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Kircheneinweihung in Gotzing durch Propst Hamel von Weyarn

Beschreibung

Dargestellt ist die Neuweihe der Gotzinger Filialkirche St. Jakobus d. Ä. im Jahr 1761 durch den Propst Augustin Hamel des Augustinerstifts Weyarn nach der Neugestaltung der Kirche. Der Blick geht von Norden auf das weite Feld, auf dem sich die Kirche befindet. Hinter einem Wald erhebt sich der Taubenberg, auf dem mehrere Höfe erkennbar sind. Rechts unten, innerhalb der Umzäunung, der Mesnerhof und zwischen ihm und der Kirche vier weiße Buden mit Wallfahrtsartikeln.
Der Kirchenzug verlässt gerade die Kirche und bewegt sich in einem weiten Umkreis um das Gotteshaus. Der Zug wird von zwei als Engel gekleideten Personen angeführt. Es folgen nun etwa 20 Gruppen, teilweise unterteilt von den acht Fahnenträgern. Diese tragen, wie fast alle Männer, weitgehend identische Kleidung – die Ausnahmen werden im Folgenden erläutert.
Die Gruppen an jungen Frauen (Jungfrauen) tragen ebenso fast alle gleiche Kleidung mit schwarzen Röcken und grünen Kränzen auf dem Kopf. Lediglich die vier Frauen, welche das Miesbacher Gnadenbild tragen, unterscheiden sich hier: Diese tragen einen roten Rock und auf dem Kopf Riegelhauben.
Auffallende Personen sind Angehörige einer Bruderschaft in der linken oberen Bildecke. Durch das mitgeführte Bild der Hl. Barbara sind sie als Barbara-Bruderschaft von Reichersdorf zu identifizieren. Sie tragen rote Kutten und Mützen.
Unweit davon sieht man Schützen mit geschultertem Gewehr. Die Farben der Fahne erinnern an das Wappen der Grafen von Tattenbach, bei dem Rot und Weiß vorherrschend sind.
Am unteren Rand fallen Musiker ins Auge. Es sind dies Trommler, Trompeter und Sänger. Es folgt nun die Gruppe um die Hauptperson des Festzuges, den Weyarner Propst Augustin Hamel. Er läuft unter einem Traghimmel, während er eine Monstranz hält.
Wenig danach folgt ein hochherrschaftliches Paar im Zug. Es müsste sich um den Hofmarksherren von Wattersdorf, Holzolling, Valley und Maxlrain handeln, den Grafen Maximilian von Rheinstein-Tattenbach und seine Gemahlin Karolina Theresia. Das hochherrschaftliche Paar führt die Gruppe der Laien an, die bis zum Seitenportal der Kirche reicht.
Die Prozessionsfiguren bzw. –bilder können verschiedenen Orten zugeordnet werden, manchmal ist die Zuordnung aber ungewiss. Sie haben meist einen direkten Bezug zum Stift Weyarn. Das erste Bild zeigt einen Hl. Georg auf einem Pferd. Es steht für die Filialkirche in Kleinpienzenau, welche zu der in das Kloster Weyarn inkorporierten Pfarrei Neukirchen gehörte. Die zweite Figur stellt das Miesbacher Gnadenbild dar. Die Pfarrei Miesbach ist seit jeher der südliche Nachbar. Das dritte Bild zeigt den Hl. Dionysius, den Patron der Pfarrkirche Neukirchen. Sie ist auch Mutterkirche der Filiale in Gotzing. Beim vierten Bild ist die Malschicht leider teilweise zerstört, sodass man das Motiv nur erahnen kann. Demnach könnte es sich um eine gekrönte Maria handeln (blauer Mantel und rotes Gewand), und könnte an die vom Kloster Weyarn betreute Wallfahrt in Föching erinnern. Das fünfte Bild zeigt eine Maria mit Kind, ein beliebtes Motiv für Gnadenbilder. Es wurde im 18. Jahrhundert im Weyarner Einzugsgebiet an vier Orten in dieser Form verehrt: der Maria-Hilf-Kapelle beim Kloster Weyarn, der Kirche in Esterndorf, der Wallfahrtskirche Weihenlinden und der Frauenkirche in Osterwarngau. Das sechste Bild zeigt vermutlich eine Abwandlung des berühmten, eigentlich Innsbrucker Gnadenbildes Mariahilf von Lukas Cranach d. Ä. und in der Barockzeit an vielen Orten verehrt. Das siebte Bild stellt vielleicht einen in einem Kerker sitzenden Heiligen dar. Damit könnte der Hl. Laurentius gemeint sein, welcher Patron der Kirche Feldkirchen an der Mangfall ist. Das achte Bild ist als einziges mit „Matrenus“ bezeichnet und zeigt einen Bischof. Möglich wäre eine seltene Darstellung des Hl. Martin als Bischof. Martin ist Patron der Kirche in Holzolling und der Pfarrkirche Ottendichl. Das neunte Bild zeigt die Hl. Barbara, welche in Reichersdorf verehrt wird. Das zehnte Bild zeigt erneut eine Maria mit Kind. Als elfte und letzte Figur wird zwischen den Schützen und den Musikanten ein Prozessionsaltar mitgetragen. Er hat sich in dieser Form in den Kirchen in Unterdarching und Parsberg erhalten. Vielleicht gab es auch einen im Kloster Weyarn.
Auffallend im Kirchenzug sind zuletzt die Fahnen, die in barocker Manier an besonders langen Stangen angebracht sind. Von den neun Fahnen sind außer einer grünen und einer goldfarbenen alle Fahnenblätter rot.
Das Bild zeigt beispielhaft die barocke Pracht kirchlicher Feste. Es erinnert mit den voranschreitenden Engeln an das geistliche Theater, die mitgetragenen Heiligenbilder spiegeln die blühende Wallfahrtslandschaft und Heiligenverehrung. Gleichsam erweisen diese der Kirche in Gotzing ihre Referenz. Gleiches gilt für die Teilnahme des Propstes und des Grafenpaares. Alle drei in barocker Manier prächtig herausgeputzt, der Propst sogar mit Perücke.
Als Künstler des Bildes könnte Johann Nepomuk Pichler (1742-1827) in Betracht kommen. Er arbeitete als Möbelmaler vornehmlich in Schliersee und war ab 1797 Konventual des Klosters Tegernsee. Er zeichnete sich durch eine volkstümliche Malweise aus und hatte Nähe zum kirchlichen Leben.

Kurzbeschreibung

Von besonderer historischer Bedeutung für unsere Region ist die Darstellung des aus fast 200 Personen bestehenden Festzuges. Die Teilnehmer zeigen sich in zeittypischer Bekleidung, je nach ihrem Stand. Dies ist für die Trachtenforschung höchst interessant. Es fällt auf, dass nur die jungen Frauen aus Miesbach, dem nahen Marktort, eine abweichende Tracht tragen. Mitgeführt werden Nachbildungen von Gnadenbildern und Heiligenbildern, welche bestimmte Kirchorte der Gegend symbolisieren.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Ölgemälde

Beteiligte Personen und Organisationen

Vielleicht Johann Nepomuk Pichler (1742-1827)
Altbestand

Zeit

1761

Maße/Umfang

72 x 139,5 cm

Material/Technik

Öl auf Leinwand

Identifikator

Inv.-Nr. 01036

Dateien

131 FB_MB_01036.jpg

Quellenangabe

„Kircheneinweihung in Gotzing durch Propst Hamel von Weyarn,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. Juni 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/71.