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Rückwand eines Leonhardi-Truhenwagens

Beschreibung

Die schön bemalte Rückwand eines Truhenwagens hat Joseph Kistler, Bauer von Puchberg, gestiftet. Die Wand hat die Form eines nach unten verjüngten Trapezes und endet oben mit drei Ausbuchtungen, deren mittlere von einer flachen Kugel gekrönt ist. Auf der Schauseite eine barocke Bemalung: Dargestellt ist Maria mit Kind, begleitet von zwei Engeln. Die Muttergottes und das Jesuskind tragen jeweils ein rotes, langes Gewand mit weißem Spitzenbesatz an den Ärmeln und den hochgeschlossenen Krägen. Die Muttergottes trägt zudem einen bodenlangen blauen Schleier. Beide haben goldene Kronen auf dem Kopf. Maria hält in ihrer Linken blaue Weintrauben (als Zeichen der Erlösung). Ihr Sohn sitzt auf ihrem rechten, nicht sichtbaren Arm. Er hat seine Linke zum Segensgestus erhoben während er in seiner Rechten die Weltkugel hält. Den Kopf Mariens umgibt ein Sternenkranz, die ganze Figur erscheint zudem in einer Gloriole, während Jesus seltsamerweise keinen Heiligenschein besitzt. Links und rechts schweben fast nackte Engel neben dem Paar. Mit einer Hand halten sie jeweils den Schleier Mariens. Der linke Engel hält Lilien in seiner Rechten. Der rechte Engel hält Rosen in seiner Linken. Beide Blumenarten sind Zeichen für Maria. Am oberen Rand Blumengirlanden mit roten Blüten. Dazwischen in schwarz drei Beschriftungen: Oben: „Dise Lienhartsdruch hat der Ehrbare Gaberel Lechner gemacht Zimmer Pallier Von bercher Ursula desen Ehweib“, links: „Dise Lienhartsdruch hat machen Lassen der Ehrbare Joseph Kistler Paur von Puechperg so geschehen Anno 1760“, sowie rechts: „Dise Lienhartsdruch hab ich gemalt Joseph Wengg von Miespach gebirdig“.
Auf der Rückseite ist die oberste Zone ebenfalls bemalt: Hier erkennt man einen Ausblick in teils schroffes Gebirge, rechts vielleicht mit Andeutung eines Sonnenauf- oder -untergangs. Am linken Rand eine Bauersfrau mit schwarzen Halbschuhen, weißen Strümpfen, einem wohl dunkelblauen Rock und dunkelblau-rotem Mieder mit weißen Geschnür. Darunter eine weiße Bluse mit langen Ärmeln und einen Stopslhut auf dem Kopf. Sie steht frontal zum Betrachter und hält mit ihrer Rechten einen Stecken in die Höhe. Rechts neben ihr im Profil ein weißer Steinbock.
Trotz der kaum erkennbaren Ähnlichkeit könnte das Hauptbild der Maria mit Kind an das Gnadenbild in Fischbachau angelehnt sein. Freie Nachzeichnungen waren damals durchaus üblich. Das rote Gewand ist zudem kein Indiz, da Gnadenbilder gerade in der Barockzeit gerne bekleidet wurden.

Kurzbeschreibung

Die Verehrung des Heiligen Leonhard hat bis heute für die Viehzucht in unserer Region eine große Bedeutung. Die Miesbacher Bauern beteiligen sich dabei bei verschiedenen Leonhardifahrten in der Gegend, wie etwa in Reichersdorf, Hundham oder Fischhausen. In Truhenwägen sitzend fahren dabei die Teilnehmer zu Gottesdienst und Segnung.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Tafelbild

Beteiligte Personen und Organisationen

Holzarbeiten: Gabriel Lechner, Bemalung: Joseph Wengg
Schenkung vermutlich 1913

Zeit

1760

Maße/Umfang

87,5 x 89 cm

Material/Technik

Bemaltes Holz sowie Metall

Sprache

Deutsch

Identifikator

Inv.-Nr. 00069

Dateien

88 FB_MB_00069.jpg

Quellenangabe

„Rückwand eines Leonhardi-Truhenwagens,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. Juni 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/33.