Erste wissenschaftliche Forschungen
Die Geschichte der wissenschaftlichen Erforschung der Dresdner Maya-Handschrift begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Der Dresdner Oberbibliothekar Ernst Wilhelm Förstemann (1822–1906) gab 1880 ein mit der damals modernsten Technik des Chromo-Lichtdruckes auf fotografischer Basis hergestelltes Faksimile (lat. „fac simile“ = „mach es ähnlich“) heraus. Von Mathematik und Astronomie begeistert, machte Förstemann grundlegende Entdeckungen über das Zahlensystem und die Kalenderrechnung der Maya, erkannte die Einteilung in 260tägige Abschnitte (Almanache) und die Bedeutung der astronomischen Tafeln bezüglich der Venus sowie der Tafeln zu Sonnen- bzw. Mondfinsternissen.
Der Berliner Gerichtsassessor Paul Schellhas (1859–1945), der jahrzehntelang mit Förstemann in intensivem Briefwechsel stand, beschäftigte sich mit den Göttern sowie den Hieroglyphen aller drei Maya-Handschriften und etablierte ein noch heute in der Wissenschaft benutztes Schema der Benennung der Götter mittels Großbuchstaben. Die fruchtbare Zusammenarbeit der beiden Forscher dauerte bis zum Tod Förstemanns 1906.