„Wie komme ich in den Himmel?“
Diese Frage beschäftigte die meisten Menschen im Spätmittelalter tagtäglich. Die Forschung spricht von einer Vielfalt, Intensivierung und Steigerung der Frömmigkeit und einer großen Heilssehnsucht, ja einem „riesigen Hunger nach dem Göttlichen“ („immense appétit du divin“, Lucien Febvre). Die Zeit um 1500 gilt gar als „eine der kirchenfrömmsten Zeiten des Mittelalters“ (Berndt Hamm). Der Boom erfasste nicht nur die Städte, sondern auch Kleinstädte und Dörfer. Den Menschen boten sich viele Möglichkeiten, durch frommes Handeln für ihr irdisches Leben, aber auch für das Jenseits vorzusorgen, kurz: Es gab viele „Wege zum Himmel“. Doch welche Vorstellungen von Himmel und Hölle hatte man vor Augen? Welche Wege suchte man, um sich das himmlische Heil zu verdienen? Wo und wie erfuhr man vom Himmel? Und wie konnte man schon auf Erden ein Stück Himmel erleben? In das religiöse Alltagsleben der Menschen und ihr Engagement für die Kirche geben zahlreiche schriftliche Quellen, Kunstwerke und Sachzeugnisse anschauliche Einblicke.
Im Sommersemester 2021 beschäftigten sich Studierende der Theologischen Fakultät Leipzig in einer kirchenhistorischen Übung mit diesen Quellen und konzipierten und kuratierten diese Ausstellung. Dabei konnte insbesondere auf Publikationen und Kataloge zurückgegriffen werden, die im letzten Jahrzehnt im Zusammenhang mit großen Ausstellungen zur mitteldeutschen Frömmigkeit entstanden sind und den Forschungsstand auf ein neues Niveau gehoben haben („Umsonst ist der Tod. Alltag und Frömmigkeit am Vorabend der Reformation in Mitteldeutschland“, 2014; „Tetzel – Ablass – Fegefeuer“, 2017).