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Waitzingerbräu am Oberen Markt

Beschreibung

Das Ölgemälde zeigt einen Blick von Norden auf die südliche Platzseite des Oberen Marktes. Hier dominiert der stattliche Bau des Waitzingerbräu. Links geht der Blick in die beginnende Schlierseer Straße, rechts erkennt man noch die Abfahrt zum Lebzelterberg und den Vorläufer des Michaelsbrunnens. Der Gasthof Waitzinger ist ein schlossartiger Bau unter einem hohen Walmdach. Die Gliederung der Fassade mit Längsstreifen folgt noch klassizistischer Mode. Rechts oberhalb des rundbogigen Eingangstores sogar ein leider nicht näher identifizierbares Wandgemälde. Auffallend ist zuletzt noch am Dachfirst eine Konstruktion, anscheinend aus Draht.
Links neben dem Waitzingerbräu am Ende des Seitenflügels quer zur Straße das Haus des Landarztes Joseph Scheicher. An dessen Stelle befindet sich heute das Medienhaus des Miesbacher Merkurs. Am linken Ende des Gebäudes verläuft nach einer Linkskurve die Straße nach Schliersee, die vor dem Haus des Landarztes zum sog. Waitzingerberg ansteigt. Das Dach noch mit Schindeln gedeckt. Dahinter ragt dichter Baumbestand auf.
Am linken Bildrand nur angeschnitten das Haus Ertlbeck (Ertlbäck), damals im Besitz der Bäckerfamilie Stöger. Heute befindet sich an seiner Stelle das Haus der Gesundheit (Schlierseer Str. 1-3). Vor dem Ertlbeck mündet der Salzweg ein.
Rechts neben dem Waitzingerbräu schließt das Haus des Lebzelters Simon Hörl an. Für Miesbach ungewöhnlich steht der Bau mit der Traufseite zum Platz. Über der Haustür befindet sich ein Hauszeichen, das Obergeschoss springt offensichtlich nach einem Vordach zurück. Lebzelter Hörl verkaufte um 1850 das Anwesen an den Waitzingerbräu und erwarb dafür ein Haus am unteren Gasteig (heute Lebzelterberg 3), in dem sich bis 2017 als Nachfolgebetrieb das Café Lebzelter befand. Die Familie Waitzinger ließ das alte Lebzelterhaus abreißen und seinen Gasthof an dessen Stelle um zwei Fensterachsen erweitern. Da für 1853 ein Bauvorhaben der Waitzinger bekannt ist, dürfte es sich um diese Erweiterung handeln.
Rechts neben dem Lebzelteranwesen folgt der Bau des Kaufmanns Johann Nepomuk Ertl, das ehemalige Deiblkrameranwesen. Es beherbergte später Verlag und Druckerei von Wilhelm Friedrich Mayr mit dem „Miesbacher Anzeiger“ und ist heute als Moserhaus bekannt. Rechts neben dem Deiblkrameranwesen der Kochwirt, später Gasthaus Wendelstein. Es ist mit einem hohen Torbogen mit dem vorherigen Gebäude verbunden, an dieser Stelle ist auch noch heute ein Durchgang, allerdings schon seit langem ohne Torbogen. Das Gebäude ist 1864 niedergebrannt und danach in der heute erhaltenen, großzügigeren Form wiederaufgebaut worden.
An den Kochwirt schließt sich im rechten Winkel das Tor zum Lebzelterberg an. Es erscheint erstmals 1701 auf dem Stich von Michael Wening. Es ist ein einfacher Steinbogen und scheint im Laufe der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verschwunden zu sein. Mit dem 1874 abgebrochenen Markttor riegelte es den Oberen Markt ab. Hinter dem Tor erkennt man den Giebel des Hauses Kistler am Gasteig (heute Lebzelterberg 1).
Rechts schließt an das Tor das (alte) Karlingerhaus an, heute Sitz der Hypovereinsbank (Stadtplatz 6). Bis in die 1860er Jahre war es der Stammsitz der für Miesbach bedeutenden Kaufmannsfamilie Karlinger. Auf dem Gemälde erkennt man wenig mehr als die südliche Hausecke.
Auf der rechten Seite des Bildes vor der Kochwirtschaft befindet sich ein Brunnen mit vier hoch aufragenden Bäumen. Es ist der Vorläufer des Michaelsbrunnens (1905 eingeweiht) und dürfte nach dem Brand von 1783 aufgestellt worden sein. Er zeigt einen einfachen Brunnentrog mit einer Figur des Hl. Florian auf einer schmalen Säule. Neben jedem der Bäume steht zudem je eine Laterne, damals eine Talglampe, die seit 1823 dauerhaft installiert waren.
Die weite Platzfläche war damals noch Ort der Wochen- und Jahrmärkte. Der bis 1824 offen über den Platz laufende Miesbach ist bereits verrohrt. An die alte Funktion Miesbachs als Etappenort an der alten Salzstraße erinnert zudem ein Fuhrwerk. An dieser Stelle befand sich ehedem die Pferdetränke.
Das signierte Bild ist zwar nicht datiert, seine Entstehung kann aber eingegrenzt werden. Der Künstler Carl Ebert lebte erst seit 1846 in München und unternahm dann nachweisbare Reisen in unsere Gegend. Da der Gasthof Waitzinger etwa 1853 erweitert wurde, muss das Gemälde wiederum zuvor entstanden sein.

Kurzbeschreibung

Die Ansicht zeigt den großen Waitzingerbräu am Oberen Markt, dem heutigen Stadtplatz in der Zeit des Spätbiedermeier. Das Bild ist stadtgeschichtlich von großer Bedeutung, da es einer der ältesten Ansichten ist, auf der ein Teil der innerstädtischen Bebauung detailliert dargestellt ist.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Ölgemälde

Beteiligte Personen und Organisationen

Carl Ebert (1821-1885)
Leihgabe seit 1999

Zeit

1846/53

Maße/Umfang

55,5 x 68,5 cm

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Identifikator

Inv.-Nr. 01311

Dateien

101 FB_MB_01311.jpg

Quellenangabe

„Waitzingerbräu am Oberen Markt,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 22. Dezember 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/46.