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Miesbach von Norden

Beschreibung

Das Bild zeigt einen Blick auf Miesbach, der Standort der Künstlerin war am oberen Ende des Wallenburger Bergs. Im Mittelgrund der Zeichnung ist Miesbach mit seinen verschiedenen Terrassen erkennbar. Links auf der obersten Terrasse das Gerichtsschreiberhaus (später Kloster), daneben die Portiunkulakirche und das Schloss, damals Bezirksamt. Auf der mittleren Terrasse umgeben von den Häusern um den Oberen Markt die Pfarrkirche, davor das Pfarrhaus. Nach rechts absteigend zur Schlierach die Häuser um den Unteren Markt und den Marienplatz. Die Schlierach wird überspannt von der Schlierachbrücke, später Johannisbrücke genannt. Die Ortsansicht wird malerisch gerahmt durch eine romantische Szenerie im Vordergrund: Rechts unter einer mächtigen Eiche, die den gesamten rechten Rand des Bildes einnimmt, lagert eine Frau mit zwei Kindern und einem Hund. Links davon drei Pferde, die sich bereits nah am Fahrweg befinden. Im Hintergrund der breitgelagerte Stadlberg, dahinter schemenhaft das Hochgebirge, mit Breitenstein und Wendelstein oberhalb der Portiunkulakirche. Interessant ist noch das Monogramm der Malerin: „E F“, und „geb. St.“ Da die Freifrau bereits vor ihrer Ehe eine angesehene Künstlerin war, erklärt es sich, warum sie in ihrer Signatur selbstbewusst den Hinweis auf ihren Geburtsnamen gibt.
Der Standort der Künstlerin war lange Zeit ein beliebter Aussichtspunkt. Joseph von Obernberg erwähnt dies 1815 in seinem Werk „Reisen durch das Königreich Bayern“ (Teil 1, H. 2, S. 199): „Ueber der Anhöhe, die man besteigen muß, finden Sie einen Standpunkt, der Ihnen alles überschauen läßt, was die Gegend Schönes hat. Die Mahler lagern sich hier, wenn sie die Natur zu kopieren unternehmen.“
Wie Maria Electrine von Freyberg die Ansicht fertigte und wie sie ihren Aufenthalt erlebte, ruft sie sogar in einem Brief vom 10. August 1825 in Erinnerung. Diesen richtet sie an ihren Mann, der sich gerade wiederum in Miesbach aufhält: „Indem ich Dir meine Küsse und Grüße nach Miesbach sende, denke ich mit Freuden an die Zeit die wir voriges Jahr miteinander dort verlebt haben – und am SchlierSee [!] – weißt noch wie schön der Abend war?! – wirst Du denn au[ch] den Ort besuchen von wo ich die Gegend von Miesbach aufgenommen habe? verweile dort einen Augenblick und weihe ihn […]“.
Maria Electrine Freifrau von Freyberg war durch ihren Vater, den Maler Johann Baptist Stuntz (1753-1836), an die Malerei herangeführt worden. Sie war nach Marie Ellenrieder 1813 erst die zweite Frau, welche an der Münchner Kunstakademie ein Studium beginnen konnte. Die noch ledige Maria Electrine Stuntz war sogar 1821 zum Ehrenmitglied der römischen Accademia di San Luca ernannt worden, eine Ehre, welche auch männlichen deutschen Künstlern damals nur in großen Ausnahmefällen zu Teil wurde, wie etwa dem Architekten Leo von Klenze.

Kurzbeschreibung

Die Tuschezeichnung ist das Werk einer Ausnahmeerscheinung ihrer Zeit. Denn Maria Electrine Freifrau von Freyberg war eine Pionierin als anerkannte Künstlerin und berufstätige Frau.
Freyberg gehörte zudem zu den frühesten namentlich bekannten Sommerfrischlern, welche Miesbach besuchten. Davon zeugt die romantische Vedute.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Grafik

Beteiligte Personen und Organisationen

Maria Electrine Freifrau von Freyberg, geb. Stuntz (1797-1847)
Schenkung 1990

Zeit

1824

Maße/Umfang

40 x 46,5 cm

Material/Technik

Lavierte Tuschezeichnung

Identifikator

Inv.-Nr. 01271

Dateien

158 FB_MB_01271.jpg

Quellenangabe

„Miesbach von Norden,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. Juni 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/92.