegnen wir einer Wäscherin und ihren fünf Söhnen. Alle fünf waren einzigartig – alle fünf starben zu früh. Wie schafft es diese Mutter, ihrer Söhne beraubt, tagtäglich weiter in andere Häuser zu fahren und Wäsche zu waschen? Wie finden Menschen in Kriegszeiten Trost?



Karin Michaëlis: Opfer, Kriegs- und Friedensdienste an der Donau. Wien/Leipzig: Manz 1917, Titelblatt.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Michaelis_Opfer_1915.jpg
Karin Michaëlis: Opfer (1917), Titelseite


Von Geflüchteten berichten

Zwei Jahre später veröffentlicht Michaëlis Opfer. Kriegs- und Friedenswerke an der Donau. In Essays und Fotografien skizziert sie das Leben vertriebener Ukrainer:innen in einem österreichischen Flüchtlingslager. Die Geflüchteten kommen aus dem südwestlichen Staatsgebiet der heutigen Ukraine. Zuflucht suchen sie damals in weiten Teilen Europas und in Übersee.

Hier sinkt ein Kind zu Boden, da gebärt eine Frau, dort stürzt einem die einzige Kuh. Plötzlich ist ein Kind verschwunden, die Mutter läuft lange Wege zurück, es zu suchen — aber der Zug fährt weiter, vom Tode gejagt, mit Schreck als Vorspann. In allen diesen armen Seelen klingen schon in verschiedenen Zungen jene Worte, welche die ukrainischen Flüchtlinge sagen bei Tag und seufzen bei Nacht: Do domu! Do domu! Nach Hause! Nach Hause! Die Sehnsucht hat eine unheilbare Wunde in ihre Herzen gerissen. Sie sind am schlimmsten daran, weil an ihnen die Ungewißheit zehrt und zerrt. Steht die Lehmhütte noch? Lebt der Holunderstrauch noch? Blitzt noch die Kirchturmspitze im Sonnenschein?Karin Michaëlis: Opfer (1917), S. 4


Porträt: Karin Michaëlis

Fotografie

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library Fotograf: unbekannt

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Karin Michaelis Profil.jpg


Stellung beziehen

Nur etwas mehr als ein Jahrzehnt später deutet sich unter der NS-Herrschaft ein neuer Krieg in Europa an. Es erfordert eine Menge Mut, sich in dieser Zeit offen gegen Hitler, seine Gefolgsleute und Antisemitismus zu positionieren. Karin Michaëlis hat diesen Mut. Schon 1925 geißelt sie in einem Manifest den faschistischen Staat Mussolinis. 

Der Band Flammende Tage. Gestalten und Fragen zur Gemeinschaft der Geschlechter (1929) versammelt ihre Positionierungen in Essays und Zeitungsbeiträgen. Zeitlos aktuell sind die darin verhandelten Fragen von Menschlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit.

1932 beteiligt sie sich an einem Antikriegskongress in Amsterdam. 1933 nimmt Michaëlis Vertriebene in ihrem Sommerhaus auf der finnischen Insel Thurø auf, darunter ihre langjährige Freundin Helene Weigel sowie Bertolt Brecht, Maria Lazar und Rudolf Jacobi.



Michaelis: „Flammende Tage 1929, S. 157f. - Artikel: Kinder in Polen" (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecher: Lukas Kopold

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Karin Michaëlis: „Kinder in Polen“, in: Flammende Tage (1929), S. 157f.

... gegen Antisemitismus

Wieviele Juden es zahlenmäßig in Warschau gibt, weiß ich nicht, aber es macht den Eindruck, als wären die Nichtjuden in der Minderheit. Und die Juden in Warschau scheinen mit wenigen Ausnahmen von der Geburt an gehungert zu haben und unter Haß und Verfolgung aufgewachsen zu sein, so daß sie es nicht wagen, den gekrümmten Rücken aufzurichten. Sie haben jede Hoffnung auf ein menschenwürdiges Dasein aufgegeben und fristen nur dank der Zähigkeit ihrer Rasse von Tag zu Tag ein Leben, für das der Tod eine Wohltat bedeuten muß.
Glaubt nicht, daß man dazu kommt, diese Juden zu verachten! Ganz im Gegenteil, man hat Lust, jeden einzelnen zu umarmen, jedem einzelnen zuzuflüstern: ,,Bruder! Bruder! Nur noch ein wenig Geduld, und alles muß kommen, auch für dich!“ Oh, diese tiefen, glanzlosen Augen, diese eingefallenen, grüngelben Wangen, der Mund wie Blut unter dem spärlichen, schwarzen Seidenbart! Diese Frauen in ihren armseligen, schlotternden Röcken, aus denen Sonne und Wind jede Farbe gezogen haben, daß man nicht einmal den ursprünglichen Stoff erkennen kann. Seht, wie sie um die Ecken der Häuser schleichen, als fühlten sie sich verfolgt.Karin Michaëlis: ,Kinder in Polen“, in: Flammende Tage (1929), S. 157f. 


... besonders von christlicher Seite

„Ich begreife, daß Politik, Religion und Nationalismus, so traurig es auch klingt, Schranken zwischen Menschen bilden müssen. Nur eins begreife ich nicht und werde es nie begreifen: daß es noch [...] solche Dinge auf der Welt gibt wie [...] Judenhaß. Daß Christus Jude war, scheint mir weit bedeutungsvoller, als daß er von Juden verfolgt wurde. Wer mit einer neuen Lehre kommt, wird doch unweigerlich verspottet und ist verpönt. Wer seiner Zeit, sei es auch nur um eine Minute, voraus ist, wird von der Gegenwart gesteinigt. Das ist nun einmal sicher keine jüdische Erfindung! Wenn wir die Geschichte durchforschen würden, fänden wir wohl manches, was dahin deuten würde, daß Christus, wenn er in einem christlichen Lande geboren wäre, genau so von den Christen verfolgt worden wäre, als dies von den Juden geschehen.“

- Karin Michaëlis: „Jüdinnen. Erinnerungen und Bekenntnisse aus meiner Jugendzeit“, in: Flammende Tage (1929), S. 221 





Michaelis: "Flammende Tage 1928, S. 131f. - Von der Kinderseele" (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecherin: Sara Deggendorfer

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Karin Michaëlis: „Von der Kinderseele“, in: Flammende Tage (1929), S. 131f.


Kinder vor Gewalt schützen

In dem Essay Von der Kinderseele wird deutlich, wie wichtig Karin Michaëlis der Schutz von Kindern ist. Unten ist ein kurzer Ausschnitt daraus zu lesen. Die Tonaufnahme rechts gibt einen weiteren Teil wieder.

Kinderaugen sehen alles. Auch was sie nicht verstehen können, sehen sie. Es gibt wohl kaum ein Kind, das sich nicht durch schlaflose Nächte gekämpft hat, weil die Eltern miteinander böse waren. [...]                               
Könnte man nur immer jede Kindesseele wie eine wunderbare Glasvase vor Augen haben und sehen, wie harte Worte, böse Blicke, höhnische Bewegungen darin Sprünge und Kerben erzeugen!                          Karin Michaëlis: „Von der Kinderseele“, in: Flammende Tage (1929), S. 130 


Tyske soldater i konflikt med befolkningen (Deutsche Soldaten im Konflikt mit der Bevölkerung)

Aus der Sammlung von

Dänisches Freiheitsmuseum
Wikimedia Commons

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Dänen wehren sich auf der Straße gegen die deutschen Besatzer


Exil in den USA

Anfang April 1940 nehmen die nationalsozialistischen Truppen Dänemark ein. Damals sind Karin Michaëlis’ Schriften in Deutschland bereits sämtlich verboten.* Gewarnt von ihrer Freundin Elna Munch, kehrt Michaëlis nicht wie geplant von ihrer USA-Rundreise zurück. Sie bleibt während der Besatzungszeit Dänemarks (1940-1945) im amerikanischen Exil und findet erst im Juli 1946 den Weg zurück in ihre Heimat.

* Liste des schändlichen und unerwünschten Schrifttums, Stand vom 31. Dezember 1938, S. 95



Adrienne Thomas: Visum

Visum, 28.09.1948

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Adrienne Thomas: Flucht und Exil

Auch sie geht ins Exil: Nach der Annexion Österreichs fordert man Thomas im März 1938 auf, sich im Gestapo-Hauptquartier einzufinden. Dieser Bedrohung entkommt sie durch die Flucht nach Frankreich. Dort wird Thomas im Mai 1940 kurzzeitig als ‚feindliche Ausländerin‘ im Frauenlager Gurs in den Pyrenäen interniert. Zur gleichen Zeit hält man in Gurs die Philosophin Hannah Arendt und die Lyrikerin und Essayistin Emma Kann fest. Mit gefälschten Entlassungspapieren gelingt es Thomas, in ein kleines Dorf zu fliehen, von wo sie mit Hilfe des Emergency Rescue Committee in die USA ausreisen kann. 
Sie lebt in den folgenden Jahren in New York. Anders als viele andere Exilierte fasst sie dort gut Fuß, kann weiterschreiben und unter anderem als Journalistin erfolgreich ihren Lebensunterhalt bestreiten. Es entsteht ihr Exilroman Ein Fenster am East River, der in New York 1943/44 spielt.





Entwurf für einen Schutzumschlag zu Adrienne Thomas: Reisen Sie ab, Mademoiselle! (1947)

Schutzumschlag, ca. 1946

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek Umschlaggestalter:in unbekannt

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Entwurf eines Schutzumschlags zum Roman „Reisen Sie ab, Mademoiselle!“


Sie gehörten keiner Nation mehr an und keiner Heimat. Ihr einziges Vaterland war: die Freiheit.Adrienne Thomas: Reisen Sie ab, Mademoiselle! (1945), S. 268
Ihre Flucht- und Exilerfahrungen verarbeitet Thomas 1945 im Roman Reisen Sie ab, Mademoiselle!. Er handelt vom Schicksal der jungen Französin Nicole in Wien, die vor den Nazis fliehen muss. Der Umschlagentwurf zum Roman, der sich im Thomas-Nachlass findet, ist sprechend:  Hakenkreuze und bedrohte Menschenmenge zitieren bildlich das NS-Regime. Während Leinen- und Pappeinbände oft schlichter gestaltet sind, zielen Schutzumschläge wie dieser darauf, Aufmerksamkeit zu erregen und Kaufanreize zu schaffen. Hier wird den Leser:innen die Geschichte einer Frau angekündigt, deren Flucht sie auch durch Frankreich führen wird. 


Adrienne Thomas: Aktion für Frieden und Abrüstung

Typoskript, 10.06.1965

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Adrienne Thomas: „An die Aktion für Frieden und Abrüstung“ (1965)


Für Frieden und Abrüstung eintreten

Aus den grausamen und tiefgreifenden Erfahrungen der beiden Weltkriege entwickelt sich bei Adrienne Thomas eine starke pazifistische Grundhaltung, die sich auch in ihren Romanen zeigt.
Im März 1965 beginnen die USA mit der systematischen Bombardierung Nordvietnams. Unter dem Eindruck des neuerlichen Kriegs schreibt Thomas für die Friedensbewegung einen kurzen essayartigen Brief, in dem sie von ihren Ängsten um die Zukunft spricht. Vor allem mit Blick auf die Atomwaffen appelliert sie an die Vernunft der Menschen:

Wenn die Gewalt sich selbst ad absurdum führt, bleibt als letztes, was als erstes hätte stehen sollen: die Vernunft. – Zeigen wir, bis es so weit ist, offen unsere Angst. Sprechen wir wieder und wieder davon. Es ist eine der vornehmsten Aufgaben der Demokratie, laut und vernehmlich unsere Stimme zu erheben, auch im Namen jener, die in Diktaturen leben und schweigen müssen. Adrienne Thomas: „An die Aktion für Frieden und Abrüstung“  (10. Juni 1965)


Adrienne Thomas: Vortragsskript Israel vor 30 Jahren

Typoskript, Vortrag gehalten am: 24.06.1967, Vortrag gehalten in: Wien, Palais Palffy

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek [Rechtsnachfolger unbekannt]

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Grenzkonflikte in Palästina und Israel

Als Thomas 1937 nach Palästina reist, ist die Lage in Europa bereits äußerst angespannt. Ihre Erfahrungen und Eindrücke hält sie in einer Art Tagebuch fest. An eine Veröffentlichung ist 1937 nicht zu denken, weshalb Thomas eine Nachbarin bittet, die Seiten zu verbrennen. Die Nachbarin jedoch versteckt das Tagebuch vor den Nationalsozialisten. Dreißig Jahre später kann sie ihre Aufzeichnungen dadurch wieder in den Händen halten. Über dieses Erlebnis sowie über die Grenzkonflikte im früheren Palästina und heutigen Israel spricht sie 1967 bei einem Vortrag in Wien.



Adrienne Thomas am Rednerpult

Fotografie

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek Fotograf: unbekannt

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Adrienne Thomas am Rednerpult


Gertrud Kolmar mit Familie

Fotografie, 1937

Aus der Sammlung von

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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DLA

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Fotografie_Kolmar_mit_Familie_1937.jpg
Das letzte Foto der Familie Chodziesner in Finkenkrug (1937):


Kolmars Briefe ins Exil

Als Jüdin ist Kolmar vom Grauen des Nationalsozialismus in Deutschland direkt betroffen. Sie wird vertrieben, zu Zwangsarbeit verpflichtet und schließlich nach Auschwitz deportiert. Das Foto zeigt die Familie zum letzten Mal gemeinsam - v. l. n. r. stehend: Gertrud Kolmar, Schwager Peter Wenzel, Schwester Margot, Bruder Georg; v. l. n. r. sitzend: Schwester Hilde mit ihrer Tochter, Vater Ludwig, Schwägerin Thea mit ihrem Sohn.

Kolmars jüngere Schwester, die Buchhändlerin und Schriftstellerin Hilde Wenzel (1905-1972), flieht 1938 mit ihrer Familie in die Schweiz. „Trude“ hingegen bleibt in Deutschland. Der räumlichen Trennung geschuldet entsteht zwischen den Schwestern ein reger Briefwechsel. Die Briefe gewähren einen sehr persönlichen Einblick in Kolmars Leben in den Jahren der Unterdrückung und Entrechtung. Sie geben zugleich Aufschluss über ihr Selbstverständnis als Schriftstellerin. Schließlich lassen sie erahnen, wie schwer die Entscheidung gewesen sein muss, in Deutschland zu bleiben. 



Gertrud Kolmar: Briefe vom 24.11.1938 an Schwester Hilde Wenzel (Buchseite)

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Kurzbeschreibung
auch: Gertrud Kolmar: Briefe. 3., erw. und durchgeseh. Aufl. Göttingen: Wallstein 2014, S.
Brief_Kolmar_19381124.jpg
Gertrud Kolmar an ihre Schwester, 24. November 1938

Aus einem weiteren Brief, wenige Monate später:

So oft ich daran denke, tut es mir leid, daß Du Dir bei Deiner Arbeitsanhäufung um meinetwillen noch Mühe und Kosten gemacht hast. Es war ja so geplant: ich sollte zusehn, nach England zu kommen und dann versuchen, Vati auf irgendeine Art „nachzuholen“; er wollte, wenn ich selbst fortginge, die Wohnung aufgeben, die Sachen teils verkaufen, teils auf einen Speicher geben und in eine Pension, ein Heim ziehn. Dies aber, was er für sich geplant hat, ist jetzt nicht mehr ausführbar – teils aus rein äußeren, teils aus inneren Gründen – und so kommt auch für meine nächste Zukunft nur eine

Lösung

|Gestaltung| in Frage, bei der die seine mitinbegriffen ist. Wir sind gerade dabei, etwas zu unternehmen, doch kann darüber noch nicht gesprochen werden ... Gertrud Kolmar an Hilde Wenzel, 15. Februar 1939




Haus von Kolmars Familie in Finkenkrug

Fotografie, ca. 1930er Jahre

Aus der Sammlung von

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Kolmars Elternhaus in Finkenkrug, Brandenburg


1939 werden Kolmar und ihr Vater gezwungen, in ein sogenanntes ‚Judenhaus‘ in die Speyerer Straße 10 in Berlin-Schöneberg zu ziehen. Das Haus ihrer Eltern in Finkenkrug, einem Vorort von Berlin-Spandau, muss sie verlassen.* Hier hatte sie seit 1928 gelebt und eine ihrer dichterisch produktivsten Phasen durchlaufen. Wieder bezeugen die Briefe an ihre Schwester Hilde, wie fremd und in ihrem künstlerischen Schaffen beeinträchtigt sie sich an diesem zugewiesenen Wohnort in den letzten vier Jahren ihres Lebens fühlt.

*  Kolmars Cousin Walter Benjamin hat dem preußischen assimilierten Judentum in Berlin, in dem auch Kolmar aufgewachsen war, mit Berliner Kindheit um 1900 ein Denkmal gesetzt. 



Gertrud Kolmar: Gedenktafel in Berlin

Fotografie, 20. Juli 2007, Berlin, Ahornallee 37 (West)

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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User: OTFW

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Gertrud Kolmars Todeserklärung

Amtliches Dokument, 21. August 1951

Aus der Sammlung von

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Erklärung zum Tod von Gertrud Kolmar, ausgestellt 1951


In Auschwitz ermordet

Im Gegensatz zu Adrienne Thomas und Karin Michaëlis überlebt Gertrud Kolmar die NS-Diktatur nicht. Nach zwei Jahren Zwangsarbeit in der Rüstungsindustrie wird sie am 27. Februar 1943 nach einer Großrazzia der Nazis in den Berliner Fabriken ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert und dort wenige Tage später ermordet. Der knappe Vermerk „ohne Beruf“ unterschlägt sowohl ihre Verpflichtung zur Zwangsarbeit als auch ihre eigentliche Arbeit als Autorin.



Gertrud Kolmars Todeserklärung vom 02. Mai 1951

Amtliches Dokument, 02. Mai 1951

Aus der Sammlung von

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Sterbeurkunde_1951_Zuschnitt.jpg
Gerichtliche Erklärung zum Tod von Gertrud Kolmar, ausgestellt 1951

In der vom Amtsgericht ausgestellten Todeserklärung wird Kolmars Deportationstag als Datum ihres Todes festgelegt. Das Dokument aus ihrem Nachlass (DLA Marbach) ist nur eines unter vielen, das im Namen der verschwundenen Opfer des Nationalsozialismus ausgestellt wurde.



Jüdisches Leid und jüdische Identität

Ihre Eindrücke, Erlebnisse und Ängste verarbeitet Kolmar auch in ihren literarischen Texten. Einige bezeugen explizit die Verbrechen des Naziregimes und das jüdische Leid, darunter das Gedicht „Der Mißhandelte“ vom 15. Oktober 1933. Wiederholt verwendet sie in ihren Gedichten die Kröte als ein Symbol jüdischer Identität, wie in „Die Kröte“, das sie am 12. Oktober 1933 verfasst.





Gertrud Kolmar: „Der Mißhandelte“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecherin: Lucia Matischok

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Gertrud Kolmar: „Der Mißhandelte“ (geschrieben am 15.10.1933)
Der Mißhandelte 

In meiner Zelle brennt die ganze Nacht das Licht.
Ich stehe an der Wand und schlafen darf ich nicht;

Denn alle zehn Minuten kommt ein Wärter, mich zu schaun.
Ich wache an der Wand. Sein Hemd ist braun.

Die andern kehren wieder, unterhalten sich
Mit meinem Schrein und Stöhnen, lachen über mich,

Sie recken mir die Arme gewaltsam, nennen’s Sport.
Ich breche in die Knie ... und endlich gehn sie fort.

Ich sah nicht Bäume, Sonne – ob es die wirklich gibt?
Ob wo ein armes Kind noch seinen Vater liebt?

Kein Zeichen mehr, kein Brief – und ich habe doch eine Frau!
Sie sagten: Du bist rot; wir schlagen dich braun und blau.

Sie peitschten mit stählernen Ruten und mein Rumpf war bloß …
O Gott! O Gott! Nein, nein! Ich bin ja glaubenslos,

Ich habe nicht gebetet im Felde, im Lazarett,
Nur abends als kleiner Junge, und die Mutter saß am Bett.

Die Erde ist Kerkergruft, der Himmel ein blaues Loch.
Hörst du, ich leugne dich! Mein Gott ... ach, hilf mir doch!

Du bist nicht: wenn du wärst, erbarmtest du dich mein.
Jesus litt für euch alle; ich leide für mich allein.

Ich steh’ und sinke ein bei Wasser und wenig Brot
Stunden und aber Stunden. Wie gut, wie gut ist der Tod!

Hingelegt ... und verschlossen in tiefem, dunklem Schacht
Keine grelle Lampe. Nur Schlaf. Nur Stille. Nacht ...

(geschrieben am 15.10.1933)





Gertrud Kolmar: „Die Kröte“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Quelle

Sprecherin: Isabel Halden

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Gertrud Kolmar: „Die Kröte“ (geschrieben am 12.10.1933)
Die Kröte

Ein blaues Dämmer sinkt mit triefender Feuchte;
Es schleppt einen breiten rosiggoldenen Saum. 
Schwarz steilt eine Pappel auf in das weiche Geleuchte, 
Und milde Birken verzittern zu fahlerem Schaum.
Wie Totenhaupt kollert so dumpf ein Apfel zur Furche,
Und knisternd verflackert mählich das herbstbraune Blatt. 
Mit Lichtchen gespenstert ferne die düsternde Stadt. 
Weißer Wiesennebel braut Lurche.

Ich bin die Kröte. 
Und ich liebe die Gestirne der Nacht. 
Abends hohe Röte
Schwelt in purpurne Teiche, kaum entfacht. 
Unter der Regentonne
Morschen Brettern hock’ ich duckig und dick; 
Auf das Verenden der Sonne
Lauert mein schmerzlicher Mondenblick. 

Ich bin die Kröte. 
Und ich liebe das Gewisper der Nacht. 
Eine feine Flöte
Ist im schwebenden Schilf, in den Seggen erwacht, 
Eine zarte Geige
Flirrt und fiedelt am Felderrain. 
Ich horch’ und schweige, 
Zerr’ mich an fingrigem Bein

Unter fauler Planke 
Aus Morastigem Glied um Glied, 
Wie versunkner Gedanke
Aus dem Wust, aus dem Schlamm sich zieht.
Durch Gekraut, um Kiesel 
Hüpf’ ich als dunkler, bescheidener Sinn;
Tauiges Laubgeriesel, 
Schwarzgrüner Efeu spült mich dahin. 

Ich atme, schwimme
In einer tiefen, beruhigten Pracht, 
Demütige Stimme 
Unter dem Vogelgefieder der Nacht. 
Komm denn und töte!
Mag ich nur ekles Geziefer dir sein: 
Ich bin die Kröte 
Und trage den Edelstein ...

(geschrieben am 12.10.1933)



Susanna

In anderen Texten erscheinen Figuren, die Freude und Stolz über ihre jüdische Identität ausdrücken; so etwa Susanna in der gleichnamigen Erzählung. Kolmar verfasst das 42-seitige Manuskript 1939/40 in den beengten Verhältnissen des ,Judenhauses‘, ihr Schwager Peter Wenzel verwahrt es vor dem Zugriff der Gestapo. Susanna erscheint zuerst 1959 in einer Anthologie, dann 1993 im Suhrkamp Verlag.* Die Handlung entwickelt sich zwischen dem Mädchen Susanna und ihrer Erzieherin, teils auch in Dialogen - in zwei verschiedenen Sprechweisen und Sichtweisen auf die Welt. Als ihr Geliebter die Stadt verlässt, folgt Susanna ihm und stirbt auf den Gleisen seines Zuges.

„,Ich bin doch die Königstochter
,Du?
,Ich bin eine Tochter vom König David oder vom König Saul. Die lebten, das ist schon lange her; aber wir haben es nicht vergessen. Aber die anderen vielen Leute stammen nicht von Königen ab. Bloß ich. Denn ich bin eine Jüdin.Gertrud Kolmar: Susanna (1993), S. 20

*  Thomas Sparr: Nachwort“, in: Gertrud Kolmar: Susanna, Frankfurt/M.: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 1993, S. 67-91



02

Frau sein, selbstbestimmt, unabhängig



Getrud Kolmar: Weibliches Bildnis. Sämtliche Gedichte. München: dtv 1987.

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Kolmars facettenreiche Frauen

Besonders im Gedichtzyklus Weibliches Bildnis erscheinen Frauen in ihren vielfältigen sozialen und kulturellen Zusammenhängen. Kolmars „Die Landstreicherin“, „Ein Mädchen in den Gassen“, „Die Irre“ oder „Die Lumpensammlerin“ zeigen ausgegrenzte Frauenfiguren und damit gesellschaftliche Missstände. Das Gedicht „Mörder“ thematisiert sexualisierte Gewalt gegen Frauen. Aspekte von weiblicher jüdischer Identität werden in den Gedichten „Die Jüdin“, „Judith“ und „Esther“ verhandelt. In „Die Mutter“ und in „Die Tochter“ rückt der familiäre Kontext in den Vordergrund – in „Die Geliebte“ und „Nächte“ Liebesbeziehungen aus weiblicher Perspektive.
Bei aller Varietät stehen diese Frauenfiguren im Zeichen weiblicher Stärke und Autonomie, weiblicher Gemeinschaft und Solidarität.



Gertrud Kolmar: „Ein Mädchen in den Gassen“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecherin: Isabel Halden

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Gertrud Kolmar: „Ein Mädchen in den Gassen“ (1927–1932)


Ein Mädchen in den Gassen

Ein Mädchen in den Gassen
Erglüht mit roten Kerzen,
Bringt allen, die sie fassen,
Ein Stück von ihrem Herzen.
O Schrei, herausgerissen,
Ein bittersüß Konfekt!
Und wer nur angebissen,
Der warf es fort; es hat ihm nicht geschmeckt.

Sie sucht die armen Spenden,
Zertreten und zerfahren,
Sie nimmt sich bei den Händen,
Sie zerrt sich an den Haaren
Zum großen Mottenlichte,
Der tausend Männer Ziel.
Mit ihrem Angesichte
Gibt sich die stets Verlorne neu ins Spiel.

Sie bäckt umsonst noch Qualen
In würzig kleine Brote;
Für Lust mag jeder zahlen,
Das Leid verfällt dem Kote.
Da füllt sie Herd und Kasten
Mit Küssen, honigfarb;
Die Schlecker nahn und tasten,
Und keiner weiß, daß sie heut abend starb.

(1927–1932)



Gertrud Kolmars Bücher im Regal

Fotografie, 2022, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Mutter sein

Zahlreiche Gedichte der Autorin inszenieren die Frau in der Rolle als Mutter. Sie handeln von unermesslicher Mutterliebe und einem ebensolchen Schmerz aufgrund von Kindesverlust. Hier scheint auch ein autobiographisches Element auf: Kolmar wird zur Zeit des Ersten Weltkriegs unehelich schwanger und daraufhin von ihren Eltern zur Abtreibung gezwungen. Ihr einziger Roman von 1930/31 Eine Mutter handelt von einer Frau, die ihr vermisstes Kind schwer missbraucht in einer Gartenanlage findet.



Gertrud Kolmar Die Landstreicherin

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Die Landstreicherin 

Ein Leben hab ich umkrampft,
Bin zwanzig Tode gestorben,
Ward mit den Blumen zerstampft
Und mit dem Unkraut verdorben.
Die Klette fliegt nicht aus dem Schopf
Mit Gräsern und Stengeln und Strängen;
Mich schüttelt die Welt vom Kopf,
Und ich bleibe doch an ihr hängen!
 
Mein sind die Feuer der Erde
Und Wind, der zum Hüpfen geblasen;
Der Schäfer treibt morgen die Herde
Auf bröselig schwärzlichen Rasen;
Ich ward mit den Flammen vergossen
Und bin mit den Lüften verzittert,
Ich fraß meinen Feldgenossen
Und hab ihn wie Dürrholz zersplittert.
 
Die Leute kramen in Büchern
Und reißen aus jedem Gesetze
Und reiben mit sanftesten Tüchern
Nur blank ihre schuftende Hetze;
Sie haben kein Huhn gestohlen
Und schirren ergaunerten Schimmel,
Ich laufe doch nur mit den Sohlen,
Und mein Sinn steht klar wie der Himmel.
 
Sie hüten so manches Ding
Noch neben dem Essenrauche,
Darüber ich stolpre und spring
Und das ich vor allem nicht brauche.
Sie bauen wie Straßen sich aus
Und wissen nicht, wo sie enden:
Ich bin nur ein Ackerstrauß
Und halte mich selber in Händen.

(1927-1932)



Gertrud Kolmar: „Mörder“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecherin: Klara Mößnang

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Gertrud Kolmar: „Mörder“ (1927–1932)


Mörder

Die Mörder gehen in der Welt herum.
Die ganze Nacht, o Gott, die ganze Nacht!
Sie suchen dieses Kind, das in mir angefacht
So wie ein Licht, erscheinend, mild und stumm.

Sie wollen es doch löschen. Wie ein Schattenquellen
Entrinnen sie aus winkligem Gebäu,
Wie magre Katzen, die sich scheu
Hinducken über ausgetretne Schwellen.

Und ich bin an mein Bett geschweißt
Mit dürrer Kette, die der Rost zerfrißt
Und die doch schwer und gänzlich ohne Mitleid ist,
Nur eiternde Geschwulst aus meinen Armen beißt.

Der Mörder kommt ja schon. Er trägt den Hut,
Einen breiten Hut mit Turmkopf, ungeheuer;
Am Kinn sproßt kleines gelbes Feuer.
Es tanzt auf meinem Leib; es ist sehr gut ...

Die große Nase schnüffelt, längert sich
Zu dünnem Rüssel. Wie ein Faden.
Aus seinen Fingernägeln kriechen Maden
Wie Safran, fallen auch auf mich.

In Haar und Augen. Und der Rüssel tastet
Auf meine Brüste, nach den rosabraunen Warzen.
Ich seh ihn weißlich fleischlich winden sich im Schwarzen,
Und etwas sinkt an mich und keucht und lastet

Ich kann nicht mehr ... ich kann nicht ... Laß die Schneide schlagen
Als einen Zahn, der aus dem Himmel blitzt!
Zerstoße mich! Da wo der Tropfen spritzt:
Hörst du ihn Liebe Mutter sagen?

Hörst du –? O still. In meinem Schoße ruht das Beil.
Von seinen Seiten brechen eibenhaft zwei Flammen;
Sie grüßen sich und falten sich zusammen:
Mein Kind. Aus dunkelgrüner Bronze, ernst und steil.

 (1927–1932)



Gertrud Kolmar: Die Fremde (1927-1932), Buchseite

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Quelle

Foto: Johanna Krenss

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Die Fremde 

Die Stadt ist mir ein bunter Wein
Im Becher von geschliffnem Stein;
Er steht und glitzert mir zum Mund
Und malt mich ab in seinem Rund.
 
Es spiegelt sein vertiefter Kreis,
Was jeder kennt, doch keiner weiß;
Denn alle Dinge schlagen blind,
Die uns gemein und täglich sind.
 
Mir weisen Häuser schroffe Wand
Mit selbstgerechtem: „Hierzuland ...“,
Des kleinen Ladens Glasgesicht
Verschließt sich scheu: „Ich rief dich nicht.“
 
Mein Pflaster horcht und tappt den Schritt
Voll Argwohn und aus Neugier mit,
Und wo es anrührt Holz und Leim,
Da spricht es anders als daheim.
 
Der Mond zuckt rötlich wie ein Mord
Ob fernem Leibe, irrem Wort,
Wenn nachts an meiner Brust zerschellt
Der Atem einer fremden Welt.

(1927-1932)



Gertrud Kolmar: Die Jüdin (1927-1932), Buchseite

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Die Jüdin 

Ich bin fremd.
 
Weil sich die Menschen nicht zu mir wagen,
Will ich mit Türmen gegürtet sein,
Die steile, steingraue Mützen tragen
In Wolken hinein.
 
Ihr findet den erzenen Schlüssel nicht
Der dumpfen Treppe. Sie rollt sich nach oben,
Wie platten, schuppigen Kopf erhoben
Eine Otter ins Licht.
 
Ach, diese Mauer morscht schon wie Felsen,
Den tausendjähriger Strom bespült;
Die Vögel mit rohen, faltigen Hälsen
Hocken, in Höhlen verwühlt.
 
In den Gewölben rieselnder Sand,
Kauernde Echsen mit sprenkligen Brüsten –
Ich möcht eine Forscherreise rüsten
In mein eigenes uraltes Land.
 
Ich kann das begrabene Ur der Chaldäer
Vielleicht entdecken noch irgendwo,
Den Götzen Dagon, das Zelt der Hebräer,
Die Posaune von Jericho.
 
Die jene höhnischen Wände zerblies,
Schwärzt sich in Tiefen, verwüstet, verbogen;
Einst hab ich dennoch den Atem gesogen,
Der ihre Töne stieß.
 
Und in Truhen, verschüttet vom Staube,
Liegen die edlen Gewänder tot,
Sterbender Glanz aus dem Flügel der Taube
Und das Stumpfe des Behemoth.
 
Ich kleide mich staunend. Wohl bin ich klein,
Fern ihren prunkvoll mächtigen Zeiten,
Doch um mich starren die schimmernden Breiten
Wie Schutz, und ich wachse ein.
 
Nun seh ich mich seltsam und kann mich nicht kennen,
Da ich vor Rom, vor Karthago schon war,
Da jäh in mir die Altäre entbrennen
Der Richterin und ihrer Schar.
 
Von dem verborgenen Goldgefäß
Läuft durch mein Blut ein schmerzliches Gleißen,
Und ein Lied will mit Namen mich heißen,
Die mir wieder gemäß.
 
Himmel rufen aus farbigen Zeichen.
Zugeschlossen ist euer Gesicht:
Die mit dem Wüstenfuchs scheu mich umstreichen,
Schauen es nicht.
 
Riesig zerstürzende Windsäulen wehn,
Grün wie Nephrit, rot wie Korallen,
Über die Türme. Gott läßt sie verfallen
Und noch Jahrtausende stehn.

(1927-1932)



Gertrud Kolmar: Die Aztekin (1918), Buchseite

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Die Aztekin  

Ich liebe dich.
Und meine Welt ist schön
Und bunt und seltsam gnug. So komm mit mir
In meine Welt. Und greif an meine Hand –
O scheu mich nicht! – Aus meiner bunten Welt
Trug ich dies grün und rote Federkleid
Zu dir. Das dir gefällt. So rühr es an,
Und schmiege deine Finger in den Glanz,
Denn Glänzend’res und Weich’res kennst du nicht
In deiner fahlen, harten Heimat. Löse
Den sanften Flaum von meinen kleinen Brüsten,
Wenn du nur willst, und nimm ihn dir. Ich möchte
Dir soviel schenken. Doch ist wenig mein
In deinem Lande.
Sonnenhaupt, du bist
Gleich deinem großen, gold’nen Vater Licht,
Nicht Glut gleich ihm. Und in den hellen Händen
Magst du nicht meine halten. Diese Hand
Ist Nacht so wie mein Leib, so bin ich ganz
Aus tierbraunem Gestein für dich gemacht.
Ein tiefer, glimmendroter Schein durchleuchtet
Mich als ein dunkles Haus. Doch deine Mädchen
Sind weiß, sind Rosen, höchstens gelb.
 
Ich sah,
Du kehrst dich voll Ekel von mir ab,
Von meiner nackten, rötlichbraunen Haut,
Die unter starrem scharfen Armreif zittert
In deiner Kälte. – Licht, du liebst das Gold;
Ich habe Gold.
Es ist nur wenig mein
In deinem armen Lande.
Und auch Schönheit
Ist nicht mehr mein. Denn deine Brüder zögern
Vor meinem häßlich-sonderbaren Antlitz
Und flüstern staunend: Ohne hint’res Haupt
Von langem dünnen Halse schau es her;
Das sei ein Wunderding. Die enge Stirn
Sei nieder-rückgezwängt. Glattschwarzes Haar
Bau drüber steil und spitz sich auf, ein Turm.
Ich leb mit Mund und Augen, ihnen ähnlich –
Viel nackter doch mein Auge. Und die Nase
Sei fein, ganz schmal und schnabelhaft gebogen.
Ich seh auf sie mit Vogelsangesicht,
Schmück mich mit Vogelkopfputz; im Gefieder
Späh ich geduckt, ein furchtsam Tier, umher.
So hab ich auch, dem Geierweibchen gleich,
Auf dich, auf dich gewartet, Sonnensohn,
So lange.
Sieh, du ließest deine Brüder
Den zarten, winz’gen Kopf mir ganz umwinden
Mit schwerem schwarzen Schleier, daß mich keins
Aus deinem Volke mehr erblick und fürchte.
Nun bin ich blind durch dich. Ich hör dir zu,
Führ‘ hinter einem finst’ren Nebel dich
In meine Welt. Und meine Welt ist schön
Und bunt, dir seltsam fremd.
Ich liebe dich.

(1918)



Adrienne Thomas: Viktoria. Eine Erzählung von jungen Menschen. Wien/Heidelberg: Ueberreuter 1937, Buchcover

Buchcover, 1937

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek Cover: Ueberreuter-Verlag

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Thomas_Viktoria_Cover.jpg
Adrienne Thomas: Viktoria (1937), Buchcover


Mädchen Mut machen

Adrienne Thomas schreibt überwiegend Romane für Erwachsene. Doch gibt es mit Viktoria und Andrea auch zwei Erzählungen, die mutmachende Geschichten für jugendliche Mädchen enthalten. Beide Bücher erscheinen 1937 im Schweizer Atrium-Verlag, schreiben gegen eine autoritäre Erziehung an und haben emanzipatorischen Charakter.



Adrienne Thomas: Verlagsanzeige

Verlagsanzeige

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Thomas_Verlagsanzeige.jpg
Verlagsanzeige des Ueberreuter-Verlags


Leserbrief an Atrium Verlag

Leserbrief, 1955, Süchteln

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Gif_Leserbrief_1955.gif
Brief an den Atrium Verlag (1955), zwei Seiten


Lieber Verlag!

Eine vierzehnjährige Leserin ist damals von den Büchern Viktoria und Andrea so tief beeindruckt, dass sie Verlag und Autorin dringend bittet, die Reihe fortzusetzen.

Von wegen: die Erwachsenen!?

Katrin meint: „Das sind also die guten Manieren von den Erwachsenen, vor denen ich immer den Mund halten soll, wenn ich nicht gefragt bin, und wahrscheinlich nur, weil das, was mir einfällt, auch nicht dümmer ist als alles, was sie reden.“ - Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat (1930), S. 30

Als revolutionärer weiblicher Antikriegsroman nimmt auch Thomas’ Die Katrin wird Soldat eine emanzipatorische Perspektive ein. So hilft die Protagonistin bei Weitem nicht nur Verwundeten im Lazarett oder ist mit ihrer Verliebtheit beschäftigt. Das Mädchen, das kein Blatt vor den Mund nimmt und durch ihre liebenswürdig-freche Art auffällt, gibt den Leser:innen wichtige Werte mit auf den Weg: Traut euch, kritisch zu denken, und lasst euch von den Erwachsenen nicht alles vorschreiben!





Polizistin

Fotografie, 2023, Günzburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Polizistin.jpg


Lange nach Katrin: Frauen im Dienst

Frauen waren in Deutschland nicht immer für den Polizeidienst zugelassen: in Bayern als letztem Bundesland erst 1990. Bei der Bundeswehr findet die Öffnung aller militärischen Laufbahnen für Frauen sogar noch später erst 2000 statt. Dass also in Die Katrin wird Soldat eine Frau in den Kriegsdienst zieht, ist damals ebenso ein Skandalon wie ein Mittel, Frauen trotz aller Widerstände gleichberechtigt in diesem Berufsfeld zu zeigen. Verbunden ist damit außerdem der erzählerische Trick, Kriegsgräuel aus einer bis dato ungewohnten Perspektive darstellen zu können.



Bücher von Karin Michaëlis in der Sammlung Salzmann

Fotografie, 2023

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Tabus brechen

Michaëlis schreibt nicht nur viel. In ihren Büchern wird auch ohne Unterlass ausgesprochen, was bis dahin viele kaum zu denken wagen. Es geht um unabhängige Frauen, Liebschaften bis ins hohe Alter, das Erwachsenwerden von Mädchen und ihre Emanzipation von ihren Eltern. Auch die sozialen Notlagen unverheirateter Mütter sowie grundlegende und weiterführende Rechte für Frauen - all dies fassen Michaëlis Texte ohne Umschweife, mit psychologischem Feinsinn und viel Witz und Ironie in Worte. So werden die Dinge besprechbar.
Die Entrüstung lässt nicht lange auf sich warten. 



Ausschnitt aus: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 16.11.1910 (Nr. 583, 4. Beilage)

1910, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Buchvorstellung aus: Berliner Tageblatt, 19. November 1910


Ein Skandal!

Mit Das gefährliche Alter. Tagebuchaufzeichnungen und Briefe wird Karin Michaëlis 1910 auf einen Schlag auch international bekannt. Gleich in ihrem ersten Brief erklärt die vierzigjährige Ich-Erzählerin Elsie, die sich soeben von ihrem Mann hat scheiden lassen, ihrer Cousine Lily etwas für die Zeit ganz Unerhörtes: Ihre Ehe hat ihr trotz aller Harmonie nicht gereicht! Sie möchte einmal nur für sich da sein! Sie ist sich selbst ganz und gar genug:

Aber ich habe nun einmal den Einfall — oder nenne es wie Du willst — bekommen, daß ich allein leben muß. Ganz allein für mich und mit mir selbst. (S. 9)

Weiter schreibt sie an Lily - einer Chiffre für das Idealbild der Frau und Mutter zu der Zeit:

Späterhin, wenn ich ein wenig mehr zur Ruhe gekommen bin, würde ich mich sehr auf einen Brief von Dir freuen, obgleich ich ja voraussehe, daß fünf Sechstel davon von Deinen Kindern handeln werden und das sechste von Deinem Manne, während ich lieber alle sechs Teile von Dir hören möchte. (S. 12)

Voller Ironie bestärkt sie Lily in ihrer Rolle. Gleichzeitig wird deutlich, dass jene zwar, umringt von Mann und Kindern, ein glückliches Dasein in ihrer „Hängematte unter einem schattigen Baum“ fristet, aber sich dafür selbst aus den Augen verliert. 



Ausschnitt aus: Berliner Tageblatt und Handels-Zeitung vom 16.11.1910 (Nr. 583, 4. Beilage)

1910, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Berliner Tageblatt, 19. November 1910


Unabhängige Elsie ... und verstörte Rezensenten

Im Berliner Lokal-Anzeiger nennt eine Rezension Das gefährliche Alter „ein unheimliches Buch“, denn „wenn man es liest, so packt einen das Grauen.“ Es handele von der Tragik einer Frau, deren „Herz nach Blüte schreit, während ihr Körper schon verblüht.“ Dem einen ist also weibliche Sexualität ein unheimlicher Schrecken, während der andere sie pathologisiert: Das Buch decke „krankhafte sexuelle Zustände auf, die sich zweifellos weit mehr, als manche ahnen, in dem ‚gefährlichen Alter‘ einstellen.“ Selbst im „sonst sehr liberal denkenden Dänemark" habe das Buch „einen Sturm hervorgerufen, und mehrere Bibliotheken und Lesesäle weigern sich, das Werk auszuleihen und auszulegen.“ Gleichzeitig gesteht das Tageblatt zu: Sein Erscheinen sei „ein literarisches Ereignis ersten Ranges“.
„Unheimlich“ und „krankhaft“ – dabei will Elsie lediglich ihr eigenes Selbst im Blick haben und entwickeln. Ebendieses Selbst erweist sich im Roman als ein sexuell und sozial emanzipiertes. Es ist ein selbstbestimmtes, in seinem alternden Körper zufriedenes weibliches Selbst – am Anfang des Jahrhunderts (ganz offensichtlich) ein Skandal! 

Vom Kind, das erwachsen wird

Schon lang vorher bricht Michaëlis in Das Kind (1902) mit dem Tabu, über weibliche Sexualität zu sprechen – und hier speziell über die Sorgen von Kindern. In diesem Coming-of-age-Roman berichtet die heranwachsende Protagonistin Andrea überwiegend in Tagebuchform von ihrem dreizehnten bis achtzehnten Lebensjahr. Sie schreibt über die Streitigkeiten ihrer Eltern, darüber, wie sie unter ihrer Menstruation leidet und nicht weiß, wie sie ihr Erwachsenwerden und alle damit verbundenen Gefühle in Worte fassen soll. Das Buch wird von Mathilde Mann übersetzt und erscheint gleichzeitig auf Dänisch und Deutsch. Für die Autorin ist es der literarische Durchbruch. 





Karin Michaëlis: Betty Rosa. Berlin: Concordia 1908, Titelblatt.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Universitätsbibliothek Augsburg

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Karin Michaëlis: Betty Rosa (1908), Titelblatt

Betty Rosa (1908)

Behütet wächst Schülerin Betty im Hause ihrer alten Tante, Fräulein Brandt, auf. Sie hatte das Mädchen von „den Fürchterlichen“ zu sich geholt, fort aus jener Gasse, wo nachts die Prostituierten arbeiten – wie Bettys leibliche Mutter. Doch Betty ist ruhelos. Immer wieder plagen sie Kopfweh, Schuldgefühle und unheimliche Träume. Die meiste Zeit verbringt sie mit ihrem Dienstmädchen Livia. Sehnlichst träumt diese davon, eine belesene und hübsche Dame zu werden: Theater zu spielen und nie wieder väterliche Prügel oder niedere Arbeiten erdulden zu müssen. Wenn sie doch endlich ihr feuerrotes in zart-hellgelbes Haar färben könnte! Beide Mädchen fantasieren: Was nur, wenn Fräulein Brandt endlich stürbe? Nur ein kleiner Löffel Rattengift im Abendkaffee wäre nötig.
Betty geht ihren Weg und erlöst sich von Fräulein Brandt. Doch anders als gedacht führt sie der drastische Schritt in die Obhut eines älteren Mannes, zu Bierbrauer Jens Weyde ...
 



Über das Frauenwahlrecht sprechen ...

„Ich war zu einer Versammlung des Frauenwahlrechtsvereins in Belgrad eingeladen. Man kam sicher von weither zusammen, einige sogar unter schweren materiellen Opfern. Was konnte ich fremde, mit den Verhältnissen nicht vertraute und außerdem ganz unpolitische Frau diesen mit all ihrer Sehnsucht hoffenden Wesen bedeuten? Die paar Stunden, die ich unter ihnen verbrachte, waren meinerseits ein ununterbrochener Kampf mit den Tränen. Wenn ich diese Versammlung eingehend schildern wollte, würde der gedankenlose Leser vielleicht ein wenig lächeln und das möchte ich nicht.“

- Karin Michaëlis: Das Martyrium der serbischen Frau“, in: Flammende Tage (1929), S. 102





Karin Michaëlis an der Schreibmaschine

Fotografie

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library, Denmark

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Fotograf: unbekannt Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Karin Michaëlis mit Schreibmaschine


... und über das Recht, unverheiratet Mutter zu sein

Niemals, nicht als Kind, nicht als junges Mädchen und niemals später habe ich es fassen können, daß eine vom Weibe geborene Frau in Gedanken, Miene, Wort oder Handlung einer Mitschwester, die unverheiratet ein Kind bekam, etwas vorwerfen konnte. Im Gegenteil ist für mich die unverheiratete Frau doppelter Ehre wert, indem sie nicht nur die in ihren Schoß gelegte Gabe der Natur benutzt, sondern die große, schöne Verantwortung auf sich nimmt, einem neuen kleinen Menschen alles zu sein.Karin Michaëlis: Das Recht auf Mutterschaft“, in: Flammende Tage (1929), S. 21 


Karin Michaëlis mit Ehemann Sophus Michaëlis

Fotografie, 1900-1907

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library Fotograf: Julie Laurberg (1856-1925)

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Karin Michaëlis mit ihrem ersten Ehemann, dem Dichter Sophus Michaëlis


Gleichberechtigung in der Ehe ...

„Und sie lebten glücklich bis an ihr Lebensende“ das ist eine Philosophie, der sich Karin Michaëlis wohl nicht so einfach anschließen würde. Anders als ein wahr gewordenes Märchen sieht sie die Ehe eher mit viel Arbeit und Mühen verbunden. Sie berichtet oft darüber, dass sie in ihrem Leben deutlich mehr schlechte als gute Ehen beobachtet habe. Auch sie selbst hat zwei Scheidungen durchlebt. Dennoch scheint sie den Glauben an eine gute eheliche Partnerschaft nie ganz aufgegeben zu haben. Besonders in ihren journalistischen Texten spricht sie das Thema häufig an, diskutiert es und gibt Ratschläge.
Sei es die Anerkennung von Arbeit, die gerechte Verteilung von Geld zum Haushalten oder generelle Wertschätzung Michaëlis’ Geheimtipp bleibt: Gleichberechtigung führt zu einer guten Ehe.



Karin Michaelis: "Flammende Tage 1928, S. 61f. - Artikel: Talent zur Ehe" (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Quelle

Sprecherin: Lara Stuck

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Karin Michaëlis: „Talent zur Ehe“, in: Flammende Tage (1929), S. 61f.

... und deren Scheitern

Ich habe diese Frau getroffen, und meine Bewunderung und Ehrfurcht vor ihrem Glauben ist fast religiös. Als sie jung war, war ich noch nicht geboren. Sie soll wunderbar gewesen sein, begabt, eine der größten Sängerinnen ihrer Zeit. Mit zwanzig Jahren wählte sie ihren Mann. Er war sympathisch, sonst ohne Bedeutung. Unverläßlich in jeder Beziehung. Er betrog sie, mißhandelte sie, mißbrauchte ihr Genie, schurigelte sie ganz offiziell. Sie liebte ihn und - wußte von nichts, weil sie von nichts wissen wollte. Er war trotz seiner eigenen Untreue - eitel genug, um eifersüchtig zu sein. Nicht nur, daß sie die Huldigungen anderer Männer nicht entgegennehmen durfte, er duldete auch nicht, daß sie ihre Lieblichkeit den Kindern schenkte. So wurde sie eine schlechte, eine unnatürliche Mutter. Für ihn bewahrte sie bis in ein hohes Alter ihre merkwürdig unberührte Schönheit. Ihr Glaube an den sicheren Sieg gab ihr die Sprungkraft ewiger Jugend. Und dieser Sieg kam. Nun ist er ein hinfälliger Greis. Und sie ist ihm notwendiger geworden, als seine eigenen Augen. Jetzt sieht er alles ein. Jetzt bereut er. Jetzt ist sie die Einzige. Die Göttliche. Und ihr Glück ist vollkommen. Mit den armseligen Resten ihrer einst so herrlichen Stimme, mit der sie sich die Länder unterwarf, summt sie jetzt für ihn, und sein Beifall - denn jetzt erst ist diese Stimme in sein Herz gedrungen - ist ihr mehr wert, als die Huldigungen der Fürsten in vergangener Zeit.Karin Michaëlis: „Talent zur Ehe“, in: Flammende Tage (1929), S. 61f.  


03

Autorin sein, literarisches Werk



Unsere Autorinnen im Regal

Fotografie, 2022, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Quelle

Foto: Johanna Krenss

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Drei Autorinnen von dreiundsechzig

In der Bibliothek der verbrannten Bücher in der Universitätsbibliothek Augsburg stehen Originalausgaben von mehr als 300 einst verfemten Schriftsteller:innen. Darunter sind nur 63 weibliche, wobei von der Hälfte von ihnen weniger als sechs Werke vorhanden sind. Man darf sich also nicht vom ersten Blick auf die Regale leiten lassen, wenn man die Texte von Autorinnen zu Gesicht bekommen möchte. Man muss danach suchen.
Auch andere Autorinnen hätten für diese Ausstellung von den Studierenden des Projektseminars gewählt werden können: bekanntere wie Nelly Sachs, Hilde Domin oder Vicki Baum – oder andere unbekannte wie Veza Canetti, die zu Unrecht im Schatten ihres Mannes stand, Ruth Berlau, die ‚rote Ruth‘, oder Margarete Susman, der die Wendung ‚lyrisches Ich‘ zu verdanken ist. Auf drei der Unbekannten fiel die Wahl, eine kleine Auswahl nur. Sie zeigt jedoch, welche noch unbeachteten Schätze sich zwischen den Immergelesenen des 20. Jahrhunderts verbergen.



Bücherstapel Gertrud Kolmar

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Quelle

Foto: Johanna Krenss

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Gertrud Kolmar

Rund 450 Gedichte hat sie verfasst, einen Roman (Eine jüdische Mutter), eine Erzählung (Susanna) und drei Dramen.

Kolmars Texte bleiben vor allem durch ihre poetische Sprache in Erinnerung, durch lebhafte Bilder und die Darstellung intensiver Emotionen. Liebe, Beziehungen und weibliche Selbstbestimmung auf der einen Seite, Leid, Trauer und Ungerechtigkeit auf der anderen sind die zeitlosen Themen, die sie ansprechen. Angesichts der häufigen Thematisierung von schmerzvollen Gefühlen in Kolmars Texten überrascht ein Satz wie dieser aus ihrem „Gedicht XXXVIII“: „Wenn ich ernstlich traurig bin, kann ich keinen Vers mehr schreiben“ (V. 1f.). In dieser Spannung stellen Kolmars Texte zwei Seiten von Traurigkeit dar: das sich mitteilende und nach außen dringende Gefühl sowie eine absolute Sprachlosigkeit.





Gertrud Kolmar: „Gedicht XXXVIII: Ende“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Quelle

Sprecherin: Lucia Matischok

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Gertrud Kolmar: „Gedicht XXXVIII: Ende.“ (um 1920)


Gedicht XXXVIII: Ende.

Wenn ich ernstlich traurig bin,
Kann ich keinen Vers mehr schreiben;
Ich sitze schweigend im Kahn
Und laß mich stromabwärts treiben.
Ich werde kein Ruder finden,
Ich werde kein Steuer brauchen;
Wenn meine Liebe, mein Leid es will,
Mag ich kentern und tauchen.

Wenn ich ganz verzweifelt bin,
Kann ich nicht bemessend klügeln:
Mein Schrei ist schrill und gehetzt –
Soll ich ihn greifen und zügeln?
Nie werden zerlumpte Gedanken mehr
Glatte, glänzende Zeilen;
Mein Herz ist ein blutiger Klump, 
Da kann ich nichts formen noch feilen.

Der tiefste Gram kennt keinen Reim,
Läßt sich nicht in Büchern sammeln;
Er ist im wilden Land daheim,
Wo kindliche Laute noch stammeln.
Find ich ihn in mir, so find’ ich auch Gold,
Einen Leuchter zu schmieden:
Ich will ihn zünden und schlafen gehen
In Frieden.

(um 1920)



Gertrud Kolmar: Gedicht XXXVIII

Handschrift, ca. 1920

Aus der Sammlung von

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Quelle

Deutsches Literaturarchiv Marbach

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Gertrud Kolmar: „Gedicht XXXVIII: Ende.“ (um 1920)

Fortbestehen

Trotz Kolmars frühen Todes konnte ihr Werk überleben. Dass ihr Nachlass nicht von den Nationalsozialisten zerstört werden konnte, verdankt sich einem Netz aus Kolmar-Sympathisant:innen, das ihre Werke versteckte und sich um deren Erhalt kümmerte. Kolmars Texte sind vielfach veröffentlicht und zugänglich, doch in den Reihen namhafter Lyriker:innen des 20. Jahrhunderts ist ihr Name auch heute oftmals nicht zu finden. Umso erfreulicher, dass in jüngerer Zeit vermehrt zu ihrem Werk geforscht und publiziert wird.*

* Zuletzt erschienen: Friederike Heimann: In der Feuerkette der Epoche. Über Gertrud Kolmar, Berlin: Jüdischer Verlag 2023





Gertrud Kolmar: „Die Dichterin“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Sprecherin: Klara Mößnang

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Gertrud Kolmar: „Die Dichterin“ (1927–1932)
Die Dichterin

Du hältst mich in den Händen ganz und gar.

Mein Herz wie eines kleinen Vogels schlägt
In deiner Faust. Der du dies liest, gib acht;
Denn sieh, du blätterst einen Menschen um.
Doch ist es dir aus Pappe nur gemacht,

Aus Druckpapier und Leim, so bleibt es stumm
Und trifft dich nicht mit seinem großen Blick,
Der aus den schwarzen Zeichen suchend schaut,
Und ist ein Ding und hat ein Dinggeschick.

Und ward verschleiert doch gleich einer Braut,
Und ward geschmückt, daß du es lieben magst,
Und bittet schüchtern, daß du deinen Sinn
Aus Gleichmut und Gewöhnung einmal jagst,

Und bebt und weiß und flüstert vor sich hin:
Dies wird nicht sein. Und nickt dir lächelnd zu.
Wer sollte hoffen, wenn nicht eine Frau?
Ihr ganzes Treiben ist ein einzig: Du ...

Mit schwarzen Blumen, mit gemalter Brau’,
Mit Silberketten, Seiden, blaubesternt.
Sie wußte manches Schönere als Kind
Und hat das schönre andre Wort verlernt. –

Der Mann ist soviel klüger, als wir sind.
In seinem Reden unterhält er sich
Mit Tod und Frühling, Eisenwerk und Zeit;
Ich sage: Du ... und immer: Du und ich.

Und dieses Buch ist eines Mädchens Kleid,
Das reich und rot sein mag und ärmlich fahl,
Und immer unter liebem Finger nur
Zerknittern dulden will, Befleckung, Mal.

So steh’ ich, weisend, was mir widerfuhr;
Denn harte Lauge hat es wohl gebleicht,
Doch keine hat es gänzlich ausgespült.
So ruf ich dich. Mein Ruf ist dünn und leicht.

Du hörst, was spricht. Vernimmst du auch, was fühlt?

(1927–1932)





Gertrud Kolmar: „Nachruf“ (vorgelesen)

Tonaufnahme, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Quelle

Sprecherin: Raphaela Deffner

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Gertrud Kolmar: „Nachruf“ (ca. 1933–1934)

Über „Nachruf“

Das hier zu hörende Gedicht „Nachruf“ entstammt ursprünglich Kolmars Gedichtzyklus Robespierre (1933/34), der sich eingehend mit der französischen Revolution auseinandersetzt. Thematisiert wird die gesellschaftliche Ungerechtigkeit in der Art, wie die Gewalt des Henkers an den Vielen sowie Armut dargestellt wird. Das lyrische Ich könnte als Inszenierung Robespierres ausgelegt werden, für den Kolmar ebenso wie für die französische Revolution und das Ende des Absolutismus großes Interesse zeigt - auch in einem  Essay über Robespierre.* Gleichzeitig lässt sich in „Nachruf“ die Stimme einer Dichterin vernehmen, die ihren eigenen Tod imaginiert. Von dort aus spricht sie in die Nachwelt und hebt vor allem das eigene Vergessenwerden heraus.

*Gertrud Kolmar: „Das Bildnis Robespierres“, in: Dies.: Das lyrische Werk. Anhang und Kommentar, hg. v. Regina Nörtemann, Göttingen: Wallstein 2003, S. 19–52





Bücherstapel Karin Michaëlis

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Quelle

Foto: Johanna Krenss

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Karin Michaëlis

Im Laufe ihres Lebens schreibt Michaëlis 36 Romane für Erwachsene, neun Kinderbücher, zwei Autobiographien, außerdem Dokumentationen und zahlreiche journalistische Artikel. Die Inhalte ihrer Bücher und Schriften sind feministisch, sprechen Tabus aus und sind kritisch gegen die Verfolgung und Vernichtung jüdischer Menschen. Sie richten sich damit in jeder Hinsicht gegen die nationalsozialistische Ideologie. Deshalb verbietet der NS-Staat ihr gesamtes Werk. Doch Michaëlis ist nicht zum Schweigen zu bringen: In den 1930er Jahren ist sie weit über die dänischen Grenzen hinaus populär, viele ihrer Texte werden übersetzt und auch in Deutschland ist und bleibt sie zu dieser Zeit bekannt.





Mathilde Mann (1859-1925)

Fotografie, unbekannt

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Quelle

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Kurzbeschreibung
Übersetzerin von Karin Michaëlis' Texten
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Mathilde Mann (1859-1925), Übersetzerin mit Ehrenpromotion


Die Übersetzerin: Mathilde Mann

Michaëlis hätte in Deutschland nicht ohne ihre Übersetzerin Mathilde Mann (1859-1925) bekannt werden können: Dreizehn Romane wurden durch sie ins Deutsche übertragen.
Mathilde Mann, geborene Scheven, beherrscht Französisch, Englisch, Italienisch, Dänisch, Schwedisch und Norwegisch, übersetzt aber überwiegend skandinavische Werke. 1878 heiratet sie den Königlich-Dänischen Konsul Friedrich Johann Bernhard Mann, aus dessen Familie unter anderem Thomas Mann entstammt.
Nachdem das Geschäft ihres Mannes Konkurs gegangen ist, ziehen sie nach Kopenhagen, wo sie sich als Übersetzerin einen Namen macht. Mit ihrer steigenden wirtschaftlichen Unabhängigkeit kommt es 1892 zur Trennung. 1895 zieht sie nach Deutschland. Hier überträgt sie unter anderem Werke von Henrik Ibsen und Hans Christian Andersen ins Deutsche.

1910 erhält sie für ihre Verdienste um die dänische Literatur die Goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft Ingenio et arti. Die Universität Rostock, an der sie ab 1921 als Lektorin für dänische Sprache unterrichtet, ehrt sie 1924 als erste Frau ohne akademische Laufbahn mit der Ehrenpromotion zur Dr. phil. h. c.



Karin Michaëlis: Bibis große Reise. Band. 2. Berlin: Herbert Stuffer 1930, Abbildung neben Titelblatt.

1930

Aus der Sammlung von

Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

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Digitalisiert durch Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg

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Karin Michaëlis: Bibis große Reise (1930)


Bibi-Bücher

Jedes Kind kennt Pippi Langstrumpf aber kaum eines kennt Bibi, ihre Vorgängerin. Gemeinsam mit Hedvig Collin veröffentlicht Karin Michaëlis 1928 bis 1938 die Kinderbuchreihe Bibi. Darin zeichnet sie ein mutiges Mädchen, das sich keineswegs im Schatten der weltbekannten Pippi Langstrumpf verstecken muss. Es diente Astrid Lindgren womöglich als Vorbild.

Michaëlis, selbst kinderlos, engagiert sich auch im deutschen Sprachraum für die Reformpädagogik und ist damals schon der Meinung, dass zwischen Mädchen und Jungen kein Unterschied gemacht werden solle. Mit ihren Bibi-Büchern bestärkt sie ihre jungen Leser:innen darin, mutig und selbstbewusst Neues zu wagen sowie hilfsbereit und neugierig gegenüber dem Unbekannten zu sein. Die Themen sind aktueller denn je: Die junge Heldin setzt sich für schwache und sozial benachteiligte Menschen ein und kritisiert den Umgang mit Tieren in Zoos oder bei Tiertransporten. Bibi bricht auf ihren Reisen quer durch Europa und Amerika mehr als einmal die Regeln. Ihren alleinerziehenden Vater bringt sie damit nicht selten um den Verstand.



Karin Michaelis: Familie Worm

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Familie Worm (1928)

Ein weiterer Roman von vielen: An ihrem fünfundzwanzigsten Hochzeitstag verlässt eine Frau ihre Familie, um als Malerin unabhängig zu werden und sich selbst zu verwirklichen. Anders als Elsie Lindtner aus Das gefährliche Alter (1910) oder Nora aus Henrik Ibsens Drama Nora oder ein Puppenheim (1879) hat diese Protagonistin Kinder. Nachdem sie als Malerin scheitert, nimmt sie sich das Leben, allerdings nicht ohne ihrem egozentrischen und unaufrichtigen Ehemann eine Notiz zu hinterlassen: „Henrik, du hattest ja Recht!“



Porträt: Karin Michaëlis

Fotografie, unbekannt, ca. 1890-1920

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Fotograf: unbekannt Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Karin Michaëlis in ihrem Arbeitszimmer


„Das Los des Künstlers ist das größte, das schönste, das schwerste, das einem Menschen zuteil werden kann.“
– Karin Michaëlis: „Selma Lagerlöf“, in: Flammende Tage (1929), S. 178


Karin Michaëlis bei einer Ansprache

Fotografie, ca. 1930-1950

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library Fotograf: unbekannt

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Reden, Reisen und journalistische Tätigkeit

Karin Michaëlis veröffentlicht zeitlebens in Zeitschriften und Zeitungen, darunter auch in deutschsprachigen wie Die ZEIT und Neue freie Presse. Von ihr sind 141 Artikel allein in der dänischen Tageszeitung Politiken publiziert. Besonders produktiv ist sie zwischen 1911 und 1926. Gerade hier positioniert sie sich zu gesellschaftlichen Themen, die ihr auf dem Herzen liegen: Gleichberechtigung von Frauen, Ehe und Kindererziehung. Sie schreibt auch gegen den sich deutlich zeigenden Antisemitismus.
Sie unternimmt früh weite Reisen - wie mit ihrem Mann Sophus Michaëlis 1904 nach Ägypten -, besucht ihre Freundin Eugenie Schwarzwald in Wien, wo diese eine Reformschule gegründet hat, und hält im In- und Ausland Vorträge. 1926 wird sie als Vertreterin Dänemarks zum ersten Kongress der paneuropäischen Bewegung nach Wien eingeladen, wo sie für die Idee einer Europäischen Union eintritt - den Verzicht der Einzelstaaten auf ökonomische und politische Grenzen bei Erhalt der inneren und kulturellen Angelegenheiten -, um den Gefahren der nationalstaatlichen Ideologien etwas entgegenzusetzen. 1937 ist sie als Rednerin auf einem internationalen Schriftstellerkongress in Paris eingeladen, was auch ein Zeichen für ihren damaligen hohen Bekanntheitsgrad ist.



Filmstill: The Dangerous Age (USA 1923)

Aus der Sammlung von

University of Washington
Wikimedia Commons

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Filmstill von „The Dangerous Age“ (USA 1923) mit Cleo Madison und Lewis Stone


International verfilmt

Auch Hollywood interessiert sich für die Plots und Stories der Karin Michaëlis. Ihr Skandal-Roman Das gefährliche Alter (1910) kommt 1923 in die US-amerikanischen Kinos. In Deutschland wird er 1927 erfolgreich unter der Regie von Eugen Illés mit Asta Nielsen in der Rolle der Elsie Lindtner verfilmt. Am 17. November feiert das Stummfilmdrama im Berliner Ufa-Palast Premiere.

Weitere Romane werden in Deutschland verfilmt: 1919 Die Okarina, basierend auf Michaëlis’ Treu wie Gold (1911), und ein Jahr später, wiederum mit Asta Nielsen in der Hauptrolle, Graf Sylvains Rache, nach Michaëlis’ gleichnamigen Buch von 1913. Gemeinsam mit Bobby E. Lüthge schreibt die Autorin zudem das Drehbuch zum Film Die heilige Lüge (1927).



steigt aus dem Flugzeug aus: Karin Michaelis

Fotografie, 1940 - 1950

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library, Denmark

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Fotograf: unbekannt Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library

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Zurück in Dänemark

Auch im Exil schreibt Karin Michaëlis weiter und hält Vorträge gegen Antisemitismus und Judenverfolgung. Ihre Werke sind verbrannt und zensiert und trotz ihrer Aktivität und ihres langjährigen großen Erfolgs gerät sie langsam in Vergessenheit. Aufgrund von Geldsorgen verbringt sie mehrere Monate bei Helene Weigel und Bertolt Brecht, denen sie zuvor bei ihrer Flucht half. 1946 erscheint ihre Autobiographie Little Troll in englischer Sprache. Im selben Jahr, am 9. Juli, kann sie nach Dänemark zurückkehren.



Bücherstapel Adrienne Thomas

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Andrea Voß

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Adrienne Thomas

In Adrienne Thomas’ Werken verbinden sich erfrischende Leichtigkeit, Humor und bitterer Ernst auf eine Art, dass auch schwere Themen wie Krieg und Flucht einem breiten Lesepublikum zugänglich werden. Damit steht sie in der Tradition einer auch ernsthaften Unterhaltungsliteratur zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

Die Katrin wird Soldat (1930) ist Thomas’ größter Erfolg und literarischer Durchbruch. Doch schon davor schreibt die Autorin Beiträge unter anderem für die Vossische Zeitung. Bis 1955 erscheinen fünf weitere Romane sowie drei Erzählungen für die Jugend. Zurück in Europa veröffentlicht sie ab 1948 eine literarische Artikelserie in der Wiener Tageszeitung Neues Österreich, die 1950 als Da und dort auch in Buchform erscheint.





Adrienne Thomas: Typoskript "Ich habe niemals ein Buch schreiben wollen"

Typoskript

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Adrienne Thomas: Typoskript „Ich habe niemals ein Buch schreiben wollen“


Vom Preisausschreiben zur Bestsellerautorin

In ihrem Tagebuch erscheinen die Notizen und Kriegsaufzeichnungen für Thomas zunächst nur als Ballast, den sie verdrängen möchte. Trotzdem kann sich die Autorin nicht von ihren Mitschriften lösen. Durch sie erkennt Thomas bald ihren Hang zum Schreiben.
Das Preisausschreiben eines englisch-amerikanischen Verlags gibt den Auslöser, ihren Katrin-Roman fertigzustellen und zu veröffentlichen. Der Preis ist gedacht „für den besten deutschen Roman eines unbekannten Autors.“ Lakonisch kommentiert Thomas: „Unbekannt - diese Bedingung rechtfertigte ich in jeder Beziehung.“*

* Adrienne Thomas: „Ich habe niemals ein Buch schreiben wollen“ (undatiertes, unveröffentlichtes Typoskript aus dem Nachlass)



Adrienne Thomas: Antrag auf Namensänderung

Antragsdokument, 1947

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literarische Identität

1947 legt Adrienne Thomas in New York ihren bürgerlichen Namen Hertha Lesser, geborene Strauch, ab. Ihr literarisches Pseudonym ‚Adrienne Thomas‘ wird damit zu ihrem offiziellen Namen. Die Wahl ihres Pseudonyms erklärt sie später so:

In meiner Familie gab es den Namen Thomas. Und Adrienne hat mir gefallen. Das ist ein internationaler Name. Der kann überall richtig ausgesprochen werden. Eigentlich wollte ich mein erstes Buch unter dem Namen meines ersten Mannes machen. Und dann hab’ ich mir gedacht, vielleicht wird er dann immer gefragt: Sind Sie der Mann von ... Und das wollte ich nicht.Armin Strohmeyr: Adrienne Thomas (2008), S. 218


Adrienne Thomas: Da und dort (1950)

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Eine ganze Reihe Bücher

Adrienne Thomas scheint aus heutiger Sicht fast ein ‚One-Hit-Wonder‘ zu sein. Wenn von ihr als Autorin gesprochen wird, dann meist im Zusammenhang mit ihrem Bestseller Die Katrin wird Soldat. Dadurch gerät schnell in Vergessenheit, was noch an lesenswerten Büchern von ihr in den Regalen steht.

Kleine Kostprobe gefällig?



Adrienne Thomas: Dreiviertel Neugier (1934)

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Dreiviertel Neugier

Er erscheint im März 1934 in Amsterdam im wichtigen Exilverlag Allert de Lange: Thomas’ zweiter Roman Dreiviertel Neugier. Mit dem Handlungsort Magdeburg wählt sie eine Stadt aus, in der sie selbst sechs Jahre lang gemeinsam mit ihrem ersten Ehemann Arthur Lesser lebt. Der Roman beginnt mit einer Beschreibung der Silhouette von genau dieser Stadt.

Die Erstauflage von 6.000 Stück ist bis Jahresende praktisch vergriffen und muss nachgedruckt werden. In der Augsburger Sammlung findet sich ein Exemplar dieser ersten Auflage.



Adrienne Thomas: Markusplatz um vier (1955)

Fotografie, 2022, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Markusplatz um vier

„Dorli hat noch nie so aufregende Ferien erlebt wie diese Wochen an der Adria.“ Bei einem Besuch in Venedig überschlagen sich die Ereignisse für die Protagonistinnen Dorli und Theresa, sodass sie sogar vor der Polizei flüchten müssen. Mit Markusplatz um vier legt Thomas 1955 einen weiteren spannenden Roman vor.



Adrienne Thomas: Todesanzeige

1980, Wien

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Dauerhafte Würdigung

Thomas ist hauptsächlich in den 1930er bis 1960er Jahren schriftstellerisch tätig und begeistert zu dieser Zeit mit ihren Werken ein Millionenpublikum. Das österreichische Unterrichtsministerium würdigt ihr literarisches Schaffen sogar 1973 mit einem Professorentitel.*

* Vgl. Susanne Blumesberger: „Thomas, Adrienne“, in: Dies. (Hg.): Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen, Bd. 2, Wien: Böhlau 2014, S. 1143





Adrienne Thomas gibt ein Autogramm

Fotografie

Aus der Sammlung von

Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek

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Literaturarchiv, Österreichische Nationalbibliothek Fotograf: A. Bellingrath [Rechtsnachfolger unbekannt]

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Adrienne Thomas gibt ein Autogramm

04

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Karin Michaëlis: Porträtfoto (ca. 1900-1907)

Fotografie, 1900-1907

Aus der Sammlung von

The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library, Denmark

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Institution: The Royal Library: The National Library of Denmark and Copenhagen University Library Fotograf: Julie Laurberg (1856-1925)

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Karin Michaëlis (1872–1950)

  • 20. März 1872: geboren in der jütländischen Stadt Randers in Dänemark als Katharina Marie Bech-Brøndum
  • Erst Studium der Musik und dann der Literatur 
  • 1895: Heirat mit dem Schriftsteller Sophus Michaëlis; 1911 Scheidung
  • 1910: Veröffentlichung von Der kleine Kobold und Das gefährliche Alter
  • 1912: Heirat mit dem norwegisch-amerikanischen Akademiker Charles Stangeland; 1930 Scheidung
  • Erster Weltkrieg: Tätigkeit im Kinderhilfswerk in Österreich
  • 1927: Wissenschafts- und Kunstpreis Tagea Brandts Rejselegat
  • 1932: Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und Orden des Weißen Löwen in der Tschechoslowakei
  • 1933: Aufnahme von in Deutschland unerwünschten Künstler:innen wie Helene Weigel, Bertolt Brecht, Rudolf Jacobi, Maria Lazar
  • 1940: Emigration in die USA
  • 9. Juli 1946: Rückkehr nach Dänemark 
  • 1947: Literaturpreis „Drachmannlegatet“ 
  • 11. Januar 1950: gestorben in Kopenhagen




Bücherstapel Karin Michaëlis

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Foto: Johanna Krenss

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Werke

Aufgeführt sind alle Texte von Karin Michaëlis, die auch auf Deutsch erschienen sind.

Romane

  • Der Richter. Stuttgart: A. Juncker 1903. [Dän.: Birkedommeren. Kopenhagen: Salmonsen 1901.]
  • Das Kind. Berlin: A. Juncker 1902. [Dän.: Barnet. Kopenhagen: Gyldendal 1902.]
  • Das Schicksal der Ulla Fangel. Eine Geschichte von Jugend und Ehe. Berlin: A. Juncker 1902. [Dän.: Lillemor. Kopenhagen: Gyldendal 1902.]
  • Der Sohn. Berlin: A. Juncker 1904. [Dän.: Sønnen. Kopenhagen: Gyldendal 1903.]
  • Gyda. Leipzig: Insel 1905. [Dän.: Gyda. Kopenhagen: Gyldendal 1904.]
  • Backfische. Eine Sommererzählung. Leipzig: Poeschel und Trepte 1905. [Dän.: Backfische. Sommerfortælling. Kopenhagen: Gyldendal 1904.]
  • Der Mönch geht auf die Wiese. Stuttgart: A. Juncker 1906. [Dän.: Munken gaar i Enge. Kopenhagen: Gyldendal 1905.]
  • Däumelinchen. Erzählung. Berlin: Concordia 1909. [Dän.: Tommelise. Fortælling. Kopenhagen: Gyldendal 1906.]
  • Rachel, ein Ghetto-Roman. Berlin: Concordia 1910. [Dän.: Ghettoens Blomst. Kopenhagen: Gyldendal 1907.]
  • Die junge Frau Jonna. Stuttgart: A. Juncker 1908. [Dän.: Kyllingesorger. En lille Roman. Kopenhagen: Gyldendal 1907.]
  • Über allen Verstand. Stuttgart: A. Juncker 1908. [Dän.: Over al Forstand. Fortælling. Kopenhagen: Gyldendal 1907.]
  • Betty Rosa. Berlin: Concordia 1908. [Dän.: Betty Rosa. En ung Kvindes Roman. Kopenhagen: Gyldendal 1908.]
  • Treu wie Gold. Berlin: S. Fischer 1911. [Dän.: Tro som Guld. Fortælling. Kopenhagen: Gyldendal 1909.]
  • Das gefährliche Alter. Berlin: Concordia 1910. [Dän.: Den farlige Alder. Breve og Dagbogsoptegnelser. Kopenhagen: Gyldendal 1910.]
  • Elsie Lindtner. Berlin: Concordia 1911.
  • Das Buch von der Liebe. München: A. Langen 1913. [Dän.: Bogen om Kærlighed. Kopenhagen: Gyldendal 1912.]
  • Graf Sylvains Rache. München: A. Langen 1913. [Dän.: Grev Sylvains Hævn. Kopenhagen: Gyldendal 1913.]
  • Die neuen Weiber von Weinsberg. Roman. Berlin: Ullstein 1916.
  • Ehegatten. Roman. Berlin: Ullstein 1919. [Dän.: Atter det skilte -. Novelle. Kopenhagen: Gyldendal 1918.]
  • Die große Beichte. Roman. Berlin: Ullstein 1919.
  • Don Juan im Tode. Wien: Donau Verlag 1921. [Dän.: Don Juan – efter Døden. Kopenhagen: Steen Hasselbalch 1919.
  • Harfe des Eros. Berlin: Drei-Kegel-Verlag 1928. [Dän.: Lille unge Kone. Kopenhagen: Gyldendal 1921.]
  • Das Mädchen mit den Scherben. Gunhilds Kindheit. Roman. Potsdam: G. Kiepenheuer 1925. [Dän.: Pigen med Glasskaarene. Kopenhagen: E. Jespersen 1924.]
  • Mette Trap. Roman. Potsdam: G. Kiepenheuer 1925. [Dän.: Mette Trap og hendes Unger. Kopenhagen: Gyldendal 1922.]
  • Die sieben Schwestern. Potsdam: Gustav Kiepenheuer 1924. [Dän.: Syv Søstre sad -. Kopenhagen: E. Jespersen 1923.]
  • Der Baum der Erkenntnis. Potsdam: G. Kiepenheuer 1925-1931 [5 Bände]. [Dän.: Træet paa godt og ondt. Kopenhagen: E. Jespersen 1924-30.]
  • Die Perlenkette. Potsdam: Gustav Kiepenheuer 1927. [Dän.:  Perlerne. København. E. Jespersen, 1927.]
  • Bibi, Leben eines kleinen Mädchens. Berlin: H. Stuffer 1929. [Eng.: Bibi. A Little Danish Girl. New York: Doubleday, Doran 1928.]
  • Familie Worm. Roman. Potsdam: Gustav Kiepenheuer 1928.
  • Rachel van Grooten. Berlin: Neufeld & Henius 1929.
  • Herr und Mädchen. Berlin: Kiepenheuer 1930. [Dän.: Pigen, der smilede. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1929.]
  • Vagabundin des Herzens. Berlin: G. Kiepenheuer 1932. [Dän.: Hjertets Vagabond. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1930.]
  • Bibis große Reise. Berlin: H. Stuffer 1930. [Dän.: Bibis store Rejse. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1930.]
  • Justine. Roman. Berlin: Universitas 1933. [Dän.: Justine. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1931.]
  • Bibi und Ole. Berlin: H. Stuffer 1931. [Dän.: Bibi og Ole. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1931.]
  • Bibi und die Verschworenen. Berlin: H. Stuffer 1932. [Dän.: Bibi og de Sammensvorne. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1932.]
  • Die grüne Insel. Buch für die Jugend. Berlin: Herbert Stuffer 1933.
  • Nielsine, die Mutter. Zürich: Humanitas 1936. [Dän.: Mor. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1935.]
  • Bibi in Dönemark. Berlin: H. Stuffer 1935. [Dän.: Bibi paa Ferie. Kopenhagen: Jespersen & Pios 1935.]
  • Die Gormsenkinder. Zürich: Humanitas 1936. [Dän.: Lotte Ligeglad. Kopenhagen: Gyldendal 1936.]
  • Bibi lernt Landwirtschaft. Zürich: Rascher 1938.
  • Die fröhliche Schule. Wien: Löcker Verlag 2019. [Dän.: Glædens Skole. Kopenhagen: Gyldendal 1914.]

Erzählungen

  • Geistig Arme. Erzählungen. Berlin: Iris 1903. [Dän.: Fattige i Aanden. Kopenhagen: Salmonsen 1901.][Dän.: Hellig Enfold. Kopenhagen: Gyldendal 1903.]
  • Liebe. Berlin: Verlag der „Frauen Rundschau“ 1903.
  • Jens Himmelreich und andere Erzählungen. München: Albert Langen 1912.
  • Weiter leben! Kriegs-Schicksale. München: Albert Langen 1915.
  • Das heilige Feuer. Schicksale und Menschen. Dresden: Carl Reissner 1930.

Drama

  • Die heilige Lüge. München: A. Langen 1915. [En Mors øjne. Skuespil i fire Akter. Kopenhagen: Gyldendal 1915.]

Essays

  • Opfer. Kriegs- und Friedenswerke an der Donau. Wien: Mainz 1917. [Dän.: Krigens Ofre. Kopenhagen: Pio 1916.]
  • Der Fall d’Annunzio. Potsdam: Gustav Kiepenheuer 1925. [Dän.: Tilfældet d’Annunzio. 2015.]
  • Flammende Tage. Gestalten und Fragen zur Gemeinschaft der Geschlechter. Dresden: Carl Reissner 1929.
  • Das Antlitz des Kindes. Bilder und Studien aus der Welt unserer Kinder. Berlin: Neufeld & Henius 1931. [Herausgeberin und zwei Essays]
  • „Das unbewusste Talent“, in: Ada Schmidt-Beil (Hg.), Die Kultur der Frau. Eine Lebenssymphonie der Frau des XX. Jahrhunderts. Berlin: Verlag für Kultur und Wissenschaft 1931.

 Autobiographie

  • Der kleine Kobold. Die Lebenserinnerungen der Dichterin. Wien: Humboldt-Verlag ca. 1948. [Eng.: Little Troll. New York: Creative Age Press 1946.]

Ein Teil dieses umfangreichen Schaffens ist in der Augsburger Universitätsbibliothek vorhanden, unter anderem in der Bibliothek der verbrannten Bücher.

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Karin Michaelis Gesellschaft, Kopenhagen, seit 2006. 

  • Berlau, Ruth: Sie gab mir ihre Perlen. Über Karin Michaëlis“, Berlin: Aufbau 1950.
  • Bielka, Artur: „Offener Brief an Karin Michaëlis“, in: Neue Freie Presse (23.03.1926), o. S.
  • Eddy, Beverley D.: „The dangerous age. Karin Michaëlis and the politics of Menopause“, in: Womens studies 21,4 (1992), S. 491-504.
  • Eddy, Beverley D.: „Bertolt Brecht’s and Karin Michaëlis’s ‚Streitigkeiten‘. Reflections on Old Age and Literature“, in: The Germanic Review 69,1 (1994), S. 2-6.
  • Eddy, Beverley D.: Karin Michaëlis. Kaleidoskop des Herzens, übers. von Vibeke Munk u. Jörg Zeller, Wien: Praesens 2003.
  • Hollander, Katherine: „Bridges and Islands. Community and Karin Michaëlis in and out of Exile 1907-1942“, in: Networks of Refugees from Nazi Germany 87 (2016), S. 121-141.
  • Huemer, Angela: „Karin Michaëlis (1872-1950). Schriftstellerin & Aktivistin für Menschenwürde“, in: Sozialistische Zeitung (März 2007), S. 24. 
  • Isolani, Gertrud: „Von der mutigen Karin Michaëlis die Hitler ‚eine gefährliche Frau‘ nannte“, in: Sie und er (November 1948), o. S.
  • Kebir, Sabine: „1928: Hey, Bibi Langstrumpf“, in: der Freitag (08.03.2022).
  • Kolbry, E: „Wer war Karin Michaelis?“, in: Die Spurensucherin (17.12.2019).
  • Lyon, James K./Hans-Peter Breuer (Hg.): Brecht Unbound. Brecht in Dialogue with Karin Michaëlis, Newark: University of Delaware Press/London: Associated University Presses 1995.
  • Nielsen, Birgit S.: „Karin Michaelis“, in: Metzler Autorinnen Lexikon, Stuttgart: Metzler, S. 354-356.
  • Nielsen, Birgit S.: „Die Freundschaft Bert Brechts und Helene Weigels mit Karin. Eine literarisch-menschliche Beziehung im Exil“, in: Edith Böhne/Wolfgang Motzkau-Valeton (Hg.): Die Künste und die Wissenschaften im Exil 1933-1945, Gerlingen: Lambert Schneider 1992, S. 71-96.
  • NN: „Karin Michaelis (1872-1950)“, in: Dictionary of Women Worldwide. 25,000 Women Through the Ages, Bd. 2, 2007, S. 1320.
  • Reichart, Manuela: „Vergessene Autorinnen wiederentdecken. Die Überlesenen: Karin Michaëlis“, rbbKultur (21.10.2021).
  • Walter, Melitta: „Karin Michaelis“, in: fembio.
  • Wegener, Anna: Karin Michaëlis Bibi books producing, rewriting, reading and continuing a childrens fiction series, 1927-1953, Berlin: Frank & Timme 2021.


Wirklich alles im Sinne der Frauenrechte?

Wiederholt positioniert sich Michaëlis auch zum Thema Schwangerschaftsabbruch. Sie nimmt dabei eine heute eher irritierende Position ein: Niemals dürfe ein Kind abgetrieben werden; Mutterschaft sei die höchste Aufgabe der Frau. Mit heutigen frauenrechtlichen Grundsätzen ist dies kaum vereinbar.* Allerdings richtet sich Michaëlis’ Abtreibungskritik weniger an die betroffenen Frauen. Sie adressiert vielmehr das gesellschaftliche Umfeld, das Frauen zum Abtreiben zwinge. So erführen alleinstehende Mütter zu wenig Rückhalt und Verständnis, dafür zum Teil Verachtung. Aufgabe des Staates sei es, diese Frauen finanziell zu unterstützen, damit sie alleine für ein Kind sorgen können. Ihr stärkstes Unverständnis äußert Michaëlis gegenüber Frauen, die andere Frauen für eine ungeplante oder außereheliche Schwangerschaft verurteilen.

* Zur Rechtsgeschichte des §218 und §218a 



Wirklich frei von antisemitischen Denkmustern? 

Die Einlassungen von Michaëlis gegen Antisemitismus sind nicht nur unproblematisch: Bei aller Solidarität und Empathie ist sie selbst befangen in antisemitischen Stereotypen. So zeigen sich beispielsweise in ihren Aussagen gegenüber den vermeintlich ‚einfachen‘ ostjüdischen Menschen Fremdheits- bzw. Befremdungserklärungen, die von einem folkloristischen, idealisierenden Bild geprägt sind. Auch in anderen Aussagen zeigt sich bei aller Mitmenschlichkeit – etwa in der Beschreibung des jüdischen Ghettos – ein Blick von oben nach unten.





Porträt: Gertrud Kolmar

Fotografie, undatiert

Aus der Sammlung von

Leo Baeck Institute, Center for Jewish History

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Quelle

Leo Baeck Institute, Center for Jewish (educational use permitted: http://rightsstatements.org/vocab/InC-EDU/1.0/)

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Kolmar_jung.jpg

Gertrud Kolmar (1894–1943)

  • 10. Dezember 1894: Geburt als Gertrud Käthe Chodziesner in Berlin
  • 1911-1928: mehrere Ausbildungs- und Studienreisen, Erlernen mehrerer Sprachen, Ablegen des Examens zur Sprachlehrerin in Französisch und Russisch, Arbeit als Erzieherin in Leipzig, Hamburg und Dijon
  • 1915/16: Beziehung zu Karl Jodel, die zu Kolmars unehelicher Schwangerschaft führt; Kolmar wird zur Abtreibung gezwungen
  • Ende 1916: Selbstmordversuch
  • 1917: Veröffentlichung ihres ersten Gedichtbandes und Übernahme ihres Pseudonyms Gertrud Kolmar (dies ist die Eindeutschung des Städtenamens Chodziesen)
  • 1926: Arbeit als Erzieherin und Sprachlehrerin in Berlin
  • Dezember 1926 bis Mitte 1927: Arbeit in Hamburg-Harvestehude, ebenfalls als Erzieherin und Sprachlehrerin
  • 1928: Rückkehr ins Elternhaus
  • 25. März 1930: Tod der Mutter
  • 1938 Kolmars Schwester Hilde Wenzel (1905-1972) flieht mit ihrer Familie in die Schweiz; 1942 Scheidung von Peter Wenzel, der nach Berlin zurückkehrt und sich um die Publikation von Kolmars Texten kümmert
  • 1938 Kolmars Schwester Margot wandert nach Italien aus
  • 1939 Kolmars Bruder Georg Chodziesner flieht vor der Gestapo, wird 1940 auf der Isle of Man interniert und später nach Australien gebracht; seine Frau Thea flüchtet mit dem Sohn nach Chile 
  • 1939: Erzwungener Umzug in ein sogenanntes ‚Judenhaus‘ in die Speyerer Straße 10 in Berlin-Schöneberg
  • 1941: Zwangsverpflichtung zur Arbeit in deutscher Rüstungsindustrie
  • Februar 1943: Deportation nach Auschwitz
  • 13. Februar 1943: Tod des Vaters Ludwig Chodziesner in Theresienstadt
  • 2. März 1943: Ermordung Gertrud Kolmars in Auschwitz (laut Todesurkunde)




Bücherstapel Gertrud Kolmar

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Quelle

Foto: Johanna Krenss

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Werke

Gedichte, ungefähr 450, gesammelt lesbar in den folgenden drei Bänden:

  • Das lyrische Werk: Frühe Gedichte. Göttingen: Wallstein 2003. [Verfasst ca. 1917 - 1920]
  • Das lyrische Werk: Gedichte 1927 - 1937. Göttingen: Wallstein 2003. [Verfasst ca. 1927 - 1937]
  • Das lyrische Werk: Anhang und Kommentar. Göttingen: Wallstein 2003.

Roman

  • Eine Mutter. München: Kösel 1965. [Verfasst 1930-1931] [später unter dem Titel Eine jüdische Mutter und Die jüdische Mutter]

Erzählung

  • Susanna. Frankfurt/M.: Jüdischer Verlag im Suhrkamp-Verlag 1993. [Erstveröffentlichung 1959] [Verfasst 1939/40]

Dramen

  • „Cécile Renault. Schauspiel in vier Aufzügen“, in: Die Dramen. Göttingen: Wallstein 2005. [Erstveröffentlichung 1994] [Verfasst 1934-1935]
  • „Nacht. Dramatische Legende in vier Aufzügen“, in: Die Dramen. Göttingen: Wallstein 2005. [Erstveröffentlichung 1994] [Verfasst 1938]
  • „Möblierte Dame (mit Küchenbenutzung) gegen Haushaltshilfe“, in: Die Dramen. Göttingen: Wallstein 2005. [Erstveröffentlichung 1994] [Verfasst ca. 1939]


Essay

  • „Das Bildnis Robespierres“, in: Das lyrische Werk: Anhang und Kommentar. Göttingen: Wallstein 2003, S. 19-52. [Erstveröffentlichung unbekannt] [Verfasst 1933]

Briefe

  • Briefe. 3., erweiterte und durchgesehene Auflage. Göttingen: Wallstein 2014.

Die meisten Bände stehen in der Augsburger Bibliothek der verbrannten Bücher.

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  • Arzeni, Flavia: Gertrud Kolmar la straniera, Roma: Bulzoni 1999.
  • Bayerdörfer, Hans Peter: „Die Sinnlichkeit des Widerlichen. Zur Poetik der ‚Tierträume‘ von Gertrud Kolmar“, in: Hansgerd Delbrück (Hg.): Sinnlichkeit in Bild und Klang. Festschrift für Paul Hoffmann, Stuttgart: Heinz 1987, S. 449-463.
  • Blumenthal, Bernhardt G.: „Gertrud Kolmar. Love’s Service to the Earth“, in: The German Quarterly 42 (1969), S. 485-488.
  • Brandt, Marion: Schweigen ist ein Ort der Antwort ein Analyse des Gedichtzyklus „Das Wort der Stummen“ von Gertrud Kolmar, Berlin: Hoffmann 1993.
  • Brandt, Marion: Gertrud Kolmar, Orte, Berlin: Kontext-Verlag 1994. 
  • Brandt, Marion: „‚Opfre ich mich auf schäumenden Altars Stufe‘. Über das Bild des Opfers im Werk von Gertrud Kolmar (1894-1945)“, in: Inge Stephan/Sabine Schilling/Sigrid Weigel (Hg.): Jüdische Kultur und Weiblichkeit in der Moderne, Köln: Böhlau [u. a.] 1994, S. 173-185.
  • Brandt, Marion: Gertrud Kolmar (1894 - 1943) in Falkensee-Finkenkrug bei Berlin, Frankfurt/Oder: Förderkreis Kleist-Gedenk- und Forschungsstätte 1995.
  • Breysach, Barbara: „‚Du musst dich wandeln!‘ Gertrud Kolmars Gedichtszyklus Robespierre zur Diskussion gestellt“, in: Joanna Jabłkowska (Hg.): Apokalyptische Visionen in der deutschen Literatur, Łódź: Wydawn 1996, S. 180-192.
  • Breysach, Barbara: Gertrud Kolmar in Berlin - Berlin in Gertrud Kolmars Werk, o. O. 2012.
  • Chromik, Therese: Leben im Wort. Dichterinnen in bedrohlicher Zeit, Nelly Sachs, Gertrud Kolmar, Rose Ausländer, Hilde Domin, Selma Meerbaum-Eisinger, Berlin: Peter Lang 2019.
  • Daffner, Carola: Gertrud Kolmar. Dichten im Raum, Würzburg: Königshausen & Neumann 2012.
  • Damerau, Burghard: „Männliches Bildnis. Gertrud Kolmars poetisches Bild eines Geliebten“, in: Zeitschrift für Germanistik 11,1 (2001), S. 117-130.
  • Dicks, Barbara: Ich bin nur ein Ackerstrauß und halte mich selbst in Händen. Entwürfe von Weiblichkeit bei Gertrud Kolmar, Trier: Kulturverein AphorismA 2003.
  • Döhl. Reinhard: „Gertrud Kolmar, Ludiwg XVI., 1775“, in: Walter Hinck (Hg.): Geschichte im Gedicht. Texte und Interpretationen, Frankfurt/M.: Suhrkamp 1979, S. 170-182.
  • Eichmann-Leutenegger, Beatrice: Gertrud Kolmar. Leben und Werk in Texten und Bildern, Frankfurt/M.: Jüdischer Verlag 1993.
  • Eichmann-Leutenegger, Beatrice:  „Könnt ich einen Zipfel dieser Welt erst packen...“. Wege zu Gertrud Kolmar, 1894-1943, o. O. 1999. 
  • Erdle, Birgit R.: Antlitz – Mord – Gesetz. Figuren des Anderen bei Gertrud Kolmar und Emmenauel Lévinas, Wien: Passagen 1994.
  • Fetscher, Justus: „‚Les peuples meurent, por que Dieu vive‘: Gertrud Kolmar’s Concreation of the Protagonists and the Drama of the French Revolution“, in: Bernd Hüppauf (Hg.): War, Violence, and the Modern Condition, Berlin [u. a.]: De Gruyter 1997, S. 317-342.
  • Frantz, Barbara: Gertrud Kolmar’s Prose, New York: Lang 1997. 
  • Frommholz, Rüdiger: „Kolmar, Gertrud“, in: Neue Deutsche Biographie 12 (1980), S. 472-473.
  • Heidy Margrit Müller (Hg.): Klangkristalle, rubinene Lieder. Studien zur Lyrik Gertrud Kolmars, Bern [u. a.]: Lang 1996.
  • Heimann, Friederike: Beziehung und Bruch in der Poetik Gertrud Kolmars. Verborgene deutsch-jüdische Diskurse im Gedicht, Berlin [u. a.]: De Gruyter 2013.
  • Heimann, Friederike: In der Feuerkette der Epoche. Über Gertrud Kolmar, Berlin: Jüdischer Verlag 2023.
  • Heimann, Friederike: „Sprachexil. Zum Verhältnis von Muttersprache und ‚Vätersprache‘ bei Gertrud Kolmar und Paul Celan“, in: Dorte Bischoff/Christoph Gabriel/Esther Kilchmann (Hg.): Sprache(n) im Exil, München: edition text +kritik 2014, S. 276-292.
  • Hoffmann, Elisabeth: „Was unterscheidet diese Frau von anderen Frauen. Weiblichkeit, Jüdischsein und Gesellschaft in der Erzählung ‚Eine jüdische Mutter‘“, in: Widerstehen im Wort. Studien zu den Dichtungen Gertrud Kolmars, Göttingen: Wallstein 1996, S. 105-127.
  • Holtz, Günter: „Metamorphosen einer Passion. Zu Gertrud Kolmars ‚Verwandlungen‘“, in: Harald Hartung (Hg.): Gedichte und Interpretationen, Bd. 5, Stuttgart: Reclam 1983, S. 385-392.
  • Homann, Ursula: „Wer war... Gertrud Kolmar?“, in: Der Literat 7,8 (2009), S. 13-17. 
  • Hudzik, Agnieska: „Unsäglichkeit und Ambivalenz. Anmerkungen zu Gertrud Kolmars Die jüdische Mutter“, in: Philologie im Netz (PhiN) 69 (2014), S. 20-50.
  • Jäger, Gudrun: Gertrud Kolmar. Publikations- und Rezeptionsgeschichte, Frankfurt/M.: Campus 1998.
  • Jäger, Gudrun: Gertrud Kolmar und Nelly Sachs im Kontext des deutsch-jüdischen Kulturghettos (1936 - 1940), o. O. 1997. 
  • Kambas, Chryssoula (Hg.): Lyrische Bildnisse. Beiträge zur Dichtung und Biographie von Gertrud Kolmar, Bielefeld: Aisthesis 1998.
  • Kühn, Dieter: Gertrud Kolmar. Leben und Werk, Zeit und Tod, Frankfurt/M.: Fischer 2008.
  • Lorenz-Lindemann, Karin: Widerstehen im Wort. Studien zu den Dichtungen Gertrud Kolmars, Göttingen: Wallstein 1996.
  • Lunen, Camille van: Aus Liebe und luftigem Traum 2013 (20'). Vertonungen auf Gedichte jüdischer Dichterinnen. Hilde Domin, Rose Ausländer, Dagmar Nick, Gertrud Kolmar. Zyklus für Sopran, Flöte, Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier, Partitur, Kassel: Furore-Edition 2014.
  • Mattenklott, Gert/Gundel Mattenklott: „Gertrud Kolmar. Metaphorischer Schattenriß“, in: Dies. (Hg.): Berlin Transit. Eine Stadt als Station, Reinbek: Rowohlt 1987, S. 189-205.
  • Mattenklott, Gert: Jüdische Intelligenz in deutschen Briefen 1619-1988, Frankfurt/M.: Oase 1988, dort insb. S. 180-185.
  • Mattix, Micah: „The Speech of Silence. It’s hard to read Gertrud Kolmar’s poetry without thinking of her disappearance in Nazi Germany, along with millions of other Jews“, in: The Wall Street Journal (07.07.2013).
  • Michaelis, Anne-Gabriele: Die Welt der Poesie für neugierige Leser, Leipzig: Engelsdorfer Verlag 2007.
  • Müller, Heidy Margrit (Hg.): Klangkristalle, rubinene Lieder. Studien zur Lyrik Gertrud Kolmars, Bern [u. a.]: Lang 1996.
  • Nagelschmidt, Ilse (Hg.): Dichten wider die Unzeit. Textkritische Beiträge zu Gertrud Kolmar, Frankfurt/M. 2013.
  • Nalewski, Horst: Deutsche Dichterinnen jüdischen Schicksals Else Lasker-Schüler, Gertrud Kolmar, Nelly Sachs, Leipzig: Rosa-Luxemburg-Stiftung Sachsen 2008.
  • Nörtemann, Regina: Gertrud Kolmar. Das lyrische Werk. Anhang und Kommentar, Göttingen: Wallstein 2003.
  • Nörtemann, Regina: „Editorischer Bericht“, in: Dies. (Hg.): Gertrud Kolmar: Das lyrische Werk. Anhang und Kommentar, Göttingen: Wallstein 2003, S. 57-89.
  • Nörtemann, Regina: Über das Vermögen von Kunst und Sprache ein Überblick über das Werk von Gertrud Kolmar, o. O. 2012. 
  • Nörtemann, Regina/Vera Viehöver (Hg.): Kolmar übersetzen. Studien zum Problem der Lyrikübertragung, Göttingen: Wallstein 2013.
  • Reinshagen, Gerlind: Die Frau und die Stadt eine Nacht im Leben der Gertrud Kolmar, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2007. 
  • Scheuermann, Silke: „Gertrud Kolmar. Verwandlungen“, in: Marcel Reich-Ranicki (Hg.): Frankfurter Anthologie. Gedichte und Interpretationen 22, Frankfurt/M.: Insel 2010, S. 157-162.
  • Schiller, Simon: Kaddisch Totengebet für Gertrud Kolmar, Theaterstück, Engelthal: Nonnenberg-Verlag 2004.
  • Shafi, Monika: „‚Mein Ruf ist dünn und leicht‘. Zur Weiblichkeitsdarstellung in Gertrud Kolmars Zyklus ‚Weibliches Bildnis‘“, in: The Germanic Review 66,2 (1991), S. 81-88.
  • Shafi, Monika: Gertrud Kolmar. Eine Einführung in das Werk, München: Iudicium 1995.
  • Sparr, Thomas: Nachwort“, in: Gertrud Kolmar: Susanna, Frankfurt/M.: Jüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag 1993, S. 67-91.
  • Quack, Sibylle: Cora Berliner - Gertrud Kolmar - Hannah Arendt Straßen am Denkmal ehren ihr Andenken, Teetz: Hentrich und Hentrich 2005.
  • Vričić Hausmann, Sibylla: Vergangenheit und Gegenwart „im Buch und Bilde“. Zeitstrukturen und Bildbezüge in „Das Preußische Wappenbuch“ von Gertrud Kolmar, o. O. 2012.
  • Woltmann, Johanna: Gertrud Kolmar. Leben und Werk, Göttingen: Wallstein 1995.
  • Woltmann, Johanna: Gertrud Kolmar. Leben und Werk, Frankfurt/M.: Suhrkamp 2001.
  • Zarnegin, Kathy: Tierische Träume Lektüren zu Gertrud Kolmars Gedichtband ‚Die Frau und die Tiere‘, Berlin: de Gruyter 1998.




Deutsches Literaturarchiv Marbach

Jedesto, 27 .02.2022

Aus der Sammlung von

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Deutsches_Literaturarchiv_Marbach_01.jpg
Blick auf das Deutsche Literaturarchiv Marbach


Im Literaturarchiv arbeiten

Ein Teil des Kolmar-Nachlasses befindet sich heute im Deutschen Literaturarchiv Marbach (DLA). Ein Tagesausflug an den Neckar, finanziert von der Universität Augsburg, machte es vier Studentinnen möglich, Lebenszeugnisse und historische Quellen zur Autorin im Original zu erforschen: Familienfotos und literarische Manuskripte, amtliche Dokumente und eine große Mediendokumentation zeichneten ein plastisches Bild vom Leben, Schreiben und Wirken Gertrud Kolmars.



Adrienne Thomas: Porträtfoto (ca. 1934)

ca. 1934

Aus der Sammlung von

Wikimedia Commons

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Adrienne_Thomas_1934_CC0_bearbeitet_v2.jpg

Adrienne Thomas (1897–1980)

  • 24. Juni 1897: in Sankt Avold bei Metz (Elsass-Lothringen) als Hertha Strauch geboren
  • Wächst zweisprachig in einer jüdischen Kaufmannsfamilie auf
  • 1914: Thomas meldet sich freiwillig als Rotkreuzhelferin in Metz
  • 1916: Umzug nach Berlin
  • 1918: Beginn einer Tanzausbildung und Abbruch derselben
  • 1921: Heirat mit Arno Lesser und Umzug nach Magdeburg
  • 1928: Rückzug nach Berlin; 1930 verstirbt ihr Ehemann
  • 1930: Erscheinen ihres ersten Romans und Bestsellers Die Katrin wird Soldat
  • 1932: Emigration in die Schweiz, 1934 nach Frankreich; ab 1935 in  Österreich
  • 1938: Flucht vor Gestapo nach Frankreich
  • 1940: Internierung ins Frauenlager im französischen Gurs zusammen mit Hannah Arendt und Emma Kann, Flucht in die USA und Arbeit als Journalistin
  • Ihre Schwester Alice (geb. 1895) wird deportiert und kommt in einem KZ ums Leben
  • 1947: Rückkehr nach Wien, gemeinsam mit Julius Deutsch (Heirat 1951)
  • 1947: Hertha Strauch nimmt ihr Pseudonym „Adrienne Thomas“ als amtlichen Namen an
  • 1951: Heirat mit Julius Deutsch. Das Haus des Ehepaares in der Himmelstraße wird zu einer Art gesellschaftlichem Salon
  • Vortragsreisen, Mithilfe an den Memoiren ihres Mannes
  • 7. November 1980: in Wien verstorben




Bücherstapel Adrienne Thomas

Fotografie, 2023, Augsburg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Augsburg

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Quelle

Foto: Andrea Voß

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Werke

Romane

  • Die Katrin wird Soldat. Berlin: Propyläen-Verlag 1930.
  • Dreiviertel Neugier. Roman. Amsterdam: Allert de Lange 1934.
  • Katrin! Die Welt brennt! Roman. Amsterdam: Allert de Lange 1936.
  • Andrea. Eine Erzählung von jungen Menschen. Basel [u.a.]: Atrium Verlag 1937.
  • Viktoria. Eine Erzählung von jungen Menschen. Basel [u.a.]: Atrium Verlag 1937.
  • Von Johanna zu Jane. Roman. Amsterdam: Allert de Lange 1939. [später unter dem Titel: Wettlauf mit dem Traum. Roman. Wien: Neues Österreich 1949 / Amsterdam: Allert de Lange 1949.]
  • Reisen Sie ab, Mademoiselle! Wien: Danubia 1944.
  • Ein Fenster zum East River. Amsterdam: Allert de Lange 1945.
  • Da und dort. Wien: Danubia 1950.
  • Ein Hund ging verloren. Eine Erzählung für die Jugend. Wien/Heidelberg: Ueberreuter 1953.
  • Markusplatz um vier. Wien: Ueberreuter 1955.

Alle Bände stehen in  der Augsburger Bibliothek der verbrannten Bücher.

Weiter forschen

  • Abel, Brigetta Marie: Identities in flux: The exile Novels of Adrienne Thomas, Irmgard Keun, and Anna Seghers, Minnesota 1999.
  • Bartels, Gerrit: „Weidermanns ‚Buch der Verbrannten Bücher‘, Schlump. Wer das wohl ist?“, tagesspiegel.de (09.05.2008).
  • Biener, Rebecca: Die literarische Verteidigung des kleinen Glücks am Beispiel der Autorin Adrienne Thomas, Diss. Siegen 2005.
  • Bilsky, Lisa: Adrienne Thomas, Gertrud Isolani and Gabriele Tergit. German Jewish women writers and the experience of exile, Wisconsin 1995.
  • Binder, Hans-Otto: „Zum Opfern bereit: Kriegsliteratur von Frauen“, in: Gerhard Hirschfeld u. a. (Hg.): Kriegsliteratur von Frauen in Kriegserfahrungen. Studien zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte des Ersten Weltkriegs, Essen: Klartext 1997, S. 107-123.
  • Blumesberger, Susanne: „Thomas, Adrienne“, in: Dies. (Hg.): Handbuch der österreichischen Kinder- und Jugendbuchautorinnen, Bd. 2, Wien: Böhlau 2014, S. 1142-1146.
  • Blanco-Hölscher, Margarita: „‚Ich ging zum Dienst und es erwartete mich eine Hölle‘. Adrienne Thomas’ literarische Antwort auf den Ersten Weltkrieg in ihrem Roman Die Katrin wird Soldat“, in: Heidi Grünewald u. a. (Hg.): Retornos/Rückkehr. La Primera Guerra Mundial en el contexto hispano-alemán/Der Erste Weltkrieg im deutsch-spanischen Kontext, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2015 (= Schriften des Erich Maria Remarque-Archivs 31), S. 93-100.
  • Gandebeuf, Jacques: Adrienne Thomas, le Fantôme Oublié de la Gare de Metz, Metz: Serpenoise 2009.
  • Hessmann, Daniela: Der Beitrag jüd. Autorinnen zur Kinder- und Jugendliteratur der dreißiger Jahre, dargestellt an Beispielen v. Anna Marias Jokl, Auguste Lazar, Ruth Rewald und Adrienne Thomas, Salzburg 1999.
  • Horsley, Joey: „Adrienne Thomas“, fembio.de.
  • Kann, Emma: „Meine Erinnerungen an das Lager Gurs“, in: Exil XV,2 (1995), S. 25–28.
  • Kliewer, Annette: „Eine kosmopolitische Lothringerin. Erinnerung an die Schriftstellerin Adrienne Thomas“, in: Allmende 15,46/47 (1995), S. 121.
  • Krause, Petra: Adrienne Thomas. Eine Exilschriftstellerin, Bremen 1993.
  • Kreis, Gabriele: Frauen im Exil, Darmstadt: Claassen 1984.
  • Kreis, Gabriele: „‚Schreiben aus eigener Erfahrung ...‘. Drei Schriftstellerinnen im Exil: Lili Körber, Irmgard Keun, Adrienne Thomas“, in: Denny Hirschbach/Sonia Nowoselsky (Hg.): Zwischen Aufbruch und Verfolgung: Künstlerinnen der zwanziger und dreißiger Jahre, Bremen: Zeichen + Spuren 1993, S. 65-80.
  • Möns, Herman: „Die Katrin wird Soldat: A Fictionalized Diary of the first World War“, in: Brian Keith-Smith (Hg.): German Women Writers 1900-1933. Twelve Essays, Lewiston u. a.: Mellen 1993, S. 145-163.
  • Murdoch, Brian: „Hinter die Kulissen des Krieges sehen: Adrienne Thomas, Evadne Price – and E. M. Remarque“, in: Forum for Modern Language Studies 28,1 (1992), S. 56-74. 
  • NN: „Adrienne Thomas“, in: Richard Drews/Alfred Kantorowicz (Hg.): Verboten und verbrannt. Deutsche Literatur 12 Jahre unterdrückt, Berlin: Ullstein 1947, S. 157f.
  • Rohlf, Sabine: Exil als Praxis – Heimatlosigkeit als Perspektive? Lektüre ausgewählter Exilromane von Frauen, München: Ed. text + kritik 2002.
  • Rohlf, Sabine: „‚Zuhause war ich nur noch an irgend einem Schreibtisch. Autobiografie, Exil und Autorschaft in Texten von Irmgard Keun und Adrienne Thomas, in: Exilforschung. Ein Internationales Jahrbuch, Bd. 25, München 2005, S. 128–149.
  • Scholdt, Günter: „Nachwort“, in: Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat und Anderes aus Lothringen, St. Ingbert: Röhrig Universitätsverlag 2008 (= Sammlung Bücherturm 9), S. 453-508.
  • Schönberger, Bianca: „Mütterliche Heldinnen und abenteuerlustige Mädchen. RotkreuzSchwestern und Etappenhelferinnen im Ersten Weltkrieg“, in: Karen Hagemann/Stefanie Schüler-Springorum (Hg.): Heimat – Front. Militär und Geschlechterverhältnisse im Zeitalter der Weltkriege, Frankfurt/M./New York: Campus 2002, S. 108-126.
  • Schramm, Ingrid: „Thomas, Adrienne“, in: Neue Deutsche Biographie 26, Duncker & Humblot, Berlin 2016, S. 182.
  • Schreckenberger, Helga: „‚Über Erwarten grauenhaft‘. Der 1. Weltkrieg aus weiblicher Sicht. Adrienne Thomas: Die Katrin wird Soldat (1930)“, in: Thomas F. Schneider/Hans Wagener (Hg.): Von Richthofen bis Remarque. Deutschsprachige Prosa zum I. Weltkrieg, Amsterdam: Rodopi 2003 (= Amsterdamer Beiträge zur neueren Germanistik 53), S. 387-403.
  • Schreckenberger, Helga: „Frauen an der Front: Der Erste Weltkrieg und seine Folgen für weibliches Selbstverständnis“, in: Dies. (Hg.): Krieg und Literatur/War and Literature: Internationales Jahrbuch zur Kriegs- und Antikriegsliteraturforschung/International Yearbook on War and Anti-War Literature, Bd. 12, Osnabrück: V & R unipress 2006, S. 135-145. 
  • Seo, Yun Jung: Frauendarstellungen bei Adrienne Thomas und Lili Körber, Marburg: Tectum 2003.
  • Sinhuber, Karin: Adrienne Thomas. Eine Monographie, Diss. Wien 1990.
  • Strohmeyer, Armin: „Adrienne Thomas (1897-1980). Der weibliche Remarque“, in: Ders.: Verlorene Generation. Dreißig vergessene Dichterinnen und Dichter des „anderen Deutschland“. Zürich: Atrium 2008, S. 214-226.
  • Theobald, Erika: „Adrienne Thomas“, in: John M. Spalek/Joseph Strelka (Hg.): Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933, Bd. 2, New York/Bern: A. Francke Verlag 1989, S. 905-913. 
  • Wall, Renate: „Thomas, Adrienne“, in: Renate Wall (Hg): Verbrannt, verboten, vergessen. Kleines Lexikon deutschsprachiger Schriftstellerinnen 1933 bis 1945, Köln: Pahl-Rugenstein 1988, S. 192.
  • Weisskricher, Veronika: Österreichische Schriftstellerinnen im Exil. Anna Gmeyner, Lili Körber, Adrienne Thomas, Alice Rühle-Gerstel, Wien 1992.
  • Zitzlsperger, Ulrike: Kriegs- und Generationszeugen: Adrienne Thomas und Vera Brittain, in: Zagreber germanistische Beiträge 25 (2016), S. 161-178.
  • Zitzlsperger, Ulrike: „Adrienne Thomas und Vera Brittain: ‚Walking the Dead‘“, in: German Life and Letters 72,1 (2019), S. 75-88.


Alles politisch korrekt?

Seit den 2010er Jahren stehen einige Kinderbuchklassiker wie Tom Sawyer, Pippi Langstrumpf oder Jim Knopf kritisch in der öffentlichen Diskussion, da sie eine aus heutiger Sicht unsensible und diskriminierende Sprache verwenden. Auch in Thomas’ Texten finden sich solche Passagen, die nach einer angemessenen und kritischen Auseinandersetzung verlangen.





Adrienne Thomas: Archivbox aus dem Nachlass im Literaturarchiv der ÖNB

Fotografie, 2023, Wien

Aus der Sammlung von

Universität Augsburg

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Quelle

Foto: Johanna Krenss

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Nachlass_Thomas_ÖNBArchivbox.jpg
Archivbox aus Thomas' Nachlass im Literaturarchiv der ÖNB


Im Nachlass stöbern

Für die Recherche zu Adrienne Thomas machten sich drei Studentinnen auf den Weg nach Wien, wo heute der umfangreiche Thomas-Nachlass im Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek verwaltet wird. Finanziert wurde die Reise mit Fördermitteln der Universität Augsburg. Dadurch konnten viele anschauliche Objekte für diese Ausstellung gewonnen werden. Wir danken herzlich auch den Rechtsnachfolger:innen der Autorin, die der Veröffentlichung von unveröffentlichten Materialien zustimmten.

Eine virtuelle Ausstellung von

Ein Projekt von Studierenden der Philologisch-Historischen Fakultät der Universität Augsburg im Wintersemester 2022/2023 unter der Leitung von PD Dr. Annina Klappert und Dr. Andrea Voß

Mit freundlicher Unterstützung der Archivreisen zur Österreichischen Nationalbibliothek (Wien) sowie zum Deutschen Literaturarchiv Marbach durch Fördermittel der Universität Augsburg.

Team

Raphaela Deffner
Sara Deggendorfer
Isabel-Felicitas Halden
Dorothea Kappel
Ellen Köhler
Lukas Kopold
Johanna Felizitas Krenss
Lucia Matischok
Klara Maria Mößnang
Nadine Oßwald
Lara Stuck

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 09.06.2023 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung aktuell, poetisch, selbstbestimmt wird veröffentlicht von:

Universität Augsburg
Universitätsstraße 2
86159 Augsburg
gesetzlich vertreten durch die Präsidentin

Telefon: +49 821 598-5100
Fax: +49 821 598-5116
E-Mail:  praesidentin@praesidium.uni-augsburg.de

Inhaltlich verantwortlich:

Constance Dittrich
Direktorin der Universitätsbibliothek Augsburg
Universitätsstraße 22
86159 Augsburg
dir@bibliothek.uni-augsburg.de

Kurator*innen:
Dr. Andrea Voß

PD Dr. Annina Klappert

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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