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Brautschrank

Beschreibung

Der Brautschrank im Miesbacher Heimatmuseum stammt aus dem Jahr 1778. Er ist ein zweitüriger Schrank mit geradem Abschluss im Typus der Leitzachtaler Kästen. Die Ecken sind abgeschrägt, der Rahmen ist gezinkt gefügt. Die Vorder- und Rückwand sind aufgedübelt. Die Gesims-, Fuß- und Türschlagleiste sind profiliert. Der Kranz ist abnehmbar. Die Türen sind in Brettbauweise mit je zwei Gratleisten, an den Eckschrägen angesetzt. Durch aufgesetzte Profilleisten sind auf jeder Türe hochrechteckige Felder mit abgeschrägten Ecken entstanden. Der Schrank steht auf vier gedrückten Kegelfüßen. Verschlossen wird er durch ein originales Kastenschloss mit Schlüssel.
Die Fassung ist eine blaue Grundierung, auf der Blütenreihen, Blumen und gelben Rocaille-Ornamenten aufgetragen sind. In den vier Feldern der Front finden sich figürliche Darstellungen auf hellem Grund. Oben links ist dies ein Herz-Jesu-Kind in einer Blumenpforte, verbunden mit dem Spruch: „Suchst du meine Garten-Thür“. Oben rechts ist dies ein erwachsener Jesus mit Kreuz, begleitet von einem Lamm mit umgehängtem Kreuz und dem Spruch: „Trag dein Greütz und folge mir“. Unten links ist dies Jesus mit Wundmalen und einem Herz mit Dornenkrone und Kreuz sowie dem Spruch: „Gleiche Schmerzen gleiche pein“. Unten rechts ist Maria mit Lilie und einem Herz mit Dolch abgebildet, begleitet vom Spruch: „Nimmet hier beyder Herzen ein“.
Oben findet sich folgende Inschrift: „17. M. P. 78.“ Die Initialen deuten meist auf die Braut hin. So könnten sie für Maria Pichelmayr stehen, welche 1778 in der Gmunder Pfarrkirche den aus Schwaben zugewanderten Schneider Michael Müller heiratete. Die Braut stammte aus dem Hof Schuster im Graben, der zwischen Gmund und Miesbach liegt.
Die Mittelwand teilt das Innere des Schranks in zwei Hälften. Die rechte Seite ist noch mit Originalstücken der Aussteuer befüllt. Demgemäß ist sie kunstvoll mit Leinen und Hanfzöpfen ausgelegt. Angeordnet sind zudem Wachsstöpfe, Andachtsbilder und Gläser. Besonders reizvoll ist außerdem ein geschnitztes Paar, sie an einem Tisch sitzend, er mit einem Korb, aus dem ein Kinderkopf herausspringt.
Im Vergleich mit zeitgenössischen, bemalten Kästen fällt die qualitativ hochwertige Umsetzung der Personenabbildungen auf. Daher denkt man an Johann Baptist Böheim, der hier einer der besten war.
Brautkästen waren Teil der Aussteuer der Frau. Sie wurden für die Hochzeit extra angefertigt. Die Bräute begannen oft schon Jahre vor einer möglichen Heirat mit dem Fertigen und Ansammeln des Inventars. Am Tag der Hochzeit wurde die Aussteuer dann auf dem sog. Kuchlwagen in das neue Heim der Frau gefahren. Dazu gehörte auch immer eine Bettstatt. Bezahlt wurde die Aussteuer von den Brauteltern. Der Brautschrank hatte im Haus einen Ehrenplatz, oft in der Schlafkammer des Brautpaares. Da er auch kunstvoll eingerichtet wurde, ist anzunehmen, dass er auch gerne hergezeigt wurde. Das Inventar des Schranks sollte nur in Notzeiten benutzt werden. So haben sich viele Brautkästen lange Zeit erhalten, manche sogar bis auf den heutigen Tag.

Kurzbeschreibung

Brautschrank in der bekannten Form des Tölzer Kastens. Der 1778 entstandene Schrank bewahrt noch Teile der originalen Einrichtung. Besonders qualitätvoll ist die Fassung.

Institution

Rechtsstatus

Typ

Möbel

Beteiligte Personen und Organisationen

Vielleicht Johann Baptist Böheim (1752-1838)
Altbestand

Zeit

1778

Maße/Umfang

189 x 145 x 61,5 cm

Material/Technik

Gefasstes Holz, Eisen, Leinen, Hanf, Glas, Wachs

Identifikator

Inv.-Nr. 01216

Dateien

163 FB_MB_01216.jpg

Quellenangabe

„Brautschrank,” Schätze aus dem Heimatmuseum Miesbach, zuletzt aufgerufen am 28. September 2024, https://ausstellungen.deutsche-digitale-bibliothek.de/heimatmuseum-miesbach/items/show/98.