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Im Fokus: Wolfgang Filzinger

Manche Kameramänner traten noch während des Kriegs, manche in späteren Jahren mit Texten über ihre Einsätze an die Öffentlichkeit. In Großbritannien etwa erlangte Geoffrey Malins, der einen Großteil Teil der Aufnahmen zum propagandistischen Dokumentarfilm The Battle of the Somme (1916) gedreht hatte, mit seinen 1920 veröffentlichten Erinnerungen „How I Filmed The War“ einige Bekanntheit. In Deutschland publizierte der Kameraoperateur Wolfgang Filzinger bereits 1915 in der Filmzeitschrift Lichtbild-Bühne den Artikel „Etwas über die Kino-Aufnahme im Felde“. Nach Kriegsende verfasste er ein Manuskript für einen weiteren, rückblickenden Artikel unter dem Titel „Filmaufnahmen im Schützengraben“.

Filzinger, geboren 1889 in Dresden, war über sein Interesse an Technik zum Film gekommen. Als Ingenieur der AEG wirkte er von 1911 bis 1913 beim Aufbau von Filmateliers der führenden Produktionsgesellschaft Pathé in Paris mit. Der Ausbruch des Weltkriegs bot dem damals 25-Jährigen die Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit den technisch-mechanischen Herausforderungen des Mediums: Als Frontkameramann verbesserte Filzinger mit seinen Assistenten die Blendenregulierung seiner Objektive, konstruierte handliche Kurzstative, entwarf Tarnvorrichtungen für Kameras und brachte in Schützengräben Spiegel an, mit denen er das Niemandsland filmen konnte, ohne sich feindlichem Beschuss auszusetzen. Auch nach dem Krieg widmete sich Filzinger der technischen Weiterentwicklung des Mediums; in den 1920er Jahren wirkte er etwa an der Entwicklung von Trick- und Tonfilmverfahren mit. In seinen Texte gibt er allerdings auch Einblicke in andere Aspekte seines Arbeitsalltags, wie es etwa diese Passage zeigt (Wolfgang Filzinger. „Etwas über die Kino-Aufnahmen im Felde.“ Lichtbild-Bühne 8.31 (1915): 14–22, hier S. 19):

Der Apparat muß stets fix und fertig zusammengestellt, geladen und eingestellt sein, um zu jeder Sekunde arbeiten zu können. Um Aufnahmen im Schützengraben zu machen, gehört eine genaue Kenntnis der Graben-Verhältnisse. Es ist nicht leicht, einen geeigneten Fleck im Graben zu finden. Am besten kann man aus einer Schießscharte oder aus einem Beobachtungsstand heraus aufnehmen. Ein derartiges Kurbeln ist aber immerhin noch mit ziemlichen Gefahren verbunden, denn bei Granaten, die in der Nähe einschlagen, kann man mit ziemlicher Sicherheit einen Splitter abbekommen.

Filzinger hat einige Alben mit Fotografien hinterlassen, die ihn und seine Assistenten an der Westfront zeigen. Ungeklärt ist bislang, für wen der Kameramann dort arbeitete: Da die Oberste Heeresleitung erst 1917 eine eigene Filmabteilung ins Leben rief, war Filzinger wohl für eines der wenigen privaten Filmunternehmen tätig, die bereits zuvor Zugang zum Kampfgebiet erhalten hatten.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert vom
Deutschen Filminstitut

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