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Diorama der Sendlinger Mordweihnacht

Beschreibung

Das Diorama zeigt die Sendlinger Mordweihnacht von 1705. Diese Schlacht war ein Versuch der bayerischen Untertanen aus dem Oberland, die Hauptstadt München von der österreichischen Besatzung zu befreien. Denn im Zuge des Spanischen Erbfolgekrieges hatten die Österreicher Bayern besetzt. Die harte provozierte Widerstand.
Das Massaker an den Aufständischen aus dem Oberland in Sendling bei München ist im Zentrum des damaligen Dorfes wiedergegeben. Der Betrachter blickt von Westen auf das Geschehen. Rechts die Pfarrkirche, links der Herrensitz zu Sendling. Hinter dem Dorf ein weites Feld, in dessen Ferne sich die Stadt München abzeichnet. Deutlich überragen hier die beiden markanten Türme der Frauenkirche die noch mit Mauern bewehrte Stadt.
Die Ereignisse konzentrieren sich rechts bei der Kirche und links beim Herrensitz sowie direkt hinter den Häusern im Mittelgrund. Im Bereich der Kirche kommt es gerade zu einem Gefecht zwischen den Aufständischen und den österreichischen Soldaten. Es sind dies ungarische Husaren unter Martin von Lehoczky. Ihre Uniform ist blau, die übergeworfene Mente schwarz mit weißem Pelzbesatz, auf dem Kopf eine rote Beutelmütze. Die Husaren reiten in die Menge der Aufständischen und hauen diese mit ihren Säbeln nieder. Zur Kirche hin wird eine Engstelle zwischen den Häusern durch einen querstehenden Heuwagen versperrt. Bei der Kirche versuchen sich Aufständische hinter den Friedhofsmauern zu verschanzen. Unter ihnen ein Mann mit Lederschürze und rotem Hemd, den man vielleicht als legendären Schmied von Kochel ansehen könnte. Die beim Friedhof verschanzten Männer zielen vornehmlich nach Norden, auf das Feld hinter der Häuserzeile. Hier hat sich eine Gruppe von Oberländlern den Kaiserlichen ergeben, werden aber von den noch weiter links stehenden kaiserlichen Soldaten niedergeschossen. Ein Hauptmann der Oberländer, Matthias Mayer, versucht zusammen mit einem Tambour noch die Kapitulation zu übermitteln. Der Tambour schwingt hierbei eine weiße Fahne. Die umgehängte Trommel mag die Gotzinger Trommel darstellen.
Die sehr geschlossene und ruhig wirkende Hauptgruppe der kaiserlichen Truppen findet sich hinter dem herrschaftlichen Ansitz. Hier fallen die Kommandanten auf, welche zu Pferd sitzen und aufwändiger gekleidet sind. Einer davon ist mit Georg Friedrich Freiherr von Kriechbaum zu identifizieren, welcher das Massaker an den Oberländern befehligte. Es findet sich aber auch ein auf einem Esel reitender Mönch. Vor den Häusern auf der linken Hälfte des Dioramas beschießen sich noch Kaiserliche und Aufständische, jeweils hinter Zäunen verschanzt. Sogar noch auf dem Hintergrund haben die Künstler Soldaten angedeutet, welche das Dorf Sendling abriegeln.
Der hauptverantwortliche Schöpfer des Dioramas, der Münchner August Kühn, beschäftigte sich mit Militärgeschichte, wobei er sich auf das Problem der Hochrüstung konzentrierte. Er sah darin eine Ausbeutung der einfachen Bürger und im Bauernaufstand von 1705 eine frühe Gegenrevolte dieser Entwicklung.
Kühn, selbst Kommunist, war hier Teil eines sozialistischen Zeitgeistes, denn etwa auch in der offiziellen Geschichtsschreibung der DDR wurde die Perspektive einer Geschichte „von unten“ in den Fokus genommen. Durchaus vergleichbar ist hier das monumentale Bauernkriegs-Panorama bei Bad Frankenhausen in Thüringen, entstanden 1976-87. Der Bauernkrieg wird hier zu einer frühneuzeitlichen Revolution stilisiert.

Kurzbeschreibung

Das Diorama ist mehr als ein Erinnerungsmal für die Sendlinger Mordweihnacht von 1705. Es ist vielmehr Ausdruck eines Perspektivwechsels in der Geschichte. Sie setzt den Menschen in den MIttelpunkt und nicht die höheren politischen Interessen.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Diorama

Beteiligte Personen und Organisationen

August Kühn alias Rainer Zwing (1936-1996) mit Werner Zimmerer (1943-1995)
Leihgabe

Zeit

Um 1975

Maße/Umfang

71,1 x 183,5 x 78 cm

Material/Technik

Zinn, Holz, Glas und Pappe

Identifikator

Inv.-Nr. 02714

Dateien

Diorama der Sendlinger Mordweihnacht (Ausschnitt)
August Kühn (links mit dem Pseudonym Rainer Zwing) beim Aufbau seines Dioramas
Diorama-8.jpg

Quellenangabe

„Diorama der Sendlinger Mordweihnacht,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. September 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/10.