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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Eingangsbereich der Ausstellung in Bamberg

Fotografie, 2022, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Foto: Gerald Raab

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Kurzbeschreibung
Reflexion des Flures der Staatsbibliothek Bamberg auf Spiegelfolie

Intro

E.T.A. Hoffmann ist heute vor allem für seine unheimlichen und fantastischen Erzählungen bekannt. Werke wie Der Sandmann und Der Goldne Topf begeistern weltweit immer neue Generationen. Doch Hoffmann war nicht nur Autor. Als Musikkritiker und Komponist prägte er die Romantische Oper, als Zeichner schuf er schonungslose Karikaturen und als Richter setzte er sich für eine unabhängige Rechtsprechung ein.

Unheimlich fantastisch ist auch die Art, mit der E.T.A. Hoffmann durchs Leben ging. Bei seinen Zeitgenossen galt er als scharfer Beobachter und Grenzgänger. Die Tage und Nächte konnten nicht lang genug sein für seine vielfältigen Aktivitäten und Interessen. Inspiration zog er aus Kunst und Musik ebenso wie aus seinen juristischen Fällen.

Sein Werk spiegelt eine intensive Auseinandersetzung mit dem Menschsein und den Wissenschaften. Insbesondere die aufkommende Psychologie interessierte Hoffmann. Nicht nur darin erweist sich Hoffmann als bemerkenswert aktuell: In seiner Beschäftigung mit Automaten berührt er heute drängende Fragen zu Robotik und Künstlicher Intelligenz.



Analoge Ausstellungsorte

Fotografie, 2022

Aus der Sammlung von

E.T.A. Hoffmann Portal

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E.T.A. Hoffmann Portal

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Ausstellungsorte

Die Ausstellung Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022 präsentierte Leben und Werk des vielbegabten Künstlers an drei Standorten: der Staatsbibliothek Bamberg, der Staatsbibliothek zu Berlin und dem Deutschen Romantik-Museum in Frankfurt am Main.

Staatsbibliothek Bamberg
25.07.–22.10.2022



Analoge Ausstellungsorte

Fotografie, 2022

Aus der Sammlung von

E.T.A. Hoffmann Portal

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E.T.A. Hoffmann Portal

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Stabi Kulturwerk – Staatsbibliothek zu Berlin
17.08.–02.11.2022



Analoge Ausstellungsorte

Fotografie, 2022

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E.T.A. Hoffmann Portal

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E.T.A. Hoffmann Portal

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Deutsches Romantik-Museum, Frankfurt am Main
24.11.2022–12.02.2023



Biografische Karte

2022, Berlin

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TheGreenEyl

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TheGreenEyl

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Kurzbeschreibung
Ortswechsel, berufliche Neuorientierungen, wechselvolle Liebesbeziehungen, Selbst-Neu-Erfindungen, aber auch zunehmender politischer Druck, materielle Sorgen und gesundheitliche Probleme: Der Lebensweg E.T.A. Hoffmanns ist uns auch nach 200 Jahren nah - in seinen Unwägbarkeiten, Brüchen und plötzlichen Wendungen. Die Karte zeigt einige der wichtigsten Stationen Hoffmanns.
Gestaltung: TheGreenEyl

E.T.A. Hoffmanns Lebensstationen
24.01.1776–25.06.1822

01

Multitalent und Grenzgänger



Bodenprojektion im Ausstellungsraum Berlin 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2022, Berlin

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alexandermeyer.org

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alexandermeyer.org

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Kurzbeschreibung
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Workaholic

Heute würde man E.T.A. Hoffmann vielleicht als Workaholic bezeichnen. Er war ein Meister des Multitasking und arbeitete in der Regel an mehreren Projekten gleichzeitig. Dabei entwickelte er eine starke Persönlichkeit, die ihn manchmal an die gesellschaftlichen Grenzen führte.

Seine Beobachtungsgabe wurde zu einem besonderen Markenzeichen – für seine juristische Arbeit ebenso wie für sein literarisches Schaffen oder seine Abende im Weinhaus, bei denen er nicht selten andere Gäste karikierte.



Wolfgang Amadeus Mozart: Don Giovanni. Notenausgabe mit Besitzvermerk E.T.A. Hoffmanns

1795, Königsberg

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Mus.85-a. Foto: Gerald Raab

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Entwicklung der eigenen Identität

Hoffmanns große Leidenschaft war die Musik. Ganz besonders verehrte er Wolfgang Amadeus Mozart. Eine Notenausgabe des Don Giovanni aus Hoffmanns Besitz ist erhalten. Um seiner Begeisterung für Mozart und dessen Musik Ausdruck zu verleihen, änderte Hoffmann seinen dritten Vornamen: Aus Ernst Theodor WILHELM, dem Preußen, wurde ... 

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E.T.A. Hoffmann: Vertrag mit Carl Friedrich Kunz über die "Fantasiestücke"

Vertrag, 1813, Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, OFS.Autogr. H 1(1. Foto: Gerald Raab

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... der Musiker Ernst Theodor AMADEUS – seither ist er als E.T.A. Hoffmann bekannt. Mit diesem Namen unterschrieb er auch den Vertrag mit dem Verleger Carl Friedrich Kunz über die Fantasiestücke in Callots Manier



E.T.A. Hoffmann: Selbstbildnis. Der Kapellmeister Kreisler in Haustracht

Zeichnung, 1815, Berlin

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I R 65. Foto: Gerald Raab

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Alter Ego: Der Kapellmeister Johannes Kreisler

Zudem schuf Hoffmann zum Ausdruck seiner musikalischen Seite die Kunstfigur des Kapellmeisters Johannes Kreisler. Als Alter Ego oder Avatar taucht Kreisler immer wieder in Texten und Zeichnungen auf.

In einem Selbstbildnis zeichnet Hoffmann sich so, wie er sich als Kapellmeister Johannes Kreisler vorstellt. Auf dem dargestellten Notenpult liegt die fertige Partitur seiner Oper Undine.



E.T.A. Hoffmann: Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern

1820, Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Murr und Kreisler

Auch an anderen Stellen des Werks taucht der Kapellmeister Kreisler immer wieder auf. So sind die Kreisleriana, eine Sammlung musikalischer Texte aus den Fantasiestücken, nach Kreisler benannt und der Roman Lebens-Ansichten des Katers Murr ist zugleich auch eine Biographie Johannes Kreislers: Nicht ohne Grund lautet Untertitel ...nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Robert Schumann bezog sich mit seinem 1838 komponierten Klavierzyklus Kreisleriana (op. 16) auf Hoffmanns Kunstfigur.

Berühmt ist auch die 1822 entstandene Zeichnung Kreisler im Wahnsinn (nächste Seite).



E.T.A. Hoffmann: Der Kapellmeister Kreisler im Wahnsinn

1822

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, ETA.K, Art.f.23-ga. Foto: Gerald Raab

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Kurzbeschreibung
Als Entwurf für den Umschlag des Dritten Bands des "Kater Murr" zeichnete Hoffmann "Den Kapellmeister Johannes Kreisler im Wahnsinn"
Kreisler_im_Wahnsinn_Abb.192 Kat.236_Art.f.23ga_10_Zuschnitt5_komprimiert.jpg

E.T.A. Hoffmann: Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819/21)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Eine Menge Irrlichter tanzten und hüpften im ganzen Park umher, aber es waren die Bedienten mit Laternen, welche die auf der schnellen Flucht verlornen Hüte, Perücken, Haarbeutel, Degen, Schuhe, Shawls, zusammensuchten. Ich machte mich davon. Mitten auf der großen Brücke vor unserer Stadt blieb ich stehen, und schaute noch einmal zurück nach dem Park, der vom magischem Schimmer des Mondes umflossen da stand, wie ein Zaubergarten, in dem das lustige Spiel flinker Elfen begonnen. Da fiel mir ein feines Piepen in die Ohren, ein Quäcken, das beinahe dem eines neugebornen Kindes glich. Ich vermutete eine Untat, bückte mich tief über das Geländer, und entdeckte im hellen Mondschein ein Kätzchen, das sich mühsam an den Pfosten angeklammert, um dem Tod zu entgehen. Wahrscheinlich hatte man eine Katzenbrut ersäufen wollen, und das Tierchen war wieder hinaufgekrochen. Nun, dacht ich, ist’s auch kein Kind, so ist es doch ein armes Tier, das dich um Rettung anquäckt und das du retten mußt.

O du empfindsamer Just, rief Kreisler lachend, sage, wo ist dein Tellheim?

Erlaube, fuhr Meister Abraham fort, erlaube mein Johannes, mit dem Just magst du mich kaum vergleichen. Ich habe den Just überjustet. Er rettete einen Pudel, ein Tier das jeder gern um sich duldet, von dem sogar angenehme Dienstleistungen zu erwarten, mittelst Apportieren, Handschuhe, Tabaksbeutel und Pfeife nachtragen u. s. w. aber ich rettete einen Kater, ein Tier vor dem sich viele entsetzen, das allgemein als perfid, keiner sanften, wohlwollenden Gesinnung, keiner offenherzigen Freundschaft fähig, ausgeschrieen wird, das niemals ganz und gar die feindliche Stellung gegen den Menschen aufgibt, ja, einen Kater rettete ich aus purer uneigennütziger Menschenliebe. — Ich kletterte über das Geländer, griff, nicht ohne Gefahr, herab, faßte das wimmernde Kätzchen, zog es hinauf und steckte es in die Tasche. Nach Hause gekommen, zog ich mich schnell aus, und warf mich ermüdet und erschöpft wie ich war, aufs Bett. Kaum war ich aber eingeschlafen, als mich ein klägliches Piepen und Winseln weckte, das aus meinem Kleiderschrank herzukommen schien. — Ich hatte das Kätzchen vergessen und es in der Rocktasche gelassen. Ich befreite das Tier aus dem Gefängnis, wofür es mich dermaßen kratzte, daß mir alle fünf Finger bluteten. Schon war ich im Begriff den Kater durchs Fenster zu werfen, ich besann mich aber und schämte mich meiner kleinlichen Torheit, meiner Rachsucht, die nicht einmal bei Menschen angebracht ist, vielweniger bei der unvernünftigen Kreatur. — Genug, ich zog mit aller Mühe und Sorgfalt den Kater groß. Es ist das gescheuteste, artigste, ja witzigste Tier der Art, das man sehen kann, dem es nur noch an der höhern Bildung fehlt, die du mein lieber Johannes, ihm mit leichter Mühe beibringen wirst, weshalb ich denn gesonnen bin, dir den Kater Murr, so habe ich ihn benannt, fernerhin zu überlassen. Obschon Murr zur Zeit, wie die Juristen sich ausdrücken, noch kein homo sui juris ist, so habe ich ihn doch um seine Einwilligung gefragt, ob er in deine Dienste treten wolle. Er ist durchaus damit zufrieden. 

Du faselst, sprach Kreisler, du faselst Meister Abraham! du weißt, daß ich Katzen nicht sonderlich leiden mag, daß ich dem Geschlecht der Hunde bei weitem den Vorzug gebe. —

Ich bitte, erwiderte Meister Abraham, ich bitte dich lieber Johannes, recht von Herzen, nimm meinen hoffnungsvollen Kater Murr wenigstens so lange zu dir, bis ich heimkehre von meiner Reise. Ich habe ihn schon deshalb mitgebracht, er ist draußen und wartet auf gütigen Bescheid. Sieh ihn wenigstens an. Damit öffnete Meister Abraham die Türe und auf der Strohmatte zusammengekrümmt, schlafend, lag ein Kater, der wirklich in seiner Art ein Wunder von Schönheit zu nennen. Die grauen und schwarzen Streifen des Rückens liefen zusammen auf dem Scheitel zwischen den Ohren und bildeten auf der Stirne die zierlichste Hieroglyphenschrift. Eben so gestreift und von ganz ungewöhnlicher Länge und Stärke war der stattliche Schweif. Dabei glänzte des Katers buntes Kleid und schimmerte von der Sonne beleuchtet, so daß man zwischen dem Schwarz und Grau noch schmale goldgelbe Streifen wahrnahm. Murr! Murr! rief Meister Abraham, Krrr — krrr, erwiderte der Kater sehr vernehmlich, dehnte — erhob sich, machte den außerordentlichsten Katzenpuckel und öffnete ein paar grasgrüne Augen aus denen Geist und Verstand in funkelndem Feuer hervorblitzten. Das behauptete wenigstens Meister Abraham, und auch Kreisler mußte so viel einräumen, daß der Kater etwas besonderes, ungewöhnliches im Antlitz trage, daß sein Kopf hinlänglich dick um die Wissenschaften zu fassen sein Bart aber schon jetzt in der Jugend weiß und lang genug sei, um dem Kater gelegentlich die Autorität eines griechischen Weltweisen zu verschaffen.

Wie kann man aber auch überall gleich schlafen, sprach Meister Abraham zum Kater, du verlierst alle Heiterkeit darüber, und wirst vor der Zeit ein grämliches Tier. Putz dich fein Murr!

Sogleich setzte sich der Kater auf die Hinterfüße, fuhr mit den Samtpfötchen sich zierlich über Stirn und Wangen, und stieß dann ein klares freudiges Miau aus.

Dies ist, fuhr Meister Abraham fort, dies ist der Herr Kapellmeister Johannes Kreisler, bei dem du in Dienste treten wirst. Der Kater glotzte den Kapellmeister mit seinen großen funkelnden Augen an, begann zu knurren, sprang auf den Tisch, der neben Kreislern stand und, von da ohne weiteres auf seine Schulter, als wolle er ihm etwas ins Ohr sagen. Dann setzte er wieder herab zur Erde und umkreiste schwänzelnd, und knurrend den neuen Herrn, als wolle er recht Bekanntschaft mit ihm machen. Gott verzeih mir, rief Kreisler, ich glaube gar, der kleine graue Kerl hat Verstand und stammt aus der illustren Familie des gestiefelten Katers her!

So viel ist gewiß, erwiderte Meister Abraham, daß der Kater Murr das possierlichste Tier von der Welt ist, ein wahrer Pulcinell und dabei artig und sittsam, nicht zudringlich, und unbescheiden, wie zuweilen Hunde die uns mit ungeschickten Liebkosungen beschwerlich fallen. — 

Indem ich, sprach Kreisler, diesen klugen Kater betrachte, fällt es mir wieder schwer aufs Herz, in welchen engen Kreis unsere Erkenntnis gebannt ist. — Wer kann es sagen, wer nur ahnen, wie weit das Geistesvermögen der Tiere geht! — Wenn uns etwas, oder vielmehr alles, in der Natur unerforschlich bleibt, so sind wir gleich mit Namen bei der Hand, und brüsten uns mit unserer albernen Schulweisheit, die eben nicht viel weiter reicht als unsere Nase. So haben wir denn auch das ganze geistige Vermögen der Tiere, das sich oft auf die wunderbarste Art äußert, mit der Bezeichnung Instinkt abgefertigt. Ich möchte aber nur die einzige Frage beantwortet haben, ob mit der Idee des Instinkts, des blinden willkürlosen Triebes, die Fähigkeit zu träumen vereinbar sei. Daß aber z. B. Hunde mit der größtenLebhaftigkeit träumen, weiß jeder, der einen schlafenden Jagdhund beobachtet hat, dem im Traum die ganze Jagd aufgegangen. Er sucht, er schnuppert, er bewegt die Füße, als sei er im vollem Rennen, er keucht, er schwitzt. — Von träumenden Katern weiß ich zur Zeit nichts. — 

Der Kater Murr, unterbrach Meister Abraham den Freund, träumt nicht allein sehr lebendig, sondern er gerät auch, wie deutlich zu bemerken, häufig in jene sanfte Reverien, in das träumerische Hinbrüten, in das somnambule Delirieren, kurz in jenen seltsamen Zustand zwischen Schlafen und Wachen, der poetischen Gemütern für die Zeit des eigentlichen Empfanges genialer Gedanken gilt. In diesem Zustande stöhnt und ächzt er seit kurzer Zeit ganz ungemein, so, daß ich glauben muß, daß er entweder in Liebe ist, oder an einer Tragödie arbeitet. Kreisler lachte hell auf, indem er rief: Nun so komm denn du kluger, artiger, witziger, poetischer Kater Murr, laß uns —

 



Wilhelm Hensel: E.T.A. Hoffmann,

1910, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Literaturempfehlungen

Althaus, Thomas: Strategien enger Lebensführung. Das endliche Subjekt und seine Möglichkeiten im Roman des 19. Jahrhunderts. Hildesheim, Zurück, New York 2003. Link zum K10plus

Hörmann, Yvonne: Die Musikerfiguren E.T.A. Hoffmanns. Ein mosaikartiges Konglomerat des romantischen Künstlerideals. Würzburg 2008. Link zum K10plus

Ich denke mir mein Ich durch ein VervielfältigungsGlas – alle Gestalten die sich um mich herum bewegen sind Ichs und ich ärgere mich über ihr tun und lassen.

E.T.A. Hoffmann: Tagebuch, 6. November 1809





Ausstellungsraum Frankfurt am Main, Vitrine 'Jurist', 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Am Gericht

E.T.A. Hoffmann hatte in Königsberg Jura studiert, wo er auch seine erste Stelle als Auskultator am Königsberger Obergericht antrat. Nach Stationen in Glogau, Posen, Płock und Warschau und einer Unterbrechung seiner juristischen Tätigkeit nach dem Einmarsch Napoleons in Warschau, wurde Hoffmann 1816 als Richter Mitglied des Kriminalsenats am Berliner Kammergericht.



Schnupftabakdose mit Abbildung der Ermordung August von Kotzebues

Um 1820

Aus der Sammlung von

Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

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© Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Maria Schumann

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Schnupftabakdose_E8333_MS_Zuschnitt3_komprimiert.jpg


Die Gedanken sind frei

Als Richter am Berliner Kammergericht wurde E.T.A. Hoffmann 1819 Mitglied der Königlichen Immediat-Untersuchungskommission. Sie sollte im Rahmen der Karlsbader Beschlüsse die liberalen und nationalistischen Burschenschaftler verfolgen. Anlass war die Ermordung des Politikers und Schriftstellers August von Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand. Kotzebue hatte als Verleger auch eine Erzählung Hoffmanns veröffentlicht. Hoffmann war also sicherlich emotional betroffen von diesem Vorfall.  

Unter anderem ermittelte Hoffmann gegen Friedrich Ludwig Jahn, bekannt als »Turnvater Jahn«. Allerdings stellte er sich gegen die Regierung: Er urteilte, Jahn sei aus der Haft zu entlassen. Man könne ihm keine strafbaren Handlungen nachweisen und Gesinnungen seien nicht strafbar. Dies führte zu Konflikten, vor allem mit dem Polizeipräsidenten Karl Albert von Kamptz.



Kleiner Taschendolch. Mordwaffe von Karl Ludwig Sand

Um 1819

Aus der Sammlung von

Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim

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© Reiss-Engelhorn-Museen Mannheim, Foto: Rebecca Kind

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Kleiner Taschendolch. Mordwaffe von Karl Ludwig Sand



Untersuchung gegen Professor Friedrich Ludwig Jahn. Akte der Immediatuntersuchungskommission : 5. Oktober 1819 - 15. Februar 1820

1819/20, Berlin

Aus der Sammlung von

Geheimes Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz

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Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz, I. HA Rep. 77 Ministerium des Innern, Tit. 23 Spez. Lit. J Nr. 2 Bd. 1.

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Transkription: Akte der Immediatuntersuchungskommission

[...] Ich bin daher der Meinung: daß der p Jahn seines Arrestes zu entlassen der deshalb gefaßte Beschluß vor der Ausführung aber Sr Exzellenz dem Hrn. J. M. v. Kircheisen anzuzeigen sein würde um die bei der Entlassung von der StaatsPolizei zu treffenden Maßregeln bewirken lassen zu können.
Berlin d. 15 t Februar 1820, S.m. Hoffmann


E.T.A. Hoffmann: Karikatur: Die Warschauer Regierungsräte Johann Christoph Marggraff und v. Klöber als Hunde

1804-1805, Warschau

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, ETA.K, Art.f.23-ga. Foto: Gerald Raab

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Grenzüberschreitende Zeichnungen

Auch während seiner Tätigkeit als Jurist überschritt Hoffmann immer wieder Grenzen. In Zeichnungen macht er sich wiederholt über Kollegen und die Spitzen der preußischen Gesellschaft lustig. Bereits in Posen (1800-1802) hatte er anlässlich eines Maskenballs zu Karneval Karikaturen bekannter preußischer Persönlichkeiten des Orts angefertigt. Die Zeichnungen führten zum Skandal und zu Hoffmanns Versetzung nach Płock.

Brief an Theodor Gottlieb von Hippel vom 30. August 1816

Bei dem Kammergericht fällt mir natürlich mein Geschäftsleben ein, das ich wie den Klotz des Baugefangenen hinter mir herschleppe und glaube, es sei nun einmal die Strafe meiner vielen Sünden, daß ich in der freien Luft nicht ausdauern konnte und in den Kerker zurück mußte, so wie der verwöhnte Stubenvogel, dem das Futter so lange zugereicht wurde, daß er im Freien seine Atzung selbst zu suchen nicht mehr vermag. Alles Unangenehme haben sie mir bisher aufgebürdet — KassenKuratel — DepositalAbnahme — Untersuchungen u. s. w. Dazu kam, daß der KriminalSenat von 8 Mitgliedern bis auf drei herabgeschmolzen war durch Reisen, Krankheit pp, so daß ich meinte, wir wollten unsere Pforten schließen und mit 5 Fuß 6 Zoll hohen Buchstaben darauf schreiben: Wir sind nach dem Bade verreiset, wornach sich jeder Rücksichts der Prozesse und der begangenen und noch zu begehenden Verbrechen zu achten!

Der Präsident Woldermann war auch fort, der Vizepräsident mußte im InstruktionsSenat präsidieren, und Dein gehorsamer Diener führte im KriminalSenat als ältester Rat mit Würde und Energie den Rotstift. Kam noch zu selbiger Zeit hinzu, daß mich meine Nichte aus Posen, die ich erzog, besuchte, und mir ein wahrhaft lebendiges Kind, das sie mit ihrem Mann, dem TribunalsAssessor v. Lekszycki erzielt, vorzeigte, so daß ich an meiner Großonkelschaft gar nicht zweifeln konnte, so magst Du es Dir denken, wie über schwenglich groß und erhaben ich mich fühlte. Nach Niederlegung meines Postens (als Direktor nämlich, nicht als Großonkel) wurde mir als gerechtes Anerkenntnis meiner hohen Verdienste von meinen Freunden in einer außerordentlichen SeraphinenVersammlung ein mit bunten Bändern geschmückter EhrenRotstift überreicht, den ich an festlichen Tagen im dritten Knopfloch meiner rechten Rockklappe trage, so daß er beim Überknöpfen auf meinem Herzen ruht!!

(zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



Stempel und Siegelstempel aus dem "Königlich preußischen Kammergericht"

1. Hälfte 19. Jahrhundert

Aus der Sammlung von

Geheimes Staatsarchiv – Preußischer Kulturbesitz

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Foto: Anka Bardeleben-Zennström/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Stempel und Siegelstempel des Berliner Kammergerichts aus der Zeit, zu der Hoffmann dort Richter war

Literaturempfehlungen

E.T.A. Hoffmanns Briefwechsel, gesammelt und erläutert von Hans von Müller und Friedrich Schnapp. Hg. von Friedrich Schnapp, Bd. 2: Berlin 1814–1822. München 1969. Link zum K10plus

E.T.A. Hoffmanns Briefwechsel, gesammelt und erläutert von Hans von Müller und Friedrich Schnapp. Hg. von Friedrich Schnapp, Bd. 3: Nachträgliches. Urkunden. Anzeigen. Offene Briefe. Amtliche Briefe. Die Affäre des „Meisters Floh“. Testament. Tod und Begräbnis. Der Nachlaß und die Hinterbliebenen. München 1969. Link zum K10plus

Hoffmann, E.T.A.: Juristische Arbeiten. Hg. und erläutert von Friedrich Schnapp. München 1973. Link zum K10plus

Zimmermann, Harro: Ein deutscher Gotteskrieger? Der Attentäter Carl Ludwig Sand: Die Geschichte einer Radikalisierung. Paderborn 2020. Link zum K10plus



E.T.A. Hoffmann: Karikierende Darstellung: Eine Gruppe von acht Männern vom "BürgerMilitair" in Bamberg

1809, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I R 63. Foto: Gerald Raab

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Scharfer Beobachter

Besonders eindrücklich wird Hoffmanns durchdringender Blick beschrieben, mit dem er »hinter die Fassade« schauen konnte. Seine Beobachtungen hielt er in zahlreichen Zeichnungen und Karikaturen fest. Einige thematisieren politische Themen, andere bringen Eindrücke aus seinem gesellschaftlichen Umfeld zur Darstellung. Hoffmann bediente sich dazu verschiedener künstlerischer Verfahren. So arbeitete er teilweise mit Verfremdungen und Übertreibungen. 



E.T.A. Hoffmann: Klein Zaches genannt Zinnober. Umschlag Frontdeckel

1819, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Umschlag mit der Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach Vorlagen Hoffmanns

Literarische Karikaturen

Für seine Werke Klein Zaches genannt Zinnober (1819) und Meister Floh (1822) entwarf Hoffmann selbst die Umschlagzeichnungen. Beide Erzählungen können als literarische Karikatur gelesen werden.



E.T.A. Hoffmann: Karikierende Bildnis-Darstellung: Der stutzerhaft gekleidete verwachsene Student Friederici, auf einer Bank sitzend

1818, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, EvS.G. H 3. Foto: Gerald Raab

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Der Student Friederici

Eine der zahlreichen Karikaturen, die Hoffmann während der Sitzungen im Gericht zeichnete, ist die des Stutzerhaft gekleideten verwachsenen Studenten Friederici. Mit der Verbindung von nach außen getragenem Hochmut und der körperlichen Entstelltheit ist er das Vorbild für die literarische Figur Klein Zaches aus der gleichnamigen Erzählung. 



E.T.A. Hoffmann: Karikierende Darstellung: Eine märkische Bauerngesellschaft

1818, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I T 80b. Foto: Gerald Raab

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'Eine märkische Bauerngesellschaft'

E.T.A. Hoffmann zeichnete die Karikatur Eine märkische Bauerngesellschaft während einer Sitzung im Kammergericht in Berlin. Die fünf dargestellten Bauern stehen und sitzen um einen Tisch herum, auf dem wohl ein Spiel stattfindet. Einer der Bauern scheint mit dem Verlauf des Spieles zufriedener als die übrigen. Diese Karikatur ist ein Beispiel für die in realistischem Stil gehaltenen Karikaturen Hoffmanns. Hier wird seine genaue Beobachtungsgabe für Charaktere und Situationen besonders deutlich.



E.T.A. Hoffmann: Ein Sommernachtstraum

1815-1821, Berlin

Aus der Sammlung von

Klassik Stiftung Weimar

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Klassik Stiftung Weimar, Bestand Museen KK 1481. Foto: Olaf Mokansky

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Französischer Stil

Die Karikatur Ein Sommernachtstraum (Berlin, ca. 1815-1821) ist ein Beispiel dafür, dass Hoffmann sich bei seinen Zeichnungen auch an der französischen Tradition der Karikatur orientierte: Die Köpfe sind im Verhältnis zum Körper unnatürlich groß dargestellt. Während dies an sich schon lächerlich wirkt, kommt mit den beiden Figuren am linken und rechten Bildrand noch ein fäkalhumoristisches Moment hinzu.
Es ist nicht geklärt, ob sich die Zeichnung eindeutig auf das gleichnamige Stück Shakespeares oder sogar eine spezifische Aufführung am Theater bezieht. 



E.T.A. Hoffmann: Drei skurrile Gestalten

1818, Berlin

Aus der Sammlung von

Stadsbiblioteket Linköping

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Stadsbiblioteket Linköping

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Kritzeleien im Gerichtssaal

Auch die Karikatur Drei skurrile Gestalten, die 1818 in Berlin entstanden ist, bezieht sich auf den französischen Karikaturenstil. Die Anordnung der Figuren lässt an eine Bühnensituation denken. So ist es gut vorstellbar, dass Hoffmann eine von ihm besuchte Aufführung im Theater zeichnerisch festgehalten hat. Wie bei vielen anderen Zeichnungen ist auch in diesem Fall überliefert, dass Hoffmann die Karikatur während einer Sitzung des Gerichts angefertigt hat. Eine Beschriftung gibt sogar das „Sessions-Zimmer des Criminal-Senats des Kammergerichts“ als genauen Entstehungsort an.



E.T.A. Hoffmann: Die Exorcisten. Der Teufel, welcher die Dame Gallia lange besessen, wird durch verbündete Kraft endlich ausgetrieben, und fährt in die Gergesener Heerden

1814 , Leipzig

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, OFS.G H 2. Foto: Gerald Raab

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Exorcisten_Abb.96Kat.147_OFS.GH2.jpg


Antinapoleonische Karikaturen

Bereits 1806 hatte Hoffmann als preußischer Beamter in Warschau den Treueeid auf Napoleon verweigert, was zu seiner Entlassung aus dem Staatsdienst führte. Nach Napoleons Niederlage fertigte Hoffmann 1814 die drei Karikaturen der Dame-Gallia-Reihe an. In der ersten Karikatur, den Exorcisten, sind die Alliierten zu sehen, die der Dame Gallia den Teufel Napoleon austreiben. Die Bildunterschrift erläutert, dass er gleich in die im Hintergrund zu sehende Schweineherde fahren wird. In der zweiten Karikatur bezahlt die Dame Gallia ihre Ärzte, in der dritten wird die napoleonische Monarchie zu Grabe getragen. Napoleon ist Teil des Trauerzugs und wird ohnmächtig.



E.T.A. Hoffmann: Die Dame Gallia bezahlt, nachdem sie wieder genesen, ihren Aerzten die Rechnung

1814, Leipzig

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, OFS.G H 1. Foto: Gerald Raab

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Gallia_Abb.97 Kat.148_OFS.GH1.jpg


E.T.A. Hoffmann: Feyerliche Leichenbestattung der Universal Monarchie

1814, Leipzig

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, OFS.G H 3. Foto: Gerald Raab

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Leichenbestattung_Abb.98Kat.149_OFS.GH3.jpg

E.T.A. Hoffmann: Klein Zaches genannt Zinnober (1819)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Fabian hatte indessen seinen Freund Balthasar wieder beim Arme gefaßt und war mit ihm rasch weiter geschritten. Eben jetzt traten sie heraus aus dem Dickigt auf den breiten Weg, der mitten durch den Wald führte. Da gewahrte Fabian, wie aus der Ferne ein Pferd ohne Reiter in eine Staubwolke gehüllt herantrabte. — Hei hei! — rief er, sich in seiner Rede unterbrechend, hei hei, da ist eine verfluchte Schindmähre durchgegangen und hat ihren Reiter abgesetzt — die müssen wir fangen und nachher den Reiter suchen im Walde. Damit stellte er sich mitten in den Weg. 

Näher und näher kam das Pferd, da war es, als wenn von beiden Seiten ein Paar Reitstiefel in der Luft auf und nieder baumelten und auf dem Sattel etwas Schwarzes sich rege und bewege. Dicht vor Fabian erschallte ein langes gellendes Prrr — Prrr — und in demselben Augenblick flogen ihm auch ein Paar Reitstiefel um den Kopf und ein kleines seltsames schwarzes Ding kugelte hin, ihm zwischen die Beine. Mauerstill stand das große Pferd und beschnüffelte mit lang vorgestrecktem Halse sein winziges Herrlein, das sich im Sande wälzte und endlich mühsam auf die Beine richtete. Dem kleinen Knirps steckte der Kopf tief zwischen den hohen Schultern, er war mit seinem Auswuchs auf Brust und Rücken, mit seinem kurzen Leibe und seinen hohen Spinnenbeinchen anzusehen wie ein auf eine Gabel gespießter Apfel, dem man ein Fratzengesicht eingeschnitten. Als nun Fabian dies seltsame kleine Ungetüm vor sich stehen sah, brach er in ein lautes Gelächter aus. Aber der Kleine drückte sich das Barettlein, das er vom Boden aufgerafft, trotzig in die Augen und fragte, indem er Fabian mit wilden Blicken durchbohrte, in rauhem tief heiserem Ton: Ist dies der rechte Weg nach Kerepes? Ja, mein Herr! antwortete Balthasar mild und ernst, und reichte dem Kleinen die Stiefel hin, die er zusammengesucht hatte. Alles Mühen des Kleinen, die Stiefel anzuziehen, blieb vergebens, er stülpte einmal übers andere um und wälzte sich stöhnend im Sande. Balthasar stellte beide Stiefel aufrecht zusammen, hob den Kleinen sanft in die Höhe und steckte, ihn eben so niederlassend, beide Füßchen in die zu schwere und weite Futterale. Mit stolzem Wesen, die eine Hand in die Seite gestemmt, die andere ans Barett gelegt, rief der Kleine: Gratias, mein Herr! und schritt nach dem Pferde hin, dessen Zügel er faßte. Alle Versuche, den Steigbügel zu erreichen oder hinauf zu klimmen auf das große Tier, blieben indessen vergebens. Balthasar, immer ernst und mild, trat hinzu und hob den Kleinen in den Steigbügel. Er mochte sich wohl einen zu starken Schwung gegeben haben, denn in demselben Augenblick, als er oben saß, lag er auf der andern Seite auch wieder unten. »Nicht so hitzig, allerliebster Mosje!« rief Fabian, indem er aufs neue in ein schallendes Gelächter ausbrach. »Der Teufel ist Ihr allerliebster Mosje, schrie der Kleine ganz erbost, indem er sich den Sand von den Kleidern klopfte, ich bin Studiosus, und wenn Sie desgleichen sind, so ist es Tusch, daß Sie mir wie ein Hasenfuß ins Gesicht lachen, und Sie müssen sich morgen in Kerepes mit mir schlagen!« »Donner, rief Fabian immer fort lachend, Donner, das ist mal ein tüchtiger Bursche, ein Allerweltskerl, was Courage betrifft und echten Comment.« Und damit hob er den Kleinen, alles Zappelns und Sträubens ungeachtet, in die Höhe und setzte ihn aufs Pferd, das sofort mit seinem Herrlein lustig wiehernd davon trabte! — Fabian hielt sich beide Seiten, er wollte vor Lachen ersticken. — 



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, Vitrine 'Scharfer Beobachter', 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Literaturempfehlungen

Schmidt, Ricarda: Wenn mehrere Künste im Spiel sind. Intermedialität bei E.T.A. Hoffmann. Göttingen 2006. Link zum K10plus

Telsnig-Langer, Elisabeth: E.T.A. Hoffmanns antinapoleonische Karikaturen. In: Alte und moderne Kunst, 26 (1981), H. 176, S. 18–24. Link zum Digitalisat



E.T.A. Hoffmann (links) und Ludwig Devrient im Weinkeller von Lutter & Wegner in Berlin nach einem Gemälde von Karl Themann von 1815

um 1900

Aus der Sammlung von

bpk-Bildagentur

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bpk

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Geselligkeit

Hoffmann umgab sich gern mit Gleichgesinnten und schrieb viele Briefe an Freunde und Bekannte. Regelmäßig traf er sich mit Freunden in Gaststätten und Weinlokalen. Nur wenige Häuser von seiner Wohnung am Gendarmenmarkt entfernt lag sein Stammlokal Lutter & Wegner. Hier trank er gerne Wein mit dem befreundeten Schauspieler Ludwig Devrient. Die beiden waren Berliner Berühmtheiten und ihre Unterhaltungen zogen oft ein interessiertes Publikum an. Verabredungen zu solchen Abenden traf Hoffmann oft per Brief.



E.T.A. Hoffmann: Brief an Ludwig Devrient

Frühjahr 1817

Aus der Sammlung von

Privatbesitz Basel

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Privatbesitz Basel. Digitalisat: Universität Basel/ Heidi Zimmermann

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Transkription: Brief an Ludwig Devrient, Frühjahr 1817

1. Da es jetzt beinahe 11 Uhr ist vermute ich mit Recht, daß die Katzenjammerschwangere Morgennebel sich verzogen haben werden, so daß ich Dir mit meinen Worten und Bitten deutlich erscheine. —

2. Da sehr heitres Wetter ist, vor dem keine böse Laune aufkommt, glaube ich mit Recht, daß wir beide, die wir seit zweitausend dreihundert und fünf und sechszig Jahren kein gescheutes Wort unter vier Augen geredet haben, heute mit Nutzen zusammen frühstücken könnten.

3. Da Pücklerscher Salat ein gutes Essen und Portwein ein gutes Getränk für Magenschwache Menschen als wir beide sind (ich kacke seit gestern beträchtlich und kann nicht ausgehen) ist, so hoffe ich mit Recht, daß wir nebst geistiger Nahrung auch mit körperlicher uns leidlich stärken könnten. 
Also!

Ziehe o Bester! Stiefeln an und eile
zu Deinem treuen
Geheimen Archivarius
Lindhorst

(zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



E.T.A. Hoffmann: Brief an Ludwig Devrient vom 9. Januar 1821

9 Januar 1821, [Berlin]

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Autogr. H 66. Foto: Gerald Raab

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Kurzbeschreibung
Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, Autogr. H 66. Foto: Gerald Raab

Transkription: Brief an Ludwig Devrient, 9. Januar 1821

Gar erfreulich würd' es mir sein, wenn Du heute Abend, nachdem Du bei L[utter] & W[egner] gegessen bei mir ein Gläschen Punsch einnehmen wolltest den meine Frau sehr amön bereitet. Du findest d'Elpons und Lüttwitz nicht bei mir, wohl aber bitte ich die gemütlichen Männer Vomsee und Meier mitzubringen sie in meinem Namen höflichst einladend. Schlag' mir ja meine Bitte nicht ab ärgre Dich nicht und bring ein heitres Gemüt mit.

D. 9 Jan: 1821
Dein ergebenster Hoffm

(zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



E.T.A. Hoffmann Chat

2022, Berlin

Aus der Sammlung von

TheGreenEyl

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TheGreenEyl

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Kurzbeschreibung
Ausgewählte Briefe an Freund:innen und Geschäftspartner, übertragen in Chat-Nachrichten - entstanden im Rahmen eines Seminars an der Freien Universität Berlin.
Seminarleiterin: Prof. Dr. Anne Fleig
Studierende der FU: Lisa-Marie Hempel, Corinna Katharina Herrmann, Muhan Li, Jorunn Ines Müller, Nena Sidiropoulou, Ann Sophie Sperlich, Lena Laura Swoboda
Gestaltung: TheGreenEyl

E.T.A. Hoffmanns Chat

Telefon, E-Mail, Chat – so tauschen wir heute in der Regel Nachrichten aus. Vor 200 Jahren nutzte man dazu Briefe und Billets, die oft ganz ähnlich funktionierten wie heutige Chatnachrichten: Sie wurden zum Teil mehrfach am Tag versendet, kamen oft ohne Anrede aus und unterschieden sich je nach Gesprächspartner:in in Ton, Wortwahl und Umfang erheblich.

Sieben Studierende der FU Berlin ›übersetzten‹ ausgewählte Briefe Hoffmanns für eine Medienstation der Ausstellung in multimediale Chat-Nachrichten.
Hier zum kompletten Chat

02

Die Verbindung der Künste



Ausstellungsraum Berlin 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2022, Berlin

Aus der Sammlung von

alexandermeyer.org

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Foto: alexandermeyer.org

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Kurzbeschreibung
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Transmediale Inspiration

Ganz im Sinne des romantischen Kunstideals überschritt Hoffmann die Grenzen der Künste. Als Komponist vertonte Hoffmann Texte anderer Autoren. Als Musikkritiker begeisterte er sich für die Werke Ludwig van Beethovens und prägte den Begriff der Romantischen Musik. Als Schriftsteller inspirierten ihn Gemälde und Ausstellungsbesuche.

Von ihm selbst liegen zahlreiche Zeichnungen und Karikaturen vor. Am Bamberger Theater war er unter anderem als Musikdirektor tätig. 1816 brachte er in Berlin seine romantische Oper Undine auf die Bühne, ein Universalkunstwerk, das zum Erfolg wurde.



E.T.A. Hoffmann: Das Kreuz an der Ostsee

Autograph, 1805

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Zu Friedrich Ludwig Zacharias Werners Trauerspiel komponierte Hoffmann zwischen März und Mai 1805 die Musik

Vertonungen und frühe Kompositionen

Schon mit seinen frühen kompositorischen Arbeiten zielte Hoffmann auf die Verbindung der Künste.

Für das Singspiel Die Maske (1799) verfasste er das Libretto, komponierte die Musik und gestaltete die Einbände für Partitur und Textbuch. Schon hier zeigt sich Hoffmanns romantische Auffassung der Musik.

Außerdem vertonte er Texte anderer Autoren, etwa Johann Wolfgang von Goethes Singspiel Scherz, List und Rache. und F. L. Zacharias Werners Trauerspiel Das Kreuz an der Ostsee.



E.T.A. Hoffmann: Die Maske: ein Singspiel in drei Akten. Umschlag zum Textbuch

Autograph, 1799, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Quelle

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Den Umschlag des Textbuches gestaltete Hoffmann selber
Die_Maske_Umschlag_komprimiert.jpg

Das Gesamtkunstwerk 'Die Maske'

„Ich mag mich nicht nennen, indem mein Nahme nicht anders als durch eine gelungene musikalische Composition der Welt bekannt werden soll,“

schrieb E.T.A. Hoffmann 1813 – während er schon die Veröffentlichung seiner Fantasiestücke vorbereitete – an seinen Verleger Carl Friedrich Kunz. Er wollte also eigentlich als Komponist erfolgreich sein. Was ihm letztlich mit der Undine gelang, hatte er lange vorbereitet. Sein frühes Singspiel Die Maske (1799) wurde zwar nie aufgeführt, zeigt aber bereits Hoffmanns kreativen Umgang mit den musikalischen Gattungen und seine Mehrfachbegabung. Landschaft und Emotionen werden hier bereits romantisch verstanden, das Geschehen erscheint als der realen Welt entrückt.





E.T.A. Hoffmann: Die Maske: ein Singspiel in drei Akten. Textbuch

Autograph, 1799, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Maske_Akt1_komprimiert.jpg


E.T.A. Hoffmann: Die Maske: ein Singspiel in drei Akten. Overtüre aus dem I. Akt

Autograph, 1799, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Maske_Overtüre.jpg


Jean Paul: Brief an Johann Wolfgang von Goethe

Juni 1801, Weimar

Aus der Sammlung von

Klassik Stiftung Weimar

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Klassik Stiftung Weimar, Bestand Goethe und Schiller Archiv, 28/745

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Brief_JeanPaul_Goethe7590_5.jpg

Musik für Goethe

Goethes Singspiel Scherz, List und Rache wurde mit Hoffmanns Musik 1801 und 1802 mehrfach aufgeführt. Jean Paul empfahl Goethe die Partitur in einem Brief, eine Antwort Goethes ist jedoch nicht überliefert. 

Ew. Hochwohlgeboren erhalten hier die Operette „List, Scherz und „Rache“, die mir ein musikalischer Künstler in Berlin für Sie mit der Bitte um Ihre Nachsicht, um Ihr Urtheil und um eine Probe durch Aufführung mitgegeben. Einige Verkürzungen wird Ihre Kunst den Schranken der seinigen vergeben. Reichard und andere Kenner gaben ihm durch ihr Urtheil den Muth, das Ihrige zu wünschen. — Für mich hat sein Kunstwerk noch den Nebenwerth, daß ich Ihre Entscheidung darüber persönlich abzuholen die Freude haben werde. —
J. P. F. Richter

Brief an Goethe, Juni 1801; aus: Jean Paul – Sämtliche Briefe digital




E.T.A. Hoffmann: Dirna. Ein indisches Melodram in drei Akten

1812, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Add. 12. Foto: Gerald Raab

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'Dirna' - Musik für Julius von Soden

Hoffmanns Oper Dirna ist eng mit seiner Zeit am Bamberger Theater verbunden. Das Libretto stammt von Julius von Soden, der Hoffmann 1808 ans Theater geholt hatte. Soden beauftragte Hoffmann bei dieser Gelegenheit mit der Komposition der Oper. Die Aufführung wurde in Bamberg zum Erfolg und der Komponist Hoffmann, dessen Beziehung zur Stadt Bamberg nicht immer die leichteste gewesen war, erhielt ausdrücklichen Applaus des Publikums. 



Aurora. Eine große Oper in 3 Ackten. 1. Ackt

1812-1813, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Var.1t(1. Foto: Gerald Raab

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Kurzbeschreibung
1 Partitur (173 Seiten, 1 ungezählte Seite mit Notenzeilen), eigenhändig (Papier) : Porträt (eingeklebter Stich E.T.A. Hoffmanns auf der Verso-Seite des vorderen fliegenden Blattes: 1 Blatt, Papier, 22,5 x 15,6 cm, "W. Hensel del. Passini sc.") ; 25,2 x 34,9 cm

'Aurora' - Musik für Franz von Holbein

Als Nachfolger Julius von Sodens kam 1810 auf Betreiben Hoffmanns Franz von Holbein als Direktor an das Bamberger Theater. Hoffmann war unter ihm zunächst eine Art Assistent. Als Holbein ab 1811 zusätzlich das Würzburger Theater führte, leitete Hoffmann das Bamberger Haus bis Anfang 1812 im Prinzip selbstständig. In dieser Zeit komponierte er die Oper Aurora nach dem Libretto Holbeins. Doch erst im November 1933 kam sie in einer revidierten Fassung in Bamberg zur Uraufführung.



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, Vitrine 'Vertonungen', 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Quelle

© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Literaturempfehlungen

Görner, Rüdiger: „Singen nach unsichtbaren Noten.“ Hoffmanns Erzählen aus dem Geist der Musik. In: Hoffmann-Jb. 26 (2018), S. 102–115. Link zum K10plus

Knöferl, Eva: Der Dichter und der Komponist. In: Christine Lubkoll und Harald Neumeyer (Hg.): E.T.A. Hoffmann-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart, Weimar 2015, S. 89–91. Link zum K10plus

Schlager, Karlheinz: Kirchenmusik in romantischer Sicht. Zeugnisse des Musikjournalisten und des Komponisten E.T.A. Hoffmann. Regensburg 1993. Link zum K10plus

Steinecke, Hartmut: Der faustische Verführer. Bilder Don Juans in der deutschen Literatur von E.T.A. Hoffmann bis Max Frisch. In: Herbert Zeman (Hg.): Wege zu Mozart: Don Giovanni. Wien 1987, S. 145–152. Link zum K10plus

Alles war vergessen und ich horchte nur entzückt auf die Töne, die wie aus einer andern Welt niedersteigend mich tröstend umfingen.

E.T.A Hoffmann: Kreisleriana 1-6, 1810-1814





BEETHOVEN Symphony No 5 - Eschenbach

Aus der Sammlung von

Göteborgs Symfoniker

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Göteborgs Symfoniker

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Romantische Musik

Hoffmanns Weg zur Literatur führte über die Musik. Zunächst schrieb er vor allem Musikkritiken. 1810 entwickelte er in seiner Rezension der 5. Symphonie Beethovens den Begriff der romantischen Musik. Ihre Eigenart zeige sich insbesondere in der Instrumentalmusik, die beim Zuhörer Empfindungen wecke und die Fantasie direkt anrege. Beethoven bedankte sich bei Hoffmann 1820 brieflich für die Besprechung seiner Werke.



Ludwig van Beethoven: Brief an E.T.A. Hoffmann vom 23. März 1820

Autograph, 23.03.1820, Wien

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Quelle

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Transkription: Brief von Beethoven an Hoffmann vom 23. März 1820

Euer Wohlgeboren! Ich ergreife die Gelegenheit durch Hr. Neberich, mich einem So geistreichen Manne, wie sie sind, zu nähern- Auch über meine wenigkeit haben sie geschrieben, auch unser schwache Hr. Starke zeigte mir in Seinem Stammbuche einige Zeilen von ihnen über mich, Sie nehmen also, wie ich glauben muß, einigen Antheil an mir; Erlauben Sie mir zu sagen, daß diese von einem mit so ausgezeichneten Eigenschaften begabten Manne ihres gleichen, mir sehr wohl thut. Ich wünsche ihnen alles Schöne u. Gute und bin
Euer wohlgebohren
Mit Hochachtung

ergebenster
Beethoven



Ludwig van Beethoven: Symphony no. 5 in Cm, Op. 67 - II. Andante con moto

Aus der Sammlung von

Musopen

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European Archive

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Kurzbeschreibung
Das Bild zeigt eine Seite aus der Rezension Hoffmanns in der Allgemeinen Musikalischen Zeitschrift.
https://www.digitale-sammlungen.de/view/bsb10527960?page=361
v2_bsb10527960_00361_full_full_0_default.jpg


Ausschnitt: Rezension der 5. Symphonie Beethovens

Die Musik schliesst dem Menschen ein unbekanntes Reich auf; eine Welt, die nichts gemein hat mit der äussern Sinnenwelt, die ihn umgiebt, und in der er alle durch Begriffe bestimmbaren Gefühle zurücklässt, um sich dem Unaussprechlichen hinzugeben. […] So öffnet uns auch Beethovens Instrumental-Musik das Reich des Ungeheueren und Unermesslichen. Glühende Strahlen schiessen durch dieses Reiches tiefe Nacht, und wir werden Riesenschatten gewahr, die auf- und abwogen, enger und enger uns einschliessen, und alles in uns vernichten, nur nicht den Schmerz der unendlichen Sehnsucht, in welcher jede Lust, die, schnell in jauchzenden Tönen emporgestiegen, hinsinkt und untergeht, und nur in diesem Schmerz, der, Liebe, Hoffnung, Freude in sich verzehrend, aber nicht zerstörend, unsre Brust mit einem vollstimmigen Zusammenklange aller Leidenschaften zersprengen will, leben wir fort und sind entzückte Geisterseher. […] Beethovens Musik bewegt die Hebel des Schauers, der Furcht, des Entsetzens, des Schmerzes, und erweckt jene unendliche Sehnsucht, die das Wesen der Romantik ist. […] Er trennt sein Ich von dem innern Reich der Töne und gebietet darüber als unumschränkter Herr. Wie ästhetische Meßkünstler im Shakspeare oft über gänzlichen Mangel wahrer Einheit und inneren Zusammenhanges geklagt haben, und nur dem tiefern Blick ein schöner Baum, Knospen und Blätter, Blüten und Früchte aus einem Keim treibend, erwächst: so entfaltet auch nur ein sehr tiefes Eingehen in die innere Struktur Beethovenscher Musik die hohe Besonnenheit des Meisters, welche von dem wahren Genie unzertrennlich ist und von dem anhaltenden Studium der Kunst genährt wird. Tief im Gemüthe trägt Beethoven die Romantik der Musik, die er mit hoher Genialität und Besonnenheit in seinen Werken ausspricht. Lebhafter hat Rec. dies nie gefühlt, als bey der vorliegenden Symphonie, die in einem bis zum Ende fortsteigenden Climax jene Romantik Beethovens mehr, als irgend ein anderes seiner Werke entfaltet, und den Zuhörer unwiderstehlich fortreisst in das wundervolle Geisterreich des Unendlichen. –

In: Allgemeine musikalische Zeitung 12 (1810), Nr. 40, Sp. 630–642 u. Nr. 41, Sp. 652–659. (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)



Karl Friedrich Schinkel: Undine. Oper von E.T.A. Hoffmann. Entwurf der 10. Dekoration. Kühleborns Wasserpalast

Bühnenbild, 1815/1816

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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bpk / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Die Zauberoper 'Undine'

Nach der gleichnamigen Erzählung von Friedrich de la Motte Fouqué komponierte Hoffmann die »ZauberOper in drey Aufzügen« Undine. Fouqués Kunstmärchen war 1811 in seiner Zeitschrift Jahreszeiten und in einer Buchausgabe erschienen. Für die von Hoffmann geplante Oper Undine erarbeitete Fouqué auf dieser Grundlage das Libretto. Das Interesse des Publikums an der etwa dreistündigen Oper, die am 3. August 1816 anlässlich des Geburtstagsfestes von Friedrich Wilhelm III. uraufgeführt wurde, war groß. Der Komponist Carl Maria von Weber urteilte: „Das ganze Werk ist eines der geistvollsten, dass uns die neuere Zeit geschenkt hat.“



E.T.A. Hoffmann: Undine. A 70. Partitur

Autograph, 1813-1814

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Quelle

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Undine_Partitur_PPN860343472_00000005_komprimiert.jpg


E.T.A. Hoffmann, Friedrich de la Motte Fouqué: Undine. Handschriftliches Textbuch. Erster Aufzug

Autograph, 1816

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Quelle

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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UndineDirig1_00000005.jpg


Karl Friedrich Schinkel: Undine. Oper von E.T.A. Hoffmann. Entwurf der 3. Dekoration. Marktplatz mit Brunnen

Bühnenbild, 1815/1816

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Quelle

bpk / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Der größte Erfolg

Undine wurde zu Hoffmanns größtem Erfolg als Komponist. Nach ihrer Uraufführung 1816 wurde sie im alten Berliner Schauspielhaus 14 Mal gezeigt. Hoffmanns Oper gilt mit ihrer schaurig-romantischen Darstellung der Welt um den Wassergeist Undine und ihren Vater Kühleborn als erste romantische Oper. Zum Erfolg des Universalkunstwerks trugen auch die Bühnenbilder nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels bei.



Karl Friedrich Schinkel: Undine. Oper von E.T.A. Hoffmann. Entwurf der 9. Dekoration. Burg Ringstetten

Bühnenbild, 1815/1816

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Quelle

bpk / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin

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Literaturempfehlungen

Allroggen, Gerhard: E.T.A. Hoffmanns Kompositionen. Ein chronologisch-thematisches Verzeichnis seiner musikalischen Werke mit Einführung. Regensburg 1970. Link zum K10plus

Hoffmann, E.T.A.: Undine. Zauberoper in drei Akten. Klavierauszug von Hans Pfitzner. Leipzig 1906. Link zum K10plus

Pfitzner, Hans: E.T.A. Hoffmanns Undine. In: Ders.: Vom musikalischen Drama. Gesammelte Aufsätze. München und Leipzig 1915, S. 66–89.  Link zum K10plus



Sinfonieorchester der Universität Mozarteum Salzburg, Masterclass Maxim Vengerov - Wolfgang Amadeus Mozart, Don Giovanni, KV 527 - Ouvertüre

01.02.2022

Aus der Sammlung von

Universität Mozarteum Salzburg

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Universität Mozarteum Salzburg

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Musikalische Erzählungen

Die Musik war auch regelmäßig Thema in Hoffmanns Erzählungen. Immer wieder spielen Komponisten oder auch ganz konkrete Werke eine Rolle.

E.T.A. Hoffmann: Don Juan (1813)

Textausschnitt

»Ew. Exzellenz wissen vielleicht noch nicht, daß dieses Hotel mit dem Theater verbunden ist. Diese Tapetentür führt auf einen kleinen Korridor, von dem Sie unmittelbar in Nr. 23 treten: das ist die Fremdenloge. […] Wenn's Ew. Exzellenz gefällig ist – wir führen heute den ›Don Juan‹ von dem berühmten Herrn Mozart aus Wien auf. […]« Der erste Akt hatte mich entzückt, aber nach dem wunderbaren Ereignis wirkte jetzt die Musik auf eine ganz andere, seltsame Weise. Es war, als ginge eine lang verheißene Erfüllung der schönsten Träume aus einer andern Welt wirklich in das Leben ein; als würden die geheimsten Ahnungen der entzückten Seele in Tönen festgebannt und müßten sich zur wunderbarsten Erkenntnis seltsamlich gestalten. – In Donna Annas Szene fühlte ich mich von einem sanften, warmen Hauch, der über mich hinwegglitt, in trunkener Wollust erbeben; unwillkürlich schlossen sich meine Augen, und ein glühender Kuß schien auf meinen Lippen zu brennen: aber der Kuß war ein wie von ewig dürstender Sehnsucht lang ausgehaltener Ton.

 



Christoph Willibald Gluck: Iphigenie En Tauride - 1. Akt

Aus der Sammlung von

Musopen

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Quelle

European Archive

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Kurzbeschreibung
Das Bild zeigt eine Illustration 'Ritter Glucks' von Rudolf Grossmann, in: E.T.A. Hoffmann: Ritter Gluck. Eine Erinnerung aus dem Jahre 1809. München: Piper 1920. Illustriert von Rudolf Grossmann. SBB-PK Sign. 26 ZZ 137.
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB0001DAC600000000
PPN864006101_00000046_Gluck_Zuschnitt.jpg


E.T.A. Hoffmann: Ritter Gluck (1809)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Er kehrte zurück, und kaum hatte er sich gesetzt, als man die Ouvertüre der Iphigenia in Aulis zu spielen anfing. Mit halbgeschlossenen Augen, die verschränkten Arme auf den Tisch gestützt, hörte er das Andante an; den linken Fuß leise bewegend, bezeichnete er das Eintreten der Stimmen: jetzt erhob er den Kopf — schnell warf er den Blick umher — die linke Hand, mit auseinandergespreizten Fingern, ruhte auf dem Tische, als greife er einen Akkord auf dem Flügel, die rechte Hand hob er in die Höhe: es war ein Kapellmeister, der dem Orchester das Eintreten des andern Tempo's angibt — die rechte Hand fällt und das Allegro beginnt! — Eine brennende Röte fliegt über die blassen Wangen; die Augenbraunen fahren zusammen auf der gerunzelten Stirn, eine innere Wut entflammt den wilden Blick mit einem Feuer, das mehr und mehr das Lächeln wegzehrt, das noch um den halbgeöffneten Mund schwebte.



Johann Sebastian Bach: Goldberg Variations, BWV 988 - 31 - Variatio 30 a 1 Clav. Quodlibet

Performer: Kimiko Ishizaka

Aus der Sammlung von

Musopen

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Quelle

Kimiko Ishizaka

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Kurzbeschreibung
Das Bild zeigt eine Seite der 'Kreisleriana', aus: E.T.A. Hoffmanns Werke ; Teil 1: Phantasiestücke in Callots Manier. Berlin : Deutsches Verlagshaus Bong, 1912. SBB-PK Sign. Yw 9079/9-1.
http://resolver.staatsbibliothek-berlin.de/SBB00022BBA00010406

PPN1024270270_00000406_Kreisleriana.jpg


E.T.A. Hoffmann: Johannes Kreislers, des Kapellmeisters, musikalische Leiden (1810-14)

Textausschnitt

Ich versetzte ganz trocken, die Phantasie sei mir heute rein ausgegangen; und indem wir so darüber sprechen, hat ein Teufel in der Gestalt eines Elegants mit zwei Westen im Nebenzimmer unter meinem Hut die Bachschen Variationen ausgewittert; der denkt, es sind so Variatiönchen: nel cor mi non più sento — Ah vous dirai je maman etc. und will haben, ich soll darauf losspielen. Ich weigere mich: da fallen sie alle über mich her. Nun so hört zu und berstet vor Langweile, denk' ich, und arbeite drauf los. Bei Nro. 3. entfernten sich mehrere Damen, verfolgt von Titusköpfen. Die Röderleins, weil der Lehrer spielte, hielten nicht ohne Qual aus bis Nro. 12. Nro. 15. schlug den Zweiwesten-Mann in die Flucht. Aus ganz übertriebener Höflichkeit blieb der Baron bis Nro. 30. und trank bloß viel Punsch aus, den Gottlieb für mich auf den Flügel stellte. Ich hätte glücklich geendet, aber diese Nro. 30, das Thema riß mich unaufhaltsam fort. Die Quartblätter dehnten sich plötzlich aus zu einem Riesenfolio, wo tausend Imitationen und Ausführungen jenes Thema's geschrieben standen, die ich abspielen mußte.



Giovanni Palestrina: Missa Papae Marcelli

Aus der Sammlung von

Musopen

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Quelle

European Archive

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Kurzbeschreibung
Das Bild zeigt die Titelseite von : E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder. Gesammelte Erzählungen und Mährchen. Berlin: G. Reimer 1819. SBB-PK Sign. 26 ZZ 211 / Lizenz: CC BY-NC-SA 3.0
Serapionsbrueder__26ZZ211.jpg


E.T.A. Hoffmann: Serapionsbrüder (1819-21)

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Ausgesöhnt mit der Kunst wurde der Papst Marcellus der zweite, der im Begriff stand alle Musik aus den Kirchen zu verbannen, so aber dem Kultus den herrlichsten Glanz zu rauben, als der hohe Meister Palestrina, ihm die heiligen Wunder der Tonkunst in ihrem eigentümlichsten Wesen erschloß. Auf immer wurde nun die Musik der eigentlichste Kultus der katholischen Kirche und so war damals die tiefste Erkenntnis jenes innern Wesens der Tonkunst in dem frommen Gemüt der Meister aufgegangen und in wahrhaftiger heiliger Begeisterung strömten aus ihrem Innern ihre unsterblichen unnachahmlichen Gesänge. Du weißt Theodor, daß die sechsstimmige Messe, die Palestrina damals (es war ja wohl im Jahr 1555?) komponierte um dem erzürnten Papst wahre Musik hören zu lassen, unter dem Namen Missa Papae Marcelli sehr bekannt geworden ist. Mit Palestrina hob unstreitig die herrlichste Periode der Kirchenmusik, mithin der Musik überhaupt an, die sich beinahe zweihundert Jahre bei immer zunehmendem Reichtum in ihrer frommen Würde und Kraft erhielt, wiewohl nicht zu leugnen ist, daß schon in dem ersten Jahrhundert nach Palestrina jene hohe unnachahmliche Einfachheit und Würde sich in eine gewisse Eleganz verlor, um die sich die Komponisten bemühten. Welch ein Meister ist Palestrina!



E.T.A. Hoffmann: Entwurf einer Bühnendekoration zum Schauspiel 'Käthchen von Heilbronn' von Heinrich von Kleist

1811, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, 22/ETA.K, Art.f.23-ga. Foto: Gerald Raab

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Theater

Auch das Theater faszinierte Hoffmann. Nach Bamberg kam er, weil ihm eine Anstellung am dortigen Theater die Chance bot, seine musikalische Begabung zum Beruf zu machen. Zunächst war er Musikdirektor, später auch Bühnenbildner. 

Für die Inszenierung von Heinrich von Kleists Stück Das Käthchen von Heilbronn entwarf er 1811 das Bühnenbild des brennenden Schloß Thurneck. Hoffmann war bei dieser sehr aufwendigen Szene auch als Bühnenarbeiter und Maschinist tätig. Das ausgeführte Bühnenbild und die dazugehörigen Dekorationsmalereien sind nicht erhalten.



E.T.A. Hoffmann: Sammlung grotesker Gestalten nach Darstellungen auf dem K. National-Theater in Berlin. Nro. 2. Der Schneider aus dem Ballette: Die Lustbarkeiten im Wirthsgarten

1808, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I R 66. Foto: Gerald Raab

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Sammlung_grotesker_Gestalten_Der_Schneider_aus_Lustbarkeiten_im_Wirthsgarten_Abb.48 Kat.85_IR66.jpg


'Sammlung grotesker Gestalten'

Nach Aufführungen im Berliner Nationaltheater zeichnete Hoffmann die dort aufgetretenen Schauspieler in ihren Rollen. Daraus entstand die Sammlung grotesker Gestalten (1808). In seinen schriftlichen Erläuterungen dazu betont er sein Interesse an einem „fantastischen Reich, wo der Scherz regiert, und wo der Ernst selbst zur komischen Maske wird“. Das Theater war für ihn offenbar ein Ort, der einen Zugang zu diesem Reich eröffnet, wie es ja auch seine Erzählungen immer wieder tun. Die abgebildeten Gestalten zeigen den Schauspieler Carl Wilhelm Ferdinand Unzelmann, den Tänzer Beske, sowie den Sänger Gottfried Christian Kaselitz in ihren jeweiligen Rollen. In den Zeichnungen verbindet Hoffmann erneut das Fantastische mit der Realität.



E.T.A. Hoffmann: Sammlung grotesker Gestalten nach Darstellungen auf dem K. National-Theater in Berlin. Nro. 3. Doktor Bartholo, aus dem Singspiel: Figaro’s Hochzeit

1808, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I R 64. Foto: Gerald Raab

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Sammlung_grotesker_Gestalten_Doktor_Bartholo_ausSingspielFigarosHochzeitAbb.49 Kat.86_IR64.jpg


E.T.A. Hoffmann: Sammlung grotesker Gestalten nach Darstellungen auf dem K. National-Theater in Berlin. Nro. 1. Pasquin aus dem Singspiel Michel Angelo

1808, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I R 67. Foto: Gerald Raab

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Sammlung_grotesker_Gestalten_Pasquin_aus_Singspiel_Michel_AngeloAbb.47 Kat.84_IR67.jpg


Das neue Theatergebäude in Bamberg. 1808 von Ferdinand von Hohenhausen errichtet

1831, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, 22/JH.H.Bamb.o.5. Foto: Gerald Raab

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Kurzbeschreibung
In der Theaterrose (rechts im Bild) verbrachte Hoffmann viele Abende

'Don Juan'

Das Bamberger Theater verfügte über eine Fremdenloge, die von der benachbarten Gaststätte aus erreichbar war. Das Gebäude inspirierte Hoffmann zur Erzählung Don Juan (1813), die als literarisierter Kommentar zu Mozarts Oper gelesen werden kann

E.T.A. Hoffmann: Don Juan (1813)

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Ein durchdringendes Läuten, der gellende Ruf: Das Theater fängt an! weckte mich aus dem sanften Schlaf, in den ich versunken war; Bässe brummen durcheinander — ein Paukenschlag — Trompetenstöße — ein klares A, von der Hoboe ausgehalten — Violinen stimmen ein: ich reibe mir die Augen. Sollte der allezeit geschäftige Satan mich im Rausche — ? Nein! ich befinde mich in dem Zimmer des Hôtels, wo ich gestern Abend halb gerädert abgestiegen. Gerade über meiner Nase hängt die stattliche Troddel der Klingelschnur; ich ziehe sie heftig an, der Kellner erscheint.

»Aber was, um’s Himmels willen, soll die konfuse Musik da neben mir bedeuten? gibt es denn ein Konzert hier im Hause?« 

»Ew. Exzellenz — (Ich hatte Mittags an der Table d’Hôte Champagner getrunken!) Ew. Exzellenz wissen vielleicht noch nicht, daß dieses Hôtel mit dem Theater verbunden ist. Diese Tapetentür führt auf einen kleinen Korridor, von dem Sie unmittelbar in Nro. 23 treten: das ist die Fremdenloge.« 

»Was? — Theater? — Fremdenloge?« 

»Ja, die kleine Fremdenloge zu zwei, höchstens drei Personen — nur so für vornehme Herren, ganz grün tapeziert, mit Gitterfenstern, dicht beim Theater! Wenn’s Ew. Exzellenz gefällig ist — wir führen heute den Don Juan von dem berühmten Herrn Mozart aus Wien auf. Das Legegeld, einen Taler acht Groschen, stellen wir in Rechnung.« 

Das Letzte sagte er schon die Logentür aufdrückend, so rasch war ich bei dem Worte Don Juan, durch die Tapetentür in den Korridor geschritten. Das Haus war, für den mittelmäßigen Ort, geräumig, geschmackvoll dekoriert und brillant erleuchtet. Logen und Parterre waren gedrängt voll. Die ersten Akkorde der Ouvertüre überzeugten mich, daß ein ganz vortreffliches Orchester, sollten die Sänger auch nur im mindesten etwas leisten, mir den herrlichsten Genuß des Meisterwerks verschaffen würde. — In dem Andante ergriffen mich die Schauer des furchtbaren, unterirdischen regno all pianto; grausenerregende Ahnungen des Entsetzlichen erfüllten mein Gemüt. Wie ein jauchzender Frevel klang mir die jubelnde Fanfare im siebenten Takte des Allegro; ich sah aus tiefer Nacht feurige Dämonen ihre glühenden Krallen ausstrecken — nach dem Leben froher Menschen, die auf des bodenlosen Abgrunds dünner Decke lustig tanzten. Der Konflikt der menschlichen Natur mit den unbekannten, gräßlichen Mächten, die ihn, sein Verderben erlauernd, umfangen, trat klar vor meines Geistes Augen. Endlich beruhigt sich der Sturm; der Vorhang fliegt auf. Frostig und unmutvoll in seinen Mantel gehüllt, schreitet Leporello in finstrer Nacht vor dem Pavillon einher: Notte e giorno faticar. — Also italienisch? — Hier am deutschen Orte italienisch? Ah che piacere! ich werde alle Rezitative, alles so hören, wie es der große Meister in seinem Gemüt empfing und dachte! Da stürzt Don Juan heraus; hinter ihm Donna Anna, bei dem Mantel den Frevler festhaltend. Welches Ansehn! Sie könnte höher, schlanker gewachsen, majestätischer im Gange sein: aber welch ein Kopf! — Augen, aus denen Liebe, Zorn, Haß, Verzweiflung, wie aus Einem Brennpunkt eine Strahlenpyramide blitzender Funken werfen, die, wie griechisches Feuer, unauslöschlich das Innerste durchbrennen! des dunklen Haares aufgelöste Flechten wallen in Wellenringeln den Nacken hinab. Das weiße Nachtkleid enthüllt verräterisch nie gefahrlos belauschte Reize. Von der entsetzlichen Tat umkrallt, zuckt das Herz in gewaltsamen Schlägen. — Und nun — welche Stimme! Non sperar se non m’uccidi. — Durch den Sturm der Instrumente leuchten, wie glühende Blitze, die aus ätherischem Metall gegossenen Töne! — Vergebens sucht sich Don Juan loszureißen. — Will er es denn? Warum stößt er nicht mit kräftiger Faust das Weib zurück, und entflieht? macht ihn die böse Tat kraftlos, oder ist es der Kampf von Haß und Liebe im Innern, der ihm Mut und Stärke raubt? — Der alte Papa hat seine Torheit, im Finstern den kräftigen Gegner anzufallen, mit dem Leben gebüßt; Don Juan und Leporello treten im rezitierenden Gespräch weiter vor ins Proszenium. Don Juan wickelt sich aus dem Mantel, und steht da, in rotem, gerissenen Sammet mit silberner Stickerei, prächtig gekleidet. Eine kräftige, herrliche Gestalt: das Gesicht ist männlich schön; eine erhabene Nase, durchbohrende Augen, weich geformte Lippen; das sonderbare Spiel eines Stirnmuskels über den Augenbraunen bringt sekundenlang etwas vom Mephistopheles in die Physiognomie, das, ohne dem Gesicht die Schönheit zu rauben, einen unwillkürlichen Schauer erregt. Es ist, als könne er die magische Kunst der Klapperschlange üben; es ist, als könnten die Weiber, von ihm angeblickt, nicht mehr von ihm lassen, und müßten, von der unheimlichen Gewalt gepackt, selbst ihr Verderben vollenden. — Lang und dürr, in rot- und weißgestreifter Weste, kleinem roten Mantel, weißem Hut mit roter Feder, trippelt Leporello um ihn her. Die Züge seines Gesichts mischen sich seltsam zu dem Ausdruck von Gutherzigkeit, Schelmerei, Lüsternheit und ironisierender Frechheit; zum graulichen Kopf und Bart kontrastieren sonderbar die schwarzen Augenbrauen. Man merkt es, der alte Bursche verdient Don Juans helfender Diener zu sein. — Glücklich sind sie über die Mauer geflüchtet. — Fackeln — Donna Anna und Don Ottavio erscheinen: ein zierliches, geputztes, gelecktes Männlein, von ein und zwanzig Jahren höchstens. Als Anna’s Bräutigam wohnte er, da man ihn so schnell herbeirufen konnte, wahrscheinlich im Hause; auf den ersten Lärm, den er gewiß hörte, hätte er herbeieilen und vielleicht den Vater retten können: er mußte sich aber erst putzen und mochte überhaupt Nachts nicht gern sich herauswagen. — »Ma qual mai s’offre, o dei, spettacolo funesto agli occhi miei!« Mehr als Verzweiflung über den grausamsten Frevel liegt in den entsetzlichen, herzzerschneidenden Tönen dieses Rezitativs und Duetts. Don Juans gewaltsames Attentat, das ihm Verderben nur drohte, dem Vater aber den Tod gab, ist es nicht allein, was diese Töne der beängsteten Brust entreißt: nur ein verderblicher, tötender Kampf im Innern kann sie hervorbringen. — 

Eben schalt die lange, hagere Donna Elvira mit sichtlichen Spuren großer, aber verblühter Schönheit den Verräter, Don Juan: Tu nido d’inganni, und der mitleidige Leporello bemerkte ganz klug: parla come un libro stampato, als ich Jemand neben oder hinter mir zu bemerken glaubte. Leicht konnte man die Logentür leise geöffnet haben, und hineingeschlüpft sein — das fuhr mir wie ein Stich durch’s Herz. Ich war so glücklich, mich allein in der Loge zu befinden, um ganz ungestört das so vollkommen dargestellte Meisterwerk mit allen Empfindungsfasern, wie mit Polypenarmen, zu umklammern und in mein Selbst hineinzuziehen! ein einziges Wort, das obendrein albern sein konnte, hätte mich auf eine schmerzhafte Weise herausgerissen aus dem herrlichen Moment der poetisch-musikalischen Exaltation! Ich beschloß, von meinem Nachbar gar keine Notiz zu nehmen, sondern, ganz in die Darstellung vertieft, jedes Wort, jeden Blick abzuschneiden. Den Kopf in die Hand gestützt, dem Nachbar den Rücken wendend, schauete ich hinaus. — Der Gang der Darstellung entsprach dem vortrefflichen Anfange. Die kleine, lüsterne, verliebte Zerlina tröstete mit gar lieblichen Tönen und Weisen den gutmütigen Tölpel Masetto. Don Juan sprach sein inneres, zerrissenes Wesen, den Hohn über die Menschlein um ihn her, nur aufgestellt zu seiner Lust, in ihr mättliches Tun und Treiben verderbend einzugreifen, in der wilden Arie: Fin ch’han dal vino — ganz unverhohlen aus. Gewaltiger als bisher zuckte hier der Stirnmuskel. — Die Masken erschienen. Ihr Terzett ist ein Gebet, das in rein glänzenden Strahlen zum Himmel steigt. — Nun fliegt der Mittelvorhang auf. Da geht es lustig her; Becher erklingen, in fröhlichem Gewühl wälzen sich die Bauern und allerlei Masken umher, die Don Juans Fest herbeigelockt hat. — Jetzt kommen die drei zur Rache Verschwornen. Alles wird feierlicher, bis der Tanz angeht. Zerlina wird gerettet, und in dem gewaltig donnernden Finale tritt mutig Don Juan mit gezogenem Schwert seinen Feinden entgegen. Er schlägt dem Bräutigam den stählernen Galanterie-Degen aus der Hand, und bahnt sich durch das gemeine Gesindel, das er, wie der tapfere Roland die Armee des Tyrannen Cymort, durcheinander wirft, daß alles gar possierlich über einander purzelt, den Weg ins Freie. — 

Schon oft glaubte ich dicht hinter mir einen zarten, warmen Hauch gefühlt, das Knistern eines seidenen Gewandes gehört zu haben: das ließ mich wohl die Gegenwart eines Frauenzimmers ahnen, aber ganz versunken in die poetische Welt, die mir die Oper aufschloß, achtete ich nicht darauf. Jetzt, da der Vorhang gefallen war, schauete ich nach meiner Nachbarin. — Nein — keine Worte drücken mein Erstaunen aus: Donna Anna, ganz in dem Kostüme, wie ich sie eben auf dem Theater gesehen, stand hinter mir, und richtete auf mich den durchdringenden Blick ihres seelenvollen Auges. — 



Jacques Callot: Balli di Sfessania. Taglia Cantoni – Fracasso

um 1621/22

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Dietmar Katz

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'Balli di Sfessania'

Zu seinem 44. Geburtstag im Jahr 1820 erhielt Hoffmann von seinem Freund Johann Ferdinand Koreff die Balli di Sfessania, ein Heft mit Kupferstichen Jacques Callots. Die Blätter stellen Szenen der italienischen Commedia dell’Arte dar. Die Zeichnungen Callots weckten Hoffmanns Phantasie und er erfand eine Erzählung rund um die von Callot dargestellten Gestalten: Prinzessin Brambilla (1821).



E.T.A. Hoffmann, Carl Friedrich Thiele: Prinzessin Brambilla. Ein Capriccio nach Jakob Callot

1821, Breslau

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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PrinzessinBrambillaPPN1012173259_00000239_Zuschnitt_komprimiert.jpg


'Prinzessin Brambilla'

Die Erzählung dreht sich um zwei Liebende im römischen Karneval und zeichnet sich durch überlagernde Ebenen und einen verschlungenen Erzählablauf aus. Zur Illustration der Erstausgabe bat Hoffmann den Kupferstecher Carl Friedrich Thiele um acht Nachstiche der Callot-Zeichnungen, die der Erzählung beigegeben wurden.



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, Vitrine 'Theater', 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

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Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Literaturempfehlungen

Dengler-Schreiber, Karin: So ein Theater. Geschichten aus 200 und einem Jahr Bamberger Stadttheater. Bamberg 2003. Link zum K10plus

Dewenter, Bastian: Von Enthusiasten, Theaterdirektoren und Scharlatanen. Der Theaterdiskurs in E.T.A. Hoffmanns Erzählungen. Heidelberg 2017. Link zum K10plus

Köppler, Rudolf: E.T.A. Hoffmann am Bamberger Theater. Ein Beitrag zur Kenntnis seiner Persönlichkeit, seiner Werke und der Theatergeschichte Bambergs. In: Bericht des Historischen Vereins Bamberg, 81 (1929), S. 1–133. Link zum K10plus

Leist, Friedrich: Geschichte des Theaters in Bamberg bis zum Jahre 1862. 2., vollständig umgearbeitete Auflage. Bamberg 1893. Link zum K10plus

Petzel, Jörg: E.T.A. Hoffmanns theatralische Sendung. Seine Beziehungen zu den Schauspielern Iffland, Holbein, Leo und Devrient, in: Hoffmann-Jb. 17 (2009), S. 124–136. Link zum K10plus

Wagner, Caroline: Kleists Käthchen von Heilbronn in Bamberg. Zur Erinnerung an die deutsche Erstaufführung am 1. September 1811. In: Hoffmann-Jb. 20 (2012), S. 74–82. Link zum K10plus



Ausstellungsraum Berlin 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022' Vernissage

Fotografie, 2022, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Foto: Hagen Immel / Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Bildende Kunst und Literatur

Hoffmann ließ sich auch von der bildenden Kunst zu literarischen Werken inspirieren. Vor allem in Berlin besuchte er viele Ausstellungen. Ein beliebter Ausstellungsort war die Akademie der Künste. Zu Hoffmanns Zeit lag sie Unter den Linden, am Ort der heutigen Staatsbibliothek. Dort sah Hoffmann Gemälde, deren Arrangements und Szenen er dann in Erzählungen entfaltete. So entdeckte er dort auch Johann Erdmann Hummels Gesellschaft in einer italienischen Locanda - möglicherweise ja genau an der Stelle, wo es vor spiegelndem Hintergrund in der Berliner Schau 2022 die Besucher:innen empfing...



Johann Erdmann Hummel: Die Fermate (Gesellschaft in einer italienischen Lokanda)

um 1814

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsgemäldesammlungen München – Neue Pinakothek

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Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Neue Pinakothek München

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'Gesellschaft in einer italienischen Locanda'

Nach Johann Erdmann Hummels Gemälde Gesellschaft in einer italienischen Locanda (um 1814) entstand Hoffmanns Erzählung Die Fermate (1815).

Der Maler Johann Erdmann Hummel wurde 1769 in Kassel geboren. Nach dem Studium der Architektur und der Malerei lebte er in Italien bis er an den Berliner Hof berufen wurde. 1809 erhielt er einen Lehrstuhl an der Berliner Akademie. Seine die Erinnerung an die Antike behandelnde Malerei dreht sich immer wieder um Fragen der Optik und der Perspektive. Das Gemälde Gesellschaft in einer italienischen Locanda beruht auf Studien während des Italienaufenthalts Hummels.

E.T.A. Hoffmann: Die Fermate (1816)

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Hummels heitres lebenskräftiges Bild, die Gesellschaft in einer italiänischen Lokanda, ist bekannt worden durch die Berliner Kunstausstellung im Herbst 1814, auf der es sich befand, Aug‘ und Gemüt gar vieler erlustigend. — Eine üppig verwachsene Laube — ein mit Wein und Früchten besetzter Tisch — an demselben zwei italiänische Frauen einander gegenübersitzend — die eine singt, die andere spielt Chitarra — zwischen beiden hinterwärts stehend ein Abbate, der den Musikdirektor macht. Mit aufgehobener Battuta paßt er auf den Moment, wenn Signora die Kadenz, in der sie mit himmelwärts gerichtetem Blick begriffen, endigen wird im langen Trillo, dann schlägt er nieder und die Chitarristin greift keck den Dominanten Akkord. — Der Abbate ist voll Bewunderung — voll seligen Genusses — und dabei ängstlich gespannt. — Nicht um der Welt Willen möchte er den richtigen Niederschlag verpassen. Kaum wagt er zu atmen. Jedem Bienchen, jedem Mücklein möchte er Maul und Flügel verbinden, damit nichts sumse. Um so mehr ist ihm der geschäftige Wirt fatal, der den bestellten Wein gerade jetzt im wichtigsten höchsten Moment herbeiträgt. — Aussicht in einen Laubgang, den glänzende Streiflichter durchbrechen. — Dort hält ein Reiter, aus der Lokanda wird ihm ein frischer Trunk auf’s Pferd gereicht. — 

Vor diesem Bilde standen die beiden Freunde Eduard und Theodor. »Je mehr ich, sprach Eduard, diese zwar etwas ältliche aber wahrhaft virtuosisch begeisterte Sängerin in ihren bunten Kleidern anschaue, jemehr ich mich an dem ernsten echt römischen Profil, an dem schönen Körperbau der Chitarrspielerin ergötze, jemehr mich der höchst vortreffliche Abbate belustigt, desto freier und stärker tritt mir das Ganze ins wirkliche rege Leben. — Es ist offenbar karrikiert im höhern Sinn, aber voll Heiterkeit und Anmut! — Ich möchte nur gleich hineinsteigen in die Laube, und eine von den allerliebsten Korbflaschen öffnen, die mich dort vom Tische herab anlächeln. — Wahrhaftig, mir ist es, als spüre ich schon etwas von dem süßen Duft des edlen Weins. — Nein, diese Anregung darf nicht verhauchen in der kalten nüchternen Luft, die uns hier umweht. — Dem herrlichen Bilde, der Kunst, dem heitere Italia, wo hoch die Lebenslust aufglüht, zu Ehren, laß uns hingehen und eine Flasche italiänischen Weins ausstechen.« — 

Theodor hatte, während Eduard dies in abgebrochenen Sätzen sprach, schweigend und tief in sich gekehrt da gestanden. »Ja, das laß uns tun!« fuhr er jetzt auf, wie aus einem Traum erwachend, aber kaum loskommen konnte er von dem Bilde, und als er, dem Freunde mechanisch folgend, sich schon an der Tür befand, warf er noch sehnsüchtige Blicke zurück, nach den Sängerinnen und nach dem Abbate. Eduard’s Vorschlag ließ sich leicht ausführen. Sie gingen quer über die Straße, und bald stand in dem blauen Stübchen bei Sala Tarone eine Korbflasche, ganz denen in der Weinlaube ähnlich, vor ihnen. »Es scheint mir aber«, sprach Eduard, nachdem schon einige Gläser geleert waren, und Theodor noch immer still und in sich gekehrt blieb, »es scheint mir aber, als habe dich das Bild auf ganz besondere und gar nicht so lustige Weise angeregt, als mich?« »Ich kann versichern«, erwiderte Theodor, »daß auch ich alles Heitere und Anmutige des lebendigen Bildes in vollem Maße genossen, aber ganz wunderbar ist es doch, daß das Bild getreu eine Szene aus meinem Leben mit völliger Portraitähnlichkeit der handelnden Personen darstellt. Du wirst mir aber zugestehen, daß auch heitere Erinnerungen dann den Geist gar seltsam zu erschüttern vermögen, wenn sie auf solche ganz unerwartete ungewöhnliche Weise plötzlich wie durch einen Zauberschlag geweckt, hervorspringen. Dies ist jetzt mein Fall.« »Aus deinem Leben«, fiel Eduard ganz verwundert ein, »eine Szene aus deinem Leben soll das Bild darstellen? Für gut getroffene Portraits habe ich die Sängerinnen und den Abbate gleich gehalten, aber daß sie dir im Leben vorgekommen sein sollten? Nun so erzähle nur gleich wie das Alles zusammenhängt, wir bleiben allein, niemand kommt um diese Zeit her.« »Ich möchte das wohl tun«, sprach Theodor, »aber leider muß ich sehr weit ausholen — von meiner Jugendzeit her.« »Erzähle nur getrost«, erwiderte Eduard, »ich weiß so noch nicht viel von deinen Jugendjahren. Dauert es lange, so folgt nichts schlimmeres daraus, als daß wir eine Flasche mehr ausstechen, als wir uns vorgenommen; das nimmt aber kein Mensch übel, weder wir, noch Herr Tarone.«



Carl Wilhelm Kolbe der Jüngere, Johann Samuel Otto: Doge und Dogaresse

1829

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Dietmar Katz

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'Doge und Dogaresse'

Nach dem Gemälde Doge und Dogaresse von Carl Wilhelm Kolbe d.J. entstand Hoffmanns gleichnamige Erzählung (1818).
Kolbe wurde 1781 in Berlin geboren und war ein Neffe des Kupferstechers Carl Wilhelm Kolbe der Ältere. Er studierte an der Akademie in Berlin. Einer seiner Lehrer war Daniel Chodowiecki. 

E.T.A. Hoffmann: Doge und Dogaresse (1818)

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Mit diesem Namen war in dem Katalog der Kunstwerke, die die Akademie der Künste zu Berlin im September 1816 ausstellte, ein Bild bezeichnet, das der wackre tüchtige C. Kolbe, Mitglied der Akademie, gemalt hatte und das mit besonderem Zauber jeden anzog, so daß der Platz davor selten leer blieb. Ein Doge in reichen prächtigen Kleidern schreitet, die eben so reich geschmückte Dogaresse an der Seite, auf einer Balustrade hervor, er ein Greis mit grauem Bart, sonderbar gemischte Züge, die bald auf Kraft, bald auf Schwäche, bald auf Stolz und Übermut, bald auf Gutmütigkeit deuten, im braunroten Gesicht; sie ein junges Weib, sehnsüchtige Trauer, träumerisches Verlangen im Blick, in der ganzen Haltung. Hinter ihnen eine ältliche Frau und ein Mann, der einen aufgespannten Sonnenschirm hält. Seitwärts an der Balustrade stößt ein junger Mensch in ein muschelförmig gewundenes Horn und vor derselben im Meer liegt eine reich verzierte mit der venetianischen Flagge geschmückte Gondel, auf der zwei Ruderer befindlich. Im Hintergrunde breitet sich das mit hundert und aber hundert Segeln bedeckte Meer aus, und man erblickt die Türme und Paläste des prächtigen Venedig, das aus den Fluten emporsteigt. Links unterscheidet man San Marco, rechts mehr im Vorgrunde San Giorgio Maggiore. In dem goldnen Rahmen des Bildes sind die Worte eingeschnitzt: 

Ah senza amare
Andare sul mare
Col sposo del mare
Non puo consolare. 

Ach! gebricht der Liebe Leben,
Kann auf hohem Meer zu schweben
Mit dem Gatten selbst des Meeres
Doch nicht Trost dem Herzen geben. 

Vor diesem Bilde entstand eines Tages ein unnützer Streit darüber, ob der Künstler durch das Bild nur ein Bild, das heißt, die durch die Verse hinlänglich angedeutete augenblickliche Situation eines alten abgelebten Mannes, der mit aller Pracht und Herrlichkeit nicht die Wünsche eines sehnsuchtsvollen Herzens zu befriedigen vermag, oder eine wirkliche geschichtliche Begebenheit habe darstellen wollen. Des Geschwätzes müde verließ einer nach dem andern den Platz, so daß zuletzt nur noch zwei der edlen Malerkunst gar holde Freunde übrig blieben. »Ich weiß nicht, fing der eine an, wie man sich selbst allen Genuß verderben mag mit dem ewigen Deuteln und Deuteln. Außerdem, daß ich ja genau zu ahnen glaube, was es mit diesem Dogen, mit dieser Dogaressa für eine Bewandtnis hat im Leben, so ergreift mich auch auf ganz besondere Weise der Schimmer des Reichtums und der Macht, der über das Ganze verbreitet ist. Sieh‘ diese Flagge mit dem geflügelten Löwen, wie sie der Welt gebietend in den Lüften flattert — O herrliches Venedig!« Er fing an Turandots Rätsel von dem adriatischen Löwen herzusagen: Dimmi, qual sia quella terribil fera etc. Kaum hatte er geendet, als eine wohltönende Männerstimme mit Calafs-Auflösung einfiel. Tu quadrupede fera etc. Von den Freunden unbemerkt hatte sich hinter ihnen ein Mann hingestellt von hohem edlen Ansehn, den grauen Mantel malerisch über die Schulter geworfen, das Bild mit funkelnden Augen betrachtend. — Man geriet ins Gespräch und der Fremde sagte mit beinahe feierlichem Tone: Es ist ein eignes Geheimnis, daß in dem Gemüt des Künstlers oft ein Bild aufgeht, dessen Gestalten, zuvor unkennbare körperlose im leeren Luftraum treibende Nebel, eben in dem Gemüte des Künstlers erst sich zum Leben zu formen und ihre Heimat zu finden scheinen. Und plötzlich verknüpft sich das Bild mit der Vergangenheit oder auch wohl mit der Zukunft, und stellt nur dar, was wirklich geschah oder geschehen wird. Kolbe mag vielleicht selbst noch nicht wissen, daß er auf dem Bilde dort, niemanden anders darstellte, als den Dogen Marino Falieri und seine Gattin Annunziata. 



Carl Wilhelm Kolbe der Jüngere, Ludwig Heine: Böttchersche Werkstatt

undatiert

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Dietmar Katz

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'Böttchersche Werkstatt'

Ebenfalls nach einem Gemälde Kolbes, Böttchersche Werkstatt (undatiert), entstand die Erzählung Meister Martin der Küfner und seine Gesellen (1818).

Das Gemälde galt lange als verschollen, bis es in den Vereinigten Staaten ausfindig gemacht wurde. Seitdem ist auch klar, dass der Kupferstich von H. Schmidt, der dem Text bei seiner Veröffentlichung beigegeben wurde, nicht das ursprüngliche Bild zeigt, sondern eine Fassung, die bereits im Hinblick auf den Inhalt von Hoffmanns Text bearbeitet wurde. Dem Bild Kolbes entspricht die Stelle in Hoffmanns Text, an der der Kunde Holzschuer die drei Gesellen am Fass für den Bischof arbeiten sieht.



E.T.A. Hoffmann: Meister Martin, der Küfner und seine Gesellen. Manuskript

Manuskript, 1817/18, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Add.22. Foto: Gerald Raab

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'Meister Martin, der Küfner und seine Gesellen'

Ende 1817 und Anfang 1818 entstand E.T.A. Hoffmanns Erzählung Meister Martin. Die Erstfassung, die im Herbst 1818 im Taschenbuch zum geselligen Vergnügen auf das Jahr 1819 veröffentlicht wurde, weißt im Untertitel explizit Kolbes Gemälde als Vorlage aus. Mit leichten Veränderungen erschien die Erzählung dann 1819 auch in der Erzählsammlung Die Serapions-Brüder.   

E.T.A. Hoffmann: Meister Martin, der Küfner und seine Gesellen (1818)

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Das gab eine lustige Wirtschaft so daß man kaum den alten Herrn Johannes Holzschuer bemerkte, der zur Werkstatt hineintrat. Meister Martin schritt ihm entgegen, und fragte höflich nach seinem Begehren. Ei, erwiderte Holzschuer, ich wollte einmal meinen lieben Friedrich wiederschauen, der dort so wacker arbeitet. Aber dann lieber Meister Martin, tut in meinem Weinkeller ein tüchtiges Faß Not, um dessen Fertigung ich Euch bitten wollte. — Seht nur, dort wird ja eben solch ein Faß errichtet, wie ich es brauche, das könnt Ihr mir ja überlassen, Ihr dürft mir nur den Preis sagen. Reinhold der ermüdet einige Minuten in der Werkstatt geruht hatte, und nun wieder zum Gerüst heraufsteigen wollte, hörte Holzschuers Worte und sprach, den Kopf nach ihm wendend: ei lieber Herr Holzschuer, die Lust nach unserm Fäßlein laßt Euch nur vergehen, das arbeiten wir für den hochwürdigen Herrn Bischof von Bamberg! — Meister Martin die Ärme über den Rücken zusammen geschlagen, den linken Fuß vorgesetzt, den Kopf in den Nacken geworfen, blinzelte nach dem Faß hin und sprach dann mit stolzem Ton: mein lieber Meister, schon an dem ausgesuchten Holz, an der Sauberkeit der Arbeit hättet Ihr bemerken können, daß solch ein Meisterstück nur dem fürstlichen Keller ziemt. Mein Geselle Reinhold hat richtig gesprochen, nach solchem Werk laßt Euch die Lust vergehn, wenn die Weinlese vorüber, werd‘ ich Euch ein tüchtiges schlichtes Fäßlein fertigen lassen, wie es sich für Euern Keller schickt. Der alte Holzschuer, aufgebracht über Meister Martins Stolz, meinte dagegen, daß seine Goldstücke gerade so viel wögen, als die des Bischofs von Bamberg, und daß er anderswo auch wohl für sein bares Geld gute Arbeit zu bekommen hoffe. Meister Martin, überwallt von Zorn, hielt mühsam an sich, er durfte den alten, vom Rat, von allen Bürgern hochverehrten Herrn Holzschuer wohl nicht beleidigen. Aber in dem Augenblick schlug Conrad immer gewaltiger mit dem Schlägel zu, daß alles dröhnte und krachte, da sprudelte Meister Martin den innern Zorn aus und schrie mit heftiger Stimme: Conrad — du Tölpel, was schlägst du so blind und toll zu, willst du mir das Faß zerschlagen? Ho, ho, rief Conrad, indem er mit trotzigem Blick ⟨sich⟩ umschaute, nach dem Meister! ho, ho du komisches Meisterlein, warum denn nicht?  Und damit schlug er so entsetzlich auf das Faß los, daß klirrend der stärkste Band des Fasses sprang und den Reinhold hinabwarf vom schmalen Brette des Gerüstes, während man am hohlen Nachklange wohl vernahm, daß auch eine Daube gesprungen sein müßte. Übermannt von Zorn und Wut sprang Meister Martin hinzu, riß dem Valentin den Stab, an dem er schabte, aus der Hand und versetzte, lautschreiend: Verfluchter Hund! dem Conrad einen tüchtigen Schlag über den Rücken. So wie Conrad den Schlag fühlte, drehte er sich rasch um und stand da einen Augenblick wie sinnlos, dann aber flammten die Augen vor wilder Wut, er knirschte mit den Zähnen, er heulte: geschlagen? Dann war er mit einem Sprunge herab vom Gerüst, hatte schnell das auf dem Boden liegende Lenkbeil ergriffen und führte einen gewaltigen Schlag gegen den Meister, der ihm den Kopf gespalten haben würde, hätte Friedrich nicht den Meister bei Seite gerissen, so daß das Beil nur den Arm streifte, aus dem aber das Blut sogleich hinausströmte. Martin, dick und unbeholfen wie er war, verlor das Gleichgewicht und stürzte über die Fügbank, wo eben der Lehrbursche arbeitete, nieder zur Erde. Alles warf sich nun dem wütenden Conrad entgegen, der das blutige Lenkbeil in den Lüften schwang und mit entsetzlicher Stimme heulte und kreischte: zur Hölle muß er fahren — zur Hölle! Mit Riesenkraft schleuderte er alle von sich, er holte aus zum zweiten Schlage, der ohne Zweifel dem armen Meister, der auf dem Boden keuchte und stöhnte, das Garaus gemacht haben würde, da erschien aber, vor Schrecken bleich wie der Tod, Rosa in der Türe der Werkstatt. So wie Conrad Rosa gewahrte, blieb er mit dem hochgeschwungnen Beil stehen, wie zur toten Bildsäule erstarrt. Dann warf er das Beil weit von sich, schlug die beiden Hände zusammen vor der Brust, rief mit einer Stimme, die jedem durch das Innerste drang: o du gerechter Gott im Himmel, was habe ich denn getan und ⟨stürzte⟩ aus der Werkstatt heraus ins Freie. Niemand gedachte ihn zu verfolgen.



Die königliche Akademie der Künste und Wissenschaften Unter den Linden

um 1820

Aus der Sammlung von

bpk-Bildagentur

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bpk / Dietmar Katz

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Literaturempfehlungen

Dieterle, Bernard: Erzählte Bilder. Zum narrativen Umgang mit Gemälden. Marburg 1988. Link zum K10plus

Holländer, Hans: Schein und Widerschein. Über die Schachbilder von Johann Erdmann Hummel, in: Jahrbuch der Berliner Museen 43, S. 205–235. Link zum K10plus

Türk, Klaus: E.T.A. Hoffmann: „Meister Martin der Küfner und seine Gesellen“. Kolbe-Gemälde wiedergefunden. In: E.T.A. Hoffmann Jahrbuch. Band 11. 2003, S. 134–137. Link zum K10plus

03

Schreiben und Publizieren



Vitrine in der Ausstellung 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022' in Frankfurt am Main

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Wie Hoffmanns Texte entstehen

Den Publikationsprozess seiner Werke begleitete E.T.A. Hoffmann oft sehr eng. Er war in die Gestaltung der Einbände involviert, entwarf Umschlagzeichnungen und wählte Kupferstecher aus. Auch lassen sich anhand des Vergleiches von Manuskriptentwürfen und späterer Publikationsfassung erhellende Einblicke in den Entstehungsprozess der Werke und Hoffmanns Arbeitsweise gewinnen.

Die Texte entstehen in einem Umfeld von Gleichgesinnten und Freunden. Gelegentlich arbeitet Hoffmann mit ihnen an gemeinsamen Textsammlungen und wagt den Versuch eines kollaborativ verfassten Romans.

Mehrfach geraten Hoffmanns Texte in den Fokus der Zensurbehörden: Seine genaue Beobachtungsgabe und seine Fähigkeit zur spitzen Formulierung führen zu Konflikten mit den Autoritäten.



E.T.A. Hoffmann: Die Doppeltgänger ; Aus den Feierstunden besonders abgedruckt

1825, Brünn

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Gemeinschaftswerk

Mit den Berliner Freunden Adelbert von Chamisso, Friedrich de la Motte Fouqué und Karl Wilhelm Salice-Contessa nahm Hoffmann sich zu Beginn des Jahres 1815 ein gemeinsames Roman-Projekt vor. Das später als Roman des Freiherrn von Vieren betitelte Werk wurde allerdings nicht vollendet: Mit der Zeit wurden gemeinsame Treffen zur Abstimmung über die einzelnen Textstücke immer schwieriger und im Juli 1815 brach Chamisso zu einer mehrjährigen Weltumseglung auf. Hoffmann überarbeitete seinen Beitrag 1821 zur eigenständigen Erzählung Die Doppeltgänger. Sie wurde posthum 1825 veröffentlicht.



E.T.A. Hoffmann, Adelbert von Chamisso, Karl Wilhelm Salice-Contessa, Friedrich de la Motte Fouqué: Der Roman des Freiherrn von Vieren. Manuskript

Manuskript, 1815

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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'Der Roman des Freiherrn von Vieren'

Der Fragment gebliebene Roman des Freiherrn von Vieren setzt sich mit dem Bild des Künstlers als für sich allein stehendes Genie auseinander. Die Großstadterfahrung Hoffmanns und seiner Mitstreiter spiegelt sich in ihrem Schreibexperiment wie auch sonst in ihrem Hang zum gemeinschaftlichen Arbeiten wider. Der Roman selbst kann als Plädoyer für Ambivalenz, Offenheit und Unabgeschlossenheit gelesen werden.

Abends Chamisso, Hitzig und Comtessa bei mir — Die Erzählung vorgelesen — Entschluß des Romans en quatre — sehr gemütliche Stim.g —

E.T.A. Hoffmann: Tagebucheintrag, 13. Januar 1815





E.T.A. Hoffmann: Brief an Friedrich de la Motte-Fouqué vom 14. Mai 1815

Autograph, 1815, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Autogr. H 39. Foto: Gerald Raab

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Transkription: Brief an Friedrich de la Motte Fouqué vom 14. Mai 1815

[...] Aus allen Gründen dieses VieltunSollens bitte ich Sie Hr. Baron es mit dem ZeitblüthenMann so zu machen, daß er zufrieden ist, wenn ich ihm Monatlich einen Beitrag über irgend eine Erscheinung am Berliner KunstHimmel oder sonst liefre, mich aber mit den polizeilichen Nachrichten pp verschone. - Mit Hitzig habe ich verabredet nach Potsdam zu gehen, wenn Sie Herr Baron! da sind! - Leider kann ich nur höchstens einen Tag von B[erlin] abwesend sein ohne förmlich Urlaub zu nehmen, welches ich um so weniger tun wollte als ich vielleicht mich bald beurlaube - pour jamais! - Wahrscheinlich kommt Chamisso und Contessa mit nach Potsdam, und wir können Ihnen Hr. Baron einige Kapitel des Romans vom Hrn. Freiherrn von Vieren vortragen, in dem es ganz erschrecklich hergeht - Chamisso hat einen alten Mann mit sieben Stichen ermordet, und ich habe jetzt den verteufelten Kriminalprozeß am Halse! - Wie herzlich sehne ich mich Sie Herr Baron, zu sehen! -  
Berlin
D. 14 Mai 1815. 

Der Ihrigste
J[ohannes] K[reisler]

Zum kompletten Brief



Illustration: Einsiedler Serapion

1855, Paris

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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'Die Serapions-Brüder'

1819 bis 1821 erschienen die vier Bände von Hoffmanns ausführlichster Erzählsammlung Die Serapions-Brüder. Gesammelte Erzählungen und Märchen. Die 28 Erzählungen waren meist schon u.a. in Taschenbüchern erschienen. Nur wenige Texte, wie der Einsiedler Serapion, wurden extra für diese Sammlung verfasst.

Der Titel verweist auf reale Zusammenkünfte Hoffmanns mit Freunden wie Chamisso, Salice-Contessa und Julius Eduard Hitzig. In den Jahren 1814 und 1815 traf man sich im 'Seraphinen-Orden', später wurde der Kreis am Tag des Heiligen Serapion (14.11.1818) unter dem Namen „Serapionsbrüder“ wiederbelebt.

Auch die Konstruktion der Sammlung knüpft an diese Treffen an: Hoffmann band die Erzählungen in ein Rahmengespräch zwischen sechs Freunden ein. Das Gespräch verleiht der Sammlung eine thematische Linie und beurteilt die Erzählungen hinsichtlich eines ästhetischen Ideals, das die Freunde entwickelt hatten: das Serapiontische Prinzip.   

E.T.A. Hoffmann: Die Serapions-Brüder (1819-21)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

»Stelle man sich auch an wie man wolle, nicht wegzuleugnen, nicht wegzubannen ist die bittre Überzeugung, daß nimmer — nimmer wiederkehrt, was einmal da gewesen. Eitles Mühen, sich entgegenzustemmen der unbezwinglichen Macht der Zeit, die fort und fort schafft in ewigem Zerstören. Nur die Schattenbilder des in tiefe Nacht versunkenen Lebens bleiben zurück, und walten in unserm Innern, und necken und höhnen uns oft, wie spukhafte Träume. Aber Toren! wähnen wir, das, was unser Gedanke, unser eignes Ich worden, noch außer uns auf der Erde zu finden, blühend in unvergänglicher Jugendfrische. — Die Geliebte, die wir verlassen, der Freund von dem wir uns trennen mußten, verloren sind beide für uns auf immer! — Die, die wir vielleicht nach Jahren wiedersehen, sind nicht mehr dieselben, von denen wir schieden, und sie finden ja auch uns nicht mehr wieder!« 

So sprach Lothar, indem er heftig vom Stuhl aufsprang, dicht an den Kamin hinanschritt und die Arme übereinander geschlagen mit finsterm Blick in das lustig knisternde Feuer hineinstarrte. 

Wenigstens, begann jetzt Theodor, wenigstens lieber Freund Lothar, bewährst du dich insofern ganz als denselben, von dem ich vor zwölf Jahren schied, als du noch ebenso wie damals geneigt bist, nur im mindesten schmerzlich berührt, dich allem Unmut rücksichtslos hinzugeben. Wahr ist es, und ich, Ottmar und Cyprian, wir alle fühlen es gewiß eben so lebhaft als du, daß unser erstes Beisammensein nach langer Trennung gar nicht so erfreulich ist, als wir es uns wohl gedacht haben mochten. Wälze die Schuld auf mich, der ich aus einer unserer unendlichen Gassen in die andere lief, der ich nicht abließ, bis ich euch heute Abend hier vor meinem Kamin zusammengebracht hatte. Gescheuter wäre es vielleicht gewesen, hätt‘ ich unser Wiedersehn dem günstigen Zufall überlassen, aber unerträglich war mir der Gedanke, daß wir, die wir Jahre lang durch herzliche Liebe, durch ein gleiches schönes Streben in Kunst und Wissenschaft innig verbunden zusammenlebten, die nur der wilde Orkan, wie er daher brauste in der verhängnisvollen Zeit die wir durchlebt, auseinander schleudern konnte, daß wir, sage ich, auch nur einen Tag in demselben Hafen geankert haben sollten, ohne uns mit leiblichen Augen zu schauen, wie wir es unterdessen mit geistigen getan. Und nun sitzen wir schon ein Paar Stunden zusammen und quälen uns mörderlich ab mit dem Enthusiasmus unserer frischblühenden Freundschaft. Und keiner hat bis zu diesem Augenblick etwas Gescheutes zu Markte gebracht, sondern fades langweiliges Zeug geschwatzt zum Bewundern. Und woher kommt das Alles anders, als daß wir insgesamt recht kindische Kinder sind, daß wir glaubten, es werde nun gleich wieder fortgehen in derselben Melodie, die wir vor zwölf Jahren abbrachen. Lothar sollte uns vielleicht wieder zum Erstenmale Tiecks Zerbino vorlesen, und ausgelassene, jauchzende, jubelnde Lust uns alle erfassen. Oder Cyprian müßte vielleicht irgend ein fantastisches Gedicht oder wohl gar eine ganze überschwengliche Oper mitgebracht haben, und ich sie zur Stelle komponieren, und auf demselben lendenlahmen Pianoforte wie vor zwölf Jahren losdonnern, daß alles an dem armen lebenssatten Instrumente knackt und ächzt. Oder Ottmar müßte erzählen von irgend einer herrlichen Rarität, die er aufgespürt, von einem auserlesenen Wein, von einem absonderlichen Hasenfuß etc., und uns alle in Feuer und Flamme setzen, und uns aufregen zu allerlei sehr seltsamen Anschlägen, wie wir beides zu genießen und zu verarbeiten gedächten, auserlesenen Wein und absonderlichen Hasenfuß. Und da das Alles nun nicht geschehen ist, schmollen wir insgeheim auf einander, und jeder denkt vom Andern: ei, wie ist der Gute so ganz und gar nicht mehr derselbe, daß der sich so ändern könnte, nimmermehr hätt‘ ich das gedacht! — Ja freilich sind wir alle nicht mehr dieselben! Daß wir zwölf Jahre älter worden, daß sich wohl mit jedem Jahr immer mehr und mehr Erde an uns ansetzt, die uns hinabzieht aus der luftigen Region, bis wir am Ende unter die Erde kommen, das will ich gar nicht in Anschlag bringen. Aber wen von uns hat indessen nicht der wilde Strudel von Ereignis zu Ereignis, ja von Tat zu Tat fortgerissen? Konnte denn alles Schrecken, alles Entsetzen, alles Ungeheure der Zeit an uns vorübergehen ohne uns gewaltig zu erfassen, ohne tief in unser Inneres hinein seine blutige Spur einzugraben? — Darüber erbleichten die Bilder des früheren Lebens, und fruchtlos bleibt nun das Mühen, sie wieder aufzufrischen! — Mag es aber auch sein, daß manches, was uns damals im Leben ja an und in uns selbst als hoch und herrlich erschien, jetzt merklich den blendenden Glanz verloren, da unsere Augen durch stärkeres Licht verwöhnt, die innere Gesinnung, aus der unsere Liebe entsproßte, ist doch wohl geblieben. Ich meine, ein Jeder glaubt doch wohl noch vom Andern, daß er was erkleckliches tauge, und inniger Freundschaft wert sei. Laßt uns also die alte Zeit und alle alte Ansprüche aus ihr her vergessen, und von jener Gesinnung ausgehend, versuchen, wie sich ein neues Band unter uns verknüpft.

Dem Himmel sei gedankt, unterbrach hier Ottmar den Freund, dem Himmel sei gedankt, daß Lothar es nicht mehr aushalten konnte in unserm närrischen verzwickten Wesen, und daß du, Theodor, gleich das schadenfrohe Teufelchen festpackst, das uns alle neckt und quält. Mir wollt‘ es die Kehle zuschnüren, dies gezwungene, fatale Freudigtun, und ich fing gerade an mich ganz entsetzlich zu ärgern, als Lothar losfuhr. Aber nun Theodor gerade heraus gesagt hat, woran es liegt, fühle ich mich euch Allen um vieles näher gerückt, und es ist mir so als wolle die alte Gemütlichkeit mit der wir uns sonst zusammenfanden, alle unnütze Zweifel wegbannend, wieder die Oberhand gewinnen. Theodor hat Recht, mag denn die Zeit auch vieles umgestaltet haben, fest steht doch in unserm Innern der Glaube an uns selbst. Und hiermit erkläre ich die Präliminarien unsers neuen Bundes feierlichst für abgeschlossen, und setze fest, daß wir uns jede Woche an einem bestimmten Tage zusammenfinden wollen, denn sonst verlaufen wir uns in der großen Stadt hierhin, dorthin, und werden auseinander getrieben noch ärger als bisher. 



E.T.A. Hoffmann: Karikierende Darstellung: Adelbert v. Chamisso auf seiner Weltreise: Schlemihl segelt zum Nordpol und wird von demselben freundlich empfangen

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Volker-H. Schneider

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Literaturempfehlungen

Chamisso, Adelbert von, E.T.A. Hoffmann, Friedrich de La Motte Fouqué und Karl Wilhelm Salice-Contessa: Der Roman des Freiherrn von Vieren. Mit Anmerkungen und einem Nachwort hg. von Markus Bernauer. München 2018. Link zum K10plus

Goethe, Johann Wolfgang (1789): Prometheus. In: Johann Wolfgang von Goethe Werke. Hamburger Ausgabe. Hg. von Erich Trunz, 14. durchges. Aufl. München 1989, Bd. 1, S. 44–46. Link zum K10plus

Martus, Steffen: Werkpolitik. Zur Literaturgeschichte kritischer Kommunikation vom 17. bis ins 20. Jahrhundert. Berlin und New York 2007. Link zum K10plus

Rogge, Helmuth: Geschichte und Bedeutung des Doppelromans der Berliner Romantik. In: Ders. (Hg.): Der Doppelroman der Berliner Romantik. Leipzig 1926, 2 Bde., Bd. 2, S. 249–341. Link zum K10plus

Steinecke, Hartmut: E.T.A. Hoffmann und Goethe: Parodie oder Hommage? In: Hoffmann-Jb. 17 (2009), S. 48–61. Link zum K10plus



Lea Schneider, Tillmann Severin: „aus den dicken Blättern da kuckten allerlei Gestalten heraus“: E.T.A. Hoffmann als Nature Writer

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin

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Lea Schneider, Tillmann Severin

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Schreibperformance

Schreiben gilt oft als einsame Tätigkeit. E.T.A. Hoffmann aber hat auch zusammen mit Freunden geschrieben. Die Schriftsteller*innen Lea Schneider und Tillmann Severin zeigten – indem sie live gemeinsam schrieben – wie aus einer Zusammenarbeit im Sinne Hoffmanns ein Text entstehen kann. Dabei wurde sichtbar, dass Hoffmanns 200 Jahre altes Werk noch lebendiger wird, wenn man es nicht als unantastbaren Klassiker betrachtet, sondern es weiterspinnt.

Das Ergebnis der Performance können Sie sich hier anhören: Lea Schneider und Tillmann Severin lesen ihren gemeinsamen Essay vor!



Schreibperformance

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin

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E.T.A. Hoffmanns Schreibwelten – Literaturintervention im Museum

Die Schreibperformance fand am 3.9. und 10.9. im Raum zur Rezeption in der Berliner Ausstellung statt. Interessierte konnten den Entstehungsprozess live vor Ort oder online mitverfolgen.

Als Ausgangspunkt für die Schreibperformance diente eine Passage aus dem zweiten Kapitel von E.T.A. Hoffmanns Erzählung Die Brautwahl. Sie spielt im Berliner Tiergarten.



Schreibperformance

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin

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"aus den dicken Blüttern da kuckten allerlei Gestalten heraus": E.T.A. Hoffmann als Nature Writer

So betiteln Lea Schneider und Tillmann Severin ihre von Hoffmann inspirierte Tiergarten-Erzählung. Zur Einstimmung haben sie einen Spaziergang durch den Tiergarten gemacht und die Atmosphäre des Parks in Fotografien eingefangen.



Schreibperformance

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin

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Zum Nachlesen!

Das Ergebnis der Schreibperformance sowie die Ausgangspassage aus E.T.A. Hoffmanns Die Brautwahl können Sie hier lesen:

http://etahoffmann.staatsbibliothek-berlin.de/wp-content/uploads/Schreibperformance_Schneider-Severin_Hoffmann-als-Nature-Writer.pdf



Illustration zu E.T.A. Hoffmanns 'Die Irrungen', in: Berlinischer Taschenkalender 1822

1821, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Vom Manuskript zur Buchausgabe

An der Erzählung Die Irrungen lässt sich die Entwicklung der literarischen Arbeiten Hoffmanns nachvollziehen: In der Manuskriptfassung hieß sie noch Die Täuschungen. 1821 erschien sie dann mit neuem Titel im Berlinischen Taschenkalender. Ein Jahr später erschien dort die Fortsetzung Die Geheimnisse und eine verspätet eingetroffene Illustration zu den Irrungen. Hoffmann war häufig eng in die Vorbereitung der Buchausgaben seiner Erzählungen eingebunden und begleitete die Publikationsprozesse.



E.T.A. Hoffmann: Die Täuschungen. Manuskriptentwurf

Manuskript, 1820, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Autogr. H 65. Foto: Gerald Raab

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Manuskript-Transkription: 'Die Täuschungen'

DIE TÄUSCHUNGEN
Eine Erzählung von E.T.A. Hoffmann.

Erste Kupfertafel. Szene. Auf dem Pariser Platz dicht vor den Säulen des Brandenburger Tores. Ein kleiner alter etwas verwachsener krummbeinigter Mann führt eine große schlanke Dame am Arm. Er hat einen unverhältnismäßig großen Kopf, krummgebogene Nase, große hervorstehende Augen, dicke schwarze Augenbrauen, blickt schmunzelnd vor sich hin. Er ist altmodisch gekleidet, trägt einen Blumenstrauß im Knopfloch, dreieckigten Hut auf dem Kopf, langen steifen Haarzopf der sich auf der Erde nachschlängelt, hohes spanisches Rohr mit vielen Troddeln in der Hand. Die Dame ist nach der letzten Mode gekleidet und verschleiert. Ihre Figur ist voller Anmut und Grazie. 

Zur Seite erblickt man einen jungen hübschen Menschen, nett und anständig modern gekleidet, der in das Anschaun der Dame versunken stehen geblieben. Das Paar nimmt von ihm keine Notiz. 

Ob noch einige Spaziergänger als Nebenfiguren anzubringen, wird dem Herrn Zeichner gänzlich überlassen. Es wäre aber hübsch, wenn es geschähe. 

Zweite Kupfertafel. Szene Ein reich und geschmackvoll möbliertes Zimmer. Im Hintergrunde oder zur Seite ein reiches Gardinen Bett, vor dem Bett der junge hübsche Mensch der die Gardine aufgezogen und voll Entsetzen zurückprallt, da ihn aus dem Bette das Gesicht jenes alten verwachsenen Mannes anstarrt, der eine sehr zierliche Damenspitzenhaube auf dem Kopfe trägt. — Auf einer Stange sitzt ein stattlicher Papagei der eben zu sprechen oder schreien scheint. In einem großen Stehspiegel erblickt man den Reflex einer schönen Dame — es ist die, welche in No 1. der Alte führte, jedoch unverschleiert. — Sie droht dem jungen Menschen. 

Den weiteren Charakter der Personen überlasse ich ganz dem Herrn Zeichner, da ich mich bei der Ausführung der entworfenen Erzählung darnach richten kann. 

Hoffm



E.T.A. Hoffmann: Titelvignette zu Friedrich de la Motte Fouqués 'Die kleinen Leute'

1816, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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'Kinder-Mährchen'

Der vielfach begabte Hoffmann arbeitete an vielen Stellen an der Publikation seiner Werke mit. Insbesondere durch seine zeichnerische Begabung war er auch in die Illustration der Werke und die Gestaltung der Umschläge involviert. Orientierte er sich – etwa im Falle des Meister Floh – teilweise auch an bestehenden Grafiken, so ist in den meisten Fällen sein eigener künstlerischer Einfluss eindeutig. Insbesondere ein Blick in die Ausgabe der Kinder-Mährchen (1816), die Märchen Hoffmanns, Salice-Contessas und Fouqués vereint, vermittelt einen Eindruck von Hoffmanns Fähigkeiten als Illustrator.  



E.T.A. Hoffmann: Titelvignette zu 'Das Gastmahl'

1816, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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E.T.A. Hoffmann: Titelvignette zu 'Nußknacker und Mausekönig'

1816, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Brief an Friedrich de La Motte Fouqué vom 29. Oktober 1816

29. Oktober 1816, Berlin

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsbibliothek

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Bayerische Staatsbibliothek

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Transkription: Brief an Friedrich de La Motte Fouqué vom 29. Oktober 1816

Mit unserem Märchenbuch hat sich manches zugetragen das den ersten Plan ändert. Fürs erste will Dunker zu jedem einen illuminierten Kupferstich machen und das Werkchen erst zu Ostern erscheinen lassen! Habeat sibi! — unerachtet der Mann in seinen eignen Eingeweiden wühlt da er zu Weihnachten große Geschäfte damit gemacht hätte! — 

Dann aber ist er in großer Verlegenheit wegen der Bogenzahl! — Nach meiner Idee sollte das ganze 18 Bogen nach beikommenden Probedruck werden; nun beträgt aber Puppedenzke nur 2½ und Contessa⟨s⟩ Gastmahl das ich auch schon erhalten nur 4 Bogen, mein Märchen müßte ich daher zu der ungemessenen Länge von 12 Bogen dehnen welches gar nicht angeht. Die Zahl drei zu überschreiten scheint mir nicht tunlich, ich schlage daher vor, daß Dunker uns Bogenweis honorieren soll und zwar schlage ich dann Ihr Manuskript zu drei Louisd’or p Bogen an, das meinige und Contessas aber nur zwei Louisd’or, so wird die TripleAllianz zufrieden gestellt denk‘ ich, und mag denn das Büchelchen auch nur 14 – 15 Bogen betragen. Das Honorar würde ich dann nach Ablieferung meines Manuskrpts das seiner Vollendung naht, zahlen lassen. — Wollen Sie dagegen, liebster Baron noch ein kleines Märlein anfertigen so ist’s auch sehr schön, mir scheint es aber besser es überhaupt bei dreien bewenden zu lassen. 

Antworten Sie gütigst sehr bald mit Beilegung des Probedrucks und behalten Sie in freundschaftlichstem Andenken 

Berlin
D. 29 8br 16 

Ihren treu ergebenen
Hoffm 

aus: Hoffmann, E.T.A: Sämtliche Werke in sechs Bänden. Hg. von Hartmut Steinecke und Wulf Segebrecht. Band 6 Späte Prosa/Briefe/Tagebücher und Aufzeichnungen/Juristische Schriften. Werke 1814–1822. Frankfurt a. M. 2004, S. 102f. (zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann Portals)



E.T.A. Hoffmann: Brief an Friedrich de La Motte-Fouqué vom 17. Dezember 1816

Autograph, 17. Dezember 1816, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Autogr. H 54. Foto: Gerald Raab

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Transkription: Brief an Friedrich de la Motte Fouqué vom 17. Dezember 1816

In diesem Augenblick erhalte ich von Reimer vier Exemplare der Märchen und schicke Ihnen, Verehrtester Baron! augenblicklich zwei davon! — Das Honorar will Reimer bis zu Neujahr berichtigen! — Die Steinstiche sind elend und die Illumination miserabel! Nächstens schicke ich Ihnen meine OriginalZeichnungen legitimationis causa. 

Berlin
D. 17 Dezber 1816 

der Ihrigste
Hff 

(zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



Ausstellungsraum Berlin 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022', Vitrine 'Vom Manuskript zur Buchausgabe'

Fotografie, 2022, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Foto: Anka Bardeleben-Zennström/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Die rechts unten gezeigten Kupferplatten zeigen zwei von drei Teilen einer frühen Titelillustration zur Erzählung ‚Klein Zaches genannt Zinnober‘ aus dem Verlag Reimer. Sie wurden später geteilt, um die Rückseite für drei kleinere Illustrationen von Daniel Chodowiecki nachzunutzen.

Literaturempfehlungen

Dorsch, Nikolaus: Julius Eduard Hitzig. Literarisches Patriarchat und bürgerliche Karriere. Eine dokumentarische Biographie zwischen Literatur, Buchhandel und Gericht der Jahre 1780–1815, Frankfurt am Main 1994. Link zum K10plus

Kleßmann, Eckart: E.T.A. Hoffmann. In: Genie und Geld. Vom Auskommen deutscher Schriftsteller. Hg. von Karl Corino, Nördlingen 1987, S. 208–217. Link zum K10plus

Reimer, Doris: Passion & Kalkül. Der Verleger Georg Andreas Reimer (1776–1842). Berlin 1999. Link zum K10plus



Darstellung eines Mannes mittleren Alters (vielleicht Clemens Brentano) in ganzer Figur, an einem Tische sitzend

zwischen 1816 und 1818, [Berlin]

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, EvS.G H 1. Foto: Gerald Raab

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Brentano - Versteckter Werkdialog

Obwohl Hoffmann schon 1805 Brentanos Singspiel Die Lustigen Musikanten vertont hatte, lernten beide einander erst zehn Jahre später persönlich kennen. Sie lebten zu diesem Zeitpunkt – ab November 1814 – nur wenige Straßen voneinander entfernt in Berlin. Nachdem Brentano den vierten Band der Fantasiestücke (1815) gelesen hatte, trat er in Kontakt zu Hoffmann, der rund eineinhalb Jahre andauerte. Die treibende Kraft bei diesem Austausch scheint Brentano gewesen zu sein: Er las Hoffmann aus seinen im Entstehen begriffenen Märchen vor, erzählte ihm von dem Frankfurter Johann Bernhard Crespel und bezog ihn in diverse Publikationsprojekte mit ein. So wollte er Hoffmann für Publikationspläne gewinnen, die er gemeinsam mit Achim von Arnim verfolgte. Hoffmann griff in einigen seiner Texte Anregungen Brentanos auf, so dass ein versteckter Werkdialog entstand. Beide erkannten einander als Geistesverwandte.



Clemens Brentano: Die Lustigen Musikanten. Frankfurt a.M.: Bernhard Körner 1803

1803, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

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Clemens Brentano: Unabgeschickter Brief an E.T.A. Hoffmann. Vorderseite

Handschrift, [Januar 1816]

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

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Nicht abgesandter Brief

Im Januar 1816 setzte Brentano zu einer langen Epistel an Hoffmann an, in der er seine Bewunderung für dessen schriftstellerisches Talent erkennen ließ, zugleich aber auch sein wachsendes Unbehagen gegenüber einer "Poesie, die sich selbst spiegelt, und nicht Gott", zum Ausdruck brachte. Dieses niemals abgeschickte Schreiben ist in der Reihe von Brentanos Bekenntnisbriefen auch deshalb einzigartig, weil er hier unumwunden ausspricht, dass er in Hoffmann eine Art "Spiegelbild" seiner selbst zu erblicken meint. Die damit gegebene Doppelgänger-Konstellation macht es ihm aber auch besonders schwer, dem Gegenüber verständlich zu machen, dass sich seine eigene Ästhetik zu ändern begonnen hat. Der Brief mutet an wie eine Ansprache an sein eigenes, früheres Ich. Gleichwohl erscheint Brentano die Vorstellung reizvoll, mit Hoffmann in einen Werkdialog einzutreten. Er schlägt ihm vor, den Schluss der Sylvesternacht-Erzählung zu verändern, und spielt sogar mit dem Gedanken, dies selbst zu tun:  "ich möchte schier ihr Werk ausführen", vertraut er dem Papier an.



Clemens Brentano: Unabgeschickter Brief an E.T.A. Hoffmann. Rückseite

Handschrift, [Januar 1816]

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

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Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Hoffmanns Frankfurter Verleger Friedrich Wilmans

Der seit 1802 in Frankfurt ansässige Friedrich Wilmans ist einer der bedeutendsten Verleger romantischer Texte, der vor allem in der Frühzeit Werke der jungen Generation druckte. 



Peter Cornelius: Porträt Georg Friedrich Wilmans

um 1810

Aus der Sammlung von

Historisches Museum Frankfurt am Main

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Historisches Museum Frankfurt am Main. Foto: Horst Ziegenfusz

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Ausstellungsraum Frankfurt am Main, Vitrine 'Friedrich Wilmans', 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Wilmans' junge Romantiker:innen

Bei Wilmans erschienen Werke von Clemens Brentano, Ludwig Tieck, Friedrich Schlegel, Dorothea Veit, Sophie Mereau/Brentano, Karoline von Günderrode, Sophie Bernhardi und Caroline de la Motte Fouqué. Allerdings brach diese Tradition ab, als 1806 drei der genannten Autor:innen starben. 



Taschenbuch für das Jahr 1819. Der Liebe und Freundschaft gewidmet. Frankfurt a.M.: Gebrüder Wilmans

1818

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Freies Deutsches Hochstift

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Hoffmann im Taschenbuch - Der Liebe und Freundschaft gewidmet

Romantische Texte blieben aber auch nach 1806 im Taschenbuch […]. Der Liebe und Freundschaft gewidmet präsent, einer der langlebigsten Almanachpublikationen ihrer Zeit. Hoffmann beteiligte sich daran mit den Erzählungen Doge und DogaresseDas Fräulein von Scuderi und Datura fastuosa

Nachdem Wilmans signalisierte, dass er gern ein eigenständiges Werk von Hoffmann herausbringen würde, kündigte dieser 1821 ein "humoristisches" "Märchen" an. Da die Handlung von Meister Floh in Frankfurt spielt, lag es im Interesse des Autors, diesen Text bei einem namhaften Frankfurter Verleger zu veröffentlichen.



E.T.A. Hoffmann: Brief an Friedrich und Heinrich Wilmans, 25. August 1821

Autograph, 25. August 1821, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Autogr. H 76. Foto: Gerald Raab

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Transkription: Brief an Friedrich und Heinrich Wilmans vom 25. August 1821

Berlin den 25 August 1821.

Nochmals bitte ich Ew. WohlGeboren recht dringend das Verspäten meiner Erzählung gütigst verzeihen zu wollen, wenigstens hoffe und wünsche ich, daß sie einigen Beifall finden mag. Was das in Rede stehende Büchelchen betrifft, so habe ich vor einiger Zeit ein Märchen begonnen, das den Titel: Meister Floh führen und durchaus humoristisch wie ungefähr: Klein Zaches gehalten sein wird. Dies Märchen (ungefähr im Umfange von 15 Druckbogen, nach dem Format und Druck des Katers Murr) würde ich in weniger Zeit vollenden, so daß, da keinesweges Kupfer sondern nur ein Umschlag, den ich selbst zeichnen würde nach der Art des Umschlages zum Kater, den ich auch gezeichnet, dazu nötig, das kleine Buch wohl als WeihnachtsGeschenk erscheinen könnte. Zwar habe ich das Werkchen schon halb und halb einem andern Verleger versprochen, wollen aber Ew. WohlGeboren den Verlag übernehmen, so würde ich es für meine Pflicht halten Ihnen denselben zu überlassen um meinen begangenen Fehler wieder gut zu machen.

In diesem Fall würde ich ganz ergebenst bitten mir zu schreiben, bis zu welchem bestimmten Termin Zeichnung und Manuskript in Ihren Händen sein muß oder ob zum Fertigwerden des Buchs die Zeit bis Weihnachten überhaupt zu kurz ist und das Buch erst zur Ostermesse geliefert werden kann. Rücksichts des Honorars erlaube ich mir ganz gehorsamst zu bemerken, daß sämtliche Verleger für deren Taschenbücher ich schreibe (Herr Sauerländer wird Ihnen dieses auch sagen können) mir Acht Friedrichsdor für den Druckbogen und zwar gleich nach dem Empfang des Manuskripts, die Verleger der Werke in gewöhnlichem Format (Kater Murr, Brambilla) mir aber Vier Friedrichsd'or auf gleiche Weise zahlen. - Endlich darf ich nicht verschweigen, daß es ein hiesiger Verleger ist, der seine Hände ausstreckt nach dem Meister Floh und der mir einen Vorschuß von 20 Frdor zugesagt hat. Eine gleiche Gunst würde ich mir auch von Ew. WohlGeboren und die Erlaubnis erbitten müssen der Kürze halber die gedachte Summe mittelst einer Tratte des hiesigen Benikeschen Handelshauses entnehmen zu dürfen - Wegen richtiger Lieferung des Manuskripts würde ich jetzt um so mehr mein sichres Wort geben können, als das mein ganzes Arbeitssystem zerstörende Geschäft nehmlich die lmmediatKommission wegen dämagogischer Umtriebe bei der ich angestellt war, aufgehört hat.

Mit vorzüglicher Hochachtung
Ew. WohlGeboren
ganz ergebenster
E. T. A. Hoffmann.

(zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



Eberhardt Brucks: Federzeichnung zu E.T.A. Hoffmanns 'Das Fräulein von Scuderi'

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Der erste deutschsprachige Krimi

Mit Das Fräulein von Scuderi verfasst E.T.A. Hoffmann eine  Kriminalerzählung, die in die unheimlichen Abgründe der menschlichen Seele führt. Sie beschreibt eine Mordserie im Paris des 17. Jahrhunderts.

Die Erzählung ist von Hoffmanns Beschäftigung mit der Psychologie und seiner Tätigkeit als Jurist geprägt und wird häufig als erster deutschsprachiger Kriminalroman angesehen.



Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und Freundschaft gewidmet. Frontdeckel

1819, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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'Das Fräulein von Scuderi' im Taschenbuch

Das Fräulein von Scuderi erschien 1819 zunächst im Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und Freundschaft gewidmet.

Hoffmann publizierte viele Erzählungen zunächst in solchen 'Taschenbüchern'. Die Herausgeber dieser jährlich erscheinenden Publikationen schätzten die Beiträge Hoffmanns, der sich mit den Fantasiestücken einen Namen bei der Leser:innenschaft gemacht hatte und äußerst populär war. Die meisten der auf diese Weise zuerst erschienenen Erzählungen nahm Hoffmann später noch in andere Werke auf – vor allem in die Erzählsammlung Serapions-Brüder.



E.T.A. Hoffmann: Unautorisierter Nachdruck von 'Das Fräulein von Scuderi' in: 'Der Sammler'. Heft 129

1819, Wien

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek Wien

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Universitätsbibliothek Wien

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Unerlaubt nachgedruckt!

Das Fräulein von Scuderi wurde in Windeseile zum Bestseller: Die Wiener Zeitschrift Der Sammler veröffentlichte nur wenige Wochen nach der Erstausgabe einen nicht autorisierten Nachdruck. 

E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi (1819)

Textauschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Von meiner Mutter erzählte man mir eine wunderliche Geschichte. Als die mit mir im ersten Monat schwanger ging, schaute sie mit andern Weibern einem glänzenden Hoffest zu, das in Trianon gegeben wurde. Da fiel ihr Blick auf einen Cavalier in spanischer Kleidung mit einer blitzenden Juwelenkette um den Hals, von der sie die Augen gar nicht mehr abwenden konnte. Ihr ganzes Wesen war Begierde nach den funkelnden Steinen, die ihr ein überirdisches Gut dünkten. Derselbe Cavalier hatte vor mehreren Jahren, als meine Mutter noch nicht verheiratet, ihrer Tugend nachgestellt, war aber mit Abscheu zurückgewiesen worden. Meine Mutter erkannte ihn wieder, aber jetzt war es ihr, als sei er im Glanz der strahlenden Diamanten ein Wesen höherer Art, der Inbegriff aller Schönheit. Der Cavalier bemerkte die sehnsuchtsvollen, feurigen Blicke meiner Mutter. Er glaubte jetzt glücklicher zu sein als vormals. Er wußte sich ihr zu nähern, noch mehr, sie von ihren Bekannten fort an einen einsamen Ort zu locken. Dort schloß er sie brünstig in seine Arme, meine Mutter faßte nach der schönen Kette, aber in demselben Augenblick sank er nieder und riß meine Mutter mit sich zu Boden. Sei es, daß ihn der Schlag plötzlich getroffen, oder aus einer andern Ursache; genug, er war tot. Vergebens war das Mühen meiner Mutter, sich den im Todeskrampf erstarrten Armen des Leichnams zu entwinden. Die hohlen Augen, deren Sehkraft erloschen, auf sie gerichtet, wälzte der Tote sich mit ihr auf dem Boden. Ihr gellendes Hülfsgeschrei drang endlich bis zu in der Ferne Vorübergehenden, die herbeieilten und sie retteten aus den Armen des grausigen Liebhabers. Das Entsetzen warf meine Mutter auf ein schweres Krankenlager. Man gab sie, mich verloren, doch sie gesundete und die Entbindung war glücklicher, als man je hatte hoffen können. Aber die Schrecken jenes fürchterlichen Augenblicks hatten mich getroffen. Mein böser Stern war aufgegangen und hatte den Funken hinabgeschossen, der in mir eine der seltsamsten und verderblichsten Leidenschaften entzündet. Schon in der frühesten Kindheit gingen mir glänzende Diamanten, goldenes Geschmeide über Alles. Man hielt das für gewöhnliche kindische Neigung. Aber es zeigte sich anders, denn als Knabe stahl ich Gold und Juwelen, wo ich sie habhaft werden konnte. Wie der geübteste Kenner unterschied ich aus Instinkt unechtes Geschmeide von echtem. Nur dieses lockte mich, unechtes so wie geprägtes Gold ließ ich unbeachtet liegen. Den grausamsten Züchtigungen des Vaters mußte die angeborne Begierde weichen. Um nur mit Gold und edlen Steinen handtieren zu können, wandte ich mich zur Goldschmidts-Profession. Ich arbeitete mit Leidenschaft und wurde bald der erste Meister dieser Art. Nun begann eine Periode, in der der angeborne Trieb, so lange niedergedrückt, mit Gewalt empordrang und mit Macht wuchs, Alles um sich her wegzehrend. So wie ich ein Geschmeide gefertigt und abgeliefert, fiel ich in eine Unruhe, in eine Trostlosigkeit, die mir Schlaf, Gesundheit — Lebensmut raubte. — Wie ein Gespenst stand Tag und Nacht die Person, für die ich gearbeitet, mir vor Augen, geschmückt mit meinem Geschmeide, und eine Stimme raunte mir in die Ohren: Es ist ja dein — es ist ja dein — nimm es doch — was sollen die Diamanten dem Toten! — Da legt‘ ich mich endlich auf Diebeskünste. Ich hatte Zutritt in den Häusern der Großen, ich nützte schnell jede Gelegenheit, kein Schloß widerstand meinem Geschick und bald war der Schmuck, den ich gearbeitet, wieder in meinen Händen. — Aber nun vertrieb selbst das nicht meine Unruhe. Jene unheimliche Stimme ließ sich dennoch vernehmen und höhnte mich und rief: Ho ho, dein Geschmeide trägt ein Toter! — Selbst wußte ich nicht, wie es kam, daß ich einen unaussprechlichen Haß auf die warf, denen ich Schmuck gefertigt. Ja! im tiefsten Innern regte sich eine Mordlust gegen sie, vor der ich selbst erbebte. — In dieser Zeit kaufte ich dieses Haus. Ich war mit dem Besitzer Handels einig geworden, hier in diesem Gemach saßen wir erfreut über das geschlossene Geschäft beisammen, und tranken eine Flasche Wein. Es war Nacht worden, ich wollte aufbrechen, da sprach mein Verkäufer: Hört, Meister René, ehe Ihr fortgeht, muß ich Euch mit einem Geheimnis dieses Hauses bekannt machen. Darauf schloß er jenen in die Mauer eingeführten Schrank auf, schob die Hinterwand fort, trat in ein kleines Gemach, bückte sich nieder, hob eine Falltür auf. Eine steile, schmale Treppe stiegen wir hinab, kamen an ein schmales Pförtchen, das er aufschloß, traten hinaus in den freien Hof. Nun schritt der alte Herr, mein Verkäufer, hinan an die Mauer, schob an einem nur wenig hervorragenden Eisen, und alsbald drehte sich ein Stück Mauer los, so daß ein Mensch bequem durch die Öffnung schlüpfen und auf die Straße gelangen konnte. Du magst einmal das Kunststück sehen, Olivier, das wahrscheinlich schlaue Mönche des Klosters, welches ehemals hier lag, fertigen ließen, um heimlich aus- und einschlüpfen zu können. Es ist ein Stück Holz, nur von außen gemörtelt und getüncht, in das von außenher eine Bildsäule, auch nur von Holz, doch ganz wie Stein, eingefügt ist, welches sich mit samt der Bildsäule auf verborgenen Angeln dreht. — Dunkle Gedanken stiegen in mir auf, als ich diese Einrichtung sah, es war mir, als sei vorgearbeitet solchen Taten, die mir selbst noch Geheimnis blieben.  Eben hatt‘ ich einem Herrn vom Hofe einen reichen Schmuck abgeliefert, der, ich weiß es, einer Operntänzerin bestimmt war. Die Todesfolter blieb nicht aus — das Gespenst hing sich an meine Schritte — der lispelnde Satan an mein Ohr! — Ich zog ein in das Haus. In blutigem Angstschweiß gebadet, wälzte ich mich schlaflos auf dem Lager! Ich seh‘ im Geiste den Menschen zu der Tänzerin schleichen mit meinem Schmuck. Voller Wut springe ich auf — werfe den Mantel um — steige herab die geheime Treppe — fort durch die Mauer nach der Straße Nicaise. — Er kommt, ich falle über ihn her, er schreit auf, doch von hinten festgepackt stoße ich ihm den Dolch ins Herz — der Schmuck ist mein! — Dies getan fühlte ich eine Ruhe, eine Zufriedenheit in meiner Seele, wie sonst niemals. Das Gespenst war verschwunden, die Stimme des Satans schwieg. Nun wußte ich, was mein böser Stern wollte, ich mußt‘ ihm nachgeben oder untergehen! 

Zu einer digitalisierten Ausgabe



Taschenbuch für das Jahr 1820. Der Liebe und Freundschaft gewidmet. Rückdeckel

1819, Frankfurt am Main

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Literaturempfehlungen

Bergengruen, Maximilian: Ehebrecher, Verbrecher und Liebende in E.T.A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi. In: Roland Borgards, Christiane Holm und Günter Oesterle (Hg.): Monster. Zur ästhetischen Verfassung eines Grenzbewohners. Würzburg 2009, S. 219–237. Link zum K10plus

Eder, Antonia: „Welch dunkles Verhältnis der Dinge.“ Indizienlese zwischen preußischer Restauration und französischem Idealabsolutismus in E.T.A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi. In: Marion George und Véronique Liard (Hg.): Spiegelungen – Brechungen. Berlin 2011, S. 263–286. Link zum K10plus

Herwig, Henriette: Das Fräulein von Scuderi. Zum Verhältnis von Gattungspoetik, Medizingeschichte und Rechtshistorie in Hoffmanns Erzählung. In: Günter Sasse (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Romane und Erzählungen. Stuttgart 2004, S. 199–211. Link zum K10plus

Hesse, Bernd: Die Kriminalerzählung Das Fräulein von Scuderi als Spiegel des Richteramts E.T.A. Hoffmanns. In: Neue Juristische Wochenschrift 61/11 (2008), S. 698–704. Link zum K10plus

Neumann, Gerhardt: „Ach die Angst! Die Angst!“ Diskursordnung und Erzählakt in E.T.A. Hoffmanns Fräulein von Scuderi. In: Roland Borgards und Johannes F. Lehmann (Hg.): Diskrete Gebote. Geschichten der Macht um 1800. Würzburg 2002, S. 185–205. Link zum K10plus

Neumeyer, Harald: Serielles Töten in E.T.A. Hoffmanns Das Fräulein von Scuderi. In: Agnes Bidmon und Claudia Emmert (Hg.): töten. Ein Diskurs. Heidelberg 2012, S. 244–252. Link zum K10plus



E.T.A. Hoffmann: Karikatur: Hoffmann selbst im Kampf mit der Bürokratie

1821, Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Provenienz: Von Hoffmann in einer Sitzung des Kriminalsenats auf einen Aktendeckel gezeichnet und beim Weggehen Julius Eduard Hitzig zugesteckt; von diesem nach Hoffmanns Tode an Wilhelm Dorow geschenkt.

Hoffmann im Fokus der Zensurbehörde

Seine Erfahrungen als preußischer Jurist und die Konflikte um den Fall des Turnvaters Jahn verarbeitete Hoffmann auch künstlerisch: in einer Zeichnung, die ihn im Kampf mit der Bürokratie zeigt, und in der Erzählung Meister Floh



Autograph des 'Meister Floh'

1822, Berlin

Aus der Sammlung von

Geheimes Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
enthalten in: Ermittlung gegen Kammergerichtsrat Ernst Theodor Amadeus Hoffmann zu Berlin und die von ihm herausgegebene Schrift 'Meister Floh'. Akte der Ministerialuntersuchungskommission

'Meister Floh'

Schon vor der Veröffentlichung des Meister Floh kam es zum Skandal. Die Behörden ermittelten gegen Hoffmann: Er hatte im Text aus internen Akten zitiert und angeblich den Direktor des Polizeiministeriums Karl Albert von Kamptz lächerlich gemacht. Es kam zu einem Verfahren, das Hoffmann zum Verhängnis geworden wäre. Er starb jedoch, bevor es zu einem Abschluss gebracht werden konnte. 



Autograph des 'Meister Floh'

1822, Berlin

Aus der Sammlung von

Geheimes Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
enthalten in: Ermittlung gegen Kammergerichtsrat Ernst Theodor Amadeus Hoffmann zu Berlin und die von ihm herausgegebene Schrift 'Meister Floh'. Akte der Ministerialuntersuchungskommission

Zensierte Textstellen erhalten

Die Erzählung Meister Floh erschien 1822 nur zensiert. In den Akten des Geheimen Staatsarchivs haben sich jedoch die zensierten Passagen erhalten. So können wir heute nachlesen, welche Texte in der Erstveröffentlichung als zu brisant weggelassen wurde.

E.T.A. Hoffmann: Meister Floh (1822)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Da erschien aber vor dem Rat ein seltsamer Mensch, sowohl seiner Kleidung als seinem ganzen Wesen nach, welcher sagte er sei Geheimer Hofrat und nenne Sich Knarrpanti. Darauf zog er ein Papier mit einem großen Siegel aus der Tasche und überreichte es mit einer höflichen Verbeugung und einer Miene die deutlich aussprach, wie sehr der Rat durch die hohe Würde, die er, der Geheime Hofrat Knarrpanti bekleide und durch den wichtigen Auftrag, den er erhalten, überrascht sein, und welcher Respekt ihm nun erwiesen werden würde.

Knarrpanti war ein sehr wichtiger Mann, ein sogenanntes Factotum an dem Hofe eines kleinen Fürsten auf dessen Namen sich der Herausgeber nicht besinnen kann und von dem nur zu sagen ist, daß es ihm beständig an Geld fehlte und daß von allen StaatsEinrichtungen, die er aus der Geschichte kannte, ihm keine besser gefiel, als die Geheime Staatslnquisition wie sie ehmals in Venedig statt fand. Diesem Fürsten war wirklich vor einiger Zeit eine von seinen Prinzessinnen abhanden gekommen, man wußte nicht recht, wie? Als nun dem Knarrpanti, der sich gerade in Frankfurth befand um wo möglich einiges Geld für seinen Herrn aufzuborgen, das Gerücht von der entführten vornehmen Dame zu Ohren kam, schrieb er sogleich an den Fürsten, daß es seinen Bemühungen gelungen, der verlornen Prinzessin auf die Spur zu kommen. Darauf erhielt er sofort den Auftrag den Räuber zu verfolgen und alles anzuwenden die Prinzessin aufzufinden und sich ihrer zu bemächtigen, koste es was es wolle. Diesem Auftrage war ein höfliches Schreiben an den Rat beigelegt, worin derselbe ersucht wurde, dem Geheimen Hofrat Knarrpanti in seinen Nachforschungen möglichst beizustehen und auf seinen Antrag den Räuber zu verhaften und ihm den Prozeß zu machen. Dies Schreiben war aber jenes Papier welches Knarrpanti dem Rat in der Audienz überreichte und von dem er sich solch große Wirkung versprach.

Der Rat erwiderte, das Gerücht von einer vornehmen Dame die entführt sein solle, sei als grundlos widerlegt, dagegen vollkommen ermittelt, daß überhaupt niemand entführt worden, es könne daher von Ausmittlung eines Entführers nicht die Rede sein und werde der Herr Geheime Hofrat Knarrpanti, aller weiteren Nachforschungen entübrigt wohl keines Beistandes bedürfen.

Knarrpanti hörte dies alles mit einem selbstzufriedenen Lächeln an und versicherte daß es seiner ungemeinen Sagazitätnbereits gelungen den Täter zu erforschen. — Auf die Erinnerung, daß doch eine Tat begangen sein müsse, wenn es einen Täter geben solle, meinte Knarrpanti, daß, sei erst der Verbrecher ausgemittelt, sich das begangene Verbrechen von selbst finde⟨.⟩ Nur ein oberflächlicher leichtsinniger Richter sei, wenn auch selbst die Hauptanklage wegen Verstocktheit des Angeklagten nicht festzustellen nicht im Stande dies und das hineinzuinquirieren, welches dem Angeklagten doch irgend einen kleinen Makel anhänge und die Haft rechtfertige⟨.⟩ Er müsse schon jetzt dringend auf die schleunige Verhaftung des Entführers seiner Prinzessin antragen, und dieser Entführer sei niemand anders, als Herr Peregrinus Tyß, der ihm schon Iängst als höchst verdächtig bekannt und dessen Papiere er sofort in Beschlag zu nehmen bitte. Der Rat erstaunte über die kecke Anklage eines stillen unbescholtenen Bürgers und wies Knarrpantis Antrag mit vielem Geräusch zurück.

Knarrpanti kam nicht im mindesten aus der Fassung, sondern versicherte mit einer gewissen widerlichen Anmaßung, die ihm überhaupt eigen, daß, verlange man von ihm zuvor den Nachweis seiner Anklage, er diesen sehr leicht führen könne. Durch zwei Zeugen wolle er nehmlich dartun, daß Herr Peregrinus Tyß in der WeihnachtsNacht mit Gewalt ein schön geputztes Mädchen in sein Haus geschleppt habe. 

Mehr, um die Absurdität dieser Behauptung völlig darzutun, als um auf die Sache wirklich einzugehen, beschloß der Rat die beiden vorgeschlagenen Zeugen vernehmen zu lassen. Beide, ein Nachbar des Herrn Peregrinus Tyß, der in jener verhängnisvollen Weihnachtsnacht zufällig eben in sein Haus treten wollen, so wie der Wächter hatten aber aus der Ferne den ganzen Auftritt, als Peregrinus die geheimnisvolle Schöne herbeitrug, beobachtet und bekundeten einstimmig, daß Herr Tyß allerdings eine geputzte Dame in sein Haus gebracht. Beide wollten denn auch bemerkt haben, daß die Dame sich sehr gesträubt und jämmerlich lamentiert. Auf die Frage, warum sie denn dem bedrängten Frauenzimmer nicht zu Hülfe geeilt, erwiderten sie, solches sei ihnen nicht eingefallen.

Die Aussage dieser Zeugen setzte den Rat in nicht geringe Verlegenheit, da Herr Peregrinus sich wirklich des Vergehens schuldig gemacht zu haben schien, dessen man ihn anklagte. Knarrpanti sprach wie ein Cicero und bewies, wie der Umstand, daß man jetzt keine Dame vermisse, gar nichts entscheide, da die Dame sich ja wieder aus Peregrinus Hause gerettet haben und nun aus purer Scham den ganzen Vorfall verschweigen könne. Wer die Dame sei, so wie was Herr Tyß noch sonst in gefährlichen Liebesumtrieben begonnen, das würde sich gewiß aus des Verbrechers Papieren ergeben, und er nahm die Gerechtigkeitsliebe des Rats in Anspruch, nach der gewiß keine fluchwürdige Tat ungeahndet bleiben dürfe. Der Rat beschloß fürs erste, dem Gesuch des würdigen Geheimen Hofrats nachzugeben, und so geschah es, daß des armen Herrn Peregrinus Tyß schnelle Verhaftung, so wie die Beschlagnahme seiner Papiere erfolgte.— 

Zu einer digitalisierten Ausgabe



Ermittlung gegen Kammergerichtsrat Ernst Theodor Amadeus Hoffmann zu Berlin und die von ihm herausgegebene Schrift 'Meister Floh'. Akte der Ministerialuntersuchungskommission

1822, Berlin

Aus der Sammlung von

Geheimes Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz

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Geheimes Staatsarchiv - Preußischer Kulturbesitz

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Literaturempfehlungen

Chon-Choe, Min Suk: E.T.A. Hoffmanns Märchen Meister Floh. Frankfurt a. M., Bern und New York 1986. Link zum K10plus

Kremer, Detlef: Meister Floh (1822). In: Ders. (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung. Berlin und Boston 2012, S. 387–394. Link zum K10plus

04

Orte



Außenausstellung im Stadtraum 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Berlin, 2022

Aus der Sammlung von

Kooperative für Darstellungspolitik

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Kooperative für Darstellungspolitik

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Kurzbeschreibung
Gestaltung: Kooperative für Darstellungspolitik

Bamberg – Berlin – Frankfurt

E.T.A. Hoffmanns Vielfältigkeit und Ruhelosigkeit prägten sein Leben. In Königsberg geboren, machte er Station unter anderem in Warschau, Posen, Dresden und Leipzig. Für seine künstlerische Entwicklung war sein Aufenthalt in Bamberg, wo er am Theater arbeitete, von großer Wichtigkeit. Der längste von drei Berlin-Aufenthalten war zugleich seine produktivste Lebensphase.

Die Ausstellung „Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022“ wurde an drei besonderen Orten gezeigt: Die Stationen Bamberg und Berlin markieren die zwei zentralen Wohn- und Wirkungsorte Hoffmanns. In Frankfurt am Main wird der Blick auf die Topographie der Erzählung Meister Floh, die in Frankfurt spielt, obwohl Hoffmann die Stadt wohl nie besucht hatte.

Parallel zur Berliner Ausstellung (17.08.02.11.2022) war im Stadtraum eine Außenausstellung zu sehen, die zehn besondere Hoffmann-Orte durch große Zitattafeln mit Infotexten und Bildmaterial sichtbar machte. Konzept,  Gestaltung und Umsetzung übernahm die Kooperative für Darstellungspolitik.

Zu den Stationen



E.T.A. Hoffmann: Der Kunzische Riss

1815, Berlin

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, L.g.o.390(1. Foto: Gerald Raab

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Leben in der werdenden Großstadt Berlin

E.T.A. Hoffmann zog es während seines bewegten Lebens immer wieder nach Berlin. Vor allem seine wohl erfolgreichsten Jahre, von 1814 bis zu seinem Tod 1822, verbrachte er hier. Er genoss die Vorzüge der lebendigen Stadt und besuchte Ausstellungen, Theateraufführungen und Konzerte.

Ab 1815 wohnte er am Gendarmenmarkt. Unmittelbar gegenüber seiner Wohnung stand das Nationaltheater, das er regelmäßig besuchte. Hoffmann wurde Zeuge, wie das Theatergebäude 1817 niederbrannte.

Seine eigene Perspektive auf den quirligen Marktplatz verewigte Hoffmann in seiner späten Erzählung Des Vetters Eckfenster sowie in einer halb realen, halb fiktiven Gendarmenmarkt-Skizze, dem Kunzischen Riss.

Wollen Sie mich nicht dann in Berlin besuchen? – Sie finden mich in einer klein[en] aber netten Wohnung und könn[en] bei mir sehr guten Chambertin trinken! – Ist das Wetter heiß, so liefert Giannoroli Eispunsch und Varinas-Knaster können Sie auch rauchen! – Lauter gute Dinge!

E.T.A. Hoffmann: Brief an Carl Friedrich Kunz, 24. Mai 1815





E.T.A. Hoffmann: Karikierende Ereignis-Darstellung: Der Brand des Schauspielhauses auf dem Gendarmenmarkt

[25. November 1817], [Berlin]

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, EvS.G H 2/1. Foto: Gerald Raab

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Abb.154Kat.203_EvS.GH 2-1_Theaterbrand.jpg


Brand des Schauspielhauses

Brief an Adolph Wagner vom 25. November 1817

Ich könnte Ihnen erzählen, daß ich bei dem Brande des Theaters von dem ich nur 15 bis 20 Schritt entfernt wohne, in die augenscheinlichste Gefahr geriet da das Dach meiner Wohnung bereits brannte, noch mehr! — daß der Credit des Staats wankte, da, als die Perückenkammer in Flammen stand und fünftausend Perücken aufflogen, Unzelmanns Perücke aus dem Dorfbarbier mit einem langen Zopf, wie ein bedrohliches feuriges Meteor über dem Bankgebäude schwebte — doch das wird Ihnen alles der Zauberer mündlich erzählen und hinzu fügen, daß beide gerettet sind, ich und der Staat. Ich durch die Kraft von drei Schlauchspritzen wovon der einen ich eine böse Wunde mit einer seidenen Schürze meiner Frau verband, der Staat durch einen kouragösen Gardejäger auf der Taubenstraße, der als mehrere Spritzen vergeblich nach der ad altiora steigenden Perücke gerichtet wurden, besagtes Ungetüm durch einen wohlgezielten Büchsenschuß herabschoß. Zum Tode getroffen, zischend und brausend sank es nieder in den Pißwinkel des Schonertschen Weinhauses — Hierauf stiegen sofort die Staatspapiere! — Ist das nicht Stoff zum Epos?

(Link zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



Kyle McDonald: Exhausting a Crowd

2022, Berlin

Aus der Sammlung von

Kyle McDonald

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Kyle McDonald

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Kyle McDonald: 'Exhausting a Crowd - Berlin' (2022)

In E.T.A. Hoffmanns Erzählung Des Vetters Eckfenster (1822) beobachten die Figuren vom Fenster aus das Treiben auf dem Berliner Gendarmenmarkt. Im Gespräch fantasieren sie über die Hintergründe des Gesehenen und erfinden Geschichten dazu. Kyle McDonalds interaktive Videoinstallation Exhausting a Crowd greift diese Szenerie auf und überträgt sie in unsere Gegenwart und auf den Blick von CCTV-Kameras. Die Arbeit zeigt Videoaufnahmen bekannter Plätze und lässt die Betrachter:innen Kommentare zum beobachteten Geschehen notieren.

Link zur interaktiven Webinstanz



Kyle McDonald: Exhausting a Crowd

2022, Berlin

Aus der Sammlung von

Kyle McDonald

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Kyle McDonald

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Hoffmann-Orte in der Gegenwart

Für 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022' nahm Kyle McDonald drei besondere Berliner Hoffmann-Orte in Exhausting a Crowd auf: den Gendarmenmarkt als Schauplatz der Erzählung Des Vetters Eckfenster und zugleich Hoffmanns wichtigsten Wohnort, das Spreeufer-Areal hinter dem Haus der Kulturen der Welt, das früher "in den Zelten" genannt wurde und zahlreiche auch von Hoffmann gern besuchte Ausflugslokale beherbergte, sowie den Pariser Platz am Brandenburger Tor.

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Kyle McDonald: Exhausting a Crowd

2022, Berlin

Aus der Sammlung von

Kyle McDonald

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Quelle

Kyle McDonald

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Machen Sie mit!

Wie die Hauptfiguren in Hoffmanns Des Vetters Eckfenster können heute die Besucher:innen der Exhausting a Crowd-Webseite die Schauplätze betrachten und den Passanten Eigenschaften zuschreiben oder Worte in den Mund legen. Per Klick öffnet sich ein entsprechendes Kommentarfeld. Je länger man die Maus gedrückt hält bzw. mit der gewünschten Person mitbewegt, desto länger bleibt der eingegebene Text sichtbar.

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E.T.A. Hoffmann: Darstellung: Carl Friedrich Kunz im Bett lesend, Hoffmann selbst (von hinten gesehen) sitzt daneben auf einem Stuhl

zwischen 1809 und 1813, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, EvS.G H 5/1. Foto: Gerald Raab

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Bamberger Freundschaften

Hoffmann traf sich gerne mit Gleichgesinnten in Gaststätten und Privathäusern. Auch während seiner Zeit in Bamberg pflegte er zahlreiche Freundschaften, darunter besonders mit dem Wein- und Buchhändler Carl Friedrich Kunz. Kunz förderte Hoffmanns schriftstellerische Arbeit und machte ihn durch die Publikation der Fantasiestücke bekannt. Außerdem stand Hoffmann in Bamberg in engem Kontakt zu dem Arzt Adalbert Friedrich Marcus. Nicht zuletzt durch diesen kam Hoffmann mit der Lehre Franz Anton Mesmers, dem Animalischen Magnetismus, in Kontakt.



E.T.A. Hoffmann: Doppel-Bildnis: E.T.A. Hoffmann selbst, antikisch gekleidet, zeigt als Führer dem Bamberg Arzt Dr. Adalbert Friedrich Marcus eine Waldlandschaft, wohl die Umgebung der Altenburg bei Bamberg

[zwischen 1809 und 1813], [Bamberg]

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, I T 80. Foto: Gerald Raab

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DoppelbildnisHoffmannMarcusAbb.68Kat.104_IT80.jpg


Dr. Adalbert Friedrich Marcus (1753-1816)

Marcus, hier dargestellt von und mit E.T.A. Hoffmann (antikisch gekleidet) in einem Doppel-Bildnis, war zu Hoffmanns Zeit eine bedeutende Persönlichkeit Bambergs. Im Zuge der Säkularisation Bambergs suchte er die medizinische Versorgung und soziale Situation der Bamberger Bevölkerung zu verbessern. Er erwarb die über Bamberg gelegene Altenburg. Hoffmann wohnte zeitweise auf der Burg und bemalte die Wände der daraufhin so genannten Hoffmann-Klause. Die Wandbilder sind leider nicht erhalten. 



E.T.A. Hoffmann: Der Bamberger Arzt Dr. Christian (von) Pfeufer (1780–1852) untersucht auf der Zungenspitze von Carl Friedrich Kunz (1785–1849) ein Bläschen; Hoffmann selbst daneben zeichnet diese Szene

1809-1813, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Quelle

Staatsbibliothek Bamberg, V A 227. Foto: Gerald Raab

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Dr. Christian von Pfeufer (1780-1852)

Auch mit dem Bamberger Arzt Christian von Pfeufer war Hoffmann befreundet. Pfeufer wurde 1816 Nachfolger Marcus' als Chefarzt des allgemeinen Krankenhauses in Bamberg. Hier zeichnet Hoffmann sich selbst (rechts), wie er eine Untersuchung von Kunz durch Pfeufer zeichnerisch dokumentiert.



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Frankfurt als Schauplatz des Märchens 'Meister Floh'

Hoffmann hat die Handlung seiner Texte wiederholt in realen Städten angesiedelt – Meister Floh bildet hier keine Ausnahme. Der Märchen-Roman spielt in Frankfurt, wie die Erwähnung der Namen von Straßen („Kalbächer Gasse“), Plätzen („Roßmarkt“) und Stadtteilen („Sachsenhausen“) sowie von Gebäuden (Börse, Gefängnis) zeigt. Der Autor nennt sogar drei „damals [...] bekannte Weinhäuser“ („bei Protzler, im Schwan, im Weidenhof“).  

Peregrinus Tyß, einer der beiden Protagonisten des Märchens Meister Floh, lebt „in lauter Einbildungen und Träumen“ und verkörpert so den Gegenpol zu seinem bürgerlich zweckrationalen und auf das Ökonomische fixierten Vater. Für einen kommerziell erfolgreichen Kaufmann und Börsenspekulanten wie ihn scheint die Messe- und Finanzmetropole Frankfurt der ideale Wirkungsraum zu sein. Zugleich kann die Freie Reichsstadt aber auch als Ort gelten, an dem die Poesie zuhause ist. Schließlich wurde hier nicht nur Goethe geboren, hier steht auch das Elternhaus Clemens Brentanos. Hoffmann macht daher bewusst eine Stadt der Gegensätze zum Schauplatz seines Textes. 

Die präzise Verortung erlaubt es, die Schauplätze des Meister Floh auf einer historischen Karte aufzufinden und die Wege des Protagonisten Peregrinus Tyß durch die Frankfurter Innenstadt nachzuzeichnen. Hoffmann selbst war allerdings nie in der Freien Reichsstadt.



Virtuelle Zeitreise in E.T.A. Hoffmanns Frankfurt am Main

2022

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift

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Virtuelle Zeitreise in E.T.A. Hoffmanns Frankfurt

Mit Hilfe einer GPS-gestützten Augmented Reality-Anwendung können Sie eine virtuelle Zeitreise in E.T.A. Hoffmanns Frankfurt unternehmen und sich in die vom Autor erfundene Welt seines Textes entführen lassen. Die App lädt zu einem Spaziergang ein und zeigt an ausgewählten Standorten, wie die Stadt zur Zeit von ‚Meister Floh‘ ausgesehen hat.

Link zur Anwendung

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Unheimlich Fantastisch



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Kurzbeschreibung
Wandgrafik: "Der holde Pfropf" von Kea Bolenz, 2022
Inszenierung: TheGreenEyl

Das Unheimliche und das Fantastische

Zu weltweiter Bekanntheit gelangte Hoffmann als Dichter des Unheimlichen und des Fantastischen. Vor allem in den Fantasiestücken (1814–1815) und den Nachtstücken (1817) sammelte er zahlreiche fantastische und unheimliche Erzählungen.

Das Fantastische besteht bei Hoffmann jedoch nicht darin, eine Märchenwelt jenseits der Realität zu schaffen, ihm geht es vielmehr gerade um die Darstellung des Fantastischen in der Alltagswelt.

Mit der Darstellung des Unheimlichen wirft Hoffmann Licht auf die Nachtseiten von Wirklichkeit und Seele. Zentrale Anregungen für seine unheimlich-fantastischen Texte bezog Hoffmann aus der bildenden Kunst, vor allem von Jacques Callot und Salvator Rosa. Seine große Leistung war die Übertragung des Nachtstücks und der mit ihm verbundenen Hell-Dunkel-Malerei, des Chiaroscuro, aus der Malerei auf die Literatur.



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Kurzbeschreibung
Wandgrafik: "Der holde Pfropf" von Kea Bolenz, 2022
Inszenierung: TheGreenEyl

Kea Bolenz: 'Der holde Pfropf' im Deutschen Romantik-Museum, Frankfurt am Main



Ausstellungsraum Berlin, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2022, Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Foto: Anka Bardeleben-Zennström/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Wandgrafik: "Der holde Pfropf" von Kea Bolenz, 2022
Inszenierung: TheGreenEyl

Kea Bolenz: 'Der holde Pfropf' im Stabi Kulturwerk, Staatsbibliothek zu Berlin



"Hexenspiegel" der Sammlung Nekes, Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität zu Köln im Ausstellungsraum in Bamberg

Fotografie, 2022, Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Foto: Gerald Raab

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Das Unheimliche

In vielen von Hoffmanns unheimlichen Erzählungen spielen optische Geräte wie "Zauber-" oder "Hexenspiegel" eine Rolle, prominent etwa in der Erzählung Das öde Haus, die ebenfalls Teil der Nachtstücke ist. Die Spiegel sind unterschiedlich gewölbt und schaffen dadurch Verzerrungs- und Vervielfältigungseffekte, die an der eigenen Wahrnehmung zweifeln lassen.



Illustration zu: E.T.A. Hoffmann: Die Elixiere des Teufels

1920, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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'Die Elixiere des Teufels'

Die Elixiere des Teufels, Hoffmanns von Doppel- und Wiedergängern nur so strotzende Erzählung um den Mönch Medardus steht in der Tradition der Gothic Novel und knüpft etwa – nicht zuletzt durch die Kloster-Kulisse – an Matthew Gregory Lewis‘ The Monk an. Der erste Band erschien im Herbst 1815 bei Duncker und Humblot, der zweite Band folgte im Mai 1816. Die Rezeption in Deutschland war zunächst zögerlich bis negativ. Heinrich Heine berichtete davon, dass ein Student in Göttingen durch die Lektüre des Romans „toll“ geworden sei. Auch darüber hinaus trugen gerade die Elixiere zu Hoffmanns Ruf bei, er sei so „geisteskrank“ wie die Figuren seiner Erzählungen.

Ich schwamm in einem bodenlosen Meer von Ahnungen und Träumen.

 E.T.A. Hoffmann: Fragmente aus dem Leben dreier Freunde. Jahr?





E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. Manuskript

Manuskript, 1815, Berlin

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Stiftung Stadtmuseum

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'Der Sandmann'

Der Sandmann ist wohl die bekannteste Erzählung Hoffmanns. In den Nachtstücken veröffentlicht, stellt sie ein herausragendes Beispiel für das Unheimliche dar. Eindrucksvoll ist die Darstellung der Verstrickungen des Studenten Nathanael, der zwischen Realität und Wahn schwankt. Hoffmann lässt es offen, ob Nathanaels Erlebnisse wirklich passiert oder ein Konstrukt seiner Gedanken sind. Auch Sigmund Freud beeindruckte diese Erzählung. Er beschäftigte sich 1919 in seinem Essay Das Unheimliche ausführlich mit dem Text.

Im Sandmann sind viele Themen versammelt, die Hoffmanns Werk bestimmen. Nicht nur tritt hier das Schwanken zwischen Realität und Fantasie besonders deutlich hervor. Auch verliebt sich Nathanael in einen Automaten und wird mittels optischer Geräte getäuscht und in den Wahn getrieben. Sein Vater sowie der von Nathanael gefürchtete Coppelius, ein Freund des Vaters, sind außerdem mit alchemistischen Experimenten befasst – ein weiteres Thema, das wiederholt in Hoffmanns Werk auftaucht.

Interessant ist, dass Hoffmann zunächst eine spezifische Szene zeichnete, bevor er die Erzählung schrieb. Das Manuskript, das weitgehend bei Sitzungen im Gericht entstand, ist erhalten und befindet sich heute im Märkischen Museum Berlin.



E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann. Manuskript

Manuskript, 1815, Berlin

Aus der Sammlung von

Stiftung Stadtmuseum

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Stiftung Stadtmuseum

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E.T.A. Hoffmann: Illustration 'Der Sandmann'

vor Mitte November 1815, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg. Foto: Gerald Raab

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E.T.A. Hoffmann: Illustration 'Der Sandmann'

E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann (1816)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Außer dem Mittagsessen sahen wir, ich und mein Geschwister, Tag über den Vater wenig. Er mochte mit seinem Dienst viel beschäftigt sein. Nach dem Abendessen, das alter Sitte gemäß schon um sieben Uhr aufgetragen wurde, gingen wir alle, die Mutter mit uns, in des Vaters Arbeitszimmer und setzten uns um einen runden Tisch. Der Vater rauchte Tabak und trank ein großes Glas Bier dazu. Oft erzählte er uns viele wunderbare Geschichten und geriet darüber so in Eifer, daß ihm die Pfeife immer ausging, die ich, ihm brennend Papier hinhaltend, wieder anzünden mußte, welches mir denn ein Hauptspaß war. Oft gab er uns aber Bilderbücher in die Hände, saß stumm und starr in seinem Lehnstuhl und blies starke Dampfwolken von sich, daß wir alle wie im Nebel schwammen. An solchen Abenden war die Mutter sehr traurig und kaum schlug die Uhr neun, so sprach sie: Nun Kinder! — zu Bette! zu Bettel der Sandmann kommt, ich merk‘ es schon. Wirklich hörte ich dann jedesmal Etwas schweren langsamen Tritts die Treppe heraufpoltern; das mußte der Sandmann sein. Einmal war mir jenes dumpfe Treten und Poltern besonders graulich; ich frug die Mutter, indem sie uns fortführte: Ei Mama! wer ist denn der böse Sandmann, der uns immer von Papa forttreibt? — wie sieht er denn aus? »Es gibt keinen Sandmann, mein liebes Kind, erwiderte die Mutter: wenn ich sage, der Sandmann kommt, so will das nur heißen, ihr seid schläfrig und könnt die Augen nicht offen behalten, als hätte man euch Sand hineingestreut.« — Der Mutter Antwort befriedigte mich nicht, ja in meinem kindischen Gemüt entfaltete sich deutlich der Gedanke, daß die Mutter den Sandmann nur verleugne, damit wir uns vor ihm nicht fürchten sollten, ich hörte ihn ja immer die Treppe heraufkommen. Voll Neugierde, näheres von diesem Sandmann und seiner Beziehung auf uns Kinder zu erfahren, frug ich endlich die alte Frau, die meine jüngste Schwester wartete: was denn das für ein Mann sei, der Sandmann? »Ei Thanelchen, erwiderte diese, weißt du das noch nicht? Das ist ein böser Mann, der kommt zu den Kindern, wenn sie nicht zu Bett‘ gehen wollen und wirft ihnen Händevoll Sand in die Augen, daß sie blutig zum Kopf herausspringen, die wirft er dann in den Sack und trägt sie in den Halbmond zur Atzung für seine Kinderchen; die sitzen dort im Nest und haben krumme Schnäbel, wie die Eulen, damit picken sie der unartigen Menschenkindlein Augen auf.« — Gräßlich malte sich nun im Innern mir das Bild des grausamen Sandmanns aus; so wie es Abends die Treppe heraufpolterte, zitterte ich vor Angst und Entsetzen. Nichts als den unter Tränen hergestotterten Ruf: der Sandmann! der Sandmann! konnte die Mutter aus mir herausbringen. Ich lief darauf in das Schlafzimmer, und wohl die ganze Nacht über quälte mich die fürchterliche Erscheinung des Sandmanns. — Schon alt genug war ich geworden, um einzusehen, daß das mit dem Sandmann und seinem Kindernest im Halbmonde, so wie es mir die Wartefrau erzählt hatte, wohl nicht ganz seine Richtigkeit haben könne; indessen blieb mir der Sandmann ein fürchterliches Gespenst, und Grauen — Entsetzen ergriff mich, wenn ich ihn nicht allein die Treppe heraufkommen, sondern auch meines Vaters Stubentür heftig aufreißen und hineintreten hörte. Manchmal blieb er lange weg, dann kam er öfter hintereinander. Jahre lang dauerte das, und nicht gewöhnen konnte ich mich an den unheimlichen Spuk, nicht bleicher wurde in mir das Bild des grausigen Sandmanns. Sein Umgang mit dem Vater fing an meine Fantasie immer mehr und mehr zu beschäftigen: den Vater darum zu befragen hielt mich eine unüberwindliche Scheu zurück, aber selbst — selbst das Geheimnis zu erforschen, den fabelhaften Sandmann zu sehen, dazu keimte mit den Jahren immer mehr die Lust in mir empor. Der Sandmann hatte mich auf die Bahn des Wunderbaren, Abenteuerlichen gebracht, das so schon leicht im kindlichen Gemüt sich einnistet. Nichts war mir lieber, als schauerliche Geschichten von Kobolten, Hexen, Däumlingen u. s. w. zu hören oder zu lesen; aber obenan stand immer der Sandmann, den ich in den seltsamsten, abscheulichsten Gestalten überall auf Tische, Schränke und Wände mit Kreide, Kohle, hinzeichnete. Als ich zehn Jahre alt geworden, wies mich die Mutter aus der Kinderstube in ein Kämmerchen, das auf dem Korridor unfern von meines Vaters Zimmer lag. Noch immer mußten wir uns, wenn auf den Schlag Neun Uhr sich jener Unbekannte im Hause hören ließ, schnell entfernen. In meinem Kämmerchen vernahm ich, wie er bei dem Vater hineintrat und bald darauf war es mir dann, als verbreite sich im Hause ein feiner seltsam riechender Dampf. Immer höher mit der Neugierde wuchs der Mut, auf irgend eine Weise des Sandmanns Bekanntschaft zu machen. Oft schlich ich schnell aus dem Kämmerchen auf den Korridor, wenn die Mutter vorübergegangen, aber nichts konnte ich erlauschen, denn immer war der Sandmann schon zur Türe hinein, wenn ich den Platz erreicht hatte, wo er mir sichtbar werden mußte. Endlich von unwiderstehlichem Drange getrieben, beschloß ich, im Zimmer des Vaters selbst mich zu verbergen und den Sandmann zu erwarten. 

An des Vaters Schweigen, an der Mutter Traurigkeit merkte ich eines Abends, daß der Sandmann kommen werde; ich schützte daher große Müdigkeit vor, verließ schon vor neun Uhr das Zimmer und verbarg mich dicht neben der Türe in einen Schlupfwinkel. Die Haustür knarrte, durch den Flur ging es, langsamen, schweren, dröhnenden Schrittes nach der Treppe. Die Mutter eilte mit dem Geschwister mir vorüber. Leise — leise öffnete ich des Vaters Stubentür. Er saß, wie gewöhnlich, stumm und starr den Rücken der Türe zugekehrt, er bemerkte mich nicht, schnell war ich hinein und hinter der Gardine, die einem gleich neben der Türe stehenden offnen Schrank, worin meines Vaters Kleider hingen, vorgezogen war. — Näher — immer näher dröhnten die Tritte — es hustete und scharrte und brummte seltsam draußen. Das Herz bebte mir vor Angst und Erwartung. — Dicht, dicht vor der Türe ein scharfer Tritt — ein heftiger Schlag auf die Klinke, die Tür springt rasselnd auf! — Mit Gewalt mich ermannend gucke ich behutsam hervor. Der Sandmann steht mitten in der Stube vor meinem Vater, der helle Schein der Lichter brennt ihm ins Gesicht! — Der Sandmann, der fürchterliche Sandmann ist der alte Advokat Coppelius, der manchmal bei uns zu Mittage ißt! — 

Aber die gräßlichste Gestalt hätte mir nicht tieferes Entsetzen erregen können, als eben dieser Coppelius. — Denke Dir einen großen breitschultrigen Mann mit einem unförmlich dicken Kopf, erdgelbem Gesicht, buschigten grauen Augenbrauen, unter denen ein paar grünliche Katzenaugen stechend hervorfunkeln, großer, starker über die Oberlippe gezogener Nase. Das schiefe Maul verzieht sich oft zum hämischen Lachen; dann werden auf den Backen ein paar dunkelrote Flecke sichtbar und ein seltsam zischender Ton fährt durch die zusammengekniffenen Zähne. Coppelius erschien immer in einem altmodisch zugeschnittenen aschgrauen Rocke, eben solcher Weste und gleichen Beinkleidern, aber dazu schwarze Strümpfe und Schuhe mit kleinen Steinschnallen. Die kleine Perücke reichte kaum bis über den Kopfwirbel heraus, die Kleblocken standen hoch über den großen roten Ohren und ein breiter verschlossener Haarbeutel starrte von dem Nacken weg, so daß man die silberne Schnalle sah, die die gefältelte Halsbinde schloß. Die ganze Figur war überhaupt widrig und abscheulich; aber vor allem waren uns Kindern seine großen knotigten, haarigten Fäuste zuwider, so daß wir, was er damit berührte, nicht mehr mochten. 

Das hatte er bemerkt und nun war es seine Freude, irgend ein Stückchen Kuchen, oder eine süße Frucht, die uns die gute Mutter heimlich auf den Teller gelegt, unter diesem, oder jenem Vorwande zu berühren, daß wir, helle Tränen in den Augen, die Näscherei, der wir uns erfreuen sollten, nicht mehr genießen mochten vor Ekel und Abscheu. Eben so machte er es, wenn uns an Feiertagen der Vater ein klein Gläschen süßen Weins eingeschenkt hatte. Dann fuhr er schnell mit der Faust herüber, oder brachte wohl gar das Glas an die blauen Lippen und lachte recht teuflisch, wenn wir unsern Ärger nur leise schluchzend äußern durften. Er pflegte uns nur immer die kleinen Bestien zu nennen; wir durften, war er zugegen, keinen Laut von uns geben und verwünschten den häßlichen, feindlichen Mann, der uns recht mit Bedacht und Absicht auch die kleinste Freude verdarb. Die Mutter schien eben so, wie wir, den widerwärtigen Coppelius zu hassen; denn so wie er sich zeigte, war ihr Frohsinn, ihr heiteres unbefangenes Wesen umgewandelt in traurigen, düstern Ernst. Der Vater betrug sich gegen ihn, als sei er ein höheres Wesen, dessen Unarten man dulden und das man auf jede Weise bei guter Laune erhalten müsse. Er durfte nur leise andeuten und Lieblingsgerichte wurden gekocht und seltene Weine kredenzt.

Als ich nun diesen Coppelius sah, ging es grausig und entsetzlich in meiner Seele auf, daß ja niemand anders, als er, der Sandmann sein könne, aber der Sandmann war mir nicht mehr jener Popanz aus dem Ammenmärchen, der dem Eulennest im Halbmonde Kinderaugen zur Atzung holt, — Nein! — ein häßlicher gespenstischer Unhold, der überall, wo er einschreitet, Jammer — Not — zeitliches, ewiges Verderben bringt.

Ich war fest gezaubert. Auf die Gefahr entdeckt, und, wie ich deutlich dachte, hart gestraft zu werden, blieb ich stehen, den Kopf lauschend durch die Gardine hervorgestreckt. Mein Vater empfing den Coppelius feierlich. »Auf! — zum Werk«, rief dieser mit heiserer, schnarrender Stimme und warf den Rock ab. Der Vater zog still und finster seinen Schlafrock aus und beide kleideten sich in lange schwarze Kittel. Wo sie die hernahmen, hatte ich übersehen. Der Vater öffnete die Flügeltür eines Wandschranks; aber ich sah, daß das, was ich so lange dafür gehalten, kein Wandschrank, sondern vielmehr eine schwarze Höhlung war, in der ein kleiner Herd stand. Coppelius trat hinzu und eine blaue Flamme knisterte auf dem Herde empor. Allerlei seltsames Geräte stand umher. Ach Gott! — wie sich nun mein alter Vater zum Feuer herabbückte, da sah er ganz anders aus. Ein gräßlicher krampfhafter Schmerz schien seine sanften ehrlichen Züge zum häßlichen widerwärtigen Teufelsbilde verzogen zu haben. Er sah dem Coppelius ähnlich. Dieser schwang die glutrote Zange und holte damit hellblinkende Massen aus dem dicken Qualm, die er dann emsig hämmerte. Mir war es als würden Menschengesichter ringsumher sichtbar, aber ohne Augen — scheußliche, tiefe schwarze Höhlen statt ihrer. »Augen her, Augen her!« rief Coppelius mit dumpfer dröhnender Stimme. Ich kreischte auf von wildem Entsetzen gewaltig erfaßt und stürzte aus meinem Versteck heraus auf den Boden. Da ergriff mich Coppelius, kleine Bestie! — kleine Bestie! meckerte er zähnfletschend! — riß mich auf und warf mich auf den Herd, daß die Flamme mein Haar zu sengen begann: »Nun haben wir Augen — Augen — ein schön Paar Kinderaugen.« So flüsterte Coppelius, und griff mit den Fäusten glutrote Körner aus der Flamme, die er mir in die Augen streuen wollte. Da hob mein Vater flehend die Hände empor und rief: Meister! Meister! laß meinem Nathanael die Augen — laß sie ihm! Coppelius lachte gellend auf und rief: »Mag denn der Junge die Augen behalten und sein Pensum flennen in der Welt; aber nun wollen wir doch den Mechanismus der Hände und der Füße recht observieren.« Und damit faßte er mich gewaltig, daß die Gelenke knackten, und schrob mir die Hände ab und die Füße und setzte sie bald hier, bald dort wieder ein. »’s steht doch überall nicht recht! ’s gut so wie es war! — Der Alte hat’s verstanden!« So zischte und lispelte Coppelius; aber alles um mich her wurde schwarz und finster, ein jäher Krampf durchzuckte Nerv und Gebein — ich fühlte nichts mehr. Ein sanfter warmer Hauch glitt über mein Gesicht, ich erwachte wie aus dem Todesschlaf, die Mutter hatte sich über mich hingebeugt. »Ist der Sandmann noch da?« stammelte ich. »Nein, mein liebes Kind, der ist lange, lange fort, der tut dir keinen Schaden!« — So sprach die Mutter und küßte und herzte den wieder gewonnenen Liebling. — 



"Hexenspiegel"

undatiert

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Sammlung Nekes, Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität zu Köln

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Sammlung Nekes, Theaterwissenschaftliche Sammlung, Universität zu Köln, Foto: Luca Strack

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Literaturempfehlungen

Alewyn, Richard: Die literarische Angst. In: Hoimar von Ditfurth (Hg.): Aspekte der Angst. München 1972, S. 38–60. Link zum K10plus

Freud, Sigmund: Das Unheimliche. In: Alexander Mitscherlich, Angela Richards (Hg.) Studienausgabe. Band IV, Frankfurt a. M. 1982, S. 258. Link zum K10plus

Rohrwasser, Michael: Freuds Lektüren. Von Arthur Conan Doyle bis Arthur Schnitzler. Gießen 2005. Link zum K10plus

Zilcosky, John: The language of trauma. War and technology in Hoffmann, Freud, and Kafka. Toronto, Buffalo, London 2021. Link zum K10plus



Ausstellungsraum Frankfurt am Main 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

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Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Das Fantastische

Einen Höhepunkt von Hoffmanns fantastischer Erzählkunst bildet das Kunstmärchen Der Goldne Topf aus den Fantasiestücken in Callots Manier. In der Erzählung, deren Schauplatz Dresden ist, erlebt der Student Anselmus allerlei seltsame Abenteuer. Unklar bleibt, ob dieses Fantastische vielleicht nicht doch real sein könnte. Für Anselmus jedenfalls ist Dresden bevölkert von geheimnisvollen Schlangen, Salamandern und Hexen.

Eine Inspiration für die Erzählung lieferte Hoffmann ein ganz realer Gegenstand: An der Bamberger Haustür von Hoffmanns Verleger Carl Friedrich Kunz befand sich ein Türknauf mit einer grinsenden Fratze, der auch in der Erzählung auftaucht: Dort wird der Türknauf als zeterndes 'Apfelweib' lebendig. Einer Apfelverkäuferin war Anselmus zu Beginn der Erzählung begegnet, als er in Eile ihren Korb umstieß und einen Zornesausbruch erntete.



"Apfelweibla". Türknauf am Wohnhaus von Carl Friedrich Kunz in Bamberg

um 1720/30

Aus der Sammlung von

Museen der Stadt Bamberg

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Museen der Stadt Bamberg, 2/130. Foto: Jürgen Schraudner, Bamberg

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'Apfelweibla'

Am verzauberten Türknauf aus dem Goldnen Topf lässt sich der fließende Übergang zwischen Realem und Fantastischem in Hoffmanns Werk nachvollziehen. Ein tatsächlicher Gegenstand aus dem realen Bamberg verwandelt sich im fiktionalisierten Dresden in etwas Fantastisches. Das Original des Bamberger Türknaufes befindet sich heute im Historischen Museum in Bamberg.

Immer wieder finden sich solche realen Vorbilder für die fantastischen Elemente aus Hoffmanns Erzählungen. So stand etwa das Vorbild für Das öde Haus aus den Nachtstücken zu Hoffmanns Zeit auf der Berliner Straße Unter den Linden - heute befindet sich in dieser Stelle die russische Botschaft. 

Sieh nur, unser Übel ist entgegengesetzt, Du hattest zu viel Fantasie, ich habe zu viel Wirklichkeit.

E.T.A. Hoffmann: Brief an Theodor Gottlieb von Hippel, 1. Mai 1795





E.T.A. Hoffmann: Brief an Carl Friedrich Kunz vom 19. August 1813

19. August 1813

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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"Feenhaft und wunderbar aber keck ins gewöhnliche alltägliche Leben tretend"

In einem Brief an seinen Freund Kunz vom 19. August 1813 beschreibt E.T.A. Hoffmann sehr eindrücklich, wie er sich das Fantastische vorstellt: Nicht entrückt in fremden Welten wie bei 1001 Nacht, sondern fest verankert in der Realität soll es erscheinen.



E.T.A. Hoffmann: Brief an Carl Friedrich Kunz vom 19. August 1813

19. August 1813

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Transkription: Brief an Carl Friedrich Kunz vom 19. August 1813 (Auszug)

Verehrtester!

[...] In keiner als in dieser düstern verhängnisvollen Zeit, wo man seine Existenz von Tage zu Tage fristet und ihrer froh wird, hat mich das Schreiben so angesprochen — es ist, als schlösse ich mir ein wunderbares Reich auf, das aus mein〈em〉 Innern hervorgehend und sich gestaltend mich dem Drange des Äußern entrückte — Mich beschäftigt die Fortsetzung ungemein, vorzüglich ein Märchen das beinahe einen Band einnehmen wird — Denken Sie dabei nicht, Bester! an Schehezerade und Tausend und Eine Nacht — der Turban und türkische Hosen sind gänzlich verbannt — Feenhaft und wunderbar aber keck ins gewöhnliche alltägliche Leben tretend und sei〈ne〉 Gestalten ergreifend soll das Ganze werden. So z. B. ist der Geheime Archivarius Lindhorst ein ungemeiner arger Zauberer, dessen drei Töchter in grünem Gold glänzende Schlänglein in Krystallen aufbewahrt werden, aber am H. DreifaltigkeitsTage dürfen sie sich drei Stunden lang im HolunderBusch an Ampels Garten sonnen, wo alle Kaffee und Biergäste vorübergehn — aber der Jüngling, der im Fest〈t〉agsRock sei〈ne〉 Buttersemmel im Schatten des Busches verzehren wollte ans morgende Collegium denkend, wird in unendliche wahnsinnige Liebe verstrickt für eine der grünen — er wird aufgeboten — getraut — bekommt zur MitGift einen goldnen Nachttopf mit Juwelen besetzt — als er das erstemal hineinpißt verwandelt er sich in einen MeerKater u. s. w. — Sie bemerken Freund! daß Gozzi und Faffner spuken! [...] 

(Link zum Brief-Verzeichnis des Hoffmann-Portals)



E.T.A. Hoffmann: Fantasiestücke in Callot’s Manier. Blätter aus dem Tagebuche eines reisenden Enthusiasten. Mit einer Vorrede von Jean Paul Friedrich Richter. Band 1. Bamberg: C.F. Kunz 1814

1814, Bamberg

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

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Literaturempfehlungen

Reher, Stephan: Leuchtende Finsternis. Erzählen in Callots Manier. Köln 1997. Link zum K10plus

Schmidt, Olaf Jürgen: “Callots fantastisch karikierte Blätter“. Intermediale Inszenierungen und romantische Kunsttheorie im Werk E.T.A. Hoffmanns, Berlin 2003. Link zum K10plus

Scott, Walter: On the Supernatural in Fictitious Composition; and particularly on the works of Ernest Theodore William Hoffmann. In: Foreign Quarterly Review 1 (1827), H. 2, S. 60–98. Link zum K10plus



Jacques Callot: Der große Jahrmarkt von Florenz, Fiera de la Madonna de Impruneta

Druckgrafik, 1620

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Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek

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Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek. Foto: Anna Russ

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Bildwelten

Zu seinen unheimlich-fantastischen Erzählungen wurde Hoffmann durch eine intensive Auseinandersetzung mit Bildender Kunst inspiriert. Er selber betont im Titel und im Vorwort der Fantasiestücke in Callot’s Manier seine Faszination für die Bildwelten Jacques Callots. Mit dem lothringischen Zeichner teilt er das Interesse an einem in der Alltagswelt verorteten Fantastischen.

Mit der Kunst des italienischen Malers Salvator Rosa wiederum beschäftigt Hoffmann sich nicht nur in seiner Erzählung Signor Formica (1819). Der Titel der Nachtstücke bezieht sich direkt auf die Bildgattung des Nachtstücks sowie die Hell-Dunkel-Malerei des Chiaroscuro, für die auch Salvator Rosa bekannt ist. Das wird vor allem deutlich in seinen wilden Felslandschaften.

Eine besonders faszinierende Parallele in der Bildsprache lässt sich zudem zwischen Hoffmann und Francisco de Goya entdecken, obwohl sie die Werke des jeweils anderen nicht gekannt haben können.



Jacques Callot: Die Versuchung des Heiligen Antonius. In großer Komposition mit vielen Dämonen (Kopie im Gegensinne)

Druck, 1635

Aus der Sammlung von

Wallraf-Richartz-Museum

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Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Graphische Sammlung. Foto: Dieter Bongartz

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Salvator Rosa (Maler), Hamlet Winstanley (Stecher): Latrones. Bach in einer Felsenschlucht mit Bewaffneten

Reproduktionsgrafik, 1721/1730

Aus der Sammlung von

Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Kunstgeschichte

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Ludwig-Maximilians-Universität München, Institut für Kunstgeschichte, Grafische Sammlung

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Salvator Rosa: Wilde Felsenlandschaft

17. Jahrhundert

Aus der Sammlung von

Bayerische Staatsgemäldesammlungen München – Alte Pinakothek

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Bayerische Staatsgemäldesammlungen - Alte Pinakothek München

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E.T.A. Hoffmann: Phantastische Darstellung: 'Ausgearteter Fantasie Grausen erregende Bilder'

1809-1813, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, II F 174d. Foto: Gerald Raab

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FantasieGrausenAbb.75Kat.106_IIF174d_komprimiert.jpg


Schauen Sie einmal genau hin!

...und vergleichen Sie Hoffmanns ungewöhnliche Zeichnung Ausgearteter Fantasie Grauen erregende Bilder mit Goyas Capricho No. 76 auf der nächsten Seite: die Positionierung der Figuren, ihre Beinstellung und Körperformen, sowie die Gesichtszüge, die Mensch und Tier verbinden. Die Ähnlichkeit mag vielleicht auch Sie verblüffen.



Francisco de Goya: Caprichos. Nr. 76. Está um D. … pues, como digo … eh! cuidado! si no!

1799

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett

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bpk / Kupferstichkabinett, Staatliche Museen zu Berlin. Foto: Dietmar Katz

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06

Wissenswelten



Ausstellungsraum 'Wissenswelten' Frankfurt am Main 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Kurzbeschreibung
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Wissenschaftliche Themen in der Literatur

Hoffmann setzte sich intensiv mit den Wissenswelten seiner Zeit auseinander. Zwar war er nicht an einer Universität tätig und schrieb selbst keine wissenschaftlichen Abhandlungen, doch war er an den neuesten Erkenntnissen aus Technik, Medizin, Biologie und vielen anderen Disziplinen äußerst interessiert und machte sie zu Themen und Motiven seiner literarischen Werke. Gerade deswegen bieten seine Texte heute zahlreiche Anknüpfungspunkte für aktuelle Themen von Künstlicher Intelligenz bis zu tierethischen Fragen.

— denn wisse nur, Sonntag blühn bei mir Künste und Wissenschaften, und dazu muß ausgeschlafen werden.

E.T.A. Hoffmann: Brief an Theodor Gottlieb von Hippel, 23. Januar 1796





Edward Nairne: Elektrisiermaschine. Elektrostatischer Generator mit Isoliertisch

um 1800

Aus der Sammlung von

TECHNOSEUM Mannheim

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TECHNOSEUM, Foto: Klaus Luginsland.

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Elektrizität

Die Elektrizität faszinierte die Menschen zu Hoffmanns Zeit. Beliebt waren Veranstaltungen, bei denen man elektrische Experimente zur Unterhaltung des Publikums durchführte. Bisweilen wurden Frauenkörper elektrisch geladen; wenn dann jemand diese Venus electrificata küsste, sprühten Funken. Elektrische Ladung erzeugte man mit Elektrisiermaschinen oder Leidener Flaschen (siehe folgendes Video).
Die Elektrizität faszinierte auch Hoffmann und er führte Experimente vor Verwandten und Freunden durch. In seinen Texten nutzte er die Elektrizität als Mittel zur Darstellung von Gefühlen, erotisch-sexuellen Abhängigkeiten und zur Erklärung übersinnlicher Ereignisse.



Joseph Bergler, Joseph Gerstner: Der elektrische Kuss. Darstellung einer "Venus Electrificata"

um 1800

Aus der Sammlung von

Deutsches Museum München

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Deutsches Museum, München, Archiv, CD_86149

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CD_86149_Venus_Electrificata_zugeschnitten_komprimiert.jpg


'Venus electrificata'

Zur Zeit E.T.A. Hoffmanns fand die Beschäftigung mit Elektrizität nicht in den Laboren der Universitäten statt. Experimentatoren entwickelten ihre Apparaturen zur Erzeugung von elektrischer Ladung außerhalb der Forschungseinrichtungen und unterhielten mit ihnen das Publikum. Besonders beeindruckend war hier die sogenannte Venus electrificata, die der Physiker Georg Matthias Bose in seinem Lehrgedicht Die Electricität nach ihrer Entdeckung und Fortgang mit poetischer Feder entworfen (1744) beschrieb. Dazu hatte sich eine junge Frau auf eine elektrisch isolierte Erhöhung zu stellen. Ihr Körper wurde dann elektrisch geladen, sodass sich die Elektrizität entlud, wenn jemand aus dem Publikum die Frau küsste.

E.T.A. Hoffmann: Der goldne Topf (1814)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Ich wollte, daß du, günstiger Leser! am drei und zwanzigsten September auf der Reise nach Dresden begriffen gewesen wärst; vergebens suchte man, als der späte Abend hereinbrach, dich auf der letzten Station aufzuhalten; der freundliche Wirt stellte dir vor, es stürme und regne doch gar zu sehr und überhaupt sei es auch nicht geheuer in der Aequinoktialnacht so ins Dunkle hineinzufahren, aber du achtetest dessen nicht, indem du ganz richtig annahmst: ich zahle dem Postillion einen ganzen Taler Trinkgeld und bin spätestens um ein Uhr in Dresden, wo mich im goldnen Engel oder im Helm oder in der Stadt Naumburg ein gut zugerichtetes Abendessen und ein weiches Bette erwartet. Wie du nun so in der Finsternis daher fährst, siehst du plötzlich in der Ferne ein ganz seltsames flackerndes Leuchten. Näher gekommen erblickst du einen Feuerreif, in dessen Mitte bei einem Kessel, aus dem dicker Qualm und blitzende rote Strahlen und Funken emporschießen, zwei Gestalten sitzen. Gerade durch das Feuer geht der Weg, aber die Pferde prusten und stampfen und bäumen sich — der Postillion flucht und betet — und peitscht auf die Pferde hinein — sie gehen nicht von der Stelle — Unwillkürlich springst du aus dem Wagen und rennst einige Schritte vorwärts. Nun siehst du deutlich das schlanke holde Mädchen, die im weißen dünnen Nachtgewande bei dem Kessel kniet. Der Sturm hat die Flechten aufgelöst und das lange kastanienbraune Haar flattert frei in den Lüften. Ganz im blendenden Feuer der unter dem Dreifuß emporflackernden Flammen steht das engelschöne Gesicht, aber in dem Entsetzen, das seinen Eisstrom darüber goß, ist es erstarrt zur Totenbleiche, und in dem stieren Blick, in den heraufgezogenen Augenbraunen, in dem Munde, der sich vergebens dem Schrei der Todesangst öffnet, welcher sich nicht entwinden kann der von namenloser Folter gepreßten Brust, siehst du ihr Grausen, ihr Entsetzen; die kleinen Händchen hält sie krampfhaft zusammengefaltet in die Höhe, als riefe sie betend die Schutzengel herbei sie zu schirmen vor den Ungetümen der Hölle, die dem mächtigen Zauber gehorchend nun gleich erscheinen werden! — So kniet sie da unbeweglich wie ein Marmorbild. Ihr gegenüber sitzt auf dem Boden niedergekauert ein langes hageres kupfergelbes Weib mit spitzer Habichtsnase und funkelnden Katzenaugen; aus dem schwarzen Mantel, den sie umgeworfen, starren die nackten knöchernen Arme hervor und rührend in dem Höllensud lacht und ruft sie mit krächzender Stimme durch den brausenden tosenden Sturm. — Ich glaube wohl, daß dir, günstiger Leser! kenntest du auch sonst keine Furcht und Scheu, sich doch bei dem Anblick dieses Rembrandtschen oder Höllenbreughelschen Gemäldes, das nun ins Leben getreten, vor Grausen die Haare auf dem Kopfe gesträubt hätten. Aber dein Blick konnte nicht loskommen von dem im höllischen Treiben befangenen Mädchen, und der elektrische Schlag, der durch alle deine Fibern und Nerven zitterte, entzündete mit der Schnelligkeit des Blitzes in dir den mutigen Gedanken Trotz zu bieten den geheimnisvollen Mächten des Feuerkreises; in ihm ging dein Grausen unter, ja der Gedanke selbst keimte auf in diesem Grausen und Entsetzen als dessen Erzeugnis. Es war dir, als sei’st du selbst der Schutzengel einer, zu denen das zum Tode geängstigte Mädchen flehte, ja als müßtest du nur gleich dein Taschenpistol hervorziehen und die Alte ohne weiteres totschießen! Aber indem du das lebhaft dachtest, schriest du laut auf: Heda! oder: was gibt es dorten, oder: was treibt ihr da! 



Elektrisiermaschine, Leidener oder Kleist’sche Flaschen, Isoliermaterial, Konduktor und elektrische Spiele

1779

Aus der Sammlung von

Wellcome Collection

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Wellcome Collection

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Literaturempfehlungen

Bose, Georg Matthias: Die Electricität nach ihrer Entdeckung und Fortgang mit poetischer Feder entworfen. Wittenberg 1744. Link zum K10plus

Daiber, Jürgen: Experimentalphysik des Geistes. Novalis und das romantische Experiment. Göttingen 2001. Link zum K10plus

Gaderer, Rupert: Poetik der Technik. Elektrizität und Optik bei E.T.A. Hoffmann. Freiburg i. Br. 2009. Link zum K10plus

Gamper, Michael: Elektropoetologie. Fiktionen der Elektrizität 1740–1870. Göttingen 2009. Link zum K10plus

Hochadel, Oliver: Öffentliche Wissenschaft. Elektrizität in der deutschen Aufklärung. Göttingen 2003. Link zum K10plus

Specht, Benjamin: Physik als Kunst. Die Poetisierung der Elektrizität um 1800. Berlin 2010. Link zum K10plus



E.T.A. Hoffmann: 'Meister Floh. Ein Mährchen in sieben Abentheuern zweier Freunde.' Umschlag mit der Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach Vorlagen Hoffmanns. Frontdeckel

1822, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

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Optik

Zu Hoffmanns Zeit waren mikroskopische Vorführungen verbreitet, zum Beispiel mit Sonnenmikroskopen. Sie sollten bisher nicht Sichtbares sichtbar machen und so dem Publikum Naturphänomene näherbringen. In Hoffmanns Meister Floh aber ermöglichen sie die Entdeckung künstlicher Welten. In zahlreichen anderen Texten Hoffmanns dienen optische Gegenstände nicht der Schärfung des Blicks, sondern der Veränderung von Wahrnehmung. Sie eröffnen so die Welt des Fantastischen und des Unheimlichen.



E.T.A. Hoffmann: 'Meister Floh. Ein Mährchen in sieben Abentheuern zweier Freunde.' Umschlag mit der Aquatinta-Radierung von Carl Friedrich Thiele nach Vorlagen Hoffmanns. Rückdeckel

1822, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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Freies Deutsches Hochstift / Frankfurter Goethe-Museum

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E.T.A.HoffmannMeister Floh1822Rueckumschlag_Zuschnitt_komprimiert.jpg


Das Sonnenmikroskop – Vorführungsraum und Aufbau

1762, Nürnberg

Aus der Sammlung von

Universitätsbibliothek der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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Universitätsbibliothek der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg

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Sonnenmikroskop

Hoffmann selbst besuchte öffentliche Vorführungen in der 'optisch-comoranischen Anstalt' von Johann Carl Enslen in der Französischen Straße in Berlin. Dort konnte das Publikum kleine Tiere und Pflanzendetails betrachten, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind: Die Vergrößerungen durch Sonnenmikroskop und Laterna magica ermöglichte es, in die unbekannte Tier- und Pflanzenwelt einzutauchen.

E.T.A. Hoffmann: Das öde Haus (1817)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Ganz versunken in den Anblick des verwunderlichen Wesens am Fenster, das mein Innerstes so seltsam aufregte, hatte ich nicht die quäkende Stimme des italienischen Tabuletkrämers gehört, der mir vielleicht schon lange unaufhörlich seine Waren anbot. Er zupfte mich endlich am Arm; schnell mich umdrehend, wies ich ihn ziemlich hart und zornig ab. Er ließ aber nicht nach mit Bitten und Quälen. Noch gar nichts habe ich heute verdient, nur ein Paar Bleifedern, ein Bündelchen Zahnstocher möge ich ihm abkaufen. Voller Ungeduld, den Überlästigen nur geschwind los zu werden, griff ich in die Tasche nach dem Geldbeutel. Mit den Worten: »Auch hier hab‘ ich noch schöne Sachen!« zog er den untern Schub seines Kastens heraus, und hielt mir einen kleinen runden Taschenspiegel, der in dem Schub unter andern Gläsern lag, in kleiner Entfernung seitwärts vor. — Ich erblickte das öde Haus hinter mir, das Fenster und in den schärfsten deutlichsten Zügen die holde Engelsgestalt meiner Vision — Schnell kauft‘ ich den kleinen Spiegel, der mir es nun möglich machte, in bequemer Stellung, ohne den Nachbarn aufzufallen, nach dem Fenster hinzuschauen. — Doch, indem ich nun länger und länger das Gesicht im Fenster anblickte, wurd‘ ich von einem seltsamen, ganz unbeschreiblichen Gefühl, das ich beinahe waches Träumen nennen möchte, befangen. Mir war es, als lähme eine Art Starrsucht nicht sowohl mein ganzes Regen und Bewegen als vielmehr nur meinen Blick, den ich nun niemals mehr würde abwenden können von dem Spiegel. Mit Beschämung muß ich euch bekennen, daß mir jenes Ammenmärchen einfiel, womit mich in früher Kindheit meine Wart’frau augenblicklich zu Bette trieb, wenn ich mich etwa gelüsten ließ, Abends vor dem großen Spiegel in meines Vaters Zimmer stehen zu bleiben und hinein zu gucken. Sie sagte nehmlich, wenn Kinder Nachts in den Spiegel blickten, gucke ein fremdes, garstiges Gesicht heraus, und der Kinder Augen blieben dann erstarrt stehen. Mir war das ganz entsetzlich graulich, aber in vollem Grausen konnt‘ ich doch oft nicht unterlassen, wenigstens nach dem Spiegel hin zu blinzeln, weil ich neugierig war auf das fremde Gesicht. Einmal glaubt‘ ich ein paar gräßliche glühende Augen aus dem Spiegel fürchterlich herausfunkeln zu sehen, ich schrie auf und stürzte dann ohnmächtig nieder. In diesem Zufall brach eine langwierige Krankheit aus, aber noch jetzt ist es mir, als hätten jene Augen mich wirklich angefunkelt. — Kurz alles dieses tolle Zeug aus meiner frühen Kindheit fiel mir ein, Eiskälte bebte durch meine Adern — ich wollte den Spiegel von mir schleudern — ich vermocht‘ es nicht — nun blickten mich die Himmelsaugen der holden Gestalt an — ja ihr Blick war auf mich gerichtet und strahlte bis ins Herz hinein. Jenes Grausen, das mich plötzlich ergriffen, ließ von mir ab und gab Raum dem wonnigen Schmerz süßer Sehnsucht, die mich mit elektrischer Wärme durchglüht. »Sie haben da einen niedlichen Spiegel«, sprach eine Stimme neben mir. Ich erwachte aus dem Traum und war nicht wenig betroffen, als ich neben mir von beiden Seiten mich zweideutig anlächelnde Gesichter erblickte. Mehrere Personen hatten auf derselben Bank Platz genommen, und nichts war gewisser, als daß ich ihnen mit dem starren Hineinblicken in den Spiegel und vielleicht auch mit einigen seltsamen Gesichtern, die ich in meinem exaltiertem Zustande schnitt, auf meine Kosten ein ergötzliches Schauspiel gegeben. 

»Sie haben da einen niedlichen Spiegel«, wiederholte der Mann, als ich nicht antwortete, mit einem Blick, der jener Frage noch hinzufügte: »Aber sagen Sie mir, was soll das wahnsinnige Hineinstarren, erscheinen Ihnen Geister« etc. Der Mann, schon ziemlich hoch in Jahren, sehr sauber gekleidet, hatte im Ton der Rede, im Blick etwas ungemein Gutmütiges und Zutrauen Erweckendes. Ich nahm gar keinen Anstand, ihm geradehin zu sagen, daß ich im Spiegel ein wundervolles Mädchen erblickt, das hinter mir im Fenster des öden Hauses gelegen. — Noch weiter ging ich, ich fragte den Alten, ob er nicht auch das holde Antlitz gesehen. »Dort drüben? — in dem alten Hause — in dem letzten Fenster?« so fragte mich nun wieder ganz verwundert der Alte. »Allerdings, allerdings«, sprach ich; da lächelte der Alte sehr und fing an: »Nun das ist doch eine wunderliche Täuschung — nun meine alten Augen — Gott ehre mir meine alten Augen. Ei ei, mein Herr, wohl habe ich mit unbewaffnetem Auge das hübsche Gesicht dort im Fenster gesehen, aber es war ja ein, wie es mir schien, recht gut und lebendig in Öl gemaltes Portrait.« Schnell drehte ich mich um nach dem Fenster, alles war verschwunden, die Jalousie herunter gelassen. »Ja!« fuhr der Alte fort, »ja, mein Herr, nun ist’s zu spät, sich davon zu überzeugen, denn eben nahm der Bediente, der dort, wie ich weiß, als Kastellan das Absteigequartier der Gräfin von S. ganz allein bewohnt, das Bild, nachdem er es abgestäubt, vom Fenster fort und ließ die Jalousie herunter.« »War es denn gewiß ein Bild?« fragte ich nochmals ganz bestürzt. »Trauen Sie meinen Augen«, erwiderte der Alte. »Daß Sie nur den Reflex des Bildes im Spiegel sahen, vermehrte gewiß sehr die optische Täuschung und — wie ich noch in Ihren Jahren war, hätt‘ ich nicht auch das Bild eines schönen Mädchens, kraft meiner Fantasie, ins Leben gerufen?« »Aber Hand und Arm bewegten sich doch«, fiel ich ein. »Ja, ja, sie regten sich, alles regte sich«, sprach der Alte, lächelnd und sanft mich auf die Schulter klopfend. Dann stand er auf und verließ mich, höflich sich verbeugend, mit den Worten: »Nehmen Sie sich doch vor Taschenspiegeln in Acht, die so häßlich lügen. — Ganz gehorsamster Diener.« — Ihr könnt denken, wie mir zu Mute war, als ich mich so als einen törichten, blödsichtigen Fantasten behandelt sah. Mir kam die Überzeugung, daß der Alte Recht hatte, und daß nur in mir selbst das tolle Gaukelspiel aufgegangen, das mich mit dem öden Hause, zu meiner eignen Beschämung, so garstig mystifizierte. 

Ganz voller Unmut und Verdruß lief ich nach Hause, fest entschlossen, mich ganz los zu sagen von jedem Gedanken an die Mysterien des öden Hauses, und wenigstens einige Tage hindurch die Allee zu vermeiden 



Ausstellungsvitrine "Wissenswelten" in Bamberg

Fotografie, 2022, Bamberg

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Foto: Gerald Raab

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Literaturempfehlungen

Gaderer, Rupert: Poetik der Technik. Elektrizität und Optik bei E.T.A. Hoffmann. Freiburg i. Br. 2009. Link zum K10plus

Kittler, Friedrich A.: Die Laterna magica der Literatur: Schillers und Hoffmanns Medienstrategien. In: Athenäum 4 (1994), S. 219–237. Link zum K10plus

Köhnen, Ralph: Das optische Wissen. Mediologische Studien zu einer Geschichte des Sehens. Paderborn 2009. Link zum K10plus

Lüdemann, Susanne: Vom Römischen Karneval zur ökonomischen Automate. Massendarstellung bei Goethe und E.T.A. Hoffmann. In: Dies. und Hebekus, Uwe (Hg.): Massenfassungen. Beiträge zur Diskurs- und Mediengeschichte der Menschenmenge. München 2010, S. 107–124. LInk zum K10plus

Stadler, Ulrich: Von Brillen, Lorgnetten, Fernrohren und Kuffischen Sonnenmikroskopen. Zum Gebrauch optischer Instrumente in Hoffmanns Erzählungen. In: Hoffmann-Jb. 1 (1992/1993), S. 91–105. Link zum K10plus



Semiconductor: Magnetic Movie

2007

Aus der Sammlung von

Semiconductor

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Semiconductor

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Kurzbeschreibung
A Semiconductor work by Ruth Jarman and Joe Gerhardt

Semiconductor: Magnetic Movie

Das britische Künstlerduo Semiconductor bestehend aus Ruth Jarman und Joe Gerhardt – arbeitet seit über 20 Jahren an der Darstellung der materiellen Natur und unserer Wahrnehmung von ihr durch Wissenschaft und Technologie.

Auf der Basis von Aufnahmen in den Space Sciences Laboratories der NASA in Berkeley visualisieren die Künstler in Magnetic Movie (2007) Magnetfelder im Raum. Zu hören sind die Weltraumforschenden, die von ihren Entdeckungen berichten, sowie Aufnahmen von Längstwellen magnetischer Felder.



Claude Louis Desrais: Pariser Patienten erhalten Mesmers Therapie des Animalischen Magnetismus

undatiert

Aus der Sammlung von

Wellcome Collection

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Wellcome Collection

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Animalischer Magnetismus

Über den Bamberger Arzt Adalbert Friedrich Marcus kam Hoffmann mit dem Animalischen Magnetismus in Kontakt. Diese auch Mesmerismus genannte Lehre geht auf Franz Anton Mesmer zurück. Sie beruht auf der Annahme einer im Leib zirkulierenden Naturkraft, die Ähnlichkeiten zum Magnetismus oder zur Elektrizität aufweise. Mesmer meinte mittels eines Geräts, dem Baquet, Blockaden im Körper lösen und so Krankheiten heilen zu können. Der Effekt beruhte auf elektrostatischer Ladung. Hoffmann schildert in der Erzählung Der Magnetiseur (1814) die Gefahren des Magnetismus und das Abhängigkeitsverhältnis zwischen Magnetiseur und Patient.



Heinz Schott: Baquet. Nachbau

2022

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Heinz Schott

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Baquet

Heinz Schotts Nachbau des Mesmerschen Baquets gibt einen Eindruck vom Aufbau des Geräts, mit dem Franz Anton Mesmer glaubte, Krankheiten heilen zu können. Die Patienten berührten das elektrostatisch geladene Gerät und gerieten nicht selten in große Aufregung. Manche fielen gar in Ohnmacht. Besonders in den gehobenen Kreisen der Gesellschaft waren Sitzungen mit einem Baquet und einem Magnetiseur sehr beliebt. Die Ideen des Animalischen Magnetismus waren allerdings schon zu dieser Zeit äußerst umstritten. Hoffmann dienen sie zur Darstellung unheimlicher Verbindungen zwischen seinen Figuren und unerklärlicher Einflüsse auf diese.

E.T.A. Hoffmann: Der Magnetiseur (1814)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Alban ist nämlich eben der seltene Arzt, den Ottmar schon vor langer Zeit einmal als seinen Herzensfreund aus der Residenz mitbrachte, indessen war er mir damals bei dem kurzen Besuch so gleichgültig geblieben, daß ich mich nachher nicht einmal seines Äußern zu entsinnen wußte. — Alsdann aber, als er wieder kam zu meiner Heilung berufen, wußte ich mir selbst von der innern Empfindung, die mich durchdrang, nicht Rechenschaft zu geben. — So wie Alban überhaupt in seiner Bildung, in seinem ganzen Betragen, eine gewisse Würde, ich möchte sagen, etwas Gebietendes hat, das ihn über seine Umgebung erhebt, so war es mir gleich, als er seinen ernsten durchdringenden Blick auf mich richtete: ich müßte alles unbedingt tun, was er gebieten würde, und als ob er meine Genesung nur recht lebhaft wollen dürfe, um mich ganz herzustellen. Ottmar sagte: ich solle durch den sogenannten Magnetismus geheilt werden, und Alban werde durch gewisse Mittel mich in einen exaltierten Zustand setzen, in dem ich schlafend und in diesem Schlaf erwachend, selbst meine Krankheit genau einsehen und die Art meiner Kur bestimmen werde. Du glaubst nicht, liebe Adelgunde, welch ein eignes Gefühl von Angst — Furcht, ja Grausen und Entsetzen mich durchbebte, wenn ich an den bewußtlosen und doch höher lebenden Zustand dachte, und doch war es mir nur zu klar, daß ich mich vergebens dagegen sträuben würde, was Alban beschlossen. — Jene Mittel sind angewendet worden und ich habe, meiner Scheu, meiner Furcht zum Trotz nur wohltätige Folgen gespürt. — Meine Farbe, meine Munterkeit ist wiedergekehrt, und statt der entsetzlichen Spannung, in der mir oft das Gleichgültigste zur Qual wurde, befinde ich mich in einem ziemlich ruhigen Zustande. Jene närrischen Traumbilder sind verschwunden, und der Schlaf erquickt mich, indem selbst das tolle Zeug, was mir oft darin vorkommt, statt mich zu quälen, mich belebt und erheitert. 



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Literaturempfehlungen

Barkhoff, Jürgen: Magnetische Fiktionen. Literarisierung des Mesmerismus in der Romantik. Stuttgart und Weimar, 1995. Link zum K10plus

Barkhoff, Jürgen: Geschlechteranthropologie und Mesmerismus. Literarische Magnetiseurinnen bei und um E.T.A. Hoffmann. In: Gerhard Neumann (Hg.): ‚Hoffmaneske Geschichte‘. Zu einer Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Freiburg i. Br. 2005, S. 15–42. Link zum K10plus

Barkhoff, Jürgen: Der literarische Mesmerismus in Deutschland. Ein Überblick. In: Dietrich von Engelhardt (Hg.): Medizin in der Literatur der Neuzeit. Bd. IV. Wissenschaftliche Studien. Heidelberg, 2018, S. 265–279. Link zum K10plus

Hilpert, Daniel: Magnetisches Erzählen. E.T.A. Hoffmanns Poetisierung des Mesmerismus. Freiburg i. Br. 2014. Link zum K10plus

Kluge, Carl Alexander Ferdinand: Versuch einer Darstellung des animalischen Magnetismus als Heilmittel. Berlin 1811. Link zum K10plus

Schott, Heinz: Die ‚Strahlen‘ des Unbewußten. Von Mesmer zu Freud. In: Gereon Wolters (Hg.): Franz Anton Mesmer und der Mesmerismus. Wissenschaft, Scharlatanerie, Poesie. Konstanz 1988, S. 55–70. Link zum K10plus



Friedrich Kaufmann: Chordaulodion, Detailansicht des Spielwerkes, Platine mit der Signatur "F. Kaufmann & Sohn No 4"

um 1836, Dresden

Aus der Sammlung von

Stiftung Stadtmuseum

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Stiftung Stadtmuseum

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Automaten

Wie viele seiner Zeitgenossen war Hoffmann fasziniert von Musikautomaten. 1813 besuchte er die Werkstatt von Johann Gottfried und Friedrich Kaufmann in Dresden. Die Instrumente der Kaufmanns, etwa das Chordaulodion, sorgten damals in ganz Europa für Aufsehen. Ein Chordaulodion mit Baujahr um 1836 befindet sich heute im Besitz des Berliner Stadtmuseums. Es ähnelt dem, das Hoffmann 1813 sah. Neben einem Trompeterautomaten Friedrich Kaufmanns ist der von Seiffert und Heinrich der einzig erhaltene Trompeterandroide aus dem 19. Jahrhundert.
Hoffmanns Erzählung Die Automate (1814) verhandelt die Frage, ob eine reine Automatenmusik möglich sei. Das Verhältnis zwischen Mensch und Maschine ist auch ein zentrales Thema der Erzählung Der Sandmann.



Friedrich Kaufmann: Chordaulodion

um 1836, Dresden

Aus der Sammlung von

Stiftung Stadtmuseum

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Stiftung Stadtmuseum

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Chordaulodion

Um 1800 arbeiteten Akustiker, Uhrmacher und Instrumentenbauer an verschiedenen Formen von Musikautomaten. Zu Ihnen gehörte auch Friedrich Kaufmann, der 1810 mit seinem Harmonichord für Aufsehen sorgte. Das Chordaulodion entwickelte Kaufmann mit seinem Vater um 1805. Der Name setzt sich aus dem griechischen 'Corda' für Saite, 'Aulos' für Flöte und 'Ode' für Gesang zusammen. Die Musikautomaten zu Hoffmanns Zeit wurden ausschließlich mechanisch betrieben. Später entstanden auch elektrisch betriebene Musikautomaten, etwa selbstspielende Klaviere oder Orchestrien. 



Christian Seiffert, Paul Heinrich: Trompeterautomat

1816-1817, Prag

Aus der Sammlung von

Stadt Schwarzenberg, Museum PERLA CASTRUM

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Stadt Schwarzenberg, Museum PERLA CASTRUM – Ein Schloss voller Geschichte

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Kurzbeschreibung
Der Trompeterautomat von Seiffert und Heinrich ist neben dem Trompeter Kaufmanns der einzige erhaltene Trompeterandroide aus dem 19. Jahrhundert.
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Trompeterautomat

Einige der Musikautomaten hatten auch menschliche Gestalt. Neben dem bekannten Flötenspieler von Jacques Vaucanson existierten auch eine Klavierspielerin und ein Trommler. Aber auch die Automatenbauer Seiffert und Heinrich bauten 1816/17 einen Trompetenspieler mit menschlicher Gestalt. In Hoffmanns Erzählung Die Automate ist es gerade die Nachahmung des Menschen, die das Unbehagen der Protagonisten erweckt. 

Durch Ventile, Springfedern, Hebel, Walzen und was noch alles zu dem mechanischen Apparat gehören mag, musikalisch wirken zu wollen, ist der unsinnige Versuch, die Mittel allein das vollbringen zu lassen, was sie nur durch die innere Kraft des Gemüts belebt und von derselben in ihrer geringsten Bewegung geregelt ausführen können. 

E.T.A. Hoffmann: Die Automate, 1814



E.T.A. Hoffmann: Die Automate (1814)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Voller Hoffnung, über manche jener Vermutungen, die für beide die größte innere Wahrheit hatten, näheren Aufschluß zu erhalten, gingen sie zum Professor X. Sie fanden an ihm einen hochbejahrten, altfränkisch gekleideten Mann muntern Ansehens, dessen kleine graue Augen unangenehm stechend blickten, und um dessen Mund ein sarkastisches Lächeln schwebte, das eben nicht anzog. 

Als sie den Wunsch äußerten, seine Automate zu sehen, sagte er: Ei! sind Sie doch auch wohl Liebhaber von mechanischen Kunstwerken, vielleicht selbst Kunstdilettanten? Nun Sie finden bei mir was Sie in ganz Europa, ja in der ganzen bekannten Welt vergebens suchen. Des Professors Stimme hatte etwas höchst widriges, es war ein hoher kreischender dissonierender Tenor, der gerade zu der marktschreierischen Art paßte, womit er seine Kunstwerke ankündigte. Er holte mit vielem Geräusch die Schlüssel und öffnete den geschmackvoll, ja prächtig verzierten Saal, in welchem die Kunstwerke sich befanden. In der Mitte stand auf einer Erhöhung ein großer Flügel, neben demselben rechts eine lebensgroße männliche Figur mit einer Flöte in der Hand, links saß eine weibliche Figur vor einem Klavierähnlichen Instrumente, hinter derselben zwei Knaben mit einer großen Trommel und einem Triangel. Im Hintergrunde erblickten die Freunde das ihnen schon bekannte Orchestrion und rings an den Wänden umher mehrere Spieluhren. Der Professor ging nur flüchtig an dem Orchestrion und den Spieluhren vorüber, und berührte kaum merklich die Automate; dann setzte er sich aber an den Flügel und fing pianissimo ein marschmäßiges Andante an; bei der Reprise setzte der Flötenbläser die Flöte an den Mund und spielte das Thema, nun paukte der Knabe richtig im Takte ganz leise auf der Trommel, indem der andere einen Triangel kaum hörbar berührte. Bald darauf fiel das Frauenzimmer mit vollgriffigen Akkorden ein, indem sie durch das Niederdrücken der Tasten einen harmonikaähnlichen Ton hervorbrachte! Aber nun wurde es immer reger und lebendiger im ganzen Saal, die Spieluhren fielen nach einander mit der größten rhythmischen Genauigkeit ein, der Knabe schlug immer stärker seine Trommel, der Triangel gellte durch das Zimmer und zuletzt trompetete und paukte das Orchestrion im Fortissimo dazu, daß alles zitterte und bebte, bis der Professor mit seinen Maschinen auf einen Schlag im Schluß-Akkord endete. Die Freunde zollten dem Professor den Beifall, den sein schlau und zufrieden lächelnder Blick zu begehren schien; er war im Begriff noch mehr musikalische Produktionen der Art vorzubereiten, indem er sich den Automaten näherte, aber die Freunde, als hätten sie sich vorher dazu verabredet, schützten einstimmig ein dringendes Geschäft vor, das ihnen nicht erlaube länger zu verweilen und verließen den Mechaniker und seine Maschinen. Nun, war das nicht Alles überaus künstlich und schön? frug Ferdinand, aber Ludwig brach los wie im lange verhaltenen Zorn: Ei daß den verdammten Professor der — ei wie sind wir doch so bitter getäuscht worden! wo sind die Aufschlüsse, nach denen wir trachteten, wie blieb es mit der lehrreichen Unterhaltung, in der uns der weise Professor erleuchten sollte, wie die Lehrlinge zu Sais? Dafür, sagte Ferdinand, haben wir aber in der Tat merkwürdige mechanische Kunstwerke gesehen; auch in musikalischer Hinsicht! Der Flötenbläser ist offenbar die berühmte Vaucansonsche Maschine, und derselbe Mechanismus rücksichtlich der Fingerbewegung auch bei der weiblichen Figur angewendet, die auf ihrem Instrumente recht wohllautende Töne hervorbringt: die Verbindung der Maschinen ist wunderbar. Das alles ist es eben, fiel Ludwig ein, was mich ganz toll machte! ich bin von all der Maschinen-Musik, wozu ich auch des Professors Spiel auf dem Flügel rechne, ordentlich durchgewalkt und durchgeknetet, daß ich es in allen Gliedern fühle und lange nicht verwinden werde.

Schon die Verbindung des Menschen mit toten das Menschliche in Bildung und Bewegung nachäffenden Figuren zu gleichem Tun und Treiben hat für mich etwas drückendes, unheimliches, ja entsetzliches. Ich kann mir es denken, daß es möglich sein müßte, Figuren vermöge eines im Innern verborgenen Getriebes gar künstlich und behende tanzen zu lassen, auch müßten diese mit Menschen gemeinschaftlich einen Tanz aufführen und sich in allerlei Touren wenden und drehen, so daß der lebendige Tänzer die tote hölzerne Tänzerin faßte und sich mit ihr schwenkte, würdest du den Anblick ohne inneres Grauen eine Minute lang ertragen? Aber vollends die Maschinenmusik ist für mich etwas heilloses und gräuliches, und eine gute Strumpfmaschine übertrifft nach meiner Meinung an wahrem Wert himmelweit die vollkommenste prächtigste Spieluhr.

Ist es denn nur allein der aus dem Munde strömende Hauch, der dem Blasinstrumente, sind es nur allein die gelenkigen geschmeidigen Finger, die dem Saiteninstrumente Töne entlocken, welche uns mit mächtigen Zauber ergreifen, ja in uns die unbekannten unaussprechlichen Gefühle erregen, welche mit nichts Irdischem hienieden verwandt, die Ahndungen eines fernen Geisterreichs und unsers höhern Seins in demselben hervorrufen? Ist es nicht vielmehr das Gemüt, welches sich nur jener physischen Organe bedient, um das, was in seiner tiefsten Tiefe erklungen, in das rege Leben zu bringen, daß es andern vernehmbar ertönt und die gleichen Anklänge im Innern erweckt, welche dann im harmonischen Wiederhall dem Geist das wundervolle Reich erschließen, aus dem jene Töne wie entzündende Strahlen hervordrangen? Durch Ventile, Springfedern, Hebel, Walzen und was noch alles zu dem mechanischen Apparat gehören mag, musikalisch wirken zu wollen, ist der unsinnige Versuch, die Mittel allein das vollbringen zu lassen, was sie nur durch die innere Kraft des Gemüts belebt und von derselben in ihrer geringsten Bewegung geregelt ausführen können. Der größte Vorwurf, den man dem Musiker macht, ist, daß er ohne Ausdruck spiele, da er dadurch eben dem eigentlichen Wesen der Musik schadet, oder vielmehr in der Musik die Musik vernichtet, und doch wird der geist- und empfindungsloseste Spieler noch immer mehr leisten als die vollkommenste Maschine, da es nicht denkbar ist, daß nicht irgend einmal eine augenblickliche Anregung aus dem Innern auf sein Spiel wirken sollte, welches natürlicherweise bei der Maschine nie der Fall sein kann.   

Das Streben der Mechaniker, immer mehr und mehr die menschlichen Organe zum Hervorbringen musikalischer Töne nach〈zu〉ahmen, oder durch mechanische Mittel zu ersetzen, ist mir der erklärte Krieg gegen das geistige Prinzip, dessen Macht nur noch glänzender siegt, je mehr scheinbare Kräfte ihm entgegengesetzt werden; eben darum ist mir gerade die nach mechanischen Begriffen vollkommenste Maschine der Art eben die verächtlichste, und eine einfache Drehorgel, die im Mechanischen nur das Mechanische bezweckt, immer noch lieber als der Vaucansonsche Flötenbläser und die Harmonikaspielerin.   

Ich muß dir ganz beistimmen, sagte Ferdinand: denn du hast nur in Worten deutlich ausgesprochen, was ich längst und vorzüglich heute bei dem Professor im Innern lebhaft gefühlt. Ohne so ganz in der Musik zu leben und zu weben, wie du und ohne daher für alle Mißgriffe sogar empfindlich zu sein, ist mir doch das Tote, Starre der Maschinenmusik von je her zuwider gewesen und ich erinnre mich noch, daß schon als Kind in dem Hause meines Vaters mir eine große Harfenuhr, welche stündlich ihr Stückchen abspielte, ein recht quälendes Mißbehagen erregte. Es ist Schade, daß recht geschickte Mechaniker ihre Kunst dieser widrigen Spielerei, und nicht vielmehr der Vervollkomm〈n〉ung der musikalischen Instrumente zuwenden. Das ist wahr, erwiderte Ludwig: vorzüglich rücksichtlich der Tasteninstrumente wäre noch manches zu tun, denn gerade diese öffnen dem geschickten Mechaniker ein weites Feld, und wirklich ist es zu bewundern, wie weit z. B. der Flügel, in seiner Struktur, die auf Ton und Behandlungsart den entschiedensten Einfluß hat, vorgerückt ist.



Nils Kasiske: Distopia (postbeta)

2015

Aus der Sammlung von

Nils Kasiske

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Nils Kasiske

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Literaturempfehlungen

Jüttemann, Helmut: Mechanische Musikinstrumente. Einführung in Technik und Geschichte. Frankfurt a.M. 1987. Link zum K10plus

Weber, Carl Maria von: Der Trompeter, eine Maschine von der Erfindung des Mechanicus, Hrn. Friedrich Kaufmann in Dresden. In: Allgemeine musikalische Zeitung 14, Nr. 41, 7. Oktober 1812. Link zum K10plus

Wolf, Rebecca: Die Musikmaschinen von Kaufmann, Mälzel und Robertson. Eine Quellenedition. München 2012. Link zum K10plus



Oliver Chanarin: The Apparatus

2020

Aus der Sammlung von

Oliver Chanarin

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Oliver Chanarin

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Oliver Chanarin: 'The Apparatus'

Im ersten Corona-Lockdown erstellte der britische Künstler Oliver Chanarin intime Fotografien seiner Ehefrau und entwickelte auf dieser Grundlage die Installation The Apparatus: Sie besteht aus einem Roboter, der die gerahmten Fotografien auf- und abhängt. Dabei beobachtet der Automat die Besucher:innen und registriert, welches Bild länger und welches kürzer betrachtet wird. Die Hängedauer der Bilder wird daraufhin dem Interesse der Besucher:innen angepasst.



Oliver Chanarin: The Apparatus II im Ausstellungsraum Berlin 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

2022, Berlin

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Oliver Chanarin

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Oliver Chanarin © Foto: alexandermeyer.org

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Kurzbeschreibung
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Oliver Chanarin: 'The Apparatus II'

Bei The Apparatus II, der im Berliner Ausstellungsrundgang zu sehen war, wurden die Besucher:innen aktiv in den Prozess einbezogen: Sie konnten ein Bild, das ihnen nicht gefiel, von der Wand nehmen und stattdessen ein anderes aufhängen. In Verbindung mit dem Video des ursprünglichen Automaten, das neben der Installation zu sehen war, und im Kontext von Hoffmanns Beschäftigung mit dem Verhältnis von Mensch und Maschine verweist The Apparatus II  auf Mechanismen im Internet: Dort werden Algorithmen für kuratierende Entscheidungen eingesetzt, die etwa auf dem Verhalten von Nutzer:innen von Webseiten beruhen. Wird eine solche Entscheidung durch einen Automaten ausgeführt, wie in der ersten Fassung des Apparatus, ist die eigene Rolle darin schwer wahrzunehmen. Wird die Entscheidung aber selber ausgeführt, wird sie bewusst.



Projektion Fotografien Mathieu Gafsou: H+

2022, Romantik Museum Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Matthieu Gafsou / Galerie C

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Matthieu Gafsou / courtesy Galerie C

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Kurzbeschreibung
Gestaltung Projektion: TheGreenEyl

Mathieu Gafsou: H+ (2015-2018)



Ausstellungsraum Berlin, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2022, Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Foto: Anka Bardeleben-Zennström/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Fotografien an der Wand im Original von: Mathieu Gafsou
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Mathieu Gafsou: H+ (2015-2018)

In seiner Fotoserie H+ dokumentiert Gafsou den Transhumanismus. Dieser zielt darauf, den menschlichen Körper durch Technik zu verbessern - bis hin zur Erreichung des ewigen Lebens. In Erzählungen wie Der Sandmann (1816) oder Die Automate (1814) beschäftigte sich schon E.T.A. Hoffmann mit dem Verhältnis von Mensch und Maschine.


Ausstellungsraum Berlin, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2022, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Foto: Anka Bardeleben-Zennström/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Fotografien an der Wand im Original von: Mathieu Gafsou
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Mathieu Gafsou: H+ (2015-2018)

Bilderläuterungen (PDF)



Ausstellungsvitrine "Kater Murr" in Bamberg

Fotografie, 2022, Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, Foto: Gerald Raab

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Das Tier-Mensch-Verhältnis

Die Beziehung zwischen Mensch und Tier beschäftigte Hoffmann gleichfalls. Sein eigener Kater namens Murr hinterließ seine Unterschrift in Form von Tintenklecksen auf einem Blatt; als Murr starb, verschickte Hoffmann eine Todesanzeige an Freunde. Damit vermenschlicht Hoffmann das Haustier. In den Lebens-Ansichten des Katers Murr (1820) wird es sogar zum Protagonisten.



E.T.A. Hoffmann: Quartblatt mit den 'Schriftzügen' des Katers Murr

zwischen 1818-1821, Berlin

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, EvS.G H 4/1. Foto: Gerald Raab

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Abb.197Kat.A4_EvS.GH4(1_Kater Murr_komprimiert.jpg


E.T.A. Hoffmann: Todesanzeige für den Kater Murr

1821, Berlin

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Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, EvS.G H 4/2. Foto: Gerald Raab

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Abb.196Kat.A 3_EvS.G H 4(2_TodesanzeigeKaterMurr_komprimiert.jpg


Transkription: Todesanzeige für den Kater Murr

In der Nacht vom 29t bis zum 30t November d. J. entschlief, um zu einem bessern Dasein zu erwachen, mein teurer geliebter Zögling der Kater Murr im vierten Jahr seines hoffnungsvollen Lebens. Wer den Verewigten Jüngling kannte, wer ihn wandeln sah auf der Bahn der Tugend und des Rechts, mißt meinen Schmerz und ehrt ihn durch Schweigen. 

Berlin d. 1t Dezbr: 1821

Hoffmann



E.T.A. Hoffmann: Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Erster Band. Frontdeckel

1820, Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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LebensansichtenMurr1820Vorderdeckel_komprimiert.jpg


'Lebens-Ansichten des Katers Murr'

In der Erzählung ironisiert Hoffmann die Selbstverliebtheit des Katers als Kontrast zum wahren Künstler Johannes Kreisler. Wie in einer Fabel hält Hoffmann den Menschen den Spiegel vor Augen, indem der Kater mit allerlei menschlichen Eigenschaften, Kenntnissen und Ansichten ausgestattet wird, die ihn nicht unbedingt im besten Licht erscheinen lassen.

Kater Murr ist nur eines von mehreren Tieren, die in Hoffmanns Werken zu Figuren werden: Man denke nur an den Hund Berganza, den Affen Milo, den Meister Floh und schließlich die Laus Haimatochare. In der gleichnamigen Erzählung von 1819 wird letztere zum Objekt der Begierde zweier Forscher. Hier dient das Spiel mit einer Verwechslung von Mensch und Tier dazu, den kolonialen Blick auf die Südsee zu entlarven.

E.T.A. Hoffmann Lebens-Ansichten des Katers Murr (1819/21)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

Es ist doch etwas schönes, herrliches, erhabenes um das Leben! — »O du süße Gewohnheit des Daseins!« ruft jener niederländische Held in der Tragödie aus. So auch ich, aber nicht wie der Held in dem schmerzlichen Augenblick, als er sich davon trennen soll — nein! — in dem Moment, da mich eben die volle Lust des Gedankens durchdringt, daß ich in jene süße Gewohnheit nun ganz und gar hineingekommen und durchaus nicht Willens bin, jemals wieder hinauszukommen. — Ich meine nehmlich, die geistige Kraft, die unbekannte Macht, oder wie man sonst das über uns waltende Prinzip nennen mag, welches mir besagte Gewohnheit ohne meine Zustimmung gewissermaßen aufgedrungen hat, kann unmöglich schlechtere Gesinnungen haben, als der freundliche Mann bei dem ich in Kondition gegangen und der mir das Gericht Fische, das er mir vorgesetzt, niemals vor der Nase wegzieht, wenn es mir eben recht wohlschmeckt. 

O Natur, heilige hehre Natur! wie durchströmt all‘ deine Wonne, all‘ dein Entzücken, meine bewegte Brust, wie umweht mich dein geheimnisvoll säuselnder Atem! — Die Nacht ist etwas frisch und ich wollte — doch jeder der dies lieset oder nicht lieset, begreift nicht meine hohe Begeisterung, denn er kennt nicht den hohen Standpunkt, zu dem ich mich hinaufgeschwungen! — Hinaufgeklettert wäre richtiger, aber kein Dichter spricht von seinen Füßen, hätte er auch deren viere so wie ich, sondern nur von seinen Schwingen, sind sie ihm auch nicht angewachsen, sondern nur Vorrichtung eines geschickten Mechanikers. Über mir wölbt sich der weite Sternenhimmel, der Vollmond wirft seine funkelnden Strahlen herab und in feurigem Silberglanz stehen Dächer und Türme um mich her! Mehr und mehr verbraust das lärmende Gewühl unter mir in den Straßen, stiller und stiller wird die Nacht — die Wolken ziehen — eine einsame Taube flattert in bangen Liebesklagen girrend um den Kirchturm! — Wie! — wenn die liebe Kleine sich mir nähern wollte? — Ich fühle wunderbar es sich in mir regen, ein gewisser schwärmerischer Appetit reißt mich hin mit unwiderstehlicher Gewalt! — O käme sie die süße Huldin, an mein liebekrankes Herz wollt ich sie drücken, sie nimmer von mir lassen — ha dort flattert sie hinein in den Taubenschlag, die Falsche und läßt mich hoffnungslos sitzen auf dem Dache! — Wie selten ist doch in dieser dürftigen, verstockten, liebeleeren Zeit wahre Sympathie der Seelen. — 

Ist denn das auf zwei Füßen aufrecht einhergehen etwas so großes, daß das Geschlecht, welches sich Mensch nennt, sich die Herrschaft über uns alle, die wir mit sichererem Gleichgewicht auf Vieren daherwandeln, anmaßen darf? Aber ich weiß es, sie bilden sich was Großes ein auf Etwas, was in ihrem Kopfe sitzen soll und das sie die Vernunft nennen. Ich weiß mir keine rechte Vorstellung zu machen, was sie darunter verstehen, aber so viel ist gewiß, daß wenn, wie ich es aus gewissen Reden meines Herrn und Gönners schließen darf, Vernunft nichts anders heißt, als die Fähigkeit mit Bewußtsein zu handeln und keine dumme Streiche zu machen, ich mit keinem Menschen tausche. — Ich glaube überhaupt, daß man sich das Bewußtsein nur angewöhnt; durch das Leben und zum Leben kommt man doch, man weiß selbst nicht wie. Wenigstens ist es mir so gegangen und wie ich vernehme, weiß auch kein einziger Mensch auf Erden das Wie und Wo seiner Geburt aus eigner Erfahrung, sondern nur durch Tradition, die noch dazu öfters sehr unsicher ist. Städte streiten sich um die Geburt eines berühmten Mannes und so wird es, da ich selbst nichts Entscheidendes darüber weiß, immerdar ungewiß bleiben, ob ich in dem Keller, auf dem Boden, oder in dem Holzstall, das Licht der Welt erblickte, oder vielmehr nicht erblickte, sondern nur in der Welt erblickt wurde von der teuren Mama. Denn wie es unserm Geschlecht eigen, waren meine Augen verschleiert. Ganz dunkel erinnere ich mich gewisser knurrender prustender Töne die um mich her erklangen und die ich beinahe wider meinen Willen hervorbringe, wenn mich der Zorn überwältigt. Deutlicher und beinahe mit vollem Bewußtsein finde ich mich in einem sehr engen Behältnis mit weichen Wänden eingeschlossen, kaum fähig Atem zu schöpfen und in Not und Angst ein klägliches Jammergeschrei erhebend. Ich fühle, daß etwas in das Behältnis hinabgriff und mich sehr unsanft beim Leibe packte und dies gab mir Gelegenheit, die erste wunderbare Kraft, womit mich die Natur begabt, zu fühlen und zu üben. Aus meinen weichen überpelzten Vorderpfoten schnellte ich spitze gelenkige Krallen hervor und grub sie ein in das Ding das mich gepackt und das, wie ich später gelernt, nichts anders sein konnte, als eine menschliche Hand. 

Diese Hand zog mich aber heraus aus dem Behältnis, und warf mich hin und gleich darauf fühlte ich zwei heftige Schläge auf den beiden Seiten des Gesichts über die jetzt ein, wie ich wohl sagen mag, stattlicher Bart herüberragt. Die Hand teilte mir, wie ich jetzt beurteilen kann, von jenem Muskelspiel der Pfoten verletzt, ein paar Ohrfeigen zu, ich machte die erste Erfahrung von moralischer Ursache und Wirkung und eben ein moralischer Instinkt trieb mich an, die Krallen eben so schnell wieder einzuziehen, als ich sie hervorgeschleudert. Später hat man dieses Einziehen der Krallen mit Recht als einen Akt der höchsten Bonhommie und Liebenswürdigkeit anerkannt und mit dem Namen »Samtpfötchen«, bezeichnet. 

Wie gesagt, die Hand warf mich wieder zur Erde. Bald darauf erfaßte sie mich aber aufs neue beim Kopf und drückte ihn nieder, so daß ich mit dem Mäulchen in eine Flüssigkeit geriet, die ich, selbst weiß ich nicht, wie ich darauf verfiel, es mußte daher physischer Instinkt sein, aufzulecken begann, welches mir eine seltsame innere Behaglichkeit erregte. Es war wie ich jetzt weiß, süße Milch die ich genoß, mich hatte gehungert und ich wurde satt indem ich trank. So trat nachdem die moralische begonnen, die physische Ausbildung ein. 



E.T.A. Hoffmann: Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. Erster Band. Rückdeckel

1820, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Literaturempfehlungen

Borgards, Roland: Tiere. In: Christine Lubkoll und Harald Neumeyer (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2015, S. 311–315. Link zum K10plus

Dunker, Axel: Die schöne Insulanerin. Kolonialismus in E.T.A. Hoffmanns Südseeerzählung Haimatochare. In: Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 76 (2002), H. 3, S. 386–402. Link zum K10plus

Liebrand, Claudia: „Litterarischer Vandalismus“. Lebens-Ansichten des Katers Murr nebst fragmentarischer Biographie des Kapellmeisters Johannes Kreisler in zufälligen Makulaturblättern. In: Günter Saße (Hg.): E.T.A. Hoffmann. Romane und Erzählungen. Interpretationen. Stuttgart 2004, S. 212–236. Link zum K10plus

Matt, Peter von: Das Tier Murr. In: Gerhard Neumann (Hg.): ‚Hoffmanneske Geschichte‘. Zu einer Literaturwissenschaft als Kulturwissenschaft. Würzburg 2005, S. 179–197. Link zum K10plus



Oliver Laric: Hundemensch

2018, Berlin

Aus der Sammlung von

Tanya Leighton Gallery, Berlin and Los Angeles

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Oliver Laric, Tanya Leighton Gallery

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Oliver Laric: 'Hundemensch' (2018)

Oliver Larics aus Kunstharz gefertigte Skulptur, von der mehrere Varianten existieren, thematisiert das Verhältnis von Mensch und Tier. Unter der zunächst glatt und glänzend erscheinenden Oberfläche sind außerdem weitere Elemente, etwa ein Krebs, zu entdecken. Wie auch bei Hoffmann spielt sich unter der Oberfläche allerlei Unheimliches und Fantastisches ab. So wirft die Skulptur Fragen auf: Warum etwa umarmt der Hundemensch den Hund? Fühlt er sich zu ihm hingezogen? Möchte er ganz Hund werden? Worin unterscheiden sich Mensch und Tier? 



Oliver Larics 'Hundemensch' im Stabi Kulturwerk

Aus der Sammlung von

Oliver Laric, Tanya Leighton Gallery

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Oliver Laric, Tanya Leighton Gallery. Foto: Anka Bardeleben-Zennström/ Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Ausstellungsansicht; Gestaltung: TheGreenEyl

Oliver Larics 'Hundemensch' im Stabi Kulturwerk, Staatsbibliothek zu Berlin



Oliver Larics 'Hundemensch' im Deutschen Romantik-Museum, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Oliver Laric, Tanya Leighton Gallery

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Oliver Laric, Tanya Leighton Gallery. Foto: Alexander Paul Englert/ Freies Deutsches Hochstift

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Oliver Larics 'Hundemensch' im Deutschen Romantik-Museum, Frankfurt am Main



E.T.A. Hoffmann: Selbstbildnis: Brustbild mit physiognomischen Erläuterungen

Jahreswende 1815/16, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, V A 225c. Foto: Gerald Raab

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Psychologie

Die Psychologie machte im frühen 19. Jahrhundert bedeutende Fortschritte, und Hoffmann nahm dies aufmerksam wahr. Das ist auch seinen Texten anzumerken, etwa der komplexen Gestaltung von Hoffmanns Figuren. Dank seiner Beobachtungsgabe gelang es ihm, die verborgenen Seiten der menschlichen Seele in unheimlichen Erzählungen darzustellen. Auch als Jurist war Hoffmann auf der Höhe der psychologischen Forschung seiner Zeit. In seinem Selbstbildnis mit physiognomischen Erläuterungen (1815– 1816) parodiert er voller Selbstironie die Vorstellungen der Physiognomik.



E.T.A. Hoffmann: Selbstbildnis: Brustbild mit physiognomischen Erläuterungen

Jahreswende 1815/16, Berlin

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek Bamberg

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Staatsbibliothek Bamberg, V A 225c. Foto: Gerald Raab

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SelbstbildnisHoffmann_zuschnitt_komprimiert.jpg


Tafel II. In: Philippe Pinel: "Philosophisch-medicinische Abhandlung über Geistesverirrungen oder Manie. Mit Kupfertafeln, welche die Form einiger Schedel, und die Abbildungen einiger Wahnsinnigen darstellen"

1801, Wien

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Pinel.Philosophisch-medicinischeAbhandlung_SBBeKK690_zugeschnitten_komprimiert.jpg


'Philosophisch-medicinische Abhandlung'

Um 1800 wandelt sich der Blick auf den "Wahnsinn". "Wahnsinnige" werden nun nicht mehr einfach ausgegrenzt und eingesperrt. Sie werden stattdessen als Leidende wahrgenommen, die therapiert werden sollen. So tritt an die Stelle einer Betrachtung des "Wahnsinns" aus der Perspektive der Philosophie ein medizinisch-naturwissenschaftlicher Blick auf psychische Krankheiten. Wichtig war hier unter anderen der französische Arzt Philippe Pinel, der im Hospice de Bicêtre bei Paris dafür sorgte, dass die "Wahnsinnigen" nicht mehr wie Häftlinge behandelt wurden. 1801 verfasste er seine Philosophisch-medicinische Abhandlung über Geistesverirrungen oder Manie.

[Des] Menschen Wille ist ein gebrechliches Ding, oft knickt ihn ein daher ziehendes Lüftchen.

E.T.A. Hoffmann: Meister Floh, 1822





Zeitschrift für die Criminal-Rechts-Pflege in den Preußischen Staaten mit Ausschluß der Rheinprovinzen. Bd. 1 = H. 1/2

1825, Berlin

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Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie

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Max-Planck-Institut für Rechtsgeschichte und Rechtstheorie

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schmolling_komprimiert.jpg


Der Fall Schmolling

Der Tabakspinnergeselle Daniel Schmolling hatte 1817 in der Hasenheide seine Geliebte, Henriette Lehne, erstochen. Er wurde wegen Mordes angeklagt, jedoch zunächst für schuldunfähig befunden. Hoffmann aber kam in einem weiteren Gutachten zu dem Schluss, Schmolling sei doch schuldfähig. Dieser wurde daraufhin zum Tod durch das Rad verurteilt, vom König aber begnadigt, sodass er lebenslang in Haft kam. Dort ermordete er 1825 einen Mithäftling. Wegen dieses zweiten Mords wurde er erneut zum Tode verurteilt und 1828 hingerichtet.

Hoffmanns Gutachten ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die Juristen zu dieser Zeit fürchteten, die zunehmend an Einfluss gewinnende Psychiatrie könne das Primat der menschlichen Handlungsfreiheit und mit diesem die Grundlage des Schuldstrafrechts aushöhlen.

E.T.A. Hoffmann: Der Einsiedler Serapion (1819)

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Ihr wißt, daß ich mich vor mehreren Jahren einige Zeit 36 hindurch in B***, einem Orte der bekanntlich in der anmutigsten Gegend des südlichen Teutschlands gelegen, aufhielt. Nach meiner Weise pflegte ich allein ohne Wegweiser, dessen ich wohl bedurft, weite Spaziergänge zu wagen und so geschah es, daß ich eines Tages in einen dichten Wald geriet und je emsiger ich zuletzt Weg und Steg suchte, desto mehr jede Spur eines menschlichen Fußtritts verlor. Endlich wurde der Wald etwas lichter, da gewahrte ich unfern vor mir einen Mann in brauner Einsiedlerkutte, einen breiten Strohhut auf dem Kopf, mit langem schwarzem verwildertem Bart, der dicht an einer Bergschlucht auf einem Felsstück saß und die Hände gefaltet gedankenvoll in die Ferne schaute. Die ganze Erscheinung hatte etwas fremdartiges, seltsames, ich fühlte leise Schauer mich durchgleiten. Solchen Gefühls kann man sich auch wohl kaum erwehren, wenn das, was man nur auf Bildern sah oder nur aus Büchern kannte, plötzlich ins wirkliche Leben tritt. Da saß nun der Anachoret aus der alten Zeit des Christentums in Salvator Rosa’s wildem Gebürge lebendig mir vor Augen. — Ich besann mich bald, daß ein ambulierender Mönch wohl eben nichts ungewöhnliches in diesen Gegenden sei und trat keck auf den Mann zu mit der Frage, wie ich mich wohl am leichtesten aus dem Walde heraus finden könne um nach B*** zurückzukehren. Er maß mich mit finsterm Blick und sprach dann mit dumpfer feierlicher Stimme: »Du handelst sehr leichtsinnig und unbesonnen, daß du mich in dem Gespräch, das ich mit den würdigen Männern, die um mich versammelt, führe, mit einer einfältigen Frage unterbrichst! — Ich weiß es wohl, daß bloß die Neugierde mich zu sehen und mich sprechen zu hören dich in diese Wüste trieb, aber du siehst, daß ich jetzt keine Zeit habe mit dir zu reden. Mein Freund Ambrosius von Camaldoli kehrt nach Alexandrien zurück, ziehe mit ihm.« Damit stand der Mann auf und stieg hinab in die Bergschlucht. Mir war als läg‘ ich im Traum. Ganz in der Nähe hört‘ ich das Geräusch eines Fuhrwerks, ich arbeitete mich durchs Gebüsch, stand bald auf einem Holzwege und sah vor mir einen Bauer, der auf einem zweirädrigen Karren daher fuhr und den ich schnell ereilte. Er brachte mich bald auf den großen Weg nach B***. Ich erzählte ihm unterweges mein Abenteuer und fragte ihn, wer wohl der wunderliche Mann im Walde sei. »Ach lieber Herr, erwiderte der Bauer, das ist der würdige Mann der sich Priester Serapion nennt und schon seit vielen Jahren im Walde eine kleine Hütte bewohnt, die er sich selbst erbaut hat. Die Leute sagen, er sei nicht recht richtig im Kopfe, aber er ist ein lieber frommer Herr der niemanden etwas zu Leide tut und der uns im Dorfe mit andächtigen Reden recht erbaut und uns guten Rat erteilt wie er nur kann.« Kaum zwei Stunden von B*** hatte ich meinen Anachoreten angetroffen, hier mußte man daher auch mehr von ihm wissen, und so war es auch wirklich der Fall. Doktor S** erklärte mir alles. Dieser Einsiedler war sonst einer der geistreichsten vielseitig ausgebildetsten Köpfe die es in M — gab. Kam noch hinzu, daß er aus glänzender Familie entsprossen, so konnt‘ es nicht fehlen, daß man ihn, kaum hatte er seine Studien vollendet, in ein bedeutendes diplomatisches Geschäft zog, dem er mit Treue und Eifer vorstand. Mit seinen Kenntnissen verband er ein ausgezeichnetes Dichtertalent, alles was er schrieb, war von einer feurigen Fantasie, von einem besondern Geiste, der in die tiefste Tiefe schaute, beseelt. Sein unübertrefflicher Humor machte ihn zum angenehmsten, seine Gemütlichkeit zum liebenswürdigsten Gesellschafter, den es nur geben konnte. Von Stufe zu Stufe gestiegen hatte man ihn eben zu einem wichtigen Gesandtschaftsposten bestimmt, als er auf unbegreifliche Weise aus M — verschwand. Alle Nachforschungen blieben vergebens und jede Vermutung scheiterte an diesem, jenem Umstande, der sich dabei ergab. 

Nach einiger Zeit erschien im tiefen Tyrolergebürge ein Mensch, der in eine braune Kutte gehüllt in den Dörfern predigte und sich dann in den wildesten Wald zurück zog, wo er einsiedlerisch lebte. Der Zufall wollte es, daß Graf P** diesen Menschen, der sich für den Priester Serapion ausgab, zu Gesicht bekam. Er erkannte augenblicklich in ihm seinen unglücklichen aus M — verschwundenen Neffen. Man bemächtigte sich seiner, er wurde rasend und alle Kunst der berühmtesten Ärzte in M — vermochte nichts in dem fürchterlichen Zustande des Unglücklichen zu ändern. Man brachte ihn nach B*** in die Irrenanstalt und hier gelang es wirklich dem methodischen auf tiefe psychische Kenntnis gegründeten Verfahren des Arztes, der damals dieser Anstalt vorstand, den Unglücklichen wenigstens aus der Tobsucht zu retten, in die er verfallen. Sei es, daß jener Arzt seiner Theorie getreu dem Wahnsinnigen selbst Gelegenheit gab zu entwischen oder daß dieser selbst die Mittel dazu fand, genug er entfloh und blieb eine geraume Zeit hindurch verborgen. Serapion erschien endlich in dem Walde zwei Stunden von B*** und jener Arzt erklärte, daß, habe man wirkliches Mitleiden mit dem Unglücklichen, wolle man ihn nicht aufs neue in Wut und Raserei stürzen, wolle man ihn ruhig und nach seiner Art glücklich sehen, so müsse man ihn im Walde und dabei vollkommne Freiheit lassen nach Willkür zu schalten und zu walten. Er stehe für jede schädliche Wirkung. Der bewährte Ruf des Arztes drang durch, die Polizeibehörde begnügte sich damit den nächsten Dorfgerichten die entfernte unmerkliche Aufsicht über den Unglücklichen zu übertragen und der Erfolg bestätigte, was der Arzt vorhergesagt. Serapion baute sich eine niedliche ja nach den Umständen bequeme Hütte, er verfertigte sich Tisch und Stuhl, er flocht sich Binsenmatten zum Lager, er legte ein kleines Gärtlein an in dem er Gemüse und Blumen anpflanzte. Bis auf die Idee daß er der Einsiedler Serapion sei, der unter dem Kaiser Dezius in die Thebaische Wüste floh und in Alexandrien den Märtyrer-Tod litt, und was aus dieser folgte, schien sein Geist gar nicht zerrüttet. Er war im Stande die geistreichsten Gespräche zu führen, ja nicht selten traten Spuren jenes scharfen Humors, ja wohl jener Gemütlichkeit hervor, die sonst seine Unterhaltung belebten. Übrigens erklärte ihn aber jener Arzt für gänzlich unheilbar und widerriet auf das ernstlichste jeden Versuch ihn für die Welt und für seine vorigen Verhältnisse wieder zu gewinnen. — Ihr könnt euch wohl vorstellen, daß mein Anachoret mir nun nicht aus Sinn und Gedanken kam, daß ich eine unwiderstehliche Sehnsucht empfand ihn wiederzusehen. — Aber nun denkt euch meine Albernheit! — Ich hatte nichts geringeres im Sinn, als Serapions fixe Idee an der Wurzel anzugreifen! — Ich las den Pinel — den Reil — alle mögliche Bücher über den Wahnsinn, die mir nur zur Hand kamen, ich glaubte, mir, dem fremden Psychologen, dem ärztlichen Laien sei es vielleicht vorbehalten in Serapions verfinsterten Geist einen Lichtstrahl zu werfen. Ich unterließ nicht außer jenem Studium des Wahnsinns mich mit der Geschichte sämtlicher Serapions, deren es in der Geschichte der Heiligen und Märtyrer nicht weniger als acht gibt, bekannt zu machen, und so gerüstet suchte ich an einem schönen hellen Morgen meinen Anachoreten auf. 



Ausstellungsraum Frankfurt am Main, Vitrine 'Psychologie, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Literaturempfehlungen

Auhuber, Friedhelm: In einem fernen dunklen Spiegel. E.T.A. Hoffmanns Poetisierung der Medizin. Opladen 1986. Link zum K10plus

Kohns, Oliver: Die Verrücktheit des Sinns: Wahnsinn und Zeichen bei Kant, E.T.A. Hoffmann und Thomas Carlyle. Bielefeld 2007. Link zum K10plus

Kolkenbrock-Netz, Jutta: Wahnsinn der Vernunft – juristische Institution – literarische Praxis. Das Gutachten zum Fall Schmolling und die Erzählung ‚Der Einsiedler Serapion‘ von E.T.A. Hoffmann. In: Jutta Kolkenbrock-Netz, Gerhard Plumpe und Hans Joachim Schrimpf (Hg.): Wege der Literaturwissenschaft. Bonn 1985, S. 122–144. Link zum K10plus

Loquai, Franz: Künstler und Melancholie in der Romantik. Frankfurt a.M. 1984. Link zum K10plus

Mangold, Hartmut: Gerechtigkeit durch Poesie. Rechtliche Konfliktsituationen und ihre literarische Gestaltung bei E.T.A. Hoffmann. Wiesbaden 1989. Link zum K10plus

Reuchlein, Georg: Das Problem der Zurechnungsfähigkeit bei E.T.A. Hoffmann und Georg Büchner. Frankfurt am Main 1985. Link zum K10plus

Reuchlein, Georg: Bürgerliche Gesellschaft, Psychiatrie und Literatur. München 1986. Link zum K10plus



Historische Laborgeräte: Alembik, Retorte mit Standboden, Kolben, Dreieckstiegel

17./18. Jahrhundert

Aus der Sammlung von

Deutsches Apotheken-Museum

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Dt. Apotheken Museum-Stiftung, Heidelberg

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Geheimwissenschaften

Alchemie, Astrologie, Kabbala und Magie werden häufig als Geheimwissenschaften bezeichnet. Diese galten zu Hoffmanns Zeit schon nicht mehr als wissenschaftlich. Gerade dies schuf Möglichkeiten zu ihrer Verarbeitung in der Literatur. Auch Hoffmann war mit den Geheimwissenschaften vertraut. Vor allem die Alchemie spielt in vielen Erzählungen Hoffmanns eine Rolle, etwa im Sandmann, in Ignaz Denner oder im Fräulein von Scuderi. Die Tabula Smaragdina Hermetis ist einer der Grundlagentexte der Alchemie. In Experimenten versuchten ihre Anhänger sich an der Verwandlung von "unedlem Metall" in Gold und an der Entwicklung einer Universalmedizin.



Heinrich Khunrath: Tabula Smaragdina Hermetis

1609

Aus der Sammlung von

Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

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Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt

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'Amphitheatrum Sapientiae Aeternae, Solius Verae'

Die im posthum veröffentlichten Amphitheatrum Sapientiae Aeternae, Solius Verae des Arztes Heinrich Khunrath enthaltene Abbildung der Tabula Smaragdina Hermetis präsentiert den für die Alchemie wichtigen Text in lateinischer und deutscher Sprache. Der Text war ursprünglich Teil der sogenannten "geheimen Schriften" des Hermes Trismegistos, bei dem es sich allerdings um eine imaginäre Figur handelt. Der Text der Tabula Smaragdina Hermetis sowie der Stich aus dem Band Khunraths tauchen auch in der Netflix-Serie Dark auf: Hier ist vor allem der lateinische Satz „Sic mundus creatus est“ als Name einer Geheimorganisation prominent.

Glaser, ein teutscher Apotheker, der beste Chemiker seiner Zeit, beschäftigte sich, wie es bei Leuten von seiner Wissenschaft wohl zu geschehen pflegt, mit alchymistischen Versuchen. Er hatte es darauf abgesehen, den Stein der Weisen zu finden.

E.T.A. Hoffmann: Das Fräulein von Scuderi, 1819



E.T.A. Hoffmann: Ignaz Denner(1816)

Textausschnitt (zum Volltext auf projekt-gutenberg.org)

In der Nacht vor der Hinrichtung ergriff den Trabacchio die entsetzlichste Todesangst; er war überzeugt, daß ihn nichts mehr von der namenlosen Marter des Feuertodes retten würde. Da faßte und rüttelte er in wahnsinniger Verzweiflung die Eisenstäbe des Gitterfensters und zerbröckelt blieben sie in seinen Händen. Ein Strahl der Hoffnung fiel in seine Seele. Man hatte ihn in einen Turm dicht neben dem trocknen Stadtgraben gesperrt; er schaute in die Tiefe und der Entschluß sich hinabzustürzen, und so sich zu retten, oder zu sterben, war auf der Stelle gefaßt. Der Ketten hatte er sich bald mit geringer Anstrengung entledigt. Als er sich hinauswarf, vergingen ihm die Sinne, er erwachte, als die Sonne hell strahlte. Da sah er, wie er zwischen Strauchwerk in hohes Gras gefallen, aber an allen Gliedern verstaucht und verrenkt, vermochte er sich nicht zu regen und zu rühren. Schmeißfliegen und anderes Ungeziefer setzten sich auf seinen halbnackten Körper und stachen und leckten sein Blut, ohne daß er sie abwehren konnte. So brachte er einen martervollen Tag hin. Erst des Nachts gelang es ihm weiter zu kriechen und er war glücklich genug, an eine Stelle zu kommen, wo sich etwas Regenwasser gesammelt hatte, welches er begierig einschlürfte. Er fühlte sich gestärkt und vermochte mühsam hinanzuklimmen und sich fortzuschleichen, bis er den Forst erreichte, der unfern von Fulda anhob und sich beinahe bis an das Vachsche Schloß erstreckte. So war er bis in die Gegend gekommen, wo ihn Andres mit dem Tode ringend fand. Die entsetzliche Anstrengung der letzten Kraft hatte ihn ganz erschöpft und wenige Minuten später hätte ihn Andres sicherlich tot gefunden. Ohne daran zu denken, was künftig mit dem Trabacchio, der der Obrigkeit entflohen, werden sollte, brachte ihn Andres in ein einsames Zimmer und pflegte ihn auf alle nur mögliche Weise, aber so behutsam ging er dabei zu Werke, daß niemand die Anwesenheit des Fremden ahnte; denn selbst der Knabe, gewohnt dem Vater blindlings zu gehorchen, verschwieg getreulich das Geheimnis. Andres frug nun den Trabacchio, »ob er denn gewiß und wahrhaftig Giorgina’s Vater sei«. »Allerdings bin ich das«, erwiderte Trabacchio. »In der Gegend von Neapel entführte ich einst ein bildschönes Mädchen, die mir eine Tochter gebar. Nun weißt du schon, Andres, daß eines der größten Kunststücke meines Vaters die Bereitung jenes köstlichen wundersamen Liquors war, wozu das Hauptingredienz das Herzblut von Kindern ist, die neun Wochen, neun Monate, oder neun Jahre alt und von den Eltern dem Laboranten freiwillig anvertraut sein müssen. Je näher die Kinder mit dem Laboranten in Beziehung stehen, desto wirkungsvoller entsteht aus ihrem Herzblut Lebenskraft, stete Verjüngung, ja selbst die Bereitung des künstlichen Goldes. Deshalb schlachtete mein Vater seine Kinder und ich war froh, das Töchterlein, das mir mein Weib geboren, auf solche verruchte Weise höheren Zwecken opfern zu können, Noch kann ich nicht begreifen, auf welche Weise mein Weib die böse Absicht ahnte; aber sie war vor Ablauf der neunten Woche verschwunden und erst nach mehrern Jahren erfuhr ich, daß sie in Neapel gestorben sei und ihre Tochter Giorgina bei einem grämlichen geizhalsigen Gastwirt erzogen würde. Eben so wurde mir ihre Verheiratung mit dir und dein Aufenthalt bekannt. Nun kannst du dir erklären, Andres, warum ich deinem Weibe gewogen war und warum ich, ganz erfüllt von meinen verruchten Teufelskünsten, deinen Kindern so nachstellte..



Franz Wacik: Illustration zu "Der Sandmann"

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Literaturempfehlungen

Basilius Valentinus: Von dem grossen Stein der uhralten Weisen. In: Ders.: Chymische Schriften alle / so viel derer vorhanden. Bd. 1. Hamburg 1700, 7–74. Link zum K10plus

Kilcher, Andreas: Die Sprachtheorie der Kabbala als ästhetisches Paradigma. Die Konstruktion einer ästhetischen Kabbala seit der Frühen Neuzeit. Stuttgart, Weimar 1998. Link zum K10plus

Neumeyer, Harald: Arkanwissenschaften. In: Christine Lubkoll und Harald Neumeyer (Hg.): E.T.A. Hoffmann Handbuch. Leben – Werk – Wirkung. Stuttgart 2015, S. 237–241. Link zum K10plus

Neumeyer, Harald: Wie eine Naturwissenschaft zum Märchen wird: Die Alchemie-Debatte der Aufklärung und ihre literarischen Folgen. In: Rudolf Freiburg, Christine Lubkoll und Harald Neumeyer (Hg.): Zwischen Literatur und Naturwissenschaft. Debatten – Probleme – Visionen 1680–1820. Berlin und Boston 2017, S. 63–84. Link zum K10plus

Priesner, Claus: Geschichte der Alchemie. München 2011. Link zum K10plus

Schütt, Hans Werner: Auf der Suche nach dem Stein der Weisen. Die Geschichte der Alchemie. München 2000. Link zum K10plus

07

Rezeption



Carin Kreuzberg: E.T.A. Hoffmann Denkmal

Kunstgießer Wilfried Hann , Vorlage: 1978-79
zweite Ausführung: 1996

Aus der Sammlung von

Carin Kreuzberg

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Carin Kreuzberg. Foto: Jannik Fiebitz

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Inspiration für Kunst und Kultur

Bis heute inspirieren E.T.A. Hoffmanns Werk und Persönlichkeit Kulturschaffende auf der ganzen Welt. Vor allem seine unheimlich-fantastischen Erzählungen dienen als Vorbild für Science-Fiction- und Fantasy-Motive in Literatur, Malerei und Musik, im Film und im Comic.

Die darin aufgeworfenen Fragen zu technischen Entwicklungen wie der Robotik oder zur Sichtbarmachung des Unsichtbaren ermöglichen noch heute ein produktives künstlerisches Anknüpfen an das Werk E.T.A. Hoffmanns. Dass auch die Gegenwartskunst für die Beantwortung aktuell drängender Fragen immer wieder auf den Romantiker zurückgreift, spricht für die fortdauernde Relevanz seines Werks.



Marian Kaiser: Films never made – Hoffmann Flicker

2022

Aus der Sammlung von

Marian Kaiser

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Marian Kaiser

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Kurzbeschreibung
Einen einzigartigen Einblick in Hoffmanns Sprache bietet die gegenwartskünstlerische Arbeit FILMS NEVER MADE – HOFFMANN FLICKER, die eigens für die Frankfurter Ausstellung entstanden ist. Für die Video-Installation wurde eine frei nutzbare künstliche Intelligenz mit den Volltexten von Hoffmanns literarischem Werk gefüttert. Der Algorithmus filtert wichtige Schlagworte aus den Texten heraus und organisiert sie nach vom Künstler festgelegten Parametern. Als für das Textverständnis besonders relevant identifizierte Wörter werden durch Wiederholung zusätzlich hervorgehoben. Die durch den Algorithmus entstandene Textmasse wird dann durch eine Software zur Verbesserung der Lesegeschwindigkeit in eine Video-Projektion verwandelt.
Konzept: Marian Kaiser mit TheGreenEyl

.



Projektion von Marian Kaisers 'Films never made – Hoffmann Flicker' im Deutschen Romantik-Museum, Frankfurt am Main

Fotografie, 2023, Frankfurt am Main

Aus der Sammlung von

Freies Deutsches Hochstift

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© Freies Deutsches Hochstift, Foto: Alexander Paul Englert

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Sprachwelten

Einen einzigartigen Einblick in Hoffmanns Sprache bietet die gegenwartskünstlerische Arbeit FILMS NEVER MADE – HOFFMANN FLICKER, die eigens für die Frankfurter Ausstellung entstanden ist. Für die Video-Installation wurde eine frei nutzbare künstliche Intelligenz mit den Volltexten von Hoffmanns literarischem Werk gefüttert. Der Algorithmus filtert wichtige Schlagworte aus den Texten heraus und organisiert sie nach vom Künstler festgelegten Parametern. Als für das Textverständnis besonders relevant identifizierte Wörter werden durch Wiederholung zusätzlich hervorgehoben. Die durch den Algorithmus entstandene Textmasse wird dann durch eine Software zur Verbesserung der Lesegeschwindigkeit in eine Video-Projektion verwandelt. Die Besucher:innen können nun die Wortserien in einer großen Projektion verfolgen und Hoffmanns Werk und seine Sprache auf ganz neue Weise erfahren.



Jón Thor Gíslason: Das fremde Kind

2008

Aus der Sammlung von

Jón Thor Gíslason

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Jón Thor Gíslason

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Jón Thor Gíslason_Das fremde Kind, 2008, Acryl, Asphalt, Schlagmetall auf Leinwand, 200 x 150 cm, Besitz des Künstlers.jpg


Inspiration für die bildende Kunst

Zahlreiche Maler:innen haben sich in den vergangenen 200 Jahren immer wieder mit E.T.A. Hoffmann beschäftigt. Einige nehmen Bezug auf seine Motivwelt, andere stellen ganz konkrete Szenen aus seinen Werken dar. Besondere Beispiele sind hier abgebildet:

  • Jón Thor Gíslason: Das fremde Kind (2008)
  • Bernard Schultze: Eine Szene E.T.A. Hoffmanns (1995)
  • Paul Klee: Hoffmanneske Märchenscene (1921)
  • Oskar Schlemmer: Entwurf zur Figurine: Der Abstrakte (um 1920)
  • Carl Blechen: Pater Medardus (1826)


Bernhard Schultze: Eine Szene E.T.A. Hoffmanns

1995

Aus der Sammlung von

Sammlung Ute Mronz

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© Sammlung Ute Mronz, Foto: Bernhard Moll

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Bernard_Schultze_021_komprimiert.jpg


Paul Klee: Hoffmanneske Szene

1921

Aus der Sammlung von

Staatliche Kunsthalle Karlsruhe

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Paul_klee_Hoffmaneske_Szene_II 131-29_RGB_komprimiert.jpg


Oskar Schlemmer: Kostümentwurf 'Der Abstrakte' zum 1. Triadischen Ballett

um 1920

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek

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Staatliche Museen zu Berlin, Kunstbibliothek. Foto: Dietmar Katz

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Oskar_Schlemmer_Entwurf_zur_Figurine_h_70268059_komprimiert.jpg


Carl Blechen: Pater Medardus

1826

Aus der Sammlung von

Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie

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Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie. Foto: Karin März

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Blechen_Medardus_komprimiert.jpg


Michael Bensman: E.T.A. Hoffmann – Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde

2015, Moskva, Berlin

Aus der Sammlung von

SBB-PK/ Michael Bensman / Video: Anka Bardeleben-Zennström

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SBB-PK © Michael Bensman / Video: Anka Bardeleben-Zennström

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Michael Bensman: Die Geschichte vom verlorenen Spiegelbilde (2015)

Die Hoffmann-Sammlung der Staatsbibliothek zu Berlin umfasst zahlreiche bibliophile Kunstwerke, darunter Malerbücher von Felix Martin Furtwängler, Buchcollagen von Elisabeth Broel und Künstlerbücher von Karl-Friedrich Groß. Mit Michael Bensmans Buchobjekt wird das Ausgangsmedium Buch zur raumgreifenden Skulptur. Der Text ist auf ein Minimum reduziert, dafür versinnbildlichen schwarze Hände, die nach dem Spiegelbild greifen, die proto-psychologischen Untertöne in Hoffmanns Erzählung.



Claire Illouz: Les Corridors de Theodore

2023

Aus der Sammlung von

Claire Illouz

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Claire Illouz

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Claire Illouz: Les Corridors de Theodore

Das Künstlerbuch der französischen Buchkünstlerin Claire Illouz entstand im Auftrag der Staatsbibliothek zu Berlin. Illouz besuchte die drei Standorte der Ausstellung Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022 in Berlin, der Bamberg und Frankfurt am Main. Ihre Eindrücke beim Besuch der Ausstellungen und ihre Auseinandersetzung mit dem Werk E.T.A. Hoffmanns inspirierten ihr Künstlerbuch. Illouz' Arbeiten zeichnen sich durch eine individuelle, sehr dynamische und moderne Visualisierung des Unheimlich-Fantastischen aus, die unmittelbar die Emotionen der Betrachtenden anspricht.



Das fremde Kind. Illustriert von Katina Vasileva Peeva

2019

Aus der Sammlung von

Katina Peeva

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Katina Peeva

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Illustrationen

E.T.A. Hoffmann gilt als der am meisten illustrierte Schriftsteller der Welt. Zahlreiche Künstler:innen aus aller Welt bebilderten seine Erzählungen.

Das Fremde Kind

Zum Jubiläumsjahr erschien zum Beispiel eine multimediale bulgarische Ausgabe zum Märchen Das Fremde Kind mit einer Audio-Lesung von Samuel Finzi, Illustrationen von Katina Vasileva Peeva und Musik von Ivan Shopov, Georgi Strezov, Simeon Eduard und Ina Kancheva, der federführenden Herausgeberin. Pünktlich zum Start der Ausstellung präsentierte der Secession Verlag die deutsche Ausgabe.



Wolfgang Schaukal: Klein Zaches

um 1955

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Wolfgang Schaukal / Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Entwurf für einen Kachelofen in der Wohnung der Familie Schaukal in Graz
Schaukal_Klein_Zaches_WS-2018-005_200ppi-10er_zugeschnitten.jpg


Entwürfe für einen Kachelofen: Wolfgang Schaukal

Regelmäßig erwirbt die Staatsbibliothek zu Berlin besondere Materialien für ihre E.T.A. Hoffmann-Sammlung. 2021 gelang ein Ankauf von 139 fertigen Arbeiten, Entwürfen, Skizzen und Studien des österreichischen Malers Wolfgang Schaukal (1900–1981). Als Sohn des Schriftstellers Richard von Schaukal, für den E.T.A. Hoffmann eine große Rolle spielte und der zahlreiche Hoffmann-Werke herausgab, kam Wolfgang schon als Kind mit den Werken Hoffmanns in Kontakt. Regelmäßiges Familienritual war zum Beispiel, dass die Werke E.T.A. Hoffmanns (und anderer Dichter) vom Vater vorgelesen wurden.

Gezeigt werden hier Entwürfe zu zwei Kacheln für den Ofen der Familie Schaukal. Eine zeigt Klein Zaches, die andere eine Szene aus Der Goldne Topf.

Beitrag zum Ankauf des Nachlasses



Wolfgang Schaukal: Der Goldne Topf

um 1955

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Wolfgang Schaukal / Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Kurzbeschreibung
Entwurf für einen Kachelofen in der Wohnung der Familie Schaukal in Graz
Schaukal_Der_goldne_Topf_WS-2018-001_200ppi-10er_zugeschnitten.jpg


Wilhelm Stumpf: Illustration zu 'Rat Krespel'

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Illustration zu Rat Krespel: Wilhelm Stumpf

E.T.A. Hoffmanns Erzählung Rat Krespel erschien zunächst im Frauentaschenbuch für das Jahr 1818 und dann im Jahr 1819 auch im ersten Band von Hoffmanns Erzählsammlung Die Serapionsbrüder. Der Text erzählt die Geschichte des seltsamen Rat Krespel, der ein eigensinniges Verhältnis zu Geigen pflegt: So stellt der Rat die beeindruckendsten Geigen her, um sie anschließend nur ein einziges Mal zu spielen und dann auseinander zu nehmen.

Den Kern der Erzählung aber bildet des Leiden von Antonie, der Tochter des Rats. Durch ein organisches Brustleiden ist sie einerseits dazu in der Lage, beeindruckend schön zu singen, andererseits bringt sie gerade das Singen in akute Lebensgefahr. Rat Krespel hat es sich zur Aufgabe gemacht, Antonies Leben dadurch zu retten, dass sie nicht mehr singt. Er scheitert daran.

Gezeigt werden hier zwei Illustrationen des Landschafts- und Porträtmalers Wilhelm Stumpf (18731926). In dieser Ausgabe bebilderte Stumpf eine Zusammestellung der „schönsten“ (das heißt, die ‚leichteren‘) Erzählungen Hoffmanns. Auch die Farbwahl und Maltechniken sowie die Motive und Darstellung wirkten eher restaurativ und ‚biedermeierlich‘.



Wilhelm Stumpf: Illustration zu 'Rat Krespel'

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Theodor Hosemann: Illustration zu 'Das fremde Kind'

Aus der Sammlung von

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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DasfremdeKind_komprimiert.jpg


Illustration zu Das Fremde Kind: Theodor Hosemann

E.T.A. Hoffmanns Kunstmärchen Das fremde Kind erschien zunächst 1817 in der Märchensammlung Kinder-Mährchen und dann 1819 im zweiten Band der Erzählsammlung Die Serapionsbrüder. Im Märchen begegnen die beiden Kinder Christlieb und Felix im Wald einem geheimnisvollen fremden Kind, das mit ihnen in der freien Natur spielt und für allerlei Wunder verantwortlich ist. Es kommt zum Konflikt zwischen dem inzwischen angekommenen furchteinflößenden Lehrer Magister Tinte und dem fremden Kind. Während letzteres die freie Natur verkörpert, kann der Lehrer mit dieser nichts anfangen und versteht sie auch nicht. Letztlich lehnen auch die Eltern der Kinder den Lehrer ab und der Vater erinnert sich, das fremde Kind auch einmal gekannt zu haben.

Die Biedermeier-Illustrationen von Theodor Hosemann (1807–1875) gehören zu den bekanntesten Bildern zu E.T.A. Hoffmanns Werk, sie wurden in zahlreiche spätere Ausgaben übernommen. Die Federzeichnungen Hosemanns sind zwar ihrer Zeit verhaftet, schaffen es aber einfühlsam, die Intention der jeweiligen Textstellen lebendig wiederzugeben.



Das Fräulein von Scuderi

Regie: Eugen York, Kamera: Eugen Klagemann, 1955, Deutsche Demokratische Republik (DDR), Schweden
DEFA-Studio für Spielfilme / A. B. Pandora Film, Stockholm

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DEFA-Stiftung

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Foto © DEFA-Stiftung/Eduard Neufeld

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Kurzbeschreibung
Cardillac (Willy A. Kleinau) präsentiert dem erstaunten Olivier (Roland Alexandre) die geraubten Schmuckstücke im Gewölbe

Film

Das Werk E.T.A. Hoffmanns inspiriert Filmemacher:innen über die gesamte Filmgeschichte bis heute. Schon seit den frühen Tagen des Films wurden Werke Hoffmanns als Verfilmungen neu interpretiert.

Auch ist ein sehr breiter – indirekterer – Einfluss Hoffmanns auf die Filmgeschichte zu verzeichnen. Seine Erzählungen beeinflussten zahlreiche phantastische Filme bis hin zu gegenwärtigen Horror-Filmen.



Die Elixiere des Teufels

Regie: Brigitte und Ralf Kirsten. Kamera: Claus Neumann, 1973, DDR / ČSSR

Aus der Sammlung von

DEFA-Stiftung

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Foto © DEFA-Stiftung/Horst Blümel

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Kurzbeschreibung
Der elegante Viktorin (Andrzej Kopiczyński) mit der verbotenen Flasche

Auswahl Filme

  • DIE PUPPE, 1919, Regie: Ernst Lubitsch, Drehbuch: E.T.A. Hoffmann, Ernst Lubitsch, Hanns Kräly
  • DAS CABINETT DES DR. CALIGARI. 1921, Decla-Film-Gesellschaft, Regie: Robert Wiene, Drehbuch: Carl Mayer, Hans Janowitz
  • DAS FRÄULEIN VON SCUDERI. 1955, Regie: Eugen York, Drehbuch: Joachim Barckhausen, Alexander Graf Stenbock-Fermor
  • BLADE RUNNER. 1982, Regie: Ridley Scott, Drehbuch: Hampton Fancher, David Webb Peoples
  • DER SANDMANN. 1993, Regie: Eckhart Schmidt, Drehbuch: Eckhart Schmidt
  • DER NACHTMAHR. 2015, Regie: AKIZ (Achim Bornhak), Drehbuch: AKIZ (Achim Bornhak)


Víctor Ullate Ballet - Léo Delibes: Coppélia

Music by Leó Delibes
Based on E.T.A. Hoffmann's 'Der Sandmann'
Choreography: Eduardo Lao
Director: Victor Ullate

Aus der Sammlung von

Ballet Víctor Ullate Communidad de Madrid

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Víctor Ullate Ballet

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Kurzbeschreibung
The Víctor Ullate Ballet brings to its repertoire a new version of an important, internationally performed classic. Choreographer and artistic director Eduardo Lao has assumed the task of reinventing Coppélia, using his versatile company of 23 dancers to contribute his personal vision. He emphasizes the comical spirit of Coppélia while keeping the original score written by Léo Delibes in 1870.
Lao’s creation takes place in a cybernetic laboratory specialised in artificial intelligence, where Doctor Coppelius is attempting to create a female android that moves and acts like a human. Lao’s staging of Coppélia allows the Víctor Ullate Ballet to use its technical and artistic capacity, by combining various styles and updating a historical dance favourite.

Musik

Besonders vielfältig ist die Rezeption im Bereich der Musik. So entstanden Ballettstücke, Opern, Instrumentalwerke und neue Rock-Genres, um nur einen kleinen Eindruck zu vermitteln. Ausgewählte Beispiele zeigen die folgenden Slides.

Ballett

  • Léo Delibes: Ballett Coppélia ou La fille aux yeux d’émail (1870) nach Hoffmanns Der Sandmann
  • Peter Tschaikowsky / Marius Petipa: Ballett Der Nußknacker (1892) nach Hoffmanns Nussknacker und Mausekönig
  • Nikolai Karetnikow: Ballett Klein Zaches (1970)


Richard Wagner: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg

Darsteller:innen: Peter Brunsmeier, Hans Hofmann, Werner Steinbach, Horst Ruether, Roman Wegrzyn, Elisabeth Löw-Szöky, Janis Martin, Klaus Kirchner, Heribert Steinbach, 1967-1968

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Landesarchiv Baden-Württemberg

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Foto: Gerd Weiss | Digitalisierung: Landesarchiv Baden-Württemberg

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Kurzbeschreibung
Foto: Gerd Weiss | Digitalisierung: Landesarchiv Baden-Württemberg

Oper und verwandte Formen

  • Felix Mendelssohn-Bartholdy: u.a. Aufführung von Teilen von Hoffmanns Oper Undine (1839)
  • Richard Wagner: u.a. Oper Tannhäuser (1842) nach Hoffmanns Sängerkrieg
  • Jacques Offenbach: Oper Les contes d’Hoffmann (1881) nach Hoffmanns Sandmann, Rat Krespel, Die Abenteuer der Sylvester-Nacht
  • Ferruccio Busoni: Oper Die Brautwahl (1912)
  • Paul Hindemith: u.a. Oper Cardillac (1926) nach Hoffmanns Fräulein von Scuderi
  • Otto Besch: Oper E.T.A. Hoffmann (1943)
  • Judith Weir: multimediales Bühnenwerk Heaven Ablaze in His Breast (1989) nach Hoffmanns Der Sandmann
  • Manfred Knaak / Rainer Lewandowski: Oper/Tanz/Musical Das Collier des Todes (2007) nach Hoffmanns Fräulein von Scuderi


Hector Berlioz: Symphonie Fantastique Op. 14

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Musopen

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Musopen

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Berlioz.png


Instrumentalmusik

  • Hector Berlioz: Instrumentalwerk Symphonie fantastique (1830) nach Hoffmanns Fantasiestücke in Callots Manier
  • Robert Schumann: u.a. Klavierwerk Phantasiestücke (1837) nach Hoffmanns Fantasiestücke in Callots Manier
  • Gustav Mahler: Teile der Symphonie 1 Todtenmarsch in „Callots Manier“ (1893) nach Hoffmanns Fantasiestücke in Callots Manier


Coppelius: Was war das denn

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Coppelius / Musiktheater im Revier

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Coppelius / Musiktheater im Revier

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Candida und 'Coppelius' in 'Klein Zaches, genannt Zinnober'. Nach der fantastischen Erzählung von E.T.A. Hoffmann. Komposition von 'Coppelius' und Thomas Rimes
Candida_und_Coppelius.jpg


Coppelius

Die Berliner 'Kammercore'-Band ist ein Gesamtkunstwerk, das stark von E.T.A. Hoffmann beeinflusst ist. Neben einem historisierenden Kleidungsstil der Bandmitglieder und einschlägigen Konzeptalben mit hoffmannesker Gestaltung ist vor allem die "welterste Steampunk-Oper" zur gleichnamigen Hoffmann-Erzählung 'Klein Zaches genannt Zinnober' hervorzuheben, die am 14. November 2015 im Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen Premiere hatte.



Rezeptionskarte: E.T.A. Hoffmanns Werke in aller Welt

https://de.dariah.eu/geobrowser, 2022

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Internationale Leselust

Anhand von Einträgen aus der weltweit größten bibliografischen Datenbank WorldCat haben wir eine Karte geschaffen, auf der alle verzeichneten Ausgaben zu Hoffmanns literarischen Werken zu finden sind. Die Darstellung ist nach einzelnen Werken, Ländern und Sprachen filterbar und kann auf gewählte Zeiträume eingegrenzt werden. So lässt sich auf einen schnellen Blick zum Beispiel erfahren, wo welche Werke gelesen wurden, und in wie vielen verschiedenen Sprachen Hoffmanns Werke erschienen sind.

DARIAH-DE Geo-Browser (etahoffmann.net)



Emma Braslavsky: Liebe, Wahn, Ewigkeit (Triptychon), Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Arrangements/Kompositionen: Lail Anna Braslavsky, Tonmischung: Alexander Magerl, Fotos: Noam Braslavsky, 2022

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Emma Braslavsky

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Emma Braslavsky

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Kurzbeschreibung
Links:
1. Spalte aus E.T.A. Hoffmann: Der Sandmann (1816)
2. Spalte aus Emma Braslavsky: Ich bin dein Mensch (2019)

Rechts: Molekulare Struktur zu E.T.A. Hoffmann: Elixiere des Teufels (1815)

Konzept: Emma Braslavsky | Gestaltung: TheGreenEyl

Emma Braslavsky: Liebe, Wahn und Ewigkeit (Triptychon) (2022)

In ihren visionären Werken beschäftigt sich die Berliner Schriftstellerin u.a. mit der Interaktion und den Gefühlen zwischen Menschen und Maschinen mit künstlicher Intelligenz. So sucht im Roman Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten (2019) eine KI-gesteuerte Polizistin ihren Platz in der Welt der Menschen. Die Erzählung Ich bin dein Mensch (2019) bewegt sich bei dem Versuch eines Menschen, eine Beziehung mit einem Roboter zu führen, auf den Spuren von Hoffmanns Der Sandmann.



Emma Braslavsky: Liebe, Wahn, Ewigkeit (Triptychon), Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Arrangements/Kompositionen: Lail Anna Braslavsky, Tonmischung: Alexander Magerl, Fotos: Noam Braslavsky, 2022

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Emma Braslavsky

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Emma Braslavsky

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Olimpias Baby

Teil 1 des Triptychons: Zwischen ausgewählten Passagen von Braslavskys Ich bin dein Mensch und Hoffmanns Der Sandmann sahen sich die Besucher:innen der Ausstellung mit 'Olimpias Baby' konfrontiert - einer belebten Puppe, die plötzlich ihren Kopf bewegt und die Melodie aus Hoffmanns Der Trank der Unsterblichkeit summt.



Emma Braslavsky: Molekulare Struktur zu E.T.A. Hoffmanns 'Elixiere des Teufels' (1815)

Fotomontagen: Noam Braslavsky unter Verwendung von gemeinfreien Bildern in Kombination mit privaten Familienfotos von Emma Braslavsky , 2022

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Emma Braslavsky

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Konzept: Emma Braslavsky | Gestaltung: TheGreenEyl

Emma Braslavsky: Molekulare Struktur zu E.T.A. Hoffmanns 'Die Elixiere des Teufels'

Teil 2 des Triptychons: Das komplexe Beziehungsgeflecht in der Erzählung lässt sich auch als anschauliche Grafik kaum entwirren: Es wimmelt nur so von Doppelgängern und verbotenen Verwandtschaftsverhältnissen.



Emma Braslavsky: Liebe, Wahn, Ewigkeit (Triptychon), Ausstellungsraum Frankfurt am Main, 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'

Arrangements/Kompositionen: Lail Anna Braslavsky, Tonmischung: Alexander Magerl, Fotos: Noam Braslavsky, 2022

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Emma Braslavsky

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Emma Braslavsky

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Konzept: Emma Braslavsky | Gestaltung: TheGreenEyl

Emma Braslavsky: Insta-Kanal von Katze Murr und Joe Kreisler

Teil 3 des Triptychons: Die Katze Murr und der DJ Joe Kreisler präsentieren sich in ihren Insta-Kanälen fotogen posend und mit psychedelischen Musikvideos.

Zur Anwendung



Metheor: Atlantis I - Hoffmann

Director: Ani Vaseva, 2022

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Metheor

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Metheor

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This video is part of Metheor's series ATLANTIS: https://www.youtube.com/@MTheOrg

Metheor: Atlantis I - Hoffmann

Mehrsprachige multimediale Performance des bulgarischen Theaterkollektivs Metheor unter Leitung von Ani Vaseva - entwickelt für das Kulturprogramm zu 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022'.



Metheor: Atlantis III - Heimlich/Unheimlich

Director: Ani Vaseva, 2022

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Metheor

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Metheor

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Metheor: Atlantis III - Heimlich/Unheimlich

Аtlantis ist E.T.A. Hoffmann gewidmet - dem Autor, dem Komponisten, dem unheimlichen Charakter - als ultimativer Effekt seines eigenen Werks. Die Hoffmann-Manie, die zwei Jahrhunderte andauerte, die die Geschichte der modernen Literatur und Musik unterirdisch umgeschrieben hat, ist ein direktes Ergebnis des Hoffmann-Effekts: des Effekts, das Reale zu destabilisieren, das Mehr-als-Reale aus dem "banalen" Gewebe des Realen herauszuholen. Hoffmann, das unheimliche Subjekt, steht seinem Double gegenüber: dem unheimlichen Realen. Atlantis - Hoffmanns utopischer Ort, das gelobte Land des Mehr-als-Realen, ist der Ort, an dem sich Hoffmanns unheimliche Welt - eine Welt, in der "alles Feste zu Luft zerfließt" - tatsächlich materialisiert. Sowohl die Hoffmanniana als auch die Hoffmann-Manie haben dort ihren Ursprung.



Metheor: Atlantis IV - Automata

Director: Ani Vaseva, 2022

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Metheor

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Metheor

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Metheor: Atlantis IV - Automata

In Atlantis mobilisiert Metheor seine charakteristischen theatralischen Kontra-Techniken. So wird Hoffmann, der Meister des Unheimlichen, zum Protagonisten eines Theateroratoriums, das einen phantastischen theoretischen Vorschlag entfaltet und so in Hoffmanns verkehrte Welt eintaucht. Die bulgarische Erstaufführung fand im Juni 2022 im Swimming Pool/Sofia statt, die deutsche Erstaufführung in einer Neuinszenierung für das Jubiläumsjahr im August 2022 im Berliner ACUD Theater. Weitere deutsche Station war im Januar 2023 das Gallus-Theater in Frankfurt am Main. Atlantis wurde mit Unterstützung der Stadtverwaltung Sofia und des Nationalen Kulturfonds Bulgariens realisiert. Die Inszenierungen in Deutschland wurden durch die Fördermittel des Projekts 'Unheimlich Fantastisch - E.T.A. Hoffmann 2022 ermöglicht (vgl. Impressum).



Commedia dell'arte Aufführung in der Staatsbibliothek zu Berlin

Fotografie, 2022, Berlin

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Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz

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Commedia dell'Arte

Als zweite internationale Position der darstellenden Kunst wurden komische Szenen des italienischen Stegreiftheaters gezeigt: E.T.A. Hoffmann teilte mit seinen Zeitgenossen seine Leidenschaft für Italien, die italienische Musik und Kunst. Als Musiker kam er über die Opera Buffa auch zur Commedia dell’Arte, die ihn immer mehr begeisterte.

Nach einer thematischen Einführung durch Dr. Tiziana Corda präsentierten die italienischen Schauspieler Matteo Forni und Nicolò Rossi Szenen und Lazzi der Commedia dell’Arte, die E.T.A. Hoffmann aus den italienischen Originaltexten von Carlo Gozzi und Carlo Goldoni kannte und in seinen Erzählungen Prinzessin Brambilla und Prinzessin Blandina thematisiert.

Eine virtuelle Ausstellung von

Team

Team des E.T.A. Hoffmann Portals der Staatsbibliothek zu Berlin:
  • Helen Kristin Bernert
  • Ursula Jäcker
  • Marion Manns
  • Benjamin Schlodder
  • Christina Schmitz
Künstlerische Leitung ETAH2022:
Kommunkationsgrafik ETAH2022:
Erstellt mit :
DDB Studio
Ein Service von:
DDB Studio

Diese Ausstellung wurde am 30.06.2023 veröffentlicht.



Impressum

Die virtuelle Ausstellung Unheimlich Fantastisch – E.T.A. Hoffmann 2022 wird veröffentlicht von:

Staatsbibliothek zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz


Potsdamer Straße 33
10785 Berlin


gesetzlich vertreten durch

Prof. Dr. Achim Bonte, Generaldirektor

Telefon:

+49 30 266 - 0


Fax:

+49 30 266 333701


E-Mail:  

https://staatsbibliothek-berlin.de/service/kontakt-auskunft

Inhaltlich verantwortlich:
Dr. Christina Schmitz, Projektleitung
Staatsbibliothek zu Berlin - PK
Benutzungsabteilung | Wissenschaftliche Dienste
Potsdamer Straße 33
10785 Berlin

Kurator*innen:

Ursula Jäcker, Staatsbibliothek zu Berlin
Marion Manns, Staatsbibliothek zu Berlin
Dr. Christina Schmitz, Staatsbibliothek zu Berlin
Benjamin Schlodder, Staatsbibliothek zu Berlin

Prof. Dr. Wolfgang Bunzel, Freies Deutsches Hochstift (für den Frankfurter Ausstellungsort)
Prof. Dr. Bettina Wagner, Staatsbibliothek Bamberg | Präsidentin der E.T.A. Hoffmann-Gesellschaft (für den Bamberger Ausstellungsort)

 

Rechtliche Hinweise:
Die Deutsche Digitale Bibliothek verlinkt die virtuelle Ausstellung auf ihrer Internetseite https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/content/virtuelle-ausstellungen. Dabei wurde auf die Vertrauenswürdigkeit der Institution, welche die Ausstellung veröffentlich hat sowie die Fehlerfreiheit und Rechtmäßigkeit der virtuellen Ausstellung besonders geachtet. Der auf dieser Internetseite vorhandene Link vermittelt lediglich den Zugang zur virtuellen Ausstellung. Die Deutsche Digitale Bibliothek übernimmt keine Verantwortung für die Inhalte der virtuellen Ausstellung und distanziert sich ausdrücklich von allen Inhalten der virtuellen Ausstellung, die möglicherweise straf- oder haftungsrechtlich relevant sind oder gegen die guten Sitten verstoßen. 

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handelnd für das durch Verwaltungs- und Finanzabkommen zwischen Bund und Ländern errichtete Kompetenznetzwerk

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Hosting und Betrieb:  
FIZ Karlsruhe - Leibniz Institut für Informationsinfrastruktur GmbH



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