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Die kontaminierte Bibliothek

Mikroben in der Buchkultur

Seminar für Philosophie, Technische Universität Braunschweig,
Leibniz-Institut DSMZ - Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen,
Universitätsbibliothek Leipzig


Chloronema

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

J. Overmann (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Mikroskopische Aufnahme einer Wasserprobe mit grüngefärbten Zellfäden von Chloronema begleitet von Gruppen kugelförmiger Purpurschwefelbakterien aus dem mittleren Buchensee bei Konstanz

Über die Ausstellung

Diese Ausstellung ist ein Ergebnis des interdisziplinären Forschungsprojekts MIKROBIB. Das vom BMBF (Bundesministerium für Bildung und Forschung) zwischen 2018 und 2021 in der Förderrichtlinie „Sprache der Objekte“ geförderte Verbundprojekt wurde durchgeführt am Seminar für Philosophie der Technischen Universität Braunschweig, an der Universitätsbibliothek Leipzig sowie am Leibniz-Institut DSMZ – Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen GmbH in Braunschweig. Die drei Teile der Ausstellung folgen dem Vorgehen der Teilprojekte und analysieren die „Sprache der Mikroben“ in Sammlungen aus philosophischer, kulturwissenschaftlicher und mikrobiologischer Perspektive.
Reflexionsgegenstand und empirisches Untersuchungsobjekt der Ausstellung ist das alte Buch: Es wurden mikrobiologische Analysen von spätmittelalterlichen Sammelbänden im Bestand der Universitätsbibliothek Leipzig vorgenommen und mit buchbiographischen Untersuchungen kombiniert. Die Proben wurden an der DSMZ molekularbiologisch mit modernsten Hochdurchsatzsequenzierverfahren analysiert und damit Organismen identifiziert. Die DSMZ beherbergt fast 50.000 mikrobielle Isolate von über 15.000 Arten und ist damit eine der weltweit größten Mikrobensammlungen. Zwei Sammlungsformen – Bibliothek und Mikrobenbank – bedeuten zwei Perspektiven der Lesbarkeit der Welt, die miteinander wechselwirken.

Die Sprache der Mikroben

In Bibliotheken zersetzen Mikroben diejenigen Objekte, deren Erhalt sämtliche Mühe gilt. Mikroben sind hier Störenfriede der geordneten Kultur und können vor allem eines: Unruhe stiften. Sie sind Instanzen einer Verfallsgeschichte der Sammlung, in der Natur letztlich immer über Kultur obsiegt. Um die Lebensdauer der toten Objekte zu verlängern, rückt man den „buchfeindlichen Organismen“ mit Bioziden zu Leibe. Und auch außerhalb von Sammlungen sind Bakterien die Lebewesen mit dem schlechtesten Image, die nur noch von Viren übertroffen werden.
Aber ist die Mikrobe im Buch – entgegen der Idee von der zerstörerischen Kontamination – auch als Teil des Kulturgutes verstehbar? Inwieweit könnte die Mikrobe im alten Buch ein buchbiographisches Objekt mit Zeichencharakter sein? Hilft sie uns ähnlich einer Sonde, frühere Orte des Buches zu lokalisieren oder Hinweise auf Nutzer zu geben? Könnte die Mikrobe demnach zu einer vermittelnden Instanz der Entstehungsgeschichte des Buches oder gar der Bibliothek werden, so wie sie bereits Instanz der Entstehungsgeschichte der natürlichen Welt und ihrer biologischen Reiche ist? Mit welchen anderen Organismen hat die Mikrobe im Buch ‚zu kämpfen‘ oder zu kooperieren (z. B. Insekten und Pilzen), wie ist das Mikrobiom des Buches strukturiert?



01

Mikroben-Welten

Weltreisende – Bücher, Insekten, Mikroben



Heute denken wir Bibliotheken als feststehend: als Bestände, als Endstationen von Büchern, als Tempel systematisierten Weltwissens. Dabei sind Büchersammlungen die längste Zeit gewandert und mit ihnen das Wissen. Hinzu traten Reisebegleiter und Wegelagerer, die Kleinstlebewesen – griechisch wörtlich: Mikroben. Auch sie labten sich am Lesestoff. Weil mit der Faszination für das Lesen der Wunsch nach dem Besitz von Büchern einhergeht und nicht selten in Diebstahl mündet, werden Bücher immer wieder an ungewöhnlichen Orten in Sicherheit gebracht.



Allgemeine Erdbeschreibung

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Die Karte illustriert die bekannte Welt der alten Griechen nach dem Kenntnisstand des 18. Jahrhunderts,
Strabo: Allgemeine Erdbeschreibung, übersetzt und hg. von Abraham Jacob Penzel. Durchgehends von neuen disponiert, mit Anmerkungen, Zusätzen, erläuternden Rissen, einigen Landcharten und vollständigen Registern versehen, 3 Bände, Lemgo: Meyer 1777. [UBL: Geogr. gr.108:1]

Strabons Geographie: Wer andern eine Grube gräbt…

Der Geschichtsschreiber und Geograph Strabo[n] (63 v. Chr. – 23 n. Chr.) liefert eine umfassende Beschreibung der antiken Welt. Er lobt Aristoteles als den ersten, „der darauf dachte, sich eine ordentliche Sammlung von Büchern anzulegen“. Nach dessen Tod ging sie durch verschiedenste Hände und Orte, über die Türkei bis nach Rom. Die Buchrollen überstanden unwirtliche Bedingungen „in einer unterirdischen Grube, wo sie mit Würmern und mit der Nässe lange zu streiten hatten“. Von einem späteren Aufkäufer und Besitzer der Bibliothek des Aristoteles heißt es, „dass er diese alten Handschriften neu abschreiben ließ, und die durch Motten und Nässe darinnen verursachte Lücken sich auszufüllen bemühete, da er aber nicht die zu diesem Geschäfte gehörige kritische Kenntnisse besaß, so bekamen wir durch seine Bemühungen eine durch tausend Fehler verunstaltete Ausgabe“.



Deutsche Übersetzung der Naturgeschichte der Thiere des Aristoteles

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Dass sich „in Büchern eine Art von Würmern“ befindet, steht schon bei Aristoteles, der sich wahrscheinlich auf Papyrusrollen bezog.
Aristoteles’ Naturgeschichte der Thiere, übers. und mit Anm. begleitet von Friedrich Strack, Frankfurt am Main: Hermannsche Buchhandlung 1816, [UBL: Arist.198f, S. 278]
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Die Insektenkunde des Aristoteles: kosmisch statt eklig

Aristoteles war nicht nur Philosoph, sondern auch ein genauer Naturbeobachter, der sich für Materialien und ihre Zersetzer interessierte. Die in Buchrollen gefundenen Larven „ähneln den Maden in Gewändern“, schreibt er in seiner Naturgeschichte (Hist. an. V.32, 557b1–10). Wahrscheinlich meint er die Larven der Kleidermotte. Als das kleinste Lebewesen, die Mikrobe, erachtet er die Käsemilbe. Wohnen, Essen und Lesen bilden in Aristoteles‘ Biologie einen kosmischen Zusammenhang. Dass es kreucht und fleucht war normal. Es gibt noch kein Freund-Feind-Denken, man lebt miteinander und ekelt sich nicht vor Mikroben. „Kosmisch“ meint damals auch: „schön“; daher stammt das Wort Kosmetik.





„Aasinsekten an einem Maulwurfe“

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Brehms Tierleben. Bd. 9: Insekten. 3. Aufl., Leipzig u. Wien:
Bibliographisches Institut 1892, Tafel V [UBL: Zool.131n:9, S. 71]
Abb. 3a_Zool_131-n_002_bearbeitet.png


Kosmopoliten oder Kriminelle?

Die Enzyklopädie Brehms Tierleben macht den Bücherfreund Mensch und den Bücherfeind Speckkäfer gleichermaßen zum Kosmopoliten: „Weil die Nahrung der Käfer, mehr noch ihrer Larven (denn sie selbst sind genügsamer) in den vorzugsweise trockenen Teilen tierischer Stoffe aller Art besteht, finden sie sich auch überall, draußen im Freien, in unseren Behausungen, auf den Schiffen, in Fellen, Naturaliensammlungen etc., reisen um die Welt und werden teilweise Weltbürger im vollsten Sinne des Wortes.“ (Bd. 9, S. 74)
Allerdings gehört der Speckkäfer auch zu den Aasinsekten, d. h. zu den Bürgern der Schattenwelt, die an einem aufgeknüpften Maulwurf lehrbuchartig dargestellt werden. In Leichen lässt sich über die Anzahl und Formen von Insekten lesen wie in einem Buch. Auch das Buch selbst ist ein potenzieller Leichnam, an dem der Zahn der Zeit nagt.



Kosmos

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Alexander von Humboldt: Kosmos, 5 Bde., Stuttgart: Cotta’scher Verlag 1845–1862, [UBL: KHS.7450:1-4, I 5095-e-f]

Vom Kosmos zum Mikrokosmos

Eine physische Weltanschauung – nichts weniger sollte Alexander von Humboldts monumentale Enzyklopädie Kosmos (1845ff.) leisten. Die Erkenntnis eines Naturganzen wurde gewonnen nicht nur durch Sammeln, Vermessen, Kartographieren und Bezeichnen, sondern auch durch Rückgriff auf die Geschichte „des Gedankens von der Einheit in den Erscheinungen und von dem Zusammenwirken der Kräfte im Weltall“ (Bd. II, S. 138). Frühe Enzyklopädisten wie Aristoteles, Strabon und Albertus Magnus bilden ihm die Grundlage für die Idee einer All-Einheit, die die tradierte Idee vom Buch der Natur aufbricht. Der Philosoph Hans Blumenberg zitiert einen Brief Humboldts, nach dem dieser seine Enzyklopädie „anfangs das Buch von der Natur nennen“ wollte, „wie man dergleichen im Mittelalter von Albertus Magnus hat. Das ist aber alles unbestimmt. Jetzt ist mein Titel: ‚Kosmos‘“ (Die Lesbarkeit der Welt, Frankfurt am Main 1986, S. 238).



Kosmos

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Erstausgabe von Alexander von Humboldts Kosmos, Bd. 1, 1845, [UBL: KHS.7450:1, Titelblatt]
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Alexander von Humboldt: Die neuen Organe des Kosmos

Humboldt (1769–1859) unterschied drei Hinsichten, in denen sich die Welt begrifflich zu einem Ganzen fügt: „1) das selbstständige Streben der Vernunft nach Erkenntnis von Naturgesetzen; 2) die Weltbegebenheiten, welche plötzlich den Horizont der Beobachtung erweitert haben; 3) die Erfindung neuer Mittel sinnlicher Wahrnehmung, gleichsam die Erfindung neuer Organe, welche den Menschen mit den irdischen Gegenständen wie mit den fernsten Welträumen in näheren Verkehr bringen, welche die Beobachtung schärfen und vervielfältigen.“ (Kosmos, Bd. II, S. 138)



Cosmos

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Eine englische Fassung erschien 1849 bereits in der vierten Auflage, [UBL: 47-8-351:1, Titelblatt]

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Porträt Alexander von Humboldts

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Porträt Alexander von Humboldts aus Moderne Klassiker: Deutsche Literaturgeschichte der neueren Zeit in Biographien, Kritiken und Proben, Cassel: Ernst Balde 1853, Bd. 9, Frontispiz [UBL: Lit.germ.A702i-5-9]
Abb. 4d_Lit_germ_A_702i_5-9_bearbeitet.png


Kosmos-Mikroskop „Humboldt“

Aus der Sammlung von

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

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Quelle

Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG

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Kurzbeschreibung
alter Verlagsprospekt
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Humboldt-Mikroskop

„Um hier nur diejenigen Instrumente zu erwähnen, welche große Epochen der Culturgeschichte bezeichnen, nennen wir das Fernrohr und […] das zusammengesetzte Microscop, welches uns Mittel verschafft den Entwicklungszuständen des Organischen (‚der gestaltenden Thätigkeit als dem Grunde des Werdens‘, wie Aristoteles schön sagt) zu folgen.“ (Kosmos, Bd. II, S. 144)
Dass im 20. Jahrhundert eine Lehrmittelreihe für den Naturwissenschaftsunterricht den Titel „Kosmos“ und darin ein Schüler-Mikroskop den Namen Humboldts trug, überrascht nicht. Mit dem „Humboldt“ lernte man, das vormalige Buch der Natur auf neue Weise zu lesen.



Kugelalge Volvox

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Christian Gottfried Ehrenberg: Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen. Ein Blick in das tiefere organische Leben der Natur, Leipzig: Voß 1838, [UBL: Gr.Fol.932:2, Atlas, Tafel IV]


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Die Welt-Kugelalge Volvox globator

Am 24. Juli 1838 schreibt Alexander von Humboldt dem Botaniker Christian Gottfried Ehrenberg: „Die Entdekkung der Aufbewahrung der Infusorien wird von grossen Folgen sein. Was wäre Botanik wenn man alles nur an frischen Pflanzen sehen könne.“ (http://telota.bbaw.de/AvHBriefedition/#/101, Zugriff: 11.01.2021)
Soeben ist Ehrenbergs Hauptwerk Die Infusionsthierchen als vollkommene Organismen: Ein Blick in das tiefere organische Leben der Natur (1838) erschienen. „Infusorien“ war damals ein Sammelbegriff für Kleinstlebewesen wie Bakterien, Mikroalgen und Zooplankton. Man versammelte sie durch eine Aufgussmethode, um sie unter dem Mikroskop zu betrachten, so auch die Kugelalge Volvox globator aus Ehrenbergs Bildatlas. Dem Kosmos wurde ein Mikrokosmos an die Seite gestellt, der an Vielfalt nichts zu wünschen übrigließ.
Humboldt beglückwünscht seinen Reisegefährten, diese „unabhängige Region“ der natürlichen Welt entdeckt zu haben. Wie auch beim Kosmos gilt es, jene Unterwelt nun in ihrer Breite und Tiefe zu erforschen. Bald wird sie als eine Welt der Vorläufer von Pflanze und Tier („Protisten“) verstanden und ein eigenes Reich abgeteilt: die Bacteria.





Mikroskopische Dauerpräparate von C. G. Ehrenberg

Aus der Sammlung von

Museum für Naturkunde Berlin

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Quelle

Museum für Naturkunde Berlin

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Mikroben sammeln: Zombies unter Glas

Mit der mikrobiellen Vielfalt kommt die Frage nach neuen Formen des Sammelns auf. Humboldt verweist auf Herbarien mit getrockneten Pflanzen, Bücher der Natur, die oft in Bibliotheken gesammelt wurden. Wie aber soll man nun Bakterien und Algen aufbewahren? Kann man sie überhaupt tot erhalten oder müssen sie lebend gesammelt werden? Weder Bibliothek noch Botanischer Garten sind hierzu geeignete Formen des Wissensspeichers. Ehrenberg kannte nur das Verfahren der Totsammlung in Form von Mikropräparaten, das er selbst mit entwickelte. Experimentieren konnte man mit diesen auf Objektträger gebannten Exemplaren allerdings nicht mehr.



Der Eitererreger Staphylococcus aureus

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
K.B. Lehmanns Bakteriologie, 1899, Abb. IX: Kartoffelkultur 6 Tage bei 22°C Natürliche Größe, [UBL: Allg.med.Lit.1231-gb:10,1, Tab. 8 (Erstausgabe Tab. 1)]

Kartoffelkulturen

Ende des 19. Jahrhunderts entsteht in Prag an der Deutschen Universität die erste Mikrobensammlung mit Lebendkulturen. Das Speichermedium des Wissens ist nicht mehr Pergament oder Papier, sondern Glas. In Ampullen werden auch in heutigen Mikrobenbanken Bakterien gelagert, allerdings in gefriergetrockneter Form als Granulat. Es handelt sich um Untote im Zustand des latenten Lebens, die wieder zum richtigen Leben erweckt werden können. Bevor es diese Möglichkeit gab, hat man Mikrobenstämme auf halbierten Kartoffeln oder Rübenscheiben lebend kultiviert („Kartoffelkulturen“), was schnell zu Kontaminationen führte.



Karte - Reise nach dem Ural

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Nicht nur Mikroben, sondern auch die Berührungen durch Benutzer fördern den Objektverfall,
Karte von 1842 zur Ural-Reise von Rose, Ehrenberg und Humboldt im Jahr 1829, [UBL: L.Ch.167a],
diese Karte wurde folgendem Werk beigelegt:
Gustav Rose: Mineralogisch-geognostische Reise nach dem Ural, dem Altai und dem Kaspischen Meere, 1. Reise nach dem nördlichen Ural und dem Altai. Mit Kupfern und Holzschnitten, Bd. 2, Berlin: Sander 1842 [UBL: Geol.878v:2]

Die „sibirische Pest“

Ehrenberg und der Mineraloge Gustav Rose sind mit Humboldt auf seiner großen Reise zur Erforschung der östlichen Hemisphäre, die sie in die Weiten Russlands führen wird, als plötzlich … die „sibirische Pest“ ihren Weg kreuzt. Angekommen im westsibirischen Kainsk, notiert Ehrenberg am 29. Juli 1829 in sein Reisetagebuch: „Üble Nachricht von Pestfällen […]. Man hält von Seiten der Stadt-Autorität nicht für nöthig, die Reise abzuändern, aber Vorsicht anzuwenden.“
Die drei Wissenschaftler unterziehen sich einer mobilen Quarantäne und verlassen ihre Kutsche so gut wie nicht. Sie meiden Kontakte und Trinkwasser unbekannter Quelle. Anfang August 1829 haben sie das Seuchengebiet unbeschadet hinter sich gelassen. Worum es sich bei der „sibirischen Pest“ genau handelte, wissen sie nicht. Es war Milzbrand (Anthrax), der lange als durch Fliegen übertragene Viehseuche galt.



Darstellungen des Bacillus anthracis als weiße Stäbchen, z.T. mit Sporen, in Kochs Aetiologie

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Robert Koch: Die Aetiologie der Milzbrand-Krankheit, begründet auf die Entwicklungsgeschichte des Bacillus Anthracis, in: Beiträge zur Biologie der Pflanzen, hg. v. Ferdinand Cohn, Bd. 2, Breslau: Kern 1877, [UBL: Allg.med.Lit.1235]

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Der experimentelle Nachweis des Milzbrands: Robert Koch

Erst 1876 erbringt der junge Kreisarzt Robert Koch (1843–1910) den vollständigen experimentellen Nachweis zur Ursache des Milzbrands und zum Lebenszyklus seines Erregers (Bacillus anthracis), inklusive der Sporenbildung. Der Bazillus benötigt sauerstoffhaltiges Blut, in Leichen überlebt er nur kurz, weshalb er von Pathologen meist nicht gefunden wurde. Koch experimentiert mit frischem Rinderblut und zeigt, dass das stäbchenförmige Bakterium lange Ketten bildet. Die überdauernden Sporen erscheinen im Mikroskop als glänzende Punkte.





Die Lesbarkeit der Welt

Aus der Sammlung von

Alexander Waszynski

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Quelle

Alexander Waszynski

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Kurzbeschreibung
Zerlesenes Exemplar von Hans Blumenberg: Die Lesbarkeit der Welt. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1981, TB-Ausgabe 1986.

Die Lesbarkeit der Welt

Kann man nur in Büchern lesen? Müssen es überhaupt Schriftdokumente sein? Offenbar nein, wenn wir jenseits von Alphabetschriften denken und die Lesbarkeit allgemeiner an die Darstellbarkeit von Zeichen koppeln. In den Hieroglyphen und ihrer Ritzschrift ist sie eindrucksvoll überliefert. Abgebildet sind natürliche Gegenstände, geritzt in ein Schriftmedium wie Stein oder Knochen. Aus dem Bild ergibt sich nicht schon die Bedeutung des Zeichens, denn oftmals steht das Bild für einen ausgesprochenen Laut oder eine Silbe. Die Beziehung zwischen Bild, Schrift und Zeichen ist kompliziert und bietet viele Möglichkeiten des Lesens. Einfacher gefragt: Wenn man in Wolken lesen kann, wieso nicht auch in Mikroben?



Brauner Pelzkäfer (= Speckkäfer)

Aufnahmedatum: 1. April 2013

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gbohne, Berlin/Neukölln

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Quelle

gbohne (https://flickr.com/photos/gbohne/)

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Grenzen dicht! Bücherfeinde/-freunde

Zum Ende des 19. Jahrhunderts ist die globale Welt weitgehend vermessen und in Besitzstände aufgeteilt, nun werden die kulturell-ideologischen Grenzen ausgelotet, auch die der Sprache. Die Frage nach dem Wie des Miteinanderlebens wird virulent. Angst vor Degeneration greift um sich; Hygiene ist eine aufstrebende Wissenschaft. Das Buch als Massenprodukt hatte neue Krankheiten wie die Lesesucht und Tierarten wie die Leseratte mit ihrem Faible für Schundliteratur hervorgebracht. Die Gebildeten wollen sich abgrenzen. Wer also ist Feind, wer Freund der Bücher?



Titelblatt des Wörterbuches der Gebrüder Grimm

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
II. Band, [UBL: Gr.ling.rec.2320:2]
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Jakob Grimm und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch

Im Deutschen Wörterbuch der Gebrüder Grimm finden sich in derselben Spalte die Begriffe Bücherfeind und Bücherfreund. Der entscheidende Unterschied ist: Der Freund der Bücher, der Bibliophile, ist ein Mensch; der Feind ein Käfer. Der etwa 8 mm große Gemeine Speckkäfer (Dermestes lardarius) tummelt sich in Haus und Hof. Er ist ein Kulturfolger, uns dicht auf den Fersen. Seine Eier legt er mit Vorliebe in Textilien und Nahrungsmitteln ab, auch Bücher und Pergamente werden nicht verschmäht. Für die entstehenden Fraßschäden sind die Larven verantwortlich. Glänzendes Papier, das mit einer Fettschicht versehen sei, ziehe den Speckkäfer regelrecht an, so heißt es im Standardwerk Vom Papier von Georg Friedrich Wehrs aus dem Jahr 1789. Das Fetten von Papier wurde über die Jahrhunderte sukzessive verboten. Der Käfer lebt trotzdem weltweit wie die Made im Speck, auch ohne Lesestoff.



Jakob Grimm und Wilhelm Grimm: Deutsches Wörterbuch

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
II. Band, Leipzig: Hirzel 1860, Sp. 472., [UBL: Gr.ling.rec.2320:2]
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Elementa entomologica

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Titelblatt mit Frontispiz aus Jacob Christian Schaeffer: Elementa entomologica =
Einleitung in die Insectenkenntnis, Regensburg: Weiss 1766, [UBL: Zool.236.1, Tab. CXXXV]
Abb. 12a_Zool_236_1_001_bearbeitet.png

Der Bücherskorpion schert sich um nichts

Im Vergleich zum darwinistischen Kampf ums Dasein im begrenzten Lebensraum stand den Tieren der Antike die Welt offen, so auch die des Buches. Ein Tier wohnte nicht nur dort, sondern hatte laut Aristoteles (Hist. an. IV.7, 532a 14-18) im Buch seinen Entstehungsort: der merkwürdige Bücherskorpion (Chelifer cancroides).  Das kleine Tier wurde dann Skorpionspinne genannt und fand in entomologische Werke Eingang, so in das handkolorierte Buch von Jacob Christian Schaeffer (1766). Das heute als Pseudoskorpion geltende Tier passte wegen seiner ungewöhnlichen Morphologie nicht recht in die biologische Systematik, wie schon Aristoteles feststellte.





Scorpionspinne bei Schaeffer

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Jacob Christian Schaeffer: Elementa entomologica =
Einleitung in die Insectenkenntnis, Regensburg: Weiss 1766, [UBL: Zool.236.1, Tab. XXXIIX]

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Ein Bücherskorpion am Werk – Die Kontaminierte Bibliothek

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Quelle

Roland Sachs (https://vimeo.com/chelifer)

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Kurzbeschreibung
Gefilmt wurde der sogenannte Bücherskorpion, während er eine Milbe erbeutet und diese aussaugt. Der Bücherskorpion ist der wohl bekannteste Vertreter der Pseudoskorpione. Prof. Dr. Nicole C. Karafyllis erzählt uns etwas über ihn und seine Geschichte als Schädling der Bücher und Freund der Imker und Bienen.

02

BUCHBIOGRAPHISCHE SPURENSUCHE

Beredtes Schreibmaterial

Bis weit ins 13. Jahrhundert war Pergament der einzige Beschreibstoff für Bücher im Abendland. Aus Tierhaut hergestellt, weist es je nach Tierart, Verarbeitungsweise und Güte unterschiedliche Beschaffenheit auf. Ab dem 12./ 13. Jahrhundert gelangte das aus Pflanzenfasern gefertigte Papier aus den arabischen Kulturräumen Südeuropas in den christlichen Herrschaftsbereich, wo das Produktionsverfahren so verbessert wurde, dass das Material z. B. weniger anfällig für Insektenbefall war. Neu war auch die Verwendung von Wasserzeichen als Fabrik- und Qualitätsmarken, die heute Rückschlüsse auf Entstehungszeit und -gebiet von Handschriften erlauben. Tinten und Farben können weitere Hinweise auf die Produktionsumstände eines Buches geben.





Lateinischer Psalmenkommentar, Deutschland, 11. Jh.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Doppelseite mit Randpergamentstück links und
geflicktem Loch rechts [UBL: Rep. II 33, Bl. 6v/7r], (Leihgabe Stadtbibliothek Leipzig)
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Pergament ist von Natur aus verschieden

Pergament gab es im europäischen Mittelalter (6. – 15. Jahrhundert) in verschiedener Qualität, vom perfekt hellen und gleichmäßigen Beschreibstoff bis zu groben Blättern mit Fehlstellen, Rissen und Löchern. Wenn Pergamentblätter von nur minderer Qualität verwendet wurden, ist dies ein deutliches Zeichen dafür, dass eine Handschrift als Gebrauchsbuch keine hochwertige Ausstattung erforderte. Recht derbe Stücke vom Rand der Tierhaut und mit produktionsbedingten Rissen wurden in einem Kloster des 11. Jahrhunderts auch für diesen lateinischen Psalmenkommentar verwendet. Mitten auf einer Seite findet sich ein besonders großes Loch, um das aber nicht wie sonst häufig herumgeschrieben wurde: Vor der der Beschriftung wurde es mit einem anderen Pergamentstückchen „gestopft“.





Sammlung medizinischer und naturphilosophischer Fachschriften, Frankreich/Deutschland, 13./ 14. Jh

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Handschriftenteile unterschiedlicher Herkunft, südliches Pergament links, nördliches Pergament rechts [UBL: Ms 1150, Bl. 86v/87r]
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Tierhäute erzählen von ihrer Herkunft

Wie stark die Beschaffenheit von Pergament variieren konnte, wird an diesem Band deutlich. Ein Besitzer hat fünf verschiedene Handschriftenteile wohl aus Südfrankreich, Nordfrankreich und Westdeutschland zusammenbinden lassen und somit Pergament aus unterschiedlichen Regionen vereint. Im Vergleich werden die Unterschiede in Farbigkeit und Machart des Pergaments sichtbar. Dunkles Pergament, auf dem die Poren der Tierhaut deutlich sichtbar geblieben sind, stammt aus Italien oder Südfrankreich. Fast weißes und sehr feines Pergament spricht für Nordfrankreich. Gleichmäßig helles, wenn auch weniger exquisites Pergament war überwiegend in Deutschland und anderen nordalpinen Regionen in Gebrauch. Gerade bei Bänden aus dem Universitätsbereich ist ein solches Nebeneinander von Pergamentschriften aus verschiedenen Ländern aufgrund der hohen Mobilität der Studenten und Lehrer häufig.



Medizinische Sammelhandschrift, Montpellier, frühes 14. Jh.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Tiefe und weitverzweigte Fraßgänge [UBL: Ms 1116, Bl. 9v/10r]

Arabisches Papier – lateinische Texte – französische Insekten

Der Buchblock dieser Handschrift ist von langen und weitverzweigten Fraßgängen des Hausbocks (Hylotrupes bajulus) durchsetzt, ein Zeichen dafür, dass hier Papier aus arabischer Produktion verwendet wurde. Es war aufgrund seiner anderen Zusammensetzung für Insektenschäden anfälliger als Papier aus dem lateinischen Europa. Die lateinischen Texte mit gelehrten Abhandlungen zur Medizin aus dem frühen 14. Jahrhundert, die der Band enthält, verweisen auf die Universität von Montpellier in Südfrankreich. Zu diesem Entstehungsort würde die Nähe zu Spanien passen, damals teilweise arabisches Herrschaftsgebiet, wo entsprechend arabisches Papier produziert und gehandelt wurde.



Medizinische Handschrift, Südfrankreich, 1. Viertel 14. Jh.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Initialen mit violettem Fleuronné, [UBL: Ms 1189, Bl. 24v]
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Die Farben Südfrankreichs

Farben, die für den Buchschmuck in Handschriften verwendet wurden, weisen je nach Herstellungsverfahren und regionalen Moden charakteristische Ausprägungen auf. Ein besonders auffälliges Beispiel ist die spezifische Farbigkeit von Fleuronné-Initialen in Südfrankreich. Fleuronné ist eine im Spätmittelalter verbreitete Form der Verzierung von Initial-Buchstaben, bei der um den Buchstaben herum filigrane Kreis- und Liniendekore gelegt werden. Die klassischen Farben sind dabei Rot und als Kontrastfarbe Blau. Bei Handschriften, die in Südfrankreich hergestellt wurden, spielen die bläulichen Dekoranteile aber sehr häufig ins Violette, wie in dieser Sammlung medizinischer Texte aus dem früheren 14. Jahrhundert. Die Entstehung im südfranzösischen Raum bestätigen die anderen, mit szenischen Darstellungen versehenen Initialen des Bandes aufgrund der verwendeten Farbpalette und der typischen Rankenformen mit den spitzzackigen Dornblattranken.



Kirchenrechtliche Papierhandschrift, Aachen, 1464

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Wasserzeichen „Drei Lilien im Wappen“ auf einer leeren und einer beschrifteten Seite [UBL: Ms 981]

Zeichen im Papier

Wasserzeichen, wie sie für abendländische Papierhandschriften charakteristisch sind, geben in erster Linie darüber Aufschluss, wann ein Manuskript geschrieben wurde: Oft ist es möglich, die Entstehungszeit auf zwei Jahre genau einzugrenzen. In besonderen Fällen lässt sich auch der Entstehungsort oder zumindest das Entstehungsgebiet an den Wasserzeichen ablesen. Bei der Leipziger Handschrift Ms 981 beispielsweise ist Papier mit dem Wasserzeichen „Drei Lilien im Wappen“ verwendet worden. Diese Papiersorte wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts besonders am Niederrhein verwendet und stammt wohl aus Nordfrankreich. Dazu passt ein Eintrag am Schluss des Bandes, wonach die Handschrift 1464 in Aachen geschrieben wurde.



Kirchenrechtliche Papierhandschrift, Aachen, 1464

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Wasserzeichen „Drei Lilien im Wappen“ auf einer beschrifteten Seite [UBL: Ms 981]
Abb. 16e_b1-4_04-2_ms_981_wz_2_bearbeitet.jpg


Kirchenrechtliche Papierhandschrift, Aachen, 1464

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Kolophon mit Angabe von Entstehungsdatum und -ort [UBL: Ms 981, Bl. 104v]
Abb. 16c_b1-4_03_ms_981_detail_kolophon_104v_bearbeitet.jpg

Bindungen

Erst durch die Bindung entsteht ein Buchkörper (Codex). Die Art der Ausführung verrät viel über die Zweckbestimmung: von der billigen Kladde für Studienzwecke bis zum repräsentativen Holzdeckeleinband mit Stempelverzierungen und Schmuckbeschlägen. Der Buchbinder arbeitet mit verschiedenen Materialien: Holz, Leder, Hanf, Metall, Pergament, Papier, Leim, recycelten Handschriftenresten. Sie liefern wertvolle Hinweise für die Biographie einzelner Bände. Einbandstempel sind Erkennungszeichen der jeweiligen Werkstätten, für die Bindung verwendete Fragmente beleuchten den Entstehungskontext. Oft sind zwischen zwei Einbanddeckeln Manuskripte mit je eigener Geschichte zusammengefasst. Um- und Neubindungen markieren den Weg vieler Schriften.





Liturgische Sammelhandschrift, 15./16. Jh.

Aus der Sammlung von

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Kurzbeschreibung
Doppelseite 56v/57r in Ms 768 mit Blick auf weitere Teile in anderem Format, [UBL: Ms 768, 56v/57r]

Eine Handschriftensammlung zwischen zwei Buchdeckeln

Dieser Sammelband stellt die Forschung vor einige Fragen. Er vereint mehrere verschiedene Teilhandschriften liturgischen, liturgiebezogenen und ordenshistorischen Inhalts, deren Entstehungszeiten vom ausgehenden 15. bis in die 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts reichen und die wohl im 2. Viertel des 16. Jahrhunderts zusammengebunden wurden. Die Faszikel unterscheiden sich jedoch so stark in ihrem Format, dass man sich fragen muss, warum die besitzende Institution – wahrscheinlich ein Dominikanerkonvent, wie sich aus den Heiligenfesten ergibt – diese Texte in einem Band vereint haben wollte. Auffällig ist auch, dass der Einband nicht den üblichen Größenverhältnissen entspricht, sondern größer ausfällt als der Buchblock. Zwischen zwei Buchdeckeln sind so kleine Bibliotheken mit ganz individuellem Profil zu entdecken.



Liturgische Sammelhandschrift, 15./16. Jh.

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Kurzbeschreibung
Faszikel sehr unterschiedlicher Größe im hinteren Teil des Bandes [UBL: Ms 768]
Abb. 18b_b2-1_01_ms_768_02_bearbeitet.png


Handschriftenfragmente in Einbanddeckeln einer hagiographischen Handschrift, 14./ 15. Jh.

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Kurzbeschreibung
Innenseite des Vorderdeckels mit angehobenem Teil der Deckelbeklebung [UBL: Ms 822]
Abb. 19a_b2-2_01_ms_822_vorderspiegel_fol_1r_bearbeitet.png

Papier-Recycling im Spätmittelalter

Papier war teuer, man warf es nicht einfach weg: Nicht mehr benötigte Handschriften, Briefe oder Rechnungen konnten dem Buchbinder für Deckelbeklebungen oder zur Fertigung von Pappen dienen. Durch Verleimen mehrerer Papierblätter wurden sogenannte Klebepappen für die Einbanddeckel hergestellt, die wiederum als Teil eines neuen Buches ihren Weg zurück in die Bibliotheken fanden. Als Beklebung der Innendeckel (Spiegel) dieser Handschrift dienen Blätter aus einer Handschrift des frühen 15. Jahrhunderts. Wenn man die Spiegel vorsichtig anhebt, so tritt darunter weiteres handschriftliches Material zu Tage. Darunter sind Fragmente, die im Bereich der Einbandmakulatur häufig auftreten – nämlich die lateinische Standardgrammatik des Aelius Donatus. Dieses weit verbreitete Werk diente als Schultext für Anfänger, und die verwendeten Exemplare wurden entsprechend stark strapaziert, so dass davon oft alte, zerlesene Seiten als Makulatur zur Verfügung standen.





Spätmittelalterlicher Holzdeckeleinband, 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Vorderdeckel des Halbbandes [UBL: Ms 66]
Abb. 20a_b2-3_01_ms_66_vorderdeckel_bearbeitet.png


Der Bucheinband als Materialmix

Die Schäden dieses Einbandes erlauben uns einen Blick auf die verschiedenen Materialien, die ein Buchbinder handhaben musste, und geben zugleich Einblick in die Geschichte der Aufbewahrung von Handschriften: Ein Holzeinband hatte die Funktion, den Inhalt zu schützen. Das Gewicht des Holzes und eine Metallschließe verhinderten das Wellen des Beschreibstoffs und hielten Staub und Feuchtigkeit fern. Während das Leder außen die Holzdeckel zusammenhält, unterstützt innen das Spiegelblatt aus Pergament die Verbindung von Deckel und Buchblock und schützt die erste beschriftete Seite vor dem rauen Deckelholz. Metallbuckel ermöglichten ehemals eine Lagerung und Bewegung des Buches, ohne den Lederbezug zu verkratzen. Denn Bücher wurden bis zum 16. Jahrhundert auf Pulten oder in Schränken liegend aufbewahrt. Später ging man dazu über, sie nebeneinanderstehend aufzustellen. Von den ehemaligen Metallschließen und der Buchkette sind noch Spuren erkennbar. Als Barriere gegen den Rost der Kettenbefestigung diente ein aufgeklebtes Handschriftenfragment.



Spätmittelalterlicher Holzdeckeleinband, 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Innenseite des Vorderdeckels mit umgeklapptem Spiegel [UBL: Ms 66]
Abb. 20b_b2-3_02_ms_66_vorderspiegel_bearbeitet.png


Spätmittelalterlicher Holzdeckeleinband, 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Innenseite des Hinterdeckels mit Loch der Kettenbefestigung oben, links daneben das umgelegte Einbandleder, weiter unten die sichtbaren Bünde [UBL: Ms 66]
Abb. 20c_b2-3_03_ms_66_hinterspiegel_bearbeitet.png


Zwei Handschrifteneinbände aus Altzelle, um 1500

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Kurzbeschreibung
Altzeller Besitzeintrag in Ms 306 [UBL: Ms 306, Bl. 1v/2r]
Abb. 21a_b2-4_01_ms_306_doppelseite_fol_1v_2r_bearbeitet.png


Stempel als Indizien

Die Leipziger Handschrift Ms 306 enthält den Hiob-Kommentar des Kirchenvaters Gregors des Großen, ein Grundlagenwerk in den mittelalterlichen Klöstern. Ms 306 wurde im frühen 13. Jahrhundert geschrieben, wohl im damals frischgegründeten Zisterzienserkloster Altzelle, da der Codex einen Besitzvermerk der Abtei etwa aus derselben Zeit enthält. Der heutige Einband aber geht auf eine Neubindung knapp 300 Jahre später zurück. Er wurde im späten 15. oder frühen 16. Jahrhundert in der klostereigenen Buchbinderei angefertigt, wie der Stempelschmuck des Lederbezugs beweist. Dieselben Stempel finden sich auch auf dem Einband einer Papierhandschrift des 15. Jahrhunderts, die zwischen 1415 und 1424 in Thüringen geschrieben wurde, wahrscheinlich in Erfurt. Der Stempeldekor bezeugt, dass sie sich ebenfalls um 1500 im sächsischen Altzelle befunden haben muss. Einbände erzählen so davon, wann sich ein Manuskript wo aufgehalten hat und wohin es gewandert ist.



Zwei Handschrifteneinbände aus Altzelle, um 1500

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Kurzbeschreibung
Stempeldekor auf dem Hinterdeckel von Ms 306, [UBL: Ms 306]
Abb. 21b_b2-4_02_ms_306_hinterdeckel_bearbeitet.png


Zwei Handschrifteneinbände aus Altzelle, um 1500

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Kurzbeschreibung
Stempeldekor auf dem Hinterdeckel von Ms 306, [UBL: Ms 306]
Abb. 21c_b2-4_03_ms_306_stempel_detail_bearbeitet.jpg


Zwei Handschrifteneinbände aus Altzelle, um 1500

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Kurzbeschreibung
Hinterdeckel von Ms 687 mit Altzeller Stempeldekor, [UBL: Ms 687]
Abb. 21d_b2-4_04_ms_687_hinterdeckel_bearbeitet.png


Zwei Handschrifteneinbände aus Altzelle, um 1500

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Kurzbeschreibung
Hinterdeckel von Ms 687 mit Altzeller Stempeldekor, [UBL: Ms 687]
Abb. 21e_b2-4_05_ms_687_stempel_detail_bearbeitet.jpg


Eine flexibel gebundene philosophische Sammelhandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Pergamentumschlag und mit Leder verstärkter Rücken des Kopertbands [UBL: Ms 1366]

Preiswert und gebraucht: Arbeitskleidung eines Buches

Bereits der erste Blick auf den flexiblen Koperteinband dieses Buches verrät viel. Der Umschlag ist aus gewellter Pergamentmakulatur, der Rücken mit Lederstreifen verstärkt, alles ist innen und außen beschriftet. Die vergleichsweise billige Einbandart verweist auf bestimmte Milieus, in denen ein solches Manuskript sich aufgehalten haben muss, etwa im universitären Lehr- und Studienbetrieb. Weiteres Indiz für diesen Verdacht: Im Band befinden sich universitäre Texte zur Philosophie aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhundert. Wahrscheinlich ist an die Prager Universität zu denken. Nachdem der Band im 15. Jahrhundert nach Leipzig gelangt war, wurden von einem Leipziger Studenten ganz hinten seine besuchten Lehrveranstaltungen eingetragen. Dennoch ist ein gewisser Wert auf die Ausschmückung gelegt worden: Initialen, Rubrizierungen und gar eine halbseitige Autorillustration schmücken die Texte dieser Gebrauchshandschrift.



Eine flexibel gebundene philosophische Sammelhandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Geöffneter Band vorn, geöffnete Einbandklappe rechts, [UBL: Ms 1366]

b2-5_02_ms_1366_vorderklappe_kleiner.png


Eine flexibel gebundene philosophische Sammelhandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Geöffneter Band hinten, links die nachgetragene Liste besuchter Lehrveranstaltungen [UBL: Ms 1366]
Abb. 22c_b2-5_03_ms_1366_hinterklappe_bearbeitet.png


Eine flexibel gebundene philosophische Sammelhandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Detail der Vorlesungsliste [UBL: Ms 1366]
Detail_ms1366.png


Eine flexibel gebundene philosophische Sammelhandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Autorenbild des Universitätsgelehrten Marsilius von Inghen (gest. 1396) [UBL: Ms 1366, Bl. 53v]
Abb. 22e_b2-5_05_ms_1366_fol_53v_detail_miniatur_bearbeitet.jpg


Eine Spurensuche - Die Kontaminierte Bibliothek

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Quelle

Lukas Schroll, Lichtfrei Media

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Kurzbeschreibung
Christoph Mackert gibt uns Einblicke in detektivische Methoden, die man einsetzt, um Handschriften und ihre Geschichten zu entschlüsseln. Die Handschriften sind dabei als Objekte und nicht nur als Texte zu betrachten. Christoph Mackert nimmt uns mit auf eine kleine Reise von drei verschiedenen Buchbiographien, die alle mit der Person Nikolaus Münzmeister verknüpft sind.

Bücher auf Reisen

Mittelalterliche Handschriften sind Objekte, die im Laufe ihres langen Lebens nicht selten Raum und Ort wechselten, durch Kauf, Tausch oder mit den Wanderungen ihrer Besitzer oft über große Entfernungen hinweg. Für größere Transaktionen wurden die Buchblöcke manchmal vom Einband getrennt und später wieder neu gebunden, oft dabei mit weiteren Stücken zu einer neuen Zusammenstellung vereinigt. Ursprüngliche provisorische Einbände als Reisekleid zeugen noch heute von Verbringung, Transportumständen und Aufenthaltsorten, bei denen das Material der Handschriften Wasser und Feuer, Wind und Wetter ausgesetzt sein konnte. Auf seiner Reise wird das Material des Buches zum Einfallstor für die Natur.





Drei Handschriften in unterschiedlichen Sprachen und aus unterschiedlichen Jahrhunderten

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Kurzbeschreibung
Drei Bände mit Makulatur derselben Ursprungshandschrift [UBL: Rep. I 68b, Rep. II 66, Rep. II 127], (Leihgabe Leipziger Stadtbibliothek)
Abb. 27a_b4-1_01_rep_hss_einbaende_bearbeitet_kleiner.png


Am Ziel einer Reise

Seit dem späten 17. Jahrhundert sammelte man in Leipzig für die neu eingerichtete Ratsbibliothek alte Handschriften. Wohl in der Zeit kurz nach 1730 ließ man dort mehrere Stücke neu binden, unabhängig von der Quelle, aus der sie bezogen worden waren. Für die neuen Einbände verwendete man Pergamentblätter aus einer repräsentativen liturgischen Handschrift des beginnenden 16. Jahrhunderts, wahrscheinlich waren die Vorgängerbindungen unansehnlich oder defekt, weshalb den geschätzten Handschriften am Ende ihrer Reise ein angemessenes Äußeres verpasst wurde. So einheitlich sie sich von außen geben, so verschieden sind die Inhalte: Öffnet man die Bände, stellt sich eine deutschsprachige Epenhandschrift des 13./ 14. Jahrhunderts etwa neben eine lateinische Geschichte Trojas aus dem Jahr 1461 und eine griechische Sammlung von Musiktheorie aus der Mitte des 16. Jahrhunderts.



Drei Handschriften in unterschiedlichen Sprachen und aus unterschiedlichen Jahrhunderten

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Kurzbeschreibung
Textanfänge in [UBL: Rep. I 68b, Bl. 2r, Rep. II 66, Bl. 1r, Rep. II 127, Bl. 1r], (Leihgabe Leipziger Stadtbibliothek)
Abb. 27b_b4-1_02_rep_hss_anfaenge_bearbeitet.png


Pappeinband des 17. Jh. für einen Text des 9. Jh.

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Kurzbeschreibung
Handschriften des Fonds Stadtbibliothek mit Pappeinbänden des 17. Jh., [UBL: Rep. II 43], (Leihgabe Leipziger Stadtbibliothek)

Don't judge a book by its cover

Extrem schmucklos und fragil erscheint der Pappeinband dieser Handschrift: Die Pergamentlagen hängen fast lose in der nur schwachen Bindung. Das Pergament ist zudem stark gewellt und zeugt von massiver Feuchtigkeitseinwirkung. Die Handschrift teilt das Schicksal zahlreicher Bände aus der Paderborner Domschule, deren Bibliothek im Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) geplündert wurde. Die erbeuteten Codices wurden zu einem Großteil für den Antiquariatsmarkt zerschnitten und aufbereitet. Die Leipziger Ratsbibliothek erwarb Ende des 17. Jahrhunderts zahlreiche dieser äußerlich unscheinbaren Bände. Beim Anblick ihres lumpigen Reisekleides ahnt man nicht, dass es sich um eine wohl noch im 2. Viertel des 9. Jahrhunderts geschriebene Augustinus-Handschrift handelt, die zu den ältesten Stücken im Handschriftenbestand der Leipziger Stadtbibliothek gehört.



Zwei höfische Versromane in einer Handschrift des 13./14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Übergang Leipziger Arabel zum Willehalm [UBL: Rep. II 127, Bl. 20v/21r], Ausgeschnittener Brandschaden auf dem oberen Rand [UBL: Rep. II 127, Bl. 21r], (Leihgabe Leipziger Stadtbibliothek)

Am Ende beinahe verbrannt?

Der Weg dieser Handschrift beginnt in der Zeit um 1300 im Hochrheingebiet mit einer Abschrift des Willehalm von Wolfram von Eschenbach. Im 2. Viertel des 14. Jahrhunderts wurde ihm die zugehörige Vorgeschichte Ulrichs von dem Türlin vorgesetzt. Zu dieser Zeit war die Handschrift bereits weiter nach Osten in den Bodenseeraum gewandert. Dann verlieren sich die Spuren des Codex für gut 350 Jahre, bis er im frühen 18. Jahrhundert bei dem bibliophilen Frankfurter Patrizier und Ratsherr Zacharias Konrad von Uffenbach (1683–1734) wiederauftaucht. Von Uffenbachs Hand finden sich verschiedene Notizen auf den Blatträndern. 1731 gehört das Manuskript dann zu einer Gruppe von Handschriften, die der Leipziger Rat Uffenbach abkauft. In Leipzig erhält das Stück einen neuen Einband. Irgendwann aber im Lauf dieser Transaktionen muss der Band einen Brandschaden erlitten haben: Auf dem oberen Rand des Buchblocks klafft heute eine breite Kuhle mit brandverfärbten Rändern. Die verkohlten Teile wurden vom Leipziger Buchbinder sorgfältig ausgeschnitten, gleichzeitig sind Uffenbachs Notizen durch den Schaden in Mitleidenschaft gezogen.



Handschrift des 15. Jh. aus einem süddeutschen Frauenkloster

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Kurzbeschreibung
Initiale mit Darstellung der „Buchmeisterin“ [UBL: Ms 1548, Bl. 89r]

Abb. 31c_b4-5_03_ms_1548_89r_detail_bearbeitet.jpg


Lange Reise nach Leipzig

Hergestellt wurde die Handschrift 1483, wohl im Dominikanerinnenkloster Obermedlingen St. Maria nördlich der Donau bei Dillingen in Schwaben. Auf Bl. 2r findet sich ein zeitnaher Besitzvermerk der Medlinger Schwestern. Mit dem Buch der Ämter des Johannes Meier enthält der Band einen Standardtext für das Leben von Dominikanerinnen. Zu den behandelten Klosterämtern gehört die Küsterin, die in einer Initiale in der Sakristei mit Kirchengerät und liturgischen Büchern abgebildet ist, und die Buchmeisterin inmitten ihrer Bücher am Schreib- oder Lesepult. Hier kann man sehen, an welchen Stellen und wie Bücher in Klöstern aufbewahrt wurden. Doch die Handschrift blieb nicht lange in Medlingen. Nach der Aufhebung des Klosters im Jahr 1555 flohen die Schwestern nach Augsburg, und so gelangte das Buch in das dortige Dominikanerinnenkloster Sankt Katharina. Als auch dieses Kloster 1802 aufgehoben wurde, kam der Band wohl zunächst auf den Antiquariatsmarkt und dann 1831 an einen Angehörigen der Leipziger Familie Bose, der sich ebenfalls als Besitzer eingetragen hat (Bl. 1r). Über die Familie Bose gelangte die Handschrift an die UB Leipzig. Wie Stempel in einem Reisepass verraten die Besitzeinträge Aufenthaltsorte und Besitzerwechsel.



Handschrift des 15. Jh. aus einem süddeutschen Frauenkloster

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Kurzbeschreibung
Besitzeintrag Bose [UBL: Ms 1548, Bl. 1r]
Abb. 31d_b4-5_05_ms_1548_1r_detail_bearbeitet.jpg


Handschrift des 15. Jh. aus einem süddeutschen Frauenkloster

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Kurzbeschreibung
Initiale mit Darstellung der Küsterin [UBL: Ms 1548, Bl. 34v]
Abb. 31b_b4-5_02_ms_1548_34v_detail_bearbeitet.png

Benutzer



Handschriften wurden im Laufe ihres Lebens nicht wie heute in einem gut klimatisierten Lesesaal gelesen. Mönche nahmen Literatur mit in ihre Zellen oder lasen ein angekettetes Buch in der kühlen Bibliothek am Pult. Ein Gelehrter trank beim Lesen in einer beheizten Stube möglicherweise ein Glas Wein. Ein Buch konnte im akademischen Unterricht gebraucht, als medizinische Anleitung in der Praxis benutzt oder in der Messe durch den Priester geküsst werden. Gebrauchs- und Lesegewohnheiten verändern das Buch als natürliches Habitat. Können uns Spuren im Buch davon Geschichten erzählen? Niemand kommt dem Buch so nahe wie der Mensch. Mit Ausnahme von Mikroben.



Astronomisch-geometrisch-musiktheoretische Sammelhandschrift, 15. Jh.

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Kurzbeschreibung
Abhandlung zur Höhenmessung [UBL: Ms 1469, Bl. 135v]
Abb. 32b_b5-1_02_ms_1469_135v_bearbeitet.png

Geschenkt, gebraucht, hinterlassen

Dieser Band entstammt dem Besitz des Leipziger Professors Caspar Borner, wie eine Reihe eigenhändiger Einträge zeigt. Er selber hatte das Buch als Geschenk erhalten. Das verrät ein Vermerk Borners auf dem Vorderdeckel: "Ex Reineciana bibliotheca mihi donatum 1521” (‚Aus der Bibliothek Reinecks mir geschenkt 1521‘). Borner hat das Geschenk intensiv benutzt und die Sammlung v. a. geometrisch-astronomischer Texte gründlich durchgearbeitet, indem er bei Textanfängen Titel eingetragen und hinten ein Register angelegt hat: Höhepunkt der Buchbearbeitung eines Intensivlesers. Die Nutzungsspuren sind seit der Mitte des 16. Jahrhunderts in der UB Leipzig gesichert, denn damals erfolgte die Schenkung von Borners Privatsammlung an die von ihm gegründete und geförderte Bibliothek.





Astronomisch-geometrisch-musiktheoretische Sammelhandschrift, 15. Jh.

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Kurzbeschreibung
Schenkungsvermerk von Borners Hand auf dem Vorderspiegel [UBL: Ms 1469]
Abb. 32a_b5-1_01_ms_1469_vorderspiegel_schenkungsvermerk_bearbeitet.jpg


Astronomisch-geometrisch-musiktheoretische Sammelhandschrift, 15. Jh

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Kurzbeschreibung
Register von Borners Hand, [UBL: Ms 1469, Bl. 375v]
Abb. 32d_b5-1_04_ms_1469_375v_bearbeitet.png


Deutschsprachige Predigthandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Fleck auf Bl. 8v [UBL: Ms 760]

Das Buch als enger Begleiter

Die mehrfach überlieferte Sammlung deutschsprachiger Musterpredigten, die hier in einer Abschrift aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts vorliegt, heißt nach dieser Handschrift in der Forschung Leipziger Predigten. Der Band führt mit zahlreichen Nutzungsspuren unmittelbar in den alltäglichen Gebrauch: Das Pergament ist an vielen Stellen stark abgegriffen, weist Flecken auf und im Falzbereich haben sich Woll- und Strohreste angesammelt. Hatte sich ein Geistlicher vielleicht in seiner Zelle auf dem Strohsack in die Lektüre vertieft? Und zeugt ein großer gelblich-brauner Fleck aus Öl oder Fett davon, dass beim Lesen abends oder frühmorgens die Lampe umgestoßen wurde? Eine große Nähe zwischen Buch und Mensch ist überall zu spüren.



Deutschsprachige Predigthandschrift des 14. Jh.

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Kurzbeschreibung
Ölfleck [UBL: Ms 760, Bl. 23v/24r]
Abb. 33d_b5-2_04_ms_760_oelfleck_23v_24r_bearbeitet.png


Juristische Sammelhandschrift aus dem 15. Jh.

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Kurzbeschreibung
Inhaltsangaben auf den Oberschnitten von Bänden aus Weißes Besitz [UBL: Ms 951, Ms 1348, Ms 1377, Ms 1400, Ms 1445]
Abb. 34a_b5-3_01_weisse-baende_bearbeitet_kleiner.png

Einschreiben und Draufschreiben

Diese Handschrift mit zahlreichen Rechtstexten auf Deutsch und Latein besteht aus verschiedenen Einzelteilen und gehörte dem Leipziger Universitäts-Magister Johannes Weiße (gest. 1486). Weiße bewahrte seine Bücher liegend im Regal, wie damals üblich, und beschriftete sie auf dem Schnitt, um mit einem Blick die enthaltenen Titel sehen zu können – in dieser Fülle durchaus unüblich. Die erhaltenen Bände aus Weißes Besitz weisen intensive Benutzungsspuren auf. Dazu gehören Inhaltsverzeichnisse von seiner Hand und ein dichtes Netz von Einträgen in einer markanten schwarz-braunen Tinte und mit viel dunklem Rot. 





Drei Handschriften des 13.–15. Jh.

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Kurzbeschreibung
Ausgeschnittene Initiale in Ms 1075 [UBL: Ms 1075, Bl. 278v]
Abb. 35a_b5-4_01_ms_1075_ausgeschnittene_initiale_bearbeitet.jpg


Der invasive Nutzer

Drei Handschriften zeigen Nutzerspuren der drastischen Art: ausgeschnittene und angestückelte Handschriftenteile. Zum einen ausgeschnittene Initialen mit Illustrationen in Deckfarbenmalerei in Ms 1075: Dieses Phänomen findet sich häufig, denn in späterer Zeit wurde – und wird bis heute – Buchmalerei ohne größere Skrupel entnommen (und antiquarisch vermarktet). Zum andern zeigt sich bei einer Handschrift wie Ms 1150, wie Manuskripte in späterer Zeit ästhetisch und inhaltlich aktualisiert werden konnten, hier durch das Überkleben einer neuen Eingangsinitiale und durch das Ausschneiden und Ersetzen von Pergamentstücken auf den Blatträndern, um Platz für neue Kommentare zu schaffen. In Ms 852 schließlich hat ein Bücherdieb, der Leipziger Theologieprofessor Wilhelm Bruno Lindner (gest. 1876), wie in zahlreichen anderen Fällen bebilderte Seiten geplündert und mit schlechten Kopien zu überdecken versucht. Heute befindet sich beides nebeneinander im Band.



Drei Handschriften des 13.–15. Jh.

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Kurzbeschreibung
Durch Überklebung erneuerte Initiale in Ms 1150 [Bl. 1r]
Abb. 35b_option_b5-4_02_ms_1150_hochgeklappte_initiale_detail_bearbeitet.png


Drei Handschriften des 13.–15. Jh.

Aus der Sammlung von

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Kurzbeschreibung
Angesetzte Pergamentstücke für neue Randkommentare, [UBL: Ms 1150, Bl. 47v/48r]
b5-4_03_ms_1150_angesetzte_stuecke.png


Drei Handschriften des 13.–15. Jh.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Original (links) und Lindners Kopie (rechts) einer Illustration, [UBL: Ms 852, Bl. 2r, 3r]
Abb. 35d_b5-4_05_ms_852_2r_bearbeitet.png


Drei Handschriften des 13.–15. Jh.

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Original (links) und Lindners Kopie (rechts) einer Illustration, [UBL: Ms 852 Bl. 2r, 3r]
Abb. 35e_b5-4_06_ms_852_3r_bearbeitet.png

03

Mikrobielles Leben im Buch



Mikroben in Büchern – Die Kontaminierte Bibliothek

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Quelle

Lukas Schroll, Lichtfrei Media

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Kurzbeschreibung
Bisher ist über Mikroorganismen in Büchern wenig bekannt. Das Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) widmet sich der Erforschung, Isolierung und Sammlung verschiedenster Mikroben. Innerhalb des interdisziplinären Forschungsprojektes "Kontamination und Lesbarkeit der Welt: Mikroben in Sammlungen zur Sprache bringen (MIKROBIB)" befassen sich Prof. Dr. Jörg Overmann und Dr. Cecilia G. Flocco mit verschiedenen Handschriften der Universitätsbibliothek Leipzig und geben in diesem Video Einblicke in ihre Arbeitsweisen, Ausgangsfragen und Forschungsergebnisse.


Mikroskopische Aufnahme einer Reinkultur von Streptococcus

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

I. Schroeder (DSMZ)

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Die Vielfalt der Mikroorganismen

Im Lauf ihrer langen Evolution haben Bakterien eine enorme stoffwechselphysiologische und biochemische Diversität entwickelt, die wesentlich größer als die von Pflanzen und besonders Tieren ist. Bakterien können Plastik oder Lösungsmittelrückstände abbauen, giftige Schwermetallsalze auflösen, oder z.B. in giftigen Vulkangasen, auf Salzkristallen in Salzgewinnungsbecken, bei Temperaturen oberhalb von 100°C oder bis -18°C, bei pH-Werten von 0 (vergleichbar mit Batteriesäure) oder in 2000 m Tiefe in der Erdrinde leben.
Bereits die mikroskopische Untersuchung der Mikroorganismen enthüllt deren oft unerwartete morphologische Vielseitigkeit und eine in ihrer Fremdheit faszinierende Welt. Gleichzeitig ist zu erkennen, wie auch diese kleinsten Organismen an ihre jeweils spezifischen Lebensbedingungen angepasst sind.



Modell einer Reinkultur von Streptococcus

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Abb. 37a_bearbeitet.jpg

Ein Vertreter des menschlichen Hautmikrobioms

Streptococcus ist eine Gattung kugelförmiger Bakterien, die in Paaren und Zellketten wachsen. Diese Gattung ist Teil des menschlichen Speichel-, Haut- und Darmmikrobioms und umfasst viele nichtpathogene (kommensale) Arten, von denen einige zur Herstellung fermentierter Milchprodukte verwendet werden. Daneben gibt es auch pathogene Vertreter, die Lungen-, Augen- und Hautinfektionen verursachen. Bei der Untersuchung des geschriebenen Kulturerbes können Streptococcus-Arten Hinweise auf die Interaktion eines Menschen mit einem Buch oder einem Manuskript geben: Sie können von den Händen der Benutzer oder durch Niesen auf die Buchseiten übertragen worden sein oder durch das Küssen heiliger Textpassagen durch den Priester während der Andacht.





Chloronema

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

J. Overmann (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Mikroskopische Aufnahme einer Wasserprobe mit grüngefärbten Zellfäden von Chloronema begleitet von Gruppen kugelförmiger Purpurschwefelbakterien aus dem mittleren Buchensee bei Konstanz
Abb. 38b_C1-2bNeu_high_bearbeitet.jpg


Ein photosynthetischer Bewohner sauerstofffreier Gewässer

Bei den Bakterien der Gattung Chloronema lassen sich die Anpassungen an eine ganz andere, und sehr spezifische, ökologische Nische besonders gut anhand der zellulären Merkmale erkennen. Diese Bakterien kommen in Seen vor und bilden Zellketten mit Längen bis zu einem Viertel Millimeter. Die Zellfäden sind beweglich und enthalten photosynthetische Farbstoffe (Bakteriochlorophylle) in kleinen Organellen (den Chlorosomen), die der Zellhülle von innen anliegen und den einzelnen Zellen die gelbgrüne Färbung verleihen. Mithilfe dieser Photosynthesepigmente kann Chloronema Unterwasserlicht zum Wachstum nutzen. In der Mitte jeder Zelle befindet sich zudem eine Ansammlung von gasgefüllten Vesikeln, die den Zellen eine exakte Positionierung bei den benötigten Lichtbedingungen in der Wassersäule ermöglichen. Das hier vorgestellte, neu konzipierte Modell vereinigt Erkenntnisse, die mit elektronenmikroskopischen und biochemischen Methoden über das Bakterium gewonnen wurden und macht so dessen wichtigste Eigenschaften unmittelbar sichtbar.



Modell Chloronema

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Modell eines Zellfadens von Chloronema. Erkennbar sind die grüngefärbten Organellen, die zur Photosynthese dienen.
Abb. 38a_bearbeitet.jpg


Mikroskopische Aufnahme eines Fruchtkörpers
von Chondromyces crocatus

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

H. Reichenbach (DSMZ)

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Abb. 39b_bearbeitet.png


Bakterien leben von Bakterien

Myxobakterien sind weit verbreitete Bodenmikroorganismen und zeichnen sich durch ihre Fähigkeit aus, andere, vor allem holzabbauende, Bakterien aufzulösen und als Nahrung zu verwerten. Bestimmte Arten können auch selber Cellulose abbauen. Myxobakterien kommen daher auch im Dung pflanzenfressender Tiere und auf verrottendem Holz vor. Viele Vertreter dieser Bakteriengruppe sind für den Menschen wertvoll, da sie außergewöhnliche biosynthetische Fähigkeiten haben und zum Beispiel bioaktive Substanzen wie Antibiotika und Cytostatika bilden. Auch die soziale Lebensweise der Myxobakterien ist faszinierend: Sie kommunizieren über interzelluläre Signale, bewegen sich als Schwarm auf Beutebakterien oder Hefepilzen zu und lösen diese dann gemeinsam auf. Tritt Nährstoffmangel auf, wandern die Zellen aufeinander zu, bilden Fruchtkörper in unterschiedlichen Farben und Formen, und bilden in den Fruchtkörpern Myxosporen als Überdauerungsformen. Obwohl Papier oder andere papierbesiedelnde Bakterien einen möglichen Lebensraum für Myxobakterien darstellen, ist über ihr Vorkommen in Büchern bisher nichts bekannt.



Modell eines fruchtkörpers von Chondromyces crocatus

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

H. Reichenbach, (DSMZ)

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Abb. 39a_bearbeitet_kleiner.png


Diagramm zur Verteilung der Arten von Lebewesen auf der Erde

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Diagramm_S_79.jpg

Ein Teelöffel mikrobieller Diversität

Vor der Einführung genbasierter Identifizierungsansätze stand über 100 Jahre lang für die Erfassung von Mikroorganismen nur die ursprüngliche, im 19. Jahrhundert von Robert Koch etablierte Methode zur Isolierung und Charakterisierung von Reinkulturen zur Verfügung. Dazu müssen einzelne Bakterienzellen im Labor in Nährmedien von ihren Begleitorganismen getrennt und zum Wachstum gebracht werden. Auf diese Weise konnten bis heute etwa 17.000 unterschiedliche Bakterienarten beschrieben werden, was angesichts der bekannten Artenvielfalt von Tieren und Pflanzen erstaunlich gering erscheint. Als jedoch Gensequenzen in natürlichen Boden- oder Wasserproben direkt untersucht wurden, fanden Wissenschaftler eine gänzlich unerwartete Vielzahl unbekannter Sequenztypen. Beispielsweise können in einem Teelöffel Erde ca. 50.000 unterschiedliche Bakterienarten enthalten sein. Insgesamt wird basierend auf den kulturunabhängigen molekularen Daten nun die Gesamtzahl der auf der Erde vorkommenden Bakterienarten auf 1,7 Milliarden und die der Pilzarten auf 160 Millionen geschätzt.
Gibt es also auch Bakterien- und Pilzarten, die an den Lebensraum "Buch" angepasst sind? Welche Anpassungen und Bedeutung haben diese Mikroorganismen. Handelt es sich um Kontaminationen oder um etwas anderes?





Handschrift mit Pilzbefall

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
[UBL: Ms 1395, Bl. 165v]

Mikroorganismen und Bücher

Mikroorganismen in Büchern öffentlicher Bibliotheken wurden anfänglich (seit dem Jahr 1879 bis nach 1914, teilweise sogar bis 1940) als mögliche Ursache für die Übertragung gefährlicher Infektionskrankheiten und sogar für Krebserkrankungen betrachtet. In der Folge wurden Bücher durch giftige Dämpfe (Phenol, Formaldehyd) desinfiziert oder sogar verbrannt – obwohl wissenschaftliche Nachweise, dass Bücher Infektionsquellen sind, fehlten. Bekannt ist jedoch, dass Schimmelpilze als Krankheitserreger, als Quelle gesundheitsgefährdender Mycotoxine oder als Allergene wirken können und unter bestimmten Umständen auch in Bucharchiven auftreten. Bakterien und Pilze werden aktuell aber hauptsächlich als Zerstörer wahrgenommen, da sie das Papier und Pergament der Bücher ästhetisch durch Verfärbung oder strukturell durch Abbau der Buchseiten und von Bindemitteln der Farben verändern. Bisher wurden nur elf verschiedene Gattungen von Bakterien und etwas mehr als 40 Pilzarten auf Papier und Pergament nachgewiesen; es gibt geringe Kenntnisse zur gesamten mikrobiellen Vielfalt in Büchern. Da bestimmte Bakterien in Form von Dauerstadien Jahrtausende lebensfähig bleiben, könnten diese Bakterienarten in Büchern möglicherweise sogar genauere Hinweise auf Ereignisse in der Vergangenheit liefern.



Mikroskopische Bilder einer Bacillus-Kultur mit Endosporen

Aus der Sammlung von

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

C. Flocco (DSMZ)

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Abb. 42b_C2-1b_neu_high_bearbeitet.jpg


Mikrobenbefall in Handschriften

Die Aufnahme von einer Bacillus-Kultur mit dem Phasenkontrastmikroskop lässt die Bildung von Endosporen in Form heller, stark lichtbrechender Einschlüsse in den dunkelgrauen vegetativen Mutterzellen erkennen. Nach dem Absterben der Mutterzelle können diese Endosporen Jahrtausende in lebensfähigem Zustand überdauern. Nach dem Aufbringen auf geeignete Agarnährböden werden die Endosporen stoffwechselphysiologisch aktiv, wachsen zu vegetativen Zellen und vermehren sich zu makroskopisch sichtbaren Kolonien.



Koloniebildung von Bacillus auf Agarnährboden

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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C. Flocco (DSMZ)

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Abb. 42c_C2-1c_neu_high_bearbeitet_kleiner.png


Kapiteloffiziumsbuch des Benediktinerklosters Pegau

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
Schlussblatt mit Nachträgen, Federproben und Probezeichnungen verschiedener Hände des 14. und 15. Jahrhunderts, teilweise getilgt, [UBL: Ms 848, 133r]

Mikroorganismen in Büchern - ein Archiv im Archiv

Der Herstellungsprozess von Büchern und die Eigenschaften der verwendeten Materialien erzeugen einen mikrobiellen Lebensraum, der nur von den daran angepassten Arten besiedelt werden kann. So wurden bei der Herstellung mittelalterlicher Pergamente Tierhäute von Ziege, Schaf oder Kalb verschiedenen chemischen Behandlungen unterzogen. Ein Kalkbad diente dazu, Fleisch, Haare und Fett zu entfernen und die Haut in ein beschreibbares Material umzuwandeln. Auch verschiedene Konservierungs- und Bindemittel sowie schwermetallhaltige Tinten und Pigmente erzeugen eine ganz spezifische und durchaus extreme physikalisch-chemische Umgebung. Mikroorganismen in Büchern müssen entweder an diese Bedingungen so angepasst sein, dass sie dennoch zu wachsen vermögen, oder sie müssen Überdauerungsformen bilden können. Wie können diese Mikroorganismen als Informationsquellen in Büchern zugänglich gemacht werden? Können sie neben den physikalisch-chemischen Umweltbedingungen im Buch auch Aufschluss über die Aufbewahrungs- und Nutzungsgeschichte der Bücher liefern? Dazu wurden in einem interdisziplinären Ansatz spätmittelalterliche Handschriften in der Universitätsbibliothek Leipzig durch eine Kombination von mikrobiologischen, buchbiographischen und wissenschaftsphilosophischen Methoden analysiert.



Naturwissenschaftlich analysierte Handschriften

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
[UBL: Ms 11, Ms 12]

Wenig gestörte historische Mikroben

Die Universitätsbibliothek Leipzig beherbergt eine der größeren Sammlungen mittelalterlich-abendländischer Handschriften Deutschlands, wobei 75% der Bestände in Originalbindung vorliegen und damit besonders gut für die mikrobiologische Archäologie geeignet sind. Besonders interessant sind die spätromanischen Handschriften aus dem späten 12. bis zum frühen 13. Jahrhundert. Gemeinsam wurden von den Bibliotheks- und Lebenswissenschaftlern geeignete Exemplare ausgewählt.
Außer im Zuge der Katalogisierung durch Rudolf Helssig in den 1920er Jahren dürfte die zweibändige Bibelhandschrift Ms 11 und Ms 12 seit der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts kaum mehr benutzt worden sein, da sie weder digitalisiert, restauriert oder von Forscher*innen nachgefragt wurde. Sie bietet damit für die Erforschung von historischen Mikroben eine besonders geeignete Fallstudie. Die Handschrift stammt wohl aus dem Benediktinerkloster Pegau und wurde dort um 1310–1330 geschrieben. Sie weist den typischen archaisierenden Buchschmuck mit großflächig angelegten und an den Initialen ablaufenden Palmetten auf, wie er in zahlreichen Pegauer Handschriften aus dieser Zeit vorkommt.



Naturwissenschaftlich analysierte Handschriften

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
typischer Buchschmuck mit großflächig angelegten Initialen, [UBL: Ms 12]
Abb. 43c_c_ms_12_bearbeitet.png


Sammelhandschrift 14.–15. Jh.

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Kurzbeschreibung
[UBL: Ms 1491]
Abb. 44_c3-2_ms_1491_141v_142r_bearbeitet.png

Aus dem Gebrauch eines Arztes?

Die Handschrift Ms 1491 besteht aus fünf ursprünglich selbstständigen Teilen, die zwischen der Mitte des 14. Jahrhunderts und der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden sind und Texte astronomisch-astrologischen und medizinischen Inhalts enthalten. Auch hier begegnen deutliche Abweichungen im Format der einzelnen Handschriftenteile sowie eine starke Benutzung des Bandes. Bemerkenswert ist ein Doppelblatt aus frühem Papier (Bl. 142/143), das wahrscheinlich in der Mitte des 14. Jahrhunderts beschriftet wurde und u. a. ein Rezept gegen die "Fallsucht" (Epilepsie) enthält. Ausgehend von dem überlieferten Rezept, das in den praktischen Gebrauch durch einen Arzt führt, stellt sich die Frage, ob hier eventuell spezielle Arten von Mikroben zu finden sind.





Dr. Cecilia G. Flocco untersucht eine Bibel im Labor

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Durchführung minimalinvasiver Beprobungen einer Handschrift

Um die geeigneten mikrobiologischen und molekularbiologischen Analysen durchführen zu können, wurde eine zerstörungsfreie und minimalinvasive Methode zur Probenentnahme entwickelt. Eine aseptische Probenentnahmemethode mit forensischen Tupfern wurde verwendet, um einerseits Textpassagen ohne Anzeichen von häufiger Berührung (Verschmierung) und andererseits Randbereiche der Pergamentseiten mit deutlichen Gebrauchsspuren zu besammeln. Die mit den Tupfern abgenommenen Mikroorganismen wurden direkt auf Petrischalen mit verschiedenen, Agar-verfestigten Kulturmedien überführt.



Stationen der Auswertung erprobter Handschriften

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C. Flocco (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Objekt/Auswahl/Beprobungsstrategie
Abb._46a_part_of_C3-4_DSC_0374_bearbeitet_neu[1].jpg


Stationen der Auswertung erprobter Handschriften

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C. Flocco (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Kultivierung
Abb. 46b_part of C3-4_Capture_00004_Neu_high_bearbeitet_kleiner.png


Stationen der Auswertung erprobter Handschriften

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C. Flocco (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Isolation/Identifizierung
Abb. 46c_part of C3-4_20190624_095403_Neu_high_bearbeitet_kleiner.png


Stationen der Auswertung erprobter Handschriften

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C. Flocco (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Genome/Analyse/Archiv
Abb. 46d_part of C3-4_20200205_073959_Neu_high_bearbeitet_kleiner.png


Die mikrobielle Welt einer Handschrift

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Kurzbeschreibung
[UBL: Ms 12]
Abb. 47c_ms_12_006_bearbeitet.png


Mikrobielle Besiedler eines Buches

Mit den nicht-invasiven mikrobiologischen Methoden konnten von der Pergamenthandschrift Ms 12 zahlreiche Vertreter mehrerer Bakterienarten kultiviert werden. Darunter befinden sich auch einige zuvor unbekannte Arten. Vorherrschend wurden endosporenbildende Bakterien der Gattung Bacillus sowie verwandter Gattungen isoliert. Außerdem konnten Bakterien der Gattung Staphylococcus, die typisch für das Mikrobiom der menschlichen Haut sind, kultiviert werden. Es war zuvor bereits bekannt, dass Staphylococcus in Büchern vorkommt und auch eine der am weitesten verbreiteten Bakteriengattungen in mittelalterlichen Handschriften ist. Neu war, dass in den aktuellen Untersuchungen Staphylococcus an den häufig berührten Blatträndern, Bacillus und ähnliche Bakterien dagegen von dem Schriftteil im Zentrum isoliert wurden. Letztere sind Verwandte von Bakterienarten (Gattungen Bacillus, Virgibacillus, Oceanobacillus, Paenibacillus), wie sie bisher in Salzböden und -seen, fermentierten Lebensmitteln, Höhlen und Denkmälern nachgewiesen wurden. Dies deutet auf ähnliche Lebensbedingungen (hoher Salzgehalt, geringe Verfügbarkeit von Wasser) in Pergamenthandschriften und den anderen Lebensräumen dieser Arten hin. Pilze wurden mit den eingesetzten Methoden nicht nachgewiesen.



Elektronenmikroskopische Aufnahme von Bacillus sp. Zellen

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Quelle

C. Flocco (DMSZ) / M. Rhode (HZI)

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47a_höherequali.png


In Agar wachsende Kolonien von Staphylococcus sp.

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

C. Flocco (DSMZ)

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20210616_Staph_plate1.png


Bakterienarten in Agarplatte (Columbia Agar SB 5 %)

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

C. Flocco (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Darstellung der wichtigsten mikrobiellen Gattungen, die in den Textbereichen und am Rand des Manuskripts nachgewiesen wurden
Diagramm_S_90[1].jpg

Die DSMZ - Ein Lebendarchiv der Mikroorganismen

Die biochemische, physiologische und ökologische Vielfalt des mikrobiellen Lebens auf der Erde erschließt sich erst durch den Vergleich von in Büchern gefundenen Arten mit dem bereits gut charakterisierten Arteninventar. Auch wenn im 19. Jahrhundert Bakterien zunächst als mikroskopische Dauerpräparate für spätere Vergleiche archiviert wurden, reichen morphologische Untersuchungen nicht aus, um Bakterien hinreichend genau voneinander unterscheiden zu können. Die relevanten Eigenschaften eines Mikroorganismus können nicht allein aus seinen Verbreitungsmustern und ebenfalls (noch) nicht aus seinen Gensequenzen abgeleitet werden. Vielmehr müssen die Stoffwechseleigenschaften oder die Funktionsweise bisher unbekannter Gene durch Tests an lebenden Zellen ermittelt werden. Also werden die charakterisierten mikrobiellen Laborkulturen (sogenannte Stämme), die jeweils nur erbgleiche Zellen enthalten, jederzeit in Form von physiologisch aktiven Kulturen für Nachfolgeuntersuchungen benötigt. Da die Chance, exakt dasselbe, erbgleiche Bakterium ein zweites Mal aus der Umwelt zu isolieren, sehr gering ist, müssen die einmal isolierten Bakterienkulturen auf Dauer in lebensfähigem Zustand möglichst zeitlich unbegrenzt konserviert werden. Mikroorganismen werden also in einem Lebendarchiv aufbewahrt.





Glasampullen im Lager des Leibniz-Instituts DSMZ

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Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Quelle

Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ)

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Kurzbeschreibung
Das Lager von insgesamt 370.000 Glasampullen mit gefriergetrockneten Proben einzelner Bakterienstämme am Leibniz-Institut DSMZ.
Abb._48_C4-1_bearbeitet[1].jpg


Das Verbundprojekt MIKROBIB

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Universitätsbibliothek Leipzig

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Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Teilprojekt A:  Die kontaminierte „Welt als Buch“: Zur Referenzialität der Wissensordnungen von Tot- und Lebendsammlungen am Beispiel von Bibliothek und Mikrobenbank. Verantwortlich: Prof. Dr. Nicole C. Karafyllis, Seminar für Philosophie, Technische Universität Braunschweig; Schwerpunkt Wissenschafts- und Technikphilosophie; Mitarbeiter: Dr. Alexander Waszynski, Uwe Lammers

Teilprojekt B: Mikroben als Sonden der Buchbiographie: Kulturwissenschaftliche Objektstudien zu spätmittelalterlichen Sammelbänden im Bestand der Universitätsbibliothek Leipzig. Projektverantwortlich: Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, Universitätsbibliothek Leipzig (Direktor); zugleich: Institut für Kulturwissenschaften, Universität Leipzig; Projektkoordination: Dr. Christoph Mackert, zugleich Leiter des Handschriftenzentrums der UB Leipzig; Mitarbeiterinnen: Katharina Gietkowski, Dr. Regina Jucknies, Katrin Sturm

Teilprojekt C: Das Mikrobiom des Buches – archäomikrobiologische Analysen. Projektverantwortlich: Prof. Dr. Jörg Overmann, Leibniz-Institut DSMZ-Deutsche Sammlung von Mikroorganismen und Zellkulturen (Wissenschaftlicher Direktor); zugleich: Mikrobiologie, Technische Universität Braunschweig; Mitarbeiterin: Dr. Cecilia G. Flocco

Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 16.09.2021 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Die kontaminierte Bibliothek wird veröffentlicht von:


Universitätsbibliothek Leipzig
Bibliotheca Albertina
Beethovenstr. 6
04107 Leipzig


gesetzlich vertreten durch


Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider

Telefon:

+49 341 97-30500


Fax:


+49 341 97-30599


E-Mail:  


direktion@ub.uni-leipzig.de

Inhaltlich verantwortlich:

Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider, Charleen Schulze

Universitätsbibliothek Leipzig
Bibliotheca Albertina
Beethovenstr. 6
04107 Leipzig

Kurator*innen:

Prof. Dr. Nicole Karafyllis, Prof. Dr. Jörg Overmann, Prof. Dr. Ulrich Johannes Schneider

Autor*innen:

Dr. Cecilia G. Flocco, Katharina Gietkowski, Dr. Regina Jucknies, Uwe Lammers, Dr. Christoph Mackert, Merle Nümann, Katrin Sturm, Dr. Alexander Waszynski

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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