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Sieben, nein acht Porträts der Familie Waitzinger

Beschreibung

Auf jeweils einzelnen Bildern sind sieben Angehörige der Familie Waitzinger abgebildet. Nachdem die Bilder in das Heimatmuseum gekommen waren, wurden die drei älteren Personen in einem Rahmen zusammengefasst, gleiches geschah mit den vier jungen Frauen. Die beiden Gruppen unterscheiden sich durch unterschiedliche Maße, denn die Dreiergruppe ist etwas größer. Zudem hat der Künstler noch zwei weitere Gestaltungselemente eingeführt, um die Personen zu unterscheiden: Zum einen unterscheiden sich die Bilder durch die Stellung der Personen auf der linken oder rechten Seite. So blickt bei der Dreiergruppe nur der Mann nach rechts, die beiden Frauen nach links. Bei der Vierergruppe blicken alle Frauen nach links, während nur eine nach rechts blickt. Das zweite Merkmal ist ein drappierter Vorhang hinter den Personen. Bei der ältesten Frau fehlt er komplett, beim Elternpaar hebt er sich dadurch ab, dass seine Quasten goldfarben sind.
Doch nun zu den einzelnen Bildern:
Die Dreiergruppe zeigt in der Mitte den Brauereibesitzer Augustin Waitzinger (1772-1847) und rechts neben ihm seine Frau Maria Anna Aloysia Crescentia, geb. von Spitzl (1772-1845). Sie hatten 1810 das kurfürstliche Brauhaus in Miesbach vom Staat erworben. Unter ihrem Namen und im Besitz der Familie wurde die Brauerei in den folgenden über 100 Jahren zu einem der bedeutendsten Landbrauereien Bayerns. Augustin Waitzinger ist modisch gekleidet mit einem dunklen Rock mit hohem Kragen, zudem sind seine Haare nach vorne gekämmt. Seine Gemahlin ist zeittypisch mit Riegelhaube und schwarzem Gewand dargestellt. Die Frau links ist die Mutter des Augustin Waitzinger, Anna Maria Waitzinger, geb. Fureiser (um 1747-1828), verwitwete Weinwirtin und Posthalterin von Wolfratshausen. Sie ist altertümlicher gekleidet als ihre Schwiegertochter, denn sie trägt eine große runde schwarze Haube und um den Hals einen breiten schwarzen Flohr.
Die vier kleineren Porträts sollen der Überlieferung nach die Töchter darstellen. Allerdings wissen wir nur von drei Töchtern, die vierte kann also eine andere nahe Verwandte sein. Das erste Porträt von links zeigt die Jüngste der Gruppe, da sie am schmächtigsten wirkt. Dann wäre sie Maria Anna Petronilla (1800/01-1830). Sie hält in ihrer linken Hand einen grünen Zweig. Es ist wohl ein Myrtenzweig, was als Symbol für Jugend verstanden werden kann.
Die zweite Dame von links wirkt deutlich älter als die beiden äußersten. Sie könnte Rosalia (1796-1864) sein, welche mit Andreas von Dall’Armi verheiratet war.
Das dritte Porträt von links zeigt vermutlich keine Tochter der Waitzingers, da sie als einzige der Gruppe nach rechts blickt. Sie trägt einen Schirm in ihrer rechten Hand. Sie könnte eine nahe Verwandte gewesen sein, vielleicht eine Schwester der Mutter.
Das Porträt ganz rechts ist die zweitjüngste der Gruppe. Sie hat kein Accesoire das sie heraushebt. Allerdings ist die Rahmung des Bildes hier etwas kleiner als bei den anderen jungen Damen. Sie wäre zu identifizieren mit Walburga (1798-1856), verheiratet mit dem Kutscherwirt Johann Ev. Deibl (gest. 1835).
Zufällig konnte 2021 im Kunsthandel angebotenes unbenanntes Gemälde als das des in der Bilderfolge fehlenden Sohnes Max Waitzinger identifiziert werden. Der spätere Brauereibesitzer hatte seit über 100 Jahren gefehlt. Es hat die Bildfolge nun vervollständigt.

Kurzbeschreibung

Porträtfolge von Angehörigen der Familie Waitzinger aus dem Jahr 1812. Die Familie ist fast vollständig in Einzelbildern dargestellt. In diesem Umfang ist die Porträtfolge für Miesbach einmalig. Zudem repräsentiert die Familie Waitzinger nach den Umbrüchen mit dem Ende es Alten Reiches und der Neustrukturierung Bayerns die neue Elite, welche das 19. Jahrhundert die Geschicke Miesbachs prägen sollte. Mit Maria Anna Aloysia Crescentia Waitzinger ist sogar eine Kontinuität zu den alten Eliten vorhanden, denn sie war eine Tochter des kurfürstlichen Vogteirichters Georg Anton von Spitzl.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Ölgemälde

Beteiligte Personen und Organisationen

Nikolaus Augner (1765-1839)
Altbestand und Kauf 2021

Zeit

1812

Maße/Umfang

Je 46,5 x 32,5 cm und je 35 x 29 cm

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Identifikator

Inv.-Nrn. 00127.1-3 und 00546.1-4

Dateien

99 a FB_MB_00127.1-3 - Kopie.jpg

Quellenangabe

„Sieben, nein acht Porträts der Familie Waitzinger,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. Juni 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/44.