Tafeln bei Hofe
Vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert hinein kam der höfischen Tafel eine überragende Bedeutung bei der Entwicklung der Esskultur zu. An ihr bildeten sich Gepflogenheiten aus, die wir heute als selbstverständlich betrachten, wie z.B. der Gebrauch von Messer und Gabel, aber auch die Tischmanieren. Auf ihr wurden Speisen dargeboten, die andernorts undenkbar gewesen wären. Und darüber hinaus besaß sie eine enorme Repräsentativfunktion. Durch den Aufwand, die Speisen und die an-wesenden Gäste demonstrierte der jeweilige Hof seinen Reichtum und seine politische Bedeutung.
Allerdings waren die Unterschiede je nach Rang des Territorialherrn enorm. Die Vielzahl höfischer Zentren in Hessen kann dies belegen. Sie reichten von den Höfen in Kassel, Darmstadt und – im 19. Jahrhundert – in Wiesbaden mit überregionaler Ausstrahlung über verschiedene Kleinstterritorien bis hin zu landsässigem Adel, der ebenfalls sein Möglichstes tat, um am Tisch seine Zugehörigkeit zur Adelskultur unter Beweis zu stellen.
Die Speiserezepte sind dabei eher selten dokumentiert. Reichhaltige Überlieferung gibt es von Rechnungen und Speisekarten.