Der Codex Dresdensis ist eine Sammelhandschrift, die von sechs Schreibern gefertigt wurde und in einzelne Kapitel und Abschnitte unterteilt ist, die durch braunrote Umrandung kenntlich gemacht sind.

Die verschiedenen Kapitel lassen sich in zwei größere Themenkomplexe einteilen. Einen großen Teil nehmen Kapitel mit Abschnitten ein, die auf dem 260-tägigen Ritualkalender der Maya basieren. Diese als Almanache bezeichneten tabellenartigen Passagen zeigen günstige bzw. ungünstige Tage, um bestimmte Handlungen oder Opfer zu vollziehen. Der Priester ermittelte solche Tage mittels der vertikalen Tageszeichensäule, die am Beginn jedes Almanachs steht, sowie den Zahlzeichen, die sich in horizontaler Reihe direkt über den Bildern befinden.

Die Kapitel mit Tafeln zu astronomischen oder meteorologischen Ereignissen, wie z. B. die Venustafel und die Regentabellen, folgen dagegen einem anderen Aufbau. In der Regel bestehen sie aus einer Art Vorwort, in dem u.a. die für die Phänomene verantwortlichen Götter genannt werden, und einem eigentlichen Tafelteil. Durch die hier aufgelisteten Zahlenreihen kann der jeweilige Eintritt, z.B. einer Regenzeit, berechnet werden.

Die einzelnen Kapitel lassen sich nach der rekonstruierten ursprünglichen Seitenfolge des Codex Dresdensis wie folgt zusammenfassen (die Nummerierung der Seiten gibt die davon abweichende, von Agostino Aglio eingeführte Zählung wieder):

S. 1–15: verschiedene Almanache u. a. zum Einkleiden von Götterfiguren, zur Anrufung der Götter und ihrer Opfergaben

S. 16–23: Almanache der Mondgöttin, zuständig für Geburt und Krankheiten

S. 24, 46–50: Venustafel, die zur Ermittlung des von den Maya gefürchteten Erscheinens der Venus als Morgenstern diente

S. 51–58: Eklipse-Tafeln, die zur Vorhersage von Sonnen- und Mondfinsternissen verwendet wurden, die die Maya mit allgemeiner Not und Gefährdung assoziierten

S. 58–59: eine vermutlich ebenfalls zur astronomischen Voraussage benutzte Multiplikationstafel mit Vielfachen von 78

S. 60: Aufzeichnung zu Prophezeiungen oder Geschehnissen in einem K’atun, einem zwanzig Jahre umfassenden Zeitraum (wobei ein Jahr 360 Tage hat)

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S. 60* (eine Leerseite)

S. 61–74: Kapitel über das Wirken des Regengottes Chaak mit Almanachen sowie Tafeln von zu erwartenden Regenzeiten, Dürren und Fluten

S. 25–28: Neujahrszeremonien

S. 28*–28*** (drei Leerseiten)

S. 29–45: Almanache mit Weissagungen zur Landwirtschaft

S. 43–45: Marstafel, mit der Voraussage von guten und schlechten Wirkungen des Marsgottes

S. 45: Tabelle mit Vielfachen von 364 Tagen, deren Verwendung noch nicht geklärt ist