Reproduktionen und Digitalisierung
Die Dresdner Maya-Handschrift wurde in den letzten zweihundert Jahren aufgrund ihrer großen Bedeutung in verschiedenen Formaten reproduziert und veröffentlicht.
Nach Humboldts Teilabdruck des Dresdner Codex von 1813 fertigte der Italiener Agostino Aglio 1825 eine komplette farbige Kopie durch Abzeichnung des Dresdner Manuskripts an, die 1830 in der Reihe „Antiquities of Mexico“ erschien. Diese erste, sehr rare Gesamtausgabe bildete eine Grundlage für die spätere Mayaforschung.
Ernst Wilhelm Förstemann gab in den Jahren 1880 und 1892 die ersten fotografischen Reproduktionen des Manuskripts mit Hilfe des Chromolichtdruckes heraus. William Gates veröffentlichte 1932 eine auf den Zeichnungen von Aglio basierende verkleinerte Kopie, die für Studienzwecke die Seiten des Codex ohne Hinzufügung von interpretierenden Details und in der ursprünglichen Reihenfolge als Leporello zeigt. Weitere Faksimiles (lat. „fac simile“ = „mach es ähnlich“) mit wichtigen wissenschaftlichen Kommentaren erschienen 1962 von Helmut Deckert und Eva Lips sowie 1972 vom damals führenden Mayaforscher Eric Thompson (1898–1975). Die jüngste Faksimile-Ausgabe von Ferdinand Anders und Helmut Deckert (1975) auf der Grundlage neuer Farbaufnahmen gibt den Codex im Originalformat als Leporello wieder.
Im Juni 2008 wurde die Maya-Handschrift mit einer Scannerkamera Pentacon Scan 5000 digitalisiert. Die Handschrift wurde dabei aus konservatorischen Gründen mit den Glasummantelungen aufgenommen. Je zwei Faltblätter wurden für ein Bild mit einer Auflösung von ca. 80 Millionen Pixeln gescannt. Der Scanvorgang in der Schatzkammer dauerte eine Woche, die anschließende Bildbearbeitung etwa zwei Wochen, das Einstellen und Erschließen in der Datenbank der Deutschen Fotothek bzw. in das Präsentationssystem der Digitalen Sammlungen der SLUB nahm nochmals etwa eine Woche in Anspruch.
Dank der hohen Auflösung können weit besser als am ausgestellten Original erstmals auch kleinste Details, wie etwa die Ansetzungspunkte der Pinsel oder die Struktur des Papiers, nachvollzogen werden. Nun steht dieses kulturelle Dokument von Weltgeltung jedem Nutzer in der digitalen Welt jederzeit zur Verfügung. Die Daten werden langzeitgesichert.