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Hieroglyphenschrift und Zahlensystem

Hieroglyphen

Bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts konnte man nur die Hieroglyphen für die Götter und die kalendarischen Teile der Dresdner Handschrift deuten. Eine sprachliche Entzifferung der Texte war jedoch nicht möglich.

Der sowjetische Wissenschaftler Juri Knorosow (1922–1999) fand heraus, dass die Hieroglyphen der Maya-Schrift jeweils zur Hälfte aus Wortzeichen (Logogrammen) und aus Silbenzeichen bestehen und menschliche Sprache wiedergeben. Seine Studien bildeten die Grundlage für die in den 1980ern begonnene und bis heute nicht abgeschlossene Entzifferung der Maya-Schrift.

Im Dresdner Codex kommen etwa 350 unterschiedliche Schriftzeichen vor, von denen man heute ungefähr 250 (etwa 100 Silben und ca. 150 Logogramme) lesen kann. Die Wort- und Silbenzeichen wurden von den Mayaschreibern vielfältig kombiniert. Logogramme repräsentieren z. B. die Namen der Götter, wichtige Substantive und Adjektive, mit denen häufig Silbenzeichen als Suffixe (Wortendungen) verbunden sind. Aber auch durch bloße Zusammensetzung von entsprechend lautenden Silbenzeichen konnten Wörter geschrieben werden.   

Die Einheit von Bildern und dazu gehörendem Hieroglyphentext wird als T’ol bezeichnet. Die mit tiefschwarzer Farbe geschriebenen Hieroglyphen werden paarweise von links nach rechts und in zweispaltigen Reihen gelesen.

Jüngst wurde an der Abteilung für Altamerikanistik der Universität Bonn ein auf 15 Jahre veranschlagtes Großprojekt zur Erstellung des ersten Gesamt-Wörterbuches der klassischen Maya-Sprache („Interdisciplinary Dictionary of Classic Maya“ [IDIOM]) begonnen. Das Vorhaben wird von der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und Künste mit 5,4 Millionen Euro unterstützt:

https://www.iae.uni-bonn.de/forschung/forschungsprojekte/laufende-projekte/idiom-dictionary-of-classic-mayan/interdisciplinary-dictionary-of-classic-mayan-idiom

Zahlen

Die Maya verwendeten für die Darstellung ihrer auf der Zahl Zwanzig basierenden Mathematik (Vigesimalsystem) ein einfaches Punkt-Strich-System. Für die Zahlen von eins bis vier schrieben sie entsprechend viele Punkte. Ein Balken repräsentierte den Wert fünf und eine stilisierte Muschel die Null. Die Zahl 19 stellten sie mit Hilfe von drei übereinandergeschriebenen Strichen und vier darüber liegenden Punkten dar. Höhere Zahlen wurden in einzelnen Zahlengruppen übereinander angeordnet, wobei jede Stelle nach bestimmten Regeln multipliziert werden musste. Die Zahlzeichen wurden je nach Funktion in Schwarz oder in braunrotem Farbton geschrieben.

Eine virtuelle Ausstellung der Deutschen Digitalen Bibliothek

kuratiert von der
Sächsischen Landesbibliothek - Staats- und Universitätsbibliothek Dresden

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Hieroglyphenschrift und Zahlensystem