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Handel und Gewerbe

 

Neben einer großen Anzahl von Ansiedlungswilligen ist für den Erfolg einer Stadtgründung besonders eine funktionierende Wirtschaft wichtig. Stadtgründer Markgraf Karl Wilhelm (1679–1738) garantierte deswegen den Karlsruher Bürgern weitreichende wirtschaftliche Vergünstigungen. Die außergewöhnlich guten Bedingungen zogen zunächst besonders die Händler an, die auch von dem in der Aufbauphase bestehenden großen Bedarf an verschiedensten Waren profitierten. Die traditionell stark im Handel vertretenen Juden fanden in Karlsruhe weit und breit die besten Geschäftsbedingungen vor und dominierten in den ersten Jahren den Handel in der Stadt. Die größte Bevölkerungsgruppe bildete im gesamten 18. Jahrhundert die Handwerkerschaft.

 

Karl Wilhelm, der sich im Streit mit den Pforzheimer Zünften befand, hatte für seine neue Residenzstadt zunächst die Zunftfreiheit vorgesehen. Diese Entscheidung ist auch vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Fürsten in den Zünften Zwischengewalten sahen, die das landesherrliche Gewaltmonopol in Frage stellten. Die Tatsache, dass in Karlsruhe nun jeder ungeachtet seiner Ausbildung und ohne sich an Preis- und Qualitätsrichtlinien halten zu müssen, handwerklich arbeiten durfte, verursachte aber schon bald einen deutlichen Qualitätsverfall. Nachdem die Schuhmacher daher bereits 1717 beim Markgrafen erfolgreich um die Einführung einer Zunftordnung ersucht hatten, folgten bald weitere Gewerbe diesem Beispiel, und bis zur Jahrhundertmitte war das Zunftwesen auch in Karlsruhe etabliert.

 

 

Das gesamte 18. Jahrhundert über blieb die städtische Wirtschaft im Wesentlichen auf den Hof ausgerichtet, der auch die berufliche Struktur in der Stadt mitprägte. So nahmen die Hofhandwerker im städtischen Gewerbe eine Sonderstellung ein. Sie waren entweder fest angestellt und wohnten und arbeiteten dann im Schlossbereich oder es handelte sich um städtische Handwerker, denen ein Anspruch auf Hofaufträge zugestanden wurde. Beide Gruppen genossen durch ihre Verbindung zum Hof besonderes Ansehen.

 

Die Lebensmittelversorgung der Karlsruher Bevölkerung verursachte anfänglich Schwierigkeiten, da die Bauern der umliegenden Dörfer den Karlsruher Markt zunächst nicht annahmen, sondern ihre Ware lieber weiterhin in der alten Residenz Durlach feilboten. Sie mussten daher unter Androhung von Strafen gezwungen werden, ihre Produkte auch in Karlsruhe zu verkaufen. Um den Markt der Residenz attraktiver zu machen, erteilte ihm der Markgraf 1721 die Pfundzollfreiheit. Durch diese Befreiung der gehandelten Waren von allen Abgaben erlangte der Karlsruher Markt eine Sonderstellung in der Region. Davon profitierte auch der Karlsruher Jahrmarkt, der erstmals im November 1717 abgehalten wurde.

Die Markttage wurden in den ersten Jahren an wechselnden Plätzen abgehalten. Einen festen Marktplatz erhielt die Stadt erst mit der Fertigstellung des ersten Rathauses 1729 neben der lutherischen Konkordienkirche. Die Organisation der Markttage oblag einem Marktmeister, für die Kontrolle der Lebensmittel waren beispielsweise der Brotwieger oder der Fleischschätzer zuständig. Der den Karlsruher Bürgern bis zur Erneuerung der Stadtprivilegien gewährte steuerfreie Handel sollte auch der Förderung der aufkommenden Manufakturen dienen, die eine Steigerung der Produktion bei zugleich sinkenden Kosten ermöglichten. Dem Manufakturwesen verdankten auch viele Vertreter des aufstrebenden Bürgertums ihren Wohlstand. Einer der erfolgreichsten Betriebe in Karlsruhe war die Tabakfabrik von Christian Griesbach (1772–1838), die 1815 zu den größten Arbeitgebern der Stadt zählte.

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